1831 / 173 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

Das Parlament ist versam⸗ melt, und das Unterhaus hat den Herrn Sutton aufs neue zu seinem Vorsitzet (Speaker, Sprecher) erwählt und ist nun, so wie bas Obechaus, mit der Beeidigung seiner Mitglieder beschäftigt. Dies wird jetzt bald geschehen seyn, und nächssen Dienstag wird per König in eigener Person die Session eröffnen; wahrschein⸗ lich mit einer Rede, worin die , , auf eine so allge⸗

ELondon, 17. Juni.

meine Weise berührt werden wird, daß (außer den wenigen, die, wse der Herzog von Wellington, se de Art von Veranderung in der Verfassung des Unterhauses für überflüssig und gefährlich halten) alle Gegner des eigentlichen ministeriellen Vorschlages n die Antwort-dresse werden einwilligen können. Denn ge⸗ schseht dies nicht, und sollten sich die Anti⸗Reformisten genöthigt halten, eine Gegen⸗Adresse vorzuschlagen und auf Abstimmung barliber zu bestehen, so könnte es die Regierung in große Verle⸗ genhelt setzen, weil es sich alsdann leicht fügen könnte, daß das Dberhaus auf diese Weise gegen die Reformbill entschiede, ehe solche vom Unterhause, wo doch deren Annahme gewiß ist, noch berathen worden. Diesem wird sle auch schon am Donnerstage vorgelegt werden; berhaupt soll die Regierung entschlossen seyn, die Maaßregel bald zur Entscheidung zu bringen, die, besonders auf dem Lande, die Gemüther in fortwährender Gährung er— hält; denn das gemeine Volk scheint an vielen Orten weit mehr von der Resorm zu erwarten, als sie möglicher Weise ge— währen kann; ja Manche sollen in Folge der Vill der Theilung aller liegenden Güter entgegensehen. Es ist also um so noth⸗ wendiger, die Sache zum Ecchlusse zu bringen, damit die Leute einsehen lernen, daß solche Abgeschmacktheiten nicht dabei beab— sichtigt waren und man sich in den Stand sezen könne, Ver⸗ thesbsgunge⸗-Maaßregeln zu ergreisen, im Falle hier und da ein Volkahaufe es sich einfallen lassen sollte, solch tolles Wesen er— zwingen zu wollen. In Wallis sollen die Eisenhandwerker zur Nrbest zurlickgekehrt seyn, überzeugt, daß die planlose Zusammen⸗ roftung unbewassneter Tausende, da, wo die Soldaten treu und alle nür einigermaßen vermögende und gebildete Bürger für Fronung und Recht vereint sind, zu nichts führen könne. Merk⸗ wirdig aber ist es, daß die Getödteten (wie man versichert 23 an der Zahl) ohne die vorhergehende Todtenschau und Coroners— Untersuchung, wie bei allen gewaltsamen oder auch nur uner— warteten Todegfällen das Gesetz verlangt, begrahen worden seyn sollen und man wenlgstens von keiner solchen Untersuchung ver⸗ nommen hat. Zu jeder anderen Zeit würden die Times und andere liberale Journale sich um eine solche Untersuchung heiser geschrieen, ja sie würden die Tödtung so vieler Megschen, obgleich eg jur Selbstvertheidigung geschah, vielleicht als Mord gebrand⸗— markt haben. Aber jetzt muß Alles der einzigen großen Frage nachstehen, und die liberalen Zeitungen halten geflissentlich Alles zurück, was die Minister in Verlegenheit setzen könnte. Wenn es daher jetzt irgendwo Unruhe im Lande giebt, müssen wir die ausührliche Nachricht davon eher in der Morning-⸗Post und den anderen Zeitungen der Opposition suchen, obgleich dieselben, im Ganzen genommen, mit ihren Neuigkeiten den populairen Zei⸗ ungen nachstehen, die, da sie einen größeren Absatz haben, auch eine auggedehntere Korrespondenz bestreiten können.

Niederlande.

Aug dem Haag, 18. Juni. Holländische Blätter melden von der Niederländisch-Preußischen Gränze vom 14ten d. M.: „Zwei Belgische Deserteurs, unter denen ein Undͤterofsizier aus dem Lurxemburgischen, die heute aus Lüttich hier ankamen, sagen aug, daß es an letztgenanntem Orte sehr unruhig augsleht. Das Volk sirebt dort nach der Ober-Gewalt, ume alsdann die Französssche Fahne augzustecken. Die Civil- und Milstair⸗-Behörden suchen es zu verhindern, scheinen aber wenig Einfluß auf die Truppen zu haben. Die angebliche Augenkrank— heit unter den Soldaten scheint nur eine Tauschung und ein Vorwand zu seyn, um aus der Citadelle zu kommen. In der Nacht vom 13ten auf den 14ten hörte man in Lüttich laut ru— sen:? „Es lebe Mapoleon, es lebe die Republik, es lebe Frank⸗ reich“, während die Waffenschmiede gemeinsame Sache mit dem Pöbel machten. Flüchtlinge, die heute Mittag aus Lüttich an— lamen, bestätizen Obensiehendes. Die Kohlenarbeiter hatten Theil an der Bewegung genommen. Die dagegen erlassenen Proeclamationen wurden von den Manern abgerissen. Der Ge— neral van der Meere hatte den Befehl erlassen, alle bei den Fabrikanten sich vorsindende Waffen in die Citadelle zu brin⸗ gen, sedoch keine große Bereitwilligkeit gesunden, seinem Besehl Gehorsam zu leisten.“

Amsterdam, 1 der Staatpapiere während der letzten Woche etwas gewichen und solgten darin dem Pariser Markt, wo allerlei beunruhigende Ge— rüchte in Umlauf waren, welche sich spater nur zum Theil bestaä— tigten. Durch die Revolution in Brasilien erlitten die Brasi⸗ lianischen Fondsé einen sehr bedeutenden Fall und gingen von 62 auf 181 pCt. zurück; beute waren dieselben jedoch wieder etwas begehrt in Felge einer höheren Notirung von London, und es würde dar 18 und (9 pCt. dewilligt; der Handel war übri⸗ gens in allen Staat6pavieren von sehr geringem Umfang.

