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den Beweis führen, daß die
bemerkte er unter einberem, beschräntttn sich auf Beschwerden über die abgeschlossenen Kontrakte; keiner vön Allen aber könne . Herren C. Périer und Soult jeder wirklich einen Leihkauf von 1 Million erhalten hätten. Eben so wenig habe Hr. Marrast einen solchen Beweis bei der Abfassung seines Artikels in Händen gehabt, und, insofern er dies am folgenden Tage behauptet, habe er eine Lüge gesagt. Mithm habe Lerselbe sich durch die Publication jenes Actitels gleich den Herren Thouret und Bascans der Verleumdung gegen die gedachten beiden Mi—⸗ nister schuldig gemacht. Umsonst berufe man sich auf die Of— fenkundigkeit; nicht in dieser lasse sich ein Beweis finden, am allerwenigsten aber dürfe ein Zeitungsschreiber aus syolcher Quelle schöpsen. Nachdem Hr. Persil die verschiedenen Zeugen-A2Aus— sagen analystrt hatte, schloß er mit folgenden Worten: „Wir wollen jetzt die Vertheidigungs-Reden der Angeklagten abwarten. Ich hoffe, daß letztere nicht die Gränzen der Mäßigung überschrei⸗ ten und der Verleumdung, deren man sie zeiht, neue Schmähun⸗ gen hinzufügen werden; sie würden dadurch aus der Rolle des Ingeschuldigten fallen, der sich bloß zu vertheidigen, keineswe⸗ ges aber das Recht hat, selbst anzuklagen.“ Herr Maxrast hielt nunmehr zu seiner Vertheidigung eine improvisirte, Rede. Es sey nicht immer möglich, bemerkte er, einen Beweis für eine augeführte Thatsache beizubringen; nichtsdestoweniger lasse sich diese Thatsache nach der inneren Ueberzeugung beurtheilen. Ue⸗ brigens habe er in dem inkriminirten Artikel keinesweges kehaup— ter, daß die Herren C. Périer und Soult einen Leihkauf erhal⸗ ten hätten, sondern er habe bloß die Frage aufgeworfen, ob das hierüber im Publikum verbreitete Gerücht wahr sey. Seine Schuld sey es nicht, wenn tausend ähnliche Gerüchte an der Börse und an anderen öffentlichen Orten eirkulirten; wenn man
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. B. sage, daß eine Lieferung von Wolle einem Schwiegersohn des Kriegs-Ministers, andere Lieferungen aber seinem Adjutan— ten und einigen mit ihm befreundeten Personen übertragen wor— den wären. Die Presse sey nicht bloß berechtigt, sondern verpflich⸗ tet, über Alles, was das allgemeine Beste angehe, ein wachsames Auge zu haben; die Ausübung dieser Pflicht bringe ihm (dem Redner) weniger ein, als dem Marschall Sonlt sein Mi— uister-Posten; vielmehr habe er nichts als Duelle und Prozesse zu bestehen, die ihm persönliche Haft und ungeheure Geldstrafen zuzögen. Die Preßfreiheit existire so wenig jetzt, als sie unter dem Villeleschen Ministerium existirt habe. Wie im Uebrigen auch der gegenwärtige Prozeß ausfallen möge, so „unsche er sich Glück dazu, denn jedenfalls werde die öffentliche Meinung, gestärkt durch die übereinstimmenden Zeugen-Lussagen, von der Wahrheit des Gerüchts, das sich über die bewußten Kontrakte verbreitet habe, nur noch um so mehr durchdrungen seyn; die Wahrheit selbst aber werde ersi ans Licht treten, wenn die Sache bei Gelegenheit des Budgets in der Deputirten-Kam⸗ mer zur Sprache kommen werde. Hr. Thouret, der verant— wortliche Herausgeber der „Révolutlon“, klagte über die zahl— reichen Beschlagnahmen der öffentlichen Blatter; er und sein Kollege, der Herausgeber der „Tribune“, hätten bereits 39 Pro⸗
zesse zu bestehen gehabt, wovon freilich nur fünf ihnen ine Verurtheilung zugezogen hätten. „Unter den letzte—
ren“, äußerte der Redner, „traf eine meinen unglücklichen Freund Fazy, der, nachdem er in der letzten Revolution gefoch— ten, jetzt, das Juli⸗Kreuz im Knopfloche, eine Freistätte im Aus⸗ lande hat suchen müssen; dreimal bin ich selbst kondemnirt wor⸗ den und würde mich im Gefängnisse ebenfalls als verbannt be— trachtet haben, wenn ich nicht in Ste. Pélagie an 100 Patrio⸗ ten gefunden hätte, die dort, mitten in der Hauptstadt, wie in einem Champ d'nlsyle versammelt waren.“ Diese Aeußerung wurde von dem Auditorium mit dem lebhaftesten Applaus beglei⸗ tet. Der Beifall verdoppelte sich, als Hr Thouret den Reich⸗ thum der Minister dem allgemeinen Elende gegenüberstellte. Der räsident sah sich dadurch zu der Erklärung veranlaßt, daß, wenn die Beifalls-Bezeugungen nicht aufhörten, er den Saal räumen lassen würde. Hr. Thouret schloß mit der Bemerkung, daß, wenn die Mitglieder des Conseils die Minister des Königs wären, die Herausgeber der, „Tribune“ und der, Revolution“ sich als die Minister des Volkes betrachteten. Der Advokat Mich el, Anwalt des Hrn. Marrast, verantwortlichen Herausgebers der „Tribune“, bemühte sich, in einer sehr ausführlichen Rede zu bewelsen, daß ver augeschuldigte Artikel den Charakter der Verleumdung nicht on sich trage, da er offenbar nichts weiter bezweckt habe, als die beisen genannten Minister zu veranlassen, daß sie sich über die hinsichtlich ihrer verbreiteten nachtheiligen Gerüchte näher erklä⸗— ren möchten. Da es mittlerweile 6 Uhr geworden war und Herr Michel sein Plaidoyer noch nicht beendigt hatte, so wurde die Sitzung eine Zeit lang unterbrochen. Gegen 8 Uhr setzte Herr Michel seine Vertheidigungs-Rede fort. Nach ihm plaidirten die Advokaten Moulin und Bethmont zu Gunsten der beiden verantwortlichen Herausgeber. Der General-Prokurator and die Anwalte der beiden Kläger, Herren Lavaux und Du⸗ vin, die auf einen Schadenersatz von nicht weniger als 10,000 Fe. antrugen, replieirten, worauf die Geschwornen sich in ihr erathungs-Zimmer zurück zogen. Um 1 Uhr Morgens erfolgte der Spruch. Thouret und Bascans wurden (wie einem Theile unserer Leser bereits in der Nachschrist zum gestr. Bl. d. St.-Z. „emeldet worden ist) freigesprochen; Marrast dagegen ward fur schaldig erklärt und demzufolge zu sechsmonatlicher Haft, zu einer Geldbuße von Z3000 Fr. und zu einem Schadenersatz von 35 Fr. kondemnirt.
