1831 / 262 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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gestern früh Behufs der vorläufigen Prüfung einer Propossttion des Herrn Carl Comte, der das offentliche Votum an die Stelle des durch das Reglement vorgeschriebenen geheimen Skrutiniums gesetzt wissen will. Dem Reglenient gemäß, ist die Genehmigung dreier Bureaus hinreichend, damit die Proposttion in den Bu⸗ reaiis vorgelesen und dann in öffentlicher Sitzung entwickelt weche, In dem vorliegenden Falle waren aber sechs Bureaus für die Zurlickweifung und nur zwei für die Vorlesung der Pro— vosttion; in dem noch übrigen neunten Bureau waren die Stim⸗ men dafür und dawider gleich getheilt, so daß dasselbe hente zu einer nenen Abstimmung über diesen Gegenstand schreiten muß.

Der Requetenmeisler und bisherige diesseitige General-Kon— sul in St. Petersburg, Baron von Malvirade, ist vor eini— gen Tagen von dort hlerher zurückgekehrt, da der von ihm in je⸗ ner Hauptstadt bekleidete Posten aus ökonomischen Gründen auf— gehoben und die Konsulats-Geschäfte mit der diesseitigen Am⸗ bassade am Kajserl. Russischen Hofe vereinigt worden sind.

Der zweite Wahlbezirk des Corrèze-Departements zu Bri— ves hat an die Stelle des Hrn. Rivet, dessen Wahl, wie man sich erinnern wird, annullirt wurde, Hrn. Lavialle de Mosmorel zum Deputirten gewählt. In Thiers (Puy-de-Dsme) sst, statt des doppelt gewählten Hrn. Baudet-Lafarge, der Oberst Desaix zum Deputirten ernannt worden, und das Wahl-Kolle— gium zu Brignolles (Var) hat Hrn. Rimbaud, ber von der Kannner wegen verschiedener bei seiner Ernennung vorgefallener Umegelmäßigkeiten zurückzewiesen wurde, wiedergewahst. Der dritte Wahlbenrk zu Marseille, der wegen der im Juli dort stattgehaoten Unruhen seine Operationen nicht beendigen konnte, hat ietzt einen gewissen Hrn. Arnavon zum Deputirten ernannt; indessen ist diese Wahl ungültig, insofern die Angaben des Messager des Chamttres richtig sind. Dieses Blatt giebt nämlich die Zahl der einzeschritbenen Wähler jenes Bezirks auf 248, die der wirklich erschienenen aber nur auf 55 an. Von diesen soll Hr. Arnavon 38 Stimmen erhalten haben und hierauf zum Depiitirten aus— gerufen worden seyn. Verhält sich die Sache wirklich so, so kam Hr. Arnavon von der Kammer nicht aufgenommen wer— den, da er gesetzlich nicht bloß die Hälfte (4 15 der Stimmen der wirklich erschienenen, sondern zugleich ein Drittheil (4 1) der Stimmen aller in die Liste eingetragenen Wähler (in dem vorliegenden Falle 83) hätte haben müssen.

Der zweite Wahl-Bezirk der Insel Korsika ist auf den 12. Okt. in Bastia zusammenderufen worden, um statt des Grafen Horaz Sédastiani, der für den Bezirk Verviers (Aisne) optirt hat, einen anderen Deputirten zu wählen.

Mittelst Königl. Verordnung vom 1titen d. M. ist der Marschall Herzog von Treviso, an die Stelle des Marschalls Herzog von Tarent, der seine Entlassung genommen hat, zum Großkanzler des Ordens der Etzren-Legion ernannt worden.

In Erwiederung auf das (in Nr. 254 der Staagts⸗-Zeitung erwähnte) Schreiben des hiesigtn Eczbischofs an die Pfarrer sei— ner Diöcese hat die Regierung sich veranlaßt gesehen, einen Artikel in den Moniteur einrücken zu lassen, worin es heißt: „Der Herr Erzbischof von Paris hat an die Pfarrer seines Sprengels ein Rundschreiben erlassen, das den scheinbaren Zweck hat, eine für den Wiederaufbau des erzbischöflichen Palastes angeblich eröffnete Subscription abzulehnen, dessen wirklicher Zweck aber dieser ist, in den frommen Seelen Gewissenszweisel und Besorgnisse zu erregen, die glücklicherweise durch den Ton der in diesem Rundschreiben geäußerten Klagen selbst widerlegt werden. Schwerlich kann man da an Verfolgung glauben, wo man so viel Zuversicht erdlickt, und die Sprache des Prälaten ist in der That nicht die eines Märtyrers. Wir sind aufrichtig betrübt über diese Ungerechtigkeit, ja, um das Ding bei seinem wahren Namen zu nennen, über diese Undankvarkeit. Die Religiösgesinnten wissen, ob die Regierung nicht alle ihr zu Gebote stehende Mittel angewendet hat, um heilige Interessen, die sie ehrt, zu beschützen, um Vorurtheile zu beseitigen und zwi— schen den Dienern der Religion und den Bürgern jene friedlichen Be⸗ ziehungen wiederherzustellen, welche allein die Würde der Kirche und deren nützlichen Einfluß auf die öffentliche Moralität sichern können. Um dieses Zweckes willen war es eben so die Sache der Vor⸗ steher des Klerus, den Ehrgeiz und fanatischen Eifer einiger sei⸗ ner Mitglieder zu zügeln, als es der Regierung oblag, die gott— losen und verbrecherischen Leidenschaften der Feinde aller Reli⸗ gion im Zaume zu halten. Die Regierung hat ihrerseits ihre Aufgabe erfullt und durch energische Unterdrückung einiger Un⸗ ordnungen deren Wiederkehr verhindert. Haben aber auch die Vorsteher der Geistlichkeit ihrerseits ihre Pflicht gethan? Das Benehmen des hiesigen Herrn Erzbischofs bei mehreren Gelegen— heiten und sein unlängst bekannt gemachtes Schreiben geben hin—⸗ längliche Antwort auf diese Frage. Wir wollen den Vorwand zu diesem Schreiben, nämlich die Zerstörung des erzbischoöflichen Pa⸗ lastes, bei Seite lassen und gleich auf die Intention desselben eingehen; diese ist keine andere, als unbestimmte Klagen auszu— stoßen, welche geignet sind, fromme Gemüther zu beunruhigen und zu betrüben und den Glauben an die Verfolgung der katho— lischen Religion zu verbreiten. Man weiß, wie viel daran ist, man weiß, welche unglückliche Vorurtheile seit mehreren Jah⸗ ren gegen den Klerus im Allgemeinen (und dies war ein Un— rechth in Folge der skandalösen Intriguen und der gehässigen In⸗ quisttion, deren einige Ehrgeizige und Fanatiker sich schuldig ge— macht hatten, veranlaßt worden waren; man weiß, welche trau— rige Folgen diese Vorurtheile zu einer Zeit haben konnten, wo es weder an Gelegenheit, noch an Willen, sie zu benutzen, fehlte. Die Verwaltung erkannte ihre Pflichten; sie dehnte ihren Schutz auf heilige Dinge, auf ehrwürdige Männer aus und erneuerte zugleich gegen die heftigen Männer, welche die Sache der Religion in Gefahr bringen, die Warnung, über sich selbst zu wachen und die gu⸗ ten Absichten der Regierung nicht durch ihre eigenen Fehler zu vereiteln. Sie wollte schützen, was Schutz verdiente, und trug, um dieses Ziel um so sicherer zu erreichen, Sorge dafür, entschiedener, als semals, das Weltliche von dem Geistlichen zu trennen; sie ver⸗ langte vom Klerus, dem sie den ganzen Schuß der Gesetze ange— deihen lassen wollte, daß er auch selber denjenigen gehorche, die seine Stellung in Frankreich bestimmen; sie wollte deshalb die organischen Bestimmungen des Konkordats wieder herstellen, wel⸗ ches die Restauration hatte in Vergessenheit gerathen lassen, und das schon wegen der Unterschrift des Papstes wenigstens Lin⸗ sprüch auf die Achtung der Bischöfe machen konnte. Zugleich war aber die Regierung auch bemüht, dem geistlichen Theile der Kirche mehr Achtung und Unabhängigkeit, als je, zu verschaffen. Die from—⸗ menßamilien werden einräumen, daß, wenn der Gottesdienst jetzt nicht mehr, wie vor einigen Jahren, die äußere Pracht und Herrschsucht zeigt, die nach unserer Ansicht mit der Bescheidenheit und Selbstver— läugnung der wahren Frömmigkeit unvereinbar sind, die Kirche andererseits einer inneren Freiheit und eines wohlwollenden Schutzes genießt, der ihr zu einer Zeit abging, wo eine absolute Regierung, selbst außerhalb der politischen Angelegenheiten, nichts Unabhängiges Wurzel fassen ließ. Dennoch wird man sich er— innern, mit welcher Dankbarkeit der Klerus den halben Schutz,