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7. Juni. Im Ganzen sind die Preise

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Die traurigen Nachrichten Aus den Ostseebhasen über die Verbrei⸗ ung der Cholera Krankheit und die dadurch verhinderten Getreide-

erpeditionen daden keinen erheblichen Einfluß auf die biesigen Preise gehadt; der deutige Umsatz war nur mäßig; felgende Preise sind bekannt geworden: für 1214pfünd. alten dunten Polmischen Weizen 385 Fl., für 117pfund. dito Z35 Fl., 1189fünd. nenen dite 345 Fl., 117. 118. 1I9pfünd. alten Preußischen Roggen M . 210. 213 Fi., 12Ipsfünd. alten Ponmjierschen 210 Fl., 1Igpfünd., nenen dito 2 Fl., UI7pfund. getrockneten i983 Fl. Antwerpen, 17. Juni. Im Journal d' Anvers liesi nan: „Genaue Nachserschungen belehren uns, daß vorgestern keine Entwaffnung der Wachen durch das Volk stattgefunden hat. Zwei oder drei Gewedre sind gestodlen worden. Dieser Umst. wird dam beitragen, die Wachsamkeit m schärfen und die Auf—

rüdrer streuger zu bestrafen. Die Bürgergarde verdoppelt ihre edelmütdigen Anstrengungen; die bestürzte Stadt vertraut ihr

die Sorge für die Ticherdeit, das Cigenthum und Leben ihrer Mibnrger an; sie wird sich dieses Auftrages, der seine Gesad ren, seine Mübseligkeiten, ader auch semen Rudm dat, würdig zeigen Eden so sind wie denlenigen unserer Reprasentanten eint Bürgerkrone schuldig, welche die Anfmerksamkeit des Ken gresseü auf unsere fürchterliche Lage gelenkt daoen. Wi erwar ten die unverzügliche Bekanntmachung der Maaßregeln, welche zeiroffen sind, um jeder eigemmachtigen Feindseligkeit vorzuden— gen. Eu ist odne Beipiel bei eivilissrten Velkern, daß eine fried⸗ liche und nicht delagerte Stadt den Schrecknissen eines Bem— bardements angesekt bleibt, und daß man idre Einwohner allen diesen Besorgnissen überlaßt, ehne idnen w sagen, was sie zu fürchten oder zu dbossen daden.“

Dae diesge Founrnal du Cemmexree theilt über die letzten Greignisse folgende Details unt: „Die Schuüsse, welche

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gegen 6 Uhr Abends häufiger. Ein Schiff unter Belgischer Flagge, welches dem Hrn. M. N. de Cocq gehörte und nach dem Inlande bestimmt war, hatte die Anker gelichtet und schickte sich eben an, abzuseegeln, als die Holländischen Kanonier-Boote ihm nach einigen Flintenschüssen andeuteten zu bleiben und die Flagge einzuziehen. Während des Wortwechsels zwischen dem Capitain des Belgischen Fahrzeuges und den Holländischen Offi— zieren, wechselten die Kanonier⸗Boote mehrere Flintenschüsse mit den QLuais; auf diese Weise fing, wie man sagt, das Gefecht an. Um 9 Uhr wurde Generalmarsch geschlagen, um die Bür⸗ gergarde zu versammeln; es fand sich indessen nur eine sehr kleine Anzahl ein. Die Nacht verfloß ruhiger, als man es zu hoffen gewagt hatte; es fielen weniger Schüsse, als am Abend. Zwei Belgische Schiffe haben den Hafen verlassen, und sind heute Morgen unter Seegel gegangen, ohne daß man ihnen Hindernisse in den Weg gelegt hat. Dessenungeachtet ist der Schrecken in der Stadt noch immer sehr groß. Man behauptet, daß die Holländer eine Genug—⸗ thuung für die Angriffe verlangen, über die sie sich angeblich zu be— klagen hätten, und kein Schiff von Antwerpen nach dem Innern mehr durchlassen wollten. Man schätzt die Zahl der Einwohner, welche Antwerpen seit Sonntag verlassen haben, auf 10,000, und

das Vertrauen ist noch bei weitem nicht wieder hergestellt. Man hat gestern das Gemälde vom Hochaltar in Unserer lieben Frauen— Kirche (die Himmelfahrt von Rubens) abgenommen und die bei— den anderen Meisterstücke desselben Malers, besonders die Abnahme vom Kreuze, sind mit einer Abdachung von Balken versehen, um sie vor dem Herunterfallen der Steine zu schützen, falls, in Folge eines unglücklichen Ereignisses, das Gewölbe dieses Gebäudes er— schüttert werden sollte. Wir zweifeln aber, daß diese Vorsichts⸗ Maaßregeln sie im Fall einer Feuersbrunst schützen würden, und hielten es für zweckmäßiger, diese Bilder nach einer benachbarten Stadt zu bringen. Man versichert, daß sehr strenge Befehle von Brüssel gekommen sind, um die Ursachen der Streitigkeiten zu erforschen, die täglich zwischen der Stadt und den Holländern statt finden; und daß, im Fall es bewiesen würde, daß die Bel— gier Schuld daran sind, die Urheber hestraft werden sollen.

Brüssel, 18. Juni. In der gestrigen Sitzung des Kon— gresses erstattete Herr Zoude einen Bericht im Namen der Central-Section über einen Vorschlag wegen Freigebung der Ha⸗ ser-Aussuhr. Die Sectionen waren der Meinung gewesen, daß am Vorabend eines Krieges eine solche Maaßregel nicht zweck⸗ mäßig seyn würde, und der Berichterstatter trug demnach auf Verwerfung desselben an. Hierauf wurde der Vorschlag gemacht, daß, in Betracht der Abwesenheit so vieler Mitglieder, täglich der namentliche Aufruf stattfände, und daß die Namen der Ab— wesenden durch den Moniteur bekannt gemacht werden sollen. Herr Pirson wollte, daß man die Namen der jedesmal Ge⸗ geuwärtigen bekannt machen solle. Dagegen bemerkte Herr Trenbesaux, daß man alsdann diejenigen Mitglieder mit an— schuldige, welche einen Urlaub erhalten hätten, da der Tadel doch nur auf die fallen solle, die ohne Urlaub abwesend seyen. Herr Vilain XIII. schlug vor, daß nur die Namen derer öffentlich be⸗ kannt gemacht werden sollten, die ohne Urlaub von ihrem Po— sten entfernt blieben. Dieser Vorschlag wurde angenommen. An der Tagetsordnung war die Fortsetzung der Berathung über das Gesetz in Betreff der Bürgergarden. Die Sitzung wurde um 4 Uhr aufgehoben.

