1831 / 175 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

krank, hinzugekommen, genesen, gestorben. 25. 26. Morgens: . e . in den Hospitälern 307 53 15 141 in den Wohnungen 204 bi 30 26. 27. Morgens: in den Hospitäleen 304 45 19

194 70 34

298 37 30

in den Wohnungen v. 27. 28. Morgens: in den Hospitaälern in den Wohnungen 222 8 46 v. 28sten 29sten

waren krank 503 62 v. 29sten 30sten

waren krank 488 71 v. I0sten Ilsten

waren krank 468 105 67 12

Es verblleben noch krank (64, in der Besserung befanden

sich 9t. Vom 31. auf den 1. Juni genasen 63, starben 26, blieben noch krank 184. Vom 1. auf den 2. C13. 14.) Juni erkrankten 79, genasen 65 und l starben. In der Besserung befinden sich 133. Seit Anfang der Epidemie waren überhaupt erkrankt 2612, genesen 867 und gestorben 1283. Vom 2. auf den 3. (14. 15.) Juni ist in der Stadt selbst Niemand er— krankt und Niemand gestorben; in der St. Petersburger Vor— stadt sind 2 erkrankt, aber Niemand gestorben; auf dem südlichen Ufer der Düna starb einer.“

Man meldet aus Mitau vom 7. Juni: „Schon unter dem

20. Mai (1. Juni) hat die Gouvernements-Regierung eine Ver— ordnung erlassen, um den Johannis⸗-Ternsin, der hier immer sehr Viele versammelt, sicherer zu machen. Es wird Jedermann aus⸗— gefordert, seine Geschäfte, so viel wie möglich, nur durch hiesige Geschäftsträger oder schriftlich abjumachen, bei durchaus noth⸗ wendiger Anwesenheit aber die Zahl seiner Begleitung und die Zell feines Aufenthalts zu beschränken, da eine Cernirung der Stadt eintreten könnte. Zugleich wird bekannt gemacht, daß während des sogenannten Termins weder ein Theater, noch an— dere öffentliche Belustigungen werden erlaubt werden. Es ha— ben sich, wie man hört, hier wirklich schon einzelne Krankheits— fälle ereignet. Man spricht von 16 bis 20 Patienten.“ Fer—⸗ ner wird aus Mitau vom 9. Juni geschrieben: „Hier wird die Vorsicht so ausgedehnt, daß jedes Haus, in welchem ein Mensch von der Cholera befallen wurde, sogleich cernirt wird und in 24 Stunden purificirt werden muß. Wer ein Haus betreten hat, in welchem sich ein Cholera-Kranker befindet, steht unter achttägiger Aufsicht, kann Mitau nicht verlassen und daher auch von der Polizei keinen Reisepaß erhalten. Dessen⸗ ungeachtet waren hier bis gestern Abend 68 erkrankt, 29 da⸗ von gestorben und nur 2 genesen. Das gestern Abend erschienene Bulletin erklärt: „„In der Stadt selbst ist kein ein⸗ ziger Cholera⸗Kranker außerhalb der drei Cholera-Krankenhäu⸗ ser.““ Es scheint also, daß alle Befallene ohne Unterschied ins Spital gebracht werden.“

Aus Pernau vom 11. Juni schreibt man: Auch hier sind „Vorsichtsmaaßregeln“ gegen die Cholera gedruckt empfohlen worden; die Krankheit selbst hat uns noch nicht erreicht. Bis jetzt sind 63 Schiffe angekommen und 59 abgegangen. Das Handelshaus H. Diedr. Schmidt macht so eben bekannt, daß es sein Fahrzeug: „Net Boissa“ (Fürchte nicht), zu Riga beladen lasse.

Aus Dorpat wird unterm 28sten Mai (9gten Juni) be⸗ richtet: „Auch hier sind alle nöthige Vorsichts⸗Maaßregeln für den Fall des Eintretens der Cholera getroffen, doch ist, so viel man weiß, noch Niemand erkrankt. Die Kol— legia wurden auf die erste Nachricht, daß die Cholera in Riga ausgebrochen sey, geschlossen, und ihr Wiederbeginnen wird durch die Zeitungen bekannt gemacht werden. So eben ist hier eine Schrift erschienen, „die Cholera morbus, zu Nishni-Nowgorod beobachtet von Dr. Lindgreen“, die bei unserer medizinischen Fa— kultät großen Beifall erlangt hat. Professor Rathke hatte schon vor einigen Monaten vom Verfasser, einem Dorpatenser, der in Nishni-⸗Nowgorod angestellt ist, einige fragmentarische Mitthei— lungen über die Cholera bekommen und sandte sie ins Ausland; dort wurden sie, als das Beste, das über die Krankheit erschie⸗ nen sey, vom Geheimerath Rust, Präsident des Preußischen Cho— lera-⸗Comité's, zum Druck befördert. Herr Lindgreen, der sich eine kurze Zeit in Dorpat aufhielt, hat hier den Gegenstand ausführlicher bearbeitet.“

Die St. Petersburgische Zeitung enthält folgende Nachrichten über den Gang der Cholera:

Erkrankt. Genesen. Gestorben.

Gouvernement Kiew.

In der Stadt und dem Kreise Swe⸗ nigorodka vom 22. bis zum 29. April

Im Tschigirinschen Kreise vom 1. bis zum 16. April.

Im Boguslawschen Kreise vom 25. April bis zum 10. Mai .. In Bessarabien: und zwar in der Stadt Kischinew vom 1. bis zum 8. Mai .... In der Stadt Chotin vom 4. bis

zum 28. April. .

