1831 / 274 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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übrigens die Mehrzahl bereits wieder im aktiven Dienste ange— stells; auf die Frage, ob die von dem Kriegs⸗-Minister verhängte Maaßregel auch gesetzlich gewesen, lasse sich eine sehr ein—⸗ fache Antwort ertheilen, nämlich diejenige, daß es (eine Armee mehr geben würde, sobald man ihr das Recht einräumen ivollte, selbst zu berathschlagen. Der Marsch all Soult trat hierauf selbst zur Vertheidigung jener Maaßregel auf. Die Militairs, bemerkte er, auf welche dieselbe Anwendung gefunden, wären zum Theil Offiziere in aktivem Dienst, zum Theil Zöglinge der Applications-Schule in Metz gewesen; er habe densenigen unter ihnen, die damals in Paris gewesen, er⸗ klärt, daß er an ihren guten Gesinnungen nicht zweifle, daß er aber, als Chef der Militair-Hierarchie, über ihr Betragen zu wachen habe; im Dienste gebe es nur eine Fahne, nur einen Parole⸗ Befehl; ohne Mannszucht sey keine Armee denkbar. Daß übri⸗ gens alle jene Militairs ohne Sold beurlaubt worden, sey nur zum Theil wahr; die aktiven Offiziere hätten den halben Sold erhalten, auch sey keinem von Allen ein bestimmter Aufenthalts— ort angewiesen worden; übrigens habe er sie vor ihrer Beurlau⸗ bung gehörig ermahnt und ihnen die militairischen Regeln ins Gedächkniß zurückgerufen, und nur diejenigen unter ihnen, die dessenungeachtet aus dem Verein nicht ausge— treten wären, habe er aufgefordert, eine Zeit lang in der Zu⸗ rückgejogenheit über ihre Lage nachzudenken (Gelächter); zugleich habe er ihnen angekündigt, daß, sobald sie anderes Sinnes ge— worden, er sie mit offnen Armen wieder aufnehmen werde; meh⸗ rere dieser jungen Leute hätten sich indeß nicht anders bedacht und so habe er denn natürlich geglaubt, daß auch er bei seinem Beschlusse beharren müsse; hinsichtlich derer dagegen, die aus dem Verein ausgeschieden wären, habe er mit Vergnügen den letzten Namenstag des Königs ergriffen, um sie in ihren mili⸗ tasrischen Posten wieder einzusetzen, denn er betrachte sie alle als gute Offiziere und hoffe, daß so wenig bei ihnen, wie bei ihm eine Erinnerung von dem, was sich züßetragen, zurückgeblieben seyn werde. Der General Bugeaud sprach sich hierauf sehr entschieden gegen die National-Vereine im Allgemeinen aus, wogegen der General Demargay sie in Schutz nahm. Letzterer meinte unter Anderem, ein jeder Militair⸗ Chef sey von Natur geneigt, den Kreis seiner Befugnisse zu überschreiten; er selbst habe dies zu seiner Zeit eben so gut versucht, wie ein Anderer; auch der Marschall Soult sey von dieser Meinung nicht ganz frei gewesen und habe im Jahre 1815, wo er Kriegs-Minister gewesen, dem auf Halbsold stehen⸗ den General Excelmans willkürlich einen bestimmten Aufenthalts⸗ Ort angewiesen. Was die National-Vereine betreffe, so würden sie nienials ins Leben getreten seyn, wenn die Regierung gleich von Anfang an erklärt hätte, daß sie alle ihre Verbindungen mit dem Auslande fortsetzen wolle, infofern sie nicht der National⸗Exi⸗ ftenz und der politischen Unabhängigkeit des Landes zuwider wären. Venn indessen jetzt der Minister der auswärtigen Angelegenheiten der Kammer zurufe: „Ihr werdet Euch den Frieden erhalten wenn Ihr hüb sch artig (sage) seyd!“ so predige er geradezu die Knecht⸗ schaff; kein fremder Staat habe ein Recht, sich um Frankreichs in⸗ nere Angelegenheiten zu kümmern, und das Einzige, was das Ausland verlangen konne, sey, daß man die mit ihm bestehenden Traktaten respettite. Der Graf Sebastiani bemerkte, daß, wenn er sich des Ausdrucks: „si vous Etes sages“ bedient habe, er das Wort sage in dem Sinne von klug (prudent) verstanden habe, d. h. daß, wenn Frankreich verständig genug sey, die Unabhän⸗ gigkeit anderer Nationen zu ehren, diefe auch der seinige nicht zu nahe treten würden. Nach einigen Bemerkungen des Mi⸗ nisters des öffentlichen Unterrichts und des Krieg s⸗ Ministers wurde die in Rede stehende Bittschrift, dem An⸗ trage des Bericht⸗Erstatters zuwider, durch die Tagesordnung besei⸗ tigt. Da es bereits 5 Uhr war, so verschob die Versammlung die Eröffnung ihrer Berathungen über das Budget für 1831 bis zum nächsten Montage.

Paris, 25. Sept. Vorgestern wurden der Pair, Herzog v. Plaslin, und der Großsiegelbewahrer, Herr Barthe, vom Kö⸗ nige empfangen. Gestern ertheilten Se. Majestät dem Staats⸗ rath und Deputirten, Hrn. Thiers, eine Privat⸗Audienz.

Der Oberst-Lieutenant Castres, Chef des dritten leichten In— fanterie⸗Regiments, ist zum Militair-Kommandanten des Palais⸗ Royal ernannt worden.