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den das Oberhaupt jener Regierung ihm gewährte, annahm, und welche Formeln der Ergebenheit und Ehrfurcht erfunden wurden, um ihm dieselbe zu bezeugen. Wenn dagegen jetzt der Staat der Kirche keinen Eingriff in seine Rechte gestattet, so erlaubt er sich eben so wenig eine Verletzung der Freiheiten der Kirche. Sie ist Herrin ihrer Sakramente und Ceremonien bis an die Thüre des Tempels und mit Vorbehalt der Rechte, welche die organischen Artikel des Konkordats der Regierung im Interesse der Familien, des Staats und der Kirche selber zu⸗ erkennen. Außerhalb dieses Kreists herrscht und waltet nur das blirgerliche Gesetz. Dies ist die Stellung, welche das König— thum Ludwig Philipps der Religion wieder angewiesen hat, eine Stellung, wodurch sie zugleich vor Beleidigungen der Gottlosen, den Gewaltsamkeiten der Regierung und den Ausschweifungen des Fanatismus bewahrt wird. Ist es diese Stellung, welche die Seufzer des Herrn Erzbischofs veranlaßt? Ist man unter⸗ drückt, weil man nicht selbst unterdrückt? Ist die Unterwerfung unter die Gesetze eine Verfolgung? Liegt nicht hinter diesen au⸗— scheinend ganz geistlichen Klagen mehr weltlicher Sinn, als man zugeben will? Wir wollen sehen. Der Herr Erzbischof erklärt, daß er sich durch alle rechtmäßige Mittel der Zerftörung einer, seiner Kirche aus mehr als tinem Rechtsgrunde zustehenden, Wohnung widersetzt habe. Man darf glauben, daß unter der Herrschaft des Gesetzes und der Charte die Kirche als Grundbesitzerin eben so gut geachtet werden wird, wie jeder Privatgrundbesitzer. Der erzbischöfliche Palast von Paris ist aber, wie alle bischöfliche Palaste und andere Diöcesan-Gebäude, durch die Gesetze der Revolution ven 1789 zum Staatseigenthum erklärt worden. Er hatte also auf— gehört, Eigenthum der hiesigen Metropolitan-Kirche zu seyn, und war bei der Bekanntmachung des Konkordats schon zum Besitz— thum des Staats geschlagen. Die Gesetze über die Vollziehung des Konkerdats haben in diesem Besitze nichts geändert, sondern bloß anerkannt, daß der Staat den Bischöfen eine Wohnung ge— ben müsse. In der Verordnung vom 13. August, wodurch die Abtragung des erzbischöflichen Palastes, als eines dem Staate zugehörigen Gebäudes, angeorduet und zugleich dem hiesi⸗ gen Herin Erzhischofe eine passende Wohnung bestimmt wird, ist also Alles vollkommen gesetzlich. Eine Spoliation könnte nur dann stattfinden, wenn der ersbischöfliche Palast durch Schenkung oder Ankauf erworben, oder seit 1802, als der Zeit der Wieder— herstellung des Kultus, mit dem Staatsschatze fremden Geldern erbaut worden wäre. Nichts von dem Allen findet hier Anwen—⸗ dung. Als der erzbischöfliche Palast zur Wohnung der Hiesigen Erzbischöfe beftimmt wurde, hefand er sich in höchst baufälligem Zustande; unter der Kaiser-Herrschaft wurde über eine Million

