1831 / 271 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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lauf gezeigt. Die Hauptstadt bietet wieder den gewöhnlichen Anblick dar.“

Dasselbe Blatt widerspricht dem Berichte tion über die vorgestern Abend im Palais⸗Rohal stattgefunde⸗ nen Vorfälle, und erklärt, daß der verantwortliche Redacteur des genannten Blattes seine Behauptungen, daß die bewaffnete Macht ungesetzlich verfahren sey, vor Gericht werde vertheidigen müssen.

Das Journal du Häv

der Revolu⸗

re äußert über den neuen Polizei— Präfekten: „Der Nachfolger des Herrn Vivien ist der Sohn des Herrn Saulnier von der Maas, der unter dem Konsulat und dem Kaiserthume lange Zeit General-Secretair der Poli⸗ zei unter Fouché gewesen ist. Während der Restauration arbei— tete Herr Saulnier d. S. mit Herrn Pages an der wöchentli⸗ chen Uebersicht der Kammerverhandlungen in der Minerva; auch ist er der Gründer und Hauptredacteur der Revue britannique. Der neus General-Secretair der Polizei-Präfektur, Herr Gis— quet, ist ein ehemaliger Commis und Associs des Hauses Périer und hat als Spekulant an der Lieferung der Flinten Theil ge⸗ nommen.“

Großbritanien und Irland.

Parlaments-Verhandlungen. Unterhaus. Siz⸗ ung vom 21. Sept. Die Debatte über Lord John Rus— fel! s Antrag, die Re form⸗-⸗Billpassiren zu lassen, wurde fortgesetzt. Hem Obersten Sibthorp, der gegen die Bill sprach und durch Unwohlseyn verhindert war, eine lange Rede zu hal— ten, folgte Here Crampton, der sich zu Gunsten der Maaßre— zel ausließ. Da dieser Redner die Bemerkung machte, daß die Krone, falls das Parlament aufgelöst werde, bevor noch die Re— form-Bill durchgegangen sey, die Abfertigung neuer Wahl-NAus⸗ schreiben für die in der Liste A. aufgeführten Burgflecken mit zug und Recht unterlassen konnte, so wollte Sir Ch. Wethe—⸗— rell nicht bleß ihn zu Ordnunz verwiesen, sondern die ganze Debatte vertagt haben, in der eine so verfassungswidrige und ab scheuliche Lehre aufgestellt worden sey. Lord AltPhorp sah kei— nen Grund zur Vertagung und wollte den Antrag nigst als ver— fassungsmaßig gelten lassen, und da auch Sit Rob. Peel ihm nicht beitrat, so sah Sir Ch. Wetherell sich veranlaßt, seinen Antra zurückzunehmen. Herr C. W. Wynn sprach mit großer Ausführlichkest gegen die Bill und wurde von Herrn Robert Grant widerlegt. Darauf trat Sir Ch. Wetherell abermals mit einer langen Opzesitions-Rede auf, wonachst Lord Altho p das Wort nahm und die von den Geguern gebrauchten Argu— mente gründlich zu beantworten suchte. Nach einer Wiederho— lung aller früher scon gegen die Bill aufgestellten Gründe von Selten des Sir Rob. Peel, machte endlich eine kurze Erwie— derung des Lord John Rufsel den eigentlichen Beschluß der Debalte. Herr Hunt fugte zwar noch hinzu, daß er, wiewohl er für die Bill stimme, sie doch für unjureichend halte, doch wurden seine und einige Worte des Alderman Wood vor dem Geschrei: „Zur Frage! Zur Abstimmung!“ kaum mehr vernom— men. Als das Haus endlich abstimmte, ergaben sich für die ö gegen dieselbe 236 =

mithin Majorität für die Bill 109 Stimmen.

Die Versammlung trennte sich um halb sechs Uhr Morgens.

Oberhaus. Sitzung vom 22. Sept. Da heute die Reform-Bill aus dem Unterhause erwartet wurde, so hatten sich schon frühzeitig sehr viele Lords eingefunden. Auch viele Damen waren anwesend und den Platz am Throne nahmen zahlreiche Mitglieder des Unterhauses ein. Bald nach 5 Uhr erschien Lord John Russell an der Spitze einer Deputation des Unterhauses und überreichte die Reform-Bill, die der Lord— Kanzler unter den üblichen Förmlichkeiten entgegen nahm. Lord J. Russell sagte bei der Ueberreichung der Bill mit lauter und fester Stimme: „Dieses, Mylord, ist eine Bill zur Verbesserung der Repräsentation des Volkes von England und Wales, ange⸗ nommen vom Hause der Gemeinen mit dem Wunsche, daß auch Ew. Herrlichkeiten dem beitreten mögen.“ Diesen Worten folgte ein lautes Rufen von „Hört, hört!“ das von den Mitgliedern des Unterhauses herkam; mehrere Lords riefen zur Ordnung, da eine solche Freiheit jenen Mitgliedern im Oberhause nicht zu— steht. Diese aber, statt sich wie gewöhnlich, sobald sie ihren Auftrag ausgerichtet, von der Barre des Hauses zu entfernen, blieben dieses Mal auf den Plätzen, die sie eingenommen hatten. Der Lord-Kanzler sprach die bei der Entgegennahme jeder Bill gewöhnlichen Worte mit großer Feierlichkeit und wurde mit aufmerksamem Stillschweigen vernommen. Als die Bill auf die Tafel gelegt worden und nachdem Graf Grey, der Anfangs nicht zugegen gewesen, erschienen war, trug derselbe auf die er st e Lesung an, die ohne Gegenbemerkung erfolgte. Zugleich wurde die zweite Lesung auf Montag den 3. Okt. festgesetzt, „Wenn“, fügte Graf Grey hinzu, „die zweite Lesung bewilligt werden sollte, wie ich alle Ursache zu hoffen habe, so denke ich, daß man nichts dawider haben wird, den Ausschuß so bald als mög⸗ lich anzuordnen. (Hört, hört! von allen Seiten des Hauses.) Die Mitglieder des Unterhauses entfernten sich nun und das Haus ging zu seinen an der Tagesordnung befindlichen Geschäf— ten über. Marquis von Londonderry zeigte an, daß er am näch⸗ sten Montage (26. Sept.) einige Fragen in Bezug auf Belgien zu thun gedenke.