In Lyon war am 26sten d. Abends unter den Seiden-A1Ar— beitern abermalige Gährung entstanden, weil der neue höhere Tarif des Arbeitslohns noch nicht öffentlich angeschlagen war. Dies geschah am folgenden Tage, und die Aufregung unter den Arbei— ern legte sich. — In Cahors ist es am 23sten d. bei Gelegen— heit der Erhebung der Weinsteuer zu betrübenden Auftritten ge— kommen. Die Häuser des Steuer⸗-Direktors und des Einneh— mers wurden vom Pöbel, der aus den Vorstädten in die Stadt gekommen war, verwüstet und das des Ersteren in Brand ge— steckt. Am folgenden Tage brachen in derselben Stadt neue Uun— ruhen aus; die Ruhestörer verlangten die Feeilassung der wege ähnlicher Excesse in Calvignac verhafteten Individuen, wurden aber von der National-Garde aus einander getrieben; von der letzteren befanden sich dennoch einige Mitglieder in den Reihen der Meuterer. In der Nacht vom 2östen auf den 26sten wur— den die verhafteten Individuen nach Agen abgeführt. An letzterem Tage war in Cahors die Ruhe wiederhergestellt. — Auch in Nimes und Montpellier haben sich am ZLssten d. M. einige Zeichen der Gährung unter dem Volke gezeigt. Dim Messager des Chambres zufolge, sind strafbare Wün—⸗ sche zu Gunsten der vorigen Dynastie öffentlich geäußert worden. Indessen kam es nicht zum Ausbruche förmlicher Unruhen, und am 2ästen waren beide Städte in einem völlig friedlichen Zustande.
Der Semaphore de Marseille meldet, daß die Gen— darmerie in einem Landhause eine Karlistische Versammlung von 21 Personen verhaftet hat, in welcher sich mehrere Falschwerber und bereilg angeworbene Soldaten befanden.
1658
Die mlt ber Prüfung des Budgets beauftragte Kommilf⸗ ston wird, dem Vernehmen nach, auf die Abschaffung des Po⸗ stens der General-⸗Secretaire der Präfekturen antragen.
Der Temps spricht von einer in die Deputirten-Kammer zu bringenden Proposttion wegen Naturalisirung der nach Frank⸗ reich flüchtenden Polen. Einem Dekret vom Jahr X. und ei⸗ nem Gesetze vom Oktober 1814 zufolge, konnte die Regierung für Frankreich geleistete Dienste Naturalisatious⸗ Patente, ohne die Bedingung des vorangegangenen mehrjährigen Aufenthalts in Frankrelch, ertheilen. In der Polnischen Armee befinden sich viele Offiziere, die unter Napoleon gedient haben. .
Das hiesige Polnische Comité legt in mehreren Blättern Rechnung Über seine Geschäftsführung und Verwaltung der durch Sübscriptiouen zusammengebrachten Fonds ab. Die Ge⸗ sammt⸗-Einnahmen des Comité's haben sich auf 443, 298 Fr., die Ausgaben auf 13,813 Fr. belaufen, so daß noch 29, 484 Fr. in Kassa bleiben. Unter den Ausgaben befinden sich folgende: Reisekosten für Französische Offiziere 8670 Fr., Sendung von 49 Gesundheits-Beamten 75.000 Fr., Zahlungen au hiesigze Polen für den Ankauf von Waffen und Absendung Polnischer Offiziere nach Warschau 102,790 Fr., Koften der Erpedition einer mit Waffen beladenen Brigg von Havre aus Lä6, 600 Fe, Geldsendun⸗ gen nach Warschau für die in Polen dienenden Franjosen 60,000 Fr.
Der Professor Joachim Lelewel ist von Brüssel hier ange⸗ kommen. , .
Der Historiker, Herr Mignet, und der Graf Jaubert, der sich durch cine Reife nach dem Orient bekannt gemacht hat, tre— ten bei dem ersten Marseiller Wahl-Kollegium als Kandidaten für die Deputirten-Kammer auf. 6
Am verwichenen Sonnahend fand in der hiesigen Israeliti⸗ schen Armenschule die Preis-Vertheilung und zugleich die Aus— stellung der Arbeiten früherer Zöglinge dieser Schule statt, die sich später einem Gewerbe gewidmet haben. Sämmtliche Zög⸗ linge waren zu dieser Feierlichkeit vom Baron v. Rothschild neu gekleidet worden. Die ganze Anstalt steht unter der Leitung des seit einigen Jahren zusammengetretenen Vereins der Freunde der Arbeit, der 360 arme Israelitische Kinder in den Elementar⸗ Wissenschaften, außerdem aber auch noch im Zeichnen und der Mathematik unterrichten läßt und sie später zu irgend einem Meister in die Lehre giebt, damit sie ein Handwerk erlernen.
Im Journal du Commerce liest man: „Der Römische Hof hatte den Kaufmann Terni aus Ankona beauftragt, eine Anleihe in London zu negociiren, als Bürgschaft für welche ein Theil der Steuern der Legationen und sämmtliche Abgaben, die der Fiskus von den Waaren der Jahresmesse in Sinigaglia, der wichtigsten in Mittel⸗Italten, erhebt, abgetreten werden sollten. Da die Englischen Banquiers diese Bürgschaften nicht hinrei— chend fanden, so ist Hr. Terni unverrichteter Sache zurückgekehrt. Die Päpstliche Regierung läßt nunmehr hier in Paris neue Schritte für eine Anleihe von zwei Millionen Römischer Thaler machen. Der Römische Wanquier Torlonia und der Vertraute des Kardinals Bernetti, Hr. Massaui, befinden sich seit einigen Tagen hier, um darüber Unterhandlungen zu eröffnen.“
Großbritanien und Irland.
London, 29. Okt. Die Gesandten und Bevollmächtigten der fünf Mächte haben sich neuerdings gestern Nachmittags im auswärtigen Amte versammelt und daselbst eine Konferenz ge⸗ halten, die etwas länger als eine Stunde dauerte. .