Der Temps bemerkt über die vorgestrige Sitzung der De— putirten⸗ Kammer: „Die Kammer hat die Diskussion über die unteren Angelegenheiten durch die einfache Tagesordnung geschlos⸗ sen und das Ministerium hat nicht darauf gedrungen, daß die motivirte Tagesordnung auch auf diesen Theil der Debatte an— gewendet werde. Man nennt 27 Deputirte, die an der Abstim⸗ mung über die motivirte Tagesordnung in der Sitzung vom 22. d. nicht Theil genommen haben und das Ministerium soll durch die Besorgniß, daß die Minorität sich durch diese Stimmen verstär— fen möchte, bewogen worden seyn, die motivirte Tagesordnung nicht nochmals in Antrag zu bringen. Die vorgestrige Debatte onde von beiden Seiten mit großer Zurückhaltung geführt. Die ganze Kammer hegte den einstimmigen Wunsch, die Debatte so⸗ bald wie möglich und auf keine Aufsehen erregende Weise zu schlie⸗ ßen und Hr. Laurence machte seinen Antrag nur darum, weil er ihn einmal angekündigt und, das Ministerium mit Nachdruck daruf bestanden hatte. Die Minister hatten sehr richtig beurtheilt, daß diese Erörterung zu nichts führen würde; indes⸗ sen hat sie ihnen den guten Willen der Kammer gegen sie und den Wunsch, ihnen die Leitung der Staatsgeschäfte zu erleich— tern, gezeigt. Wir werden bald sehen, ob das Ministerium sich bestreben wird, diesem hohen Beweise von Vertrauen zu ent— sprechen.“

Das Journal des Debats sagt: „Die Debatte über die auswärkigen und inneren Angelegenheiten ist nun endlich ge— schlossen. Die Opposition ist durch die glänzende Indemnitäts⸗ Bill, welche die Kammer dem Ministerium ertheilte, in ihren Erwartungen getäuscht worden und sucht den Eindruck derselben auf das Publikum zu schwächen. Einige sagen, die Kammer habe das System und nicht die Männer gebilligt, Andere behaupten gerade das Umgekehrte, sie habe die Männer und nicht das System gebilligt; noch Andere behaupten, die Kammer habe den mit Indisecretion in ihrer Ehre angegriffenen Ministern eine Artigkeit erweisen wollen. Durch dergleichen sucht man die Wichtigkeit dieses Schrittes zu verkleinern. Wir sehen in der von der Kammer angenommenen motivirten Tagesordnung eben sowohl eine Billi⸗ gung der Minister, als ihres Systems. Das Resultat der Siz⸗ jung vom 22sten ist ein entscheidendes. Es traten noch zwei besondere Umstände hinzu, welche bemerkt zu werden verdienen; der eine ist die von Hrn. Odilon-Barrot ausgesprochene Miß— billigung der Persönlichkeiten, die Herr Mauguin gegen das Mi⸗ nisterium aufs Tapet gebracht hatte, der andere die ächt constitu⸗ ricnnelle Erklärung Hrn. Périers liber die Art, die Unabhän⸗ gigkeit des Begmten mit den Pflichten des Deputirten zu ver⸗ einigen. Die Bemerkung des Hrn. Odilon⸗-Barrot über die motivirte

1510 hat großen Eindruck auf die Kammer gemacht. Sein plötzlicher Abfall von Herrn Mauguin, dessen Opposition bisher mit der seinigen in einem solidarischen Verbande zu ste⸗ hen schien, gab zu Betrachtungen Anlaß, die ihre Früchte tragen werden.“ Das Journal du Commerce sagt über densel⸗ ben Gegenstand: „Wir gehören nicht zu denen, welche den Schritt der Kammer für bedeutungslos halten und sagen, er sey eine bloße Gefälligkeit gegen das Ministerium, dem man in den Augen des Auslandes diejenige Festigkeit verleihen wolle, deren es nach sei⸗ nem Vorgeben bedarf, um die versprochene allgemeine Entwaff⸗ nung herbeizuführen. Die motivirte Tagesordnung ist ein ganz unge⸗ wöhnlicher Schritt, von dem sich kein früheres Beispiel aufwei⸗ sen läßt; schon aus diesem Grunde ist der Beschluß der Kammer sehr bedeutungsvoll. Aus den für die Tagesordnung angegebe⸗ nen Motiven geht offenbar eine vollständige Billigung alles un— ter dem jetzigen Ministerium Geschehenen, so wie eine dem ge— genwärtigen Ministerium für die Zukunft ertheilte Vollmacht her⸗ vor, und zwar mit einer Majoritat von 8, Stimmen;“

Der Temps meldet, die Reden der Herren Thiers und Guizot würden von dem Ministerium in ganzen Ballen nach den Departements versandt.

Die Zahl der hiesigen Polizei⸗Commissaire ist in Folge der letzten Unkuhen um fünf vermehrt worden; vorgestern stellte die Polizei in mehreren Häusern, wo man Feuergewehre verborgen glaubte, Nachsuchungen an.

Sortant, der bekannte Chef einer Bande von Chouans, der vor kurzem sich bei dem Obersten eines in der Vendée stehen⸗ den Regiments gestellt hatte, um sich zu unterwerfen, hat sein Versprechen keinesweges gehalten und durchzieht an der Spitze eines Haufens widerspenstiger Militairpflichtigen aufs neue die westlichen Departements, indem er hier und da plündert und einzelne Militairs entwaffnet.

In Angers haben am 20sten und 21sten d. M. unruhige Aufteltte wegen der Getreidepreise stattgefunden. Ebenfalls am 20sten d. M. hat die Nachricht von der Einnahme War— schau's in Grenoble Volks- Aufläufe veranlaßt, welche aber bald zerstreut wurden. In Air simd die Karlisten und die An⸗ hänger der jetzigen Regierung bei Gelegenheit der Wahlen der Osfsziere der National-Garde zum Handgemenge gekommen. Die Dazwischenkunft der Polizei beugte ernsthafteren Unru— en vor.

; Die letzten hiestgen Unruhen haben, wie die France Nou— velle meldet, einen so schmerzlichen Eindruck auf die Einwohner von Nantes gemacht, daß dieselben eine Protestation gegen diese

Tagesordnung

Volksbewegungen und deren mögliche Folgen an den König und

die Kammern richten wollen.

Der Spanische Botschafter in Bom, Don Pietro Gomes Labrador, ist auf seiner Reise nach Madrid am 19ten d. durch Bayonne gekommen.

Die Anklage-Kammer des hiesigen Königl. Gerichtshoses hat erklärt, daß der gegen den ehemaligen Polizei⸗Präfekten Herrn Vivien und den Polizei-Commissair Nosl von einem hie— sigen Einwohner eingereichten Klage, wegen Verletzung des Do⸗ micils und willkürlicher Verhaftung, keine Folge zu geben sey.

