1831 / 187 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

Rortoegischen, 8 Englischen, 8 Hannöverschen, 4 Oldenburgischen, 17 Niederländifchen und 1 Nord⸗Amerikanischen, und die ausge⸗ gangenen in 266 Preußischen, 8 Schwedischen, 5 Nꝛerpeg chen 6 Englischen, 1 Hännöverschen, 3 Sldenburgischen, 1. Nieder⸗ ländischen Schiffen und 1 Nord⸗Amerikaner. Aus Russischen und Französischen Häfen sind keine Schiffe eingegangen.

Der Messager des Chambres hat ssich verleiten lassen, in seinem 3 . 18. Juni ein angebliches Schreiben aus Ber⸗ lin aüffunehmen, auf weiches wir, wie auf ähnliche böswillige Entsiellungen, nichts erwiedern würden, ware nicht am Ec luss⸗ die⸗ ses Schreibens eben so frech als grundlos einem Prinzen des Köulglichen Hauses eine Lleüißerung in den Mund gelegt, welche zwar schon ah sich aller inneren Wahrscheinlichkeit ermangelt⸗ je⸗ koch in Betracht derjenigen Leser, die den gehaltenen Cha⸗ rakler und gemessenen Sinn des Prinzen näher zu kennen keine Gelegenheit haben, eine bestimmte Erklärung hervorrufen darf.

Nachdem nämlich über vorgebliche Rüstungen, welche Preu—

ßen, seiner friedlichen Versicherungen ungeachtet, theils offenbar, thells insgeheim fortsetze, ein so falsches als thörichtes Gerede geführt worden, das nur den ganz Unkundigen täuschen kann, wied von dem Prinzen Friedrich von Preußen gesagt, derselbe habe bei Gelegenheit seiner Besichtigung der Truppen am Rhein sich laut dahin gedußert, die Russischen Kraft⸗Anstrengungen wür⸗ den in Polen nun bald den Sitg davontragen und dann 200,000 Russen, vereint mit den verbündeten Streitkräften, die Französt⸗ schen Rebellen bekämpfen, welche an dem Unglücke der Welt Schuld waren. Diese Erzählung ist von Anfang bis zu Ende eine Lüge, und wir erklären 9 ausdrücklich für eine solche. Eine vleußerung der Art hat der Prinz niemals gemacht; ja, wer die . Grundsaͤtze, welche sein Benehmen leiten, im geringsten kennt, 1 wird sle für unmöglich halten. ; . Wie schlecht aber der Einsender sein Mährchen eingekleidet und wie er selbst die äußere Wahrscheinlichkeit vernachlässigt hat, geht sprechend daraus hervor, daß jenes angebliche Schreiben aus Berlin vom 6. Juni datirt ist, da doch die Truppen⸗Besich⸗ tigung, von der die Rede seyn soll, in Kleve erst am 7. Juni ihren Linfang genommen hat! Ein Umstand, der die Glaub— würdigkeit der ganzen Mittheilung hinreichend charakterisirt.

.

2 1 * Cholera. l; Die Cholera hat sich in Twer, Jaroslaw und Nischny⸗Now⸗

rod von neuem gejeigt. Im Gouvernement Witepsk, im Kreise risa, sind ebenfalls einige Personen erkrankt und in 26 Stun⸗ den von 5 Befallenen 3 gestorben. .

Llußer den bereits in Narwa und Borowitschi bestehenden

( Kontuman⸗-Anstalten sind deren nunmehr auch bei Twer und

Ischora esngerlchtet, und die von Jaroslaw und Rybinst kommen⸗

pen Barken müssen ihre Mannschaft bis Ladoga dreimal wechseln.

In einem in Petersburg stattgefundenen Medizinal⸗ Con⸗

seil von 40 Aerzten haben 38 für und nur 2gegen die An⸗

nahme der Kontagiosität der Cholera gestimmt, außerdem hat

diese zroße Mehrheit sich aber auch für den Nutzen und die Mothwendigzkeit strenger Quarantaine erklärt.

Hꝛach den aus Riga eingegangenen Nachrichten ergiebt sich

olgendes:

gun krank, hinzugekommen, genesen, gestorben.

22. Juni Morgens 448 99 52 0

8 465 113 79 36 24 * e 472 103 83 22 6. . 470 89 40 38

n der Besserung befinden sich 124 Personen. 5 Das n,, ,, über die Cholera in Mitau giebt folgende tabellarische Uebersicht der an der Cholera Erkrank⸗ ten, der Genesenen und Gestorbenen: Vom 18. Mai, als dem Ta⸗ ge des ersten Ausbruch s der Er⸗ Ge⸗ Ge⸗ In Soidemie, bis zum 2. Juni krankt. nesen. storben. der Kur.

zhendes 10 Uhr.

In der Cholera-Abtheilung des

großen Stadt⸗ Krankenhauses

a. vom Militairstande, ,. 54 7 20 27 b. vom Civilstande 5 . 11 23 11 Im allgemeinen Cholera⸗Kran⸗ . ö . kenhaute . 38 26 7 Im Hebräer Cholera⸗-Kranken⸗ haue . 16 6 4 In Privathäusern... .. 16 1 6 83. Bis zum 3. Juni Abends 10 Uhr 136 26 79 58

Vom 3. Juni Abends 10 Uhr bis zum 5. Juni eben dieser Zeit.

