1831 / 198 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

und seine Grundsätze u ändern, allein ich bin glücklicher Weise niemals in diesem Falle gewesen. Wenn ich es bei einigen Ge⸗ legenheiten für meine Pflicht gehalten, sowohl die Verwaltung Castlereaghs, als die von Canning zu unterstützen, so that ich es mit vielen ausgezeichneten hochbegabten Männern, denen ge⸗

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12 J . . 3 mretmeiwsor wiß nicht der Vorwurf zu machen ist, daß sie ihren Prinzipien

Lord

1 Mel⸗ 2 1

zuwider gehandelt haben.“ Uebrigens wurde sowohl von Plunkett, als von dem Minister des Junern, Lord el. bourne, der Ausfall des Marquis von Londonderrh als höchs

unregelmäßig und zweckwidrig bezeichnet. . Unkerhaus. Sitzung vom 12. Juli. Die heutige Sitzung, die von beispiellos langer Dauer war und ert n ab acht Uhr Morgens endigte, wurde kurz vor 4 ,,, tags eröffnet. Funächst überreichte Hr. Hunt ein; ittschrift der arbeitenden Klassen von London, die um die Bewilligung eines allgemeinen Stimmrechts, jährlich zu erwählender Parlai nente u. jw. e Er kündigte dabei an, daß er un Aus schusse über

nach suchten. 9 . die Reform-Bill darauf antragen werde, allen stenerzahlenden

Hausinhabern das Wahlrecht zu bewilligen, und falls Dies nicht durchgehen follte, darauf zu bestehen, daß die dom VWahlrecht Ausgeschlossenen auch von der Bezahlung der Steuern und Ab⸗ gaben, von der Aushebung für die Flotte und vom Dienste in der Miliz ausgeschlossen seyn sollten. r eine Klau⸗ sel vorschlagen, wonach von und nach dem 31. Dez. 1831 jeder Pair, der sich direkt oder indirekt in die Erwählung eines Par⸗ laments⸗Mitgliedes einmischen würde, zu einer Gel strafe von 10,)000 Pfd. und außerdem zu einjähriger Einsperrunz im Tower verurtheilt werden soll; für den ersten Wiederho⸗ lungsfall sollten beide Strafen verdoppelt, für den zweiten aber sollte der schuldige Pair von der Pairie degradirt, sein Titel ganz aufgehoben und er für seine Person lebensleinglich aus dem Lande verwiesen werden. Nachdem noch mehrere an- dere Bittschriften überreicht worden waren, trug Lord. Althorp auf Bewilligung eines jährlichen Witthums der Königin von 106,00 Pfd., so wie des Ihrer Majestät zustehenden Besitzes von Bushy⸗Park und eines angemessenen, Residenzschlosses in der Hauptstadt, für den Fall an, daß die Königin, Se. Maj. den regierenden König überleben sollte. Sir Rob. Inglis meinte, das Ministerium würde den Gefühlen und Gesinnungen des Landes mehr entsprochen haben, wenn es auch auf Bewilligung einer Do— tation Ihrer Maj. angetragen hätte. Lord Althorp entgegnete jedoch, das n ,. habe bereits mehreremale erklärt, daß es bereit gewesen, diesen Schritt zu thun, daß dies jedoch auf den Wunsch des Königs unterblieben sey, weil Se. Majestät nicht ge⸗ wollt, daß Ihren Unterthanen auch diese neue Last noch auferlegt werde. Das Haus nahm diese Erklärung mit lebhaftem Beifall auf und genehmigte sodann den Antrag des Ministers mit der Bestim⸗ mung, daß am nächsten Tage der Bericht darüber abgestattet werden sollte. Lord John Russell trug nun darauf an, daß das Haus, der Tages-Ordnung gemäß, zu einem Aus schu sse über die Englische Reform⸗-Bill übergehe. Lord Mait— land trat sogleich mit dem Amendement dagegen auf, daß vor⸗ her die Bittsteller des Fleckens Appleby, die gegen dessen Auf⸗ nahme in die Liste A. protestirten, weil er nicht bloß 2000, sen⸗ dern 2616 Einwohner zähle, an der Barre des Hauses durch ihren Anwalt vernommen werden mögen. Lord J. Russell widersetzte sich dieser Vernehmung, weil es sich hier nicht um aufjuerlegende Strafen und Geldbußen handle, die sonst wohl von einem Anwalt an der Barre des Hauses bestritten zu wer— den pflegten. Fände sich Appleby bei der Annahme seiner Ein⸗ wohner-Zahl benachtheiligt, so sey dies eine Thatsache, die wohl im Ausschusse zur Sprache kommen könne, doch brauche man deshalb keinen besonderen Anwalt zu hören. Lasse man erst diesen Einen zu, so könne man es auch keinem anderen Jlecken wehren, seinen Anwalt zu schicken, und das Haus würde 5 Monate mit Vernehmung derselben zubringen müssen, ohne zu einem Ausschusse kommen zu können. Sir Rob. Peel hielt es für unerläßlich, die Bittsteller zu hören; das Haus, meinte er, würde ein sehr gefährliches Präcedent aufstellen, wenn es dem Flecken Appleby die Gelegenheit verweigerte, fein Recht darzuthun. Nachdem noch viele andere Mitglieder sich hatten vernehmen lassen unter Anderen Herr C. Wynne und ein Vertreter der Stadt London, der Alderman Thomp— son, für die Vernehmung des Anwalts wurde das Amende— ment endlich von 284 gegen 187 Stimmen, mithin durch eine Majorität von 97 Stimmen, verworfen. Hiernächst begann nun wieder die Debatte über die allgemeinen Prinzipien der Bill, gegen die sich Herr Conolly und Lord Althorp vernehmen ließen; mittlerweile war es Mitternacht geworden, und Capitain Gordon trug auf Vertagung der Debatte an. Die Minister widersetzten sich und hatten hierbei auch den Sir Rob. Peel auf ihrer Seite. Da Capitain Gordon auf Abstimmung über seinen Antrag bestand, so wurde dieser von 328 gegen 102 Stimmen verworfen. Von 12 bis 37 Uhr war die Zuschauer-Gallerie geschlossen, indem die Versammlung über das Reglement ihres jehßt zu beobachtenden Verfahrens geheim deliberirte. Neuerdings wurden von der Opposition fünf bis sechs Anträge auf sofortige Vertagung bis Donnerstag, Freitag oder nächste Woche gemacht, die jedoch sämmtlich mit großer Stimmen-⸗Mehrheit verworfen wurden. Mehrere Mitglieder he— zeichneten das Verfahren der Opposition als factiös. Endlich willigte Lord Althorp darein, daß der ursprüngliche Antrag pro forma genehmigt, die Debatte selbst aber auf den 13. Jun

