und wenn ber Regent nicht ernstlich einschreltet, so ist in der That zu befürchten, daß General Chassé seine ,, ehestens in Volljug setzt und die Stadt wieder mit einem Bombardement heimfucht. Vorläufig läßt er den der Citadelle gegenüber be⸗ findlichen Deich durchstechen, um sich nöthigenfalls durch die Polder eine Passage für die Schiffe zu verschaffen, wo sie von den Kugeln unserer Batterieen nicht erreicht werben können. Es ist ungemein schwer, die hier befindlichen Soldaten und die niedere Einwohnerklasse in Schranken zu halten. Erst heute fielen wie⸗ der an 50 Flintenschüsfe, und zwar auf der, ganzen Linie vom Nord⸗Fort bis an das Quai, auf eine Holländische Barke, die nach der Citadelle segelte. Dem Vernehmen nach, waren es sämmt⸗ liche Schildwachen, die ihre Gewehre abfeuerten; man schien zwar auf der Eitadelle keine besondere Notij davon Mm neh⸗ men, doch schweben wir nichtsdestoweniger in der größten Gefahr. Auf unseren Wällen hatten die Artilleristen heute, ohne Befehl dazu zu haben, Alles vorbereitet, um die Beschießung der Eitadelle zu beginnen; glücklicherweise kamen jedoch die Osf⸗— fijiere noch zeltig genug herju, um das Abbrennen der geladenen Mörfer zu verhindern. Mehrere Soldaten wurden verhaftet, und bei Einem derfelben fanden sich 37 Dreigulden⸗ Stücke, was dar⸗ auf hindeutet, daß die bekannte Partei in Brüssel förmlich dar⸗ auf ausgeht, das Militair durch Bestechungen zu Excessen zu leiten.
3 Grü ssel, 12. Jun. Gestern um 11 Uhr Morgens nahm der General Belliard von dem Regenten Abschied; sein Besuch dauerte ungefähr z Stunden; von da begab er sich nach dem Kriegs-Minsterium und hatte später mit Lord Ponsonhh eine Konferenz. Der General hatte verschiedene Depeschen erhalten, welche ihn ausdrücklich dahin instruirten, unmittelbar nach dem Lord Ponsonby Brüssel zu verlassen. Um 4 Uhr Nachmittags begab er sich, noch einmal zum Regenten und reiste eine Stunde darauf ab.
. Ponsonby verließ die Stadt zu Fuß und bestieg erst vor dem Thore seinen Wagen. Man hat bemerkt, daß er in demselben Augenblick einen Courier mit Depeschen abfertigte, welcher den Weg nach dem Palaste des Regenten nahm.
Der Magistrat und der Militair⸗ Gouverneur von Lüttich
haben Proclamationen erlassen, worin sie die Einwohner warnen, sich nicht zum Aufstecken Französischer Fahnen verleiten zu lassen, und die e,, strenger Maaßregeln gegen jedes Unterneh— nen der Art ankündigen. Gestern wurden ö. gerichtlichen Verhandlungen in der An⸗ gelegenheit des Obersten Gregoire geschlossen. Der Gerichtshof fällte nach einer langen Berathung gegen 3 Uhr folgendes Ur⸗ theil: Gregoire und de Bast sind, Ersterer zu zehnjährigem Ge⸗ fuüngniß und öffentlicher Ausstellung, Letzterer zu fünfjährigem Ge⸗ fängniß ohne öffentliche Austellung verurtheilt. Die Herren Jacduemyns und d'Origny sind frei gesprochen worden. Gregoire und de Bast haben auf Cassation angetragen. .
— — Brüßssel, 12. Juni. Die nun wirklich erfolgte Ab⸗ reise des Lords Ponsonby und des Generals Belliard hat hier einige Bestürzung hervorgebracht, und wiewohl der Pöbel fort⸗ während durch die Bemühungen einiger Volks⸗Aufwiegler in der alten ausgelassenen Bewegung erhalten wird, so ist doch im Allgemeinen eine trübe Stimmung unter den Einwohnern nicht zu verkennen. Nachdem der erste Rausch der Revolution längst verflogen und darauf so manche neue Hoffnung getäuscht worden ist, fängt man an, auf die gute alte Zeit mit stillem Bedauern zurückzukommen. So Mancher spricht halb wider Willen die wehmüthige Erinnerung an die bürgerliche Thätigkeit und den Flor aus, die von der milden Regierung des Königs Wilhelm überall, und namentlich hier in Brüssel, hervorgerufen worden maren. Der Wunsch, diese Zeit zurückgekehrt zu sehen, läßt sich mehr als halblaut vernehmen, und nur die eitle Besorg⸗ niß, dem übrigen Europa, nachdem so viel gesprochen und so Manches gethan worden, als lächerlich zu erscheinen, läßt diesen Wunsch micht völlig durchdringen und zur That werden. Von den Mitgliedern der Königl. Familie sind es besonders J. K. K. H. die Prinzessin von Oranien und J. K. H. die Prinzessin Friedrich, von denen selbst die niederen Klassen der Bevölkerung noch mit großer Anhänglichkeit sprechen. Wenn nicht überall die Erimerungen an das wahrhaft humane und so oft als Muster aufgestellte Benehmen der Niederländischen Königs⸗Familie noch haften, so sind daran nur die Bemühungen einiger politischen und religibsen Zeloten Schuld, zu welchen namentlich auch der bekannte Graf Robiano von Boorsbeck gehört, der sich nicht scheut, in Flandern die boshaftesten Verleumdungen gegen eine Familie zu verbreiten, deren erhabene Tugenden gegen seine heuch⸗ lerische Frömmigkeit einen schneidenden Kontrast bilden. Die Flandrischen Deputirten sind es auch besonders, die sich hier in heftigen Aeußerungen sowohl gegen die Londoner Konferem, als gegen Holland, vernehmen lassen und fortwährend zu einem all⸗ gemeinen Kriege rathen. Wer imwischen die jetzige Verfassung unseres Heeres und die Stimmung des Volkes im Allgemeinen, einige Schreier abgerechnet, kennt, wird sich selbst sagen, daß wir nichts weniger als schlagfertig sind. Namentlich befindet sich die Kavallerie in Folge der unter den Pferden eingerissenen Krankheiten in traurigem Zustande; von den 3200 Pferden, die für die Remonte angeschafft wurden, sind bereits so viele zum Theil todt gestochen, zum Theil unbrauchbar, daß nur noch etwa 1500 als dienstfähig angesehen werden können. Die Infanterie ist theils noch so undisciplinirt, wie sie es seit dem Entstehen des Belgischen Heeres war, und theils besitzt sie sehr schlechte Gewehre, die allenfalls bei der Parade, schwerlich aber im Kampfe zu ge⸗ brauchen sind. Die früher in Antwerpem und dessen Umgebung kantonirt gewesenen, aus dem gemeinsten Gesindel gebildeten, Freiwilligen sind bekanntlich nach den kleinen Wallonischen Städ⸗ ten in der Gegend von Namur verlegt worden, und dies hat die Folge gehabt, daß man dort, wo man sonst am eifrigsten anti⸗Holländisch gesinnt war, die gute alte Zeit mehr als irgendwo zurückwünscht. Einige Deputirte, aus diesen Gegenden wollen zwar, sobald die bestimmte abschlägige Antwort des Prinzen Leo— pold eintrifft, im Kongresse die Vereinigung mit Frankreich zum Gegenstande eines Antrages machen; dieser dürfte jedoch, bei der bekannten antigallikanischen Gesinnung unserer Gezstlichkeit, auch jetzt nur wenigen Anklang finden. — Die Aussschten für die diesjährige Ernte sind in Belgien sehr günstig, und dies ist noch das Einzige, was einen Theil der Bevölkerung, nämlich die Landleute, für jetzt emporhält.
