Artikels der Charte von der Kammer genehmigt zu sehen. Wie die übrigen Punkte, die zur Vervollständigung der Reorganisation der Pairs⸗Kammer erforderlich sind, demnächst entschieden werden dürften, ist heute noch nicht mit einiger Wahrscheinlichkeit vor⸗ herzusehen. Darüber aber sind die Ansichten aller Unbefangenen einig, daß, im Interesse des neuen Thrones und der Befestigung der Ruhe in Frankreich, unbedingt diejenige Combination den Verzug verdienen würde, welche am besten das Problem löste, eine zweite Kammer zu schaffen, die Wurzel in der öffentlichen Meinung hätte und zugleich als wahrhaft vermittelnde Gewalt zwischen dem Throne und der demokratischen Kammer zu wirken fähig wäre; und man sieht die Frage von der Dauer der jetzigen Französischen Verfassung als durch die Realisirung dieser Aufgabe bedingt an. Sehr gespannt ist man hierbei auf die von Herrn Odilon⸗Barrot am Schlusse seiner gestrigen Rede angekündigten Vorschläge, die als diejenigen der linken Seite zu betrachten sind. Mit der Entscheidung der Pairs-Angelegenheit wird jedenfalls die große zwischen den Doctrinairs und der Linken bisher bestan⸗ dene Partei-Frage erledigt werden; und man hört hier oft jetzt Vermuthungen darüber aufstellen, ob Herr Périer, falls jene Entscheidung gegen die Doctrinairs ausfiele, nicht dadurch ver⸗ anlaßt werden durfte, eine Annäherung an den gemäßigten Theil der Linken zu suchen und dessen Popularität dazu zu benutzen, der Regierung in den Departements eine moralische Kraft wie⸗ derzugeben, die, nach den letzten bekannten Vorgängen zu Straß— burg, Perpignan, Narbonne und Toulouse zu urtheilen, einiger⸗ maßen geschwächt scheint. Man behauptet, daß der erwähnte Theil der Linken der Geradheit des Charakters und der Reinheit der Absichten Herrn Périers die verdiente Gerechtigkeit wider— fahren lasse und seinerseits einer solchen Annäherung nicht so ab⸗ geneigt seh, als man es nach der leidenschaftlichen Sprache der Oppositions-Blätter glauben möchte. Beachtungswerth bleibt es mindestens, wie die gemäßigteren Männer der Opposition in den bisherigen Verhandlungen über die Pairs-Frage beflissen gewesen sind, die Zweifel zu beseitigen, die der leidenschaftliche Angriff des Vicomte v. Cormenin über den Ursprung der jetzigen Charte hätte erregen können.
Großbritanien und Irland.
Parlaments-Verhandlungen. Oberhaus. Siz⸗ zung vom 7. Okt. (Nachtrag.) Der Marquis von West⸗ minster gab bei der Ueberreichung einer Bittschrift zu Gunsten der Reform seine Meinung über die Ansichten mehrerer verstor⸗ bener Staatsmänner ab, deren bei der letzten Debatte zum Oeftern gedacht worden war. Zunächst war er der positiven An⸗ sicht, daß, wiewohl Canning zu denjenigen gehört habe, die sich der Reform immer widersetzt hätten, er doch, wenn er bis zum heutigen Tage gelebt und die Veränderung wahrgenommen ha— ben würde, die in den Gesinnungen des Volkes vorgegangen sey, in seiner Abneigung gegen die Resorm schwerlich beharrt wäre. Dasselbe glaube er von Hus kisson, von welchem sich durchaus nicht annehmen lasse, daß er, als ein so ausgezeichneter scharf— blickender Staatsmann, es gewagt hätte, der vereinigten Gewalt der öffentlichen Meinung zu widerstehen. Was hinsichtlich Pitts und einer vorgeblichen Veränderung, die in den Gesinnungen dieses be⸗ rühmten Ministers in Bezug auf Reform vorgegangen, hier ge⸗ sagt worden, sey durchaus unbegründet. Pitt habe seine Ansich⸗ ten über diesen Gegenstand niemals geändert, und er (Marquis von W.) erinnere sich deutlich, daß er, als der genannte Staats⸗ mann wieder in das Ministerium eingetreten sey, ihn gefragt habe, ob es seine Absicht sey, die Aufmerksamkeit der Legislatur auf die Reform-Frage zu lenken? Darauf habe Pitt geantwor— tet, seine Gesinnungen seyen noch immer dieselben, er fühle je⸗ doch, daß er nicht im Stande sey, die Oligarchie zu bekämpfen, die fich in jener Zeit vereinigt hatte, um jedem Versuche zu einer Reform der Volks⸗Vertretung zu widerstehen. Pitt habe nicht ange⸗ standen, ihm seine Ueberzeugung von der Nothwendigkeit der Reform darzulegen, und nur die Schwierigkeiten, mit denen er damals als Mi⸗ nister zu kämpfen gehabt, hätten ihn verhindert, eine Maaßregel zur Beförderung derselben ins Leben zu rufen. — Es entspann sich jetzt zwischen mehreren Lords ein Gespräch in Bezug auf die vor einigen Tagen vom Lord Wharncliffe gemachte Aeußerung, daß die Handelsleute Londons, namentlich die in der Bond⸗ Street, ihr Interesse für die Reform-Bill ganz verloren hätten. Der Malquis Eleveland erklärte, er habe sich in den Straßen Londons umgesehen und den Eifer für Reform nicht allein nicht nachlassend, sondern sogar neu und stärker hervorbrechend, gefun⸗ den. „Es kann gar kein Zweifel darüber obwalten“, fügte der Herzog von Richmond hinzu, „daß das Volk für die Bill aufs höchste eingenommen sey, und ich jweifle darum auch eben so wenig, daß sich Ew. Herrlichkeiten über kurz oder lang zu Gunsten einer wo möglich noch ausgedehnteren Maaßregel erklären werden — wenn Sie nämlich die vorliegende verwerfen, was ich indessen so lange nicht glauben mag, bis ich es wiklich gesehen habe.“ — Als nun die eigentliche Debatte über die zweite Lesung der Bill wieder aufgeno]mmen wurde, behauptete Lord Wynford, daß man den Eifer für die Bill nur systematisch zu erhalten suche; in der That aber existire er gar nicht mehr. Nichts Un⸗ passenderes, fügte er dann hinzu, habe das Ministerium thun können, als das Parlament auflösen, wie es dies vor einiger Zeit gethan, denn dadurch erst habe es die Aufregung im Lande, ver= hreitet; auch zeichneten sich die letzten Wahlen durch die höchste Orenungslosigkeit aus. Un vahr sey der Ausspruch, daß das Ober— haus jetzt ju Gericht über das Volk von England sttze. Dieses Volk, das gebe er zu, verdiene die Vorrechte, die es he— sttze, und die er ihm gern lassen wolle; aber unvernünftig würde es seyn, demselben solche Rechte zu gewähren, die es mit kei— nem Vortheile für sich in Ausübung bringen könne. Die Ra—⸗ dekal-Reformers, die im Stillen fortarbeiteten, warteten nur auf die vorliegende Bill, um sie als Uebergänge zu anderen Maaßtegeln zu gebrauchen. Die allgemeine Stimmberechtigung liege dieser Bill gar nicht so fern, welche überall die Bevöolke⸗ rung mehr als das Besitzthum berücksichtige. Sowohl das Acksrbau⸗Interesse, als das Interesse der Kirche würden darun⸗ ter leiden, indem die Bill die Barriéren niederreiße, von denen beide vertheidigt werden. Die Burgflecken machten den Schutz des Ackerbau-Interesse aus, das durch die Bill seiner Vertreter im Parlamente beraubt werde. Die physischen sowohl als die moralischen Interessen des Volkes würden durch diese Reform seiden, dec er sich darum aus allen Kräften widersetze. — Der Graf von Eldon erhob sich nun und äußerte sich im Wesent⸗ lichen folgendermaßen:. .
