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Jie selbst angesteckt, und verbrannten. Auf dem Platze vor dem bischöflichen Palaste und der Hauptkirche pflanzten die Aufrüh⸗ rer mehrere Kanonen auf und brachen eine Brücke ab, um da Nilitair an dem Uebergang über den Fluß zu hindern. Alle mögliche Verbrechen wurden begangen, kein Eigenthum war sicher, kein Geschlecht schützte vor Ercessen. So währte es den ganzen Montag durch. Der Mahor der Stadt legte seine Ge⸗ walt in die Hände des Herzogs von Beaufort nieder, der ein Lanciers⸗Regiment und zwei Dragoner⸗Regimenter herbeiorderte. Als die Truppen ankamen, standen mehrere Punkte der Stadt in Flammen. Ueber 80 Menschen sollen getödtet oder verwun⸗ det seyn. Das Militair besetzte die große Brücke und begnügte sich anfangs, hier und da durch das Volk zu reiten, um die Massen zu zersprengen. Das Zte Dragoner⸗ Regiment soll mit dem Volte fraternisirt haben, welches ihm darauf Lebensmittel brachte. Da indessen noch immer neue Massen vom Lande her⸗ einströmten und an eine Herstellung der Ordnung noch nicht zu denken war, auch sich das Volk an einigen Punkten mit Waffen versehen hatte, fah ein Theil des Militairs sich abermals genö— thigt, zu feuern und einzuhauen. — Dies ist im Allgemeinen das, was sich aus den schwankenden und sichtlich in der ersten Bestürzung geschriebenen Berichten unserer Blätter entnehmen läßt. Die Stadt Bristol scheint indessen noch immer im Besitz des Pöbels, besonders der Matrosen, gewesen zu seyn, die auf dem Kollegien⸗Platze eine Art von Batterie aus Schiffs-Kano⸗ nen errichtet hatten und, wenn man ferner Gewalt gegen sie ge— brauchen wollte, die ganze Stadt in Brand zu stecken drohten. — Der heutige Courier meldet, die Regierung habe heute be— ruhigendere Nachrichten erhalten.
Dem Globe zufolge, haben bei dem Aufruhr in Bristol mehrere hundert Menschen zum Theil das Leben verloren, zum Theil schwere Verwundungen erhalten; die Zahl derselben ist noch nicht genau ermittelt worden.
Privat-Nachrichten zufolge, die heute Mittag hier eingegan⸗ gen sind, währte der Unfug gestern Mittag in Bristol noch im— mer fort. Vierzehn Dragoner waren vom Volke erschlagen wor— den. Der Bischof von Bristol hat sich hierher geflüchtet. Au⸗ ßer 50 Häusern in Queens⸗Square, standen auch Kings⸗Street und Princeß-Street in Flammen. Die Stadt Bristol ist in Kriegsstand erklärt, und es soll nach Militair-Gesetzen verfahren werden. Die Kathedral⸗Kirche ist gerettet, dagegen die Biblio—⸗ thek verbrannt. Drei Couriere sind beim Ministerium des In⸗ nern angekommen, um mehr Militair zu verlangen. Von Ports⸗ mouth gehen Truppen in Dampfböten ab.
Auch die Stadt Bath war am Sonntag Abend der Schau⸗ platz bedenklicher Unruhen. Das Volk hatte erfahren, daß die Milizen der Stadt und der Umgegend durch Conriere nach Bri⸗ stol deordert waren. Der Pöbel beschloß, sich ihrem Abzuge zu widersetzen. Man nahm der Kavallerie die Pferde weg und sperrte sie in die Ställe, und als Capitain Wilkins sich dem Villen des Volkes widersetzte, mußte er sich in ein Wirthshaus flüchten, welches angegriffen und fast demolirt wurde. Es ge⸗ lang dem Volke, den Abmarsch der Jeomanry zu verhindern; doch wurde die Ruhe hergestellt. Am folgenden Tage ließen sich mehrere Tausende achtbarer Bürger zu einer Art von Garde ein⸗ schreiben. Inzwischen bildeten sich noch immer Volkshaufen, und gegen Abend waren alle Läden geschlossen.
Zu Tiverton in Devonshire wurde eine Faktorei von meh⸗ reren hundert Arbeitern angegriffen und, als der Inhaber ein Pistol auf das Volk abfeuerte, sogleich demolirt. Auch hier wurde die NMeomanrh aufgeboten und Bürger-Gardisten eingeschrieben, um weitere Unruhen zu verhüten.
Von allen Seiten sind Truppen aufgeboten, um nach den wesillchen Grafschaften zu marschiren. Gestern ist ein ansehnli⸗ cher Artillerie⸗Park von Woolwich dahin abgegangen. Auch nach Peterborongh unweit Nottingham, wo es sehr unruhig ist, ist enn Theil des 15ten Husaren-Regiments aufgebrochen.
Sir Charles Wetherell, der unglückliche Anlaß der Bristoler Unruhen, ist hier eingetroffen und sieht sehr niedergeschlagen aus.