Warschau, 16. Juni. Die Staatsxreitung meldet jetzt als offiziell, daß die National⸗Regierung den Senator Kastellan Leo Dembowski zum ordentlichen Finanz⸗Minister ernannt hat.
Demselben Blatt zufolge, soll der General Romarino das Kommando über das Corps des Generals Dziekonski erhal⸗ ten; andererseits heißt es, daß Genexal Creutz sich nicht nach Brjese begeben habe, sondern durch Podlachien marschire, um sich mit der Russischen Hauptarmee zu vereinigen.
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Eben dieses Blatt sagt: „Die Deutschen Zeitungen haben irrige Nachrichten darüber verbreitet, als ob die Insurree⸗ tion in Podolien völlig unterdrückt worden sey. hat bis jetzt nur mit den Insurgenten der Distrikte von Olvio⸗ pol, Naysyn, Latyczew, Lipowiez und Human gekämpft. Er hat bis jetzt den Insurgenten fünf Treffen geltefert; aber überall, wo sie selbst angriffen, wurden die Russischen Corps zersprengt. Die Bauern schlugen sich sehr tapfer. Die bei Daszow erlittene Niederlage schreiben die Insurgenten dem Capitain Orlikowski zu, welcher bei Ausführung eines Manövers mit ungeübter Ka— vallerie eine rückgängige Bewegung machte und dadurch Ver—⸗ wirrung veranlaßte. Nach dem Treffen bei Daszow hatten die Insurgenten wieder Vortheile errungen, zwei Geschütze genom—⸗ men und 300 Mann zu Gefangenen gemacht. Der Graf Rze⸗ wuski ist nicht geblieben, sondern nur verwundet worden. Selbst
von Insurgenten in den Wäldern umher.“
In der Warschauer Zeitung heißt es: „Folgendes sind die gewisseren Nachrichten über die Expedition des Generals Chlapowski. Im Bialystockschen war es ihm günstig gegangen; er rückte daher mit seinem Corps nach Litthauen vor; seine Streitkräfte vermehren sich täglich durch hinzukommende Freiwil⸗ lige, und die Ankunft der Polen hat die Litthauer Insurgenten neu belebt. Aus der Bialowieser Haide haben sich ihnen viele Jäger angeschlossen. Se. Kaiserl. Hoheit der Cesarewitsch begab ssch mit der Fürstin Lowiez nach Slonim; aber General Chla— powski drang mit außerordentlicher Schnelligkeit in die ehema— lige Wojewodschaft Nowogrod ein und näherte sich der Stadt Slonim, indem er der Fürstin Lowicz (deren Schwager er ist) den Rath ertheilte, sich aus dieser Stadt zu entfernen; sie reiste daher nach Minsk ab, und Chlapowski soll sich eiligst nach Wilna gewandt haben.“
Ein hiesiges Blatt meldet: „Wir wissen aus sicherer Quelle, daß am 7Tten d. der General Chrzanowski einen bedeu— tenden Vortheil über das vom General Rüdiger kommandirte Corps davongetragen hat; die Affaire ist zwei Meilen von Za— mosc vorgesallen; die Details sind uns jedoch noch nicht bekannt.“
Der junge Fürst Poniatowski, Adoptivsohn der Gräfin Tyszkiewicz, Schwester des Fürsten Joseph Poniatowski, ist in Warschau angekommen, um in die Armee einzutreten; er hatte im vorigen Jahre in dem Französischen Heere an der Expedition nach Algier Theil genommen.
