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und daß, in Betracht der wenigen Zeit, welche dem Kongresse noch bliebe, es zweckmäßiger sehn würde, daß die künftige Ge— setzzebung sich mit der Revisson der Preß-Gesetze beschäftige. Nach einer langen Debatte dartiber, ob die von der Kommission angeregten Gesetze als wirklich noch in Kraft bestehend oder als aufgehoben zu betrachten seyen, entschied die Versammlung auf den Vorschlag des Herrn Rogier, daß sich eine Kommisslon noch während der Sitzung damit beschäftigen solle, ein Preß⸗Gesetz zu entwerfen nnd darin die Gesetze von 1829 und 1839 mit dem Entwurf in Einklang zu bringen, welcher vor einigen Tagen vom Justiz⸗Minister vorgelegt sey. Zu dieser Kommission wurden die Herren van Meenen, Ch. Rogier, Devaux, Dumont und Du⸗ bus erwählt, welche sogleich die Versammlung verließen. Dem⸗ nächst wurde der Gefetz- Entwurf in Betreff der Jury mit 79 Stimmen gegen 40 angenommen. Herr Ch. Lecocg stat⸗ tete im Namen der Kommission, welche mit Untersuchung des Budgets des Kriegs⸗Ministers beauftragt war, einen Bericht ab. Die Kommisston hatte gefunden, daß die Organisation dieses Ministertums so mangelhaft als möglich sey; sie drückte den Wunsch aus, daß dasselbe auf einen ganz anderen Fuß eingerich⸗ tet werden möge, und beschränkte sich auf das Verlangen, daß dieser Wunsch in dem Protokolle verzeichnet werde. Die Sitzung wurde um 5 Uhr aufgehoben. Um 7 Uhr wollte man wiederum

eine Abend-Sitzung eröffnen.

Dänemark.

Kopenhagen, 18. Juli. Vorigen Freitag, den 15ten d., ging das Dampfschiff Nicolaus J., von Travemünde kommend, auf unserer Rhede vor Anker. Es war von dort, nach einem Llufenthalte von länger als 14 Tagen, abgewiesen worden und wollte nunmehr seine Quarantaine hier abhalten. Allein dies wurde ihm verweigert, zuerst, weil es aus einem an⸗ gesteckten Hafen (Kronstadt) kommt, demnächst nicht nach einem Danischen Hafen bestimmt war, und zuletzt, weil es so viel Passa⸗ giere am Bord hat, daß die hiesigen Einrichtungen eine den Qua⸗ rantaine-Vorschriften angemessene Behandlung derselben nicht erlauben. Das Dampfschiff wurde demzufolge und nachdem es nur einem Passagier ausnahmsweise gestattet worden war, dasselbe zu verlassen und auf hiesiger Rhede unter gehöriger Aufsicht Qua— rantaine zu halten, auch von hier abgewiesen, worauf es gestern Mittag nach Carlscrona in Schweden abging. Sollte ihm dort Gleiches wider⸗ fahren, so wird es noch in einer andern an der Ostsee belegenen Schwedischen Purifikations⸗-Quarantaine⸗Anstalt seinen Zweck zu

erreichen suchen und im ungünstigsten Falle nach Kronstadt zu⸗

rückkehren. Gestern Mittag ging auch das Königliche Dampf⸗ boot „Kiel“ nach Luisenlund ab. Am Bord desselben befinden sich Se. Durchlaucht der Prinz von Hessen-Philippsthal, Gene⸗ ral⸗Mejor und Commandeur der Garde zu Pferde, so wie die beiden jungen Primessinnen von Holstein-Glücksberg, welche mit Sr. Majestät dem Köntg zum Besuch der Königlichen Familie hierher gekommen waren. Se. Majestät begleiteten dieselben bis nach Dragöe, an der östlichen Spitze der Insel Amager, und kehrten hierauf zu Lande in Ihre Residenz zurück, Künstigen Sonnabend, den 23sten d. M., begiebt sich der Königl. Hof nach Friedrichsberg, seiner gewöhnlichen Sommer-Residenz. Der Königl. Prenßische Gesandte, Graf von Raczynski, ist von Ber⸗ lin und der Kaiferl. Russische Gesandte, Freiherr von Nicolay, aus Finnland über Schweden hier angekonnnen.

OD esterreich.

Wien, 20. Juli. Aus Pesth in ö ist die Nachricht ange⸗

langt, daß ein am 14. Juli Abends erkrankter Kutscher eines dortigen Einwohner am 151en Vormittags um halb 11 Uhr an Symp⸗ tomen gestorben ist, welche einige Aerzte für Cholera ähn—⸗ liche gehalten haben, während andere den Tod des Verstor— benen einer Unmäßigkeit im Genusse von Kraut zuschrieben. Das Haus, welches er bewohnte, wurde mit allen darin be⸗ findlichen 19 Personen sogleich abgesperrt. Bei Durchsu⸗ hung des Haufes fand sich ein anderer Mensch in demselben vor, welcher sich krank meldete, und gleich unter ärztliche Pflege genommen wurde, der am 15ten dieses aber um halb 10 Uhr Vormittags verschled, und zwar nach der Meinung der Aerzte an der Cholera. Außer denselben sind an diesem Tage noch 7 Per— sonen in Pest plötzlich erkrankt, und 6 davon am 16ten unter Symptomen der Cholera gestorben. Unter diesen Umständen sind unverzüglich die nöthigen Vorkehrungen getroffen, und alle Verbindung zwischen dem rechten und linken Dongu⸗Ufer durch Abtragung der Brücke bis zur Errichtung der nöthigen Rastelle und Eoutumazen in Ofen aufgehoben, so wie die Schifffahrt auf der Donau eingestellt worden.

