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ich den Mintstet fragen, ob er wirklich glaubt, daß das Original
mir jemals ange ist.“ Hiermit hatte diese Explication ein Ende. * t Großsiegelbewahrer brachte sodann einen aus einer 6 Menge von Artikeln bestehenden Gesetz- Entwurf über die Verhaftung der Schuldner ein. — Ihm folgte der Fi⸗ nanz⸗-Minister auf der Rednerbühne, um den von der De⸗ putirten-Kanimer bereits angenommenen Gesetz-Entwurf wegen ines Zuschusses von 200,006 Fr. zu den National-Belohnungen vorzulegen. — Am Schlusse der Sitzung wurden noch einige Bittschriften⸗Berichte abgestattet, worauf die Kammer sich bis zum äten vertagte.
Deputirten-Kammer. In der Sitzung vom 2. Nov. vourden die Berathungen über das Re krutirungs⸗ Gesetz fortge⸗ etzt und die Artikel 15 und 14 nach einer Debatte, die kein er⸗ hebliches Interesse darbot, mit verschiedenen Amendements ange⸗ nommen. Nachstehendes ist der wesentliche Inhalt des ersteren und wichtigeren: „Von dem Kriegs⸗Dienste befreit sind 1) der älteste vater- und mutterlose Sohn; 2) der einzige Sohn oder der älteste der Söhne, oder, in Ermangelung eines Sohnes und Schwiegersohnes, der einzige Enkel oder der äalteste Enkel einer Wittwe, eines erblindeten Vaters, oder eines 70jährigen Greises, insofern er nachweisen kann, daß er für die Subsistenz seiner Fam lie unentbehrlich ist; 3) der Aelteste von zwei Brüdern, wenn bei dem Loosen beide zugleich das Loos trifft und der Jüngste zum Dienste tauglich ist; ) die Geistlichen, die die höhere Weihe er— halten haben; 5) die jungen Leute, die bei dem Institute oder bei der Universstät einen 62 Preis davongetragen haben; 6) diejenigen, die nicht das erforderliche Maaß von 1 Metre 56 Centimetres haben; 7) diejenigen, die wegen Gebrechlichkeit zum Dienste untauglich sind; 8) derjenige, der einen Bruder, jedoch icht als Stellvertreter, bereits bei den Fahnen hat, oder dessen Bruder im Dienste gestorben oder wegen erhaltener Ble ssuren penssonirt worden ist.“ Der 14te Artikel handelt von einigen anderen minder erheblichen Dienstbesreiungen. — Am folgenden Tage sollte die Berathung fortgesetzt werden.
Paris, 3. Nov. Der König wird den Sten d. M, eine zwölftägige Rundreise durch die nördlichen Departements antre— en. Die Herzoge von Orleans und von Nemours werden Se. Nasestät begleiten.
Durch Königl. Verordnung vom gestrigen Tage ist der ge— esene Polizei⸗Praäfekt, Hr. Saulnier, statt des Hrn. Riecs, der auf Pension gesetzt worden ist, zum Präfekten des Departements des Loiret ernannt worden.
Einige Blätter hatten . das Ministerium des öffent⸗ ichen Unterrichts und des Kultus werde aufgelöst und die Ge— schäfte desselben unter die Ministerien des Handels und der Ju⸗ ä vertheilt werden. Der Moniteur erklärt diese Nachricht, wie das Gerücht von einer Vereinigung der Abtheilung der wönen Künste mit der Verwaltung der Civil-Liste für unge— gründet.
Mehrere Sectionen der mit der Prüfung des Budgets für 1832 beauftragten Kommission haben ihre Arbeiten beendigt und bereits ihre Berichterstatter ernannt; diese sind für das Justiz⸗
inisterium Herr v. Vatimesnil, für das der auswärtigen An⸗ gelegenheiten Baron Bignon, für das des Innern Herr Ram— utean, für das des Krieges Herr Passy und für das der Fi— anzen Herr Rihonet.
Der Königl. Rechnungshof wurde gestern von dem Königl. Prokurator bei demselben, Baron von Schonen, mit einer ange— nmessenen Rede eröffnet.
Von der Broschüre des Vicomte Chäteaubriand sind am ersten Tage 3000 Exemplare verkauft worden. Die rohalistischen wie die liberalen Opposstions⸗-⸗Blätter ertheilen dieser Schrift gro⸗ zes Lob, weil sie einen Angriff gegen die jetzige Verwaltung nthält. Das Journal des Débats schweigt ganz darüber. Der National hatte, seiner Korrespondenz aus Rio-Ja—⸗ mer zufolge, den diesseitigen Geschäftsträger in Brasilien der eichgältigkeit gezen die Interessen Frankreichs beschuldigt und erzählt, daß der dortige Französische Konsul, Herr von Gestas, en Verbot zegen ein am 29. Juli d. J. zur Feier der Juli⸗ Revolution von den dortigen Franzosen veranstaltetes Festmahl auszewirkt habe, so daß dieses erst vier Tage später habe gefeiert erden können. — Der Moniteur erwiedert dem genannten Blatte, daß Herr von Gestas nicht mehr Konsul sey, da sein Amt, der Ersparniß wegen, mit der Legation vereinigt worden, und daß das in Rede stehende Gastmahl pünktlich am 29. Juli Jattgefunden und durch die Theilnahme von 80 Personen, wor— anter der Contre-Admiral Grivel, mehrere Marine-Offiziere und das döe sseitige Gesandtschafts⸗Personal, belebt worden sey. Hier⸗ nach könne man sich eine Vorstellung von der Wahrheitsliebe des errespondenten des National machen.
Der Minister des öffentlichen Unterrichts hat an die Rekto⸗ ten der Akademieen ein Rundschreiben gerichtet, worin er ihnen anzeigt, daß er ein allgemeines Abe- und Lesebuch habe anfer⸗ gen lassen, das in sämmtlichen Elementar-Schulen eingeführt verden solle und so eingerichtet sey, daß es fär die katholischen und Frotestantischen, ja, mit Ausnahme der letzten Seite, sogar für e ifrgelitischen Schulen in gleichem Grade brauchbar sey. Die⸗
Abc ⸗-Buch soll in 500,000 Exemplaren in allen Gemeinde⸗ Schulen, deren es in Frankreich gegenwärtig 25,000 giebt, zu em wohlfeilen. Preise und unter die Kinder armer Eltern un— ataeltlich vertheist werden. Der Maire jeder Gemeinde wird s Bücher mit dem Kommunal-Stempel versehen, da diesel— den als Eigenthum der Schule betrachtet werden sollen. Auch eigt der Minister den Rektoren an, daß ein katholischer Kate— ömus (der von Fleury), so wie ein protestantischer gedruckt
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, für das religiöse Bedürfuiß der Schlier in ähnlichen Veife
vertheilt werden solle, imgleichen daß auch das isrgelitische Cen— ral-Konsistorium aufgefordert worden sey, ein zur Verbreitung in den israelitischen Schulen geeignetes Buch dieser Art vorzu—
schlagen.
