Großbritanien und Irland.
Parlaments-Verhandlungen. Oberhaus. Sitzung
vom 16. September. Der Minister des Innern, Lord Mel⸗ bourne, überreichte die von ihm früher angekündigte Bill zur besseren Beschützung von Kornspeichern und anderen Getreide⸗ Behältern gegen die Versuche der auf dem Lande so häufig vor⸗ kommenden Brandstfter. Demnach soll nach einer besonderen, von der Behörde einzuholenden, Lizenz die Anlegung von Selbst— schüssen zestattet seyn. Die Bill soll voreist auf ein Jahr und bis zu Ende der naͤchsten Session Gültigkeit haben. Lord El— don und Lord Whnford, die anwesend waren, hatten gegen die Einbringung dieser Bill nichts einzuwenden. — Unterhaus. Sitzung vom 16. September. Oberst Evans überreichte eine von dem Londoner National-Reform— Vereine kommende Bittschrift zu Gunsten einer Verwendung Englands für die Polen, was jedoch keine weitere Bemerkun— gen zur Folge hatte. An der Tages-Ordnung war die Bill zur Beförderung öffentlicher Bauten in Irland. Hr. Hume wider— setzte sich ihr, weil er der Meinung war, daß eine gemeinsame Maaßregel für England, Irland und Schottland angeordnet wer— den müßte; namentlich verwarf er die Bestimmung, daß den Grand⸗Juries die Befugniß zustehen sollte, die Gelder zu diesem Zwecke anzuweisen. Ein Amendement, das er mit Bezug dar— auf vorschlug, wurde indessen von 102 gegen 33 Stimmen ver— worfen. ꝛ
London, 17. Sept. Das neneste Blatt der Hof-Zeitung meldet die Ernennung von 28 Baronets, unter denen man die General-Lieutenants John Slades, William Anson und Kenneth Mackenzie, den Vice-Admiral R. W. Otway und den General— Major Archihald Campbell bemerkt. Die Admirale Sir T. Williams und Sir W. Hargood, der General-Lieutenant Sir J. Willoughth Gordon und der Vice-Admiral Sir T. M. Hardy sind zu Großkreuzen und die Vict-Admirale Sir G. Scott und Sir T. Dundas zu Commandeurs des Bath⸗-Ordens er⸗ nannt worden. Acht Individuen ist die LAluszeichnung zu Thꝛil geworden, die Ritterwürde zu erhalten:
An die Sielle des verstorbenen Hrn. Caleraft bewirbt sich Hr. Bankes um die Stimmen der Wähler in der Grafschaft Dorset. Da Hr. Bankes ein Torh und ein Gegner der Reform— Bill ist, so bieten die Times, die Morning-Chroniele und andere Zeitungen alles Mögliche auf, um seine Erwählung zu hintertreiben.
Der Widerstand, den vor einigen Tagen die Bill in Bezug auf die Zucker-Raffinerieen fand (s. Nr. 262 der St. Z.), hat darin semen Grund, daß in Folge dieser Bill verstattet werden soll, rohen Zucker, der in nicht Britischen Kolonieen erzeugt wor— den, in England Behufs der Raffinirung abgabenfrei ein⸗ zuführen, um ihn dann raffinirt nach dem Auslande wieder zu exportiren. Die Regierung denkt auf diese Weise zum Nach— theile der Hamburger und anderer Zucker-Raffinerieen auf dem Kontinente den inländischen einen bedeutenden Nutzen zuzuwen— den. Unsere Westindischen Plantagen-Besitzer und Kaufleute, die bekanntlich bei der gegenwartigen Zusammensetzung des Uun— terhauses nicht ohne bedeutenden Einflüß in demselben sind, hal— ten diese Magßregel jedoch ihrem Interesse für nachtheilig und bewirkten es demnach, daß die Minister neulich bei einem Amen— dement, das die Opposition vorgeschlagen hatte, nur eine Majo⸗
rität von 4 Stimmen fanden. Die Morning-Chroniele miint, daß jene Bill zur Begünstigung der inländischen Raffine⸗ rieen mit dem Interesse der Westindischen Kolonieen wenig oder nichts zu schaffen habe. Wenn der Westindische Handel jetzt gedrückt. sey, so komme es daher, daß unsere Kolonieen weit mehr erzeugen, als in Großbritanien und Irland konsumirt werden kann; der Ueberschuß, der nach dem festen Lande ausgeführt werde, komme dort mit den Erzeugnissen anderer Kolonieen in Konkurrenz; daher denn auch die Preise auf dem Kontinente diejenigen auf dem Britischen Markte hin— sichtlich aller Kolonial-⸗Waaren bestimmten, die zur Llusfuhr kä— men. Zucker gehöre nun ju den Haupt-Ausfuhr-Artikeln; er komme sowohl roh als raffinirt zur Exportation, und eine Folge der von den Ministern vorgeschlagenen Maaßregel würde nur sen, daß zwar vom Auslande eine geringere Quantität an ro— hem Zucker bezogen werden würde, eine Um so größere aber an rasfinirtem, woraus also den Kolonieen kein Schaden, unseren Raffinerieen aber ein um so größerer Nutzen erwachsen würde. Andere Blätter halten jedoch dieses Raisonnement nicht für ganz richtig, indem sie, und, wie es scheint, mit Recht, bemerklich machen, daß der Vortheil, der dem auslän—⸗ dischen rohen Zucker durch die wohlfeilere Britische Rafsi— nirung zu Theil werde, augenscheinlich dem rohen . aus den eigenen Kolonieen entzogen werden würde. — Die Mor— ning-Chroniele knüpft an diesen Gegenstand noch eine an— dere Bemerkung; sie giebt nämlich zu, daß die West-Indischen Kolonieen immer mehr in Verfall kommen müßten, wenn der Sklaoenhandel nicht ganz unterdrückt werde; denn so lange Brasilien, Kuba und die Französischen Besitzungen sich mit im— mer neuen Sklaven versehen könnten, während die Britischen darauf verzichten müßten, würden die letzteren hinsichtlich der wohlfeilen Production immer im Nachtheile gegen die ersteren sich befinden, und zwar werde sich der Nachtheil mit jedem Jahre vermehren. Da es sich nun aber als unmöglich erwiesen habe, den Sklavenhandel in Brasilien, Kuba und auf den Französl— schen Kolonieen von Großbritanien gewaltsam ganz unterdrücken zu lassen, so dürften seine Kolonieen sich schon deshalh vom Mut— terlande losreißen wollen, um eben so, wie andere Pflanzer, mit Hülfe neuer Sklaven ein wohlfeileres Produkt liefern zu können. Der Morning-⸗-Post zufolge, soll der Graf von Taipa die Avant-Garde des Invastons⸗-Heeres befehligen, das Dom Pedro aufjubringen und nach Portugal zu senden gedenkt.
