1831 / 258 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

*

. X Cholera. In der Residenstadt Berlin waren erkr. genes. gestorb. Bestand bis zum 14. September Mittags 265 29 155 31 hinzugek. bis z. 15. Sept. Mittags 63 3 36 1095

Bis zum 15. Sept. Mittags Summa 328 32 191 105 Hierunter sind vom Militair 5 1 Regierung s⸗Bezirk Potsdam.

Ober-Barninsscher Kreis. In der Stadt Wrietzen sind seit dem gten Sept. mehrere Sterbefälle an der Cholera vorgekommen.

Regierungs-Bezirk Frankfurt.

Ausbrüche der Cholera sind bemerkt werden: Kreis Stern— berg, in Kriescht am 12ten Sept. Kreis Friedeberg, in Kolonie Neu-Erbach; Kreis Landsberg, in Zanzin Theerofen am 11ten Sept.

Regierungs-Bezirk Stettin. In Stettin waren erkr. genes. gest. Bestand. bis zum 14ten September 1606 8 7 27 Darunter vom Militair 6 3 3

Im Dorfe Grabow, zum Stadt⸗-Bezirk von Stettin ge— hörend, zeigte sich die Cholera am 9. Sept.;

Randower Kreis, im Dorfe Güstow am 12ten d. M.

Regierung s⸗Bezirk Magdeburg.

Zweiter Ferichowscher Kreis. Am 11. Sept. ist ein Schiffer unfern der Pareyer Schleuse im Plauenschen Kanal auf seinem Kahn an der Cholera verstorben.

Reaierungs-Bezirk Breslau.

Kreis Wohlan.

(G. O

Berli e B55 r*. Den 15. September 1831.

Amtl. Fonds- und Gelid Gours Zettel. (Preu/ssii. Cour.)

Auswärtige Börsen.

Amsterdam, 19. September. Metall. I73. Kuss. (bei Ilope) Si. lLlamburg, 13. September.

ee,

VI. Brief. Geld

87 165

VI. Brie eld. ? a m, mmm.

91 IOstpr. Pfandhri. i Pomm. Pfandbrs. Kur- u. Neum. do. 105 Schlesische do. 106 Rkst. C. d. K. u. N. ö. 51 L. - Sch. d. K.- u. N. 52

/

St. Schuld- Sch. Er. Engl. Anl. 18 Er. Engl. Anl. 22 Pr. Engl. Ohl. 30 Kurm. 55. m. l. C. Neum. Int. Sch. do. Berl. Stadt- Oblig. Königsbg. do.

Elbinger do.

Danz. do. in Th. Westpr. Pfandbr. Grosshy. Pas. do.

Wechsel- Cours.

Holl. vollw. Duk. 5 Neue dito. 19 Friedrichsd or. . 12 Disconto = 4

/ Freusac. Cour.

Brie s. Geld. 143 1425 153 1523 6 241

1 5 5 4 4 4 4 1 1 4 4

aer, n * Amsterdam ö ; Cur⸗ . dito Hamburg dito London

Paris

153 6 24 Stn, 104 165. 99 1637 105 35

Augsburg Breslau

Engl. Anl. 885. Russ. Anl. Hamb. Cert. S2. Poln. 663. Din, Wien, 10. September. 5proc. Metall. 7743. 4proc. 67e. Bank-Actien 9.t.

Königliche Schau spiele. Freitag, 16. Sept. Im Opernhause. Zum Ersten Die beiden Familien, Oper in 3 Abtheilungen, mit eingelg Solotanz, nach dem Französischen: „Les deux familles'

ron v. Lichtenstein.

Königstädtisches Theater.

Freitag, 15. Sept. Der Pirat, Oper in 2 Akten, 9 von Bellini.

NEUESTE EehSEN-KHACHRICHEERHN.

Paris, g. Sept. 5proc. Rente sin Cour. 87. 80. M pr. compt. 60. 15. in Cour. 690. 20. 5proc. Neapol, fin cou

Frankfurt a. M., 12. Sept. Oesterr. 5proc. Metall. 78*3. 4proc. 67783. 673. 2ꝑproc. 403. Act. 1129. 1125. Partial-Obl. 1163. 1163. 1563. G. Poln. Loose 46. Br.

3

Loose zu 1h

Nedacteur John. Mitredacteur Cottel. 1 Gedruckt bel (l. W. Hayn,

——

Bekanntmachungen.

E diet al CGirat io m Auf den Scheidungs-Antrag der Johanne Christiane Portmann, geb Winkel hier, wird deren Ehemann, der Schuhmachermeister Moritz Portmann, welcher sich vor fuͤnf Jahren heimlich von hier entfernt und seitdem von seinem Aufenthalte keine Nachricht gege— ben hat, u dem, Behufs Beantwortung der Klage auf den 15. Oetober d. J, Vormittags 10 Uhr, an hiesiger Gerichtsstelle anberaumten Termine, unter der Ver— warnung vorgeladen, daß bei seinem Ausbleiben die Ehescheidung durch Erkenntniß ausgesprochen werden wird. Schlieben, den 26. Juni 1851. König! preuß. Gerichte Mn mt V. E.

Schulze.

.

Der Dienstknecht Hans Christian Henning, am 24. September 1793 geboren, welcher die Feldjuͤge von 184 mitgemacht hat, auch aus denselben zuruͤckgekehrt ist, seit dieser Zeit aber keine Nach⸗ richt von sich gegeben hat, wird sowohl fuͤr seine Person, als auch dessen unbekannte Erben und Erbnehmer hierdurch vorgeladen, in dem auf

den 28. Mai 1832, Vormittass 11 Uhr, auf dem Rathhause hierselbst anberaumten Termine, sich entweder schöiftlich oder persoͤnlich zu melden, und die weitere Anweisung, im Nichterscheinungsfalle aber zu erwarten, daß er als verschollen für zodt erklärt und sein Vermoͤgen seinen legitimirten Erben aus— geantwortet werden wird.