Der heutige Moniteur enthält das Edikt des Königs von Sardinien, wegen Errichtung eines Staats-Rathes, vor welchen die wichtigsten Angelegenheiten des Landes gebracht werden sol— len und knüpst daran ein ausgezeichnetes Lob der neuen Sardi⸗ nischen Regierung. „In diesem Edikte“, sagt das genannte Blatt, „liegt so viel wahrhafter Liberalismus, als man in den besten modernen Institutionen nur immer finden kann. In den Augen des Königs Karl Albert haben Tugenden und Ta⸗ lente den Vorrang vor allen anderen Arten von Vorzügen. Um sich von den wahren Bedürfnissen seines Volkes immer besser zu unterrichten, und die Mißbräuche, die sich in die verschiedenen Verwaltungszweige eingeschlichen haben möchten, zu entdecken, hat er dem permanenten Staats⸗Rathe außerordentliche Staats⸗ räthe hinzugefützt, die jährlich aus den Notabilitäten der Pro⸗ vinzen gewählt werden sollen, eine Art von Repräsentation, die alle wünschenswerthe Garantieen darbietet. In dem Gange der Sardinischen Regierung liegt überhaupt ein System von Klugheit und Mäßigung, welches, durch die wahren Interessen des Llugenblicks aufgeklärt, die sicherste Grundlage guter politi⸗ scher Institutionen seyn wird. Diejenigen, für welche die Reli⸗ gion weit entfernt ist, ein Vorurtheil zu seyn, werden mit Ver⸗ gnügen wahrnehmen, daß der junge Monarch dieselbe als die Grundlage feiner Gesetzgebung, und die Moral der Religion als den stärksten Grundpfeller des gesellschaftlichen Gebäudes be⸗ trachtet.“

Der neue Polizei⸗Präfekt, Hr. Saulnier, hat ein statistisches Bureau errichtet, von welchem alle in das Gebiet der Polizei gehörige Ereignisse und Notizen gesammelt und jährlich im Druck erscheinen sollen. ̃

Herr Arnault, Mitglied der Französischen Akademie, ist zum Professor des Französischen Styls an der polhtechnischen Schule ernannt worden.

Dem Constitutionnel zufolge, werden die Gesetz Entwürfe üiber die Organisation des Staats⸗-Raͤths und über das neue Mi— litair⸗Strafgesetzbuch zuerst der Pairs⸗-Kammer vorgelegt werden.

Das 11Ite Pamphlet des in fliegenden Blättern erscheinen— den Journals „Mayeux“ ist in Beschlag genommen worden.

Einem vom Kriegs-Minister an die kommandirenden Gene— ral-Lieutenants gerichteten Rundschreiben zufolge, sollen die von den Militair-Gerichten gefällten Todesurteile in Friedenszeiten vor ihrer Vollziehung jedesmal mit den Prozeß-Akten dem Kö⸗ nige vorgelegt werden.

Großbritanien und Irland.

London, 25. Sept. Gestern wurde den Lords J. Russell, Althorp, Palmerston und anderen Kabinets-Mitgliedern, welche zugleich Mitglieder des Unterhauses sind, ein großes Fest zu Ehren der in diesem Hause durchgegangenen Reform -⸗Bill gege—⸗ ben; 269 Mitglieder des Unterhauses, lauter Reform-Freunde, hatten dieses Fest veranstaltet, das eines der glänzendsten und belebtesten war, die hier seit einiger Zeit gefeiert worden sind.

Im Oberhause wird bereits an den Seiten-Gallerieen ge⸗ arbeitet, die während der Diskussionen über die Resorm-Bill dem Publikum geöffnet seyn sollen.

Dem Morning-Herald zufolge, wollen die Mitglieder des Oberhauses übereinkommen, ihre Sitzungen zur Diskusston der Reform-Bill nur am Tage, und zwar von 10 Uhr Vormittags bis 5 Uhr Nachmittags, zu halten.

Es sind bedeutende Wetten in Bezug auf die zweite Lesung der Reform⸗Bill eingegangen, und ein bekannter Lord soll eine große Summe dafür verwettet haben, daß die zweite Lesung durch eine Majorität von 40 Stimmen verworfen werden würde.

Dem Globe zufolge, findet der Marquis von Palmella, der im Begriffe ift, zu dem Kaiser Dom Pedro nach Paris ab⸗ zureisen, daselbst auch die Grafen v. Funchal und Villa⸗Real, mit denen gemeinschaftlich er den Kaiser durch seine Rathschläge

unterstützen soll. Alle drei genannte Staats⸗Männer haben n

einander den Gesandtschafts⸗-Posten in London bekleidet und sin ö : „Die Armee vol r Prinzessin von Oranien bei der Geburt ihres zweiten Soh⸗

der Sache der Donna Maria sehr zugethan.

Terceira,“ heißt es im Globe, „oder vielmehr die der Azoren ist kürzlich um beinahe das Doppelte vermehrt worden, inde sich ihr von den Soldaten und Landleuten der Inseln Fay und San Miguel sehr viele Freiwillige angeschlossen haben, un ein trefflich bewaffnetes, vom besten Geiste beseeltes Heer vo 5000 Mann befindet sich jetzt unter den Befehlen des Ma l Hr. Read, Englischer General-Konsul a den Azoren, ist kürzlich von San Miguel nach London gekommn n 3 und spricht von der Mannszucht und der Tapferkeit der Regen

quis von Villa⸗-Flor.

schafts-Truppen, so wie von der gemäßigten Regierung und i besondere von dem Befehlshaber Marquis von Villa Flor größter Achtung.“

Der Courier erwähnt in einer Privat-Mittheilung a

Lissabon eines Schreibens, das die Prinzessin von Beira an

ren Bruder Dom Miguel erlassen und worin sie ihn aufgefn Inzwischen gingen h

dert haben soll, der Krone zu entsagen.

Dom Miguel aus allen Orten des Königreichs Adressen ein, welchen erklärt werde, daß er der legitime König sey, und da

die Portugiesen niemals einen anderen anerkennen würden.

Briefen aus Lissabon vom 10. d. zufolge, fand an d sem Tage die Hinrichtung von 18 Soldaten des 4ten Infann rie-Regiments statt, welche in die letzte Verschwörung verwich Sie wurden des Morgens um 5 Uhr in C

gewesen waren. genwart einiger tausend Soldaten erschossen.

