1831 / 201 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

zogen sich die National-⸗Garden und Linien-Trupen, zwischen de⸗ nen trotz aller Versuche, Zwietracht unter ihnen auszusclen, die vollkommenste Einigkeit den ganzen Tag über herrschte, erst nach Mitternacht zurück, fest entschlossen, beim ersten Anzeichen von Unruhen aufs neue unter den Waffen zu erscheinen und die Pläne der Feinde der öffentlichen Ruhe abermals zu vereiteln.

Großbritanien und FIrland.

Parlaments-Verhandlungen. Unterhaus. Siz—

zung vom 14ten Juli. (Nachtrag.) Bei Gelegenheit ei—

ner von der Opposition angeregten Debatte über die Unbillig—

keit, daß man in der Reform-Bill die Einwohner-Zahl von

94 statt der von 1831 zu Grunde legen wolle, sagte Sir Ch. zetherell:

„Die Wahlrechts⸗-Entziehung wird von gewissen Umstaͤnden ab—

haͤngig gemacht, namentlich von der Einwöhner-Zahl der Burg⸗ flecken, ünd ich wuͤnsche zu wissen, auf welche Weise sich das Haus Über diese Zahl Gewißheit verschaffen will? Die Opposition hatte vorgeschlagen, einen Anwalt zu vernehmen, der die Thatsachen nach⸗ weisen sollte; dieser Vorschlag ist aber verworfen worden. Ich frage daher die Minister nun ausdruͤcklich, was geschehen soll, um von der Zahl der Einwohner eine genaue Kenntniß zu erlangen? Man will den Stand von 1821 zur Norm nehmen, von dem die Minister selbst gesagt haben, daß er voll Fehler sey. Die Verfasser der neuen Gesetzgebung der Gesetzgebung von 1831 schlagen durch die Bill von 1851 vor, daß man den Burgflecken ihr Wahlrecht entzie⸗ ben soll, und legen dabei die Bevoblkerungs-Listen von 182! zu Grunde? Ich möchte nun wohl wissen, warum sie ihre Bill nicht auf die Thatsachen von 1851 basiren? Ist es wohl billig, dergleichen ruͤckwirkende Gesetze zu geben? Einige Herren auf den Ministerial⸗Baͤnken haben kuͤrzlich sehr be⸗ redt über das Thema, Friede mit den Zeiten zu halten, gesprochen und gesagt; „Geht nicht 10 oder 12 Jahre zuruͤck seht, was sich in der Zwischenzeit zugetragen hat; blickt auf die Begebenheiten in Frankreich und Belgien.““ Dies war ihre Theorie, ünd sie fuͤgten auch wohl hinzu: „„Macht keine Veraͤnderungen in Bezug auf das, was war, sondern in Bezug auf das, was sst.““ Die Verfasser der Bill aber sagen: „„Nein, wir fragen nicht danach, was ist, wir bekuͤmmern uns nicht um den Zustand der Burgflecken im Jahre 1851, uns gehen die jetzigen Thatsachen nichts an, wir gehen auf 1321 zuruͤck.““ Ihren eigenen Grundsaͤtzen gemaͤß aber ist nichts laͤcherlicher, nichts abgeschmackter, nichts unheilvoller, als eine solche Maaßregel von Leuten, wie sie mir nie vorgekommen sind. (Hort! und Gelächter. Der edle Lord (Russell) lacht, aber ich weiß nicht, ob uͤber das was ich sage, oder über seine eigene thöͤrichte Bill=— der edle gord verstebt sich besser aufs Lachen, als aufs Beweisfuͤh⸗ ren; im Lachen ist er freigebig, aber karg im Reden! Ich fordere die Minister wiederholentlich auf, zu erklaͤren, wie sie die Bill ei⸗ gentlich verstehen, und nehme keinen Anstand, zu erklaren, daß, wenn man aufs neue den Versuch machen sollte, die Mitglieder zu ver— hindern, ihre Ansichten uͤber die Grundsaͤtze und die Details der Bill auszusprechen, ich zu demselben Mittel, wie am vergangenen Dienstag, meine Zuflucht nehmen und die Freiheit des Hauses durch Abstimmungen beschuͤtzen werde.“

Lord Althorp erwiederte: „Der ehrenwerthe und gelehrte Herr mag, wenn es ihm beliebt, durch die Fruchtbarkeit seiner Einbildungskraft und durch einen Fluß der Rede, wie er vielleicht in diesem Hause früher nicht vorgekommen ist, fortfahren, un— serem Verfahren Hindernisse in den Weg zu legen und das Vorschreiten der Bill zu verzögern; aber ich muß den ehrenwer— then und gelehrten Herrn daran erinnern, daß das Englische Volk solche Argumente und den Werth einer solchen Opposition zu würdigen wissen wird. (Beifall. Der größte Theil der Rede des ehrenwerthen und gelehrten Mitgliedes handelt von allge— meinen Grundsätzen der Bill, während man doch über diese Grundsätze sich längst schon geeinigt hat und bereits am vorigen Tage der Ausschuß saß, so daß es sich jetzt bloß um das Wie— derzusammentreten desselben handelt. Ich hoffe, daß keiner der ehrenwerthen Herren auf dieser Seite des Hauses diese ungehö— rige Debatte durch eine Erwiederung verlängern wird.“ Sir Robert Peel bemerkte dagegen:

„Ich kann nicht umhin, mein Erstaunen uͤber die Sprache des edlen Lords auszudrücken. Ich habe nicht gehort, daß mein ehren⸗ werther und gelehrter Freund (Sir Ch. Wetherell) irgendwo in sei⸗ ner Rede sich auf die allgemeinen Grundsaͤtze der Bill eingelassen hat. Seine Bemerkungen hatten einen direkten Bezug auf den Ge⸗