Niederlande.
Aus dem Haag, 19. Sept. Die Staats-Courant berichtet: „Der Prinz von Oranien und Prinz Friedrich der Nie— derlande, die vorgestern früh mit ihren Gemahlinnen von hier abreisten, haben an demselben Tage, bei ihrer Ankunft in Am— sterdam, einen wahren Triumphzug gehalten. Groß waren die Vorbereitungen, die seit mehreren Tagen getroffen worden waren, um die Helden, die den vaterländischen Ruhm vermehren halfen, in der Hauptstadt des Reiches auf eine ihrer würdige Weise zu empfangen. Außerhalb der Stadt, wo die Prinzen und Prin⸗ zessinnen von den verschiedenen Behörden empfangen wurden, war eine prächtige Ehrenpforte errichtet; in der Stadt sah man die Häuser geschmackvoll mit Laubwerk verziert, und hier sowohl als von den Schiffen im J und anderen Gewässern wehten umnjählige Flaggen. Die Schntterei, die hier eben so, wie an anderen Orten, in ihren Reihen sehr viele Freiwillige zählt, die bereits Monate lang mit Eifer und Treue den städii— schen Dienst wahrgenommen haben, war frühzeitig schon unter den Waffen, und um halb à Uhr Nachmittags gab das Llusstek⸗
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ken einer Flagge vom Neuen Kirchthurme das Zeichen „daß die Fütstlichen Personen Mm die Stast eingezogen seyen. Langsam bewegte sich der Zug durch die Straßen, die mit einer zahllosen
Menschen-Mengẽ angefüllt waren, welche die Luft ven ih⸗
rem lauten Jubel wiedertöuen ließen. Den beiden Wagen, in welchen die Prinzen fuhren, gingen Abtheiluingen von Schutters zu Fuß und zu Pferde, so wie die Studirenden des LAthenäums, voran; wiewohl die Wagen jeder mit 4 Pferden be— spannt waren, wurden sie doch vom jubemden Volke, und zwar durch die Torfträger, an weißen Seilen gezogen. Die Mustk der Schutterei eröffete den Zug unter dem Spiele vaterländischer Lieder. Um halb fünf Uhr näherten sich die Prinzen, die ihren Weg am Harlenmtr Deich, an der Herrengracht, den Königs⸗ platz und die Kalverstraße entlang, genommen hatten, dem Damm, und hier zeigte sich ein einziges und wahrhaft rührendes Schau⸗ spiel. Eine ungeheure Volksmasse hatte sich auf diesem Platze und auf den Zugängen zu demselben versammelt. Alle Fenster waren besetzt und selbst die Dächer mit Nengierigen bedeckt. Beispiellos war der Jubel, mit welchem die Prinzen und Prinzessimen beim Aussteigen aus dem Wagen vor dem Palaste einpfangen wurden, und als sie auf dem Balkon dessel— ben sich zeigten und mit ihrer gewohnten Leutseligkeit das ver— sammelte Volk begrüßten, kannte die Freude keine Granzen mehr, und mehrere Minuten lang ließen die patriotischen Rufe immer stärker sich vernehmen. Am 18. Sept. Morgens sind auch Ihre Majestäten, so wie JJ. KG. HH. der Prin; Albrecht von Preu⸗ ßen nebst Gemahlin aus dem Haag nach Amsterdam abgexeist.“
Brüässel, 18. Sept. In der Sitzung der Repräsen— tanten-Kammer vom 17ten d. M. reichte Herr H. von Broucksre seine Entlassung ein. An der Tages⸗Ordnung war die Berathung über den Gesetz-Entwurf, durch welchen dem Kriegs-Minister ein außerordentlichtr Kredit von 10 Millionen Gulden bewilligt werden sollte. Hr. A. Rodenbach verlangte, daß der Minister, ehe ihm jener Kredit bewilligt werde, über die Verwendung der früher zugestandenen 12 Millionen Rechenschaft ablegen solle, und drückte die Vermuthung aus, daß ein Theil
derselben zu anderen Zwicken verwendet worden sey. Der Krieg s⸗
Minister suchte diese Anschuldigung zu widerlegen, indem er die Bedürfnisse seines Departements ausführlich nachwies, und gab alsdann liber die Mobilmachung der Bürgergarde einige Auf— schlüsse, woraus hervorging, daß das erste Aufgebot bald im Ak— tivitäts-FZustande seyn würde. Hr. A. Rodenbach bestritt die Angaben des Ministers und behauptete unter Anderem, daß, als er vor 14 Tagen durch Flandern gereist, in den Dörfern durchaus von keiner Organisation die Rede gewesen und noch kein einziges Gewehr unter die Bürgergarden vertheilt gewesen sey. Hert Fleussu war der Meinung, daß man bei der Aus— sicht auf eine bevorstehende Invasion noch einmal, aber zum