Im hiesigen Merkur wird darüber Beschwerde geführt, daß die National-Regierung in ihrer Bekanntmachung über die Dimission des Generals Krukowiezki dessen Vergehen nicht an⸗ gegeben und ihn gestraft habe, ohne daß man wisse, warum, vielleicht sogar ganz aus eigener Willkür oder, ohne Untersuchung der Sache, auf die bloße Vorstellung des Generalissimus. Es werden hierauf die früheren Verdienste jenes Generals und be— sonders auch seine letzteren um Aufrechthaltung von Zucht und Ordnung in der Hauptstadt hervorgehoben, welche ihn um . mehr zu Forderung eines gerechteren Verfahrens berechtigt ätten. ͤ
Die Warschauer Zeitung berichtet: „Vermittelst der Preußischen Militair-Behörden im Großherzogthum Posen hat sich bei unseren Behörden ein Arzt aus St. Petersburg anmel— den lassen, der in der Heilung der Cholera sehr erfahren seyn soll; er bietet seine Dienste an und versichert, daß er sich unter die Aufsicht einer städtischen Behörde stellen und in keine politische Korrespondenzen und Angelegenheiten einlassen will. Die Na— tional-⸗Regierung hat dies Anerbieten angenommen; sie wird den Arzt unter Bedeckung hierher geleiten lassen. Im medizinischen Conseil soll er seine Maaßregeln bei Heilung der Cholera und seine Ansichten über diese Krankheit an den Tag legen und, wenn er nichts Neues mitbringt, was unseren Aerzten noch unbekannt wäre, mit Dank und einer angemessenen Belohnung wieder an den Ort, von wo er gekommen, zurückgeleitet werden.“ — Da⸗ gegen sagt die Staats-Zeitung in derselben Beziehung: „Fast hätten wir einen Arzt aus St. Petersburg erhalten. Der Dok⸗ tor Kildaszewski, welcher die Cholera während deren Grassirens in Moskau heilte, wurde mit einer Instruction des Generals Tschernischoff, in politischer Hinsicht sich in Nichts zu mischen, sondern nur mit seiner Erfahrung Hülfe zu leisten, von St. Pe⸗ tersburg abgesandt. Er langte an unserer Gränze an, hatte ein Empfehlungs⸗Schreiben vom Feldmarschall Gneisenau an den Regierungs⸗Präsidenten Fürsten Czartoryski und ließ sich durch den Königl. Preußischen Befehlshaber des Gränz-Cordons, Ge⸗ neral Zastrow, wegen seines Hierherkommens anmelden. Doch wurde ihm der Zutritt in unser Land nicht gestattet. Denn wenn wir auch gegen die Cholera nicht hinreichenden ärztlichen Beistand hätten, so würde er doch deshalb noch weniger als An⸗ dere haben nützen können, weil er aus politischen Rücksithten sich Sicherheits-Maaßregeln hätte unterwerfen müssen, die seine Thä—⸗ tigkeit gehemmt haben würden.“
Der am 1sten d. M. zusammengetretene Verein für Ver⸗ besserung des Zustandes der Bauern hat eine Sitzung gehalten, in welcher zum Präsidenten einstimmig der Warschauer Depu— tirte Valentin Zwierkowski, zum Vice⸗Präsidenten der Advokat J. Owidzki und zum Secretair der Redacteur der Polnischen Zeitung, Herr J. N. Janowéki, gewählt wurden. In der näch— sten Sitzung soll über das Projekt der Statuten des Vereins, welches von einem Comité unter Vorsitz des Staats-Referen⸗ dars Marszalowski angefertigt wird, verhandelt werden. Bis jetzt zählt dieser Verein 70 Mitglieder.
In der Warschauer Zeitung befindet sich folgender als eingesandt bezeichneter Artikel; „Da kein Gesetz, keine Behörde der zügellosen Frechheit der Presse steuert und die Zeitungsschrei⸗ ber, nur im Umsichwerfen mit Verleumdungen muthig und keck, sich auf dem Kampfplaͤtz, wenn sie von den Beleidigten heraus⸗ gefordert werden, als niedrige Feiglinge zeigen, so wird hierdurch bekannt gemacht, daß sich nach dem Muster des patriotischen Vereins in der Hauptstadt ein Strafverein gegen die verleum— derischen Journalisten gebildet hat. Dieser Verein, der aus einer ziemlichen Anzahl von Personen besteht, wird jeden in den Jour— nalen befindlichen Artikel zur Beurtheilung vornehmen, und da kein Jonrnalist eine Caution für seine Verantwortlichkeit stellt, so wird der Verein, wenn jener keine Ehren-Erklärung und Sa⸗ tisfaction giebt, körperliche Strafen in Ausübung bringen. Denn wenn die Regierung den guten Ruf der Bürger nicht beschützt, so versetzt sie einen Jeden in die Nothwendigkeit, sich persönlich Genugthuung zu verschaffen.“
— Privat⸗Nachrichten aus Warschau vom 14. Juni zu— folge, war die Polnische Haupt-Armee an diesem Tage wieder ins Feld gerückt.
Deutschland.
Braunschweig, 15. Juni. Hier ist folgende Bekannt— machung erschienen: „Von Gottes Gnaden Wilhelm, Herzog zu Braunschweig und Lüneburg u. s. w. Nachdem, zufolge der jetzt
eingegangenen Berichte, die nach Vorschrift der erneuerten Land—
General Roth
in den genannten Distrikten kreuzen noch immer Abtheilungen
bewaffneten
schafts⸗Ordnung 8. 11 und 12 vorzunehmenden Wahlen der zu zweiten Section der Stände gehörigen Deputirten der Stäh und der Freisassen stattgefunden haben, so ist nunmehr der Zen punkt erschienen, wo Wir, wie es schon längst Unfer Wuns war, eine Bestimmung über die Versammlung der vereintz Stände erlassen können. Wir haben daher beschlossen, daß en offener Landtag in Unserer Residenzstadt Braunschweig gehalten werde, und in Erwägung, daß der Mehrzahl der getreuen Stanz das Erscheinen auf dem Landtage während der Ernte⸗Momah— und zur Zeit der Herbstbestellung beschwerlich seyn würde, bestimm daß derselbe am Z9sten des nächstkünftigen Monats Septemha
eröffnet werde. Wir vertrauen zu dem bewährten patriotischa
Eifer, den uneigemnützigen Gesinnungen und den erleuch tel Einsichten der vereinten Stände, daß die hochwichtigen Verham— lungen von neuem dazu beitragen werden, die Wohlfahrt um das Glück des Landes zu befördern und fester zu begründen Braunschweig, 11. Juni 1831. Auf höchsten Spenial-Vefehl Graf von Veltheim. von Schleinitz. Schulz.“
Am 12. . M. wurde durch eine Deputation von 15 Bürgern den Kommandanten von Braunschweig, General-Lieutenant von Herzberg Excellen, der Ehrensäbel überreicht, welchen Braun schweigs Bürger als Ehrengeschenk für denselben, zur Anerken nung seiner vielen und hohen Verdienste um das Vaterland, voh zugsweise aber um unsere Stadt in den gefahrvollen Stunden des 6. und 7. Septembers v. J., hatten anfertigen lassen.
Hamburg, 16. Juni. Laut Nachrichten aus Kurhapn ist das Schiff „vier Brüder“, Capitain Lühr Liebie, von Ru stock nach Hamburg bestimmt, da es unter Anderem Lumpen, ahh Kleider und rohe Häute an Bord hatte und der Capitain er, klärte, mit seinem Schiffe nach keiner Reinigungs-Quarantaint Anstalt gehen zu können, in Gemäßheit der Bekanntmachum des Senats vom Sten d. M. und in Folge dessen Beschlusst vom 15ten d. M., von Kuxhaven nach Rostock zurückgewiesen, Die Schiffe „Wienands“, Capitain Hein Bornholdt, und „Fra Rebecka“, Capitain Johann Broders, mit Gewehren und Stück, gütern beladen, von Kopenhagen auf hier bestimmt, sind, da st ohne Quarantaine⸗Pässe und sonstige Papiere hier ankamen, n Gemäßheit der Verordnung vom Sten d. M., mit Wache beleg und am 14ten d. unter Quarantaine⸗-Flagge nach Kuxhaven die Observations⸗-Quaarantaine zurückgewiesen.
tal ie n.