„Ich habe noch viel mehr, als der vorige Redner, ein Recht, fuͤr nein Alter um Nachsicht zu bitten; aber trotz Alter und Ge—⸗ hrechlichkeit halte ich es fuͤr eine heilige Pflicht, besonders wegen der Drohungen, deren man sich gegen Ew Herrlichkeiten bedient hat, zu erklaͤren, daß ich lieber gere] will, als die letzte Verpflich⸗ deren ich mich vielleicht gegen mein Vater⸗ land zu erledigen habe. Ich will nicht ins Grab steigen, ohne meine' Meinung gegen eine fuͤr das Land so verderbliche Mtaaßregel abgegeben zu haben — eine Maaßregel, die in der Folge das Land
tung unerfuͤllt lassen,
1570 zu alle dem Elende fuͤhren wurde, welches jetzt die Mehrheit unse⸗ rer Kontinental-Nachbarn heimsucht. Ich gebe zu, daß in meinem Alter eine Schwachheit des Geistes sich zeigen konne; aber so lange ich noch im Stande bin, mir nach reiflicher Ueberlegung ein Urtheil zu bilden, muß ich es aussprechen. Was die Burg⸗ sfiecken betrifft, so hort man jetzt oft die Meinung aus⸗ sprechen, daß das Wahlrecht derselben nur anvertrautes Gut, aber kein Eigenthum sey; meiner Meinung nach ist es bei des. Wenn man sie zum Nachtheil des Volkes mißbraucht, so muß man sie abschaffen; aber nicht ohne ihnen zuvor Gelegenheit gege⸗ ben zu haben, sich an der Barre Ewr. Herrlichkeiten zu verthrisi⸗ gen, und nicht ohne dieselben einem richterlichen und gesetzmaͤßigen Verfahren unterworfen zu haben. In Bezug auf die geschlossenen Eorporationen frage ich, ob dieselben nicht so gut ihre Rechte durch Ürkunden unterm großen Siegel besitzen, als die edlen Lords die ih⸗ rigen? — Es ist ein Geruͤcht im Umlauf, dem ich indeß unmoglich Glauben schenken kann, daß naͤmlich die Meinung dieses Hauses früher oder spaͤter durch eine neue Pairs- Ernennung Üüberwaͤltigt werden soll. Ich habe ein so pflichtschuldtges Gefuͤhl der Ver⸗ ehrung gegen das Haus Hannover, daß ich mich niemals verleiten lassen kann, anzunehmen, daß dasselbe einen Schritt anempfehlen werde, der so schaͤdlich fuͤr die Interessen der Unterthanen, so verderblich fuͤr die Rechte dieses Hauses und — ich fuͤge hinzu — sicherlich so zerstbrend fuͤr die Monarchie seyn wurde. Ich kann nicht glauben, daß ein Minister, der irgend einen Werth auf seinen jetzigen oder kuͤnftigen Nuf legt, jemals zu einer Maaßregel rathen werde, die auf nichts mehr und nichts weniger, als auf die gaͤnzliche Vernichtung des Oberhauses, hinauslaͤuft. — Am vergangenen Abend ist hier gesagt worden, daß alle edle Lords, welche sich der Bill widersetzen, mit Ausnahme zweier, sich fur eine gemaͤßigte Reform g, d,, haͤtten; was aber unter einer gemäßigten Reform zu verstehen sey, hat noch Niemand auseinandergesetzt. Ich habe waͤhrend eines Zeitraumes von beinahe 50 Jahren in beiden Hausern des Parla⸗ mentes gesessen, aber ich kann behaupten, daß ich niemgls eine Maaßregel genehmigt oder verworfen habe, ohne dieselbe reiflich und ruhig überlegt zu haben. Anders handelnd, wuͤrde ich glauben meine Pflicht zu verletzen. Eine Magßregel bewilligen, blöß weil man gegen dieselbe oder gegen die Person, welche sie einbringt, nichts einzuwenden hat, wuͤrde nicht strenge Pflichterfuͤllung Sei⸗ tens Ewr. Herrlichkeiten heißen koͤnnen. Ich habe vor langer Zeit unter den Fahnen des Herrn For gefochten, der es bei einer Gele—⸗
genheit fuͤr unrecht hielt, einem Burgflecken das Wahlrecht bloß
deshalb zu entziehen, weil die Mehrheit des Hauses es wuͤnschte. (Hort Das Haus kann unmöglich, wenn es wuͤnscht, seinen rich⸗ terlichen und gesetzgebenden Charakter zu behaupten, der Liste seine zustimmung geben, weil sie auf jeden erdenklichen gefaͤhrlichen Grundsatz begründet ist. (Beifall von der Opposition Die Bill stürzt, meiner Ansicht nach, die festbegruͤndetsten Gesetze des Eigen⸗ thumes um, und ich bitte Ew. Herrlichkeiten, mir eine einzige Klau⸗ sel anzufuͤhren, in welcher nicht das Wahlrecht ohne irgend einen Grund entzogen und ertheilt wird.“
Die Stimme des Redners ward hier so schwach, daß der Schluß seiner Rede fast ganz verloren ging; nur die letzten (be— reits gestern angeführten) Worte sprach Lord Eldon noch mit er— hobener und vernehmlicher Stimme, worauf er sich unter dem Beifalle der Opposition niederließ. — Mehrere Lords erhoben sich jetzt mit dem Lord-Kanzler zugleich. Von beiden Seiten des Hauses rief man nach dem Letzteren, und Lord Brougham ging nun zu seinem Vorträge über (der in der Times nicht we— niger als 107 ihrer eugbedruckten langen Kolumnen einnimmt), von der Nachstehendes der wesentliche Inhalt ist:
„Mylords! Ich habe mich gewissermaßen zu entschuldigen, daß ich einigen anderen edeln Lords, die eben reden wollten, in den Weg etreten bin; nach reiflicher Ueberlegung mit mehreren meiner edeln
reunde erscheint es mir jedoch aus vielen Gruͤnden wuͤnschens⸗ werth, daß wir heute Nacht zum Beschlusse dieser Debatte kommen, daher ich es fuͤr das Beste halte, schon jetzt mit meiner Rede guf⸗ zutreten. Der Gegenstand, uͤber welchen ich zu reden habe, floͤßt mir jedoch ein so aͤngstliches Gefuͤhl ein, daß ich Ihre besondere Nachsicht in Anspruch nehmen muß; meine Aengstlichkeit ist um so roͤßer, als mir bereits so viele Talente in der Diskussion uͤber die⸗ en Gegenstand vorangegangen sind und mir, so oft ich auch be⸗ reits oͤffentliche Versammlungen angeredet habe, doch niemals eine so schwere Verantwortlichkeit als bei dieser Gelegenheit oblag. Haͤtte ich in der fruͤhesten Zeit meines Lebens auch nur ahnen koͤnnen, daß ich mich je in der Lage befinden wuͤrde, Ew. Herrlichkeiten bei einem der wichtigsten Schritte, den jemals eine menschliche Ver⸗ sammlung in dieser Welt gethan hat, als Leiter zu dienen, so wuͤrde ich jedes Jahr und jede Stunde dieses Lebens darauf verwandt haben, mich fuͤr die Aufgabe, der ich jetzt fast unterliege, vorzuberei⸗ ten. Schuͤchtern naͤhere ich mich daher meiner Löoͤsung derselben,
