1831 / 297 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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wieder her. Das Avenir sagt, die Erbitterung über die Er⸗

c. der dies jähri t um die Hälfte ihres früheren höhung der diesjährigen Steuern um Hälf eder i geren

ildung eines Vereins zur Verweigerung der Steuern die Rede, bis die jeßige Regierung alle Versprechungen der Charte von 1830, und nament⸗

Betrages habe in den südlichen Provinzen den erreicht, und in der Dauphiné sey sogar von der

lich die der Freiheit des Unterrichts, erfüllt haben werde.

Der Choöuans⸗Anführer Guillemot, ehemaliger Major in der Armee, ist im Departement des Morbihan gefangen genom—⸗

men worden. .

Am 11ten d. M. ist ein Bataillon von der Fremden⸗ Legion in Toulon angekommen, um sich nach Oran einzuschiffen.

Brlefen aus Algier vom 1sten d. M. zufolge, hegt man dort den Plan, ein Theater zu erbauen, auf welchem vornehmlich Vaudevilles aufgeführt werden sollen. J .

Die hier befindlichen Spanier, welche in Folge der Militair⸗ Capitulationen von 1823 aus den Fonds der Ministerien des Innern und des Krieges Unterstützungen beziehen, haben Befehl erhalten, Paris binnen 26 Stunden zu verlassen und sich nach den ihnen angewiesenen Depots zu begeben, widrigenfalls sie ih— rer Unterstützungen verlustig gehen würden.

Einem vom 29. Aug. datirten Schreiben des Gouverneurs von Martinique an den See⸗-Minister zufolge, hat die Stadt Saint-Pierre auf dieser Insel trotz der traurigen Lage, in der sie sich befindet, 4, 000 Fr. zur Unterstützung ihrer unglücklichen Nachbarn von Barbadoes zusammengebracht. Der Orkan, welcher die Antillen im August d. J. verwüstete, hat auch auf Sainte⸗-Lurcie am 11ten große Verheerungen angerichtet; fast alle Negerhütten und die Pflanzungen sind zerstört, und die Küsten⸗ fahrer, welche sich gerade in See befanden, sind untergegangen.

Paris, 18. Okt. An der heutigen Börse wurde Folgendes durch Anschlag bekannt gemacht: „Der König hat die Nachricht erhalten, daß die Botschafter der großen Mächte über die Grundlagen einer Auseinandersetzung zwischen Holland und Belgien einig geworden sind. Der Finanz-Minister beeilt sich, diese Nachricht zur Kenntniß des Publikums zu bringen.““) In der heutigen Sitzung der Deputirten-Kammer wurden die beiden nächstfolgzenden Paragraphen des Pairs⸗-Gesetzes, wo⸗ nach die Zahl der Fin unbeschränkt und ihre Würde nur le⸗ benslänglich seyn soll, so wie ein Zusatz⸗Paragraph des Herrn Mercier, des Inhalts, daß hinführo mit der Pairs⸗Würde we⸗ der ein Gehalt, noch eine Pension oder Dotation verbunden seyn solle, angenommen. Verworfen wurde dagegen mit großer Stimmenmehrheit der Vorbehalt einer nochmaligen späteren Re⸗ vision des Gesetzes. Der Baron Bignon hatte sein Amende⸗ ment in Betreff der konstituirenden Gewalt der Deputirten⸗Kam⸗ mer zurückgenommen.

Großbritanien und Irland.

Parlaments-Verhandlungen. Oberhaus. Siz— zung vom 17. Okt. Der Herzog von Cumberland fragte den Lord⸗-Kanzler, ob er, da er neulich von einem „Vater der Enzlischen Barre“ gesprochen, darunter den Grafen von Eldon verstanden habe? Lord Brougham erwiederte, dies sey keines⸗ weges der Fall gewesen, vielmehr habe er denjenigen, den er ge⸗ meint, auch als den „Vater der Gesetzes⸗Reform“ bezeichnet, un⸗ ter welcher Bezeichnung unmöglich der Graf v. Eldon verstanden werden konne. Das Haus ging in einen Ausschuß zur Erwä⸗ gung der Bill in Bezug auf die Befugnisse der Kirchspiels-Ver⸗ sammlungen über. Das Unterhaus hatte sesigesetzt, daß drei Fünftel aller Abgabenzahlenden in jedem Kirchsplele solle ent⸗ scheiden, ob die Bill in demselben eingeführt werden solle, oder nicht. Lord Melbourne schlug dagegen das Amendement vor, daß über diesen Punkt die Mehrheit der in der Kirchspiels-Versamm⸗— lung eben anwesenden Einwohner solle entscheiden können. Ei⸗ nem Unter-gimendement, das hierauf noch Lord Hadding— ton vorschlug, widersetzten sich die Minister, und dasselbe wurde von 546 gegen 38 Stimmen verworfen, während der Antrag des Lord Melbourne genehmigt wurde. Es kam nun die dritte Lesung der Bill hinsichtlich der jährlich staltfindenden Bestimmungen in Bezug auf den konsolidirten Fonds an die Reihe, und der Herzog von Wellington nahm diesen Anlaß wahr, um sich gegen die finanzielle Verwaltung des gegenwärtigen Ministeriums auszusprechen und sie als min⸗ der ersprießlich für das Land, als die des vorigen Ministeriums, zu bezeichnen. „Wir befinden uns dermalen,“ sagte der Herzog, „in der seltsamen Lage, daß wir bei einer verminderten Besteue⸗ rung doch größere Ausgaben als sonst zu bestreiten haben, so daß dem sinkenden Fonds kein Ueberschuß oder doch mindestens so gut als keiner, denn 10,900 Pfund bedeuten wohl in dieser Hinsicht so viel . nichts zu gut kommt. In solchen Fällen pflegten die Minister sonst beim Parlament um̃ die Mit— tel nachzusuchen, unvorhergesehenen Ausgaben, die leicht eintre⸗ ten können, ju begegnen. Ein Ueberschuß in der Einnahme wurde dieserhalb sowohl, als zur Verminderung der gro⸗ ßen National-Schuld, immer für nothwendig gehalten; be— sonders hat das Ministerium, dessen Leitung mir anvertraut war, diese Nothwendigkeit immer im Auge gehabt. Es hat die Ausgabe für die nicht fundirte Schuld un 130,000 Psd. jährlich vermindert und die Staats-Ausgaben überhaupt in den drei Jahren von 1827 bis 1830 um 3,800,000 Psund reduzirt. Die Zinsen der Vationglschuld sind ebenfalls um 778,000 Pfd. ver⸗ mindert worden. Wenn sonach das vorige Ministerium auch eine Verminderung der Abgaben um 3,350, 000 Pfd. vorschmig, so hatte es dazu guten Grund; denn ihm blieb noch immer ein Ueberschuß, um unvorhergesehene Ausgaben zu decken. Als aber die edlen Lords gegenüber in das Amt eintraten, mußten sse die Militair-Macht und die Flotte des Landes, die ihre Vor— gänger vermindert hatten, bedeutend verslärken und in diesem Bezuge 1,200,009 Pfund mehr ausgeben, als wir, so daß ihnen nur ein jährlicher Ueberschuß von 19,000 Pfd. ver⸗ bleibt. Ist das nun wohl aber ein Ueberschuß, wie ihn ein Land, dem unsrigen gleich, haben müßte? War es recht, bei so vielen dringenden Ausgaben doch so viele Steuern herabzusetzen, wie es die edlen Lords gethan? Wäre es nicht besser, daß die geopferte Summe in den Kassen der Schatzkammer, statt in den Taschen der Steinkohlen-Besitzer, sich befände? Steuern mag man immerhin herabsetzen, jedoch nur so lange, als es ohne Un— bequemlichkeit angeht. Der edle Graf wird sich selbst von

