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gedehnt wird. Zunächst aber müßte unsere Regierung den Zoll auf ausländische Bücher aufheben; ohnedies ist das Einkommen, das diese Besteuerung von Wissenschaften gewährt, nur gering⸗ fügig und steht mithin nur als eine barbarische Maaßregel dem Anbau der Literatur des Auslandes im Wege.“

Ein hier eingegangenes Privatschreiben aus Ostende meldet, daß der Prinz Leopold, gerührt von der enthusiastischen Aufnah⸗ me, die er bei den dortigen Einwohnern gefunden, die Versiche—⸗ rung ertheilt habe, daß er in Ostende einen Pavillon erbauen und dort einen Monat in jedem Jahre zubringen wolle.

Einem an der heutigen Börse zirkulirenden Gerüchte zufolge, soll 63 / . in g Forderungen des Fränzösischen Flot⸗ ten⸗Befehlshabers gefügt haben.

k . Italläner, Namens Galli, hat ein Instrument zum Schnellschreiben erfunden, das wie ein Kla⸗ vier mit den Fingern in Bewegung gesetzt wird, mehrere Ab⸗

schriften zugleich liefern und jedem Redner bequem folgen kann. Herr Rogier fügte hinzu, daß die Bürgergarde des ganzen Lan—

Nieder ande.

Breda, 22. Juli. Des Königs Möäjestät, begleitet von Sr. K. H. dem Prinzen v. Oranien, und haben, nachdem Sie Sr. Königl. H. dem Prinzen Friedrich einen Besuch abgestattet, die hiesigen Festungswerke in Augen⸗ schein genommen.

Gemäß einer Königl. Verfügung vom 28. v. M. sind die Bestimmungen der am 31. März zu Mainz abgeschlossenen Rhein⸗ sHifffahrts-Aäkte mit dem 17ten d. M. für die Niederlande in Kraft getreten.

Zu Herjogenbusch sind die Matexialien in Entreprise gegeben worden, welche gebraucht werden möchten, um durch das Abdam⸗ men der alten Maaß und der Donge das Land um Heus den unter Wasser zu setzen. äʒ

—— Amsterdam, 23. Juli. Die Annahme der Belgi⸗ schen Krone durch den Prinzen Leopold und die Weigerung un⸗ seres Gouvernements, den neuen Vorschlägen der Mächte beizu⸗ treten, haben einen ungünstigen Einfluß auf den Stand der Holländischen Staatspapfere ausgeübt, weil in Folge jener Er⸗ eignisse die Aussicht auf eine uns vortheilhafte Beendigung der Belgischen Angelegenheiten, dem Anscheine nach, sehr entfernt wird. Indessen haben die Französischen Fonds sich gut erhalten, veil die Unruhen in Parts während der letzten Woche weniger bedeutend gewesen sind, als befürchtet wurde, und ein allgemei⸗ ner Krieg so viel weniger zu besorgen ist, als Ordnung und Ruhe in Belgien wiederkehren. Dle Russischen Staatsapiere bleiben gedrückt, und die Nachrichten vom Vorrücken der Russi⸗ schen Tuppen in Polen hatten beinahe keine Wirkung auf die Preise derselben. Im Ganzen sind nur wenig Geschäfte gemacht worden; in den Renversalen der neuen Anleihe war viel Ver— kehr; dieselben sind, nachdem sie schon zu 19 pCt. gekauft wur— den, wieder auf 13 pCt. zurückgegangen und blieben gestern wie⸗ der 13 pCt. Am gestrigen Gekreide⸗Markt stellte sich für Pol⸗ nischen Weizen etwas mehr Frage von Verbrauchern ein; dage⸗ gen ist Kubanka⸗Weizen zu merklich niedrigeren Preisen bei Par⸗ tieen abgelassen; Roggen erhielt sich zwar im Preise, doch fand wenig Ümsatz statt; Gerste und Hafer blieben unverändert. Ißpfünd. bunter Polnischer Weizen galt 390. 392 Fl., auch 396 Fl., eine Partie schöner 125pfünd. dito 390 Fl., 1229fünd. bun⸗ ter Königsberger 365 Fl., 119pfünd. rother 305 Fl.; 129. 121 pfünd. alter Preuß. Roggen ist mit 195 und 198 Fl. bezahlt, i7pfünd. neuer 165 Fl., 118pfünd. alter getrockneter dito 170 Jl.; 80. 8!pfünd. feiner Hafer 106. 108 Fl.

