der Dhnastie beseitigt waͤre. Also habe Frankreich in 6 . dener Konferenzen gelogen, es habe dem Könige Leopold . gan; Curoba gelogen, und zur eigenen Schmach . er Rienmnuth der Minister sich hinter Airglist und nredlichkeit; un⸗ möglich könne ein großes Volk tiefer sinken, Bei i e Worten erscholl von allen Seiten der Ruf: „Zur Ordnung! Der Prä⸗ sident bemerkte zwar, man solle den Redner seinen Sat beendi⸗ gen lassen, damit er seine Gedanken entwickeln könne, Da die⸗ fer aber solches nicht vermochte und anfangs auszuweichen schien, späterhin aber, da er von allen Seiten gedrängt wurde, den obi= gen Satz seiner Rede wiederholte, se sagte der Prästdent: Nach zem Sinne dieses Satzes wollen Sie den Glauben verbreiten, daß die Regierung den fremden Mächten gelegen habe und also das Französische Volk zu einer Lüge erniedrige. Ich verweise Sie zur Ordnung.“ Herr Pages brachte hierauf seine Rede ohne westere Unterbrechung zu Ende. Im Laufe derselben tadelte er noch die Französische Politik in Bezug auf Italien und Polen. Wenn, meinte er, Frankreich sich in diesen beiden Angelegenhei⸗ ten eben so energisch, als der Portugiesischen. Regierung gegen⸗ über, gezelgt hätie, so würde es den ihm gebührenden Rang unter den Nätionen wieder eingenommen haben. Eine bloße Vermittelung zu Gunsten der Polen sey nicht hinreichend; als Brennus ge⸗ wollt, daß sein Wort von einigem Gewichte sey, habe er sein Schwerdt mit in die Wagschale geworfen. „Ich mag nicht,“ dußerte der Redner am Schlusse seines Vortrages, „die vielen Täuschungen der Minister theilen; die Adresse darf nicht für sie eine Indemnitäts⸗-Bill seyn; die Verantwortlichkeit muß auf ihnen allein, nicht auf uns lasten. Die Zeitumstände sind ern— ster Art; sie können gefährlich werden, und für den Fall, daß ein allgemeiner Krieg ausbrechen sollte, dürfen wir unseren Nachfol— gern nicht die Trübsale verbergen, die ihnen zu einer Anklage der Minister Stoff bieten möchten.“ — Hr. Thiers verlangte das Wort wegen eines persönlichen Faktums. Der vorige Redner, äußerte er, habe ihn ein Organ der Regierung genannt; gegen diese Bezeichnung müsse er protestiren; wenn er auf der Rednerbühne erscheine, so geschehe es nicht, um die Meinungen des Ministeriums, sondern um seine eigenen zu behaupten. Im Uebri⸗ gen habe er in Bezug auf Belgien nicht gesaat, daß die Regierung sich treulo ser Weise den einmal unterzeichneten Verträgen zu entziehen beabsichtige, sondern, daß die Manner, die eine Gebiets-Vergrö⸗— ßerung Frankreichs wünschten, gewandt genug seyn müßten, um eine günstige Gelegenheit dazu wahrzunehmen. — Hierauf bestieg der Großsiegelbewahbrer die Rednerbühne, um namentlich die Beschuldigungen des Herrn Pages zurückzuweisen. Nicht der bedrängten Lage des Volks dürfe man die in der Hauptstadt vor— gefallenen Unruhen beimessen; es sey offenkundig, daß es in Pa— ris, wie in anderen Städten Frankreichs, eine kühne leidenschaft⸗ liche Partei gebe, die über ganz anderen Dingen, als der ver⸗ fassungsmäßigen Regierung, brüte; so lange der Republikanismus eine bloße Meinung gewesen sey, habe die Regierung ihn geehrt, als er aber in offene Feindschaft gegen die Verwaltung ausgear— tet sey, habe man ihn als ein Vergehen betrachten und bekämpfen müssen. Man spreche von angeblichen Todtschlagern, die mit der Pariser Polizei beauftragt seyen; wenn einige Ruheflörer zu Scha⸗ den gekommen wären, so müßten sie sich selbst die Schuld beimessen; man solle aber andererseits auch nicht vergessen, daß mehrere Na⸗ tional-Gardisten insultirt und verwundet worden wären, und daß sie diese Schmach geduldig ertragen hätten. Man verlange Be— schäftigung für die arheitende Klasse. Glaube man aber etwa, daß eine eln Beschäftigung sich von Volks⸗Auftäufen oder re⸗ volntionnairen Reden erwarten lasse? Nach einigen Bemerkungen üver die Unruhen in der Vendée, deren ersten Ursprung der Mi— nister den widerspenstigen Konskribirten zuschrieb, die aber, äu— ßerte er, überall kräftig und nach dem Buchstaben des Gesetzes unterdrückt würden, sagte er nech einige Worte in Bezug auf die auswärtige Politik. Hätte die Regierung, äußerte er, den Rathschlägen des Generals Lamarque Gehör gegeben, so würde sie schon mit Oesterreich, Preußen und Enzland in Krieg ver— wickelt seyn. Auch der Baron Bignon habe Tages zuvor den Rinistern vorgeworfen, daß sie Polen aufgäben; frage man da— gegen die Opposttion, wie sie denn glaube, daß Polen zu retten seh, so wisse sie höchstens zu antworten: „Eine Kugel, auf die ein Prinzip eingegraben ist, tragt sehr weit!“ (Großes Gelächter.) „Dies sind“, fügte der Minister hinzu, „die Piäne zu einem Feldzuge, die man uns giebt.“ Nach einigen Bemerkungen über das Benehmen Frankreichs in Bezug auf Belgien und Italien, schloß Hr. Barthe mit folgenden Worten: „Ich sage den Freunden unserer Revolution und der Freiheit, daß ein einziger Tag des Friedens für die Frei— heit und die Civilisation der Welt wohlthätiger wirkt, als zehn Kriegsjahre.“ — Hr. Duvergier de Hauraune Sohn be— stieg hierauf zum erstenmale die Rednerbuhne und bemühte sich das Ministerlum von dem doppelten Vorwursfe zu reinigen, daß es im Inneren der Entwickelung der Revolution Kgugegengewirkt, nach außen hin aber die Würde und Sicherheit Frankreichs kom— promittirt habe. — Der General Suhervie, ebenfalls ein eiter Deputirter, erklärte sich auf das bestimmteste für die Auf— rechthaltung des Friedens-Systems und verlangte daher, das die Regierung die übrigen Mächte auffordere, zu entwaffnen und, wenn sie sich dazu bereit zeigten, solches gleichfalls thue. Hr. Guizot sprach sich im Wesentlichen folgendermaßen aus:
