solute Majorität zu Theil wurde, so wird heute zu einem neuen Skrutmium geschritten werden. ,
Das eilfte Wahl-Kollegium (2 Seetionen) ernannte mit 589 unter 976 Stimmen den Großstegelbewahrer Herrn Barthe? zum Deputirten; sein Gegner, Herr Boulay v. d. Meurthe, er⸗ hielt 330 Stimmen.
Das zwölfte Wahl-Kollegium (2 Sectionen] ertheilte Herrn Panis unter 512 Stimmen 264, und seinem Mitbewer⸗ ber, Herrn Arago, 243 Stimmen; da keiner der Kandidaten die n Masborität erhielt, so muß heute nochmals gestimmt werden.
Im dreizehnten Wahl-Kollegium Steaur) kam es zu keinem Resultate, und wird daher heute eine neue Abstimmung stattfinden; die meisten Stimmen erhielten Herr Renet v. Berey und Herr Desgranges. ö
as vierzehnte Wahl-RKollegium (St. Denis) wählte mit 36 unter 3527 Stimmen Herrn Las-Cazes den Vater zum Deputirten. — Das Journal des Déêbats äußert über die⸗ ses Resultat: „Die Wähler von Paris haben die Erwartung der wahren Freunde der Charte und des Königthums des gten August nicht getäuscht; fast in allen Kollegien haben die roya—⸗ listisch⸗ constitutionnellen Kandidaten die Majorität erhalten.“
Von den bis heute bekannt gewordenen Departements⸗Wah⸗ len sind folgende die interessantesten: In Lyon Jars“, Fulchi⸗ ron und Duͤgas⸗-Montbel“; in Brest Daunou und Las⸗Cazes, in Bayonne Laffftte; in Metz Chedegu, Parant, General Seméls *; in . Gweiter Bezirk) Odilon-Barrot“; in Zabern Sa⸗
glio‘, in Toulon Bernard und Aug. Portalis; in Bordeaux
der dortige Maire, Herr v. Bryas; in Versailles Jouvencel é in St. Germain-en⸗Lahe Bertin de Veaux?; in Pontoise C. Lameth “; in Lille Herr v. Brigode' und Herr A. Cogez.
Großbritanien und Irland.
Parlaments⸗Verhandlungen. Unterhaus, Siz— zung vom 4. Juli (Nachtrag). Sir James Mackintosh sagte im ferneren Verlaufe seiner Rede; „Wo ist denn eigentlich die besondere Aufregung, wo die Gewalt, die man bei der letzten Parlaments⸗Wahl bemerkt haben will? Keine frühere Wahl war ärmer daran. Hätte sich aber auch die diesjährige hesonders dadurch ausgezeichnet — was ließe sich daran wohl für ein Argument gegen die Zweckmäßigkeit der vorliegenden Maaßregel knüpfen? Mein ehrenwerther Freund (Sir John Walsh) appellirt an die Nachwelt; nun — lch thue es nicht minder; sie möge entschei⸗ den, auf welcher Seste eigentlich die Täuschung war; ich weiß von keiner Täuschung, die von der Regierung oder von einem Mitgliede derselben ausgegangen wäre. Ich habe nur von 3 oder d Städten gehört, wo beklagenswerthe Seenen vorfielen, die hoffentlich ihre Bestrafung finden werden, die jedoch in der Waageschale des National-Urtheils wie Staub verfliegen. Man hat uns zwar sehr sinnreich, aber doch unrichtig erzählt, daß, be⸗ vor noch das Volk einen Antheil an der Vertretung erhalten habe, an die Gewalt desselben appellirt worden sey, und fragte uns sodann, wie groß erst seine Gewalt seyn würde, wenn es im Besistze jenes Antheils wäre? Allein mein ehrenwerther Freund scheint, selbst wenn jener Vordersatz richtig wäre, doch vergessen zu haben, daß, wenn das Volk einen gesetzlichen Weg hat, um seine Gesinnungen kund zu thun, seine Gewaltthätigkei⸗ ten weit minder zu besorgen seyen, als wenn man diese Gesinnungen unterdrücken will. Wer hat jemals daran gezwei⸗ selt, daß die Freiheit des Wortes und die Freiheit des Votums ein Sicherheits⸗Ventil für die Darlegung der öffentlichen Mei⸗ nung darbieten? Sie beugen einer Explosion derselben vor, in⸗ dem sie ihr einen natürlichen Ausgang gestatten. (Hört, hört!) Der zweite Redner sprach besonders von den Gewalten der Krone und der Pairie, wie sie seit der Revolution bestanden; er meinte, daß das Unterhaus seitdem in den Besitz so vieler großer Staats-Gewalten gelangt sey, daß der König und die Lords — ich bitte um Entschuldigung, ich wollte des Königs Namen ganz bei Seite lassen — daß die Lords keine Sicherheit mehr für den Rang und die Stellung besäßen, die sie im Staate einnähmen, mit alleiniger Ausnahme des Einflusses, den sie bei der Erwählung des Unterhauses ansübten — eines Einflusses, von dem ich zugebe, daß er der Theorie der Verfassung nicht entgegen sey (Beifall von der Spposition), der jedoch nicht bloß mit dem Buchstaben des Gesetzes überhaupt, sondern auch mit dem unzähliger einzelner Gesetze im Wider⸗ spruche sich befindet (Beifall von den ministeriellen Bänkem). Wäre das allgemeine Geschrei nur dagegen gerichtet gewesen, daß die Pairs gegen die Theorie der Verfassung handelten, so würde ich meine Stimme zur Unterstützung desselben nicht er⸗ hoben haben; das Geschrei richtete sich jedoch dagegen, daß die Pairs Einfluß auf die Wahlen ausübten, was geradezu ein Ver⸗ brechen ist. Zwar ist zu ihrer Vertheidigung gesagt worden, sie übten bloß den Einfluß aus, der ihnen als großen Grund-⸗Eigen⸗ thümern jzukomme (lauter Beifall von der Opposition) — ich verstehe den Sinn dieser Beifalls-Bezeugungen nicht; sollten die Herren vielleicht ihre Antriebe dazu analysiren, ein Verfahren, das freilich an sich sehr lächerlich wäre, so würden sie dieselben von sehr widersprechender Natur finden; man ertheilt solche Beifalls⸗ Bezeugungen ganz ohne Kritik und unter Eindrücken, die durch— aus nicht haften können. (Hört, hoͤrt! — Meine unmaaßgebliche Meinung geht dahin, daß das gegenseitige Verhältniß der drei Zweige der Verfassung in seinem dermaligen Zustande verharren
werde, wenn auch die Reform-Bill in Uebereinstinnnung mit
anderen redlich von uns zur Ausführung gebrachten Gesetzen