aber andererseits auch gestaͤrkt durch die innerste Ueberzeugung, daß
ich keinem persoͤnlichen Interesse zu dienen, keinen bosen Zwecken zu widerstehen habe, daß nichts auch nur den leisesten Vorwurf auf eine mehr noch juridische als legislative Pflicht werfen kann, die ich jetzt gegen Ew. Herrlichkeiten zu erfuͤllen habe. Ich habe der fuͤnftaͤgi⸗ gen Debatte uͤber den uns vorliegenden Gegenstand aufmerksam zugehört und kann nicht sagen, daß ich etwas vernommen habe, was mich in den Ansichten uͤber das Prinzip der Bill auch nur im mindesten erschuͤttern koͤnnte. Mehrere meiner Vorgaͤnger haben mich durch ihre gruͤndlichen Widerlegungen der Muͤhe uͤberhoben, einzelne Einwendüngen gegen die Bill nochmals zu beruͤhren, und ich will mich daher zunaͤchst bemuͤhen, einem edlen Lord (Dudley) zu antworten, der die Bill von einer entlegenen Hohe aus, nicht aber ganz in der Naͤhe betrachtet und sie zwar rekognoseirt hat, niemals aber ihr nahe genug kam, um auch nur ihre Außen⸗ werke gehörig zu wuͤrdigen; der bei dieser Gelegenheit seiner guten Laune und seinem Witze freien Lauf ließ, dem Niemand mehr, als ich, in Privat-Zirkeln mit Vergnuͤgen zuhoͤrt; hier aber veranlaß⸗ ten sie ihn zu einer Rede, die in der That eigentlich gar keine Rede war, sondern nur ein Exereitium uͤber irgend ein Themg, das jedoch nichts mit der vorliegenden Bill gemein hatte. Mein edler Freund ist bei Eroͤrterung der Bill von einem ganz falschen Gesichtspunkt ausgegangen; er hat angenommen, daß dieselbe Ver⸗ aͤnderung und Revolution zu bewirken beabsichtige, und darauf hat er iich uber Veraͤnderung und Revolution ausfuhrlich ausge⸗ lassen. Wenn die Bill nur wirklich diese Dinge in sich begriffe, so wäre den Folgerungen meines edlen Freundes nichts entgegenzu— setzen. Aber eben in diesem Punkt weichen wir von einander ab. Ich laͤugne, daß die Bill eine Veraͤnderung in dem schlechten Sinn des Wortes bewirkt, und daß sie mit der Revolution in einer ande⸗ den Beruͤhrung steht, als daß sie ihr vorbeugen will. Alsdann hat mein edler Freund, von einem Gegenstand zum anderen uͤbersprin⸗ end, unter Anderem auch die Frage aufgestellt: wer denn die Leute . die das jetzige Kabinet bildeten? Auf eine solche Frage ziemt mir die Antwort nicht, und ich kann es meinem edlen Freund nicht verdenken, daß er bei einer Maaßregel fragt, wer die Urheber seyen, besonders wenn dieselbe unter der Ge⸗ stalt eines großen Huͤlfsmittels und einer großen Veraͤnderung auftritt. Derselbe edle Lord hat die Geschichte des politischen Le—⸗ bens meines edlen Freundes an der Spitze der Regierung hererzaͤhlt und machte eine Anspielung auf dessen Mangel an Geist und Be⸗ redsamkeit, die allen denen ünverstaͤndlich gewesen seyn wird, welche die glaͤnzende Eröffnungsrede meines edlen Freundes mit angehoͤrt haben. Wenn es aber eine weise Regel ist, zu fragen, durch wen eine Maaßregel vorgeschlagen wird, so darf es auf der anderen Seite auch erlaubt seyn, zu fragen, wer und was diejenigen sind, welche sie verwerfen? Eben so kann ich mit einem edlen Freund (Lord en,, nicht üͤbereinstimmen, der uns gestern Abend mit einer höchst ergötzlichen Allegorie beschenkt hat. Ich möchte wohl wissen,
wie mein edler e uh, seine Allegorie, auf unser Ersuchen, uns ei⸗ e
nen anderen Reformplan vorzulegen, wenn der unsrige keinen Bei⸗
fall finde, durchfuͤhren will, indem er den Lord, der seinen Freun ein Mahl vorgesetzt hatte, dem sie keinen Geschmack abgewinn konnten, zu ihnen sagen laßt: „„Meine Herren, Sie sind schr sch
zu befriedigen; ich habe Ihnen eine Anzahl von Gerichten vorges
die Sie nicht essen können; nun lassen Sie mich doch gefaͤlligt Mittagsmahl sehen?““ und diese ihm darauf antworten laͤßt: . Sie sollen bald ein Diner haben, was wir essen konnen, wenn! uns nur Ihre Kuͤche einraͤumen und uns erlauben wollen, da unsere eigenen Spieße und Bratpfannen mitbringen koͤnnen.“““)— ser ganze Fall betrifft nicht Personen, die zusammengekommen sp um ein Mahl zu verzehren, sondern er spielt lediglich auf neidss Koͤche an, die gern in unsere Kuͤche mochten. (Schallendes Gel ter Wir sind hier, Mylords, nicht bloß Koche, sondern, um Dr. Johnson zu reden, eine Synode von Kochen. (Gelaͤchter) sind, von beiden Seiten der Tafel rivalisirende Koͤche; aber e; unser beiderseitiges leidiges Schicksal, daß wir nichts von n zu essen bekommen, was wir jetzt auftischen. Das Un haus mag das kosten, was wir zu kochen verpflichtet s aber wir, Mylords, haben kein Recht dazu, und wir wür unsere Pflicht uͤberschreiten und die Gesetze des Landes versth wenn wir uns anmaaßten, einen Theil der Gerichte zu beruͤhr welche wir fuͤr das Volk zubereiten. (Großer Beifall) Ich h vielleicht Ew. Herrlichkeiten fuͤr diese Abschweifung um Verzeihñ zu bitten; aber ich habe aus dem Beifall, welchen meines enn