Großbritanien und Irland.
London, 2. Nov. Dem Globe zufolge, wird das Par⸗ lament am Dienstag den 6. Dezember wieder zusammentreten. Ob die neue Reform-Bill sofort vorzulegen sey, wird, wie das ge— nannte Blatt hinzufügt, davon abhängen, ob die Irländischen Näuglieder nicht durch ihre Geschäfte verhindert werden, vor den Weihnachten in London einzutreffen.
In den News (einem Sontags⸗-Blatte) liest man: „Wir hoffen, daß Lord Grey bereits die Nothwendigkeit eingesehen hat, seine Ansicht, in Betreff der Creirung neuer Pairs, noch vor der Eröffnung der nächsten Session, zu ändern. Se. Herr⸗ lichkeit darf nicht vergessen, daß die Reform⸗Bill nicht die einzige Maaßregel reformirender Natur seyn wird, über welche die Pairs zu entscheiden vom Unterhause aufgefordert werden dürften. Es fad noch viele andere, welche sich in dem Augenblick, wo die Sill durchgegangen sehn wird, der öffentlichen Aufmerksamkeit
hartnäckiger widersetzen werden.
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aufdringen werden. Es kann seyn, daß viele Pairs, unter dem Einflusse ihrer Furcht oder aus anderen Beweggründen, sich der Reform⸗Bill fügen, aber sich anderen Maaßregeln um desto Wenn daher das Oberhaus nicht gleichzeitig mit dem Durchgehen der Bill in einem popu⸗ lairen Sinne verstärkt wird, so dürften sich die beiden Häuser beständig im Streit befinden. Es wird nöthig seyn, 860 dis 40
neue Pairs zu creiren, um das Oberhaus in eine Art von Ein⸗—
klang mit einem reformirten Unterhause zu bringen.“
Die Reform-Versammtungen werden fortwährend im gan—⸗ zen Lande gehalten. Zu Aberdeen in Nord-Schottland waren neulich nicht weniger als 16,000 Menschen beisammen. — Eine sehr ansehnliche und glänzende Versammlung dieser Art fand vor einigen Tagen in der Grafschaft Wiltshire statt, an welcher über 1090 Adliche, worunter die Grafen Radnor, Suffolk und Ando⸗ ver, Theil nahmen. Die gehaltenen Reden und gefaß— ten Beschlüsse waren in hohem Grade anständig und gesetzma⸗ ßig, dagegen die Inschriften auf den Fahnen ziemlich revolution nair. — In Manchester bestehen zwei politische Vereine, die beide von dem Systeme des Ministeriums abweichen, indem sie geheime Abstimmung, allgemeines Stimmrecht und jährliche Parlamente verlangen; doch wünschen beide das Duichgehen der Reform-Bill um der augenblicklichen Ruhe willen. Ge— trennt von diesen Parteien sieht die der Huntiten, welche die Fabrik-A1Arbeiter durch aufrührerische Adressen und Plakate zu Raub und Brand aufzuhetzen sucht. — Bei der (gestern erwaͤhn— ten) auf Lincolns-Inn-Field hier gehaltenen Versammlung un⸗ ter dem Vorsitze von Sir Francis Burdett ging Alles ruhig ab, bis zufällig ein Wagen mit hischöflichem Wappen vorbeikam.
Nun rief ein Volkshaufe: Ein Bischof! Nieder mit ihm! Der
Wagen wurde mit Koth bombardirt, bis Sir Francis Burdett sich des Bischofs annahm und dem Volke anzeigte, es sey der Bischof von Norwich, der für die Reform gestimmt habe.
Ein anderer (als der gestern mitgetheilte) Bericht über die Unruhen in Bristol enthält Folgendes: „Aus dem Rathhause rettete sich Sir Charles Wetherell durch das Kamin über das Dach, in dem Anzuge eines Stallknechtes, und entkam auf eine fast wunderbare Weise, bis es ihm gelang, eine Postchaise zu er— halten, in welcher er sich nach Oxford flüchtete. Massen von Menschen verfolgten ihn mit der fürchterlichen Drohung, ihn lebendig zu schinden. Der Pöbel von Bristol wurde besonders durch das Benehmen des 1äten Dragoner-Regiments (Queens Guards) aufgebracht, welches zu früh feuerte und einige Menschen erschoß. Auch haben die Special-Constabler mit ihren Stäben schonungs— los um sich geschlagen und mehrere Individuen umgebracht. Indessen waren es nicht sowohl Einwohner der Stadt, als vielmehr heimat— loses Gesindel aller Art, auch durch hereinströmende Bauern aus der Umgegend, und zmretzt durch die losgelassenen Sträflinge ver⸗ mehrt, welche die furchtbarsten Gräuel verübten. Die Seeleute waren bei dem Tumulte obenan; ihre Stimmung, die künstlich angeregt zu seyn scheint, zeigte sich schon früher: denn als der Mayor, um sie in Ordnung zu halten, eine Anzahl derselben als Special-Constabler vereidigen lassen wollte, weigerte sich Manu für Mann, mit den kräftigften Flüchen gegen Sir Ch. Wetherell, den Niemand schützen wollte. Als Theilnehmer an dem Aufstande waren auch die Arbeiter in den benachbarten Kohlenwerken besonders thätig; doch soll ein Theil derselben von dem Gesindel fast dazu gezwungen worden seyn, indem ihnen ge— droht wurde, den Eingang der Mmen mit Stroh zu verstopfen und dies anzuzünden, so daß sie ersticken müßten! Der rohe Haufe trieb sich mit Strohbündeln auf den Kappen herum, die er später jum Anzünden der Gebäude verwandte; die Eigen⸗ thümer wurden aus mehreren Häusern vertrieben, diese sodann geplündert und in Brand gesteckt. Alle Wein- und Brantwein— läden wurden erbrochen und, was sich darin vorfand, gleichsam verschlungen, und der Rest vernichtet. Hunderte von Menschen, worunter viele Weiber und Knaben von 12 — 16 Jahren, zogen mit Flaschen in der Hand umher, und verkauften, was sie nicht ver— zehren konnten. Die Straßen waren mit Möbeln, Kleidungs— stiicken und Speisen bedeckt und schwammen in Wein und Li— queur. Der Mayor — übrigens ein Liberaler — wollte eben zu Tische gehen, als der Tumult immer ärger zu toben anfing; er verlas die Aufruhr-Akte, fand aber kein Gehör; das Volk drang in die Küche, vertrieb die Köche, und ließ sich die Mahlzeit des Mayors trefflich schmecken, dessen Perrücke und Staatsschwerdt im Triumph herumgetragen wurden. Auch erbeutete man den Mantelsack des Sir Ch. Wetherell und seine Wäsche wurde öffentlich vertheilt. Man riß den Stadtgalgen ein und warf ihn ins Wasser. Das Volk zerstörte die Schlagbäume und Schleu— sen. So rasend waren die Plünderer, daß sie im obern Stock mehrerer Häuser ihre Excesse forttrieben, wahrend andere den untern Stock in Brand steckten, so