Brüffel, 22. Juli. In der vorgestern, am Vorabend vor der Inauguration des Königs, noch um g Uhr stattgehabten Nongreß- Sitzung legten jzuvörderst die Herren Devaur und F. Meens einen Gesetz- Entwurf über die Formel des von den öf⸗ sentlichen Beamten zu leistenden Eides vor. Die Herren Rai⸗ kem, Brabant und einige Andere waren der Meinung, daß man den Beamten gar keinen Eid auferlegen solle. Da andere Mitglieder die entgengesetzte Ansicht hatten, so stimmte man darkber ab, ob überhaupt ein Eid geleistet werden solle. Diese Frage wurde bejahend entschieden. Herr Beyts schlug darauf vor, daß auch die Deputirten einem Eide unterworfen würden; die Versammlung, welche über diesen Gegenstand sehr ver⸗ schiedener Meinung zu seyn schien, nahm denselben zuletzt mit 87 Stimmen gegen 61 an. Ueber die Eidesformel wurde auch lange debattirt und dieselbe endlich für Militair⸗ und Civil-Beamten folgendermaßen bestimmt: 9schwöre Treue dem Könige, Gehorsam der Constitution un den Ge⸗ setzen des Belgischen Volks.“ Die Mitglieder d Kammern schwören, auf den Vorschlag des Herrn Raike nn, nur, die Constitution zu beobachten; sie leisten diesen Eid im Schoße der Kammer, in dem Angenblick, wo sie ihre Functionen antreten. Dieser Eid schließe den Eid der Treue ge—⸗ gen den König in sich, dessen Rechte durch die Consti⸗ tution geheiligt seyen. Das Dekret wurde mit 96 Stimmen gegen 46 angenommen. Herr Raikem schlug vor, in den Ar— tikeln 60 und 61 der Constitution die Namen und Titel des Prinzen Leopold von Sachsen-Koburg einzurücken, welches ohne Diskusston genehmigt wurde. Hr. Ch. von Brouckere schlug solgenden Gesetz- Entwurf vor: im Namen des Belgischen Volks dekretirt der National-Kongreß: „Es kann Niemand wegen poli⸗ tischer Verbrechen, oder wegen Preß⸗Vergehen, die bis heute von Beigiern begangen sind, belangt und keine in dieser Beziehung einge⸗ leitete Untersuchung fortgesezt werden. Dies Dekret tritt vom 21. Juli an in Kraft.“ Dieser Vorschlag brachte eine große Aufregung n der Versammlung hervor und gab Anlaß zu einer sehr leb—⸗ haften Diskussion; am Schlusse derselben wurde der Gesetz-Ent⸗ wurf mit 96 Stimmen gegen 25 verworfen. Man ging dar⸗ auf zur Erörterung eines Dekret-Entwurfs über, durch welchen dem Regenten eine National-Belohnung für die ausgezeichneten Dienste, welche er der Nation geleistet habe, angewiesen werden sollte; es waren mehrere Entwürfe vorgelegt; in zwei derselben schlug man vor, dem Regenten ein Hotel in Brüssel und eine lebensläng⸗ liche Pension von 20, 000 Gulden anzuwmeisen; in einem dritten teug man darauf an, zu dekretiren, daß der Regent sich um das Vaterland verdient gemacht habe. Herr Forgeur glaubte, daß der Regent sich mehr durch das letztere Dekret geschmei⸗ cheit fühlen würde, als durch irgend ein anderes. Außer— dem glaube er, daß in Betracht der einfachen Lebensweise des Regenten eine Pension von 19000 Fl. genügen werde. Nach- dem noch mehtere Mitglieder sich über diesen Gegenstand hatten vernehmen lassen, kam man über folgenden Entwurf überein. „Art. 1. Der Herr Baron Erasmus Surlet von Chokier, Regent von Belgien, hat sich um das Vaterland verdient gemacht. Art. 2. Es wird eine Medaille geschlagen, um das Andenken an die Berwaltung des Herrn Regenten auch für die Folgezeit zu erhal⸗ ten. Art. 3. Der Herr Baron Erasmus Surlet von Chokier wird aus dem öffentlichen Schatz eine lebenslängliche Pension von 10,00 Gulden genießen.“ Dieses Dekret wurde mit 105 Stimmen gegen 14 angenommen. Die Opponenten erklärten,

sind heute hier angelangt

1555 daß sie mit den beiden ersten Artikeln einverstanden seyen, und daß sich ihr negatives Votum nur auf den dritten Artikel bezo⸗ gen habe. Es wurde demnächst eine Deputation von 9 Mitglie⸗ dern ernannt, um dieses Dekret dem Herrn Regenten zu über⸗ reichen. Hierauf wurde noch über einen Verschlag des Herrn Nothomb diskutirt, dessen wesentlicher Juhalt dahin lautete, daß der Kongreß sich unmittelbar nach der Eidesleistung des Kö— nigs vertagen solle. Am Tage der Versammlung der Kam⸗ mern würde er von selbst als aufgelöst zu betrachten seyn. Bis zum Zeitpunkte dieser Auflösung solle nur der König das Recht haben, den Kongreß zusammenzuberufen, welcher von jetzt an nur noch eine gesetzgebende Gewalt besitze. Die Herren Jottrand und Lebeau ünterstützten diesen Vorschlag, weil man, im Fall eines Krieges mit Holland, die Regierung nicht ohne Mittel lassen dürfe, die Beduürfnisse des Krleges zu bestreiten. Das Dekret wurde mit 73 gegen 39 Stimmen angenommen. Bevor der Prasident die Sitzung aufhob, schlug er vor, der Brüsseler Bürgergarde Dank⸗ sagungen zu votiren, welches mit Aeclamation bewilligt wurde.

des dieselben Dauksagungen verdiene, welches die Versammlung durch lebhaften Beifall anerkannte. Die Sitzung wurde um 2 Uhr Morgens aufgehoben. .

Gestern nach der Inauguration versammelte sich der Kon⸗ greß im National⸗Palaste. Der Präsident zeigte an, daß der König die Deputirten, nach den verschiedenen Provmzen, um 5 Uhr empfangen werbe. Herr Picquet stattete im Namen der Kommission, welche damit beauftragt war, dem Regenten das gestern erlassene Dekret zu überreichen, Bericht über die Vollzlehung ihres Auftrages ab. Der Herr Regent hätte ge⸗ wünscht, daß der letzte Artikel (s. oben) nicht in dem Dekret enthalten wäre. Der Prästdent, Herr van Gerlache, erhob sich hierauf und erklärte, nachdem er die Verhältnisse Belgiens seit Beginn der vorjährigen Revolution noch in der Kürze be⸗ rührt hatte, daß der Kongreß, in Gemäßheit des Dekrets vom 2lssten d., vertagt sey. Dle Versammlung votirte noch dem Bu⸗ ö Danksagungen, und die Sitzung wurde um 3 Uhr aufge— oben. d Folgendes ist die gestern erwähnte Rede des Königs bei Ge⸗ legenheit seiner Inauguration:

„Meine Herren! Der feierliche Akt, welcher jetzt vollzogen wird, vollenden das gesellschaftliche Gebäude, welches durch den Patriotismus der Nation und ihrer Repräsentanten begonnen war. Der Staat ist, in den von der Constitution vorgeschriebe⸗ nen Formen, definitiv konstituirt. Diese Constitution geht ganz von Ihnen aus, und dieser Umstand, der der Lage, worin sich das Land befand, zuzuschreiben ist, scheint mir sehr erfreulich. Es sind dadurch Reibungen vermieden, welche sich zwischen den verschiedenen Gewalten erheben und die Eintracht stören konn⸗ ten, die unter ihnen herrschen muß. Daß ich mich unverzüglich auf den Belgischen Boden begeben habe, hat Sie überzeugen müssen, daß lch, treu meinem Worte, nur darauf gewartet hatte, daß die Hindernisse, die sich meiner Thron-Besteigung entgegen⸗ setzten, durch Sie selbst hinweggeräumt seyn würden,. Die verschledenen Betrachtungen, welche in der wichtigen Diskussion, die dieses Resultat herbeigeführt hat, zur Sprache, gekommen sind, werden Gegenstand meiner sorgfältigsten Berücksichtigung eyn. Ich habe, seit meinem Eintritt auf Belgisches Gebiet,