durchgeht. igeno gebe — daß die höchste Staats-Gewalt seit der Regolution von
1688 auf das Unterhaus übergegangen sey, so würde dies nur
dafur zeugen, daß in unserer Verfassung etwas sey, was ihre de— mokratischen und aristokratischen Theile mäßige und beide zu nütz⸗ lichen Theilen der Constitution macht. Ich möchte nicht, daß das gegenseitige Verhältniß dieser Theile gestoͤrt werde; ich läugne aber auch, daß sich in der vorliegenden Bill etwas befinde, was eine solche Wirkung haben könnte.“ — Der Redner suchte nun dar— uthun, daß die jetzigen Minister nicht die Ersten seyen, welche der Lehre huldigten, daß eine Reform des Parlaments, indem das Wahlrecht von verfallenen auf bevölkerte Burgflecken übertragen werde, nichts Anderes setz, als eine Erneuerung der alten Gerecht⸗ same der Verfassung. Er verwies namentlich auf einen von Pitt um J. 1785 dargelegten Plan, IZ6 verfallene Burgflecken förmlich aufzükaufen, um ihr Wahlrecht an größere Orte zu übertragen, wel⸗ chen Plan jedoch der genannte Staatsmann auf die Bemerkung des Herrn Bankes, daß man den Inhabern von Burgflecken da— durch, daß man ihnen Geld anbiete, ein förmliches Recht ein⸗ räumte, das sie gar nicht hätten, wieder aufgegeben habe. Er verwies ferner auf einzelne Wahlrechts⸗-Uebertragungen, die frü⸗ her stattgefunden, und meinte, daß hier dasselbe Prinzip wie bei her Reform⸗Bill befolgt worden sey. Sodann sagte er: Man hat das alte Geschrei wiederholt, daß das bestehende System treffliche Dienste thue (it worked well); ich mag dem Lobe
Angenommen selbst, es sey wahrt — was ich nicht zu Falle aber, wo so viel auf dem Spiele stehe, wäre es wohl ver⸗
1168 der Englischen Verfassung, deren Studium ich den größ— ten Theil meines Lebens gewidmet, gewiß nichts entziehen, doch dies darf ich wohl, daß das bestehende System keine treffliche Dienste gethan haben kann, da es unvermerkt dazu gedient, der Verfassung die ganze Liebe des Volks zu ent⸗ ziehen. (Beifall.. Das Volk erkannte die Mittel, deren dieses System sich bediente, und fand sie widerwärtig; es vermochte die eventuellen Vortheile desselben gegen die unreinen, Ekel erre⸗ genden, Mittel nicht aufzuwiegen, durch welche diese Vortheile erzeugt wurden, und es that wohl daran, sein natürliches mora⸗ lisches Gefühl der Rücksicht auf verworrene Regierungs-Zwecke vorzuziehen. Ich behaupte, daß in dieser Weise die Vortrefflich⸗ keit der Verfassung zu ihrer Vernichtung beigetragen hat. Die von der Constitutlon zuerst eingeflößten Gesinnungen und Ge⸗ fühle haben die Constitution selbst untergraben. Engländer kön— nen nicht beständig unter einem solchen Systeme leben; Englän— der können nicht zugeben, daß solche Schauspiele, wie sie in neueren und älteren Zeiten sich ihnen darboten, täglich und län— ger noch ihrem Anblicke aufgedrungen werden. (Beifall.) Dem gegenwärtigen Systeme näherte man sich anfangs nur langsam und stufenweise. Unter der Regierung der Stuarts waren die jüngeren Söhne reicher und alter in der Nähe wohnender Fa⸗ milsen die Vertreter der Burgflecken; in der späteren Zeit erst wählte man auch Kandidaten, die aus der Ferne gekom— men waren. Damals wurde das Land von Wahlkämpfen, wie man sie jetzt kennt, wenig beunruhigt. So sehr zurlick aber auch jene Zeit gegen diejenige stand, die ihr unmit— telbar folgte, so wurde doch damals schon der Grund zu der Entfremdung und dem Mißtrauen gelegt, die jetzt überall ver⸗ breitet sind. begieriger, nachforschender, zarter in seinen Gesinnungen und unwilllger über die Scenen, die bei jeder neuen Wahl immer mehr hervortraten.“ — Der Redner ging nun zur Widerlegung des Arguments über, daß man Corporationen ihres Rechtes be⸗ raube, und fragte, ob man etwa die Unionen mit Schottland und Irland, in Folge deren ebenfalls viele Corporationen ein früheres Fecht verloren hätten, Beraubungen nennen wolle? Die Frage der Wahlrechts⸗-Entziehung beruhe in der vorliegenden Bill nicht auf der Schuld oder Unschuld der betroffenen Parteien — denn wäre dies der Fall, warum sollte der Ungeborne bestraft werden, der ebenfalls das Recht verliere, das seine Voreltern ausgeübt? — was könnte es auch z. B. für eine Bedeutung haben, ob eine Corporation von 10 bis 15 Personen, wie die ven Bath, schuldig oder unschuldig sey, da das Recht, auf das sie bisher monopolirt ge— wesen, ihnen ja nicht entzogen, sondern nur auf 10 — 15,000 In— dividuen weiter ausgedehnt werde? Auch eine Eigenthums⸗-Ver— letzung fände durch die Bill nicht statt, da Niemand wohl zu— . werde, daß das heilige vom Staate geschützte Eigenthums⸗ Recht sich in den Fällen von Gatton und Alt⸗Sarum involvirt fände. Das Recht, Mitglieder in das Parlament zu senden, sey ein Recht, an der Regierung über Menschen Theil zu neh— men; könne man das aber wohl ein Eigenthum nennen? Die Revolution von 1688 habe das große Peinzip festgestellt, daß die—⸗ jenigen, die im Besitze politischer Macht seyen, diese nicht als Eigenthum, sondern als anvertrautes Unterpfand besäßen. Sollte irgend ein Mitglied der Opposition jetzt noch der verwerflichen Lehre huldigen, daß die Menschen für die Könige und nicht die Könige für die Menschen da seyen, eine Lehre, die durch die Revolution vernichtet worden sey, so müßte ein solches Mitglied auch die Erben der Stuarts auf den Thron wieder setzen, den diese durch die Behauptung jenes Prinzips verloren hätten. Ein Beliehener müsse für den Mißbrauch des Eigenthums, das seiner Obhut anvertraut sey, bestraft werden können. Man hat“, fügte der Redner hinzu, „das Eigenthum ebenfalls ein Lehen genannt; im figürlichen Sinne ist es dies auch; es ist ein moralisches Le⸗ hen, aber kein gesetzliches. Wer ein Eigenthum besitzt, hat nur Gott, nicht aber den Gesetzen und der Behörde, Rechenschast von dem Gebrauche zu geben, den er davon macht. Dies ist der Unterschied zwischen . und Eigenthum. Das Stimm— recht aber ist ein Benefiz-Lehen und kein Eigenthum, daher die Phrase, daß man die Corporationen beraube, zwar eine Phrase „„voller Klang und Wuth, aber doch nichts bedeutend““ ist.