daß mehrere in den Flammen um— kamen; andere stürzten sich in ihrer Trunkenheit in die Flammen, und einige wurden halb geröstet herausgeholt. Mehrere sind in den Hospitälern untergebracht; doch ist auch das St. Annen-Spital und das damit verbundene Arbeitshaus ein Raub der Flammen geworden. Die Anzahl der durch das Feuern und die Säbel— hiebe der Militairs umgekommenen Aufrührer wird zu 4 — 500 angeschlagen. Der Betrag des angerichteten Schadens ist unbe— rechendar, da Bristol, nach London und Liverpool die wichtigste Handelsstadt des Reichs, mit Waaren aller Art angefüllt ist. Sehr viele aufgespeicherte Güter wurden aus bloßem Muthwil— len vernichtet. Reisende sagen aus, daß mehrere Schiffe im Ha— fen in Flammen standen. Daß alle Geschäfte unter diesen Um— ständen still ftanden und alle Laden geschlossen waren, läßt sich denken; auch ist keine Zeitung zu Bristol erschienen und zwei Tage hindurch sind keine Posten abgegangen. Die sehr verwor— renen Berichte in unseren Blättern sind theils aus Aussa— gen von Courieren und Reisenden, theils aus Briefen, die mit außerordentlicher Gelegenheit hier eintrafen, theils auch aus der zu Bath erscheinenden Zeitung entlehnt. Ein eigenes Dunkel waltet üiber das Benehmen des Militairs ob; einige machen dem übereilten Verfahren des läten Dragoner-Regiments Vor⸗ würfe, während andere dasselbe mit der Nothwehr entschuldigen. Eden so wenig ist es klar, ob das Regiment sich aus der Stadt gejogen hat, oder daraus vertrieben worden ist. Während einige Angaben behaupten, die Dragoner wären auf Befehl des Ma⸗ hors abgezogen, um das erbitterte Volk zu besänftigen, und einige Erfrischungen zu genießen — wirklich hatten sie seit 24 Stunden nichts zu sich genommen und die Pferde waren gänzlich er— schöpft — erzählen andere, das Volk habe ihnen eine gänzliche Niederlage beigebracht. Mehrere Blätter versicherten gestern, das Zte Füstlier⸗Regiment sey zu dem Volke übergegangen; die sem wird jedoch ausdrücklich widersprochen, obwohl allerdings mehrere Of⸗ siziere dem Volke freundlich zugeredet zu haben scheinen. In einem Umkreise von 60 (Engl.) Meilen sind alle Truppen aufgeboten; die reitende Artillerie von Woolwich passirte heute um 1 Uhr nach Mitternacht durch Kensington und Hammersmith; alle Post⸗ pferde, die man nur anschaffen konnte, sind als Vorspann mit
Beschlag belegt. Ein Regiment, welches eben aus Nordamersh in Portsmouth angekommen war, wurde mittelst telegraphischn, Depesche requirirt und schiffte sich sogleich in Dampfbooten nah Bristol ein. Bei so energischen Maßregeln zweifelt man nich an der baldigen Unterdrückung des Aufstandes. kommt nach London, um eine hhehrlmẽrr e e zun zu halten in welcher eine Belohnung von 10600 Pfd. auf die Festnehmun der Rädelsführer gesetzt werden soll.
Folgendes ist ein Verzeichniß der in Bristol angezündetrn und fast gänzlich vernichteten öffentlichen und anderen Gebäude, 1) das Rathhaus, das gännlich in Asche gelegt worden, nach. dem man es vorher geplündert und verwüstet hatte; 2) Bride; well, das Civil-Gefängniß, das, nachdem dse Gefangenen he freit worden, in Flammen aufging; 3) das neue und 4) daz alte Kriminal-Gefängniß; 5) das städtische A e eise⸗ Gebäude, genaunt „Half penny“; 6) die Tret-Mühle, de ren Trümmer in den Fluß geworfen wurden; 7) der bischöfli— che Palast, genannt „College-Green“, der mit Sturm genom— men und sodann verbrannt wurde (das Gerücht, daß auch di Kathedrale ein ähnliches Schicksal erlitten, bestätigt sich nicht) s) das Mayor-Haus und 30 benachbarte Gebäude, a deren Löschung die Spritzen gehindert wurden; 9) das Zoll haus dessen Weinvorräthe geleert wurden, während man alle übrig Waaren auf die Straße hinauswarf; das Gebäude selbst wurhe alsdann verbrannt. (Des Irrenhauses, von dem in dem ge strigen Berichte die Rede war, geschieht keiner Erwähnung mehr die Nachricht von der Vernichtung desselben scheint deshalb nicht begründet zu seyn.)
Der heutige Globe theilt aus einem Schreiben aus Br stol vom 1. Novbr. Folgendes mit: „Endlich können wir nach allen diesen Scenen des Aufruhrs und der Zerstörung Athen schöpfen. Unsere Behörden geben die Anzahl der Getödteten und Verwundeten auf 348 an. Wenn man aber alle diejenigen mitrechnet, welche in Privathäusern aufgenommen worden sind, so mag sich die Zahl leicht auf 4 — 500 belaufen. Viele der Mordbrenner sind ein Opfer ihres eigenen teuflischen Beginneng gefallen, indem sie durch die Straßen mit Stroh, Holz und an. deren brennbaren Gegenständen zogen, in die Häuser einbrachen, dieselben in Brand steckten und dann in der Trunkenheit nicht im Stande waren, den Ausweg wieder zu finden. Gestern Nachmitta⸗ rückte ein Regiment Infanterie ein. Alles gestohlene Eigenthum, des sen man habhaft geworden, ist in den Kirchen niedergelegt und wird, so wie die Gefangenen, von Soldaten bewacht. Im Laufe des heutigen Tages wird noch ein Regiment erwartet, und es ist ein General von London angekommen, um den Ober-Befehl über die Truppen zu übernebmen. Die Läden sind heute theilwesse wieder geöffnet, und alle achtungswerthe Bürger sind als Kon— stabler eingeschworen worden. Am Sonnabend wird eine öffent⸗ liche Versammlung gehalten werden, um das Benehmen der Magistrats-Personen in Betracht zu ziehen. Der angerichtete Schaden beläuft sich auf eine ungeheure Summe. Wir hören, daß die Bücher des Accise-Amtes aus den Flammen gerettet worden sind.“ — Dasselbe Blatt schreibt die Wie derher— stellung der Ruhe in Bristol hauptsächlich den Anstrengungen der dortigen Union zu. Es glaubt sogar, daß, wenn die Organisation jener Union ausgedehnter gewesen wäre und man zeitiger Hülfe bei ihr gesucht hätte, die Unordnungen niemals eme so furcht— bare Höhe erreicht haben würden. Es dringt deshalb auf Or— ganisirung und Bildung politischer Unionen, als das einzige Mittel zur Aufrechthaltung der öffentlichen Ordnung in dem jetzigen Zustand allgemeiner Ausregung.