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wiesen, zu deren Gunsten Sie schon so viele Opfer gebracht und der Sie die glaͤnzendsten Dienste erzeigt haben, ersuche ich Sie, ohne Zeitverlust hlerher zu kommen, um sich mit mir über die Maaß⸗ regeln in Bezug auf die Portugiesischen Angelegenheiten zu berathen. Ich ergreife diese Gelegenheit, um Ihnen die Versicherung meiner

ft zu ertheilen. . ; Der Herzog von Braganza.“

Da sich Dom Pedro in Paris befindet, so wud auch der Marquis von Palmella unverzüglich dahin abreisen. Der Chro⸗ nica von Terceira zufolge, hat die Restauration der Ajoren un⸗ ter die constitutionnelle Herrschaft den Einwohnern dieser Inseln große Freude gemacht. .

Der Courier berichtet nach einem Morgenblatte: „Vi— comte d'glsseca, der diplomatische Agent Dom Miguels in Eng— land, ist, dem Vernehmen nach, unerwartet nach Lissabon abge⸗ reist. Der Entschluß ist, wie es heißt, sehr rasch gefaßt worden und es scheint, daß der genannte Diplomat nicht die Absscht hege, hierher zurück, ukehren, da er seine Wohnung aufgegeben hat und seine Mobilien verkaufen läßt. Als Ursache wird die letzte nach dem Tajo gesandte Expedition angesehen, die er als eine Kriegs⸗Erklärung gegen Dom Miguel ansieht.

Die in Falmouth angekommenen Depeschen aus Lissabon vom 11ten d. sind unmittelbar nach ihrer Ankunft an den Ad⸗ miral Sir E. Codrington auf der Höhe von Cork weiter besör— dert worden.

Der Times zufolge, sind in Lissabon auf Grund der von der Milttair-Kommission angestellten Untersuchungen in Betreff des letzten Aufstandes 101 Personen zum Tode verurtheilt worden.

Das Marine-Amt hat auf Lloyd's Kaffeehause eine Anzeige anschlagen lassen, daß sie Anerbietungen für die Befrachtung um Bet age! von 2500 Tonnen annehme, und dieselbe auf, 6 Monate sicher engagiren wolle. Die Schiffe mussen ven der Größe von 350 bis 560 Tonnen seyn. Diese Transport-Schiffe sollen Mannschaft nach Westindien führen.

NR le e rland e. Amsterdam, 23. September. .

Haag zu uckzekehst. Preußen und Gemahlin haben vor ihre? Ruckkehr nach dem Haan eine kleine Teur durch Nord Holland gemacht. .

Brüssel, 227. Sept. In der gestrigen Sitzung der Se— natoren-Kammer wurde das Gesetz wegen Stellvertretung in den Milizen vom Jahre 1836 mit 2 Stimmen gegen 6 an— genommen.

Die verwittwete Herjogin von Sachsen⸗-Kobu z iet hier an⸗ gekemmen und hat sich sogleich nach dem Schlosse von Laeken begenen.

Im hiesigen Courrier liest man: „Unsere feühere Angabe, daß die Londoner Konserenz den Entschluß gefaßt habe, gen am 10. Oktober zu Ende gehenden Waffenstillstand während der gan⸗ zen Dauer der Unterhanslungen aufrecht zu erhalten, bestätigt sich nicht. Man meldet uns, daß diese Maaßregel bis jetzt nur ein Vorschlag ist, den die Bevollmächtigten Frankreichs und Eag— lands gemacht haben, der aber von den Reptäsentanten der drei anderen Mächte nicht angenommen worden. Diese letzteren haben erklärt, daß sie über diesen Punkt ihre Regierungen be— fragen müßten.“

Die Feld-⸗AUrtillerie, welche sich in Brüssel befindet, geht am 2Wästen nach dem Lager bei Diest ab.

Es sind wieder mehrere Französische Offiziere in Brüssel an— gelangt; unter ihnen befinden sich: der Oberst im Genera stabe, Herr von St. Pair, der Graf von Gardanne, Generalstabs— Offizier, Herr Guyot de la Grange und der Oberst Devaux.

Brässel, 22. Sept. Die tumultuarischen Auftritte, welche mehrere Tage hintereinander die wohlgesmnten Einwohner von Paris beunruhigten, erregen hier nicht bloß dasjenige Miß— behagen, das an allen Orten über das Verfahren von Leuten empfunden werden muß, die mit dem ruhigen Walten der Ge— setze sich niemals lange vertragen können, sondern auch noch ein anderes unangenehmes Gefühl, die Furcht nämlich vor der Nachahmungsfucht, die den Belgiern so sehr anklebt. Die Ein⸗ nahme Warschau's kann nun zwar hier kein Motiv mehr zu Un— ruhen abgeben, denn dieses Ereigniß hat, wie ich bereits in mei⸗ nem letzten Schreiben dargestellt, hier, wo es wie ein warnendes Memento mori aufgenommen wurde, einen ganz anderen Ein— druck gemacht, als in Paris; Vorwände sind indessen doch noch genug vorhanden, um jzu dem Pariser Drama ein kleines Nach⸗ spiel zu liefern, bei dem es an dem Geschrei: „A bas le Roi! A has les ministres!“ eben so wenig fehlen dürfte. Bei der jetzigen Desorganisation unserer Bürgergarden, deren Offiziere meistens den Abschied genommen haben, möchte es sogar schwer halten, Pöbel-AUufläufe eben so leicht zu unterdrücken, als es früher schon geschehen ist. Selbst mit dem sogenannten ersten Aufgebote der Brüsseler Bürgergarde, über das, wie unsere Zei— tungen meldeten, der König Leopold am vorigen Sonntage zur großen Zufriedenheit der anwesenden Franzoͤsischen Generale, Heeresschau gehalten hat, sieht es noch sehr traurig aus. Von 1800 Mann, aus denen dieses Corps bestehen soll, befan— den sich dreihundert fünfundvierzig unter den Waffen; außerdem waren auch noch von dem Chastelerschen Jäger⸗Corps, das 200 Mann zählt, etwa 60 bei jener sogenannten Musterung aufgestellt.