der Wahrheit dieses Satzes überzeugen, sobald ihn ein⸗ mal, wie es mir unvermeidlich scheint, unvorhergesehene Geld⸗Bedürfnisse in Schwierigkeiten versetzen werden, welche

zu beslegen er keine Mittel haben wird. Der Graf Grey nahm das Wort und erklärte zunächst, daß er über den Grund satz, der Staat müsse immer auf einen Ueberschuß rechnen kön— nen, mit dem edeln Herzog ganz einverstanden sey; jedoch müsse,

) S. die Englischen Parlaments⸗-Verhandlungen und den Art.

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des sinkenden Fonds, bestimmt seyn.

Schuld vermindere.

493,000 Pfd. betrage.

Zustand des Europäischen Kontinents das Seinige tragen hatte. ) Laufe desselben so gestellt, daß dem Lande viel schwert wurde. Schwierigkeiten abzuhelfen und den, Umsatz zu erleichtern. Jetzt hat sich an den ausländischen Börsen der Englische Kurs so gestellt, daß uns das Gold wieder zufließt und wir immer mehr erwarten können. Bei fortdauerndem Frieden dürfen wir uns auch für das Land einen größeren Wohlstand versprechen; und wir haben jetzt mehr Hoffnung, den Frieden erhal— ten zu sehen, als es seit längerer Zeit der Fall war. (Hört, hört!) Eure Herrlichkeiten kennen Alle die schwierige Frage, mit deren Schlichtung die Europäischen Mächte seit län—⸗ gerer Zeit sich beschäftigen, und die immer mit einem allgemei⸗ nen Krieg uns bedrohte. Wäre der Krieg ausgebrochen, so würde es in der That schwer gewesen seyn, vorher anzugeben, bis wohin er sich ausdehnen möchte. Nach einer dreizehnmonatlichen schwierigen und überaus kitzligen Unterhandlung der Bevollmäch⸗ tigten der fünf großen Mächte, die das merkwürdige und unter solchen Umständen, so viel ich glaube, noch nicht da gewesene Resultat hatte, daß sie geführt wurde, ohne daß eine ernstliche Meinungs⸗Verschiedenheit irgendwo sich gezeigt, kann ich nun⸗ mehr endlich sagen, daß sie zu einem befriedigenden Schlusse geführt worden sey. Die fünf Mächte sind hinsichtlich eines Arrangements übereingekommen, das sich auf gleichmäßige billige Grundsätze mit Bezug auf die beiden naher inter— essirten Parteien stützt, die, wie ich die ernstliche Hoff— nung hege, nicht anstehen werden, es anzunehmen und dadurch die Gefahren eines Krieges, mit welchem Europa so lange bedroht worden, zu beseitigen. Von dem Augen— blicke ab, da die Wieder-Vereinigung Hollands und Belglens als eine Unmöglichkeit erschien und auch der edle Herzog (v. Wel⸗ lington) mit Freimüthigkeit dies zugab, schien mir das einzig richtige Prinzip, nach welchem verfahren werden müsse, solgen⸗ des zu seyn: Die Sicherheit Hollands muß durch eine gute defensive Stellung befestigt werden, und Belgien muß alle billiger Weise ihm zu bewilligende Vortheile erhalten, damit es den Charak⸗ ter der Unabhängigkeit an sich trage, der für dasselbe, als Nation, wünschenswerth erschien. Nach diesem Prinzipe ist die Konferenz zu Werke gegangen, und danach ist es ihr endlich gelungen, ein Arrange⸗ ment zu Stande zu bringen, das jetzt den beiden Parteien zur Annahme vorliegt, und das sie hoffentlich nicht zurückweisen wer— den. (Lauter Beifall. Die gütliche Schlichtung dieser lange schwebenden Frage dürfte, wie ich bereits oben angeführt, für uns das Resultat herbeiführen, daß wir unsere Ausgaben im nächsten Jahre vermindern können; jedoch nicht bloß des Friedens von außen bedürfen wir hierzu, sondern auch der Ruhe im Innern. (Lauter Beisall ron beiden Sei— ten des Hauses.) Es herrscht in diesem Lugenblicke eine große Aufregung in unserem Lande; selbst die der Reform nicht befreundeten edlen Lords werden zugeben, daß sich die öffentliche Meinung sehr stark zu Gunsten derselben ausgesprochen hat. Tröstlich ist es, daß bei alledem doch nur wenige Excesse vor⸗ fielen; da, wo sie vorgefallen, ist es die Pflicht der Regierung, sie zu bestrafen.“ Der Redner nahm diese Gelegenheit wahr, eine im Publikum umlaufende Verston über die Unterredung, die er mit den Deputationen einiger Londoner Kirchspiele gehabt (S. Nr. 293 der St. Zeit.), zu berichtigen. Diese Deputation, sagte er, habe die Nothwendigkeit darthun wollen, daß die Prorogation des Parlamentes nicht länger als sseben Tage dauern dürfe; da— mit habe er sich zwar nicht einverstanden erklärt, doch keineswe⸗ ges hätte er gesagt, daß man die Prorogation bis zum Jan. 1832 beabsichtige. Vielmehr habe er der Deputation nur , . daß die langen und bedeutenden Anstrengungen der Minister und besonders des Lord⸗Kanzlers, des Kanzlers der Schatz— kammer und seiner selbst, ihnen eine kurze Ruhe nothwen— dig machten, und werde man die Zeit der Prorogation ganz so emrichten, wie es der Forderung der großen Reform⸗Maaßregel am zuträglichsten sey. Eine längere Proroga⸗ tion, als absolut nothwendig sey, würde gewiß nicht stattfinden. Nachdem Graf Grey selnen Vortrag beendigt und der Her— jog von Wellington einige Worte des Beifalls in Bezug auf das Arrangement der Holländisch-Belgischen Angelegenheiten hatte vernehmen lassen, nahm der Lord⸗-Kanzler das Wort, um das Gerücht zu widerlegen, daß zwischen ihm und seinem ed—