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Se. Excellenz sieht dies als eine Vorsichts⸗Maaßregel an und hofft, daß, während er entschlossen ist, die ganze Macht der Re⸗ gierung zur Unterdrückung von dergleichen Versammlungen anzu— wenden, die Treue der Unterthanen Sr. Majestät durch frei⸗ willige Beobachtung der Gesetze die Anwendung dieser Macht unnöthig machen werde. Dublin, 4. Juli.“ (Hier folgt die Proclamation, welche am 12. Juli alle Versammlungen und Prozesstonen verbietet und es den Beamten zur Pflicht macht, dieselben zu verhindern und, wenn dergleichen dennoch stattfinden sollten, sie zu zerstreuen. Der Gouverneur der Grafschaft An⸗ trim, wo der genannte Tag zeither gewöhnlich und allgemein mit Versfammlungen und Prozesslonen gefeiert worden war, hat mit obiger Proclamation noch ein Schreiben von der Regierung em⸗ pfangen, in welchem ihm insbesondere ganz vorzügliche Wach⸗ samkeit anempfohlen wird, um die Ruhe in der Grafschaft zu erhalten.

- Die Belgische Deputation ist vorgestern in Dover angekom— men und wurde gestern gegen Abend hier erwartet. Wie es heißt, wird Prinz Leopold sich im Laufe dieser Woche nach Brüs⸗ sel begeben.

Am letzten Sonnabend gab der hiesige Lord⸗Mayor in seiner Amtswohnung dem Lord John Russell, nachdem er demselben

Ferner wolle er eine Klau⸗ das Bürgerdiplom der Stadt London überreicht hatte, ein glän—

zendes Mlttagsmahl, bei welchem, außer Sr. Königl. Hoheit dem Herzoge von Sussex, dem Herzoge von Braganza, den Grafen Munster und Grey, dem Lord⸗Kanzler, mit ihren Gemahlinnen, eine große Anzahl der ausgezeichnetsten Personen zugegen war. Die ganze Gesellschaft bestand aus beinahe 300 Personen. Nach— dem, wie gewöhnlich, zuerst die Gesundheit Sr. Majestät des Königs ausgebracht worden war, trank man auf das Wohl des Herzogs von Sussex, des Herzogs von Braganza, des Grafen Grey, des Lord-Kanzlers, des Lord John Russell, des Lord Ma— hors, der Damen u. s. w. In seiner Danksagungs⸗-Rede erwähnte Graf Grey unter Anderem des Lords Russell mit den größten Lobeserhebungen. Nachdem der Lord⸗Mayor die Gesundheit des Lord-Kanzlers ausgebracht hatte, bestieg Hr. Paganini einen , und spielte ein Solo auf seine gewöhnliche meisterhafte Weise.

Vorgestern früh fand in Hydepark eine Truppen-⸗Besichti—

gung statt. Die anwesenden Truppen bestanden aus den zwei Leibgarde-Regimentern, einer Abtheilung der Königl. reitenden Artillerie und aus 3 Bataillonen Fußgarden. Zugegen waren unter Anderen der Herzog von Braganza, der regierende Herzog von Sachsen-Koburg und der Fürst von Leiningen. Die Herzo⸗ gin von Kent und die Prinzessin Victoria wohnten der Revue in ihren Equipagen bei, ingleichen die Herzogin und die Prin— zessin Augusta von Cambridge; der Prinz George von Cambridge erschien zu Pferde.

Vor einigen Tagen wurden Umlaufschreiben an 300 Mit— glieder des Unterhauses erlassen, in welchen Lord Althorp sie zu einer Zusammenkunft im auswärtigen Amte einlud. Diese Zu— sammenkunft fand vorgestern statt, war aber nur von kurzer Dauer.

Der Morning-Herald sagt: welche gestern im auswärtigen Amte von den Parlaments-Mit— gliedern, die Freunde des ministeriellen Reform-Planes sind, gehalten wurde, dauerte ungefähr eine Stunde; die Amende— ments, welche Lord Milton vorschlagen wollte, wurden reiflich in Erwägung gezogen. Die Veränderungen wurden nicht gebil⸗ ligt, und man sagt, daß der Lord nicht auf eine Abstimmung

rität zu Gunsten des allgemeinen Grundsatzes der Bill zur Folge haben könnte. Lord Althorp nahm, wie wir erfahren, Gelegen⸗ heit, um einem Gerüchte zu widersprechen, daß, sobald die Bill im Unterhause durchgegangen sey, man sie ihrem Schicksal im Oberhause überlassen werde; im Gegentheil seyen die Minister entschlossen, die äußersten Anstrengungen zu machen, um die Bill in ein Gesetz zu verwandeln.“

Dasselbe Blatt enthält Folgendes: „Ein Korrespondent fragt uns, ob, angenommen, Dom Pedro habe das Recht ge⸗ habt, auf den Thron Portugals zu Gunsten der Donna Maria zu verzichten, dieses Recht nicht wieder an ihn zurückfalle, da die Bedingung, unter welcher diese Entsaͤgung stattfand nämlich ihre Vermählung mit Dom Miguel nicht erfüllt sey; und ob daher, daß der Grund, welcher ihn früher ungeeignet machte, in Portugal zu regieren, weil er nämlich ein fremder Monarch war, aufgehört habe, er nicht selbst, nachdem er auf den Thron Bra— siliens Verzicht geleistet, jetzt de jure König von Portugal sey?“

Die Brigg „Lyra“, welche am 5. Mai von Rio-Janeiro, am 14ten von Bahia und am 20. Mai von Pernambuco ab— segelte, ist hier angekommen. Aus den von ihr mitgebrachten Briefen und Zeitungen geht hervor, daß in Rio Alles einen ru— higen Anschein hatte. Eine große Feindseligkeit soll indeß immer noch gegen die Portugiesen herrschen, von denen schon viele das Land verlassen haben und andere Anstalten machen, dem Bei— spiel der ersteren zu folgen. Bahia verblieb in einem aufgereg⸗ ten Zustand, und alle Geschäfte stockten. Ein Theil der Trup⸗ pen hatte sich daselbst empört und befand sich im Besitz eines der Festungswerke; man sah täglich einem Gefechte entgegen. (S. Brasilien. )

Die Nachricht von dem Ausbruche der Cholera in St. Pe⸗— tersburg hat einen außerordentlichen Eindruck auf den Russischen Produkten-Markt hervorgebracht. Die Besitzer von Talg und

vertagt werde. Das Haus, das sich damit einverstanden er— klärte, ging dann pro forma in einen Ausschuß liber und ver⸗ tagte sich gleich darauf, um acht Stunden später die Diskussion von neuem zu beginnen.