London, 23. Sept. Ihre Majestät die Königin ist mit der Herzogin von Sachsen-⸗Weimar aus Brighton zurückgekehrt. Die Tochter der Herzogin wird noch einige Zeit in Brighton verweilen.

Der Preußische und der Hannoͤversche Gesandte nebst ihren Gemahlinnen hatten am Diensttage die Ehre beim Könige zu speisen, wo sich auch die Prinzessin Auguste und viele andere an⸗ gesehene Personen befanden.

Der Russische und der Französssche Botschafter, so wie Graf Matusjewicz hatten gestern Nachmittags eine zweistündige Kon⸗ ferenz mit dem Lord Palmerston.

In der heutigen Sitzung des Unterhauses hat der Lord-A d— vokat für Schottland auf die zweite Lesung der Reform-Bill an⸗ ae, 6 Abgange der Post hatte er seinen Vortrag noch ni eendigt.

Marquis von Palmella, der sich seit einigen Tagen hier be⸗ findet, ist von der Insel San Miguel in einem Kriegs⸗-Fahrzeuge angelangt, das der Regentschaft angehört. Dem Courier zu⸗ folge, ist der Marquis auf die Einladung Dom Pedro's hierher e nn, der ihn an die Spitze einiger Männer von Ansehen stellen will, mit denen er sich über die geeigneten Maaßregeln in Bezug auf Portugal zu berathen gedenkt. Dasselbe Blatt

theilt das nachstehende Schreiven Dom Pedro's an den Mar— quis von Palmella mit:

Mein Herr Marquis! gegtn Ihre Mas die König

„London, den 6ten Juni 1831. m Vertrauen uf die Treue, die Sie n Denng Maria, meine Töchter, be⸗

Tagen im Ganzen 13 Mann unter den Waffen und in Mons

Mißlicher aber noch als hier sieht es mit den Bürgergarden in der Provinz aus; in Namur z. B. befanden sich vor einigen

haden sich die wehrhaften Bürger ganz besonders mit dem Ein⸗ rücken der Franzosen gefreut, denn dadurch wurden sie des be— schwerlichen Wachtdienstes überhoben und so ist denn jetzt auch kein einziger dienstthuender Bürgergardist mehr in ganz Mons zu finden. Nichtsdestoweniger wird doch die Thätigkeit des Kriegs-Ministers allgemein erkannt und es steht zu erwarten, daß er, wenn erst die Linien-Truppen organisirt seyn werden, seine Sorgfalt auch den Bürgergarden zuwenden werde. Fol⸗ gendes ist der Status unseres Heeres, wie es mit Hülfe der Franzosen bis zum 10. Oktober d. J. zu Stande kommen soll: 14 Regimenter Infanterie à 3009 Mann, 3 Regimenter Jäger 2 2500 Mann, 4 Regimenter leichter Kavallerie à 800 Mann, 1 Regiment Kürassiere à 1000 Mann, 3 Eskadronen Gendar— merie, zusammen 700 Mann. Dies würde, außer der Artillerie, zä„ä0h0 Mann ergeben. Die Fuß-Artillerie soll 120 Feldstücke bedienen, zu denen die Französische Regierung 50 neue Piecen nebst den Lafetten liefern wird. Die Infanterie-Regimenter Nr. 13 und 14 sollen aus den ausgedienten, früher bereits ver— abschiedeten, Milizen des Jahres 1826 wieder zusammengesetzt werden. Auch solche Individuen, die früher bei der Artillerie gedient und ihren Abschied erhalten haben, sind aufgesordert wor— den, wieder unter jener Waffe Dienste zu nehmen; bis jetzt sol— len sich jedoch nur 20 Mann gemeldet haben und man wird da— her vornehmlich hier viele Franzosen einrangiren müssen. Die J

lauter Französische Offiziere, die überhanpt bei unserm Heere 6 große Rolle spielen werden. Es frägt sich jedoch, ob man stb mit Hülfe der Franzosen im Stande seyn werde, bis zum! Oktober eine so sehr desorganisirte Armee, wie die unsrige, g

leicht beantworten können. Daß man es will, ist nicht zu; zweifeln; denn Jeder glaubt hier, daß Holland mit dem let Tage des Waffenstillstandes den Feldzug wieder beginnen w und ist davor nicht wenig besorgt. Die Furcht in dieser hins ist so groß, daß die täglich verbreiteten, bisher stets als unmg erwiesenen Gerüchte von dem bereits erfolgten Einrücken der h länder immer von Neuem wieder geglaubt werden. Zwar spü der Courrier von einem neuen Vertheidigungs-System ) Landes, das zunächst in der Verwüstung aller Srtschaften bo hen würde, die man dem Feinde überlassen müßte; Niemm hält dies jedoch für Ernst. Denn außerdem, daß die Masse Bevölkerung keinen Enthusiasmus mehr für die Sache der volution hat, läßt sich ein solches Vertheidigungs-System m in einem spärlich bevölkerten und angebauten Lande wie R land, nicht aber auf einem so von Erzeugnissen strotzenden i den Bewohner fesselnden Boden, wie der Belgische, ausfühm Der Courrier selbst wird auch eben so wenig daran glaufg

daß man im Haag in den Vorstädten die Nasen und dnn der im Monat August getödteten Belgier triumphirend an Hausthüren genagelt habe. Wie traurig siett es um den R tionalgeist aus, der solcher niedrigen Stimula bedarf, um i belebt zu werden! Ein aus amtlichen Quellen geschöpfter Ni wels hat ergeben, daß der Ertrag der städtischen Aecise von Bu sl in den ersten acht Monaten des laufenden Jahres sich g 24,900 Galden beläuft, während in denselben 8 Monaten g vorigen Jahres 518,294 Gulden einge angen sind; hiernach also die stäctishhe Einnahme in den ersten zwei Dritteln des Ih res einen Ausfall von 303,794 Gulden erlitten. Da diese Äun (der sogenaunte Octroi) hauptsächlich von den Konusumtilien

