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tagion zu erklaͤren; eine bescheidene Zuruͤckhaltung erlaubt ihm aber nicht, die Möglichkeit einer Ansteckung ganzlich z läugnen,
Es kann“ nicht die Kösicht seyn, den Fnbalt dieser fast nur aus Bruchsfäcken bestehenden Werke im Auszuge wie derzugeben und ohne uUrtheil; eine bunte Reibe von Mei⸗ nungen, Erklärungen, Thatfachen und Vermuchungen zur blo— gen? Notiz zusammenzusfelen. uch das gewohnliche polemische Verfahren würde wenig Vortbeil und am Ende, doch nur ein ne= gatives Resultat gewabren können, zumal bei einem Gegenstande, der offenbar manche Sciten zeigt, die fuͤr die Kritik noch nicht reif geworben sind, und wo fich oft der bloßen Meinung ehen nichts An. deres als wieder eine Meinung . enstellen laͤßt. Die Masse der Einzelnbeiten ist überdies so groß, * selbst eine gedraͤngte üleber⸗ sicht derselben weit über den ümfang einer Recension hinausgehen und fuͤr die Erklarung und Verbindung aller zerstreuten Glieder keinen Raum uͤbrig lusen würde. Besser wird es seyn, den Kern der Sache ins Auge zu fassen und an eine Hauptfrage jene Erlaͤu⸗ terungen anzuknüpfen, welche vorldufig die nothwendigsten und fur die Pathologie sowohl als auch fuüͤr die Praxis vorzugsweise von Wichtigkeit 4 Die Hauptfrage betrifft aber ohne allen Zweifel bie Ansteckung, und wie sehr man sich auch drehen und bem uͤhen moge, um lien unguis in herba- zu umgehen, sie draͤngt sich den⸗ noch bei jedem Schrilte von neuem wieder hervor, und wir duͤrfen uns nicht verhehlen, daß uber die Ursachen und den Gang der Seuche, so wie ber die Wahl und Anordnung der öffentlichen Vorkehrungen, ein gründliches Ürtheil nicht stattfinden kann, so lange die Loͤsung einer' Frage verzoͤgert wird, die in theoretischer Hinsicht Manchem vielleicht unerheblich scheinen mag, fuͤr die Welt aber von uner— meßlichen Folgen ist.
Vor Alem müsfen wir hemerken, daß hier nicht von der Mei⸗ nung jener Pathologen die Rede seyn kann, welche gußer der ge= wöhnlichen von einem Individuum zum anderen fortgehenden Ueber⸗ tragung eines Kontaglums noch ein athmosphaͤrisches und telluri⸗ schez Kontagluin ancktennen und, jede Epidemie ohne Aus nghme eine Luft- Ansteckung nennend, keinen Anstand nehmen, in diesem Sinne auch die epsdemische Cholera für ansteckend zu erklaͤren. Ihnen ist nicht allein der kranke Mensch, sondern auch die Ath⸗ RMoösphare und der Erdboden eine Quelle des Kontggiums; ein sol— ches ist nach ibrer Lehre überall vorhanden, wo viele Menschen gleichzei- rig von einer und derselben epidemischen Krankbeit befallen werden, es mogen diese ihre Krankbeit anderen Menschen mittheilen können, oder nicht! Eben so wenig möchten wir uns unbedingt zu der entgegengefetzten Theorie bekennen, welche die ansteckende Eigenschaft ausschließlich nur jenen Krankheiten beilegt, die ur— spruͤnglich durch Exhalationen menschlicher Kbrper (ftuman lll, „un' hervorgebracht und verbreitet werden. Die erste Ansicht geht von ber primltiven Entsiehung und den entferntesten Ursachen der Seuchen aus, die andere hat vielmehr die schon entstandene Krank⸗ heit und ihre weitere n,, im Auge; jene scheint zu allge⸗ mein, indem sie den Begriff des Kontggiums dis in; Unbestimmte erweitert, diese ist zu kernel. weil sie völlig uͤbersieht oder in Ab⸗ rede stellt, daß eine aus n. der Atmosphaͤre und des Erdbo—⸗ dens entstandene ursprunglich nicht ansteckende Krankheit im weite⸗ ren Gange ebenfalls ein Kontagium entwickeln kann.
Indéssen haben wir es hict nicht mit allgemeinen Lehren und mit den verschiedenen uber die Ansteckung herrschenden Vorstellun⸗ gen, sondern mit einer einzelnen Volks⸗Krankheit zu thun, deren Ensstehen und Verbreiten nur durch ihre besondere Natur und durch bestimmte Thatfachen erklaͤrt werden foll Wenn es aber Line aus= gemachte Wahrheit ist, daß keine Krankbeit unbedingt anstecken kann, fo sollten wenigstens die Aerzte nicht unbedingt fragen, ob die Cho⸗ era anstecke, oder nicht. Diese Alterngtive, so schärf und entschie⸗ den gestellt, geht offenbar von einem Vorurtheil aus und setzt vor⸗ aus, daß darauf eine kategorische Antwort erfolgen wuͤsse, da diese doch moͤglicherweise hoͤchst relativ und theils bejahend, theils vernei⸗ urnd ausfallen kann. Die Pocken, der Scharlach u s. w, sind für einige Menschen ansteckend, fuͤr andere nicht, und es giebt Epide⸗ miccn, die nicht im Anfange, sondern erst in der Folge ein Kontg= gium erzeugen. Bei der helera aber, die man wie Lie Pest mit Duagrantalnen und Armeen bekaͤmpfen will, kommt es fuͤr jetzt weit weniger auf jenes relative Verhältniß, sondern hauptsaͤchlich auf die einfache Frage an: ob diese Seuche aus Indien sich bis zu uns al⸗ lern lund in ig durch unmittelbare oder mittelbare Ansteckung von einem Menschen zum anderen fortgeyflan zt habe, oder mit anderen Worten, ob sie, aus dem Bereich ihrer ursprünglichen Erzeugung vertragen, in Europa wie die Pest als eine reine Kontagion zu be⸗ trachten sey! Wenn dieses bejaht werden muß, so sind jene großen Maßregeln, die man gegen die Krankheit ergriffen hat, gerechtfer⸗ Iigt; wenn nicht — nicht. Von diesem praktischen und jetzt noth⸗ wendigsten Gesichtspunkt ausgehend, lassen wir vorlaͤufig alle Ncbentragen dahingesiellt seyn, eine unbefangene Prüfung soll zu⸗ vörderst nur die Annahme der reinen Kontagion erweisen oder wi⸗ derlegen, und dann wird sich von selbst ergeben, welchen Antheil die atmoßphaͤrisch⸗tellurischen und die individucllen Verhältnisse auch in unseren Gegenden auf die Entstehung der Cholera haben, und in wie fern etwa elne Ansteckung anzunehmen sey. .