at

dafür ausgegeben, unter der Restauration kestete seine Erhaltung

durchschnittlich 23,000 Fr. Der Grund war schlecht und die alten Mauern schadhaft; das Gebäude war also eine immerwäh— rende Quelle zu Ausgaben für den Staatsschatz. Die Ausga— ben, die der jetzige Herr Erzbischof aus eigenen Mitteln ge— macht haben will, können nicht bedeutend gewesen seyn und ändern nichts in der Eigenthums-Frage. Zu allen Zeiten wurde anerkannt, daß der erzbischöfliche Palast eine das Bedürf— niß weit übersteigende Ausdehnung besitzt. Ferner sind die sach— verständigen Männer der einstimmigen Meinung, daß es seit den Verwüstungen, die im Juli vorigen und im Februar dieses Jah— res darin angerichtet wurden, unmöglich sey, das Gebäude in bewohnbaren Zustand zu versetzen. Andererseits war man allge— mein der Ansicht, daß die durch den erzbischöflichen Palast maäͤs— kirte schöne Metropole frei gemacht werden müsse, was ohnehin für die gesunde Luft in diesem Stadttheile vortheilhaft sey. Man ist daher auf den so einfachen und verständigen Gedanken gekom— men, dem Herrn Erzbischofe ein angemessenes, dem Staate gehöriges und in einem stillen Stadttheile gelegenes Hotel anzuweisen, wo⸗ durch dem Staatsschatze eine bedeutende Erleichterung gewährt wird. Diese Bestimmungen konnten dem Herrn Erzbischofe nicht unbekannt seyn, denn sie wurden seit mehreren Monaten erör— tert, auch wurden sie ihm freundlich mitgetheilt, und erst seit der Bekanntmachung der Verordnung hat er reklamirt. Sein Aner— bieten, den Palast auf seine eigenen Kosten wiederherzustellen, geschah auch nach dem Erscheinen der Verordnung.

wande die Klagen und Protestationen des Herrn Erzbischofs be— ruhen. Nachdem er sich damit in mehr oder weniger schicklichen Ausdrücken zunächst an die Regierung gewendet, macht er diesel— ben nunmehr in den Blättern bekannt. Dies heißt, von der mit einem geheiligten Amte verbundenen Achtung und von der Rücksicht, die man gegen eine delikate Stellung hat, einen et— was ausgedehnten Gebrauch machen. Der Herr Erzbischof weiß, daß es Stellungen und Personen giebt, die nicht gestatten, daß man gan Recht gegen sie habe; er mißbraucht seinen Vortheil, wir hingegen wollen mit seiner Ungerechtigkeit keinen Mißbrauch treiben, sondern ihn nur daran erinnern, daß selbst im Falle ei⸗ nes von Seiten der Regierung geschehenen Unrechts er als Die— ner einer durchaus friedlichen, versöhnenden, barmherzigen Reli— gion sich vielmehr hätte bemühen müssen, die frommen Gemü— ther zu beruhigen, statt sie auszureizen; das war seine Rolle und sein Amt, und wir wundern uns, daß wir uns in dem Falle be⸗ finden, ihn daran erinnern und ihm durch die Mäßigung unse⸗ rer Rede ein Beispiel geben zu müssen, das wir von ihm erwar—

ten durften.“

Der König wird, dem Vernehmen nach, nächstens eine kleine Reise antreten und namentlich die Häfen Cherbourg, Brest und Larochelle besuchen.

An der heutigen Börse hieß es, der Marschall Gérard werde das Kommando der Nord-Armee bald niederlegen und General Athalin Commandeur des gegenwärtig noch in Belgien stehenden Corps von 12,000 Mann werden. „Man versichert“, äußert die Gazette, „daß dieses Corps bis zum Zösten nach Frankreich zurückgekehrt seyn werde.“

Das Hotel Monaco in der Rue de Varennes wird für Dom

Pedro und seine Familie als Winterwohnung eingerichtet.

Dem Journal du Finist ere zufolge, hätte sich der Gene— ral Fabvier mit mehreren Portugtesen in Hävre nach Terceira ein— geschifft.

Das Schloß von Rambouillet wird für den Dey von Al— gier in Stand gesetzt, der sich für immer in Frankreich nieder— lassen will.

In Perpignan und Narbonne sollen, mehreren hiesigen Blättern zufolge, bei Gelegenheit der Erhebung der indirekten Steuern, ernsthafte Unruhen stattgefunden haben.

Der Constitutionnel meldet: „In dem unlängst in Modena erschienenen offiziellen Almanach siest man unter Frank— reich; Karl X., König von Frankceich und Navarra, und Ludwig Philipp, Herzog von Orleans.“

Die hiesige General-Post-Direction zeigt an, daß, Nachrich⸗ ten aus Verona vom 1sten d. M. zufolge, die Post mit Brief— Paketen aus Unter⸗Italien, die für Frankreich und das Ausland bestimmt waren, zwischen Roverbella und Villafranca auf Lom— bardisch⸗Venetianischem Gebiete von Räubern geplündert und daß

Diese Aus⸗ einandersetzung beweist zur Genüge, auf welchem leichten Vor⸗

die Briefe erbrochen, zerrissen und auf dem Felde zerstreut wa den seyen. Beim Abgange der Post von Verona sey man h schäftigt gewesen, die Ueberreste der Briefe zu sammeln.

. Großbritanien und Frland. Parlaments-Verhandlungen. Unterhaus. 8

aus Coventry, in der um Revision der Korn-Gesetze nach gesit wurde, Herr Hume äußerte bei dieser Gelegenheit, daß, wem erst die Reform-Bill durchgegangen sey, die Korngesetze mo das Nächste wären, das dem Hanse vorgelegt werden wütdt denn Niemand könne wohl wünschen, daß diese Gesetze in htn jetzigen Gestalt auch weiter fortbestehen. Dasselbe Mit g lin bemerkte, als darauf eine Bittschrift um gleichmäßigere Verth⸗ lung der Kirchen⸗Läudereien in Irland überreicht wurde, daß, ben nicht eine solche Maaßregel angeordnet werde, kein Friede für Irlan zu hoffen sey. Ein Zustand, wie der jetzige, in welchem ein Mann Reichthum der Kirche schwelge, während neben ihm Milllonn vor Hunger umkämen, könne unmöglich lange fortdauern. Hen Estebunrt, der in diesen Bemerkungen einen Angriff auf“ Landes -Kirche fand, nahm sich der Geistlichen Irlands an um wollte das Haus gegen die Insinnationen des Herrn Hume hw wahren. Dieser fand dagegen in Herrn O'Connell cinen Vn theidiger, der dessen Bemerkungen durch Angaben belegte. Oberst Sibthorp trug darauf an, daß der Drucker und Heraut— geher der Times vor die Schranken des Hauses geladen werd um sich wegen eines Artikels zu verantworten, in welchem das . nannte Blatt eine Rede des Obersten ins Lächerliche zu ziehen gesthh hatte. Hr. Trevor unterstützte den Antrag, indem er bemerhh daß das Blatt nicht bloß die Mitglieder des Unterhauses, denen n nicht wohlwolle, sondern auch die des Oberhauses auf eine empõren Weise verhöhne; ja kürzlich habe sich dieses Blatt sogar erfreth eine erhabene Peinzessin der Königl. Familie, deren Benehmgn jeder Engländer hochschätzen müsse, anzugreifen. Die Zeitun sey als ein verleumderisches und revolutionnaires Blatt Und all eine Schande für die Britische Presse zu betrachten. Der ir treffende Artikel aus der Times wurde sodann vorgelesen, un es ergab sich, daß der Bexichterstatter öfter, als es der Gettoffen zugeben wollte, erwähnt habe, das Haus hätte über den Vorn des Obersten Sibtherpe am 6ten d. M. gelacht. Herr Hume, Herr O'Connell und selbst der Kanzler der Schatzkam— mer riethen dem Obersten ab, dieserhalb eine förmüiche Prop dur anzustellen; da er sich jedoch davon nicht abbringen lassn wollte, so fand eine Abstimmung statt, in wescher gh Haus mir 709 gegen 7 Stimmen seinen Antrag verw ar Der Bericht über die Bill, welche die Gleichstellun der Abgaben vom Wein betrifft, wurde sodann abgestattet, un der Kanzler der Schatzkammer erneuerte seine frühere Vn sicherung hinsichtlich der Erleichterungen, die künftighin noch da Emfuhr des Kapweines zu Theil werden sollten. Die Blll i Betreff der im Auslande rafsinirten Zucker sollte sodann dug den Ausschuß gehen, als Herr Burge den Antrag machte, daß diese Bill der nochmaligen Erwägung eines besonderen Comité im Interesse der Westindischen Kolonieen unterlegt werde. Ai bei der Abstimmung dieser Antrag uur von 77 gegen 73 Stm= men verworfen wurde, meinte die Opposition, daß die Ministe bei einer so geringen Majorität ihre Maaßregel aufgeben sollten. Diese wurde jedoch von den Ministern damit gerechtfertigt, daf sie den inländischen Zucker-Raffinerieen Schutz gewähre, waͤh— rend, wenn sie nicht existirte, der Vortheil der Raffinerieen Ham burg und anderen Orten auf dem Kontinent zu gut kommtn würde. Endlich wurde beschlossen, den Bericht über die Bl am näͤchsten Tage zu vernehmen.