Turin, 4. Juni. Am Frohnleichnamsfeste begab sich de König, dem Beispiele seiner Vorfahren gemäß, mit feinem Ge folge nach der Karthause von Collegno und wohnte im Innem dieses Klosters der Feier jenes Kirchenfestes bei.
Florenz, 7. Juni. Vorgestern traf Se. K. H. der Prin v. Joinville nebst Gefolge von Livorno hier an und stieg im Großherzogl. Palaste ab.
Neapel, 309. Mai. Einem Ministerial-Berichte zufolge, be laufen sich die Steuer-Erleichterungen, die der König den Pre vinzen diesseits der Meerenge mit Ausnahme Neapels, für wel. ches ein besonderer Bericht abgestattet werden wird, auf 1,192,7 Dukaten, was durch die in der Verwaltung eingeführten Erspah— nisse nothwendig geworden ist; im nächsten Jahre soll dieselbe Begünstigung auch auf Sicilien ausgedehnt werden. — Heute als an seinem Namenstage, hat der König den wegen Theilnahme an dem Vorfall von Monteforte (im Jahre 1820) verurtheilten Personen vollständige Begnadigung gewährt. Auch sind mehren Militairs der im Jahre 1821 aufgelösten Armee wieder in den aktiven Dienst berufen worden.
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Smyrna, 15. Mai. Der hiesige Courrier meldet: „Die erste Woche dieses Monats wurde durch ernsthafte Unordnüngen bezeichnet, die unter der friedlichen Einwohnerschaft Unruhe ver— breitet haben. Das Osterfest der Griechen scheint unter der nie— dern Klasse dieser Nation und namentlich bei den unter dem Schutze der verschiedenen Konsuln stehenden auswärtigen Grie— chen eine , ,. hervorgebracht zu haben, die sich fast täglich durch Gewaltthätigkeiten äußert. Während der drei Osterfeiertage konnte kein Jude sich auf der Straße zeigen und seinen Geschäß— ten nachgehen, ohne sich einer unwürdigen Behandlung auszu— setzen. Mehrere, worunter achtbare und von ihren Beleidigern gekannte Kaufleute, erhielten Backenstreiche und Stockschläge, andern wurde der Bart zerzupft. Zwei Ifraeliten sind gänzlsch verschwunden; sie hatten sich nach dem Dorfe Bournabat bege— ben und sind von dort wieder abgegangen, um nach der Stadt zurückzukehren; seitdem hat man nichts mehr von ihnen gehört, und vermuthet, daß sie von dem Führer des Boots, das sie be— stiegen hatten, ersäuft worden; ste scheinen etwas Geld bei sich gehabt ju haben. — Am verwichenen Dienstage brach eine Bande von 30 mit Dolchen und Messern bewaffneten Männer in das Haus eines Englischen Kaufmanns und entführte eine junge Griechische Magd, die an demselben Tage mit ihrer Herrin nach Konstantinopel reisen sollte. sem Ueberfalle war, daß die Magd einen Katholiken liebe um man sie dem Unglücke entreißen müsse, einen Mann von einer anderen e zu heirathen. Das Mädchen wurde von det
Bande zum Griechischen Erzbischofe geführt, von der Ortsbehörde aber ihrer Herrschaft zurückgegeben. Der Gouver— neur von Smyrna, Tahir-Bey, versammelte auf Anlaß dieser Vorfälle sämmtliche Europäische Konsuln und stellte ihnen vor, wie die Unordnungen, durch welche die Ruhe der Stadt seit acht Tagen gestört worden, weder von der Türkischen Bevölkerung, noch von den unter seiner Verwaltung stehenden zahlreichen Klassen der Rayas, sondern von den Schützlingen der Konsuln verübt worden; er forderte die letzteren demgemäß auf, unverzüglich die geeigneten Sicherheits-Maaßregeln zu treffen und alle ihre Schütz⸗ linge sorgfältig und täglich zu bewachen, weil er sonst für die Ruhe der Stadt nicht einstehen könne. Die Konsuln von Frank— reich, England und den Niederlanden haben in Folge dessen eine Bekanntmachung erlassen, wodurch allen hier befindlichen Grie— chen befohlen wird, sich binnen acht Tagen auf den Konsulaten einzufinden, deren Schutz sie genießen; auch wird aufs neue al— len Griechen bei Strafe sofortiger Vertreibung verboten, Waffen und Messer auf den Straßen, Plätzen, Kaffeehäusern und an anderen öffentlichen und Privat-Orten der Stadt Smyrna zu tra— gen; unter Androhung derselben Strafe wird jedem mit einem Passe versehenen Griechen untersagt, denselben an einen Raha zu verleihen, um diesem die Mittel zu erleichtern, sich der Be⸗ zahlung der Kopfsteuer zu entziehen oder aus einem anderen Grunde.“
Die Regierung der Vereinigten Staaten von Nord⸗Amerika hat ihren ehemaligen Gesandten in Spanien und Dänemark, Herrn Erwing, um Geschäftsträger in Konstantinopel ernannt.
Am ö5ten d. machte der Nord⸗Amerikanische Konsul, Herr Offley, dem hiesigen Gouverneur Tahir⸗Bey, seinen Antritts⸗ 6 den dieser am gten auf der Fregatte „Constellation“ er⸗ wiederte.
Der Vorwand zu dit⸗
Nachrichten aus Chios vom gten d. zufolge, hatte wenige Tage uwor eine Seeräuber⸗Mistik ein von dort abgegangenes Schiff gekapert und die Führer desselben ermordet; man befürchtet, daß noch mehrere Seeräuber von Apsara aus in See gehen werden;
uuf diese jetzt verödete Insel, flüchten sich von Zeit zu Zeit die
piraten, um hier ihre letzten Anstalten zum Auslaufen zu
en.
f Brasilien.