“ — Nachdem Sir J. Mackintosh hierauf noch einige andere min— der bedeutende Argumente zu widerlegen gesucht hatte, schloß er mit folgenden Worten: „Es giebt keine andere Wahl, als die Reform oder Blutvergießen, und bei einer solchen Alternative erkläre ich mich gern für einen Feigling. Man betrachte doch diese Hinweisung auf solche Alternative nicht als eine Drohung; wenn sch den allgemeinen Zustand Europa's erwäge, so sehe ich Grund, von Zwangsmaaßregeln abzumahnen, das Mißtrauen in das Volk abzulegen, und viele Urfache, Vertrauen und Zuver— sicht in dasselbe zu setzen. Darum würde ich glauben, meine Pflicht schlecht zu erfüllen, wenn ich nicht mein Möglichstes thäte, um der Reform den Sieg zu verschaffen. Ich warne Euch offen und feierlich gegen den Irrthum, politische Gerechtsame als Ei— genthum zu betrachten, denn alsdann ist Eigenthum nicht un— verletzbarer als solche Gerechtsame, alsdann ist eine Sinekure eben so sicher, wie gesetzeskräftiger Besitz, aldann geben wir dem im Hinterhalt auf Beute lauschenden Räuber die Waffen gegen das Eigenthum selbst in die Hand. Halten wir wohl auseinan— der, was die Natur getrennt hat. Der Redner ließ sich unter lauten anhaltenden Beifallsbezeugungen auf seinen Platz nieder. Herr Bruce widersetzte sich der Reform, namentlich der Schot— tischen. Herr Fergußson sprach sehr eindringlich für die Maaß⸗ regel; er sagte, er sey zwar kein Freund davon, den Wählern ein politisches Glaubensbekenntniß vorher abzulegen, in diesem
zeihlich, wenn sie ein solches gefordert hätten. Freilich könne man mit der Bill nicht Allen genügen, denn Einige machen ihr zum Vorwurf, daß sie nicht über alle Punkte entschledene Bestim⸗
mungen enthalte, während Andere sich gerade darüber beklagen, daß
es nicht eine stufenweise verbessernde Maaßregel sey. Lord Polche⸗ ster läugnete, daß das Volk die Reform verlange. Die Cousti⸗ tution werde sicher stehen, aber nur wenn man an ihren Ver: hältnissen nicht rüttele, sonst würde es ihr ergehen, wie den Con— stitutionen mehrerer Länder auf dem Kontinent. Zwar könne er das verfallene Fleckenwesen nicht billigen, und würde er es gern entfernt sehen, allein die Anordnungen der Bill trügen keines—⸗ weges das Gepräge der Dauer, und er müsse sich ihr daher wi⸗ dersetzen. Nach einigen Schlußworten des Herrn G. Knight wurde die weitere Berathung vertagt.
— Unterhaus. Sitzung vom 5. Juli. Die Debatte über die zweite Lesung der Reform⸗-Bill wurde fortgesetzt, aber auch heute noch nicht beendigt. Es ließen sich in dieser Sitzung Hr. R. A. Dundas, Sir John Malcolm, Sir F. Vin⸗ cent, die Herren G. H. Vernon, E. L. Bulwer, Lyon, Godson, Edmund Peel, Oberst Torrens, Trevor, Macauley, W. Bankes, der Kanzler der Schatzkam⸗ mer und Sir George Murray abwechselnd für und gegen die Reform-Bill vernehmen. Die Englischen Zeitungen stim⸗
Das Volk wurde mit der Zeit unterrichteter, wiß⸗
men darin überein, daß bei dieser Debatte wenig vernommen worden, was nicht schen früher zur Sprache gekommen sey, he, ben jedoch die beiden Vorträge des Heren Macauley (für di Bill) und des Sir G. Murray ((gegen die Bill) als eine Aut, nahme hervor. Wir begnügen uns daher, von diesen beiden Vorträ— gen eine ausführlichere Mittheilung zu machen. Nachdem Hr. Mac— auley zuvörderst die Versicherung von sich ertheilt hatte, daß er von aller Parteisucht weit entfernt sey, ging er zu der Erkla— rung über, daß das Wahlrecht kein Eigenthum sey, was er auf ähnliche Weise, wie Sir James Mackintosh, darlegte. Alsdann nahm er von dem Vergleiche, den ein anderes Mitglied zwischen dem Britischen Parlamente und den Französischen beiden Kam— mern angestellt hatte, zu folgenden Bemerkungen Anlaß; „Ich gebe durchaus nicht zu, daß zwischen dem Britischen Unterhause und der Französischen Deputirten⸗⸗ Kammer eine Parallele gezogen werden könne, oder daß irgend eine Aehnlichkeit des Oberhauses von England mit der Französischen Pairs-Kammer bestehe. Die Pairs-Kammer ss ein erkünsteltes Produkt; sie ist eine exotische Pflanze, der der Boden nicht zusagt; da sie kein großes Grund⸗Eigenthum besstz so bildet sie auch keinen Körperschaft, deren die rohalistische Ha tei bedarf, oder die von den Revolutionnairen begünstigt werden kann. Ihre Auflösung braucht daher für die Aristokratie unse⸗ res Landes kein wahrer Grund zur Beunruhigung zu seyn.“ Der Redner sagte ferner: „Mehrere Opponenten der Bill rufen uns zu: „„Seht, wie reich und glücklich daz Land unter dem bestehenden Systeme geworden und wie e seit vielen Jahren so geblieben ist; wollt Ihr alle diest Vortheile gegen etwas Üngewisses aufgeben?