Im Jassyschen Kreise vom 24. April bis zum 1. Mai

Im Kreise und der Stadt Bender vom 26. April bis zum 3. Mai

Im Orgäjewschen Kreise v. 29. April bis zum 1. Mai

Im Akkiermanschen Kreise vom 19. bis zum 29. April ..

Gouv. Tschernig ew;

In den Kreisen und den Städten

Koselez und Njäshin bis z. 5. Mai 452 Gouv. Grodno:

Vom 16. bis zum 20. April .... 319 92 119 Von dem in Dorpat bestehenden Comité zur Abwendung der Cholera sind seit dem 18. (366.) Mai, wo man daselbst vom

Ausbruch jenes Uebels in Riga benachrichtigt wurde, folgende

vorläufige Anordnungen vorgenommen worden:

1) Es sind bereits und werden noch die kleineren in den

Niederungen belegenen Häuser untersucht, und sind Vo

gen getroffen, daß sie nicht mit Menschen überfüllt

2) Die Stadt ist in 13 Quartiere getheilt; j

einen Arzt und hat bereits einen Aufseher nebst Ge

welchem sich stets ein Pferd mit einem Schlitten zur

ten Fortbringung der Erkrankten vorfindet.

3) Der Aufseher hat mit seinen Gehülfen besonders auf

Reinlichkeit in seinem Bezirk und in dessen Häusern zu sehen

119

43

1098

und sich durch Umfragen von dem Gesundheits-Zustande der Bewohner zu unterrichten. .

3) Sobald sich bei Jemanden die Zeichen der Cholera ein— finden, muß der Wirth des Hauses solches augenblicklich dem Aufseher seines Bezirks melden und dieser sich zu dem Kranken sogleich mit dem Arzte begeben, der zu bestimmen hat, ob der Patient in seiner Wohnung behandelt oder in eine Kranken⸗An⸗ stalt gebracht werden soll. U

6) Zur Krankenpflege sind bis auf Weiteres zwei Hospitäler, zusammen mit 40 Betten, schon in Stand gesetzt. Die Zahl der Betten kann nach Erfordern vergrößert werden. Die Uni— versitat hat auch außerdem für ihre Angehörigen zu gleichem Be⸗ huf Einrichtungen im Klinikum gemacht.

6) Um die Luft in der Stadt rein zu erhalten, sind schon Vorkehrungen getroffen worden, den Zusammenfluß einer bedeu⸗ tenden Menschenmasse möglichst zu verhindern.

7) Das Comité vertheilt bereits eine gedruckte, ärztliche, ge⸗ meinfaäͤßliche Belehrung über die Zeichen der Cholera, die Ver— haltungsregeln und Schutzmittel wider selbige u. s. w.

85 Sollte das Comité, auf seine bereits unterlegte Bitte, zuverläͤssige Nachrichten über den Stand der Cholera und des⸗ sen etwanige Verbreitung in der Provinz erhalten, so wird es nicht säumen, sie durch die Zeitung mitzutheilen, wünscht aber dagegen, daß übertriebenen, oft ganz leeren Gerüchten nicht wil— lig Gehör gegeben und nicht dadurch Unruhe und Besorgniß ge— steigert werden möge.

Anordnungen für den Dorpatschen Kreis.

Auch auf dem Lande soll die gedruckte ärztliche Belehrung in Deutscher und Ehstnischer Sprache durch die Bauergerichte, die Herren Prediger u. s. w. nach Möglichkeit vertheilt werden. Bei Teilitz ist eine Reinigungs-Anstalt errichtet worden, in der Alles, was durchgeht, einer Guynton-Morveauschen Räuche— rung von einem dazu angestellten examinirten Pharmaceuten un— terzogen und, daß solches geschehen, schriftlich bescheinigt wird. Wer sich in die Stadt Dorpat begeben will, hat diese Be⸗ scheinigung bei dem zwei Werste vor der Stadt angeordneten Vorposten vorzuweisen und den Bestimmungen der dortigen Auf— seher sich willig zu fügen. Gendarmen reiten umher zur Beauf⸗

sichtignng der Wege und bestmöglichster Ausführung jener Anord⸗ ͤ ebe 894 9 t uns einen Mann datstellt, der, wenn auch nicht an Europaischem

nungen. So weit die vorläufigen Maaßregeln des Comits, bei deren Verwirklichung und Beobachtung dasselbe auf die Unter⸗ stützung aller Menschen-Freunde rechnet.

In einer zu Hamburg am 20. Juni erschienenen Verord— nung heißt es: „Den aus den Ostseehäfen von Riga bis Dan⸗ zig, diese beiden Orte eingeschlossen, oder aus künftig angesteckt werdenden Häfen kommenden Schiffen wird nach wie vor das Einsegeln auf der Elbe zu Kuxhaven gar nicht gestattet, sondern werden dieselben ab- und sofort an eine förmliche Reinigungs— Quarantaine⸗-Anstalt gewiesen. Auf gleiche Weise wird mit den⸗ jenigen aus allen Ostseehäfen kommenden Schiffen verfahren, welche Bett⸗ und Schreibfedern, Pferde- und Kuhhaare Flachs, Hanf, rohe Häute und Felle, Leder, Juchten, Pelzwerk, Segeltuch, Tauwerk, Werg, Wolle und alte Kleider geladen haben, falls diese nicht unverdächtige Gesundheits-Pässe und vollständige Atteste von einer Reinigungs- Quarantaine-Anstalt beizubringen im Stande seyn sollten. Alle übrige aus den Ostseehäfen, wozu auch die am Sunde, an den Belten bis zum Kattegatt liegenden gerechnet werden, kommende Schiffe wer⸗ den einet angemessenen Observations-Quarantaine unterworfen, welche für diejenigen Schiffe aus Russischen Ostseehäfen, die nicht nach Obigem ausgeschiossen sind, wenigstens eine Zeit von 21 Tagen, mit Inbegriff der Reisezeit, beträgt. Alle andere Schiffe, welche die obbenannten Artikel an Bord haben, sie kommen her, woher sie wollen, müssen bei Kurhaven setzen und nach geschehener Untersuchung weitere Verfügungen erwarten.“