Die Times theilt Nachstehendes über die der Revolution nRio-Janeiro vorangegangenen Ereignisse mit. „Obgleich die Revolution in einem Tage zu Stande gebracht wurde, so aren doch die Vorbereitungen zu derselben schon seit ungefähr einem Monate gemacht, und seit 14 Tagen sah man dem Aus— much insurrectionneller Gewaltthätigkeiten täglich entgegen. Der Kaiser war von einer Reise in die Provinzen am 12. oder 13. März in seine Hanptstadt zurückgekehrt, und von dieser Zeit an his zum 7. April waren die Einwohner von Rio in beständiger Nlufregung. Es scheint, daß Dom Pedro bei seiner Rückkehr nit allen äußeren Zeichen von Treue und Anhänglichkeit empfan— gen wurde; aber in der Nacht zum 14. März kam es zwischen ben Portugiesen und Brasilignern zu einem Haudgemenge, das hicht ohne Blutvergießen ablief. Am 15. März, bei dem feier— schen Einzuge des Kaisers, erneuerten sich diese Excesse. Einige
ersonen, die den Kaiser zu Pferde begleiteten, ließen sich ver— biedene unbedachte Handlungen zu Schulden kommen und, rohten den Bürgern mit ihren Reitgerten, wem sie nicht „Lange lebe der Kaiser!“ und „Tod der Republik!“ rufen wür⸗ ben. Ein Brasilianisches Blatt, der Intelligencer, sagte bei dieser Gelegenheit: „„Man beschuldigt die Polizei, daß sie mit den zlufrührern einverstanden gewesen sey, und es ist die feste eberzeugung aller Brasilianer, daß das Ganze unter dem Einflusse und unter dem chutze der Agenten der vollziehenden Gewalt angestistet worden. Bewaltthätigkeit folgt auf Gewaltthätigkeit; kein Brasilianer ist nehr sicher; es wird als ein Verbrechen betrachtet, patriotische Gesinnungen zu äußern und die National⸗Kokarde zu tragen.““ 9 Folge dieser Ereignisse ward dem Kaiser unterm 17. März ine von 25 Deputirten unterzeichnete Adresse (S. unten) über— teicht. Auf diese Adresse erfolgte am nächsten Tage eine Antwort, velche erklärte, daß Maaßregeln angeordnet worden seyen, um Ordnung und Ruhe aufrecht zu erhalten, und durch Dekrete vom gleichen Tage entließ der Kaiser vier seiner Minister und ernannte ndere an ihre Stelle. Am 25. März wurde der siebente Jah— testag der Einführung der Brasilianischen Constitution mit al— en Aeußerungen der Anhänglichkeit an den Kaiser gefeiert. Ihre Kaiserlichen Majestäten, welche bei der Revue der Truppen ge— Jenwärtig waren, wurden mit lautem Zuruf von den Zuschauern ind den Soldaten begrüßt, und am Abend war die Stadt glän— end erleuchtet. Mit Rücksicht auf die letzten Ereignisse befürch— lete man unruhige Auftritte; aber glücklicherweise ging diese Furcht icht in Erfüllung. Am 3. April erließ Se. Majestät ein De— fret, durch welches eine außerordentliche Einberufung der gesetz— hebenden Versammlung angeordnet wurde. Der Kaiser hatte inen Theil seiner Minister entlassen und an ihre Stelle mndere gewählt, welche noch unpopulairer waren, und als man ihn drang, diese Letzteren wieder zu entlassen, hatte er weder ie Kraft, zu widerstehen, noch die Klugheit, nachzuge ben. Wie Karl X. mit Polignae und Peyronnet, bestand er auf dem Recht, seine Diener wählen und seine Lieblinge beibehalten zu bnnen. Andererseits wollte sich das Volk, ohne Zweifel durch personen geleitet, welche auf etwas Anderes, als eine bloße Mi⸗ isterial-⸗Veränderung, ausgingen, nicht eher zufrieden stellen, als is es den Thron von anderen Räthen umgeben sähe. Es äu— rcrte sich ein lautes Mißvergnügen über die Ausgaben des Ho— ts und über die Unverschämtheit der Portugiesen, und die Bra— flianischen Reformisten bezeichneten bei dieser Gelegenheit ihre eiden Gegen-Parteien durch die Worte: „Aulismos“ und „Lu⸗ tanismos.“ Das Volk wurde die „heldenmüthige Nation“ bovo heroico) genannt, und man stellte demselben die neuesten Volks-Insurrectionen in Europa und deren Resultate als Muster nuf. Eben so wie in Frankreich und Belgien waren die Vertre— ler der Nation, die öffentliche Presse und die unruhigen Ge— süther der Hauptstadt für eine Veränderung, und vermöge der inwirkung dieser vereinigten Kräfte konnte auch die Armee cht lange treu bleiben. Als daher der Kaiser durch den Pöbel edtoht wurde, konnte er keinen Theil der Nation um Beistand änrufen, und was in einem anderen Lande ein bloßer Auf— tand gewesen seyn würde, wurde hier zu einer Revolution. Der Kaiser, welcher sich auf seinem Lustschlosse befand, wurde u wiederholten Malen aufgefordert, sein Ministerium zu entlassen. Eine Deputation nach der anderen wurde zu diesem Zwecke ver— zeblich an ihn abgesendet. Endlich wurden auch die Garden ab— rünnig und machten mit den Unzufriedenen gemeinschaftliche Bache. Nach diesem Abfall blieb dem Kaiser kein anderes Mit⸗ el übrig, als zu Gunsten seines Sohnes abzudanken und sich inen Zufluchtsort am Bord eines Englischen Schiffes zu sichern. Das Geschrei und die Aeußerungen des Volks, die bisher so be— hrohend gewesen waren, verwandelten sich darauf in Glückwünsche nd in die lautesten Zeichen der Freude. Die Reprãäsentanten ler Nation kamen augenblicklich zusammen und ernannten eine Legentschaft, um im Namen des jungen Kaisers zu handeln. Die Gesandten der fremden Mächte, den Päpstlichen Nuntius n ihrer Spitze, begaben sich, unruhige Auftritte besürchtend, nit dem Kaiser an Bord des „Warspite“ und richteten von brtaus eine Vorstellung an die provisorische Regierung, in wel— er sie den Schutz derselben für die Unterthanen ihrer respekti⸗ en Nationen in Anspruch nahmen. Diese Vorstellung war nter Anderen von dem Englischen Geschäftsträger, Herrn Ar— ur Aston, und von dem Grafen von Sabugal, außerordentli— hem Gesandten und Bevollmächtigten der Regentschaft von erceira, unterzeichnet. — Am gten April, zwei Tage nach der lucht seines Vaters, begab sich der junge Kaiser nach der Kai— 'rlichen Kapelle, um einem Tedeum für die glorreiche Revolu— on, welche die Krone auf seine jugendliche Stirn gesetzt hat— „beizuwohnen. Er war natürlich von der Regentschaft be— leitet. Von dortaus hielt er seinen feierlichen Einzug in die Stadt und begab sich nach dem Palaste, wo er die Glückwünsche es diplomatischen Corps entgegennahm. Die Zeitungen von io bieten alle Redekunst auf, üm diese erhabene Feierlichkeit zu eschreiben und den Jubel des Volks zu schildern. — Bis da— in war der „Warspite“ noch nicht mit dem Vater des neuen serrschers abgesegelt; denn wir finden in einem Blatte vom Ften April die Bemerkung, daß Dom Pedro 2 Stunden weit son der Barre vor Anker liege. In demselben Blatte befindet ch ein Schreiben Dom Pedro's an die Brasilianische Nation om Bord des Schiffes, worin es heißt: „„Ich ziehe mich ach Europa zurück, mein Vaterland, meine Kinder, meine reunde bedauernd. So theure Gegenstände zu verlassen, muß as unempfindlichste Herz eischüttern; aber sie verlassen, um die gene Ehre zu behaupten, ist der größte Ruhm. Lebe, wohl, fein Vaterland, lebt wohl, Ihr Freunde, lebet wohl für im⸗
16 —
erfuͤllt wird.