; Es ist bekannt, daß die Kontagionen, zu welchen vorzugsweise die Pest des Orients, der ansteckende Typhus und die Rinderpest ge⸗ hbren, nur durch eine nahe Gemeinschaft mit Kranken und deren Sachen fortgepflanst, durch Absonderung aber in ihrem Fortschrei⸗ ren gehemmt und überall unterdrückt werden konnen, wo zwecmaͤ⸗ ßige Anstalten die , . zur Ansteckung entfernen Die Rich⸗ rung, in welcher diese Seuchen, sich selbst Küberlassen, verbreitet wer⸗ den ist keine bestimmte, die immer und überall einer gewissen Him melsgegend folgen mäßte; die Pest 1 B kann aus Aletandrien eben . nach Ober-⸗Aegypten, Syrien und Klein⸗Asien, als in die Barbarci, nach Marfeslie, Konstantinopgl und Livorno gelangsn, die Rinderpest wird aus den Savanen des südöstlichen Europa bald nord⸗ warts bis zur Ostsee, bald gegen Westen bis an die Pyrenden, bald purch das suͤdliche ungarn nach Italien gebracht; der ansteckende Typhus oder die Europdische Krlegspest begleitet die Heereszüͤge, in Telcher Richtung sie sich fortbewegen. Die Verbreitung dieser Krauk⸗ heiten haͤngt wenigstens in Europa uberall von den Berührungs⸗ punkten und den elegenbeiten der Ansteckung ab, sie folgt genau pem verschiedenen Zuge, welchen die an esteckten Individuen und die mit dem Kontagium befleckten Gegenftnde genommen haben, und diese Weise der ,, gehort zum unterscheidenden Charakter einer Kontagton. Die Cholera dagegen behauptet ungeachtet man⸗ cher rtlichen Ahweichungen im Ganzen bei ihrem Vordringen, wie die Influenza, eine entschiedene Richtung nach Westen, und aus die⸗ ser Tigenthümlichkeit zogen mehrere Aerzte schen vor zehn Jahren ven Schluß, daß das ünftige Fortschreiten dieser Seuche durch kein Hinderniß und keine Vorbauungsmittel werde aufgehalten werden, daß ste im Gegentheil ihren langsamen, aber festen Gang über den Rest des Asiatischen Kontinents nebmen, nach Europa übergehen und ihr Vordringen nur durch den Ocean werde gehemmt werden
nnen. ;
ö Der Lauf einer Kontagion wird durch Sperren, Cordons und
Quarantainen unterbrochen, und so konnen mit sicherem Erfolge sclbst Gegenden eschuͤtzt werden, die sich in der naͤchsten Nachbar⸗
schaft eines angesteckten Landes befinden. Auf diese Weise bewahren sich die Desterreichischen Stagten seit siebzig Jahren vor der Pest, bie in den benachbarten Tuürkischen Provinzen haufig und all emein herrscht und, wenn ste dennoch zuwellen in einige rant ir e von
Ungarn eindringt, doch immer in ati Orten festgehalten und
in kurzer Zeit ausgerottet wird. Die gibwehr einer Köntagion ge— lingt Er durch Mittel, die weit geringer und unzulanglicher er⸗
scheinen, als diejenigen sind, welche man heut t Tage der Cholera entgegensetzt Im Herbst 1625 war das Preußlsche Sber⸗Schlesien jn eier Äusdednung von mehr als 10 Meilen von der Rinderpest umgeben, viele Orte in Galislen und Oesferreichisch Schlesien, wo diese Seuche herrschte, lagen von der Landes raͤnze kaum eine halbe vder Jiertelmetle entfernt, und dennoch bewirkten die mit wenigem alufwand getroffenen Vorkehrungen, daß nicht ein einziger Pestfall
— 1516 sich diesseits ereignete. Ein Jahr spaͤter blieben die Bukowing und Siebenbürgen von der Pest des Orients verschont, obgleich dieselbe in Bessarablen, in der Moldau und Wallachei einige hundert Orte und unter biesen mehrere betroffen hatte, die sich hart an der Graͤnze des Oesterreichischen Gebictes befanden. Ein so gluͤckliches Resul⸗ tat ist, wie der Referent sich damals an Ort und Stelle uͤberzeugte, selbst in den Gegenden erreicht worden, wo der wechselseitige Verkehr Und! der Schleichhandel nicht ganz zu verhindern waren unz. die vielen Schleichwege, beson ders auf den Karpathen, die Gemeinschaft mit dem Pestlandeè ungümein begunstigten. Wo ist aber das Land, aechegl därch seine Vorkehrungen die Cholerg von sich abgewendet hatte? In Rußland haben alle Gewaltmittel Die Ausbreitung des ebels zwischen Astrakan und. Riga, zwischen Odessa; und St. Pe⸗ tersburg nicht hintertreiben koͤnnen, und die vielgepriesenen Schutz⸗ wehren sind zuletzt noch an der Newa zu Schanden geworden. Das militairische Preußen, wo Ordnung, Gehorsam und Energie zu den Charakterzuͤgen des Volkes gehdren, war in seinen Anstrengungen nicht glücklicher; die Ankunft der Seuche schien durch die Besetzung der Gränzen nicht einmal verzoͤgert zu werden, und in diesem Au⸗ enblick hat fie den Mittelpunkt der Monarchie erreicht. Der Oe⸗ err ichischr Kaiserstaat hat dieselben Maaßregeln, durch welche er sich augenscheinlich vor der Pest bewahrt, mit noch groͤßerer Aus⸗ dehnung und Strenge gegen die Cholera gerichtet, und wie ist der Erfolg gewesen? Dis Seuche durchbrach oder uͤbersprang (wie man sich auszudrücken beliebt) zuerst den dreifachen Cerdon gegen Pod, lien und Bessarabien, so daß man seit diesem unerwarteten Ereigniß sie als eine einfache Epidemie zu betrachten anfing und einige Wo⸗ chen nur als solche behandelte; sie schritt dann unaufhaltsam bis Lemberg fort, und waͤhrend sie