Die Großherzoglich Mecklenburg⸗Schwerinsche Regierung hat die laut ihrer Verordnung vom Sten d. im Hafen zu Wis⸗ mar eingerichtete Anstalt für eine bloße Observations-Qnaran— taine erklärt, worin alle Fahrzeuge, welche in den dortigen Lan— den anlanden wollen, sie mögen herkommen, woher sie wollen, einer ärztlichen Untersuchung unterworfen und, nach näherer Be⸗ stimmung der Quarantaine-Ordnung, kürzere oder längere Zeit unter Beobachtung gestellt werden. So viel dagegen die aus wirklich infieirten Häfen, z. B. Riga, Windau, Danzig, anlan— genden oder sonst der Infection verdächtigen Fahrzeuge anbetrifft, so sollen solche überall nicht zugelassen und, wenn sie sich den⸗ noch im Hafen von Wismar zeigen sollten, von dort ab und an eine Reinigungs-Quarantaine verwiesen werden, so wie auch Schiffe, welche mit giftsaugenden Waaren, als Häuten, Hanf, Wolle u. dgl., beladen sind, sobald sie aus verdächtigen, wenn gleich noch nicht notorisch inficirten, Häfen kommen, überall nicht zugelassen werden können. Zur Beaufsichtigung im Allgemei⸗ nen ist eine Immediat-Kommsssion, deren Sitz zur Zeit in Wis— mar ist, in der Person des Großherzoglichen Landraths von Bas— sewitz auf Schönhof und des General-Majors von Boddien zu Dobberan errichtet.

Auch in Braunschweig ist durch Verordnung vom 17ten d. M. eine Immediat⸗Kommission zur Abwendung der Cholera niedergesetzt nd als deren Chef der Oberst v. Wachholtz ernannt worden.

Ein Privatschreiben aus Stockholm vom 17. Juni ent⸗ hält Folgendes: „Die Regierung ist fortwährend auf das sorg— faltigste bemüht, alle mögliche Vorsichts⸗Maaßregeln zu ergreifen, um die Geißel der Cholera von unserem Lande abzuhalten. Aehn— liche Vorkehrungen, wie diejenigen, die bereits in Schweden ge⸗ troffen und' durch die öffentlichen Blätter zur Kenntniß des Pu— blikums gebracht worden sind, hat die Behörde auch für Norwe⸗ gen beschlossen, wo gleichfalls Kreuzfahrten bewaffneter Schiffe an den Küsten eingeführt worden sind, um über die strenge Voll⸗ ziehung der gegebenen Befehle zu wachen. Da die Regierung gesiern aus St. Petersburg amtlich benachrichtigt worden ist, daß die Cholera sich in den ersten Tagen dieses Monats in Ar⸗ changel, und zwar nach der Ankunft einiger funfzig Kähne aus dem Gouvernement Wiätka, gezeigt hat, so wird die Aufsicht an der nördlichen Küste Norwegens, deren Einwohner in lebhaftem Handels⸗ Verkehr mit Archangel stehen, noch verdoppelt werden. Es sind bereits Befehle hierzu ertheilt worden, in deren Folge auch eine Kontumaz-Anstalt entweder in Bodöe oder in der Nähe von Drontheim errichtet werden soll. Nach den Berichten unseres Konsuls hatte die Krankheit in Archangel erst 12 Personen hin⸗ weggerafft und schien eben keinen besonders bösartigen Charakter zu haben. Nichtsdestoweniger sollen die Verbindungen zwischen die⸗ sem Hafen und Norwegen streng beaufsichtigt werden, so wie denn überhaupt nichts verabsdumt werden wird, um beide Reiche und mithin auch das übrige Europa vor der Einschleppung der Cholera zu bewahren. Es versteht sich übrigens von selbst, daß die getroffenen Vorsichts-Maaßregeln nach Maaßgabe der Um⸗

stäne und der eingehenden amtlichen Berichte werden ermäßigt werden, damit der Schwedische und Norwegische Handel nicht

unnützer Weise darunter leide. De . . jedes Schwedische oder Norwegische Schiff, das aus einem

inländischen Hafen ausläuft, sich mit einem Gesund heits⸗Atteste versehe, das von dem Kousuilar-Agenten desjenigen Landes, wo

hin das Schiff segeln will, oder, in Ermangelung eines solchen, ven der städtischen Orts-Behörde zu legalisiren ist. Dieselbe Vor= sicht ist imsererseits von allen von den Küsten der Ostsee kom⸗ menden Schiffen verlangt worden. Da die Gefahr einer An— steckung hauptsächlich von Seiten Finnlands droht, so ist bereitz untern 11Iten d. M. angeordnet worden: 1) daß jedes Schiff, das aus einem Hafen an den Küsten Rußlands oder Finnlande,

von Narwa bis Tornen einschließlich, kommt, in Sandham oder

Furusund, oder in jedem anderen Hafen seimer Bestimmung, eine ächttägige QOuarantaine halten; 2) daß diese Quarantaine fin

Schiffe, die giftfangende Gegenstände, als Leder, Häute, Lum pen, Hanf, Flachs, Werg oder Pelzwerk, am Bord haben, auf

14 Tage erhöht werde; 3) daß jede Reise-Verbindung über Grißlehamm und Haparanda bis auf Weiteres verboten seyn

soll. Auf die amtliche Nachricht von dem Ausbruche der Che

lera in Danzig, Liebau und Riga sind diese Städte für inficitt und die ganze Küste von der östlichen Gränze von Esthland an bis an dle Mündung der Oder für verdächtig erklärt worden.