letz— tenmale, die Gelder für den Krieg ohne Weiteres bewilligen müsse. Er verlangte aber zugleich, daß man den Sold um die Hälfte herabsetze. „Es hatten sich“, fuhr er fort, „dazu zwei schöne Gelegenheiten dargeboten; erstens, als die provisorische Regierung die Armee organisirte und Personen Epaulette er⸗ thellte, welche dieselben nicht verdienten; diese würden sich selbst mit sehr geringem Sold glücklich geschätzt haben, solche unver— diente Auszeichnungen beibetzalten zu können; die andere Gele— genheit bot sich bei Anwesenheit der Französischen Armee dar, die trotz ihrer Disciplin und Tapferkeit bei weitem geringer besoldet ist, als die unstige.“ Nachdem noch Herr Rogier diese An— sicht bestritten und das Verfahren der previsorischen Regierung vertheidigt hatte, wurde das Gesetz mit 65 Stimmen gegen 2 angenommen. Nach einigen uninteressanten Debatten wurde auch das Gesetz wegen Zusammenberufung der Milizen vom Jahre 1826 mit 61 Stimmen gegen 1 angenommen. Schließlich kam noch das Gesetz wegen Flufnahme fremder Offiziere in die Bel— gische Armee zur Berathung; es lautet folgendermaßen: „Art. 1. Der König ist ermächtigt, so viel fremde Offiziere in den Dienst des Staates aufzunehmen, als er für nöthig und zum Woh des Landes für nützlich erachten wird. Art. 2. Bevor diesel⸗ ben ihre Functionen antreten, müssen ste den Eid leisten, der den Offizieren der Armee vorgeschrieben ist. Art. 3. Der Kö— nig ist gleichfalls ermächtigt, sich derjenigen fremden Offiziere zu bedienen, welche, ohne auf die Grade und Vorrechte in ihrem Vaterlande zu verzichten, ihre Dienste nur für die Dauer eines Krieges anbieten sollten.“ — Dieses Gesetz wurde einstimmig angenommen. ̃
Der König hat auf den Vorschlag des Kriegs-Minifters durch eine Verfügung vom 15ten d. verordnet, daß das erste Aufgebot der Bürgergarde nach und nach in allen Provinzen zu— sammentreten soll. — Die drei ersten Bataillone des ersten Auf⸗ gebots der Bürgergarde ließ der König heute Morgen um 113 Uhr die Revue passiren. — Der König hat den Obersten der Isten Leglon der Brüsseler Bürgergarde, den Grafen Vanderste— gende Putte, an die Stelle des Baron van Volden von Lom— beek, zum Oberst en Chef jener Garde ernannt.
Durch einen Tages-Befehl des Kriegs-Ministers wird den Commandeurs anempfohlen, darauf zu ehen, daß in der Klei⸗ dung der Offiziere, Unteroffiziere und Gemeinen, besonders beim Exercieren, mehr Uebereinstimmung herrsche. Es wird darin ge— sagt, daß die Offiziere weder in noch außer dem Dienste gestickte Epaulettes tragen dürfen; nur die Elite-Compagnieen sollen Schnurbärte, jedoch ohne Henri quatre, tragen, und die Bak— kenbärte dürfen nicht weiter als bis zum Munde gehen.
Der Independant enthält Folgendes: „Der General Desprez, welcher nach Belgien geschickt worden ist, um Chef des Generalstabes unserer Armee zu seyn, ist einer der jüngsten Ge— neral-Lieutenants in Frankreich. Er gilt für einen der besten Generalstabs-Offiziere jenes Landes; seine militairische Laufbahn gehört zu den ehrenvollsten. Er kam im Jahre 1808 mit den Französischen Armeen nach Spanien und wurde bald zum Ober— sten und Adjutanten des Königs Joseph ernannt, welcher ihn nach einigen wichtigen Aufträgen, deren er sich auf eine ehren— volle Weise entledigte, zum General beförderte. Als er im Jahre 1812 aus Spanien in Rußland ankam, stellte er sich sogleich in die Reihen der Tapferen, welche den Kaiser Napoleon auf seinem denkwürdigen Rückzug eskortirten. Unter der Restauration be— hielt er seinen Grad bei, und man sah ihn als Chef des Gene— ralstabes des Marschalls Moncey in dem Feldzuge von Katalo— nien gegen die Armee Mina's wieder erscheinen; später befand er sich in gleicher Eigenschaft bei Bourmont während der Expedition nach Algier.“
Dem Mereure zufolge, soll die Regierung das für den Antwerpener Handel besonders wichtige Projekt genehmigt haben, eine Eisenbahn von Antwerpen bis zur Preußischen Gränze in der Richtung nach Köln zu bauen; der Transport der Waaren soll alsdann durch Dampfwagen geschehen.