Herr van de Weyer hat unterm 13. d. an Hrn. Wallez in Brüssel geschrieben: „Glauben Sie nichts von allem, was die Journale sagen, wenn sie von der Weigerung des Prinzen Leo⸗ pold, von Besetzung Belgiens u. s. w. sprechen; der Prim; ist im Gegentheil so günstig wie möglich gestimmt, und alles läßt uns einen glücklichen Ausgang hoffen.“

Ein aus England gekommener Courier hat dem Regenten vorgestern Abend Briefe von der Koöngreß⸗-⸗Deputation überbracht. Diese Briefe enthielten nichts Bestimmtes. Sie zeigten nur an, daß noch nicht alle Hoffnung zu einer günstigen Lösung für Belgien verschwunden sey.

Der Belgische Moniteur versichert, daß bis jetzt weder die Protokolle Nr. 23. und 24., noch das Memorandum der Bel⸗ gischen Regierung mitgetheilt worden seyen.

Der Secretair des General Belliard ist nach Brüssel zu⸗ rückgekehrt. Der Independant sagt: „Die Emaneipation scheint darauf hinzudeuten, daß Herr White in Brüssel, England oder die Londoner Konferenz repräsentire. Wir sind aufgefordert zu erklären, daß Herr White durchaus keinen offiziellen Charakter hat, und daß er sich als bloßer Privatmann in Belgien aufhält.“

v eten. Warschau, 20. Juni. In der Sitzung der Landboten⸗ Kammer vom 15ten d. M. wurde zuerst ein Antrag des Land⸗ boten Niemojowski, hinsichtlich einer Erneuerung der Land⸗ boten-Kammer, mit Stimmenmehrheit beseitizt. Alsdann schritt man, der Tagesordnung gemäß, zur Berathung über ein neues Lieferungs⸗Gesetz, wonach die Kontribuenten der Lieferungssteuer noch eine ansehnliche Qu?antität Lebensmittel für das Jahr 1831

das Projekt aufgenommen und für die unentgeltliche Transpor⸗

man gestern deinahe den ganzen Tag der vernadm, wurden

zur Verproviantirung der Armee zusammenbringen sollen. Zwar kamen alle Mitglieder über die Nothwendigkeit einer solchen Un— terstutzung überem; doch wurde gegen die Art und Weise dersei⸗ ben Mehreres eingewendet. Der Landbote Gawronskitrug zuletzt darauf an, daß die Bürger nicht gensthigt werden sollten, die Lebens⸗ mittel zu weit zu transportiren. Nur dieser letztere Antrag wurde in

tirung der Lebensmittel eine Entfernung von 12 Meilen festge⸗ setzt. Die ubrigen Anträge aber wurden durch Stimmenmehr⸗ deit verworfen. Hierauf ging der ganze Gesetz⸗ Entwurf einstim⸗ mig durch. Am Schluß der Sitzung wurde der Marschall vom Senats-Prasidenten benachrichtigt, daß der Senat die Kastellane NMiemeewieß und Wenzpk aus seiner Mitte dazu bestimmt habe, um im V mit der Finanz-Kommission eine Proclamation an die Burger zu erlassen, wodurch diese zu Beitragen zu der ter dem Namen Polnischer Subsidien publizirten Anleihe auf⸗ werden sollen. Der Marschall bezeichnete seinerseits aus der Landooten-Kammer zur Theisnahme an diesem Geschaft die Repräsentanten Niemojowskt, Krysinski, Posturzunski und Gawrenski. Hierauf wurde die Sitzung aufgehoben.

An 16ten d. wurde in der Landboten-Kammer ein von dem Staats-⸗Referendar Minasowiez vorgelegter Geses-Entwurf angenommen, wonach die National-Regierumg die Vollmacht er— theilt, mit den Schuldnern der durch eine Convention vom 17. 24. Mai 1830 von der Preußischen Regierung an das Kenig— reich Polen abgetretenen Summen Vertrage über die ganze oder tdeilweise Bejablung dieser Summen und der dazu geborigen Provissonen, oder die Vertheilung derselben in verschiedene Ra— ten, abzuschließen.

An demselben Tage verwandelte die Senatoren Kam⸗ mer den von der Landdoten Kammer angenommenen Entwurf hinsschtlich außerordentlicher Lieferungen für die Armer in ein

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in der Landboten⸗Kammer durchgegangene und noch ein and Projekt von geringerer Bedeutung. .

In der Sitzung der Landboten⸗Kammer vom 13 d. wurde der früher zurückgenommene Gesetz⸗ Entwurf, wonach! Zinsen und Coupons der Pfandbriefe in Papiergeld ausgefn werden sollen, nochmals eingebracht und angenommen.

Vorgestern wurden in der Senatoren-Kammer die vorhergehenden Tage in der Lanoboten-Kammer durchgegan nen Gesetz-⸗Entwürfe in Reichstagsbeschlüsse verwandelt, so ein anderer, welcher an demselben Tage von der Landboten⸗-Kn mer angenommen worden war, und der für beide Kammn bis zum 15. Juli d. J. die kleinere gesetzliche Vollzahl zu Berathungen gestattet; so daß die Anjahl der Senatoren biz dieser Zeit nur aus 10, die der Repräsentanten aus 30 Mitg dern bestehen soll und die Anderen sich zu Regulirung ihrer Johanni eintretenden Geschäfte in ihre Heimath begeben dünrst

In der Landboten-Kammer wurde vorgestern der Cy Olizar, als Abgeordneter für Wolhynien, vorgestellt; der Sten tor Wojewode Gliszezynski führte ihn ein, und alle Anwesen erhoben sich von ihren Plätzen, um ihn zu begrüßen. N Reichstags-Marschall hielt eine Anrede an ihn, welche der G Olizar durch eine Rede erwiederte, in welcher er eine Schil

ner Haft zu entkommen und nach Warschau zu gelangen, wo er sich gegenwärtig besinde.