London, 13. Juli. Vorgestern gab Lord Palmerston, Staats⸗Secretair der auswärtigen Angelegenheiten, in seiner a lichen Wohnung dem Herzoge von Braganza ein geoße— Der Herzog kam mit seinem Gefolge in zwei Königl. A angefahren. Unter den Anwesenden befanden sich die Botschaf— ter und Gesandten von Rußland, Oesterreich, Frankreich, den Niederlanden, Preußen und Baiern mit hren Gemahlinnen. Nach dem Diner besuchte der Herzog mit seinem Gefolge einen Ball bei der Lady Fielding.

Der Herzog von Sachsen⸗-Koburg und der Fürst von Leinin— gen fuhren vorgestern nach Windsor, um Ihren Majestäten einen Besuch abzustatten. ö ;

Prinz Leopold hatte vorgestern früh im Schatz-Amte eine Konferenz mit dem Grafen Grey.

In Dublin ist im Namen des Lord-Lieutenants folgende Proclamation erschienen: „Da sich Besorgnisse geäußert haben, daß in gewissen Bezirken von Irland, im Widerspruch mit der von dem früheren Lord⸗Lieutenant Herzog von Northumberland unterm 18. Juli 1829 erlassenen Proclamation, die noch in rer Kraft fortbesteht, am 12. Juli Versammlungen und Prozes— sionen stattfinden follen, so hält der Lord-Lieutenant es für an— gemessen, die besagte Proclamation aufs neue bekannt zu machen.

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anderen Russischen Produkten wollen jetzt gar keinen Preis aus— sprechen, während sie noch vor zwei Tagen jedes Gebot mit Freunden annahmen. Die großen Spekulanten in Talg werden, in Folge des Ausbruchs der Cholera, großen Gewinn machen, anstatt daß sie, wie es sonst der Fall gewesen wäre, bedeutende Berluste erlitten hätten. Niederlande. Aus dem Haag, 13. Juli. ten d. M. enthält folgende provisorische Bestimmungen über die richterliche Entscheidung der in Sachen der Rheinschiffahrt, wie sie durch die letzte in Mainz abgeschlossene Uebereinkunft be⸗ stimmt worden, vorkommenden streitigen Fälle: „Art. 1. Die innerhalb des Ressorts der Rheinschiffahrt-Comptoirs von Lo— bith, Wreeswyk, Krimpen, Tiel und Gorkum sich ereignenden Fälle sollen in erster Instanz von den Gerichten, zu denen die respektiven Gemeinden gehören, entschieden werden. Für den Fall, daß die Parteien in Gemäßheit des Art. 86 der Main— zer Convention ihre Sache vor ein Gericht höherer Instanz brin— gen wollen, so soll dies nach den bestehenden Verordnungen ent— weder bei dem Gerichtshof, zu dessen Ressort die Gemeinde ge⸗ hört, oder bei dem Ober-Gerichtshof im Haag geschehen können. Art. 2. Insofern durch die Mainzer Conven⸗ tion und durch das dazu gehörende Reglement für die vorkommenden Uebertretungen keine Strafen bestimmt sind, sol— len die Bestimmungen des Gesetzes vom Eten März 1818 der Entscheidung zu Grunde gelegt werden. Zwar sollen alle ge—

N.

n.

„Die Zusammenkunft,

bestehen wird, da dieselbe leicht eine Verminderung der Majo

Eine Königl. Verfügung vom

wöhnliche Rechtsformen dabei beobachtet werden, jedoch wird; Gerichten zur möglichsten Beschleunigung ein summarisches M fahren empfohlen. Art. 3. Die Mitglieder der oben bezeichn ten Gerichtshöfe sollen den im Art. 82. der Convention von schriebenen Eid unterzeichnen.“

Aus Seeland wird gemeldet, daß das bisher im Dock n Vließingen gelegene Linienschiff „de Zeruw“ von 86 Kannnn dienstfertig gemacht und unter Befehl des Obersten Ryk, bighh rigen Commandeurs der Korvette „Nehallennia“, gestellt word sey. Das genannte Linienschiff wird demnächst vor dem Non fort bei Antwerpen Posto fassen.

. Die Provinzial-Stände von Geldern haben den Ban Schimmelpenninck van der Oye van de Poll, an die Stelle Herrn van Lynden van Hoevelaken, zu ihrem Vertreter bei in Generalstaaten ernannt.

Gent, 11. Juli. In allen Sectionen der Stadt sind Ph testationen gegen die Erwählung des Prinzen von Sachsen-g burg und gegen die Annahme der 18 Artikel der Konferenz aun gelegt worden, welche bereits mit zahlreichen Unterschriften n sehen seyn sollen.

In dem Bureau des Messager de Gand fand sich hel ein Instruetions-Richter mit einem Polizei-Kommissarius m mehreren Gendarmen ein, um Nachforschungen wegen einer q geblichen Proelamation anzustellen, welche einen Aufruf zu da Waffen zu Gunsten des Prinzen von Oranien enthalten soll Die Nachsuchung führte aber zu keinem Resultate.

Brüssel, 12. Juli. Der Belgische Moniteur sag

„Ein Journal wendet sich mit der Frage an uns, ob man

Limburg und Luremburg zu den Wahlen schreiten werde!« Dieses Journal würde eingesehen haben, wie unnütz seine Fru ist, wenn es sich selbst gefragt hätte, ob Belgien de facto Uh burg und Luxemburg verliert? Nein, es verliert dieselben nich und man hat dies hinlänglich im Laufe der Diskussion über) Präliminarien bewiesen. In Bezug auf Luxemburg ist der sz tus quo förmlich festgesetzt. In Limburg geht derselbe aus z Gewalt der Dinge hervor, da Holland sich in der physischen in moralischen Unmöglichkeit befindet, uns in den Besitz der G klaven zu setzen, welche uns in Nord-⸗Brabant und Geldern q gewiesen sind. Der Kongreß wird, nachdem er den Eid da Königs entgegengenommen hat, seinen Auftrag für beendet h klären. Die Kammern werden wahrscheinlich in demselben M nat zusammenberufen werden, wo der Kongreß aufgelöst win und da der Territorial-Zustand Belgiens de facto und de ju derselbe geblieben ist, so wird auch seine Repräsentation diesehh bleiben.“

Ein Theil des ersten Aufgebots der Brüsseler Bürgergath hat gestern Morgen um 8 Uhr, unter Anstimmung patriotlscha

Lieder, die Stadt verlassen, um sich nach Mecheln zu begeben

Ein zweites Bataillon soll in wenigen Tagen abgehen.