lieber die Unruhen in Bristol und Bath äußert sich der Morning-Herald solgendermaßen: „Die beklagenswerthen gAluftritte, welche in Bristol stattgefunden haben, werden den Anti— Neformern und ihrer Presse reichlichen Stoff zu Derlamationen geben. Wir haben schon vor einiger Zeit berichtet, daß Emissa— rien der Auti⸗-Reformisten in Bewegung seyen und sich bemüh⸗ ten, das Volk aufzureizen, um seiner Sache durch Gewaltthä— tigkelten Schaden zu thun. Die wilden und blutgierigen Pla⸗ ate, welche an einigen Orten angeschlagen wurden, setzten dies außer Zweifel; denn es ist klar, daß ste nicht das Werk der Resorm- Freunde seyn konnten, da diese, von der großen Mehrheit ber Nation unterstützt, mit dem Beistande des Königs und seiner minister, nicht zu Gewaltthätigkeiten ihre Zuflucht zu nehmen brauchen. Wer waren in beiden Parlaments-Häusern die Män⸗ ner, welche sich durch eine leidenschaftliche Heftigkeit bemerklich machten, als der König an jenem denkwürdigen Tage das Par⸗ lament auflöste und in Bezug auf die Reform-Frage an das Volk appellirte? Waren es nicht die Anti⸗Reformisten, die durch das Gefühl ihrer Schwäche zur Wuth getrieben wurden? Einem Pöbelhaufen diese Wuth mitzutheilen, ist eben nicht schwer; bei dem Englischen Volke ist es vergebens versucht worden. Die Gelegenheit, welche in Bristol einen großen Haufen Menschen zusammenführte, war die Ankunft Sir Charles Wetherell's der fürzlich behauptet hatte, daß in Bristol eine Reaction in Bezug auf die Reform⸗Frage eingetreten sey. Man könnte fragen, warum er so keck und unvorsichtig war, sich, nachdem er eine solche Meinung auszusprechen gewagt hatte, an jenem Orte zu zeigen. Vielleicht glaubte er an das, was er gesagt hatte; und sein Erscheinen in Bristol läßt dies vermuthen; obgleich wir ihm auch die Gerech⸗ tigkeit widerfahren lassen müssen, daß sein Amt als Recorder ihn dorthin berief. Auch glauben wir nicht, daß die versammelte Menge eine andere Absicht hatte, als ihm durch unschadliche Aeußerungen ihres Mißfallens den Beweis zu liefern, daß er sich über die Gesinnungen der Einwohner Bristols im Irrthum befinde. Einige Leute aus den niedrigsten Volks-Klassen, wahr—⸗ scheinlich durch die Antireformisten aufgehetzt, sollen die Thätlich⸗ keiten begonnen und die Polizei durch ihre rücksichtslose Heftig— keit dazu beigetragen haben, die aufgeregte Masse in einen Zu⸗ stand der rohesten Wuth zu versetzen.“ Die Morning-Post sagt über denselben Gegenstand: „Die Bristoler Ministeriellen haben es für angemessen gefunden, ihren Eifer und ihre An⸗ hänglichkeit für die Sache der Regierung durch den Angriff auf einen Richter, einen Stellvertreter des Königs, an den Tag zu legen, indem sie ihn gezwungen haben, zu fliehen, um sein Le— ben zu retten. Sie haben es sich angelegen seyn lassen, den re⸗ gelmäßigen Lauf des Gesetzes und der Gerechtigkeit zu unterbre⸗ chen, die Häuser und das Eigenthum von Magistrats-Personen zu vernichten und ihre verdienstvollen Mit-Reformers zu befreien, welche das Unglück . sich wegen Diebstahls, Mords oder wegen anderer Handlungen, die, als wir noch nicht das Glück hatten, uns unter einer liberalen Regierung zu befinden, als höchst ge⸗
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faährlich für die Gesellschaft betrachtet wurden, im Gefängniß zu besin⸗ den. Alles Blut, was bel dieser Gelegenheit vergossen worden ist und vielleicht noch vergossen werden dürfte, falle auf die Häupter der Mi⸗ nister und ihrer revolutionnairen Verbündeten, welche die unwissen de und gedankenlose Masse täglich zu dergleichen Gewaltthätigkeiten aufrezen. In London, so scheint es, werden wir in der Folge vor allen dergleichen fürchterlichen Auftritten geschützt seyn; denn hier wird die Aufrechthaltung des öffentlichen Friedens der Exe⸗ kutio-Regierung aus den Händen genommen und der großen politischen Union anvertraut werden, welche nicht allein das Durch⸗ gehen der Reform⸗Bill zu sichern beabsichtigt, sondern auch jede Regierung und jedes Gesetz durchaus unnütz machen wird.“ — Die Times stellt über denselben Gegenstand ebenfalls ausführliche Betrachtungen an und sagt unter Anderem: „Wir stimmen voll⸗ kommen mit denen übereln, welche über den Pöbel von Bristol wegen seiner Excesse unwillig sind. Das Schwerdt des Gesetzes müßte mit seiner ganzen Schärfe auf die rasenden und rohen Mordbrenner fallen, und wir hoffen, dies wird auch geschehen. Aber wer hat all' dieses Uebel veranlaßt? Gegen wen und durch wen wurde der Pöbel so aufgeregt? War es etwas Anderes, als Tollheit von Sir Charles Wetherell, in der jetzigen Zeit und un— ter solchen Umständen nach Bristol zu gehen? War es vernünf— tig von den Konstablern, das Volk anzugreifen, nachdem sie den Recorder glücklich in sein Amts-⸗Lokal gebracht hatten? Uebrigens geht aus den Vorfällen in Bristol deutlich hervor, daß die re⸗ gulairen Truppen und Friedens-Beamten nicht genügen, um das Leben und Eigenthum der friedlichen Bewohner bei solchen Ge⸗ legenheiten zu beschützen. Wir sagen daher zu unseren Mitbür⸗ gern: Organisirt und bewaffnet Euch! Zu den Ministern: Beei⸗ let die Zusammenberufung des Parlaments! und zu den Lords und Gemeinen sagen wir: Schlaft nicht, bis die Bill durchge— gangen ist!“
Der Herzog von Northumberland und seine Gemahlin wuc— den am Donnerstage zu Neweastle, wo sie in einem Privathause abgestiegen waren, von einer großen Menschenmenge verfolgt; doch blleb es beim Zischen und Pfeifen, weil eine große bewaff⸗ nete Macht aufgestellt war.