Hr. Hunt hat zwei Adressen an seine Konstituenten in Pre— ston bekannt gemacht, worin er das Whig⸗-Mmnisterium in den bittersten Ausdrücken angreift und dasselbe der Wortbrüchigkeit beschuldigt, da es, anstatt Oekonomie einzuführen, die Pensionen— Liste erneuert, der Königin ein Witthum von 100,000 Pfd. und der Prinzessin Victoria eine Zulage von 10,000 Pfd. Huge smug⸗ gelt“, 16900 Pfd. in Windsor verbaut, die Preßfreiheit geschmaͤ— lert, die Untersuchung der Mordthaten zu Caßstlepollard und Mer— thyr Tydvill verweigert, die Reform⸗Bill veistümmelt, verrathen und verkauft, seine (Hunts) Korn-Bill, und seinen Antrag auf Bestrafung von Parlaments⸗Bestechungen, so wie auf Unterdrik—⸗ kung der Sine⸗-Curen, zurückgewiesen habe. Er wird dergleichen Adressen wöchentlich zur Ecbauung des Volkes herausgeben, um, wie er sich ausdrückt, die kriechende Londoner Presse in ein wah⸗ res Licht zu stellen.
Herr Macauley hat von einer sehr großen Anzahl Einwoh— ner von Leeds die Einladung erhalten, sich als Wahl-Kandida— ten für diese Stadt zu stellen, sobald die Reform-Bill durchge— gangen seyn wird.
Die Studirenden von Glasgow sind, dem Vernehmen nach, Willens, den Herrn Joseph Hume als Rektor ihrer Uni⸗ versität für das bevorstehende Jahr zu erwählen.
Von Sir Walter Scott wird nächstens ein neuer Roman „das gefährliche Schloß“ und der vierte und letzte Theil seiner „Tales of my Landlord “* erscheinen.
Niederlande.
Aus dem Haag, 5. Nov. Das Englische Dampfboot, welches vor Vließingen gelegen, ist am 1sten d. Abends wieder in See gestochen. Außer dem „Hippomenes“ ist auch die vor kurzem abgegangene Korvette „Heldin“ bereits wieder nach BVließingen zurückzekehrt. Das Rotterdamsche Nieuwsblad berichtet unterm Zten d.: „So eben empfangen wir die Nach—= ticht, daß das Englische Geschwader, aus 3 Lmienschiffen und 3 Fregatten bestehend, auf der Höhe der Walcherenschen Küste kreuze; der heftige Nordost⸗Wind scheint dasselde am Einlaufen in die Rhede von Vließingen gehindert zu haben; aus den Be⸗ wegungen des Geschwaders ist abzunehmen, daß der Befehls ha⸗ ber nur einen günstigen West-Wind abwarte, um in die Miln— dung der Schelde einzulaufen.“
Se. Königl. Hoheit der Erbprinz, älteste Sohn des Prin⸗ zen von Oranien, ist in Herzogenbusch angekommen.
Es heißt, daß eine neue Armee⸗Divisson gebildet und in der Provinz Seeland, namentlich auf der Insel Walcheren, aufge⸗ stellt werden wird.
Die Nachricht, das die Belgische Repräsentanten⸗-Kammer die Londoner Friedens-Beschlüsse angenommen habe, ist hier am 2ten d. Abends durch einen Courier angelangt.
Am sterdam, 3 Nor. Wabrend der abgelaufenen Woche fand in fast allen Staatspapieren wieder eine Pretsverbesse⸗ rung statt; es gingen anbaltend Auftrage zu Einkaͤufen kin, wodurch es scheint, daß man im Auslande allgemein der Meinung ist, als ab unsere Differenzen mit Belgien schon so gut als beseitigt waren; so lange jedoch die Genehmigung der juͤngsten Artikel von Seiten unseres Königs nicht erfolgt, ist diese Sache noch so bestimmt nicht zu Ende, wehalb man das gegenwärtige Steigen der Fondspreise als unzuverlaͤssig ansehen muß. Das 6 Fallissement eines Contremineur zu Paris trug noch zu der Preis Erhöhung bei, in⸗
derselbe die verkauften Partteen wieder anschaffen mußte letzten 433 zeigte sich desondere Frage i in nn tee fn n, welche sich zanach höher stellten. Am gesirigen Getrelde= sharkt herrschte einige Flaubeit und fand nur wenig Umsatz statt.
Der Kön Fchtner Polnischer und rother Weizen, obgleich immer nur selten Känh briommend, ging nur traͤge ab, auch Mittel sorten blieben .