Die Herren Lehardyh de Beaulieu, Vater und Sohn, un Herr von Armagnac, befinden sich noch immer im geheimen Ge wahrsam. Der Rathskammer oder vielmehr der in den Anklaxr Zuftand versetzenden Kammer ist die Instruirung des Prozessz üiberwiesen, die große Verwicklungen darzubieten scheint.

Die in Belgien anwesenden Polen, Graf Zaluski und J. Wodzinski, befinden sich in diesem Augenblick in Lüttich.

Lüttich, 13. Juli. Diesen Morgen und während der vor gestrigen Nacht haben die Truppen, welche hierher gesandt waren die Stadt verlassen. Die Ankunft dieser Truppen schien da Lüttichern unzeitig. Der Abmarsch der ersten Kolonne erripse einiges Erstaunen, weil er um Mitternacht stattfand.

Dem Journal de Louvain zufolge, ist am vergangenen Sonntage in Cortemberg der Versuch gemacht worden, den Hm. Adolph Roussel, Professor der Universität und Präsident der Ra tional-Association von Löwen, zu verhaften.

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Warschau, 14. Juli. Durch einen Tagesbefehl vom Itt d. M. hat der Generalissimus wieder mehrere Beförderungn und Veränderungen in der Armee vorgenommen; unter Anderin erhält darin der Brigade-General Niesiolowski Alters halber du von ihm nachgesuchten Abschied.

Die Einwohner Warschau's werden von dem Municipg Rath gewarnt, sich nicht der Requisition ihrer Pferde zu wide setzen, wie es, einer Anzeige des Gouverneurs zufolge, hin um wieder vorfalle.

Im Warschauer Kurier heißt es: „Unsere Armee hi die von den Russen verlassene Gegend eingenommen und det sich bereits von Pultusk bis Wyszogrod aus. Einige behaupthh es werde bei letzterem Ort zu einem Kampf mit der Russischg Armee kommen. Im Krakauischen ist der Landsturm in grost Masse auf den ersten Ruf zum Aufbruch bereit. Als der Gent ralissimus am 190ten d. die Truppen musterte, riefen alle Kriehh mit Begeisterung, daß sie bis auf den letzten Blutstropfen kin pfen wollten. Am 11ten d. kamen mehrere Russische Uhlamnn vom 21sten Regiment, welches vom Oberst Wrangel komm dirt wird, in Warschau an. Unser Offizier, Fürst Roman Eu guszko, welcher vor einiger Zeit von den Kosaken gefangen K nommen wurde, hatte seinen Namen nicht genannt; zuletzt win er jedoch erkannt und in das Innere Rußlands abgeschickt.“

In Lenczyz hat sich ein patriotischer Verein nach dem Mr ster des Warschauer gebildet, der am 30. Juni eine Sitzung hieh

In der Polnischen Zeitung wird eine Vergleschung d militairischen Operationen beider einander gegenüberstehendn Armeen angestellt und darin mehreres für die Russen Vorthel hafte hexvorgehoben, welches der Polnischen Armee noch fehl unter Anderem heißt es: „Unsere Armee, wie tapfer im Kam ste auch ist, besonders wenn in Masse gefochten wird, kann deb in den partiellen Manövers nicht die Sicherheit und Uebereih⸗ stimmung haben, welche nur aus langjähriger Uebung und milz tairischer Erfahrung hervorgehen. Wenn sich unser Soldat i der Schlachtlinie befindet, ist er an seinem Platz; abgesonden hat er keine Einsicht zu Ueberfällen und fürchtet dieselben ot

selbst unnöthiger Weise; und oft fehlt es ihm wieder an Behbh

samkeit da, wo ein Hinterhalt leicht entdeckt werden kann. Di her ist er unsicher und schwankend. Es ist dies freilich die l gemeine Eigenschaft aller Linientruppen, wenn sie zu Patroui⸗ len gebraucht werden; deshalb aber eben vermag nichts den Vol⸗ theil zu ersetzen, welchen die Russen aus ihren Kosaken-Regi⸗ mentern ziehen, von denen selbst Napoleon sagte, daß ihnen im Patrouilliren Niemand gleichkäme.“ Als Abhülfe des Nach theils, der den Polen aus der Kundschafterei der Israeliten und der Kosaken entstehe, wird nun vorgeschlagen, daß man sich uh stens genau von der Fähigkeit, Sorgfalt und Energie der Br sehlshaber jedes Grades überzeuge, daß man das größte Geheim. niß über alle Operationen bewahre, und daß man sich du die geeignetsten Maßregeln die gegenseitige Communication del Corps unter einander zu erhalten suche.

Mit Bezug auf die bei den neulichen Unruhen in Warschan verhasteten Personen heißt es in derselben Zeitung: „Die

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hre derjenigen Bürger, welche das Unglück hatten, trotz ihrer sschuld in Verdacht zu gerathen, sollte für die National⸗Regie— sna ein Gegenstand der besondersten Aufmerksamkeit werden. mige Blätter haben gemeldet, daß gegen den Oberst Slupezki d den Konditor Lessel kein Verdachtsgrund entdeckt worden wir erwarten daher, daß nächstens ihre Unschuld amtlich be— hunt gemacht werden wird. Es ist seltsam, woher am 29sten M. das Gerücht entstanden ist, daß sich eine beträchtliche össe bei Letzterem gefunden habe. Daß dem nicht so war, geht pon daraus zuverlässig hervor, daß sonst die feindlichen Fonds hne Zweifel von der Regierung sogleich würden in Beschlag ge— ommen worden seyn. Es wundert uns übrigens nicht, daß sese Meinung sich unter dem Volk allgemein verbreitet hatte, gwir selbst einen Stabs-Offizier zu Pferde die versammelten zolksmassen mit folgenden Worten anreden hörten: „„Nun ha⸗ en wir Geld! wir haben Millionen Russischer Rubel bei dem sonditor Lessel gefunden.“ Wir wollen diesen Offizier nicht sser Absichten zeihen, aber so viel ist gewiß, daß dadurch das cben und Vermögen des Herrn Lessel damals großer Gefahr sgesetzt wurden; doch der Unschuldige möge sich damit trösten, ß er für das allgemeine Beste gelitten hat.“