in der Folge auch den zweiten Cor pon an! Ganfluß und den dritten an der Wisboka hinter sich ließ, drang sie auch uͤber den vierten in Ungarn ein, und noch jetzt zie hen lGich die Truppen wie vor einem verfolgenden Feinde zurück und fuchen vergebens eine feste Stellung zu gewinnen. Endlich ist auch die fuͤnfte zum Schutz des Erzherzogthums gegen Ungarn ge zogene Linie uͤberschritten worden, Und dennoch joll die Cholera nach dem einstimmigen Zeugniß Aller, welche sie fuͤr eine Hontagion ausgeben, bei weitem nicht so ansteckend seyn, wie die Pest; es soll vielnehr die Ansteckung von Zeit und Umstaͤnden, von der Art der Mittheilung ünd ganz besonders von der Anlage, Lebensweise und Empfaͤnglichkeit der Menschen auf die vielfachste Weise bedingt und beeinträchtigt werden. Welche wunderbare Kontagion, die ungleich seltener und schwieriger als die Pest anstecken soll und dennoch nicht wit diese sich deschränken läßt! Die Verwunderung steigt, wenn angn sieht und erfaͤhrt, daß das Fortschreiten der Cholera auf eine zeise erfolgt, die von der Verbreitung ansteckender Krankheiten voͤllig ver— schieden ist. 9 . ; Bei der Pest ist man im Stande, die Einschleypung des Kon⸗ tagiums in den davon betroffenen Orten unzweifelhaft nachzuweisen; die Schiffe, die Waaren, die Menschen, durch welche das Uebel ein⸗ gebracht und ausgebreitet wurde, sind deutlich zu bezeichnen; die Wege und Mittel der Ansteckung werden oft durch aufmerksames Rachforschen so vollstaͤndig entdeckt, daß man das Herkommen und die allmaͤlige Fortpflanzung der Seuche von Glied zu Glied mit der⸗ selben Gewißheit, wie die Genealogie einer Familie auf einem Stamm⸗ baum, beweisen kann. J 66 Dasselbe gilt auch von der Rinderpest, die in unseren Gegenden nirgend entsteht, wo nicht kranke Thiere oder verpestete Sachen hin⸗ gekommen waren, und oft durch gleichzeitige Absonderung auf einen oder zwei Hofe beschraͤnkt werden kann, wie dieses namentlich vor einigen Jahren in dem Bezirk des Ref. bei dreizehn Ortschaften ge⸗ lungen ist. Dagegen konnte man weder in Danzig, Königsberg und Posen, noch in Moskau, Riga und Warschau, noch in irgend einem Orte in Schlesien die Einschleppung der Cholera vollstaͤndig bewei⸗ fen, oft nicht einmal vermuthen, und wenn, einige falsch verstandene Thatsachen und unbegruͤndete Annahmen nicht als voll guͤltige Be⸗ weise betrachtet werden, so laͤßt sich kaum von einem Orte in der Welt behaupten, daß diefe Krankheit nach Art, einer Kontagiogr da⸗ hin gebracht und verbreitet worden sey. Inmitten einer Stadt und Gegend, wo die Pest, der Typhus und andere ansteckende Krankhei⸗ ten* die schrecklichste Verheerung, bewirken, konnen Menschen mit größter Sicherheit ihre Gesundheit bewahren, wenn sie die Beruͤh⸗ rung der Kranken und der mit dem Kontagium befleckten Sachen vermeiden; von der Cholera hingegen werden unzaͤhlige Personen befallen, die mit den Kranken oder mit verdaͤchtigen Gegenstaͤn⸗ den nie zuvor Gemeinschaft hatten. Am deütlichsten bemerkt man diesess bei jenen Menschen, die in einem Orte zuerst die Reihe der Krankheits- und Sterbefaͤlle erdff nen 3Zwischen den Kranken verschiedener Hauser und Straßen ist daher oft gar kein Zusfammenhang zu entdecken, die Eholera bricht haͤufig bei Meh⸗ reren aus, die sich in weit von einander entfernten Theilen einer Stadt und Gegend befinden, wo eine frühere Gemeinschaft und Berührung nicht moglich oder nicht wahrscheinlich war. Durch die schnelle Absonderung der ersten Kranken und Verdaͤchtigen laͤßt sich jede Kontagion im Entstehen unterdruͤcken; bis jetzt ist aber keine einzige große Stadt und keine Gegend bekannt, wo die schleunigste Entfernung und Einschließung der ersten Cholera Kranken die wei⸗ tere Ausbreitung der Epidemie haͤtte verhindern koͤnnen. Die Zu⸗ und Abnahme derselben erfolgt überhaupt in den meisten Orten viel schneller, als bei einer Kontagion, die Zahl der Kranken nimmt im Anfange haufenweise zu und in demselben Verhaͤltniß wieder ab, es mogen die ersten Kranken von den Gesunden abgesondert werden, oder nicht. Daher bleibt es unerklaͤrlich, wie die ersten Kranken, welche sogleich nach dem Ausbruch des Uebel; isolirt wurden und starben, so viele Menschen anstecken konnten, die bald darauf in ver⸗ schiedenen Haͤusern oder Vierteln derselben Stadt erkranken; und eben so begreift man nicht, warum in der Folge nicht viel Mehrere angesteckt werden, nachdem bei vermehrter Krankenzahl die Gelegen⸗ hest zur Ansteckung sich vervielfaͤltigt hat. Waͤre die Cholera eine wirkliche Kontagion, so muͤßte die Zahl der Kranken in einem gera— den Verhaͤltniß zu den Gelegenheiten der Ansteckung stehen, es müßte int Anfang eine viel geringere und spaͤter eine weit groͤßere Menge Menschen von ihr befallen werden, als es wirklich geschieht. Ein einziges Beispiel kann statt vieler genuͤgen, um den Unterschied zu zeigen, welcher in der Verbreitung einer ansteckenden und einer bloß cpidemischen Krankheit stattzufinden pflegt. An der