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mehr oder minder alle gesellschaftliche Stellungen berührt. Seit dreizehn Monaten sind wir ohne Verfassung, denn wir wissen nicht, ob die Charte, unter deren Herrschaft wir siehen, drei oder zwei Staats-Gewalten zuläßt, ob wir eine Monarchie haben werden, in welcher das Königthum regiert, verwaltet und
die Gesetze sanctionirt, oder ob die Charte sich in einen obersten
Rath auflösen wird, der durch einen untergeordneten und absetz⸗ baren König regiert. Wir sind ohne Budget, und wissen nicht, ob eine parlamentarische Nothwendigkeit nicht die Auflösung der Kammer herbeiführen wird, bevor dieselbe noch über die beiden ihr vorliegenden Budgets abgestimmt hat. Wir sind ohne Regie⸗ rungs⸗System, denn die drei seit einem Jahre auf einander ge⸗ folgten Ministerien haben zwischen den Männern des Juli und denen des August, zwischen den monarchischen und den re— publikanischen Ideen, zwischen Krieg und Frieden hin und her— geschwankt; in Paris hat man die Freiheitsbäume niedergerissen, die man in Dijon und im Süden pflanzen ließ. Wir sind ohne Sicherheit, ohne Handel, ohne Zukunft. Frankreich will keine Republik und wird dennoch durch die Gewalt der von der Re— gierung anerkannten Prinzipien und durch die Logik der Revo⸗ lution zur Republik fortgezogen. Wir gehen also täglich einem Ziele entgegen, das wir, und alle Welt mit uns, verwünschen. Während dessen sieht ganz Europa unter, den Waffen, um beim ersten Angriffe von unserer Seite über uns herzustür— zen, und dieser Angriff, der das Signal im einem allge— meinen Kriege seyn würde, kann die Folge eines Schrit— tes seyn, den wir auf der jetzigen Bahn weiter thun. Ein parlamentarisches Ereigniß kann ein Mmisterium der äußer⸗ sten Linken ans Ruder bringen; eine Abtheilung unserer Trup— pen hält Belgien besetzt, eine Armee steht an den Gränzen die— ses Landes; welche Lockungen für ein Ministerium der Bewe⸗ gung! Ein Ministerium des Krieges in Frankreich würde ein Ministerium des Krieges in England herbeiführen und die Feuers⸗ brunst würde die ganze Welt ergreifen. Die in einen Kampf um Leben und Tod verwickelte Revolution würde, um Frankreich in ihr Geschick mit fortzureißen, trotz des Widerstrebens des Volks, eine gewaltthätige und unterdrückende Macht, eine Herr— schaft des Schreckens und des Raubes organisiren. Aufruhr, Bürgerkrieg, Anarchie würden das Unheil der Invasion vermehren, und die mit den fremden Heeren kommende Asiatische Pest würde das Maaß des Unglücks voll machen. Frankreich will weder die Repu—⸗ blik, noch den Angriffskrieg, das Schreckenssystem und die Anarchie. Mögen die Minister und die Deputirten, die wider ihren Willen zu allen diesen Dingen verleitet werden, sich von dem Wagen, der sie mit sich fortzureißen droht, losmachen und sich vereinigen, um die von der Revolution ihnen verliehene Gewalt in die Hände Frankreichs niederzulegen; möge das Interesse einer Partei dem Gesammt-⸗Interesse aufgeopfert werden, und alle Stürme werden beschwichtigt und die Frage wird nicht mehr aufgeworfen werden, ob Frankreich dem revolutionnairen Primip zu Ehren untergehen soll, denn das erste aller Prinzipien ist die eigene Erhaltung. Die Diskussion über die Pairie bietet eine natürliche Gelegen— heit dar, Frankreich über sein Schicksal zu befragen.“
Die Portugiesische Brigs-Goelette „Memoria“, eine der im Tajo gemachten Prisen, lief am 1sten d. M. in Brest ein und kündigte die baldige Ankunft des Geschwaders des Vice— Admirals Roussin nebst mehreren Portugiesischen Fregatten und Korvetten an. Am 4ten d. ist das Geschwader mit den erober⸗ ten Portugiesischen Schiffen in dem Hafen von Brest angekom— men. Mehrere mit der Sanitäts-Polizei an der Küste beauf—
tragte Schiffe sind von dort abgesandt worden.
In Toulon ist am 1sten d. M. das 900 Mann starke erste Bataillon der Fremden-Legion angekommen, um sich auf den Fre⸗ gatten „Bellona“ und „Armide“ und der Gabarre „la Meuse“ nach Algier einzuschiffen.
Der Cassationshof hat das Urtheil des hiesigen Königlichen Gerichtshofes, durch welches die Forderungen des General Frau— cescheiti an die Gräfin von Lipano (Gemahlin des Königs Mu— rat von Neapel) zurückgewiesen wurden, annullirt und die beiden Parteien vor den Königl. Gerichtshof zu Rouen verwiesen.
Großbritanien und Frland.