London, 23. Sept. Die Reformbill ist endlich

stern früh nach 5 Uhr im Unterhause durchgegangen, und zin mit einer Mehrheit von 109 bei 581 Stimmen, während de

zweite Verlesen derselben eine Mehrheit von 136 Stimmen 588 hatte.

stützer der Bill bekannt gewesen, zu den Gegnern übergetret

daß aber auch keiner von den Gegnern zu den Reformers

übergekommen ist. Manche Mitglieder waren zugleich mit ein Mitgliede von der Gegenpart abgetreten, so daß sie gewiß war daß ihre Abwesenheit neutralisict war; andere waren mit Erla

niß wegen Krankheit oder anderer Ursachen abwesend, wor

aber manche von ihren Konstituenten zu scharfer Rechensch

gezogen werden dürften; neun Stellen waren durch Todesfäh“

oder durch Erhebung in die Pairs-Kammer unbesetzt. Indess

so sehr auch die Gegner der Bill über die Verminderung der Untn stützer derselben frohlocken mögen, so sind doch 345 Stimm aus einer Vertretung, die in dem Augenblick im Ganzen ag 649 Mitgliedern besteht, nicht zu verachten, besonders wenn m in Betrachtung zieht, daß es fast alle die Stimmen der Vertz ter von Grafschaften und großen Städten sind, während 236 Gegner, mit sehr wenigen Ausnahmen, für unbedeuten

Ortschaften ihre Sitze haben, die noch dazu größtentheils du

die Bill ihr Wahlrecht ganz oder theilweise verlieren sollen. Au

ist die Verachtung, womit die Oppositions-Journale von

Mehrheit, als einem Haufen Deligirter oder willenloser Wen zeuge in den Händen eines von demagogischen Blättern geleit nn.

tes Volkes, sprechen, nur affektirt, eben so wie alle die Behar

tungen, daß jede Versammlung, welche jetzt zu Gunsten der B

stattfindet, klein und unbedeutend sey. Die Bill wurde gest

von Lord John Russell in der Begleitung des Lord Althorp un mehr als 100 anderer Mitglieder dem Oberhause überbrach Der Auftritt war auffallend feierlich, und, wie die Times ri herer tig bemerkt, Gebräuche, welche wegen ihrer Gewöhnlichkeit n Aufmerksamkeit erregen, erhielten hier eine hohe Wichtigkeit un J Ich züeifle gar nicht, daß gat mancher dite Eds hal de la. Hane den einem schlechten Geiste beseelt set.“

Bedeutung.

mann gebebt haben mochte: eine Deputation des Unt Brüsse l, 26. Sept. hauses mit einer Reform-Bill, und diese mit eine Wer so etwas y

, , n, Minister an der Spitze! 2 Jahren hätte prophezeien wollen, würde für einen Wahn nigen erklärt worden seyn. Die Bill wurde, wie jede, wel

von einer Kammer an die andere gebracht wird, zum erstenm verlesen, und das zweite Verlesen, auf Antrag des Grafen Gre

auf Montag über 8 Tage anberaumt, eine lange Frist, wel

wahrscheinlich deswegen gesucht wurde, damit erst die vielen Bi

schriften einlaufen konnen, welche man allenthalben vorbereit Das Unterhaus geht inzwischen diesen Abend an die Betra tung der Schottischen Reform⸗Bill, welche weit mehr Wid

stand im Einzelnen, d. h. im Ausschuß, als in ihrem Prim ꝛᷣ n n Auch die Oppe geno tion bei den Lords, sagt man, würde auf diese Weise mit? scchtigt.

nämlich beim zweiten Verlesen, finden wird.

Englischen Bill verfahren und dieselbe im Einzelnen zu vern

tend suchen; dieses Verfahren wäre auch das klügste, da im E öille hier ein und rekognescirten die Umgegend.

zelnen die Schwäche der Maaßregel und alle ihre Blößen lieg Ja, wenn die Tories, dieses und die Zeit beachtend, dieser mit einer Reihe von verständigen und verständlichen Vorschlä entgegenkommen wollen, durch welche die auffallendsten ö bräuche in der Verfassung des Unterhauses abgestellt würd ohne das Grundgebäude derselben zu erschüttern, so dürfte s wohl das Volk gern bedeuten und vielleicht eine Maasf gel fahren lassen, die zu umfassend ist, Menge begriffen zu werden, ja deren wahrscheinliche Wirkn sich vom erfahrensten Staatsmann nicht vorher bestimmen h und bei weitem mehr umstürzt, als je nothwendig geschienen o vom Volke verlangt worden wäre. Ja, man würde dies um eher, da das jetzige Ministerium so wenig Verwaltungs-Tal zeigt und weder nach innen noch außen hin etwas zu thun d mocht hat, was auf irgend eine Weise eine Verbesserung! nannt werden könnte, oder doch als solche imponirte. Im

gentheil besteht Alles, worüber mau unter den früheren Verw tungen klagte, fort, und sogar manche Verbesserungen, welche n Sir Robert Peel angefangen worden, sind in Stillstand ga then. Der einzige Lord Brougham söhnt durch seine Bere samkeit und nützliche Thätigkeit neben den Hoffnungen, wel die Parlaments⸗Reform gestattet mit der Grey'schen Verw tung aus; sollten aber die gemäßigten Tories eine solche aufe offene männliche Weise gebieten, als etwas, das sich nicht m vorenthalten lasse, so müßte mich Alles trügen, wenn man mi

dafür die nie sehr beliebten Whigs fahren ließe, selbst mit

Gefahr, einen weniger thätigen und beredtsamen Lord-Kan auf dem Wollsacke sitzen zu sehen. Auch sind die Whigs imm . als Opposition gewesen, als sie es in der Verwaltw sind.

