1831 / 268 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Tue, 27 Sep 1831 18:00:01 GMT) scan diff

hierauf in Begleitung Sr. K. H. unseres Großherzogs den wür⸗

digen Dichtergreis Gothe in seiner Behausung mit einem Be— suche beehrten und sodann des Nachmlttags nach 5 Uhr über Jena nach Hummelshain, einem Herzogl. Sachsen-⸗Altenburgi— sben Jagdschlosse, vier Stunden oberhalb Jena, woselbst sich dermalen Se. Durchl. der Herzog zu Sachsen⸗Altenburg, Vater Jorer Maj. der Königin von Baiern, nebst der Herzogl. Familie aufhält, zu einem dreitägigen Besuche abreisten, um ssch von da aus direkt nach München zu begeben. Seit gestern besindet sich hier Ihre K. H. die Prinzessin Maria Augusta von Sach sen, welche, wie man vernommen, sich nach München zu einem Besuche bei der Königl. Baierschen Familie begeben wird.

Oesterreich.

Wien, 20. September. Se. K. K. apostolische Majestät haben mittelst gnädigsten Handschreibens vom Sten d. dem Feld⸗ marschall Herzog Ferdinand von Würtemberg, auf Anlaß seines 50 jährigen Dilenst⸗Jubiläums, das Großkreuz des Königl. Unga—

rischen St. Stephan⸗Ordens, mit der Decoration in Brillanten,

zu verleihen geruht.

Nach der hiesigen Zeitung ist folgendes der Stand der

Cholera in den letztverflossenen drei Tagen:

erkrankt genesen gestorben

Bis zum 16ten 307 Hinzugekommen sind: am 17. September 111 18. 130 . 59 bis zum 19ten Mittags 117 17 41 Sonach sind bis gestern Mittags überhaupt 665 Personen erkrankt, Z6z genesen, 268 gestorben und 361 in ärztlicher Be— handlung verblieben. Nachrichten aus Ofen vom 15ten d. zufolge, sind zu den früher gemeldeten 74 von der Cholera⸗Seuche angesteckten Ju⸗ risdietionen Ungarns neuerdings die Königlichen Freistädte Ze⸗ ben, Kremnitz und Esseck und die banatische Militair⸗Gränze hin⸗ zugekommen. Seit dem 13. Juni sind nun, laut eingegangenen amtlichen Berichten bis zum 13ten d. M., in 1801 Ortschaften 187, 495 Personen von der epidemischen Krankheit befallen wor⸗ den. Davon sind genesen 60,158, gestorben 87, 475 und in ärzt⸗ licher Pflege verblieben 39, 862 Personen. Nach einer Bekanntmachnug der Sanitäts-Kommission zu Pesth vom Sten d. darf man sich der Hoffnung hingeben, die Cholera daselbst nunmehr bald ganz aufhören zu sehen; seit eini⸗ gen Tagen hat sich nur hier und da noch ein Fall der eigentlichen Asiatischen Cholera ergeben.

Ftalien.

Neapel, 8. Sept. Briefen aus Palermo zufolge, ist die öffentliche Ruhe daselbst von einigen übelgesinnten Individuen in der Nacht auf den 1sten d. M. gestört worden. Die Ener⸗ . der Behörden unterdrückte aber den Aufftand in wenigen lugenblicken im Keime.

In einem von der Allgemeinen Zeitung mitgetheilten Schreiben aus Rom vom 6. Sept. heißt es:

„Immer lebhafter wird es gefuͤhlt und ausgesprochen, daß eine ,,, , muß in dem Verhaͤltnisse zwischen den Legatio⸗ nen und Rom. Eine Deputation, welche die Legationen von Bo⸗ logna, Forli und Ravenng hierher zu senden beabsichtigten, erregte deshalb viel Aufsehen und Neugier. Der hiesige Hof, davon in Kenntniß gesetzt, ließ unter der Hand wissen, daß man sie nicht em—⸗ pfangen wurde; daß, wenn die , Beschwerden anzubringen hätten, solche vor den Provinzialrath . welcher im naͤchsten Oktober erdffnet werden würde. Allein diese sonst ganz kluge Ant⸗ wort gen gt nicht, weil erstens das Edikt vom 5. Juli uͤber die Kommungl⸗ Einrichtungen noch nicht in den Provinjen publizirt worden ist; zweitens, weil die