““ Ich hin weit davon entfernt, es bestreiten zu wollen, daß das Land reich und glücklich geworden ist; doch weiß ich die Ursachen wohl i unterscheiden. Eine gute Regierung verleiht natürlich den Hülst— quellen einer Nation einen größeren Schwung, der wiederum eine Reaction auf die Regierung ausübt und diese zu vervoll— kommnen weiß; allein ist dies ein Argument gegen jede weitete Vervollkommnung des Gouvernements, wo diese nöthig ist? So weit zurück auch Rußland, im Vergleiche mit anderen Eurohät— schen Nationen, jetzt noch ist, so könnte es doch mäögl— cher Weise in 200 Jahren eben so eivilisirt als Frank— reich seyn; würde dies aber wohl ein Argument zu Gunsten der Regjerungsweise des Czar Peter abgeben, weil Rußlam unter dessen Herrschaft seine ersten und größten Anstrengungen zur Erlangung Europäischer Civilisation gemacht hat? Der große Vortheil einer Regierung besteht darin, nicht stationair zu blii— ben, sondern sich nach dem veränderten Zustande der gesellschaft⸗ lichen Eimichtungen zu akkomodiren. Wir finden, daß Philipp von Comines zur Zeit Heinrichs VII. von der Regierung Eng— lands mit großen Lobeserhebungen sprach. Montesquien pries sie vor einem Jahrhundert, doch dieser hätte sie schwerlich gelobt, wenn die Verfassung Englands und dessen Regierung sich noch in dem Zustande befunden hätten, in welchem sie sich zur Zeit Philipps von Comines befanden. Wenn wit der Geschschte unstres Landes folgen und den Grund seiner jetzigen Regierungs-Form von den frühesten Zeiten bis auf die unsrige herleiten, so finden wir eine fortlaufende Reihe von Re— formen und nehmen zugleich wahr, daß in diesen Reformen, die sich den Veränderungen, welche die Zeit in der Gesellschaf hervorbrachte, immer angepaßt, die große Macht des Landes be— stehe. Wir besitzen die Reformen der Magna Charta, der bill of rights, der Revolution und endlich die der vorliegenden gü— ßen Reform-Maaßregel. (Hört, hört! von der Opposition, wa von den ministeriellen Bänken wiederholt wird.) Wir sprechen von den Reformen dieser neuesten Maaßregel mit verdientem Lobe, allein ich zweifle gar nicht daran, daß im Jahre 1931 un— sere Nachkommen verächtlicher von dieser Bill reden werden, als wir von der Magna Charta, und in der That, alle Argm— mente, die jetzt gegen die vorliegende Bill gebraucht werden, hät ten eben so gut gegen alle die früheren Reformen, deren ich eben gedacht habe, angewandt werden können. Blicken wir zunächt auf die Revolution, welches die neueste unserer großen Refot— men ist: die Regierung der damaligen Zeit war, im Vergleiche mit den Regierungen anderer Länder, die beste in Europa; die Regierung Jakobs war gewiß eben so gut, wenn nicht vorzlügli⸗ cher, als die von Elisabeth; Hume selbst erschöpft sich in Lobet—⸗ Erhebungen über die Regierung der Stuarts im Vergleiche mit einigen ihnen vorangegangenen Regierungen; auch damals hatte man, wie jetzt gegen die Reform-Bill, zum Lobe des bestehenden Systemes sagen können: „„Seht doch auf den reichen und glückli⸗ chen Zustand des Landes, vergleicht seine Institutionen mit den— jenigen anderer Völker, seht, was wir unter dem jetzigen Syst— me geworden sind, seht auf die Anzahl der Wagen, die in En— ren Straßen heruinfahren, auf die Anzahl der 10,000 Pfund reichen Kaufleute, die Eure Börse besuchen; zeigt mir denselben Zustand der Dinge unter einer anderen Europäischen Regierunf,
ünd dann sagt mir, was Ihr durch eine Veränderung gewinnmz
könnt.““ — (Dle sernere Mittheilung behalten wir uns tir
und bemerken nur, daß nach dem Vortrage des Sir Ihn
Murray die Fortsetzung der Debatte auf den folgenden Tag we—
schoben wurde.) Das Haus vertagte sich um 2 Uhr.
London, 6. Juli. Nach dem Mittagsmahl, das der Prim Leopold (wie gestern gemeldet) vorgestern dem Könige, der Köͤ— niglichen Familie und Dom Pedro gab, folgte ein großes Kon— zert, zu dem sich eine besonders dazu eingeladene Gesellschast um 10 Uhr Abends versammelte. Das Konzert begann um 11 Uhr: Se. Majestät der König zogen sich um Mitternacht zurück. Un— ter den Gästen befanden sich auch die hier anwesenden fremden Botschafter und Gesandten mit ihren Gemahlinnen.
Gestern beehrten der König ein großes Dejeuner, das Lord Hill zu Ehren Sr. Majestät, der Königlichen Familie und Dom Pedros gab, mit Seiner Gegenwart; die Zahl der Anwesenden belief sich auf 1200 bis 1500 Personen.
Die Times enthält den amtlichen Bericht über die Staats—⸗ Einnahme des letzten am Hten d. M. beendigten Quartals. Sit betrug danach 11,141,050 Pfd., mithin 667,959 Pfd. wenigtr, als die vom nämlichen Quartal vorigen Jahres. „Dieses De—⸗ ficit,“ bemerkt die Times, „ist jedoch nur scheinbar, indem die aufgehobenen Taxen für Bier, Häute, Cider, Lichte und ge— druckte Kattune eine, im Vergleich der vorjährigen Einnahme für diese Artikel, so beträchtliche Summe ausmachen, daß man, wenn diese, in Anschlag gebracht wird, annehmen kann, daß die Einnahme sich int letzten Quartal um 79d, hhb Psd. vermehrt habe. Ein solches Resultat ist ohne Zweifel eine Ermuthigung für Alle, die einem vernünftigen Finamz— System zugethan sind, so wie für diejenigen, die ihre hHoff⸗ nungen auf ein wachsendes National-Einkommen nicht auf hohe, Zölle, sondern auf größere Ausdehnung der Consumtion begründen. Dieser erfreuliche Finanz⸗Zustand jedoch sollte
keine Veranlassung geben, von der betretenen Bahn einer weisen Sparsamkeit und Einschränkung abzuweichen. Er bietet
[ibn Reformen zu machen, welche die vorgeschrittene Intelli—
susgaben nicht genugsam erfüllt zu haben; denn er wollte, daß e Besoldung aller Staats-Beamten auf den Fuß zurückgebracht ürde, auf dem sie im Jahre 1797 gestanden.
