1831 / 285 p. 3 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

ö

1 ö R 2 w 722

mathematische, astronomische und andere Schriften, vorzuͤglich aber durch seine meisterhaften Karten der Umgebungen von Rom und Neapel, rühmlichst bekannt gemacht. Im. vorigen Jahre unternahm er cine Reise nach Aegypten und Nubien, das er schon fruher ein⸗ mal besucht hatte Aus dem Oriente zuruͤckkehrend, ging er im letz⸗ ten Frühjahre hier durch nach Rom, kam aber bald zuruck und trat gegen den Rath aller seiner Freunde, waͤhrend der großen Hitze dicsegß Sommers, seine fünfte Reise nach Sieilien an. Bei seinen vielen Reisen war Befoͤrderung der Wissenschaften, vor⸗ züglich der Geographie, sein Haupt- Augenmerk. Er war inlt sehr guten Justrumenten verfehen und tüug sclost auf seinen häufigen Fußreisen er hatte fast jeden Winkel Italiens zu Fuße durchsrichen immer elnen vorzüglichen Barometer und einen trefflichen Sextanten nebst kuͤnstlichem Horizont, von neuer Erfin⸗ dung von Pistor in Berlin, mit sich. So ausgeruͤstet, wollte er die Berghoöͤhen und zugleich auch die Laͤngen und Breiten der vor⸗ zuͤglichsten Punkte der Insel genauer bestimmen, besonders aber eine Karte vom Aetna entwerfen. Wie viel von seinen Vor saͤtzen er schon ausgefuͤhrt, bleibt ungewiß, nur so viel weiß man, daß er zuletzt von Syrakus kam, wo er sich mit Aufnahme und Ent⸗ werfung des Gebiets der alten Stadt beschaͤftigt hatte. Er kehrte nach Palermo zuruͤck, wahrscheinlich um sich wieder nach Neapel einzuschiffen, als er auf dem Wege dorthin drei Miglien vor Termini, welches nur fünf Deutsche Meilen von Palermo entfernt ist, von der übermäßigen Hltze üͤbermannt und von einer heftigen Kollk überfallen, vom Maulthiere absteigen mußte und, gleich unfaͤhig, zu gehen oder zu reiten, seinen Fuͤhrer nach einem Trag⸗ sessel nach Termini schickte. Aber ehe dieser ankam, war er ver⸗ schieden. So starb der brave Westphal, einsam auf freiem Felde lie⸗ gend, erst 36 Jahre alt, an den Folgen zu großer Anstrengung bei einer, selbst in Sicilien, ungewoͤhnlichen Hitze, die diesen Sommer über 330 Regumur gestlegen ist, welcher er aber um so eher wider⸗ stehen zu konnen meinte, als er schon zweimal der von Afrika un⸗ gestraft getrotzt hatte, leider zu sehr seiner felsen festen Gesundheit und ungewöhnlich siarken Constitution vertrauend, Hir illi ltertzn ers! Mögen unsere anderen naturforschenden Landsleute, die ei⸗ nige Tage näch diesem traurigen Ereigniß durch Termini, wo der gute W. begraben liegt, kamen, gluͤcklicher seyn und wohlbehalten im Herbste, wie sie beabsichtigen, aus Sieilien zuruͤckkehren.“

Vereinigte Staaten von Nord-Amerika.

New⸗RMork, 109. Sept. Herr Thomas Randolph aus Flo⸗ rida ist vom Prasidenten an die Stelle des verstorbenen Herrn A. Adair zum Marschall der Vereinigten Staaten für den Di⸗ strikt Mittel-Florida ernannt worden. ö.

Die Detroit-Zeitungen melden jetzt, daß in Bezug auf die Ecuennung kes jungen Mason zum Staais-Secretair für das Gebiet von Michigan von einem dieserhalb niedergeseßz— ten Burger-Cemité berichtet worden ist, daß jener junge Mann sich selbst für unfähig zu d esem Amt erklart hat und die Ein⸗ wohner daher eine Benksch ift an den Präsioenten abgefertigt hätten, worin sie ihren Unwillen über die Ernennung zu erkennen geben und um Zurücknahme derselben nachsuchen. ö Aus Bu enogs-Ayres sind Zeitun en bis zum 18. Juli ein⸗ gegan en; sie meiden den unterm 30. Mai erfolgten Ab schluß eines Friedensvertrazs zwischen der Provinz Cordova und dem im N men der konföderirten Provimen handelnden Gineral Lopeg. Am 9g. Juni hatte Letzterer, unter allgemeinem Judvelruf, seinen Einzug in Cordova gehalten.

,

Berlin, 13. Oktober. Das Revo utions⸗-Fi ber, von wel⸗ chem seit Jaht und Tag ein großer Theil von ECuropa er riffen worden ist, hat auch das Fürstenthum Neuchatel und Vallanzin nicht versckoͤnt. Dieses kleine Land, welches seit länger als ei⸗ nem Jahrhundert unter das Scepter der Könige von Preußen gekommen ist,“) hat sich stets der besonderen Vorliede der Für⸗ sten semes Regentenhauses zu erfreuen gehabt. Das Voit ist im Vellgenuß seiner von den Fürsten niemals geschmalerten, von ihnen vielmehr stets heilig gehaltenen, Freiheiten und Rechte ge⸗ blieben; und der Besstz cieses Landes ist für seine So uveraimne immer nur eine Veranlassung gewesen, mächtigen Schutz und vielfältige Wohlthaten zu gewähren.

Nachdem das Fürstenthum im Jahre 1814 wieder in den Besitz seiner rechtmäßigen Beheirscher gekommen war, wurde es im folgenden Jahre, auf besondere Veranlassung Sr. Majestat des Koönigs, unbeschadet der Rechte desselben, als souverz inen Fürsten von Neuchatel, ein Glied der Helvetischen Eidgenossenschast als Canton Neuchatel.