5 7

132 36

2

2 2

2

: Provinzen mit dem Ediste uͤberhaupt ,,. sind, und drittens und hauptsaͤchlichst, weil der Provin⸗ zialrath sich im in und allein nur mit den inneren Angelegenheiten der Provinzen beschaͤftigen darf und widrigenfalls sogleich aufgeldͤst werden kann. Der Plan der Legationen ward darauf geaͤndert; die Deputirten gingen als Couriere ab, vorgeblich bloß um ihre Depeschen ,, Es sind ihrer sechs. Der Graf Marchetti, der liebenswuͤrdige Litterat, und der Advokat Bajetti aus Bologna; der Graf og i und der eloquente Advokat Pagani aus Cesena; Graf Rasponi aus Ravenna und Herr Santaäͤrelll aus Forli. Wie fruͤher Vine aus Bologna, . auch sie nur gezwun⸗ 6j ihre Kommission übernommen haben, und ihre Ruͤckkchr ohne efriedigende Antwort duͤrfte bedenklich fuͤr sie seyn. Diese Herren befaͤnden sich auf solche Weise in einer sehr kritischen Lage. Sie kamen am 31. Aug. an. Sie begaben sich am 1. Sept. zum Staats⸗-Secretair, allein eigentlich empfangen wurden sie von demselben erst am 4ten; immer aber als Couriere, da die Regie⸗ rung nichts wissen will von einer Deputation. Der Kardinal Rin netti war freundlich und aͤußerte sich ö liberal, daß die Herren betroffen blieben. er Advokat Pagant fuͤhrte darauf das Wort sehr kraͤftig, oft mildernd vermittelt vom Grafen Marchetti. Der Stagts-Seeretair erwiederte offen, daß man die Provinzen als re⸗ bellisch betrachte und man daher ihnen nicht alle Forderungen zu⸗ ef e, koͤnne, daß sie diese verringern müßten, und daß sodann er heilige Vater auch seinerseits Manches zugestehen würde. Se. Heiligkeit, fuͤgte er hinzu, wuͤrde ebenfalls die Herren empfangen, aber nicht zusammen, sondern einzeln und als Individuen. Zu⸗— laͤssiges sollten sie verlangen, so wuͤrden sie es sicher erreichen. Die Forderungen der Courier⸗Deputirten sind vielfach. Hauptsaͤchlich verlangen sie eine Versicherung, daß Truppen auf keine Weise und uberhaupt niemals in die Legationen einräͤcken sollten; daß dieselben sich von Rimini zu entfernen haͤtten, und daß hinge⸗ * die Leggtionen zu Schutz und Aufrechthaltung der Ruhe sich elbst bewaffnen wollten, wozu sie Kanonen aus (Glocken zu gießen wünschten und Geld von Rom erwarteten. Ferner verwerfen sie das Kommunal⸗Edikt vom 5. Juli oder wollen es sehr verbessert fe⸗ hen. Das Ganze zielt obgleich es nicht ausgesprochen wird = auf Saͤcularisation. Ob diese ng zu den . en gezaͤhlt wer⸗ den mochten, daruͤber darf man sich einige bescheidene Zweifel er— lauben. Indessen beschäͤftigt sich die Regierung sehr lebhaft mit dieser Angelegenheit. Gleich am 2ten d. ward eine Congregation bei dem Staats-Seeretair gehalten, da dieser, obgleich in ber Bes⸗ serung, noch sein Zimmer huͤtet. Der Papst selbst war gegenwar— tig. Die sich ergebenden Resultate muͤsen viel entscheiden. Die Truppen, welche 3 4000 Mann stark 6 Inbegriff derer, wel⸗ che von Ankona und nach beendeter Messe von Sinigaglia kamen) bei Rimini stehen, duͤrften 96 noch daselbst bleiben ünd fuͤr das erste nicht nach Cesena marschlren, wie es fruaͤher hieß. Zambon: ist noch nicht zurück. Von den Plaͤnen, welche man fruͤher hegte oder nicht hegte, sich durch auslandische Truppen zu verstärken, 'ist fuͤr jetzt nicht mehr die Rede. Eben so wenig verlautet etwas von dem Edikt, welches Rom und die Comarca wegen der Ausschließung von dem Edikte des 5. Juli entschaͤdigen sollte, und dessen Bekannt? machung man erwartete. Dagegen ist das Edltt vom öten auch auf die Comarca ausgedehnt worden, und zu Mitgliedern des admini⸗ strativen Raths wurden ernannt: die Prinzen Chigl und Srsini,

, 2 Hauptstadt muß ihre bedeutenden Ursachen haben. Es ist naͤmlich aͤußerst schwierig, oder vielmehr ganz unthunlich, der mittleren Klasse mnezzo cet der gebildetsten, gelehrtesten und wohlhabend⸗ sten, wie sie ist, nicht einen großeren im sin zu gestatten, als ihr nach dem Ebikt vom 5. Jul, zukdme. Hiesen Einfluß mochte man aber gern vermeiden, und ihm stellt sich schroff die Nömische Aristokratie entgegen. Indessen kann Rom nicht ausgeschlossen blei⸗ ben, und gleich wie mit den Pairs in Frankreich, irgend eine Aus⸗ kunft muß getroffen werden. Die Provinzen sind fortwaͤhrend un⸗ ruhig. Man nennt vorzuͤglich Fagenza als aͤußerst bewegt, ja man spricht sogar von Macerata, worüber man aber noch Naͤheres hören muß. Rom selbst ist, wie es war, truͤb und still. Die Krankheiten in der Stadt und um dieselbe vermehren sich leiver mit großer Hef⸗ tigkeit. Die Sterblichkeit ist sehr groß. Von der Verschwöͤrung vernimmt man gar nichts mehr, dennoch kann man nicht sagen, daß die Verhaftungen . aufgehbrt haben. Neun politisch verdaͤchtige ersonen sind in den letzten Wochen wiederum eingezogen worden. eit zwei Posttagen begann man auch hier ankommende Pakete und Briefe zu zerstechen und zu beraͤuchern. Gebete gegen dig Cholera werden bier und auf dem Lande taͤglich gehalten. Der Post⸗-Courier aus Toskana, welcher Sonnabends hier ankam, ward bei S. Lorenzo von Raͤubern angefallen und ausgepluͤndert nur mit genauer Noth kam er mit dem Leben und den Briefschaften davon.“

Portugal.

Das Journal des Déabats schreibt aus Lissabon vom 3. Sept. „Eine von Madeira kommende Portugiesische Fregatte ist in den Tajo eingelaufen und hat der Regierung Depeschen des Gouverneurs dieser Insel, Alvaro da Costa, überbracht. Die Nachricht, daß die Französische Flotte die Barre von Lissabon forcirt habe und Herrin des Tajo sey, hatte unter den Einwoh⸗ nern von Madeira große Gährung hervorgebracht, und es soll eine Insurrection zu Gunsten der Königin Donna Maria dem Ausbruche nahe gewesen seyn. Der Gouverneur da Costa ließ in dieser kritischen Lage alle Truppen unters Gewehr treten und traf Anstalten, um den Aufstand im Keime zu unterdrücken, was ihm, wenn auch nicht ohne große Mühe, gelang. Da der Englische Konsul als der Verbreiter der Lissaboner Nachrichten denunciirt worden war, so gab der Gouverneur demselben in seiner eigenen Woh— nung Acrest, indem er ein starkes Truppen-Detaschement in derselben aufstellte und den Konsul nicht nur am Ausgehen hin—⸗ derte, sondern ihm auch jede Verbindung mit den außerhalb be— findlichen Personen abschnitt. Bei der Abfahrt der Fregatte befand sich der Englische Konsul noch in dieser Lage und der Gouverneur da Costa wollte ihn darin lassen, bis er weitere Befehle von der Regierung erhalten. In seinen Depeschen bit— tet derselbe um Instructionen und zugleich dringend um Verstär— kung an Truppen, deren er bedürfe, um für die Insel bürgen zu können, wo die Gemüther sehr aufgeregt sehen. Das Engli— sche und das Französische Kriegsschiff liegen noch immer dem Quais von Sodré und dem Terreiro do Pago gegenüber und üben sich seit einigen Tagen im Schießen. a es zweifel⸗ haft geworden ist, inwiefern die Portugiesische Regierung sich auf die Armee verlassen könne, so will man, wie es heißt, die ganze Infanterie entwaffnen und neu organistren. Die rohalistischen Freiwilligen sollen unterdessen den Dienst im ganzen Lande verrichten. Die Quais und alle geeignete Punkte an den Ufern von hier bis nach der Tajo⸗Mündung werden be— festigt. So eben verbreitet sich das Gerücht, der General-Po⸗ lizei⸗-Intendant habe durch einen Courier von Porto die Nach— richt erhalten, daß in dieser Stadt, so wie in einer anderen in der Provinz Tras-os⸗Montes, ein Aufstand ausgebrochen sey. Der Englische Konsul und der Kommandant der Französischen Station haben noch keine Genugthunng für ihre Beschwer— den erhalten.“