In der Cholera-Abtheilung des

großen Stadt⸗Krankenhauses

a. vom Militairstande .. 9 8 16 17 b. vom Civilstande ... 4 4 1 10 Im allgemeinen Cholera-Kran— kenhause ..... k 6b 1 3 Im Hebräer Cholera-Kranken⸗ 11 1 1 2 In Privathäusern ...... 4 2 5 6

Bit zum 5. Juni Abends 10 Uhr 186 36. 106 .

„Die meisten von den in letzten beiden Tagen hinzugekom⸗ menen Cholerakranken wurden gleich sehr heftig vom Uebel be⸗ fallen und waren daher unrettbar. Namentlich gilt dies von den Goldaten, die, kaum im Krankenhause angekommen, schon ver⸗ schieden. Einige, bei denen die Cholerazufalle gänzlich aufgehört hatten, verfielen in ein schnell tödtendes Nervenfie ber.“

„Aus allen Gegenden des Kurlandischen Gouvernements sind hingegen die beruhigendssten Nachrichten rücksichtlich der Cho⸗ lera eingequngen. Diese Seuche hat dort nirgends sesien. Fuß fassen können, sondern ist lediglich auf, die wenigen Individnen beschränkt geblieben, die sie sich aus Riga oder Polangen geholt haben. . . „In Mitau lebt man zwar in Sorgen so heißt e: wei⸗ ter in Jene Bulletin doch ist man noch immer Herr der Geuche; freilich nicht der Krankheit, denn diese ist in vielen Fallen so schauderhaft, daß alle ärztliche Wissenschaft und Kanst an jedem Ecfolge ihrer Anstreugung verzweifeln muß; die Sen⸗

che aber sind wir auch immer im Stande zu beherrschen, d. h. ihre weitere und allgemeinere Verbreitung in der Stadt zu ver⸗ häten, wie wir bisher verhütet haben, daß sie sich nicht auf dem Lande verbreitet hat, und daß Niemand von weitem aus ange⸗ sieckt ist, Gelingt es uns fortdauernd, die Seuche auf Mitau zu beschränken, und in Mitau selbst auf einzelne Hauser, und erlischt sie dann, so wollen wir Gott auf unseren Knieen danken, dem⸗ nächst aber dem erhabenen Monarchen, dessen schon im vorigen

1146 Jahre gegebene weise Befehle und Vorschriften wir nur gewis⸗ senhaft zu befolgen gebrauchten, um das befriedigende Resultat zu erlangen, das unsere Herzen eben so sehr zum Dank als zur Freude bewegt.“ In Warschau ist die Cholera im Abnehmen. Am 17. und 18. erkrankten . Individuen.

am 19. n 20. 4 = 2 21. z 3 ' 22. = 6 1 323. 10 . 8 25. ö. 25 2

4 6

Im Cholera⸗Hospital' „Bagatelle“ besinden sich gegenwärtig in der Heilung 43 Individuen. ;

In den Provinjen hat sich die Cholera gezeigt in den Städ—⸗ ten Solez an der Weichsel, wo einige, in Slomniki in der Wo— jewodschaft Krakau, wo über 20 Personen von ihr befallen sind, in Sandomir, Chenciny, Konin an der Warthe und Siewierz, etwa 2 Meilen von der Schlesischen Gränze und Umgegend.

Auch in der Festung Modlin ist die Cholera ausgebrochen. Die Doktoren, Leo, Toy und Moritz Wolff sind dorthin ge— chickt. ö Seit dem 27sten v. M. hat die Cholera in Lemberg noch nicht abgenommen und schreitet langsam der Schlesischen Gränze zu.

Der Stand der Cholera in Lemberg ist folgender:

erkrankt genesen gestorben

am 12. Juni 112 16 50 Personen Fd 2608 77 92 ‚⸗ 1 112 23 44 e 1. 107 12 41 t e 168. 90 8 71 * . 93 32 42 49 4 94 37 25 ö . 122 42 66 2 121 * 106 45 40 R 121 41 80 = 23 134 34 49 In 11 Tagen also 1299 311 600 Personen

Vom 2. Mai bis 23. Juni sind erkrankt 2345, genesen 453, gestorben 1140. Sperrungen der Häuser und Straßen ha—⸗ ben bisher daselbst nicht stattgefunden; man hatte zwar einige Tage hindurch an diejenigen Häuser, in denen sich Cholera⸗ Kranke befanden, schwarze Tafeln mit der Bezeichnung Cholera be⸗— festigt, jedoch ist auch dies wieder unterlassen worden. In der Provinz und auf dem Lande ist man strenger und erreicht oft sein Ziel, wie aus Berichten hervorgeht; z. B. im Stryer Kreise wurde Horodnice abgesperrt, die nahen Dörfer Strzylce und Po— toczhska vermieden jede Communication und blieben verschont, nicht war dies so mit anderen Ortschaften der Fall, die in Ver⸗ bindung mit jenem Orte blieben. Ein neuer Beweis, wie wichtig es ist, Sperrungen augenblicklich um die von der Cholera befallenen Wohnungen oder Ortschaften zu bewirken und auf das strengste darauf zu wachen, daß jede ungehinderte Com⸗ munieation mit ihnen unterbrochen und nur nach den Kontumaz— Vorschriften bewirkt werde. *

Nach glaubhaften Nachrichten, welche der Königl. Regierung zu Oppeln und dem landräthlichen Amte zu Pleß zugegangen sind, ist die Cholera nunmehr wirklich in Krakau und der etwa

eine Meile von der Schlesischen Gräuze gelegenen, aber noch zum,

Freistaat Krakau gehörigen, Stadt Chrzanow ausgebrochen, J Krakau herrscht sie bereits in fünf Häusern und wüthet beson⸗ ders heftig in der zu derselben gehörigen Judenstadt und auf einer Insel gelegenen Vorstadt Kasimir.