In dieser Lage ist das Land sechszehn Jahre lang ruhig und Flücklich gewesen, und seiue Beziehungen zum Preußischen Fürstinhause find der Entwickelung seiner gewerblichen Thätigkeit und seiner geistigen Kultur von großem Nutzen gewesen.

Im Laufe des vergangenen Sommers gelangten auf gesetz⸗ mäßigen Wege mehrere Wünsche um Abänderungen in der Art der Zusammensetzung des seit 1814 wieder hergestellten gesetzgeben⸗ den Körpers der sogenannten audiences générales zum Throne, Se. Majestät sendeten hierauf den General— Major von Pfuel als Kommissarius dorthin und ließen demnächst wesen liche Ver⸗ besserungen in Hinsicht jener Zusammensetzung, der Befsugnisse der Vertretung, der Ausdehnung des Wahlgesetzes und der Be— rathungen eintreten. Während die große Mehrzahl für diese neue Wohlthat innigen Dank empfand, rottete sich vor einiger Zeit eim Haufen von Aufrührern, hauptsächlich vom Val de Travers kommend, zusammen. Durch einen beklagenswerthen Schwindel irre geleitet, vielleicht auch durch Uebelwollende in der Nähe und Ferne aufgewiegelt, brach er gegen die Stadt Neuchatel auf und verkündete laut die Absicht, sich der gesetzmäßigen Regierung zu entziehen. Bemerkenswerth ist hierbei, daß die Aufrührer nicht eine Klage, nicht eme Beschwerde, nicht eine Forderung, die, wären sie gegründet gewesen, unverzügliche Berücksichtigung gefunden haben würden, gegen die Regierung vorbrachten, und daß sie als einzigen Beweggrund ihres Beginnens an⸗ gaben, daß sie nicht mehr Preußen, sondern Schweizer seyn wollten, eine Aeußerung, welcher die augenscheinlichste Verkennung der wahren Verhältnisse zum Grunde liegt, Frei⸗ willig griff auch sofort eine große Anzahl der Einwohner von Neuchatel und Vallangin zu den Waffen, um die gesetzliche Re⸗ gierung vor diesem Angriffe zu schützen. Es drohte Blut zu fließen. Um dieses, um Bürgerkrieg zu vermeiden, hielt der Staatsrath den Eifer jener bewaffneten Bürger zurück und schlug andere Wege ein. Er wendete sich an die eidgenossenschaftliche Tagsatzung, in der Hoffnung, daß das Einschreiten derselben hin⸗ reichen würde, um, ohne Blutvergießen, die Ruhe wieder herzu⸗

ellen.

tt Dlese Hoffnung ist auch in Erfüllung gegangen. Eingedenk ihrer Pflichten gegen ein Glied ihres Bundes, fertigte die, Tag⸗ satzung sofort Kommissarien nach Neuchatel ab, und drei Ba— talllone eidgenossenschaftlicher Truppen rückten in das Fürsten⸗ thum ein; worauf, noch ehe es zum Kampfe gekommen, die

In Folge erbschaftlicher Rechte und der hierauf gegründeten antfacslnß Der itrKis Cinis vom 3. Nov, 170)

e,

Aufrührer die Waffen niedergelegt und sich in ihre Heimath zu⸗ rück begeben haben. Das Schloß, welches sie geplündert und zum Schauplatz der rohsten Ausschweifungen gemacht, die dazu gehörige Kirche, wo sie sich auch gelagert und die sie schmach⸗ voll entweiht haben, zeugen von dem Geiste, dem sie folgten. Nunmehr kehrten auch die bei Vallangin ver⸗ sammelten, zur Vertheidigung der Regierung bewaffneten, Bürger (ungefähr 1800 an der Zahl) zu ihren friedlichen Be⸗ schäftigungen zurück; nicht eher jedoch, als bis sie, aus freiem Antriebe, den Eid der Treue gegen ihren Fürsten auf das feier⸗ lichste erneut, durch die Zuziehung eines Dieners der Kirche die⸗ sem rührenden Akt eine noch größere Heiligkeit beigelegt und eine die reinste Anhänglichkeit und Liebe athmende Adresse an Se. Majestat votirt hatten. Die Mittheilung der letzteren be⸗ alten wir uns vor. 4. ? Da nun der Staatsrath demnächst den gesetzgebenden Kör⸗ per, das wahre Organ des Volks, zusammenberufen hat und der General-Major von Pfuel, der sich, bei seiner früheren Sen⸗ dung, die allgemeine Liebe und Achtung im ganzen Lande erwor— ben hat, als Königlicher KommissariLus, mit den ausgedehntesten Vollmachten versehen, vor wenigen Tagen von hier nach Neu⸗ chatel abzegangen ist, so steht zu erwarten, daß die gesetzliche Ordnung in ihrem ganzen Umfange bald wieder besestigt seyn wird.

Aus Kolberg schreibt man: Am 3Zten Sept. wurde hier das Säkularfest des vierhundertjährigen Bestehens der Gräflich von Schlieffenschen Hospital⸗Stiftung durch Gesänge und historisch religibsen Vortrag, so wie dunch Beschenkung der irmen lund Abends durch Erleuchtung der Gebäude, feierlich be⸗ gangen. Eine zahlreiche Versammlung, auch von vielen der an; gesehensten Personen der Stadt, nahm an diesem Ereignin Theil und freute sich innig über den glücklichen segensreichen Fort ang der Austalt, in welcher seit d. J. 1431 fast ein halbes tausend bedürstiger Personen in ihrem Alter eme gesunde Wohnung und Unterstützung erhalten haben. Wenn gleich die Ge aud. die⸗ ses Hospätals in den vier Belagerungen Kolbergs öfter durch seindliches Geschoß und Feuersbrunst— zustört worden sind, o ließen die Nachko muen des Safters, dee Familie v. Sch ieffen, dennoch diese Wohnungen siets wieder herstelen, in welchen ge— genwärtig 43 Personen ihren Aufenthalt baben.