Freundes Allegorie erregte, abgenommen, daß dieselbe einen Eindh auf Eure Herrlichkeiten hervorgebracht hat, welchen ich durch N legung ihres völligen Ungrundes zu verwischen streben mußte. komme auf die Frage zuruck: wer und was diejenigen sind, weh sich der Maaßregel widersetzen? Sind sie im Stande, Uebel zu heilen und den Maͤngeln abzuhelfen, deren 6 stenz in unserem gegenwaͤrtigen System sie selbst zugenn Sind ihre Beweggründe der Art, daß sie das zutrauen umz fangener und ruhig uͤberlegender Leute gewinnen koͤnnen? J edler Lord, (Winchelsea) auf dessen Urtheil und Rechtlichkeit einen so großen Werth gelegt habe und stets legen werde, hat s mit großem Unwillen gegen die Maaßregel ausgesprochen und h dadurch Gelegenheit gegeben, die Gruͤndlichkeit seines Urtheils i diesen Gegenstand in Zweifel zu ziehen; indem er vor ungefaͤh oder 6 Monaten sich mit den Grundlagen einverstanden erk und sein unbegraͤnztes Vertrauen gegen die⸗Regierung, welche Bill vorschlug, ausdruͤckte. Sollen wir uns nun nicht besinnn ehe wir unser Gewissen in seine Hande legen — ehe wir unser h theil seiner Unbesonnenheit aufopfern — ehe wir seinem Gesch Glauben schenken, daß die Bill Revolution und Vernichtung des) nigreichs in sich faßt, wenn wir denselben Mann jetzt Meinungen sprechen hoͤren, die denen, welche er vor 2 Monaten aͤußerte, gerahg entgegenlaufen? Der Graf Grey verbindet mit seinen ausgezeichnet Talenien eine politische Rechtlichkeit, welche von Niemand uͤbertrot wird und diejenigen in einer unermeßlichen Entfernung hinter s
laͤßt, die ihre Grundsaͤtze aufgegeben und ihre Freunde getan!
haben.“ — Der Redner verlas hierauf mehrere Stellen aus esn Rede, welche der Graf von Winchelsea im Maͤrz d. J. in der Gry schaft Kent gehalten, und worin sich derselbe fuͤr das Ministerh und zu Gunsten der Reform-Bill ausgesprochen hatte. „Alles g ses,“ fuhr der Redner fort, „fuͤhre ich nur deshalb an, um zu s gen, daß, wenn diejenigen, welche sich der Bill widersetzen, ung gen: „„Wer seyd Ihr, die sie vorschlagen?“ und auf unser fruͤhcn Betragen die Verwerfung begruͤnden, wir das Recht haben, Ihn mit der Frage zu antworten: „Wer seyd. Ihr, die Ihr Euch de selben widersetzt, und was waren Eure fruͤheren Ansichten in Ben auf dieselbe?““
Die Rede des Lod Brougham, die von unermeßliche Beifalle begleitet war (und von der wir fernere Auszüge m theilen werden) hatte mehrere, die Persönlichkeit einiger Vn betreffende, Erklärungen zur Folge. . nächst mit seiner Rede auftrat, rühmte die Beredsamkeit seng Vorgängers, von der er sagte, gen übertroffen habe, doch alledem kein einziges Wort, wodurch die Reform in eim solchen Ausdehnung, wie sie die Bill darbiete, geretz fertigt werde. Derselben Meinung waren auch noch q dere Gegner der Bill, welche sich später vernehmen ließt Graf Grey, der nun die Dehatte schloß und resumirte, äußn sich im Wesentlichen folgendermaßen:
„Ich fuͤhle mich durch eine nun bereits fuͤnf Naͤchte dauern Debatte sehr erschoͤpft und werde daher Euren Herrlichkeiten mi lange beschwerlich fallen. Ich muß aber diese Schwaͤche um mehr bedguern, als mir gernde jetzt eine ungewoͤhnlich große Ku noͤthig waͤre, um dem edlen und gelehrten Lord (Eyndhoͤrst) gega uͤber auf seinen Vortrag zu antworten. Ich war darauf vorbereftt daß der edle Lord in Bezug auf die Maaßregel abweichender M nung seyn wurde; ich fuͤrchtete seine Autoritaͤt und glaubte, wurde sich derselben zur Bekaͤmpfung der Bill bedienen; aber n die vernommene Rede war ich nicht vorbereitet, sie ist nichts; ein bitterer und heftiger Angriff gegen die jetzige Verwaltung. A die Geundsaͤtze der Bill hat sich der edle Lord wenig eingelasg sondern er hat die ganze äußere und innere Politik der M nister angegriffen und daraus zu erweisen gesucht, daß Verwaltung, nicht fuͤr das Land tauge und leicht dun andere Minister zu ersetzen seyn wurde. Zu gleicher Zeit hat a der edle und gelehrte Lord den Wunsch ausgedruͤckt, daß die Min ster, wenn sie in Bezug auf die Bill eine Niederlage erleiden sil ten, nicht abtreten mochten.“ — Graf Grey suchte nun den lte von vielen Seiten gemachten Vorwurf, daß er in Bezug auf Refcn seinen fruͤheren gemaͤßigteren Ansichten nicht treu geblieben sey, n zu lehnen, und fragte, ob es denn durchaus eine Inkonseguenz sa muͤsse, wenn er im Jahre 1510 eine geringere Reform fuͤr rathsun gehalten, als im Jahre 1831. Niemand aber habe weniger Rech ihm eine Inkonsequenz vorzuwerfen, als der edle und gelehrte Ly (Lyndhurst); dem Hause werde das Betragen desselben bei der tholischen Frage erinnerlich seyn. Ihre Herrlichkeiten koͤnnten nicht vergessen haben, wie der edle und gelehrte Lord kurz vorhg ehe er ein so heftiger Vertheidiger jener Maagßregel geworden, d selbe im Unterhause als verderblich fuͤr die Constitutlon und zerst rend fuͤr die Kirche in Irland geschildert habe. Wenn daher de edle Lord ihn der Inkonsequenz anklage, so muͤsse er ihm empfehlg an seine eigene Rede bei jener Gelegenheit zu denken. Der al Herzog (von Wellington) habe gesagt, daß er (Graf Grey) als n klaͤger der vorigen Verwaltung aufgetreten sey. Dies laͤugne aber; er habe dieselbe nicht angeklagt, sondern bloß den Zustuj der Dinge zu der Zeit geschildert, wo er ins Amt getreten sey. NM edle Herzog habe zugegeben, daß er in Folge der Reform-⸗Frage h getreten sey. Hier