Im Berufe fort, den Tories Waffen gegen die Reform an die
rderungen gemacht werden, und zwar nicht selten in Aus drük⸗
Gegentheil die besten Hülfsmittel dar, um diejenigen ökono⸗
i der Zeit erheischt; die vereinten Kräfte einer redlich gesinn— Regierung, eines neugestalteten Unterhauses und einer eben getreuen als von mumerschütterlichem Gemeingeist beseelten Na⸗
za werden dafür Sorge tragen, daß sie zu Stande kommen.“
Aus Gibraltar melden die letzten Briefe, vom 10. Juni, h nach allem Anscheine die Aufhebung des Freihafen-Rechtes rCadir erfolgen werde, indem nach Berichten von dort der nig von Spanien bereits das Tabacks- und Salz-Monovpol genannten Stadt entzogen habe, ohne welche das ganze Pri— segum eines Freihafens in sich selbst zerfalle. 3 .
Ein hier aus Lissabon angekommenes Schiff hat Briefe m dort bis zum itz, Juni mitgebracht. Die Französischen Be⸗ ohner waren für ihre persönliche Sicherheit sehr besorgt, und ir in Folge der gegen Dom Miguel ergriffenen feindlichen asßregeln; Verhaftungen hatten indessen noch nicht stattgefun— n, obgleich davon im Publikum die Rede ging.
In einem Schreiben aus Gibraltar vom 10. Juni heißt „In Folge einer in Marokko ausgebrochenen Rebellion soll
der Kaiser, der sich in Fez befand, von dort mit seinen warzen Garden und einigen weißen Truppen nach Mequinez heben haben. Unterweges, wird hinzugefügt, habe sich ein sreit zwischen den schwarzen und weißen Truppen entsponnen, pin ein völliges Blutbad ausartete und damit endigte, daß hh die gänzlich geschlagenen weißen Truppen in das Fort Klein— einschlossen und dem Kaiser Frieden sbedingungen vorlegten,
Letzterer aber mit der Erklärung zurückwies, daß er diese Eißen Truppen, die zu einer kriegerischen und tapferen Provinz zren und dem Souverain schon bisweilen Gesetze vorgeschrie⸗ n, bis auf den letzten Mann vertilgen wolle.“
Die Brasilianischen Fonds sind bis 52z gestiegen. Ueber abte eingegangene Nachrichten aus Pernambuco sprechen von bald erfolgten Stillung dort ausgebrochener Unruhen, über iche hier zeither nur unbestimmte Gerüchte im Umlaufe waren.
— — London, 5. Juli. Im Unterhause befindet sich der⸗ alen eine zwar kleine, aber entschlossene Partei, welche in die istokratie überhaupt Mißtrauen setzt und einem Ministerium nur fe Stimme giebt, wenn sie glaubt, daß dasselbe eben ihre de— agogischen Zwecke fördere. Zu dieser gehören auch die Herren ume und O'Connell; aber diese Beiden scheinen einmal ent— lossen, die jetzige Regierung bei der Durchsetzung der Reform munterstützen und durchaus nichts zu thun, was in dem desfall— zen Kampfe der Gegenpartei förderlich seyn könnte. So aber jd die Anderen nicht gesinnt. Hunt greift bei jeder Gelegen— kit die Reform-Vorschläge als zu aristokratisch an, und am 30. smi machte der Londoner Alderman Wood sogar einen Angriff f die Minister durch einen Vorschlag, welcher sie indirekt be— huldigte, ihre Versprechungen wegen Beschränkung der Staats⸗
Dies setzte die bries in große Verlegenheit; denn obgleich sie gern gegen ihre herdränger vom Amte gestimmt hätten, so konnten ste dies doch icht, ohne zugleich ein Verdammungs-⸗Urtheil gegen sich selbst zzusprechen. Doch konnten sie die Gelegenheit nicht unbenutzt übergehen lassen, und einer von den vorigen Ministern be⸗ hüdigte die jetzigen, daß sie die ausgedehnte Reform bloß als Suühnopfer dargebracht hätten, weil sie sich außer Stande zuden, die Sparsamkeit, über deren angeblichen Mangel sie of ihren Vorgängern Vorwürfe gemacht, ins Leben zu rufen, dem diese bereits Alles hierin gethan gehabt, was sich ohne sichtheiQl für den Dienst thun lasse. Auf der anderen heite aber traten Hume und O'Connell als Vertheidiger der mister auf, und der Vorschlag wurde durch eme sehr große ehtheit gegen 13 Stimmen verworfen. — Hunt fährt in sei⸗
and zu geben; er öffnet nicht den Mund, ohne dieselbe im kamen des gemeinen Volks für unzulänglich und höchstens nur t eine Stüͤse zur Erlangung größerer Freiheiten darzustellen. abei überreicht er täglich Bittschriften, worin die empörendsten
n, welche noch empörender sind, als die Forderungen selbst. macht sich aber dabei so verächtlich, daß seine Pfeile anfan— n, ihre Wirkung zu verlieren. — Schon in einer früheren Uttheilung ist dabon die Rede gewesen, daß zu Newtonbarry he Unterfuchung über die Todesart derjenigen Personen veran— ältet worden, welche durch die Schüsse der bewaffneten Freiwil⸗ hen (Jeomanrh) das Leben verloren. Diese Freiwilligen sind im Rinscheine nach Alle Protestanten, und das Volk, auf das mgeschossen, Katholiken; der Ort liegt in der Grasfschaft Wex⸗ zd, welche in den letzten Jahren sehr friedlich gewesen, wo aber den achtziger Jahren des vorigen Jahrhunderts der Kampf pischen den beiden Sekten blutiger gewüthet hat, als je, und m fast Jeder in jedem Andersglaubenden enkweder den Mörder de den Sohn des Mörders einer seiner Vorfahren kennt. Dies war so besonders nicht die Grafschaft, in der man die Freiwilligen hätte 6 Gewehr rufen sollen; auch scheint es, daß es von eini— n Beamten ohne Vorwissen der Regierung geschehen war. ie