Aus Merseburg wird gemelsen: „Wenn schon der (im Juli ergangene) Aufruf zu Beiträ nen für die durch die Leiden der Cholera in Noti stand versetzten Bewohner ven Danzig, und der Umgegend in eine Periode fiel wo vorzüu lich bei den Land⸗ leuten wegen der erst noch zu gewärtigenden Erntt Geldman⸗ gel zu herrschen pflegt, und obgieich man die Besorgniß hegte, daß jene Seuche auch die hisigen Gegenden, heimsuchen werde, hat derselbe doch im hiesigen Regierun 8⸗ Bez ik eine sehr bereit⸗ willige Aufnahme gefunden, und die. Sammlungen sind reichli⸗ cher ausgefallen, als es sich, den Zeitumständen nach, erwarten ließ. Besonders bemerkens werth ist, das in Braunsch wende, einer fleinen Kommune des Mannsfelder Gebiegs-Keeses, allein 192 Rthlr. und darunter von den Schul-Kindern 52 Rihlr. einge⸗ kommen sind, welche, nach Anleitung des K tors zingermann, die Kinder in der Art sich verdienten, daß sie m dem Königl. Forstceviere für den gesetzten Lohn in den Pflanzgärten arbeite⸗ ten. Aus ihren Mitteln hatten die Eltern der Kinder nichts hergeben kömen, und doch wollten sie gern eine thätige Theil⸗ nahme, die Noth der Mubrüder zu lindern, an den Tag legen, und so willigten denn alle freudig in den Vorsch lag des Schul⸗ lehrers ein, was allen Theilen zur Ehre gereicht.“

. *

* h e r a . Residenzstadt Berlin waren 6 . nt erkr. genes. gestorb. Bestand bis zum 12. Okt. Mittags 1318 323 830 1tz5 Hinzugek. bis zum 13. Okt. Mittags 3 5 18 165 Bis zum 13. Okt. Mittags Summa 1341 328 S488 165 Aus dem weiteren Verwaltungs⸗Be⸗ . zirk von Berlin bis zum g. Okt. 21 1 16 1 In obiger Zahl Militair 15 3 85 4. In ihren Wohnüngen werden behandelt 115 Personen, in den Hospitälern 50. . Regierung s-Bezirk Potsdam. In Potsdam waren erkr. genes. geflorb. Bestand.

bis zum 8. Okt. 19 1 12 6

Hinzugekommen v. 9. bis 123.; 1 2 1 4 Summa 20 3 13 4

Darunter Militair 1 = 1

Kreis Teltow-Storkow. Auf dem Kietz bei Köpe— nick haben sich in demselben Hause, in welchem bereits früher Person erkrankt war, 3 Cholera-Erkrankungen neuerlich am Sten d. M. ergeben.

Reglerungs-Bezirk Magdeburg.

In der Stadt Magdeburg sind 233 ; erkrankt genesen gestorben Bestand

bis zum 11. Oktober.. 31 =. 21 16 hinzugek. am 12. Oktober. . 13 3 9 11

2

Bis 12. Okt. Mittags Summa 44 3 50 11 Regierungs-Bezirk Frankfurt. Kreis Lebus. Im Dorfe Storkow ist die Cholera am Oktober ausgebrochen. . Kreis Me ff. 5 In der Umgegend von Krossen sind am 8. Oktober Spuren der Cholera bemerkt worden, ohne daß in der Stadt selbst ein verdächtiger Fall vorgekommen wäre. Regierungs⸗-⸗Bezirk Breslau. ; Die Zaͤhlen-Angaben über den Stand der Cholera in

slau werden dahin berichtigt: . erkrankt genesen gestorben Bestand. 8

bis zum 8. Okt. Mittags 39 18 13 , , Oppeln. Die Cholera hat sich gezeigt: . Neu stadt, in ODber-Glogaun am 2. Oktober; Kreis Oppeln, in 6 f. ö 8. Oktober. Regierungs⸗Bezirk sin , e ; 6 . genesen gestorben Bestand bis zum 5. Oktober 436, 157 265 14 Regierung s⸗Bezirk Köslin. ; 3 Kreis Lauendurg. Die Cholera ist leider in den Vor— werken des Dorfes Schluschow am 25. Sept. wieder zum

Vorschein gekommen.

In Wien und den Vorstädten sind vom 6ten bis Jten Okt. Mittags 77 Personen an der Cholera erkrankt, 83 genesen und Ih gestorben. Seit dem Autbruche der Cholerg sind überhaupt sn ber Gtadt Wien 9a3 Persenen erkrankt, 379 genesen unn

372 gestorben; 871 erkrankt, Bestand.

St. Peter abstrahirten bemerken wi von dem Briessteller selbst herrühren.

Vom 28sten Seyt. bis sten Okt. sind nachstehende milde traͤge zur Erleichterung des durch die Cholera in den Provinzen beigefuͤhrten Nothstandes , ., nucht,

In der Beilage zum theilen wir einen von einem Gönner der

75) Von Ihrer Durchl— 50 Rthlr 376) Aus d lichen Geh. Raths und 48 Rthlr. 13 Sgr. in deren Bezirk eg k 2 Rthlr 15 Sgr. terie und St ea. Yin ister v. Hake 15 Rthlr. Hr. General- Lieutenant v. Witzleben 5 v. Lattre 1 Rthlr. 382) Hr. Geheime⸗S 383) Hr. Geh. Secretair Heinrichs 15 Sgr. zusammen 32

Hierzu die nach der Bekanntmachung vom 253sten v. M eingegangenen und der Bestand vom 21. v. M. mit ... Summa. 497

Davon haben bei der heutigen Verthei⸗

lung erhalten: 1) die K. Regier. zu Marienwerder 199 Rthlr.

r . esammelten 199 Rihlr. 23 Sgr. 6 . ssion des Koͤnigl. Garde⸗Husaren⸗ Regim 379) Se. Excellenz der Hr. General der In s ; 389) Se. Excel Rthlr. 3351) Hr. Rittme Secretair Schliebitz 15

2Rthlr. 21 Sgr. h

ommi

aus a

er fortge

29 Stadt Osterode 35 Neuwedel .. 4) ⸗Pakosze

. ⸗Betssche 65

Reidenburg fur verwaisten Kinder daselbt zusammen 327

und bleiben im Bestand Berlin, den 5. Oktober 1231 Im Namen des Vereins:

Fraͤnkel.