Vor einigen Tagen hat sich in Warschau in Folge der traflosigkeit der Presse ein Vorfall ereignet, welcher später auch den Sitzungen des Reichstages zur Sprache kam, und über naus den hiesigen Blättern Folgendes zu ersehen ist: Bährend der Verhaftung des Generals Hurtig waren unter dem sublikum mehrere Listen im Umlauf, auf denen sich die Na— en der Personen verzeichnet fanden, welche an einer angeb— chen Verschwörung Theil haben sollten, von denen aber, wie ssich später ergab, der größte Theil fälschlich aufgeführt war. mne dieser Listen wurde der Redaction des Merkurs mitge— eilt und von dieser noch an demselben Tage abgedruckt; in den genden Tagen berichtigte dieses Journal jene Liste, insofern e mehrere Namen unverdächtiger Personen, unter anderen der Fenerale Zawadzki und Redel, enthielt. Indessen war Herr haki, der Redacteur jenes Blattes, seiner Angabe in einem nikel des Merkur zufolge, vom 29sten Juni an die Zielscheibe ewaltsamer Anfälle, die sich verschiedene Individuen gegen ihn laubten. Gleich am folgenden Tage überfiel ihn in seiner druckerei der General Zawadzki in Gesellschaft zweier Adjutan— In, gestattete sich Thätlichkeiten gegen ihn, und als Herr Psareki, zie er sagt, dieselben erwiederte, griffen Jene zum Säbel. Am ten Jull hatte er wieder einen Angriff von Seiten des Unter— seutenants Redel zu bestehen, der bewaffnet mit Soldaten seine Wohnung eindrang; sie stießen die Thür ein und er— hubten sich Gewaltthätigkeiten gegen Herrn Psarski. Der Letzt— senannte fährt nun in seinen Beschwerden folgendermaßen fort:

„Solche moͤrderische Ueberfaͤlle, von denen sich in den Jahrhun⸗ erten der Finsterniß und des Barbarismus kaum eine Spur findet, erfen einen schmaͤhlichen Schandfleck auf diese glaͤnzende Epoche nserer durch so viele schoͤne Thaten ausgezeichneten Geschichte. Dop⸗ lt verletzt, als Mensch und als Pole, suchte ich Gerechtigkeit; nicht

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üfftieden mit der Genugthuung, die ich mir selbst genommen hatte,

hederte ich vom General Zawadzki noch eine Ehrenerklaͤrung oder Fattzfaction; er ging anfangs darauf ein, nachher aber fand er es ir hesser, sie nicht zu geben; wenn er nun dieser Meinung ist, wenn ne militairische Lage ihm gestattet, es bei dem Vorfall, wie er sich reignete, bewenden zu lassen, so glaube auch ich dies thun zu koͤn—⸗ sen, zumal da es nicht in meiner Macht steht, seinem Willen eine 1dere Richtung zu geben. Das Publikum mag also uͤber unsere ache entscheiden. Der Unter⸗ Lieutenant Redel, welchen die Na⸗ bnal⸗-Garde auf frischer That ergriff, sollte, meiner Meinung ngch,

it den Mißbrauch der Gewalt, indem er Soldaten zu moͤrderischem särfall gebrauchte, fuͤr sein gewaltsames Einbrechen in eine fremde hnung mit den Waffen in der Hand, durch die Militair⸗-Behörde, n zwar aufs strengste, bestraft werden. Aber eine Unterre⸗ lung, die ich in dieser Hinsicht mit dem Generalissimus hat⸗ e, benahm mir diesen Irrthum. General Skrzynczki fuͤhrte ir den Grundsatz Franklins an, „daß da, wo Preffreiheit ey und es keine Genugthuung verschaffende Gesetze (loix . es gebe, die Freiheit des Stockes herrsche;“ ich glaubte jedoch nicht on der Befugniß Vortheil ziehen zu durfen, welche mir durch diese sitation indirekt ertheilt wurde; ich begann die Nachsuchung auf erichtlichem Wege, indem ich erst dem Gesetz Genugthuung schaffen Pollte, ehe ich die mir persoͤnlich zugefuͤgte Beleidigung vergaͤlte. Da ich indeß nicht sicher bin, ob nicht die Ueberfaͤlle, welche ich er⸗ ulden mußte, wiederholt werden, so erklaͤre ich, daß ich alle in heine Wohnung Eindringende mit Gewalt der Waffen werde zurück⸗ alten muͤsen. So viel in Bezug auf die meine Person betreffenden Vorfaͤlle, uͤber die absichtlich falsche Geruͤchte verbreitet worden sind, deshalb ich mich gendothigt sah, die baare Wahrheit kund zu thun. ber dies Alles hat seine . weitem wichtigere Seite, als die indi⸗ iduelle Verletzung eines einzelnen Menschen. Die Fesseln, welche r Patriotismus der Kammern, ihrer Majoritaͤt nach, der Preßfrei⸗ Hit nicht anzulegen gestattete, will man uns jetzt durch Gewaltthaͤ⸗ gleiten auflegen. Wer wird es noch wagen, zu schreiben, wenn es nem Jeden, dessen ein Blatt erwahnt, frei steht, mit Helfershel— in herbeizustuͤrzen und Thaͤtlichkeiten gegen den Verfasser auszu⸗ ben? Alle aufgeklaͤrte Militairs und Civil-Personen protestiren nut gegen einen solchen militairischen Absolutismus„““ Der Polnische Kurier dußert in derselben Beziehung solgendes: . „Derjenige also, welcher mit seiner Brust das Vaterland und line Landsleute schuͤtzen sollte, hat dieselben Haͤnde und Kraͤfte ge⸗ eh einen ruhigen und trefflichen Buͤrger gerichtet, hat die Heilig⸗ eit und Unverletzlichkeit seiner Wohnung geschaͤndet. Jetzt ist keine heit dazu, sich weitlaͤuftiger uͤber dieses ganze Ereigniß auszulassen; licht könnte dadurch ein Schatten dahin fallen, wo jeder Schritt del, groß, erhaben und makellos seyn sollte. Das jedoch erkuuͤhnen bir unz, zu sagen, daß der Generalissimus den Beleidigten unmög⸗ sch mit Franklins ironischen Worten abfertigen konnte; der Ver⸗ chte und Beleidigte irrt sich wahrscheinlich in dieser Hinsicht be⸗ seutend; gewiß hat er den Ausdruck falsch verstanden und ihn in feinem Journal unrichtig wiedergegeben. Nicht gus Franklin, son ern aus dem Straf⸗Koder mußte der Generalissimus in einem sol hen Fall seine Sentenzen eitiren. Die Militair-Gesetze, wo sie m Marodiren handeln, welches ohne Zweifel bei weitem gering stziger, als die Gewaltthaͤtigkeit gegen eine bestimmte Person zst, shen fest, daß der Offizier, welcher seine Untergebenen zu diesem i hen verleitet, mit dem Tode bestraft werden soll. Moͤge da En der Redacteur des Merkur ganz ruhig seyn; die Gerichte ent heiden nicht nach Franklin, und der Generalissimus weiß, was er 1c und der Nation schuldig ist. Wehe denen, welche die Gesetze icht ehren.“ , In der Warsch auer Zeitung protestiren zwei Offiziere ßegen die Angabe des Herrn Psarski, daß er die an 1 en Thätlichkeiten erwiedert habe, und drohen ihm, wenn hicht sogleich widerrufe, mit ferneren Gewaltthätigkeiten. Die Staats-Zeitung sucht beide Parteien als schuldig fatzustellen, neigt sich aber mehr zur Vertheidigung der Mili⸗ mirs hin und wirft dem Redactenr des Merkur besonders seine arstellung der mit dem Generalissimus gepflogenen Unterredung nd die schließliche Apostrophe an die Bürger vor. Zur Recht— ertigung des Redacteurs führt dieses Blatt au, daß es sehr verzeihlich ey, wenn, vor der namentlichen Bekanntmachung der verdächti— sen Personen von Seiten des Generalissimus, der Verdacht auch uf Unschuldige gefallen wäre, und daß dies keine böse Absicht