Aus Ofen vom 17ten d. wird gemeldet: Am gestrigen Tage hat sich in Pesth nichts ereignet, was für den Gesundheits⸗ zustand der Stadt beunruhigend seyn könnte. Zwei anfänglich verdächtig scheinende Kranke wurden später mit einer von der

Cholera ganz verschiedenen Krankheit behaftet befunden und fühlen sich nach dem Gebrauche zweckmäßiger Armeien um Vie⸗ les erleichtert. Eben so ist ein auf dem Cordon von plötzlicher liebelkeit befallener, noch vorgestern in das Spital gebrachter Bürger und ein seit 2 Tagen erkrankter 9jähriger Knabe auf Dem? Wege völliger Genesung. Sowohl das Haus, als die Schiffe, welche wegen der daselbst stattgefundenen plötzlichen Todesfälle für verdächtig zu halten sind, werden nach den be— stehenden Sanitäts ⸗Vorschriften auf das strengste bewacht. Am 15ten d. M. waren in Szolnok von den letzthin angegebe— nen 49 Cholera⸗Kranken, wozu noch 17 neue kamen, 20 genesen und 13 gestorben, so daß üderhaupt 24 verblieben.

ü e n.

Turin, 12. Juli. Ronis in volllommenem Wohlsehn von Genug hierher zurück.

Genua, 11. Juli. Se. Maj, der König Karl Al⸗ bert, Höchstwelcher am 2ten d. M. hier eintraf, hat schon am Sten seine Räckreise nach Turin angetreten. Aber auch diese wenigen Tage seines hiesigen Aufenthalts haben hingereicht, ihm die Liebe der hiesigen Einwohner zu gewinnen und die Gesin— nungen dieser alten Republikaner umzustimmen, Die Thätig⸗ keit des Königs, die ihn trieb, sich selbst mit Aller zu beschäf—⸗ tigen und von Allem zu unterrichten, um die wahren Bedürf— nisse des Handelsstandes kennen zu lernen und den Mißbräuchen, die sich unter der vorigen Regierung eingeschlichen hatten. Ab⸗ hülfe zu gewähren, die Leutseligkeit, mit welcher er den Perso— nen, die darum i, . hatten, von 5 Uhr Morgens an bis 9 Ühr Abends Lludlenz ertheilte und ihre Gesuche und Be⸗ schwerden entgegen nahm, die Freundlichkeit, womit er, sich häu⸗ fig in den Straßen zu Pferde zeigend, die Grüße der Einwoh— her erwiederte = alles dies hat den besten Eindruck gemacht, und sicherlich war der ausgezeichnete Empfang der dem Fürsten hier zu Theil geworden, ein aufrichtiger, Se. Maj. hat, ver⸗

fprochen, im nächsten Oktober mit der Königin und der Königl.

1224

angeordnet, die mit großen Kosten erbauten Forts Caste⸗ letto und San Giorgio zu desarmiren, da sie keinen anderen Zweck haben, als die Stadt nöthigenfalls zu beschießen und das Volk in Furcht zu erhalten. Auch wies der König die unter sei⸗ nem Vorgänger übliche Eskorte von Karabiniers ab und entließ bei seinem Emtritt in das Palais die dort aufgestellte Leibwache, wobei er äußerte, daß die Liebe des Volkes seine Wache seyn möge. Die freudige Stimmung, in welche die Gegenwart des neuen Landes⸗Regenten die Einwohner versetzte, würde sich noch viel lauter an den Tag gelegt haben, wenn wir in weniger drang⸗ vollen Zeiten lebten, als die jetzigen, die es den Fursten unmög⸗ lich machen, die Auflagen des Volkes zu vermindern. Der Han⸗ del leidet bei diesem Zustande und droht, bei längerer Fortdauer desselben ganz in Stocken zu gerathen. Bis jetzt haben die Ge—⸗ schäfte indeß hier noch einiges Leben behalten, indem häufig Sendungen von Kolonial-Waaren und anderen Erzeugnissen aus Amerika und England hier ankommen, die, wenn sie bei der

Vortheil zu gewähren, doch eine gewisse Bewegung am hiesigen Platze unterhalten und die zahlreiche Klasse der vom Handels⸗ stande abhängigen Arbeiter beschäftigen; diese leiden deshalb und wegen des wohlfeilen Preises der nothwendigsten Lebensbedürf— nisse am wenigsten.