Nach Inhalt einer Bekanntmachung der Großherzogl. Meck⸗ lenburgischen Regierung vom 15. Juni ist die, zufolge einer frü— heren Verordnung derselben, im Hafen von Wismar, zum Zweck der Vermeidung des Eindringens der Cholera, eingerichtete Dua⸗ rantaine⸗Anstalt eine Observations⸗Quarantaine, worin alle Fahr— zeuge, welche in den Großherzoglichen Landen anlanden wollen, sie mögen herkommen woher sie wollen, einer ärztlichen Untersu⸗ chung unterworfen, und, nach näherer Bestimmung der Qua— rantaine⸗-Ordnung, kürzere oder längere Zeit unter Beobachtung gestellt werden. Was dagegen die aus wirklich inficirten Hasen, z. B. Riga, Windau, Danzig anlangenden, oder sonst der In— fection verdächtigen Fahrzeuge betrifft, so sollen solche überall nicht zugelassen, und wenn sie sich dennoch im Hafen von Wis— mar zeigen sollten, von dort ab⸗ und an eine Reinigungs: Qua⸗ rantaine verwiesen werden, so wie auch Schiffe, welche mit gift— saugenden Waaren, als Häuten, Hanf, Wolle und dergleichen beladen sind, sobald sie aus verdächtigen, wenn gleich noch nicht notorisch infieirten Häfen kommen, überall nicht zugelassen wer⸗ den können.

Vermischte Nachrichten.

Ueber die zu Mühlhausen (ProvinmSachsen) in den letzten Jahren geschehenen Verbesserungen, namentlich der Unterrichts-Anstalten.

Wenn die Geschichte dieser Stadt der Epoche ihrer sonstigen Reichs-Unmittelbarkeit die Einverleibung derselben in dasjenige norddeutsche Königreich, dessen auszeichnende Bildungs⸗-Fortschritte nach allen Seiten hin die Aufmerksamkeit des achtsamen Euro— pa's auf sich ziehen, als auf- und überwiegend gegenüberstellt, so beruht diese Abwägung nicht auf bloßen Aussichten und Hoff⸗ nungen, wozu die anerkannte Landesväterlichkeit unseres Fürsten⸗ haufes auch für die Zukunft berechtigt, sondern lediglich schon auf so viel vorliegenden Beweisen gewährter Theilnahme an den je tgemäßesten Maaßregeln und Einrichtungen jeder Art, daß am allerwenigsten der abgemessene Raum eines Zeitungsblatts die Danksagüng umfassen und selbst diese allgemeine Erwäh⸗ nung nur durch eine besondere Veranlassung erklärt wer⸗ den kann. Diese Veranlassung ist zunächst die auf Fürsprache des Königlich Hochlöblichen Provinzial⸗Schulkollegiums zu Mag⸗ deburg beim Königlichen hohen Ministerium bewirkte Zusendung eines mathematisch⸗-physikalischen Lehrapparats, wie ein solch er schon früher den Gymnasien zu Torgau und Eisleben verwilligt worden ist, von den akademischen Künstlern Gebrüdern Müller zu Berlin (Friedrichsstraße Nr. S3) für 343 Rthlr., deren Zah— lung auf öffentliche Funds angewiesen ist, trefflich und schön an⸗ gefertigt, wie sich darüber berufene Kenner und, während der glusstellung am hiesigen Schulfeste, Gebildete aus den verschie⸗ densten Ständen bei dem in unseren Tagen überhaupt gefühlten und dadurch nur noch mehr rege gemachten Interesse für Mathe⸗ matik und Naturlehre mit inniger Freude ausgesprochen haben, Und um so höher gilt jene Huldbezeigung Allen, die da wissen, wie viel die Königliche Behörde auch in Bezug auf andere Zweige des

Unterrichts, als des klassischen Studiums und der Kunst, s der Organisation unserer Gelehrten-Schule gethan und noch tif lich in nicht geringem Maße thut, als dies in allen Prens schen Landen zum Lr bit anderer geschieht. Schwer allerdinn würde der städtischen Patronats⸗Behörde jene Zahlung neben den Schulzwecken schon ausgeworfenen Summen und nach den grosg Opfern an Mitteln geworden seyn, wodurch sie den Besitz eines en nen Gymnasiums zu schätzen gewußt, so daß nun auch die Landesh der der Umgegend nicht mehr auf ausländische Schulen zu J hen veranlaßt sind. Dankbar erkannte sie es, als von den ih Lehrern, die sie allein an jener Anstalt unterhält, binnen Jahrtsft drei einer Königl. Gratification gewürdigt wurden. Achtzig Rh,

13 . 89

Allgemeine

Prenßischt Staats-Zeitung.

die zuletzt durch verordnete und freiwillige Beiträge bis hundert h mehrt wurden, sind jährlich für dle Bibliothek festgesetzt, die n her in der Reihe anderer schon so manches größere literarstz Unternehmen fördern half. Wer da weiß, was ein neues Schl Gebäude kostet, wird den Aufwand der Stadt berechnen, die

Berlin, Freitag den Sten Juli.