den wünschen.

[ L von Seiten des Herrn Psarski vermuthen lasse. Vergleichungs⸗ weise wird auf die Französische Presse hingewiesen, von welcher sehr häufig Pairs und Generale der Verschwörung gegen die jez⸗ zige Regierung beschuldigt würden, ohne daß dies etwas Ande⸗ res zur Folge habe, als einen öffentlichen Widerruf von Seiten der beschuldigten Personen oder ihrer Freunde, obgleich doch wohl die Franzosen in Ehrensachen es eben so genau nähmen wie die Polen. Nachdem hierauf der Unterlieutenant Redel einigerma⸗ ßen dadurch entschuldigt wird, daß er als Sohn für seinen Va⸗ ter gehandelt habe, wendet sich die Staats-Zeitung gegen Herrn Psarski und beschuldigt ihn erstens der Ungehörigkeit seiner Aus⸗ drücke wegen, dann deshalb, daß er sich nicht, den Vorschriften gemäß, an den General-Gouverneur, sondern an den Generalis⸗ simus mit seiner Beschwerde gewendet und eine vom General Skrzhnezki vielleicht flüchtig hingeworfene PrivatAnsicht über die Preßfreiheit als eine gesetzliche Entscheidung dargestellt habe und den Generalissimus solchergestalt verleumde, als ob er nicht stets Mißbräuche bestraft, sondern sie wohl gar noch mit Worten auf⸗ gemuntert hätte. Endlich meldet die Staats-Zeitung, daß der General-Gouverneur zwar die Druckerei des Merkur habe schließen lassen, daß dieselbe aber auf Befehl der National-Re⸗

gierung bald nachher wieder geöffnet worden sey.

Oe st-e r re ich.

Wien, 12. Juli. Der Oesterreichische Beobachter nthält im heutigen Blatte Folgendes: „In dem Blatte der All⸗ gemeinen Zeitung vom 7. Juli ist uns ein mit * bezeichneter Artikel eines Pariser Korrespondenten aufgefallen, über den wir uns nicht enthalten können, einige Worte zu sagen.“

„Zwei Parteien theilen heute die bürgerliche Gesellschaft. Die eme will den Umsturz des Bestehenden; die andere will die Erhaltung desselben. Die erstere ist sehr richtig unter der Benennung der Partei der Bewegung, die andere unter der des Widerstandes bezeichnet. Zu der einen bekennen sich Schwindler und selbstsüchtige Spekulanten aller Art; zur anderen die Beson⸗ nenen im Volke und alle diejenigen, welche das bekannte und ererbte Gut dem unbekannten erst zu erwerbenden vorziehen. Es genügt dieser einfachen Darstellung, um den schwankenden Zu— stand zu erklären, in welchem sich die öffentliche Meinung befin⸗ det, und welchen die Beförderer der Bewegung, nach tief ange— legten Plänen, als eines der wirksamsten Mittel zur Erreichung ihrer Zwecke, eifrig zu unterhalten suchen. Welche Partei die

Mehrzahl bildet, sst in gewöhnlichen Zeiten nicht schwer zu be—

stimmen. Die Zahl der Klugen ist in solchen Zeiten stets die größere. Wir behaupten selbst, daß dies in allen Epochen der Fall ist; da aber die Schreier, die müßigen Kritiker und die Vertheiler wohlfeilen Rathes nicht zu der Zahl der Klugen ge⸗ hören, so ist es natürlich, daß sich in Zeiten großer moralischer Bewegung der Schein anders stellt. Welche Meinung soll man in solchen Zeiten von einem Korrespondenten hegen, welcher, ge⸗ flissentlich und in gleißnerischen Worten, Alles, was der Einzelne thun kann, versucht, um die Meinung des Publikums, auf welche er zu wirken beabsichtigt, in die Irre zu führen, die Leidenschaf⸗ ten aufzuregen und National-Gefühle zum Kampfe aufzufordern? In welcher anderen Absicht können Sätze, wie die folgenden, nie⸗ dergeschrieben werden:

„„Des gestern an der Börse verbreiteten panischen Schrek⸗ kens ungeachtet, in dessen Folge die Staatspapiere schnell und bedeutend gesunken sind, ist die Sache des Friedens doch noch keinesweges eine aufgegebene, vielmehr wird es jetzt erst allmä— lig wahr, was General Sebastiani schon vor Monaten und mit einer durch keine Handlungen unterstützten Prahlerei gesagt hat, daß Frankreich im Fall sey, den Frieden zu gebieten. Mag aber die Hyder des Krieges sich beschwören lassen oder dennoch un— ausbleiblich hervorbrechen (denn nicht immer hilft das Gebieten aus), so viel ist gewiß, daß für Frankreich der Moment eines kräftigen Auftretens gekommen, daß es für uns Zeit ist, die bisherige Schüchternheit und Ungewißheit gegen eine eindring⸗ lichere Sprache zu vertauschen, welche sich im Auslande Gehör zu verschaffen wisse.““

Ferner: „„Rußland, das uns im Oktober vorigen Jahres so drohend gegenüberstand, ist uns jetzt, da Polen alle seine Streitkräfte beschäftigt, nicht sehr gefährlich, und mit Oesterreich und Preußen allein, felbst wenn sie sich verbänden, in den Kampf zu gehen, würde Frankreich, wenn es sich um wichtige Fragen handelte, die den National-Vortheil oder die National-Ehre be⸗ träfen, keinen Anstand nehmen. Allein Preußen, dessen Politik weise und besonnen zu seyn pflegt, reizt uns nicht, wie Oester⸗ reich; von ihm haben wir keine Erklärungen zu fordern, nicht den Rückzug seiner Truppen aus fremden Landen zu verlangen. Oesterreichs Absichten sind minder klar.““ .