Ihre Majestäten, so wie die Prinjen und Pe njessinnen der Königl. Famise sind nach dem Se. Kön gl. Heheit ver Prinz Aibrecht von

zo len wird, die vom Lande in die Stadt gebracht werden,

liefert der dedeutende Minder-Ertrag dieses Jahres einen nut deutlichen Beweis, wie sehr erust ich der Wohisstand unserer G wohner und zweitens auch die Zahl derselben abgenommen)

der Laudmann gelitten habe, der den reichen Städter sonst su Erzeugnisse theuer bezahlen ließ, ist eben so leicht begreiflich, das Mißvergnügen, daß ein soschec Vergleich allmälig mehr zeugen muß. AÄlehnliche Ausfälle, wenn auch nicht in demsth Vechaltuhisse, haben sich auch in anderen Städten, namentlich dem jetzt an Almosen-Empfäugern so reichen Gent ergeben, der Ertrag des Octroi sich in acht Monaten um 68,933 Gun oder um ein Viertel der sonstigen Einnahme vermindert hat. Unsere beiden Kammern bieten jetzt wenig Jateresse dar; scht sind auf den Tribünen einige Zuhörer versammelt, denn auß dem, daß nur Gegenstände unbedeutender Art verhandelt werd weiß auch Jedermann, daß wir keine Redner mit dem thehh schen Talente eines Guizot und eines Bérenger, eines Tha und eines Bignon besitzen. Die letzten Verhandlungen der Fin zösischen Deputirten-Kammer sind dagegen hier mit um so ü ßerer Theilnahme gelesen worden.

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Cholera.

In der Residenzstadt Berlin waren erkr. genes. gestorb. Befun bis zum 27. September Mittags 780 139 458 18 hinzugek. b. z. 28. Sept. Mittags 26 23 36 löͤs

Bis zum 28. Sept. Mittags Summa S806 494 lh Hirunter aus dem weiteren Po— lizei-Bezirk von Beriln bis zum 24sten September 16 1 12 z In obiger Zahl Militair .... 16 = 8 J In ihren Wohnungen werden behandelt 89 Personen, den Hospitälern 61. Regierung s-⸗Bezirk Potsdam. Niederbarnimscher Kreis. In Rüdersdorf Kalkberge, Birkenwerder und Biesdorf sind neue 6 krankungen nicht mehr vorgekommen; in der Kontumaz-Anst zu Malz ist der letzte Cholera-Kranke am 2isten, in Zerpen schleuse am 26sten d. M. genesen, in Marienwerder finden sich noch 2 Personen unter ärztlicher Behandlung. Kreis Teltow. Bei Königs Wusterhausen ist g 2östen d. M. eine Person auf einem Kahn an der Cholera t storben, eine andere ist krank im dortigen Hospital.

Auswärtige Börsen.

Amsterdam, 23. September. Nieder]. wirkl. Schuld 373. Kanz-Billets 133. Oesiterr. ohh Metall. 775. Russ. (hei Hope) S7. g London. 23 September. 3proc. Cons. S2. Bras. 473. Diän. 63. Mex. 353. Port.

Russ. 92. Wien, 23. September.

opnhebe Metall. 793. 4proc. 68 24. Loose zu 100 FI. 1594. Pu

Königliche Schauspiele. Donnerstag, 29. Sept. Im Schauspielhause. Zum erst male wiederholt: Die Lichtensteinex, oder: Die Macht des Wahr dramatisches Gemälde in 5 Aufzügen, nebst einem Vorspiel „Der Weihnachtsabend“; Bahrdt. Königstädtisches Theater. Donnerstag, 29. Sept. Zum Erftenmale: Haß allen Frau Luftspiel in 1 Akt, von Casteili. Hierauf: Die Helden, Ln spiel in 1 Akt, von W. Marsano. Zum Beschluß, zum Erst

Herzenskron.

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NEUESILIE Ee RRSEN · NACHMRHICHLEEFI.

Paris, 22. Sept. 5proc. Rente sin Cour. 87. 85. Ihto pr. Compt. 59. 10. fin cur. 59. 15. 5proc. Neap. sin cour. 60. 5proc. Span. Rente perp. 473.

Frankfurt a. M., 25. Sept. Desterr. Hproc. Metall. proc. H8z. G. 23proc. 0z3. Iproc. 16. Br. Bank-Actien 11 Partial Obl. 117. Loose zu 100 Fl. 1587. Poln. Loose 50.6

Redacteur John. Mitredactenr Cottel. m , mt r

Jäger⸗Regsmenter, die fast gan nen zu erganisscen sind, erhaften

Mebruckt hrs fi. W. Ha vpn;

den Kriegesfuß zu setzen; jeder kundige Militair wird sich

als an sein auf die Einfalt seiner Leser berechnetes Mahrchln*

Daß hierunter aber nicht bloß der städtische Aerar, sondern an

nach v. d. Velde's Erzählung,

male: Der Bräutigam ohne Braut, Lustspiel in 1 Akt, von ns

und das Gluͤck Aller zu

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Allg neine

Preußische Staats-Zeitung.

! 271.

Beim Ablaufe des Quartals wird hiermit in Erinnerung gebracht, daß di (Mohrenstraße Nr. 34, in den Provinzen aber bei den Koͤnigl. Post⸗Aemtern uß. Cour. viertelsaͤhrlich festgesetzt ist, wofuͤr den hiesigen Abonnenten das Blatt am

Um jedoch die erforderliche Staͤrke der hen d. Man uns gelangen zu lassen, indem sterbrechung er sigen Interessenten,

leidet und nicht sämmtliche Nummern welche die Zeitung bereits jetzt halten, ist wiederum die Einrichtung getr

gartal, unter Zusendung der diesfaͤllligen Quittung, einziehen oder die Abbestellung entgegennehmen zu lassen.

mr or , .

w

Berlin, Freitag den 30stn September.

e Bestellungen auf diese Zeitung, nebst Pranumeration, hier am Orte bei der Redac— zu machen sind, und daß der Preis fuͤr den ganzen Umfang der Monarchie auf 2 Rthlr. Vorabend seines Datums durch die Stadt-Post frei ins Haus gesendet wird.