In Bezug auf die Angelegenheiten Griechenlands sagt die Times: „Dle Angelegenheiten Griechenlands haben einen sol— chen Grad von Unordnung und Verwirrung erreicht, daß das un⸗ verzügliche Einschreiten der Beschützer Griechenlands nöthig ist, und diese Angelegenheiten werden wegen ihrer schwierigen Fest⸗ stellung durch die Londoner Konse enz kein unwürdiges Seiten⸗ flick zu den nun geschlossenen Unterhandlungen in Betreff Bel⸗ giens bilden. Von dem provisorischen Wesen der Griechischen Regierung während der letzten 3 Jahre konnte nichts als Umu⸗ hen, Empörung und Anarchie erwartet werden. Ein ähnlicher Versuch hätte in jedem anderen Lande em ähnliches Resultat hervorbringen müssen; aber in Griechenland sind die Elemente der Störungen und Unordnungen mehr, als in irgend einer an— deren bekannten politischen Atmosphäre, in Ueberfluß vorhanden. Nie hatte es sich einer regelmäßigen Regierung erfreut, als es sich gegen den Türkischen Säbel empörte, und die unruhigen Häuptlinge, welche sich einander besthdeten, als der gemeinsame Feind be— reit ftand, sie alle zu unterdrücken, hätten sich wahrscheinlich nicht ausgesöhnt, weun neue Gegenstände des Streites in Abwe⸗ senheit jeder Gefahr von außen entstanden wären. Nur eine strenge und entschlossene Regierung hätte beim Rückzjuge der Türken und bei der Ablehnunz der Krone von Seiten des Prin— zen Leopold die Ordnung in Griechenland wieder herftellen kön— nen. Die verschmizten Griechen, welche den Prinzen durch ihre übertrit bene Schilderung der Schwierigkeiten und Gefahren, de⸗ nen er entgegengehen würde, abschreckren, überlisteten ihn, als er glaubte, den entledigten Thron in Sicherheit und Frieden be— steigen zu können. Die barharischen Häuptlinge und verderbten Primaten, — die sich gern einem Prinzen unterworfen hätten, der mit einer Europäischen Kommission, um sie zu beherrschen, mit Geldmitteln, um ihren Gehorsam zu bezahlen oder ihren Eifer auf die Probe zu siellen, und mit einem Truppen— Corps, das fähig war, ihre Aus schweifungen zu unterdrücken und ihre Empörung zu bestrafen, unter ihnen angekom— men wäre, — sind wahrscheinlich nicht zu nnterwerfen einem unbefreundeten Mitbürger ohne pecuniaire Hülfsquellen und ohne militairische Unterftlitztngen. Daher fingen sie an, als Prinz Leopold die angebotene Ehre ablehnte, als die Bevoll⸗ mächtigten zu London beiden Unruhen der Revolution im We— sten vergaßen, daß ein Griechenland bestand, als die Subsidien nicht mehr in den Schatz des Präsidenten flossen und er selbst sein mäßiges Vermögen hingegeben hatte, zu glauben, daß er ein Tyrann sey, daß er die Constitution vergessen habe, die nie in Vollzug gesetzt worden war, und daß er nicht berechtigt sey, von ihnen Gehorsam zu fordern. Der Häuptling von Maina empörte sich, die Inselbewohner, vorzüglich die Hhdrioten, ver— schworen sich zur Wiedererlangung ihrer Unabhängigkeit, und da beinahe die einzige Macht der Regierung in einer Fregatte und dem See⸗-Arsenal zu Poros bestand, so setzte sich Admiral Miaulis, der früher für einen guten Patrioten gehalten wurde, in den Kopf, beide zu kapern und zu verbrennen. — Dies war Verwirrung genug, um jeden Freund der Anarchie zufrieden zu stellen; aber die Gegenwart der drei Gesandten der drei hohen Protektoren Griechenlands an dem Sitze der Griechischen Regierung und die Anwesenheit der drei be⸗ schützenden Geschwader der nämlichen Mächte in den Häfen Griechenlands verdoppelten noch die Verwirrung. Der Russische Admiral greift die Insurgenten an und unterstützt den Präsiden⸗ ten. Die Befehlshaber der beiden anderen Geschwader wollen Niemanden angreifen und suchen die Feindseligkeiten anf allen Seiten zu hindern. — Wir haben keinen Raum für die Ein—
rlickung der Dokumente, welche diese Thatfachen enthalten, aba wir können nicht schließen, ohne der Konferenz die Nothwendig⸗ keit einer schnellen Ausgleichung und die unverzigliche Sendun eines Fürsten von Geist und Gemüth, der einen Griechischch Thron annehmen will, nach Griechenland ans Herz zu legen.“
Niederlande.
Aus dem Haag, 2. Nov. Se. Königl. Hoheit der Prin von Oranien hat sich bei seinem letzten Besuche der Fesiun Grave von da nach Nymwegen begeben, um daselbst,. Ihn Kaiserl. Hoheit die Großfürstin Helena von Rußland bei ihre Durchreise nach Wiesbaden zu begrüßen.
Die Direction der Niederländischen Handelsmaatschapp (unserer Ostindischen Compagnie) ist, den früher angeordneten Bestimmungen gemäß, am (Üsten d. von hier nach Amsterdam verlegt worden.
Dem neuen, für das diesjährige Budget den Generalstaaten vorgelegten Stempelgesetz zufolge, sollen alle Verzeichnisse vom Büchern, Kunstsachen, Mobilien und anderen zum Verkauf ge— stellten Gegenständen künftighin dem Zeitungs⸗Stempel unter: worfen seyn. Ferner soll für jede in den öffentlichen Bläãttem
erscheinende Prlvat-Bekanntmachung oder Anzeige ein Stempl
von 25 Cents entrichtet werden. Die Pässe nach dem Auslande sollen mit einem Stempel von 5 Fl. und die für das Inland mit einem von 1 Fl. zu belegen seyn.
Stempel als von 45 Cents angewendet werden.