3 nan d.

Berlin, 25. Sept. Nachrichten aus Achen zusolge, ist Ihre Durchlaucht die verwittwete Herzogin vnn Sachsen⸗Koburg am 19ten d. unter dem Namen einer Gräfin von Tonna daselbst ange⸗ kommen, und hat Tages darauf die Reise nach Brüssel fortgesetzt. Zu Elberfeld fand am 17ten d. eine Direktorial-Raths⸗ Versammlung statt. In dem darin von dem Subdirektor Be⸗ cher gehaltenen Vortrage gab derselbe zuvörderst Nachricht, daß auf das in Folge früheren Beschlusses an die Actienbesitzer erlassenie Rundschreiben wegen Fortdauer der Gesellschaft in erneuter Form bisher größtentheils sehr befriedigende Antwor— ten eingegangen sind. Seine Majestät der König geruh— ten, aus denselben wohlwollenden Rücksichten für die ar⸗— beitende Klasse und für die Beförderung der vaterländi— schen Industrie im Allgemeinen, welche Allerhöchst⸗Sie zur ursprünglichen Uebernahme von 540 Actien bei der Compagnie bestimmten, sich auch jetzt dahin zu erklären, mit denjenigen Ka— pitalien, welche in der Liquidation auf jenen Aetien⸗-Besitz fallen, der neu zu bildenden Gesellschaft, falls sie zu Stande kommt und Statuten und Bedingungen Allerhöchstihren Beifall erhal⸗ ten, beitreten zu wollen. Unter gleichem Vorbehalt haben sich sodann 92 Actien-Besitzer mit 476 Actien für den Beitritt zu einer neuen, nach der nächsten Rechnungs-A1Ablage auf den Grund der jetzigen zu bildenden, Actien⸗Gesellschaft erklärt. Vereint mit den Königl. Actien beläuft sich mithin die Zahl der für die Bil— dung der neuen Gesellschaft stimmenden Actien auf 1016; 28 Aetio— naire, in dem Besitz von 290 Lletien, haben ihre definitive Erklärung für den Beitritt zu der neuen Gesellschaft auf die nachste Rechnungs-⸗Ab⸗ lage in der General-Versammlung vom März 1832 sich vorbehalten; 73 Andere endlich, im Besitz von 406 Actien, haben erklärt, in der Liquidation verharren und der neuen Gesellschaft nicht bei— treten zu wollen. Es haben somit bis jetzt 1712 Aetien eine Erklärung abgegeben; da nun aber 3200 Actien im Umlauf sind, so bleiben noch 14855 damit im Rückstand. „Um einigen Zwei— feln zu begegnen (heißt es in jenem Vortrag weiter), welche sich in mehreren der erhaltenen Antworten blicken lassen, die aber nur auf einem Mißverständniß beruhen können, ergreifen wir diese Gelegen—

heit, hiermit auf das bestimmteste zu erklären, daß es keinesweges die

Meinung war, noch ist, bei der Bildung der neuen Gesellschaft

auf Nachschüsse zur Ergänzung des Nominal-Werths der jetzigen

Actien anzutragen, sondern daß es sich, wie das mehrerwähnte

Rundschreiben, auf welches wir nochmals hinweisen, deutlich be—

sagt, nur darum handelt: „der neuen Vereinigung zur Fortsetzung

der Geschäfte mit den sich aus dem Real-Werth der jetzigen Ac⸗

tien ergebenden Fonds beizutreten und dafür neue Actien-Do—

kumente zu empfangen, über deren Verzinsung, so wie über das

der neuen Gesellschaft zum Grund zu legende Statut und eine

Letzterer statt des Prinzen Massimo, welcher sich geweigert hatte der Graf. Settimio Bischi und Hr. Vincenzo Benn! 6 cen, Grundbesitzer Frascati's. Rom selbst bleibt ausgeschlossen. Auch geht man damit um, die Behörde einer Central⸗Administration, destehend aus angesehenen Provinzialisten, einzurichten, um ber die Provinzial⸗Angelegenheiten j wachen. Auch hiermit hat die Stadt

man sich dann

neral⸗Versammlung der neuen Compagnie zu einigen ha— ben würde.“

0,9090 Rthlr. Waaren konsignirt worden. Geschäften, vereint mit dem, was für die üblichen Herbst⸗Abla⸗

dem engeren Wirkungskreis angemessene vereinfachte Verwaltung, in einer zu dem Ende zu haltenden Ge— Es sind der Direction neuerdmgs für Dieser Zuwachs von

Rom nichts zu thun. Eine so auffallende vielfache Ausschließung der

dungen eingeleitet war, hat die Direction in Stand gesetzt, im

pr.