Bologna, 12. Juli. Die Räumung unserer Stadt durch die Kaiserl. Oesterreichischen Truppen, von Manchen mit Verlangen, von Anderen mit Bangigkeit erwartet, wird zwischen dem 15. und 20. d. M. stattfinden. Wenn man auch zugeben muß, daß dieselbe dem verarmten Lande in pecuniairer Hinsicht eine bedeutende Erleichterung gewähren wird, so verhehlt sich an⸗ dererseits doch Niemand, der die hiesigen Verhältnisse kennt, daß die Freunde der Ordnung durch den Abzug der Kaiserlichen Truppen ihre kräftigste, ja vielleicht ihre einzige, Stütze verlieren. Da die Stimmung der Gemüther und der jetzige Zustand des Volkes keine starke Garantie für die Fortdauer der Ruhe zu ge— ben scheinen, so trit das dringende Bedürfniß einer einheimischen Besatzung ein, welche an die Stelle der abziehenden fremden tre⸗ ten könnte. Die Päpstliche Regierung hatte für diesen Zweck die Bildung eines kleinen inlandischen Heeres angeordnet; der Weg, den sie dabei einschlug, scheint aber mißglückt zu seyn, und statt der 8000 Mann, auf die man rechnete, sollen kaum 800 Mann zusammengekommen seyn. Der Bildung einer Bürger⸗ garde, die man unter diesen Umständen für unumgänglich noth— wendig hält, stellen sich Schwierigkeiten verschiedener Art entge⸗ gen, die sich nur mit Mühe werden heben lassen. Mittlerweile fehlt es nicht an Anzeichen einer Opposition gegen die Regierung und an aufrührerischen Versuchen. Zum Llufstande aufrei⸗ zende Proelamationen waren noch vor wenigen Tagen des Nachts in den Straßen angeheftet worden. Bedeutender ist eine ohne Angabe des Druckorts erschienene und un— längst hier bekannt gewordene „Protestation der Romagna“, welche sich in zwar gemäßigten, aber bestimmiten Ausdrücken ge—⸗ gen das bisherige Verfahren des Römischen Hofes ausspricht und keine dauernde Ruhe und Zufriedenheit dieser Provinzen verheißt, wenn nicht das ganze Wesen der Verwaltung eine heil— same Umwandlung erleide. Thellweise Reformen, wird erklärt, könn—⸗ ten selbst, wenn sie gut wären, zu nichts dienen, wenn sie durch die son⸗ stige Beschaffenheit der Regierung ungestraft verletzt werden dürf— ten, wenn nicht die Bürger aller Stände sich vereinigten, um die neuen Formen und die ihnen angemessenen Gesetze zu bestim—⸗ men, wenn die ausübende Gewalt nicht von der gesetzgebenden und von beiden nicht die richterliche getrennt würde, kurz, wenn die Reform nicht radikal sey. „Diese wenigen Winke“, heißt ferner es darin, „giebt die Romagna den fremden Gesandtschaften, ihren eigenen Behörden und namentlich den Wenigen, die unter dem Namen ihrer Repräsentanten nach Rom gerufen werden, ohne die Beistimmung, vielleicht ohne das Vertrauen der Provinzen zu besitzen. Denn sie befindet sich in dem Falle, die Vorschläge solcher Deputirten laut zu mißbilligen, wenn sie nicht mit ihrem in obigen Worten ausgesprochenen Willen in Uebereinstimmung stehen.“ Der berühmte Linguist, Professor Mezzofanti, leidet an Geisteszerrüttung. Als Deputirter nach Rom gesandt, war er dort höchst schmeichelhaft aufgenommen und vom Papste mit einigen neuen Ehrentiteln beschenkt worden. Die Aufnahme, die er bei seiner Rückkehr in Bologna fand, kontrastirte indessen so sehr mit derjenigen, die er erwartet hatte, daß das Gemüth des zartfühlenden Greises davon angegriffen worden ist. Vor Rimini liegt eine Französische Fregatte, über deren Zweck man sich hier den Kopf zerbricht, während schon alles Mögliche von Landungen, Aufstecken der dreifarbigen Fahne u. dergl. m. gefabelt worden ist. Nachrichten aus Venedig zufolge, sollen die dortigen Staatsgefangenen bereits vor einigen Tagen einge— schisst worden seyn, um nach Marseille gebracht zu werden. In den Toskanischen Häfen werden alle aus der Ost- und Nordsee kommende Fahrzeuge aus Besorgniß vor Einschleppung der Cho— lera denselben Sicherheits⸗-Maaßregeln unterworfen, wie die Schiffe aus der Levante und den anderen der gewöhnlichen Pest ausge⸗ setzten Ländern.

w

Berlin, 25. Juli. Die Königsberger Zeitung meldet im neuesten Blatte: „Das Corps des Polnischen Generals Grafen Giel⸗ gud, welches über die Preußische Gränze gegangen und den Schutz nachsuchte, unter Auführung der Generale Chlapowski, Rohland und Szymanowski, hat die Gesammtstärke von ungefähr 626 Offizieren, 6007 Köpfen, einer großen Zahl Pferden, nebst 26 Ge— schützen und 35 Pulverkarren. Dasselbe lagert diesseits von

Am 10ten d. M. kehrte Se. Maj. der worfen zu werden. Für die Verpflegung ist gehörig Sorge ge⸗

In dem Lager bei Langallen befinden sich die Generale Rohland

Zamilie wiederjukehren. Unter Anderem hat der junge Monarch

Prenßischen Truppen bewacht auf 2 Hauptpunkten, in geeigneten Bivouaks, um der vorschriftsmäßigen 20tägigen Kontumaz unter—

tragen. Das Schicksal des Generals Dembiuski, der den Rest des Gielgudschen Corps, circa 1200 Manu, befehligte und früher die Avant-Garde hatte, ist zur Zeit noch nicht bekannt.

und Szymanowski, nebst 398 Offizieren und 3779 Köpfen. Diese Abtheilung führte 20 Geschütze und 25 Pulverkarren mit sich, welche, nach erfolgtet Entwaffnung und vorschriftsmäßiger Rei⸗— nigung, nach den Depots abgeführt wurden, welche Preußischer Seits vorläufig dazu bestimmt, sind. Das jweite Lager befindet sich zwischen Sjernen und Gröszuppen an der Minge, eine Meile nördlich von Prökuls. In diesem Lager steht der General Chlapowski mit 228 Offizieren und 2237 Köpfen; 6 Geschütze und 19 Pulver⸗ karren, welche diese Abtheilung mit sich führte, sind gleichfalls in dies⸗ seitigen Depots in Verwahrung genommen. Die Polnischen Trup⸗ pen gehören, mit weniger Ausnahme, zum regulairen Militair, und zwar zum 2ten, 7ten, 18ten und 19ten Linien⸗Infanterie⸗Regiment, dem ersten Uhlanen⸗Regiment, der Posener und Kalischer Eska— dron. In dem Aeußeren der Truppen lassen sich deutlich Spu⸗ ren eines ermüdenden Streifzuges erkennen. Die Menschen sind