Auflage fuͤr das kommende Vierteljahr abmessen zu konnen, muͤssen wir bitten, die Bestellungen bis spätestens den sonst die Interessenten es sich selbst zuzuschreiben haben, wenn die Zusendung des Blattes eine vom Anfange des Quartals an nachgeliefert werden können.

Zur Bequemlichkeit derjenigen

offen worden, durch die Stadt-Post den Praͤnumerations-Betrag fuͤr das naͤchste

Amtliche Nachrichten. Kronik des Tages.

Angekommen: Der Königl. Framösische Kabinets-Courier zuquet, von Paris. Aogereist: Die Kaiserl. Russischen Feldjäger, Gregorje w Alexandrow, Ersterer als Courier über den Haag nach don, Letzterer als Courier nach Wittenberg.

Zeitungs-Nachrichten. Ausland.

Freankesei ch.

Deputirten-Kammer. Sitzung vom 1g. Sept. sächtrag) Nachstehendes ist im Wesentlichen der Schluß des haichts des Herrn Bérenger über die künftige Organisation

Pairs⸗ Kammer:

„Die Majoritaͤt der Kommission hat sich gegen die Erblich⸗ äusgesprochen; sie ist der Meinung, daß der gesellschaftliche Zu⸗ ud in Frankreich seit vierzig Jahren auf ganz neuen Grundlagen uuhe; die Revolution von 789 habe nicht bloß die Landes⸗Insti⸗ sionen, sondern zugleich Sitten und Gewohnheiten geaͤndert; der hensch sey durch sie wieder zur Erkennung der eigenen Würde ge⸗ at, und die Franzosen waren nicht bloß vor dem Gesetze, sondern s in den Augen der Philosophie gleich geworden; nachdem unter

Konsular⸗ und der Kaiserlichen Regierung die erblichen Distine⸗ mien wieder zum Vorschein gekommen und neue Titel, die das hats-Oberhaupt zur Ausfuͤhrung seiner Plaͤne fur nuͤtzlich erkannt,

Kiderspruche mit der offentlichen Meinung geschaffen worden

in, die Bourbons aber nach ihrer Wiedereinsetzung zur großen nufriedenheit der Nation die alten Titel erneuert vatten, habe die l⸗-Revolution sich wieder der Gesinnung von 1139 eng ange⸗— hlosen und konne sonach nicht eine Institution beibehalten, an der r Flecken des Privilegiums hafte; in den Augen der Vernunft chle es dem Sohne an jeglichem Rechte, dem Vater in seiner Gärde zu folgen; und eine solche Vererbung lasse sich um so we⸗ siger rechtfertigen, wenn, wie bei der Pairie, ein schwieriges Amt, jn Antheil an der gesetzgebenden Gewalt, damit verknuͤpft sey; das Recht Gesetze zu geben, wuͤrde dadurch das Patrimonium gewisser Familien und das Schicksal des Landes, das nur den anerkannt heschicktesten anvertraut werden darfe, dem Zufalle preisgegeben erden; abgesehen von diesem Allen, wuͤrde man aber au ) bei er Ausfuͤhrung des Erblichkeits Systems unter den , , nfänden auf zahllose Schwierigkeiten stoßen; von einer Pairie ohne deutendes Grund-Eigenthum lasse sich naͤmlich durchaus keine nabhaͤngigkeit erwarten; ein solches gebe es aber in Frankreich nicht nthr, und man mußte sonach die Majorats-Stiftungen vermehren, p. die Nachgebornen zu Gunsten der Erstgebornen zu Grunde schten; in England, wo es viel großes Grund-Eigenthum gebe, das urch Substitutionen erhalten wuͤrde, sey eine erbliche Pairie ganz m ihrem Platze; nicht so in Frankreich, wo dergleichen Substitutio⸗ n als ein wahrer Graͤuel betrachtet wurden, und wo auch die Majorate lebhaften Widerspruch faͤnden, dergestalt, daß die Pairs sübst, wenn sie auch die Mittel hätten, ein Majorat zu stiften, was slten der Fall sey, sich doch nur ungern dazu entschldssen, indem sie Insthen, daß sie dadurch bloß Zwietracht unter ihre Kinder aus saͤ⸗ an; aus allen diesen Gruͤnden muͤsse der Gesetzgeber die Gesellschaft su nehmen, wie sie sey, und eine lebenslaͤngliche Pairie als die ein⸗ ige errichten, die den Beduͤrfnissen der Zeit entspreche; die Zusam⸗ nenstellung einer solchen sey ein Leichtes; alle faͤhige Maͤnner ohne ugnahme mußten dazu berufen werden konnen, so daß sich die sairie nur immer durch das Ausgezeichnetste im Lande ergänze; uͤbri⸗ nz habe die Erblichkeit der Pairs-Kammer mit der Exblichkeit des thrones durchaus nichts gemein, indem hier der Zufall der Geburt nn Korrektiv in der ministeriellen Verantwortlichkeit finde, wogegen dort kein solches Mittel gegen die Untuͤchtigkeit eines Pairs sce. Die Majoritaͤt Ihrer Kommission verwirft sonach die Erb⸗ keit der Pairie, und ich soll Ihnen vorschlagen, in diesem Punkte lm von den Ministern eingebrachten Gesetz Entwurf beizutreten. hachdem diese Meinung die Oberhand behalten, waͤren einige Mit⸗ slieder der Minoritaͤt, als sie sahen, daß dasjenige, was ihnen als e beste Buͤrgschaft erschien, aufgegeben wurde, gern wieder auf üte erste Ansicht hinsichtlich der Art und Weise der Ernennung der hairs zuruͤck gekommen und haͤtten songch gewuͤnscht, daß nicht bloß e Königliche, sondern auch die Volks-Gewalt an derselben Theil schme; denn es laßt sich nicht in Abrede stellen, daß, wenn die Koͤ⸗ nigliche Gewalt, der allein man jenes Ernennungs-Recht erhal⸗ tin will, stark wird und ihre Lage mißbrauchen will, sie mit einer blig von ihr abhaͤngigen Pairs Kammer die Freiheit sehr in Ge⸗ shr bringen kann. Ändererseits haben wir indessen bedacht, daß die inigliche Gewalt gegenwaͤrtig so schwach ist, daß wir lange nicht nithig haben werden, vor ihr auf unserer Hut zu seyn Die Auf⸗ ung der Deputirten-Kammer ist noch das einzige Mittel, das ihr ln Gebote steht, um dem Strome der Demokratie Einhalt J thun; bber auch ein allzu oft wiederholter Gebrauch dieses Mittels wurde nicht ohne chr seyn, so daß es der Krone, bei einer lebhaften Ind leidenschaftlichen Pairs Volks, so gering sie auch waͤre, nbglich seyn wurde, den Staat und sich selbst zu retten. eöolutionen können die Regierung nur schwaͤchen, und es vergehen viele Jahre, bepor diese, wieder die Kraft erhaͤlt, beren sie bedarf, um die ffentliche. Ordnung zu bewahren sichern. Die durch eine Revolution ttjeugte Bewegung, wie rechtmaͤßig sie im Uebrigen auch sey, laͤßt in der Regel in den Gemuͤthern eine Art von Insubordination zu⸗ rück, die die Zeit allein bestegen kann. Keiner, gefällt sich mehr auf