In der Staats⸗Zeitung heißt es: „Aus dem Augustow⸗ schen sind uns folgende Nachrichten aus guter Quelle, größten— theils von Augenjeugen, zugekommen. Nachdem das Haupt— Forps des Generals Gielgud durch diese Wojewodschaft gezogen war, erschienen erst am gten d. M. einige Kosaken-Trupps in Kalwarh; aber auch diese zogen sich wieder nach Su— walki zurück und sagten, daß ihre Hauptmacht um Au⸗ gustowo stände. Der Oberst-Lieutenant Zaliwski bildete die Arriere- Garde des Generals Gielgud und folgte dem Corps in einer Entfernung von 2 Tagereisen; er sammelte die fibrigen Iusurgenten, die, waffenfähige Jugend und die Trans— porte und schickte Alles über die Memel; außerdem befahl er uch den Beamten und angesehenen Bürgern bei Todesstrafe, der Armee zu folgen. General Gielgud führte 800 Gefangene bei sich, unter denen sich mehrere Offiziere befanden; von den Unsrigen ist der Capitain Zaborski bei den Chasseurs verwundet worden. General Dembinski kommunizirte mit den Litthaui— schen Insurgenten über Olita, wo man für ihn eine Brücke über den Niemen schlagen ließ, mittelst welcher er schon eine Stafette von dem Litthauischen General Tyszkiewicz erhalten hat, welcher

6 nier b e S4 ; 1464 f 9 , ,, ,, ,, en Letztere nach Süden hin bereits mit dem General Chla— ne Waffen aufgestanden wären, u olnsst powski in Verbindung stand. Diesen Insurgenten gelang

Sache zu unterstützen.

Die Staats-Zeitung enthält unter amtlicher Ruh einen Bericht des Generalissimus Skrzynezki, datirt aus d Hauptquartier Sienniza vom 16ten d. und folgenden Inhah „Ich habe die Ehre, die National-Regierung zu benachrichtig; daß General Chrzanowski über die Operationen einer Ahtheismn der Insurgenten von Zytomir, unter dem Kommando des Cy tains Rozyzki, folgende Nachrichten eingesandt hat. Eine]

es, die Russen im Trozkischen zu schlagen, ehe dieselben ihre Communication mit der regulairen Armee eröffnet hatten. Sie erbeuteten 2 Kanonen, viele Munition und einige Kirgist— sche Pferde. Nachdem General Chlapowski die Bialystocker Haide durchzogen hatte, warf er einen Theil der Insurgenten nach der Gegend von Slonim; er selbst aber wendete sich nord— wärts, schlug die Russen zwischen Wolkowhski und Grodno,

. 8 J. . n denselben 2 Kanonen und 40 Gefan ing dann über theilung des besagten Aufstandes, aus Bürgern der Distrikte; , . uns ld n , gn n n, ,,. ö. ö. tomir und Machnowice bestehend, formirte sich am 6ten M 9. . ihn . hd reiße n hene, w Meilen von dem Städtchen Cudnow, fing in den dortigen s Sutendsten Jamilien, außer . ö 6 n. Kavallerie und genden am 20. Mai 560 auf der Zytomirschen Straße zur n Teutendlte⸗ enn, ,,, . . 3 ,

X. * ) 9 : 5 P =. X . . . 9 sischen Haupt⸗-Armee transportirte Rekruten auf und schickte n n . ö k In . 946 346 selben wieder in ihre Heimath. Da diese Abtheilung wegen? . 61 , ö 3 . 3 e ,. * ö nete . vom General Roth unterbrochenen Communication sich nicht y ö? . 4 r dem Aufstande . Podolien vereinigen fonnte 6 sie ; , . Diatt zufolge, hat General Gielgud seine nach Jallow und vom da nach em sie h en Fluß M Artillerie durch 16 Kanonen verstärkt, von denen er 8 dem Ge— 1 111 6 1115 . Sar 38 8 M 5 8 2* gegangen war, in die waldi gen Pofitionen Wolhhn neral Sacken abnahm und 8 bei den Insurgenten vorfand. Jetzt,

si ĩ j 9 89112 ö i * . Herzsr? Mone, Nachdem er sich mit den Schamaiten und einem Theil der Lit— Bon 2 Infanterie Trupps des Regiments Hersog von thauer vereinigt hat, sollen sich seine Streitkräfte auf 40,000

. 6 ; tur? y F; ar i, I ö 2 . 29 2 . 9 , ö aner Kann belgusen, waren er die Hälste nach Polangen und die odteten die Insurgenten 9 feindliche Soldaten, nent dere Hälftf nach Wilna abgeschickt haben soll. Es heißt fer⸗