Parlament s-Verhandlungen. Unterhaus-Siz— zung vom 7. Sept. Zum letzten Male ging heute das Haus in den Ausschuß über die Reform-Bill über, indem die eimige noch unerledigte Bestimmung wegen der Diäten der bei den Wahlen fungirenden Beamten die Genehmigung des Hauses er— hielt. Einige Amendements, die von mehreren Mitgliedern noch zur Sprache gebracht wurden, fanden keme Unterstützung. Als der Bericht über die Bill abgestattet wurde, ließ sich im Hause ein lauter Beifall vernehmen. —
Lon don, 9. Sept. An dem gestrigen Tage der Krönung Ihrer Majestäten bot die Hauptstadt einen überaus lebendigen Anblick dar. Die Feierlichkeit wurde um 5 Uhr Morgens mit Kanonendonner eröffnet, und zu derselben Stunde schon sah man zahlreiche Volksmassen von allen Richtungen nach dem Mittel— punkt der heutigen Festlichkeit, der Westminster-Abtei, strömen, und in kurzer Zeit waren alle öffentliche Gallerieen mit Zuschauern überfüllt. Dächer und Fenster, kurz jeder Ort, von wo der Zug erblickt werden konnte, waren mit Neugierigen besetzt; selbst die Bildsäule König Karls wurde von den Platzsuchenden in Be⸗ schlaz genommen. Um 7 Uhr langte eine Abtheilung der Königl. Artillerie bei der Westminster-Abtei an und wurde am westlichen Thore, wo sich der Eingang für Ihre Majestäten befand, aufgestellt. Die Garde-Regimenter waren dazu bestimmt, die Straßen für den Zuz frei zu halten. Zahlreiche Abtheilungen der neuen Polizei dien⸗ ten zur Auftechthaltung der öffentlichen Ordnung. Der ganze Weg vom Palast bis zur Westminster-Abtei war, zur Bequem⸗ lichkeit der Personen, welche der Prozession zu Fuß folgen müs— sen, mit Sand bestreut. Zwanzig Minuten vor 11 Uhr verkün⸗ digte eine Artillerie Salve, daß der König den Palast verlassen hatte, und der 31 setzte sich in folgender Ordnung in Bewe— gung. Eine Schwadron der Leibwache eröffnete denselben. Dieser solgten: der Herzog und die Herzogin von Glouecester nebst Gefolge, die Herzogin von Cambridge nebst Gefolge, der Herzog von Sussex nebst Gefolge, der Herzog und die Herzogin von Cumberland nebst Gefolge, sämmtlich in 6spännigen Kutschen. Hierauf folgte der Sspännige Königliche Staats— Wagen. Der König saß entblößten Hauptes, mit einem hohen Kragen um den Hals, und sah sehr wohl aus; neben ihm, auf einem etwas erhöhteren Sitze, die Königin, mit einer Krone von Perlen auf dem Haupte; neben den Pferden des Königlichen Wagen gingen die prachtvoll gekleideten Pagen des Königlichen Hauses. Diesem Staats⸗Wagen fuhren 16 sechsspännige Kut⸗ schen vor, in welchen sich der of-Staat des Königs und der Königin befanden. Die allgemeine Leitung des Zuges stand un— ter den Befehlen des Lord Frederik Fitzclarenck. Um 11 Uhr langten Ihre Majestäten in der Westminster-Abtei an. Hier bil— dete sich nun der eigentliche Krönungs⸗Zug, der ungefähr in fol⸗
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gender Ordnung vor sich ginz. Voran der Dechant von West⸗ minster, ihm foigte die Dlenerschaft des Königs, dann der Groß— stegelbe wahrer, der Präsident des Minister-Rathes, der Lordkannler von Irland, der Lord⸗-Großkanzler, der Lord Erzbischof von Can— terbuch, sämmtlich von ihren Pagen gefolgt. Dann folgten die Prinzessinnen des Königlichen Hauses: die Cehosh von Cambridge, die Herzogin von Cumberland und die Herzogin von Gloucester, in prächtigen Galla-RKleidern und von zahlreichem Gefolge umgeben. Hierauf die Königin unter Vortritt der Hof⸗Chargen; dann die Prinzen des Königl. Hauses: der Herzog von Glou⸗ cester und der Herzog von Cumberland. Hierauf der König in dem carmoisinrothen Staats-Kleide. Ihm schritten vor die Groß-onstablecr von Irland und Schottland, der Herzog von Leinster, der Graf Errol, der Earl-Marschall von England mit seinem Stabe, der Graf Grey mit dem Staats-Schwerte, der Herzog von Wellington, als Lord-Groß⸗Konstabler von England, mit dem Feld-Marschall-Stabe, der Herzog von Richmond mit dem Scepter, der Herzog von Hamilton mit der Krone, der Herzog von Sommerset mit dem Reichsapfel, der Bischof von Carligie mit der Schaale, der Bischof von Chichester mit der Bibel und der Bischof von Rochester mit dem Kelch, Un⸗ mittelbar hinter dem Könige gingen die 6 ältesten Söhne von Herzogen und ein zahlreiches glänzendes Gefolge. Nach⸗ dem der König und die Königin knieend ihr Gebet vexrich— tet hatten, nahmen Sie auf den Staats⸗Sesseln Platz. Nach Beendigung des beim Eintzitt Ihrer Majestäten angestimmten Wechsel-Chors begannen die üblichen geistlichen Ceremonien. Der Bischof von London hielt eine Predigt; am Schlusse derselben nahm der Erzbischof von Canterbury dem Könige den Krönungs— Eis ab. Der König leistete denselben, vor dem Altare knieend und entblößten Hauptes, die Hand auf das Evangelium legend, Hierauf wurden dem Könige alle Krönungs-⸗Insignien überreicht und ihm die Krone vom Erzbischof aufs Haupt gesetzt. So⸗ bald der König gekrönt war, bedeckten sich die Pairs und Bischöfe, und Se. Majestät bestieg den Thton und empfing die üblichen Huldigungen. Die Königin wurde hierauf gleichfalls vom Erzbischofe gekrönt und nahm auf ihrem Thron zur Linken des Königs Platz. Demnächst empfingen Ihre Majestäten aus den Händen des Erzbischofs und des Dechanten von Westminsier das heilige Abendmahl und be— gaben sich hierauf in die Kapelle, wo Sie den Purpur-Mantel und die Krönungs-Insignien ablegten. Während der Zeit hatte sich der Zug wieder in Bereitschaft gesetzt, und Ihre Majestäten kehrten in derselben Ordnung wieder nach dem Palaste zurück. Der lebhafteste Jubel des Volkes begleitete den König und die Königin auf dem Hin- und Rückwege. 2m Abend war dit Stadt auf das glänzendste erleuchtet, und in allen Theatern fand freier Eintritt siatt.
Am gestrigen Abend fand bei Hofe ein glänzendes Diner statt, bei welchem sich, mit Ausnahme der Herzogin von Kent und der Prinzessin Victoria, sämmtliche in England befindliche Mit⸗ glieder der Königl. Familie und viele der vornehmsten Personen des Landes befanden. Der König führte die Prinzessin Auguste und die Landgräfin von Hessen⸗Homburg zu Tische; die Königin wurde von dem Herzoge von Sachsen-Memingen, die Herzogin von Cumberland vom Herzoge von Gloucester, die Herzogin von Gloucester vom Herzoge von Cumberland, die Herzogin von Sach— sen-Meiningen vom Herzoge von Sussex und die Herzogin von Camhridge vom Herzöge von Wellington geführt.