Die in der Kron- und Anker-Tavern angesetzte Versamm— lung zur Errichtung einer politischen National-Union konnte wegen Mangel an Raum in jenem Lokal nicht stattfinden und wurde daher gestern in Lincolu's Inn Fields abgehalten. Sir Francis Burdett führte den Vorsitz und hielt die Eröffnungsrede. Er sagte darin unter Anderem, daß der Zweck der gegenwärtigen Versammlung sey, eine politische Union zu bilden, die mit allen Kräften und den bestgeeignetsten Mitteln dahin streben solle, das Durchgehen der Reform-Bill zu unterstützen. Er hielt den jetzigen Ministern eine Lobrede, die aber bei den Worten: „ich setze volles Vertrauen in die Güte des Königs und in die Rechtschaffenheit des Grafen Grey, durch verworrenes Ge— schrei von „Ja“ und „Nein“ unterbrochen wurde. Nach ihm hielt der Hr. For eine Rede, worin er besonders darauf hinwies, wie unmöglich es einer antireformistischen Verwaltung seyn würde, sich unter den gegenwärtigen Umständen am Ruder zu erhalten. Man müsse so unbedingtes Zutrauen in die jetzigen Minister setzen, daß, wenn sie das Voll hintergingen, sie sich selbst da⸗ durch auf ewig brandmarkten. Die ersten Resolutionen, eine Union zur Förderung der Rtform⸗Maaßregel, welche die Vertretung der Mittel- und arbeitenden Klassen bezwek— ken müsse, ju bilden, wurden ehne Opposition angenom— men. Als aber Herr Lovett folgenden Vorschlag machte: „die Mitglieder diefer Union dürfen nicht eher in ihren An— strengungen nachlassen, bis jeder Engländer von 21 Jahren, der im Stande ist, die Waffen zur Vertheidigung seines Vaterlan⸗ des zu tragen, wahrhaft repräsentirt wird,“ ließen sich laute Aeusierungen des Mißfallens vernehmen. Herr Cleave, der die— sen Antrag unterstützen wollte, konnte nur durch die Bemühun— gen Sir F. Burdetts zu Worte kommen. Er fragte, od man denn den Feinden nicht zeigen wolle, daß, wenn sie keine Reform be— willigen, sie eine Revolution haben würden? Hier wurde dem Redner zugerufen: „Geh zu Hunt!“ und der Vorschlag demuächst verworfen. Ein Vorschlag des Herrn Hume, daß die Hälfte des Vorstandes dieser Union aus Mitgliedern der arbeitenden Klassen bestehen sollte, und ein anderer des Herrn Murphy, daß Jeder, der der Union beitreten wolle, seinen Namen in der Kron- und Anker-Tavern einzuschreiben habe, wurden angenom— men. Herr Hume ermahnte am Schluß die Versammlung zur Ruhe und zur Vermeidung jeder Störung der öffentlichen Ordnung.
Es ging hier dieser Tage das Gerücht, daß sich Sir Rob. Peel auf seinem Landsitze in Drayhton-Park das Leben genom— men habe, doch hat sich dasselbe zur Freude der zahlreichen Freunde jenes geachteten Staatsmannes nicht bestätigt.
Der hier wieder angekommene Marquis von Palmella wird, wie der Herald berichtet, den Besehl über die Expedition über— nehmen, die jetzt gegen Dom Miguel ausgerüstet wird. Die Portugiesischen Offiziere sowohl in England als in Frankreich haben sich an einem bestimmten Taze in bestimmten Häfen ein— zufinden, wo sie von mehreren Kriegsschiffen aufgenommen wer⸗ den sollen.
Nachrichten aus Lissabon zufolge, hat Dom Miguel seinen von hier zurückgekehrten Gesandten, Marquis d' Asseca, nicht zur Lludienz gelassen und ihn, wie es heißt, auf seine Landgüter ver⸗ wiesen.
An der Börse machten anfangs die Nachrichten aus Bristol und Bath einen sehr nachtheiligen Einfluß; da man jedoch spä— ter die bestimmte Anzeige erhielt, daß an beiden Orten die Ruhe wieder hergestellt worden, haben die gestern und heute gewichenen Course sich wieder etwas gehoben. Brasilianische Fonds blieben angeboten, weil Herr Rothschild die Anieige gemacht hatte, daß er nur erst einen Theil der nöthigen Summen erhalten habe, um die fälligen Dividenden zu bezahlen. Ein sonst rühmlich be⸗ kanntes Deutsches Kommissionshaus (G. H. u. D. A. Rücker) hat seine Zahlungen emgestellt.
Graf Walewski, der hier während der revolutionnairen Er⸗ eignisse in Polen als Polnischer Abgesandter gelebt hat, ist, nachdem er seine hiesigen Einrichtungen aufgelöst, nach Pa—⸗ ris abgereist.
Hier wollte man durch Briefe aus Nauplia erfahren ha— ben, daß es einem der beiden Mörder des Grafen Capodistrias mit Hülfe zweier Soldaten von der Leibgarde des Präsidenten gelungen sey, zu entkommen.
— — London, 29. Okt. Von dem leidenschaftlichen Ei⸗ fer, der im Allgemeinen in allen Theilen des Königreichs für die Reform obwaltet, gab die vor kurzem in der Grasschaft Lanark, zu Glasgow, gehaltene Versammlung einen neuen Be⸗ weis. Ungeachtet eines heftigen Regens hatten sich an 30,000 Personen eingefunden, und fast alle Redner, die in derselben auftraten, erlaubten sich Ausdrücke, welche offenbar an Hochver— rath gränzen, indem man erklärte, das Land habe sich schon ein⸗
mal ohne das Oberhaus beholfen und wilrxhe sich wieder so ju . n
behelfen wissen; der König möge sich beeilen, neue Pairs ju
machen, sonst würde er es 48 Stunden zu spät bereuen, sol—
ches nicht, gethan zu haben, wie Karl X. es 48 Stun