Neustadt a. d. Dosse, am 13. Juni 1851.

Das von Flitzingsche Patrimonialgericht zu Rehfeld.

Bekanntmachung.

Da das von Gottfried Greimius allhier, in seinem Testaimente vom 14. März 1712, zunaͤchst fuͤr Studirende aus seiner Familie gestiftete Stipendium, welches jetzt Zwei und Dreißig Thaler jaͤhr⸗ lich betragt, an Ostern dieses Jahres erledigt worden ist; so wird soiches in Gemaͤßheit der in dem IV. Artikel der zwischen der Krone Sachsen und der Krone Preußen in Ansehung der Familien-Stif— tungen unterm 27. September 1825 abgeschlossenen Convention ge⸗ troffenen Bestimmung, hierdurch oͤffentlich bekannt gemacht. Die⸗ jenigen Greimiussischen Verwandten, welche auf den dermaligen Genuß dieses Stipendiums gegruͤndete Anspruͤche machen zu koͤn⸗ nen vermeinen, haben sich deshalb mit den erforderlichen Legitima⸗ tionen laͤngstens bis zum

ersten November dieses Jahres, bei der unterzeichneten Collatur-Behoͤrde zu melden.

Dresden, am 18. August. 1831.

Königl. Saͤchsischer Kirchen-Rath.

Dr. Gruner.

PDeutsch- amerikanischer Berg werks Verein.

Wir bringen hiermit in Erinnerung, dasé süür die Einzahlung der an 3. Juni d. J. cingeforderten 7! pCt. Zuhbulse der Schluls- Termin ; m O 8eob er d. 7. abläuft, und bemerken dabei, dals für 5 pCt. Promesien pro 15. Februar k. ] ausgestellt, oder auch smtliche 7 pCt früher unter Genuss von d pCt. Disconto pro Monat berichtigt werden können. Zugleich wiederhiolen wir, dals nach §. 3. der Statuten und den Beschlüssen der 10. General- Versammlung Diejenigen, welclie dieser Aufforderuns in der vorgeschriebenen Frist nicht nachkominen; der Rechte ihrer Actien verlustig gehen.

Elberteld, am 5. September 1851.

Die Direktion des deute ch - amerikanischen Ber werk - Vereina.

unsern auswaͤrtigen resp. Geschaͤftsfreunden unterlassen wir nicht, hiermit die ergebene Anzeige zu machen, daß die von unsern Arbei— tern einzuliefernden Waaren jederzeit mit der groͤßten Vorsicht und nach der von der Koͤnigl. Verwaltungs-Behoͤrde des Allerhoͤchst ver— ordneten Gesundheits⸗Comité angeordneten Verfahrungs-Art in un— sern Fabriken entgegen genommen werden. Aus irgend der Cholera verdaͤchtigen Haͤusern werden sie vorlaͤufig gar nicht angenommen, sondern mit drößter Sorgfalt und Strenge der Desinfection unter—⸗ worfen. Da nun hierneben Seidenwaaren als „Nichtgiftfangend“ von der Köoͤnigl. Behoͤrde erkannt sind, wir auch immer fur die zweckmäßigste desinficirte Emballage sorgen werden, so koͤnnen un⸗ sre resp. Committenten ohne alle Besorgniß uns fernerhin ihre ge⸗ fälligen Auftrage ertheilen, und Waaren aus unsern Laͤgern ruhig entgegen nehmen.

Berlin, den 13. September 1831.

Die Kaufleute und Seiden-Waaren-Fabrikanten.

Jacob Abraham Meyer & Comp. E. Baudouin & Comp. Heinrich Levin. E. Wr Oehme. W. A. Meyer Soͤůhne.

men zugesichert, wenn sie dies wuͤnschen.

Lehnert & Comp. L. Herrmann & Gomp. F. Binard.

von hier verkaͤuflichen Buͤchern, Apparaten, Heilmitteln, von Ein⸗

U , re r g n ,

Ein Eigenthuͤmer mehrerer Landguͤter in Neu-Vorpom- mern, hat wegen anhaltender Schwaͤchlichkeit seiner Gesundyeit, sich entschlossen, eins derselben aus freier Hand zu verkaufen. Dies Gut, ein allodisicirtes Rittergut, das an einem schiffbaren Flusse zwischen zweien Seehandlungsstaͤdten, also zum Produkten⸗Absatze sehr vortheilhaft liegt, hat eine Areal-Flaͤche von beinahe 5000 Mag— deburger Morgen. Der zum Getreidebau bestimmte Acker enthalt eiren 31 Pommersche Lasten Aussaat. Er liegt in 6 Bin—

sischen Staaten.

die Cholera betressend, koͤnng ö

richtungen und Anerbietungen, ebenfalls aufgenommen werden.

Berlin, den 12. September 1831. Dr. Albert Sachs.