Ueberfüllung auch weit entsernt sind, den Sendern erklecklichen.

trieben. Die Zahl der Offiziere, die sich durch Epaulettes u Ringkragen auszeichnen, ist verhältnißmäßig sehr groß, weil vn allen Regimentern der Armee einige abgegeben sind, um g Instructeurs der zu organisirenden Truppen in Szamaiten un Litthauen zu dienen. Die ärztliche Untersuchung der in he den Lägern aufgestellten Polnischen Truppen hat ergeben, sich keine Spuren von Cholera unter ihnen zeigen. Für n blessirten und kranken Polen ist die nöthige ärztliche Hülfe es getreten. ö *

* Cholera. Nach den neuesten amtlichen Berichten aus Elbing

waren vom 12. bis zum 18. Juli 73 2 46 hinzugekommen am 19. Juli 16 9 28

r Summa 83. 55 2

Graudenz erfreut sich nach offiziellen Berichten vom ) d. M. eines sehr guten Gesundheitszustandes.

Im Unterschloß Mewe an der Weichsel ereigneten st am 17ten und 18ten d. M. zwei plötzliche Erkrankungs⸗- un Todesfälle. Obgleich die von der Königl. Regierung zu M rienwerder dahin geschickten Aerzte erklärten, daß der eine Tod fall durchaus nicht der Cholera und der andere ihr nur vielleih! zugeschrieben werden könne, so ist doch das Unterschloß Mem das isolirt von der Stadt gleichen Namens liegt, auf 10 Tun für verdächtig erklärt und sowohl, wie die beiden Sterbehang 3. besonders, abgesperct worden, in die dortige Fähransih verlegt.

In dem Dorfe Grünberg, welches auf dem recht Warthe-Ufer der Stadt Obrzyzko im Samterschen Kreise R Posenschen Regierungs⸗-Bezirkes gerade gegenüber liegt, sind zu Personen an der Cholera erkrankt. Neben den bekannten äußn lichen Mitteln ist den Kranken das Magisterium Bismuthi m solchem Erfolge gereicht worden, daß ihre Genesung zu erwartn steht. Der Ort ist sogleich abgesperrt und die Ueberfahrt nc Obrzycko untersagt und mit einer Wache besetzt worden, es i sich also die Erstickung des Uebels im Keime erwarten.

In der freien Stadt Krakau hat die Sterblichkeit nt zugenommen, doch werden noch täglich 50 bis 60 Menschen vn der Cholera dahingerafft, und kürzlich ist ein katholischer Geß licher während des Meß-Amtes von derselben befallen worden In dem Bade⸗Orte Krzeszowice, im Krakauer Gebiete, woe Graf Potozki 100 verwundete Polnische Soldaten in sein Schl aufgenommen hat, in Chrzanow und verschiedenen Dörfern de Krakauer Gebiets, grassirt die Cholera sehr stark, und da k meisten jungen Aerzte zur Polnischen Armee abgegangen sind, fehlt es sehr an ärztlicher Hülfe.

In Gallizien herrscht die Cholera besonders sehr stark in du Saljbergwerken von Bochnia unter den Bergleuten. N Wieliczka, wo die größten Vorsichts-Maaßregeln angewendt werden, ist bis jetzt noch kein der Cholera verdächtiger Krankheit Fall vorgekommen, und in dem Militair-Hospital zu Niepolb mice ist die Cholera ziemlich ausgerottet.

Königliche Schaan spiele. Dienstag, 26. Juli. Im Schauspielhause: Der dreißise Geburtstag, Lustspiel in 1 Aufzug. Hierauf: Karl XII. auf s ner Heimkehr, militairisches Lustspiel in 4 Abtheilungen, w Pr. C. Töpfer.

Königstädtisches Theater. Dienstag, 2s. Juli. Das Pfefferrösel, oder: Die Fran surter Messe im Jahre 1297. (Hr. Rohn, vom Ständischm Theater zu Pesth: Junker Friedmann von Sonnenberg, als erst Gastrolle.)

Berliner Börse. Den 25. Juli 1831. Amtl. Fonds. und Geld- Cours- Zettel. (Preusss. (ou

k e n .

// / / / / 90 Ostzpr. Pfandhrs. 3

99 Pomm. Pfandbrf.

96 Kur- u. Neum. do. Sn Schlesische do. S7] Rkst. C. d. K- u. N. S7 E. Sch. d. C.- u. N. 50

St. Schuld- Sch. Pr. Engl. Anl. 18 Pr. Engl. Anl. 22 Pr Engl. Obl. 30 Kurm. Obl. m. I. C. Neum. Int. Sch. do. Berl. Stadt. Oblig. Königsbg. do.

Elbinger do.

Lanz. do. in Ih Westpr. Psandbhr. Grolsliz. Pos. do.

oll. vollw. Dub. Neue dito

Friedrichsd'or..

Disconto

911 3a

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r 6 0 . . 0 0

Auswärtige Börsen.

9 ; Amsterdam, 20. Jnli. Niederl. wirkl, Schuld 36. Kanz- Bill. 123. Oesterr. 5pkos Metall. J8. Russ. (bei Hope) 86.

Ham bung, 23. Juli. Oesterr. 5prec. Metall. Sig. 4Broc. 69. Bank- Aetien M. Juli und Aug. 102). Russ. Enzl. Anl. S8. Russ. Anl. Ilamh. Cet. S3. do. in Inseript. 823. Diän. 59. Poln. 85. St. Petersburg, 15. Juli. Hamburg 8 Mon. zz. Silber-Rubel 371 Kop.