unterbrach der Herzog von Wellington Redner, um diese Behauptung neuerdings zu bestreiten. Ohne it indessen uͤber diesen Punkt auf eine Kontroverse einzulassen, füh Graf. Grey fort: „Man hat die jetzige Verwaltung beschuldig daß sie die Gemuͤther aufgeregt habe; diese Aufregung aber herrscht ehe wir ins Amt kamen, und was fuͤr einen Grund koͤnnten m wohl dazu gehabt haben, dieselbe zu veraͤnlassen? Der Hauptzweck! ö. jeden Regierung ist immer, Friede und Ruhe aufrecht zu erhz en. die Constitution des Landes und verderblich für die Arsstokratie sen wuͤrde. Ich hoffe indeß, daß die Bill sich nicht von dieser Besch̃ fenheit zeigen wird. Man hat mir vorgeworfen, daß ich keine bi laͤngliche Gründe fuͤr die Maaßregel beigebracht hatte. Ich bin mir in meiner eigenen Schwaͤche sehr wohl bewußt, aber ich habe mich sicherli bemkiht, in meiner Erßffnun gsrede zu zeigen, daß die Bill in Folge des gemeinen Mißvergnuͤgens und der allgemeinen Aufmerksamkeit auf R großen Mißbraͤuche in unserer Verfassung eingefuhrt worden ist, diel in Bezug auf die Bill. Aber ist sie auch darauf berechnet, de Volk zufrieden zu stellen? Ich denke, die Antwort darauf wird n der fast allgemeinen Stimme des Volkes gefunden, die sich in de zahlreichen Bittschriften ausspricht, und in der Aengstlichkeit, m
enthalte die ganze Rede g
hrohung gegen dieses Haus betrachtet werden wuͤrde.
Lord Lyndhurst, der den
daß sie alle frühere Leism
Eben so hat man gesagt, daß diese Maaßregel 6 .
er es dem Ausgange dieser Debatte entgegensieht, und mit in, die Annahme der Bill, als auf eine Sicherheit fuͤr das anf d auf die Verwerfung derselben als auf eine Sache blickt, die mstaͤnde erzeugen kann, deren weitere Auseinandersetzung als eine J ; (Lauter Bei⸗ ) Man hat geaͤußert, daß die gegenwaͤrtige Aufregung im unde eine Folge der Vill sey, und dabei behauptet, daß dem Volke in Urtheil in dieser Sache zustehe. Wie kein Urtheil über eine age, die dasselbe so nahe angeht. Dies aufzustellen, ist eine Beleidigung gen das Englische Volk. Es versteht sich vielleicht nicht auf Paradören, begreift vielleicht nicht die neue und seltsame Moral, welche den Kauf d Verkauf der Ernennungs⸗Burgflecken rechtfertigt; aber seine ffaͤhigkeit, dergleichen Dinge zu verstehen, theilt es mit Pitt und gr, mit Locke, Seville und Blackstone. Ich fordere die sehr ehr= kebige Bank (der Bischbfe) zu meiner Linken auf, dieses unmora⸗ che System zu verlaͤugnen und zu verwerfen. Ich frage sie, ob sich dazu verstehen kaun, das Boͤse zu thun, damit Gutes daraus tstehen moge? (Lauter und lange anhaltender Beifall) Wollen se Heuchelei, Falschheit und Betrug billigen? Wollen Sie die echsler im Tempel dulden und sich jeder Maaßregel zur Vertrei⸗ ng derselben widersetzen? Nachdem der Redner noch versucht tte, die Argumente der Opposition als mit einander im Wider⸗ uch stehend darzustellen, schloß er mit folgenden Worten: „Ich mme dem edlen Lord gegenuͤber bei, daß jede Verabredung irgend es Theils des Volkes, die Zahlung der Abgaben zu verweigern, igesetzlich seyn würde; aber das Volk hat eine große Geduld bei n Schwierigkeiten gezeigt, mit denen es zu kaͤmpfen gehabt hat, des würde einen gerechten Grund zur Klage haben, wenn die gegen⸗ srtige Maaßregel ruͤcksichtslos verworfen wuͤrde. Ich bin der Meinung, sich, sowohl in diesem Hause, als anderwaͤrts, viel Parteigeist in „Opposition gegen die Bill mischt, und daß man hauptsaͤchlich die Hhsicht hat, die gegenwartige Verwaltung aus dem Amte zu treiben. o weit die Reformfrage damit etwas zu thun hat, so muß ich er⸗ sren, daß ich mich zu der vorliegenden Maaßregel oder zu einer deren von gleicher Ausdehnung verpflichtet habe. Wenn eine ge— ißigtere das Volk zufrieden stellen kann, so wuͤrde sich daruͤber semand mehr freuen, als ich; aber ich werde nicht der Mann seyn,
eine solche einbringt. (Hoͤrt, hoͤrt Was fuͤr einen Weg ich ter solchen Umstaͤnden einzuschlagen haben wurde, daruͤber steht allein ein Urtheil zu. So viel aber muß ich noch sagen, daß
mich fuͤr strafbar halten würde, wenn ich mein Amt aufgaͤbe d den Konig verließe, so lange ich ihm noch von Nutzen seyn n; denn ich bin ihm großere Dankbarkeit schuldig, als irgend je⸗ is ein Unterthan seinem Monarchen. Entziehen mir aber Koͤnig dParlament ihr Vertrauen, so bin ich sehr bereit, mich in meine äckliche Einsamkeit zuruͤckzuziehen, mit der Ueberzeugung, daß ich
. des Landes und im Dienste des Koͤnigs meine Pflicht han habe.“
Anhaltender und wiederholter Beifall solgte dieser Rede, ch weicher der Herzog von Wellington die Eiklärung himnjufügte,
ß er niemals von persönlicher Feindschaft gegen den edlen Gra—
beseelt und zu seiner Opposition bewogen worden sey. Die stimmung, die darauf ersolgte (und die das gestern angezeigte esultat für die Bill hatte), bezog sich direkt auf das Amende⸗ nt des Lord Wharncliffe, daß die zweite Lesung der Bill auf
hs Monate verschoben werde, welches Amendement demnach
ehmigt wurde.
London, 9. Okt. Die der Reform-Maaßregel befreundeten itglieder des Unterhauses haben gestern Nachmittags eine Zu⸗ menkunft gehalten, bei der sie, dem Vernehmen nach, beschlos⸗
haben, die Regierung auf das nachdrücklichste zu ersuchen, a vom Oberhause verworfenen Resorm-Plan mit Hülfe aller ittel, welche die Verfassung dem Könige an die Hand giebt, xchiusetzen.