den zu spät bereut habe, daß er die Ordonnanzen erlassen. Schottland, welches ehemals gegen die Bischöfe gekämpft, wolle sich nicht mehr von Bischöfen beherrschen lassen; kurz, man verlange die Bill oder — Barrikaden! Das Wichtigste aber war die von der Versammlung einstimmig angenommene Erklä— rung, daß, da das Unterhaus sich als korrupt konstituirt erklärt habe, es keine gesetzliche Gewalt mehr im Lande gebe, welcht die Nation besteuern könne! Man ist freilich nirgends so weit gegangen, die Steuern zu verweigern, aber doch üderall weit ge—⸗ nug, üm Jedermann zu überzeugen, daß ohne eine eben so durchs grelfende Parlaments-Reform, als die eben verworfene, kein Mü⸗ nisterium hoffen dürfe, in Frleden zu regieren. Die letzten Ver—⸗ sammlungen, von denen wir Kunde haben, sind die der Graf— schaften Hants, Chester und Cornwall, welche alle sehr zahlreich waren, und wobei sich keine Spur von Gleichgültigkeit oder Rück wirkiujg, wie die Opposstion es nennt, blicken ließ. Bei der letz ten ließ man den Anti-Reformer, Lord Valertot, reden, aber ohnt Wirkung, indem nebst der seinigen sich nur drei andere Hände gegen die starken Beschlüsse zu Gunsten der Reform und Minlster erhoben. In Hampshire gelang es freilich dem Cobbett, das gemeine Volk so weit für eine Adresse an den König zu gewinnen, welche nichts von Zutrauen zu den Mini⸗ stern, aber sehr heftige Ausfälle gegen das Oberhaus und dit Bischöfe enthielt, so daß der Sheriff kaum zu entscheiden ver mochte, ob die Mehrheit für diese, oder für eine weit maͤ— ßigere von den vornehmen Gutsbesitzern der Grafschaft vorge— schlagene Adresse gestimmt habe. Wenn dieser Vorfall aber zr gend etwas beweist, so thut er nichts Anderes dar, als entweder den Einfluß, den bei der großen Menge ein böser Mensch hat, welcher den Tagelöhnern sagt, wenn es nach ihm ginge, so solle Niemand bezahlt werden, als diese, und Beamte und Staate gläubiger ihres Einkommens verlustig gehen; oder, daß der Un⸗ wille gegen das Oberhaus und die Bischöfe so groß ist, daß die Menge lleber gegen diese, als für die Minister, stimmen wollte. Es ist daher nicht einzusehen, mit welchem Grunde die Mor ning-Post darüber ein Triumph-Geschrei erhebt. Gesetzt, die Bill und die Whig-Minister wären bei dem Pöbel nicht populair genug, steht es zu erwarten, daß ein weniger nachgiebiges Mi⸗ nisterlum beliebter seyn würde? und welches Ministerium dürftt sich überhaupt schmeicheln, je die Forderungen eines von Dema— gogen geleiteten Pöbels befriedigen zu können? Mich dünkt, daß die Sicherheit der Aristokratie und der Reichen gerade darin liegt, daß sie die mittleren Stände befriedigen; mit diesen ver⸗ eint, dürfen sie dem Pöbel trotzen, aber wenn diese ihnen feind— selig sind oder in einem etwanigen Kampfe neutral bleiben, wer soll alsdann dem Pöbel Schranken setzen? Die Tories aber wün— schen die Mittelklassen zu schrecken und ihnen zu zeigen, daß eine Veränderung in der Verfassung den Pöbel nur nach neuen end— losen Veränderungen lüstern machen würde; aber da ein solcher Grund gegen jedwede Veränderung anwendbar ist, und die To—⸗ res selbst annehmen, daß es an der Zeit sey, Veränderungen zu machen, so ist es kaum zu erwarten, daß diese Theorie die Mit— tel-⸗Klassen bewegen könnte, der bedeutenderen Mitwirkung an der Regierung, die man ihnen jetzt anbietet, zu entsagen, um eine ge⸗ ringere anzunehmen, die, ohne ihnen selbst viel zu nützen, dia Pöbel doch immer lüstern machen würde. Sollte es aber gelin— gen, wirkliche Furcht vor dem Pöbel bei denselben zu erregen, so sind die liberalen Journale, namentlich die Morning-Chroniele und die Times, mit einem anderen Rath bei der Hand. Bil— det, sagen sie, Vereine, bewaffnet euch, wählt eure Offiziere, laßt euch in den militairischen Handgriffen unterrichten, bestimmt eure Sammelplätze und laßt es dann den Pöbel wagen, zerstörende Hand an euer Eigenthum zu legen. Wollen dann Ändere, setzen jene Blätter hinzu, die nicht zum Pödel gehören, sich an euren Rechten vergreifen, so habt ihr auch gegen sie Waffen. Man ist zwar thätig damit beschäftigt, hier in London emen Central Verein zu bilden, und Sir Francis Burdett hat bereits das Prästdimm desselben übernommen; doch zweifle ich, ob derma— len der Vorschlag zur Bildung einer National-Garde Ein— gang sinden werde. Der Engländer spielt nicht gern ohne Noth den Soldaten, und die Nothwendigkeit zu einem so ernstlichen Spiele ist noch nicht offendar. Auch dürfte es in manchen Graf— schaften, wo die Stimmungen ziemlich gleich getheilt scheinen, gefährlich seyn, den Parteien Waffen gegen einander in die Hände zu geben, obgleich die Gesetze nichts dagegen einwenden können, so lange man nicht Gebrauch von den Waffen macht und den Frieden verletzt. Indessen ist keine Frage, daß, wenn die Sachen eine so unselige Wendung nähmen, alsdann die Gegner der Re— form den Kürzeren ziehen würden; weswegen es denn auch um so thörichter von den Tories ist, einen Geist heraufzubeschwö— ren, welcher nicht so leicht zu bannen seyn dürfte, wenn er ein— mal dem Rufe gehorcht. Zu Cambridge findet eben jetzt eine neue Wahl eines der Vertreter der Grafschaft statt, indem Lord S. Osborne seine Stelle niedergelegt hat. Die beiden Tories—⸗ Familien Hardwicke und Rutland, welche sonst die Grafschast unter sich zu theilen pflegten oder feindselig ihr gegenseitiges In—⸗ teresse bekämpften, haben sich nun zur Unterstützung eines Anti⸗ Reformers vereinigt, während die Liberalen von ganz England einen Reformer unterstützen. Das Interesse, welches diese Wahl erregt, ist demnach sehr groß, obgleich es am Ende doch auch nicht viel bedeutet, ob in dieser Grafschaft die reichen Whigs oder die Tories das Uebergewicht behaupten. Bei der letzten allgemeinen Wahl begab es sich freilich sehr häufig, daß bei der durchweg vorwaltenden Begeisterung Tausende das alte freiwillige oder er⸗ zwungene Joch abwarfen und mit Gefahr, von ihren Meierhösen verjagt zu werden, gegen ihre Grundherren stimmten, deren Auf— merksankeit mehr auf den allgemeinen Kampf der Parteien, als auf den unmittelbaren Kampf in ihren Grafschaften, gerichtet war. Aber Anstrengungen, wie jene, können nicht immer fortdauern, und mit der zurüͤckkehrenden Besinnung müssen auch die persön— lichen Rücksichten wieder das Uebergewicht erlangen.