Endlich: „„Frankreich muß, wie ganz Europa, Frieden wün⸗ schen, und jedes Wort unseres Königs drückt die Hoffnung aus, ihn zu erhalten; aber zwischen Krieg und Frieden giebt es keine richtige Mitte, und schwerlich dürfte ein Krieg, wie das Land ihn von nun an führen kann, eben so nachtheilig für uns werden, als es der Zustand von Ungewißheit ist, der Alles lähmt und unsere Truppen mißvergnügt macht, die man vermehrt und zu⸗ sammenzieht, ohne ihnen doch eine nahe Aussicht auf Ruhm und Emporkommen zu eröffnen.““ .

„Aus dem ganzen Geschreibsel heben wir einen eimigen Satz aus; denn er ift wahr: Frankreich muß, wie ganz Europa, Frie⸗ Frankreich muß den Frieden wünschen, eben weil die Partei, welche den Umsturz des Staatsgebäudes und die Rückkehr der krassesten früheren Revolutions-Perioden beabsich⸗ tigt, den Krieg aus allen Kräften herbeiruft. Alle verständige

/

und rechtlichen Leute in den übrigen Staaten theilen den Wunsch der Erhaltung des Friedens; denn die überall verbreitete Partei des Umsturzes, wie sie der Moniteur sehr richtig bezeichnet, be⸗ trachtet den Krieg nur als ein Mittel zur Beförderung ihrer selbsisüchtigen Plane. Wenn nun der Korrespondent der Allge⸗ meinen Zeitung die Absichten Oesterreichs minder klar, als jene

anderer Kegierungen, findet, so möchten wir wohl fragen, zu wel⸗

cher Partei derselbe die Oesterreichische Regierung zählt; ob zu

der der Bewegung, oder zu der der Erhaltung?“

„Und mit solchem tollen Geschwätz, wie jenem, welches tir hier rügen, werden täglich Hunderte von Zeitungen gefüllt, die

selbiges den Lesern für ihr theures Geld als Ausspruch der öffent⸗ lichen Meinung darbieten!!!“ ö

Konstantinopel, 2. Juni. Der Sultan, welcher am Zten d. von hier abgereist war, hat sich ungefähr eine Woche in Gallipoli aufgehalten, von wo er nach den Dardanellen se⸗ gelte. Er hat daselbst die Schlösser in Augenschein genommen und in seiner Gegenwart die Kanonen abfeuern lassen, die we⸗ gen ihres ungeheuren Kalibers berühmt sind; die marmornen Kugeln reichten nicht allein bis au das andere Ufer des Kanals, sondern flogen sogar noch eine Strecke ins Land hinein. Vor

seiner Abreise besschtigte der Sultan noch das Schloß von Tene—⸗

dos; das Dampfschiff, welches er bestiegen hatte, scheiterte, und der Sultan war gensthigt, in einem Kahn das Ufer zu gewin⸗ nen. Am 17Jten traf er wieder in Gallipoli ein, und am an⸗ deren Morgen setzte er seine Reise nach Abrianopel fort. Allent⸗ halben, wo der Sultan durchkam, hinterließ er Beweise seiner Freigebigkeit, indem er unter die armen Türken und Rajahs, ohne Unterschied, bedeutende Summen vertheilen ließ. Er nahm alle Bittschriften in Empfang, die man ihm überreichte; sie enthielten größtentheils Klagen seiner Unterthanen ge— gen ihre Aga's; diese haben den Befehl erhalten, sich nach Adrianopel zu begeben, wo sie zu strenger Rechtfertigung über ihre Verwaltung gezogen werden sollen. Man glaubt, daß der Sultan zu Ende dieses, oder spätestens in den ersten Tagen des nächsten Monats, nachdem er die in Adrianopel befindlichen Truppen gemustert haben wird, nach Silivria zurückkehren werde, um sich von dort auf dem Dampfschiffe nach seiner Hauptstadt einzuschiffen. Der Seraskier trifft in St. Stephano schon An⸗ stalten zu einem Feste, womit er Se. Hoheit empfangen will. Seit zwei Tagen ist in Konstantinopel die Pest ausgebrochen. Sieben Griechen wurden davon befallen; aber bis heute ist kei⸗ ner von ihnen gestorben. Ein Schiff, welches von Galatz kömmt, wo die Cholera große Verwüstungen anrichtet, ist in Kon⸗ stantinopel angekommen; es hat mehrere von dieser Seuche er⸗ griffene Personen an Bord. Am 22sten d. ist die Englische Fregatte „Acteon“ im hiesigen Hafen eingelaufen. Sie steht zur Verfügung des Gesandten, welcher, wegen seiner geschwächten Gesundheit, um Urlaub nachgesucht hat und unmittelbar nach der Ankunft eines Gesandtschafts⸗Secretairs abreisen wird.

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Nach Nord⸗-Amerikanischen Blättern, welche Nachrich⸗ ten aus Bahia bis zum 27. April und aus Pernambuco bis zum 2. Mai enthalten, war die Revolution in ersterer Stadt nicht ohne Blutvergießen beendigt worden. Nur mit den größ— ten Anstrengungen hatte man das gemeine Volk abhalten kön⸗ nen, sich mit den Truppen zu vereinigen, um den unteren von , , bewohnten Theil der Stadt zu plündern und alle

ewohner niederzumetzeln; mehr als 20 Portugiesen waren in⸗ dessen dennoch ein Opfer der Volkswuth geworden; 30 hatte man verbannen und ihre Häuser dem Volke zur Plünderung überlassen müssen; der größte Theil rettete sich an Bord Portu— giesischer Schiffe. Der Präfident Cezimba und der Ober-Be⸗— fehlshaber der Truppen, Vicomte de Piraja, gaben sich übrigens alle Mühe, um Ordnung und Ruhe wieder herzustellen. In Pernambuco war der Empfang der Nachricht von der Revolu⸗ tion , Rio-Janeiro das Signal zu den größten Unordnungen gewesen.