Unter den glänzenden Gastmahlen, die gestern zu Ehren der Krönung gegeben wurden, haven sich besonders das vom Lord Palmerston dem diplomatischen Corps, und das vom Lord⸗Mayor den Aldermen und vielen angesehenen Bürgern gegebene ausge— zeichnet. — Die prächtigen Equipagen des Oesterreichischen Botschafters, Fürsten Esterhazh, haben gestern neben den Königl. Equipagen die meiste Bewunderung erregt.
Der alte Sessel der Königin Elisabeth, eine merkwürdige Reliquie unter den Königl. Attributen, die für die Krönungs— Ceremonie in Bereitschaft gesetzt worden, ist neu vergoldet wor— den, um der Königin Adelheid als ein würdiger Armstuhl, zu dienen. — Die verkäuflichen Eintritts-Billets in die Gallerieen der Westminster-Abtei sind sehr theuer bezahlt worden. Jeder Platz in den Gewölben ist für 3 Guineen und jeder unter den⸗ selben für 4 Guineen au Mann gehrecht. Der Dechant von Westminster hat den ihm gehörigen St. Margarethen-Kirchhof, der zu den Agkleide-Zimmern Ihrer Majestäten führt, einem Spekulanten, dem sogenannten Serjeant-Trumpeter, üderlassen, der daselvst ein Gerüst errichtet und jeden Platz auf demselben für 2— 3 Guineen verkauft hat. Von Privatleuten sind ähn— liche Gerüste auf dem ganzen Wege der Königl. Projzession von und nach dem Palaste vor den Hänsern in der Parlaments⸗ Straße, Pall-⸗Mall und Cockspur-Straße errichtet worden; auch hier hat man für jeden Platz 2 — 3 Guineen bezahlt, aber mit— unter auch mit einem geringeren Theile dieser Summe sich be— gnügt.
Vorgestern haben Se. Majestät dem hier anwesenden Bra— minen Ramohun-Roy eine Audienz bewilligt.
Beim Beginne der heutigen Verhandlungen im Unterhause trug Hr. Ellice auf neue Wahl-Ausschreiben an die Stelle des Lord George Cavendish und des Hrn. William Maule an; der Erstere ist bei Gelegenheit der Krönung zum Grafen, der Letztere zum Baron des Vereinigten Königreiches erhoben worden; beide sind mithin Pairs und scheiden als solche aus dem Unterhause.
Einem Gerüchte zufolge, das jedoch großes Aufsehen macht, sind bei der gestrigen Krönungs-Ceremonie mehrere Kron-Juwe— len verloren gegangen oder auf andere Weise abhänden ge⸗ kommen.
In Bezug auf das (vorgestern erwähnte) Gerücht, daß die Regierung Milizen nach Irland senden werde, äußert der Cou— rier: „Bekanntlich giebt das Gesetz, durch welches die Milizen konstituirt sind, dem Könige nur die Macht, diese im Falle ein— ner wirklichen Invasion, oder falls die Gefahr einer solchen hald zu befürchten ist, oder auch im Falle einer wirklichen Empörung, für den Dienst einjuberufen; das Statut besagt aber auch fer⸗ ner, daß der König die Milizen nicht einberufen dürfe, bevor er nicht falls das Parlament versammelt ist, demselben die Ur— sache der Einberufung dargelegt hat.“
Seit einigen Tagen befindet sich Sir Frederik Adams, Lord— Ober⸗Commissair der Jonischen Inseln, hier in London. Er hat bereits mehrere Konferenzen mit den Ministern gehabt. — Der Courier (vom 3. Sept.) enthält wieder einmal einen gegen den Präsidenten von Griechenland, Grafen Capodistrias, gerich⸗ teten sehr heftigen Artikel. Es werden demselben die größten k und eine vollständige Nicht-Achtung der von den
riechen angenommenen Verfassung beigemessen. Auch die Aus— gaben der jetzigen Griechischen Regierung und die Abgaben, die das Volk zu entrichten habe, werden in jenem Artikel als ungt— mein groß dargestellt; die beiden letzten Friedens-Jahre sollen dem Griechischen Staate mehr gekostet haben, als sieben Jahre des Krieges. — Wer indessen weiß, daß der Courier, vom ersten
Tage der Verwaltung des Grafen Capodistrias an, diese imn rücksichtslos und mit unerwiesenen Beschuldigungen ange if hat, wird auch seine neuesten Bemerkungen in diesem Ba nur mit Vorsicht aufnehmen. ⸗
Einer dem Parlamente vorgelegten amtlichen Uebersicht folge, hat im Jahre 1830 die Einfuhr Französischer Produkt. Großbritanien und Irland 2,328,483 Pfd., 14 Shill. 19 betragen; die Ausfuhr Britischer und Irländischer Erzeun ge, wcateesch behe sich ehrch nun auf i, ö Ge. * 2 Pee.