Jahre 1830 eine neue Töchterschule baute, in diesem Jahre gleich kostspielige Volksschule errichtet und für das nächstfolgen Jahr auch ein neues Ghmnasial-Gebäude beabsichtigt, da Zahl der Klassen und Schüler zugenommen hat. Auf Anreguj von Seiten des Königlichen hohen Ministeriums ist seit ig ein historischer Leseverein von 60 Mitgliedern zu Stan gekommen, dessen Bücher (1830 für 70 Rthlr.) der st lehrten Schul-Bibliothek beigeordnet werden; dagegen sm die Lehrer zum Theil zu belehrenden Vorträgen in da hier gestifteten Gewerb-Vereine erbötig, dessen Bemühm gen für Gemeinwohl um so weniger ohne Erfolg blellg können, als sie in Verbindung mit denen in anderen Städten g schehen und unter Anderem vom Königlichen hohen Ministerin durch das lehrreiche Geschenk der herrlichen Sammlung von Vn bildern für Handwerker und Fabrikanten unterstützt worden sm Ueber alle diese Institute, auch über den ästhetisch so wirksamg Musikverein, über die zur Beförderung der Wirthschaftlichkeit n unteren Stände errichtete Sparkasse, über das Waisenhaus un die Armenkasse, in die 1830 allein als freiwillige Beiträge A Rthlr. flossen, selbst über das milde Institut für verwahrsls Kinder sind verschiedene Aufsätze in den hier erschemend Wochen- und Unterhaltungsblättern und besondere Einzelscht ten in den beiden hiesigen Buchdruckereien erschienen, die in Rn beiden Buchhandlungen zu haben sind. Unter jenen erstem zeichnet sich namentlich ein Aufsatz über den hiesigen Saljdel aus; über die Jubelfeier des Augsburger Glaubensbekenntniss und die Feierlichkeiten am Geburtsfeste Sr. Majestat unsenn Königs 1830 berichtet das letzte Programm. Aber auch Kosten zu einer Thurn- und Schwimm⸗Anstalt wird man um lieber aufzubringen suchen, als die Einführung ghmnastisch Uebungen den Beifall und die Empfehlung der hohen Behötdzg für sich hat. Zur Schonung der Gärten, die verhältnißmäh zahlreicher als irgendwo die Stadt umkränzen, sind für Beh lung gesammelter Puppen und Schmetterlinge in diesem Fttt jahre vierthalbhundert Rthlr. verwendet; die Spaziergange m den Stadtgraben sind, zum Theil durch freiwillige Anfuhren, z ebnet und durch Sandwege und Blumenbeete verschönt, wobei nicht fehlen kann, den Sinn für Schönheit und Anstand in g len Klassen des Volks zu wecken und zu heben; angefangen) selbst, ohne Beschränkung des nützlichen Aufwandes für die Pt sterungen und Communicationsstraßen, eine städtische Chaussee na den beliebtesten Land⸗ und Waldpartieen. Obschon ein Wan der neuesten Zeit, läßt unser Gottesacker sich gewiß schen— einer der schönsten bezeichnen, sowohl um seiner freundlichen n lage als seiner Denkmale willen. Wenn aber für den Bau n habener und wahrhaft erhebender Gotteshäuser schon die Vorsih ren des 13ten Jahrhunderts gesorgt haben, so verdienen die hn hen außerordentlichen Beiträge der gottesfürchtigen Zeitgenost zum Neubau zweier Orgeln für mehr als 8000 Rthlr. um; rühmlichere Erwähnung, als die hiesigen Einwohner bei jeder n deren Gelegenheit, zur Aushülfe verunglückter Gemeinden, g Verschönerung der Landwehr ꝛc. so gern und freiwillig beisteuen Möchte sie auch bald die im vorigen Herbst erhaltene Ausst erfüllt sehen, irgend ein geliebtes und verehrtes Mitglied Königlichen Familie in ihren Ringmauern zu umfangen, m desto näher ihre Ergebenheit und Anhänglichkeit an den gerecht Regenten aussprechen zu können.

Mühlhausen. G n.

Amtliche Nachrichten.

Kronik des Tages.

Des Königs Majestät haben den Assessor Keigel bei der ntendantur des 4ten Corps in Magdeburg zum Intendantur— ih ernannt, und das Patent für denselben in dieser Eigenschaft llerhöchstselbst zu vollziehen geruht.

Wenn gleich, nach den höheren Orts getroffenen allgemeinen Ficherheits⸗Maaßregeln, mit Zuwversicht zu hoffen ist, daß es ge— igen werde, eine weitere Verbreitung der Cholera abzuwehren, gebietet doch die Vorsicht für den unerwarteten Fall, daß eine zerschleppung der Krankheit bis hieher dessenungeachtet erfolgen lte, diejenigen vorbereitenden Anordnungen schon jetzt zu tref⸗ n, wodurch eine eben so rasche als sichere Ausführung der durch e Ministerial-Instruction vom 1sten v. M. vorgeschriebenen saafregeln allein erreicht werden kann. Zu diesem Behufe ist schssen worden, eine aus der erforderlichen Zahl von Beam— sowohl von der Polizei und Commune, als auch Militair⸗ id ärzuichen Mitgliedern bestehende „Verwaltungs-Be— orde des Gesundheits-Comités für Berlin“ zu bil— n, welche unter unserer oberen Leitung, unter dem unmittel— ren Vorsitz des Polizei-Präsidenten oder dessen noch zu benen— nden Stellvertreters, das Detail aller auf die Abwehrung der holera oder ihre Hemmung im Fall des Ausbruchs hierselbst jejug habenden lokalen Angelegenheiten verwalten und in dem Thale des Königl. Polizei-Präsidiums ihren Sitz haben wird.