5 Metall. 9 Wien 29 Juli. x 5broe. letall. 794. 4proc. 68. 2] roc. 393. 1 . 171. oon zu 106 FI. 155. , ,, 996. e r, n,,

NEUESEIE BQGRSEKN - NKACMDMMpIC&CDZ.

Paris, 19. Juli. proc. Rente pr. compt. S7. 30. fi Cour. 87. 35. 3proc. pr. compt. 57. 30. sin eour. 57. 30. hhhrot- neue Anleihe der 1290 Mill. 87. 25. 5proc. Neapol. pr. compt. 67. 79. fin Cour. 67. 75. proc. Span. Rente perp. 49.

Sran kfurt a. M., 22. Juli. Oesterr. Sproc. Metall. Meß Mö. 4proc. 673. 6745. 24proc. 41. proc. 173. Br. Ban⸗ zer, gaz. 1230, Hartial-Obi. I15z. 1s6z. Loose zu 1d de 1565. Br. Poln. Loose 41. 413.

Redaeteur John. Mitredaeteur Cottel. 64 .

sehr gebräunt und zum Theil wild aussehend, die Pferde abge—

Gedruckt hei A. W. Hayn.

erkrankt genes. gest. Best. geblichn 27

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Allgemeine

6 ö. ,,

Preußische Staats-Zeitung.

206.

. ·

2

Amtliche Nachrichten. Kronik des Tages.

Des Königs Majestät haben geruht, den Ober⸗-Landesgerichts⸗ galarien⸗-Kassen⸗Rendanten Landeck zu Ratibor zum Hofrath f ernennen.

Die Frau Gräfin von Wittelsbach, nebst Gefolge, ist gn München hier angekommen.

Das 10te Stück der Gesetz Sammlung, welches heute aus— gegeben wird, enthält unter Rr, 1295. die Ratifications-Urkunde der am 31. Märn d. J. zu Mainz abgeschlossenen Uebereinkunft zwischen den üfer-Staaten des Rheins und auf die Schifffahrt dieses Flusses sich beziehenden Ordnung; vom 19ten Mai d. J.; 1296. die Uebereinkunft und die Rheinschifffahrts⸗-Ordnung selbst; vom 31. März d. J., und unter 1297. den Tarif für die Abgaben beim Waaren⸗Transport auf dem Rheine; vom 5ten d. M. Zugleich wird diesem Stücke auch das noch zu Nr. 9 der Heseß⸗ Sammlung gehörige Blatt, Seite 69 und 70 beigegeben. Berlin, den 27. Juli 1831. GesetzSammlungs⸗Debits⸗-Comtoir.

Zeitungs-Nachrichten. Ausland.

Frankreich.

Paris, 19. Juli. Der König kam gestern von St. Cloud nach dem Palais⸗Royal, um einen Min elf n zu halten. Herr hörace Bernet hatte eine Privataudienz bei Sr. Majestät. Durch Königliche Verordnung ist Herr Partenson statt des ern Lafond, der seine Entlassung genommen hat, zum Ober⸗ sen der zwölften Legion der hiesigen National-Garde ernannt vorden. Prosessor Cousin, Mitglied des Königl. Unterrichts- Conseils, st zum Offizier der Ehrenlegion ernanut worden. „Diese au⸗ jerordentliche Beförderung“, fügt der Moniteur himu, „wird urch die ausgezeichneten Dienste gerechtfertigt, welche Herr Cou⸗ n durch die Erfüllung des Auftrages, über den öffentlichen Un⸗ nicht in Deutschland, und namentlich in Preußen, offizielle Ingaben zu sammeln, der Wissenschaft geleistet hat.“ Der Pro⸗ sesor Cousin ist vorgestern von Berlin wieder hier eingetroffen. Der Gesandschafts⸗Secretair Graf von Latour-⸗Maubourg ist zn Neapel mit Depeschen hier angekommen. Der ehemalige Staats-Minister, Graf Defermon, ist gestern hierselbst mit Tode abgegangen. Dem Courrier frangais zufolge, haben nach einer vom Ninssterium selbst angestellten Zihlung 251 Deputirte sich ver—⸗ pfichtet, gegen die Erblichkeit der Pairle zu stimmen. Die Frage wilde alfo im voraus entschieden seyn, wenn einige Mitglieder im Augenblicke der Abstimmung ihren Entschluß nicht ändern. Der das Invaliden-Hotel kommandirende General-Lieutenant Dalesme, so wie der Intendant desselben, Baron Volland, ma⸗ chen Folgendes bekannt: „Einige Blätter haben die im Inva⸗ lden Hotel stattgefundenen Verhaftungen verschieden und un⸗ genan angegeben; es liegt daher daran, die Thatsachen richtig himjustellen. Die Herren Cazeaux und Renaut, jener Oberst de Hotels, der andere pensionirter Oberst-Lieutenant und Secre⸗ tair des Gouverneurs, sind in Folge einer von dem Invaliden Ghäteau angezettelten Intrigue, wirklich verhaftet worden. Die⸗ sen wegen schlechten Betragens aus dem Hotel weggejagte Inva— de schrieb seine Vertreibung dem Obersten Cazeaux zu und warf Herrn Renaut vor, hintertrieben zu haben, daß seine Ge⸗ suche um Wiederaufnahme in die Anstalt bis zur Behörde ge⸗ langten; er hatte deshalb beschlossen, sich zu rächen, und diesen Potsatz bei mehreren Gelegenheiten laut geäußert. Diese schänd⸗ liche Machination mußte die Aufmerksamkeit der Behörde auf scch ziehen; sie war aber so plump angelegt, daß sie bei der wberflächlichsten Nachforschung von Seiten der Militair- und Ci⸗ üil-Polizei enthüllt wurde, und beide Offiziere sind augenblicklich der Freiheit und ihren Amts-Functionen wiedergegeben worden. llebrigens scheint der Invalide Chateau sich selbst haben strafen w wollen, indem er sich, während man in seiner Wohnung Nachsuchungen anstellte, aus dem sechsten Stockwerke herab⸗ li ein Ereignsiß, welches die Blätter bereits berichtet aben.“ Herr E. Rastoin, Verfasser einer vor kurzem erschienenen Ab⸗ handsung über die Elemente der Botanik, ist von der Königin m., der Botanik für ihre Prinzessinnen Töchter ernannt orden. : Das Journal de Finistre enthält folgendes Schreiben kn dem vor Lissabon liegenden Blokade⸗Geschwader: „Am Bord Es Linienschiffes „Suffren“, vor der Tajo-Mündung, am 25. uni. Gestern Abend sind wir endlich hier angelangt, nach⸗ em wir während der ganzen Fahrt mit widrigen Winden ge⸗ lämpft. Wir fanden hier die „Melpomene“, die „Syrene“, dit „Egle“, den „Hussard“ und den „Endymion“'. Der allge— meine Sammelplatz war am Cap Ste. Marie, 40 Meilen süd⸗ lich, wo wir uns mit dem Geschwader des Contre-Admirals Hu⸗ gon, das aus 5 Linienschiffen und 2 Fregatten besteht, vereini⸗ gen sollten. Wir werden dann und nach Ankunft der Fregatte la Guerrlere“ 14 Kriegsschiffe stark seyn, welche bestimmt sind, en Lissaboner Hafen zu forciten, Um die hiesigen nicht von chiffen zu entblößen und um die Blokade⸗Linie enger zu ziehen, hat der Eontre-Admiral Roussin den „Endymion“ nach dem Kap Ste. Marie gesandt, um dem Touloner Geschwader den