eweise eines rührenden Wohlwollens erhalten; ich bin da— von noch eben so ergriffen, als ich dankbar daftir bin. Beim Anblick dieser Volks⸗Massen, welche durch ihr Zu⸗ jauchzen den Akt der National-Repräsentation ratificiren, habe ich mich überzeugen können, daß ich durch den Wunsch des Landes berufen bin, und ich fühle mich davon durchdrungen, welche Pflichten mir ein solcher Empfang auferlegt, Em Bel⸗ gier durch Ihre Adoptirung, werde ich mir ein Gesetz daraus machen, es auch immer durch meine Politik zu seyn. Ich bin ebenfalls auf dem Theil des Französischen Gebiets, den ich berührt habe, mit außerordentlichem Wohlwollen empfangen wor⸗ den, und ich habe in diesen Bezeigungen, auf die ich einen hohen Werth lege, die glückliche Vorbedeutung einer vertraulichen und freundschaftlichen Verbindung zu sehen geglaubt, welche zwi⸗ schen diesen beiden Ländern bestehen muß. Jede politische Umwälzung hat nur momentane Verletzung der materiellen In⸗ teressen zur Folge. Ich begreife deren Wichtigkeit zu wohl, um mich nicht unverzüglich damit zu beschäftigen, durch die thätigste Sorgfalt dazu beizutragen, den Handel und Gewerbfleiß, diese belebenden Prinipien des National-Gedeihens, aufs neue in Schwung zu bringen. Die Verbindungen, welche ich mit den uns angränzenden Ländern angeknüpft habe, werden, wie ich hoffe, die Äustrengungen unterstützen, die ich sogleich aufbieten werde, um jenen Zweck zu erreichen; aber ich überlasse mich der Hoffnung, daß das Belgische Volk, so ausgezeichnet durch seinen gesunden Sinn und seine Resinnation, der Regierung die Schwie⸗ rigkeiten einer Lage zu Gute halten wird, die mit dem Zustande des Unbehagens in Verbindung steht, wovon fast ganz Eu— ropa ergriffen ist. Ich werde mich mit aufgeklärten Män⸗ nern umgeben, alle. Mittel, zur Verbesserung hervorrufen und an Ort und Stelle selbst, wie ich damit bereits begonnen habe, die Notizen sammeln, welche am geeignetsten seyn dürften, den Gang der Regierung in dieser Beziehung zu erleuchten. Meine Herren, ich habe die mir angebotene Krone nur in der Absicht angenommen, eine eben so edle als nützliche Aufgabe zu erfüllen, nämlich die, berufen zu seyn, die Institutionen eines edel⸗ müthigen Volkes zu befestigen und seine Unabhängigkeit aufrecht zu erhalten. Mein Herz kennt keinen anderen Ehrgeiz, als den, Sie glücklich zu sehen. Ich muß Ihnen, bei einer so erheben⸗ den Feierlichkeit, einen meiner heißesten Wünsche ausdrücken: möge an diesem Tage jeder Haß erlöschen, jede Abneigung er⸗ stickt werden; möge ein Gedanke alle Belgier beseelen, der näm⸗ lich einer offenen und aufrichtigen Eintracht! Ich würde mich glücklich schäßen, zu diesem schönen Resultate beizutragen, wel⸗ ches durch die Welsheit des ehrwürdigen Mannes, der sich nät einer so edlen Vaterlandsliebe dem Wohle seines Landes gewid—⸗ met hat, so gut vorbereitet ist. Meine Herren, ich hoffe für Belglen ein Pfand des Friedens und der Ruhe zu seyn; aber die Voraussichten des Menschen sind nicht unfehlbar. Wenn wir, trotz aller der Erhaltung des Friedens gebrachten Opfer, vom Kriege bedroht würden, so würde ich nicht anstehen, den Muth des Belgischen Volks aufzurufen, und ich hoffe, daß es sich in Masse um sein Oberhaupt, zur Vertheidigung des Vater⸗ landes und der National-Unabhängigkeit, versammeln würde.“

Die Deputirten des Magistrats und der Bürgergarde der Stadt Lüttich wurden heute Mittag vom Könige empfangen. Der Präsident derselben richtete eine Rede an Se. Majestät, worin er die Freude der Lütticher über Ihre glückliche Ankunft und deren ehrfurchtsvolle Anhänglichkeit ausdrückte und dem Könige besonders die Sache des so sehr danieder liegenden Ge⸗ werbfleißes ans Herz legte. Der König erwiederte darauf;

„Meine Herren! Ich empfange mit Dankbarkeit den Aus—⸗ druck der Gessnnungen, welche Sie mir im Namen der Stadt

Lüttich zu erkennen giben. Mir ist die schöne Aufopferm der Lütticher während der Revolution wich: unbekannt; Ich we auch, daß sie durch die gegenwärtigen Umstände leiden. Uebel sind von einer so heftigen Krisis unzertrennlich. Die R gierung hat viel zu thun, um dieselben wieder gut zu machn und dieser Zweck kann nur mit der Zeit erreicht werden.

bedürfen guter Handels⸗Traktate, und ich werde dies meine Son seyn lassen. Die Eröffnung der Maas ist von einem großen Vn theil für Lüttich; ich habe dieser Angelegenheit schon men Sorgfalt gewidmet. Ohne die Hoffnung, das Belgische P glücklich zu machen, hätte Ich keinen Grund gehabt, mich Ihre Mitte zu begeben. Ich werde Sie dald in Lüttich be chen; wir werden dann ganz besonders über Ihre Interessen an handeln. Unser Königreich hat keine große Ausdehnung, ah ich hoffe, daß es glücklich seyn wird; die Regierung wird patrin chalisch feyn. Verschiedene Meinungen theilen noch das Lan Ich wünsche sie verschwinden zu sehen. Ich schmeichle mir,

man bald nicht mehr von Orangisten oder von Reunion iisten sym chen wird.“ Nach dieser Rede stellte der Präsident dem K nige die⸗ Deputation der Lütticher Bürgergarde vor, die Da selbe auf eine sehr verbindliche Weise begrüßte.

1 * *.

