1831 / 314 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

ärde, hünmehr, in Folge bes zur Anwendung gekommenen, Ge⸗ brauchs von schlebpenden Danipfbooten, die Bestimmung erfüllen, zu der ihn Ludwig XIV. graben ließ, nämlich mit Hülfe der Ga⸗ konne eine Verbindung des Mittelmeers mit dem Ocean zu be⸗ wirken. Diese ist nun erst bestimmt und sicher hergestellt, denn die Communication Montpellier's und Cette's mit Toulouse und Bor⸗ Lean war ünmer mißlich und oft lange darch die schwierige Schif⸗ fahrt über den kleinen Thausee aufgehalten. Hier lagen die Barken oft vierzehn Tage lang und warteten auf günstigen Wind. Auf dem Kanale selbst war derselbe Uebelstand. Da⸗ her waren die Waarentrantporte hinsichtlich der Zeit immer precair und unbestimmt, woraus für den Handel bedeutende Nachtheile entstanden. Dem ist nun abgeholfen. Von Cette geht künstig gelmäßig ein Dampfboot nach Agde, um die Waarenbarken liber den Thausee zu schleppen. Auf dem Kanale selbst sollen zu gleichem Behufe von Posten zu Posten kleine Dampfboote ver— wendet werden. Dadurch gehen die Waaren künftig eben so be⸗ stimmt, wie auf der Achse, nur weit schneller. Denn diese Schlepp⸗ boote werden von Montpellier nach Beziers nur zwei, nach Nar⸗ bonne vier und bis nach Toulouse neun Tage brauchen. Ein reiches Kaufmannshaus in Bordeaux sfteht an der Spitze dieses Uunternehmenz. Das zum Schleppen über den See bestimmte Dampfboot wird auch die Schiffe aus dem Hafen Cette bugstren, wo sse bisher oft Wochen lang wegen widrigen Windes nicht her⸗ auskonnten. . Aus Algier wird vom 22. Okt. geschrieben: „Ein in 40 Stunden von Oran hier angekommenes Korallenboot hat die Nachricht mitgebracht, daß in Oran eine Verschwörung entdeckt worden ist, in welche mehrere angesehene dortige Einwohner ver— wickelt sind; letztere wurden verhaftet, und acht derselben ließ Ge⸗ neral Boyer sogleich erschießen. An der westlichen Küste von Oran sind zwel von Gibraltar kommende Schiffe bemerkt worden, welche Sardinische und Englische Flagge führten und Waffen und Kriegs— Munition ans Land werfen wollten. Der von mehreren kriege— rischen Stämmen untersttitzte Kaiser von Marokko hat noch im⸗ mer Truppen in Tremezen; seine Partei findet in dieser Provinz viel Anhang. Das zweite Bataillon der Fremden⸗Legion ist auf den Fregatten „Galathée“ und „Llrtemise“ hier angekommen, welche dagegen zwei Bataillone des 20sten Linien-Regiments nach Frankreich zurückführen werden.“ Der pisherige Befehlshaber der Framösischen Occupations⸗ Brigade in Morea, General Schneider, hat folgendes Schreiben an die Redaction des Temps gerichtet: „In dem Augenblicke, wo das an dem Grafen Capodistrias begangene Verbrechen eine Menge von Urtheilen über diesen Staatsmann hervorruft und seine Feinde, ja vielleicht seine Mörder, es wagen werden, ihre angebliche rühmvolle Hingebung zu vertheidigen, ist es die Pflicht des rechtlichen Mannes, seinem Andenken die verdiente Gerech⸗ tigkeit widerfahren zu lassen und die Freunde der Freiheit auf den Mißbrauch aufmerksam zu machen, den man von ihrem hochherzigen Sinne in der Ferne machen kann. Graf Capodistrias besaß allerdings großen Ehrgeiz; dieser ward aber in Griechen⸗ land zur Vaterlandsllebe und Hingebung, die um so aufrichtiger waren, als er allein im Stande war, die Bedürfnisse des Lan⸗ des zu begreifen und es vor der Anarchie zu retten. Er re⸗ gierte es, wie er regieren zu müssen glaubte, indem er un— ermüdet zu Gunsten der Massen gegen die Anmaßungen einiger Familien und Individuen kämpfte. Die Aristokratie, die nur nach Privilegien für sich und nach Unterdrückung des Vol⸗