Im Budget für das Jahr 1832 sind die Kosten unseren auswärtigen Misstonen und Konsulate mit 501,400 Gulden in Anschlag gebracht. Für Jahrgehalte und Zulagen an Schulleh= rer in mittleren und Elementar-Schulen ist die Summe von 115,800 Gulden ausgesetzt. Die Ausgaben der Marine sind mi 177,000 Fl. weniger als im Jahre 1831 in Anschlag gebracht worden. Nachrichten aus Mastricht vom 26sten d. M. zufolge, ist daselbst und in der Umgegend Alles in ruhigem Zustande verblieben. Es befinden sich keine Belgische Truppen in da Nähe; daher auch die Landleute fortwährend und ungestört mit Lebensmitteln nach der Stadt kommen. Ein gewisser Notarin Libens, der der Belgischen Regierung den Eid geleistet hatt um in einem der Festung nahe gelegenen Dorfe praktiziren u können, und der vor kurzem nach Mastricht zurückge kehrt sst hat vom General Dibbets die Anweisung erhalten, die Stan bis zum 1. Nov. zu verlassen. Aus Tongern und Hasselt waren am 25sten aus Besorgniß vor einem neuen Besuche der Holländer alle Behörden und öffentliche Kassen nach Lüttich geflüchtet. In der Nacht vom Zästen zum Zösten d. M. haben einige Unruhestifter auf dem Markte von Sittard neuerdings die Bil gische Fahne aufgepflanzt und einem Hrn, van den Appel, de genöthigt wurde, sich nach Mastricht zu flüchten, die Fenster ein⸗ geworfen. Mehrere Stücke Geschütz sind von Lüttich nach Ven= soo geführt worden, wo neuerdings auch Belgische Truppen ein gerückt sind.
Vor Vließingen liegt jetzt ein Engl. Dampfboot, dessen e gentliche Bestimmung noch unbekannt ist. Der Vice⸗-Aobmiral Gobius hat sich mit demselben in Communication gesetzt, um den Zweck seiner Ankunft zu erfahren.
Der verstorbene Staatsminister Membrade war in M astricht geboren; hiernach ist die gestern gemachte Mittheilung zu berich— tigen. .
ĩ Brässel, 1. Nov. Im gestrigen geheimen Comité der Repräsentanten ließen sich die Herren Dellafeille, De witte und Devanr zu Gunsten der 24 Artikel vernehmen. Herr A. Rodenbach sprach dagegen. Hr. Gendeb ien ven langte die Mittheilung der Noten, welche der Belgische Bevol mächtigte der Konferem überreicht habe. Hr. van de Weyer erklärte, daß diese Noten der Kammer vorgelegt werden würden, und wiederholte seine Behauptung, daß die Schuld nach richt gen Grundsätzen getheilt worden sey. Hr. A. Rodenbach sagte, daß es trotz der schönen Redensarten des Hrn. van de Wehe nicht weniger wahr sey, daß die Konferenz gegen Belgien unge— recht gewesen und man in London sehr schlecht bedient worden sey. Hr. Fleussu fragte, ob das 48ste Protokoll der Belgischen Regierling mitgetheilt worden? Herr van de Wener er— wiederte, daß der Englische Gesandte von seinem Kabintt nicht ermächtigt worden sey, dieses Protokoll offiziell mit zutheilen. Auf eine Bemerkung des Abbe de Haerne, daß durch Ausdrlicke in den 24 Artikeln die Unabhängigkeit Belgiens in Zweifel gestellt werde, erwiederte Herr van de Weyer, def in der That die Unabhängigkeit Belgiens von Seiten Hollands nicht förmlich anerkannt worden sey, daß dieser Gegenstand abet von der Konferenz nicht mehr in Zweifel 3 werde. Dit Note, von der im Bericht des Herrn von Meulenaere die Rede sey, erhebe in Bezug auf die fünf Mächte keine Schwierigket über diesen Punkt. Die Anwefenheit der Belgischen Gesandten in Paris und London sey übrigens ein hinreichender Beweiß, daß diese Unabhängigkeit von jenen beiden Höfen nicht bestritten werde. Herr H. von Brouckere bemerkte, daß es in der Diplomatie gebräuchlich sey, die Unabhängigkeit eines insurgirten Volkes nicht eher anzuerkennen, bis dies von dem Monarchen, von dem es sich trennt, geschehen sey. Heft Lehon erklärte, daß seine Stellung in Paris die eines Reprä—= sentanten einer anerkannten Nation sey. Nachdem der Punkt liber die Theilung der Schuld noch zu einer weitläuftigen, abet erfolglosen Debatte Anlaß gegeben hatte, wurde die allgemeint Diskussion geschlossen. Dle Herren Jonet und Osy schlugen noch als Amendement vor, daß man die Bedingung der Aner⸗ kennung des Königs Leopold von den fünf Mächten und von Holland vorbehalten sollte; worauf Herr von Meulenaere er— klärte, daß das Ministerium und der König selbst entschlossen wären, die Anerkennung Leopolds zur conditio sine qua non bei Annahme des Traktats zu machen. Hr. Lebeau war der Mei= nung, daß es eine Unklugheit von Seiten der Regierung seyn würde, sich in Bezug auf diesen Punkt so bestimmt zu binden, denn er fürchte, daß man die Anerkennung Rußlands niemals erlangen werde. Die Versammlung beschloß hierauf, daß in der
morgenden öffentlichen Sitzung keine Diskussion irgend einer
Art mehr stattfinden solle, sondern daß man sich auf das bloße Abstimmen beschränken wolle.
Beim Beginn der heutigen Sitzung der Repräsentan— ten-Kammer bemerkte man eine große Anzahl von Damen in den reservirten Tribunen, wogegen die öffentlichen Tribunen nur mäßig besetzt waren. Nachdem der Präsident angezeigt hatte, daß der Zweck der Zusammenkunft das Abstimmen über die 26 Artikel sch, verlangte Herr Pirson das Wort, welches
ihm der Prasident indeß mit Hinweisung auf den gestern ge⸗
faßten Entschluß der Kammer verweigerte. Herr Pirson bemächtigte sich aber der Tribune und erklaͤrte, dieselbe nicht eher verlassen zu wollen, bis man ihn angehört habe; er wolle sein Vaterland nicht verkaufen und sich ge— gen diesen Verkauf aussprechen. Diese Hartnäckigkeit des
hen Pirson
feel waren 59 Stimmen; dagegen 38.
Für Protokolle, Adresen an Behörden, vidimirte Abschriften u. s. w. soll kein geringer
veranlaßte den Präsldenten, die Sitzung auf— üfsuheben. Nach Verlauf von 23 Stunden wurde dieselbe bieder eröffnet und sogleich zum Namens⸗ Aufruf geschritten. dieser ergab folgendes Resultat: Für die Annahme der 24 Alr— nö men; Es wurden dieselben thin mit einer Majorität von 21 Stimmen angenommen.