; ö ĩ . 2 ö er. . *r wenne ö 2 m a em g,. . e mne, Tenne. ea e m r. ö . ö . * m., ö , en,. 1 ö

182 noch in Bestand; in den Vorstädten ; 2238 genesen, 389 gestorben und 254 noch

Erfahrungen mit. ir zugleich, daß die dabei befindlichen

i die

v. Auers wald. v. Boyen. Muhr.

V

.

=

heutigen Blatte der Staats⸗Zein chtungswerther Feder geflossenen n Zeitung uns mitgetheilten Brief sburg über den Gang der Cholera und die dan Bei Hinweisung auf densch Anmer kun

der Frau Fuͤrstin von Lien setzten Sammlung des Koͤnigl. R Ober-⸗Praͤsidenten Hr v. Vincke Exzeell Die von der Königl. . zu

f.

W

V.

V

Beilage zur Allgemeinen Preuß

i

schen Staats-Zeitung M 285.

St. Petersburg, den 24. (12.) Sept. 1831.

Glauben Sie nicht, m. v. Fri, daß ich meines Versprechens eingedenk gewesen bin, Ihnen über die Erscheinung der Cho— a in der hiesigen Residenz, und, besonders über die Ansichten, sche sich von dieser so eigenthümlichen, mit keiner anderen usteckenden) vergleichbaren Krankheit hier in Folge wirklicher schauung derselden entwickeln würden, die gewünschte Mitthei⸗ g zu machen. Das Bestreben, letztere so weit, als es von inem Standpunkte aus geschehen konnte, recht vollständig wer⸗

zu lassen, die Hoffnung auf Vermehrung meiner Notizen, e Krankheit, von der ich befallen ward, und manche andere stände haben mich verhindert, Ihnen so schnell, als Sie es lleicht erwarteten, zu schreiben; allein jetzt, da die Seuche hier er völligen Endschaft sich nähert, und wohl keinen Stoff wei—⸗ zu noch neuen Bemerkungen und Erfahrungen von einiger schtigkeit liefern dürfte, kann ich wohl um sso weniger noch ger mit meiner Mittheilung zögern, als das wichtigste Resul⸗ der hiesigen Anschauung, nämlich die hier bald nach dem 6bruche der Krankheit eingetretene wesentliche und fast allge⸗ in gewordene Veränderung der über sie gehegten Meinung,

Veränderung, zu welcher auch ich mich bekennen muß, so haft ich auch früher von der abfoluten Kontagiosität der In— hen Cholera überzeugt war, und wovon ich Ihnen die Gründe her zu entwickeln beabsichtige, sich jetzt auch wohl schon in Ber⸗ wiederholt haben dürfte, so daß mein Schreiben Ihnen oh— in weniger ein Beitrag zur Eröffnung neuer Gesichtspunkte , als vielmehr nur noch zur Bestätigung der dort, wie ich igstens aufrichtig wünsche und hoffe, schon gewonnenen über— simmenden Alnsicht dienen wird.

So wie nämlich vor dem Ausbruche alle Aerzte in Peters— g von Ruf und Ansehen, fast ohne Ausnahme (in einer dar— r berathenden Konferenz von 40 Aerzten waren nur 2

Poselger.

Frie e.

Begengesetzter Meinung) sich überzeugt hielten, daß die Inds—

J Cholera im engsten Sinne des Wortes eine ansteckende,

Menschen und, Sachen auf andere Menschen sich übertra— de, ganz eigenthümliche Krankheit sey, so waren auch fast alle

Koͤhlc wohner der Residen; von dem Glauben an eine beispiellos

fie Ansteckungs⸗- Gefahr dieser Krankheit durchdrungen und

e . Den 13. Oktober 1831.

Amtl. Fonds- und Geld-Cours-Zettel. (PnreHd /s. Cun

65 T

8 3.

d

i ,.

2, F in

gstigt, und die Regierung schien, den anbefohlenen Siche— 6⸗Maaßregeln zufolge, dieselbe Meinung zu hegen.

Allein, schon das erste Erscheinen der Cholera, ihr durch ge mit den ihr eigenthümlichen Symptomen erfolgende desfälle sichtbar werdender Ausbruch, erschütterten e Meinung von Grund aus, und alle Erscheinungen, welche ferneren Verlauf der Seuche vorkamen, widerlegten diese inung immer mehr, und ließen die entgegengesetzte in glei—

St. Schuld-8ch. Pr. Engl. Anl. 18 Pr. Ens. Anl. 22 Pr Engl. Ohl. 30) Kurm. Oh m. l. C. Im k. Int. Sch. di Berl. Stadt-Ohl. Königsbęg. do.

kElhinger do.

Danz. do. in Eh. VWestpr. Pfandh.

Gi ossliz. Pos. do.

C C O ο˖‚

14 91 993 983 S855 8551 S993 S909 912 Q 9890 92 353 35 w 833

Ostpr. lund hr. bomm. Plandlor CXur- u. Neum. do. Schlesische da. Rksl. C d. K.-u N L. Sch. d K.-u N.

Iloll. voll. Dukß. (dito. Fricdrichsd'or.

1 .

8

n Verhältnisse Raum gewinnen und sich befest igen.

Bereits vor einiger Zeit erklärten sich durch eigenhändige erschrift 33 Aerzte, wovon die meisten an der vorerwähnten athungs-Konferenz Theil genommen hatten, dahin: „daß ih⸗ jetzigen Uteberztugung nach, in der Cholera-Krankheit, dle vor Augen und zu behandeln hätten, der epidemische rakter vor dem contagiösen ohne Vergleich vorherrschend und nur 9 Aerzte sprachen sich mehr oder weniger dafür daß selbige ihnen kontagiöser Art zu seyn scheine.“

Doch, weit entfernt, das Kontagium, weiches sie in der chenden Cholera annahmen, mit irgend einem andern zu ver—

5

1 1

Wechsel Conr s.