len Freunde (dem, Grafen Grey) eine Meinungs-Ver— schiedenheit über die Reform- Frage bestehe. Er fönne

nur wiederholen, sagte er, daß er von ganzem Herzen mit dem übereinstimme, was sein edler Freund uͤber diese Frage gedußert habe. Schon früher sey diese Gesinnung von ihm aus— gedrückt worden; dies habe aber gewisse Leute nicht veranlaßt, sich der Verbreitung falscher Gerüchte zu enthalten. Er erkläre nun hiermit öffentlich und in Gegenwart seiner Kollegen, daß niemals auch nur die geringste Meinungsverschiedenheit zwischen ihm und feinem edlen Freunde weder in Betreff der Grundsätze, noch in Betreff der kleinsten Details der Bill stattgefunden habe. Ueber die bevorstehende Prorogation des Parlamentes äußerte sich Lord Brougham folgendermaßen: „Ungeachtet der Un— geduld einiger sehr ehrenwerthen Personen, welche ich der Regie⸗ rung für außerordentlich zugethan und höchst besorgt für den Erfolg der Maaßregel halte, die aber, indem sie eine Prorogation von 7 Tagen anempfehlen, einen Eifer ohne Sach⸗ kenntniß an den Tag legen, muß ich bemerken, daß es dem

London.

Kanzler ich meine dem Kanzler im anderen Hause und

seiner Ansicht nach, dieser nothwendige Ueberschuß nur zur Dek⸗ kung unvorhergesehener Ausgaben, nicht aber zur Vermehrung Denn das Geld, das man dem Volke, dem Ackerbauer, dem Geschäftsmanne und dem Fa⸗ brikanten zur Förderung ihrer Industrie lasse, komme ihnen mehr zu gut, erleichtere ihre Lasten bei weitem mehr, als die verhält⸗ nißmäßig nur kleine Summe, um die man die große National⸗ Der edle Herzog habe gesagt, daß die ge⸗ genwärtize Verwaltung die Land- und Seemacht des Landes be⸗ deutend verstärkt habe; Niemand könne sicherlich die Nothwendig— keit dieser Verstärkung mehr bedauern, als er selbst (Gr. Grey); er erinnere sich jedoch nicht, von dem edlen Herzoge bisher den geringsten Tadel in Bejnng auf diese Verstärkung und die damit verbundene Ausgaben⸗Vermehrung vernommen zu haben. Die Armee sey um 70900 Mann vermehrt worden; Aehnliches habe bei der Ma⸗ rine stattgefunden; der Zustand Europas rechtfert ige jedoch die se Maaß⸗ regel hinlänglich. Der Graf ging nun zu näheren Details über die verschiedenen Einnahmen und Ausgaben über und suchte nachzuweisen, daß der jährliche Ueberschuß nicht 10,000, sondern Er rechtfertigte dabei insbesondere die von dem Herzog angefochtene Reduction der Steinkohlen-A Abgabe und sprach die Hoffnung aus, daß man im Stande seyn werde, die Staats-Ausgaben sehr bald noch bedeutend zu vermindern. „Das laufende Jahr“, sagte er, „brachte uns viele Schwierig— keiten und manchen Druck, wozu besonders der n n . eige⸗ Nächstdem hat sich auch der Wechselkurs im baares Geld entzogen worden ist, wodurch der innere Umsatz sehr er⸗ Doch hat die Bank Vieles gethan, um diesen

möglich seyn wird, nach einem so kurzen Zwischenraume eh neue Session zu beginnen, nachdem sie 3 Monate lang Tag un Nacht in Berathungen und Erörterungen zugebracht haben. N mand fühlt mehr als ich die Unmöglichkeit, solche Anfirengm gen auszuhalten. Es waren am vergangenen Freitage geran 12 Monate, daß ich meine schwere Arbeit in London angefa gen habe, und während dieser ganzen Zeit habe ich nur zu Tage der Erholung, am Weihnachts- und Oster-Feiertage, haht. An allen übrigen Tagen bin ich von 6 oder? Uhr Morgens g 12 oder 1 Uhr Nachts beschäftigt gewesen. Ich glaube dahn nicht, daß irgend Jemand unvernünftig genug ift, zu behaupthg daß mir nicht eine kleine Ruhe zu gönnen sey. Ich veilas mich in dieser Beziehung auf den gefunden Verstand und an die gütigen Gesinnungen meiner Landsleute und bin überzeu daß sie nicht das Schuldig gegen mich aussprechen werden Wenn die Maaßregel aufs neue dem Parlamente vorliegn wird, dann wird sich das Publikum von der Lufrichtigkeit, mꝭ

daß der Zwischenraum nicht länger gewesen ist, als es unun, gänglich nothwendig war.“ Das Haus vertagte sich un 82 Uhr Abends.