25.

vorigen Monat das Schiff „Anna Maria“, Capitain Cotnes von Hamburg aus nach Vera⸗Cruz (mit einer Ladung im

von 135,900 Rthlr. Preuß Cour, theils für Rechnung der pagnie, theils ihr konsignirt) abzufertigen und ein zweiteg z. zeug, die „Titania“, Capitain Adams, anzulegen, welches

bis jetzt im Allgemeinen befriedigend gelautet, diejenigen aus Bu;

Seit der zuletzt vorgelegten Bilanz vom März 1850 sind folg theils der Compagnie, theils den Konsignatären gehörige In den erfolgt: Von Buenos⸗-ALAhyres eireg 50,000 Rthlr. Fr

von Ostindien 30,000 Rthlr., von sonstigen überseeischen Min 60,000 Rthlr.; von Mexiko, wohin der Verkehr ein ter, sich stets wieder erneuernder und glücklicherweise ei

von mehr oder minderem Belang zu bringen.

Der Englische Arzt Herr Dr. Searle ist hier angeR men, um die Anwendung seiner in Indien und später in R schan bei der Behandlung der Cholera gemachten Erfahrug bei hiesigen Kranken zu bewirken. Eben so erfreuen wir ung Anwesenheit mehrerer anderer namhafter Aerzte aus dem? und Auslande, die zu gleichem Zwecke hier eingetroffen sin,

* *

*

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In der Residenzstadt Berlin waren erkr. genes. gestorb. Bes bis zum 24. September Mittags 676 91 367 Ag hinzugek. b. z. 25. Sept. Mittags 45 9 23 Al

Bis zum 25. Sept. Mittags Summa 721 100 390 N Hierunter aus Charlottenburg vom 4. bis 16. September ... 8 7 In obiger Zahl Militair. . . 9 = 8 1 In ihren Wohnungen werden behandelt 96 Personen den Hospitälern 135. Regierung s-Bezirk Potsdam. Nieder⸗Barnimscher Kreis. In demselben smd jetzt überhaupt in 6 Ortschaften 88 Personen erkrankt, 67 ges ben, 17 genesen und à noch krank. Die Stadt Oran ienhur in welcher seit dem 14ten d. M. kein Cholerafall vorgekomm ist gegenwärtig als ganz unverdächtig zu betrachten. Kreis Teltow. Seit dem am 18ten d. M. hinter Kietz, 5 Meile von Köpenick, vorgekommenen Todesfall! der Cholera ist weder daselbst, noch in der Umgegend, irgend verdächtiger Krankheitsfall bemerkt worden. Regierungs-Bezirk Königsberg. Kreis Braunsberg. Am 19. September ist die Che in der Stadt Braunsberg zum Ausbruch gekommen. Regierung s⸗Bezirk Posen. In der Stadt Posen waren erkr. genes. gest. Bestu bis zum 20. Sept. 847 329 510 Hinzugekommen am 21. 4 3 ö 3 4 23 1

Summa S855 517 Darunter Militair 141 67 73 Civil 714 269 444 Ausgebrochen ist die Cholera: Kreis Po fen, in Trzuskosowo am 18 Sept.; Kreis Pleschen, in Lenartowice am 19 Sept, Regierungs-Bezirk Bromberg. In der Stadt Bromberg sind erkr. 101 56 45

1

2

2 2 *

4 336

genes. 34 23 11

gest. Befan 64

J l.

bis zum 21. Sept. darunter Militair 31 Civil 33 Ausgebrochen ist die Cholera: Kreis Schubin, in der Stadt Znin am 15. Sept. Kreis Wirsitz, in P-su¶ ich now und Smielin. Kreis Inowrazlaw, in Lipie, Leszerzyee, Pops wice und Ciechrz bis zum 20. Sept.

Auswärtige Börsen. . Amsterdam, 20. September. Niederl. wirkl. Sehuld 373. eme lle 133.

Oesterr. ont Metall. 774. Kuss. (hei Hope) 87.

Ilamhburg, 23. September. = COesterr. Spro. Metall. 774. 4proc. 663. Bank-Actien 923. u Engl. Anl. 87. Russ. Anl. umb. Cert. 80. Poln. 7J0. Dia. &

Wien, 20. Septemher. proc. Metall. IS8z. 4proc. 673.

Königliche Schauspiele. Montag, 26. Sept. Im Schauspielhause. Zum CEisu male: Die Lichtensteiner, oder: Die Macht des Wahns, dum tisches Gemälde in 5 Auszügen, nebst einem Vorspiele: Weihnachtsabend“; nach v. d. Velde's Erzählung, von Baht Dienstag, 27. Sept. Im Schauspielhause: Die Dim unter sich. Hierauf: Die feindlichen Brüder. ( Mittwoch, 28. Sept. Im Opernhause: Der Wasserträg Singspiel in 3 Abtheilungen, frei nach dem Französischen ö deux journées, vom Dr. Schmieder; Musik von Eherubij (Neu einstudirt.)

Königstädtisches Theater. „Montag, 2s. Sept. Der Bernsteinring, oder: Die Vth mählung an der Lstsee, Zauber-Oper in 3 Akten.

Preise der Plätze: Eim Platz in den Logen und im Bahn des ersten Ranges 1 Rthlr. ꝛc.

NEUESLTE BCGeRSEN- NaCHUURICHLEII.

Paris, 19. Sept. 5proc. Rente fin our. 86. 90. htte compt. 57. 90. sin cour. 57. 95. 5proc. Neap. fin cour. hh 5proc. Span. perp. 463. Frankfurt a. M., 22. Sept. Oesterr. Hproc. Metall. h

936. 4proc. 683. 6873. 27 proc. 403. 1proc. 163. Br. Bam zict. 1167. 11455 Parflal? bi. 1173. 1163. Lobse ju 10 1593. B. Poln. Loose 513. 503.

Redacteur Fohn. Mitredacteur Cottel. mn mm

Gedruckt bei 2. W. Hayn.

diefes Monats expedirt werden wird. Die Berichte aus Mexsko hu

Ayres, so wie von der Westküste Amerikas, lauten dagegen unglinj

Cour. Von der Westküste von Süd-Amerika 330, 00 Rt

6

5 268. fan n 6 p * * gebender geblieben ist, sind seit jener Periode 670,000 91 ö remittirt, und es kommt kein Packetboot herein, ohne Rim

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Allgemeine

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Preußischt Staats-Zeitüng.