Veranlassung dazu lag darin, daß ein Ortsgeistlicher der staatskirche einem katholischen Bauer (und zwar, wie es scheint, iiderrechtlich) für verweigerte Zehnten sein Vieh hatte wegurhmen isen und dessen öffentliche Versteigerung beabsichtigte. Es war n Markttag, und das versammelte Volk schrie gegen die Unge⸗ chtigkeit (wie es jenes Verfahren nannte), doch soll es willig wesen seyn, die Sache zwei Protestanten — Söhnen von Geist⸗ hen — zur Schlichtung beizulegen. Man hatte einen Auflauf fürchtet, und einige Friedensrichter hatten, wie gesagt, die Yeo⸗ anch berufen. Das Volk hatte sich schimpfend und, nach ei— izen Personen, mit Steinen werfend, um das fragliche Vieh ersammelt, und ehe man noch zu der Truppe kommen und der⸗ lben melden konnte, daß die Sache ausgeglichen werden würde, kl ein Schuß — woher, ist noch nicht ausgemittelt worden. Die versammelte Menge lief alsbald davon oder versteckte sich die Gräben. Die Freiwilligen aber begannen sofort — ohne haltenen Befehl — auf die Fllehenden oder sich Verbergenden ein eftiges Feuer. Dies ist das ungefähre Resultat der Zeugen⸗ üussage; man hatte aber, um einen unparteiischen Spruch zu halten, die Geschworenen aus einer gleichen Anzahl Protestan⸗ n und Katholiken erwählt; doch so stark ist der Parteigeist, daß nicht haben zu einer Eutscheidung kommen können, ob die nienschen ermordet oder in gesetzmäßiger Selbstvertheid gung ge⸗ dtet worden. Glücklicher Weise jedoch hatte die Regierung nen Kommissar von Dublin aus zur Untersuchung geschickt und Fin vollem Besitz der Thatsachen, und von ihrer Rechtlichkeit bes zu erwarten, daß sie die Sache nicht wird unterdrücken ssen. Man vermuthet, daß sie zunächst das gedachte freiwillige
Niederlande.
Brüssel, 5. Juli. Abermals fand heute eine Kongreß— Sitzung statt, in der die Diskussion über die von der Londoner Konferenz vorgeschlagenen Friedens⸗Präliminarien noch nicht be⸗ endigt wurde. Der Präfident erklärte zunächst, daß der in der Sitzung anwesende Minister Hr. v. Sauvage zwar in Lüttich zum Deputirten erwählt worden fey, daß jedoch, da gegen diese Wahl Reclamationen eingegangen wären, der Verificatlons-Aus⸗ schuß die Zulassung des Erwählten noch nicht aussprechen könne. Herr Lebeau bestritt dem Ausschusse das Recht dazu und bestand auf die augenblickliche Anerkennung der Wahl, wogegen Herr von Robaulxr bemerkte, daß noch nicht alle nöthige Aktenstücke eingegangen seyen, und daß 200 Wähler, die bei der Wahl des Hrn. von Sauvage in Lüttich zugegen gewe— sen, keinesweges die Majorität des dortigen Volkswillens re⸗ präsentirten. Endlich wurde dem Hrn. Lebeau zugestanden, daß der Bericht über die neue Wahl spätestens morgen abgestattet werden solle. Hr. Claes stattete im Namen der Bittschriften— Kommission einen Bericht über die hinsichtlich der Konferenz⸗ Vorschläge eingegangenen Petitionen ab. Die Kommission war einstimmig der Meinung, daß sie über mehrere Protestationen gar nicht entscheiden könne; hinsichtlich der von den Einwohnern von Löwen und von einem großen Theile der Offiziere der Bürger⸗ garde von Lüttich eingegangenen Bittschriften schlug die Kommission die Tagesordnung vor und meinte außerdem, daß, da die Löwener Bittschrift in unangemessenen Ausdrücken abgefaßt wäre, darüber keine Entscheidung stattfinden könne. Hr. v. Me enen verlangte die Ueberweisung derselben an den Kriegs⸗-Minister, damit nöthigenfalls eine gerichtliche Verfolgung stattfinden könne; die Versammlung genehmigte jedoch nur die Vorschläge der Kommission. Nach⸗ dem man zur Tagesordnung übergegangen war, setzte Herr A. Gendebien seinen gestrigen Vortrag fort; sodann sprachen die Herren von Secus, von Masbourg, Cartuwels, H. Vilain XIIII.ů, Claes und Barthelemy abwechselnd für und gegen die Vorschläge der Konferenz. Die Sitzung wurde um 47 Uhr aufgehoben.
Heute früh begab sich eine Deputation der hiesigen Bürgergarde zum Regenten und überreichte demselben fol⸗ gende Adresse: „Mein Herr Regent! In einem Augenblick, wo einige Ausländer, unwürdig der Nation, zu der sie gehö⸗ ren, im Verein mit einer Handvoll Ränkemacher durch die niedrigsten Mittel die Eintracht des Belgischen Volkes zu stören, Anarchie zu verbreiten und einen Bürgerkrieg zu entzünden su— chen, wenden Sie sich an die Bürgergarde. Dieser Aufruf an dieselbe wird nicht vergebens seyn; sie hat Treue dem Regen⸗ ten und Gehorsam der Verfassung und den Gesetzen des Belgischen Volkes geschworen und wird ihren Eid hal— ten. Den Geist kennend, der dieselbe beseelt, können wir Ihnen die Versicherung geben, daß sie, sobald sie Ihre Stimme hört, wissen wird, unter allen Umständen den Beschlüssen des Kon⸗ gresses, sie mögen seyn, welche sie wollen, Achtung zu verschaf— fen; in jedem Fall soll das Gesetz die Oberhand behal— ten.“ Brüssel den 6. Juli 1831.
Die Generale, Obersten, Oberst-Lieutenants und Majore der Brüsseler Bürgergarde.“
Der in Löwen kommandirende Oberst-Lieutenant, der im Verein mit der dortigen Bürgergarde einen Protest gegen die Annahme der Friedens-Prälimsnarien unterzeichnet hatte, ist von seinem Posten abberufen worden.