Unterhaus. In seiner Sitzung vom 17. Okt. ver wandelte sich das Haus in einen Ausschuß liber die Brougham sche Failliten⸗Bill und setzte das jährliche Gehalt der beim Fal liten-Gerichtshofe angestellten Beamten definitiv fest. Sir Chan les Wetherell setzte seine frühere Opposttion gegen diese Bl fort, welche jedoch angenommen und deren dritte Lesung auf da folgenden Tag festgesetzt wurde. In der Sitzung vom ig, Ehr wurden meistens Bittschriften überreicht, die jedoch zu ka ner erheblichen Debatte Anlaß gaben. Hr. Trevor las en Schreiben des Lord Howe vor, worin dieser behauptete, daß di von Lord John Russell kürzlich gegebene Erklärung über seim (des Lord Howe) Dienst⸗-Entlassung nicht ganz richtig sey. EG (Lord H.) habe nämlich bereits im Monat Mai seine Dimission a

jedem Falle gegen die Reform⸗-Bill stimmen würde. Dennotz sey ihm von hoher Seite gestattet worden, im Amte zu bleiben und ganz unabhängig bei seinem Votum zu verfahren. Er hahe also auch jetzt nicht für nöthig erachtet, zu resigniren, und nu das bestimmte Verlangen des Grafen Grey habe ihn vom Amt entfernt. Hr. Tre vor fragte nun, wie es sich eigentlich damit ver halte, ob diese oder die frühere Angabe des Lord J. Russell richtig sehn Lord Althorp lehnte jede Beantwortung dieser Frage ab, da es zu Königl. Prärogative gehöre, die Beamten des Königlich en staates zu wählen und zu verabschieden, ohne daß ein Minsste nöthig habe, darüber Rede zu stehen. Sir R. Vyvyan verlangte zu wissen, ob die Regierung amtliche Nachricht von dem Ausbruche der Cholera in Hamburg erhalten habe,

und was in diesem Bezuge für Sicherheits ⸗Maaßregeln angeordnet worden? Irrthümlich werde geglaubt, daß die Seuche an Heftigkeit verliere, wenn sse erst das Meer

passirt sey; die Erfahrung bezeuge vielmehr das Gegenthell. Die Cholera sey bekanntlich von Calcutta nach der Insel Mauritius verschleppt worden und seh dort mit größerer Heftig: keit als an jenem Orte ausgebrochen, wiewohl sie doch eine See— reise gemacht. Herr P. Thom son antwortete, daß die Regie= rung die betreffende Anzeige bereits im Laufe der vorigen Weche erhalten und den Befehl einer strengen Quarantaine für alle aut Hamburg kommende Schiffe ertheilt habe; seyen in Bezug auf alle Fahrzeuge ertheilt worden, die aus den zwischen dem nördlichen Dänemark und Rotterdam belegenen Häfen kämen. Nächstdem habe die Regierung auch die Aufmerksamkeit der Provinzial-Behörden auf den Gegen⸗ stand gelenkt und sowohl die Magistrate als die Geistlichen auf— gefordert, alle mögliche Mittel anzuwenden, um die Krankhern, wo sie sich zeige, zu unterdrücken oder zu beschränken. Auch ihm erscheine die Behauptung, daß die Krankheit durch eine Seereise gemildert werde, lach erlich. Hoffentlich werde es der Regierung gelin⸗ gen, die Seuche atich ferner von dem Lande zurückzuhalten, wiewohl dies jetzt mit größeren Schwierigkeiten verbunden sey, da sse Länder er= reicht habe, mit denen England im nächsten und größten Ver— kehr stehe. Hr. Hume fragte, ob sich in Hamburg ein Engl scher Arzt zur Beobachtung der Krankheit befände. Herr P. Thom son erwiederte, die Regierung habe vorlängst schon zwei nach St. Petersburg gesandt; diese beiden Männer sehen aus der Russischen Hauptstadt zurückgekehrt und befänden fich jezt in Hamburg, wo sie zufällig mit der Krankheit zugleich einge⸗ troffen seyen. Mehrere Miiglieder sprachen von der Beunrnhzi— gung, die bereits im Lande wegen dieser Krankheit herrsche, und fragten, ob es nicht rathsam sey, die Dampfschifffahrt zwi— schen London und Hamburg ganz zu verbieten. Herr Thom som meinte, daß sich die Dampfschifffahrt wohl von selbst ver⸗ bieten werde. Herr Hunt rieth den Ministern, die Steuer auf Seife abzuschaffen, damit das Volk die Mittel erhalte, sich durch Reinlichkeit gegen die Cholera zu schützen. Die Bill über Failliten⸗Sachen wurde zum dritten Male verlesen und ging durch. Das Haus vertagte sich heute schon um 77 Uhr, also sechs Stunden früher, als in irgend einer Sitzung seit dem Mo— nat Februar. :

London, 19. Okt. Vorgestern speisten der Preußische und Hannöversche Gesandte mit ihren Gemahlinuen und gestern der Oesterreichische Botschafter beim Könige in St. James ⸗Palast. Vorgestern gaben der Herzog und die Herzogin von Cumber⸗ land der Großfürstin Helene von Rußland ein Dejenner in Kew. An demselben Tage nahm Ihre Kaiserl. Hoh. bei dem Für⸗ sten und der Fürstin Lieven ein Diner ein, welchem der Herzog von Cumberland , der Prinz Friedrich von Würtemberg und der Würtembergische Gesandte ebenfalls beiwohnten.

, Die Konferenz der Bevollmächtigten, welche letzten Freitag im auswärtigen Amte bis um 6 Uhr Abends gehalten wurde, fing zwischen 10 und 11 Uhr wieder an und währte mehrere Stunden, worauf Hr. van de Weyer eine lange Zeit mit Lord Palmerston beschäftigt war. Dann begann dle Ronferenz der fünf Bevollmächtigten aufs neue und währte bis Sonnabend Morgen um 5 Uhr.