„Der Augenblick ist gekommen, wo Jeder von uns seine ganze Meinung sagen kann; Aufrichtigkeit scheint mir jetzt das beste, ja
das einzige Mittel zu seyn, unseren Einfluß geltend zu machen. Gestern wurde ich davon ohne die geringe Besorgniß Gebrauch gemacht haben, denn ungeachtet die Debatte lebhaft war, so uͤber— schritt sie doch, nach meiner Ansicht, keinen Augenblick unsere var— jamentarischen Sitten; Alles wurde mit vollkommener Freiheit ge— sagt und mit der groͤßten Aufmerksamkeit angehoͤrt Heute aber hege ich, ich bekenne es, etwas weniger Zuversicht, denn ich fuͤhl— mösch verpflichtet, Dinge zu sagen, die einigen Personen mißfallen koͤnnen und muͤssen. Ich habe jedoch nicht die Absicht, irgend Je— mand zu beleidigen; ich will vielmehr jede Ueberzeugung und Ge⸗
unseren Schicklichkeitsgesetzen entferne, se bitte ich die Kammer mir davon einen Wink zu geben. Was mich bei der gegenwaͤr tigen Diskussion besonders befremdet und betrübt, ist die Tendenz, die selbe hauptsaͤchlich auf das Gebiet der auswärtigen Angelegenhei ten hinüber zu spielen. Ein chrenwerthes Mitglied, das die Dis kussion gestern auf unseren inneren Zustand zurückzuführen suchte, fand bei der Kammer weniger Aufmerksamkeit als gewoͤhnlich, und als er berechtigt war, zu fördern. Diese Stimmung der Kammer theilt Europa nicht. Seit sechs Monaten ordnet Europa alle seine Beschluͤsse dem inneren Zustande Frankreichs unter Alles bleibt dort so lange unentschieden, bis unsere innere Politik einen bestimmten, definitiven Charakter annimmt. Sie wundern sich uͤber die Lang— samkeit, mit der die Oesterreicher Italien raͤumten; kennen Sie aber auch den Grund dieser 3ögerung Man wartete den Ausfall der Wahlen Frankreichs ab. Sie wundern sich, daß England Anstand nimmt, sich mit uns Behufs der Emancipirung Polens zu verbuͤn— den? England will vielleicht, ehe es sich in eine so wichtige Angele—
stellt ist Sie wuͤnschen eine allgemeine Entwaffnung; auch diese ist
strebt.
hat
, . ö ᷣ . . t Alles genheit einlaͤßt, wissen, ob das Schicksal Frankreichs definitiv festge⸗ ; 2 ; der Gegenwart dem inneren 3Zustande Frankreichs untergeordnet und kann erst dann
stattfinden, wenn Sie Europg Vertrauen einflößen werden. Bei uns ruht also das Geschick Europas; die Aufregung unseres in neren Zustandes ist die Wunde, woran es leidet. Europa hat Recht, zu zögern; es hat den jetzigen Charakter der neuen Re⸗ gierung? in' Frankreich begriffen und wartet nun ah, ob er Sympuäthie oder Widerstand in der Nation finden wird. Das Ricbergewicht der Ideen und Institutionen über die Diploma⸗ tie und die Gewalt Der Bajonette charakterisirt den heutigen Zustand Europas; durch die Herrschaft der Ideen entscheiden sich jetzt die Dinge, und der Sitz dieser Ideen ist Frankreich. Von unserem in⸗ Ferch Zustande haͤngt Krieg und Frieden ab; Europa selbst spricht dies aus; vergessen wir es also nicht, und suchen wir nicht außer— halb unseres Landes die Ursachen von Ereignissen, die nur aus un. ferer inneren Lage entspringen; hierin liegt der wahre Grund der Aufregung in Europa. Außerdem ist es die Pflicht der freien Volker, ihre ganze Aufmerksamkeit zunaͤchst auf ihren inneren zu stand zu wenden, denn auf diesem beruht das Glück ader Unglück ber Nationen. Die großen Epochen, wo der Krieg und die Diplo⸗ matie cine glanzende Rolle spielten, waren nicht die der Freiheit, und wenn . er nach großen Revolutionen sich nicht vor allen Dingen mit ihrer inneren Lage, mit ihrer Verfassung beschaͤftigen, so kann man überzeugt seyn, daß sie nicht frei und der Freiheit auch noch nicht nahe sind. Was ich an dem Systeme des jetzigen Ministeriums' besonders achte und billige, ist, daß es über die⸗ sen Punkt die Ansicht Europa's theilt, daß es begriffen hat, das Erste, was man thun u e, sey dieses, die Regierung zu be— festigen, die Gesellschaft wieder in ihre Fugen zu bringen und den Ibeen und Interessen ihre wahre Grundlage und Richtung zu ge⸗ en. Das ist der eigentliche Sinn des Friedens⸗Systems. Der Friede erspart außerdem den Vdͤlkern viel Ungluͤck, aber hauptsaͤchlich ist er das Mittel, um neue Regierungen zü befestigen und zu konsoli⸗ diren. Nach Liner Revolution ist jeder Krieg eine neue Revolution; das erste Bedürfniß nach einer solchen ist die Ordnung, und Ord= nung ist Friede. Man behauptet, das Friedens ⸗System habe unsere Reglerung um ihr Ansehen und ihre Kraft gebracht und die Unab⸗ hängigkeit des Landes gefaͤhrdet. Alles, was man in dieser Bezie= hung von einer allgemeinen Invasion der fremden Maͤchte in Frank⸗ reich, von der Unmoͤglichkeit, sich den Frieden zu erhalten, gesagt hat ist durch die Ereignisse widerlegt, worden; nichts von alle dem ist eingetroffen; der Friede besteht, die Beziehungen der Staaten zu ein⸗ ander sind regelmäßig. Auch ein anderes Symptom ist nicht zu uber⸗ sehen: die Herzogin von Berry reist seit einiger Zeit auf dem Kon, tinente; wir alle legen dieser Reise politische Zwecke bei, und es laßt sich auch unmoglich annehmen, daß diese Prinzessin nicht daran den—⸗ ken sollte, Intriguen anzuspinnen und der Juli⸗Revolution Schwie⸗ rigkeiten zu bereiten; sie tritt als Frau, und zwar als ungluͤckliche
rau, auf, und dennoch ist sie überall abgewiesen, nirgends ist ihr die
rlaubniß ertheilt worden, sich an unserer Graͤnze niederzulassen; sogar ihre eigene Familie fuͤhlt einige Unruhe, sie bei sich in Nea⸗ pel, 4 bis 56h Lieues von Frankreich, aufzunehmen; 1789 dagegen wurden die Emigranten uberall aufgenommen, festlich bewirthet, sie konnten sich an allen Punkten unserer Graͤnze festsetzen und dort sum Kriege rüsten; keine Macht Europa's schlug ihre Bitten ab;