enstand, welcher dem Hause vorliegt; er hat Fragen von Wichtig— eit an die Regierung gerichtet, denen der edle Lord mit großer Vorsicht ausgewichen ist. Er hat um Belehrung uͤber den Gegen⸗ stand, welcher die Bevölkerung zu einen Grund der Wahlrechts⸗ Entzichung macht, gebeten und gefragt, guf welche Weise man sich Gewißheit üͤber diese Bevölkerung zu verschaffen gedenkt darauf zu antworten hat der edle Lord nicht füͤr gut befunden, sondern lie= er an das Englische Volk appellirt, Beifall Wenn der edle Lord diese Appellation mit so viel Zuversicht ergehen laͤßt, so durfte viel⸗ leicht das Englische Volk ihm durch eine andere Frage darauf ant⸗ worten. Es dürfte fragen; ob die Bevölkerung einen Grund zur Entziehung des Wahlrechts abgeben kann, wenn die Regierung die Bevölkerung nicht so, wie sie jetzt, sondern wie sie vor 19 Jahren cxistirt haben soll, annimmt? Der edle Lord mag ubrigens meinem edlen Freunde antworten oder nicht, ganz wie es ihm beliebt; es steht unbezweifelt in seiner Macht, die Antwort zu verwei⸗ ern aber das Schweigen wird verstanden werden. Ich in überzeugt, daß die Regierung nicht im Stande ist, eine genuͤgende Antwort zu ertheilen. Ich werde nun auch fuͤr mein Theil die Minister bitten, mir eine Frage zu beantworten: Wenn res ihre Absicht ist, dem System der Burgflecken ein Ende zu machen und sie haben erklaͤrt, daß dies ihre Haupt⸗Absicht sey warum erlauben sie diesen Burgflechen, eines ihrer Mitglieder zu be- halten, wenn sie über 2000 Einwohner haben? Wünschen sie, alle dergleichen Ernennungen durch Bestechung, wie sie sagen, zu ver⸗ hindern, warum nehmen sie ihnen dann nicht alle, ihre Mitglieder, statt ihnen eines zu lassen? Es kann sich, und in vielen Orten wird es sich ereignen, daß eine groͤßere Anzahl achtungswerther 10 Pfund— Hausbesitzer in Burgflecken anzutreffen sind, wesche nicht 200 Ein— wohner, als in solchen, welche mehr als die verlangten 4000 zahlen. Meiner Meinung nach, kann uͤberhaupt die Bevölkerung keinen

ehen, daß man sich nach n, fragte, ob, wenn der erste Artikel von der Wahlcechts⸗ Entziehung der auf der Liste A. genannten Burg⸗ flecken angenymmen würde, dies so guzusehen wäre, daß über alle in der Liste aufgeführte Burgflecken das Urtheil gesprochen sey? Lord Althorp erinnerte daran, daß schon früher die Liste als ein Theil des Artikels selbst betrachtet worden, daß aber, wenn der Artikel angenommen worden wäre, jedem Mitgliede freistände, im Wege eines Amendements auf das Streichen je⸗ des einzelnen Burgfleckens anzutragen. Lord John Russell äußerte sich darauf folgendermaßen: . Ich sehe mich gezwungen, auf einige meiner früheren Bemer— kungen zuruͤckjukommen, weil mehrere ehrenwerthe Mitglieder sich viel Mühe gegeben haben, dieselben zu entstellen. Ich habe beim Einbringen der Bill gesagt, daß der Zweck derselben sey, die Repraͤ= fentation frei und unabhängig zu machen. Zu gleicher Zeit habe ich bemerkt, daß die ernennenden Burgflecken, welche man abschaffen wolle, zwelerlei Art waren. Einige derselben koͤnnen auf keine Weise unabhangig gemacht werden; andere, welche eine bedeutende Einweh⸗ nerzahl besitzen, konnen gegen die Entziehung des Wahlrechts geschuͤtzt

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werden, wenn man ihnen unabhaͤngige Konstituenten zutheilt. Ich habe damals auch bemerkt, daß, da es nothwendig sey, in dieser Be⸗ ziehung eine Linie zu ziehen, man nach reiflicher üeberlegung gefun⸗ den habe, daß keine bessere Richtschnur zu finden sey, als die Be⸗ voͤlkerung von 1821; obgleich ich zugebe, daß man viel daruͤber hin und her gestritten habe, ob kein anderer und besserer Maaßstab auf⸗— zufinden, und ob nicht namentlich die Zehn⸗Pfund⸗Hausbesttzer besser dazu geeignet seyen. Nach reiflicher Erwaͤgung hat man aber ge⸗ funden, daß das Verzeichniß der Zehn-Pfund⸗-Hausbesitzer nach so verschiedenen und unzuverlaͤssigen Grundsaͤtzen angefertigt ist, daß es viel besser seyn wurde, die Beboͤlkerungs Listen von 1821 als Maaß— stab anzunehmen, weil dabei keine Unterschleife stattfinden koͤnnten, und weil dieselben, vollkommen oder unvollkommen, das Werk von Beamten waͤren, welche zu jener Zeit weder der Parteilichkeit noch des Vorurtheils angeklagt werden konnten. Man hat allen Burg⸗ flecken, welche uͤber 200ss Einwohner besitzen, erlaubt, ein Mitglied zu behalten, weil sie auf keine andere Weise ein billiges Verhaͤltniß zwischen dem Manufaktur= und Agrikultur⸗Interesse haͤtten herzu⸗ stellen gewußt. Beweise bringe ich jetzt nicht weiter bei; wenn aber der 1ste Artikel angenommen seyn wird, so bin ich bereit, jeden Zweifel hinwegzuraͤumen und alle Schwierigkeiten zu loͤsen, welche bei Berathung uͤber die Listen sich erheben durften.“