kommandirenden Offizier und nahmen 90 Mann nebst einem / fizier gefangen, welche sie sodann wieder entließen; sie selbst ah verloren nur 5 Mann und 2 Pferde an Verwundeten. M 30. Mai umgingen sie die feindlichen Truppen, begaben sich! die Gegend zwischen Korzez und Zwiakiel und nahmen bei Kiliakn einen Transport Hafer und Sucharen (gedörrtes Brod), welch auf 105 Wagen von 240 Pferden gezogen wurde; eben so nah men sie 49 Wagen mit Pulver, Granaten und Bomben, wesch' mit Ausnahme von zwei Fässern Pulver, versenkt wurden. M 2. Juni wurden sie in der Gegend des Städtchens Berezno he Tysjzyee von 2 Schwadronen des Dorpatschen Chasseur-Regimen angegriffen, tödteten denselben 12 Mann und machten 40 Vun wundete zu Gefangenen, setzten diese jedoch auf dem jenseitizt Ufer des Styr wieder in Freiheit. Sie selbst hatten einen Todten und 4 Verwundete und verloren 14 Freiwillige, die mit Vorspan fuhren. Nach diesem Treffen gingen sie bei Dorochusts üb den Bug. Der General Chrzanowski, welcher hiervon benach richtigt worden war, schickte ihnen 2 Infanterie⸗Bataillone ent gegen, um ihnen den Durchgang zwischen den Kosaken und riß tenden Jägern vom Rüdigerschen Corps, welche in der Gegen von Zamosc lagerten, zu erleichtern. Allein diefe Hülfe war nich mehr nothwendig; denn in der Nacht hatten sie 2 Schwadronn von dem Sieversschen Chasseur-Regimente und ein Regimen Kosaken in der Gegend von Uchanie im Lager überfallen, 5 8 fiziere, worunter ein Oberst von den Donschen Kosaken, und Gemeine getödtet, einige 60 Mann nebst dem Oberst-Lieutennn Bogdanoff von den Chasseurs gefangen genommen, und langtg mit ihnen, 3 Schwadronen und 40 Mann zu Fuß stark, der Festung Zamose an. Die tapferen und ausgezeichnetg Manöver, so wie die Geistesgegenwart des Capitains Rojhf machen dem Muthe und den militairischen Talenten desst ben Ehre und können als Muster für diejenigen dienen, welch von der höheren Behörde zu ahnlichen Expeditionen aufgefordt werden. Laut seinem Zeugniß haben sich Thomas Odynieskf Franz Wojewodzki, Isaak Halezynski, Trochim Danilewicg, St verin Malinowski und der Unteroffizier Julian Budzynski besoh ders ausgezeichnet. Um dem ehemaligen Capitain Rojtztt meine Zufriedenheit zu erkennen zu geben, habe ich ihn zu Major ünd Commandenr eines neu zu formirenden Regimem ernannt und ihm das Ritterkreuz ertheilt: eben so haben diejen⸗ gen Soldaten und Unteroffiziere, welche sich, seinem Bericht ) folge, auf diesem höchst musterhaften Marsche ausgezeichnet h ben, das silberne Kreuz erhalten.“

Das Hauptquartier des Generalissimus war, wie die gesttih Staats-Zeitung meldet, noch immer in Sienniza. Siedlt und Miendzyrzecz ist, demselben Blatt zufolge, von dem Comh des Generals Rybinski eingenommen worden. General Romm rino hatte am 15ten d. M. das Kommando über das an du oberen Weichsel stehende Corps erhalten; eine Patrouille von seh nem Corps, aus einer Schwadron Krakusen bestehend, wur längs dem Wieprz ausgesandt und soll noch an demselben Tan bei Radjyn 22 Russische Soldaten uedst einem Offizier gefangth genommen haben; spater soll das ganze Corps über die Weichsl gegangen seyn. Aus der Gegend von Zamose hat sich das Corn des Generals Rüdiger am 13ten d. M. entfernt und ist an di Stelle des Creutzschen Corps in Lublin eingerückt; von Geuetgl Creutz heißt es jetzt, daß er durch die Wojewodschaft Podlachien marschitt sey und in der Gegend von Drobhezyn stehe. Zwi schen Modlin und Sierozk machen die Russen angeblich Vorbe reitungen, um drei Brücken über die Narew zu schlagen. Nach richten aus Pulawh zufolge, sollen die Russen sich am 15tem d, M. von diesem Ort nach dem Inneren der Wojewodschaft Lu blin zurnckgezogen haben.

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Dasselbe Blatt berichtet:

ner in der Staats-Zeitung, daß das Corps des Generals Giel— gud mit vielen tüchtigen Offizieren versehen sey; unter Anderen befänden sich bei ihm der Stabs-Chef Oberst Koß, vom Quar⸗ tiermeisterstabe, der Artillexie⸗Oberst Pientka, der Kavallerie-Ge⸗ leral Dembinski und die Infanterie-Generale Rohland, Siera—⸗ kowski und Szymanowski.

Mehrere hiesige Blätter, unter anderen auch die Staats— Zeitung, sprechen von einem bedeutenden Siege, den General Chrzanowski über den General Rüdiger erfochten haben und vobei viele Ober- und Subaltern-Offiziere von Seiten der Rus⸗— sen geblieben und in Gefangenschaft gerathen seyen; unter den Letzteren solle sich auch der Herzog Adam von Würtemberg be— finden; doch fügt die Staats-Zeitung hinzu, daß noch keine amt⸗ liche Nachricht darüber eingelaufen sey.

Von der Polnischen Gränze, 21. Juni. In barschau herrschte, den letzten Nachrichten zufolge, einige Gäh— ung; man spraͤch von Veränderungen im Oberbefehle des Hee— es, wozu besonders die unerwartete Rückkehr des Generalstabes der Armee Anlaß gegeben zu haben scheint. Dem General krznezki soll seine am 14ten d. pröjektirte Unternehmung miß— glückt seyn, weshalb man auch die Haupt-Armee selbst bald zu— rück erwartet und der Meinung ist, daß sie eine andere Bewegung werde auszuführen suchen. Die Russische Armee soll die Stel— ungen bei Siedlee, Sierozk u. s. w. besetzt haben und jetzt dort koncentrirt seyn. Man glaubt, daß sie im Laufe dieser Woche ꝛinen Uebergang über die Weichsel versuchen werde.

Deutschland. München, 13. Juni. Die in der Kammer der Abgeord⸗ t. vorgelegten 6 Gesetz-Entwürfe über die Presse

neten am 3. d. M. senthalten folgende Grundzüge:

l. Edikt über die Freiheit der Presse und des Buchhandels 10 Artikel). (Als Abänderung des desfallsigen Edikts Beilage Il. zur Verfassungs⸗Urkunde.) Die Presse ist in der Regel zanz frei. Die Censur tritt nur ausnahmsweise ein, kraft be⸗ onderer Gesetze, beschränkt auf Zeitungen und periodische Schrif— en, und auch bei diesen beschränkt auf Artikel über die Verhält— isse des Deutschen Bundes, die Staats-Verhältnisse zu oder 6 diesem Bunde angehörigen Landen außer Baiern, oder e Staats-Verhältnisse zu oder in andern auswärtigen Landen, zelche gegen Baiern ein Gleiches beobachten. Niemand kann mer Schrift wegen zur Vexantwortung gezogen werden, außer n Fällen, welche als Uebertretungen, Vergehen oder Verbrechen esezlich mit Strafe bedroht sind. Die Strafgerichtsbarkeit steht icht der Polizei, sondern ausschließend den Gerichten zu.