Der König hat befohlen, daß

Allgemeine

Preußische Staats-Zeitung.

n 175.

*

Amtliche Nachrichten.

Kronik des Tages.

Abgereist: Der General-Intendant der Königl. Museen, Uummerherr Graf von Brühl, nach Pyrmont.

Mithin finden die in den Quarantaine⸗Verordnungen enthaltenen

Vorschriften auch auf die aus jenen Gegenden kommenden Schift Anwendung.“ .

Literarische Nachrichten.

Die Jahrbücher für wissenschaftliche Kritik, die

in ihrem Fotlgange sich einer anhaltend regen Theilnahme des wissenschaftlichen Publikums erfreuen, enthalten in ihren neuesten so eben erschienenen Blättern (Nr. 114, 115 und 116) eine interessante Abhandlung über den berühmten Schotten Sit

John Sinclair von unserem hochgeschätzten Mitbürger Hrn. Ge-

heimen Legations-Rath Varnhagen von Ense. Das reiche Le— ben des großen Technologen, den selbst die Franzosen „le pre. mier agronome de 'Rurope“r nannten, und ein Theil seiner vielumfassenden Korrespondenz, der kürzlich in London an das Licht getreten ist‘), geben den Stoff zu jener Abhandlung, die

Ruhme, doch an Erlebnissen und Berührungen mit den größten Geistern der Mitwelt eines halben Jahrhunderts unserem Göthe fast gleichkommt. Wir begnügen uns vorläufig, unsere Leser auf dlese interessante Abhandlung aufmerksam zu machen.

n.

) The Correspondence ol the Right Honourable Sir. John Sinclair, Bar, with remingiscences o he most distinguished Cha- racters lio izve appeared in Great Britain aud in foreisn Countriei during the last 5) Vears. London, 1831. 2 Vols. in 8.

Sch au spiele. Sonnabend, 25. Juni. Im Schauspielhause: Improvvisa⸗ tion von Herrn Langenschwarz. I. Abtheilung: 1) Ouvertüre. 2) Mündliche epische oder lyrische Improvisation von Hrn. Lan— genschwarz. (Die Aufgaben zu den Dichtungen können aus dem Gebiete der Geschichte, Philosophie und Phantasie genommen werden. Es wird ersucht, mehrere Stoffe, sowohl ernsten alt humoristischen Inhalts, auf kleine Blätter geschrieben, in die an der Kontrolle des Schauspielhauses aufgestellten Vasen zu legen.) II. Abtheilung: Christinens Liebe und Entsagung, Drama in? Abtheilungen, nach dem Französischen, von Theodor Hell. III. Ab—⸗ theilung: 1) Concertino für die Violine, von Callivoda, vorgt— tragen von dem Köoönigl. Kammer⸗Musikus Herrn Zimmermann, (Schüler des Königl. Musik-Direktors Herrn Möser). Während Ausführung dieser Mustk wird Hr. Langenschwarz 2) drei galantt Gedichte, als Begrüßung an die Damen Berlins, niederschrei⸗ ben und vorlesen, wozu er sich in die zweite Vase humoristischt

Königliche

Stoffe erbittet. 3) Komische Improvisation in Oesterreichischet

Volks-Mundart, von Hrn. Langenschwarz.

Königstädtisches Theater. Sonnabend, 25. Juni. Zum Erstenmale: Bis Mitter— nacht, Posse in 3 Akten, nach dem Französischen, von Julius von Ribitsch. Hierauf: Der Dachdecker, komisches Gemälde in 5 Rahmen, von L. Angely. Montag, 27. Juni. Im Schauspielhause: Kaiser Hein rich VI., historische Tragödie in 5. Abtheilungen.

Ber ner . Den 24. Juni 1831. Amtl. Fonds- und Geld- Cours- Zettel. (Preuss6s. Cour; „ö Cell x i me am ee mm,

97

2. Hriej. Gæld. ]

8St. Schuld - Schi. 904 8S9z IJ Ostpr. Efandbrt. Pr. Engl. Aul. 13 995 Pomm. Plandbrt. r. Engl. Anl. 22 964 Cur- u. Neum. do. Pr. Engl. Obl. 30 . Schlesische do. Kurm. OblI. m. J. C. 88 Rkst. C. d. - u. X. Neum. Int. Sch. do dd! L. Sch. d. K. - u. N. Berl. Stadt-Oblig- Königsbg. do. Elbinger do.

Hanz? do. in Ih. Weslpr. Pfandhr. Grolsliz. Pos. do.

1605 * 105 10 105

921 Holl. vollw. Duk. 35 . Neue dito 931 Friedrichsd'or.. 955 Disconto

C C . . i D O .

Auswärtige Börsen. Hamburg, 22. Juni.

Oesterr. Sproc. Metall. SS. 4proc. J0J. Bank- Actien 1945 Kuss. Engl. Aul. S973. Russ. Anl. Hamb. Cert. 853. Dän. 60. Poln. S0 z.

St. Petersburg, 14 Juni.

8

Hamburg 3 Non. 93. Silber-Rubel 372 Kop. proc. Insc. in

Silber 873. /// / / ! /

NEUESLTE BGR SEN-KACHRIGMHMLCERN.