Stuttgarter Allgemeine Zeitung.

ber werden bei allen Po stamtern Abonnements auf dieses Blum angenommen. Der Preis des Vierteljahrs ist in Stuttgart duz

nen⸗, 6 Aussen- und 7 Vorwerksschlaͤgen. Die Binnenschlaͤge ent— halten groͤßtentheils vortrefflichen, dem Uckermaͤrker zu vergleichen⸗ den Waitzenboden. Die Aussen- und Vorwerkoschlaͤge sind Hoͤhe— boden. Die Wiesen, groͤßtentheils an einem Flusse belegen, geben im Durchschnitte jahrlich an 500 Fuder des besten Heues; haͤufig aber uͤber 600 Fuder. An Weide und Koppeln sind außer den fuͤr sämmtsiche Kuͤhe hinlaͤnglichen Niederungs-Weiden, annoch eirea 180 Magdeburger Morgen vorhanden, und fuͤr Jung— vieh, Fettvieh und Pferde bestimmt; die Kleedresche und Acker⸗ weiden, werden allein durch Schaafe beweidet. Die Waldung von ecirea 3599) Magdeburger Morgen, enthaͤlt Kiefern, Eichen und Buchen, und aus der Weichhoöljung von eirea 560 Magdeburger Morgen koͤnnen jahrlich, außer dem Gutsbedarfe, an 200 Fuder verkanft werden. Torf ist zum Vedarse des Guts hinlaͤnglich vorhanden. Die Rohrerwerbung liefert jahrlich uͤber 300 Schock, in gluͤcklichen Fallen 400 Schock des besten Rohrs. Der Vieh⸗ stand ist in der Regel, außer dem benoͤthigten Zugviehe, 140 Milch— kuͤhe und 1200 Schafe. Das Rind ieh ist, außer einem kleinen Stamme National-Oldenburger, Juͤtlaͤnder- und Poͤrnitzer-Rage; die Schaafe sind hochveredelt und Moͤgliner Abstammung. Bei zweckmaͤßiger und rationeller Benutzung der Weiden, kann der Vich— stand, namentlich an Schaafen, noch bedeutend vermehrt werden. Die Gebäude sind groͤßtentheils neu und im besten Stande; das massive Wohnhaus, nach den Beduͤrfnissen einer wohlhabenden Fa— milie eingerichtet, enthaͤlt außer vielen Kammern, 2 Saͤle, 19 Zim— mer und 2 Kuchen. Der Garten ist seit 19 Jahren neu und geschmackvoll angelegt, und hat eine sehr angenehme Lege. Mehrere Seen enthalten Fische aller Art und in bedeutender Menge, so daß auch aus selbigen eine Einnahme zu beziehen ist. Als ein besonderer Vorzug ist zu bemerken, daß das Gut mit der Brennerei⸗Gerechtigkeit bewidmet ist, und da das Gut zum Kartoffelbaue im Großen sich eignet, vortheilhaft benutzt werden kann. Die saͤmmtlichen direkten Grundsteuern und Abgaben betragen jahrlich eirea 100 Thl. Preuß. Cours, und an die Pfarre sind jährlich 125 Thl. und eine Kleinigkeit an Korn, zu entrichten. Uebrigens ist in dem Gute eine Kirche, deren Patron der Guts⸗Eigenthuͤmer ist.

Kaufliebhaber, denen zur Nachricht gereicht, daß bei gehoͤriger Sicherheit, ein bedeutender Theil des Kaufgeldes gegen maͤßige Zinsen kreditirt werden kann, werden ergebenst ersucht, sich bei dem Herrn Bürgermeister Dr. Billroth in Greifswald, zu

Gulden. Sinelle und umfassende Mäͤtheilung aller wichtigen Teuigkeiten, sowohl durch Original-Berichte als durch Autztz aus anderen Blättern, so wie räͤsonnirende Artikel über die Tagi⸗ aeschichte, sind die Aufgaben, welche diese zeitschrift zu loͤsen streh, Taͤglich erscheint eine Nammer von wenigstens dreivierttl Bosen in großem Quartformat (vom 1. Oktober an mit ch geänderter Druck-Einrichtung); so oft der Andrang interessantzn Stoffes noch groͤßern Raum fordert, wird ein ganzer Bogen gh liefert. Dieser bedeutende Raum erlaubt auch, fuͤr die Geschicht wichtige Aktenstuͤcke, selbst von groͤßerem Umfange, unabgeküͤrnt nt geben, wodurch dieses Blatt zugleich dauernden Werth. als hißon⸗ sche Quelle sich zu sichern hofft. Wenn die sehr guͤnstige Am nahme, welche diesem seit 1. Julius gegruͤndeten Zeit blatte scht in seinen ersten Monaten geworden, einerseits die Redakteur er, muthigt, mit Anstrengung ihrem Ziele nachzustreben, in der Stuthz. Allgem. Zeit. eine Zeitschrift zu geben, welche Diejenigen, denen Muße oder Gelegenheit fehlt, mehrere politische Zeitschriften z lesen, über alles im Gebiete der Politik Interessante schnell und vollständeg unterrichte, so wird anderersein⸗ die Verlagshandlung keinen Aufwand scheuen, um namentlich uch der bisher schon umfassenden Qriginal-Korrespondenz eine stets wach, sende Ausdehnung zu verschaffen. Stuttgart, September 1831. J. B. Metzler sche Buchhandlung.

n . ovelle von Caroline von Woltmann, geb. Stosch, Verfis⸗ serin „der Bildhauer.“ Z Baͤnde. Gera, Heinsiursche Buchhandlung, 1832.