Als die Organe dieser Verwaltungs-Behörde sollen zur dies⸗ lligen Geschäftsführung in den einzelnen Stadt-Revieren chutz-Kommissionen“, aus Polizei-Beamten, Aerzten und ge— hneten Civil-Einwohnern der hiesigen Residenz bestehend, und har nach den Gränzen der vorhandenen 61 Armen-Kommißssions⸗ ejirke, gebildet und mit besonderen Instructionen, welche die t ihrer Mitwirkung für den erwähnten Zweck näher festfetzen, rsehen werden. Das hierzu erforderliche polizeiliche und ärzt— e Personal wird das Königl. Polizei-Präsidium bestimmen, aus der Kommune zu ernennenden Mitglieder aber und de— Stellvertreter werden für die einzelnen Bezirke gleich den sigen Bezirksbeamten, durch die Stadtverordneten-Versamm—⸗ g gewählt und von dem Magistrat bestätigt werden.

Indem wir diese Bestimnningen hiermit zur öffentlichen maß bringen, bemerken wir, daß das Königl. Polizei-Prä— jum so wie der Magistrat bereits mit Anweisung zur Bildung E erwaltungs-Behöorden des Gesundheits-Comité's und der wachten Schutz -Kommissionen versehen sind.

Berlin, den 6. Juli 1831.

v. Tippelskirch. v. Bassewitz.

Mit Bezug auf die früheren, schon öfters wiederholten, Be— mntmachungen wird hierdurch abermals in Erinnerung gebracht, der Besuch der Königl. Pfauta-Insel dem Publikum nur ienstags und Donnerstags gestattet werden kann, und daß jedem anderen Tage der Besuch von Seiten des Publikums weigerlich zurückgewiesen werden muß, damit die auf der In— stets vorzunehmenden Arbeiten ungestört ihren Fortgang haben nen. Eben so wird das Verbot, daß Speisen und Getränke der auf der Pfauen-Insel von dem Publikum gefordert, noch hn gebracht und dort verzehrt werden dürfen, und daß nicht leser Insel gehörende Kähne aller Art und sonstige Wasser⸗ htieuge nicht an derselben, sondern nur an dem gegenüberlie—⸗ den Ufer anlegen dürfen auf das nachdrücklichste erneuert.

Berlin, den 2. Juli 1831.

Hof-Marschall-Amt des Königs Majestät.

Königliche Schau spiele.

Donnerstag, 7. Juli. Im Schauspielhause. Zum Erstmn male: Die Frauen von Elbing, historisches Schauspiel in Abtheilungen, von E. Raupach.

Sonntag, 10. Juli. Im Opernhause: Die gefähtlihf Wette, komische Oper in 2 Abtheilungen, mit Tanz; nach eint neuen Bearbeitung der Oper: „Cosi fan tutte“, zur beibehult⸗ nen Musik von Mozart.

Das gte Stück der Gesetz⸗ Sammlung, welches heute aus« geben wird, enthält: unter

Nr. 1291. die Allerhöchste Kabinets-Ordre vom 29. März d. J., die Ernennung des Geheimen Regierungsraths von Lamprecht zum vierten Mitgliede der Haupt-Ver— waltung der Staats-Schulden betreffend;

fr. 1292. den Tarif, nach welchem das Brückengeld bei der Lübowschen Mühle zu erheben ist, vom 6. Mai

.

Mr. 1293. die Allerhöchste Kabinets-Ordre vom 2östen desselben Monats und Jahres, das Armenrecht in den Rhein⸗-Provinzen, und sit. 1294. die Verordnung, den Volljährigkeits-Termin in Neu⸗ Vorpommern und Rügen betreffend, vom 6ten v. M.

Zugleich wird den resp. Abonnenten bekannt gemacht, daß t dem 1sten d. M ein neuer Pranumerations-Ter— neingetreten ist. Berlin, den 8. Juli 1831.

Debits⸗Comtoir.

Abgereist: Se. Erzbischöfliche Gnaden der Erzbischof zu esen und Posen, von Dunin, nach Posen.

Durchg ere ist: Der Kaiserl. Russische Feldjäger, Lieutenant mmer, als Courier von St. Petersburg kommend, über nksurt am Main nach Paris.

Königstädtisches Theater.

Donnerstag, 7. Juli. Lindane, oder: Der Pantoffelmacht im Feenreiche.

Freitag, 8. Juli. Das Pfefferrösel, oder: Die Frankfutth Messe im Jahre 1297, Gemälde der Vorzeit in 5 Akten.

Auswärtige Börsen.

Hamburg, 4. Juli.

Oenterr. 5proc. Metall. Sot Br., Sog G. 4proc. J0 Br., 69] i Bank-Actien 1618 à 1016. Kuss. Engl. Anl. S7sz Br., 814 G. Hun An. Hamb. Cert. Ssz; 6proc. Pap. Iuseript. 66 Br., 607 G. Du 584 Br., 581 G.