Hr. Hunt, der sich bekanntlich den Repräsentanten aller repräsentirten in England nennt, hat, der Morning⸗Post folge, von seinen Kommittenten in Preston eine Dank⸗Adresse fein bisheriges Benehmen im Parlament erhalten. Am Schh dieser Adreffe heißt es: „Wir wollen Sie schließlich auch n ersuchen, sich, was auch die Verleumdung Ihnen selbst oder! Ihnen fagen mag, doch versichert zu halten, daß wir, die M ner von Preston, Sie niemals verlassen werden, so lange fortfahren, die wohlbegründeten Rechte Ihrer Landaleut schützen und zu vertheidigen.“
„Wir vernehmen“, heißt es im Hof⸗FJournale, „daß Maj. die Abstcot hegen, den Grafen von Dundonald (Lord rane) in den Rang wieder einzusetzen, den derselbe im Din des Königs früher bekleidet hat. Der Lord befindet sich jej London ünd ist ganz wohlauf. Es heißt zwar, daß ihm! Befehl über das Geschwader angeboten worden, welches Pedro bemüht ist gegen Portugal auszurüsten; dem ist jar nicht so. Der Offi,ser, der diesen Befehl erhalten soll, is Capitain der Königl. Flotte, zwar nicht so berühmt, als der Lord, jedoch als einer unserer besten Offiziere geachtet.“
Die heute eingegangene Lissaboner Post mit Britz und Zeitungen bis zum 28sten v. M. hat einige nicht unn tige Nachrichten mitgebracht. Am 21. Aug. ist nämlich in e bon eine Empörung gegen Dom Miguel ausgebrochen, die jun auf der Stelle wieder unterdrückt wurde. Ungefähr. S00 Mo vom 2ten Portugiesischen Infanterie-Regiment, das jetzt in Ks bon den Dienst versieht, begaben sich am Morgen des An nach dem Campo de Ourique und theilten sich in drei Kolonmn von denen die erste nach Val de Pereiro, wo sich die Quan des 16ten Regimenis befinden, die zweite nach Alcantt den Quartieren des 1sten Kavallerie⸗-Regiments, und die nn nach Rocio marschirte. Die constitutionnelle Hhmne w von Allen zum Theil gesungen und zum Theil vorauf gesuit Vivas für Dom Pedto und Donna Maria 11. und der R „Tod dem Tyrannen!“ ließen sich unzählige Male vernehm Fast sämmtliche Wachen, bei denen sie vorüberkamen, um! sich nicht sogleich für sie erklärten, wurden erschossen. Die Kolonne jedoch, statt, wie sie geglaubt hatte, beim 16ten ment Verbündete zu finden, wurde von demselben mit en heftigen Gewehrseuer empfangen, das sie zwar sogleich erwieden doch fahen sich die Insurgenten nach kurzem Gefechte genöthigt, nach Rocio zurückuziehen, wo sie mit ihren Kameraden sich vet ten, denen es gelungen war, dahin zu kommen. Die nach Lilcantan sandte Partel traf in der Rua de Sa Bento auf ansehnliche din und Polizei-Truppen, durch deren Anzahl sie überwältigt mu In Rocio wurde zwei Stunden lang ein lebhaftes Feuer mm halten, in welchem die Insurgenten aushielten, bis es ihnen Munition gebrach und sie sich demnach zurückziehen mußt Im Ganzen sollen bei diesem Ausstande ungefähr 400 Menst das Leben verloren haben. Die Offiziere des 4àten Reqimt haben an der Empörung keinen Theil genommen; diejenigen E daten desselben, die bei den Scharmüßtzeln nicht geblieben st hat man an Bord eines Verbrecher-Schiffes gebracht, mi ihre Verurtheilung durch eine Militair-Kommisston, welche Dom Miguel niedergesetzt worden, erwarten sollen. — Mn Briefe aus Lissabon sind der Ansicht, daß der Aufstand des! Regiments wahrscheinlich zu zeitig ausgebrochen sey, und vielleicht 2 Stunden später die Theilnahme an demselben ß allgemein gewesen seyn würde. (Vgl. den Art. Portugal)
Vor den Theatern, in welchen gestern freies Entree su fand, hat bei der Vertheilung der Billets ein so großes Gedlu
stattgefunden, daß Viele zu Schaden und nur diejenigen ind
sitz eines Platzes gekommen smd, deren starker Arm sich Ein zu verschaffen wußte.
Paganini hat für seine Theilnahme an dem großen M Festt in Dublin 1000 Pfd. Sterl. erhalten und außerdem n ein Konzert dort gegeben, das zahlreich besucht war.
Rieder lande.
Aus dem Haag, 9. Sept. Vorgestern begaben sth Prinz von Oranien und Prinz Friedrich zu Pferde nach Umgebungen von Terheyden und Geertruidenberg, um mit Chefs des Genie-Corps einige Punkte mit Rücksicht auf! Vertheidigungs-System unseres Landes in Augenschein zu men. Allgemein gab sich überall, wo die Prinzen vorübellan die lauteste Freude kund; besonders aber war dies in, Gee denberg der Fall. Mittags sind J. K. Hoheiten wieder! ihrem Hauptquartier Tilburg zurückgekehrt.
Däs dritte Grenadier-Bataillon, das im vorigen Jaht visorisch ganz aufgehoben wurde, wird jetzt hier wieder uh richtet und organistrt. Binnen wenigen Tagen werden hit Mannschaften erwartet, welche für dieses Bataillon bestimmts
Die Offiziere und Mannschaften der Königl. Brigg, Falke“, die sich jetzt in Westindien befindet, haben die anst liche Summe von 10590 Gulden eingesandt, die als Beitr den jetzigen Bedürfnissen des Staates dienen sollen.
Die heutige Staats⸗Courant giebt einen abermal Nachtrag zu der Liste der in dem letzten Feldzuge gebliehmn verwundeten und vermißten Soldaten der 1sten und 2ten sion der Armee; die Zahl der hinzukommenden Getödteten trägt 4, die der Verwundeten 16 und die der Vermißten lil
Seit einiger Zeit herrschen auf dem platten Lande det vinz Nord-Brabant, und namentlich in der Nähe der gti Herjogenbusch, Krankheiten, die mit den Uebeln, welche im In 1826 die Provinzen Friesland und Gröningen heimsuchten, eln Aehnlichkeit haben, doch von leichterer Art sind. Die Zahl, Geflorbenen ist bis jetzt im Verhältniß zu der der Eiltans gering.
Brüssel, 8. Sept. Eröffnung der Kammern,. Serruns führte als Alters-Präsident den Vorsitz. Um 12 war der größte Theil der Senatoren und Repräsentanten an send. Ber Präsident forderte die beiden jüngsten Mitgli der Versammlung auf, die Functionen als Secretaire ju ö nehmen. Herr Liedts und Herr Ch. Vilain XIIII. nah ᷣ demzufolge auf dem Bureau Platz. Hierauf wurde durch Loos die große Deputation, aus 6 Senatoren und 12 Reyri tanten bestehend, bestimmt, welche den König am Fuße d ßen Treppe empfangen sollte. Schon ehe man dazu schritt, ren die öffentlichen und reservirten Tribunen von Zuschauern gefüllt.