Nach diesem Vortrage trug Lord John Russell darauf an, daß die Einleitung der Bill vom Ausschusse des ganzen Hauses angenommen werde. Sir Rob. Peel erklärte sich bereit, sich für jetzt von jeder allgemeinen Diskussion fern zu halten und auch eben so wenig darauf zu dringen, daß das Haus über jeden einzelnen der in der Liste A. aufgeführten 57 Burgflecken beson— ders entscheide. Das Haus habe vorläufig bloß darüber zu be— stimmen, ob alle diejenigen Flecken, die weniger als 20060 Ein— wohner zählen, ihr Wahlrecht verlieren sollen. Nur in— wiefern mehrere der genannten 57 Flecken nicht in diese Kategorie gehörten, würde in einer späteren Diskusston zu erörtern Gelegenheit seyn. Die allgemeinen Prinzipien der Bill würde er jedoch erst bei der Berichterstattung und bei der dritten Lesung wieder bekämpfen. Schließlich sagte der Redner: „Mögen wir die Arbeiten im Ausschusse mit Lust und Liebe vollenden und uns dabei aller gegenseitigen persönlichen Angriffe enthalten. Bedenken wir, daß wir jetzt im Begriff stehen, eine neue Constitution zu machen, und sollte sie angenommen werden, so dürfen wir keine Zeit verlieren, um sie so viel als möglich zu vervollkommnen.“ Hr. A. Baring nahm einen Anlaß wahr, um seine mit der jetzigen Opposition ganz übereinstimmenden Ansichten an den Tag zu legen. „Das Haus“, sagte er, „sollte doch ja recht reiflich darüber nachdenken, ehe es Überhaupt ir— gend einen Ort in England seines Wahlrechtes beraubt. Wel— ches ist das Prinzip, auf das der uns jetzt zur Berathung vor— liegende Paragraph sich stützt? Gewisse unansehnliche, keineswe— ges verfallene Städte sollen keine Vertreter mehr ins Parlament senden. Einige dieser Städte, weit davon entfernt, verfallen zu seyn, hahen an Wichtigkeit zugenommen. Soll aber ihr Ver— fall das Prinzip seyn, auf welches die Wahlrechts-Entziehung sich gründet, so müßte der edle Lord erst nachweisen, daß alle in der Liste A. verzeichnete Burgflecken verfallen feyen. Meiner Ansicht nach, ist nur der großen Vermischung demokratischen Ein— flusses mit dem, was sonst noch bei dem gegenwärtigen System Einfluß besitzt, das Zusammenbestehen von Freiheit, öffentlicher Ordnung, Frieden und Sicherheit beizumessen. Die Herren mögen sagen, was sie wollen, ich bleibe doch bei der Ueberzeugung, daß wir, wenn diese Bill durchgeht, dem Wesen nach, der Herrschaft der Demokratie anheimfallen. (Beifall von der Opposition.) Freilich werden wir immer noch einen König behalten, allein mit geringerer Macht, als der Präsident der Vereinigten Staaten besitzt; wir werden immer noch ein Ober— haus haben, jedoch entkleidet aller Autorität und in Schrecken gejagt durch jeden Luftzug, der von außen käme. Der edle Lord will allen Burgflecken, die weniger als 2000 Einwohner zählen, das Wahlrecht entgehen, weil angeblich eine so kleine Bevölkerung hinreichender Beweis dafür sey, daß der Ort seine Vertreter nicht erwähle, sondern ernennen lasse. Ich wünsche jedoch, daß das Land sich, wenn alle sogenannte Ernennungs-Burgflecken abgeschafft seyn werden, eben so wohl und sicher befinden möge, als es sich während der Dauer jenes Ernennungs-⸗Einflusses be— funden hat. Ich wünschte wohl, daß der edle Lord uns sage, ob er bei der Ziehung seiner Gränzlinie alle Ernennungs-Burgflecken darin eingeschlossen, oder ob nicht, selbst wenn die Bill durchgegangen, 6 7 Burgflecken unter dem Einflusse gewisser hoher Personen, die ich,nicht näher bezeichnen mag, bleiben werden? (Hört, hört!) Möge doch das Haus reiflich darüber nachdenken, welches die Stellung der Krone unter dem Einflusse der vorliegenden Bill seyn wird. Der König würde sich bei der demokratischen Ver— fassung in einem so hülflosen Zustande befinden, daß er keinen Platz für seine Minister im Unterhause finden würde, falls er sie nicht entweder unter gewissen Bedingungen erwählte, wie man dem Volke anräth, seine Vertreter zu erwählen, oder falls er sich nicht an einige wenige Große wendete, die immer noch ein halbes Dutzend Sitze in diesem Hause zu ihrer Verfügung behalten würden. Hierdurch aber würde eine Oligarchie entste⸗ hen, die eine vollsiändige Kontrolle über die Krone und einen monopolisirten Einfluß auf dieselbe besitzen würde.“ Lord John Russell antwortete hierauf:

Das ehrenwerthe Mitglied fuͤr Thedford hat uͤber das zip der Wahlrechts Entziehung gesprochen und sich durch sein Ta⸗ lent, so wie durch den ihm eigenen Scharfsinn, verleiten lassen, die Dinge erst auf der einen und dann auf der anderen Seite abzuwaͤ⸗ gen, so daß diejenigen, die durch die erste Halfte feiner Rede uͤberzeugt wurden, im Allgemeinen fanden, daß der ganze Effekt durch die letzte Haͤlfte wieder vernichtet worden sfey. (Gelaͤchter.) Der ehrenwerthe Herr erklaͤrte zuerst, daß die Jbschaffung der ver⸗ rotteten Burgflecken eine völlige Demokratie über das Land brin—

gen werde, unter deren Herrschaft des Königs Macht nicht größer

JJ , fn en seyn wurde, als in den Vereinigten Staaten? Kaum aber hatte ber run tat) hall; n,, ,, , rn, schließsich doch diesen Grundsatz billigen, so werde ich darauf

5 6. den Bevölkerungs⸗Listen von 1831 richte.“

ehrenw. Herr diese Idee ausgesprochen, als er auch gleich ein ande— res Phantom, und zwar eine aristokratische Oligarchie, heraufbe— schwor, welche die Krone binden, die Demokratie in Schranken halten und gerade die entgegengesetzten Folgen von denen, die er beim Beginn seiner Rede beschrieben hatte, haben wuͤrde (Gelaͤchter.) So sehr ich nun auch gewohnt bin, den Argumenten des ehrenw. Herrn mit Vergnü— gen zuzuhbren, so hoͤre ich ihm doch immer mit einem gewissen Miß⸗ trauen zu, weil naͤmlich sein Geist so thaͤtig ist, daß er zwar seden Gegenstand in seine verschiedensten Theile zergliedert, doch dabei auf solche Abwege geraͤth, daß er selten auf das hinauskommt, was er anfangs im Auge hatte. Was nun die Ernennungs⸗Burgflecken betrifft, so ist es eine bekannte Sache, daß alle in der Liste A aufgefuͤhrte Orte zu dieser Kategorie gehoͤren. Wenn es außerdem noch einige Burg⸗ flecken giebt, wo der Einsluß des Vermbgens sich geltend macht, so wird doch darum an unserer Verfassung kein Schandflecken, wie er sich jetzt bemerklich macht, haftend bleiben. Kein einzeines Fndividunm wird in der Folge eine solche Kontrolle uber die Erwählung von ünter= haus-Mitgliedern ausüben, wie sie bisher in den Srten auf der Liste A. ausgeuͤbt worden. Ich bin keinesweges der Ansicht, daß die Reform- Bill den Einfluß des Vermögens ganz vernichten werde; im cent, wird dasselbe sein Gewicht in der Waagschale behalten, allein kein e, m, wird mehr durch einen Brief oder durch eine andere Ertheilung seiner Willensmeinung ein Mitglied erwaͤhlen

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koͤnnen, ohne die freie Wahl des Volkes, dem dieselbe als ein il anerkanntes und nicht zu widerlegendes Prinzip unserer Verfasjn zusteht.“ (Großer Beifall.)