er kleinste Fuͤrst des Deutschen Reiches konnte zwei Jahre lang der National-Versammlung trotzen; zwei Jahre lang ertrug sie, was wir nicht 114 Tage ertragen wurden. Der Grund davon liegt darin, daß die Ansichten Europa's über uns sich vollkommen geandert ha— ben, daß es uns nicht mehr fuͤr eine Nation haͤlt, die sich in voͤlli⸗ ger Aufloͤsung befinde und im Begriff stehe, in gaͤnzliche Anarchie zu versinken, und die zugleich un faͤhig sey, sich gegen Angriffe zu verthei⸗ digen. Zweien großen Maͤchten verdanken wir diese in den Ansich⸗ ten Europas vorgegangene Veraͤnderung, — Napoleon und der Juli⸗-Revolution; Napoleon, weil er Europa gezeigt hat, daß der Staat in Frankreich wiederhergestellt werden und in Frieden mit der gesellschaftlichen Ordnung der anderen Staaten bestehen koͤnne; der Fuli⸗-Revolution, weil sie Europa überzeugt hat, daß Frank⸗ reich, sich selbst uͤberlassen, einer regelmäßigen politischen Ordnung faͤhig sey; daß die polttische Freiheit, die Repraͤsentativ- Regierung bei uns begruͤndet werden koͤnne, ohne die Ruhe, Sicherheit und Freiheit Europas zu bedrohen. Napoleon hat un ere gesellschaftliche Ordnung und die Franzbͤsische Revolution mit Europa versoͤbnt die Juli-Revolution hat die Versoͤhnung der liberalen politischen Mei— nung Frankreichs mit den Europdischen Regierungen begonnen. Die Juli-Revolution ist von der Partei, die 14 die außervarlamen⸗ tarische nenne, nie richtig begriffen worden. Bei aller Meinungs— verschiedenheit der Ministerien, die seit derselben auf einander folg— ten, haben doch alle im Grunde ein und dasselbe System gehabt; alle hatten in legislativer Hinsicht ein Ziel, achteten bei dem Be⸗— amtenstande alte Dienste und Rechte, vermieden allgemeine Absetzun⸗ gen und sprachen sich in unseren auswaͤrtigen Angelegenheiten fuͤr den Frieden aus. Wober also diese hartnaͤckigen und heftigen De⸗ batten? woher diese Zwiste bei so aͤhnlichen Ansichten? Hier ist es, m. H, wo ich Sie um die Erlaubniß bitte, meine ganze Meinung sagen zu durfen. Ich übergehe eine Partei, deren Abneigung gegen
unsere Regierung naturlich ist, und die erst nach langen Jahren des Frie⸗
dens, nachdem alle Maͤnner von Verstand und Ehre, — und sie bilden die Mehrzahl — sich von ihr losgesagt haben, verschwinden kann. Auch spreche ich nicht von dem, was gegen ihre strafbaren Umtriebe zu thun ist; daruͤber sind wir alle einig. Es giebt aber eine andere Partei, de— ren Grundcharakter darin besteht, daß die Juli⸗Revolution ihr nicht genügt, daß sie sich nicht in die Graͤnzen einschließen will, welche die Revolution von 1830 sich selbst gesetzt hat; sie ist nicht zufrieden mit der Art, wie die Revolution vollbracht wor⸗ den, noch mit dem, was seitdem geschehen ist. Was diese Partei laut auf den Straßen und sogar vor der Thuͤre dieser Kam— mer verlaugte, war ein Interregnum, eine provisorische Regie⸗ rung, eine neue Verfassung, die mit der bisherigen nicht einmal den Namen einer Charte gemein haben sollte: sie verlangte die Zusam—
menberufung der Primar -Versammlungen, das allgemeine Votum,
die Verachtung aller bestehenden Gesetze, die Umwaͤlzung der ganzen gesellschaftlichen Ordnung. In Bezug auf die auswaͤrtigen AÄngele— genheiten verlangte sie den allgemeinen Krieg, den Krieg um Prin— zipien; alle unsere Ideen und Grundsaͤtze sollten wir gegen
die Ideen und Grundsaͤtze des uͤbrigen Europa ins Feld schicken.
Da es ihr nicht gelang, Krieg anzustiften, so versuchte sie, es unter
Lr Hand zu thun durch die Propaganda, durch Aufreizung zur Insurrection gegen die bestehenden Regierungen. Art von Krieg; es ist nicht loyal, dies Frieden zu nennen; es ist ein
Das ist auch eine nicht erklärter Krieg, der unserer Zeit und unseren Sitten wider= ebt. Wir haben Subseriptionen zu gewissen Revolutions⸗Plaͤnen eroͤffnen sehen, denen nicht einmal die Ehre des Mißlingens zu Theil
geworden ist; wir haben gesehen, wie Revolutionen auf Speculation — ĩ unternommen wurden, und wie sich anonyme Gesellschaften bildeten, sinnung achten; ich werde offen sprechen, und wenn ich mich von vesellschaf dete
that jene Partei, als sie den Krieg, den sie wuͤnschte, nicht erlangen
um im Auslande aͤhnliche Unternehmungen hervorzurufen. Das
konnte. Welchen Namen soll man dieser Partei geben? Man ie die republikanische genannt. Obgleich Niemand mehr denn ich überzeugt seyn kann, daß die Monarchie die einzige Frankreich zusagende Staatsform ist, so will ich den⸗ noch der Republik nicht den Schimpf anthun, eine solche Partei nach ihr zu benennen. Die Republik ist eine regelmäßige Regie⸗ rungsform, die gerecht, loyal seyn kann, und die zu der Partei, die ich zu charakterisiren versuche, in gar keiner Bezichung steht, Diese . it der Schweif der schlechten Franzöͤsischen Revolution, die Sammlung aller Truͤmmer, das capi mortnam alles dessen, was von 1430 bis 1830 bei uns geschehen ist; sie ist eine Sammlung al— ler falschen Ansichten, aller Leidenschaften, aller unrechtmäßigen In⸗ teressen, die sich an unsere glorreiche Revolution anschlossen ünd sie eine Zeit lang verdarben. Der erste Gedanke dieser Partei ist, Alles von vorn anzufangen, eine taßrasa rasa zü machen, les zu vernichten um ein neues gesellschaftliches Gebaͤude aufzuführen; sie will weder in der Vergangenheit, noch in ) etwas Rechtmaͤßiges, Gutes anerkennen, son⸗ dern das Werk der Schdpfung gleichsam von neuem beginnen.