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Aus dem Haag, 4. Nov. Das an der Küste der Insel Walcheren und namentlich vor Vließingen erschienene Englische Dampfboot ist ein Fahrzeug aus dem Trinity⸗House (der Lootsen⸗ Direction) in London. Dasselbe befand sich noch am 3üsten vor Vließingen. Auf früheres Befragen des Vice⸗Admirals Gobius wurde von diesem Dampfboote die Antwort ertheilt, daß es eine vermißte Englische Fregatte aufsuche. Man gab hierauf dem Engländer zu verstehen, daß man diese Antwort für ungenügend halte, und daß das Dampfboot sich entweder von der Rhede ent⸗ fernt halten oder in den Hafen einlaufen müßte, welches Letztere es denn auch that. In Bließingen wurde erzählt, daß das Eng⸗ lische Geschwader, aus drei Linienschiffen und vier kleineren Fahr⸗ zeugen, waͤhrscheinlich Fregatten, bestehend, im Kanale beobachtet
zen sey. Man zwelfelte, daß diese Schiffe dazu bestimmt ä, die Schelde hinaufzusegeln, da dies schon ihrer Schwere nicht angeht, und vermuthete deshalb, daß sie noch einen ren Zweck im Auge hätten. Darum wird auch mit großer serde der weiteren Entwickelung der Sache entgegen gefehen. wischen war ein Lootsen-Schiff in See gegangen, um die vor zen Tagen nach Ostindien abgegangenen Kriegsschiffe zurückzu⸗ fen; der „Hippomenes“, der nach Westindien bestimmt war, ist sis zurückgekehrt. Vor einigen Tagen fand ein Arbeiter beim Bebauen eines sckes Sandland jzwischen Ter Heide und Monster 7 bis 8 Fuß der Erde eine seltene goldene Münze aus den Zeiten des sschen Kaisers Marcus Aurelius Victorinus. Auf der einen fe dieser Münze ist das mit einem Lorbeer bekränzte und ge— chte Brustbild des Kaisers dargestellt, der in der einen Hand n Stab, in der anderen einen verzierten Schild hält; um liest man: rseite stellt den Kaiser stehend dar, mit einer Lanze her linken Hand und die rechte einer weiblichen Gestalt rei⸗ d, die ein Horn des Ueberflusses im Arm hält. Die Um⸗— lautet: ludulgentia Augusla. Diese Mäuze ist in einen nen Ring gefaßt, der mit einer achteckigen ebenfalls golde— ierrath umgeben ist; an der letzteren befindet sich ein gol— 5 Oehr; nach dieser Zierrath zu schließen, scheint die Münze hen seltenen antiken Medaillons ju gehören, von denen in großen Sammlungen gewöhnlich nur einige zu finden sind. Inspektor des Königl. Münz-Kabinets hat dies seltene ick angekauft. Brüssel, 3. Nov. In der (bereits gestern erwähnten) mg des Senats vom 2ten d. erstaitete Herr Vilain XlllII. sch im Namen der Kommission, welche mit Prüfung des Entwurfes in Betceff des Friedens-Traktats beauftragt wor— war. Er betrachtete den Traktat als eine Nothwendigkeit, Belgien sich zu unterwerfen habe, indem es eine glücklichere nft erwarten müsse, um die Verluste wieder zu ersetzen, be es durch die gegenwärtigen Umstände erleide. Die Kem— on sey der Meinung, daß eine Weigerung alle Drangsale Krieges über das Land herbeiführen und, im Fall einer Nie— ige, zu einer Restauration führen würde. Die Diskussion g, übrigens den Ministern andeuten, welche Bedingungen sie Annahme des Traktates stellen müßten, die vorzüglichste die Anerkennung Leopolds als Königs der Belgier. Am lusse seines Vortrages drückte der Berichterstatter noch tiefen Schmery aus, den die Kommission über die ung von einem Theil ihrer Mitbürger empfinde, und dann auf die Annahme des Entwurfs an. Nachdem der ern erwähnte) Vorschlag des Herrn Lefebvre Meurat besei⸗ worden war, ergriff Herr von Moreghem Vater das t und sprach zu Gunsten der 24 Artikel, indem er sich auf Weisheit des Königs Leopold verlasse, der, mit den Voll— hten der Kammern in Händen, gewiß günstige Resultate für kand zu erlangen wissen werde. Herr Lefebvre⸗Meurat tte sich im Wesentlichen folgendermaßen: „Wenn ich den at, den man uns aufzwingt, aus dem Gesichtspunkt der meinen Politik betrachte, so sehe ich darin den Zweck einer uration in Belgien, weil die Mitglieder der Konferenz zu Erfahrung haben, um nicht zu wissen, daß die Völker sich zen, so lange sie Mißbehagen empfinden, wenn die rohe z sse nicht im Zaum hält, und die Bevollmächtigten in don wissen gleichfalls, daß Leopold dieses Mittel nicht an⸗ den wird. Die Konferenz sieht daher, ich bin es überzeugt, Restauration, ich will nicht sagen als mögliche, sondern ahrscheinliche Folge ihrer verhaßten Combination an. Ein der Konferenz wünscht die Restauration, ein anderer Theil psse aus Furcht vor einem Kriege zugeben. Der König von md selbst dient meiner Ansicht als Unterstützung. Er hat, er die Entscheidung der Konferenz vernahm, weder Zorn noch de bezeigt; er hat seine Gedanken für sich behalten, und seine Handlungen werden uns dieselben