— — Brüssel, 18. Sept. Nachdem nun die beiden Kammern ihre innere Organisatson vollendet und ihre Adressen an den Köoͤnig, als Antworten auf die Thronrede, deren Inhalts— losigkeit sie wo möglich noch übertroffen haben, zu Stande ge—
kommen sind, beschäftigen sie sich mit den verschiedenen von der Regierung vorgelegten Gesetz-Entwürfen hinsichtlih Einberufung der Milizen des Jahres 1826, der Verabschseh der jetzt im Dienste befindlichen Offiziere, der Aufnahm sremden Offizieren in die Belgische Armee und der Ueberwt von 10 Millionen Gulden an den Kriegs⸗-Minister — lauter genstände, die von der Thätigkeit des Letzteren zeugen. gleichmäßige sich wiederholende Diskussion dieser Geset⸗ würse in den beiden Kammern, die fast nichts Untersche des sonst, als ihre Namen haben, dürfte den pralis Beweis von der Zwecklosigkeit des Zweikammer-Sng in einem kleinen, das Interesse des übrigen Europa schwach in Anspruch nehmenden, Lande darthun, zumal wem erste Kammer nicht einen durch Besitzthum und Erblichte abhängigen Körper bildet, sondern aus denselben Elementen der zweiten Kammer hervorgegangen, nur eine nuancirte] derholung der letzteren ist. Die unterscheidenden Merkmal sich in der Zusammensetzung unserer zweiten Kammer wahn men lassen, können auch eben so in der ersten nachgewiesen! den. Hier wie dort finden wir Gemäßigte, Französtschgesn Republikaner und Katholiken, unter welcher letzteren Bezeihhn hier bekanntlich die Priester⸗Partei, oder was man in Franktt „Ultramontanen“ nenm, verstanden wird. Der Unterschieh, man in der ersten Kammer mehr Gemäßigte und in der zn mehr Katholiken wahrzunehmen glaubt, ist weniger durch die my zirte Wählbarkeit, die nur in einem höheren Steuer⸗Quotum fin Mitglieder der ersten Kammer besteht, bedingt worden, als mehr dem Umstande zuzuschrelben, daß sich die Klerisein mit den Wahlen der zweiten Kammer, von der sie sich eine ßere Popularität und mithin mehr Einfluß verspricht, alz! denen der ersten, beschäftigt hat. — Der Präsident der zu Kammer, Herr von Gerlache, unstreitig der talentvollste da tholischen Partei, sucht dadurch eine Vermittelung zu ben daß er sich den Gemäßigten, zu denen wir Herrn Lebeau,! Baron Osy, Herrn Legrelle, Herrn Devaur u. s. w. zis mehr anschließt; dies hat ihm jedoch oft schon Verunglimp gen von Seiten der heftigeren Journalisten zugezogen. An der katholischen Partei angehörende Mitglieder, wie z. B. Abbé de Haerne und noch einige Priester, neigen sich meht! Republikanern zu, als deren Stimmführer wir die Herren Robaulx, Seron, v. Blargnies und Al. Gendebien ansehen;! sind diese Herren mehr oder weniger geneigt, sich auch! Französischen Interesse, das in der Kammer von den San Le Clerg, Lardinois, Davignon und anderen Deputirten alt Provinz Lüttich vertreten wird, anzuschließen. Merkwürnh es, daß einige der bekanntesten Redner des ehemaligen Rn nal-Kongresses, namentlich die Herren Jottrand, van Mern Forgeur und selbst der Kriegs-Minister Hr. Ch. von Brauch keinen Platz in der Kammer wieder gesunden haben. 9 Redner-Talent scheint demnach bei den Belgischen Wh keine Empfehlung gewesen zu seyn. — Die, gestern scheonn breitete, heute aber durch osfizielle Anzeige bestätigte Nacht von der Einnahme Warschaus hat alle Gemüther hier schüttert. Wenn das tragische Ende des Polnischen Kam an und für sich dazu geeignet ist, das Mitgefühl Belgier zu erwecken, so herrscht doch hier unverkem noch ein anderer Gedanke, vor, der die große Ben und Unruhe, welche auf allen Gesichtern zu lesen ist, erklü macht. Die hiesigen Patrioten haben zu oft die Polnische volntion mit der Belgischen und bis vor kurzer Zeit auch Belgischen Heldenmuth und die Belgische Tapferkeit mä Polnischen verglichen, als daß nicht an den Ruf: „Watst ist gefallen!“ sich manche düstere Betrachtung für Beüssh knüpfen sollte. Diese Betrachtungen sind um so allgemth als sie nicht erst durch diese neueste Begebenheit erzeugt, ! dern schon seit der Löwener Lection mit einer unbegressitt Kühnheit und Gelassenheit angestellt worden sind. Wer h es vor wenigen Wochen auch nur gewagt, an die Möglichkeit in Restauration des Hauses Oranien zu denken, geschwelge dab sprechen; jetzt braucht man eben nicht sehr weit zu gehen, von vielen Zungen zu vernehmen, daß dies die unvermenlt Folge eines neuen Krieges seyn würde — eines Krieges,! man nicht allein für möglich, sondern für sehr wahrschemm hält. Die Muthlosigkeit und Niedergeschlagenheit des Briss Bürgers ist kaum zu beschreiben, und nur zu erklären, wenn m weiß, wie sehr er in allen Erwartungen, die er an das l treffen des Königs Leopold knüpfte, getäuscht worden ist. M glaubte in dem König ein Pfand zu besitzen, welches eine in schränkte und selbst uneigennützige Protection von Seiten C lands verbürgte; man rechnete, nach den Versicherungen der maligen Minister, auf Frieden mit Holland, auf Un kennung von allen Europäischen Mächten, auf vont hafte Handels⸗-Traktate — kurz, man träumte ssch! Paradies auf Erden und Brüssel als den Mittelpn desselben. Bedarf es einer weitläuftigen Aufzählung, waß d allen diesen goldenen Hoffnungen geworden ist? Und kann m sich wundern, wenn König, Kammern und Volk sich geht seitig mit trüben Blicken anschauen und Keiner sich m die Mühe giebt, auch nur verstellt eine Zuversicht blick lassen, die aus Aller Herzen verschwunden sist? — Die zu zösische Armee verläßt uns zwar, aber die Franjsstk Truppen bleiben unter mannigfachen Gestalten bei uns rück. Generale und andere Stabs-Offiziere werden uns nn den Franuzösischen Moniteur bewilligt, aber man braucht j durch die Straßen Brüssels zu gehen, um sich zu überdenß daß Frankreich sich auch vieler Subalternen entledigt hat, die n Heer organisiren sollen! Im Fall eines Krieges würden Bataillone unserer Bürgergarden wahrscheinlich auch Ni Framzosen kompletirt werden müissen; denn nach der Versichemm des Kriegs-Ministers ist der Eifer unserer Bürger dermaßen kaltet, daß die Viasfe der Sträffäͤlligen die Anwendung det d ciplinar-Gesetze verhindert. — Man wollte übrigens heute n Bestimmtheit, und zwar aus ziemlich zuverlcssiger Quelle, niss daß wohl an zehntausend Mann Franzosen nicht nach Im reich zurückkehren, sondern in die Reihen der Belgischen d menter aufgenommen werden sollen, wo es nicht etwa scht geschehen ist. Andererseits vernimmt man, daß der gtan sische General Merkens — so wird der Name genannt, di Genauigkeit ich übrigens nicht verbürgen mag — mit Fran schen Truppen die von den Framosen bisher noch unbestht wesene Citadelle von Namur, auf Befehl des Marschalls. rard, förmlich okkupirt habe. Man ersieht aus allem dien welches unbegräuzte Vertrauen der König Leopold in die j zösische Regierung sezt, und daß er keinen Werth darauf ö sein Verfahren von der Britischen sörmlich desavouirt zu ch Mons, 17. Sept. Der ÄUssisenhof der Provinz Hennf hat sein Urtheil in der Angelegenheit des Oberst⸗Lieutenant goire und des Capitain Debast, welche angeklagt waren, unn Februar den Versuch gemacht zu haben, die in Belgien g hende Regierung umzuffürsen, heute gefällt. — Nach fuͤnft zl
Debatten trat der Hof gestern Morgen um 105 Uhr zur Bera⸗
bberst-Lientenant Gregoire wurde des Komplotts für schuldig
.