Die Verfasserin hatte uns in ihrem fruheren Werke die Bil dungsgeschichte eines Kuüͤnstlers von dem ersten Regen seiner Kraft, von seinen ersten unbehülflichen Versuchen an, durch mannigfäch wechselnde Lagen des Lebens, durch Freude und Schmerz, bis zum vollendeten Besitz der Meisterschaft in Kunst und Leben vorgeltgt sie hatte uns eingefuͤhrt in das geheimnißvolle innere Getriebe de⸗ kuͤnstlerischen Schaffens. In diesem neuen Werke dagegen ist, wie schon die Benennung desselben als Novelle andeutet, nicht die Dat legung der geistigen Entwickelung eines Individuums die Absich der Verfasserin; es ist die Erzählung einer Begebenheit, in welcht viele Personen auf gleiche Weise verflochten sind; und das In—

melden.

Ein preiswuͤrdiges Rittergut in der Neumark, Hoͤhegegend, wo keine Cholera, ist mit 10,)00 Thl. Angeld zu verkaufen. Naͤheres alte Jakobsstraße Nr. 714, parterre links, des Morgens.

Literarische Anzeigen. Bei G. Fincke, Markgrafen Straße Nr. 44, erscheint: ö nuͤber das

Verhalten der boͤgartigen Cholera in Berlin.

Herausgegeben von hr. Albert Sachs, prakt. Arzt und Mitgl. der mediz-chirurg. Gesellschaft hierselbst, vorlaufig in taglichen Lieferuugen von 1 Bogen.

Das Blatt wird zunaͤchst Alles, was Berlin Interessantes in Beiug auf die Cholera liefert mittheilen, und die außerst bedeu— tende und sich noch taͤglich vergroͤßernde Anzahl hiesiger Herren Aerite, welche Beitrage verheißen haben, laͤßt erwarten, daß diese Mittheilungen sehr vollstaͤndig seyn werden. Es wird des Mor— gens um 6 Uhr ausgegeben werden, und über die hier grassirende Seuche in theoretischem, praktischem, gesundheitspoliieilichem und popular medizinischem Bejuge das Neueste und Wissensmüͤrdigste divulgiren. Man praͤnumerirt auf 15 Lieferungen mit 15 sgr. Die erste Nummer erscheint Mittwoch den 14. September.

Mit Bezug auf die vorstehende Annenge, beehrt sich der Re— dafteur der gedachten Zeitschrift, saͤmmtliche einheimische und aus— waͤrtige Aerzte und Nichtaͤrzte, welche interessante Nachrichten, Aufsaͤtze, Krankheitsgeschichten, die Cholera betreffend, mitzutheilen im Stande sind, um portofreie Zusendung derselben an die Ver⸗ lagshandlung zu ersuchen

Es versteht sich von selbst, daß jeder irgend voluminose Aufsatz, der eingeruͤckt wird, nach den bei andern medizinischen Zeitschriften üblichen Grundsaͤtzen honorirt werden muß. Es wird bemerkt, daß moͤglichste Freiheit der Diskussion als oberster Grundsatz bei der Redaktion des Tagebuchs gelten werde, zugleich aber allen Einsen⸗ dern literarischer Beitrage gewissenhafte Verschwiegenheit ihrer Na— Kurzgefaßte Anzeigen

teresse des Lesers haͤngt nicht sowohl an dem einzelnen Menschen, als an „jenem lichten Zuge hoherer Ordnung, der auch das Ver— worrene zu vernünftigen Zwecken fuhrt.“

Das Buch enthält die Geschichte eines hoͤchst merkwuͤrdiget Prozesses, welcher zu Anfange des vorigen Jahrhunderts im suͤdli— chen Frankreich allgemeine Aufregung und Theilnahme bewirkte; die Géwalt und der Mißbrauch aller Art von Rede und Urtheil mit ihren weitgreifendsten Folgen, treten uns hier entgegen: „Einet vom Poͤbel leichtfertig, plump, läͤssig ersonnenen, frech ausgefuͤhr⸗ ten Truges bemaͤchtigen sich, Angesichts der entgegengesetzten, augen faͤlligsten Wahrheit, alle Klassen der buͤrgerlichen Gesellschaft hit durch, Geschwaͤtz, Luge, Verlaumdung, stellen ihn als Wahrheit dar und verdraͤngen jene durch ihn: das Gluͤck mehrerer Familien it . das Schicksal vieler Individuen erhaͤlt eine andere Ge— talt.“

Die Moͤglichkeit einer solchen Thatsache darzustellen, war dit Hauptaufgabe der Verfasserin, und sie hat dieselbe nicht ungeloͤs gelassen. Die geheimen Triebfedern der Chikane, die offentlichen des religioͤsen Fanatismus, der außerordentliche Einfluß beider auf die oͤffentliche Meinung, welche, in Folge einer liebenswürdigen Schwache des Menschen, das Recht gern auf Seiten des Ungluͤck— lichen glaubt, liegen vor uns aufgedeckt. Und sehr richtig schlaͤg, eben in Folge derselben Schwaͤche, die oͤffentliche Meinung wieber um, nachdem das Unrecht den Sieg erfochten, und legt zu dem endlichen Siege des Rechts kein unbedeutendes Gewicht in die Wagschaale. .

Die Verfasserin hat das Interesse des Lesers bis zum Schlußse in Anspruch zu nehmen und zu steigern gewußt Und wenn wir auch an der Wahrheit oder an dem Leben einzelner Charaktere, insbesondere der Magdalene, zweifeln, so entschaͤdigt uns dafuͤr reich= lich die Lebendiqgkeit in den Schilderungen der Hauptbegebenheiten; hier treten uns die verschiedenen Gestalten aufs Bestimmteste vor das Auge. Als besondere Lichtpunkte in dieser Beziehung, nennen wir das wilde Zeugenverhoͤr zu Menosque, die Flucht der Familie Tardivy, von Eaille und die Parlaments-Sitzung zu Paris. Schwerlich wird ein Leser das Buch unbefriedigt aus der Hand legen.