Die Posener Zeitung meldet: „Der General⸗Feldm schall Graf Paszkiewicz-⸗Eriwanski hat nachstehende Proclamatkh an die Einwohner des Königreichs Polen erlassen:“ „Nach mi nem Uebergange auf das linke Weichsel-Ufer fordere ich alle En wohner des Königreichs Polen auf und ermahne sie, in iht Wohnungen ruhig zu verbleiben und ohne Furcht ihren Beschi tigungen nachzugehen. Ich weiß, daß viele Landleute, dun Uebelgestunte verführt, gegen ihre rechtmäßige Regierung h Waffen ergriffen haben. Ich fordere dieselben daher auf, n Waffen sogleich niederzulegen und in ihre Wohnungen zu iht Geschäften zurückzukehren. Ich thue ferner kund und zu wissn 1) Alle Landleute, welche mit den Waffen in derHand ergriffen werd sollen von ihren Angehörigen entfernt werden. 2) Das Eigenthumm die Sicherheit der in ihren Wohnungen zurückbleibenden Ei wohner soll nicht gefährdet, und alle Bedürsnisse der Russisch Truppen werden fogleich baar bezahlt, für die Lieferungen Heu und Holz aber Quittungen verabfolgt werden, welche feiner Zeit bei Entrichtung der Abgaben an Zahlungsstatt am nommen werden sollen. 3) Zur Erhaltung der Ruhe und i Handhabung der Gerechtigkeitspflege wird in den von den Rn stschen Truppen besetzten Orten eine provisorische Regierung i gesetzt werden, zu deren Chef der General-Major v. Dom bromt ernannt ist. Es wird daher den. Einwohnern zur Pflicht j macht, sich in allen vorkommenden Angelegenheiten an denselte zu wenden und seinen Anordnungen ohne Widerrede Gehorsn zu leisten. Ich hoffe, daß diefe von mir ergriffenen Ma regeln nicht ohne Erfolg bleiben und die Einwohner des t nigreichs Polen wieder zu ihrer Pflicht zurückkehren werden, Der Ober⸗-Befehlshaber der Kaiserlich Russischen Armee. Gi Paszkiewiez⸗Eriwanski.“

Von der Polnischen Gränze den 26. Inh Es war der im Slesiner Walde zum Theil versprengte Polnstz Landsturm, der gestern auf seiner Rückkehr nach Slupce Fut und Schrecken verbreitete; von diesem rührten die Schüsse h die an der Gränze gehört wurden, aber wie es scheint, st feindliche Demonstration waren. Inzwischen hatte sich in zi dessen die Nachricht verbreitet, daß in Slupce die Kosaken gerückt seyen, was sich jedoch heute als voreilig erwiesen Es fehlt au jenem Orte, der von allen Behörden und selbstn Bürgermeister verlassen worden ist, durchaus an sicheren Nu richten über den Stand des Russischen. Heeres. In Kolo soh⸗ als in Konin sind die Brücken über die Warthe abgebroh worden.

Deutschland.

München, 23. Juli. In der gestrigen Sitzung der Ku mer der Abgeordneten wurde das Resultat der Abstimmung lh den Antrag des Abgeordneten Freiherrn von Closen, die Eite stellung der Person gegen Uebergriffe der Polizei- und Milthh Gewalt, so wie de? desfallsige Kammerbeschluß verlesen. Kammer beantragte: 1) die Staats-Regierung wolle an Stände des Reichs ein Gesetz bringen, durch welches die in Verfassungs-Urkunde gewährte Sicherheit der Person volle h rantle erhalte; 2) vorldufig sollten schon die Dienstes⸗-Vorschtsst der Gendarmerie bei Arretirungen ꝛc. auch auf das Linien- tair Anwendung finden; 3) hei Unruhen solle zuförderst die Ln wehr zum Dienste aufgefordert werden; 4) den Prosessoren! Universstät zu München solle an der Polizei der Antheil gesi werden, welche die Verordnung über die Polizei in Uning tätsstädten von 1818 festsetzt; 5) die Feier der Christ⸗Mette s von der Mitternacht- auf eine Morgenstunde verlegt; 6) strenge Untersuchung der Excesse des Militärs und der Gemmh merie während der Dezember⸗Unruhen veranstaltet und das!) sultat derselben bekannt gemacht; endlich 7) die in Folge dis Excesse Verwundeten und Beschädigten, namentlich der stz verletzte arme Bediente und der in Folge der Verhaftung mith lepste befallene Studirende auf Kosten des Staatsärars en digt werden. Hierauf wurde der dem Resultate der Absi müng gemäß redigirte Kammerbeschluß über die Rückantwor Kammer der Reichsräthe, den Gesetz-Entwurf, die autheh sche Interpretation des 5. 44 des X. Edikts betreffend, vesl und genehmigt. Die Tagesordnung führte nun zur tt thung über die Gesetz-Entwülrfe, die Freiheit der Presse und? Mißbrauch derselben betreffend. Der Abgeordnete Rud har trat die Rednerbühne, um für die Entwürfe zu sprechen. Redner stellte die Nothwendigkeit der Preßfreiheit als ober Grundsatz auf, und entwickelte, daß die Gesetzgebung, wen diesem Grundfatze huldige, auch Schranken gegen den Mißbtn der Presse enthalten müsse. Mit diesen Grundsätzen verglich nun die vorgelegten 6 Gefetz-Entwürfe; er erklärte, sie gingen? dem Prinzipe der Preßfreiheit aus, dem Preß⸗Mißbrauche we durch gesetzliche Verfügungen gesteuert; durch sie sey die bit rige Censur über innere Angelegenheiten aufgehoben, die St̃ diener sehen nicht mehr gehindert, in auswärtige Journale Il kel über innere Politik und Statistik einrücken zu lassen; Censur sey bloß ausnahmsweise aufgenommen; der Begriff de! unterworfenen Blätter sey genauer bestimmt, statistische ten von ihr befreit, auch bei politischen Zeitschriften nicht ganze Inhalt derselben der Censur unterworfen, dieselbe liber hur in Beziehung auf Staaten eingeführt, welche die Rech ett beobachten; sie höre nebstdem auf, verfassungsmäßig h wendig zu seyn, sondern werde facultativ; alles dieses seyen züge iin Vergleiche mit der bisherigen Gesetzgebung; es sich aber, ob die Cenfur nicht ganz aufgehoben werden solle; Frage sey zu bejahen. Nachdem der Redner die desfalls be henden Verhältuisse entwickelt hatte, beantragte er, es solle

=. ee anne mn e e.