Ri ghker lg nn Aus dem Haag, 27. September.

aag, Unsere Bli ter geben nachträglich einen Bericht über den Besuch, die Königliche Familie während ihres Aufenthaltes in A

sterdam auf die Einladung der Prinzessin von Oranien Zaandam (Saardam), wo bekanntlich der Czar Peter d Große eine Zeit lang lebte, abgestattet hat. Das kleine welches dadurch, daß es von dem Gründer der Russischen

. Aus dem, was seitdem in den Zeitungen erschien— ist, geht hervor, daß zwar Keiner von denen, welcher als Unth

um von der groß

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ach seinem Incognito einst bewohnt worden war, eine Berühmtheit angt hatte, war von Sr. Majestät dem Könige angekauft und

s jum Geschenk gemacht worden. Ihre Kaiserl. Königl., Hoh. tte außer Ihren Majestäten, Ihrem erlauchten Gemahl, dem rinzen und der Prinzessm Friedrich und dem Prinzen und der Prin⸗ ssin Albrecht von Preußen, auch den Gouverneur der Provinz Nord⸗ Alland, den Bürgermeister und den Befehlshaber der Schutterei n Amsterdam, die Generale Baron Tindal und Baron von erponcher, den Contre⸗Lldmiral Lantsheer und den Bürgermeister aandam zu dem von ihr veranstalteten Feste eingeladen. hie Hohen Herrschaften schifften sich zwischen S und 9 Uhr Mor⸗ ns in Anisterdam auf dem Dampfboote „Merkurins“ ein d fuhren unter Begleitung einer großen Königl. Schaluppe d des Mufik⸗Corps der Schutterei mitten unter zahllosen, ächtig durch Flaggen und Wimpel verzierten Gondeln und chiffen, unter denen sich auch das kürzlich aus Batavia zurück⸗ kehrte Kriegsschiff „de Admiraal de Ruyter“ befand, und die st sämmtlich durch Kanonenschüsse salutirten, nach Zaandam, o sie nach Verlauf einer Stunde anlangten. An dem Laudungs⸗ hunkte war eine Ehrenpforte errichtet, wo eine städtische Depu⸗ htion die Hohen Herrschaften empfing und junge Mädchen aus n angesehensten Familien ihnen Blumen brachten. Die ganze Ein⸗ ohnerschaft hatte sich sowohl zu Lande als auf geschmückten hondeln versammelt und begrüßte durch den lautesten Jubel die nkommenden, die sich zu Fuß nach der Kirche begaben, um 6 daselbst befindliche große Gemälde, die Ueberschwemmung bes Jahres 1825 darstellend, zu besichtigen. Nachdem sie noch 9 nige andere Sehens würdigkeiten der Stadt in Augenschein ge⸗ onimen, begab sich die Königl., Familie nach dem Hause Pe— ro des Großen. Auf dem Wege dahin wurden ihr abermals von jun⸗ en Mädchen Blumen gestreut und am Hause selbst hielt der Befehls⸗ aber der Schutterei von Zagndam eine herzliche Anrede an en Prinzen von Oranien. Während die Hohen Herrschaften n dem einfach, aber sinnreich ausgeschmückten Hause ein Dejeu⸗ er einnahmen, ließ die Prinzessin von Oranien zum Andenken seses Tages und der ruhmvollen Siege ihres Gemahles im Porsaale des kleinen Hauses eine Marmortafel befestigen, auf relcher sich die Worte befanden: „Wilhelm J., König der jederlan de, Wilhelmine, Königin der Nie der⸗ ande, am 22. September 1831. Wilhelm, Prinz on Oranien, Feldmarschall. Hasselt, Sten, Löwen, 2. August, 18531.“ Eine angesehene Einwohnerin von daandam überreichte bei dieser Gelegenheit der Prinzessin von Dranien die Kelle, das Kalkbrett und den Hammer, deren der saiser Alexander im Jahre 1814 sich bedient hatte, um einen Stein an diesem Haufe zu befestigen, welcher die Inschrift trägt: Petro Magno, Alesander.“ Gegen 1 Uhr kehrten die Hohen Herrschaften nach Amsterdam zurück. Das Journal de la Hahne, bekanntlich von Herrn Char⸗ es Durand, einem gebornen Franzosen, redigirt, der sich früher n Gent aufhielt und daselbst das Journal de Gand jetzigen Gand herausgab, sieht die Wiedervereinigung Holland immer noch als etwas nicht Unmögliches „Aber,“ bemerkt das genannte Blatt, „man wird n ins einwenden, wie sollen zwei Nationen, die einen so tiefen nd unauslöschlichen Haß gegen einander hegen, vereinigt wer⸗ den können? Armseliger Einwurf! Ein Staatsmann darf sich, do es auf große politlsche Combinationen ankommt, durch solche Gründe nicht aufhalten lassen; sein Standtpunkt muß ein hö—⸗ seyn.“ Das hiesige Advertentieblad bemerkt hier⸗ u: „Wir brauchen eine solche Stelle wohl nur anzuführen, um ns ju rechtfertigen, wenn wir behauptet haben, daß das Jour⸗

, Messager de Belgiens mit

Der König hat heute Morgen um z Uhr Brüssel verlassen, um die Truppen bei Termonde, St. Nicolas und Gent die Revue passiren zu lassen; er wird mor— Den wieder nach Brüssel zurückkehren. s Der General Belliard hat das 4te Belgische Infanterie— Regiment Mann für Mann inspicirt.

Gestern Morgen ist eine Feld⸗Batterie von 8 Stücken von hier aus nach dem Lager bei Diest abgegangen.

Aus Valenciennes wird unterm 2isten d. M. gemeldet: (Es scheint jetzt gewiß, daß auf der Höhe von Bruille St. 6 LUmand, zwischen der Schelde und der Scarpe, ein Lager aufge⸗ chlagen werden wird. Am vergangenen Mittwoch hat Herr Del⸗ sotte, Ober-Offizier des Generalstabes, dit Gegend genau auf⸗ genommien und alle Dörfer 2 Stunden in der Runde be— Am folgenden Tage trafen der Marschall Go Cyr und der General-Intendant Veu— Der Mar⸗ seinem Hauptquartier in Maubeuge

ard, der General St.