In der Universitäts-Buchhandlung zu Koͤnigsberg in Preußen ist erschienen und in allen Buchhandlung zu haben: Belehrung fuͤr Nichtaͤrzte uͤber die Verhuͤtung der Cholera. Im Auftrage der Sanitaͤts-Kommission zu Königsberg, verfaßt von R. J. Burdach, Professor und Medizinalrathe daselbst.

Svo. geh. 12 sar.

Niederl. wirkl. Schuld 373. Kanz-Billets 135. Oestemn. z

Oesterr. 5proc. Netall. 85. 4proc. 634. Bank- Actien 963.

beibehaltenen Muslk von Labarre, bearbeitet vom Regisseur

1proc. 163. Br. R

Fuͤr das Vierteljahr vom 1. Oktobe 6 31. * . . . ; , m ,,, en dreistündigen Minister-Rath. Nach

Preußische Staats-Zeitung,

Allgemeine

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ern ö

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Amtliche Nachrichten. Feoni t des Tages.

Seine Majestät der König haben dem General-Major von fuel den Stern zum Rothen Adler-Orden zweiter Klasse mit ichen⸗Laub zu verleihen geruht. .

Seine Majestät der König haben dem Geheimen Rech— ngarath Göt schm ann den Rothen Adler-Orden dritter lasse zu verleihen geruht. J .

Seine Majestät der Konig haben dem Geheimen Regie— ngösrath Hagemann und dem Landrath Reumann, in hiensten des Fürsten von Waldeck und Pyrmont, den Rothen sdler-Orden dritter Klasse zu verleihen geruht. .

J 9

Angekommen: Der Kaiserl. Russische Capitain Belaje ff,

1s Courier von Pr. Friedland.

Zeitungs-Nachrichten.

Ausland. .

Paris, 9. Sept. Gestern ö hielt der König ei⸗ Beendigung desselben hren Se. Majestät, in Begieitung der Königin und der Prin— ssnnen, nach dem Museum. Der Herzog von Aumale, vier— r Sohn des Königs, gegenwärtig 9 Jahr alt, bezog gtstern it det 1sten Jäger-Compagnie des 1stei Bataillons der 10ten gion der Paciser Nationai⸗Garde zum erstenmale die Wache. Die Budgets⸗Kommission hat nich, völlig im Widerspruch it der erst in der Sitzung der Deyrntirten⸗-Kammer vom L6sten M. beschlossenen Aenderunz des Gästen Artikels des Regle— ents, wonach jene (jetzt aus Zz Mugliedern bestehende) Kom— sisslon sich künftig in eben so viele Sertsonen theilen sollte, als es nielne Ministerien giebt (. Nr. 24tz der Staats-Zeit.), statt in chi, nur in. fünf Sectionen getheilt, wovon die erste die Bud— ets der Ministerien der Justiz, der auswärtigen Angeltgenheiten nd des öffentlichen Unterrichts, die zweite die der Ministerten es Innern und des Handels, die drüte das Budget des Kriegs— Minssteriums, die vierte das des See-Ministeriums und die ünffte das des Finanz-Ministeriums prüft. Die (tste, 2te, äte and hte Section bestehen aus 7, die Zte aus 8 Mitgliedern. Die hesammt⸗Kommission hat Hern Humann zum Peasidenten und ern Thiers zum Sectetair gewählt. . f Dem Courrier frangatrs zusolgt, fände die Proposition es Baron v. Schonen wegen der Ehescheidung, welche, wie an sich erinnern wird, dem einftimmigen Beschlusse der Kam⸗ ser zufolge, in Erwägung geijogen wurde, in der mit der Prü— ng derselben beaustragten Kommission weniger Beifall, und

bäre die letztere sogar geneigt, der Kammer die Verwerfung der proposition vorzuschlagen.

Die Pairé-Kammer hat den Herzog Decazes jum Bericht— statter über den Gesetz-Entwurf wigen der diesjährigen Pu— lication der Wähler- und Geschworentn-Listen ernannt. Der—

elbe wird seinen Bericht in der heutigen Sitzung abstatten.

Auch noch im Laufe des ganzen gestrigen Tages, von 6 Uhr Norgens an bis spät am Abend, fanden Volks-Aufläufe in den Straßen du Cadran und Montorgueil statt, ohne daß es jedoch l irgend einem Excesse gekommen wäre. Um 2 Uhr vorzüglich äufte sich die , , dergestalt an, daß die Läden in

den Straßen Montmartre, Montorgueil und der ganzen Umge— hend im Nu geschlossen wurden; mehrere Kaufleute wurden da⸗

lichen Aufforderungen an das Volk zu erlassen.