Oberhaus. Sitzung vom 13. Sept. Der Ma— quis von Westminster, Lord PWoltimore, Lord Panmutt, Lord Dinorben, Graf von Burlington und Graf vol Camperdown wurden als neue Pairs eingeführt, leisteten den Eid und nahmen ihre Sitze ein. Graf von Radnor üben reichte eine Bittschrift zweier Mitglieder eines politischen Verein zu Gunsten der Reform-Bill. Lord Kenyon meinte, die Bit schrift könne nur als der Ausdruck einiger Individuen, und nicht als der einer Gesammtheit, angesehen werden. Lord King ent gegnete, die Gesinnung, die sich darin ausspreche, werde don vielen Einwohnern des Landes getheilt. Man blicke überall mit großer Aengstlichkeit auf die Reform-Maaßregel. Zwar befände sich das Land jetzt in einem Zustande der Ruhe, doch irre das Haus sehr, wenn es glaube, daß dieser Ruhe eine Gleichgilltig⸗ keit gegen die Reform-Frage um Grunde liege. m könnte die Ruhe des Landes leicht gefährdet werden, wenn man sich den Wünschen und Hoffnungen des Volkes erfolgreich wider⸗ setze. Gehe die Reform nicht durch, so möchte das Volk leicht über die Stellung des Oberhauses zu Rathe gehen und sich frä⸗ gen, welchen Nutzen es gewähre? Lord Wynford rief hiet den Redner zur Ordnung, dieser aber wiederholte seine Phrase, indem er hinzusetzte: „Ich habe dies um so eher sagen können, als, meiner Meinung nach, das Haus keinen Charakter hat, den es verlieren kann.“ Lord Kenyon sagte, diese Bemerkung sth beleidigend für das Haus, und der Marquis von Londonderth trug darauf an, daß die Worte des Lord King zu Pru— tokoll genommen werden. Der Lord-Kanzler meinte, unbezweifelt habe sein edler Freund (Lord King) das Haug nicht durch seine Worte beleidigen wollen, und in diesem Falle werde der Marquis wohl nicht auf seinen Antrag bestehen. Der Mar— quis nahm ihn wirklich zurück, fügte jedoch hinzu, daß die ge— rügten Worte höchst unschicklich gewesen. Lord King, welcher die Versicherung ertheilte, daß es nicht seine Llbsicht gewesen, das Haus zu beleidigen, daß er nur den Lords einen Rath habt ertheilen wollen, und daß, wenn er gesagt, das Haus habe kei= nen Charakter zu verlieren Hier trug der Marquis von Sa— lisburh abermals darauf an, daß die Worte zu Protokoll genom— men werden sollten. Der Lord-Kanzler bemerkte, der Lord habe seine Worte bloß wiederholt, um eine Erklärung dar— iber zu geben; auch sey ein großer Unterschied zu machen, ob gesagt werde, Jemand stehe in einem schlechten Rufe, oder Jemand verdiene diesen schlechten Ruf; daß das Ober= haus wirklich den übeln Ruf verdiene, den es bei Einigen habe, sey jedoch keinesweges von dem edeln Lord gesagt worden. Lord King gab ebenfalls eine Erklärung in diesem Sinnt ab, wonächst auch der Marquis von Salisbury von seinem An—

trage abstand. Der Marquis von Londonderrmh fragte, ob

das Gutachten des Königl. A1dvokaten, hinsichtlich des Rechts, das die Franzosen gehabt, die Portugiesischen Schiffe zu kapern, dem Hause noch nicht vorgelegt werden könne? Es sey dringend nothwendig, die Portugiesischen Angelegenheiten so bald als mög⸗ lich vollständig zur Sprache zu bringen. Graf Grey er— wiederte, er habe gegen das Letztere nichts einzuwenden; für jetzt seyen jedoch die Papiere, aus denen die Rechtfertigung der Minister hervorgehen würde, noch nicht zur Vorlegung gan geordnet. Der Marquis sagte darauf, daß er am nächsten Tage einen förmlichen Antrag auf deren Vorlegung machen wolle.