Ueber die Verwerfung der Reform⸗Bill äußert sich die mes folgendermaßen: „Die Debatte ist vorüber — die Ent— eidung ist erfolgt; moͤge es nicht der Anfang des Ende n! Giebt es denn irgend einen Mann auf Erden, der voraus⸗ en kann, was sich in England binnen 8 Tagen zutragen wird?
ist jetzt 67 Uhr Morgens, wo wir, die Mehrheit von 41 immen gegen die Bill anzeigend, diese Bemerkungen über das, s wir noch nicht den unseligen Ausgang dieser Maaßregel nen mögen, anstellen. Der Constitution des Landes, den chten des Volkes und der freien Repräsentation im Unterhause eine tödtliche Wunde versetzt worden; aber wir hoffen noch mer mit Zuversicht, daß sich die National-Freiheit nicht an ser Wunde verbluten werde; wir rechnen noch immer darauf, ß in den Herzen der Engländer eine Stärke und Entschlossen— t herrscht, die sie in den Stand setzen werden, diesen thlag zu liberleben. So weit unsere Beobachtungen sich bis jetzt er⸗ cken konnten, haben wir keine Schwäche und Unentschlossen— t, sondern im Gegentheil den unveränderten Entschluß wahr⸗ ommen, alle Bemühungen mit verdoppelter Energie zu er— ern. Wir wenden uns von dem traurigen Anblick einer ver⸗ ten Nation zu den Mitteln, welche bereits in Thätigkeit ge— t werden, um das Verlorene wieder zu gewinnen. Schon te, an demselben Tage, an welchem die unglückliche Abstim— ng stattgefunden hat, werden sich alle Mitglieder, die im Un— ause für die Volks-Bill gestinimt hatten, in der Thatch-Ta— ne versammeln. Aber vom Volke müssen wir eben so gut, von seinen Repräsentanten, erwarten, daß es alle Lnstrengun⸗
machen wird, die vom Gesetz und der Constitution erlaubt den, um seine gekränkten Rechte aufrecht zu erhalten. Der meinde-Rath der Stadt London wird sich ebenfalls heute, und
Kaufleute und Banquiers werden sich am Montag versam— n. Unterstützt von der ganzen Nation, dürfen sich der Kö— und die Minister nicht fürchten, ihre Schuldigkeit zu thun. größer die Majorität gegen die Bill gewesen ist, um so größer ist die thwendigkeit, dem ODberhause neue Mitglieder zu geben, wel⸗ mehr mit dem Geist der Zeit und mit den Gesinnungen des lkes im vereinigten Königreich vertraut sind.“
Die Morning-Chroniele sagt in Bezug auf denselben enstand unter Anderem: „Am Montag wird Lord Edrington Unterhause einen Antrag über den Zustand der öffentlichen gelegenheiten machen; ein Urtheil daruber würde also zu vor⸗ g sehn. Die beiden Häuser werden sich in Zwiespalt befin— und die Minister müssen entweder abtreten, oder neue Pairs ennen, um über diese Schwierigkeit hinweg zu kommen. d Grey hat erkläet, daß er mit der Vill stehen oder fallen „keine weniger wirksame unterstützen wolle. Landsleute! laßt
beharrlich, laßt uns vorsichtig seyn, damit uns der Sieg ht entgehen kann, der unser feyn muß, wenn wir mit Klug—
zu Werke gehen. Die Gegner der Bill spielen ein verzwei⸗ es Spiel; wenn wir aber fest und entschlossen sind, so müssen bestegt werden. Alle Freunde des Friedens und der Ord⸗
g, alle diejenigen, welche nicht wünschen, eine Beute der Anar⸗
und Umwäljung zu werden, müssen sich um das Ministe⸗
vereinigen. So lange dieses der großen Sache getreu bleibt, wol⸗ wir ihm treu bleiben. Wir, die Nation, dürfen uns nicht von 199 irs einschüchtern lassen, wenn sich auch in dieser Zahl beinahe ganze Bank der Bischöfe befindet. Sie sollen uns die se⸗ svolle Maaßregel nicht entreißen, in deren Besitz wir uns ahe schon befanden. Wir hoffen, daß das Ministerium das lk unter den gegenwärtigen Umständen nicht verlassen, daß es
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nicht abtreten und keinen Augenblick Anstand nehmen wird, die zum Erfolge der Bill nöthigs Anzahl von Pairs zu ernennen. Der König wird dem Grafen Grey sein Vertrauen nicht entzie⸗ hen, obgleich dies einer der Hauptgedanken der Anti⸗Reformisten ist. Das Volk dieses Landes möge jetzt zeigen, von welchem Schrot und Korn es ist. Der Kampf, in welchen wir uns ein— lassen, ist nicht ganz leicht. Die Bestechung hat Zeit, tiefe Wurzeln zu fassen. Wir müssen uns auf einen verzweifelten Kampf gefaßt machen, welcher aber zu unserem Vortheil enden muß, wenn wir uns selbst nur treu bleiben. Dem Bestochenen, welcher zuerst, zu einem eigennützigen Zweck, das Blut eines Bürgers vergießt, kann nie verziehen werden. Wir warnen die Burgfleckenhändler; wenn sie glauben könnten, daß sie ihren Zweck durch brutale Gewalt erreichen werden, so dürften sie es bitter zu bereuen haben. Noch einmal, Landsleute, zeigt Euch als Männer. So lange wir noch Hoffnung haben, die Minister am Ruder erhalten zu sehen, dürfen wir ste nicht in Verlegen—⸗ heit setzen.“ .
In der heutigen Suaday-Times liest man: „Alle mög— liche Gerüchte sind im Umlauf. Wird der König oder wird er nicht diejenige Anzahl von Pairs creiren, welche nothwendig ist, um die Bill durchzusetzen? Um diese Frage dreht sich jetzt Alles. Im West-Ende der Stadt trägt man sich mit dem Geschichtchen, daß Graf Grey und Lord Althorp, die sich für die Bill mehr Als ihre Kollegen verbürgt haben, resigniren und den Herzog v. Wellington nebst Sir Rob. Peel mit einem gemäßigten Reform— plane zu Nachfolgern erhalten werden. Dies sind indessen lauter Vermuthungen, die nicht einmal sonderlich glaubhaft erscheinen.“
Fast in allen Straßen der Stadt waren gestern Anschlagzet⸗ tel befestigt, in denen die Einwohner aufgefordert wurden, am bevorstehenden Montage, als Zeichen der Trauer über die Re— formbill, ihre nach der Straße gehenden Fenster zu verschließen und zu verdecken.