Orientali⸗ schen Pest, welche im Herbst 177) aus Podolten nach Moskau ver⸗ schleppt wurde, erkrankten daselbst in dem langen Zeitraume vom Monat November bis zum Monat Maͤrz des folgenden Jahres im Ganzen kaum 150 Personen, zu Ende Juli starben schon taͤglich 2), in der Mitte August taglich 10, und als ein Volks-Aufstand die angeordneten Vorkehrungen mit Gewalt vereitelt hatte, stieg die tägliche Zahl der Gestorbenen im September sogar auf 1000 und 1253, obgleich ein großer Theil der Einwohner aus der Stadt ge⸗ flohen war. Erst im Winter 177! hoͤrte die Pest in Moskau auf, nachdem sie gegen 80,0 9 Menschen dahingeraftt hatte. Als aber zu Ende Juni d. J. die Cholera nach St. Petersburg kam, erreichte sie schon in den ersten zwei Wochen den höchsten Grad ihrer Verbrei⸗ tung, so daß bald nach dem ersten Erscheinen taglich 3 — 300 Men⸗ schen erkrankten; eben so schnell nahm sie seit dem cilften Juli wie⸗ ber ab, so daß bereits zu Anfang August nicht mehr als 40 bis 30 taglich, im Ganzen aber bis jetzt nicht mehr als 8 — 90090 erkrank⸗ ten, obgleich auch hier nach einem Volks- Tumult die Sperr⸗ und Quarantaine⸗Maagßregeln aufgegeben wurden. Wollte man dagegen einwenden, daß durch Absonderung und Haͤuser⸗Sperre die Ausbrei⸗ tung der Cholerg in manchen Orten verhindert worden sey, so ist zu bedenken, daß die Epidemie nicht aberall mit gleicher Heftigkeit herrscht, und daß auch manche Orte ohne jene Maaßregeln noch fruͤher . wurden, als andere, wo man die Sperre mit groöͤßter Strenge in Anwendung brachte. In der That scheinen die gewalt⸗ samen Mittel von keinem oder doch nur sehr geringem Einfluß auf bie Abnahme der Seuche zu seyn; in manchen Srten, z. B. in Warschau, verminderte sich sogar die Zahl der Kranken, so wie die Bösartigkeit der Krankheit, von dem Tage an, als man, die strengen
Maaßregeln der Absonderung aufgebend, sich fast allein auf die ꝓn
in Orten erscheint, die n hr betroffenen Gegenden die sich in bestaͤndiger rin fie herrschend ist. Aus M 000 Menschen und
rt, und dennoch
und Heilung beschraͤnkte.
Waͤhrend die Cholera den mindesten Verkehr mit ten, sehen wir andere von ihr bindung mit Staͤdten kau sind waͤhrend der unter die meisten ohne Q
nicht selten t den von i verschont, befanden, wo Seuche mehr denn 40, uarantaine ausgewande
Allgemeine
Preußische Staats-Zeitung.“
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Warschau nd ununterbroc
holera aus dieser Stad leppt worden od vischen Krakau und aͤugerst lebhafte u Truppenzuͤge st
kein Fall bekannt, daß die C einem anderen Orte versch taine ausgebrochen waͤre.
den waͤhrend der Insurrection
Verbindungen, Zufuhre
Berlin, Mittwoch den ö5ten Oktober.
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o lange verschont, bis die Sg eigelommen war. In der Destlichen Graͤnze Ober⸗S errichtet war, und worin n befanden, ist kein E che jenseits allgen Mysore wuͤtbett sie durch 6000 Hin mgegend verbreitet, Lager in bestaͤndiger Verbim Monate von der Krankheit verschont.
die Cholera vorzuͤglich den großen ilten Schluüß und wird fsen und Oesterreich w oͤnnen allerdings die Fortsch s w. nur durch die Namen llen Staͤdten,
se Stadt b
Krakan erschien; die ; mmer naͤher herb
auch aus Galizien in rantaine⸗-Anstalt, welche an siens gegen das oft gleichzei
Amtliche Nachrichten. Kronik des Tages.
Se. Majestät der König haben den bisherigen Kon ial⸗ Schutraih Dr, Kortüm zum ch. n , wie den bisherigen Regierungs-Medizinal-Rath Dr. Tr ůᷣ⸗ dt zum Geheimen Medizinal⸗Rath, und Beide zu vortragen— Räthen in dem Ministerium der Geistlichen-, Unterrichts—⸗ Medizinal-Angelegenheiten allergnädigst zu ernennen und die ffälligen Patente zu vollziehen geruht.
Se. Majestät der König haben den Kaufmann Christian edrich von Koepff, in Venedig, zum Konsul daselbst zu ennen geruht.
Gebiet von Krakau hr als hundert Mensche e Cholera erkrankt, obgleich die Sen Herbreitet war. In der Englischen A Seuche im Jahre 1315, gleichwohl die auf einmal ausrissen, nicht in die Stadt Cawnpur, stand, blieb volle fuͤnf Die Behauptung, daß straßen folge, beruht au die Verbreitung der Epidemi legt. Die oͤffentlichen Nachrichten k euche in Rußland, Persien u. kannter Städte bezeichnen, es ist unmoglich, im Doͤrfer anzufuͤhren, d nung von diesen Straßen be Zweifel, daß die Krankheit liegenden Niederungen auf hecrungen bewirkt; dies bestaͤtigen phrat und Tigris, Pruth, die Newa, Fie Oder, besonders da, wo das G An der Netze un is zur Oder der sich am
die mit dem
einem uͤbere idemie in Preu
Landstraßen fuͤhren zu a amen der vielen unbekan se sich feitwaͤrts und in betraͤchtlicher En Dagegen unterliegt es kei Naͤhe der Fluͤsse und in den hänfigsten erscheint und ihre die Indischen Stroͤme, der der Bon, Dnieper, Dniester ssel, die Donau, die Theis faͤll an den Muͤndungen in Warthe ging die Seuche t und gewann auf diese Wei Finow ⸗ Kanal no Schlesien und Hinter⸗Pomme Westpreußen,
mer auch die N
Zeitungs-Nachrichten. Ausland.
sroönkre ich.