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mer!““ — Die von dem Präsidenten der Natlonal-Versamm⸗ lung erlassene Proclamation drückt sich dahin aus, daß Brasilien erst „„seit dem 7Jten April, wo der Kaiser abdankte, ins Leben
getreten sey.““ „„Unsere National⸗-Existenz““, heißt es darin,
„„hat nunmehr begonnen. Wir haben jetzt ein Vaterland — wir haben jetzt einen Monarchen, der das Symbol unserer Ei⸗ nigkeit und der Unverletzlichkeit des Reichs ist.““ Als der Prä⸗ sident sich auf diese Weise ausdrückte, versah er sich der Ereig⸗ nisse in Bahia nicht.
Folgendes ist die obenerwähnte ältere Adresse der Deputir— ten an den Kaiser Dom Pedro: Sire! Die unterzeichneten Vertreter der Nation sind uͤber die Er⸗ eignisse, welche sich in der Hauptstadt zugetragen haben, tief be⸗ truͤbt. Besonders beklagen sie diejenigen Vorfaͤlle, welche am 13. Maͤrz stattgefunden haben, wo man sich weniger der Freude uͤber die Ruͤckkehr Ewr. Kaiserl. und eonstitutionnellen Majestaͤt uͤberließ, als man es sich zum Vergnuͤgen machte, die Brasilianer — Freunde der Freiheit und des Landes — zu beleidigen und zu mißhandeln. Diese wurden in der That mit Beschimpfüngen von der Lusitani⸗ schen Partei uͤberhaͤuft, welche sich mit dem Rufe: „„Es leben die Portugiesen!““ wieder in unserer Mitte erhoben und aufruͤhrerische und anarchische Handlungen jeder Art begangen hat. Patrioten, deren Blut durch einen treulosen und vorbedachten Angriff vergos⸗ sen wurde, sind von Maͤnnern hingeopfert worden, welche, in aller Raserei ihrer Verbrechen, offenbar von der Regierung und den un⸗ tergeordneten Behoͤrden beschuͤtzt worden sind. Sie ruͤhmen sich des—= sen selbst und entweihen mit unglaublicher Kühnheit den erhabenen und Ehrfurcht gebietenden Namen Ewr. Kaiserlichen und constitu⸗ tionnellen Majestaͤt. Die Unterzeichneten halten es daher, als Buͤr⸗ ger, denen die Stimmen ihrer Landsleute zu Theil geworden sind, als gute Brasilianer, denen Alles an der Erhaltung der Ehre und Wuͤrde der Nation und an der Stabilitaͤt des eonstitutionnellen Throns gelegen ist, fuͤr ihre Pflicht, ihre Stimmen in der erhabenen Ge⸗ genwart Ewr. Kaiserl. und constitutionnellen Majestaͤt zu erheben, Ih⸗ nen diese kurze Schilderung des traurigen Zustandes, in welchem sich die Angelegenheiten der Nation befinden, vorzulegen und dringend um die Anwendung der noͤthigen Magßregeln, sowohl zur Wiederherstel⸗ lung der Ordnung und offentlichen Ruhe, als auch zur Genug⸗ thunng der Brasisianer, welche in dem zarten Punkt der National⸗ Ehre beleidigt und verletzt sind, zu ersuchen; diese Maaßregeln brau⸗ chen nicht von dem gewohnlichen Wege des zuweichen, sondern die Urheber und Theilnehmer jener Angriffe moͤ⸗ gen durch die regelmaͤßige Ausuͤbung der Gesetze bestraft und die Behbrden, welche durch notorisches Einverstaͤndniß oder durch eine apathische Gleichgültigkeit den Mördern und Stoͤrern der offentlichen Ruhe freie Hand gelassen haben, mogen dafuͤr verantwortlich gemacht werden. Sire, die Empdͤrung faͤhrt fort, unter dem Schatten des erhabenen Namens Eurer Kaiserlichen constitutionnellen Majestaͤt, ihre schwarzen Entwuͤrfe zu verfolgen. Die Beleidigungen nehmen zu, der National-Geist leidet, und kein Volk wird es ohne Wider⸗ stand erdulden, daß Fremde ihm in seinem eigenen Lande ein schmaͤh— liches Joch auflegen. Fremde, welche die Ehre haben, Unterthanen Dom Miguels zu seyn, und Andere, welche Donna Marig II. an⸗ gehören, haben allein die Gruppen gebildet, die, in den Naͤchten des 13ten und 14. Maͤrz, den Brasilianischen Namen schmaͤhten und viele unserer Mitbuͤrger, unter dem Vorwande, daß sie Foͤderalisten waren, be⸗
leidigten und verwundeten, — der Foͤderalismus ist eine politische Frage,