Der Marquis von Lansdowne mial⸗Parlament von er über verschiedene Mißbräuche eführt wurde, namentlich über die Steuer⸗Aufle gung von Sei⸗ nödes Britischen Parlaments und über die Ernennungen zu

7 n. 8 . a. zung vom 12. Sept. Hr. Ellick überreichte eine Bittsch , Das Haus ging sodann zur Berathung von Lo—

überreichte eine von dem

h ro: Nie der⸗ Canada *

ada kommende Bittschrift, in in dieser Kolonie Beschwerde

Gegenständen über. Unterhaus. Sitzung vom 13. Sept. Lord John

wussell trug auf die Berichterstattung und demnächsti ;

94 der Reform-⸗BWill an, bei 6. . je nachträgliche Aenderungen derselben in Antrag hrachte. Mei⸗ ns betreffen diese Aenderungen nur einige Worte und unbe— utende Data, von denen die Bestimmung, daß die Graf schaf⸗

Gelegenheit er noch ei—

Carmarthen und Denbigh, so wie die Städte Ashton under

ne und Strout, jede noch einen Vertreter erhalten sollen, das zihtigstt ist. Das Haus kam mit den Erwähnungen des Vor— ages heute nicht zu Stande, und ist

die Fortsetzung der Be—

chungen auf den nächsten Tag verschoben worden.

kLondon, 14. Sept. Der König hielt gestern ein großes

ber, bei welchem Höchstdieselben aus den Händen des Schwe— schn und des Würtembergischen Gesandten die Schreiben ihrer büveraine entgegennaymen.

Vorgestern war großer Cercle bei Ihrer Majestät der Köni—

bei welchem die neu ernannten Pairs und Pajrinnen der

onarchin vorgestellt wurden.

Dle Herzogin von Cambridge nahm am Sonnabend Abend Ihren Majestäten Abschied, um nach Hannover zurückjukeh— Die Landgräfin von Hessen-Homburg und der Herzog von

chsen⸗Meiningen verließen London am Sonnabend Nachmit⸗

um 2 Uhr, um ihre Rückreise nach dem Kontinent anzutre— Die Königin begleitete ihren Bruder und die Landgräfmm

nach Deptford.

Der Courier, der nochmals auf die Abwesenheit der Prin⸗ n Victoria und ihrer Mutter bei der Krönung zurückkommt, erkt dabei: „Was den Gesundheitszustand der jungen Prin—

in betrifft, so müssen wir zu unserem großen Bedaitern zuge⸗

daß er in der That sehr leidend ist. Ihre K. H. ist nichts

liger als kräftig, und kürzlich erst haben einige Symptome,

denen man hofft, daß sie mit den Jahren verschwinden wer— große Unruhe erregt. Indessen ist doch bei alledem der Ge— dheitgistand Ihrer K. Hoheit keinesweges der Art, daß ihre itt eine Reise nach London, um hier der Krönung beizuwoh— „für gefährlich oder auch nur für sehr unbequem hätten hal— sollen.“ Der Globe widerspricht der vom Standard gegebenen bricht, daß der Fürst Talleyrand den Grafen Greh zu täu— n gewußt habe, indem er der Konferenz ein Protokoll, worin das ücken der Franzosen in Belgien angeordnet worden, enllockt nachdem ihm selbst schon bekannt gewesen, daß diese bereits erückt seyen. „Die Belgischen Angelegenheiten“, sagt die Times, „schei— „in so fern wenigstens, als sie andere Nationen betreffen, drohenden Anblick zu verlieren. Der König Leopold hat Ftanzösischen Regierung geschrieben und Lieselbe ersucht, daß alle ihre Truppen sofort zurückziehen möchte; er hat darauf Antwort erhalten, daß seine Wünsche unverzüglich erfüllt dm würden. Der König Leopold scheint auf eine kluge se zehandelt zu haben; und da der König von Holland aus ähung die Folgen eines Angriffs nur zu gut kennen gelernt so können wir es wagen, uns der Hoffnung zu überlassen, beide Monarchen ihre Aufmerksamkeit auf die Verbesserung nneren Lage ihrer gegenseitigen Länder richten werden.“ Die Bevollmächtigten der fünf großen Mächte hielten am nabend eine Konferenz, welche mehrere Stunden dauerte. Niederländische und Beigische Gesandte waren dabei zugegen.

Die Großfürstin Helene von Rußland hat sich vorgenom⸗

noch einige Zeit in England zu verweilen, und wird sich enigen Tagen nach Brighton zurückbegeben. Der Graf Kotschubey, Kammerherr des Kaisers von Ruß⸗ . mit einer besonderen Misston beauftragt, in London troffen. Die Bürgerschaft der City von London hat dem Oberhause Bittschrift überreicht, worin sie dasselbe ersucht, die Reform— welche ihm von den Gemeinen zugehen werde, anzunehmen. Herr Martin van Buren, ehemaliger Staats-Secretair der hnigten Staaten von Nord⸗Amerika, ist in seiner Mission En hiesigen Hof am vorigen Freitage in Cowes angelangt. Aus Portsmouth wird gemeldet, daß am 19ten d. Nach⸗ is „der Prinz Regent“ von 120 und „die Asta“ von 84 wen unter dem Befehl des Contre-Admirals Parker, nach Tajo abgesegelt seyen; man vermuthet, daß die, Englischen thanen in Lissabon zugefügten, Beleidigungen zu dieser Ex— on Anlaß gegeben haben. Von ebendaher wird die An— des „Melville“ und des „Alligator“ von Malta gemeldet. Berichten des letzteren zufolgt, befand sich das Englische wader im Mittelländischen Meere vollkommen wohl. Der zator“ war am 17. August in Algier gewesen, wo er vier ssche Briggs angetroffen hatte. Er berichtet, daß da— 2500 Franjösische Soldaten krank in den Lazarethen und daß die Stadt sehr schlecht mit Vorräthen n sey. Ein Geschwader, unter den Befehlen lite: Admirals Sir Edward Codrington, bestehend aus der honig? von 120, der „Brittania““ von 120, dem „Tala⸗ bon Ji, dem „Wellesley“ von 74, dem „Revenge“ von om „Barham“ von 52, der „Galatea“ von 42, dem tr von 26, dem „Victor“ von 18, mehreren Kahonen— und einem Schooner, wird neuerdings zu Uebungs⸗Ma⸗ in See stechen. Das Amerikanische Paket Schiff dent“ ist in 24 Tagen von New-York angekommen; es n, Fesandten der Vereinigten Staaten in' England' am welcher in Cowes ans Land gestiegen ist.

Niederlande.

us dem Haag, 15. Sept. Des Königs Majestät ha— n Grafen von Bylandt, Ober Intendanten der Königl. 'r, den vormaligen Schöffen der Stadt Amsterdam, ban Assendelft, den Staatsrath Fontein Verschuir van as Mitglied der zweiten Kammer der Generalstaaten, „das Mürglied des Staatsraths, van Lynden van Lunen— und den Blirgermeister von Herzogenbusch, 21. G. Ver⸗ ju Nitglie dern der ersten Kammer der Generalstaaten er⸗ Zuglesch haben Se. Majestät den Präsidenten der zwei⸗ ö Herin van Toulon, zum Gouverneur der Provinz mit der Bestimmung zu ernennen geruht, daß derselbe Iten nach dem Schlusse der gegenwärtigen Session der wlsaaten antreten soll. tit der Rückkehr des Prinzen von Oranien von der Armee n wieder häufige Konferenzen stattgefunden, denen so⸗ Se. Majestät, als? Se. Königl. Hoheiten beiwohnten. Nach

gemeinsamen Stellung.