; er. In der Sitzung vom 26sten ptember berichtete zunächst Hr. Mérilhou über den von Pairs Kammer veränderten Gesetz- Entwurf wegen der dies⸗ igen Revision und Publication der Wähler- und Geschwor— »Listen, und trug auf die Annahme desselben mit den von gedachten Kammer darin vorgenommenen Amendements an. i der Deinglichkeit des Gegenstandes, da die neu anzulegen⸗ Listen schon mit dem 21. Oktober in Kraft treten sollen, be— oß die Kammer, ihre Berathungen darüber sofort zu beginnen. chdem hierauf der Präsident die 4 Artikel des Entwurfes vor⸗ 'söin und die Versammlung sie einzeln angenommen hatte, g das ganze Gesetz mit 265 gegen 9 Stimmen durch. — der Tages-Ordnung war jetzt die allgemeine Diskussion über : 3 Nur zwei Redner, der jüngere Herr s Cafes und Hr. Dubois-Ayms ließen sich im Laufe erne Der Erstere äußerte, es würde überflüssig n, sich in eine weitläuftige Untersuchung dieses Budgets ein— assen, da 3 davon bereits verausgabt wären; indessen müsse doch auf zwei Dinge die Aufmerksamkeit der Versammlung fen, nämlich auf die Salzsteuer, die unmöglich länger beibde⸗ ten werden könne, da sie vorzugsweise auf der ärmeren Klasse e und allgemein verhaßt sey, und auf den Elementar-Unter— icht, für den nothwendig mehr als bisher geschehen müsse, n man ernftlich wolle, daß die grobe Unwissenheit und in ge derselben der Fanatismus, die sich noch an so vielen Or⸗ namentlich auf dem flachen Lande, bemerklich machten, all⸗ „Wir wollen“, äußerte der Redner, „an Spitze der civilisirten Nationen stehen, und nehmen, was Elementar⸗Unterricht anbetrifft, unter allen Völkern den un⸗ en Rang ein.“ Als Belag für seine Behauptung führte Las Cases das Seine⸗-Departement an, wo bekanntlich noch größte Aufklärung herrsche, dessenungeachtet aber von 140,00 dern in dem Alter von 6 — 15 Jahren kaum 19,000 die Man solle, meinte er, die im Budget aus⸗ borfenen 500,900 Fr. für literarische Subseriptionen lieber rmere Klasse lesen und schreiben zu lehren. hließlich verlangte der Redner, daß man alle etwanige Erspar⸗ e auf das Budget von 1831 der Salzsteuer und dem Ele⸗ ntar-Unterricht zu gute kommen lasse. Hr. Du bois-Aymé« 6 auf die Nothwendigkeit hin, die Staats- Ausgaben zu ver⸗ dern. Viele seiner Kollegen, bemerkte er hätten die Mei— ig geäußert, daß sich auf die Besoldungen der Staats⸗Beam⸗ noch manche Ersparnisse machen lassen würden; er seinerseits be indessen, daß man die Zahl der Beamten selbst vermin⸗ müsse; man solle ihnen nur die Aussicht auf ein ihren higkeiten angemessenes Avancement eröffnen, und was bisher „vier verrichtet, das werde künftig ein Einziger zu Stande gen; aber wie die Sachen jetzt lägen, müsse sich noth wendig mmuthigung ihrer bemächtigen; mit Ausnahme der Armee, das Avancement nach den gesetzlichen Bestimmungen vor sich er würden alle Aemter im Staate von den Ministern nach llkür besetzt, wenn anders diese nicht die Wahl irgend einem bisions-Chef, dieser einem Rathe, dieser einem Subaltern— mten anvertraute, der endlich seinerseits die zu vergebende elle vielleicht gar verhandelte; nur ein Mittel gebe es, um m schmählichen Mißbrauche abzuhelfen, wenn man nämlich Avancements-Gesetz für alle öffentliche Aemter, vom Super— erarius an bis zum General-Direktor, oder im Justizfache jum Präsidenten des Cassationshofes, einführe, damit der cheifer an die Stelle der Intrigue, Geschäftskenntniß an die Redlichkeit an die Stelle der Bestech⸗ daß der Beamte Geschick⸗
die Wolga, d Dung und Weich
schwaͤcher wird. raschen Schritten b nen Vorsprung,
waͤhrend fast ganz mittelbarer Nähe von Polen und weil jene Provinzen vo hiffsverkehr,
Deputirten⸗Kammer.
ch weiter erstt rn, obwohl in noch frei von n Osten her keine bedenn sondern dem onen zugeschrieben werden, chen erkranken, so Instrengung, die Erkaͤltungen ermeiden wissen.
chluß folgt.)
Uebel blieben, Fluͤsse empfangen. muß dieses Vordringen an de wenn die Schiffer haufiger als schieht es deshalb, weil sie
Diaͤtfehler am wenigsten zu v
Nicht dem Sch
andere Men
Hann te . Budget für 1831.
i 1. 6 1n Den 6. Oktober 1831. selben vernehmen.
Amll. Fonds- und Geld-Cours- Zettel. (Preus. (ö
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I, irie. Geld I, rie. zt. Schald- Sch.“ r. Engl. Anl. 18 r. Engl. Anl. 22 hr. Entzl. Obl. 310 RKarm. Obi. m. I. C. Nenm. Int. Sch. do. Berl. Stadt- Oꝛblig.
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Eusipr. Pfand brᷓ. borim. Plandbrł. Kur- u. Neum. d chlesis eli
R kst. C. d. K- u. R. z Sch. d. K. u. N.
lig verschwänden. oll. vollw. Dub. Banz. do. in Ih. — Ves pr. biandhr. ö CGrosshz. Pos. do.