ung jusammen; derselbe brachte 4 Stunden darliber zu, die, um dem öffentlichen Ministerium gestellten, thatsächlichen Fra⸗ zu zu erörtern, und erklärte hierauf den Capitain Debast für icht schuldig, welcher sogleich in Freiheit gesetzt wurde; der
klärt. — Der Hof zog sich alsdann neuerdings zurück, um ie Rechts- Frage zu untersuchen und zu berathen, ob die sttikel 87 und sh des Straf⸗-Gesetzbuches in diesem Falle an— venddar wären. Auf eine verneinende Antwort dieser vom fentlichen Ministerium aufgeworfenen Frage, wurde der Oberst⸗ kutenant Gregoire ebenfalls freigesprochen. — Gegen diesen hten Theil des Urtheils hat der General- Prokurator appellirt. Pie zahlreiche Versammlung, welche seit Eröffnung der Debat— mm allen Sitzungen beiwohnte, hat das Urtheil des Hofes mit suhe und Lichtung angehört.
Nach den von Tournay eingegangenen Nachrichten, haben sch die von dort geflüchteten Holländischen Offiziere mit falschen krlaubnißscheinen versehen. Sieben von ihnen sollen vom Platz— sommandanten die Erlaubniß gehabt haben, in der Stadt um⸗ sjugehen. Trotz allen Eifers und aller Nachsuchungen der Gendarmerie ist man bis jetzt noch nicht auf die Spur der Flüchtlinge gekommen.
Polen.
Warschau, 18. Sept. Der Feldmarschall Graf Paske⸗ ich von Eriwan hat seinen Wohnsitz nach dem Königlichen Schloß verlegt.
Der General-Adjutant Geismar ist in der Hauptstadt ange⸗ ngt. Gestern traf auch der General-Major Suchozanet, Stabs⸗ lhef der Artillerie Sr. Kaiserl. Majestät, hier ein.
Die Generale Prondzynski und Chrzanowski befinden sich noch in Warschau.
Die Beamten des Kriegs-Ministeriums haben am 14ten d. M. Sr. Majestät dem Kaiser und König von neuem den Eid u Treue geleistet.
Am 15ten d. kam ein Parlamentair von der in der Umge⸗ end von Modlin stehenden Polnischen Armee hier an; an dem— kben Tage begab sich der General Berg von hier nach dem polnischen Hauptquartier und kehrte gegen Abend wieder nach BVarschau zurück.
Durch den unermüdeten Eifer des Kavallerie-Generals, Gra— sen Witt, Gouverneurs von Warschau, ist die gewünschte Ruhe wieder hergestellt; alle Kaufmannsläden sind wieder geöffnet; Euch und Leinwand finden vorzüglichen Absatz. Der hiesige handel gewinnt neues Leben; bereits sind mehrere Kaufleute us den Provimen hier eingetroffen, welche bei den Warschauer Großhändlern Waaren einkaufen. Vom rechten Weichsel⸗ Ufer langen viele Getreide⸗Transports und andere Produkte in der Hanptstadt an. Russische Marketender verkaufen in verschiedenen Eiadttheilen Branntwein, Zucker, Pfefferkuchen, Speck und an⸗ der Gegenstände. Durch diese Konkurrenz sind die Lebensmittel shon sehr im Preise gefallen. ; Die Mitglieder des Reichstages und der Regierungs-Präsi— hat, Herr Vincenz Niemojowaki, befinden sich jetzt in Zakroczyn. k heißt übrigens, daß der Reichstag sich aufgelöst habe. In Podlin sollen die Lebensmittel den höchsten Grad der Theurung micht haben; für ein mäßiges Mittagbrod mußte man daselbst iz Polnische Gulden (23 Rthlr.) bezahlen. Von der Polnischen Armer sind in diesen Tagen sehr viele Offiziere, die ihre Ent— lssung ginommen haben, in Warschau angekommen; ihre An— zahl nimmt täglich zu.