hei von dem Pöbel auf das gröblichste beleidigt. Um 3 Uhr wurde

verschiedenen Stadtvierteln General-Marsch geschlagen; die National-Garde trat sofort unter die Waffen, und zahlreiche Ab— sheilungen derselben, sowohl an Infanterie als an Kavallerie, so vie auch einige Jäger-Schwadronen und die Municipal-Garde, urchstteiften die Straßen, um die Menge zu zerstreuen. Vor eder Kolonne ritt ein Polizei-Commissair voraus, um die gesetz⸗ Da diese an anchen Orten nichts fruchteten, se mußte um 6 Uhr in den Btraßen Poissonnièere und du Petit Carreau bis zum Boulevard hin eine Charge ausgeführt werden. Bald aber bildeten sich unf derselben Stelle neue Gruppen, so daß jene Stadt-Viertel, n denen nun seit vier Tagen aller Handel und Wandel stockt, inen wahrhaft betrübenden Aublick gewähren. Begen 6. Uhr Nachmittags erschien Herr Casimir Périer zu Pferde im Minister-Kostüm, ihm zur Seite der Marschall Graf Lobar nd einige andere Offiziere, gefolgt von einer Abtheilung keitender National-⸗Garden und einem Jäger⸗Detaschement. Mit eintretender Dunkelheit waren mehrere Straßen gesperrt nd die Communicationen durch Pikets der National-Garde un—⸗ erbrochen. Es fanden einige Verhaftungen statt. Um 9 Uhr hatte fich die Volksmenge ziemlich verlaufen, und um 10 Uhr herrschte wieder vollkommene Ruhe. Die Gazette des Tri⸗ bunaux berichtet, daß ein seltsamer Zufall den eisten Anlaß u den an diesem Tage stattgefundenen Umuhen gegeben habe. Ein mit dem Jull-Kreuze bekorirtes Individunm sey nämlich tr aufgeregten Menge als ein Polizei⸗Inspektor bejeichnet wor— den; sogleich hätten sich einige Wüthende auf ihn geworfen, mm das Kreuz abgerissen, es mit dem Bande in dem Rinnstein herumgewälzt und es nachher mittelst eines Nagels an der Ecke det Straßen Montorgueil und du Cadran mit der Inschrift: Zu verkaufen eine Juli-Decoration“ besestigt. Das gedachte Blatt fügt hinzu, daß sowohl an diesem als am vorhergehenden Tage mehrere Militairs und National-Gardisten durch Steinwürfe betwundet worden seyen; auch habe man bei den Verhafteten Vortäthe von Steinen gefunden. Der Temps ist der Meinung, daß die Unruhen eigentlich einer großen Menge von Individuen deigemessen werden müßten, die einen Anspruch an den aus der Mational-⸗Subseription herrührenden Fonds zu haben vermeinten

der General erst nach der Krönung des

und mit der Art und Weise, wie diese Fonds vertheilt worden, unzufrieden wären. Auch heute fanden noch Aufläufe in der Straße du Cadran statt.

Der Courrier de l' Europe, ein den Interessen der vo— rigen Dynastie ergebenes Blatt, äußert: „Wir haben die Ge— wißheit erlangt, daß mitten unter den gestrigen Volks-Aufläufen der Ruf: Es lebe Karl X.! Es lebe Heinrich V.! ertönte; man fügt himu, daß die Urheber dieser Excesse den Plan haben, von den Gruppen die Fahne der vorigen Dhnastie in Paris herum— tragen und aufpflanzen zu lassen. Diejenigen, die man Karlisten nennt, sind unfähig, Schritte zu veranlassen, deren Folgen un— berechenbar sind und die auf sie zurückfallen würden. Man darf daher glauben, daß hinter jenem Ruf und jenem aufrührerischen Vorhaben ein Fallstrick liege, durch den man, wie im vorigen Februar, die sogenannten Karlisten bloßstellen will. Möge nun dieser schändliche Kunsigriff von der Polizei oder von der Partei der Bewegung herrühren, wir müssen darauf aufmerksam machen, um Leichtgläubige zu warnen. Die Rohalisten, deren Organe wir sind, desavouiren im voraus jeden Versuch, die öffentliche Ruhe zu stören.“

Auf das Schreiben, das die Herren Devaux und Keratrh zur Widerlegung der Ansichten des Vicomte v. Cormenin kürz— lich in verschiedene hiesige Blätter hatten einrücken lassen (s. Nr. 255 d. St. Zeit.), ist Letzterer die Llutwort nicht schuldig geblie— ben. Vielmehr liest man heute im National und im Courrier frangais ein Schreiben des Hrn. v. Cormenin an die gedachten beiden Deputirten, worin deiselbe unter Anderem sagt: „Nicht die Charte an sich seldst haben wir hier zu untersuchen, sondern ihren Ursprung, ihre Gesetzlichkeit, ihre Form. Man verdrehe daher den Satz, so viel man will, inmmtr wird man auf die Frage zurlickkommen müssen, wie ich sie hier stelle. Was hat Ludwig Philipp angenommen? Die im Namen des Fran— zöstschen Volkes von der Deputirten⸗-Kammer abgegebene Erklärung. Hatte das Französische Volk seine Mandatarien mit einer soschen Erklarung beauftragt? Nein, und Nie— mand in der Welt kann Ja sagen. Hat es mindestens diese Erklärung ausdrücklich ,. Da man dies nicht be⸗ weisen kann, so muß ich abermals Nein sagen. War eine solche Best tigung nach der Einsetzung des neuen Königs unmöglich? Ist sie heute unmöglich? Wird sie künstig unmöglich seyn? Auf dese drei Fragen antworte ich nochmals Nein. Dies ist aber die ganze Thests, in die ich die Herren Depaux und Keratry verschließe, und schwer möchte es ihnen gelingen, sich ans der⸗ selben herausjzuwinden. Hätten alle meine Kollegen sich da⸗ mals, wie ich, des Absftimmens eathalten, oder hätten sie nur bedingungsweise gestimmt, so würde Frankreich sich mit einer eben so gemessenen als würdigen Begessterung nach den Primar-Versammlungen begeben haben. Alle Parteien hätten geschwiegen; die republikanische wie die absolutistische Presse hätten den Hauptnahrungsstoff für ihre Opposition verloren; wir würden mehr Emigkeit im Innern, mehr Kraft nach außen hin haben; der Thron würde fester stehen, die Volksfreiheiten wur— den ausgedehnter seyn, die Herren Devaup und Keratry würden sich nicht die Mühe gegeben haben, zur Vertheidigung einer schlechten Sache eine eigene Firma anzunehmen, und ich würde nicht die Ehre haben, sie zu widerlegen.“

Auf den Bericht des Ministers des öffentlichen Unterrichts ist die hiesige Normalschule durch eine Königl. Verordnung vom 7ten d. M. nach Versailles verlegt worden.