II. Gesetz über die Censur der Zeitungen und periodischen chriften (6 Artikel). Die Censur Über die oben angeführten lrtikel kann von der Staatsregierung ganz oder theilweise auf— ehoben, auch nach Umständen wieder hergestellt werden. Die ustibung derselben richtet sich nach einer innerhalb der gesetzli— en Granzen zu ertheilenden Instruktion. Artikel über die in— ern Staatsoerhältnisse der einzelnen Deutschen Bundesstaaten ußer Baiern, oder der andern auswärtigen Lande, können nur ann verworfen werden, wenn der Inhalt wider strafrechtliche Hestimmungen verstößt.

III. Gesetz über die Polizei der Presse und ihrer Erzeug— isse (18 Artikel). Pressen ohne Gewerbsberechtigung, so wie er Buchhandel ohne solche, sind bei Strafe verboten. Die zerechtigten haben Verzeichnisse vorzulegen. Jede Schrift muß zuckort und Jahr, jede periodische Schrift den Namen des erantwortlichen Redacteurs enthalten. Dieser muß 4000 Fl. aution, in Geld, Staatspapieren oder durch Bürgschaft stellen. on jedem Blatt ist ein Exemplar mit der Unterschrift des edacteurs bei der Polizei-Behörde zu hinterlegen. Periodisch nd jene Schriften, welche öfter als einmal im Monat erschei— en, ohne Unterschied der Art, wie dies geschieht. Die Straf⸗ lee rkeit verjährt nach drei Monaten, vom Tage der Uebertretung, ä ußer, wenn diese ein fortdauerndes strafbares Verhältniß bildet. IV. Gesetz über die Vergehen und Verbrechen durch den sißbrauch der Presse und ihrer Erzeugnisse (8 Artikel). Der

Ostrolenka in Gefangenschaft geratdenen Offiziere sind dis noch im Russischen Feldlager, weil die Russen sie dei der unsiche— ren Communication nicht in das Innere von Rußland absenden konnten. In Prasnysz daben die Rusien ein Verprodiantir Connté eingeseßt, an dessen Spitze der Kaiserl. Flügel⸗-A d! Fürst Trubejkoi stebt. Der Apotdeker Zimmermann in Wultusk, ven dem es dieß, daß er von den Russen gedangt werden sen— sißbrauch der Presfe hat 3 Abstufungen: 1) Preß⸗ü:artretun— ledt, ist ader nebst den Bürgermeistern von Nastelsk und Siero; en, 2) Preß- Ver . und 3) pl norm en Erstere ar und dem Pfarrer Tadeyaki verdaftet werden.“ Der Warschauer n besrraft ma. a r e , Tagen bis Wochen . 2

Gesetz und destätigt« austerdem das obengenannte am 16ten d.

Zeitung zufelge, soll es jenem Aixetheler gelungen sexn, aus sei Feld von z bis 209 Fl., die anderen mit Hefängniß bis ju?

1993

Jahren und die dritten mit Arbeitshaus von 1 bis 6 Jahren, zu vollziehen in einer Festung. Als Preß-Vergehen- und Ver— brechen sind bezeichnet: Aufreizung zu Vergehen und Verbrechen, Schmähung der Gesetze, Beleidigung des Königs und der nigin (6. Jahre Arbeitshaus), des Thronerben, der Mitglieder der Königlichen Familie, fremder regierender Häupter, Gesandter, der Regierungen oder Behörden fremder Staaten; Aufreizung fremder, Staaten zum Llufruhr; Schmähung der Staats⸗Regie⸗ rung, öffentlicher Beamten, der Stände, der Landräthe, der Wahl-, Distrikts⸗ oder Gemeinde⸗Versammlungen, der Geschwor⸗ nen, der öffentlichen Körperschaften, der Religion, unzüchtige Darstellung, Verläumdung (bei welcher nicht entscheidet, ob der Angegriffene genannt oder kenntlich bezeichnet ist. Der Beweis der Wahrheit von Anschuldigungen macht straffrei, jedoch nur, wenn dieselben ein öffentliches Verhältniß berühren. Wenn aber ehrenrührige Handlungen aus dem Privatleben bekannt gemacht werden, so schützt auch der Beweis der Wahrheit nicht vor Strafe), Ausstreunng von wissentlich falschen Nachrichten über bevorstehende Regierungs-Maaßregeln, woraus Beunruhigung oder Störung des Vertrauens entstehen könnte; Verbreitung von Schriften, welche bereits durch Urtheil für sträflich erkannt wor⸗ den sind. Die Verantwortlichkeit geht nach folgender Ordnung: a) Verfasser, h) Herausgeber, c) Verleger, d) Drucker, e) Ver— breiter. Eutflieht die Person, welche die Verantwortlichkeit trifft, so haftet die nächstfolgende Person. Für censirte Artikel ist nur der Censor verantwortlich. Auch über im Auslande gedruckte Artikel können von inländischen Gerichten Strafen erkannt werden. (Schluß folgt.)

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Die Allgemeine Zeitung meldet aus Konstantino— pel vom 27. Mai: „Mehrere Divans-Versammlungen wurden gehalten, um die jetzigen Verhältnisse der Pforte zu den Euro⸗ päischen Regierungen in Berathung zu ziehen, hauptsächlich aber, um sich mit dem Gegenstande einer von dem Grafen Guillemi— not dem Reis-Efendi übergebenen Note, über sein in der letzten Zeit beobachtetes Verfahren, zu beschäftigen. Die Pforte war bisher in der Ueberzeugung, daß der Graf Guilleminot, in allen seinen Beziehungen auf sise, als Organ der Französischen Regie⸗ rung zu betrachten sey. Wie sehr mußte sich demnach der Divan betroffen fühlen, als er aus der Note des Grafen Guilleminot, welche als eine Art von Bekenntniß seiner eigenen Ansichten an— zusehen ist, entnahm, daß derselbe seinen diplomatischen Charak— ter mißkannt, und daß er die gegebenen Winke und Zusagen aus eigenem Antriebe, im Sinne seiner Ansichten, keinesweges aber im Auftrage seiner Regierung gemacht habe. Man kann sich die Verlegenheit des Ottomanischen Ministeriums denken, welches bei der hohen Meinung von dem Feldmarschall Diebitsch und der Stärke der Russischen Armer Anfangs den ihm zukommenden In⸗ sinuationen wegen Benützung des Polnischen Krieges, um das Mißgeschick vom J. 1829 wieder auszugleichen, mißtraute, endlich aber nach mühsam eingeholten Nachrichten über die Lage der Dinge in Polen, und in Folge der vielversprechenden Aeußerungen des Fran⸗ zösischen Botschafters, ernstlich damit umging, das Vergeltungs⸗ recht zu üben; und in der Voraussetzung, dabei unter allen Um— ständen auf Frankreich rechnen zu können, dazu Einleitung traf, und nun mit einemmale durch die Erklärung des Grafen Guille⸗ minot erfährt, daß es getäuscht worden, und auf keinen fremden Beistand zu rechnen habe, falls es wagen würde, Rußland anzu⸗ greifen. Das Resultat der mehrtägigen Divans⸗-Berathungen