Kammer, wie eine Theilnahme des sie ins Leben rufen mochte, kaum Volks⸗

die Minister abzusetzen, Sder die Wahl⸗Kammer außszuldsen, so ist sie

oder minder großen Antheil genommen, mehr gehorchen, und die Op⸗ position wird eine Sache der Gewohnheit. Diese Betrachtungen, die wir aus demjenigen geschoͤpft haben, was sich unter unseren Augen zuträaͤgt, haben die Minoritaͤt der Kommission bewogen, hei der Ansicht zu beharren, daß die Ernennung der Pairs ausschließlich vom Könige ausgehen müͤsse. Indeß haben alle Mitglieder der Kom⸗ mission die Nothwendigkeit anerkannt, die Wahl der Krone in ge⸗ wisse Graͤnzen einzuengen, damit etwanigen Irrthuͤmern oder Miß⸗ griffen vorgebeugt, jede Gunstbezeugung vermindert und der Ehr⸗ geiß, wo er durch keine Dienstleistungen gerechtfertigt wird, in C hran en gebalten werde. Aus diesen Grunden sollen Ihnen ge— wiffe hohe Wurden und gesellschaftliche Stellungen vorgeschlagen werden, auf welche die Wahl des Monarchen sich beschraͤnken muß. Die hieruͤber angelegte Liste bedarf keines weitlaͤuftigen Kommen⸗ tars; sie rechtfertigt sich selbst. Es bliebe uns hiernach nur noch äͤbrig, die Frage zu eroͤrtern, ob die Zahl der Pairs beschraͤnkt seyn muff, oder nicht! Die Kommissien stimmt fuͤr die letztere Ansicht, und zwar aus folgenden Gruͤnden. Die Unbeschraͤnktheit ist ein Mittel, einem Konflikte zwischen beiden Kammern abzuhelfen und die Einigkeit unter ibnen wiederherzustellen. Ist die Krone der Meinung, daß die Deputirten⸗Kammer den Wuünschen und Beduͤrfnissen des Landes nicht entspreche, so loͤst sie dieselbe auf; glaubt sie dasselbe von dem Ministerium, so ernennt sie ein anderes an dessen Stelle. Wenn nun aber die Pairs⸗Kammer eine verderbliche Bahn betritt und dem Lande Gefahr droht, wie soll der König alsdann in ihr die Majori⸗ tat brechen, wenn er in Ansehung der Zahl der zu ernennenden Pairs beschraͤnkt ist? Nimmt man der Repraͤsentativ⸗Regierung eine von den drei Befugnissen: Pairs nach Gefallen zu ernennen,