Die Times giebt folgenden Umriß des Konferenz⸗Schlusses über Belgien: „Die Grundlage der Uebereinkunft soll der Be⸗ sitzstand Hollands im Jahre 1790 seyn, daher behält es das linke Schelde⸗llfer. Die Schelde⸗Schifffahrt wird auf dieselbe Weise und nach den Grundsätzen, die der Wiener Traktat für die Fluß— Schifffahrten festgestellt, regulirt. Belgien erhält die größere Hälfte Luxemburgs und dafür Holland einen Theil Limburgs, der an 50, 900 Seelen weniger, als der abzutretende von Luxem⸗— burg, enthält. Für den Theil, welchen es vom letzteren Lande behält ebleibt der König als Großherzog Mitglied des Deut⸗ schen Bundes. Mastricht bleibt ganz Holländisch, so wie Venloo; die Citadelle von Antwerpen aber wird, sofort nach Ratificagtion

des Traktats, den Belgiern überliefert. Von der Schuld über⸗

meinem edlen Freunde, der die Bill eingebracht hat, physisch n

der wir zu Werke gegangen sind, und auch davon üb erzeuge

Kammerherr der Königin angeboten, indem er hinzugefügt, daß er n

ähnliche Befehle .

chmen diese so viel, daß es 8 bis 9 Milltonen Gulden Zinsen

trügt, wohingegen den Holländern 19 oder 18 Millionen jähr⸗ jur Last fallen. Die Bevollmächtigten Belgiens und

holland reisten Sonntag Morgen ab, um die Ratificationen zu affen.

Ber bisherige erste Secretair der Belgischen Gesandtschaft, zr. Wallez, als Geschäftsträger Belgiens jetzt beglaubigt, hatte stern Geschäfte mit Lord Palmerston im auswärtigen Amte, auch wieder eine vier Stunden lange Konferenz der Bevoll— ächtigten stattfand.

Ein gestern Abend erschienenes außerordentliches Supple— jent zur Hofzeitung enthält die Aufforderung zur Lösung von intritts-Karten für die bevorstehende (wahrscheinlich schon mor— n stattfindende) Prorogation des Parlaments. Damen wer— nur zugelassen, wenn sie in vollstäudigem Hof-Kostüm er— beinen.

Graf Grey hat dem Sir J. E. Hobhouse, der ihm die dressen der Wähler von Westminster und der Haus-Eigenthü— er von Hannoversquare übersandt hatte, folgendes Schreiben gehen lassen: . .

Werther Herr! Ich habe das Vergnügen gehabt, Ihr Schreiben bi den beigefuͤgten Adressen zu empfangen. Die Ausdruͤcke des scifalls und des Vertrauens, mit welchen wir in diesen Adressen chrt werden, haben meinen Kollegen und mir die größte Freude macht. Es wird unser eifrigster Wunsch seyn, die Fortdauer die—

Gesinnungen zu verdienen, welches uns, wie wir wissen, nur da⸗ ich gelingen kann, daß wir die Erfuͤllung einer wirklichen Reform r Volks⸗Vertretung, welche nicht weniger wirksam als die kuͤrz⸗ ch verworfene seyn darf, auf eine standhafte, konsequente und aus— lernde Weise betreiben. Zu diesem Zweck wird dem Parlamente mittelbar nach Erdffnung der naͤchsten Session eine Bill vorge—⸗ st werden; und wir hoffen zu gleicher Zeit kein zu großes Ver⸗ inen in Anspruch zu nehmen, wenn wir Sie ersuchen, versichert

seyn, daß alle unsere Magßregeln durch die Mittel unterstuͤtzt rden sollen, welche am besten dazu ge net seyn duͤrften, den solg dieses wichtigen Gegenstandes zu sichern. Ich habe die Ehre,

s w. Downing⸗Street, 15. Okt. 1831. J ͤ (gez) Grey.“

Der Times zufolge, sind noch mehrere Personen aus dem Fnigl. Hofstaat, welche gegen die Bill gestimmt haben, entlas—

worden. Dieses Blatt drückt neuerdings sein Bedauern rüber aus, daß diese Maaßregel nicht früher ergriffen worden Die bloße Drohung damit würde die Majorität im Ober⸗ use bedeutend vermindert haben; es sey aber nunmehr Pflicht 6 Minister, in dieser Beziehung mit der äußersten Strenge und rchgreifend zu verfahren. r ;

Ein Zeitung meldet, daß Lord Lonsdale alle seine verfalle⸗ Burgflecken zu verkaufen trachte; es wollten sich aber keine lufer dazu finden.

err O'Connell hat die seidene Robe erhalten. Es sey dies, nerkt der Globe, eine Gunstbezeugung, welche er seiner Stel— g und seinen Verhältnissen zum Irländischen Gerichtsstande danken habe. Ob es ein Präludium zur Annahme eines Am⸗ sey, müsse sich binnen kurzem zeigen.

Die Stimmen für die Wahl des neuen Lord-Mahors sind jetzt folgendermaßen vertheilt: der jetzige Lord-Mahor 2017, derman Thompson 1976, Sir Peter Laurie 262 und Alderman laiihman 27.

Der Wahlkampf in der Grafschaft Dorset ist am Montag end entschieden worden. Lord Ashley hat mit einer Majorität 36 Stimmen den Sieg über Hrn. Ponsonby davongetra—

Es kam am letzten Tage zu Thätlichkeiten zwischen den den Parteien, und die Ruhe konnte nur durch das Einschrei— der Jeomanry wieder hergestellt werden. Dem Vernehmen ch, soll von einem Theil der Wähler beim Unterhause gegen E Gültigkeit der Wahl protestirt werden.

Am 16. Juli hat am Kap in Afrika ein furchtharer Sturm swüthet und für 40,000 Pfd. Schaden angerichtet.

London, 18. Okt. Die Stellung, welche die Bri—⸗ he Nation in diesem Augenblick annimmt, ist höchst wichtig

d lehrreich. Es ist nicht zu leugnen, daß ein Theil derselben, diwar in Hinsicht auf Rang und Vermögen kein unbedeuten—⸗ sich über die Verwerfung der Bill freut, und an einigen inen Orten, besonders solchen, welche durch die Bill haben den sollen, haben sie es sogar wagen dürfen, ihre Freude un— haft laut werden zu lassen, obgleich dieses Lautwerden mitun— wie j. B. zu Derby, etwas theuer zu stehen gekommen ist. ngegen aber ist es eben so gewiß, daß bei weitem der größere

eil und darunter die thätigeren Menschen und Klassen, Bösen, wie zum Guten die Annahme der Bill als die

stiedigung eines innigen Wunsches von hoher Wichtigkeit an⸗ und deren Verwerfung als eine bittere Täuschung der sehn⸗ sten Erwartung empfindet. Unter dieser Anzahl befinden sich

a Viele von denen, welchen die Bill in manchen ihrer eimel—

Bestimmungen mißsallen hatte, die aber von der ruhigeren

iäheit des Oberhauses diejenigen Verbesserungen darin erwar⸗

n, welche der leidenschaftlichere Zustand des Unterhauses zu

ihren verweigerte; und gewiß ist es, daß die Kraft, welche

Bill verwarf, sie auch hätte modifiziren können, besonders da Minister sich im Oberhause bereit erklärten, Mob ificationen

zeben. Bringt man die Menge, die Intelligenz und Tha—⸗ eit dieses Thelles der Nation gegen die weit geringere Zahl