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16 der letzten Konferenzen wurde ein Courier nach London ab⸗ gesandt.

Ihre Majestäten werden sich am nächsten Amsterdam begeben. Ihre K. K. Hoheiten Prinzessin von Oranien und der Prinz und drich werden bereits am vorhergehenden Tage

Der General-Lieutenant Cort-Heyligers, der Reserve-⸗Division und bisher auch mit der allgemeinen Volks⸗ bewaffnung des Landes beauftragt, ist von der letzten Function unter Königl. Anerkennung seiner bisher in dieser Hinsicht ge⸗ leisteten Dienste, ehrenvoll entlassen worden. ĩ

Brüssel, 14. Sept. In der gestrigen Sitzung der Se— natoren« Kammer verlas der Prästdent ein Schreiben des Herrn van Rynbeek, worin derselbe erklärte, dit Senatorenstelle, welche ihm vom Distrikt von Couctray übertragen worden sey, nicht annehmen zu können. Der Präsident trug darauf an, daß man eine Kommisston ernenne, um ein Reglement für die Kammer zu entwerfen. Die Herren Beytz, Vilain XIIII., Biollen, von Secus und von Aerschot wurden durch Stimmen⸗ Mehrheit dain ernannt. Nachdem die Kammer sich noch mit einigen Gegenständen von lokalem Jnteresse beschäftigt hatte, verwandelte sie sich in ein Comité zur Berathung der Adre sse.

In der gestrigen Sitzung der Repräsentanten-Kam— mer wurde der Adreß-Entwurf der Kommisslon verlesen; er lau— tete folgendermaßen:

„Sire, Ew. Majestaͤt wurden, als Sie den Fuß auf Belgischen Boden setzten, durch den einstimmigen Zuruf des Belgischen Volkes begruͤßt; dieses Volk hat täglich empfunden, daß die Bande sich en⸗ ger zusammenziehen, welche es an das Oberhaupt knuͤpfen, das es sich selbst gewahlt, und welches auf eine so edle Weise seinem Ver⸗ trauen entsprochen hat. Empfangen Sie, Sire, von neuem die Ver⸗ sicherung der Treue und Sankbarkeit der Nation, deren Organe wir hier sind, Voll zu großer Zuversicht auf die Heiligkeit der Trat tate, welche von den fünf Maͤchten vorgeschlagen und garantirt und von Holland angenommen waren, überließ sich Belgien der Freude, denjenigen zu besitzen, welchen es als ein Pfand feines Gluͤckez und seiner freundschaftlichen Verbindungen mit den anderen Staaten be— trachtete, als eine feindliche Gewalt plötzlich den Versuch machte, es zu erobern. Unsere junge Armee, auf allen Punkten un seres Ge⸗ bietes zerstreut, ohne erfahrene Anfuͤhrer, wurde uͤberrascht, aber nicht besiegt. Ein edelmuͤthiges Volk lieh uns seinen Beistand und vertheidigte bei uns unsere Revolution und die seinige, de⸗ ren Schicksal fortan nicht mehr in Gefahr gerathen kann, ohne Europa. Umwaͤlzungen auszusetzen, welche seine Ruhe fuͤr lange Zeit aufs Spiel setzen durften. Wenn Belgien es auch bedauert, daß die Dringlichkeit der Gefahr der Regierung nicht erlaubt hat, die Mandatarien der Nation zusammenzuberufen, um die fuͤr das Heil des Staates nothwendigen Maaßregeln gut zu hei⸗ ßen, so hat es doch mit Dankbarkeit wahrgenommen, daß es auf die Freundschaft des Franzoͤsischen Volkes und auf den wohlwollenden Beistand seines erlauchten Monarchen zaͤhlen kann. Ew. Majestaͤt benachrichtigen uns, daß Unterhandlungen eröffnet worden find, um unsere Streitigkeiten mit Holland zu i n Wird sind uͤber—⸗ zeugt, Sire, daß, Ihren edlen Worten gemäß, die Ehre und die Interessen des Belgischen Volks dabet mit Beharrlichkeit und Wurde werden vertheidigt werden. In demselben Augenblick, wo Belgien Europg einen glaͤnzenden Beweis seiner friedfertigen und versohnli⸗ chen Gesinnungen gegeben hatte, brach Holland den Waffenstill= stand. Unser unloyaler Gegner kann durch die Verletzung der geschworenen Treue seine Lage nicht verbessert haben. Wenn die— ser Friede, den wir wuͤnschen, nicht unter ehrenvollen Bedingungen erlangt werden könnte, so wagen wir es, Sire, Ihnen die Versiche⸗ rung zu ertbeilen, daß es kein Opfer gicbt, welches Belgien sich nicht fuͤr die Aufrechterhaltung seiner Rechte auferlegen würde. Die, unvermeidlichen Folgen einer großen politischen“ ümwaͤlzung, die Aussicht auf einen Krieg, den wir beschworen zu haben glaubten, einige altere Gründe und andere, welche mit dem allgemeinen Zu⸗ stand. Europa's in Verbindung stehen, sind den Interessen der In⸗ dustrie und des Handels schaͤdlich gewesen. Die Kammer der Re⸗ praͤsentanten bemerkt mit Vergnügen die Sorgfalt, die Ew. Maj. diesen Leiden widmen, denen die Regierung niemals eine zu große Theilnahme schenken kann. Wir werden hereit feyn, zu alle Manß= regeln mitzuwirken,