Lord Durham ist gestern Abend um 6 Uhr in Brüssel an— kommen und im Hotel Bellevue abgestiegen.
Der Finanz⸗Minister ist durch eine Königl. Verfügung er— ächtigt worden, den Betrag der von öffentlichen Beamten zum chatz gelieferten Cautionen zum Ankauf der Obligationen von r neuen Anleihe von 12 Millionen zu verwenden.
Die mit Durchsicht der anzusetzenden Steuern und mit Ver— eilung derselben beauftragte Kommisston hat sich gestern zum sienmale versammelt.
Der Courier, welchen Sir Robert Adair am vergangenen bonntag erxpedirte, hat gleich nach seiner Ankunft in Ostende im dort liegenden Englischen Dampschiffe „l'Eclipse“ seine De— ischen übergeden, welches sogleich nach London absegelte. Es eibt immer im Ostender Hafen ein Englischer Schooner zur disposition des Britischen Gesandten in Brüssel.
Der Brüsseler Gerichtshof hat gestern das Urtheil der Assi— n von Mons, wodurch der Oberst Grégoire frei gesprochen wor— war, im Interesse des Gesetzes kassirt.
— — Brüssel, 1. Novbr. Endlich ist heute die Abstim— hung unserer zweiten Kammer über die Londoner Beschlüsse solgt. Die Annahme ist mit einer Mehrheit von 21 Stimmen gegen 38) beliebt worden; jwei Depulirten, der Bürgermei— fr von Brüssel, Hr. Rouppe, und der Lnxemburgische Deputirte, z. Nothomb, haben des Mitstimmens sich enthalten. Der Be— hluß ist sofort dem Senate übersandt worden, der, da heute sch Zeit dazu war, sogleich an die Deliberation desselben ging, md jweifelt man nicht, daß er dem Beispiele der Repräsentan⸗ Kammer folgen und vielleicht auch heute noch seine Geneh— ung aussprechen werde. Die Entscheidung der Kammer ist , unserem Publikum mit dem größten Gleichmuthe aufgenom— en worden; vergebens strengten die Herren Pirson, Gendedien d Andere ihres Gleichen heute sich an, durch eine letzte Ap— llation an das Volk dasselbe zu Thätlichkeiten oder auch nur Theilnahme aufzuregen; die wenigen Zuschauer, die sich auf n Tribunen eingefunden hatten, blieben regungs- und lautlos. ter den Mitgliedern, die für die Annahme der Friedens-Arti—⸗ gestimmt haben, befinden sich die Minister v. Meulenaere, bzhen und Raikem, die ehemaligen Minifter Barthélemy, Le— au und Devaux, unser Gesandter in Paris, Herr Le Hon, der räsdent der Kammer, Herr von Gerlache, die beiden Grafen Merode und die beiden Vicomtes Vilain XllIII., sämmtliche deputirte von Antwerpen (worunter die Herren Legrelle, Osy u. w.), der General-Prokurator van Meenen und der General Goblet. dagegen stimmten fast sämmtliche Deputirte der Provinz Lüt— h (namentlich die von Verviers), die Deputirten aus Limburg, mmentlich die Herren Gelders, Jaminé (für Venloo), Herr v. jtonckésre und General de Tieken de Terhove; die bekannten ter— sstischen Advokaten Blargnies, Gendebien, v. Robaulx und krson, ferner die Herren Rogier, Const. und A. Rodenbach, d endlich der Vice⸗Präsident der Kammer, Herr Destouvelles.
Antwerpen, 2. Nov. Das Englische Geschwader liegt den Dünen vor Anker. Es wird vom Admiral Warren kom— udirt. Zwei Fregatten von 48 Kanonen kreuzen an den Hol— gdischen Küsten, und man will sie vor der Insel Cadsand ge— hen haben. — Läungs der Schelde sind gegen 300 Kanonen auf— ellt. Die Kanoniere stehen fortwährend mit brennenden Lun— bei ihren Stücken. Das hiesige Journal sagt in einer Nachschrift: „Wir igen als ganz gewiß an, daß am vergangenen Sonntag ein glisches Dampfschiff in dem Fahrwasser vor der Mündung der schelde erschienen ist. Nachdem es die Tiefen sondirt und die kerplätze besichtigt hatte, lief es in den Fluß ein und ging if der Rhede vor Flessingen vor Anker, wo es sich gestern Nach⸗ sttag noch befand.“
Ostende, 30. Okt. Die Englische Brigg „Po“ ist heute,
n Deal kommend, in unseren Hafen eingelaufen; sie bringt zpeschen für den Belgischen Minister der auswärtigen Angele— nheiten. Auch bringt sie die Nachricht mit, daß ein Englisches escwader, aus 15 Schiffen von allen Größen bestehend, gestern nA Uhr Nachmittags von Deal ausgelaufen und nach der schelde bestimmt ist. — Was die Zeitungen von zwei Englischen sen erzählen, die vor Ostende kreuzen sollen, ist unge— ndet. Lüttich, 1. Nov. Das hiesige Journal de la Pro— nee, ein unabhängiges Blatt, das den drei übrigen hiesigen tungen („L' Industrie“, das Blatt der Orangisten, „Le Poli— u“, das Blatt der Revolutionnaire, und „Le Conrrier de la tuse“, das Blatt der Priester-Partei) gegenübersteht, enthält einer seiner neuesten Nummern die nachstehende politische Pa⸗ belk, die sein Brüsseler Korrespondent der früheren Geschichte 6 Landes entlehnt haben will:
„Unter Heinrich J., Herzog von Brabant im 13ten Jahrhun— f hatten die von Anderlecht das ausschließliche Recht, die Stadt ruͤsel mit Butter zu versehen. Kaum war es den Einwohnern . Overyssche, Ucele und anderen Orten gestattet, hin und der einmal auch einige Pfund zu liefern. Dieses Vor⸗ ht aber machte die von Anderlecht dermaßen hochmuͤthig, daß der Meinung wurden, die Stadt Bruͤssel könnte unmöglich tr Butter sich entschlagen und ohne dieselbe noch bestehen. Die n Gent hatten sich inzwischen gegen ihren Souverain, den Gra— von Flandern, empoͤrt, der großes Unrecht gegen sie begangen kte, und den sie nun dafur ohne Gnade aus seinen Staaten ver⸗ sten. Die von Anderlecht bewunderten diese That gar sehr, und man seit einiger Zeit ihre Butter mit etlichen Zoͤllen belegt te, die ihnen ein wenig unbehaglich vorkamen, so siel es ihnen sich gewaltsam von denen von Bruͤssel trennen — denn man wissen, daß sie bishin unter einerlei Gesetz und einerlei Magi⸗ ät gelebt hatten — und eine Gemeinde fuͤr sich bilden zu wollen. tsec Plan gefiel den Hitzköpfen im Orte sehr und besonders auch