der M
Auf der Tribune für die Diplomaten bemerkte nf
n General Belliard und Herrn von Latour-Maubourg. Um Uhr kündigte der Kanonendonner an, daß der König das hchloß verlassen hatte. Unter dem Jubelgeschrei und den Vivats ner unermeßlichen Menschenmenge nahte sich der König dem öizzungs⸗- Saal. In dem Augenblick, wo der König in den haal trat, erhob sich die ganze Versammlung, und der Ruf: z lebe der Köuig! erhob sich von allen Sesten. Der König rüßte die Versammlung und nahm alsdann auf dem Throne hlatz. Zu seiner Rechten befand sich der Graf von Aerschot, hroß⸗Marschall des Palastes, und der Baron von Hoogvorst, ber⸗Befehlshaber der Bürgergarden; zu seiner Linken der Ge— fral von Chasteler, Groß-Stallmeister, und Herr von Lagotellerie, djutant des Königs. Höerauf trat eine tiefe Stille ein, und r König hielt folzende Rede:
„Meine Herren! Ich schaͤtze mich gluͤcklich, mich zum zweiten— ale in der Mitte der Repräsentanten der Nation zu befinden. die Beweise von Liebe und Anhaͤnglichkeit, welche die Belgische ation seit dem Tage, wo ich den Boden meines Adoptiv-Vater⸗ indes betreten, habe, nicht aufgehört hat, mir zu geben, haben mein herz mit Gefuͤblen des lebhasten Dankes, durchdrungen. Dieser eibillige Aufschwung eines ganzen Volks hat mich, indem er mich t gerechtem Stolze erfüllte, zugleich den ganzen Umfang der mir ufetlegten Pflichten kennen gelehrt, Ich verhehle mir keine der (hlreichen Schwierigkeiten meiner Lage; aber, unterstuͤtzt von Ih— m Geist und Ihren Erfahrungen, werde ich dieselben zu üͤberwin⸗ n wissen. — Wenn die Grundsaͤtze, welche in Fer bon mir be⸗ hworenen Constitution niedergelegt worden sind, durch die Gesetz⸗ ntwürfe, die Ihnen zur Berathung vorgelegt werden sollen, die zthige Entwickelung erhalten haben werden, dann wird der Belgier men größeren Umfang von Freiheit besitzen, als irgend ein anderes zolk in Europa. — Die Krisis, welche das Land hat durchlaufen muͤssen, he es zu seiner politischen Wiedergeburt gelangt ist, hat augenblick⸗ ich einen Theil seiner materiellen Interessen verletzt. Diesen In⸗ ressen, durch Ermunterung des Gewerbfleißes und durch Erdffnung on neuen Absatz-Orten fuͤr den Handel, wieder aufzuhelfen, dar⸗ uf muͤssen von nun an unsere vereinigten Anstrengungen gerichtet yn. — . Die Verhaͤltnisse, die schon auf so gluͤckliche Weise mit frankreich und England angeknüpft sind, und welche bald, wie ich ofe, sich auch auf die anderen Maͤchte ausdehnen werden, durften se Erfuͤllung dieser Aufgabe erleichtern. — Es sind Unterhandlun⸗ en ju cinem endlichen Arrangement unserer Streitigkeiten mit Hol⸗ and eroͤffnet worden. Die Ehre, die Interessen des Belgischen Volks erben dabei mit Beharrlichkeit und Wurde vertheidigt werden. gie Sie, meine Herren, und wie die ganze Nation, erwarte ich mit Bertrauen den Ausgang dieser Unterhandlungen, deren Resultat hnen vorgelegt werden wird. Die von den fuͤnf Maͤchten grantirte Neutralitaͤt Belgiens hat der Moͤglichkeit Raum ge— eben, Modificationen in unserem Vertheidigungs⸗-System ein reten zu lassen. Diese. Moglichkeit, grundsaͤtzlich durch die Richte zugestanden, welche an der Errichtung der Festungen im ahre 18135 Theil genommen haben, wird, wie ich nicht zweifle, on der Nation anerkannt werden. Es werden Unterhandlun— en stattfinden, um die Ausfuͤhrung der Maaßregeln zu ordnen, pelche sich auf die Demolirung einiger dieser kö beziehen. Fläcklich, die Bande, welche die beiden Völker vereinigen, noch fester nüpfen zu koͤnnen, wird Belgien hei dieser Gelegenhelt Frankreich inen Beweis seiner Dankbarkeit, Europa aber ein glaͤnzendes Zei⸗ hen des gerechten Vertrauens auf die Rechtlichkeit des Koͤnigs der Franzosen ablegen. — Die uns von Frankreich geleisteten außeroe⸗ entlichen Dienste fuͤhren uns unwillkürlich auf ein jĩuͤngst erlebtes Freigniß, zuruck, dessen Folgen man, ich muß es ausdruͤcklich bemer⸗ en, zu ͤbertrieben dargestellt hat. Belgien, welches ein graͤnzenlo— Is Bertrauen in die von Holland gegen die fuͤnf Maͤchte eingegan⸗ genen Verpflichtungen setzte, die es selbst ebenfalls unterschrieben hatt, sah sich min fn, von einer Armee überfallen, deren Kraͤfte die pfrghen weit üͤberstiegen. — Unter. diesen schwierigen Umstaͤnden burde die Huͤlfe der befreundeten Maͤchte noͤthig, unerläßlich Sie bisen, mit welchem edelmuͤthigen Eifer dieselbe uns bewilligt wor⸗ en ist. — Wenn persoͤnlicher Muth, wenn die Tapferkeit, welche lan dem Belgischen Soldaten niemals bestritten hat, dem Mangel n Organifatiöon und Zusammenwirken, welcher sich in unserer jun⸗ en Armee bemerklich machte, haͤtten abhelfen konnen, so ist kein jweifel — und Sie werden meinem Zeugniß in dieser Beziehung hlauben schenken — daß wir den unredlichen und allen Grundsaͤtzen
es Voöͤlkerrechtes zuwiderlaufenden Angriff siegreich zuruͤckgewiesen
aben wurden. Dle Nation wird um so mehr die dringende Noth⸗ zendigkeit der bereits begonnenen Reformen einsehen; dieselben erden mit einer Thaͤtigkeit fortgesetzt, deren Resultate nicht aus⸗ leiben koͤnnen. In wenigen Tagen wird Belgien eine Armee esiten, die, wenn es von neuem seyn müßte, um ihren Konig ver⸗ inigt, mit Ehre und mit Erfolg die Unabhaͤngigkeit und die Rechte des Vaterlandes vertheidigen würde. — Es werden Ihnen in Laufe dieser Session Gesetz Entwürfe vorgelegt werden, die der Regierung den gesetzmaͤßigen Theil des Einflusses geben solleu, um sie Bildung der Armee⸗Staͤmme zu bewirken, dem Soldaten wieder