Dem von der Gazette de France verbreiteten Gerüchte von der Rückkehr des General Baudrant aus London wird heute von demselben Blatte mit der Bemerkung widersprochen, daß önigs von England jurückkehren werde.

Dem Constitutionnel zufolge, hat der zum Bischofe von Beauvais ernannte Abbé Guillon, Almosenier der Königin, um seine Entlassung nachgesucht.

Der Vicomte von Martignae ist, aus den am Fuße der Pyrenäen gelegenen Bädern zurückkehrend, am 4ten d. M. in Bordeaux augekommen und wird seine Reise hierher unverzüg⸗ lich fortsetzen.

Der Contre-Adiiral Arnoux ist als neuer diesseitiger Gou— verneur von Guadeloupe am 8. Juli in Basse-Terre, seiner dor— tigen Residenz, angekommen und hat 1,100,900 Fr. in baarem

elde, zur Bestreitung der Verwaltungs-Kosten mitgebracht.

Der verantwortliche Redacteur des revolutionnairen Volks— blattes „Mayeur“, A. Mugnet, der angeklagt war, in diesem Journale ju Haß und Verachtung gegen die Regierung aufge⸗ reijt zu haben, wurde gestern von den Llssisen in contumaciam zu Jiährigem Gefängniß und einer Geldstrafe von 5000 Fr. ver— urtheilt. Derselbe Assisenhof kondemnirte den Gold⸗-Arbeiter Duplessis wegen gewaltsamen Versuchs, ein Waffen-⸗Magazin zu plündern, zu gehen Gefängniß und einstündiger Ausstellung am Pranger. .

Der Moniteur enthält heute nach Privat-Briefen aus Wien, Dresden und Berlin, an deren Authenticität, nach seiner eigenen Bemerkung, kaum zu zweifeln sey, einen ausführlichen Bericht über die in Warschau in der Mitte des vorigen Monats vorgefallenen Mordscenen, worin die Zahl der in der Nacht vom 15ten auf den 16ten gefallenen Opfer auf etwa 60 angegeben wird.)

Das Journal du Commerce schlägt in einem Artikel über die Finanzen der Regierung vor, die Grundsteuer von 154 auf 180 Millionen zu erhöhen, die Salzsteuer dagegen von 30 Fr. für den Centner auf 10 Fr. herabzusetzen.

) Der Messager des Chambres zeigt sich bei dieser Gelegenheit in seiner ganzen Unbefangenheit und Gruͤndlichkeit Waͤhrend er auf der ersten Seite der zweiten Ausgabe seines Blattes vom 10ten d. M. zu Anfange seines Pariser Artikels bemerkt: „Die Unruhen in Warschau sind zwar von der Preußischen Staats- Zeitung uͤber— trieben worden, allein sie sind gegruͤndet z. liefert er auf der drit⸗ ten Seite desselben Blattes den obigen Artikel des Moniteurs, ohne zu bedenken, daß in dem letzteren die Zahl der Opfer in der Nacht vom 15ten auf den 16ten Aug. auf 60, in der Staats-Zeitung jedoch nur auf 385 angegeben wird,

Den aus den Departements eingehenden Nachrichten zu—

folge, werden die Gesundheits-Intendanturen überall mit der

größten Thätigkeit organisirt. .

Der Messager des Chambres äußert über die Ange— legenheiten Griechenlands: „Man klagt seit langer Zeit über den Det potismus des Grafen Capodistrias. Es ist wahr, daß der Präsident von Griechenland seine Gewalt mit einer gewissen Starrheit übt, die ihm viele Feinde macht, andererseits aber be— durfte es vielleicht einer starken Hand, um die heterogenen Ele— mente des neuen Staates zu vereinigen. Unter der Türkischen Herrschaft war ein doppeltes, entgegengesetztes Verhältniß, näm— lich Sklaverei und Unabhängigkeit vorhanden. Wenn die Häupt— linge die Steuern bezahlten ünd den Bey's und Pascha's unterwor— fen blieben, so konnten sie übrigens mit den ihnen untergebenen Grie⸗ chen machen, was sie wollten. Diese Häuptlinge haben die Revolu⸗ tion begonnen und sich ihr mit Energie ünd Beharrlichkeit gewidmet; nachdem aber das Land von den Muselmännern befreit und zu einem unabhängigen Staate konstituirt war, wollten sie fort⸗ fahren, das Volk nach ihrer Art zu beherrschen und von jeder Central-Behörde unabhängig zu leben. Auf den Inseln, wo es keine grundbesltzende Llristokratie, wohl aber eine Aristokratie der Kaufleute und Schiffsrheder gab, welche kleine isolirte Repuhli— ken bildete, widersetzte sich derfelbt Lokalgeist, wie auf dem Fest— lande, n, ,. des Präsidenten in der Verwaltung. Dieser hatte nur einen Zweck, nämlich die kleinen, dem allgemeinen Besten wi⸗ derstrebenden, örtlichen Interessen zu zerfireuen und allen Parteien ei⸗ nen Gedanken der Einheit aufzuprägen, kurz, einen Staat zu gründen. Die Maaßregeln, die der Präsident ergriff, um diesen r. zu erreichen, waren bisweilen tyrannisch; er glaubte die Leidenschaf⸗ ten, Anmaßungen und Vorurtheile, die sich dem Gemeinwohl entgegensetzten, mit einer unerschütterlichen Autorität im Zaume halten zu müssen und erregte dadurch oft Unzufriedenheit und hartnäckigen Widerstand. Er glaubte dann seine Unbeugsamkeit verdoppeln ju müssen, um sein System aufrecht zu erhalten. Daher dit bitteren Klagen gegen ihn. Der Londoner Courier enthielt unlängst einen Artikel, worin er die despotischen Maaß— regeln des Grafen Capodistrias aufzählte und versicherte, man zweiflt in London nicht daran, daß der Französische General Be⸗ fehl erhalten habe, die Regierung des Präsidenten zu unterstützen. Die Französischen Truppen stehen in Modon und Navarin, der . aber befindet sich in Aegina und Nauplia; jwischen