chall Gérard ist darauf nach Burückgekehrt.“ er Lynx theilt folgendes, an den Redacteur der „Industrie“ gerichtetes Schreiben mit: „Mein Herr! Ich hin ein armer kaufmann, den unsere glorreiche Revolution zu Grunde gerich⸗ tet hat. Um meine Abgaben, die durch ein, jetzt gan unnützes, Patent vermehrt werden, und um gutwillig die gezwun⸗ gene Anleihe zu bezahlen, habe ich meine letzten Hülfs quellen rschöpft. Aber jetzt, wo die Thron⸗Rede neue Opfer von uns berlangt, wo die Kammer der Repräsentanten uns einen Be⸗ zeis ihres Eifers giebt, indem sie ohne weitere Untersuchung eine Keine Anleihe von 21 Millionen Fr. votirt jetzt muß ich nir die Freiheit nehmen, Sie in meinem Etende um Rath zu fra⸗

gen. Wir werden es sehen: man wird Geld gebrauchen und immer Geld; denn Geld ist der Nerv einer wohlfeilen Regierung. Wo oll ich aber Geld hernehmen, der ich keines mehr habe? Gestern glaubte ch ein Mittel gefunden zu haben, die Abgaben noch eine Zeit ang bezahlen zu können, indem ich meine Anleihe⸗Bons verkaufte. Ich wandte mich an große Patrioten und hoffte Pari oder doch wenigstens mit geringem Verlust verkaufen zu können; aber, ach! man“ wollte mir' nicht einmal 50 pt. geben. Vergebens berief ich mich in meiner Verzweiflung auf das Zeugniß des ehreu— werthen Herrn Lebeau, daß unsere Angelegenheiten ganz vortreff⸗ lich ständen. Als mir das nichts half, sprach ich die magischen Worte „Freiheit,“ „Ruhm,“ „Vaterland“ aus; ich sang zuletzt alle mir nur erinnerliche patriotische Lieder; aber, sollten Sie es glauben, nichts konnte diese Kieselhersen erweichen. Sie ver⸗ weigerten mir hartnäckig das Geld, welches ich der Nation und dem Könige geben wollte. Sie trieben sogar den Aberwitz so veit, mir ihre eigenen Bons verkaufen zu wollen! Ich werde nun zwar noch einige andere Wege einschlagen, um meine pa— triotische Anleihe zu verkaufen; wenn mir dies aber nicht gelin⸗ en sollte, so bitte ich Sie, mein Hexr, mich aus meiner großen

erlegenheit zu reißen; denn ohne Geld kann mich die Frei⸗ heit, welche ich besitze, daß ich nämlich die Zeit, die ich im vo⸗ rigen Jahre meiner Industrie widmete, jetzt mit Spazierengehen verbringen kann, nicht glücklich machen, und er ist traurig für einen ruhmvollen und freien Bürger, unglticklich zu seyn, wenn

unser König sich glücklich sagt, unser Senat sich glücklich

1511 schätzt, und wenn unsere Beamten durch mein Abmagern fett werden.“

Brüssel, 25. Sept. Die Französischen Truppen haben bis heute den Belgischen Grund und Boden noch nicht verlassen und scheinen die von ihrer Regierung ausgesprochene Absicht noch nicht so bald erfüllen zu sollen. Nicht bloß, wie ich kürzlich bereits gemeldet, in Namur und dessen Citadelle, sondern auch in Tournah und Mons, wird der Festungsdienst einzig und allein von ihnen versehen. Ihre Ingenier-Offiziere sind eifrigst damit beschäftigt, auch die Plane der nicht zur Demolirung bestimmten Festungen aufzunehmen, und in einigen dieser Fe— stungen wird sogar unter der Leitung Französischer Offiziere von Französsschen Mineurs an der Anlegung ueuer Fortisicationen gearbeitet. Das Kavallerie-Regiment, welches, wie ich vor ei⸗ nigen Tagen berichtet habe, aus Französischen Diensten in Bel— gische übergegangen ist, war das Ste Französische Kürassier⸗Regi⸗ ment, das, dem Vernehmen nach, in Lille förmlich entlassen wor— den feyn soll. Aus Antwerpen schreibt man, daß die der dorti⸗ gen Citadelle gegenüber angelegten Battecieen zwar entwaff— net worden, doch liegen die Geschütze dicht daneben, so daß eine Arbeit von 24 Stunden hinreichen dürfte, um Alles wieder in den alten Stand zu setzen. Indessen geht doch bei allem kriegerischen Anschein, den unsere Regierung sich zu geben bemüht, die von ihr angeordnete Bewaffnung der im Lande be— findlichen dienstfähigen Mannschaften, wegen der Lauheit, die das Volk dabei zeigt, nur langsam vorwärts. Von 4 5000 Mann, welche das erste Aufgebot der Bürzergarde von Brüssel bilden, sind nun dreihundert Mann wirklich ausgerückt; auf dem Lande aber ist der mobile Theil der Bürgergarde, wegen der dazu fehlenden Gelder, noch gar nicht zusammenderufen wor⸗ den. Ueber das zweite Aufgebot (die Garde civique sedentaire) will Niemand den Oherbefehl annehmen. In der Armee, so weit ste national-Belgisch ist, herescht eine unverkennbare Gäh⸗ rung, und die angeordneten Purificgtionen der verschiedenen Re— gimenter dürften noch mit großen Widersetzlichkeiten und Zwisten zu kämpfen haben. Die entlassenen Offiziere mögen sich im Ganzen auf etwa 700 belaufen. Diesen steht nun zwar frei, zu ihren früheren Beschäftigungen und Arbeiten zurückzukehren; da ihnen dies jedoch, vermöge der Epaulettes, die sie einmal getragen, als eine unwürdige Degradation erscheint und sie auch durch den bisheri—

en Müßiggang zu aller Arbeit unfähig gemacht worden, so zie— 9 sie das Leben auf den Straßen und in den Kaffe ehäusern

pliziren, Geid zu verschaffen. Die neuen Belgischen Regimen⸗ ter begeben sich in die ihnen angewiesenen Lager mit Widerwil⸗ len und Unzufriedenheit. Die Rekruten, welche noch an keinen Felddienst gewöhnt sind, bieten einen traurigen Anblick dar, und die früher so beliebten, nach der Parissenne gedichteten Solda⸗ ten-Lieder, die mit „En avant, marchons!“ anfangen und schlie⸗ ßen, sind ganz außer Mode gekommen. Laut⸗ und muthlos begeben sich unsere Vaterlands⸗Vertheidiger an ihre Posten, denen sie, so⸗ bald ein Feind sich zeigt, um so schleuniger den Rücken kehren dürften. Unsere Revolutions-Männer sind darob und ob des Umstandes, daß sich der Wunsch nach einer Rückkehr der guten alten Zeit immer mehr ausspricht, sehr betrübt; dies hindert in⸗ zwischen doch nicht, immer noch von einer Wiedereröffnung der Feindseligkeiten nach Ablauf des sechswöchentlichen Waffenstill⸗ standes zu sprechen, und man sieht deshalb hier dem 10. Oktober mit einiger Spannung entgegen.

Dänemark.