b welche wir in diesen beiden Quellen des offentlichen Wohlstandes nuͤtzlich glauben. Pi uͤberlassen uns der Hoffnung, daß, mit Huͤlfe der Verhältnisse, welche schon mit zwei benachbarten Staaten angeknuͤpft worden sind, Unterhandlungen in dieser Beziehung erdffnet werden koͤnnen, und wir wuͤnschen mit Ew. Maj., daß sich diese Verhäͤltniffe bald uͤber die anderen Staaten ausdehnen mogen. Ordnung und Sparsam⸗ keit in den offentlichen Ausgaben, siid wesentliche Bedingungen zum Wohlstande der Völker; die Ansichten, welche Ew. Maj uns über diesen Gegenstand mittheilen, sind auch die unfrigen. Sie werden nichts vernachlaͤssigen, um dieselben in Ausfuhrung zu bringen und um, so viel es die Beduͤrfnisse des Staates erlauben, die Abgaben, welche auf dem Volke lasten, zu erleichtern. Wenn, in Folge un⸗ serer Neutralitct, einige unserer Festungen der Nation nur? laͤsiig seyn sollten, so schmeicheln wir uns, Sire, daß die Regierung be den Unterhandlungen in Betreff der Demollrung dieser Plaͤtze nichts vernachlaͤssigen wird, was suͤr die Sicherheit und Ehre Belgiens von Wichtigkeit seyn kann. Die Kammer wird mit Eifer die ihr angekuͤndigten Gesetz- Entwürfe untersu— chen; sie wird den Gesetzen, welche sich auf die militairische Organisation beziehen, eine besondere Aufmerksamkeit widmen. Die Erfahrung hat uns gelehrt, daß in den Armeen auch die unbestreit= barste Tapferkeit den Mangel einer kraͤftigen Organisation, haͤusiger Uebungen und einer strengen Mannszucht nicht ersetzen kann. Die Regierung ist, wie wir, von der Nothwendigkeit uͤberzeugt, mit der groͤßten Thaͤtigkeit die Reorganisation dieser Armee zu beeilen, welche in kurzer Zeit im Stande seyn wird, den Kampf mit unferen Fein— den zu bestehen. Sire, wir verhehlen uns nicht die Lage unserer ien Aber wir wissen, daß ein Volk, um seine UÜnabhaäͤngigkeit und seine Freiheiten zu begruͤnden, des Muthes und der Ausdauer bedarf. Weit davon entfernt, sich durch einen ersten Unfall niederbeugen zu lassen, benutzt es im Gegentheil die Erfah— rung, und an den Widerwaͤrtigkeiten selbst staͤhlt es seine Kraͤfte. Die Belgier haben geseben, wie ihr König sich fuͤr sie den Gefah—

Sonntage nach der Prinz und die die Prinzessin Frie— daselhst erwartet.

Ober⸗Befehlshaber

ren ausgesetzt hat; sie werden mit ihm zu kaͤmpfen und zu siegen wissen, wenn das Heil des Vaterlandes es erfordern sollte; sie haben

ibn schon durch ihre Liebe gelohnt; sie wurden, wenn ein heuer Kampf sie riefe, seine Krone mit einem Ruhm umgeben, den das Gluͤck ihm nicht rauben koͤnnte“

Dieser Entwurf wurde den Sectionen zur Berathung über— wiesen. Lluf den Antrag des Herrn Rodenbach wurde be— schlossen, nach Paris zu schreiben und sich ein Exemplar des Reglements der Deputirten-Kammer kommen zu lassen. Dem Antrtage des Herrn Destouvelles gemäß, wurden die Quä— storen verpflichtet, eine Sammlung des Französischen Moniteurs und aller Französischen Gesetze für die Kammer anzuschaffen.

Der Herzog von Orleans und der Marschall Gérard haben gestern Brüssel verlassen. Das Französische Armee-Corps, welchts bei Casteau lagert, trifft Anstalten zum Abmarsch.

Die Belaische Gendarmerie wird aufgefordert, Freiwillige zu stellen, um 3 Kriegs-Eskadrons zu bilden, welche sich so rasch als möglich in Brässel, Gent und Lüttich versammeln sollen. Man trifft in diesem Augenblick Anstalten, einige Stellungen des Landes zu befestigen, um die militairischen Operationen im Fall eines Krieges dadurch zu unterstützen. Außer den Maaßregem, welche man im Kriegs-Ministerium zur Bildung von Lagern an der Holländischen Gränze angeordnet hat, sollen auch noch in

dieser Woche bedeutende Be festigun gs⸗ Arbeiten auf mehreren Punkten der Linie der beiden Nethen und des Demer begonnen werden.

Der Belgische Moniteur erklärt die Angaben der hie⸗ sigen Journale Über ein 39stes Protokoll (s. unser gestriges Blatt) für durchaus ungegründet.

In demselben Blatte liest man: ben Detaills über die Bildung von Lagern an der Geänze geae⸗ ben. Wir machen ihnen bemerklich, daß es klüger wäre, diese Details zu. verschweigen, und daß, wenn der Montteur ihrer kei⸗ ne Erwähnung gethan hat, dies deshalb geschehen sst, weil man seinen Feind nicht von denjenigen Vertheidigungsmaaßregeln in Kenntniß setzen muß, die man gegen ihn zu ergreifen Willens ist. Wir sind aufge⸗ sordert allen Journalen die größte Verschwiegenheit in die ser Bezie⸗ uns an juempfehlen. Uebrigens kann die Nation ruhig seyn; es ist nichts vernachlässigt, um fie durch alle Mittel, wesche der Ba— waltung des Krieges zu Gebote stehen, gegen die Angriffe des Feindes zu sichern.“ Das Journal du Liege macht hierju folgende Bemerkung: „Der Moniteur sollte nur, indem er den anderen Journalen Verschwiegenheit anempfiehlt, ihnen mit au— tem Beispiel vorangehen. Durch seine Art, sich auszudrücken, wacht er Nachrichten offiziell, die bisher gar keinen authentischen Charakter trugen.“

. hiesigen Blätter theilen folgenden Brief des Ge— neral Belliard an Herrn von Meulengere, Minister der auswar— tigen nr g ge ten, mit:

im herr Minister! Der Graf de la Rochefoucault, Geschaͤftstraͤger im Haag, dem ich die Abschriften der verschiedenen Berichte d,. theilt habe, welche Sie mir über die kurzlich bei Calloo und dem Kapitalen⸗ Damm von den Hollaͤndern angerichteten Verwüstungen haben zugehen lassen, benachrichtigt mich, daß er den Minister der aus waͤrligen Angelegenheiten der Hollaͤn dischen Regierung von allen diesen Thatsachen in Kenntniß gesetzt und ihn zugleich ersucht hat, die von min (rhaltenen Berichte dem Könige unverzüglich vorzule⸗

gen. Der Minister⸗Rath hat sich gleich darauf versammelt, und man hat dem Herrn de la Rochefoucault folgende Mittheilungen gemacht: „„In

Bezug auf die Ausfuͤllung der Schel de⸗Deiche bei der Tete de Flandresz so

habe zwar die Hollaͤndische Regierung der Londoner Konferenz fruͤher

erklaͤrt, daß sie diefe Ausfülln'ngen kur erst anordnen wurde, wenn

die, von den Pelgiern, trotz des Wafenstlllstan des, errichteten Bat!