Htelsil(s ric. 06

hen, sieht auch diese Minorität sich bewogen, einzurdumen, die Natur des Cholera-Kontagiums und die Modalitäten

k 51

ie ; rn, K

w,, . w , K,, ; Augsburg... ,, Leipzig.... e d ,, . Frankkurt a. M. VX ü l,, 100 KRhl. , .

,

Rur 2 Mit.

Kurz

Mt. It. Alt. Mt. Ilt. Mt. Tage Mt? Woch.

.

Uebertragung desselben ihnen völlig unbekannt, und ihr ube an deren Ansteckungs-Eigenschaft nur auf das successibe schreiten derselben längs den Wasser- und Land-Communica— en von Indien bis hieher, und auf den Umstand begründet daß jedesmal und überall eine Ansteckung von außer— 9 den ersten Ausbruch scheine herbeigeflihrt zu ha— Diese sogenannten Kontagionisten stimmen daher auch l den Aerzten der entgegengesetzten Ansicht vollkommen darin ein, daß es ungleich wichtiger sey, sich vor veranlassenden s chen, und vor dem Versäumen augenblicklicher Berücksichtigung b einstellenden ersten Symptome, als vor dem Zusammentreffen Cholera⸗Patienten und vor Annäherung an dse Orte ihres Lüuf— alts zu hüten. Sie nicht weniger, als ihre anti⸗kontagionistischen

13

Auswärtige

Amsterdam., 8. Oktober. Kanz-Billets 133.

Niederl. vwirkl Schuld 371.

Metall. 773. Russ. (bei Ilope) 374.

Wien. 8. Oktober. oproe. Netall. Saz 4proc. J4 21proc. 421. proc. 19. Part. 1233. Bank- Actien 10171.

Börsen.

Oesterr.

egen begaben sich ohne andere Präservative, als etwas Kräf— m Speise oder Trank zu sich zu nehmen, in die Cholera⸗ äler und aus diesen, ohne alle Reinigungs-Procedur, als

sn tens die Hände mit Essig zu waschen, zu gesunden und

en Personen ihrer Praxis und nicht weniger in ihre eig e—⸗ Familien! Was mit den Aerzten sich ergab, fand auch bei allen Be— ern statt, die allerfurchtsamsten nur etwa ausgenommen, nicht selten, trotz der höchsten Vorsicht, und gerade in Folge llebertreibung ein Opfer der Krankheit geworden sind; und

Königliche Freitag, 14. Okt.

Trauerspiel in 5 Abtheilungen, von Schiller. zer, Großherzoglich Badenschen Hoftheater zu Karlsruhe: Mortin

Zur Höchsten

als Gastrolle.)

Sonnabend, 15. Okt. ; zöchsten burtsfeier Sr. Königl. Hoheit des Kronprinzen Friedrich 66 Festrede, gedichtet von C. v. Holtei, vorgetragen von A Frelinger. Hierauf, zum Erstenmale: Der Liebestrank, Opt

Im Opernhause.

Sch au spiele. Im Schauspielhause: Maria Stu (Hr. Fischer,

2 Abtheilungen, mit Ballets; Musik von Auber.

Die zu dieser Vorstellung eingegangenen Meldungen Billets sind berücksichtigt worden, und können dieselben im? let⸗Verkaufs⸗Bureau in Empfang genommen werden.

Königstädtisches Theater. Haß allen Frauen, Lustspiel in 4

Freitag, 14. Okt.

von Castelli. Hierauf, zum erstenmale wiederholt dete Liebhaber, Lustspiel in 1 Akt, von Castelli. zum erstenmale wiederholt: Die Puppe, oder: Die kleine Sth ster der Geliebten, Lustspiel in 1 Akt, von Castelli.

8E NMCKRICNHREEAI.

5proc. Rente sin conr. 87. S5. Hproc. Neap. sin our. 69. 75. 5proc. S

Metall. dl

NEUESTE E Paris, 7. Okt.

sin cour. 58. 45. Rente perp. 463.

*

2

Frankfurt a. M., 10. Okt. Oesterr. 5proc. S1Izz3. 4prot 717 7153.

Act. 1193. 11909. Martial bl. 1223.

Poln. Loose 523. 515.

2Iproc. 41. G.

sproc. 18. Br. 8 Loose zu 100 Fl. 1671

Vell

Der vern Zum Beshl

tl

Ergebniß war nach wenig Wochen der herrschenden Epide— in Riga und in Mitau das nämliche, wie in den beiden tstädten; das heißt also: in allen Städten Rußlands, in je die Krankheit bisher eingedrungen und die, Hinsichts ihrer ältnisse, mit andern Eurbpäischen Städten vollständig in leich gesetzt werden können, ist die Umstimmung der öffent— Meinung, wodurch fast alle Einwohner den Glauben an besondere Ansteckungs⸗Gefahr bei der Cholera aufzugeben dewogen fühlten, alsbald erfolgt, was dagegen mit so viel nan ärztlicher Hülfe Mangel leidenden, oder von Fatali— bewohnten, oder von Juden überfüllten Städten in Alt— Neu⸗Rußland durchaus nicht der Fall ist. Indem ich mich hiernach zu den Ürsachen dieser gänzlichen immung der Meinungen wende, glaube ich besonders über ersten Ausbruch der Krankheit in hiesiger Residenz aus— ich seyn zu müssen, weil aus diesem eben die Haupt-Ur— hervorgehen, welche der Idee von Kontagiosität, in dem anlichen (wenn man es näher erwägt, überall hauptsächlich Pest entlehnten) Sinne, ferner Raum zu geben, geradezu sglich zu machen scheinen. Soll der Beginn der Krankheit nach der ersten Erkrankung Shmptomen der wirklichen Astatischen Cholera, die offi⸗ bekannt gemacht wurde, festgestellt werden: so erfolgte der⸗ in Petersburg am 25. (13. ) Juni in der Nacht. Hierbei aber zeigt sich sogleich die Unmöglichkeit, anzuneh⸗ und zu glauben, daß dieser erste Kranke, ein von Wytegra ommener Russischer Kaufmann, die Residenz angesteckt habe, die Seuche wirklich durch ihn zunächst und ausschließlich ent⸗ n und eingeschleppt sey. Er selbst ist daran nicht gestor— nd, war zufolge bestimmter Versicherung der kompeten⸗ Behörden, nach angestellter genauer Untersuchung, bei Tage vor der Erkrankung stattgehabten Ankunft voll—