deutlich machen. hat sich nicht geweigert, aber er hat auch nicht angenommen, wenn ich mich nicht irre, wird er auch nicht annehmen, er ihnen nichts bewilligen will, was später als Waffe gegen und gegen seine Absichten auf uns dienen könnte. Er wird Dingen ihren Lauf lassen und abwarten. Er wird den tat in Kraft setzen lassen, der in seinen Augen nichts eine Trennung seiner nördlichen Provinzen von seinen schen ist. Er wird warten, bis das Elend, welches den 24 Artikeln hervorgehen muß, seine revoltirten tthanen zu seinen Füßen zurückführt. Und zu einem solchen zt verlangen die Minister Leopolds meine Genehmigung? bin mehr fein Freund, als seine Rathgeber, indem ich mich Annahme des Traktats widersetze.“ Der Marquis von odes erklärte sich für die Annahme der 24 Artikel, jedoch der ausdrücklichen Bedingung, daß der König Leopold und nabhängigkeit Belgiens von allen Mächten anerkannt würden. Verlauf der Sitzung ließen sich noch die Herren v. Barr, ülichy, Dubois, Morreghem Sohn und Dupont und die Herren v. Rouillé, v. Ansembourg, Beytz, an und v. Robiano gegen den Entwurf vernehmen. In der heutigen Sitzung des Senats wurde die Diskus— lu Ende gebracht, und nachdem noch der Vorschlag des v. Ansem bourg, im Angesicht Europa's gegen den Miß⸗— ch der Gewalt zu protestiren, verworsen worden war, wurde namentlichen Aufruf über den Entwurf geschritten und der— mit 35 Stimmen gegen 8 angenommen. Im Belgischen Moniteur liest man: „Der Traktat, hen die Kammer angenommen hat, ist eine heilige Schuld; Ration darf dies nicht aus der Acht lassen. Die Beamten nabgetretenen Ländern, welche sich für die Sache unserer ölution bloßgestellt haben, hören nicht auf, Belgier zu seyn, alt solche haben sie Anspruch auf unsere brüderliche Sorg⸗ le Reglerung wird nicht ermangeln, den Wünschen ent⸗ ju kommen, welche die Nation in dieser Beziehung aus⸗ t, und wir wissen, daß der Repräsentanten-Kammer ein in Sinne abgefaßter Vorschlag überreicht werden wird. Zwei chtshöfe, der eine, der seinen Sitz in Ruremonde, der an— der ihn in Diekirch hat, werden aufgelöst werden; die Mit— er derselben werden in Belgien ein Vaterland und die Aem⸗ biederfinden, welche sie aufzugeben gezwungen werden. Es leicht seyn, sie in die neue Gerichts-Organisation mit ein⸗ gteifen, die bald in Ausführung gebracht werden wird.“ Der Gazette de Gand zufolge, beschäftigen sich die Hol⸗ im Seeländisch-Flandern sehr eifrig mit Errichtung von heidigungs-Befestigungen. Der General-Lieutenant de und der General-Major Everts leiten dieselben. Von ungen soll sehr viel Kriegsmaterial dahin gebracht worden seyn. Der obere Militair-Gerichtshof hat das Urtheil des Lim— r Feriegsgerichts, welches den Quartiermeister Debay wegen ttentais gegen den Gentral Daine nur zu einjähriger ingnißstrafe verurtheilte, kassirt.
Imp. Victorinus P. F. Aug. Die.
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Deutsch land.
Frankfurt, 5. Nov. Die hie sigen Blätter enthalten ian, Bekanntmachung der Stadt⸗Kanzlei vom gestrigen Tage: In Auftrag Hohen Senats wird hierdurch bekannt gemacht: Da die nicht hier gedruckt werdenden Zeitschriften „Zeitbilder“, „Volks- und Anzelge⸗-Blatt für Mittesdeutschland“, fortdauernd in der Absicht redigirt werden, Mißtrauen gegen die Obrigkeit, Undzufriedenheit mit den verfassungsmäßigen Behörden, Zwietracht unter löblicher Bürgerschaft, Unruhe und Aufruhr zu verbreiten, so wird, vorbehältlich der Untersuchung und Bestrafung der Ver⸗ fasser und jedes Theilnehmers auf dem gesetzlichen Wege, jede Ausgabe an Privat-Personen, sonstige Verbreitung und Aufle⸗ gung dieser Blätter an öffentlichen Orten, in hiesiger Stadt und deren Gebiet, auf welche Art solche geschehen möge, in Gemäß⸗ heit der bestehenden Verordnung vom 9. Februar 1660, welche mit der bestehenden Bundesgesetzgebung übereinstimmt, so wie des Rathschlusses vom 4. November J. J., andurch verboten, und wird gegen jeden Uebertreter dieses Verbots die gesetzliche Strafe unnachsichtlich in Anwendung gebracht werden.“
G est enn n i c.
„Wien, 4. Nov. Se. K. K. Majestät haben mittelst Aller— höchsten Handschreibens vom 24. Oktober d. J. den Komman— direnden in Slavonien und Sirmien, General der Kavallerie, Freiherrn Berstua von Siegenthal, zum Viee-Präsidenten Aller— höchstihres Hoskriegsraths gnädigst zu ernennen geruht.
Aus Agram wird gemeldet; „Die diesjährige Herbstwitte⸗ rung ist von einer besonderen Schönheit, gleichsam als wenn der Sommer zurückkehren wolltb. Die Winterfrüchte sind bereits btstellt. Dieses Jahr zeigte sich sehr ergiebig und segensreich. Dem Landmann mangelte es an Fässern, so ergiebig fiel die Weinlese aus.