Kopenhagen, 24. Sept. Für die Stadt und Umgebung besteht seit 1320 eine Sparkasse; am Schlusse des Rechnungs⸗ jahres 1830 zählte dieselbe 8it3 Juteressenten, die eine Summe von ungefähr 1,ů 300,000 Rthlr. zur Verzinsung aufbewahren ließen.

SDest err e * ch.

Wien, 2. Sept. Die heutige Hof-⸗Zeitung meldet: „Se. K. K. Maj. haben in Ihrer weisen Sorgfalt und in Be⸗

rungen von Häusern und Wohnungen, wo sich Cholera⸗Kranke befinden, oder wo Jemand an dieser epidemischen Krankheit ver⸗ storben ist, nicht nur nicht zum Zwecke führen, sondern hierdurch sogar wegen der durch Furcht und Angst, welche sich der abge⸗ sperrten Familien zu bemächtigen pflegt hervorgebracht en hefti⸗ gen Gemüthsbewegungen nur neue Keime zur Krankheit ge⸗ legt werden, Allerhöchst anzuordnen geruht, daß alle der⸗ lef Absperrungen aufzuhören haben und auf die sorgfäl⸗ tigste Reinigung der Bett- und Leibwäsche, dann der inn selbst, beschränkt werden soll. Eben so haben Se. Majestät, in der Beteachtung, daß weitere Cordons⸗ Ziehungen mit den damit verbundenen Kontumaz⸗Anstalten, so⸗ wohl mit Rücksicht auf die Finanzen, als auch auf die benöthig⸗ ten Truppen, physisch nicht möglich erscheinen, daß Civilwächter keine zureichende Garantie gewähren, diese überdies ihrem ei⸗ gentlichen Berufe entzogen werden und ihre angemessene Ent— schädigung unermeßliche Auslagen im Gefolge haben müßte, daß endlich durch neue Cordons der Handel in der ganzen Monarchie gelähmt und die Steuerfähigkeit des Kontribuenten erschüttert, wo nicht ganz zerstört würde, sich bewogen gesunden, anzuord⸗ nen, daß zwischen der Provinz Nieder⸗Oesterreich und den Nach⸗ bar⸗Provinzen, außer dem bereits bestehenden Cordon, keine neue Fordons gezogen werden sollen, sondern auf die nach reifli⸗ cher Ueberlegung zu verfügenzen, sich bereits als wirklich zweck⸗ mäßig und nützlich bewährten, Lokal⸗Anstalten zu beschränken seyen; welche wahrhaft landes väterlichen Verfügungen auch von dem Publikum mit dem wärmsten Danke aufgenommen worden sind,“ Ihre Kaiserl. Hoheiten die, Durchlauchtiasten Kinder Sr. Kaiserl. Hoheit des Erzherzogs Reichs⸗Palatinus, Erzherzog Ste⸗ phan und Erzherzogin Hermine, Erzherzog Alexander und Erz⸗ herzogin Francisca, sind am 18ten d. M. um 3 Uhr vor Tages⸗ Anbruch im erwünschten Wohlseyn von Prag wieder in Ofen angekommen. Ihre Kaiserl. Hoheit die Durchlauchtigste Erzher— zogin Mutter war Höchstdenselben bis Bruck an der Leytha ent⸗ gegengereist. 5 Die aus Ungarn eingehenden amtlichen Berichte liefern die tröstlichsten Nachrichten theils über das völlige Erlöschen, theils über die Milderung der Cholera in diesem Königreiche. In Ofen und Pesth kommen nunmehr bloß einzelne wenige Cho⸗ sera-Fälle vor, und man darf mit Zuversicht erwarten, daß das Uebel in beiden Städten baldigst ganz aufhören werde. Folgendes ist der Stand der Cholera in hiesiger Stadt und den Votstädten in den letztverflossenen Tagen; erkrankt genesen gestorben Vom Lgsten bis 24sten Mittags 65 71 19 Zasten⸗Z5sten 56 14 16 Z5bsten⸗

26sten 50 41 23 Ueberhaupt sind bis jetzt hier 1145 Personen erkrankt, 260 genesen,

25 gestorben, und àb0 befinden sich noch in ärztlicher Behandlunz.

vor und suchen sich durch Drohungen, die sie hier und dort ap-:

rücksichtigung der bisher gemachten Erfahrungen, daß die Llbsper⸗

Spanien.

Madrid, 15. Sept. Am 10ten, 11ten und 12ten d. M. wurde das glückliche Eceigniß der Schwangerschaft der Königin in San Ildefonso mit den früher angekündigten Feierlichkeiten und öffentlichen Belustigungen begangen.

In der Provinz Cordoba haben die Polizei-Soldaten einen Hauptmann von Straßenräubern und mehrere seiner Spießge— sellen gefangen genommen.

Türkei.

Konstantinopel, 10. Sept. Am 28. v. M. hat Sir Robert Gordon seine Abschieds⸗Besuche bei der Pforte ge⸗ macht, und am folgenden Tage hatte er eine Zusammenkunft mit Mustapha⸗-Efendi, dem Geheim⸗-Secretair des Sultans. Am Z0sten schiffte er sich auf der Fregatte „Aktäon“ ein. Der Ge— sandtschafts⸗Secretair Mandeville wird vorlaufig als bevollmäch⸗ tigter Minister die Geschäfte versehen. Am 2ten d. M. brach wiederum eine große Feuershrunst in Konstantinopel aus und legte in einem Jeitraum ron 24 Stunden mehrere von Türken und Rajah's bewohnte Quartiere in Asche. Drei Tage zuvor war schon Feuer im Arsenal ausgebrochen, welches den Divan— Hané (Admiralitäts-Palast) und die daran gränzende Moschee verzehrt hatte. Man zweifelt jetzt nicht mehr daran, daß diese häufigen Feuersbrünste das Werk eines Haufen von Uüebelthätern sind; es sind schon mehrere derselben ergriffen und hingerichtet werden, welche brennbare Stoffe bei sich getragen und des Nachts Feuer anzulegen versucht hatten. Ani 4ten. d. M. ist Tahir-Pascha von seiner Inspections-Reise nach den Dardanellen zurückge⸗ kehrt. Die Chelera morbus hat hier beinahe ganz aufgehört, dagegen fährt die Pest fort, in mehreren Theilen der Stadt zu

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wüthen. . Gn g i i e ü.