deren Entscheidung von dem Urtheil und der Berathung der legisla⸗ tiven Gewalt, aber nicht von der sinnlosen und blutgierigen Wuth einiger unwissenden Leute abhaͤngt. Die so grausam beleidigten Brasiligner — die Brasilianer, denen man mit parteiischen und ungerechten Ein⸗ kerkerungen droht, naͤhren in ihrer Brust die wohlbegruͤndetste und tiefste Erbitterung, deren Folgen unmoglich zu berechnen sind, wenn die Regierung nicht in der Folge aͤhnliche Unordnungen unterdruͤckt und Maaßregeln ergreift, um, so weit dies möglich ist, die Beleidi⸗ gung, welche die Nation erfahren hat, wieder gut zu machen. Die unterzeichneten Deputirten erwarten, daß dies geschchen wird; denn sie vertrauen der Weisheit und der Vaterlandsliebe Eurer Kaiserli⸗ chen und constitutionnellen Majestaͤt, trotz der Verraͤther, welche Ih⸗ ren Thron umgeben, die aber doch nicht Kraft genug haben, die Klagen zu ersticken, welche jetzt aus den zerrissenen Herzen der Freunde des Landes und der Gerechtigkeit aufsteigen. Die Umstaͤnde sind dringend, und der kleinste Verzug kann in einem solchen Falle ver⸗ haͤngnißvoll seyn. Das Zutrguen, dessen die Regierung genießen muß, ist beinghe gaͤnzlich dahin, und wenn die Kraͤnkungen, gegen welche diese Vorstellung gerichtet ist, unbestraft bleiben, so würde eine solche Verngchlaͤssigung der Erklaͤrung gleichkommen, daß es dem Brasilianischen Volke Uͤberlassen bleibt, selbst, durch die Mit⸗ tel, welche ihm zu Gebote stehen, den Flecken zu vertilgen, welcher seiner Ehre und seinem Charakter so unverdienter Weise angeheftet worden. — Diese Sprache, Sire, ist frei und loyal. Mögen Eure Kaiserliche und constitutionnelle Majestt ihr Gehör schenken und die Ucherzeugung hegen, daß Staaten nie durch , son⸗ dern nur durch Leute gerettet werden, welche hinlaͤngliche Charakter⸗ Staͤrke besitzen, um den Fuͤrsten die Wahrheit zu sagen, selbst wenn sie solche ungern hoͤren. Die öffentliche Ordnung, die Ruhe des Staates, ja, der Thron selbst — Alles wird sich in Gefahr besin⸗ den, wenn die Vorstellung, welche die Unterzeichneten hierdurch Eu⸗ rer Majestaͤt uͤberreichen, nicht beruͤcksichtigt und ihre Bitte nicht Rio⸗-Janeiro, den 17. Maͤrz 1831.
Unterz. von 23 Mitgliedern der Repraͤsentanten⸗Kammer.“
Vereinigte Provinzen vom La Plata.
Nord-Amerikanische Blätter bringen folgende Nach⸗ richten aus Buenos-Ahres bis zum 2. März: „Der zwischen den Küsten-Provinzen Buenos-Ahyres, Entre-Rios, Santa⸗Fé und den Provinzen des Innern begonnene Krieg schien sehr hartnäckig werden zu wollen, indem man von beiden Seiten zu dessen kräftiger Fortsetzung alle Mittel aufbot, welche der er— schöpfte Zustand des Landes erlaubte. Ein zwischen den Küsten— Provinzen abgeschlossener und in Santa⸗Fé unterzeichneter Offen⸗ sio- und Defensto-Traktat war in Buenos⸗Ahres öffentlich be— kannt gemacht worden. Auch erschien ein Dekret der Regierung, das alle über 15 Jahr alte Individuen männlichen Geschlechts zu den Waffen ruft. Für außerordentliche Ausgaben des lau⸗ fenden Jahres bewilligte das Haus der Repräsentanten 6 Mill. Dollars.“
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Berlin, 18. Juni. Nach einem Reskript des Königlichen Ministeriums des Innern und der Polizei vom 17ten v. M., haben des Königs Majestät durch Allerhöchste Kabinets-Ordre vom 27. März d. n geruht, daß, welche wegen moralischer Unwürdigkeit nicht in das Heer einge⸗ siellt werden können, die ihnen obliegende Verpflichtung zum Militair-Dienste durch Arbeit ablösen, jedoch nicht mit den Leuten, die sich in den schon bisher bestandenen Arbeiter-Abthei— lungen befinden, in Gemeinschaft gebracht, sondern daß für die⸗ selben besondere Abtheilungen eingeführt werden sollen. ;
— Aus Breslau vom 15. Juni wird geschrieben: Der Professor Dr. Herber ist Pfarrer zu St. Vinzenz und zugleich Ehren⸗-Domherr geworden. Das hiesige Domkapitel ist nunmehr, bis auf eine einzige noch ledige Numerär⸗Präbende, vollständig besetzt. Es besteht aus folgenden Mitgliedern: Dompropst: Graf v. Sollnizki; Dom dechant: Hr. v. Montmarin; wirk⸗ liche Domkapitularen: Pr. Schöpe, Scholaster; Dr. Krü⸗ ger, Domprediger; v. Schubert, Weihbischof; Neander, ehema⸗ liger Abt zu St. Vinzenz; Dr. Köhler; Dr. Ritter; Dr. ö. nisch; Schonger; Latußek. Ehren⸗Domherren: Smith, Vor—
esetzlichen Ansehens ab⸗
steher des Priesterhauses zu Neiße; Knauer, Lanbdechant der Grafschaft Glaz; Fischer, bischöflicher Delegat und Propst zu Berlin; Dr. Sobiek, Vorsteher des geistlichen Alummats zu Bres⸗ lau; Sedleg, Konsistorialrath und Erzpriester zu Oppeln, und
Dr. Herber. .