Wien, 1. Juli.

4proc. 68sz. Part. Oblig. 1143. Bank

5proc. Metall. 791. Actien 1004.

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NEUESTE BœGRSEN - NACHERIdGHMLEM.

Paris, 30. Juni. 5proc. Rente 87. 10. Zproc. 58. 3 proc. neue Anleihe der 120 Mill. 88. 50. 5proc. Neapol. 6 25. 5proc. Span. Rente perp. 51. z

Frankfurt a. M., 3. Juli. Oesterr. 5prot. Metall. 79]. 793. 4proc. 68. 673. 23proc. 413. Iproc. I8. B. Bank- A⸗ ien 1268. Partial-Obl. 114. G. Loose zu 100 Fl. 1553. Poln. Loose 417. Br.

Redaecteur John. Mitredacteur Cottel. *

Gedruckt bei A. W. Hayn.

Zeitungs-Nachrichten.

Ausland.

Frankreich.

Paris, 30. Juni. Der König wird heute in St. Cloud tet. Der Moniteur theilt den ferneren Bericht über die Sr. Majestät mit. Am 2östen, früh um 11 Uhr, verließ König Belfort und kam nach anderthalb Stunden in Mont⸗ rd, der ersten Stadt im Departement des Doubs an, an deren ken Ge Majestät vom Maire an der Spitze des Munieipal—

mentirt worden.

Raths empfangen wurden. Vor der Stadt waren 5000 Mann National-Garden in Schlachtordnüing aufgestellt; an der Gränze des Departements waren Se. Majestät von dem Präfekten und dem die Militair-Division kommandirenden General bekompli— Der König ritt durch die Stadt und setzte, ohne weiter zu verweilen, seine Reise nach Besangon fort. Der durch das Städtchen Bourg le Dames längs des Doubs hin führende und durch Felsen gehauene Weg gewährte höchst male⸗ rische Ansichten, verzögerte aber durch seine Unebenheiten das Reisen. Um 87 Uhr kamen Se. Mojestät vor Besangon an, wo sie unter einem Triumphbogen vom Maire empfangen wur— den, welcher die Schlüssel der Stadt überreichte; in diefe hielten Se. Majestät, von der reitenden National-Garde und Kavallerie⸗ Detaschements umgeben, unter dem Kanonendonner der die Stadt einschließenden Forts Ihren Einzug, und stiegen im Ho— tel des Präfekten ab, wo sie dle Aufwartung der Behörden an— nahmen; sämmtliche Häuser waren glänzend beleuchtet. „Wir wünschten,“ sagt der Moniteur, „mehr Mannigfaltigkeit in die Formen des Styls bringen ju können, um die Wirkung, welche die Anwesenheit des Koͤnigs in jeder Stadt hervor— bringt, lebendig schildern zu können. Aber bei dem Berichte üher eine Reise von dieser Länge ist es unmöglich, die Gefühle, welche überall zahlreiche Bevölkerungen befeelen, treu wiederzugeben; der Enthustas mus ist immer neu, die Erzäh— lung aber wird eintönig und kalt, indem sie immer dieselben Ausdrücke wiederholen muß.“ Im 26sten früh empfing Se. Majestät die Deputationen der Städte Lons⸗le-Saulnier, Dole, Poligny, Salins und Arbois, welche vom Präfekten des Jura vorgestellt wurden; sämmtliche Maires hielten Anreden an den König, in denen sie die Wünsche und Bedürfnisse der unter ih— rer Verwaltung stehenden Einwohner aussprachen und welche von Sr. Majestät mit wohlwollender Fürsorge beantwortet wur— den. Demnächst besichtigte Se. Majestat die auf einem 500 Fuß hohen unzugänglichen Felsen von Vauban angelegte Citadelle und

untersuchte, von dem Chef des Ingenieur-Cocys begleitet, die

einzelnen Angriffs- und Vertheidigungspunkte. Die Bevölkerung der ganzen Umgegend war herbeigeströmt, hatte die benach— barten Anhöhen besetzt und begrüßte den König, als er von der Citadelle herabstieg, mit dem lebhaftesten Jubel. Des gung n fen Wetters ungeachtet, musterte Se. Majestat die 10,000 Mann starke National⸗Garde und später auch die Linien⸗ Truppen, welche aus einem Regiment Artillerie mit 560 Ge— schützen und 3 Linien-Regimentern bestanden; den letzteren über⸗ gab Se. Majestät neue dreifarbige Fahnen und ertheilte mehreren dazu vorgeschlagenen Offizieren und Soldaten den Orden der Ehrenlegion. Abends besuchte der König den im Saale des Schauspielhauses veranstalteten, zahlreich besuchten und höchst , . Ball und zog sich erst gegen Mitternacht zurück.