—— ß 2 2 ——————

Berlin, Mittwoch den 27sten Juli.

n

wir vor der Tajo⸗Mündung und nehmen Portugiesische Fahrzeuge weg. Capitain Rabaudy hat bereits 16z Prisen gemacht. Man behauptet, Dom Miguel wolle kräftigen Widerstand leisten; er hat das Linienschiff „Joao Vl.“, 3 Fregatten, 3 Korvetten und 2 Briggs ausgerüstet Und die Besatzung der am Eingange gele⸗ genen Forts verstärkt. Da die Schiffe der hiesigen Nation mit Gefangenen überladen waren, so sind diese auf der Fregatte „Shrene“ nach Brest geschickt worden; wir werden also ein schö⸗ nes Schiff weniger für die große Operation haben, die hier im Werke ist. Die Englischen Steitkräfte im Tajo bestehen nur in zwei Fregatten.

Die aus dem Mittelländischen Meere in Nantes am 13ten d. M. angekommene Brigg „Canaris“ hat das Geschwader des Contre⸗Admirals Hugon am Cap Ste. Marie an der Portugiesi⸗ schen Küste kreuzen sehen.

Dem Temps zufolge, haben alle auf der Rhede von Toulon liegende Schiffe am 13ten d. durch telegraphische Depeschen den Befehl erhalten, unter Segel zu gehen.

Dasselbe Blatt meldet, das Schloß Malmaison werde in wohnlichen Stand gesetzt, indem man dort den vormaligen Kaiser von Brasilien erwarte.

Das Gesetz vom 18. Juli 1828 legte den Journalen die Verpflichtung auf, eine Caution zu stellen, und eine Verordnung vom 29. Juli desffelben Jahres, welche die Weise, wie diese Ver⸗ bindlichkest erfüllt werden sollte, bestimmte, schrieb unter Ande⸗ rem vor, daß eine vom Schatze ausgefertigte Bescheinigung über die geleistete Caution bei der Directlon des Buchhandels nieder— gelegt werde. Da einige Journale diese unerläßliche Förmlich⸗ keit nicht erfüllt haben, so hat der Handels⸗-Minister eine Liste derselben an den Königl. Prokurator gesandt, damit dieser die Geschäftsführer jener Blätter auffordere, der gesetzlichen Bestim⸗ mung zu genügen.

Der ÄAssisenhof sprach gestern den Verfasser, den Drucker und den Verkäufer einer Broschüre, worin Mittel zur Exrich—⸗ tung einer republikanischen Einrichtung ohne Anarchie und in⸗ nere Zerrüttungen angegeben waren, von der gegen sie erhobenen Anklage der Aufreizung zu Haß und Verachtung gegen die Re⸗ gierung und zum Umsturze derselben frei.