An der gestrigen Börse wollte man wissen, daß der Herzog von Richmond an die Spitze des Ministeriums treten werde, und daß außer den Lords Grey und Althorp auch der Lord Palmer— ston abtreten würde. Andererseits versicherte man, daß im Ka⸗ binets-Rathe beschlossen worden sey, das Parlament noch im Laufe dieser Woche zu prorogiren und demnächst 60 neue Pairs zu ernennen.
Niederl n md e.
Aus dem Haag, 11. Okt. Die neue Session der zwei⸗ ten Kammer der Generalstaaten wird am Montag den 17ten d. M. durch Herrn Corver Hooft, vorletzten Präsidenten dieser Kam⸗ mer, eröffnet werden, weil Herr van Toulon, der zum Gouver— neur der Provinz Utrecht ernannt worden, mit dem am 15ten d. eintretenden Schlusse der gegenwärtigen Session aufhört, ein Mitglied der zweiten Kammer zu seyn. Dem Vecnehmen nach, wollen sich die meisten Mitglieder vereinigen, um Sr. Majestät dem Könige den Herrn Donker Curtius als Präsidenten für die nächste Session vorzuschlagen. In Gröningen ist Herr Jan Quin⸗ tus an die Stelle des verstorbenen Herrn van Alberda van Blö— mersma zum Mitgliede der zweiten Kammer erwählt worden. Im Ganzen werden sieben neue Mitglieder in die Kammer ein— treten.
Brüssel, 10. Okt. Der General Belliard ist gestern früh um 4 Uhr in Begleitung seines Secretairs, des Hrn. Sol, nach Antwerpen abgereist.
Der General Chasteler ist von neuem zum Commandeur des
Corps freiwilliger Jäger ernannt worden, welches bereits seinen
Namen trägt.
Aus Antwerpen meldet man die Ankunft des General Bel—⸗ liard und fügt hinzu, daß, nachdem sich derselbe durch den Au⸗ genschein von der Demolirung der Batterieen überzeugt habe, er fogleich wieder nach Brüssel zurückgekehrt sey.
Der Belgische Moniteur findet sich zur Widerlegung der in der Times enthaltenen Notiz veranlaßt, daß der General Belliard und General Grundler im Lager bei Diest Adjutanten⸗ Dienste beim König Leopold verrichtet hätten.
Gestern sind 18 Französische Offiziere, sämmtlich Lieutenants, hier angekommen.
Lüttich, 11. Okt. Der König ist gestern Abend um 11 Uhr von Verviers zurückgekehrt und hatte heute Morgen um 8 Uhr seine Reise nach Namur fortgeseßt. Herr Jamme, Bürger⸗ meister von Lüttich, befindet sich im Gefolge des Königs.
Die Herzoge von Orleans und Nemours haben am 8ten d. in Maubeunge einen großen Ball gegeben.
Polen.
— — Warschau, 12. Okt. Als der Kommandant von Modlin erfuhr, daß der Großfürst Michael in wenigen Tagen in der Nähe dieser Festung eintreffen werde, gab er den Enischluß zu erkennen, seine Unterwerfungs-AUcte in die Hände Sr. Kai⸗ serl. Hoheit niederzulegen. Der mit der Blokade beauftragte General Golowin setzte hiervon sofort den Großfürsten in Kenntniß, der gleich nach seiner Ankunft den Grafen Lodo— chowski empfing und ihn aufforderte, die in der Festung befindlichen Truppen die Waffen strecken zu lassen, den Piatz selbst zu räumen und ihn den Kaiserl. Truppen zu überge— ben. Dieser Befehl wurde vollzogen und am 27. Sept. (9. Oct.) räumte die Polnische Besatzung, 6200 Mann stark, Mod—⸗ lin. Man fand darin 82 Kanonen und 7 Mörser. Der Krieg darf jetzt als beendigt betrachtet werden. Zamose allein hält
ch noch, aber dieser am äußersten Ende des, Königreichs belege—
ne Platz ist durchaus von keinem Einfluß für das übrige Land und im Uebrigen eng blokirt, so daß man seiner be vorstehenden Uebergabe entgegensehen darf.
Warschau, 12. Okt. Die hiesigen Zeitungen enthal⸗ ten jetzt unter amtlicher Rubrik den Bericht über die Verdrän⸗ gung der Polnischen Armee von ihrem vater ländischen Boden. (Dieser Bericht stimmt wörtlich mit den in Nr. 283. der Staats-Zeitung mitgetheilten Nachrichten aus dem Russischen Hauptqitartier überein.) . ö.
Gestern hatten die Beamten der Wojewodschafts⸗Kommission von Masobien und der Municipalität der Hauptstadt Warschau die Ehre, Sr. Durchlaucht dem Feldmarschall Fürsten Paske⸗ witsch von Warschau vorgestellt zu werden.
In den nächsten Tagen sollen die Beamten der Landes be⸗ hörden den Eid der Treue gegen Se. Majestät den Kaiser und König erneuern. 5 . ;
Man behauptet, daß die provisorische Regierunng des Kö⸗ nigreichs Polen in nachstehender Weise zusammengestellt werden wird: für die Abtheilung der Kulte und des Unterrichts der Di⸗ vistons-General Rautenstrauch, für die Justiz der General Kos⸗ sezki, für die inneren Angelegenheiten der Adjutant Sr. Maje⸗ staͤt, Oberst Stroganoff, für die d rath Fuhrmann. Graf Skarbek, welcher früher ebenfalls an der Regierung Theil nehmen sollte, hat eine andere Bestimmung er⸗
halten.
Finanzen der wirkliche Staats⸗
„Heute wurde zum erstenmale nach dem Einrücken der Kai⸗ serlich Russschen Truppen in hiesige Hauptstadt eine große Mu⸗ n über dieselben auf dem Sächsischen Schloßplatz abge⸗
alten.
Nach Einnahme der Festung Modlin durch die Kaiserl. Rus⸗ sischen Truppen sind sehr viele Polnische Militairs, welche die Besatzung dieser Festung bildeten, in Warschau angekommen.