jungen Butterhaͤndlern, die an nichts dachten, gerade so wie noch die jungen Leute in unserer Zeit machen. Zwar ö es damals noch keine Zeitungsschreiber, und das Journal der pbinz Lüttich, das aͤltefse im Lande, sollte erst einige Jahrhun=
E spaͤter das Licht der Welt erblicken; aber es gab doch Gevat— mund Gevattecrinnen in Anderlecht, die fast eben so gut raison⸗ en, als heutzutage unsere Zeitungen. Diese Leute ratsonnirten p lange, bis eines Tages an einer Kirmeß die von Anderlecht, Knuͤtteln bewaffnet, die uͤberraschten waffenlosen Bruͤsseler ver⸗ ken und ibnen erklaͤrten, daß sie nichts mehr mit ihnen gemein en wollten. Indessen, so sagt man, wurden sie's doch gleich im n Augenblicke zufrieden gewesen seyn, wenn sie ihnen auch fer⸗ hin ihre Butter hätten verkaufen konnen. Aber es traf sich, daß ein Anderlecht die Vortheile ihrer Empörung mit den Nach⸗ e. derselben verglichen und nun die Bemerkung machten, daß die n, doch weit zahlreicher seyen, als die ersten. Einige gewiegte Köpfe Landes hatten sich in der Schenke „zur frischen Butter / versammelt, eine Anderlechter Charte zu entwerfen und die Gebietsgraͤnzen abzu⸗
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stecken, wobet bie guten Leute von Anderlecht folgendermaßen ver—= fuhren: Von der Seite von Ninove Hall und Zellich wollten sie sichͥ zwar mit ihren alten Graͤnzen begnügen, aber von der Bruͤsseler Seite beschlossen sie in Betracht, daß es einem Volke vor allen Dingen Noth thue, bestehen zu konnen, daß es zu diesem Zweck der Absatzorte fuͤr seinen Handel und guter Vertheidigungs-Graͤnzen be⸗ duͤrfe, falls es angegriffen werde, die Graͤnzlinie so auszudehnen, daß sie sich bis nach der Magdalenen-Straße, dem Kraͤuter⸗Markte u. s. w. in Bruͤssel erstrecken und bis ans Antwerpener Thor gehen wuͤrde, das beiden Theilen gemeinschaftlich gehören sollte. Hier⸗ durch blieben denen von Anderlecht die wichtigsten Maͤrkte fuͤr ihre Butter und sie hielten sich einen Weg offen, um mit ihrem Er⸗ zeugnisse noͤthigenfalls auch nach Mecheln kommen zu koͤnnen. Die von Bruͤssel und das ganze uͤbrige Niederland lachten weid⸗ lich uͤber diese Anmaßung derer von Anderlecht. Diese aber behaupteten damals, daß die ganze Welt in zwei Klassen von Men⸗ schen sich theile, in solche, welche die Anderlechter Butter gern aßen, und in solche, welche sie nicht gern aͤßen. Sie meinten ferner, daß eine dieser beiden Parteien die ändere erdruͤcken muͤsse, und begleite⸗ ten ihr Raisonnement mit heftigen Injurien gegen alle diejenigen, welche die Anderlechter Butter nicht liebten. Die von Bruͤssel ih⸗ rerseits wollten nicht bloß die vorgeschriebene Abgraͤnzung nicht ge⸗ nehmigen, sondern bestritten auch denen von Anderlecht das Recht, sich zu trennen. Indessen drohten beide Parteien, Alles in Feuer und Flammen zu setzen, wenn man ihnen das nicht bewilligte, was sie haben wollten. Um nun eine Vermittelung unter ihnen zu Stande zu bringen, versammelten sich zu Assche einige erfahrene Manner aus den fuͤnf benachbarten Orten St lan, Sutteghem, Landen, Looz und Herve. Dort entwarfen sie mehrere Arrangements, die weder der einen, noch der anderen Partei gefielen, und kamen endlich zu einem unwiderruflichen Schluß⸗Traktat, dessen Inhalt dem geneigten Leser in einem der naͤchsten Blaͤtter mitgetheilt werden soll.“ De ut s chli and.
Karlsruhe, 2. Nov. In der vorgestrigen Sitzung der zweiten Kammer der Landstände verlas der Staatsrath Winter ein Reskript Sr. Königl. Hoheit des Großherzogs, vom 2gsten d. M., folgenden Inhalts: „Die Betrachtung, daß die wichti⸗ geren Arbeiten der gegenwärtigen Ständeversammlung theils schon vollendet sind, theils ehestens werden vollendet werden, der zu Unserer Kenntniß gelangte Wunsch von Mitgliedern bei— der Kammern, der Besorgung ihrer eigenen Angelegenheiten, insbesondere der Ordnung ihrer häuslichen Verhältnisse wieder obliegen zu können, die Rücksicht endlich auf anderweite Regie— rungsgeschäfte, deren Erledigung aus Mangel an Zeit bisher vertagt worden ist; alle diese Gründe haben Uns bestimmt, die seruere Dauer der Ständeversammlung in nähere Erwägung zu ziehen und den Schluß derselben, falls dieser nach dem Stand der Geschäfte nicht etwa früher eintreten kann, auf den 5. Dez. l. J. festzusetzen. Wir halten es zugleich für angemessen, sol— ches unseren getreuen Ständen schon jetzt zu eröffnen, dannt so— wohl die Kammern unter den noch rückständigen Geschäften eine Auswahl treffen, als die Mitglieder wegen persönlicher Anordnun⸗ gen sich danach richten können.“
Vereinigte Staaten von Nord-Amerika.
New⸗York, 9. Okt. Der Befehl des Gouverneurs des
Staates New-Nork zur Auslieferung des Juwelen-Diebes Car—
rara ist vom hiesigen Stadt-Recorder für ungültig erklärt wor— den. Inzwischen bleibt Carrara noch in Haft wegen seiner
Beeinträchtigung der Zoll-Einnahme der V. St.