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Neapel, 15. Okt. (Allgemeine Zeitung.) In Er⸗ mangelung hiesiger Neuigkeiten theile ich Ihnen einige Nachrich— ten über die gegenwärtige Lage Siciliens mit, die mir nicht ohne Interesse scheinen, indem sie auch dazu dienen, über die wahren Triebfedern des kürzlich dort Vorgefallenen mehr Licht zu ver— breiten. Man schreibt nämlich aus Messina vom Anfange die⸗ ses Monats, daß die Getreide-Ernte dieses Jahr so schlecht aus⸗ gefallen ist, daß ein großer Mangel, besonders an der guten Sorte, sich schon zu zeigen angefangen hat und der außerordent⸗ liche Fall eingetreten ist, daß Catania, welches sonst seinen Wei⸗ zen zur Exportation auf den Markt von Messina schickt, jetzt dieses Getreide zum eigenen Bedarfe aus Apulien über Mes⸗ sina bezieht. Man rechnet, daß die Insel in diesem Jahre an eine Million Tomoli Weizen wird einführen müssen. Der Tomolo enthält 2550 Pariser Kubihzoll, alfo beinahe ei⸗ nen Scheffel. Die Oel-Ernte wird wo möglich noch schlechter ausfallen, und alle Reisende versichern, daß man die Oliven auf den Bäumen zählen kann, so daß man allgemein glaubt, daß auch in dieser Rücksicht dies sonst an Oel so reiche Land künftiges Jahr seine Zuflucht zu der gegenüberliegenden Küste von Kalabrien wird nehmen müssen. Selbst die Exportation der anderen Früchte leidet durch die Zeit⸗Umstände, und weun sonst an 50 nordische Schiffe diese in Messina zu holen kamen, so erwartet man dieses Jahr nur drei oder vier. Wahrlich eine ganz einzig unglückliche Lage für die Insel, deren größten Reich⸗ thum Weizen und Oel ausmachen, welche Artikel es nun dem festen Lande abkaufen muß. Wie groß daher die Noth der Einwohner seyn muß, läßt sich Leicht denken, und dies — und keine politische Tendenz — ist wohl auch die vorzüg⸗ lichste, wo nicht einzige, Ursache der unruhigen Bewegun⸗ gen, die dort ausgebrochen sind. Dies erhält noch mehr Be⸗ stätigung dadurch, daß, wie man jetzt allgemein versichert, der Urheber dieser Unruhen, di Marco, nicht, wie man glaubte, mit großen Mitteln, sondern mit wenigem Golde einige mißvergnügte und schlechte Leute gewonnen, bloß in der Absicht, sich durch Plünderungen zu bereichern. Die Furcht ist also verschwunden, daß, wie man anfangs besorgte, irgend eine bedeutende Person in dieses Komplott verwickelt gewesen. Indessen haben die Gefan— genen an verschiedenen Orten gesucht, Vortheil aus diesen Umstän— den zu ziehen, um aus ihrem Kerker zu entkommen. In Palermo und Messina ist es ihnen glücklicherweise fehlgeschlagen, aber aus Girgenti sollen an 60 Gefangene entwichen seyn, von denen man nur die Hälfte his jetzt wieder hatte einfangen können. — Man ist eifrig mit den Sanitäts-Cordons in Apulien, Kalabrien und Sicilien beschäftigt. — Der Fluß der Lava aus dem Vesuv hat schon bedeutend abgenommen; der röthliche Schein, den man von hier aus sehen konnte, ist verschwunden, und dieser kleine Ausbruch wird also, ohne Schaden anzurichten, vorübergehen.
Spanien.
Madrid, 25. Okt. Die Hof-Zeitung theilt noch im— mer Bulletins über das Befinden des Königs mit; den in ih— rer heutigen Nummer enthaltenen zufolge, befindet sich Se. Ma— jestät in fortschreitender Besserung.
Dafselbe Blatt enthält Folgendes: „Der Messager des Chambres vom 12ten d. M. und andere Pariser Blätter theilen einen angeblichen Entwurf zu einer General-Amnestie für die ausgewanderten Spanier mit. Es ist überflüssig, darzuthun, daß dergleichen Dokumente bloße Börsen-Ecfindungen sind; durch eines sucht man ein Steigen, durch ein anderes ein Fallen der Spanischen Fonds hervorzubringen, durch alle aber den thörichten Politikern das Geld abzugewinnen.“
Portugal.
Lissabon, 13. Okt. „Die Geistlichkeit, der Adel und die Bürger der Stadt Alan— droal versammelten sich am 29sten v. M. in der dortigen Paro⸗ chial-Kirche und erklärten auf die Nachricht, daß der Ex⸗-Kaiser Dom Pedro sich in Europa befinde, sie seyen bereit, sich für die Vertheidigung der unbestreitbaren Rechte des Königs Dom Mi⸗ guels J. aufzuopfern, ein Gefühl, welches die ganze Nation theilt.“
Inland.
Berlin, 9g. Nov. Bei Gelegenheit der neueren Debatten in der Französsschen Deputirten⸗ammer über den Vorschlag des Gene⸗ rals Lamarque wegen Mobilisirung der National⸗Garde, ist von den Gegnern dieses Vorschlages das Preußische Militair⸗System als drüickend und unerträglich geschildert worden. Der Deputirte Herr Carl Dupin äußert, daß die Kammer vor dem Beispiele Preußens, welches man ihr als Muster vorzuschlagen wage, zurückschrecken werde, wenn sie von ihm vernommen haben würde, wie sich die Ver⸗ hältnisse in Preußen in der Wirklichkeit gestalteten. Diese Ver⸗ hältnisse werden sodann durch den Redner im Wesentlichen in folgender Art dargestellt: .
Die Universal-Conscription, unbeugsam, so wie sie Napo⸗ leon aufgefaßt habe, sey durch das Preußische Gouvernement
Die heutige Hofzeitung meldet: J — statt, so daß die Wehrmänner, welche in dem stehenden Heere
in Kraft gesetzt worden. Jeder Preuße blelbe bis zum Hosten Jahre Konskribirter. Die kan dere, Hirni, fn würden nach ihrem Alter in die Kontrollen eingetragen und müßten ohne Rücksicht auf ihre Stellung in der bürgerlichen Gesell⸗ schaft marschiren. Die Mittel, welche das Preußische Gou⸗ vernement anwende, um eine so bedeutende Militair⸗Macht aufzustellen, wären so erkünstelt und barbarisch, daß nur der absoluteste Despotismus eine solche Selbstverleugnung der Ein wohner eines civilistrten Staates durch unbarmherzige Gesetze gebieten könne.
Es ist uns an und für sich zwar nichts Neues, in Französi⸗ schen Journalen und Flugschriften Angaben und Urtheile über Verhältnisse und Einrichtungen fremder Staaten zu finden, die kaum noch einen Zweifel übrig lassen, daß die Verfasser die Ge⸗ genflände, über welche sie sich äußern, entweder gar nicht oder doch nur sehr oberflächlich kennen. Dennoch hat es uns minde— stens befremdend erscheinen müssen, einen sonst so ehrenwerthen Redner, einen so eifrigen Vertheidiger der Grundsätze der Mä— ßigung, ganz besonders aber einen Deputirten, der, wie Herr Dupin ja selbst darauf hinweist, schon zweimal Berichterstatter in der Kammer über das Gesetz wegen Organisirung der Natio⸗ nal-Garde gewesen ist, so entschieden über das Preußische Mili⸗ tair⸗System absprechen und dasselbe in einem so gehässigen Lichte darstellen zu sehen, wahrend er durch seinen Vor— trag den deutlichsten Beweis liefert, daß er sich von un— seren Militair⸗Einrichtungen, so wie von der Art und Weise ihrer Ausführung, weder gehörig unterrichtet hat, noch weniger aber die Gesinnung kennt, welche in dieser Beziehung unter den Preußen allgemein vorherrscht. Dankbar wird der Geist erkannt und verehrt, in welchem das jetzige Militair⸗System , . worden ist, und bereitwillig wird von allen Seiten zur Ausführung desselben mitgewirkt.