eiden liegt also der ganze Peloponnes, und kein einziger Fran⸗ zösischer Soldat steht in der Gewalt des Präsidenten. Die Fran⸗ jösischen Truppen sind nicht in Griechenland, um dieses oder je⸗ nes Verwatungs⸗System dort zu unterstützen, sondern um die von den füuf Mächten garantitte Unabhängigkeit des neuen Staates zu sichern. Ihre ursprüngliche Bestimmung war, die Türkisch-Aegyptische Armee vom Hellenischen Boden. zu vertrei— ben; nach Erfüllung derselben blieb eine Division von 4000 Mann in einem Winkel des Peloponnes, um dort gewisser— maßen das Prinzip zu repräsentiren, das uns dahin beru— fen hatte. Was ist bei der jwischen einem Theile der Grie— chen und ihrer Regierung herrschenden Uneinigkeit zu thun? Soll man die anerkannte Regierung unterstützen oder den Dis⸗— sidenten beistehen, ohne zu untersuchen, ob sie in Allem Recht haben, ob sie die Majorität der Griechischen Nation bilden, und ob sich die Eintracht zwischen ihnen nicht auf gütlichem Wege wiederherstellen läßt? Die Lösung dieser verwickelten Fragen gehört, wenn nicht dem souverainen Beschlusse, so doch der freundschaftlichen Vermittelung der fünf Mächte an, denen Grie⸗ chenland seine Unabhängigkeit und Nationalität verdankt. Die Ankunft des General Schneider in Paris wird uns über manche Punkte Aufklärung geben, und er wird wahrscheinlich nicht abreisen, ohne neue Verhaltungs⸗Befehle mitzunehmen, welche die Ansichten der großen Mächte ausdrücken werden. Die Schlacht bei Navarin, die Expedition nach Morea, die zahl= reichen Subscriptionen und die Gaben der Regierungen haben Europa einiges Recht verliehen, sich in die Angelegenheiten die⸗ ses Landes ju mischen, denn es hat die Unabhängigkeit Grie⸗ chenlands mit seinem Gelde und seinem Blute hezahlt, und wenn die Elnarchie dort wiederkehrte, so würde wahrscheinlich die Straßenräuberei in den Bergen und die Seeräuberei an den Küsten aufs neue beginnen. Wir wollen uns nicht zu Richtern wischen dem Grafen Capodistrias und den Opponenten auswer⸗ fen, sondern nur so viel feststellen, daß, wenn die Sache aufs äußerste käme, Europa durch seine früheren Opfer für Griechen⸗ land berechtigt seyn würde, die Wiederkehr der Anarchie und des Bürgerkrieges in dieses interessante Land za verhindern.“

Das Journal des Débats fügt den gestern von ihm gegebenen Details über den Aufstand in Lissabon noch folgende hinzu: „Die Gefangenen sind nach den Pontons und die Un⸗ teroffißiere darunter nach dem Thurm von Belem gebracht; sie sollttn in wenigen Tagen gerichtet und erschossen werden. Ein von einem Landsitze zurückkehrender Englaͤnder wurde von einer Patrouille getödtet, obgleich er seine Sicherheits⸗-Karte vorzeigte und sich als Engländer legitimirte. Der Englische Konsul hat eine Kriegs-Korvette dem Arsenal gegenüber anlegen lassen und gedroht, dasselde in Brand zu stecken, wenn man ihm nicht so—⸗ gleich Genugthuung gewähre und der Familie des Getödteten eine Entschädigung gebe.“

Aus Toulon schreibt man unterm Iten d. M.: „Das Linienschiff „Superbe“, dessen Ausrüstung vor kurzem angeord— net wurde, wird sich bald aus dem Hafen auf die Rhede bege⸗ ben und ju den anderen aus Lissabon zurückgekehrten Schiffen stoßen. Die Transport-Korvette „Oise., die nach ihrer Rück— kehr von der Insel Bourbon abgetakelt hatte, wird ebenfalls aufs neue ausgerüstet. Auch ist von der Ausrüstung anderer Transport-Fahrzeuge für Truppen, Kriegsgeräth und Lebensmit— tel die Rede, woraus sich auf die Ausrüstung einer neuen Expe⸗ dition schließen läßt. Ueber die Bestimmung des Geschwaders herrschen die verschiedensten Gerüchte; nach Einigen würde es zur Verfligung des Kaisers Dom Pedro gestellt worden, nach Anderen aber gegen Haiti segeln. Der zum Gouverneur der Al—

gierschen Provinj Bona bestimmte General Boyer ist hier ange⸗

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