Censur auch in Beziehung auf die den Deutschen Bund betref— enden Verhältnisse aufgehoben werden. Den Mißbrauch der resse zu hindern, enthalte der Gesetz⸗Entwurf die Maaßregeln

Die] Press er ie Aufsicht der Cautionen und der Strafen; erstere halte

sich

bloß in den durch die Natur der Sache gestützten Schranken; bie Cautionen seyen nicht bestimmt, die Geld⸗Aristokratie in die

giteratur einzuführen, sondern bloß zur Sicherung, daß von dem chuldigen Schriftsteller auch die Strafen und Kosten des Prozesses

ntrichtket würden; bei dem Gesetz⸗Entwurfe über Verbrechen und

Vergehen durch die Presse sey ein Vorzug die Bestimmung, hurch welche auch Verletzung von Privaten als strafrechtlicher Natur erklärt werde; eben so sey auch das Verfahren in Preß— herbrechen und Preßvergehen im Verhältniß gegen das bisherige

Perfahren vorzüglich. Der Redner schloß, nachdem er alle Vor⸗

süge der Gesetz-Entwürfe wiederholt zusammengestellt hatte, mit dem Antrage, dieselben anzunehmen, doch den Antrag zu stellen, die Censur solle gänzlich aufgehoben werden. Hierauf betrat

der Abgeordnete Lösch die Rednerbühne, um gegen die Gesetz—

Entwürfe zu sprechen. Er fand einen Hauptmangel der bisheri⸗ zen Gesetzgebung Über Preßfreiheit darin, daß derselben ihre Auf— abe nicht gehörig klar war, einen Mangel, welchen auch die porgelegten Gesetz- Entwürfe theilten; die Aufgabe eines Preß⸗ Gesetzes sey nämlich stets die Entscheidung der Frage, wel⸗ ches Feld der Presse offen zu stehen habe; dies sey nim sidenfalls das öffentliche Leben, ferne sey der Presse das privatlehen der Staatsbürger, so wie die Person des Monar— hen; sey dieser Grundsatz Grundlage der Gesetzgebung, so sey selbige leicht, denn es handle sich darin bloß noch um die Frage, b in Gegenstäuden, welche zu dem Gebiete der Presse gehör⸗ ten, die Wahrheit gesagt sey, oder nicht. Diese Grundsätze fand mu der Redner in den vorgelegten Gesetz-Entwürfen nicht an⸗ sewandt, er stimmte deshalb gegen ihre Annahme, gegen den ze Geschwornen-Gerichte betreffenden besonders noch deshalb, peil er glaubte, ihre Einführung in vorliegendem Falle möge dem Instltute schaden, daß seine so nothwendige allgemeine Ein⸗ führung in Baiern verhindert würde. Dem Abgeordneten kösch folgte der Abgeordnete Gmeiner als Redner auf der Büh⸗ ne. Er sprach für den Entwurf, jedoch gegen die in selbigem beantragte Censur; weshalb er die Unterdrückung aller dieselbe betreffenden Stellen beantragte.

Bruch sal, 21. Juli. Gestern trafen Ihre Mazjestät die verwitwete Königin von Baiern, in Begleitung Ihrer Königl. uh der Prinzessin Marie von Baiern, zum Besuche bei Ihrer . H. der Frau Markgräfin aus München hier ein.

Hannover, 22, Juli, Se. Maj, der König haben es dem Dienste zuträglich erachtet, die Kriegs-Kanzlei als ein für

sich bestehendes Kollegium vom 4sten k. M. an aufzuheben und

dagegen den Geschäftskreis desselben mit demjenigen des bisheri⸗w gen Ministerial-Departements der Militair-Sachen, unter der Benennung Kriegs-Ministerium, zu vereinigen. Bei dem Kriegs Ministerium sollen in gleicher Maße, wie bisher bei der Kriegs— Kanzlei, für die wichtigeren Geschäftszweige besondere Departe— ments bestehen, und es soll zugleich demselben ein General⸗Se⸗ ttetair beigeordnet seyn, welcher unter der oberen Leitung des Kriegs-Ministers die Ordnung des Geschäftsganges zu beachten

und in Abwesenheits- und Behinderungs⸗-Fällen des Kriegs-Mi—

nisters dessen Function im Kriegs⸗-Ministerium wahrzunehmen hat. Außerdem ist die Prüfung und Entscheidung derjenigen Recla⸗ mationen und Gesuche, welche von Seiten der schon dienenden Militairpflichtigen wegen Versetzung in die Reserve oder wegen Zulassung zur Stellvertretung, oder auch von Seiten der gewor⸗ benen Militairs wegen ihrer Entlassung vor Ablauf ihrer Capi— uulationszeit, bisher an die Kriegs-Kanzlei gelangten, einer beson⸗ deren „Militair-Entlassungs⸗Kommission“ übertragen, wobei jedoch denjenigen, welche durch die Entscheidung dieser Kommission sich beschwert halten möchten, gestattet ist, innerhalb 10 Tagen den Rekurs an das Kriegs-Ministerium zur Hand zu nehmen.

Kassel, 23. Juli. In einem, mit „Fehr“ unterzeichneten Arti⸗ fel der hiesigen Zeitung heißt es: „Wenn man Gewerbthätigkeit und Industrie als die erste rsache ꝛiner raschen und bedeutenden Zu⸗ nahme der Bevölkerung annimmt, dann wird Niemand begreifen kön⸗ nen, daß in Kurhessen Gewerbe und Industrie auf einer, wenig⸗ sens mittelmäßig hohen Stufe stehen, da die Bevölkerung seit einigen Jahren sich außerordentlich vermehrt hat. Bekanntlich enthält der ganze Kurstaat einen Flächeninhalt von 291 Q. M. Hierauf lebten Ende 1822 überhaupt 578,501 und Ende 1829 n Summa 641,533 Seelen. Es hat also die Bevölkerung in einem Zeitraume von 7 Jahren einen Zuwachs von 65,032 und m Duirchschnitt in einem Jahre 9004 Seelen erhalten. Hier— nach würde die Bevölkerung gegenwärtig in etwa 659,700 See⸗ len bestehen, so daß auf einer Q. M. dermalen im Durchschnitt z237 Menschen leben! So sehr nun auch die Bevölkerung i Kurhessen seit wenigen Jahren sich vermehrt hat, so kann man sie doch noch keine Uebervölkerung neunen. Auswanderun— gen fanden keine, oder doch nur sehr selten von einzelnen Per— sonen, statt. Manche neue Wohnstätte wurde errichtet (in Kur— hessen sind überhaupt 91, 308 Wohnstätten). Gar mancher rauhe Felsen ward in einen ergiebigen und fruchttragenden Boden um⸗ gewandelt, und es bleibt in dieser Hinsicht nur noch der Wunsch, daß die vielleicht hier und da noch unbewohnten Waldgegenden n. s. w. durch Anlegung neuer Dörfer und Kolonieen ur- und bewohnbar gemacht werden möchten.“