Das bierauf von Sir Rob. Peel vorgeschlagene Amen ment zur Streichung des Wortes „each' (jeder) im ersten e ragraphen der Bill wurde (wie bereits gestern gemeldet) i 290 gegen 193 Stimmen verworfen.

London, 15. Juli. Die Hof-Zeitung meldet Sten d. M., daß der Herzog v. Leinster und Sir E. H. East 1 Mitzlieder des K. geheimen Rathes vereidigt worden.

Der König hat dem Herzogl. Braunschweigischen San mann Berner das Guelphen-Ritterkreuz verliehen.

Der Courier meldet aus authentischer Quelle, die Frn zösische Regierung habe Uuterhandlungen mit unserem Kabint eröffnet, in der Absicht, dessen Zustimmung zu irgend einem Pl zur Einstellung des Blutvergießens in Polen zu erlangen.

Ein Tagesbefehl des Ober-Befehlshabers unserer Trupnn in Irland vom 11ten d. fordert die Truppen auf, wenn sich i der wieder der Fall ereignen sollte, daß ihre Mitwirkung gegn das Volk in Anspruch genommen würde, neben der Erfüllun ihrer Pflicht mit aller moglichen Menschlichkeit zu Werke zu gehe

Die neue Brasilianische Regierung hat Hrn. Andrade iin Minister am hiesigen Hofe und Herrn da Rocha in gleicher i genschaft am Französischen Hofe ernannt. .

Mit Bezug auf die gesteige Sitzung des Unterhauses ; ßert die Times: „Wir können nicht umhin, unser Bedaun darüber auszudrücken, daß die Majorität der Reform-Bill, dut die Saumseligkeit der Unterstützer derselben, immer kleiner wil Bei der Abstimmung am gestrigen Abend waren die Zahlen und 193 so daß 77 von der Majorität und nur 38 von di Minorität der zweiten Lesung fehlten; und dies ist um so men

Prin⸗ 2 / ; Prin- Solländischen Staatspapieren waren die Vorschußbilletts um

Renversale der vorigen freiwilligen Anleihe begehrt, weil diese

freiwillige Anleihe Geld zu verschaffen;

würdiger, da wir überzeugt sind, daß keines der Mitglieder, welch für die zweite Lesung stimmten, für das Amendement des Hm Peel stimmte. Man sollte Mittel ergreifen, um die Namn derjenigen Mitglieder öffentlich bekannt zu machen, welche ihtn Pflicht nicht nachkommen, damit ihre Konstituenten mit ihne über diesen Punkt rechten können. Die Anti— Reformisten sin thätig und ausdauernd, und nur der eifrigste und pünktlichste Pe such des Hauses von Seiten der Anhänger der Maaßregel kam die Minister in den Stand setzen, die neckende und position zu bekämpfen, welche nicht allein auf jeder Stufe d Maaßregel, sondern fast bei jedem Worte in den einzelnen Pu ragraphen Widerstand leistet. Gewiß wollen die ehrenwerthen

nicht die kleinste Aussicht auf einen Triumph geben. Weder e Dringlichkeit von Privat-Geschäften, noch die unerträgliche An strengung, dasselbe alberne Geschwätz Abend für Abend wiederhr len zu hören, dürfen die Mitglieder von der pünktlichen Befcl⸗ gung ihrer parlamentarischen Pflichten bei dieser vorzüglich wich tigen Angelegenheit abhalten. Die Herren vom Hause der Ge meinen werden fühlen, daß die Augen des Landes auf sie ge⸗ richtet sind, und daß die Nation das vollkommene Zutrauen he daß jeder Reformist seine Pflicht thun wird.“

Es geht das Gerücht, daß die Vorlesungen des Königs Kol legiums mit denen der Universltät in der Gowerstreet verbunden werden sollen. Das Gebäude des Königs-Kollegiums würde alte dann zu Regierungs-Bureaus eingerichtet werden, um die jenigen zu vergrößern, welche sich schon in Sommerset⸗House befindun

In Folge der Besorgniß, welche sich durch alle Klassen ven breitet hat, daß die Cholera morhus hier ausbrechen möcht, sst die Lebens-Versicherungs-Anstalt seit 10 Tagen so belagert, daß die Beamten in vielen Comtoirs derselben bis 10 und' i ht Nachts beschäftigt sind.

Niederlande.

Herzogenbusch, 14. Juli. Wie es heißt, werden Se, Majestät der König in Begleitung Sr. Königl. Hoheit de Prinzen von Oranien und dessen dreier Söhne unsere Stadt bah mit Allerhöchst Ihrem Besuche beehren, um alsdann, wie hinzu⸗ gefügt wird, die Armee und die Festungswerke von Nord-Vin— bant in Augenschein zu nehmen. Eine Batterie reitender A. tillerie, die sich zeither in Bortel befand, ist nach Oosterwyk al—= gefertigt worden. Nach den letzten Berichten aus dem Lin= burgschen, ist die Anzahl der Belgischen Truppen an unsetren Gränzen fortwährend nur gering. Die Bürgerwache in Lm— burg wird fleißig in den Waffen geübt; in den nahe bei Mastricht belegenen Dörfern dagegen sind die Bewohner bis jetzt noch nicht mit Waffen versehen worden. Gestrigen Berichten zu folge, stehen in der Nachbarschaft von Alphen keine Belglet, Das 2te Bataillon unserer Jäger, das von Zundert dahin ab⸗ marschirte, ist durch ein Bataillon Geldernscher Schutterei a— setzt worden.

—— Amsterdam, 16. Juli. Die bisherige Flauheit in den Staatspapieren blieb auch während der abgelaufenen Woche vorherrschend; der Preiswechsel in den Französischen Fonds, wel⸗ cher hier stattfand, muß eher den Unruhen im Innern Frank reichs, als einem ungünstigen Zustand des allgemeinen Verhmlt⸗ nisses, zugeschrieben werden; Russische Papiere und vorzüglich Rubel wichen zurück. Die regelmäßige Zinsenzahlung der pen. Spanischen hat günstig auf diese Fonds gewirkt. Unter den

bei der vermutheten gezwungenen Gelderhebung an Zahlung sstalt angenonimen werdenz alle übrige aber waren sehr flau, welche eine Folge von den Verkäufen ist, um sich für die anhängige eiwil Iinl . man schmeichelt sich, daß die Subsceriptionen dafür hinreichend seyn werden, die gezwun— gene Anleihe zu verhüten; bis jetzt läßt sich aber vom Erfolg noch nichts mit Wahrscheinlichkeit sagen. = Am gestrigen Ge⸗ treidemarkte war es wieder sehr leblos; Weizen ging nur träge und bei Kleinigkeiten an Verbraucher ab; einige Partieen getrok⸗ neten Roggens wurden zu niedrigeren Preisen weggegeben; süt ungetrocknete Waare waren die vorigen Preise ebenfalls schwer zu bedingen. Gerste fand wenig Abnehmer; Hafer ging besser. Folgende Preise wurden angelegt: für 126pfünd. bunten Polni— schen Weijen 390. 395 Fl., für 125. 127pfünd. alten bunten dito 388 Fl., für 117. 118pfünd. neuen Preußischen Roggen 13. 199 Fi, für 115. 120pfüind. alten dito 185. 200 Fl., für 117pfünd. Rigaer 162 Fl., für 81 S3pfünd. feinen Hafer 1066.