Es giebt kein gefaͤhrlicheres Hirngespinnst; nichts verdirbt die schen mehr, als der thoͤrichte Hochmuth, zu glauben, es stehe * rer Macht, die Welt jeden Tag von vorne anzufangen. Dem la nicht so seyn. Die Staaten, die Lehren konnen nür das langsan Werk der Zeiten und Geschlechter seyn, und es bedarf hundertf er Erfahrungen, um sie zur Reife zu bringen. Es ist eine horheiten, eines der Verhrechen der Partei, den gesunden Sæn der Völker und der Menschheit nicht zu beachten. Ihr zweiter G danke ist die Insurrection und immer wieder die Insurreetion; ein wahres Schwerdt des Damokles, das uͤber dem Haupte R. Regierungen schwebt, und ein unheil für den Privatmann, mi mehr aber fuͤr die Regierung, welche die Burger schuͤtzen soll. jeder Handlung, jeder Demonstration der Regierung ist die Insu rection bereit, sich auf sie zu stuͤrzen und sie zu fe fen, NM sind die Grundsaͤtze dieser Partei: die Mittel, welche sie gebraug sind Ihnen bekannt: der Aufruhr, die materielle Gewalt su die Waffen, die sie gegen Alles, was Regierung und Ordnung hess anwendet. Wollen Sie ihre Sprache kennen lernen? Schlagen 6 auf! Lesen Sie! Es ist die Sprache der schlechtesten Zeit, jeht zi noch schuͤchtern, weil sie erst wissen will, ob Sie im Stande ssm ihr Widerstand zu leisten und sie zu unterdruͤcken; wenn Sie si aber schwach zeigen, so werden Sie die Leute dieser Partei sich rem Cynismus uͤberlassen, auf die Straßen und Plaͤtze herabsteig und dort (vergeben Sie mir das Wort) den Schmutz ihrer Sil zeigen sehen. Das ist die Partei, mit der Sie es zu thun habn ich nenne sie nicht die republikanische, sondern die schlechte revoh tionngire, der Besserung und Reue unfaͤhige. Die Juli⸗Revolutst umfaßt in sich Alles, was unsere erste Rebolution Gutes, Rechtm ßiges und Nationales hatte, und zwar dies Alles dem Staate ang epgs jene schlechte revolutionaire Partei dagegen umfaßt Alles, was Schleg tes, Unrechtmaͤßiges, Anti-Nationales von 1789 bis 18530 geschehen Dies, m, H., sind die beiden Parteien, zwischen denen 86 zu em scheiden haben; einige aufrichtige, einsichtsvolle Freunde der In Revolution glauben, daß man die Partei, die ich geschildert, schun muͤsse, daß man ihrer beduͤrfe und sie so lange als möglich in sein Reihen behalten, ja daß man ihr sogar Zugestaͤndnisse machen mi um sie nicht zu entfremden. Diese Partei aber, wenn sie in unsein Reihen steht, verdirbt uns, entehrt üns in den Augen von Euron Bedingung unseres Heiles ist, daß wir sie nicht hinter uns, nicht! unseren Reihen, sondern uns gegenuͤber stehen haben, um sie belän pfen zu konnen. Ich hbefuͤrchte nicht, daß sie, auch nur indirekt, dieser Kammer siegen konnte: ich weiß, daß sie einmuͤthig zuruͤh wiesen werden würde. Aber in der Kammer, wie unter al Freunden der Juli Revolution, herrscht Zwiespalt; es glich Maͤnner, die man dulden, Andere, die man bekaͤmpfen mm Zwischen diesen beiden Systemen haben Sie eine Wahl zu thin von der in diesem Augenblicke Alles abhaͤngt. Faͤllt diese nicht an wie Frankreich es erwartet, nehmen Sie kein vollstaͤndiges, entschti denes System an, so fallen Sie in alle die Schwankungen, Unen schiedenheiten und in all das Durcheinander zuruͤck, das Fran reich seit einem Jahre ermuͤdet. Sehen Sie sich wohl vor; m jedem Ihrer Vota konnen Sie entweder die groͤßte Aufgabe erfll len, die einer Versammlung noch jemals fuͤr das Gluͤck ihres Ln des gestellt war, oder aber jenen gewshnlichen Versammlungen aͤhn lich werden, die dem Vertrauen ünd der Erwartung ihrer Komm tenten nicht zu entsprechen wußten.“
Dieser Rede folgte aus allen Theilen des Saales ein lebhafter Applaus, daß der Präsident sich genöthigt sah, an di Reglement der Kammer zu erinnern, wonach jede beifällige o . mißfällige Aeußerung verboten ist. — Den Beschluß der batte an diesem Tage machte Hr. Odilon-VBarrot.
; „Als“ aͤußerte er, „der Praͤsident des Minister⸗Rathes di Tribune bestieg und uns ankuͤndigte, daß er sein System ausf lich entwickeln werde, da hoffte ich, daß endlich jede Ungewißh schwinden, und daß dieses System so klar auseinandergesetzt w
den wuͤrde, daß keine Taͤuschung daruber mehr moͤglich waͤre. Stn
dessen aber haben weder der Herr Minister selbst, noch alle die Rr ner, die ihm auf dieser Tribune gefolgt sind, irgend eine bestimm Ansicht ausgesprochen, er fl, daß keine der Theorteen, die aufgestellt haben, nicht zugleich auch von der Opposition aufgestll werden koͤnnte., Wenn z B. der Praͤsident des Minister⸗Rathes sch Spstem in die Worte zusammenfaßt: der Friede und die Chartn so koͤnnten wir als das unsrige ebenfalls die Charte und de Frieden bezeichnen. Der vorige Redner sagte: wir haͤtten zm. schen schlechten Leidenschaften und der wahren Freiheit zu ih Mit demselben Rechte koͤnnten wir ihm zurufen: „Ihr hakt zwisch der Freiheit und schlechten Leidenschaften eine Wahl zu treffen. Es waͤre endlich einmal Zeit, sich von solchen Gemeinplaͤtzen, w durch das Land nicht kluͤger wird, als es war, loszusagen und si kategorisch uͤber diejenigen Punkte aus zusprechen, woöͤruͤber die beida entgegengesetzten Meinungen sowohl innerhalb als außerhalb diese Kammer entzweit sind. In der vorigen Session wurde das Lan in dieser Kammer nicht so repraͤsentirt, wie es nach der Juli⸗N. volution repraͤsentirt seyn sollte. Die fem Uebelsiande ist jetzt aig holfen. Hiermit ist die Sache aber noch nicht abgemacht. Dam ein Land gut konstituirt sey, muͤssen die saͤmmtlichen Elemente de verfassungsmaͤßigen Gewalten geordnet seyn; dies ist aber bei un noch nicht der Fall. Wir durften daher von der Freimuͤthigkeit di Ministeriums erwarten, daß es sich uͤber die wichtige Frage Mah Pairie bestimmt erklaͤren wuͤrde. Statt dessen spricht es uns vn Ruhestoͤrern und Republikanern und mißt diesen die allgemeine mn