Berlin, Dienstag den 27st September.

2 * .

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Amtliche Nachrichten. Kronik des Tages.

Seine Majestät der König haben den Land- und Stadtge⸗— chts⸗Direktor Kuhlmehyer zu Brandenburg zum Geheimen hiszrath zu ernennen und das dies fällige Patent Allerhöchst⸗ senhändig zu vollziehen geruht.

Zeitungs⸗Nachrichten. Ausland.

Rußland.

St. Petersburg, 17. Sept. Gestern um 6 Uhr Nach⸗ mittags verkündete der Donner der Kanonen von der Peter— hauls⸗Festung den Einwohnern der Residenz die am 7ten d. nsolgte Einnahme Warschau's durch die siegreichen Russischen uppen. Abends waren die Straßen mit Lampen erleuchtet.

Ein Ukas Sr. Kaiserlichen Majestät vom 29. August (10.

Eept.), an den dirigirenden Senat, enthält Folgendes; „Auf Gtund des Organisations⸗Gesetzes, betreffend die Kaiserliche Fa⸗ mile, verordnen Wir: Unseren vielgeliebten Sohn, den Erben n Thrones aller Reussen, Se. Kaiserl. Hoheit den Großfürsten glerander Nikolajewitsch, von nun an in allen vorkommenden zillen: den Thronfolger, Cesarewitsch und Großfürsten, zu nnen.“ , Se. Kaiserl. Maj. haben dem General der Infanterie, Roth, Anerkennung des ausgezeichneten Eifers, welchen derselbe dei de Dämpfung des im Gouvernement Podolien ausgebrochenen zufstandes bethätigt hat, mittelst gnädigsten Reskripts eine gol⸗— dent Dose mit Höchstihrem Bildnisse in Diamanten zu erthei⸗ en geruht.

ö heutigen Zeitung zufolge, ist unter dem 23. Juni 0. Juli) folgender Allerhöchste Ukas an den dirigirenden Se⸗ nat ergangen:

„Nachdem verschiedene Beschwerden uͤber die bei Rekrutirungen nrfallenden Unordnungen an uns gelangt sind und Wir durch kinsere zur Untersuchung abgefertigten Beämten an Ort und Stelle sberlaͤssige Nachrichten uͤber den. Grund dieser Beschwerden einge⸗ sgin haben, erachteten Wir es fuͤr noͤthig, zur Abstellung derselben, tem besonderen Comit« aufzutragen, nach Erwaͤgung der Verbesse⸗ gen, welche seit dem Jahre 1502 bereits von Zeit ju Zeit vor⸗ schlagen worden, ein völlstaͤndiges Reglement uͤder das zweckmä⸗ ige Verfahren bei dieser wichtigen Staatsleistung zu entwerfen. Rich gehöriger Prüfung der eingegangenen Nachrichten und fruͤhe⸗ fen Vörschlaͤge und Vergleichung mit der Gesammtheit der bishé⸗ rigen gesetzlichen Anordnungen, zeigten sich dem Comité die Ursa⸗ chin der Unordnungen und der Anlaß zu Mißbraͤuchen in dem vor⸗ liegenden Falle hauptsaͤchlich einerseits in der Mannigfaltigkeit und Verwickelung der vorhandenen Vorschriften und in dem Mängel der Ichtsamkeit auf ihre Erfuͤllung, andererseits in der ungleichfdrmigen Repartition und der Untegelmaͤßigkeit in dem Gange der Reihefolge lei den Aushebungen der genre gr daher das Comit« bei der Aus⸗ richtung des ihm ertheilten Auftrages als Grundlage annahm, mit Beibehaltung alles dessen aus der Bisher bestehenden Ordnung, was die Erfahrung der vergangenen Jahre zwecmaͤßig erscheinen laͤßt, nur diejenigen Aenderungen vorzunchmen, welche nach eben jener Erfah— rung als unumgaͤnglich anerkannt werden, und hierauf fußend, nach Gleichstellung der dlteren Verordnungen und in Erwaͤgung der Ver⸗ beserungen, welche bereits seit 13092 in dieser Hinsicht vorgeschlagen worden, Alles, was zur Vervollkommnung der vorliegenden Sache reichen kann, in ein Reglement zusammenzufassen. Das auf diese tinzipien begruͤndete Reglement befahlen wir im Reichs⸗Rathe zu zrufen, und derselbe hat darin, nach Erwaͤgung der nachtraͤglich von den Gouvernements-Obrigkeiten und aus den Ministerien eingchol⸗ ten Notizen und Anmerküngen, die noͤthigen Berichtigungen vorge⸗ nommen. Das in dieser Form Uns unterlegte Reglement, von Uns gepruft und bestaͤtigt, wird dem dirigirenden Senat zugestellt und sol: 1) vom 1. Januar 1832 an in gehdrige Kraft und Wirkung lreten; 2) alle fruͤhere, nicht mit ihm uͤbereinstimmende, Verordnun⸗ gen in Betreff der Rekruten-Aushebung voͤllig aufheben und un⸗ gultig machen.“ Seen, ö ;