Andersdenkenden in Anschlag, die überdem sich mehr passio halten, so darf man annehmen, daß solcher die Nation selbst tt, welche sich offenbar durch die Entscheidung der Mehrheit

Pairs und Bischöfe so tief gekränkt und in ihrer Würde Hhlich beleidigt findet, ja so sehr, daß in vielen Versammlungen ohl, als in den populairen Zeitungen, die Frage aufgeworfen den ist, ob es nicht an der Zeit sey, die Bischöfe aus dem

chause zu verbannen und die Erblichkeit der Pairie, wie

jetzt in Frankreich geschieht, aufzuheben. Zwar hat man es

h nirgends gewagt, diese Gesinnung in den Bittschriften an

König und das Uünnterhaus auszusprechen; so weit aber der

bille sich in geziemender Sprache auszudrücken vermag, hat

derselbe in dsesen Dokumenten zu erkennen gegeben; und

n auch nicht Viele, wie die Vorsteher des Birminghamer

eins in ihren Bittschriften gethan, es geradezu aus sprechen,

die Zustimmung des Oberhauses ju einer Reformation des tren unnöthig sey, so giebt sich die Gesinnung der Nation schon dadurch kund, daß man es, so viel ich weiß, allent— zen verschmäht hat, eine Bittschrift an das Oberhaus ergehen assen. Dennoch, darf man sagen, ist der öffentliche Unwille üiglich nur gegen die Personen gerichtet, welche gegen die gestimmt haben (und Parteigeist thut sein Möglichstes,

h die Verbreitung allerlei lügenhafter Flugschriften diesen Haß

ermehren), und die Billigeren vergesen nicht, daß 158 Edellente,

unter diesen manche, die durch die Bill persönlich verlieren, für lbe gestimmt haben, bei der Menge jedoch heißt es, das Ob er—

16 und die Bischöfe haben unsere Bill verworfen. Den— hat man sich nur an sehr wenigen Orten, und da zwar nur . Seiten des allerniedrigsten Gesindels, Gewaltthatigkeiten

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erlaubt. Die Frage ist also natürlich: was ist es, das eine so sehr gereizte, so lange an Freiheit, ja an Ungebundenheit ge⸗ wöhnte Nation, bei welcher es mit Ausnahme Londons und Ir⸗ lands fast gar keine Polizei giebt, so weit es die That betrifft, in Schranken hält? Erstlich die den Engländern angeborene Achtung für das Gesetz, zweitens das große Zutrauen, das man in die Redlichkeit des Königs und seiner Minister setzt, und vor Allem das Gefühl der Kraft und die dadurch genährte Ueberzeugung, daß die versprochene Parlaments-⸗Reform nur verzögert, und nicht

entzogen werden kann. Zu diesem Zutrauen auf Kö⸗ nig und Minister, so wie auf die elgene Kraft haben unstreitig die Zeitungen und eine bessere Erziehung un⸗ ter dem Volke wesentlich mitgewirkt und somit diejenigen widerlegt, welche im Journalismus und in der Volkser—

ziehung nichts als Unheil sehen wollen. Auch ohne alle Zeitun⸗ gen und ohne allen Unterricht würde die Nation die Folgen der Konkurrenz in Fabriken und Handel, nämlich die beispiellose Ab— nahme des Profits und folglich den Verfall des früheren Wohl⸗ standes, und vor Allem den Druck der vielen Steuern, welche der Staat, die Kirche und die Armen erfordern, empfinden. Er— ziehung, öffentliche Redner und die Zeitungen haben sie aller— dings zu der Ansicht gebracht, daß ein großer Theil dieser Uebel von dem aristokratischen Uebergewicht im Parlamente herrühre, und haben ihr mit oder ohne Grund die Hoffnung gemacht, daß ein vermehrter Einfluß der Demokratie Vieles von diesen Ue⸗ beln, wo nicht alle, heilen werde, und sie sucht nun diese Re— form, welche noch dazu von einem ansehnlichen Theil der Aristo⸗ kratie selbst unterstützt wird, auf gesetz lichem Wege zu erhal— ten. Wie ganz anders aber würde sie sich benehmen, wüßte ' sie bei diesem niederbeugenden Gefühl keinen Ausweg, keine Hülfs— mittel; besonders wenn die Armen, deren es bei uns so viele giebt, sich zu gleicher Zeit von einem Reichthum und Luxus um— geben sehen, wovon man im Anglande keinen Begriff hat, wür— den sie nicht jedem Abenteurer Gehör geben, der sie zu Gewalt und Plünderungen anleiten wollte? Würden nicht hundert Ban⸗ den das Land durchziehen, furchtbarer wie die, welche unter Wat Tyler und Jack Kade felbst den Königen in ihrer Hauptstadt zu trotzen wagten? Und was anders könnte sie zur Ordnung zurückbringen, als furchtbare blutige Gewalt wenn überhaupt diese es noch vermöchte? Man klagt also gewiß mit Unrecht über das, was, indem es etwa für Augenblicke Störung erregt, auch den heilenden Balsam mit sich führt; und wenn nur kein un— sinniger Widerstand der Gewalthaber das Volk zu Extremen treibt, so zweifle ich gar nicht, daß sich die Verfassuug friedlich und rechtlich nach zeitgemäßen Bedürfnissen modifiziren werde. Ja selbst die üblen Gedanken, die man jetzt gegen Adel und Blischöfe hegt, dürften ohne üble Folgen wieder verschwinden, wenn man nur die Ursache dazu nicht zu lange bestehen läßt. Leider aber be— harren Viele von der Opposstlon noch immer auf der Behaup— tung, das Volk kümmere sich nicht um die Bill, und selbst der Umstand, daß Viele von der freiwilligen Reiterei, deren Regi— menter unter dem Befehl von Anti-Reformers stehen, dem Dienst entsagt haben und fast das ganze unter Lord Wharneliffe stehende Regiment diesen sonst so sehr geachte— ten Edelmann ersucht hat, das Kommando niederzulegen, kann sie nicht von ihrem Wahne heilen. Das Parlament hat seine Arbeiten beinahe geendigt und wird wahrscheinlich Don⸗ nerstag oder Freitag prorogirt werden wahrscheinlich bis nach Weihnachten; weswegen auch Graf Grey es für nothwendig ge⸗ funden, sich in seiner gestrigen Wede vor der ungeduldigen Na⸗ tion einigermaßen zu entschuldigen. Zu gleicher Zeit erklärte er, daß die hiesige Konferenz über einen Friedensschluß zwischen Holland und Belgien übereingekommen wäre, auf dessen An⸗ nahme die Alliirten bestehen würden. In der heutigen Times finden sich die Grundzüge dieses Vertrages). Es heißt, die Regierung habe O'Connell zum General⸗Prokurator von Irland ernannt, ein sehr kluger Schritt, wofür sie aber unendlichen Ta⸗ del einernten wird.