Die Staattz-Zeitung sagt: „Von der Sanftmuth und Güte der Russischen Offiziere haben wir schon viele Beispiele er— lebt. Nicht allein die Stadt Armen, sondern auch Polnische Soldaten, die in ihre Heimath zurückkehren, werden von ihnen unterstützt.“
Der Warschauer Kurier meldet Folgendes: „Unter den nin . welche gegen Ende des verflossenen Monats in owicz von den Russen erlassen wurden, befand sich auch nach— sihende Meldung: „„In der Schlacht bei Grochow geriethen der Oberst-Lieutenant Kiwerski und der Capitain Bortkiewicz bom Polnischen Garde⸗Grenadier⸗Regiment in Russische Gefan— genschaft. Sie wurden nach der Festung Bobruysk abgeführt, woselbst es sich nach angestellter Untersuchung ergab, daß sie suꝛ Zahl der Haupt-Anführer der Revolution vom 29. November gehört, an der Spitze zweier Compagnieen ih— tes Regiments die Waffen aus dem Arsenal entnommen nd die Unruhen jener Nacht eisrig angeschürt hatten. Man übergab sie daher einem Kriegsgericht; sodann wurden sie nach St. Petersburg gebracht, wo sie sich zu allen diesen Tha— tn bekannten. Ihr Urtheil hing demnach von Sr. Maj. dem Kaiser ab. Am 135. Juli, als am Geburtstage Ihrer Majestät det Kaiserin, wurden Allerhöchstderselben diese Offiziere vorgestellt. St. Maj. der Kaiser wollten diesen Tag durch Ihre Gnade ver— hrnlichen und geruhten, dem Oberst⸗Lieutenant Kiwerski und dem Ca⸗ htain Bortkiewicz Verzeihung angedeihen und sie nach ihrer Heimath surückkehren zu lassen. dVußerdem aber ließen Sie dem Ersteren loch 150, dem Letzteren 1090 Dukaten Reisegeld auszahlen.““
In eine hiesige Zeitung hat ein Russischer Infanterie— Unteroffizier Nachstehendes einrücken lassen: „Mit Erstaunen lz ich in der Polnischen Zeitung Nr. 240 und in der War— shauer Zeitung Nr. 195 die Angabe, daß die Polnische Armee mn der Nacht vom 7ten auf den Sten, um die Hauptstadt vor lrübsal und Verheerung zu schützen, die Schanzen von Warschau betlassen und, sammt Waffen und Geschütz auf das rechte Weich— slufer hinübergehend, ihren Weg nach Modlin eingeschlagen nabe. Als Augenzeuge und Theilnehmer an jenem für un⸗ te Armee so ruhmvollen Sturm, halte ich mich, aus liebe zur Wahrheit und zu meiner Waffe, für verpflich— ttt, hiermit anzuzeigen, daß die Schanzen von Warschau lines weges von den Polen verlassen, sondern von den tapferen Russschen Truppen, trotz aller fast unübersteigbaren Hindernisse und Gefahren, ersiürmt und erobert wurden. Ohne Zweifel wird ein offizieller Bericht die Details dieses so umsichtsvoll ge—
teten und mit dem größten Heldenmuth ausgeführten Sturm⸗ Ingrifft baldigst zur öffentlichen Kenntniß bringen; doch bevor di geschehen, wäre es zu wünschen, daß die erwähnte Angabe diderrufen und so die Bestimmung des Journalismus durch tine Unwahrheit entweiht würde.“ Unter amtlicher Rubrik enthält die hiesige Staats⸗Zei⸗ ng einen Detailbericht über die, Einnahme der Haupistadt much die Russischen Truppen. (Die Mittheilung desselben be— halten wir uns auf morgen vor.)
Die Warschauer Unsversität hat in diesem Monat zwei ih⸗ int würdigsten Mitglieder verloren: Hrn. Julius Collberg, der sich uch seine zahlreichen mathematischen Arbeiten einen Namen ge⸗
acht hatte, und den Doktor der Medizin, Herrn Johann To⸗
are e e eee e e mnie eam, mn, en m ,,
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— — Warschau, 19. Sept. Die Polnischen Truppen
unter dem General Rybinski haben den Marsch nach Plozk an— getreten; man bezweifelt jedoch, daß sie daselbst verweilen wer— den, und es werden äber ihre ferneren Pläne verschiedene Ver— muthungen gehegt. — Wegen Uebergabe von Modlin wird un—
terhandelt.
Krakau, 18. Sept. Der hie sige Kurier giebt jetzt den
zwischen General Rüdiger und Rozyzki abgeschlossenen Waffen⸗ stillstands⸗Vertrag; derselbe ist Russischer Seits vom Stabs⸗Chef Oberst Stick und Polnischer Seits vom Oberst Graf Leduchowski unterzeichnet und lautet folgendermaßen: dem Feldmarschall Grafen Paskewitsch von Eriwan einerseits und dem Generalissimus der Polnischen Armer, lachowski, andererseits empfangenen Befehle hinsichtlich Einstel—
„In Folge der von General Ma⸗
lung der Feindseligkeiten sind der General-Adjutant Sr. Maj. des Kaisers, Rüdiger, und der General Rozyzki über folgende Demarcations⸗-Linie übereingekommen, welche die Positionen der unter ihren Befehlen stehenden Truppen scheiden soll. Es be⸗ ginnt diese Demarcations-Linie von der Piliza an in Snlejow und zieht sich bis zur Einmündung des Fiüßchens Kamienna in die Weichsel. Anfangs wird sie von der Straße gevildet, welche von Sulejow üder die Dörfer Radonia, Jawor, Owadow, Januszowice bis Opoczno führt. (Die letztgenannte Stat wird flir neutral erklärt. Von Opoczno zieht sich die Linie weiter durch die Dörfer Sitow, Parczowek, Skronina, Morzhwol, Szezurek, Januchta, Jozefow, Gonczerow, Kasparow, Borkowice, Gworek, Krawara, Chlewiska, Szydlowiez, Swierczew, Trem⸗ boweza, Miercza, Blaziny, Grabowiez, Wulka Moëctzejowa, Ole— chow, Ballow, von wo an das Flüßchen Kamienna bis zu seiner Mündung die Demarcations-Linie bildet. Die Aufkündigung des Waffenstillstandes soll 6 Stunden vor dem Wiederdeginn der Feindseligkeiten, und zwar in den Hauptquartieren der oben erwähnten Corps zu Radom und Kielce, geschehen. Gegenwär— tiger Vertrag ist in der Stadt Grabowicz abgeschlossen und un— terschrieben worden.“