Das Journal du Commerce meldet: „Die Regierung hat auf die Nachricht, daß an der Küste der Bretagne heimlich Waffen und Munition ausgeschifft werden sollen, die nöthigen Vorsichts⸗Maaßregeln angeordnet. In St. Malo werden Kano⸗ nier⸗Böte bewaffnet, welche an der Küste des Deyartements der Ille und Vilaine kreuzen sollen. An der Loire-⸗Mündung sind ahnliche Anordnungen getroffen. Die Brigg „Hussard“ wird bei Noirmontiers und der Insel Jeu mit mehreren Kanonier⸗ Böten erwartet. Die Korvette „Diligente“ ist am 14ten Abends von Rochefort in nordöstlicher Richtung unter Segel gegangen, wahrscheinlich mit dem Auftrage, die Küsten der Bretagne zu bewachen.“

In demselben Blatte heißt es: „Aus allen Theilen Frankreichs meldet man, daß dort Anstalten zur Feier der Juli⸗ Tage getroffen werden, während man in Paris fortfährt, die drelfarbige Kokarde zu beschimpfen und das Juli-Band abzu⸗ reißen, ohne daß die Behörde sich darum zu bekümmern scheint. Betrübende Exeignisse haben sich auch gestern an mehreren Punk⸗ ten der Hauptstadt erneuert. Wir wollen nicht in Details ein⸗ gehen, welche die schon ohnehin nur zu sehr aufgeregten Leiden⸗ schaften noch mehr reizen würden; aber es ist Zeit, daß die Be⸗ hörden, denen die Bewachung der öffentlichen Straßen obliegt, Worte der Mißbilligung für solche Ausschweifüngen finden; durch langeres Stillschweigen würden sie sich zu Mitschuldigen machen.“

Der Minister des Handels und der öffentlichen Arbeiten hat zur Vertheilung unter die Einwohner des durch eine Feuersbrunst verheerten Dorfes Varennes im Somme⸗Departement, 3500 Fr. an den dortigen Präfekten gesandt.

Aus Montargis (im Departement des Loiret) wird ge⸗ meldet: „Eine Protestantin starb hier vor einigen Tagen in dem Hause ihres Bruders, bei welchem sie seit 6 Monaten wohnte; am Tage nach ihrer Beerdigung verbreitete sich in der Stadt das Gerücht, sie sey auf dem Kirchhofe an dem für die Missethäter bestimmten Platze bestattet worden. Da die Behörde sich von der Wahrheit des Faktums überzeugte, so ordnete sie sogleich die Ausgrabung der Leiche an, die in Gegenwart einer großen Volks— menge stattfand, und der Sarg wurde unter tiefer Stille an ei— nem anderen Platze des Kirchhofes beigesetzt. Wie kann die geist— liche Behörde noch dergleichen Vorurtheile hegen, und wie kann die Verwaltung derselben noch die Ausübung einer Autorität lassen, mit welcher sie solchen Mißbrauch treibt. Dieser Vorfall hätte ernsthafte Unruhen veranlaßt, wenn die Behörde nicht so schnell und besonnen zu Werke gegangen wäre.“

Nachrichten aus Toulon vom 13ten d. zufolge, ist der Lieu⸗ tenant Itani, der wegen seines Benehmens bei den Unruhen von Tarrascon vor ein Kriegsgericht gestellt wurde, von demselben freigesppochen und in Freiheit gesetzt worden; er begab sich sogleich zu dem kommandirenden General des Departements, der ihm seinen Degen wieder einhändigte.

Großbritanien und Irland.

Parlaments-Verhandlungen. Oberhaus. Sitzung vom 19. Juli. Der Lord-Kanzler sagte, daß er einen Gegenstand berühren müsse, der die Gerechtsame des Parla⸗ ments, in seinen höchsten und wichtigsten, nämlich in seinen richterlichen Functionen betreffe. Er mache diese Mittheilung, obgleich er nicht glaube, gezwungem zu werden, die Pairs aufzu⸗ fordern, jene Gerechtsame zu vertheidigen. Das Haus würde sich erinnern, daß ihm in der vorletzten Session ein Fall vorge⸗ legen, den es nach einer reiflichen Ueberlegung durch einen Be⸗ fehl erledigt habe, wodurch ein Urtheilsspruch des damaligen Lord⸗Kanzlers (Lord Eldon) bestätigt worden sey. Die Sache betraf die Bewachung eines minorennen Kindes. Es wurde be⸗ fohlen, daß Herr W. T. Long Wellesley und alle andere Per⸗ sonen verhindert werden sollten, das Kind der Sorgfalt und der

Befehl zu bringen, hier zu ihm zu stoßen. Imwischen kreuzen

E—-—

zu entziehen, welchen der Gerichtshof die Bewachung des Kin⸗

des anvertraut hatte. Trotz diefes Befehls, der vom Kanzlei⸗

Gerichtshofe erlassen und von Ihren Herrlichkeiten bestätigt worden

sey, habe Herr Wellesley durch Gewalt und Betrug, unter

dem Vorgeben, daß er eine Botschast von Miß Longs Anwalt

bringe, und durch das gewaltsame Eindringen von Personen,

welche Konstablers-Stäle krugen, sich in Besitz des Kindes ge⸗

setzt und dasselbe fortgeführt. Er (der Lord⸗Kanzler) habe einen Beamten abgesendet, um das Kind zu reklamiren. Die

Antwort jenes Herrn, die derselbe in seiner eidlichen Aussage

noch bestätigt habe, sey aber gewesen: daß er sein Kind trotz dem . Ihrer Herrlichkeiten fortgenommen habe und dasselbe behalten, auch Sorge dafür tragen werde, daß