Der ehemalige General-Quartiermeister der Holnischen Ar⸗ mer, J. Prondzynski, hat folgenden Artikel in die hiesige All/⸗ gemeine Zeitung einrücken lassen:
„Nachdem die Polnische Armee Warschau verlassen hatte, be⸗ gann in Zakroezym ein periodisches Blatt unter dem Titel: „Na⸗ fional-Zeitung“ zu erscheinen, wovon zufaͤllig einige Nummern in meine Haͤnde gekommen sind. Ich fand darin gaͤnzlich falsche An⸗ gaben uber die Ereignisse, welche am Anfang des Mongts Septem⸗ ber in Warschau vorficken, und uͤber meine Person. Gern wurde ich dies mit gleichguͤltigem Schweigen übergangen haben, wenn es einem bloßen Zeitungsschreiber gefallen haͤtte, verkehrte Artjkel hin⸗ sichtlich meiner, sey es nun lobend, oder tadelnd, zu verfertigen. Aber da ich in der Zakroczhmer Zeitung einen Bericht vom Minister des Innern (der revolutionnairen Regierung) finde, der in der Siz⸗ zung, der vereinigten Kammern am 15. September vorgelesen wurde, so fühle ich mich verpflichtet, gegen ein Dokument zu protestiren, dem man den Stempel der Amtlichkeit aufdruͤckt, und das man fuͤr ein historisches Aktenstück ausgiebt, indem es, von Verfaͤlschungen strotzend, die Wahrheit der Geschichte verunstaltet und meine Ehre verletzt, Ich bin es der Geschichte und mir selbst schuldig, laut und feierlich zu erklären, daß der erwaͤhnte Bericht verleumderisch, boshaft und voller Louͤgen ist, was ich zu seiner Zeit leicht werde be— weisen koͤnnen. Eben so protestire ich auch gegen andere von mir sprechende Dokumente, welche eben so wenig Glauben verdienen.“
Der Präsldent der Wojewodschafts-Kommission von Augu— stowo, Herr Mostowaski, ist gestern hier angekommen.
Es heißt, daß der in Warschau wohlbekannte Landbote Graf Johann edochowski verhaftet wurde, als er eben im Begriff war, sich über die Oesterreichische Gränze zu begeben.
Das Wasser der Weichsel ist sehr gefallen und das zu Floß erwartete Holgz in Folge dessen ausgeblieben.
Die Pfandbriefe werden an hlesiger Börse jetzt mit 82 Fl. die Partial⸗Obligationen mit 330 Fl. bezahlt.
Deutschland.
München, 10. Okt. (Nürnberger Korrespondent.) So eben erfährt man, daß die Dauer der Stände⸗Versammlung von neuem bis zum 15. Nov. verlängert worden ist.
Braunschweig, 11. Okt. Auf den Antrag der Land⸗ schaft haben Se. Herzogl. Durchlaucht diese bis dahin vertagt, daß die zur Prüfung der landesherrlichen Proposition, die revi⸗ dirte Landschafts-Ordnung betreffend, niedergesetzte Kommission ihre Arbeiten beendet haben wird.
Italien.
Bologna, 1. Okt. Der hiesige Prolegat, Graf v. Grasss, theilt den Einwohnern dieser Stadt und Provinz in einer No⸗ tification die fröhliche Kunde mit, daß die von Rom zurück— gekehrten Deputirten von Sr. Heiligkeit und dem Kardinal Staats⸗-Secretair mit väterlichem Wohlwollen aufgenommen worden wären und Gelegenheit gehabt hätten, Beiden die Be⸗ dürfnisse, Wünsche und Hoffnungen der Legationen darzulegen. Der Fürst habe ihren Bitten ein offenes Ohr geliehen, und die von ihm gemachten Zugeständnisse seyen den Forderungen der Zeit, den wahren Interessen der Provinzen und der Würde des Thrones angemessen. Das Hauptgesuch habe das Nichteinrücken der in der Nähe der Legationen stehenden Truppen betroffen. Seine Heiligkeit habe auf dasselbe die Versicherung ertheilt, daß dieselben niemals in die Provinzen einrücken sollten, wenn diese durch ihr Verhalten nicht selbst es nöthig machten. Die Bürgergarde werde von dem Landesfürsten als sein Werk und als Beschützerin der Ordnung geliebt. Um die Gesuche der Provinzen auf gesetzlichem Wege zu den Füßen des Thrones ge⸗ langen zu lassen, sollten Gemeinde- und Provinzial-Conseils aus Mannern errichtet werden, die das öffentliche Vertrauen und all— gemeine Achtung besäßen. Diese würden die öffentlichen Gelder verwalten und die ungleich höher stehende Befugniß erhalten, alle Gesetze, Civil- und Verwaltungs-Reglements, so wie alle Grundlagen der öffentlichen Wohlfahrt, zu prüfen, sich unter ein— ander zu berathen und ihre Ansichten gegenseitig mitzutheilen, zu diesem Behuft in einer destimmten Stadt zusammenzukommen und aus ihrer Mitte Wortführer nach Rom abzusenden, damit diese bei Sr. Heiligkeit die für die Ruhe und das Gliick der Romagna . Maaßregeln in Vorschlag bringen und geltend machen önnten.
Ferrara, 1. Oltober. Den von der Päpstlichen Regierung hier eingegangenen Befehlen gemäß, wird zwischen den Legatio⸗ nen und dem Lombardisch-Venetianischen Königreiche ein Sani⸗ täts⸗Cordon gezogen werden.
Neapel, 79. September. Die kleinen täglichen Ecuptio⸗ nen des Vesuv dauern noch immer fort, ohne aber übrigens un— gewöhnliche Erscheinungen darzubieten.
Spanien.
Madrid, 29. Septbr. Gestern kehrte der Königl. Hof aus dem Lustschlosse San Ildefonso, wo er den Sommer zuge⸗ bracht hatte, in die hiesige Residenz zurück. — Der Kaiserl. Russische Gesandte am hlesigen Hose, Herr v. Oubril, ist vor— gestern von seiner Urlaubsreise hierher zurückgekehrt, nachdem er bald nach seinem Eintritt in das Spauische Gebiet von Stra⸗— ßenräubern überfallen und geplündert worden.
Portugal.
Pariser Blätter melden aus Portugal vom 24. Sept.: „Vorgestern früh sind die Englischen Linienschiffe, „der Prin; Regent“ und die „Asta“ unter den Befehlen des Contre-Admiral Parker hier eingelaufen. Gestern ließ der hiesige Englische Kon⸗ sul an der Börse eine Bekanntmachung anschlagen, worin er seine Landsleute benachrichtigt, daß das im Tajo liegende Eng⸗ lische Geschwader ihre Personen und ihr Eigenthum beschützen werde, daß aber diejenigen unter ihnen, die sich in politischen Meinungskampf oder in die Angelegenheiten des Landes mischen würden, ihr Recht auf den Schutz ihrer Regierung verlören. Auch in Porto und andere Portugiesischen Häfen sind Englische Kriegsschiffe eingelaufen, die sdmmtlich unter dem Befehle des Con⸗ tre⸗Admiral Parker stehen. — Heute früh wurden 21 Soldaten von dem hier in Garnison stehenden 2ten Infanterie-⸗Regiment, wegen Theilnahme an dem unlängst stattgefundenen Aufstande, erschossen. Auf den Antrag des Französischen und Englischen Konsulats hat die Regierung in den hiesigen Kaffeehäusern die 26ste Num⸗ mer des vom Pater Macedo redigirten Journals „Desengano“ in Beschlag nehmen lassen, weil darin grobe Schmähungen ge⸗ gen die Französische und Englische Regierung und deren hiesfge Konsular⸗Agenten enthalten waren. Durch eine, an den öffent⸗
lichen Orten angeschlagene, Verordnung hat die Behörde den