nter den Antworten Sr. Majestät auf die von den verschiede— nen Körperschaften Besangons gehaltenen Anreden ist die an den dortigen Königl. Gerichtshof gerichtete die interessanteste. „Ich habe die Charte von 1830 beschworen“, sagte der König unter Anderem darin, „nachdem sie von Allem, was zu Doppelsinnigkeiten Anlaß geben konnte, geläutert und in einem Geiste abgefaßt worden, der die Freiheit und die Rechte des Französischen Volkes sichert. Diesem Eide werde Ich treu bleiben; stets war Ich ein Freund der Frei⸗ heit und der Rechte Meines Landes; in Meiner Jugend verthei⸗ digte Ich sie; im bejahrten Alter bin Ich dem Vaterlande noch eben so sehr ergeben und bereit, für dasselbe zu kämpfen; aber Ich glaube nicht, daß wir nöthig haben werden, zu den Waffen zu greifen, um die National-Ehre und unsere Unabhängigkeit zu behaupten; im Gegentheil hege Ich die Ueberzeugung, die Macht Frankreichs werde jetzt so stark gefühlt, daß wir dasselbe Ziel er— reichen können, indem wir Europa und uns selbst die Vortheile eines allgemeinen Friedens zusichern, in dessen Schooß es uns leicht werden wird, unsere Institutionen zu konsolidiren, die Herr⸗ schaft der Gesetze zu befestigen und auf diese Weise unser schö— nes Vaterland auf die Stufe des Glücks und der Größe zu füh⸗ ren, auf welcher Ich es so gern schon angelangt sehen möchte.“

Mittelst zweier aus Mühlhausen vom 23sten d. datirten Ver⸗ ordnungen hat der König unter den ihm vorgeschlagenen Kandi⸗ daten die Herren Sedillot und Lafond zu Obersten und die Her— ren Chapuis und Lavocat zu Oberst-Lieutenants resp. der vierten und zwölften Legion der hiesigen National-Garde ernannt.

Der Moniteur erklärt die von dem Journal „le Fini⸗ stere“ gegebene Nachricht, daß der Marquis von Palmella dem Kommandanten des zwischen den Azoren und Lissabon kreuzen— den Französischen Geschwaders, Capitain Rabaudy, den Vorschlag gemacht habe, Landungs-Truppen an Bord seiner Fahrzeuge zu nehmen, mit dem Hinzufügen, daß er (der Marquis) für das Gelingen einer Expedition gegen Dom Miguel stehe, für unge— gründet, da sich in der von dem genannten Capitain eingesand⸗ ten offiziellen Correspondenz von einem solchen Vorschlag keine Andeutung finde. 4 ö

Im Fournal du Commerce liest man: „Gleich nach der Knkunft des Königs wird unter dessen Vorsitz ein Conseil

ehalten werden, worin einige Punkte, über welche die mit Sr. Hin sfer gereisten Minister mit den hier zurückgebliebenen nicht einer Ansicht sind, gründlich erörtert werden sollen.“

Herr J. Lefebvre, Präsident der hiesigen Handels-Kammer und vleljähriger Deputirter der Stadt Paris, erklärt sich in einem Rundschreiben an die Wähler des Tten hiesigen Bezirks, um de⸗ ren Stimmen er sich bewirbt, für einen Gegner der Erblichkeit der Pairie. Dasselbe that der Großsiegelbewahrer Herr Barthe in der vorbereitenden Versammlung, welche die Wähler des eilf— ten Bezirks vorgestern im Amphitheater der medi inischen Schule hielten; zugleich rechtsertigte sich derselbe gegen die heftigen An— klagen, die in einer unlängst von der Gesellschaft „Hilf dir, so wird dir der Himmel helfen“ herausgegebenen Charakteristik der vorigen Deputirten⸗Kammer wider ihn erhoben wurden, in einer glänzenden Improvisation, welche 6. den Wählern mit allge⸗ nein effall aufgenommen wurde.

. 3. tte ö. die ihm von der Mehrzahl der Wähler des dritten Bejirts angetragene Kandidatur definitiv angenommen,

nachdem er sein Bedauern darüber ausgesprochen, daß jwischen seinen Mitbürgern und seinem alten Freunde, Herrn Odier, der bei demselben Kollegium als Kandidat auftritt, ein Bruch wegen der Erblichkeit der Pairswürde entstanden sey.

Die Fahrt des unter den Befehlen des Contre-Admirals Hugon stehenden Geschwaders scheint durch widrige Winde ver— zögert zu werden; nachdem dasselbe am 15. Juni zwischen Jviga und dem Cap San Martin gesehen worden, ist ihm am I7ten ein in Barcelona angekommenes Schiff vierzig Meilen vom Cap Palos auf hoher See begegnet.

Mehrere Blätter melden, das Spanische Zoll-Amt in Vit⸗ toria habe eine Anzahl von Lithographieen, die den König Lud⸗ wig Philipp mit der Unterschrift: „König der Franzosen“ dar—⸗ stellten, in Beschlag nehmen lassen.

Briefen aus Lissab on vom 15ten Juni zufolge, war dort die Nachricht von der Ankunft Dom Pedro's in Frankreich ein— gegangen und hatte eine große Aufregung in der Stadt hervor⸗ gebracht. Die Minister hlelten sogleich im Palaste von Queluz eine Konferenz.

Der Messager des Chambres meldet heute die Durch—⸗ reise der Herzogin von Berry durch Mainz und Mannheim und fügt hinzu, die Prinzessin scheine ihre Richtung durch die Schweiz nach Italien zu nehmen; ihre beiden Kinder seyen in Holh⸗Rood geblieben; der Zweck der Reise sey noch unbekannt.