behaglichkeit bei. Ich meinerseits erblicke den eigentlichen Grun der allgemeinen Besorgniß der Gemuͤther in unserer noch mange haften pglitischen Verfassung“ Der Redner entwickelte hiern seine Ansichten uͤber die kuͤnftige Organisation der Pairs⸗Kamma wobei er sich auf das bestimmteste gegen die Erblichkeit der Pan auzsprach. Eine iweite Ursache der allgemeinen Unzufriedenhé muͤsse man, meinte er, in Frankreichs dͤußerer Holm suchen; koͤnne in dieser Beziehung nicht die Meinung des vorigen Rednen theilen, daß die auswaͤrtigen Maͤchte . neren Zustande Frankreichs abhaͤngen ließen; der wahre Grund, wah um diese Maͤchte immer noch unter den Waffen standen, sey die ganisation, die man in den Jahren 1814 und 1815 dem gesammtg Europa gegeben habe, und die durch die letzte Revolution bedröh worden; es leide keinen Zweifel, — und der Minister der auswärtigen A. gelegenheiten raͤume es selbst ein, — daß ohne die Polnische Infurrect ⸗ die Russen ihren Marsch nach Frankreich fortgesetzt haͤtten. ungeach dieser Stimmung habe die Opposition nie verlangt, daß Frankre die Traktaten von 1814 und 18s zerreißen solle, — und zwar nich aus Furcht, sondern aus Achtung vor den Rechten der Vöͤlker selhf wohl aber habe sie ein volitisches Prinzip aufgestellt, das man glei, sam als das Europdische Sittenbuch betrachten müsse, nämlich di Prinzip der Nicht Einmischung. Der Redner suchte hier ausfuͤb lich zu beweisen, daß, diesem Prinzive gemäß, Frankreich sich di Einmarsch der Oesterreicher in Italien nicht hatte gefallen lasga dürfen. Zuglcich verlangte er, daß das Ministeritum sich daräh erklaͤre, ob es dem Wiener Kabinette wirklich das Recht zugest ande habe, bei kuͤnstigen Unruhen in Italien immer wieder zu interven ren. Am Schlusse seiner Rede beruͤhrte Hr. Odilon⸗Barrot not die Polnische Sache. „Wir sind weit entfernt“, A4ußerte ch „von dem Ministerium zu verlangen, daß es das Unmhy liche thue; ich glaube aber, daß es fuͤr Polen mehr baͤtte thun köj⸗ nen,; als es gethan hat. Frankreich hätte, nachdem die Ru ssisch Regierung ihm erklaͤrt, daß sie sich eine Vermittelung zwischen h und einer revoltirten Provinz nicht gefallen lassen konne antwertn soljn⸗ daß Polen keine Russische Provinz sey. „Sie schen/, bemerhht der Redner schließlich, „daß ich mich über unsere innere und äußere In sitik one Nuͤckhast dußere, Ich beschwöre das Ministerium, eben bestimmt seine politischen Ansichten auszusprechen damit Fran erfahre, woran es sich zu halten hat. Stimmen diese Ansichten den seinigen uͤberein, so wird man uns auch zu allen mogli Opfern stets bereit finden. Der größte Nachthéil für ein Land is Uungewißheit in der Politik.“ ]
Dit Sitzung wurde um 6 Uhr aufgehoben.
bom 12. Aug.
ihre Entwaffnung von dem in
Paris, 13. August. Vorgestern Abend hatten der Königl. hreußlsche und der Schwedische Gesandte Privat⸗Audienzen beim
nige.
; Ber Herzog von Orleans hat an den Obersten des ersten zusaren-Regiments folgendes, aus Mons vom g. A1August da— ute Schreiben gerichtet: „Der Ort, von wo ich Ihnen schreibe, agt Ihnen schon, daß wir die erste Jahreswiederkehr des 9. Aug. Edurch gefeiert haben, daß wir auf Belgisches Gebiet einrückten nd Tournai, Ath, Mons, Charleroi und Namur besetzten, wo nsere Truppen morgen eintreffen werden. Der Enthusiasmus den Regimentern, die wir hier haben, ist groß. Das te hragoner⸗-Regiment ging heute früh um 5 Uhr mit den lebhaf— sten Freudenbezeugungen und unter dem Rufe: Es lebe der hönig! Es lebe Frankreich! zuerst über die Gränze. Vom er— en Hels schen Dorfe an bis zu den Thoren von Mons sind hir mit den lautesten Aeclamationen empfangen worden; man berschüttete uns mit Blumen, reichte den Soldaten zu trinken nd wetteiferte, sie zu bewirthen. Unaufhörlich hörten wir den zuf: Es leben der König und seine Söhne! Es leben die Fran— ösen! worauf wir und die Truppen als Erwiederung den Bel— sern und Belgien ein Lebehoch brachten. Wir wurden in Mons an der unter den Waffen stehenden Bürgergarde empfangen, nd unser Einrücken glich einem wahren Triumphzuge.“
Das Echo du Nord meldet, daß die Offizier-Corps der 6 Feld rückenden Truppen jetzt die vom Ministerium verwei⸗ erte Reinigung selbst vornehmen und die Verdächtigen unter ih⸗ en Kameraden aus ihrer Mitte stoßen. In Douai seyen vier Dffsziere des 7. Linien⸗Regiments von ihren zu einer Jury zu— mmengetretenen Waffengefährten auf diese Weise ausgestoßen zorden; der Oberst habe dem Kriegs-Minister davon Anzeige
acht.
* Das Journal du Commerce meldet, eine Reserve-Ar— er von 25,000 Mann werde in Metz zusammengezogen werden nd den General Semélsé zum Besehlshaber erhalten.
Der Prinz von Joinville ist von seiner ersten Seereise, auf her er Korsika, Neapel, Sicilien, Algier und Mahon besucht hat, uf der Fregatte „Artemisia“ am ten d. nach Toulon zurück⸗ ekehrt. Der Prinz hat eine 10tägige Quarantaine zu bestehen.
Dem Constitutionnel zufolge, hätte das Ministerium, um ine Niederlage zu vermeiden, beschlossen, sich dem Amende⸗— nent des Baron Bignon zu Gunsten Polens nicht zu wides— etzen. r Aus Brest vom Sten d. berichtet der Courrier fran— hais: „Die Brigg „Endymion“ ist in der verwichenen Nacht on Lissabon, das sie am 21. Juli verlassen hat, hier angekom— en. Die Portugiesische Flagge wehte seit dem 19ten wieder uf dem Linienschiffe „Joao VI.“ Die Entschädigung von
ö, oo0 Fr. befand sich am Bord des Linienschiffes „Suffren“. lle Seeleute ertheilen dem militairischen Benehmen des Vice— üdmirals Roussin großes Lob, sagen aber, sein Benehmen als Di— bmat entspreche nicht der Tapferkeit und den Talenten, die er ei der Erzwingung der Einfahrt in den Tajo bewiesen.“
Der General Berthezene hat die Einfuhr aller zur Verser— igung ven Waffen geeigneten Metalle in Algier verboten.
Großbritanien und Irland.