Friedriclisd'or ..
hule besuchten.
Luswärtige Börsen. w. u anwenden, die ä Amsterdam, 28. September.
Kans-Billets 133. Oesterr.
Tiegerl. wirkl. Schuld 3]. Netell. 7735 Russ. (bei ope) 87. 1. Oktober.
Bank- Actien 969. Russ. Anl. Ilamb. Cet Foln. 100.
Hamburg,
Oesterr. proc. Metall. S) Engl. Anl. 89 do. in Inseript. S2].
4proc. 682. 1831 893.
Sl. Petersburg, 253. Sebtember. lamhurg 3 Mon. 95. Silber- Rubel 379 Kop. in Bank-Assig. 1083.
6proe. Im
wien, 23. September.
4proc. 684. Bank- Actien 952.
Sproe. Metall. 79.
Schauspiele.
Im Opernhause:; Der Wassert Mustk von Cherubini. gesetzt vom Königl. Ballet
ause: Richard' s ierauf: Der Sz
Königliche
Dienstag, 4. Okt. Sinz spiel in 3 Abtheilungen; Das Tyroler Divertissement,
Mittwoch, 5. Okt. Im Schauspielh derleben, Lustspiel in 4 Abtheilungen.
des Tausendschön, Burleske in 1 Aufzug. elle der Unwissenheit,
eit trete; denn es sey nicht genug, keit in seinem Fache besitze, er müsse auch ein durchaus un⸗ hholtener Mann seyn; daß dieses aber bisher nicht immer der gewesen sey, gehe schon daraus hervor, daß mancher in der anz⸗Partie angestellte Beamte sich unter der vorigen Dhna⸗ in wenigen Tagen zum reichen Manne gemacht habe; keine eihe, kein Kontrakt müsse hinführo anders als mittelst Publicität Konkurrenz abgeschlossen, kein öffentliches Amt durch Ein⸗ ab vergeben werden, sobald der eine Stufe niedriger stehende i „Ein Avancements-Gesetz“, so oß der Redner, „könnte die Königliche Prärogative nur ver⸗ en, da die getroffenen Wahlen geachteter als jetzt seyn wür—⸗ und die Winister ihrerseits würden sich dadurch von jener sse von Sollicitanten befreit sehen, die sie von allen Seiten Ich überlasse es daher der Regierung, ein solches sez vorzulegen; denn Schicklichkeits⸗Gründe, die Ihnen, m. nicht entgehen werden, lassen es als wünschenswerth erschei⸗ , daß dasselbe von ihr ausgehe. n sie den Wink unbeachtet ließe, und dadurch die Kammer nge, sich ihres Vorrechts zu 9g beschäftigte sich hierauf mit
Königstädtisches Theater.
Dienstag, 4. Okt. Graf Ory, komische Oper in 21 Muslk von Rossini.
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sR R- NARCHRICGHMLEM.
Fyroc. Rente fin cour. 83. 40. proc. Neap. sin cour. 70. —
Oesterr. hHproc. Metall. sproc. 175. Br. 11735. 1173. Loose zu 1
NElUkS REF KER
Paris, 27. Sept. sin cour. 59. 60. Rente perp. 47.
Frankfurt a. M., 30. Sept. 4proc. 683. 68. Act. 1146. 1142. Partial⸗Obl. 1593. G. Poln. Loese 503. G.
Redaeteur John. Mitredacteur Cottel.
sziant dazu qualifizirt sey.
2 proc. 402.
Es sollte mir leid thun,
Die Versamm⸗ den einzelnen Artikeln des Bud⸗
bedienen.“
gets, und zwar zunächst mit der Einnahme, die im Ganzen ge— nommen auf t, 3038, 79,702 Fr. berechnet werd. In , ist der Ertrag der Saljgtuben und, Saljwerke zum erstenmale nur mit 1.400, 0090 Fr, angesetzt, während die Salinen im Jah— re 1825 durch ein Gesetz um die Summe von 1,806,900 Franken verpachtet worden waren und bis zum Jahre 1829 noch dem Schatze eine nicht unhedeutende Tantieme des Gewinnstes zugewandt hatten. Der Graf v. Mosbourg beschwerte sich über jene willkürliche Herabsetzung der Pacht und deckte bei dieser Gelegenheit verschiedene Mißbräuche auf, die be⸗ reits unter der vorigen Dynastie stattgesunden hätten, und wo— nach man z. B. im Januar 1839 allein der Salz-Comwpagnie durch die Herabsetzung der Pacht von 1,809, (00 auf 1,200 090 Fr. für den Zeitraum von 10 Jahren, ein Geschenk von 6 Millionen gemacht habe. Der Redner verlangte am Schlusse seines Vor— trages, daß man im Einnahme-Budget die ursprüngliche Pacht— Summe von 1,80 000 Fe. wieder in Amsatz bringe. Der Königl. Kommissär, Hr. Duchatel, berief sich darauf, daß die Sanz— werke im Jahre 1829 nur 1,200,000 Fr. wirklich eingetragen hät⸗ ten, und daß aus diesem Grunde die Pacht bis auf diese Summe herabgesetzt worden sey; auch, im laufenden Jahre würden die Salzwerke nicht mehr wie höchstens 1,400,000 Fr. eintragen; wollte man nun den Ertrag mit 1,6zho, C00 Fr. anschen, so würde die Balance zwischen der Emnahme und Aus⸗ gabe nicht mehr richtig seyn. Hr. Saglio, welcher einer der Administratoren der Salz⸗Compagnie ist, bemerkte, daß, weit entfernt, irgend einen Vortheil aus den Salinen zu ziehen, die Gesellschaft vielmehr bei dem Unternehmen viel Geld ver— liere; wolle die Regierung ihr ihren Verlust erstatten, so würde sie noch heute mit Vergnügen in die Aufhebung des Pach t⸗Kon⸗ trakts willigen. Mehrere Redner ließen sich hierauf noch theils für, theils wider das Amendement des Grafen von Mosbourg vernehmen, welches zuletzt mit ziemlich starker Stimmen-Mehr— heit angenommen wurde, obgleich Here Thiers darauf hinwies, daß jeder Staat nicht bloß das unbestreitbare Recht, sondern so⸗ gar die Pflicht habe, einen Pacht⸗Kontrakt wieder aufzuheben, sobald er sich von der Unmöglichkeit überzenge, ihn in Ausfüh⸗ rung zu bringen. — Sämmtliche Ausgaben werden im 4ten