Der Courrier frangais meldet: „Die diplomatischen Mittheilungen unserer Regierung sind jetzt so häusig, daß an manchem Tage drei Estafetten nach London, Belgien und Hol— land abgehen; gestern wurde ein Courier nach Wien und ein anderer nach Neapel abgefertigt.“

Der hiesige erzbischöfliche Palast soll ganz abgetragen und der Platz nebst dem Garten in einen öffentlichen Spaziergang umgewandelt werden.

Die Regierung will noch in der ersten Hälfte des künftigen Monats mehrere bedeutende Arbeiten beginnen lassen, um den vielen brodlosen Arbeitern Beschäftigung und Brod zu gewäh⸗— ren; zwei Eisenbahnen, die eine in der Richtung nach Rouen, die andere nach Orleans hin, sollen angelegt und in der Stadt selbst der Bau mehrerer Brücken und neuer Straßen, unter an⸗ deren der Ludwig-Philipps⸗Straße, begonnen und die Kirche St. Germain l'Auxerrois nebst einigen umliegenden Häusern abge⸗ tragen werden.

Der Redacteur der Révolution wurde gestern von den Al⸗— sisen wegen eines Artikels, worin er die dekorirten Juli⸗Ritter aufge⸗ fordert hatte, den von dem Ministerium vorgeschriebenen Eid nicht zu leisten, der Aufreizung zu Haß und Verachtung gegen die Regierung für schuldig erklärt und demgemäß in contuma— ciam zu einmonatlicher Haft und einer Geldstrafe von 3000 Fr. verurtheilt.

Von der Kolonie St. Louis am Senegal sind in Havre Nachrichten bis zum 21. Mai eingegangen. Der neue Gouver⸗ neur, Herr Renaud de St. Germain, wurde auf der Brigg „Railleuse“ erwartet. Der Gesundheits-Zustand der Kolonie war befriedigend.

. Paris, 27. Juni. Als ich Ihnen vor einigen Ta⸗ gen in der Absicht schrieb, die politische Farbe und Tendenz der Stimmführer des hiesigen Journalismus in ihren Grundzügen zu charakterisiren, ging ich zugleich mit dem Gedanken um, mei— nem ersten Schreiben einige andere Aufsätze folgen zu lassen und darin die Hauptgesichtspunkte hervorzuheben, aus denen die Pariser Blätter mehrere sogenannte Lebensfragen des Staats, welche seit der Juli⸗Revolution zur Sprache gekommen sind, zu betrach⸗ ten pflegen. Bei der Fertigkeit, welche jene Blätter durch viel⸗ jährige Uebung in dem Raisonnement über politische Gegenstände erlangt haben, ist es höchst interessäant, zu sehen, wie die Or⸗ gane der verschiedenen Partheien bei jeder einzelnen dieser Fra— gen ihren Charakter durchzuführen suchen und zu welchen Mit— teln und Kunstgriffen sie ihre Zuflucht nehmen, um einen einsei— tigen Standpunkt, wie der einer Parthei nothwendig immer seyn muß, gegen ihren Gegner zu behaupten. Der wichtigste unter allen neuerdings in Anregung gebrachten Punkten, denn er steht mit dem Fundamente der jetzigen Staatsverfassung Frankreichs in der innigsten Beziehung, ist der über das Deputirten-Mandat; auf diesen will ich mich daher für heute beschränken. Die Veranlassung zur öffentlichen Erörterung dieses vitalen Punk— tes gaben bekanntlich die Wähler von Troyes, indem sie vor einiger Zeit, offenbar auf Antrieb der Opposition, dem jetzigen Präsidenten des Minister-Raths, als ihrem vieljährigen Deputirten, einige Hauptfragen, von denen sich voraussehen laͤßt, daß sie in der bevorstehenden Session der Kammern zur Sprache kommen werden, und zwar obenan die Frage über die Erblichkeit der Pairswürde, vorlegten und sich eine kategorische Antwort darüber erbaten, in welchem Sinne er über dieselben zu votiren gedenke. Herr Casimir Périer lehnte, die im Hintergrunde wirkende Macht wohl erkennend, dieses Ansinnen entschieden ab, theils weil er sich über die vorgelegten Fragen, die für ihn als Premier-Mi—⸗ nister doppelt verfänglich waren, überhaupt nicht aussprechen wollte, theils weil er nicht mit einem Beispiele vorangehen moch⸗ te, das, nach seiner Ueberzeugung, wenn es allgemein befolgt würde, die Natur der gesetzgebenden Gewalt von Grund aus verändern müßte. Sogleich bemächtigten sich alle Oppositions⸗ blätter dieses willkommenen Thema's und erörterten in einer Menge von Artikeln die Frage: Haben die Wähler das Recht, ihrem Deputirten ein specielles Mandat zu geben, oder mit an⸗ deren Worten, dem Kandidaten, der sich um ihre Stimmen

bewirbt, die Bedingungen zu stellen, daß er über bestimmte Fragen

in der Kammer in diesem oder einem andern Sinne votire? Fille

beantworteten diese Frage bejahend. Die ultraliberalen und re⸗

volutionnairen Journale ließen sich auf die tiefere Erörterung, ob

das specielle oder das allgemeine Mandat mit dem Geiste der

jetzigen Verfassung im Einklang stehe, nicht ein, sondern betrach⸗ teten den Gegenstand nur in seiner Beziehung auf die künftige Konstituirung der Pairswürde, auf welche es Seitens der Oppo⸗ sition bei der Anregung dieses ganzen Streites möglich abgese⸗

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