110. 6. 12 f ;

Brässel, 15. Juli. Der Bel ische Monteur sagt: Die Nachricht von der Ankunft kes eng welche . Morgen in Brüssel eintraf, hat sich schnells durch alle Klassen der Gesellschaft verbreitet und ist überall mit Freuden aufge— nommen worden. Wir haben uns nicht aller Vortheile bedienen wollen, welche uns diese Nachricht gab; in dem Augenblick, wo die selbe in Brüssel eintraf, verkündfgten die feindsellg gegen die Majorltät des Kongresses und gegen die Regierung gesinnten Blätter ganz ernsthaft, daß der Prinz niemals mit einem Belgien be⸗

treten werde. Diese Journale werden jetzt ihre Taktik verändern;

Unten

I Mitte seyn. Euch diese Nachricht mittheilen, heißt so viel, als

geh hn auf eine Weise zu empfangen, die seiner und unser würdig

quälende 8

Mitglieder, welche Freunde der Bill sind, ihren Gegnern auth

za die Ankunft des Königs gewiß ist, so werden sie sich mit der Dauer seiner Regierung beschäftigen; sie werden ihm wahrschein⸗ sch einige Monate bewilligen. Diese finsteren Vorhersagungen achen aber auf die vernünftigen Gemüther keinen Eindruck, und diese bilden die Mehrheit in Belgien; das Land verachtet iese Drohungen, und die Regierung wird den Wirkungen der⸗ eben zuvorzukommen wissen.“

Der Bürgermeister und der Magistrat der Stadt Brüssel aben folgende Proxelamation erlassen:

„Mitbürger! Unsere Wünsche gehen in Erfüllung. Der prinz Leopold hat definitiv die Krone Belgiens angenommen. Ehe acht Tage vergehen, wird Se. Königl. Hoheit in unserer

kuch anzeigen, daß wir das Ende und den Zweck unserer glor— ichen Revolution erreicht haben. Unter dem Scepter eines onftitutionnellen Königs bilden wir endlich eine freie und un⸗ bhängige Nation. Eine spätere Anzeige wird Euch von dem Fage in Kenntniß setzen, an welchem der Prinz seinen feierlichen Einzug in diese Stadt halten wird. Mitbürger! Ihr werdet Eure Bemühungen mit denen Eurer Behörden verbinden, um

Es lebe die Belgische Nation! Es lebe der König Leopold!“ Man liest im Belgischen Moniteur: „Der Kongreß äird, nachdem er den Eld des Königs entgegengenommen hat, eine Mission für beendigt erklären. Die Kammern werden wahr⸗ heinlich =. Monate, wo der Kongreß aufgelöst wird, zu⸗ menberufen.

n Der Minister des Innern, Herr von Sauvage, wird sich am änftigen Sonnabend nach Lstende begeben, um den Empfang s Königs vorzubereiten. Der Baron von Hoogvorst, Ober— Befehlshaber der Bürgergarden, wird sich ebenfalls, in Beglei⸗ ung seines Generalstabes, dahin begeben.

Eine Eskadron Kürasstere ist diesen Morgen nach Gent gegangen, um, wie man sagt, den Prinzen von Sachsen-Ko— ng daselbst zu erwarten.

In einer gestern Abend stattgehabten Sitzung des Stadt⸗ aths ist eine Kommission ernannt worden, um dasjenige anzu⸗ sdnen, was die Verzierungen der Häuser betrifft, welche auf em Wege liegen, den der Zug einschlagen wird.

Der Baumeister Suys hat den Befehl erhalten, auf der place Royale eine Estrade, bei der Treppe, welche zur Kirche ührt, zu erbauen; die Handwerker haben die Arbeiten schon be⸗ onnen.

Die Gazette von West-Flandern zeigt in einer außer—⸗ tdentlichen Beilage an, daß der Prinz Leopold am 17ten um lo Uhr Morgens in Furnes eintreffen und die Behörden und bie Offiiere der Bürgergarde empfangen werde. Nachmittags perde er in Ostende seyn und am 18ten von dort nach Brügge treisen, daselbst im Regierungs-Hötel absteigen und den Be⸗ sörden und Offizieren der Bürgergarde Audienz ertheilen. Nach em Frühstück werde der Prinz den Weg über Gent nach Brüs⸗— ll einschlagen.

Diese Nacht sind in dem hiesigen Gefängnisse mehrere Wa— en angekommen, die von Gendarmen begleitet wurden.

Das Provinzial-Comité der National-Alssociation hat seine uflösung, als Folge der des Central-Comité's, ausgesprochen. Nach den neuesten Nachrichten aus Gent sind bereits meh— re Personen, namentlich Denis Janssens, Charles Cambien, harles Devos und Jacques Moeris, Alles Wollspinner und Fa⸗ nüälrbeiter, in Folge der Theilnahme an der (vorgestern erwähn⸗ ) Umherführung einer als Engländer gekleideten Puppe verhaf⸗ t worden. Am 13ten wurde daselbst die Ruhe nicht gestört; us Vorsorge ließ man jedoch einige Patrouillen die Stadt urchstreifen.