icsichtigt, eben so wie getrockneter und ungetrockneter Roggen; sPartieen war es schwierig, fuͤr die erstere Sorte die ae enz merkten Preise zu bedingen. Die erhbbten Preise der Gerste hreckten die Kaͤufer ab, wodurch der Umsah von keiner Bedeutung rde. Schwerer Hafer war preishaltend, leichte Wagre aber nicht gchrt. Man bezablte für 121pfand. bunten Polnischen Weizen Fl., fuͤr 126pfünd. neuen Rheinweizen 350 Fl., fuͤr 126pfnd. igaer 290 Fl., fuͤr 130. 131pfuͤnd. Kubankaer 250. 293 Fl.; fuͤr , , 9. Fl., ö. 118pfuͤnd. Archangel. 2 Fl.; Tpfuünd. neuen dicken Hafer 112 Fl., fu en und. Futterhafer 90 Fl. 7 66
Antwerpen, 4. Nov. Das hiesige Journal enthält tzendes: „Das Englische Dampfschiff, welches in Vliessingen gekommen war, ist am 2ten Vormittags wieder von dort ab— gangen. Es wurden vier Kanonenschüsse vom Fort Breskens gefeuert. — Am 2ten, Nachmittags bemerkte das Vliessinger Hotsen-⸗Boot auf der Höhe von Blankenberg die Englische Flotte 15 Seegeln; als eine Fregatte das Signal gab, wodurch die otsen aufgefordert werden, an Bord zu kommen, weigerte sich s Lootsen⸗Boot und veränderte seine Richtung. Alle Barken dem Fahrwasser sind von den Holländern weggenommen wor— n. Die Stadt Vliessingen ist in Belagerungszustand erklärt, d die Einwohner sind von der Regierung aufgefordert worden, Stadt zu vertheidigen, und sich auf 3 Wochen mit Lebens fteln zu versehen. Man scheint im Allgemeinen Alles dazu szubereiten, um den Engländern krästigen Widerstand zu lei— n, falls sie in die Schelde einlausen wollten.“
lleber einen Artikel im Belge äußert sich oben benaunn— Blatt folgendermaßen: „Der Belge schwimmt heute ganz Thränen, er stößt Seufzer aus, die einen Stein erbarmen mnten. Sein Artikel ist überschrieben: „Schande und end“; zwei Worte, welche vollkommen unferen Zustand aus— cken, wie wir ihn der Revolution zu danken haben. Folgen— sind einige Stellen aus seiner Jeremiade: „„Die Wurfel d gefallen! Es ist um Belgien geschehen! Seine Unabhängig— st dahin! Das Werk der Feigheit und der Gemeinheit ist vollen⸗ Ach! der letzte Hoff nungsschimmer, der unsere Blicke noch ermu— te, ist erloschen. Und alle diese Träume von Ruhm, von Nationali⸗ von Unabhängigkeit sind mit einenmale verschwunden und en eine traurige Wirklichkeit zurück, welche uns auch fast ein mum scheint, so plötzlich, schmerzhaft und verhaßt ist uns eine he Enttäuschung. Ach! Wer hätte es jemals geglaubt! Die liche Fahne, deren drei Farben wir lieben, worauf wir so waren, die Septemder-Fahne ohne Flecken, — wir müssen sezt vor den Blicken des Auslandes verbergen; denn sie ist den Schmutz getreten, auf den Wagen der Intriganten sanzt, welche uns ins Verderben gestoßen haben. Ach! Ach!“ cnMnM
Brüssel, 4. Nov. Zu der gestrigen Sitzung der Reprä— tanten⸗Kammer hatte sich fast keiner von den Repräsen— ßen für Limburg und Luxemburg eingefunden. Herr Lecterq tete im Namen der Central-Section Bericht über den Ent—
fin Betreff der Kredite für die Ausgaben im Monat Okto—
Die Central-Section trägt auf die Ernennung einer Kom—
slon an, die einen neuen Entwurf über die provisorischen Kre⸗ vorlegen solle. Herr Angillis erklärte, daß er keine Kredite I bewilligen würde, bevor nicht der Kammer ein geregeltes gget vorgelegt worden sey. Nach einer kurzen Erörterung de der Antrag der Central-Section genehmigt, und eine Kom— on, bestehend aus den Herren Legrelle, Osy, Angillis, Seron, erg und de Theux, ernannt. Die heutige Sitzung der Repräsentanten wurde fast lich mit Bittschrifts-Berichten ausgefüllt. Der Präsident, ron Gerlache, verlangte von Hru. Pirson Erklärung über Schreiben, welches Letzterer in Bezug auf das Betragen Eisteren bei Gelegenheit der Abstimmung über die 24 Arti— in die öffentlichen Blätter hatte einrücken lassen. Da Hr. on nicht zugegen war, so erklärte der Präsident, daß er seine vort drucken lassen werde. Auf den Antrag des Hrn. de ur beschloß die Kammer, in dem Protokoll zu bemerken, der Präsident fortwährend ihre ganze Achtung besäße.
Der hiesige Courrier meldet: „Das Minister-Conseil
ummelte sich gestern Abend um 8 Uhr im Palaste des Kö⸗
um über die Frage wegen Annahme der 25 Artikel durch
König zu berathschlagen. Wir kennen die Resultate die ser
uhschlagung noch nicht; das wissen wir aber, daß noch vor
stunden Belgien und sein würdiges Oberhaupt durch einen zichen Entschluß hätten gerettet werden können.
Dasselbe Biatt sagt? „Die Abwesenheit des Hrn. Ch.
Brouckere bei den Verhandlungen und der Abstimmung:
die 24 Artikel erklärt seine Gegenwart im Ministerium. at sich geweigert, bei Vollziehung der für die Belgische Re— ion schimpflichen Akte gegenwärtig zu seyn; aber er bleibt seinem Posten, um die Mittel vorzubereiten, welche man ut Abwendung der Folgen jenes Traktats wird in Anwen— bringen müssen.“ der Messager de Gand theilt nachstehenden Auszug aus Schreiben aus Paris vom 30. Okt. mit, das er von ei⸗ berlässigen Person empfangen haben will: „Ich habe heute Könige den Herzog von B. gefragt, ob unsere ÄAngelegen— bald beendigt seyn würden, und ob ich Ihnen einige Nach— mmittheilen könnte, die im Stande wären, Sie über Ihr zes Schicksal zu beruhigen? Er hat mich beauftragt, Ih⸗ melden, daß der König von Holland, ohne den 24 Arti— vrmlich beizutreten, doch den Mächten erklärt habe, daß er, die Feindfeligkeiten wieder aufnähme, 4 Monate lang die ung der Maaßregeln abwarten würde, welche die Konferenz beendigung der Belgischen Angelegenheiten anzunehmen für funden habe. Nach rl dieser Zeit hoffe er sich in lage zu befinden, in welcher er sich über die Gerechtigkeit Nächte nicht mehr zu beklagen haben werde. Der Herzog s fügte hinzu, daß ich keinen Anstand zu nehmen brauche, Mittheilung als von ihm ausgehend kund zu machen.“ die Kommission zur Revisson der Steuern hat den Baron ü ihrem Präsidenten und den Herrn d' Elhougne zum Se— ernannt. der General Desprez hat gestern in Begleitung des Gene⸗— sendanten der Armee die Division des General Wauthier
ben dem „Buch der 101 Schriftsteller“ sind hier gleich— . Nachdrücke und in Antwerpen außerdem noch einer en.
1871
Vollen.