In einem Schreiben aus Gent vom 5ten d. M. heißt es: „Die heutige Versammlung des Natitznal-Vereins hat kein neues Resultat geliefert; sie war eben so zahlreich wie gestern. Der Präsident v. Souter, der fast allein sprach, wendete seine Be— redsamkeit dazu an, die aufgeregten Gemüther zu beruhigen, die Alle nur vom Kriege sprechen und nach Brüssel marschiren wol⸗ len. Wenn das Ministerium nicht bald verändert wird und man die 18 Artikel nicht verwirft, so muß man auf eine neue Revolution gefaßt seyn. In dieser Aufregung der müßiggehen— den Volksmasse muß man Alles gewärtig seyn, wenn man nicht etwas für sie thut und offener zu Werke geht. Es ist 8 Uhr; zahlreiche Gruppen bilden sich auf allen Plätzen; auf dem Platz vor dem Rathhause kann man kaum durchkommen. Der Abmarsch nach Brüssel ist auf diese Nacht festgesetzt worden; wie es heißt, haben sich am Brüsseler Thor schon viele Menschen versammelt. Ich glaube nicht an diesen Plan, doch wird die Nacht gewiß sehr stürmisch seyn,. Möge der Kongreß doch die Augen öffnen. So eben höre ich rufen: „Es lebe die Minorität!“ Binnen kurzem wird an der Stelle des Journal de Gand ein anderes Blatt erscheinen. An einem Haufe auf dem Kauter-Platz liest man in ungeheuren Buchsta⸗ ben: „Emancipation.“ Von dort aus vertheilt man dieses Blatt Mittags in alle Tabagieen theils für Geld, theils um⸗ sonst.“ In einer Nachschrift von demselben Tage 115 Uhr Nachts heißt es: „Am Brüsseler Thor weigerte man mit Flin⸗ ten bewaffneten Leuten den Ausgang; nur die mit Piken und Sensen bewaffneten ließ man durch; sie sind auf dem Wege nach Brüssel. Die Dezwischenkunft des Generals Mahitu war nothwendig; er steht noch am Brüsseler Thor mit einem Trupp Reiterei; ein anderer Trupp hält den Kauter-Platz besetzt. Vor Stadt ist in Bewegung.“ Eine spätere Nachschrift fügt hinzu: „Es ist 1 Uhr nach Mitternacht; a J Fußvolk und Reiterei, gegen 1000 Mann, um jeden Volksauf— stand zu unterdrücken.“
Lüttich, J. Juli. Von hier aus ist so eben eine neue Bittschrift gegen die Friedens-Prälimingrien nach Brüssel abge⸗ fertigt worden. Sie ward gestern zwischen 10 Uhr Abends und
versammelt, ö Drohungen hören ließen, so fanden sie wenig Widerhall; die des Milstairs nöthig wurde. Die Bittschrift enthält 71 Unter⸗ schriften. . Im Politique heißt es: „Diejenigen, die ernstlich eine Vereinigung mit Frankreich wünschen, befinden sich in der größ— ten Täuschung. Mehr als einmal schen hat man es dargethan, daß die Vereinigung jetzt unmöglich ist. Die Regierung, Lud⸗ wig Philipps pidersetzt sich derselben, und die unsrige wird sie gewiß nicht wünschen. Unsere Gesetze sind da, um es ihr zu verbieten, selbst wenn sie es wünschte. Darf übrigens ein so kleiner Theil der Bevölkerung den Gedanken hegen, dem Willen der übrigen Belgischen Nation imponiren zu wollen? Kann er unseren Repräsentanten die Hände binden Ihr, die Ihr das Verschmelzen zweier Völker, aber keine Anar⸗ chie und keinen allgemeinen blutigen in! wollt, gebt. Eur Wünsche der Versammlung zu erkennen, der zelgien sein Schick⸗ sal anvertraut hat; wendet Euch offen an Eure Sachwalter, ver⸗
orps auflösen und die Entsetzung der betheiligten Yeamten verfügen ird, um der Erneuerung blutiger Bürgerkämpse vorzubeugen.
meidet aber widergesetzliche Handlungen, die nur dazu dienen kön⸗
nen, Eurer Sache zu schaden und sie in den Augen friedlicher und ihrem Lande ergebener Leute herabzusetzen. Jede Unord⸗ nung, jeder Aufstand in gesellschaftlichen Verhältnissen, die unter dem Schutz einer treulich verwalteten Verfassung bestehen, trägt etwas in sich, das rechtlichen Leuten jederzeit hahe einflößt, 6 6 niemals der Sache nützlich, der man zu dienen glaubt.
Wie es heißt, hat General Daine von der Regierung eine Verstärkung an Geschütz verlangt.
So eben erfährt man, daß die Arbeiter von 3 benachbarten Kohlenwerken sich ziemlich bedeutende Unordnungen haben zu Schulden kommen lassen. Wie es heißt, haben sse die Maschi⸗ nen zerstören wollen, die sie für eine Quelle ihres Elends an⸗ sehen; die Ruhe ist indessen bald wiederhergestellt worden.
Polen.
— — Aus dem Russischen Hauptquartier Rzewin, J. Juli. Die Russische Armee hat die beabsichtigte Bewegun aus der Gegend von Pultusk nach der Weichsel bis jetzt glück. lich ausgeführt. Der Marsch erfolgte in 3 Kolonnen: General Graf Witt führte die linke nach Sochaczhn; die mittlere, bei wel⸗ cher sich der Feldmarschall selbst befand, ging über Sonsk, Lube⸗ radz und bei Maluszhn über die Wkra; die rechte (die Kaiserl. Garden) von Makow über Ciechanow in der Richtung nach Ra⸗ cionz. General Graf Pahlen führte die Avant-Garde, und ein großer Train von Wagen mit Lebensmitteln auf 20 Tage bil—⸗ dete, nebst einem Reserve-Park, anfänglich eine vierte Kolonne und folgte nachher der Garde. Die Vorposten gegen Modlin und Sierozk hatten Befehl, zwei Tage stehen zu bleiben; ehen so ein Dragoner⸗Regiment in Huter Bei der linken Kolonne fielen einige, jedoch durchaus unbedeutende Scharmützel vor. Für den Fall, daß der Feind etwa aus Modlin oder Wyszogrod de⸗ bouchirte, hatte der Feldmarschall Dispositionen getroffen; es scheint dies aber nicht die Absicht der Polen zu seyn, vielmehr haben sich ihre Parteien nach Modlin zurückgezogen, und die Ko⸗ saken des Generals Wlassoff sind bereits bis een vorgegangen, ohne etwas vom Feinde zu finden. Das Hauptquartier rückt heute noch nach Rogotworsk, nachdem zur Feier des Geburtsfe⸗ stes Sr. Majestät des Kaisers ein Te Deum, gesungen worden, und morgen wird die Armee wahrscheinlich die Ufer der Weich⸗ sel erreichen.