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Aus dem Haag, 20. Okt. Man versichert fortdauernd, daß die Londoner Konferenz einen bestimmten Beschluß hin⸗ sichtlich Belgiens gefaßt habe, der nicht als ein bloßer Vor⸗ schlag zu betrachten seyn würde. (Siehe Parlamentsverhand⸗ lungen und London.)

Aus dem Hauptquartier der Armee wird gemeldet, daß täglich Belgische Ueberläufer, in Trupps von 10 bis 30 Mann, worunter auch Offiziere, bei unseren Vorposten ankommen. Die unter ih⸗ nen besindlichen Deutschen verlangen, nach ihrer Heimath zurück⸗ zukehren, einige Belgier dagegen wollen in Holländische Dienste treten. Auch hat man bemerkt, daß viele Nord-Brabantische Deserteure zurückkehren, um von der Königl. Amnestie Gebrauch zu machen. Nach den Aussagen jener Ueberläufer herrscht in der Belgischen Armee große Unzufriedenheit, und sollen im La— ger bei Diest sogar ernstliche Unruhen stattgefunden haben.

In Herzogenbusch ist vorgestern der General⸗Major George angekommen, um den Oberbefehl über diese Festung zu übernehmen. Fortwährend gingen Verstärkungen für die Armee dort durch, unter Anderem auch 400 Land-Schutters aus Gel— dern, deren aute militairische Haltung nicht verrieth, daß sie sich erst einige Wochen im Dienste befanden. Auf den 2ästen d. M. sind in Nord-Brabant wieder 2000 Mann Schutters vom ersten Aufgebot in verschiedene Sammelplätze zusammenberufen.

Brüssel, 19. Okt. In der gestrigen Sitzung der Reprä⸗ sentanten-Kammer wurde die Berathung über das Anleihe⸗ Projekt fortgesetzt und in der heutigen mit 70 Stimmen ge— gen 18 angenommen. Von Hrn. Gendebien aufgefordert, er⸗ klärte der Minister der auswärtigen Angelegenheitzen, daß er morgen oder übermorgen der Kammer einen Bericht liber die so eben eingegangenen diplomatischen Aktenftücke abstatten würde. Der König, fügte er hinzu, beschäftige sich in diesem Augenblick damit, und das Mmister⸗Conseil werde sich unverzüg⸗ lich versammeln, um darüber zu berathschlagen. ; ;

Der König ist gestern Morgen um 11, Uhr in Begleitung der Französischen Prinzen und eines zahlreichen Generalstabes, in welchem man die Generale Belliard, Grundler, Hane von Steenhuyse, van den Broeck u. s. w. bemerkte, im Lager bei Diest angekommen. Von 1 bis 4 Uhr wurden unter den Be⸗ fehlen des General Goethals große Manöver ausgeführt. Der König ist gestern Abend um 11 Uhr nach Brüssel zurückgekehrt.

Das iste Jäger-Regiment, aus 3 Bataillonen bestehend, ist von Antwerpen nach dem Lager bei Diest und das erste Auf⸗ gebot der Bürgergarde von dort nach Namur abgegangen.

Der General Quiroga ist in Brüssel angekommen. Der hiesige Monteur versichert, daß seine Reise durchaus keinen politischen Zweck, und daß er nicht, wie der Courrier gemeldet, die Absicht habe, in Belgische Dienste zu treten.

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) S. oben unter London vom 19. Okt.

Polen.

Krakau, 20. Okt. Der hie sige Kurier meldet: „LAus⸗ wärtige Zeitungen und selbst der Warschauer Kurier vom 10ten d. M. enthielten die Nachricht, daß in Krakau schreckliche Revo—⸗ lutions-Scenen stattgefunden hätten, und daß man die Absicht gehabt, die Wohnungen zu plündern und angesebene Persenen dieser Stadt, so wie andere aus dem Königreich Polen, welche sich einstweilen hier aufhielten, zu ermorden. Diese Nachricht ist indeß nichts als eine Verleumdung gegen die Stadt Krakau, die sich unter dem mächtigen Schutz der drei Allerdurchlauchtig— sten Höfe einer glücklichen Neutralität erfreut und, auf den gu— ten Sinn der Elnwohner bauend, niemals Revolutions-Scenen zu befürchten hatte. Jeder, der sich in Krakau aufhält, ist Zeuge der öffentlichen Ruhe, und wie LAllle nur ihren Beschaftigungen nachgehen, und wird unsere Versicherungen beftätigen können.“

Auf den letzten hiesigen Markten zahlte man für den Korzez Roggen 17 81., Weizen 18 Fl., Gerste 14 Fl., Hafer 8: Fl.

Deutschlan d.

München, 20. Okt. Se. Königl. Hoheit der Kronprinz sind heute Vormittags, begleitet von Sr. Excell. dem Königl. Obersthofmeister, Herrn Grafen v. Pocei, nach Italien abgeresst.