War schau „6. Nov. Der Präsident der provisorischen Regierung des Königsreichs Polen, Wirkliche Geheimerath Engel, hat unterm 1Isten d. M. folgende Proclamation erlassen: al, Im Namen Sr. Majestaͤt Nikolaus J., Kgisers aller Reußen, Kdoͤnigs von Polen u. s. w. u. s. w. u. S. w, die provisorische Re⸗ gierung des Königreichs Polen. Se. Majestaͤt der Kaiser, Selbst⸗ herrscher aller Reußen, Koͤnig von Polen, geleitet von huldvollen Gesinnungen, von dem Augenblick an, wo der Aufruhr im König⸗ reich Polen ausbrach, indem unruhige Kopfe den bestehenden inneren Verwaltungsgang umstuͤrzten und ihr Vaterland mit aller Hart naͤckigkeit einer unbegreiflichen Verblendung ungusbleiblicher Vernich⸗ tung und unvermeidlichem Verderben entgegenfuͤhrten, ließen nicht ab, huldreiche Proclamationen an die Polnische Nation zu erlassen und der selben durch Unterwerfung die Mittel zum Vergesen der Vergangenheit darzubieten. — Als die siegreichen Russischen Truppen in die Grän⸗ zen des Koͤnigreichs Polen einruͤckten, wurden Befehle erlassen, daß Maͤßigung die Begleiterin der Besitznahme von diesem Lande seyn solle, und die Russischen Truppen, gewohnt, auf dem Felde der Eh⸗ ren sich auszuzeichnen, bedeckten sich eben sowohl mit dem Ruhme der Zucht, des Gehorsams und des milden Benehmens gegen die ruhigen Einwohner. — Jetzt, wo die das Koͤnigreich Polen bilden⸗ den Wojewodschaften sich ihrem rechtmäßigen Monarchen wieder unterworfen haben, sind dieselben Grundsaͤtze der Maͤßigung und Großmuth in der Landesverwaltung wieder eingeführt worden. Zu seinem eigenen Schutz, um des individuellen Gluͤcks der Eln⸗ wohner willen, um seiner Bevölkerung, die unter zahllosen Be⸗ druͤckungen und besonders unter uͤbermaͤßigen Abgaben seufßst, Linderung zu verschaffen, erheischt es der Zustand des Landes, daß zur Vermeidung der Anarchie in allen Theilen desselben Ordnung und Sicherung der offentlichen Ruhe hergestellt werde. Um einen so wohlthaͤtigen Zweck zu erreichen, hat es dem hochherzigen Mo⸗ narchen gefallen, durch Sein Manifest vom 4 (16. Sept. laufenden Jahres eine provisorische e . des Koͤnigreichs Polen mit den Befugnissen des ehemaligen Adminsstrationsraths und auf Grund⸗ lage der zu verschiedenen Zeiten erlassenen Gesetze und Verordnun⸗ gen zu errichten. — Die provisorische Regierung des Königreichs Polen besteht aus einem Praͤsidenten und vier unmittelbar von St. Kaiserlichen Majestaͤt ernannten Mitgliedern.‘ In Folge dessen hahen Se. Majestaͤt der Kaiser zum Praͤsidenten Ih⸗ ren wirklichen Geheimenrath, Mitglied des Kaiserlich Rüßfsi⸗ schen Reichsraths, Senator Engel, zu Mitgliedern aber: für die Ab— theilung der religidsen Kulte ünd der offentlichen Aufklaͤrung den Divisions-General der Polnischen Truppen, Rautenstrauch, für die der Justiz den Divisions General Kossecki, fuͤr die des Innern und der Polizei den Gencral⸗Major von Ihrer Suite, Grafen Strogo— noff, und fuͤr die der Finanzen den wirklichen Staatsrath Fuhrmann zu ernennen geruht — Die Residenz der provisorischen Regierung ist in Warschau bestimmt worden — In Gemaͤßheit der wöhlwol lenden Absichten Sr. Majestaͤt des Kassers und Königs haͤlt es die provisorische Regierung des Köoͤnigreichs Polen fuͤr ihre heilige Pflicht, die Spuren der Drangsale des durch Anarchie zerrütteten Polnischen Volks J vertilgen und durch Wiederherstellung von Ordnung und wohlthaͤtigen Einrichtungen einen festen Grund zum Gluͤck aller Staͤnde zu legen. — Die provisorische Regierung des Königreichs Polen hat ihre Geschaͤfte am 12. (24. Okt, des Jahres 1851 be⸗ , — Hiernaͤchst wird zur offentlichen Kenntuiß gebracht, daß n keinem Rechtshandel und in keinem Privatgesuch von der bei den administrativen Behörden des Koͤnigreichs gewöhnlichen Geschaͤfts⸗ ordnung abgewichen werden darf, und daß die provisorische Regie⸗ rung erst dann die Untersuchung von Rechtshaͤndeln oder Petitionen vornehmen wird, wenn dieselben durch alle Instanzen jener Behoöͤr⸗ den durchgegangen sind und gesetzliche Kraft erhalten haben.“
Eine andere Proclamation des genannten Regierungs-Prä— sidenten enthält Folgendes:
Im Namen Sr. Majestaͤt Nikolaus J.,, Kaisers und Selbst⸗ herrschers aller Reußen, Koͤnigs von Polen un s w. u. s. w. u. s. w. bringt die provisorische Regierung des Koͤnigreichs Polen Nachste⸗ hendes zur allgemeinen Kenntniß.? Der Ober⸗Befehlshaber der akti⸗ ven Armee, General-Feldmarschall Fuͤrst von Warschau, Graf Pas⸗ kewitsch von Eriwan, hat Sr. Kaiserl. Majestaͤt berichtet, daß der General der Polnischen Truppen, Stryjenskt, mit den unter seinem Kommando befindlichen Reserven der Polnischen Kavallerie sich un⸗ bedingt der Gnade Sr. Majestaͤt des Kaisers und Koöͤnigs unterwor— fen hat. Se. Kaiserl. Majestaͤt, mit vaͤterlicher Huld das Vergan— gene der Vergessenheit uͤbergebend, haben diesem General und den unter seinem Kommando befindlichen Offizieren Allergnaͤdigst Ihre vollkommene Verzeihung zu ertheilen geruht“
In diesen Tagen kamen die Russischen Generale Baranoff, Mengendorff, Anrep, Martinoff, Uschakoff, aus Lomza, und Titner, aus St. Petersburg, hier an. 3.
Vorgestern und gestern sind hier wieder einige Personen an der Cholera erkrankt.
De utsch lan d.