Heute hat das oben genannte Blatt durch Staffette nachstehenden Bericht des Adjutanten Januszkiewicz, datirt aus dem Feldlager des Generals Rozyzki, bei Kunow, vom 16ten d. M. erhalten: „In diesem Augenblick setzt das Corps des Generals Romarino bei Zawichost über die Weichsel. Gestern dauerte der Kampf mit dem Rosenschen Corps auf der Linie längs der Weich— sel von Kazimierz bis Raͤchow ununterbrochen fort. In Kazi— mierz nahm Romarino ein Kavallerie-⸗Detaschement gefangen. Die im Brückenkopf stehende Besatzung hat sich auf das diessei⸗ tige Ufer herübergezogen und die Brücke hinter sich zerstört. Bei Jozefow haben dle Russen einen beträchtlichen Verlust er⸗ litten; die Unsrigen sollen bei Rybitwy viel Tirailleurs verloren haben. Nach einem vor zwei Siunden eingelaufenen Be— richt des Stabs-Chefs Grafen Zamoyski zählt das Romarinosche Corps über 20, 000 Mann und 40 Kanonen, worunter sich 27 Positions⸗Geschutze befinden. In diesem Augenblicke lanzt der bekannte Oberst Zalewski hier an; sein Streif-Corps zieht durch die Wälder heran und wird sich bald mit uns vereinigen. Sol⸗ daten, welche aus den Warschauer Lazarethen kommen, verstärken unsere Reihe in ansehnlicher Zahl. Sie sagen, daß bei Modlin ein Treffen stattgefunden habe, und daß viele Verwundete nach Warschau gebracht worden seyen. Heute kündigt uns General Rüdiger den Waffenstillstand auf; dies haben wir längst gewünscht, da wir ihn zuerst nicht dazu auffordern konnten, indem uns durch den Generalissimus der Wiederbeginn der Feindseligkeiten bis auf weitere Befehle intersagt war. Am 18ten werden sich in Kielce bevollmächtigte Kommissarien versammeln. Die Wojewodschafts⸗ Präsidenten und die anwesenden Landboten sollen über die Maaß⸗ regeln berathschlagen, welche zur Abhülfe der Bedürfnisse des Landes und der Armee in diesen Augenblicken zu ergreifen seyn möchten. Um mehr Münje in Umlauf zu bringen, soll in kur— zem Silber und Kupfergeld geprägt werden. Morgen verlassen wir Kunow.“
Der Knrier fügt in diesem Bericht hinzu, daß er morgen das Schreiben des General Rüdiger mittheilen werde, worin die— ser es bedauert, daß er sich gezwungen sehe, die Feindseligkeiten wieder zu eröffnen und gegen General Romarino zu operiren, doch könnte er nicht anders, da Letzterer den Waffenstillstand nicht habe anerkennen wollen.
— Der Breslauer Zeitung zufolge, melden Berichte aus Kalisch vom 19ten, daß das Polnische Corps in diesen Gegenden bei dem Russischen Commandeur um einen 14tägigen Waffen— stillstand nachgesucht habe, um die Unterhandlungen während die⸗ ser Zeit vollkommen zu beendigen; General von Knorring habe ihnen jedoch vor Allem bedeutet, Sieradz zu räumen, da eine Russische Kolonne dort eintreffen würde. In Wielun hatten die Polnischen Truppen Requisitionen von Tuch und dergleichen Armeebedürfnissen gemacht.
Deutsochtan d.
Hannover, 20. Sept. Ihre Königl. Hoheit die Herzogin von Cambridge ist mit der Durchlauchtigen Prinzessin Auguste vorgestern in erwünschtem Wohlseyn von London hier wieder eingetroffen.
Der Königl. Preußische Gesandte am hiesigen Hofe, Graf von Maltzan, ist hierselbst angekommen.
Dresden, 20. Sept. Se. K. H. der Prinz Maximilian und die Prinzessin Amalie K. H. sind vorgestern von hier nach Italien abgereist.
— Verhandlungen der Badenschen Ersten Kammer. Z8ste öffentliche Sitzung vom 12. August. Nachdem das Se— kretariat die in die Kommission zur Begutachtung der Adresse wegen Ablösung der Zehenten gewählten Mitglieder angezeigt hatte, erstattete der Staatsrath Fröhlich Bericht über den Ge— setz- Entwurf, die Rechte der Gemeinde-Bürger und Erwerbung des Bürgerrechts betreffend, welcher im Ganzen dem Gesetze bei— stimmte und nur bei einzelnen Paragraphen Modificationen vor— schlug. — In der 39sten Sitzung vom 16zten August erstattete Geh. Rath von Rudt, Namens der Kommisston, Bericht über den Gesetz-Entwurf, die Verfassung und Verwaltung der Ge— meinden betreffend, wonach die bedeutendsten der von der Kom— mission vorgeschlagenen Aenderungen darin bestanden, daß die Staatsbehörde nicht unbedingt gehalten sey, den mit zwei Drit— tel der Stimmen aller Wahlberechtigten gewählten und sonst mit den gesetzlichen Eigenschaften versehenen Bürgeimeister jedenfalls zu bestätigen, daß das Gemeinde-Gut für die auf dem Gemeinde⸗ Rath nach den bestehenden Gesetzen ruhende solidarische Haftung hülfsweise einzutreten habe, daß dasjenige, was, nach Verwen⸗ dung der Gemeinde⸗-Einkünfte und der gesetzlich auf die Bürger— Nutzungen etwa zu machenden Auflagen, an zwei Dritteln der Gemeinde⸗Bedürfnisse noch ungedeckt bleibe, von den Gemeinde⸗ Bürgern und denjenigen, ihnen gleichgestellten, staatsbürgerlichen Einwohnern, welche in der Gemeinde ein bürgerliches Gewerbe oder Landwirthschaft treiben, nach dem direkten Steuerfuß, oder einem anderen, durch Gemeinde⸗Beschluß festzusetzenden, aber von
hinzugek. b. z. 24. Sept. Mittags
das übrige Drlttel aber auf sämmtliche Steuerpflichtige der Ge⸗ markung nach dem Ortskataster umgelegt werden solle, daß fer⸗ ner auch für Steuer-Forderungen des Staates der Zugriff auf die Allmende und Bürger-Holzgaben zulässig sey, und Laß end— lich der Titel Vll 5. 147 des Regierungs-Entwurfs hergestellt werde, wonach den Standesherren und Grundherren Lie Rechte verbleiben sollen, wie solche durch die ergangenen landesherrlichen
Declarationen in Bezug auf ihr Verhältniß u den Gemeinden sestgesetzz worden, j. B. namentlich den Standes-Herrschaften Fürstenderg und Zwingenberg die Ausübung der Ortspolizei und die Wahl der Orisvorgesetzten.