Lüttich, 16. Juli. Hier ist folgende Bekanntmachung er— chienen: „Morgen am 17. Juli werden Artillerie⸗Salven und Hlockengelaute die Ankunft des Königs auf Belgischem Boden erkündigen. Die Inauguration wird am 2isten d. in Brüssel attfinden. Dieses glückliche Ereigniß wird in Lüttich Veran— nssung zu einer öffentlichen Festlichkeit geben. Der Stadtrath, die Wünsche des Volkes einstimmend, wird das Programm

derselben unverzüglich zur allgemeinen Kenntniß bringen. Lüttich, den 16. Juli. (gez.) Der Bürgermeister Louis Jamme. Das hie sige Journal enthält Folgendes: „Die Engli⸗ chen Journale sprechen mit vieler Emphase von dem Enthussias⸗ pus, den die Wahl des Königs und die Annahme der 18 Älrti⸗ in Brüssel hervorgebracht habe. In den anderen Städten delgiens, sagen dieselben, habe sich der Enthusiasmus wo mög— th noch lebendiger ausgesprochen, als in Brüssel. Wir über— isen unseren Lesern die Sorge, die Wahrheit dieser Behaup— ung zu ermitteln.“

= . WVarschau, 17. Juli. Die heutigen Warschauer Blätter sthalten einen Bericht des Generalissimus Skrzynezki an die lational-Regierung lber ein am 14tem d. vorgefallenes Treffen, (ches der General Chrzanows ki einer Russischen Heeres⸗Abtheilung ä Minsk geliefert und in welchem er die Oberhand behalten hat. nem Bericht zufolze hat Rnssischer Seits nicht nur ein deutender Verlust an Todten und Verwundeten stattgefunden, pudern es sind auch 600 Mann Gefangene nebst f Kanone nd 1000 Karabinern in die Hände der Polen gefallen.)

—— Von der Polnischen Gränze, 15. Juli. Der s Dichter und Staatsmann gleich bekannte Kastellan Niemce⸗ c hat gestern, nur von einem Diener begleitet, die Quaran⸗ Ine von Strzalkowo bezogen. Der Andrang zur Quarantaine d jetzt so groß, daß alle früher getroffene Einrichtungen iht mehr ausreichen. Schon befinden sich dort der Minsster aatbowski, der Graf Mycielski, der Professor Zinserling und Frau des bei Ostrolenka in Russische Gefangenschaft gerathe— n Obersten Krasinski, und die Generalin Dombrowgka wird illich erwartet. Aus Warschau hört man, daß nach Eingang Nachricht von dem ÜUebergange' der Russischen Truppen über Weichsel sich daselbst Bestürzung und Schrecken verbreitet ben. Die Kosaken schwärmen berelts bis Sompolno, und die asen- Beamten in Slupce haben den Befehl erhalten, sich uch Warschau zu begeben.

Schweden und Norwegen. Stockholm, 12. Juli. Unterm gten d. ist hier eine Be⸗ nntmachung erschienen, des Inhalts, daß Se. Majestät nach icllich wiedergewonnener Gesundheit die Führung der Regie⸗ ng wieder übernommen habe. Bei dieser Gelegenheit äußern 3 Majestt, daß Sie eine Ihrem Herzen theure Pflicht erfül— mund der Erwartung der Nation entsprächen, indem Dieselben J hohe Zufriedenheit mit dem Eifer und der Sorgfalt aus⸗ icken, welche die Verwaltung der Regierungs⸗Geschaäfte durch

Die spaͤte (erst in der Jten Nachmittagsstunde erfolgte) An⸗

1207 Se. Königl. Hoheit den Kronprinzen bezeichnet, während deren die Achtung für die Gesetze, die Heiligkeit der öffentlichen Frei— heit und des Volkes Wohlfahrt die getreuen Leiter in allen Be⸗ schlüssen Sr. Königl. 53 gewesen.“

Deutschland.

Dresden, 15. Juli. Durch ein unterm ten d. M. er⸗ gangenes Allerhöchstes Reskript ist die Anlegung einer Muster⸗ Sammlung aller Arten von Erzeugnissen der inländischen Indu⸗ strie angeordnet und die Kommerz? Deputation befehligt worden, die zu diesem Behufe zu treffenden Einrichtungen und Vorkeh⸗ rungen in Erwägung zu nehmen und einen dazu ausgearbeiteten Plan beim geheimen Kabinet einzureichen. Zur Aufstellung die⸗ ser Sammlung ist der physikalische Salon im Zwinger bestimmt. Die unter dem Vorsitze Sr. Königl. Hoheit des Prinzen Johann niedergesetzte Kommisslon, welche mit der Leitung des dem verewigten König Friedrich August zu errichtenden Den mals beauftragt ist, hatte den Hrn. Ober-Baurath Schinkel in Berlin veranlaßt, einen Plan für das für die Universität Leip⸗ zig bestimmte Augusteum zu entwerfen. Dieser Plan ist, nach den Anträgen der Kommission, genehmigt und angeordnet wor⸗ 36 unverzüglich Hand an die Ausführung jenes Gebäudes zu egen.

Leipzig, 19. Juli. Nach Inhalt einer in der heutigen Leipziger Zeitung enthaltenen Bekanntmachung, haben Se. Kö⸗ nigl. Majestät und des Prinzen Mitregenten Königl. Hoheit, zu sofortiger Entscheidung in Leipzig vorkommender n , Censurfragen, ein Censur⸗Kollegium, vorjetzt bestehend aus der Bücher-Kommisslon in ihrer dermaligen Zusammensetzung und unter jedesmaligem Beitritt desjenigen Tensors, welcher eine dergleichen zweifelhafte Frage vorzutragen hat, errichten zu lassen fur gut befunden.

Nürnberg, 16. Juli. Gestern Abend gegen 10 Uhr tra— fen Ihre Maj. die regierende Königin und Se. Königl. Hoheit der Prinz Otto nebst Gefolge, von München über dig rn! kommend, hier ein und stlegen im Gasthofe zum rothen Rosse ab, wo die Civil- und Militair-Behörden nebst der Generalität zu Deren Empfang versammelt waren. Nachdem die Hohen Reisenden im Laufe des heutigen Vormittags mehrere Kirchen und andere öffentliche Anstalten besichtigt hatten, erfolgte gegen 2 Uhr die Abreise nach Bamberg, wo heute Nachtlager ge— halten wird.

Karlsruhe, 16. Juli. Die hiesige Zeitung meldet aus Toodtmoos, den 11. Juli: „Gestern Nachts 12 Uhr steckten verbrecherische Menschen, vielleicht dieselben, welche schon im vorigen Jahre die ruchlose That verfucht hatten, das hiesige Adlerwirthshaus, eines der besten, geräumigsten und billigsten des südlichen Schwarzwaldes, in Brand. X. große hölzerne Gebäude wurde in kurzer Zeit mit Allem, was darinnen war, Menschen und Thiere ausgenommen, ein Raub der Flammen und brannte zu einem Aschenhaufen nieder. Ein noch größe— res Brandunglück hatte sich schon in der Nacht des 1. Juli zu Gersbach, in der Nähe von St. Blasien, zugetragen. Auch dort zündeten verruchte Hände ein großes Wohngebäude an. Fünf Personen weiblichen Geschlechts, darunter ein achtjhriges Mädchen, das Tages zuvor nach Gersbach gegangen war, um seine Großmutter zu besuchen, fanden in den Flammen einen jammervollen Tod.“

Frankfurt a. M., 17. Juli. Die hiesigen Blätter enthalten eine obrigkeitliche Bekanntmachung vom 12ten d., wo⸗ nach auf verfassungsmäßigen Beschluß der gesetzgebenden Ver⸗ sammlung vom 9. Juli d. 9 in Bezug auf die Rheinschifffahrts⸗ Ordnung und das Protokoll der durch den Wiener Kongreß für die Organisation und Administration der Rheinschifffahrt insti— tuirten Central-Kommission vom 16. Juni 1831, derjenige Raum an beiden Ufern des Mainflusses vom oberen Ende von Frankfurt und Sachsenhausen bis zum unteren Ende, mit Einschluß des öffentlichen Lagerhauses, zum Freihafen erklärt wird.