Stuttgart, 5. Nov. Die hiesige Zeitung enthält heute ein Rundschreiben des Chefs des Departements des In⸗ nern an die Oberbeamten des Landes, in Betreff der bevorste⸗ henden neuen Wahl der ständischen Abgeordneten. Es heißt darin im Eingange:;
„Das allerwaͤrts sich regende lebhafte Interesse fuͤr die bevorste⸗ hende neue Wahl der staͤndischen Abgeordneten, das in der Geschichte unseres constitutionnellen Lebens eine erfreuliche Erscheinung bildet, giebt Ihnen ohne Zweifel mannigfache Veranlassung zur Mittheilung Ih— rer Meinung und Ihres Raths, und ich halte mich daher fur ver⸗ pflichtet, Sie von der Ansicht der Regierung uͤber diesen Gegenstand in Kenntniß zu setzen. Die Regierung hat sich in der Bildung ih⸗ res Verwaltungs-Systems nach ihrer gewissenhaften Ueberzeugung von dem, was zum Wohl des Landes dient, bestimmt, sie mußte an dieser Ueberzeugung untreu werden, wenn es ihr gleichguͤltig seyn sollte, ob Freunde oder Gegner ihres Systems aus den kuͤnftigen Wahlen hervorgehen werden. Es waͤre sonderbar, wenn da, wo so viele Rathgeber wetteifernd sich herzudraͤngen, die Regierung ihren Organen Stillschweigen auflegen, ja wenn sie nicht ausdruͤcksich da⸗ fuͤr sorgen wollte, daß die Waͤhler auch ihre Stimme vernehmen.“
Nachdem sodann das dermalige Verwaltungs⸗-System über⸗ haupt kürzlich dargelegt und bemerkt worden, daß solches im All— gemeinen in der zeitgemäßen Entwickelung der verfassungsmäßigen Grundsätze bestehe, heißt es weiter:
„Veraͤnderungen und Verbesserungen muͤssen auf einer festen dauernden Grundlage ausgefuhrt werden, eine solche ist uns in un—⸗ serer Verfassung gegeben. Das Wohl des Landes heischt Fortschritte, keine Spruͤnge, besonnene Verbesserungen, keine gewagte Versuche. Jede Veranderung muß nicht nur in sich selbst, sondern in ihrem Zusammenhang mit dem Ganzen untersucht, und nur wenn sie in beiden Beziehungen als entschiedene Verbesserung erscheint, kann sie beschlossen werden. Gerechtigkeit muß bei allen Verbesserungs-Plaͤ= nen leitender Grundsatz seyn, und erworbene Rechte muͤssen daher eine gewissenhafte Beachtung finden.“
Weiterhin wird gesagt: ꝛ
Waͤhrend uͤberall in Privat- Angelegenheiten zum Rathgeber der Regel nach nur derjenige gewaͤhlt wird, welcher uͤber den Ge⸗
enstand der Berathung spezielle Kenntnisse und Erfahrung besitzt, o ist es dagegen Thatsache, daß 6 Berathung der pffentli⸗ chen ai hel e ten gar Manche sich herzudraͤngen, denen es an jenem ersten Erforderniß des Rathgebers mangelt. Ohne eine zusammenhaͤngende Kenntniß des Bestehenden oder eine gruͤndliche Detail Kenntniß einzelner Verhaͤltnisse, befangen in der einzelnen Erscheinung oder in einer Theorie, bei deren Ausbildung die Bedingungen der Anwendbarkeit auf den gegebe⸗ nen Zustand ühersehen würden, wirken solche Rathgeber oft nur
um so nachthelliger, je größer ihr urspruͤnglich wohlgemelnter Elfer ist. Dieser Eifer, zu dem sich oft ein ki ür 7 , . terrichtetes Talent gesellt, waͤchst mit dem verschmähten Rath, er nimmt eine feindliche 5 gegen die öffentliche Verwaltung an, er entwirft düstere Gemälde von dem offentlichen Zustand? die manchen Unkundigen täaͤuschen, und indem er b indlings seine Zwecke verfolgt, greift er nicht selten in thöͤrichter Unbedacht⸗ samkeit die Grundlagen des gesellschaftlichen Gebäudes an, das er verbessern will. Eine zweite Klasse von Rathgebern, die entweder blind den Eingebungen einer selbstsuͤchtigen deen hahn gehorchen oder mit Bewüßtseyn einen gesellschaftswidrigen Zweck verfolgen, wird von der öffentlichen Meinung überall verworfen werden,? wo die innere Triebfeder ihrer Einmischung in die offentlichen Angele⸗ genheiten erkannt ist, Aber die Gefaͤhrlichkeit dieser Rathg eber be= ruht darauf, daß sie in das schimmernde Gewand von Freunden des dͤffentlichen Wohls, von Vertheidigern der Volks⸗Interesfen sich ein zukleiden wissen, und daß sie in dieser Hülle auch viele Wohlmej—
nende taͤuschen.“
„„Man sagt Hheißt es am Schlusse), daß manche Personen und Vereine in dem Eifer fuͤr ihre Kandidaten so weit gehen, die Wahl⸗ in mn bindenden, wohl selbst durch Ünterschkift bekraͤftigten, Zusage ihrer Stimmen veranlassen zu wollen. Indem diese Hand⸗ lungsweise den Wahlmann, der in der Abgabe feiner Stimme nur seiner eigenen gewissenhaften Ueberteugung folgen und bis zum Moment der Stimmgebung volle Freiheit zur Befestigung oder Be— richtigung dieser Ueberzeugung behalten soll, an ein vorausgegebenes Wort zu fesseln versucht, erscheint sie als verwerflich und als der Versuch einer Storung der Wahl-Freiheit. Sie werden daher nicht versaͤumen, we Sie ein solches Verfahren bemerken, theils ihre Miß⸗ billigung desselben amtlich zu erkennen n geben, theils die Wahl⸗ manner uber die Unverbindlichkeit solche? ihnen abgenommenen Versprechen mit der Erinnerung zu belehren, daß sie ihre Stimmen einzig nach ihrer eigenen Ueberzeugung und, insofern diese mit ci—⸗ nem fruher gegebenen Versprechen nicht Übereinstimmen sollte, ohne alle Ruͤcksicht auf dieses Versprechen abzugeben haben! Eben se wenig, als der Wahlmann, kann der gewählte Deputirte hinsichtlich seiner Abstimmungen in der Staͤnde⸗Versammlung, uͤber die sein 6 erst durch die Erörterungen dieser Versammlung aufgeklaͤrt werden soll, an eine Zusage oder einen Auftrag gebunden werden, und die Verfassungs-Urkunde hat diesfalls im 3 155 ausdrücklich Vorsehung getroffen, so wie der Verfassungs⸗Eid den Schwoͤrenden . an seine eigene ge⸗ wissenhafte Ueberzeugung, als die Quelie seiner Abstimmungen, ver⸗ weist. Sie haben daher Versuchen dieser Art, die zu Ihrer Wahr⸗ nehmung kommen sollten, nicht nur abmahnend entgegen zu treten, sondern auch die Regierung von denselben un verzügli durch amt⸗ lichen Bericht an das Ministerium des Innern in Kenntniß zu setzen. ae, mn cht, dem gegenwartigen Schreiben alle Publizttät
en.