un! das Verfahren mit Individuen, die einen Dienstrang bestzen oder adeliger Abkunft sind und nachmals den geiftlichen Stand gewählt haben, allein eines lasterhaften Wandels wegen dom geistlichen Stande ausgeschlossen werden, hat der dirigirende Senat Folgendes verordnet: „Alle dergleichen ihrer Laster wegen dom geistlichen Stande oder dem Kirchendienste ausgeschlossene Individuen sind an die Civil⸗Behörde abzufertigen, welche sie dem Kriminal-Gerichte übergiebt. Priester und Diakonen von deligem Stande, die, ihrem freiwilligen Wunsche gemäß, aus dem geiftlichen Berufe entlassen werden, kehren in ihren vorigen Stand zurück und genießen dieselben Vorrechte, deren sie vor shrem Eintritte in den geistlichen Stand theilhaftig waren.“ Ein Schreiben des Fürsten Schalikow aus Moskau liefert Ine ausführliche Schilderung, wie am 22. Aug. (3. Sept.) zur Feier des Krönungstages die Gärten des alten Kreml mit aus⸗ nehmender Pracht und dem erlesensten Geschmack, nach dem Plane des Architekten Turin, erleuchtet gewesen sind. Auf der Tioizkischen Brücke erhob sich an dem Ende, das nach dem ersten Garten führt, ein feuriger Tempel mit dem Namenszuge Ihrer Kaiserl. Majestäten und an dem nach dem zweiten Garten eine Feuerfontaine. Die sämmtlichen Alleen entlang wölbten sich Schwibbogen mit buntfarbigen Lampen, das Eisengitter und die Grotte strahlten von unzähligen Flämmchen, desgleichen ein statt⸗ liches Gothisches Thor am Seiten-Eingange des zweiten Gartens von der Straße her und vor demselben eine hohe Pyramide mit dem Namenszuge Ihrer Majestäten. Auf der Spitze des Ber⸗ ges an der Kremlmauer sprühte ein Feuerquell, von einem ele⸗ ganten Gitter umgeben; alle Wege der Gärten und die Mauern des Kreml schimmerten von unzähligen Lichtern. Verschiedene drchester spielten in den Gärten, welche außer allen diesen Ge⸗ nüssen, die sie den Sinnen der Spaziergänger darboten, dieselben auch noch mit dem überreichen Flor der schönsten Blumenparterre euntjückten. Von 7 Uhr Abends bis um Mitternacht währte die

Personen an der Cholera erkrankt, J genesen und 8 gestorben.

Der Senator Nowossilzow ist aus Wilna hier angekommen. In den drei Tagen vom 13ten bis 15ten d. sind hier 17

Mit Rücksicht auf die bedeutende Abnahme der Krankheit ist durch eine Verfügung des Allerhöchst ernannten Comité ange— ordnet worden, daß vom 13ten d. ab nur noch 4 Cholera⸗-Hos— pitäler hier bis auf Weiteres bestehen bleiben, wohingegen die übrigen, mit Ausnahme eines einigen, welches als Reserve⸗Hos— pital für den Fall der Noth jetzt noch beibehalten wird, geschlos⸗ sen worden sind. In einem Schreiben aus Helsingfors vom 10. Septem⸗ ber heißt es: „Die Cholera hat hier grausam gewüthet, denn in 14 Tagen ungefähr sind bei uns so viel Menschen daran gestor⸗ ben, als sonst gewöhnlich in vier Monaten starben, und außer⸗ dem haben noch andere verheerende Krankheiten hierselbst viele Menschen weggerafft, so daß in den letzten drei Wochen die Sterblichkeit bestimmt so groß gewesen ist, als sonst in einem halben Fahre. Jetzt scheint die Seuche ihren Culminationspunkt erreicht zu haben. Unsere Aerzte sind unermüdet gewesen. Man hat es hier sehr zweckdienlich gefunden, zu Anfange der Krank⸗ heit ein Brechmittel einzugeben und alsdann durch Bäder und unausgesetzte Einreibungen die verlorene Lebens wärme zurückzu— rufen. Auch in Abo soll die Krankheit sich bereits gezeigt ha—⸗ ben; doch erwähnt man von dort bis jetzt nur zweier Fälle. Dr. Leo's gepriesenes Mittel hat sich hier nicht bewährt, Von zehn Kranken, die nach dieser Methode behandelt worden sind, sollen nur zwei genesen seyn.“ Se. Majestät der Kaiser haben verordnet, daß zwanzig Aerzte, welche die Behandlung der epidemischen Cholera ge— wohnt sind, von St. Petersburg nach dem Großfürstenthume Finnland abgehen, um zur Semmung jener Seuche daselbst mit— zuwirken. Die Kosten der Reise und des Unterhaltes verden aus der K. Russischen Reichs-Schatzkammer besteitten. Mehrere jener Aerzte sind schon in Helsingfors eingetroffen. Die Nordische Biene enthält einen Brief aus Ir⸗ kutzt vom 31. Juli (12. Augnst): Auch dort habe am 21. Juli (2. August) nach Sonnenuntergang gegen Norden eine in jener Gegend ganz ungewöhnliche Helle sich gezeigt, um Mitternacht zwar etwas nachgelassen, dann aber wieder zugenommen und bis zum Anbruch des Tages gedauert. Unterhalb derselben war eine lange dunkle Wolke (Bank) sichtbar gewesen, in welcher Einige, von Zeit zu Zeit, ein Leuchten gesehen haben wollen. Dennoch meint der Brieffteller, sey diese Erscheinung weder einem Nord⸗ licht, noch einem Zodiakallicht zu vergleichen gewesen, sondern viel⸗ mehr der Morgenhelle unmittelbar vor Sonnenaufgang. Sehr Viele brachten die ganze Nacht mit Anstaunen des Horizontes zu; Niemand sah nach der Magnetnadel oder dem Elektrometer, weiche übrigens in Irkutzk auch zu den Seltenheiten gehören mö— gen. Es war windstill, das Barometer stand gewöhnlich, das Ther⸗ mometer zeigte im Freien 4 122 Reaumur. Am folgenden Tage war der Morgen heiter; später bewölkte sich der Himmel, und es trat ein Ungewitter ein, welches die ganze Nacht fortwährte. Der ganze Juli war, wie es dort gewöhnlich, stürmisch und ge⸗ witterhaft gewesen.