Parlaments-Verhandlungen. Unterhaus. Sitzung Herr Croker brachte neuerdings die Holländisch⸗ Belgischen Angelegenheiten zur Sprache und blieb dabei, daß die halsachen von Seiten der Minister unrichtig dargestellt worden ehen, daß Holland beschuldigt werde, einen Waffenstillstand ver⸗ etzt zu haben, während doch kein eigentlicher Waffenstillstand mit ßolland exiftirt habe, daß übrigens auch von Seiten Hol— ands die Anzeige, daß es die Feindseligkeiten wieder begin— en werde, gemacht worden sey, indem es, was man edoch immier zu vertuschen suche, ausdrücklich erklärt habe, aß es die Unterhandlungen durch militairische Mittel unter— fützen werde; und daß endlich Lord Palmerston unverantwort— ich gehandelt, indem er 24 Stunden lang die an die Londoner Konferenz gerichtete Note des Holländischen Ministers der aus— wärtigen Angelegenheiten uneröff net gelassen habe. Hr. Croker rug demnächst auf Vorlegung dieser vom 2. August datirten Note an. Lord Palmerston erwiederte, daß die Vorlegung dieser Note ohne alle andere Aufklärung nutzlos, diese letztere edoch, wenn sie in diesem Augenblicke geschähe, dem Staats— Dienste nachtheilig seyn würde. Er sähe sich demnach auch An— hriffen ausgesetzt, während es doch ziemlich bekannt wäre, daß er zezwungen sey, zu schweigen, und sich mithin außer Stande be— inde, zu antworten. Was die Erklärung Hollands betreffe, die nterhandlungen durch „militairische Mittel“ unterstützen zu zollen, so hätten ihn diefe Worte freilich etwas siutzig gemacht; allein da die Holländischen Bevollmächtigten gekommen seyen, m zu unterhandeln, so hätte ihn dies zu dem Glauben verlei⸗ t, daß jene Sprache keinen feindseligen Charakter habe. Das un die Konferenz gerichtete, oben erwähnte, Schreiben sey ihm brigens, als man es ihm übergeben hätte, gar nicht als so dringlich dargestellt worden, und er habe daher keinen Anlaß ge⸗ habt, von der Regel, solche Schreiben nur in Gegenwart der ganzen Konferenz zu eröffnen, abzuweichen. Der Minister be— shwerte sich über den übelwollenden Angriff des Hrn. Croker, meinte jedoch, daß er von einem Corps herrühre, das heute ahne Offizier fechte. (Sir Rob. Peel, Sir H. Hardinge und andere Mitglieder der OSpposition waren nämlich abwesend.) In⸗ wischen ließen sich noch Lord Elliot, Lord Stermont und Sir George Murray zur Unterstützung des Antrages ver⸗ ehmen. Der Letztgenannte äußerte: „Ich will keinesweges men Verdacht auf den edlen Lord werfen, so lange er durch die Umstände verhindert wird, sich zu vertheidigen, oder Papiere ordern, deren Vorlegung jetzt mit ÜUnannehmlichkeiten verknüpft eyn würde, aber es erscheint mir nichtsdestoweniger doch nothwen⸗
dig, die Aufmerksamkeit des Publikums auf unsere auswärtige
Politik zu lenken, und namentlich auf die letzten Vorgänge in en Niederlanden und Portugal, so weit wir dabei interessirt wa⸗ en. Denn es scheint mir, daß die Britische Politik der einer anderen Macht untergeordnet worden ist, gegen die ich jedoch weit entfernt bin einen beleidigenden Ausdruck gebrauchen zu wol— en. Niemand hegt wohl eine aufrichtigere Achtung für die Fran⸗ dsische Nation, als ich. Ich, als Soldat, zolle gewiß ihrem mili⸗ airischen Charakter die verdiente Rücksicht; aber mit den Gesinnun— gen eines Briten kann ich es nicht gleichgültig ansehen, wenn man, wie es mir scheint, in rein Französische Zwecke ruhig eingeht; und so darf ich wohl verlangen, daß unsere Minister gegen einen solchen Verdacht sich rechtfertigen. Das Gerücht sagt, daß die unter dem Befehle des Sir Edw. Codrington stehende Flotte zur Ver⸗ fügung der Konferenz gestellt worden; wird aber auch die Armee des Marschalls Gérard von derselben Autorität geleitet? Wird sie, auf das Ersuchen der Konferenz, sich von Belgien oder Hol⸗ and zurückziehen, wie sich Sir Edward mit seiner Flotte zurück⸗
iehen dürfte?“ — Der Redner berührte nun noch mehrere andere, die Niederländische Angelegenheit betreffende Fra—
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gen; namentlich bedauerte er, daß, der Französischen Thron⸗ Rede zufolge, der König der Belgier , Deutschen Bundes ausmachen würde. Ferner fragte er, welche Bestimmungen hinsichtlich der Nachfolge des Königs Leopold ge⸗ troffen worden? Derselbe setze sich täglicher Gefahr aus und könnte leicht ein Raub des Todes werden. Es befände sich aber jetzt der Sohn des Königs der Franzosen, der früher für den Belgischen Thron bestimmt gewesen, mit einem Heere von 50,000 Mann in Belgien, und leicht könnte nun, in jenem vorausgesetz⸗ ten Falle, die Thronfolge auf eine unerwartete Weise entschieden werden. Lord Althorp antwortete auf alle diese Fragen nur mit der Bemerkung, daß es die Umstände unmöglich zuließen, in deren Erörterung einzugehen. Nachdem auch noch Sir Char— les Wetherell seine Meinung abgegeben, wurde der Antrag des Herrn Croker ohne Abstimmung verworfen.
London, 14. August. Gestern war der Geburtstag Ihrer Majestät der Königin, der sowohl in der Hauptstadt, als in Windsor, wo große Gala bei Hofe war, gefeiert wurde. Abends wurde daselbst ein glänzendes Feuerwerk abgebrannt.
Der Herzog von Sachsen⸗ Meiningen, Bruder Ihrer Maj. der Königin, ist am 11ten d. hier angekommen.
Im Sun heißt es: „Wir vernehmen, daß Dom Pedro mit seiner Familie nach Paris abreisen will, indem, wie es heißt, seine Untexhandlungen mit Großbritanien, um Donna Maria wieder auf den Portugiesischen Thron zu bringen, fehl— geschlagen sind.“
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„Aus dem Haag, 16. Aug. Folgendes ist der von Sr. Königl. Hoheit dem Prinzen von Oranien abgestattete Bericht über die Kriegs-Ereignisse von Löwen:
„An den König. Hauptquartier Thienen (Tirlemont), 12. Aug. 1831, Abends 9 Uhr.