kommen gesand, während dieser Frist jedoch in häufiger Ver— bindung mit den größtentheils von der Wolga kommenden, am obern Ende der Stadt anlegenden Barken gewesen. ) Wytegra liegt an dem Flusse gleiches Namens, dicht am Onega⸗See, und zwischen diesem Orte und der Wolga besteht allerdings eine Wasser⸗ Communication, die von diesem Flusse bei dem damals schon wieder von der Cholera ergriffenen Städtchen Ribinsk ausgeht. Jenen Ort selbst aber hat die Krankheit erst volle 3 Wochen nach der Abreise des hier erkcankten Kaufmanns erreicht.

Schon längerer Zeit vor Eintritt dieses ersten Cholera-Fal⸗ les, und beinahe eben so lange, als die Nachricht von dem Aus— bruche derselben in Riga hier eingetroffen war, hatten hier meh— rere Erkrankungen statt gefunden, die vielleicht nur deshalb, weil weniger erfahrene, besorgliche oder gewissenhafte Aerzte herbei gerufen wurden, oder auch die gute Wendung der Krankheit mit mehr Gewißheit als bei dem Wytegraer Kaufmann sich gewärtigen ließ, für gewöhnliche Brechruhr genommen worden waren. ) Auch litten in diesem Zeitraum, d. h. in den letzten 14 Tagen vor dem Ausbrüche, viele Personen an den, der Cholera vorangehenden eigenthümlichen und zu dem ersten Stadium derselben gerechne— ten Symptomen, als da sind: heftiges Kollern im Leibe, Drücken und Brennen in der Magengegend, Mangel an Schlaf und Eßlust, Llengstlichkeit, abwechselndes Gefühl von Uebelkeit und Stuhlgang, Taubheit der Hände und Füße, kurz an allen den Symptomen, an welchen, nachdem die Krankheit einmal ausge⸗ brochen war, ohue Uebertreihung die halbe Bevölkerung von Petersburg aus allen Ständen, doch in den höhern Klassen am haufigsten, mehr oder weniger gelitten hat und zum Theil noch leidet. ““) Daß hiebei das Moralische großen Einfluß übe, ist keinem Zweisel unterworfen und wird von keinem Aufrichtigen bestritten werden, der am Orte seines Aufenthalts eine vollstän— dige Cholera⸗Epoche zu durchleben hatte, besonders wenn Volks— Unruhen, wie hier in Petersburg, ihm Gelegenheit gaben, sein Befinden in und nach denselhen zu vergleichen.

In den vier Quarantainen, welche zum Schutz der Resi— denz in Neu-Ladoga, Bronitza, Borowitschi und Narwa einige Zeit vor dem Ausbrüche der Krankheit errichtet worden sind, ist Niemand an der Cholera erkrankt, ungeachtet in der Quarantaine auf, der Moskowischen Straße (in Bronitza) viele Hunderte von Reisenden auf etwa 50 enge Häuser beschränkt, und mehrere Tausende von Rekruten aus allen Gegenden von Rußland nach und nach daselbst zusammen gekommen und angehalten worden waren; in allen drei Quarantainen aber keine Klassifica⸗ tion nach der respectiven Ankunftszeit gemacht wurde, die doch allein, bei Annahme der Möglichkeit: daß scheinbar und selbst wirklich gesunde Personen Träger der Krankheit seyn könnten, die Quarantainen zweckmäßig und erfolgreich machen kann. Auch ist kein Fall vorgekommen, oder doch mir wenigstens nicht zur Kenntniß gelangt, wo eine von angesteckten Orten, zu Lande weither kommende, einzelne Person noch innerhalb des erfor— derlichen Zeitraums krank geworden sey, um die Meinung ver— anlassen zu können, daß sie die Ansteckung von außerhalb mitge— bracht habe. 4) ö

Am nämlichen Tage, an welchem der Eingangs gedachte Wytegrger Kaufmann erkrankte, wurde zwar des Abends ein Maler-Geselle mit allen Zeichen der Indischen Cholera be— fallen und starb am andern Morgen. Dieser war jedoch

) Es ist gegenwartig fast außer allen Zweifel gesetzt, daß im vorigen Jahre hier und eben so in Moskau zu Anfang des Som⸗ mers, also lange vor Ausbruch der Krankheit in der alten Resi⸗ denz, wirkliche Faͤlle der Fndischen Cholera vorgekommen sind, de⸗ ren Symptome damals nicht erkannt wurden, jetzt aber von den Aerzten, welche sie zu beobachten Gelegenheit gehabt hatten, bestimmt dafuͤr gehalten und erklart werden.

* Dieser Mann scheint also die Krankheit aus der präsumir⸗ ten Cholera⸗Atmosphaͤre sich geholt zu haben, die in den Bar⸗ ken vorhanden, und den daran gewohnten Faͤhrleuten nicht mehr gefaͤhrlich war. Spaͤterhin erkrankten, wie auf allen Punk⸗ ten der Stadt Cholerafaͤlle eintraten, auch mehrere dieser Barken⸗ fuͤhrer; von ihnen und von dem Wytegraer Burger ging solcherge⸗ stalt aber die erste Ansteckung nicht aus, sondern sie erkrankten, wie alle andern in Petersburg, an der zur Epidemie gewordenen Seuche.