Der Sun enthält folgendes aus dem Diario di Governo vom 4. Mai: „Gestern fand die Eröffnung der General-Ver⸗ sammlung statt. Die Zahl der Zuschauer war sehr groß, und die im Namen des Kaisers vom Marquis Caravellas an die Repräsentanten der Nation gehaltene Rede der provisorischen Regierung brachte in den Gemüthern der Brasllianer eine große Wirkung hervor. Am Morgen und am Abend des Tages wur— den von allen Forts beim Aufziehen und Herablassen der Flag— gen 21 und Mittags 101 Kanonenschüsse abgefeuert. Abends ward ein auf den Tag bezügliches Schauspiel gegeben. Nachste— hendes ist die obenerwähnte Rede der provisorischen Regierung:

„Hohe und sehr würdige Repraͤsentanten der Nation! Ihre Zu⸗ sammenkunft ist jederzeit eine Quelle allgemeiner Freude, die unter den n ,, Umstaͤnden bei Ihrem Anblick noch durch das Ver⸗ trauen des Reiches auf Ihre Weisheit und Ihre anerkannte Vater— landsliebe verdoppelt wird, welche letztere, von dem Ruhme des Lan— des und von der Wohlfahrt der Nation beseelt, durch Widerwaͤrtig⸗ keiten nicht entmuthigt werden konnte. Die Ereignisse sind bekannt en. die sich in dieser Hauptstadt vom 12ten Maͤrz bis zum Iten lpril zutrugen, einem fuͤr Brasillen denkwuͤrdigen Tage, wegen des Heldenmuthes seiner Sohne, des Triumphes der verfassungsmaͤßigen Freiheit und der Niederlage der Feinde der Unabhaͤngigkeit, des Ruhmes und der Nationalitaͤt Brasiliens. Wir wollen der entfernteren und naͤheren Ursachen, welche die Gemuther unserer braven Mitbuͤrger entflammten, nicht erwaͤhnen ; sie sind Ihnen hinlaͤnglich bekannt. Wir wollen sie mit Stillschweigen übergehen, um keine truͤbe Erinnerungen mit den Gefühlen der Freude zu vermischen, die uns Allen Ihr er, ,, Erscheinen einfloßt. Lassen Sie uns nur darauf hlnblicken, wie gütig die Vor sehung kzegen uns war, daß sie unsere Anstrengungen fuͤr die Frei⸗ heit mit dem kostbaren Resultat der freiwilligen Abdankung Dom Pedro's J. zu Gunsten seines erhabenen Sohnes, unseres jetzigen ver⸗ ,,, . Kaisers Pedro 1I., den Gott erhalten moͤge, gekrönt hat. Eine eben so wichtige als unerwartete Revolution erforderte außerordentliche Maaßregeln, und da die General⸗Versammlung da⸗ mals keine n,. hielt, um diese Maaßregeln dem ö 123 der Verfassung gemaͤß zu treffen, es auch nicht thunlich war, den Artikel 124 in Kraft zu in. weil an dem glücklichen Tage der Abdankung kein Ministerium vorhanden war; so beriefen der Genius Brasiliens, die Vaterlandsliebe und die Liebe zur Ordnung, die in der Hauptstadt befindlichen erhabenen Repraͤsentanten der Nation zusammen, die durch den Drang der Umstaͤnde genothigt und durch den Willen des Volks und der Truppen beseelt, eine aus 3 Mitgliedern beste⸗ hende provisorische Regierung ernannten, um die Zuͤgel der Regie⸗ rung in Haͤnden zu behalten und den schrecklichen Folgen der Anar⸗ chie vorzubeugen. Nach ihrer Ernennung und Eidesleistung schritt die Regentschaft zur Bildung eines Ministeriums und gebrauchte alle in ihrer Macht stehende Vorsichts-Magßregeln, um die Leiden—⸗ schaften zu zahmen, die Gemuͤther des Nolks zu beruhigen und die dͤffentliche Ruhe sicher zu stellen; waͤhrend sie es zu gleicher Zeit als eine ihrer wichtigsten Pflichten ansah, dem Allmaͤchtigen zu danken fuͤr den blutlosen und um so ruhmvolleren Sieg der Freiheit, so wie für die. Thronbesteigung Dom Pedros I. Am 9. April fand diese religidse Feier statt, der Sr. Majestaͤt in Begleitung der Regentschaft beiwohnte. Nicht nur feierlich war

dieser Tag, sondern auch denkwürdig durch die allgemeine Zufrieden heit und durch die unzweideutigen Beweise aufrichtiger Liebe und Achtung, mit denen das Volk seinen neuen Monarchen begruͤßte, der zwar noch minderjaͤhrig, jedoch ein geborener Brasiligner und der

geheiligte Gegenstand seiner patriotischen Verehrung ist. Die pro⸗

visorische Regierung hat nun die Freude, im Namen des Kaisers,

die gewohnliche gesetzgebende Sitzung zu eröffnen, indem der Man gel einer gesetzlichen Anzahl von Repraͤsentanten das Zusammenbe

rufen einer außerordentlichen Sitzung unmoͤglich machte. Auf Ihre Weisheit vertrauend, hofft sie, daß Sie, in Erwaͤgung der höͤchst dringenden Nothwendigkeit und der gebieterischen Umstaͤnde, welche ihre Ernennung herbeifuüͤhrten, letztere so wie ihre provisorische Existenz, bestaͤtigen werden. Was die Berichte der Minister und Staats- Secretaire hinsichtlich der verschiedenen Zweige der öffentlichen Verwaltung betrifft, so wagt die Regentschaft es nicht, in dieser Sitzung Ihrer Aufmerk— samkeit irgend welche interessante oder gemeinnuͤtzige Gegenstände anzuempfehlen, indem sie von Ihrer besseren Kenntniß der dem Volke nöͤthigen leqislativen Maaßregeln auf das tiefste überzeugt ist. Hohe und sehr wuͤrdige Reyräͤsentanten der Nation! Der te April wird in den Annalen Brasiliens ein ewig denkwuͤrdiger 29 seyn. Er raͤumte die Verlegenheiten aus dem Wege, die angemaaßter Einfluß und Unkenntniß der Dinge nur zu häͤusig Ihren weisen Berathun⸗ gen zum Besten des Landes entgegenstellten, er brachte die Morgen⸗ rothe des Tages der Gluͤckseligkeit. Die Provinzen St. Paul und Minges Geraes empfingen mit beifaäͤlligen Freudenbezeugungen und

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