„Ich habe die Ehre, Ew. Majestät zu berichten, daß das Königliche Heer, an dessen Spitze zu stehen ich die Ehre habe, heute einen glänzenden Vortheil über das feindliche von Tieken de Terhove befehligte Heer erlangt hat, bei welchem sich auch der Prinz Leopold befand. Die feindlichen Truppen sind aus allen Stellungen, in denen wir sie angriffen, vertrieben worden und haben sich genöthigt gesehen, in die Stadt Löwen und unter die Kanonen derselben sich zurückzuziehen. Die Folge davon war das Nachsuchen eines kurzen Waffenstillstandes, um die Stadt Löwen zu räumen und den Truppen Eurer Majestät zu überge⸗ ben. Die Bedingungen dieses Waffenstillstandes, durch welche der Feind seine Niederlage anerkannte, sind von mir vorgeschrie⸗ ben worden. — Dieses Resultat ist auf nachstehende Weise er— langt worden: Die dritte Division, unter dem Befehle des Ge— neral Meyers, begleitet von der Kürassier⸗Brigade unter dem Ge— neral Post und den Re serve⸗-AUrtillerie⸗Batterieen, brach des Mor⸗ gens um 5 Uhr auf. Wir hatten des Abends vorher Bautersem raumen müssen und die Avant⸗Garde, wegen der Uebermacht des Fein⸗ des, auf Roosbeek zurückziehen lassen. Heute fanden wir den Feind auf der Löwenschen Seite von Bautersem in einer vortheilhaften Posi— tion, die sowohl durch Gebüsche als durch die vordersten Hauser von Bautersem gedeckt wurde, aufgestellt. Seine Macht bestand aus Infanterie und Artillerie. Ich war sogleich der Ansicht, daß es nur ein nutzloses Blutvergießen zur Folge haben konne, wenn wir die Debouchirung aus diesem Dorfe und einen Angriff in der Fronte auf die Stellung des Feindes wagen wollten. Ich gab daher Befehl, diese Stellung rechts und links zu umflügeln, um ihn dadurch zum Ruckzuge zu zwingen. Der Feind hielt lange Stand; als er aber gewahrte, daß wir uns an seiner lin⸗ ken Flanke einiger Hügel, die ich durch die freiwilligen Jäger⸗ Corps der dritten Divssion besetzen ließ, bemächtigt hatten, sah er sich gezwungen, seinen Rückzug eiligst anzutreten. Wir ver— folgten ihn sogleich auf der Straße nach Löwen. — Ich hatte eben Befehl gegeben, ihm mit unserer Kavallerie nachzusetzen, um von seiner Verwirrung Vortheil zu ziehen, als ein Parla— mentair auf der Landstraße mir entgegenkam. Es war Lord William Russell, der ein Schreiben von Sir Robert Adair überbrachte. Dasselbe war an den Herzog von Sachsen⸗-Wei— mar gerichtet, weil man der Meinung gewesen war, daß der Herzog den Befehl über diese Kolonne führe. Das Schreiben enthielt das Begehren eines Waffenstillstandes und die Meldung, daß das Französische Heer bereits mit seiner Avant-Garde in der Nähe von Wavre stehe. Nachdem ich einen Augenblick die Sache berathen hatte, erklärte ich, daß das Einzige, was mich zur Ge— währung eines Waffenstillstandes bewegen könnte, die Räumung Löwens und die bestimmte Ueberzeugung wäre, daß sich bereits ein Französisches Heer auf Belgischem Boden befande. Ich wollte, um mir diefe Ueberzeugung zu verschaffen, einen Offizier an Ort und Stelle senden. Lord William Russell entfernte sich wieder, und ich setzte meine Bewegung nach vorwärts fort. Der Feind flüchtete auf allen P⸗unkten. Als wir uns Löwen näher⸗ ten, fanden wir ihn mit einer ansehnlichen Macht in einer sehr vortheilhaften Pofition auf der Höhe von Pellenberg aufgestellt. Ich zwang ihn, diese Stellung zu verlassen, indem ich der ersten Diviston, die von St. Joris Winghe vorrückte, den Befehl er— theilte, fich von dieser Seite auf derselben Hohen-Linie aufzu⸗ stellen und dann, auf das Plateau gekommen, vorwärts auf den linken Flügel des Feindes zu rücken. Diese Bewe⸗ gung wurde vom General Favauge, der die zweite Bri—⸗ gade der ersten Division befehligte, mit vieler Schnelligkeit und glücklichem Erfolg ausgeführt. Eine kurze Kanonade, die sowohl von feiner, als von der Seite der dritten Division ausge⸗— führt wurde, zwang den Feind, diese ungemein starke Stellung zu verlassen und sich eiligst auf Löwen zurückzuziehen. Wir besetzten nun dieselbe Posstion, so wie außerdem die Heerstraße und die auf unserem linken Flügel gelegenen Weiler. Hier be⸗ fanden wir uns in der Entfernung eines Kanonenschusses von
Lord Ruffell an Sir Rob. Adair, als meine Antwort auf sein Schreiben, überbracht hatte. Sir Rob. Adair kam selbst; er suchte um einen Waffenstillstand nach. Ich erklärte ihm, keine andere Bedingungen annehmen zu können, als die völlige Räu⸗ mung der Stadt vom Prinzen Leopold und den Belgischen Truppen. Sir Rob. Adair nahm es über sich, dies zu Stande zu bringen. — Bald nach seiner Rückkehr in die Stadt erschien ein Offizier vom Generalstabe der Belgier und erfuchte mich um die Bedingungen, die ich vorschreiben wollte. Ich ließ sie durch den Chef des Generalstabes, General-Lñseutenant de Constant de Rebecque, aufsetzen und ver⸗ langte sofortige Antwort, Ich empfing sie auch sogleich, ratifi⸗ zirt vom Beigischen Brigade⸗ General und interimistischen Chef des Stabes, i. Goblet. Sobald diese Uebereinkunft abgeschlos⸗ sen war, ließ ich die Truppen in ihren Positionen den Bivouac bis zum anderen Morgen beziehen. Ich muß Ew. Maj. noch
berichten, daß während dieser Unterhandlungen ein heftiges Ka—
nonenfeuer aus einem der Stadt⸗Thore gegen unsere Truppen eröffnet wurde. so sandte ich sogleich den Hauptmann van Stirum, vom des Befehlshaber der Besatzung über die Ursachen dieser scheinbar verrätherischen Handlungsweise zu befragen. Bald kehrte der Hauptmann van Stirum mit einem Offizier zurück, der sein Leid⸗ wesen über das Ereigniß zu erkennen gab und die Versich ertheilte, daß es mit den positiven Befehlen, die der Oberbefehls⸗ haber der Truppen dort . habe, ganz im Widerspruche sey. Wir betrauern in Folge dieses
von der Artillerie und den
Da ich mir die Ursache nicht zu erklären wußte, Stabe
Prinzen Friedrich, als Parlamentair nach der Stadt, um den
erung