„* Ganz gleiche Erscheinungen sind. zufolge durchaus un⸗ parteiischer zeugnisse, in Astrachan, Baku, Moskau, Tiflis, dem Kaukgsus, Riga :(. kurz uberall da wahrgenommen worden, wo die Krankheit uͤber einen größern, oder enger bewohnten Raum sich verbreitet und laͤnger geherrscht hat. So wie aber diese Er⸗ scheinungen fast niemals start gefunden haben, wenn in Folge von Durchmaͤrschen durch angesteckte Orte, bloß einzelne Personen er⸗ krankten, und wobei denn der Regel nach, die Krankheit auch nicht unter den Truppen anhielt, ja haͤufig auf die zuerst Angesteckten sich beschraͤnkte und fuͤr diese selbst Herstellung möglich ließ; so ist auch gegenwartig in Petersburgs naher Umgebung, auf dem eigent⸗ lichen Lande, nichts von diesen cholerischen Symptomen und Empfindungen, und eben so wenig etwas von Fortpflanzung der Krankheit zu bemerken gewesen. Einzelne Fabrik-Arbeiter und Landleute, besonders die Finnen, haben sich zwar die Krankheit a us der Stadt, die sie selten nuͤchtern verlassen, geholt, und sie, unmittelbar nach der Ruͤckkehr, bis zu den Symptomen des zweiten Stadiums der Krankheit sogar entwickelt. Diese sind aber fast durchgaͤngig dem Gebrauche frischgemolkener Milch, oder andern warmen anf, simplen Reibungen u. s. w. gewichen, nur ganz einzelne Sterbefaͤlle und nirgends weitere Verbreitung vorgekommen. Unter den, nur etwa 8 oder 19 Werste vor der Barriere wohnenden Deutschen Kolonisten, die ebenfalls taͤg⸗ lich in die Stadt kommen, oder Besuch aus derselben erhalten, aber ordentlich und maͤßig sind, ist keiner an der Cholera erkranlt. Dasselbe findet mit allen Inseln statt, die bloß zu Som mer⸗Woh⸗ nungen gebraucht werden, wie Kamenot-Ostrow, Krestowsky c. An solchen Orten aber, die enger zusammen gebaut und dich⸗ ter bevölkert, zu Sommer-Woͤhnungen gewaͤhlt werden, wie Per⸗

ola, Strelna, Nowaja und Staraja Derewna, sind weniger gün⸗

ige Erfahrungen . worden. Doch waren die Sterbefaͤlle auch hier in Verglesch der Erkrankenden sehr viel guͤnstiger, als in der Stadt selbst. Diese Erfahrungen in ihrer Gesammtheit aufgefaßt, sind es eben, wodurch die Meinung begruͤndet worden, daß in volk⸗ reichen Städten, die Cholera (bald) einen epidemischen Charakter annehme; eine nicht an die Atmosphaͤre gewohnte Person leichter darin erkranke, als ein anderer in derselben Lebender, doch aber, nach dem vom Miasmg wenig berührten Lande zuruͤckkehrend, die Krankheit mehrentheils nun schnell uͤberwinde, und selbige nicht verbreite.

) Es ist uberhaupt mir kein Fall hier vorgekommen, und wird solches auch von keinem der Aerzte, die Kontagionisten sind, behaup⸗ tet, wobei die Ansteckung eines Menschen durch den andern oder durch Sachen un widerleglich nachgewiesen und unbestreitbar n, werden koͤnnte. Der Faͤlle dagegen, wo starke Gemüths⸗

ffekten deprimtrender Art, heftige Erlaͤltüngen, grobe Diaͤtfehler und Fahrlaͤssigkeit oder Leichtsinn, die naͤchste Veranlassung waren, giebt es zu Tausenden.

Lazareth geschafft. . Die gewa ͤ die weit uber die offiziellen Angaben hinausgehen soll, ist daher erst laͤngere Zeit nachher aus den Berichten von den Begraͤbniß⸗ Platzen gefolgert worden, die jene Total Summe von beilaͤufig s00 Todten fuͤr die Tage des 28, 29. und 39. Juni a. St. liefern, und wovon dann der Ruckschluß auf, eine ebenfalls , ., Anzahl von Erkrankten die natuͤrliche Folge ist. Indeß ble l

sichts der Richtigkeit dieser Quelle manches Bedenken uͤbrig. Es fehlte an den Begraͤbniß⸗Orten der Cholera⸗Opfer, wie in allen neu eingerichteten Anstalten, Ordnung und Aufsicht, weil das Uebel und das Bedurfniß die getroffenen Vorkehrungen uͤberholten und die vor⸗ handenen unzulänglich machten. Die ; leicht mit doppelter Kreide angeschrieben haben, und es ist außer⸗ dem völlig erwiesen, daß in jenen Tagen des Schreckens Hunderte von Leichen, anstatt in 24 Stunden, erst nach 2 Tagen und spaͤter noch wirklich unter die Erde gekommen sind. einem gewissen Tage begrabenen kann daher leicht die an demsel⸗ ben wirklich Verstordenen bedeutend uͤberstiegen haben.

machte Erfahrung. staͤndig 2 ehoͤrt, daß nicht dieses ganze Fruͤhjahr hindurch noch einzelne F

ren. ur die Wiburger Seite, ein schmaler, dünnbebauter Stadttheil, welcher, durch den Haupt strom und dem Haupt⸗ arm der Newa abgesondert, im Nord⸗Osten der Residenz liegt, also eben so wenig unter dem Ost winde, der in den ersten 1 Tagen der Krankheits-Epoche fast ohne Unterbrechung herrschte, als unter den West- und Nordwest-Winden, die späterhin mit jenen abwechselten, blieb mehrere Tage verschont,““) und hat überhaupt im Verhältniß der Bevölkerung die wenigsten Kran— ken gehabt.