Vertrauen einzuflsßen und denjenigen eine gerechte Belohnung zu—
ssichern, die sich am Tage der Gefahr ausgezeichnet baben. = Meine Herren, ich nehme Ihren ganz besonderen Eifer fuͤr sen Zustand unscrer Finanzen in ÄUnspruch. Ich kenne die 'Eorgfalt, welche dieser wichtige Theil des offentlichen Dienstes rforßert. Es wird immer der herrschende Gedanke meiner Regie— ung seyn, in den dffentlichen Ausgaben allmaͤlig die durch gen, Zustand der Gesellschaft so dringend erforderten Ersparnisse ein⸗ ufüͤhren, mit deren Hülfe es moglich seyn wird, die Lasten, welche faz Volk druͤcken, nach und nach zu erleichtern. — Gegenwaͤrtig sind ndeß noch Opfer noͤthig, theils um die Kosten der Reorganisation wer Armee zu decken, und theils um eine Verminderung in den Ein⸗ ahmen auszugleichen, welche unter den Umstaͤnden, in denen bir uns momentan befinden, al unvermeidlich vorauszuschen sind. Die Nation hat bewiesen, daß sie vor den Opfern nicht zuruͤckweicht, vlche ihr die Ehre und das Interesse des Landes auferlegen. Sie ird auch noch diejentgen zu dringen wissen, deren Nothwendigkeit ht Regierung erwiesen hahen wird. — Das Vertrauen, mit welchem dt ganze Nation bis jetzt ihrem Koͤnige entgegengekommen ist, zibt mir das Recht, auf die Mitwirkung ihrer Repräsenranten bei ilen Maaßregeln zu zahlen, die zur Wohlfahrt oes Landes beitragen nnen. Meine Hoffnungen werden nicht getaͤuscht werden. Bel⸗ hitn wird auf uns blicken, wie wir, beseelt von demselben Gedanken, beteint an dem Gluͤcke und dem Ruhme des Vaterlandes arbeiten, zelches das meinlge geworden ist, und dem ich nie aufhören werde eins ganze Sorgfalt zu widmen, wie ich ihm schon meine theuer⸗ en Neigungen geopfert habe.“ „Mach dieser Rede ertönte wiederum der Ruf: Es lebe der Fönig! Der König grüßte die Versammlung zu verschiedenen— malen und wurde hierauf mit demselben Ceremoniell bis an die Eteppe des National-Palastes zurückbegleitet. Alle Minister waren bei dieser Sitzung gegenwärtig. — Nach der Entfernung des Königs schlug der Alters-Präsldent der Versammlung vor, h Kommisssonen, jede aus 10 Miraliedern bestehend, zu ernen— hen., um die Vollmachten der Repräsentanten zu verificiren. achdem diese Kommissionen durch das Loos ernannt worden baren, wurde die Sitzung aufgehoben.
Der Emancipation zufolge, habe man sich in dem vor— gesttigen Minister-Rathe zu einer ministeriellen Modification ent— shlossen. Herr von Meulenagere solle an der Stelle des Herrn sreichmann Minister des Innern und Herr Etz. Lehon von Pa— is zurückberufen werden, um das Ministerium der auswärtigen
ngelegenheiten zu übernehmen. Der Nachfolger des Herrn Le— on in Paris sey noch nicht ernannt worden.
eber das (gestern erwähnte) 35ste Protokoll, das hier ein⸗
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gegangen seyn soll, äußert sich die Emancipation folgendermaßen: „Man erinnert sich, daß der Inhalt des 34sten Protokolls einige Reclamationen von Seiten der Belgischen Regierung ersorderlich machte. Es dürfte scheinen, als ob dieselben nicht unnütz gewe⸗ sen wären. Man versichert, daß das Isste Protokoll, welches beim Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten eingegangen ist, in einer Beziehung weniger ungünstig für Belgien lauten
soll. Der Waffenstillstand, welcher in einer von der Konferenz festgesetzten Zeit zu Ende gehen solite, würde jetzt als auf unbe⸗ stinimte Zeis abgeschlossen betrachtet werden, so daß die Hollän— der am 16. Okt. die Feindseligkeiten nicht wieder beginnen könn— ten. Diese Bestimmung sey in Las 38ste Protokoll aufgenom— men worden, als man die Nachricht von der Ueberschwemmung des Kapitalen Dammes erhalten habe. Die Konferenz habe mit Mißfallen diese Verletzunz des Waffenstillstandes von Seiten der Holländischen Truppen erfahren; und dadurch habe Belgien obige Modification erlangt.“
Der Belgische Moniteur enthält Folgendes: „Der Courrser behauptet, aus guter Quelle zu wissen, daß die Franzö— sische Regierung der unsrigen die Kosten zur Last legen will, welche durch dis Armee des Marschall Gérard seit ihrem Einmritt in Belgien bis zum 8. September verursacht worden sind. Alles, was wir darüber wissen, ist, daß unserer Regierung keine Re— clamation dieser Art zusekommen ist.“
Das Französische Haupt-Quartier ist gestern von Nivelles nach Mons verlegt worden.
Aus Antwerpen wird gemeldet, daß nian am Tten Abends große Erdschollen habe vor der Stadt vorbeischwimmen sehen, welches zu der Furcht Anlaß giebt, daß die Durchbrüche des Dam— mes bei Burgt noch vergrößert worden seyen.
Gestern Morgen ist Line ganze Batterie von Brüsse! aus dem Laekener Thore abgegangen. Man vermuthet, daß sie be— stimmt ist, um bei den Schelde-⸗Dämmen aufgestellt zu werden, wo die Holländer sich halten zu wollen scheinen.
Die Einwohner von Termonde (Dendermonde) haben beim Kriegs-Minister eine Beschwerde gegen ihren Platz ⸗K'ommandan⸗ ten, Herrn Baetens, wegen seines Benehmens bei den letzten Feindseligkeiten, eingereicht.