In Folge der (letzthin mitgetheilten) von der Staotgemeinde Ingolstadt unterm 6. Sktober Sr. Königl. Majestät vorgelegten Aldresse, hat der Bürgermeister dieser Stadt folgendes allerhöch— stes Handschreiben empfangen:

„Herr Bürgermeister von Ingolstadt! Die Gesinnungen von Treug und Anhänglichkeit, welche Mir der Magistrat und die Gemeinde-Bevollmächtigten von Ingolstadt in der

Eingabe vom 6ten d. M. ausgedrückt haben, sind Mir ein

schöner Beweis, daß Baierns altes Bollwerk noch von eben so kräftigen und treu gesinnten Männern bevölkert ist, wie sich diese treue Stadt stets gezeigt hat. Ich danke Ih— nen und Ihrer Bürgerschaft für diesen Beweis Ihrer Ergeben⸗ heit und trage Ihnen auf, dieses derselben nebst der Versich erung Meiner besonderen Gnade bekannt zu machen.

München, den 11. Oktober 1851.

Ihr wohlgewogener König Ludwig.“

Wir erhalten so eben (sagt die Münchner Zeitung) fol—

gende offizielle Mittheilung: . ; „Wien, vom 15. Okt. 1831.

Se. Maj der Kaiser haben sich zwar in dem bekannten Hand⸗ schreiben an den Herrn Oßhersten Kanzler vom 16. Okt ) Über Sa⸗ nitaͤts Cordons gegen die Asiatische Cholera in Sanitaͤts-Hinsichten deutlich ausgesprochen, und es erhellt daraus, daß, indem die Kai= serl, Oesterreichische Regierung in Folge der Erfahrungen uͤber die Natur der Cholcra⸗ Krankheit und die Nachtheile der bisherigen Ab⸗ sperrungs⸗Maaßregeln sich landesvaͤterlich bewogen fand, die allmaͤ⸗ lige Auflassung der im Innern der Monarchte bestandenen Cordons anzubefehlen und jene een das verdaͤchtige Ausland in ihrer Strenge bedeutend zu mi dern, man demnach andererseits die Zie⸗ hung eines strengen Sanitäts- Cordons gegen die Oesterreichischen Kuͤstenlaͤnder und die Italiaͤnischen Provinzen angeordnet hat, um fuͤr diese die Nachtheile einer Stockung im Seehandel oder in einer Handels- Sperre gegen die benachbarten aus⸗ waͤrtigen Staaten abzuwenden, welche dei den verschiedenen Meinungen, die derzeit noch im Auslande in Ansehung der in Europa eingedrungenen neuen Seuche bestehen, sonst zu beforgen

ewesen waren. —Diese Verfugung hat nun die Desserreichische egierung nachtraͤglich ausgedehnt, daß auch die Provinz Tyrol in

den gil aͤnischen Cordon begriffen und somit auch diefe nevst dem Lombardisch - Venetianischen Koͤnigreiche, dem gefammten Ku⸗ stenlande und Dalmatien von den anderen Theilen der Mo⸗ narchie abgesperrt werden solle, vorzuͤglich um dadurch den Hem—= mungen des Handelszuges aus Deutschland und den nördlichen Landern nach Italien und den Kuͤsten des Adriatischen und Mittel— laͤndischen Meeres zuvorzukommen. Da es keinem Zweifel unter liegt, daß durch diese Absperrung Tyrols und Italiens von der uͤbri⸗ gen Desterreichischen Monarchie, TyVrol vor dem Eindringen der Cholerg eben so geschuͤtzt ist, wie Baiern, sich vielmehr der Dester— reichische Sanitäts- Cordon von Tyrol aus in dieser Hinsicht dem Baierschen Cordon anschließt und andererseits die bis jetzt beste⸗ hende Strenge der SanitaͤtsMaaßregeln gegen Tyrol dem König reiche Baiern gleich druckend seyn muͤssen, indem sie den Gränzver— kehr und Handel beider Laͤnder und den Transit⸗-Zug aus und nach Italien hemmen, so ist vorauszusehen, daß diese unzweckmaͤßige Strenge bald aufhbren und Verkehr und Handel wie fruͤher frei gegeben werden wird.“

Kassel, 20. Okt. Seine Hoheit der Kurprinz und Mit— regent haben, an die Stelle des aus dem Staats-Ministerium ausgetretenen Staats-Ministers von Schenk zu Schweinsberg, den Staats-Minister der Justiz, Dr. Wiederhold, zugleich zum Präsidenten des Gesammt⸗Staats⸗Ministeriums ernannt, derge⸗ stalt, daß demselben, außer denjenigen Sitzungen des Gesammt— Staats-Ministeriums, in welchen Höchstdieselben Selbst präsidi⸗ ren, die Leitung aller Geschäfte dieser höchsten Behörde zu— steh en soll. ]

k

Ein von der Allgemeinen Zeitung mitgetheiltes Pri— vatschreiben aus Wien vom 15. Okt. meldet im Verfolg frühe⸗ ter Mittheilungen über angeordnete Truppenbeurlaubungen: „Die Beurlaubungen in unserer Armee sind stärker, as man anfangs glaubte, man giebt ihre Zahl auf 160, 9006 Mann an. Die kürzlich auf der Börse bekannt gewordene Anzeige hieroon hat auf den Cours unserer Staatspapiere ihre günstige Wirkung so— gleich geaußert, und seit der Zeit ist derselbe fortwährend im Steigen. Nur die wahischeinsiche Vermuthung, daß unsere Regierung, um die durch die Cordons und andere Anstalten verursachten großen Auslagen zu decken, zu einer neuen Anleihe schreiten werde, worüber angeblich mit vier der ersten hiestzen Handelshäuser schon Unterhandlungen gepflogen werden sollen, und deren Betrag man zu 80 Millionen Gulden angiebt, ma— ßigt dasselbe einigermaßen.“

Ftalien.

Rem, 13. Okt. Se. Heiligkeit hat in den letzten Tagen einige Ausflüge von Castel-Gandolfo nach Marino, Albani, Aricig und Velletri in Begleitung der Kardinäle Giustiniani und Rohan gemacht.

Das gestrige Diario enthält eine Itallänische U bertra— gung der Lateinischen Rede, welche der Papst in dem geheimen Konsistorium vom 30. v. M. vor Ernennung der beiden neuen Kardinäle Lambruschini und Sala gehalten hat.

ö ü rktei.

Die Allgemeine Zeitung giebt folgendes Schreiben aus Konstantinopel vom 76. Sept.

Die Besorgnisse, welche die in der letzten Zeit veruͤbten haufigen Brandlegungen der Tuͤrkischen Regierung eingefloͤßt hatten, indem

) Siehe Nr. 291 der Staats⸗Heitung.

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