Aus der beigefügten Liste werden Sie ersehen, daß die

Krankheit vom 14ten dis zum 18ten Tage incl. ihren Culmina⸗ tions⸗Punkt erreicht hatte. lich vom 27. Juni bis 1. Juli alten Styls, zwischen 5 bis 600

Sie giebt in diesen 5 Tagen, näm⸗

Neuerkrankte und vom 28. Juni bis 4. Juli täglich über drit⸗ tehalb Hundert Todte an.

Man glaubt jedoch, daß in dem Zeitpunkt der größten Hef⸗ tigkeit der Krankheit, namentlich aim 28., 29. und 30. Juni a. St. die Zahl der Kranken und Todten noch viel bedeuten

der gewesen sey, und schlägt erstere gegen 700, letztere gegen 800 täglich an.““) Seit diesem schauerlichen Moment nahm GZufolge

anliegender Liste) die Krankheit auf eine nicht weniger wunder— bare Weise fast eben so schnell an Zahl und an Kraft (oder

Tödtlichkeit) ab, ohne daß jedoch die Beispiele eines unglücklichen und schnellen Verlaufs bei derselben ganz verschwunden wären; sie entführt selbst gegenwärtig noch einzelne Opfer ihrer Anfälle

innerhald weniger Stunden. In diesem raschen Verlauf der Krankheit im Ganzen unterscheidet sich die Cholera, die in Pe— tersburg herrschte, wesentlich von der, welche Riga, Moskau und andere Orte in Rußlands südlichen Provinzen heimsuchte, eben so aber auch durch eine ungleich größere Verbreitung derselben über die mittleren und höheren Stände. Endlich kann, und allerdings mit Recht, behauptet werden, daß, ungeachtet bei der ungleich größeren Bevölkerung für Petersburg, den Zahlen nach, ein günstigeres Verhältniß odzuwalten scheint, die neue Res. enz, in Betracht des kürzeren Zeitraums der Krankheit, doch keinen geringeren Tribut, als die alte Hauptstadt, zu entrichten gehabt habe.

Es scheint jedoch, daß diese drei Ergebnisse in Petersburg sich sämmtlich aus einem und demselben Grund ableiten und er— klären lassen. Es ist dieses die anhaltende große Hitze, aber kei— nesweges als solche und für sich allein, sondern verbun— den mit der hiesigen allgemeinen Neigung, in dieser Jahreszeit rohe Nahrungsmittel aus dem Pflanzen-Reiche, kalte Suppen von fetten und hartfaserigen Fischen, und säuerliche auf Eis ge— stellte Getränke zu genießen.ß 1) Der gemeine Mann übertrleb

) In Moskau ist der erste Ausbruch in der naͤmlichen Art mit einer Ansteckung von außenher absolut nicht in erweisliche Verbin— dung zu bringen. Von den Kaufleuten, welche die Nishny⸗Nowgo⸗ roder Messe besuchten, als dort die Cholera ausbrach, ist, nach ihrer Ruͤckkebr, kein einziger erkrankt, was, bei der allgemein auf sie . Aufmerksamkeit, keinem Zweifel unterliegen kann. Die Ansteckung aber durch einen aus Perm gebürtigen Studenten, der von der Üüniversitat Kasan nach Moskau gekommen war, ist in allem ihren Detail als völlig ungegruͤndet befunden worden. In

Kasan war die Cholera noch nicht ausgebrochen, als dieser Student

abreiste, und sein Bedienter ist weder unterwegs gestorben, noch von der Cholera befallen worden.

) Es wird keineswegs angenommen, daß die Cholera stets mit

dem Winde gehe, und nicht anders fortschreiten koͤnne. Aber einmal einen die Krankheit beguͤnstigenden Zustand der Atmosphaͤre voraus—

gesetzt, muß ein starker Wind die Verbreitung derselben noch unter

ihm liegenden Punkten, beguͤnstigen und beschleunigen. Auch treffen

die nach einigen Wochen von Gewitter und Regen begleiteten West⸗ und Nordwest-Winde, die ab und zu mit großer Staͤrke sich ein⸗ stellten, mit dem bemerkbarsten Nachlassen der Krankheit zusammen.

*) Nachdem zu Anfang der zweiten Woche die Volkstumulte entstanden, welche die Folge hatten, daß jedem Erkrankenden freige⸗ geben ward, in seiner Wohnung zu bleiben, oder in ein Lazareth zu gehen, sollen, wie auch keinesweges unwahrscheinlich ist, viele gestorben und begraben seyn, ohne daß sie vorher als krank angegeben waren. Die Ursache hiervon ist nur allzu begreiflich! Eine verhältnißmäßtg nicht auffallend groͤßere, doch immer be⸗ deutende Anzahl von Krankheitsfaͤllen, fanden unter den fremden, an dem Aufstande hauptsaͤchlich theilnehmenden, Arbeitern statt, deren Zahl vor ihrer Auswanderung oder Ruͤckkehr in die Heimath

auf 30,900 angeschlagen werden kann. Diese hatten, wie es immer

der Fall ist, keine eigentliche Wohnungen, sondern nur Schlafstellen

in leerstehenden, halbverfallenen Haͤusern, oder auf den Arbeitsplaͤtzen selbst. Die Erkrankenden unter ihnen blieben, waͤhrend die anderen arbeiteten oder sich zusammen rotteten, ohne alle Huͤlfe liegen; von Familien- oder Freundes⸗Theilnahme konnte nicht die Rede seyn;

ie starben oder wurden erst n n,, vor ihrem Tode in ein tige Sterblichkeit jenes Moments,

ibt doch Hin⸗

ruben⸗Graͤber koͤnnen also

Die Zahl der an

) Merkwürdig ist in dieser Hinsicht die neueste in Moskau ge⸗ 1 ; Die ire hat naͤmlich daselbst nie so v

e derselben vorgekommen waren. Mit dem Eintritt der roßen gin aber, Ende des Monats Mai, haben sich diese alle so bedeutend vermehrt, daß gegenwaͤrtig uͤber 7 800 in Allem

angegeben werden, worunter verhältnißmäßig ein weit groöͤ⸗ ßere rAntheil aus den höheren Staͤnden sich befindet, als