Gg e se rr ei ch
Wien, g. Sept. Der Oesterrichische Beobachter melder: „Derselbe zum Volkswahn entartete, wiewohl vernunft⸗ widrige Argwohn der unwisseuden Menge, der auch in anderen von der Cholera heimgesuchten Ländern höchst beklagenswerthe Auftritte veranlaßte, daß nämlich diese Seuche eine bloße Erfin⸗ dunz der Regierungen und höheren Stände sey, daß Brunnen, Lebensmittel und Getränke vergiftet, die Arzueien Gift, Aerzte, Grundobrigkeiten und Geistliche Giftmischer seyen, hat sich auch in einigen Gegenden von Ungarn des Landvolkes bemeistert; aber nur im Zempliner und Zipser Komitate ist die weit ver— breitete Aufregung in einen Bauern-Ausstand ausgebrochen. Die zusammengerotteten Haufen haben in vielen Orten Gräuelthaten der wildesten Rohhelt an Edelsitzen, Adel, Geistlichkeit, mit Raub, Brand und Mord, ausgeübt. Llllein das bloße Erschei— nen and über jedes Lob erhabene Benehmen einiger Compag— nieen der u den dortigen Werbbezirken gehörenden Regimenter hat die Zerstreuung der Meutererhaufen und die Gefangenneh⸗ mung der Rädelsführer in wenigen Tagen bewirkt, wovon einige die verdiente gesetzliche Strafe im standrechtlichen Verfahren de— reits erlitten haben, die übrigen aber den betreffenden Gerichten überliefert worden sind. Von dem ersten Ausenblicke an, als diese unglücklichen Ereignisse zur Kenntniß Sr. Kaiserl. Königl. Majestät gelangten, haben Allerhöchsidieselben sogleich das Ein— rücken einer hinreichenden Militairmacht aus dem benachbarten Gallizien anzubefehlen und den zweiten Hof-Vice⸗-Kanjler der Könizlich-Ungarischen Hof- Kanzlei, Ignaz Freiherrn von Eötvös, als Königl. Hof-Commissair, in die Komitate, in welchen die Ruhe gestört worden war, abzusenden geruht, von dem nun, ta inzwischen durch das tapfere, kluze und rasche Benehmen des in jenen Gegenden besindlichen Militaits der Ausruhr gedämpft worden ist, die weiteren Untersuchungen gepflogen werden.“
In den Nieder⸗-Oesterreichischen Ortschaften Rohrau, Hol— lern, Gerhaus und Bachfurt ist kein eimiiger Kranker mit der Cholera verdächtigen Symptomen mehr vorhanden.
Die Wiener Zeitung bringt abermals den Namen eines hiesigen Fabrikanten (Herrn Rehmann) zur öffentlichen Kenmniß, der sich dahin erklart hat, ungeachtet der gegenwärtigen Stockung seines Geschäfts alle seine Fabrik-Arbeiter fortwährend zu beschäf⸗ tigen und sie sammt ihren Familien zu ernähren.
Eingegangenen Rapporten zufolge, befindet sich, wie das ge⸗ nannte Blatt meldet, zu Bruck an der Leitha kein einnger Kranker mit den Symptomen der Cholera.
Die Preßburger Zeitung vom 6. Sept. meldet: „Seit der letzten in diesen Blattern gegebenen Nachricht hat sich der Gesundheitszustand in unserer Stadt nicht verschlimmert und ist noch immer beruhigend.“
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Lissabon, 26. Aug. Die hiesige Hofzeitung enthält
den nachstehenden Tagesbefehl: H„Hauptquartier, Palast von Queluz 22. August.
Der König, unser Souverain, als Oberbefehlshaber des Heeres, befiehlt mir, dle Erklaͤrung zu ertheilen, daß ein Theil des 2ten In⸗ fanterie⸗Regiments in Lissabon, nachdem es sich vom rechten Wege ur Meuteret hat verleiten lassen, seine Quartiere um 197 Uhr tachts am 2tsten d. verließ, seine . gewalt sam vernichtete und auf den anderen Theil des Regimentes, der mit den Ofsizieren treu geblieben war, Feuer gab. Der Haufe be⸗ gab sich sodann nach dem Rocie, wo er sogleich angegriffen und von einem anderen Corps der Garnison von Lissabon gefangen genommen wurdc; das Letztere machte cinen heftigen und tapferen Angriff, so da um 2 Uhr Morgens Alles ruhig war, ohne daß die Einwohner der Hauptstadt an jenem Versuche Theil genommen ha— ben. Die Treue, Subordination, Mannszucht und endlich der gute Geist, welchen die Corps aller Waffengattungen bei dieser Gelegen⸗ heit an den Tag legten, verdienen das Lob und den Königlichen Beifall Sr. Majestaͤt.
Graf von Barbaceng, Chef des Generalstabes.“
Durch einen Tagesbefehl vom 24sten d. M. wird anzezeigt, daß auf Königl. Verfügung eine aus dem Brigade-General Jozé Antonio de Azerido Lemos, als Praäͤsidenten, dem Brizade⸗ General F. de Carvalho, dem Obersten Ida Rosa e Sousa, dem Oberst-Lieutenant J. F. Doutel und dem Major J. Rebocho, als Mitgliedern, so wie endlich aus dem Oberrichter 7. Joaquim de Gouvea Pinto, als Auditeur, zusammengesetzte Kommission, ohne Rücksicht auf Gesetze oder Dekrete, durch welche bestimmt wird, daß Verbrechen dieser Art von bürgerlichen oder gemischten Tribunglen gerichtet werden sollen, den gefänglich eingezogenen Meuterern den Prozeß machen soll. (Vgl. d. Art. London.)
Die heutige Hof⸗Zeitung erzählt, daß Dom Miguel mit seinem gewöhnlichen Gefolge gestern Mittags diejenigen Militair—
Quartiert der Hauptstadt, welche früher noch nicht von ihm be⸗ sichtigt worden waren, besucht hat; überall, wird hinzugefügt, seh er mit dem größten Jubel und unter Festlichkeiten empfangen worden.
Inland.