Odessa, 7. Sept. Am verflossenen Sonnabend, den aten d., als am Jahrestage der Krönung Sr. Majestät des Kaisers, wurde in der hiesigen Kathedrale ein Tedeum gesungen, begleitet von Gebeten für die Erhaltung der kostbaren Tage Sr. Majestät und der erhabenen Kaiserl. Fimilie. Der Metropolit von Adria— nopel, Mgr. Gerasim, unterstützt von der Russischen Geistlichkeit, sungirte bei dem Hochamt, dem ein Tedeum vorherging. Der Geüeral-Gouverneür, der Gouverneur von Odessa, die Ewil⸗ und Milltair-Autoritäten, die fremden Konsule, die Kaufmanns-⸗Gilde und eine unzählbare Volksmenge wohnten der Feierlichkeit bei. Nach Beendigung derselben lud der General-Gouverneur die hohe Geistlichkeit, die Autoritäten, die Konsuln und die Kauf⸗ mannschaft zu einem glänzenden Frühstück in seinem auf dem Boulevard gelegenen Hotel, Im Augenblick, wo man die Gesundheit Seiner Majestät des Kaisers ausbrachte, spielte das auf der Promenade dem Hotel gegenüber aufgestellte Muslk⸗Corps einen kriegerischen Marsch, den zahlreiche und wie⸗ derholte Salven von den Kriegs⸗Fahrzeugen, von einer großen Zahl der Kauffahrtei⸗Schiffe und von einer unterhalb des Bou— sevards am Meeresufer aufgeführten Batterie begleiteten. Am Abend war die ganze Stadt erleuchtet, und auf dem Boule⸗ vard, an der äußersten Seite des neuen Börsengebäudes, wurde ein Feuerwerk abgebrannt, in dem die Namens⸗-Chiffre Sr. Maj. des Kaisers strahlte. Diese schöne Promenade gewährte den le— bendigsten Aublsck; sie war einen großen Theil der Nacht von Spazlergängern bedeckt; und die Menschenmenge war so zahl— reich, daß man sich kaum einen Weg durch dieselbe zu bahnen vermochte. Drei Mussk⸗Corps und ein Chor Russischer Sänger, welche nur National-Lieder sangen, vermehrten die Belustigun— gen dieses Abends, der von dem schönsten Wetter begunstizt wurde.

Polen.

Warsch au, 21. Sept. Die heutige Allgemeine Zei—⸗ tung enthält Folgendes unter amtlicher Rubrik: )

„Seit dem Augenblick, wo die Truypen Sr. Maj des Kaisers und Koͤnigs in die Hauptstadt Warschau einrückten, hatte man hinreichende Gelegenheit, die Meinung, welche gleich beim Beginn des Aufstan⸗ des im Königreich Polen gefaßt wurde, bestaͤtigt zu finden, daß naͤm⸗ lich, wenn sich auch eine gewisse Unzahl schlecht denkender und ver⸗ kehrt gesinnter Menschen erdreistete, gegen ihren rechtmäßigen Mo⸗ narchen die Fahne des Aufruhrs zu erheben, doch der größere Theil der Nation in vßlliger Ruhe verblieb und entweder keinen Theil hatte an jenen Verirrungen, oder auch bloß in Folge des schrecklich⸗ sten und grausamsten Terrorismus in dieselben hineingezogen wurde. Ohne den Beweis dafür in dem Tode der 7 Generale zu suchen, welche beim ersten Beginn der Insurrection ermordet wurden und ihr Leben bloß darum einbuͤßten, weil sie sich treu ihrer Pflicht zeigten, noch auch in der Gefahr, in der sich mehrere andere befanden; ohne auf die unerhörten Grausamkeiten einzugehen, die in der Nacht des 15. Aug an 4 Offizieren desselben Ranges, so wie an 35 Personen

Promenade, bei der nur Ordnung und anständige Freude waltete.

ĩ

eingebildeter Der ehen beschuldigt und Andere von den ihnen schuld⸗

gegebenen Vorwuͤrfen bereits freigesprochen waren, wird es hin⸗

reichend seyn, zu erwaͤhnen, daß viele Polnische Militairs sich waͤh—⸗

rend der ganzen Dauer des Aufstandes gaͤnzlich von den revolution⸗

nairen Unternehmungen entfernt gehalten haben und in ihrem Ver⸗

fahren nicht im Mindesten von den gesetzlichen Prinzipien abgewichen

sind, selbst da, als es ihnen frei stand, sich zur Armee der Insurgen⸗

ten zu begeben; ist es hinreichend, hinzuzufügen, daß eine de⸗

deutende Anzahl derer, welche den Insurgenten unfreiwillig

dienten, deren Reihen verlassen haben, sobald sie nur einc Möglichkeit fanden, sich von ihnen zu trennen. Endlich sind Andere, welche mit jener Armee aus Warschau ausgezogen waren, in die Hauptstadt zurückgekehrt und haben sich, nach— dem sie ihre Entlassung aus dem Dlenste begehrt und erlangt, gera⸗ des Weges nach ihren Aufenthalts⸗Orten begeben. Die Gesammt⸗ Zahl dieser Militairs belaͤuft sich auf mehr als Tausend. Sie Alle fanden, zufolge der durch Se. Majestaͤt den Kaiser und Konig huld⸗ voll erlassenen Proclamation, die beste Aufnahme, und nachdem sie dem Monarchen den Eid der Treue geleistet, uͤberzeugten sich sogar diejenigen, die der Nachsicht bedurften, daß man die schwierige Lage, in der sie sich befunden hatten, als Beweggrund betrachtete, um das er r, der Vergessenheit zu uͤbergeben. Groß ist ohne Zweifel die Zahl derjenigen, deren Verlust von ihren Familien beweint wird, oder fuͤr die man ein strenges Verfahren befuͤrchtet. Es gereicht uns daher zur Freude, die Angehörigen derselben völlig beruhigen zu koͤnnen Die hier beigefuͤgte Liste enthaͤlt die Namen derjeni⸗ gen, welche sich in der Residenz oder auf dem Wege nach den Orten befinden, die sie zu ihren Aufenthalt gewaͤhlt haben; ein Jeder, der in dieser Hinsicht irgend einen Zweisel hegte, wird sich hierdurch uͤberzeugen, daß, wenn die Scharfe des Schwerdtes ange⸗ wandt werden mußte, um den erregten Aufruhr zu unterdrücken, doch der Hochherzige Monarch mit der Ihm eigenen Gute jede Ge⸗ legenheit ergreift, welche als Anlaß dienen kann, um Gnade wider⸗ fahren zu lassen, und daß die erleuchtete Gerechtigkeit der Behdrde, welcher Er die Vollziehung Seines Willens anvertraut hat, es sich zur Pflicht macht, dieselbe auf eine der erhabenen Huld Sr. Ma⸗ jestaͤt entsprechende Weise zu vollstracken.“

Schließlich bemerkt das genannte Blatt, dan es die ob— erwähnte Namensliste in der nächsten Nummer mittheilen werde. Dieselbe Zeitung enthält ebenfalls unter offizieller Ru⸗ brik eine Rechenschafts-Abtegung über die Amtsführung des Ge⸗ nerals Krukowiezki vom 15. Aug. bis zum 8. September. (Die Mittheilunz derselben müssen wir uns, aus Mangel an Raum, für norgen vorbehalten.)