Rio Jaueiro, 23. Juli. Während die gesetzge⸗ bende Versammlung ernstlich damit beschäftigt ist, den empfind⸗ lichsten Uebeln abzithelfen, alle Zweige der Verwaltung mit der constitutionnellen Regierung in Uedereinstimmung zu bringen und dergestalt das gesellschaftliche Gebäude zu vervollkommnen, ha⸗ ben leider einige aufrührerische Bewegungen, dem Anschein nach von verborgenen Triebfedern angespornt, die öffentliche Ruhe auf einen Augenblick gestört. Der Aufstand ging von dem im St. Bento⸗Kloster einquartierten 26sten Jäger⸗Bataillon aus, welches meist aus Farbigen besteht. Es richtete seinen Angriff gegen die Bürger-Wache, der es seit dem 17. Juni, wo sie zuerst den. Dienst übernahm, gelungen war, das allgemeine Vertrauen wie⸗ derherzustellen, indem sie dem nächtlichen Umherschleichen erkaus⸗— ; ter Söldlinge Einhalt that. Am ersten Abend stellte diese Wache die Ordnung wieder her, und am 14ten Nachmittags wurde je⸗ nes Bataillon auf Befehl der Regierung nach den Provinzen eingeschifft; einige 10 Mann davon fanden indeß Mittel, zu ent- kommen, und wiegelten nun die Polizei⸗Soldaten auf, wobei heimliche Geld⸗-Unterstützungen von Seiten vornehmer Personen mit im Spiel gewesen seyn sollen. Linien- und Polizei-Truppen durch zogen jetzt lärmend und unter mannigfachen Excessen die Stra— ßen der Stadt und drängten die Bürger-Patreuillen zurück. Nachdem die Meuterer ihre Offiliere vertrieben hatten, nahmen sie am Morgen des 15ten ihren Weg nach dem Campo da Honra. Hier schloß sich eine Menge der berüchtigten Strohhütler dem Haufen an, und so vereint forderten sie allerlei Bewilligungen von der Regierung, ohne jedoch irgend eine bestimmte und deut⸗ liche Absicht an den Tag zu legen. Der wahrscheinliche Zweck ihres Beginnens war Plünderung und Ermordung der Weißen. Da indeß unter den Truppen selbst Uneinigkeit entstand, indem 2Bataillone sich in ihren Kasernen einschlossen und sich nicht daraus entfernen wollten, auch die Artillerie nicht in Uebereinstimmung handelte, so wagten sie keine weitere Forderung, als daß 90 Personen, deren Namen auf einer Liste aufgezeichnet wa⸗ ren, deportirt werden sollten, und gaben der Regierung in dieser Beziehung 48 Stunden Bedenkzeit. Unterdessen hatten sich die meisten Offiziere wieder bei ihren Corps einge⸗ funden, und es gelang denselben, die Aufrührer zum Abmarsch nach ihren Kasernen zu bewegen, nachdem diese vorher die Ab⸗ setzung mehrerer Majors und die Wiedergusschiffung des 26sten Batalllons ertrotzt hatten. Doch dies Bataillon weigerte sich jetzt selbst, wieder das Land zu besteigen, und so gewann die Re⸗

serung die Hoffnung, die Ruhe bald wieder hergestellt zu sehen. er end dessen hatten sich beide Kammern im Palast um den jungen Kaiser versammelt, sich für permanent erklärt und zur Beruhigung der Einwohner eine Proclamation erlassen. Die Marine-AUrtillerie reichte nun von freien Stücken eine Adresse an den Kaiser ein, worin sie ihren auch von anderen Truppen⸗ Gattungen getheilten Unwillen gegen die Polizei⸗Soldaten aus— sprach. Man schritt sonach zu Entwaffnung der Letzteren, und bereits am 16ten wurde ein Theil derselben nach dem Fort St. Joao abgeführt. An demselben Tage versammelten sich die Bür— ger in Masse vor dem Regierungs-Palast und unterzeichneten eine Adresse, worin sie betheuerten, die Constitution mit allen ihren Kräften aufrecht erhalten zu wollen. Der Ueberrest des Polizei- Corps wurde am folgenden Tage ebenfalls gefan— gen abgeführt. In dem neuen Ministerium, welches aus den Deputirten Lino Coutinho, als Minister des Innern, Padre Freijo, als Justiz-Minister, Vasconcellos, als Finan-Minister, und Fonceca Lima, als Kriegs-Minister, besteht, will man eine bedeutende Bürgschaft für eine festere Zukunft sehen. Auch die Arbeiten der Kommission, welche mit Umgestaltung der Consti⸗ tution beauftragt ist, und die sich zu einem Föderativ-System hinneigt, werden vom größeren Theile des Publikums mit vie— lem Beifall gekrönt, wiewohl sich drei Parteien dagegen erklä— ren, von denen die eine es bei dem Bestehenden bewenden lassen will und der Meinung ist, daß die legislative Behörde schon Gewalt genug besitze, um der exekutiven entgegenzuardeiten, die

andere aber zu einer unbeschränkten Demokeatie sich hinneigt,

und die dritte endlich nur aus persönlichen Rücksichten gegen die

Individuen, aus denen jene Kommisston besteht, deren Arbeiten anfeindet. Die „Aurora“, eines der besten unserer Tagblätter, giebt von dem neuen Constitutions-Entwurf, dessen dritte Vor— sesung bevorsteht, folgende Uebersicht: Die politischen Gewalten sind auf drei Zweige zurückgeführt, die gesetzzebende, vollziehende und richterliche Gewalt. Einige von den Rechten der moderi— renden Gewalt gehen auf die exekutive über; andere werden gänz⸗ lich aufgehoben, wie dasjenige der Senatorenwahl und das Recht, die Kammern aufzulösen, ju vertagen und zu prorogiren. Diese letzteren Maaßregeln sollen nur vermöge eines gemeinschaftlichen Beschlusses beider Zweige des gesetzgebenden Körpers genommen werden können. Der Staattzrath wird abgeschafft; die Deputirten⸗Kammer soll sich alle 2 Jahre erneuern; die Senatoren ⸗Kammer ist ebenfalls tem⸗ pordr und wählbar, jedoch mit dem Unterschied, daß sie sich alle zwei Jahre um den dritten Theil erneuert; die Senatoren wer— den von den Peovinzial-Versammlungen gewählt und müssen we⸗