unausführbar, und es bleiben ihr zu ihrer Erhaltung nichts als Staatsstreiche uͤbrig. Eingeschreckt durch die zahlreichen Ernennun⸗ gen, die zu zwei verschiedenen Malen im Schoße der Pairs⸗Kammer doͤrgenommen worden, wollten einige Mitglieder Ihrer Kommission ein Minimum und ein Maximum feststellen. Die Majoritaͤt der Kommission hat aber in der ersten dieser beiden Promotionen nur eine Bestaͤtigung der Motive, weshalb sie die Unbeschraͤnktheit wäünscht, und in der zweiten nur inen Beweis der Gefahren ge⸗ funden, die mit einem solchen Mißbrauch verknuͤpft sind. Was uͤbri⸗ ens die Pairs-Ernennungen unter Herrn von Villele betrifft, so at damals die öffentliche Meinung sich nicht sowohl gegen die Masse derselben, als gegen den Geist, in welchem sie geschahen, er⸗ hoben. Will die Krone nicht, gleich der Regierung Karls X. ihre Existenz aufs Spiel setzen, so wird sie zu jenem heroischen Mit— tek nur ihre Zuflucht nehmen, wenn es gilt, die Volks-Frei⸗ heiten zu retten, und selbst dann noch wird es immer die De⸗ putirten- Kammer seyn, die, insofern sie den Beduͤrfnissen des Landes entspricht, zu der Anwendung jenes Mittels ermaͤchtigt. Auch darf man nicht außer Acht lassen, daß eine Pairs-Kammer, die auf ihr eigenes Ansehen haͤlt, auch stets Bedenken tragen wird, dasselbe dadurch zu schwaͤchen, daß sie durch ihren Widerstand ge⸗ gen die Wünsche des Volkes die Krone zwingt, die Zahl ihrer Mit⸗ glieder zu vermehren. Eben so wenig hat die Majoritaͤt der Kom⸗ mission dafuͤr stimmen konnen, daß man, wie einige ihrer Mitglie⸗ der solches gewollt, mindestens ein Minimum feststelle, damit nicht die Pairs-Kammer unmerklich zu einem bloßen Staats-Rathe her⸗ absinke. Eine solche Vorsicht ist völlig uͤberflüssig; stets wird es ehrgeizige Maͤnner, die man befriedigen, ausgezeichnete Dienstleistun⸗ gen, die man belohnen will, geben, und es steht daher nicht zu be—⸗ fuͤrchten, daß die Baͤnke der Pairs-Kammer jemals verdden werden. = Das Ministerium wuͤnscht schließlich, in Betracht der gegenwaͤr⸗ tigen Richtung der Gemuͤther und der vielleicht gegen die Waͤhler eingegangenen Verpflichtungen, daß man ins lich der Pairie vor⸗ läufig noch nichts Defrnitives beschließen, sondern spaͤterhin, wo die Gemther ruhiger wären, auf den Gegenstand noch einmal zuruͤck— kommen moͤge. Man sollte meinen, daß der Minoritaͤt der Koni⸗ mission mit einem solchen Vorschlage nur gedient seyn konnte; in⸗ desfen schreckt sie der provisorische Zustand, worin die Pairs⸗-Kammer alsdann noch ferner erhalten werden wurde; unter allen Uebeln er⸗ scheint ihr Mangel an Festigkeit in den Institutionen des Landes als das groͤßte, indem dadurch der Regierung alle Kraft benommen wird; ihr daͤucht, daß die Konsolidirung der Regierung Frankreichs vor⸗ nehmstes Beduͤrfniß sey, und daß man dieses Ziel vor Allem und um jeden Preis zu exreichen suchen muͤsse; sie glaubt aber, daß die Pairie der Krone durchaus keine n ,,, wurde, wenn man den prekaͤren Zustand, worin sie sich seit der letzten Revolution befindet, noch fortdauern ließe, und sie hat sich sonach der Majoritaͤt angeschlossen, um mit dieser anzuerkennen, daß es nothwendig sey, die Verfassung der Pairs⸗ Kammer gleich jetzt so definitiv festzustellen, wie die gesetzgebende Gewalt es nur immer vermag. Zweifeln wir nicht, daß, wenn ein st der National-⸗Wunsch eine andere Richtung erhalten sollte, dieser auch in den verfassungsmäßigen und gesetzlichen Mitteln die Möoͤg— lichkeit finden würde, sich Gehoͤr zu verschaffen; denn umsonst will man die Zukunft fesseln; in dem Staaten-Leben hat jedes Zeitalter seine Bedärfnisse, denen, ich sage es frei heraus, oftmals die Landes⸗ Institutionen selbst weichen muͤssen. Und hiermit, m. H, waͤre meine Aufgabe beendigt; beurtheilt die Kammer sie so nachsichtig, als wir solches, bei der Ungeduld, womit sie erwartet wurde, zu vermuthen berechtigt sind, so können wir uns Gluͤck wuͤnschen; dies waͤre uns der Beweis einer Uebereinstimmung, die wir lebhaft wuͤn— schen, ohne jedoch sehr darauf zu hoffen. Mindestens sind wir ge⸗ wiß, daß ein Jeder von uns zu dieser Diskussion eine aufrichtige Ueber⸗

eugung und den eifrigen Wunsch mitbringen wird, die Stürme abzuwen⸗ . die ein unvorsichtiger Beschluß un serem Vaterlande zuziehen könnte. Nicht Uebereilung, sondern Ueberlegung, Ernst und reifliches Pruͤ⸗ fen erfordern unsere Berathungen. Wir wollen nicht vergessen, daß es sich von der Konstituirung einer uns zur Seite stehenden Gewalt handelt, und daß schon die vorige Wahl⸗Kammer gleichsam die Verpflichtung übernommen hatte, jene Gewalt stark zu konsti⸗ tuiren, damit sie ein hinreichendes Ge en gewicht abgeben könne. Die Freunde der Ordnung und des er gen hegen nur einen Wunsch, daß naͤmlich die Pairs⸗-Kammer, erblich oder nicht, gleich nach ihrer Organisation ein Gegenstand der allgemeinen Achtung

sitze, um zu der Befestigung des Thrones wirksam beizutragen; end⸗ lich, daß sie sich mit Erfolg ung beigesellen könne, um die Freiheit dauernd zu begründen und den Abgrund der Revolutionen fuͤr im— mer zu schließen.“

Herr Bérenger verlas hierauf den neuen 23sten Artikel der Charte selbst, wie die Kommission ihn abgefaßt hat. (Wir ha— ben den Inhalt desselben bereits ausführlich im vorgestrigen Blatte der Staats-Zeitung gegeben.)

Deputirten-Kammer. Sitzung vom 20. Sept. (Nachtrag.) Der General Lafahette, der an diesem Tage im Laufe der von Hrn. Mauguin angeregten politischen Debatte zur Widerlegung des Hrn. Thiers auftrat, tadelte namentlich die Politik des Ministeriums in Bezug auf Polen und behauptete, daß die Versprechungen des Londoner und Pariser Kabinets al— lein die Polnische National-Regierung veranlaßt hätten, vom Offensiv-⸗ zum Defensiv⸗Kriege überzugehen. Zum Be⸗ weise dessen theilte er der Versammlung ein Schreiben mit, das er am 20sten von den beiden in Paris anwesen— den Polnischen Abgeordneten erhalten hatte. „Wir können Ihnen die Versicherung geben“, heißt es darin, „daß der Graf Sebastiani uns am 7. Juli aufforderte, einen Boten nach War— schau zu schicken; er selbst zahlte dazu die Reisekosten und sagte uns, daß der Zweck dieser Sendung sey, unsere Regierung auf⸗ zufordern, daß sie nur noch 2 Monate Stich halte, indem dies die zu den Unterhandlungen nöthige Zeit sey.“ Er habe es für feine Pflicht gebalten, fügte Herr v. Lafayette hinzu, diese Aufschlüsse seinen Kollegen zu geben. Von den Polnischen An— gelegenheiten wandte er sich sodann zu den Italiänischen und Belgischen und verlangte zuletzt die Vorlegung amtlicher Akten— stücke, damit die Kammer die von den Ministern befolgte Poli⸗ 9 genau zu würdigen im Stande sey. Hierauf erhob sich Herr uizot.