Frankfurt a. M., 17. Juli. Die letzte Woche ing mit günstigen Aussichten für die Spekulanten aufs Stei⸗ gen an. Sämmtliche Fonds waren mehr gesucht als ausgebo— ten, und die Course jogen an. Man kaufte an der Börse vom 11. Juli 5proc. Metalliques zu 793, 4proc. zu 673 und Actien zu 1210. Der Begehr nahm in den Mittagsstunden so zu, daß Metall. um 4 pCt. und Bank⸗Actien um 12 Fl. höher gemacht wurden, als solche an der Börse geschlossen hatten. Ursache da⸗ von war, daß man bemerkte, wie mehrere gewöhnlich gut unter⸗ richtete Häuser ziemliche Posten der kurrenten Effektensorten an sich brachten. Am 12. Juli dauerte das Steigen fort, da es sich nun zeigte, daß in der That der Belgische Kongreß die 18 Artikel angenommen hatte, ein Ereigniß, das allerdings geeignet war, auf die Börse mi wirken. Doch gingen die Notirungen nicht so schnell hinauf, als sie früher gewichen waren. Der höchste Cours war für proc. Metall. St, für 4proc. 69, für Actien 1235. Man erwartete allgemein ein weiteres Bessergehen, und die Bais⸗ siers waren ernstlich bedacht, ihre Versprechungen zu decken, doch die Berichte von der Wiener Börse lauteten gar zu ungünstig, und als am 14. und 15. Juli weichende Notirungen auch von Paris kamen, von wo man gerade auf die Belgische Annahme der Friedens⸗-Präliminarien bedeutend höhere Renten-Course er— wartet hatte, nahm der Effektenhandel plötzlich wieder eine rück— gängige Wendung. Die Baissiers suchten sich zu entschädigen, und es gelang ihnen ohne viele Mühe, die 5proc. Metalliques auf 7973, die 4proc. auf 6713 und die Bank⸗Actien auf 1218 herabzudrücken. Die 4proc. Partial blieben von dieser Schwan⸗ kung fast unberührt; sie wichen nur j pCt. Dieses Papier ruht meist in festen Händen, und überdem waren darauf von aus⸗ wärts her mehrere Kauf-Aufträge am Platz. Auf Lieferung in 1—2 Monaten fix fanden mehrere Umsätze statt, wobei die Me⸗ talliques um 1, Actien um 2 Fl, niedriger stehen, als pr. Cassa. Dagegen wird bei Lieferungsschlüssen, wo die tägliche Beziehung in der Wahl des Käufers bleibt, bei, Metalliques 4 pCt. und bei Bank⸗-A1Actien 1 bis 2 Fl. pr. Stück mehr bejahlt, als pr. comptant. Im Prämiengeschäft war es etwas lebhaft. Man gab 16 pCt. Prämie, um proc. Metalliq. ult. Sept. d. J. zu 9 beziehen zu können. Am 16. Juli wurden wieder ansehn⸗ liche Umsätze an der Boͤrse gemacht; es zeigten sich Käufer zu steigenden Preisen, wir notirten zuletzt: Sproc. Metalliques 8091, 4proc. dito 683, Actien 1226, Partial 1164. Man hatte näm— lich bessere Rente-Notirung von Paris und wollte auch wissen, der König von Holland habe die 18 Artikel ebenfalls angenom⸗ men. In den Oesterreichischen Nebenpapieren war wenig Ge⸗ such. Preußische 4proc. Staatsschuld-Scheine, Baiersche und Darmstaäͤdtsche Obligationen hielten sich begehrt, und man fand nur wenige Abgeber. Unter den Holländischen Fonds waren nur 2 proc. Integralen mitunter etwas begehrt; für Kanzen und Nestanten. zeigten sich keine Nehmer. Die Hproc. Neapolitani⸗ schen und Spanischen Papiere solgten ganz den Schwankungen an der Pariser Börse. In den Polnischen Loosen war einiger Ver⸗

Jh der Warschauer Blaͤtter verstattet uns nicht, heute ein Meh= daraus mitzutheilen.

kehr; es waren mehrere Aufträge, deren einzuthun, am Platz.

Im Wechselhandel blieb es im Gamen genommen still. Die meisten Deyssen sind wegen, momentaner Anhäufung und bei mangelnder Verwendung in Papieren kurzer Sicht gedrückt im Cours, während man für noch lange laufende Wechsel Käufer findet, Der Diskonto behauptet sich ohne Aenderung auf 23 pét.

fürs Jahr. Portugal.

Pariser Blätter melden aus Lissabon vom 29. Juni: „Wir sind erstaunt, das große Französische Geschwader noch nicht in unseren Gewässern zu sehen. Seit zwei Tagen hat das schlechte Wetter den größten Theil der Kriegsschiffe, welche den Tajo blo— kiren, gezwungen, sich momentan zu entfernen. Heute hat der Telegraph an der Barre die Korvette „Egle“, süblich vom Kap Espichel, und die Brigg „le Hussard“, östlich von demselben Kap, signalisirt. Die Fregatten „Sirene“ und „Melpomene“ und die Brigg „Endhmion“ hat man aus dem Gesicht verloren. Die Portugiesische Galeere „Thalia“, von Fernambuko kommend, hat diese Gelegenheit benutzt, um in den Tajo einzulaufen. Seit die Französische Kriegs-Fregatte, welche sich in die Gewässer von Terceira begeben hatte, die Blokade⸗Escadre versammelt hat, ist eine der Korvetten verschwunden, und wir wissen nicht, was aus ihr geworden ist; sie wird sich wahrscheinlich auf einem anderen Punkt unserer Küsten befinden. Da kein Portugiesisches Fahr— zeug auszulaufen wagt und das Felleisen für Rso⸗Janeiro sich schon lange am Bord der Brigg „Vainqueur“ besindet, so hat man sich entschlossen, es dem leichten Fahrzeuge „le dir-neuf Decembre“ anzuvertrauen, welches entschlossen ist, einen Versuch zu machen, während der Nacht der Wachsamkeit des Blokade⸗ Geschwaders zu entgehen. Unser Hafen ist fortwährend öde; der Handel befindet sich in der vollkommensten Stockung; das ö. ist groß, und die Unzufriedenheit hat den höchsten Grad erreicht.