Paris, 18. Juni. Sproc. Rente pr. Compt. 89. 20. fin cour. 89. 25. Zproc. pr. compt. 60. 95. sin cour. 61. 5proc. neue Anleihe der 120 Mill. 89. 50. 5proc. Neapol. fin eour. 68. 50. 5proc. Span. perp. 521.

Frankfurt a. M., 21. Juni. Oesterr. 5proc. Metall. Sl 1. S153. Aproc. JI. J0z. 2proc. 423. 1proc. 183. B. Bank⸗ Actien 1241. 1238. Partial⸗-Obl. 1153. 1153. Loose zu 100 Fl. 1573. 157. Poln. Loose 445. 453.

Redacteur John. Mitredacteur Cottel. aa n n=

Gedruckt hei A. W. Hayn.

Zeitungs-⸗Nachrichten.

Ausland.

Rußland.

Riga, 5. (17.) Juni. In Folge der letzten Opera⸗ hnen des General-Gouverneurs, Baron von der Pahlen, war e Ruhe in Samogitien beinahe gänzlich wieder hergestellt wor⸗ J. Mehr als 60 Edelleute hatten sich unterworfen und die rnehmsten Guts-⸗Besitzer sich theils persönlich, theils schriftlich

den genannten Herrn General-Gouverneur gewendet, um sich E Gnade Sr. Kalserl. Majestät zu unterwerfen. Sie durften ch nicht lange auf diese warten, denn der Baron von der ahlen empfing vor wenigen Tagen von dem Finanz-Minister E' Nachricht, daß das Sequester auf alle solchen Edelleuten hörende Güter aufgehoben werden solle, die sich freiwillig ge⸗ edet und die Gnade des Kaisers angesprochen hätten. Dieses eispiel der Milde begann bereits in Samogitien die schönsten Früchte tragen, als General Gielgud durch seine Annäherung mit regulairen uppen neue Verwirrung in die Angelegenheiten dieser Provinz chte. Man hat hier die Nachricht, daß General Gielgud sich in

uen befinde und von einer starken Russischen Kolonne ver⸗ igt werde. General Sacken steht in der Nähe von Wilna mit im gegen 10,000 Mann starken Beobachtungs-Corps; meh⸗ e andere in Samogitien vertheilte Truppen-Corps sind, wie es sßt, im Begriff, sich zu vereinigen, um dem Polnischen Gene⸗ [ gemeinschaftlichen Widerstand zu leisten. Was die Cho⸗ a hler am Orte betrifft, so nimmt sie täglich ab. Nicht einen igen Tag wurden die Geschäfte unterbrochen; kein einziger in tivitat befindlicher Kaufmann hat Riga oder sein Geschäßft der ankheit wegen verlassen, auch hat keine Behörde ihre Wirk⸗ mnkeit eingestellt, mit Ausnahme einer Abtheilung des Magistrats, welcher nur Prozeßsachen langwieriger Art verhandelt werden. eberall herrsch te die größte Ruhe, die nur im Anfange der Krankheit Gäne kurze Zelt durch einige Tagelöhner in der Moskauer Vorstadt lerhrochen worden war. Diese waren nämlich in Folge thörichter erüchte ber das Schicksal der Kranken, die man aus ihren zohnungen ins, Hospital gebracht hatte, von panischem Schrecken griffen und zu dem Entschluß getrieben worden, ihre Arbeit zu flasen. Milde Maaßregeln indessen und Ueberredung, so wie E Errichtung ines Hospitals mitten in der genannten Vorstadt bst, waren hinlänglich, um Ordnung und Vertrauen wieder tzustellen. Man lacht hier über die fabelhaften Nachrichten, E von einigen auswärtigen Zeitungsblättern über Riga verbrei⸗ werden. Wahr ist es, daß wir der Meinung sind, die Cho— a stecke nicht durch Berührung und durch Effekten an; dessen⸗ geachtet treffen wir aber auch alle Vorsichts⸗Maaßregeln, um verhindern, daß sich kranke Personen aus der Stadt auf das sche Land begeben, und bis jetzt sind nur solche Individuen, im Anfange der Krankheit die Stadt verließen, in den um— genden Dörfern gestorben, in welchen sich übrigens die Epide⸗ se nicht im mindesten weiter verbreitet hat. Käme ein Frem— r hierher und sahe die hier herrschende Handels-Thätigkeit, so ürde er gar nicht an das Daseyn einer Krankheit glauben, die Hir bekämpfen, und die Gott sey Dank im Abnehmen ist.