terieen demolirt feyn würden; indeß würde diefelbe, um einen Be⸗

weis von dem persohnlichen Geiste abzulegen, welcher sie beseele, in

der Nacht vom gten, oder spätestens am * Ihren fruͤh, dem General

Chasse, Befehle sen den, daß die Ausfuͤllung dieser Deiche gleichzei⸗

tig mit zer Demolirung der von den Beügiern errichteten Ratte

rieen geschehe; er würde sogar den Befehl erhalten, den Belgiern

voriuschlagen, ihnen bei dieser Operation zu helfen, indem er ihnen

TIUgenicure senden könne, deren sie bei diesen Rrbeiten beduͤrfen

mochten. In Bezug auf den Polder Clara, so habe der Minister

des Waterstagts schon am zten einen Eourier an den Gouverneur von

Seelaͤndisch⸗Flandern geschickt, um uͤber die Ueberschwemmung dieses

Polders genaue Erkundigungen einzuziehen und die etwa angerich⸗

teten Zerstͤrungen so rasch wie moͤglich wieder herzustellen. * Was

den Gegen-Damm anbetreffe, den die Belgier bei Lillo zu errichten

wuͤnschten, um den Fortschritten der Ueberschwemmung Einhalt zu

thun, so sey es falsch, daß der Deich durchstochen worden waͤre; der⸗

selbe sey durch Zufall beschaͤdigt worden, das Fort Lillo sey dadurch

einer großen Gefahr ausgesetzt gewesen, der Kommandant habe sich

genoͤthigt gesehen, einige Kandnen herauszunebmen, und es sey

sogar die Rede davon gewesen, dasselbe gaͤnzlich raͤumen zu lassen;: da

diese Lokalangelegenheit nicht imhaag entschieden werden konne, so wuͤrde

der General Chasss den Befehl erhalten, sich uͤber diesen Gegenstand mit

den Belgischen Behoͤrden zu verstaͤndigen und in die Erbauung die⸗

ses Gegen⸗Dammes zu willigen, wenn er sich uͤberzeugt habe, daß

die Vertheidigung des Forts Lillo dadurch nicht gefährdet werde

sey dies nicht der Fall, s werde der General Chasss im Verein mit

den Belgischen Behörden an der Errichtung des Dammes grbeiten

lassen“ Ich schaͤtze mich gluͤcklich, Herr Minister, Ihndn diese

verschiedenen Entschließungen der Hollaͤndischen Regierung mitthei⸗

len zu knnen, welche, wenn sie pünktlich ausgefuͤhrt werden, das Ende des durch die Ueberschwemmungen bewirkten Unheiles herbei⸗

fuͤhren muͤssen. Ich habe die Ehre ü. s. w.

Bruͤssel, den 12. September 1831.

(gez. August Belliard.“

Polen.

Krakau, 15. Sept. Der hiesige Kurier theilt drei, seiner Angabe nach offizielle, Berichte mit, welche ihm aus dem Feldlager des Generals Ro yzki, Commandeurs der bewaffneten Streitkräfte der Wojewodschaften Krakau, Sandomir und Ka— lisch, bei Kunow, zugegangen sind. Sie tragen das Datum des 12ten Septembers und sind von Janusfkiewicz, dem Adju— tanten des genannten Generals, unterzeichnet. Folgendes ist

„Einige Journale ha⸗

der Hauptinhalt derselben: „Nachdem unsere Avantgarde am 6ten Wierzbiza passirt hatte, nahm sie bei Modrzejowice einen aus 13 Chasseurs, einem Unteroffisier, dem Lieutenant Zabielina und 2 Kosaken bestehenden Posten und in der darauf fol— genden Nacht bei Krzyzanowiee noch 2 auf einer Vedette stehende Posten gefangen. Hierauf kam es am 8ten bei Ciepielow zu einem kleinen Scharmützel mit den Kosaken, in welchem 2 getödtet und 9 zu Gesanzenen gemacht wur— den. An demselben Tage langte ein Emissair aus Warsch un an, der über die daselbst vorgefallenen Ereignisse Bericht erstat— tete. Am 9gten traf die Wolhynische Kavallerie bei Chod) ca Gorna auf eine Schwadron Dragoner und machte 25 derselben nebst dem Capitain Rybinin zu Gefangenen. Um die Bracke bei Kaiimierz zu zerstören, näherten wir uns dem Föccken J no— wiez; die dort garnisonirende seimndliche Infanterie ent dich un den Schanzen des Brückenkopfs, und wir konnten nur 4 Mann Le— fangen nehmen. Daß wir die Vernichtung der Brücke sellten ausführen können, war unwahrscheinlich; e nerseits waren uns unztigangliche Sümpfe, andererse ts 2 unter hefti em F ue von der Batterie und den Scham en her zu passttende Becken mäch— tige Hindernisse; doch würde dies unsere Soldaten nicht bee halten haben, wenn wir nicht die Nachricht erhalten hatten, daß Rüdiger sich nähere, was uns zur Umkehr nöthi te. Am uten sogleich mit Tazesanbruch nahm unser Corps an der Weichsel entlang seine Richtung gegen Lipsk. Von Groß-Chodzeza an bis Grabowiez, über Sole ka Wola und Lipsék, wurden wir von Rudiger augeariffen, der über 12,000 Mann und 6 G sch tze hatte. Die Kanonade dauerte untinterbrochen von 1h Uhr Mor— gens bis 9 Uhr Abends. Bei Lipsk wies die Poln sche Jufan— terie den zweimaligen Angriff von mehr als 10 Sc wadro nen feindlicher Kavallerie mit dem Bajonet zurück. Unserers⸗ it be— läuft sich die Zahl der Getodteten, Verwundeten und in (Gefan— genschaft Gerathenen auf 260; unter den Letzteren befinde sich der Oberst Kwigtkowski von der Litthauisch-⸗Wolhynischen Ju aun— terie⸗Legion. Der Verlust des Feindes ist schwer an mngeben. Gestern langten wir bei Kunow an, und heute früh traf der Capital von der Artillerie zu Fuß, Niesjokoc, von Modlis mit der Meldun ein, daß am 6ten d. M. die vereinten feindlichen Streitkräfte um 8 Unt Morgens Warschan anzugreifen begannen. Zwei Bataillone des 13ten und 1 Bataillon des Sten Regiments, unter General So⸗ winski, vertheidigten sich auf der Seite der Wosaschen Rar ie en,

wo der Feind am heftigsten attakirte. Die ersten Schan en wa.