T snreke i.

Ein von der Allgemeinen Zeitung mitgetheiltes Schrel⸗ ben aus Wien vom 10. Juli meldet: „Vom der Servischen Gränze wird geschrieben, daß die Reise des Sultans im Innern des Landes einen günstigen Eindruck auf die Nation mache, daß die eingeleiteten Arbeiten zur Umänderung der Administration dadurch sehr befördert würden, und daß der Sultan seinen Lieb— lings⸗ Entwurf, die allgemeine Einführung regulirter Truppen, nicht kräftiger unterstützen könne, als indem er sich dem Volke zu nähern und die Hindernisse zu beseitigen suche, die demselben vorzüglich von derjenigen Beamten⸗Klasse, welche sich durch die neuen * richtungen beeinträchtigt glaube, in den Weg gelegt würden. Uebrigens scheint die Reise des Großherrn nach allen Angaben keinen anderen Zweck zu haben, als sich von dem Zustande des Landes und der Befolgung seiner Befehle, so wse von deren Wirkung, zu überzeugen; alle andere derselben, zugeschriebene Absichten verdienen keinen Glauben.“

Griechenland.

Der Courrier de Smyrne fährt auch in den neuesten Blättern fort, Korrespondenz-Artikel zu liefern, die in dem seind⸗ seligsten Geiste gegen den Präsidenten Capodistrias abgefaßt sind und alle Maaßregeln der Griechischen Regierung in dem ungün⸗ stigsten Lichte darstellen. In einem Schreiben aus Nauplia vom 19. Mai heißt es: „Der Einfluß des Präsidenten oder, besser zu sagen, seine Bestechungs-⸗Mittel sind bei den Mainoten vollständig gescheitert; sie verlangen, daß man ihren Bei, den man ungerechter Weise gefangen halte, wieder frei gebe, und daß man die Constitution proklamire, ohne welche der Bürger jeden Augenblick der Gefahr ausgesetzt sey, ohne Urtel und Recht ein— gekerkert zu werden, um keines anderen Vergehens willen, als der Regierung mißfallen zu haben. Der Praͤsident ist wieder hier eingetroffen, nachdem er den St. Philippstag zu Modon gefeiert hatte, um der Französischen Brigade zu schmeicheln, wobel es ihm jedoch nicht gelang, dem Befehlshaber der Brigade die wahre Lage der Sachen zu verhüllen. Hier schmeichelte er sich noch die Hydrioten zu täuschen, zu welchem Ende er sich der Vermittelung des Herrn Zaimi bediente, um eine Verständigung mit den Herren Miaulis und Buduri, die sich gegenwärtig in Nauplia befinden, zu versuchen. Nach seiner Versscherung wollte er den Reclamationen ihrer Insel entschiedenes Recht widerfah—⸗ ren lassen; er gab sein Ehrenwort, eine Kommission zu ernennen, um ihre Rechnungen zu untersuchen, die er ohne Schwierigkei⸗ ten zu ratifiziren versprach; in einem Monate sollte ein Drittel des Betrages derselben in baarem Gelde, das andere durch Abtretung von National-Gütern und das letzte Drittel durch Verschreibungen von kürzerer oder längerer Verfallzeit liquidirt werden. Doch dle con= ditio sine qua non aller dieser Vortheile war, Sr. Excellenz den Hrn. Polhzoides, Redacteur des Llpollo, auszuliefern, oder ihm wenigstens dadurch Stillschweigen aufzulegen, daß man un— verweilt das letzte Dekret gegen die freie Presse in Kraft treten ließe, welches der Präsident, nachdem es durch seinen lenksamen Senat diskutirt und durch eine erkaufte Majorität angenommen worden war, so eben erlassen hat. Mtaulis entgegnete dem Ab— gesandten, daß Hydra sich nie so sehr entehren werde, einen groß⸗ herzigen Bürger, der die Vertheidigung der Freiheit und der Rechte der Griechen übernommen habe, auszuliefern; daß das Journal Apollo mit dem Willen der Hydrioten nie aufhören werde, und daß sie nimmermehr sich einem Dekret unterwerfen könnten, das in offenbarem Widerspruch mit den Grundgesetzen des Landes stände. Diese Antwort erregte, wie man denken kann, den Unwil— len des Präsidenten aufs höchste und bewirkte einen jener An⸗ fälle von Wuth, deren Ausbrüche von Tag zu Tage heftiger wer⸗ den. Das Verlangen, sich zu rächen, vermochte ihn zu jener Kriegslist, die er kurze Zeit nach seiner Ankunft in Griechenland anwendete, als es sich darum handelte, die verschiedenen Theile des Griechischen Staats durch vorübergehende Schranken zu tren— nen. Hydra wurde als von der Pest angesteckt erklärt, und vier Briggs haben so eben den Befehl bekommen, es als verpestet blokirt zu halten. Zur Rechtfertigung hat man angegeben, ein Schiff, von der Küsle von Karamanien kommend, mit einem kran— ken Mann an Bord, habe in Hydra Anker geworfen; aber der Präsident hütet sich wohl, zu sagen, daß das Schiff nicht zum freien Verkehr jzugelassen wurde, folglich auch, selbst wenn es an⸗ gesteckt gewesen wäre, die Pest nicht auf der Insel verbreiten konnte. Uebrigens scheint es gewiß, daß der Kranke nur eine ihm vorgeschriebene Erklarung gab, die den Maaßregeln gegen Hydra so gut angepaßt war, daß man deutlich die Berechnung der einen auf die anderen sieht. Die wahre Pest in Hydra sind für den Präsidenten die Freiheits⸗Ideen, welche die Presse von dieser Insel aus in dem übrigen Griechenland verbreitet. Rumelien ist im Aufstand; Karatassos ju Eleusis war der Erste, der sich mit seinem gamen Bataillon erhob, schnell nach Talanta ging und sich mit seinem Schwager Gardikioti vereinigte, der ebenfalls die Fahne des Auf— ruhrs erhoben hatte. Beide sind im Einverständniß mit den an—

deren Capitainen, die in Salona unter dem Vorsitz Notis Botza⸗