Warschau, 7. Juli. Bei Eröffnung der Reichstags⸗ Sitzung vom 2. d. M. wurde zunächst, auf den Antrag des präsidirenden Senator Wojewoden Kochanowski, eine aus dem Senator Kastellan Mencinski, so wie den Landboten Konstantin Witkowski und Gawronski, bestehende Deputation erwählt, um über die Gültigkeit der Repräsentantenwahlen für die Distrikte von Stopniza, Szydlowiez und Radom zu entscheiden. Sodann erstattete die betreffende Deputation über die Wahl des Grafen Stanislaus Worcel zum Landboten des Distrikts Radom Be⸗ richt. Mehrere Mitglieder warfen dieser Wahl Ungehörigkeit in der Form vor, weil ste in Warschau vorgenommen worden; doch der Landbote Godebski rechtfertigte dieselbe dadurch, daß der Graf Worcel durch die Wolhynischen Bürger, die mit den Waf⸗ fen in der Hand aufgestanden wären, schon gewählt worden sey, ehe noch der Reichstags-Beschluß hinsichtlich der Reprasentanten⸗ wahlen für die an Polen sich anschließenden Provinzen erlassen wurde, und daß der in Warschau vollzogene Akt nur als eine Bestätigung der schon früher in der Person des Grafen Wortel vollführten Wahl betrachtet werden müsse. Demnach wurde jene Wahl von der Majorität der Kammern für gültig erklart. Hierauf nahm der Deputirte Dembowski das Wort und führte über die Ungleichheit der Rekruten⸗Aushebung Klage, in⸗ dem er die Ungleichförmigkeit der Grundsätze in dieser Hinsicht nachwies, weil nämlich in manchen Gegenden die männliche Bevölkerung ohne alle Rücksicht auf Alter und Wirthschafts⸗-An⸗ gelegenheiten ganz und gar ausgehoben werde, wogegen man in anderen Gegenden nicht wenig waffenfähige Leute unter den Dienstboten, Handwerkern und selbst unter den Mitgliedern der so zahlreichen, oft ohne Noth niedergesetzten Comité's erblicke. Der Redner trug also darauf an, daß die Aufmerksamkeit der Regierung auf diesen Gegenstand gelenkt werden möge, damit diejenigen, welche sich vor der Conscription versteckten, zu dersel⸗ ben hinzugezogen und wenigstens, so wie die Israeliten, mit einer Rekruten⸗Steuerbelegt würden. Diesen Antrag beschlossen die Kam⸗ mern der National-Regierung zu angemessener Beachtung zu übersen⸗ den. Eben so kamen die Kammern überein, eine Vorstellung des Depu⸗ tirten Klimontowiez an die National-Regierung zu überweisen, worin auf die Nothwendigkeit bestimmter Brod⸗ und Fleischtaxen gedrungen wird. Der genannte Deputirte beschwerte sich über die Sorglosigkeit der Polizei und wollte auch, daß den Militair⸗ Behörden bemerklich gemacht werde, wie ungebührlich oft die Offi—⸗ ziere mit den Soldaten auf den Märschen verführen, indem er als Beispiel anführte, daß ein Offizier von den Sensenmännern seine Truppe ohne Rast und Ruhe von Kozk bis Gora getrieben habe, ohne auf die sinkenden Kräfte der Soldaten Rücksicht zu
dem Rathhause ist es eben so unruhig wie gestern; die ganze
auf dem Kauter⸗Platz steht
Mitternacht im Rathhause abgefaßt und unterzeichnet. Es hatten sich während dessen zahlreiche Gruppen auf dem Marktplatz die aber friedlich blieben; wenn einige Stimmen
Menge ging allmälig auseinander, ohne daß das Einschreiten
nehmen. Endlich trug der Redner darauf an, daß, um der wei— teren Verbreitung der Cholera in den Provinzen vorzubeugen, Aerzte nach den bedeutenderen Städten von Warschau aus ab— geschickt werden sollten. An der Tages-Ordnung war jetzt ein (Hesetz⸗ Entwurf hinsichtlich einer Vermögensstener an Silber. Der Finanz-Minister rechtfertigte dieses Arejekt, indem er zeigte, wie nothwendig die Vermehrung der Scheidemünze sey, um die Circulation zu befördern und den Kurs der Kassen⸗Billets empor— zubringen; die Münze aber sey aus Mangel an Silber nicht im Stande, die erforderliche Quantität von Geld zu prägen. Als Hauptgrund, weshalb sich gegenwärtig ein solcher Mangel an Sil⸗ ber gewahren lasse, führte der Minister die Stockung des Han— dels an, in deren Folge man genöthigt sey, Silbermünze für Sal, Kolonialwaaren, Arzneimittel, Kriegsrüstungen, ferner für Wechsel und dergleichen auszugeben, ohne andere wieder zurück— zuempfangen. Schließlich rechtfertigte er die Art und Weise, wie die Revartition dieser Abgabe projektirt worden sey, durch das Beispiel von England und Amerika. Außerdem ließen sich noch die Kommissiens-Mitglieder Senatoren Wodzhnski und Le⸗ wintki und der Landbote Postworowski zu Gunsten des ein⸗ gebrachten Entwurfs vernehmen. Der hauptsächlichste Vorwurf gegen dieses Projekt wurde von Seiten des Deputirten Kry— fin ski vorgebracht und von den Landboten Modlinski und Swiniarski unterstützt; er bestand darin, daß vor dem ge⸗ nannten Entwurf erst derjenige hinsichtlich der Patentsteuer in Erwägung gezogen werden müsse. Auch meinten diese Repräsen⸗ tanten, daß die zur Vertheilung der erwähnten Steuer verge⸗ schlagenen Maaßregeln die Gemüther nur reizen würden. Der Senator Kastella! Bienkowski bezeichnete es als
einen Hauptfehler, daß die Kapitalisten in dem Projekt zu sehr ge⸗ schont worden seyen. Nachdem die Einwendungen, welche von den Repräsentanten Dembowski, Moroxzew iez, Wolow ski, Wenzhyk und selbst von dem Fin anz-Minister
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