ö

WVarschau, 21. Juni. Am 16ten d. M. wurden von den Neichstags-Kammern folgende drei Gesetz⸗Entwürfe in Beschlüsse Drwandelt: 1) Um die Fonds des Schatzes mit den laut König— chem Dekret vom 17. (29.) Jan. 1828 in der Polnischen zank angelegten Kapitalien der öffentlichen Institute zu ver—⸗ echten und um diese Kapitalien mit einer entsprechenden und at derjenigen Hypothek zu versehen, die ihnen auf unbewegli⸗ en Gütern zustand, bevor sie ausgezahlt wurden, sollen alle apitalien der öffentlichen Institute, die unter der Verwaltung 1d Obhut der Landes-Regierung stehen und gegenwärtig „25,339 Fl. 20 Gr. betragen, darlehnsweise Eigenthum des fentlichen Schatzes des Königreichs und die auf dlese Institute ngetragenen Pfand⸗Briefe in Folge dessen auf den Schatz ein⸗ tragen werden. Zur Sicherstellung der dem Schatze abgetrete— mn Forderungen der Institute werden entsprechende, auf Privat⸗ jüter hypothecirte und 15,295,000 Fl. betragende Staats⸗Sum⸗ zen angewiesen. Die den Instituten zukommenden à pCt, Zinsen llen aus den Kassen des Schatzes gezahlt werden; überdies ird der öffentliche Schatz den Verlust ersetzen, welcher für die nstitute daraus entstehen könnte, daß etwa ein Theil der in ede stehenden Staats-Kapitalien sich in seiner Hypothek nicht halten follte. Von den zur Amortisation dieser letzteren Kapi⸗ lien eingelaufenen Zinsen ist der öffentliche Schatz verpflichtet, tsprechende Kapitassen, entweder in Pfandbriefen oder in baa⸗ m Gelde, in einem bis zur Höhe der in ähnlichen Briefen bm Schatze ausgeliehenen Summe sich belaufenden Betrage der Polnischen Bank niederzulegen, indem die erwähnten Ka⸗ talien, ihrer Bestimmung nach, ein Eigenthum der Institute smachen sollen. Um dem Schatze die Benutzung der abgetre⸗ nen Kapltalien zu erleichtern, sollen die gelben Pfand— sefe auf Kosten desselben gegen weiße vertauscht werden. Der Besitztitel der sogenannten Bergwerksgüter und der Güter, elche durch die am 17. (29.) Mai 1830 mit der Preußischen Re⸗ erung abgeschlossene Convention abgetreten wurden, soll laut zerordnung vom 12. (24.) Jan. 1826 auf den Namen der Na⸗ vn in der Hypothek regulirt werden, und das Finanz⸗Ministe⸗ m soll mit diesen Gütern dem landschaftlichen Kredit-Verein

in Plozk eingerückt ist.

Berlin, Sonntag den 26sten Juni.

1831.

beitreten und darauf eine Anleihe von so hohem Betrage bezie⸗ hen, als ihn das Reichstags-Gesetz vom 1. (13.) Juni 1825 ge— stattet. 3) Um die von der Preußischen Regierung und den Preußischen Instituten durch die Convention vom 17. (29.) Mai 1830 an das Königreich Polen abgetretenen Kapitalien schleu— nigst zu realistren, zugleich den Schatz mit den Vindicationskosten und den bei der gerichtlichen Procedur unvermeidlichen Schwie— rigkeiten zu verschonen, und andererseits den Schuldnern dieser Art Gelegenheit an die Hand zu geben, mit größerer Leichtigkeit ihre Verpflichtungen zu erfüllen, wird die National-Regierung ermächtigt, mit diesen Schuldnern hinsichtlich der von ihnen, entweder im Ganzen oder in einzelnen Raten, zu leisten— den Zahlungen und der dazu gehörigen Zinsen, so wie über de— ren Vertheilung in Termine, freiwillige Verträge abzuschließen. Hierbei wird die National-Regierung befugt, den Schuldnern so viel von den zu zahlenden Summen abzutreten, als irgend mit dem Wohl des Schatzes verträglich ist. Um diesen Beschluß desto schneller in Ausführung zu bringen, sollen die erwähnten Schuldner aufgefordert werden, sich binnen 3 Monaten, von der Bekanntmachung dieses Gesetzes an, darüber zu erklären, ob und wie sie gesonnen sind, mit der Regierung hinsichtlich der Befriedigung der an sie zu machenden Forderungen freiwillige Verträge einzugehen. Diejenigen, welche sich innerhalb der be⸗ stimmten Frist nicht melden, sollen der ihnen zu gestattenden Vortheile und Bewilligungen verlustig gehen; alle Maaßregeln, welche nur irgend zur Realisation den Gläubigern gesetzmäßig erlaubt sind, sollen gegen sie ergriffen werden, und die Regierung wird sogar befugt, ihre Forderungen mit denselben Rechten, wel⸗ che ihr selbst zustanden, an Käufer abzutreten.

Der Vize-Präsident von Warschau hat eine Verordnung er— lassen, wodurch das Hazard⸗Spiel verboten wird.

Die Staats-Feitung meldet: „Vorgestern Nachmittags hörte man in der Gegend des Wieprz eine Kanonade; wahr— scheinlich rührte sie von den Corps der Generale Romarino und Rüdiger her. Personen, welche vorgestern aus Podlachien ange⸗ komnien sind, sagen aus, daß das Corps des Generals Creutz jen— seits des Bug von den Insurgenten überfallen worden sey, wel⸗

sche einer Abtheilung desselben bedeutenden Verlust beigebracht

hätten. Die Russen nähern sich im Plozkischen der Weichsel; vielleicht wollen sie einen Uebergang auf das linke Ufer des Flusses versuchen.“