ging unn dahin, sich mit dem Russischen Bevollmächtigten zu

verständigen und feierlich zu versichern, daß die Pforte stets das großmüthige Betragen des Kaisers von Rußland vor Augen ge⸗ habt und haben werde; daß sie nie den mächtigen Einfluß Ruß⸗ lands auf die Europäischen Angelegenheiten zu schmälern beab⸗ tigen könne, oder dessen Feinden Vorschub leisten wolle; daß ihr alle dahin zielende Schritte fremd geblieben und bleiben wür⸗ den, wiewohl es an Aufreizungen nicht gefehlt habe; und daß die Pforte jetzt mehr als jemals den Kaiser von Rußland als ihren Beschüͤtzer ehre und als Freund erkenne. Unter solchen Um— ständen durfte dem Grafen Guilleminot der hiesige Aufenthalt sehr lästig seyn, und seine Entfernung nicht mehr als ein Ver⸗ lust angesehen werden. Die Insurrectionen in den Europäischen Provinzen flößen hier nach den von dem Groß⸗-Wesir erfochtenen Vortheilen wenig Besorgnisse mehr ein, und gegen die in Klein— asien noch obwaltenden Aufstände werden kräftige Maaßregeln ergriffen.“ Mexioeueroöo.

Nordamerikanische Blätter bringen Nachrichten aus Tampico bis zum 9. April. In Folge einer Gegen⸗Revolution der Garnison war der wichtige Platz Acapulco in die Hände der Regierung gefallen. Die Abtrünnigen fuhren fort, sich wegen Pardon an die Kammern zu wenden, dergestalt, daß man die baldige Beendigung der Revolution in den südlichen Provinzen erwartete. Der Zustand der Republik verbesserte sich täglich, weilo die Regierung ssch immer mehr die Achtung der Bewohner zu erwerben wußte. Bei der Uebergabe von Acapulco wurden der dortige Militair-Chef Brinnbo nebst fast allen seinen Offizie— ren zu Gefangenen gemacht; dieser feste Platz war der letzte, den die Anhänger Guerrero's an der Küste besaßen. In der Nähe von Mexiko ist eine Baummollenspinnerei errichtet worden, die vor einiger Zeit 16 Stüick Baumwollenzeug, das erste in Me— xiko fabricirte, zum Verkauf ins Publikum brachte.

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Die letzten über Baltimore aus Callao eingelaufenen Nachrichten gehen bis zum 3isten Januar. Die Regierungen von Pern und Bolivia machten große Lnstalten zum Kriege, und die, Pernanische vom General, Gamarra befehligte Armee war bereits den Gränzen naher gerückt; an der Spitze der Bo⸗ livischen Armee stand der Präsident der Republik, General Santa-Cruz. Nachdem eine zwischen genannten beiden Gene— ralen stattgehabte Unterredung zu keinem friedlichen Ueberein⸗ kommen geführt hatte, erwartete man allgemein eine baldige Kriegserklärung. Eine heftige Feuersbrunst hatte in der Stadt Guahaquil mehr als 50 Häuser in Asche gelegt; man schatzte den dadurch verursachten Verlust auf ungefahr 3 Millionen Piaster.

J ne hg n d

zerlin, 23. Juni. Aus Hohenstein in Osipreußen wird unterm 1 ö. d. M. e n n, Am 3. d. M: verließ diesen Ort das ehren⸗ werthe erste Bataillon des hochlöblichen Iten Infanterie⸗Regi⸗ ments, so wie der Herr Commandeur des Regiments selbst nebst dem Stabe, und heute der kommandirende Hr., General der mobilen Kolonne nebst Adjutantur, welche die Ereignisse im be⸗ nachbarten Polen nach Hohenstein und in die nächste Umgebung

noch in der Behandlung 45. 9

geflihrt, und die beinahe 8 Monate hier kantonirt hatten. Alle = vom Höchsten bis zum Gexingsten, haben während dieser für uns jetzt leider entflohenen Zeit ein in jeder Hinsicht anspruch⸗ loses preiswürdiges Entgegenkommen gezeigt und sich dadurch den gerechtesten Anspruch auf unsere ungetheilte Achtung und 866 Danibarkeit erworben. Wir wünschen aufrichtigst, daß die Schickung sie Alle einer glücklichen Zukunft entgegen führen und daß sie im Genusse ihres Glückes sich bisweilen ihrer in Hohenstein zurückgelassenen Freunde und Verehrer wohlwollend erinnern mögen.

Bei dem kürzlich erfolgten unerwarteten Hintritt des Gene— ral⸗Feldmarschalls Grafen Lig lg, O ell nel haben sich ver⸗ schiedene Gerüchte über die Art seines Todes verbreitet. Die Staats⸗Zeitung hat zwar in ihrer Nr. 1665 aus ganz unverdäch— tiger Quelle bereits authentisch mitgetheilt, daß der Verstorbene der Cholera morbus erlegen sey; in der Nr. 171 aber laßt ihn ein Privat-Schreiben, de dato Pultusk, den 11. Juni, am Schlagfluß sterben, anderer herumlaufender Meinungen nicht zu gedenken. Es wird daher unseren Lesern nicht imangenehm seyn, folgenden Auszug aus einem Schreiben des Königl. Preußischen Bataillons-Arjtes Koch‘) an den Königl. General⸗Stabs-AUjt Ur, von Wiebel zu kennen, welchen wir der Güte des Herrn ic. v. ö verdanken, und dessen Inhalt jeden Zweifel entfernen ird: . „Schon seit mehr denn vier Wochen hatten sich in dem in der Nähe des Hauptquartiers befindlichen Theile ber Armee keine Cholera⸗Kranke mehr gezeigt, und selbst in den entfernter stehenden Garden hatte sie sich nur in höchst modifizirter Ge— stalt geäußert.“