Frankfurt a. M., 24. Juli. Der fieberhafte Zu⸗

land unseres Effekten-Marktes hat in der letzten Woche keines—

weges nachgelassen. Die Oesterreichischen Papiere sind, da sie jun Wien, an der einheimischen Börse, keine Nehmer fanden, sortwährend gewichen. Es fielen nämlich die 5proc. Metalliques von 80z auf 7934, die 4proc. von 683 auf 672, Bank-AUectien von 1257 auf 1224 und Partial von 1166 auf 1153. Dieses anhaltende Sinken der Oesterreichischen Staats-Fonds erregt um so größere Besorgnisse, als bis daher kein zureichendes politi— sches Motiv bekannt geworden ist, woraus sich erklären ließe, warum die Papiere Frankreichs um 10 pCt. und die Preußens über 20 pCt. höher stehen. Besser erklärt sich aus Hollands gro—⸗ ßer Schuldenlast und bedrängter Lage, daß die 21 proc. Inte⸗ gralen diese Woche von 374 auf 363 fielen. Am 18. und 19. Juli wurden noch namhafte Posten der gangbaren Effekten ge⸗— gen baar und auf Lieferung zu steigenden Coursen abgesetzt, auch sanden viele Kündigungen statt. Vom 20sten an nahm jedoch das Geschäft eine entgegengesetzte Wendung. Von den Haupt⸗ , mn, besonders aber von Amsterdam, kamen weichende

otirungen. Die Privat-Nachrichten aus Holland über den Stand der Finanzen lauteten ungünstig, und man erfuhr, daß bereits wieder von einem neuen 6 pCt. Zins tragenden Anlehn wozu der König eine Million gezeichnet habe die Rede sey. Den Hauptstoß gab inzwischen den Papieren die ganz unerwartet gekommene Wiener Notirung. Man hatte doch von

dem provisorischen Ausgang der Belgischen Streitfrage, den bes⸗—

seren Coursen von hier und Paris und von der angekündigten

. , , . , n n 8

, der Kriegsrüstungen im Lande selbst einige Wirkung gehofft. Allein es jeigte sich, daß man zu Wien, selbst wenn der politische Horizont sich aufzuhellen scheint, die Effekten nicht höher gehen laßt, und mehr bedurfte es nicht, um die Specula⸗ tionslust an hiesigem Platz ganz zu lähmen. Noch kommt dazu, daß sich das baare Geld für Prolongationen rar macht, auch unsere Kapitalisten und Banquiers gar nicht mehr geneigt sind, die bisher üblichen Depot⸗Geschäfte fortzusetzen. ÜUnter diesen Konjunkturen hatten die Baissiers gutes Spiel, und man kann sagen, daß sie nicht unthätig blieben; sie drückten die Course her⸗ unter und zogen dabei schönen Nutzen auf ihre Versprechungen. Die angesehensten Häuser halten sich dabei ganz still, machen keine Ankäufe und warten ab, ob die fremden Börsen sich von ihrer Krankheit erholen oder in noch schwerere Krisen fallen wer— den. Aufträge von außen fehlen ganz. Im Lieferungs-Ge— schäft ging wenig um; auf 1—2 Monat fix stehen 5 und 4proc. Metalliques J pCt., Actien 2 Fl., Partial J pCt. niedriger, als gegen baar. In Prämien ward Mehreres gemacht, beson— ders auf 5proc. Metalliques. Man zahlte, um solche ultimo September zu S0 beziehen zu können, 17 pCt. Prämie. Die Partial, wie auch die übrigen weniger couranten Sorten Oesterreichischer Effekten, folgten zwar der sinkenden Bewegung, waren aber im Ganzen selten ausgeboten. Preußische 4procent. Staats-Schuldscheine sind fortwährend gesucht und wurden zu gli bezahlt. Auch Baiersche und Darmstädtsche Obligationen waren begehrt; der verkäufliche Vorrath dieser Fonds steht mit der anhaltenden Frage danach in keinem Verhältniß. Die Hol⸗ ländischen Effekten waren beständig ausgeboten; die proc. In⸗ tegralen wichen, wie schon oben bemerkt, auf 364. Für Kanzen und Restanten findet man gar keine Nehmer. Neapolitanische und Spanische Fonds hielten sich fest im Cours. Polnische Loose waren am Schluß der Woche zu 413 begehrt, während sie am Tage zuvor zu 41 nicht anzubringen gewesen. Es ergiebt sich daraus, daß keine Speculation mehr darin ist; hat man zu kau— fen, so sind keine Geber, und hat man abzugeben, so fehlt es an Nehmern am Markt. Im Wechselhandel war keine sonderliche Lebhaftigkeit zu bemerken. Sammtliche Devisen waren ziemlich abundant, und die Verwendung für Briefe auf kurze Sicht blieb schwach. Doch wurde gegen Ende der Woche in Amsterdam und Hamburg K. S. Mehreres abgeschlossen. Paris, London, Ham⸗ burg und Wien waren in Briefen auf lange Sicht postenweis gut zu lassen. Der Diskonto steht 27 pCt.

Nachschrift. Die Fonds sind heute (Sonntag) abermals gewichen. Man hatte schlechte Course von Wien und ungün⸗ stige Nachrichten aus dem Haag. Im Endresultat gingen heute 5proc. Metall. auf 793 und 4proc. auf 67 zurück ohne Neh⸗ mer. Bank⸗-Actien stehen 1214.