„Ich komme nicht“, so hob er an, „um das Ministerium zu verthei⸗ digen es ist hinlaͤnglich vertheidigt worden; ich komme, um die Politik, die Ansichten, Handlungen und Absichten der Gegner desselben, die auch unsere Gegner sind, anzugreifen. Sie erinnern sich, wie die Juli⸗Revolution von Europa aufgenommen wurde; Europa fand diefelbe bei dem Verfahren der Regierung unvermeidlich, ja fast rechtmaͤßig, und selbst ein großer Souverain, den man als den ent⸗ schiedensten Feind derselben kannte, sagte: „„Das sind die Folgen der Wortbruͤchigkeit der Bourbonen.““ Dennoch erregte die Juli⸗ Revolution in dem uͤbrigen Europa ganz natuͤrliche Besorgnisse; denn Europa gehoͤrte nicht zu denen, die in vierzig Jahren nichts gelernt und nichts vergessen haben; es mußte sich der Folgen erinnern, welche unsere erste Revolution fuͤr dasselbe gehabt hatte. Was mußte unter diesen Umstaͤnden die Regierung thun? Gegen das Mißtrauen Europas die nöͤthigen. Vorsichtsmaaßregeln treffen und sich in Ver- theidigungszustand setzen, andererseits aber auch die Besorgnisse der fremden Maͤchte zu zerstreuen, so wie friedliche und freund chaftliche Beziehungen mit ihnen zu unterhalten suchen. Dies war das ver⸗ stäandige System aller Ministerien seit der Juli⸗-Revolution. Ein anderes System war dieses, einem Vulkane gleich ganz Europa mit Feuer und Schwert zu uͤberziehen, die neue gesellschaftliche Ordnung in Frankreich mit der des übrigen Europä- unverträglich zu erklaͤ⸗ ren und beide sogleich in Kampf mit einander zu bringen. Die Opposition in und außerhalb der Kammer ist zwar seit vierzehn Monaten verwegen und unbesonnen genug gewesen, aber nicht kuͤhn und großartig genug in ihren Thorheiten, um ein solches System aufzustcllen. Ihre Änsichten waren fanatisch, gehaͤssig, unausfuͤhr⸗ bar? Die Opposition war oft in sich getheilt; Einige sprachen sich fuͤr den Frieden aus, Andere schwiegen, Andere riethen zum Kriege, aber zu einem politischen, nicht zu jenem vulkanischen Kriege der Propaganda, von dem ich oben sprach; noch Andere endlich waren für den Frieden und die Propaganda zugleich. Obgleich die Opposition ben Krieg Frankreich nicht anzurathen wagt,so versprach sie ihn dennoch im Auslande; sie versprach, alle In surrections⸗Versuche zu unterstuͤtzen; sie veranlaßte dieselben, ohne sich darum zu kuͤmmern, ob, sie das Gelingen derselben werde sichern loͤnnen, fast wie jene ungluͤgk lichen Madchen, welche Kinder in die Welt setzen, ohne Sorge daruͤber zu empfinden, ob sie dieselben werden ernaͤhren und erziehen koͤnnen. Dies ist der Charakter der Ansichten, Absichten und Handlungen der Spposttion seit 14 Monaten.“ Der Redner ging nun, um seine Behauptung durchzufuͤhren, die verschiedenen Insurrectionen durch und hob es bei der Polnischen namentlich hervor, daß das Bench⸗ men und die Sprache der Franzoͤsischen Opposition auch dort die Kraft der heftigen Partei zum Nachtheile fuͤr das Land vermehrt habe. Man spreche, fuͤgte er hinzu, von einem Kamofe zwischen dem Absolutizmus und der Freiheit, zwischen dem Despo⸗ zismus und der constitutionnellen Staatsform. Dieser Kampf sey allerdings vorhanden; neben ihm aber noch ein anderer, naͤmlich der zwischen der Ordnung und der Anarchie, zwischen dem gesellschaft— lichen und dem antisoctalen Geiste, zwischen den erhaltenden und den zerstorenden Prinzipien, Leidenschaften und Interessen. Frankreich befinde sich in glücklicher Stellung, aus diesen beiden Kaͤmpfen Vor⸗ theil ziehen zu konnen. Durch seine Gesinnungen, seine Wuͤnsche und seinen Willen der constitutionnellen Sache ergeben, sey Frankreich von Natur berufen, sich zum Patron der Sache der n g wie der Ordnung aufzuwerfen; das einzige Hinderniß, welchem Frankreich dei der Erfuͤllung dieses Berufes begegne, sey die Partei, deren Be⸗ nehmen er fo eben beleuchtet habe. Es liege in dieser Partel guch manches Gute, aber gegenwaͤrtig berrsche, das Schlechte vor, und sie sey jetzt mehr an die Sache schlechter Leidenschaften und Interes⸗— sen, als an die Sache des Huten, der Freiheit und der Ordnung gebunden. Darum sey ihr Einfluß der Sache Polens und Italiens verderblich gewesen, und die fremden Volker moͤchten bedenken, daß ibnen von dieser Partei die Freiheit nicht kommen werde; sie ver⸗ spreche, was ste nicht geben koͤnne, sie schmeichle den Voͤlkern und stuͤrze sie ins Verderben.

seinem Platze, Keiner will, nachdem er an der Krise cinen mehr

werde; daß sie in hinlaͤngliches reelles und moralisches Ansehen be⸗

Dieser Vortrag brachte eine außerordentliche Aufregung in