Berlin, 24. Sept. Der Domherr Joseph Geritz zu Frauen— burg hat zur Unterhaltung und Verbesserung des inneren Zustandes der nachbenannten Kirchen folgende Schenkungen gemacht;: 1) der Stadt⸗Pfarr⸗Kirche zu Guttstadt 250 Rthlr., 2) der St. Nikolas⸗ Kirche daselbst 250 Rthlr., 3) der Kapelle zu Schönwiese bei Guttstadt 350 Rthlr., 4) der Kirche zu Glottau 175 Rthlr. und 5) der Glottauschen Filial-Kirche zu Münsterberg 175 Rthlr., zusammen 1200 Rthlr., in Pfandbriefen nebst Coupons. Be— reits im Jahre 1877 hatte der genannte Domherr ein ererbtes Kapital von 3333 Rthlr. 10 Sgr. nebst zweijährigen Zinsen dem Graf Bülow von Dennewitzschen Blinden-Institut für Inva— liden im Ermlande und ein gleiches Kapital in Reversen von resp. 1300 Rthlr. und 200 Rthlr. nebst sämmtlichen Zinsen für die Verbesserung des Schulwesens im Kirchspiel Glottan ge— schenkt.
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Cholera.
In der Residenzstadt Berlin waren erkr. genes. gestorb. Bestand 649 86 3. 214 97 218 Bis zum 24. Sept. Mittags Summa 676 218 Hierunter aus dem weiteren Po— lizei⸗Bezirk von Berlin bis zum 18. G ep tembeer e,, . 45 1 12 2 In obiger Zahl Militair. .. 8 ‚— 8 ⸗ In ihren Wohnungen werden behandelt 89 Personen, den Hospitälern 129. Regierungs-Bezirk Gumbinnen. Kreis Lyck. Am 13ten d. M. hat sich die Choltra i der Stadt Lyck gezeigt. ; Regierung s⸗Bezirk Königsberg. In der Stadt Königsberg waren erkr. bis zum 12. September 1376 hinzugekommen am 13. September 11 14. 11 15. 16 16. ö. 17. 9 18. 6 Summa . .. 1436 Davon Militair 102 59. Civil 1334 483 S02 — Kreis Memel. Im Dorfe Kooden ist die Cholera am 13ten d. M. ausgebrochen. Regierung s-⸗Bezirk Marienwerder. Neue Ausbrüche der Cholera sind bemerkt worden: Kreis Graudenz, in der Stadt Lessen am 11. Sept.; Kreis Strasburg, in Lobdowo und Pulko am 13ten September. ᷣ Kreis Schwetz, in Preysiersk, Lianno und Klun— kovitz bis zum 16. Sept. . . Kreis Stuhm, in Lichtfelde bis zum 19. Sept. Kreis Rosenberg, in der Stadt Rosenberg am 15. Sept., und sind in derselben bis zum 19. Sept. bereits 46 Per⸗ fonen erkrankt, 19 gestorben, 10 genesen. Regierungs-Bezirk Oppeln. ö. Die Cholera hat in der letzten Zeit hier so sehr nachge⸗ lassen, daß am 16. Sept. nur noch 4 Personen als krank an derselben im ganzen Bezirk sich vorfanden. Es sind aber über— haupt 355 Personen erkrankt, 202 gestorben, 149 genesen, 4 noch krank.
bis zum 23. September Mittags
gen. 502
gest. Bestand. 823 51 6 ö 11 tz 23 6 83
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An der Asiatischen Cholera sind vom Tage des Ausbruchs bis zum Aästen Tage ihrer Dauer von 1000 Einwohnern gestorben:
Riga ...... 23 Personen, : Wmberg 1. 13 ⸗
Mitaun. 2 St. Petersburg. 8) Posen . Königsberg
Elbing
Danzig
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genauer 8, 0 * , 6, 30
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Literarische Nachrichten.
Briefe aus Paris zur Erläuterung der Geschichte des sechzehnten und siebzehnten Jahrhunderts, von Friedrich von Raumer. Leipzig bei Brock— haus 1831. Zwei Theile in S8vo.
Der beruͤhmte Geschichtschreiber der Hohenstaufen hat der lite— rarischen Welt durch diese neuen Mittheilungen ein uͤberaus dankens— werthes Geschenk dargebracht. Dasselbe enthaͤlt den Ertrag seiner
elehrten Forschungen, waͤhrend eines fuͤnfmonatlichen Aufenthaltes in Paris, wo die Koͤnigl. Bibliothek und andere oͤffentliche Samm— lungen einen Schatz von noch unbenutzten Handschriften aufbewah— ren, der auf lange Zeiten hin dem Forscher noch stets neue Ausbeute und den Geschichtsereignissen die mannigfachste Aufstellung verhei⸗ ßen darf. In fleißiger und gluͤcklicher Benutzung dieses reichen Vor rathes wird Herr v. Raum er von seinen Nachfolgern nicht leicht uͤbertroffen werden, wenn man die Kuͤrze der Zeit und die Schwie— rigkeit des Geschaͤfts in gehdͤrigen Anschlag bringt. Sein Fleiß er⸗ scheint um so großer, als in jenen fuͤnf Monaten, wie in dem Ein— leitungs Brief an Ludwig Tieck angemerkt wird, nicht nur die Wichtigkeit der Tagesgeschichte und uberhaupt die Anschauung jenes sebenvollen Schauplatzes maͤchtig reizen mußte, sondern auch eine schwere Krankheit zum unglücklichen Hinderniß wurde, das jedoch die Krafte nicht alliulang hemmte, Indeß waͤre der Fleiß allein kein hinreichender Buͤrge eines solchen Ertrages gewesen, wie der vorliegende ist; es mußte gutes Glück hinzutreten, um den Herrn Verfasser in der Masse hoͤchst . noch undurchforschter, im=⸗ mer muhsam und schwierig zu lesender, oft kaum zu entziffernder Schriften vorzugsweise auf das Bedeutende zu fuͤhren, ihn das Wich
morowicʒ.
den Staatsbehörden zu genehmigenden Beitragsfuß beigebracht,
tige und Anziehende herausfinden zu lassen! Dieses gute Glück hat
. nan