Das Gesetz vom 3. Sept. 1814, welches, wie schon in der Anmerkung zu den literarischen Nachrichten in Nr. 308 der Staats-Zeitung erwähnt worden, die Grundlage unserer Mili— tair-Einrichtungen bildet, hat allerdings eine allgemeine Militair— Verpflichtung eingeführt. Kein Rang oder Stand befreit von dieser Verpflichtung, welche nicht, wie in Frankreich, durch Stell— vertreter, sondern nur persönlich erfüllt werden kann.
Diese allgemeine Verpflichtung ist es aber gerade, welche sich des größten Beifalls der Nation zu erfreuen hat.
Diefelbe soll indessen, nach §. 1 des allegirten Gesetzes, so ausgeführt werden, daß dadurch die Fortschritte der Wissenschaf—⸗ ten und Gewerbe nicht gestört werden.
In diesem Sinne sind auch alle spätere, über die Anwen— dung jenes Gesetzes ergangene nähere Bestimmungen getroffen worden.
Die Dienstzeit im stehenden Heere, zu welchem die Verpflich— tung mit dem 20sten Jahre anfängt und bis zum 25sten Jahre dauert, ist auf fünf Jahre festgesetzt. Die junge Mannschaft wird jedoch schon nach dreijähriger Dienstzeit in ihre Heimath zur Kriegs-Reserve entlassen, in der sie dann noch zwei Jahre verbleibt.
Diejenigen jungen Leute, welche den vorgeschriebenen Grad wissenschaftlicher oder künstlerischer Ausbildung erlangt haben, können ihre Verpflichtung zum aktiven Dienst im stehenden . vom zurückgelegten 17ten Jahre ab durch einjährigen
ienst ablösen und den Eintritt zu diesem Dienst, insofern dies ihren Verhältnissen zusagt, bis zum beendigten 23sten Jahre aus— setzen. Selbst kunstgerechte Arbeiter werden, wenn örtliche Gewerbés— Verhältnisse eine solche Berücksichtigung erfordern, zum einjähri— gen Dienste zugelassen. ;
Das stehende Heer wird jährlich ergänzt. Da nur ein Theil der dienstfähigen jungen Leute zur Ergänzung desselben ge— braucht wird, so bestimmt das Loos die Reihefolge unter den dazu verpflichteten Individuen. Häusliche, bürgerliche und ge— werbliche Verhaltnisse können jedoch eine Zurückstellung begründen.
Ob eine solche Zurückstellung zulässig sey, darüber haben die Kreis⸗Ersatz-Kommissionen, in welchen Seitens des Civils außer dem Landrath noch zwei städtische und zwei ländliche Grund— Besitzer Sitz und Stimme haben, zu entscheiden.
Die nicht zum Dienst im stehenden Heere gelangenden dienstfähigen jungen Leute bilden die allgemeine Ersaßz⸗Reserve.
Selbst die schon zum Dienste bei den Fahnen eingestellten Mannschaften werden, sobald ihnen nach ihrer Einstellung ein Grundstück, eine Handlung oder Fabrik durch Erbschaft zufällt und ihre persönliche Verwaltung nothwendig wird, wieder in ihre Heimath entlassen.
Nach Beendigung der beiden Kriegs-Reserve-Jahre scheidet die Mannschaft aus dem stehenden Heere aus und geht zur Land— wehr ersten Aufgebots über. So weit die Landwehr dadurch nicht auf ihren etatsmäßigen Stand gebracht werden möchte, erfolgt deren Ergänzung aus der vorhin gedachten allgemeinen Ersatz⸗ Reserve nach der für die einzelnen Jahrgänge durch das Loos bestinnmten Reihefolge. Die jüngere Aiters⸗-Klasse wird immer zunächst in Anspruch genommen.
Die Dienstzeit in der Landwehr ersten Aufgebots dauert bis zum 32sten Jahre. Diejenigen jungen Leute, welche schon vor dem 20sten Jahre als Freiwillige in das stehende Heer getreten sind, treten um so viel früher aus der Landwehr ersten Aufge— bots heraus.
Dieses Aufgebot wird jährlich auf 14 Tage zu einer Uebung zusammengezogen und für diese Zeit sowohl in Betreff des Quartiers als der Löhnung und Verpflegung nach den fur das ste hende Heer zur Anwendung kommenden Bestimmungen behandelt. Zu dieser Uebung werden nur drei Achtel der Mannschaften, welche zu dem Landwehr-Bataillon gehören, einbeordert. Wegen der Einziehung zu den Uebungen findet ein regelmäßiger Wechsel
gedient, während ihrer ganzen Dienstjeit im ersten Aufgebot überhaupt nur dreimal die vierzehntägige Landwehr-Uebung mit— zumachen haben. Diese Uebungen werden serner zu einer Jah— res-Zeit abgehalten, wo die Mannschaften am leichtesten abkom—⸗ men können. In Fällen, wo dringende Gewerbs⸗- oder Familien. Verhältnisse eine Berücksichtigung erfordern, können die Wehr— männer von der Theilnahme an der Uebung dispensirt werden.
Die Kreis-Landräthe und die Commandeurs der Landwehr— Bataillons haben dies gemeinschaftlich zu reguliren.
Außer den gedachten jährlichen Uebungen werden die Wehr— männer, so weit die Jahres⸗Zeit es gestattet, noch monatlich ein⸗ mal in ihren Compagnie⸗Bejirken versammelt. Diese Versamm⸗ lungen erfolgen in der Regel an Sonntagen und so, daß die Wehrmänner nicht über Nacht von Hause bleiben dürfen.
Nach beendigter Dienstzeit im ersten Llufgebot gehen die Wehrmänner zum zweiten Aufgebot über, in welchem sie bis zum I9sten Jahre bleiben.
Das zweite Aufgebot hat keine Uebungen. Für dies Aus— gebot finden nur monatliche Compagnie-⸗Versammlungen, wie für das erste Aufgebot, statt, um das Kontroll-Wesen zu ordnen. Die Landwehr-Mannschaften beider Aufgebote sind nur, wenn
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