De s err ei

Wien, 23. Juli. Aus Anlaß eines Gerüchts, daß in dem Markte Butschowitz eine Bürgersfrau erkrankt, vom Erbrechen ergriffen worden, und nach neun Stunden gestorben sey, ist von Seiten des Brünner Kreis-Amtes der Kreis-Physikus unverweilt nach Butschowitz gesendet, und durch die stattgehabte Ermittelung die beruhigende Ueberzeugung erlangt worden, daß die gedachte Bürgersfran nicht an der Cholera, auch nicht an einer von Cho— lera-⸗Symptomen begleiteten Krankheit, sondern an dem Blut— schlage, demnach keinesweges am Erbrechen und nicht nach neun Stunden, sondern während des Verlaufes einer halben Stunde, in ihrem 483sten Lebensjahre, gestorben sey und, wie sich bei der ärztlichen Untersuchung und Secirung ergab, die Dis⸗ position zu dieser Krankheit als Folge ihrer früheren Lebensweise und namentlich des Mangels an Bewegung, bereits gehabt habe. Von diesem Vorfalle, welcher einen neuen Beweis liefert, wie wenig solchen Gerüchten Glauben beizumessen sey, wird das Publikum in der hiesigen Zeitung zur Beruhigung von Sei⸗ ten der K. K. Mährisch-Schlesischen Sanitäts-Provinzial-⸗Kom⸗ mission in Kenntniß gesetzt. .

6 m

In einem von der Allgemeinen Zeitung mitgetheilten Schreiben aus Bologna vom 14. Juli heißt es: „Diesen Abend verläßt uns das Regiment Giulah nebst einem Bataillon Grän⸗ zer (sluina) und einer Schwadron Dragoner; morgen das Re— giment Lurem (wovon ein Bataillon die Besatzung der Ro⸗ magna ausmachte), und ebenfalls eine Schwadron Dragoner. Somit werden übermorgen diese Provinzen von den Deutschen geräumt seyn. Sie werden von der in der Romagna nie aufge⸗ sösten und der hier wieder errichteten Bürger-Garde abgelöst. Ob später auch Päpstliche Truppen hinzukommen können, ist zu be⸗ zweifeln, weil man keine haben will, und weil der Papst, sey es aus Klugheit oder Güte, sich in den Willen seiner Unterthanen diesseits des Rubicon zu fügen sucht. Da er nicht genug Sol⸗ daten bei der Hand hatte, um gleich die Denischen zu ersetzen, so beschloß er auch hier, die Wache für Ruhe und Ordnung den Bürgern anheim zu stellen, und da sie diese nur unter gewissen Bedingungen übernehmen wollten, so fand er für gut zu will⸗ fahren, und so wird es bald wieder bei uns aussehen fast wie in den Tagen der Revolution. Jung und Alt wird sich be⸗ waffnen, wird die Uniform jener Tage anziehen, wird paradi⸗ ren an Festtagen, meist unter denselben Obristen, Haupt⸗ leuten, die damals gewählt wurden, wird wahrscheinlich auch hin und wieder Freiheitslieder singen, wird zufrieden seyn? das steht zu erwarten wird Ruhe und Ordnung er⸗ halten? davon bin ich überzeugt, weil bei weitem die Mehr⸗ zahl der Bologneser vernünftig ist, und es zu jeder Zeit bewiesen hat. Marchese Alexander Guidotti, welcher sich unter Sercognani als ein eben so muthiger wie edelmüthiger Mann erprobte und nun auf Vermittelung des Obersten d'Aspre die Erlaubniß er⸗ hielt, aus seinem Exil heimzukehren, ist von seinen Mitbürgern eingeladen worden zu kommen und den Ober-Befehl über die vier Regimenter Bolognesischer Bürgergarde zu übernehmen. So wie über das schöne Betragen Guidotti's nur Eine Stimme im ganzen Lande herrscht, so herrscht im ganzen Lande nur Eine Stimme über das schöne Betragen des Generals Hrabowski. Es ist nicht zu sagen, wie sich dieser Mann hier beliebt gemacht hat; es ist für Jeden, der eine Idee von der feindseligen Stim— mung hat, die hier, vorzüglich Anfangs, gegen die Deutschen vorwaltete, unglaublich. Morgen bei seiner Abreise will ihn das Volk in Masse feiern durch Sonnette, Segenswünsche, vielleicht durch Thränen der Rührung; die Gemeinde will ihm zum An⸗ gedenken ein Gemälde aus der Bolognesischen Schule geben, und selbst die Erhitztesten und die, welche sich so stellen, werden nichts dagegen zu sagen haben. Auch gegen die Deutsche Garnison wer⸗ den fie wenig zu sagen wissen. Offiziere und Soldaten haben sich musterhaft ausgeführt. Sie verlassen ungern Bologna und ge⸗ stehen einstimmig, daß es ihre angenehmste Garnison in Italien gewesen, was doch auch wieder beweist, daß die Einwohner es nur einigen Unbesonnenen oder Muthwilligen oder gar dem Ge⸗ sindel überließen, Eintracht und Anstand zwischen ihnen und den

Fremdlingen zu stören. Wenn nicht warmer Patriotismus hier zu Hause, und die Freude, wie natürlich, über die endliche Be—⸗ . allzugroß wäre, so könnte man behaupten, daß man sich mit Wohlwollen der Deutschen Truppen erinnern, und die Stadt durch ihren Abzug viele Heiterkeit verlieren wird. Das Dester⸗ reichische Militair hat jetzi ein höchst glämzendes Aussehen; die Offiniere sind meistens junge, schöne, lebhafte Leute; die Be⸗

die Löhnung und den Gehalt auszugeben, ist unter Obern und Gemeinen gleich groß; und das Alles bot angenehme Eindrücke dar; die Wachtparaden, das Scheibenschießen, die Exercitien, die militairischen Feierlichkeiten, das Spiel der wirklich bewunde⸗ rungswürdigen Musik⸗Corps, unterbrachen auf's heiterste das im übrigen einförmige Leben.“

Portugal.