Die heutige Warschauer Zeitung sagt: „Die Nachricht, welche schon längst in inländischen und auswärtigen Blättern enthalten war, daß nämlich die Russen un Plozkischen über die Weichsel zu gehen beabsichtigen, bestätigt sich. Ihre ganze Haupt— macht ist fast in dieser Wojewodschaft konzentrirt. Gestern ging hier die Nachricht ein, daß vorgestern früh ein aus 309 Kosaken und 200 Dragonern bestehendes Corps mit einigen Geschützen Gerade während dies vor sich ging, fuh⸗ ren einige Fahrzeuge, auf denen sich die Beamten der Wojewod— schafts⸗Kommission mit ihren Akten befanden, über die Weichsel; die Kosaken gaben einigemale Feuer auf sie, fügten ihnen aber keinen Schaden zu. Die Wojewodschaft Podlachien ist fast gänzlich von den feindlichen Truppen befreit. Eine Abtheilung unserer Armee, unter den Befehlen des Generals Rybinski, nahm ohne Hinderniß Siedlee und Miendzyrzecz und wandte sich, da sie nirgend auf Feinde traf, nach einer anderen Richtung hin. General Creutz, welcher zwei Tage vor der Ankunft des Gene— rals Rybinski über den Bug gegangen war, um sich mit der Haupt-Armee zu vereinigen, die, wie es heißt, in der Gegend von Wyszogrod steht, war mit seinem Corps nur 15,000 Mann stark. Das Corps des Generals Rüdiger, welches, nach auswär⸗ tigen Zeitungen, gegen 16,000 Mann stark ist, hält fast allein die Wojewodschaft Lublin besetzt, und da es von der unter den Befehlen des Generals Toll stehenden Haupt-Armee gänzlich ab⸗

eschnitten ist, wird es von allen Seiten durch die Corps der Fenerale Rybinski, Jankowski, Romarino und Ehrzanowski ge— drängt. Vorgestern soll es bereits zwischen Lukowo und Kozk zu einem Treffen gekommen seyn. Personen, welche von dort ankommen, versichern, daß sie vom frühen Morgen an eine hef— tige Kanonade gehört haben, die jedoch nur kurze Zeit dauerte. Der Ausgang des Treffens ist nicht bekannt.“

Im Warschauer Kurier heißt es: „Das Gerücht, als wäre in diesen Tagen bei Siedlee ein bedeutendes Treffen vor— gefallen, bestätigt sich nicht. Unsere Kavallerie rückte in Mien— dzyrzrej ein. General Ramarino hat über 100 feindliche Dra—⸗ goner gefangen genommen. Die Russen haben Wysjogrod besetzt, und ein Corps näherte sich der Stadt Plozk, von wo sich in Folge dessen die Wojewodschafts⸗Kommission entfernt hat. Aus Lublin zieht der Feind nach verschiedenen Seiten hin ab. Die Hauptmacht der Russen konzentrirt sich, dem Vernehmen nach, jwischen Modlin und Sierozk; dort machen sie verschiedene Vorbereitungen, schlagen Brücken auf und dergl., und es ist da⸗ her zu erwarten, daß bald bedeutende Kämpfe statthaben werden. Alle Meldungen stimmen darin überein, daß unsere Truppen und die Insurgenken in Litthauen sehr günstige Fortschritte machen; bei Slonim soll ein für uns sehr vortheilhaftes Treffen stattge— funden haben.“ . .

In Ostrolenka soll sich, dem Polnischen Kurier zufolge, jetzt Fur ein einziges Russisches Bataillon besnden; ferner heißt es, daß daselbst einige hundert Polnische Soldaten, worunter 13 Offiziere, verwundet in den Lazarethen daniederlägen; die Ge⸗ sunden sollen nach Lomza, die Stabs-Offiziere aber nach Bo— bruysk transportirt worden seyn.

Der Polnischen Zeitung zufolge, ist es mehreren Pol⸗ nischen Offizieren, welche in der Schlacht bei Ostrolenka in, Ge⸗ fangenschaft geriethen, gelungen, der Aufmerksamkeit des Feindes ju entgehen und wieder hierher zu kommen.

Die Staats-Zeitung giebt folgende Beschreibung von der Kleidung und Bewaffnung der zeuseits des Bug herumstrei⸗ fenden Insurgenten:; „Sie tragen Beinkleider aus halbgegerbtem Leder, eine Wolluschke aus grobem härenen Zeuge mit ledernen Aermeln und eben solchem Kragen, über der Schulter einen le⸗ dernen Schlauch zu Getränk und Lebensmitteln, einen alten Sä—

bel an der Seite, eine Pistole und in der Hand statt der Lame eine Stange, auf deren Spitze ein geschärfter Zahn aus einer Egge befestigt ist.“

Der Cömmandeur der bewaffneten Streitkräfte in der Wo⸗ jewodschaft Augustowo, Oberst Godlewski, ist krank in Warschau angekommen, um sich hier heilen zu lassen, und hat den Befehl über sein Corps in seiner Abwesenheit dem Oberst-Lieutenant Zaliwski übergeben. Er macht im Warschauer Kurier be⸗ kannt, daß er nächstens einen kurzen Bericht über die Operatio⸗ nen seines Corps abstatten werde.

r Vorgestern war ein großer Theil der Reichstags⸗Mitglieder bei einem Gastmahle versammelt, wobei sich auch der nen aufge⸗ nommene Neprãsentant Wolhyniens, Graf Olizar, befand. Ge⸗ stern verreiste die größere Hälfte der Landboten und Deputirten, die erst am 15ten des nächsten Monats sich wieder in Warschau versammeln werden. Es heißt, daß Taver Godebski als Land⸗ bote für den Distrikt Luzk in Wolhynien anerkannt werden soll.

Der Senator Wojewode Czarnezki und der ehemalige Mi⸗ nister der Aufklärung, Herr Grabowski, haben, nach Berichten des Polnischen Kuriers, den von dem Reichstage vorge⸗ schriebenen Eid nicht geleistet. Auf die an sie ergangene Auf— forderung von Seiten der Administrations⸗Behörden erwiederten fie, daß sie in dieser Hinsicht eine Erklärung an den Senat ein— senden würden. Noch ist aber eine solche nicht eingegangen. Jenes Blatt sagt, der Letztere habe den Ersteren aus druͤcklich be⸗ wogen, nicht nach Warschau zu reisen. Der Warschauer Kurier fügt hinzu, daß auch der Kastellan Alexander Potozki den verlangten Eid nicht geleistet habe.