Cholera. Der Hafen zu Swinemünde ist durch eine starke Besaz— zung und durch schweres Geschütz vor jedem verbotenen Ein— gang gesichert, und die nunmehr definitiv ergangene Bestimmung, daß dort die Quarantaine-Anstalt errichtet werden solle, sichert den aus angesteckten und verdächtigen Häfen kommenden Schißf— fen unter den angeordneten Vorsichts-Maaßregeln dort den Ein—
ang. Gegen jedes Fahrzeug, das aus verdächtigen Häfen oder
egenden kömmt, wird nach aller Strenge der Kontumaz-Vor— schriften verfahren. Das Regierungs-Departement Kös— lin ist landwärts gegen den Danziger Regierungs⸗Be—⸗ zirk durch einen aus Militair und Kommunen gebildeten Cor— don abgegränzt, und Kontumaz-Anstalten sind angelegt, aus denen ohne vorschriftsmäßige Atteste Niemand die Weiterreise verstattet wird. — Der ganze Ostseestrand an der Pom—⸗ merschen Küste wird streng bewacht und jeder Versuch einer Lan⸗ dung ganz zurück und nach den Häfen gewiesen, so weit diese dem Verkehr geöffnet sind. — Rücksichtlich der hier und an geäu— ßerten Besorgniß, daß durch den Stettiner Wollmarkt eine Ein— schleppung der Cholera stattfinden könne, kann zuvörderst die beru— higende Versicherung gegeben werden, daß nicht allein in Stettin, sondern auch in der ganzen Provinz Pommern der beste Gesundheits⸗ zustand vorherrscht und namentlich nirgends eine Spur der Cholera vorgekommen ist. Es ist also überall hinsichtlich der Wollen, welche aus der Provinz Pommern zum Wollmackt eingegangen sind, kein Grund zu irgend einer Besorgniß vorhanden. Um aber den Markt vor al— len verdächtigen Wollen zu bewahren, ist nicht nur eine strenge
Bewachung aller nach Stettin führenden Land- und Wafferstra⸗ ßen angeordnet gewesen, sondern auch alle Wolle ohne Unter— schied, erst nach vollständig geführter Legitimation und nachdem. es erwiesen worden, daß sie aus einer völlig unverdächti— gen Heimath und auf dem Transport hierher nur durch eben so unverdächtige Gegenden gekommen war, zugelas⸗— sen worden. Dabei ist ein Fall vorgekommen, wo eine Post Wolle wegen fehlender Legitimation zurückgehalten würde, deren Zulassung jedoch späterhin ebenfalls unbedenklich erfolgen konnte, nachdem die Unverdächtigkeit ebenfalls evident er viesen wurde. Die große Strenge, mit welcher die Sicherheits- und Wollmarkts-⸗-Kommission verfahren, läßt mit völliger Ueberzeu— gung annehmen, daß auch nicht die geringste Quantitat Wolle eingegangen ist, der man aus gesundheitspolizeilicher Récksicht die Lage nicht unbedenklich hätte gestatten können.
In Königsberg sind von Seiten des dasigen Gouverne— ments und des Polizei⸗Präsidiums unterm 19ten und 11ten d. zwei Bekanntmachungen hinsichtlich der für jene Hauptstadt an— geordneten Sicherheits-Maaßregeln gegen Einschleppung und Ver— breitung der Cholera erlassen worden. In Beziehung auf die vorschriftsmäßigen Reisepässe und Gesundheits-Bescheinigungen ist eine genaue Kontrolle eingerichtet worden, zu deren besserer Aufrechthaltung die Schlagbclume und Thore der Stadt bis auf Weiteres um 11 Uhr Nachts gänzlich geschlossen werden sollen. Ferner sind hinsichtlich der regelmäßigen Straßen- und Häuser— Reinigungen, des öfteren Lüftens der Wohn- und Schlafstuben, so wie gegen die Ueberfüllung der Wohnungen überhaupt und
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J. zu genehmigen geruht, daß solche Verbrecher,
in Bezug auf den Handel mit alten Kleidern u. s. w., die ge⸗ messensten Anordnungen getroffen worden. .
In mehreren Warschauer Blättern heißt es gleich⸗ lautend: „Aus dem ärztlichen Bericht über das Cholera⸗Hospi— tal, welches auf Kosten der Stadt Warschau in der Bagatelle für arme Kranke eingerichtet worden ist, geht hervor, daß sich diese Krankheit in hiesiger Hauptstadt nicht nur nicht verbreitet, sondern nachläßt. Der Bericht vom gten d. M. lautete folgen⸗ dermaßen:“ „Erfreulich ist das Resultat, daß jetzt, wo man die Kranken zeitiger, nämlich sogleich nach erfolgter Erkrankung, in das Hospital sendet, diese auch größtentheils nach kurzer Zeit wieder genesen. Seit zehn Tagen zeigt sich die Sterblichkeit fast ausschließlich unter Greisen über das funfzigste Lebensjahr hin— aus; denn der größere Theil der Gestorbenen war über 65 Jahre alt. Bei jungen Personen von 7 bis 20 Jahren bewährt sich als ein sehr günstiges Heilungsmittel das Ansetzen einer beträcht— lichen Zahl von Blutigeln, nämlich 15 bis 30, an dem oberen Theile des Bauches (regio epigastrica et mesogastrica); bei Personen, wo die Blutigel nicht genug Blut saugen wollen, hat es guten Erfolg, wenn an die von den Blutigeln gestochenen Wunden Schröpfköpfe aufgesetzt werden und dem Kranken sogleich ein Bad gegeben wird; endlich zeigt sich bismuthum nitricum, mit häufigem Trinken von heißem Wasser verbunden, erfolgrei— cher, als der Gebrauch von Kalomel mit Opium.““
Nach den in Riga täglich bekannt gemachten Uebersichten stellt sich dort die Zahl der an der Cholera Erkrankten wie folgt:
bis z. folgenden Morgen hinzu
es wa⸗ ren krank.
Datum. gene⸗
gekom⸗ sen.
men.
noch gestor⸗ krank. ben.
63 56 58 51
17. (29.) Mai 18. (30.)⸗ ö 20. Mai (1. Juni) 21. (2. 71215 72 19 22. 6. 71 231 76 1 36
Daß am 20sten mehr Kranke hinzugekommen zu seyn scheinen, liegt darin, daß man in die frühern Angaben nur die Zahl der in die Hospitäler gebrachten Personen aufgenommen hatte.
Die Rigaer Zeitung vom 28. Mai (9. Juni) 9. mel det, daß daselbst seit dem Beginn der Cholera bis zum 27. Mai in ihren Wohnungen 811 Personen erkrankten, von welchen 279 genesen, 340 gestorben und 222 krank waren. In den Hospi⸗ taͤlern sind vom Beginn der Epidemie bis zum 27. Mai aufge— nommen: 10827 Kranke, von welchen 120 genesen, 644 gestor⸗ ben und 298 noch krank sind.
Von den bei Riga liegenden Schiffen sollen 6 Capitains und 150 Matrosen begraben worden seyn.
In Mitau sollen nur einige Individuen und zwar nur solche, die vor Sperre des Orts von Riga dorthin gekommen, erkrankt und von diesen 7 gestorben seyn.
Die Cholera ist auf's Neue in Ribinsk an der Wolga im Gouvernement Jaroslaw (332 Werst nördlich von Moskau) ausgebrochen und hat sich auch im Gouvernement Mohilew ge— zeigt. 66
Die St. Petersburgische Handelszeitung enthält
121 161 177 163
198 79 59
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