ngriffs den Tod des Lieutenants Prinsen Verlust des wackeren Obersten Gail⸗ lieres für den Königlichen Dienst, indem derselbe das linke Bein durch einen Kanonen-Schuß verloren hat. Seinen Sohn, der, als Adjutant desselben Kürasster⸗Regimentes, bei seinem Vater den Dienst hatte, traf dasselbe Unglück durch dieselbe Kugel. — Der Herzog von Sachsen⸗Weimar verließ heute früh um 3 Uhr mit einem Corps, das aus der zweiten von ihm kommandirten Division, aus der Kavallerie-Brigade und dem nöthigen Ge⸗ schütze bestand, seine Stellung bei gehen und Umgegend, um⸗ ging die Stadt Löwen und stellte sich auf der Straße von Lö— wen nach Brüssel auf der Höhe des Eisenberges auf. Diese Bewegung wurde von ihm mit eben so vieler Geschicklichkeit als gutem Erfolg ausgeführt. Der Herzog hat sowohl hier als in diesem ganzen zehntägsgen Feldzuge feinen unerschrockenen Muth und seine kriegerischen Talente auf eine glänzende Weise an den Tag gelegt. Er muß mit dem Feinde handgemein geworden seyn, denn ich hörte das Feuer seines Corps an der anderen Seite der Stadt. Noch habe ich keine nähere Berichte darü— ber, doch sandte ich ihm meinen Adjutanten, den Grafen von Limburg⸗-Stirum, um ihn von dem abgeschlossenen Waffenstill— stande in Kenntniß zu setzen. Der Ober⸗Befehlshaber des Heeres,
Wilhelm, Prinz von Oranien.“
Ueber die Ereignisse bei Löwen enthalten unsere Blätter noch folgende besondere Mittheilungen: „Beide Prinzen, sowohl der Prinz von Oranien als Prinz Friedrich, haben mit muster⸗ haftem Muth und mit Umsicht verfahren und gekämpft. Unbe— schreiblich ist die Begeisterung, mit der dieselben, nach errunge— nem Siege in Thienen (Tirlemont) wieder ankommend, von den Truppen begrüßt wurden. Der Prinz von Oranien erwie⸗ derte den Gruß mit seiner gewöhnlichen Freundlichkeit und rief den wackeren Kriegsleuten zu wiederholten Malen zu: „„Kame⸗ raden, wir haben das Feld behauptet!““ — Die Division des Herzogs von Sachsen-Weimar war am 12ten Mittags auf der Straße von Löwen nach Brüssel angelangt, wo sie vielen Tau— senden flüchtiger Militairs und Einwohner Löwens begegnete, die bei ihrer Annäherung nach Löwen zurückkehrten. Rasch wandte sich auch der Herzog nach dieser Stadt und wollte eben anfangen, sie beschießen zu lassen, als er die Meldung von ihrer Capitulation erhielt. — Das Jäger-Corps der Leidenschen Stu— denten, das am 1sten in das Hauptquartier Tirlemont einrückte, marschirte bald wieder weiter und sah sich, 14 Stunden von der Stadt entfernt, genöthigt, ein Kleingewehrfener zu beginnen, in welchem es durch die Gröningschen Jäger unterstützt wurde, und das bis um 10 Uhr dauerte. Zwei Leidensche Studenten wurden dabei leicht verwundet; das Gröningsche Jäger-Corps verlor sei⸗ nen tapferen Oberst⸗LZieutenant.— Sonnabend den 13. früh haben die beiden Prinzen ihren Einzug in Löwen gehalten, wohin das Hauptquartier verlegt wurde. — Die Belgier gaben die Stärke ihres Heeres, das vor Löwen gestanden, auf 30, 00 Mann an. — Unsere Verwundeten sind zum Theil nach Diest gebracht worden, wo sie in einem Kloster von den barmherzigen Schwe⸗ stern gepflegt werden, doch fängt es dort an, an Charpie und Leinwand zu fehlen, und werden unsere Frauen zur schleunigen Hinsendung solcher Bedürfnisse aufgefordert. — Ueberall, wo die Holländer durchzogen, weigerte sich die Bürger-Garde, die Waffen gegen sie zu führen, und warf sie zum Theil fort; Einige haben sie fogar an unsere Truppen abgeliefert.“
Brüfsel, 14. Aug. Hiesige Blätter enthalten nunmehr in einer Korrespondenz-Rachricht aus Löwen ausführliche Mit⸗ theilungen über die Ereignisse vom 121en, woraus wir Folgendes entnehmen. — „Löwen, 117 Uhr Morgens. Man hört von mehreren Seiten Artillerie Feuer; an dem Tirlemonter und Diester Thore sind Batterieen aufgepflanzt. Die Holländische schwere Kavallerie befindet sich zwei Flintenschüsse weit von den Wällen, ihre Infanterie stellt sich hinter Tivoli in Schlachtord— nung auf. Auf der linken Seite bietet sich ein anderes Schau⸗ spiel dar; der Feind bemächtigt sich der Höhen, welche Löwen beherrschen, seine Reihen wachsen mit jedem Augenblick. Unsere Bürgergarde, die sich von ihrem panischen Schrecken erholt hat, ist mit der Infanterie und Artillerie vermischt. Der Ober⸗Be⸗ fehlshaber zeigt so eben an, daß eine Vertheilung von Bier statt⸗ finden werde; Alles stürzt sich auf die Fässer; die Kugeln vfei⸗ fen — man trinkt; der Feind nimmt die vortheilhaftesten Stel⸗ lungen ein — man trinkt noch inner. Die verdoppelten Schüsse des?Feindes setzen die Bürgergarde und die Freiwilligen in Be— stürzung, die Reihen lösen sich auf, Alles flieht nach der Stadt, die Straßen sind zu eng, um alle diejenigen durchzulassen, welche von der Furcht getrieben werden. Die Verwirrung ist nicht zu beschreiben. 127 Uhr. In allen Straßen sind Kavallerie-1Ab— theilungen aufgestellt, welche mit dem Farabiner oder dem Säa⸗ bel in der Faust die Massen aufzuhalten suchen, welche das Schlachtfeld verlassen; sie können sich indeß keinen Gehorsam verschaffen. Der Baron von Hooghvorst mit noch einem Ge⸗ neral und mehreren General-Stabsofsizieren kommen langsam durch die Tirlemonter Straße in die Stadt zurück. Der Ober⸗ Befehlshaber der Bürgergarden ruft, daß die Holländer im vol⸗
len Rückzuge begriffen sind; dessenungeachtet hört man die Kanonade
und das Gewehrfeuer am Diester Thore zunehmen; man sagt, daß das tapfere gte Regiment und die Älrtillerie der Bürgergarde von
Löwen. Ich erwartete indessen das Resultat der Botschaft, die
Mons und Namur daselbst einen hartnäckigen Widerstand leisten; der General Niellon kommandirt auf dieser Seite. — Es verbreitet sich das Gerücht, daß man wegen eines Waffenstillstandes un⸗ terhandle, daß ein Parlamentair in die Stadt gekommen sey, und daß der König sein Hauptquartier in Mecheln aufschlagen werde, — 1 Uhr. Man bringt die Verwundeten vom Schlacht⸗ selde herein, fast alle kommen von der Linken, wo mau sich noch immer schlägt. Beim Tirlemonter Thor ist ein Pulverkasten in die Luft gesprungen; 3 Leute sind dadurch getödtet und mehrere verwundet. — Es trifft ein zweiter Parlamentair aus dem Hollän⸗ dischen Lager ein; es ist ein Ober⸗Offizier der Kürassiere; da man ihm nicht, wie sonst gebräuchlich, die Augen verbunden hat, so konnte er sich von der hier herrschenden Unordnung überzeu⸗ gen; die in der Tirlemonter Straße errichteten Barrikaden betrach= fete er mit einem ausdrucksvollen Lächeln. — Unsere Truppen ver⸗ ändern ihre Stellung; die Batterieen außerhalb des Tirlemonter Thors sind verlassen und die Kanonen vernggelt. Offixiere vom Generalstabe stürjen im Galopp durch die Straßen und scheinen
beauftragt, den Rückzug zu beeilen. — 2 Uhr. Der Holländische