In den hiesigen Zeitungen befindet sich ein Nekrolog des am 15ten d. M. an der Tholera verstorbenen Senators des König⸗ reichs Polen, Grafen Alexander Bninski, von Julian Niemcewicz. „Schon in seiner frühesten Jugend,“ heißt es darin, „widmete sich derselbe der Heldenlaufbahn, und vom Jahre 1807 bis zum Jahre 1814 durchlebte er alle Wechselfälle jener blutigen Kriege, das Blutbad an der Berezina, die Hungersnoth und die schweren Stürme des erzürnten Himmels, mit Ausdauer, Ruhm und Zufrie⸗ denheit seiner Sberen. Während des Ausbruchs der Insurrectson be⸗ fand sich A. Bninski auf den Gütern seiner Gattin in Litthauen; auf die Nachricht davon begab er sich in der Mitte des Januar al⸗ lein und zu Fuß über die Gränze. Nach seiner Ankunft in der Hauptstadt übernahm er das Amt, die Armee mit Lebensmitteln uͤnd allen ihren Bedürfnissen zu versorgen, und wurde zum Mi— nister des öffentlichen Unterrichts ernannt.“ Zum Lohn für seine Dienste, heißt es weiterhin, seyen ihm jedoch nur Vor⸗ würfe und Beschwerden zu Theil geworden, und kurz vor seinem Ende habe er, des Schicksals seines Vaterlandes eingedenk, ge⸗ sagt: „Nicht die Schärfe des Russischen Schwerdts fürchte ich so sehr, als innere Entzweiungen, Eifersüchteleien und heimliche Einflüsterungen. Gott möge unser theures Vaterland vor den gefährlichen Folgen derselben bewahren.“

Von der Polnischen Gränze, 23. Juni. In Warschau herrscht fortwährend eine sehr beunruhigende gereizte Stimmung, die sich namentlich auch gegen den General Skrzy⸗ nezki ausspricht, dem man es zum Vorwurfe macht, daß er sich angeblich von lauter untüchtigen Militairs, die gewissen hohen Familien angehörten, umgeben habe. Die neuen Operationen des Russischen Heeres tragen ebenfalls dazu bei, die Unruhe in der Hauptstadt zu vermehren, und man sieht daher dem Ausbruche einer Katastrophe ängstlich entgegen. Seit dem 19ten d. M. be⸗ findet sich das Polnische Hauptquartier in Warschau, von wo aus der Generalissimus in den letzten Tagen einzelne Truppen-Abthei⸗ lungen über Sochaczewo und Modlin den anrückenden Russen entgegengesandt hat. Diese sind am 19uten und 20sten in Plozk und am gestrigen Tage in Dobrzyn und Lipno eingerückt. Die Straßen diesseits von Warschau, und namentlich Kutno u. s. w. sind von Kassen-Beamten und anderen Flüchtlingen aus Plozk angefüllt, wo die Russischen Truppen sich sehr gut be⸗ nehmen sollen und nichts Anderes verlangen, als was sie zu ih⸗ rem Unterhalte bedürfen. Bei Warschau ist ein Russisches Corps bis Jablonna vorgedrungen und hat Brücken über die Narew bei Zegrz und Sierozk geworfen. Warscheinlich ist dieses das Corps des General Creutz, dessen Vereinigung mit der Haupt⸗ Armee von den Polen nicht hat verhindert werden können. Be⸗ reits sollen sich einige Kosaken auf dem linken Weichsel⸗Uifer ge⸗ zeigt haben. Zwischen dem Armee⸗-Corps des Generals Rüdiger und dem der Generale Jankowski und Chrjanowski, die dem Er⸗ steren an Streitkräften überlegen seyn sollen, ist es, wie man glaubt, schon zum Gefecht gekommen. Bereits am igten d. hat man von Latowicz und Sienniza her eine starke Kanonade gehört. Wir können demnach in den nächsten Tagen bedeuten⸗ den Ereignissen entgegen sehen, um so mehr, als auch der Pol⸗ nische Generalissimus nicht abgeneigt scheint, der Russischen Haupt⸗ Armee eine Schlacht anzubieten.

Frankreich.

Paris, 18. Juni. Der König ritt am (löten erst gegen Mittag aus Nanch aus, da die Reise an diesem Tage nur bis Epinal gehen sollte. Der Maire an der Spitze des Stadt-Raths erwartete Majestät einige tausend Schritt vor der Stadt bei der Kirche Notre⸗Dame⸗de-Bon-Secours, wo derselbe sich beurlaubte. Ehe der König in den Wagen stieg, besichtigte Er noch diese schöne Kirche, in welcher sich die Grabmäler des Ko⸗ nigs Stanislaus von Polen und seiner Tochter Maria Leczynska, Gemahlin Ludwigs XV., mit dem Herzen dieser ehemaligen Kö⸗ nigin von Frankreich befinden. In Roville stiegen Se. Majestat aus, um die dortige bekannte Muster⸗Wirthschaft des Herrn Dom⸗ basle in Augenschein zu nehmen. Höchstdieselben unterhielten sich hier geraume Zeit mit den drei jungen Aegyptiern, die zur Erler⸗ nung der Landwirthschaft nach Frankreich gekommen sind. In Charmes stieg der König auf der Mairie ab, empfing die Behör⸗ den und hielt sodann über 5000 Mann National-Gardisten Re⸗ vue ab. In den Reihen derselben bemerkten Se. Majestät mit vielem Wohlgefallen einen alten Kriegsmann aus der Schlacht

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