Im Staate Georgia sind nun auch der Gouverneur und
der Obergerichtshof mit einander in Streit gerathen. Der letz⸗ tere hatte entschieden, daß den Indianern das Recht zustehe, auf ihren Ländereien nach Goldstaub zu graben, was der Gouverneur aber nicht einräumen will und die Leute ohne Rücksicht auf den Rechts-Lussprüch dabei festnehmen ließ.
Aus der Stadt Mexiko wurde vom 10. August 1830 ge⸗ schrieben: „Der Traktat zwischen Mexiko und den Vereinigten Staaten hat endlich die Probe im Kongreß bestanden und wird nächstens zur Auswechselung der Ratificationen nach Washington abgesandt werden, wonächst wir erwarten dürfen, daß unser Ver⸗ kehr mit diesem Lande einen dauernden und vortheilhaften Cha⸗ rakter annehmen wird. Unter anderen Bestimmungen des Trak— tates sind auch die, welche den inländischen Handel zwischen Mis— souri und Neu⸗Mexiko sichern und für dessen Schutz Vorsorge treffen, so daß unsere Landsleute im Westen sich künftig den Be⸗ trieb dieses Handels obne die Gefahren auf dem Zuge desselben sowohl, als ohne die Beschränkungen, welche die Gewohnheiten, Politik und Orts-Anordnungen des Landes ihm auferlegten, ver— sprechen dürfen.“
Ein Schreiben vom 20. August besagt dagegen: „Aus mehre— ren Staaten, namentlich auch aus Veracruz, sind Anträge einge⸗ gangen, die Einsuhren durch Ausländer mit höheren Abgaben, als die durch Mexikaner, zu belegen, ja einige gehen so weit, die völlige Vertreibung der Ausländer zu verlangen. Mehrere dieser Anträge werden ohne Zweifel verworfen werden, sie heweisen aber doch den Neid wider alle Ausländer, der hier herrscht. Was den Gesetzentwurf über den Detailhandel betrifft, so ist es sehr wahrscheinlich, daß er durchgeht, was auch immer die Englischen und Holländischen Gesandten dawider, als wider eine Ver⸗ letzung der eingegangenen Traktaten, vorstellen mögen. Herrn Butler's (des Nord-Amerikanischen Gesandten) Traktat, der seit letztem Oktober (s. oben) zur Ratification fertig war, und den er mit aller redlichsten Anstcengung nicht im Stande gewesen, früher vor die Kongreßhäuser zu bringen, so wie die mit Frank— reich, Preußen und den Hansestädten abgeschlossenen, erwarten jetzt die Entscheidung des Kongresses.“
Ein hiesiges Blatt sagt: „Mehrere Enropäische Zeitun—⸗ gen sind, wie wir finden, in sehr großem Irrthum, indem sie von dem Vorhandenseyn der Asiatischen Cholera auch in Ame— rika, und namentlich in den Vereinigten Staaten, berichten, wo sich bis jetzt noch keine Spur davon gezeigt hat, wohl aber im voraus die größten Vorsichtsmaaßregeln zur Abhaltung ihrer Einschleppung in Schiffen atis Europa veranstaltet werden, die man aber, nach den emsigen Erkundigungen über die Beschaffen— heit dieser Krankheit, die von hier aus ergangen sind, wohl bald als zum größten Theile übertrieben beseitigen möchte.“
Hr. Charles Follen (Karl Follenius) ist vor kurzem als Professor der Deutschen Sprache und Literatur am Kollegium von Harvard angesiellt worden.
Der Französtsche General Bernard, der jetzt nach seinem Vaterlande zurückgekehrt ist, war bis dahin als Ingenieur in unserem Heere angestellt und nahm an den Werken zur Verthei— digung unserer Gränzen, so wie am Straßen- und Kanalbau in der ganzen Union den nützlichsten Antheil.
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Berlin, 7. Nov. In der vorgestrigen Sitzung der geogra⸗ phischen Gesellschaft machte der aus China zurückgekehrte Herr Pro⸗ fessor r. Neumann mehrere Mittheilungen über die Verhältnisse China's zu den benachbarten Völkern, und insbesondere über die neueren Kriege mit den selben und Ching's jetzige Nordwest⸗Gränze. = Herr Professor Ritter sprach über Rennell's System der Strö— mungen der Meere und über dessen letzte große Arbeit, West⸗ Asten betreffend, und legte das, was bis jetzt davon erschie nen,
zur 2luficht vor. — Herr Löwenberg theilte einen Lluszug aus Letronne's Abhandlung über die Vorstellungen der Alten vom Atlas mit. — Herr Professor Zeunt las über das vulkanische Leben der Erde und gab Nachrichten von vier neuentdeckten vul⸗ lanischen Inseln östlich von der Südspitze Amerika's. — Herr Major Blesson gab Ideen über die Verbindung der Luft-Per⸗ spektive mit der Lehmannschen Manier und zeigte sowohl ge— zeichnete als gestochene Blätter vor, die nach derselben gearbei⸗ tet waren. — Herr Grimm machte die Gesellschaft mit einem nach einer neuen Idee von ihm bearbeiteten Globus bekannt. — Mehrere neue Karten wurden zur Ansicht vorgelegt und einige Geschenke mit Dank entgegengenommen.