Artikel des Budgets auf 1,172,512, 435 Fr. veranschlagt. Herr
Marchal ließ sich über das Kapitel der Civil-Penstonen im Betrage von 1B720, 0060 Fr. vernehmen und beschwerte sich dar⸗ über, daß die General-Reviston dieser Penstonen, die kraft des Gesetzes vom 29. Januar d. J. binnen tz Monaten erfolgen sollte, auch jetzt noch nicht beendigt sey; daß die betreffende Kommission vielmehr sich gänzlich aufgelöst habe. Herr Duchatel erwie⸗ derte, der Grund davon liege darin, daß diese Kommission sich nicht das Recht habe zuerkennen wollen, als eine Bitligkeits⸗ Jury zu entscheiden, und daß also das Ministerium jetzt eine neue Kommission zusammenstellen würde. Nach einigen Bemer— kungen des Barons Pelet, des Handels-Minist ers und des Hrn. Laffitte, destieg auch noch der Finanz-Minister selbst die Rednerbühne , um sich über den beregten Gegenstand zu äu⸗ Fern. Allerdings, bemerkte er, bestimme das Gesetz vom 29. Januar 1831, daß die Pensionen revidirt werden sollten; es frage sich nun aber, welche Pensionen? wahrscheinlich habe man doch nur solche im Sinne gehabt, die nicht kraft eines Gesetzes, son⸗ dern nach Gutdünken, Ministern, Marschällen, Großwürdenträ— gern u. s. w.ů, bei Unzulänglichkeit ihres Vermögens oder dem Staate geleisteten wichtigen Diensten, bewilligt wor— den wären; die große Schwierigkeit liege nun aber darin, zu beurtheilen, was unter Vermögens-Umnzulänglichkeit und wich— tigen Dienstleistungen eigentlich zu verstehen sey, und wahrschein— lich werde das Ministerium sich in der Nothwendigkeit befinden, hierüber ein erläuterndes Gesetz von den Kammern zu verlangen. Herr C. Périer fügte hinzu: die Kommission, die mit der Kevision der Pensionen beauftragt gewesen sey, habe aus den achtbarsten Männern bestanden, von denen sich gewiß nicht au—⸗ nehmen lasse, daß sie sich aus Privat⸗Rücksichten für die Inter⸗ essenten vor einer Entscheidung in der Sache geschent hatten; lange habe fie darüber hin und her debattirt, und erst gegen Ende Juli habe sie erklärt, daß sie durchaus kein Mittel er— blicke, die ihr gestellte Frage zu lösen. Herr Dem argah meinte, daß in Fällen, wo der Finanz⸗ Minister über die Ansprüche eines Pensionärs in Zweifel gewesen wäre, er die Pension getrost hätte streichen sollen, da die Mehrzahl der Jahrgelder ohne icgend einen Grund bewilligt worden sey; der Finanj⸗Minister sey der Vertreter des Schatzes, und als sol⸗ cher müsse er die Pensionen aller derer einziehen, deren Ansprüche ihm nicht klar erwiesen in seyn schienen. Zur Widerlegung die⸗ ser Ansicht ergriff der Präsident des Min ister⸗Rathes zum zweitenmale das Wort und gab zugleich das Versprechen, der Kammer binnen kurzem ein neues Gesetz zur Erläuterung des—⸗ jenigen vom 29. Januar vorzulegen. Die Sitzung wurde so⸗ dann, da die Versammlung zum Berathschlagen nicht mehr zahl— reich genug war, aufgehoben.
Paris, 27. Sept. Vorgestern stattete der Kaiser Dom Pedro, begleitet von dem Brasilianischen Botschafter, dem Kö⸗ nige einen Besuch ab. Gestern führten Se. Maj. den Vorsitz im Minister⸗Rathe. Nach Beendigung desselben, gegen 22 Uhr, fuhren Höchstdieselben mit der Königin und der Prinzessin Ade⸗ laide nach den Tuilerieen, um die dort neu eingerichteten Ge⸗ mächer zu besichtigen. Der König wird in einigen Tagen sammt seiner ganzen Familie das Schloß der Tuilerieen beziehen und am 2ten k. M. daselbst zum erstenmal große Cour halten.
Die wiederholten Excurstonen, die der König in der letzteren Zeit nach Vincennes und der Umgegend gemacht hat, hatten die fhätigere Betreibung der Arbeiten zur Befestigung von Paris zum Zweck. Unter Anderem soll bei Saint⸗Maur ein Brucken⸗ kopf angelegt werden.
Der hiesige Ste und 121 Wahlbezirk haben gestern statt der Herren Daunou und Arage, die resp. für Brest und Per⸗ lgnan optirt hatten, andere Deputirte gewählt. Im ersteren
eiirké fiel die Wahl auf Herrn Paturle, der nur eine Stim⸗
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me mehr als die absolute Majorität (334 unter hö) hatte, und im letzteren auf Herrn Panis, dem von 421 Stimmen 292 zu Theil wurden. Sein Mitbewerber, Herr Chardel, der noch im vorigen Jahre als Deputirter des 6ten Pariser Bezirks in der Kammer saß, erhielt nur 123 Stimmen.