Die Times meldet: „Privat⸗Briefen aus Lissabon vom ten d. zufolge, ist das Frauzösische Geschwader, aus 3 Linien⸗ schiffen, 2 Fregatten, einer Korvette und 3 Briggs bestehend, an der Barriere des Tajo angekommen. Der Französische Admiral sandte ein Parlamentair-Schiff in den Hafen und verlangte so— sortige Genugthuung für alle früher von der Französischen Re⸗ gierung erhobenen Beschwerden. Gleichzeitig erging eine Mit⸗ ftheilung an die fremden Konsulate in Lissabon, in wel— cher der Admiral denselben anzeigte, im Falle die Genug— thuung von Seiten der Portugiesischen Regierung nicht soe⸗ gleich bewilligt würde, sollten die Feindseligkeiten unverztiglich mittelst der Landung von Truppen beginnen. Die Fran⸗ zösische Expedition war von einer Menge von Transportschiffen und Dampfböten begleitet, welche 3000 Mann Landtruppen am Bord haben sollen. In Lissabon selbst herrschte die größte Ver⸗ wirrung und Unordnung. Das Ministerium war fast aufgelöst. Der Justizminister D. Joao de Mattos war abgesetzt und nach Cascaes verwiesen worden. Zu seinem Nachfolger war Luiz de Paulo Furtado de Castro de Rio de Mendoga ernannt. Dieser lehnte zwar das Amt seiner Gesundheit halber ab, sah sich jedoch genöthigt, dasselbe wenigstens einstweilen anzunehmen. Der Pre⸗ mierminister Herzog v. Cadoval hatte seine Entlassung eingesandt, die auch angenommen wurde. Mittlerweile erlaubten sich die Migue⸗ liten die ärgsten Excesse gegen angebliche Constitutionnelle, die in der größten Gefahr schwebten, falls es D. Miguel gelingen sollte, sich mit dem Französischen Admiral zu verständigen. Ein pensionirter Offizier wurde am hellen Tage von 16 Elenden, worunter 3 Offiziere und 1 Priester, ermordet, nachdem er zwei seiner Gegner nieder⸗ gestreckt hatte. Drei andere Ermordungen fanden am Sten d. M., wie es heißt, auf Dom Miguels Befehl statt. Unter den Ermordeten, die sich weiter nichts zu Schulden kommen lassen, als daß sie der Person Dom Miguels nicht gehörige Achtung bewiesen hatten, befand sich ein Frauenzimmer. Am 19ten d. M., früh Morgens, ging eine Depesche an den Framösischen Admiral ab. Bei dem Abgange des Paket-Bootes war es in⸗ dessen noch gänzlich unbekannt, ob Dom Miguel nachgegeben oder nicht. Nach der Lissaboner Hof⸗-Zeitung bestände die ge⸗ sammte Französische Seemacht vor Lissabon gegenwärtig aus 6 Linien-Schiffen, 3 Fregatten, 2 Korvetten, 2 Briggs und 6 klei—⸗ neren Fahrzeugen.“

ürte n.

Die Schlesische Zeitung meldet in einem Privat— Schreiben aus Belgrad vom 11. Juli: „Ueber die Operatio— nen des Groß⸗-Wesirs gegen die Rebellen hört man seit mehreren Tagen nichts Neues, es scheint, daß diese gegenwärtig nicht energisch betrieben werden, indem Reschid Pascha sich vorzüg⸗ lich mit Organisation der wieder unterworfenen Theile Albaniens beschäftigt. Er hat noch immer sein Hauptquartier in Och— riwa, und seine Truppen stehen in Kantonirung bis Cavaglia. Mehrere von ihm bekannt gemachte Fermane beabsichtigen, die künftigen Verhältnisse der Albaneser zu ordnen, und dieselben zu einer andern Lebensart zu zwingen. Bisher nämlich hat der Albaneser, so geldgierig er ist, nie gesucht, durch seiner Hände Arbeit etwas zu verdienen; nur die Flinte war im Kriege wie in Friedenszeiten sein Erwerbszweig. Hatte er sich auf diese Art etwas erworben, so zwang er es den Griechischen und jüdi— schen Bewohnern Albaniens, Thessaloniens 2c., früher auch in Morea als Anlehn gegen ein wenigstens 30 50 pCt. versprechendes Schuld-Dokument auf, legte die vierteljährigen Zinsen gleich wieder dem Kapitale zu und steigerte dieses auf solche Weise oft zu ungeheuren Summen, wodurch er viele Menschen, selbst ganze Städte und Dörfer von sich abhängig machte. In Morea allein rechnet man, daß die Albanesischen Häuptlinge 30 40 Millionen Piaster auf solche Art ausstehen haben. Um dieser Herrschaft der Reichen ein Ende zu machen, und auch um diese für ihre Theilnahme an den Aufständen zu strafen, werden durch einen der erwähnten Fermane alle der Art Schuld verschreibungen für null und nichtig erklärt. Durch einen anderen wird jeder Familie in Albanien ohne Unterschied vorläufig eine jährliche Steuer von 40 Piaster (ketwa 5 Fl. C. M.) auferlegt und durch einen dritten befohlen, die Einwohner von denjenigen 19 bis 12 Ortschaften, welche an dem letzten durch den Seliktar Poda ein—⸗ geleiteten Aufstande Theil genommen haben, in die Sklaverei ab⸗ zuführen. Der Verkaufs⸗-Preis für dieselben wurde zu ihrer De— müthigung ausdrücklich spottweise auf 20 Piaster für den Mann und 19 Piaster für das Weib festgesest. Der Pascha von Skutari ist noch immer in seiner Festung und der Seliktar Poda auf seinem Bergschlosse eingeschlossen. Aus Bosnien haben wir keine neue Nachrichten.“

Vereinigte Staaten von Nord-Amerika.

New-York, 18. Juni. Vor ungefähr 10 Tagen ist einer der früheren Prasidenten von Mexico, Don Manuel Gomes Pedraza, in Philadelphia angekommen. Er ward bekanntlich durch militairische Gewalt unter Anführung des verstorbenen Generals Guerrero, vom Pröäsidentenstuhl vertrieben. Wie es heißt, hat ihn die dermalige Mexicanische Regierung des Landes verwiesen.

Der in Stelle des zeitherigen außerordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Ministers von Mexico, Oberst Tornel, nen⸗ ernannte Mexicanische Geschäftsträger Herr Montoya, hat dem Präsidenten seine Beglaubigungsschreiben überreicht.

Im Gebiet von Michigan wurden gegen Ende des vorigen Monats öffentliche Ländereien für den Betrag von 20,709 Dol⸗ lars, und seit dem 1sten März für jusammen 48,727 Dollars verkauft; in Milneburg (Neu⸗Orleans) ungefähr in derselben Epoche für 259,247 Dollars.

Hier sowohl als in mehreren Gegenden des Innern herrscht seit einiger Zeit eine ununterbrochene ungewöhnlich starke Hitze, die in Baltimore bis 89 und hier bis 90 Grade Fahrenheit ge— stiegen war. Das unvorsichtige Trinken von kaltem Wasser hat bereits viele Krankheiten und sogar einen plötzlichen Todessall

veranlaßt.

gierde, sich schlank und elegant zu tragen, fröhlich zu seyn, und

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