Berlin, 14. Sept. Im 7osten Stück des Belgischen Monitenrs vom 74. August d. J. ist die Angabe enthalten: daß seit einiger Zeit von Stettin, Posen, Berlin und anderen benachbarten Orfen, wo die Cholera Morbus herrschte, Verpfle⸗ gungs-Gegenstände, Gepäck und Soldaten in Luxemburg einge— führt worden sind. Zur Widerlegung dieses ganz unrichtigen Artikels muß bemerkt werden, daß die Festung Luxemburg mit Verpflegungs-Gegenständen so reichlich versehen ist, daß eine Zu— fuhr aus den östlichen Provinzen der Monarchie nicht erforderlich geworden, und wenn ja ein Bedürfniß obwalten sollte, so würde dies auch viel leichter aus den Rhein- Festungen beseitigt werden können. — Was die Garnison von Luxemburg an Bekleidungs— Gegenständen c. bedarf, wird ihr aus den Rhein⸗Previmen zu⸗ gefilhtt. — Die Verstärkung, welche die Garnison durch ein Ba— taillon des 19ten Jufanterie-Regiments und einen Theil des Hten Uhlanen⸗Regiments erhalten hat, ist schon im Monat Juni aus der Gegend von Merseburg und Wittenberg, wo diese Truppen eine Zeitlang gestanden haben, und wohin noch bis heute die Cholera nicht vorgedrungen ist, abmarschirt. Um jede Besorgniß, daß die Cholera durch Ersatz⸗Mannschaften verschleppt, werden könnte, im voraus zu heben, ist schon früher im Allgemeinen an⸗ geordnet, daß aus den von der Cholera betroffenen oder der Krankheit verdächtigen Gegenden vorläufig keine Rekruten als⸗ gehoben oder wenigftens den Truppen nicht unmittelbar zugeführt werden sollen. — Es ist daher nicht denkbar, daß die Cholera durch die Preußische Garnison in Luxemburg eingeschleppt werden könnte, am allerwenigsten hat letztere aber aus schon inficirten Orten einen Transport irgend einer Art erhalten.
— Aus Stettin schreibt man: Im verwichenen Sommer, und namentlich im Monat Juli, hat man die interessante Be⸗ merkung gemacht, daß das Wasser der Ostsee ungewöhnlich warm und oft wärmer als die Luft war; welches, nebst vielen anderen Erscheinungen, nach der Meinung von Naturforschern, auf ein abnormes Leben des Erdkörpers schließen laͤsse, wodurch wohl das sich kundgebende große Miasma erzeugt worden seyn dürfte.
— Im Regierungs-Bezirk Magdeburg sind im verwiche⸗ nen Jahre 1850 überhaupt 229,267 Obstbäume, worunter 111,761 veredelte und 117,506 wilde Stämme, angepflanzt und außerdem 43,715 Stämme veredelt worden. Am meisten geschah in dieser Beziehung in den Kreisen Neuhaldensleden, Kalbe und Aschersleben; in ersterem wurden 2,263 wilde und 25,234 ver⸗ edelte Stännne augepflanzt, und im Kreis Kalbe betrug die Zahl der angepflanzten wilden Stämme 15,548, die der veredelten aber 30,364, und außerdem wurden 10,734 Stämme veredelt. Im Alscherslebenschen Kreise wurden 20,160 wilde und 59gäs veredelte Stämme angepflanzt und außerdem 18,219 Stämme veredelt.
* 1. *
Cholera
In der Residenzstadt Berlin waren erkr. genes. geflorb. Bestand bis zum 13. September Mittags 227 24 143 60 hinzugek. bis 4. 14. Sept. Mittags 38 5 12 81
Bis zum 14. Sept. Mittags Summa 265 29 155 81 Hierunter sind vom Militair 5 2 3 Zur Benachrichtigung diene, daß, da Charlottenburg zum Polizei-Bezirk von Berli gehört, die dort, in Folge der Cholera, vorgekommenen Erkrankungs-, Sterbefälle u. s. w. in die Zahl für Berlin mit aufgenommen worden sind. Regierung s-Bezirk Königsberg. In Königsberg waren erkr. gen. gest. bis zum 5. September 1297 443 762 Es kamen hinzu am 6. September 15 19 17 = 611 5 18 10 1
1474 796 33 655
38 ⸗ Summa. .. 1335
Davon Militair ga Gwil il R .
Kreis Ostero de. Am 28. August ist die Cholera in der
Stadt Osterode zum Ausbruch gekommen. Regierung s-Bezirk Marienwerder.
Kreis Graudenz. In der Stadt Graudenz waren bis zum 9g. Sept. erkrankt 210 Personen, gestorben 126, genesen Fh, noch krank 8. Ausbrüche der Cholera sind vom 2. bis 6. Sept. vorgekommen in der Stadt Rheden, den Dörfern Rhe⸗ den, Wiwiorken, Sellnowo, Okonin und Jerren— to witz.
gare i⸗ Schwetz. In Schwetz sind bis zum 8. Sept. erkrankt 242 Personen, gestorben 84, genesen 105, noch krank 53. Die Cholera brach am 7. Sept. in Sullmowo aus.
Kreis Kulm. Am 28. Aug. brach die Cholera in Pnie— willen aus. In Briesen, wo die Rasteckung furchtbar um sich greift, snd vom 24. August bis 6. Sept. 185 Personen er-. krankt, 85 gestorben, 31 genesen und 69 noch krank.
Kreis Löbau. Llusbrüche der Cholera sind bemerkt wor⸗ den, am 4. Sept., in Klein Ballowken, Targowisko und Rumian.
Kreis Marienwerder. lera in Kurstein gezeigt.
Kreis Stuhm. Am S8. Sept. in Stuhm.
Kreis Thorn. Bis zum 9. Sept. in Gremboczyn und Kowalewo.
Bis zum 7. Sept. waren in Marienwerder aus 87 Ort
Am 6. Sept. hat sich die Cho—
schaften des Bezirks überhaupt angemeldet als erkrankt 2184 Personen, als zenesen 588, als gestorben 1214, noch krank 382.
Reglernags⸗Bezirk Posen. In der Stadt Posen sind erkrankt genesen gestorben Bestand zum 10. September 805 314 481 1 Kreis Pleschen. In Czermin und Slawoszew sind am 7. September Erkrankungen an der Cholera vorgekommen. Kreis Krotoszyn. In Kozmin ist am 8. September ein Uhlan an der Cholera verstorben. Regierung ⸗-Bezirk Bromberg. In der Stadt Bromberg sind erkrankt 93 27 55 18
bis
genesen gestorben 57
30
bis zum 10. September davon Militair
Civil 38 9
O97 27,