„Am 20. Mai (1. Juni) wurde das Haupt⸗Quartier nach Kleczewo, Werste von Pultusk entfernt, verlegt; gleichzeitig trat überaus rauhe und feuchte Witterung ein, ünd ich erklärte damals schon mit Bestimmtheit, daß, wenn die mancherlei nach— theiligen Verhältnisse, die sich hier vereinigten, längere Zeit be⸗ stehen blieben, die aus dieser Gegend so eben erst abgezogene Cholera in den tief gelegenen Niveaus sich neuerdings erzeu— gen werde.“

„Am 24. Mai (5. Juni) starb plötzlich ein Domestik des Fürsten Gorczakow, den ich sogleich secirte; am 28. Mai (9. Juni) starben eben so plötzlich zwei Marketender, Alle an ei⸗ ner so intensiven Cholera, wie ich sse in hiesiger Gegend noch nicht beobachtet.“ .

„Am 29. Mai (10. Juni), Morgens gegen 4 Uhr, wurde der Wirkliche Staatsrath, Leibarzt Sr. Majestat des Kaisers, Dr. Schlegel Excellent, der den Feldmarschall in der Qualität eines Leibarztes begleitete, und bei welchem ich zu wohnen pflege, zu dem, wie es hieß, seit zwei Stunden er⸗ krankten Feldmarschall gerufen; drei Stunden später, um 7 Uhr, berief Herr ꝛc. Schlegel den zum Hauptquartier kom⸗

mandirten Russischen Arzt Dr. Stürmer zur Assistenz, und

auf dessen dringendste Forderungen wurde auch ich um 87 Uhr gerufen und aufgefordert, den Krauken „„ganz nach meinen Ansichten““ zu behandeln. Wie ich den Kranken fand, konnte ich indeß nur erklären, daß hier nichts mehr als der in wenigen Stunden zu erwartende Tod zu hof⸗ fen sey, und obgleich die Sache heftig bestritten wurde, so glaubte ich dennoch vorsichtshalber diese Erklärung dem Herrn du jsur- General ꝛc. Obregkow aussprechen zu müssen. Drei Stinden später, um 114 Uhr, erfolgte der Tod des Herrn Feldmarschalls.“

„Am folgenden Tage, den 30. Mai (11. Juni), machten Herr r. Schlegel und ich die Section, und hätte die überaus heftige und stark ausgeprägte Krankheit überhaupt noch einen Zweifelerlaubt, so setzte der Leichenbefund die Ueberzeugung fest, daß der hohe Patient an der hier überaus intensiv aufgetretenen Cholera morbus d. h. an der unter diesem Namen in der letzten Zeit bekannt gewor— denen epidemischen Krankheit, gestorben sey. An organischen Fehlern fand sich nichts vor, als eine Verknöcherting an der Herjmündung der Aorta und den Mitral-Walveln und ein kleines knöchernes Konkrement in dem unteren Lappen der rechten Lunge, welches aber zur Krankheit selbst in keiner Beziehung stand.“

„Ich erlaube mir, bei diesem traurigen Ereignisse folgende Bemerkungen: weder vor, noch bis jetzt, 5 Tage nach dem Tode des Herrn Feldmarschalls, hat sich in dessen näheren Umgebungen ein Cholera⸗Kranker vorgefunden, und in der ganzen Umgegend ist schon seit längerer Zeit kein Kranker der Art beobachtet worden.“

„Die 3 Cholera⸗Kranke, die so kurz vor dem Herrn Feld— marschall erkrankten, wurden inmitten ganz gesunder Umge— bungen, auf weit von einander entfernten Punkten, in feuch— ten Bivouacs, von der Krankheit ergriffen; aus ihren näheren Umgebungen, selbst von ihren nächsten Schlafgenossen, erkrankte Niemand.“

„Am Abend vor seinem Erkranken war der Herr Feldmar⸗ schall noch in der gten Stunde, in der feuchten kühlen Abend⸗ luft, durch das vom Regen nasse Gras spazieren gegangen und hatte sich namentlich beim Ersteigen eines Berges sehr echaussirt.

Pultusk, den 2. (14.) Juni 1831.“

* * nx.

Chole rg.

In Danzig stellt sich nach dem neuesten Berichte die Zahl der an der Cholera Erkrankten, wie folgt: am 17. Juni erkrankten 14, starben 11, genasen 2. 6 2 20, . 4. 16. 18, 1414, 66. Es waren mithin seit dem Ausbruch der Krankheit in Danzig in Summa erkrankt 268, gestorben 188, in der Rekonvalescenz 35, Das Verhältniß der Gestorbenen zur Zahl der Erkrankten stellt sich hiernach noch immer ungün— stig, wogegen die Zahl der Erkrankungen, im Verhältniß zur Ein— wohnerzahl, nur gering ist; 181 Häuser unterlagen der Absper⸗ rung, nur in 15 derselben waren neue Erkrankungen, in Allem

Der Bataillons⸗Arzt Koch war im Jahre 1829 mit Königl. Erlaubniß zur Russischen Armer nach der Tuͤrkei, gegangen u hatte daselbst den Feldzug gegen die Ottomanen mitgemacht, Feld⸗ marschall Diebitsch ruͤhmté, bei seiner Anwesenheit in Berlin, die Thaͤttgkeit dieses Mannes, der lange Zeit Pest pitaͤlern vorgestanden und 4 sehr nuͤtzlich gemacht hatte. Wahrend eines Theils des vergangenen Jahres hatte er sich in Besarabien aufgehglten, wo gerade die Cholera herrschte, und dort uber diese Krankheit man⸗ nichfache Erfahrungen eingesammelt. Er war eben im Begriff, in sein Vaterland zurückzukehren, als er dem Ansuchen des ver⸗ n . w mar chan nachgab und vorerst in seinem Hauptquar- tier verblich.

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