Als Fortsetzung der im 268sten Stücke der Staatszeitung aus Briefen des Professors Fr. Hoffmann mitgetheilten Nach— richten über die neu entstandene Vulcan-Insel bei Sicilien, brin— gen wir nachfolgenden Auszug aus einem Schreiben desselben Reisenden, welches unterm 13. October von Palermo datirt ist, und die Beschreibung eines zweiten Besuches der gedachten In— sel enthält, zur Kenntniß der Leser. —
Nach der Beschreibung einer Reise nach Mazarra auf der Westküste Siciliens, welche der Schreiber des Briefes in Ver— bindung mit seinen früheren Gefährten den Herrn Escher van der Linth und Dr. Philippi unternommen, erzählt derselbe weiter, wie solget. „Unsere Absicht war es, von Mazarra aus uns noch einmal den Wellen zu vertrauen, und einen Ausflug nach der merkwürdigen Vulcan-Insel zu machen, die wir nun seit zwei Monaten nicht gesehn hatten, und wir schritten so— gleich an die Ausführung unseres Vorhabens. Schon am an— dern Tage, den 25ten September schien das Wetter, welches bisher äußerst unsicher, regnerisch und gewitterhaft, gewesen war, eine bessere Gestalt anzunehmen; und da gegen Mättag endlich ein günstiger Nordwesi-Wind eintrat, so zögerten wir nicht län— ger uns hinauszuwagen. Da wir ein sehr wirksames Empfeh— sungs⸗Schreiben von dem Intendanten von Trapani an die Sa— nitäts-Behörden mitbrachten; so beseitigten sich schnell alle Schwie⸗ rigkeiten, und sehr höfliche Beamte schafften uns sehr bald eine Fischerbarke mit 8 tüchtigen Matrosen, welche uns rudern sollten, falls der Wind uns nicht vorwärts brächte. Gegen 2 Uhr end— lich verließen wir den Hafen, und hinaus ging es nach der etwa 50 Miglien (12 Meile) entfernten Neugebornen. Unser Anfang war sehr hoffnungsvoll, denn der Wind war der beste, den wir haben konnten; doch weissagten die Marinai uns seine Unbeständig— keit, und sie hatten es leider nur zu sehr getroffen. Denn gegen Abend mochten wir etwa 20 Miglien vom Lande sein, als der Wind fast ganz aufhörte, oder bald hier bald dorthin ganz unsicher um— sprang. Unsre Leute gingen ans Rudern, und sie arbeiteten mit Anstrengung in die Nacht hinein, bis der Wind sich endlich fest— setzte, und uns vollkommen entgegen, oder S. O. wurde. Die Rauchsaͤule des Vulcans, welche im Juli uns ein sehr schöner Wegweiser gewesen, war jetzt schon lange nicht mehr gesehn wor— den: und da die Fischer mit der Bussole sich nur sehr unvoll— kommen zu helfen verstanden; so fürchteten wir, vielleicht schon vergeblich die nur sehr wenig sichtbare kleine Insel in der weiten Meeresfläche zu suchen. Doch verloren unfere braven Fischer den Muth nicht. Sie ruderten 6 Stunden lang, bis um Mit— ternacht; und wir andern lagen zusammengekrümmt auf den Brettern unter den Ruderbänken in der vollgepfropften Barke, während wir über uns stets den aufmunternden Zuruf erschallen hör⸗ ten, mit welchem sie sich gegenseitig anmahnten. Stets Ruderschlag und die lautgerufenen Worte: abbiamo Scirocco, abbiamo Scirocco fresco, fogamo, fogamo! — bewegten unsre Phantasie in der stark schaukelnden Barke äußerst wunderbar. Gegen Mitternacht end— lich ward 2 Stunden gefeiert; mit sehr klein aufgezogenem See⸗ gel kreuzten wir ungewiß hin und wieder, und 6 Ruderer schlie— fen ruhig, als ob es im Bette gewesen wäre. Gegen 2 Uhr ging es von Neuem an die Arbeit, und es galt wacker sich den Wellen zu widersetzen, welche der immer stärker werdende Sei— rocco mächtig aufregte; als wir endlich gegen 3 Uhr durch die scharfsichtigen Matrosen erfuhren, daß die Insel jetzt gesehn werde. Sehr bald auch trieb der Wind uns zuweilen deutlich Schwefel— dämpfe entgegen; und um 5 Uhr, als der Tag graute, sahen wir den schwarzen kleinen Berg über den Wellen schwimmen. Wir näherten uns äußerst vorsichtig: und kaum war es noch ganz Tag geworden; so konnten wir mit den Rudern in den Sand stoßen. Unter dem Schutze einer etwa 70 Fuß hohen Bergwand ließ der Wind uns etwas ausruhn; doch an Landen war nicht zu denken: denn das Meer hatte den schwarzen Sandberg steil abgerissen, und ein Vorland von Sand und Schlamm gebildet, welchen es un— unterbrochen hin und herrollte. Nur mit Aufmerksamkeit war das Stranden unserer Barke zu verhindern, und wir Alle hatten nur sehr wenig Neigung, Stoff zum Schreiben eines neuen Robinson zu liefern. Unsre Lage war wirklich unheimlich; denn ein trüber grauer Morgen war aus dem Meere aufgestiegen und der Sci— rocco tönte so hohl, wie zuweilen wohl bei uns der Nordwest— wind. Hin und wieder gleiteten von dem Sandberge große Massen hinunter, theils ins Meer fallend, theils Staubwolken im Winde bildend: und den Fischern fing es an zu bangen, da sie so weit von dem festen Lande entfernt waren, und der stets zunehmende Wind uns mit Sturm drohte. Doch was war zu thun? Unser Schlupfwinkel mußte nun doch einmal ver— lassen werden. Wir umfuhren also die Insel durch das Ge— brause und das Schäumen einer furchtbaren Brandung, welche zu durchschneiden wahrlich dem Rudertalent unserer Leute alle Ehre machte. Philippi scizzirte Ansichten, so gut als es gehn wollte. Wir nahmen Sand und Schlacken aus der Brandung; und end— lich kamen alle überein, daß es die höchste Zeit sei, jetzt auf und davon zu laufen. Einige Marinai riethen, sich nach Sciacca, als dem nächsten Punkte an der Küste, zu retten, weil die Barke bald dem Winde nicht mehr werde widerstehn können: doch die andern überstimmten sie, und so flogen wir denn mit halb ein— gerefftem Seegel durch die wild brausenden Wasserberge, mebr als 19 Miglien in der Stunde. Nahe der Insel begegnete uns am Morgen noch eine Englische Kriegs-Brigg, welche als Kreu— zer hier von Malta stationirt ist, um das neu erworbene Gra— hams-Island zu bewachen; wahrscheinlich wollte sie uns anrufen, doch auch sie watte genug mit dem Meere zu thun, und wir schossen pfeil⸗ schnell aus einander, nachdem wir ihr bis auf etwa Miglie nahe gewe— sen waren. Etwa gegen 7 Uhr hatten wir die Vulcan⸗-Insel verlassen, und noch war es kaum Mittag, als wir zu Majarra wieder ans Land stiegen. Das war wahrlich eine tolle Seefahrt, und vom Schaukeln war uns ein so seltsames Gefühl in dem Körper zu— rückgeblieben, daß wir nicht fest auf den Beinen stehn konnten, sondern am Lande zuerst immer hin und her taumelten. Von der Seekrankheit war keinem von uns etwas angekommen. Doch genug, unsre Lust war gebüßt worden, und wir freuen uns, noch gesehn zu haben, was vielleicht sehr bald nach uns nicht mehr sein wird — die so viel besprochene Insel in der Zerstörung be— griffen, welche der Winter dieses Jahres zu heendigen uns völlig hinreichend scheint.“
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