Der Kriegs-Gouverneur der Hauptstadt, General der Ka⸗ vallerie, Graf Witt, hat bereits mehrere Proclamattonen an die Einwohner und Militair-Personen Warschau's erlassen. Bald nach der Besitznahme der Stadt machte derselbe Folgendes bekannt: „Da ich in Erfahrung gebracht, daß Uebelgesinnte und Ruhe⸗ stoͤrer die ungegruͤndetsten Geruͤchte verbreiten, als solle die Stadt Warschau fruͤher oder spaͤter 48 Stunden lang der Pluͤnderung preis⸗ gegeben werden, so beeile ich mich, anzuzeigen, daß, in Gemaͤßheit der vaͤterlichen und huldvollen Absichten Sr. Majestaͤt des Kaisers und Koͤnigs, Se. Excellenz der Feldmarschall Graf Paskewitsch von Eriwan, indem er es sich zur Pflicht macht, die Sicherheit der Per⸗ sonen und ihres Eigenthums zu ehren, die strengsten Befehle zur Erhaltung dieser Sicherheit erlassen und zu diesem Zweck die stets durch Zucht und Ordnung sich auszeichnenden Garde⸗ Regimenter zur Besatzung der Hauptstadt Warschau bestimmt hat. Kraft der mir uͤbertragenen Gewalt versichere und verbuͤrge ich daher auf das feierlichste, daß ein solches Geruͤcht nur durch Uebelgesinnte verbrei⸗ tet wurde. Demnach fordere ich alle Behörden und einzelne Perso⸗ nen auf, den Platzmajoren oder dem Kommandanten der Hauptstadt Warschau diejenigen, welche aͤhnliche Geruͤchte verbreiten, nament⸗ lich anzuzeigen, üm sie zu strenger Verantwortung zu ziehen. Buͤr= ger und Einwohnee der Hauptstadt Warschau! Nach zweitaͤgigen blutigen Kaͤmpfen haͤtten wir mit Sturm in die Stadt einruͤcken koͤnnen. Also nur um die wohlwollenden Absichten Sr. Majestaͤt des Kaisers und Koͤnigs zu erfüllen und Euch vor Mord und Pluͤnde⸗ rung zu bewahren, ruͤckte das Heer nicht mit der Schaͤrfe des Schwerdtes in die Stadt. Vertraut daher auch jetzt diesem mensch— sichen, mit der Aufklaͤrung des Jahrhunderts und der Verbrüderung der Nationen uͤbereinstimmenben Verfahren. Laßt Euch nicht von Furcht hinreißen und seyd uͤberzeugt, daß eine so gerechte Erwar— tung niemals getaͤuscht werden wird.“ 8

In einer zweiten Proclamation vom 19ten d. verfügte der Kriegs⸗Gouverneur, daß an diesem Tage Nachmittags 2 Uhr, nach Ablauf der Zeit, welche allen Offizieren und Kriegsbeamten be— willigt worden war, um sich zu entschließen, ob sie sich zu der auf dem rechten Weichselufer befindlichen Poluischen Armee hbe⸗ geben wollten, dieselben Warschau verlassen sollten, widrigenfalls man sse als Kriegsgefangene betrachten würde; diejenigen aber, welche sich nach ihrer Heimath begeben oder in Warschau bleiben wollten, hätten sich noch an genanntem Tage in den Bureaus des Kriegs-Ministeriums zu melden.

Eine dritte Verfügung (deren schon früher Erwähnung ge⸗ schehen) bezog sich auf die Ablieferung aller Gewehre, militairi⸗ scher Effekten und Kriegsvorräthe von Seiten der Nationalgarde und anderer Personen.

Die vierte Proclamation lautet folgendermaßen:

„Ich bringe in Erfahrung, daß Offiziere verschiedenen Ranges von der Polnischen Armee, die sich nicht an die Corps, zu denen sie gehoren, angeschlossen, Militairzeichen und Uniform abgelegt haben und heimlich in Warschau verweilen, ohne sich bei Jemand zu mel⸗ den und die in dieser Hinsicht erlassenen Vorschristen zu erfuͤllen. Da nun die Ordnung eine unbedingte Erfuͤllung dessen, was von der hoheren Behörde festgesetzt ist, erheischt und es, wenn man sich versteckt und dem, was für das allgemeine Beste als nothwendig er⸗ achtet worden, entzieht, Anlaß zu dem Verdacht giebt, daß die Ab⸗ sichten solcher Personen den Zwecken der Obrigkeit zur Erhal⸗ tung der offentlichen Sicherheit, zumal in Kriegszeiten, ent—

egen sind, so bengchrichtige ich hierdurch Alle, welche sich n” dem oben erwaͤhnten Fall befinden, . sie ohne den geringsten Verzug das zu erfüllen haben, was in dieser Hinsicht schon' publizirt ist. Eben so warne ich sie, daß sie im entgegenge⸗ setzten Fall als Aufruͤhrer betrachtet, und vor das Kriegsgericht ge⸗ stellt werden sollen. Üm den beabsichtigten Zweck um desto sicherer zu erreichen, verpflichte ich alle Hauscigenthümer, so wie deren Miether, daß sie die bei ihnen wohnenden Personen, welche Gegen⸗ wärtiges angeht, von dieser Vorschrift 6 und zu Er⸗ fuͤllung derselben noͤthigen, oder, im Fall der Weigerung, dem Stadt Kommandanten davon Anzeige machen; denn die Vernachlaͤs⸗

verschichenen Standes, begangen wurden, von denen Einige nur

sigung dieser Vorsichts⸗Maaßregel wird unvermeidlich unangenchme