Die Buregus der Deputirten⸗Kammer beschäftigten sich ge⸗ stern mit der Proposltion des General Lamarque, in Betreff einiger in dem Gesetze über die National-Garde vorzunehmender Veränderungen, welche insbesondere die leichtere Mobilmachung , , . du Eommerce zufolge, us die Vorlesung di zosition in öffent⸗ m, sung dieser Proposition in öffent
Der Graf v. la Ferronnays, Minister der auswärtigen An⸗ gelegeuheiten unter dem Ministerium Martignac, und Herr Pé⸗ rier, Sohn des Präsidenten des Minister-Raths, sind vorgestern
von Neapel hier angekommen. Mehrere der hiesigen Blätter
meldeten heute früh, die Regierung habe durch den Telegraphen die Nachricht von dem ö . in , ten; . Handels⸗-Minister hat indessen dieses Gerücht durch ei— . an der Börse für vollkonmen ungegründet erklären Der National hatte in einem Privatschreiben aus Lon— don von Uneinigkeiten gesprochen, die unter den Mitgliedern der Londoner Konferenz ausgebrochen wären. Der Messager des Ch ambres erklärt dagegen, aus guter Quelle versichern zu kön⸗ nen, daß die Korrespondenz⸗Nachrichten des National gänzlich er⸗ funden seyen, und daß unter den bei der Konferenz beglaubigten Ministern fortdauernd das beste Einverständniß herrsch e. ; Der Minister der auswärtigen Angelegenheiten fertigte vor— gestern Couriere nach Wien, Berlim und St. Petersburg ab. Am verwichenen Sonnabend legte General Lamarque eine Petition mehrerer Französischer Kaufleute von Port- au-PPrince, welche durch den plötzlichen Bruch des General-Konsus Mollien mit der Haitischen Regierung Verluste erlitten haben, auf das Bureau der Deputirten-Kammer nieber. Das Journal du Commerce bemerkt, der Minister der auswärtigen Angelegen— heiten habe zwar das Benehmen des Herrn Mollien durchaus gemißbilligt; da indessen das Ministerium noch immer Anstand nehme, sich über diese Angelegenheit in offizieller Weise auszu— sprechen so seyen die beeinträchtigten Franzosischen Handlungs⸗ häuser Willens, Herrn Mollien gerichtlich wegen Enischädigung zu belangen. ; DOberst Feisthammel, Chef der hiesigen Munieipal⸗Garde, wird, wie es heißt, zur Belohnung für sein muthiges und ener⸗ gisches Benehmen bei den letzten Unruhen, zum General-Major befördert werden. Auch hat der Platz⸗Kommandant, General Darriule, um Belohnungen und Beförderungen für die verschie⸗ denen Infanterie- und Kavallerie: Regimenter der htesigen Gar— nison nachgesucht, ; Auf den Dörfern des Departements des Ain cirkuliren, wie der Pr«curseur de Lyon meldet, seit zwei Monaten ein Paar höchst aufrührerische Oden, „Philippiques“ betitelt, ohne An— . w und Druckers. uch in Toulon haben nach dem Eingange der Nachricht von dem Falle Warschaus am 20sten d. . einige . Auftritte stattgefunden. Ungefähr 1000 Individuen versammel⸗ ten sich auf dem Platze vor dem Rathhause, um sich von da zu dem, Unter⸗Präfelten und dem Maire zu begeben und ihnen eine Petition an die Deputirten-Kammer zu überreichen, worin sie auf Versetzung der Minister in Anklagestand antragen wollten. Bald war die ganze Garnison unter den Waffen; die National-Garde wurde nicht zusammenberufen. Um 8 Uhr Abends wollte die Menge vor die Wohnungen der beiden genannten Beamten zie⸗ hen, beschränkte sich aber, da die Truppen sich widersetzten, dar⸗ auf, den Freiheitsbaum zu umringen, die Parisienne und Mar⸗ seillaise zu singen und dazwischen zu schreien: Fort mit den Ministern! Es lebe Polen! Um P Uhr begab sich der Haufe nach dem Kaffee hause in der Lafahette⸗Straße, und hier wurde die beab— sichtigte Petition vorgelesen und von Vielen unterzeichnet. Ei⸗ nige Truppen⸗Detaschements bivouacquirten die ganze Nacht auf den Straßen. Um 10 Uhr war die Stadt ruhig. Am folgen— den Tage lud der Königl. Prokurator einen Drucker und meh— rere andere Individuen vor sich, welche angeklagt waren, die Zettel gedruckt und vertheilt zu haben, durch welche die Einwoh⸗ ner zu der Versammlung des vorigen Abends eingeladen wor— den waren. ü Ueber die Verbrennung der Griechischen Flotte durch d Admiral Miaulis äußert der Messager des n , n, Anderem: „Die Nachricht von der Verbrennung der Griechischen Flotte ist bei der Lebhaftigkeit unserer letzten parlamentarischen Debatten fast unbemerkt vorübergegangen; und dennoch ist sie ein Ereigniß von der höchsten Wichtigkeit; denn sie gefährdet die äußere Sicherheit Griechenlands, indem sie dasselbe seiner Flotte beraubt, sie setzt den Europäischen Handel aufs neue der See— räuberei aus, nimmt der Central-Regierung das Mittel ihres Einflusses auf die Inseln und beraubt den Staat seiner haupt⸗ sächlichsten politischen und militairischen Kraft. Der Admiral Miaulis hat diese That aus persönlichem Hasse gegen den Prä— sidenten Capodistrias gethan. Die ganze Macht des Staats in seiner Flotte zu vernichten und dem Vaterlande aus Privat-Leidenschaft ei⸗ nen ungeheuren unersetzlichen Verlust zuzufügen, ist ein Verbrechen, das durch nichts entschuldigt werden kann und alle von dem Urheber früher geleistete Dienste aufhebt. Die 28 Kriegsschiffe, aus denen die Griechische Marine bestand, sind nicht mehr vorhanden. Von den Millionen, die Europa dem neuen Staate gegeben damit er sich dieses wichtige Vertheidigungsmittel schaffe, sst nichts mehr übrig. Was Europa bei Navarin an der Türkisch-Aegyp⸗ tischen Flotte vollbrachte, hat Miaulis an der seines eigenen Va—⸗ terlandes gethan und in dem Augenblicke, wo Aegypten und die Türkei ihren Verlust zu ersetzen suchen, giebt der Eigensinn eines einzigen Menschen die Griechische Marine den Flammen preis. Um ihrer Wuth die Krone guszusetzen, haben Miaulis und die Seinigen sogar die schönen Festungswerke in die Luft gesprengt, mit denen ein Europäischer Ingenieur- Oberst den Hafen von