— — Frankfurt a. M, 6. Nov. Die Geschaͤfte in Staats—⸗ Effekten waren in der letzten Woche wieder sehr . und die reellen Umsaͤtze sowohl als die Operationen auf Zusagen bedeutend genug. Der erste Boͤrsentag — 31. Okt. — war auch zugleich der Abrechnungs Termin fuͤr den abgelaufenen Monat, und als solcher wegen der großen Cours⸗-Differenzen, welche in der letzten Zeit sich herausgestesst hatten, von besonderer Wichtigkeit. Die Liquidation ging m, w und ohne Schwierigkeit vorüͤber. Die Spekulanten aufs Steigen, durch die obwaltende Konjunktur ermuthigt, entschlos⸗ sen sich, die zu beziehenden Papiere nicht wieder zu veräußern, oß= schon sie aus einer sofortigen Realisation namhafte Vortheile hatten ziehen konnen. Sie ließen daher die Effekten, in so weit ihr eigener Kassen-Bestand zu deren Ansichnehmen nicht ausreichte, an geld⸗ reiche Kapitalisten abliefern, die bei dem Uebersluß der comptanten Vorraͤthe sich gern bereit zeigten, Fonds in Prolongation zu uͤber⸗ nehmen. In Folge dieser und aͤhnlicher Operationen wurde — un? r. die hohen Course uns viele verkaͤufliche Paptere von außen
er zugefuͤhrt hatten — ein kuͤnstlicher Mangel an effektiven Stük⸗ ken hervorgebracht, der die Baissiers nöthigte, ihre auf ultimo ge⸗ machten Versprechungen mit empfindlichem Schaden zu decken, ober mit Aufopferung von I bis J pCt. die Erfüllung ihrer Engagements auf, einen anderen Termin zu verschieben. Es rraten auch virle Pri= vatleute auf, die bis zum Abrechnungstag gewartet hatten, um dann erst ihre Ein kaufe zu machen, indem sie glaubten, die Course wür— den sich drucken. Da dies aber keinesweges der Fall war, so muß⸗ ten auch sie sich bequemen, höhere Notirungen zu bewilligen. Im Ganzen lieferte der Monat Oktober den Haussiers ein aͤußerst gůn⸗ stiges Resultat. Das Steigen war anhaltender, als in mehreren der fruͤheren Monate irgend der Fall gewesen, und hatte sich auch auf alle Effekten⸗ Sorten verbreitet. Die Differenz betragt bei den öproc. Metalliques 67 pCt., bei den 4proc. Metalliques pCt., bei den Partialen 8; pCt, bei den, Bank Actien 167 Fl. und bei den 169 Fl. Logsen 12 Fl. pr. Stuck. Die 5proc. Neavolitanischen Obligationen stiegen um 56 pCt, die Spanischen Renten perp— um eben so viel. Preußisch« Staats- Schuld -Scheine hoben sich von 9M auf 94 und Polnische Loofe von 3) auf 57. Die 2Iproc. Integralen gingen um 37 pCt. besser, die Darmstaͤdter Loose aber hoben sich von 56 auf 60z, die Badischen von I6z auf Got. — Mit Anfang des neuen Monates hat sich die Tendenz im Staats papier⸗ Handel steigend behauptet Die von Paris und Am— sterdam eingegangenen günstigen Berichte haben die Kauflust noch verstaͤrkt. Auch wurden im Laufe der Woche sehr anfehnliche Ge? schaͤfte gemacht, und da sich im Verhaͤltniß zur Frage nur wenige in zeigten, so gingen saͤmmtliche Course abermals besser. Den höchsten Stand erreichten sie am 3. November, wo man fuͤr yrb— centige Metalliques 87, fuͤr 4procentige 77, fuͤr Actsen 1339 und fur Integralen 413 zahlte. — Bald darauf kam eine Handels- Staffette von Wien, welche einige Verkäufe zur Folge hatte; da man anfangs besorgte, es seyen niedrigere Notirungen damit einberichtet worden, so erfuhren die Effekten ein Sinken von J pCt. Es erwies sich je⸗ doch spaͤter, daß nur Auftraͤge zum Abgeben starker Posten und 4proc. Metalliques vollzogen werden müßten, worau sich auch die Lonrse wieder hoben und zuletzt doch hoͤher als zu Anfang der Woche schlossen. — Jene in den letzten Tagen bewirkten Verkaufe Follen chischen Anlehn von 40. Millionen Gulden veranlaßt worden seyn — Im, Praͤmien⸗-Geschaͤft war viel Leben; man gab, um , Metalliques auf ultimo Dezember zu 8 haben zu koͤnnen, 1 pCt. Praͤmie und auf Actien zu 1350 Fl. für den selben Termin 45 Fl. pr Stack. = In Hollaͤndischen Papieren wurde viel gethan; man bewilligte dafur höhere Course, als die einheimische Boͤrse selbss.
reuß iche, Darmstaͤdtsche und Badische Fonds waren fehr gesucht.
eapolitanische und Spanische folgten den Bewegungen der Pari⸗ ser Boͤrse Im Wechsel⸗Handel waren die Devisen Hamburg, Pa⸗ ris, London und Amsterdam begehrt und darum sieigend im Eoufkse— Auch fuͤr Augsburg und Wilen war Nachfrage. In den ubrigen Wechseln war der Umsatz nur schwach. Diskönto-Papier it zu 2
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a rift Heute — den 6. November — gingen saͤmmt— liche Fonds abermals weiter in die Hoͤhe. n ente! 2 gan. war, mithin die Börse geschlossen blich, war doch große Bewegung im, Geschaͤfst und gingen sprocent. Metallsgues auf sr, proc? auß
7753, Bank⸗Aetien auf 1353 Geld.
Portugal.
Pariser Blätter melden aus Lissab on von ; „Am 15ten d. ist der bisherige diplomatische n,, guel's in London, Vicomte d'Asseca, mit seiner Familie auf einem Englischen Packetboot von Falmouth hier angekommen: am nächsten Tage begab er sich nach Queluz, wurde aber von Dom Miguel nicht angenommen, obgleich die Marquig von Tancos und von Borba sich für ihn verwandten; nach dreitägi⸗ gem Warten mußte der Vicomte unverrichteter Sache nach Lis⸗ sabon zurückkehren. Die Anhänger Dom Miguel's schresben *
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