es der Jurisdiction des Gerichtshofes entzogen würde. Hierauf habe er (der Lord-Kanjler) ihn sogleich in erhaft nehmen lassen; wenn er einen Augenblick angestan⸗ den hätte, dies zu thun, so wäre er der Stellung, welche er ein— nähme, unwürdig gewesen und würde verdient haben, vor der Barre des Hauses jur Rechenschaft gezogen zu werden. Sollte dies nun, da Herr Long Wellesley Mitglied des Unterhauses sey, Anlaß geben können, die Privilegien des Parlaments in An— spruch zu nehmen, so würde nicht nur jene genannte Person, sondern alle Mitglieder der beiden Häuser, von den Gesetzen des Landes ausgenommen seyn; sie würden alsdann üher den Ge⸗ setzen stehen und die Verletzer derselben, statt deren Abfasser, seyn. Der unglückliche Herr Long Wellesley habe Unrecht ge⸗ handelt, aus einem herzlichen und verzeihlichen Gefühl; aber es müsse auch andererseits zugegeben werden, daß er dabei auf eine höchst unziemliche Art gehandelt habe. Es sey derselbe nicht etwa ins Gefängniß gebracht worden, um ihn dadurch zur Her— ausgabe des Kindes zu zwingen, sondern um ihn für das Be— gangene zu bestrafen. Wenn sich derselbe auf die Privilegien des Parlaments berufen sollte, so sey er (der Lord⸗Kanzler) sest überzeugt, daß Ihre Herrlichkeiten und das Haus der Gemeinen die Anwendung eines so unnatürlichen Privilegiums nicht zuge⸗ ben würden. Dersfelbe Minister brachte darauf eine Bill zur Verbesserung des Schatzkammer-Gerichtshofes in Schottland ein, welche zum erstenmale verlesen wurde, und kam dann noch einmal auf die schon früher im Parlamente beregte Angelegen⸗ heit des Herrn Stocks, eines Friedens-Richters in Yorkshire,) zurück imd rechtfertigte neuerdings die Wieder⸗-Einsetzung dessel⸗ ben. Mehrere Pairs sprachen sich über diesen Gegenstand aus, ohne daß derselbe ein Resultat lieferte.

Unterhaus. Sitzung vom 19. Juli. Bevor sich das Haus in einen Ausschuß über die Reform-Bill verwandelte, machte Herr Mackin non den Antrag, daß die in den Listen A und B aufgeführten Burgflecken nicht nach den Bevölke⸗ rungs⸗Listen von 1821, sondern nach denen von 4831 beurtheilt werden möchten. Herr Cresset Pelham unterstützte diesen Antrag, dem sich Lord John Russell widersetzte, und der nach einigen Erörterungen mit 244 Stimmen gegen 169, also mit einer Mehrheit von 75 Stimmen, zu Gunsten der Minister ver⸗ worfen wurde. Im Ausschusse trug Lord Maitland darauf an, daß der Burgflecken Appleby von der Liste A auf die Liste B übertragen werde. Diese Frage beschäftigte das Unterhaus während der ganzen Dauer des Ausschusses. Die ministerielle Partei stützte sich besonders auf die Bevölkerungs-Listen von 1821 und auf den Umstand, daß Appleby aus zwei, strenge ge— nommen, nicht zusammen gehörenden Gemeinden bestehe. Schließ— lich wurde mit 302 Stimmen gegen 223, also mit einer Majo— rität von 74 Stimmen, zu Gunsten der Minister entschieden, daß Appleby auf der Liste A stehen bleiben und ihm also sein Wahlrecht gänzlich entzogen werden solle. Das Haus vertagte sich um 22 Uhr.

London, 19. Juli. In der Times beklagt sich ein Ein— sender darüber, daß am letzten Sonntag ein Geistlicher in der Königl. Kapelle so heftig gegen die Resorm⸗Bill gepredigt habe. Der König sey nicht gegenwärtig gewesen, aber der Bischof von London würde wahrscheinlich gegen dies unvorsichtige und un— geistliche Betragen remonstriren.

Dasselbe Blatt sagt in Bezug auf die neuesten Nach⸗ richten aus Columbien: „Das Uebergewicht der Partei, welche Bolivarn gegenüber stand, scheint in Columbien vollständig ge— worden zu seyn. Obgleich der letzte Präsident, Urdaneta, den ersten Eingriffen dieser Partei, unmittelbar nach dem Tode Bo⸗ livars, nicht widerstehen konnte, so scheint er doch seinen Geg— nern späterhin die Nothwendigkeit begreiflich gemacht zu haben, sich aller Streitigkeiten zu euthalten. Es fand daher am 8. Mai eine Zusammenkunft zwischen den Oberhäuptern der streitenden Parteien, dem Vice⸗Präsidenten Caicedo und den Generalen Lo— pez und Urdaneta, statt. Das Resultat derselben war eine Ver⸗ söhnung, unter der Bedingung, daß die Zügel der Regierung in den Handen der „Liberalen“ bleiben sollten, die kürzlich so sieg⸗ reich von denselben Besitz genommen hätten. Wie lange diese Versöhnung dauern wird, muß die Zeit lehren. Aber die letzten Erfahrungen scheinen kein großes Zutrauen zu der Aufrechterhal⸗ tung der Ruhe eingeflößt zu haben. Luque hat sein Ansehen in Carthagena fest begründet.“

te der wand e.

Aus dem Haag, 21. Juli. Die Abreise Sr. Maj. zur Armee ist, wie man vernimmt, auf bevorstehenden Freitag fest⸗ gesetzt worden.

Die heutige Staats-Courant theilt sowohl in Französs— scher als in Holländischer Sprache die (gestern erwähnte) Na— mens Sr. Majestät von dem Minister der auswärtigen Angele— genheiten auf die neuesten Vorschläge der Londoner Konferenz ertheilte Antwort mit. Dieselbe lautet folgendermaßen:

„Ihren Excellenzen den Herren Bevollmaͤchtigten von Oesterreich, Frankreich, Großbritanien, Preußen 3 . Mitgliedern der Londoner Kon—

enz.

Excellenzen! Der Herr Baron von Wessenberg hat mir ei Schreiben uͤberreicht, mit dem Ew. Excellenzen naeh . Inf

Pflege der Dorothea und der Emma Tilney Long, Tanten desselben,

) Vergl. Nr. 191 der St. Zeit.

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