kes dürstet, hat ihn unter dem Vorwande der Freiheit ee,

Die Englische Politik unterstützte seine Feinde, denn England ärchtete nichts so sehr, wie die Konsolidirung und Macht des Griechischen Staats. Ohne Zweifel hat Graf Capodistrias manche Interessen und namentlich manche Ansprüche verletzt, in⸗ dem er die Massen, auf die allein er sich stützte, emancipiren poollte. Aber was für Interessen und Ansprüche waren ihm ent⸗ gegen! In einem Lande, das noch unlängst in tiefer Sklaverei geschmachtet hatte, mußte er ost despotische Formen und Maaßregeln en venden, aber man berücksichtige die Umstände und seine Absichten. Der Präsldent von Griechenland lebte von seinen eigenen Ein⸗ fünsten und hat den Sparpfennig der Wittwe nie in Pomp und Reprasentation verschwendet, noch einen seiner kostbaren Augen⸗ blicke der Etiquette aufgeopfert. Um den Muth seiner Mörder in semn rechtes Licht zu stellen, bemerke ich, daß er sich mie mit Rachen umgab, oder andere Vorsichtsmaaßregeln traf. Ich date ihn Morea durchreisen sehen, und wie er, nur von einigen Tivilbeamten begleitet, sich durch Massen bewaffneter Menschen durchdrängte; oft war ich gegen seine Politik mißtrauisch, da er Chef einer fremden Regierung war, aber seinem edlen Beneh⸗ men und seien hohen 6 muß ich volle Gerechtigkeit wi⸗ derfadren lassen.“ .

Die Quotidienne giebt in einem Schreiben aus Edim⸗

burg vom 19. Okt. folgende Notizen über die Erziehung des Herjogs v. Bordeaux: Früh von 6z bis 8z Uhr Unterricht in Rec Fianzössschen Grammalik und in der Deutschen Sprache; ne Viertelstunde für das Frühstück; hierauf Lateinischer Unter— richt bis 97 Uhr; der Prinz hat das Studium dieser Sprache erst im Januar 1829 angefangen und explicirt bereitög den Cä— saer; dann macht er der Königl. Familie einen halbstündigen Besuch und übt sich hierauf im Schießen mit der Pistole, worin er bereits großt Fertigkeit erlangt hat. Von 11 12 Uhr Un⸗ terricht in der Umwperfalgeschichte und schriftliche Analyse des in den Frühstunden Gelernten. Um 12 Uhr zweites Frühstück, um 2 Uhr Reit- und Fecht-U]zungen, mit Seebädern und Swpa—⸗ Fierzängen abwechselnd; um 4 Uhr, einen Tag um den anderen vabwechfelnd, Zeichnen und Geogrophie; um 5. Uhr Englische Sprache; um 6 Uhr Mittagsmahl, nach demselben Erholung im Salon; um 8] Uhr Abendgebet, dem die Königl. Familie bisweilen beiwohnt.

Der Verfasser eines Gedichtes, worin die Hoffnung ausge— sprochen wurde, daß der Herzog von Bordeaur einst nach Frank⸗ reich zurückkehren und als König herrschen werde, Herr Léonce de Latomté, so wie der Redacteur der Gazette du Languedoc, der

dieses Gedicht aufgenommen hatte, sind von den Llssisen des

Departements des Gers von der Anklage, die Thronfolge-Ord— nung angegriffen zu haben, freigesprochen worden.

Der Mexikanische General Negrete befindet sich in Havre und will sich hierher begeben. Aus Mexiko vertrieben, hatte er sich zunächst nach den Vereinigten Staaten zurückgezogen; er genießt von der Mexikanischen Regierung eine Pension von 15,000 Fe.

Die hiesigen Bühnendichter versammelten sich vorgestern im Winter⸗Tivoli, um eine Protestation gegen die neulich von der Regierung ausgeübte Theater⸗Eensur zu unterzeichnen. Die Ver⸗ sammlung war aber nicht sehr zahlreich. .

Von Victor wird nächstens ein Band neuer Poesieen „die Herbstblumen“ betitelt, erscheinen.

Großbritanien und Irland.

London, 3. Nov. Der König traf gestern Nachmittaz

gegen 2 Uhr von Brighton im St. James⸗Palast ein. Um

3 Uhr hielten Se. Maß. Cour und präsldirten spater einer Se heimeraths⸗Sitzung, worin nachstehende Peoelamation beschlossen und eine Belohnung von 1000 Pfd. Sterling auf die Entdek⸗ kung der Anstifter der Unruhen in Bristol, Nottingham, u. s. w. gesetzt wurde. 29

„Proelamation des Königs. William Rer. In Be⸗ tracht, daß in verschiedenen Theilen von Großbritanien, beson ders an ben Orten Derby und Nottingham und in der Stadt Bristol, aufruͤhrerische Volks⸗Versammlungen stattgefunden haben und Ge⸗ waltthaͤtigkeiten der allerheftigsten Art sowohl gegen Personen als Eigenthum verschiedener Unserer Unterthanen begangen worden sind; in Betracht, daß alle Schranken des Gesetzes und der Ordnung durch jene zuͤgellosen Massen umgestuͤrzt und mit Fuͤßen getreten, Privat⸗ haͤuser mit Gewalt erstuͤrnt, gepluͤndert und in Brand gesteckt, die gewohnlichen Gerechtigkeits Verhandlungen gewaltsam unterbrochen die Kriminal-Gefaͤngnisse erbrochen und zerstoͤrt, Uebelthaͤter und Verbrecher in Freiheit gesetzt worden sind, zum groͤßten Nachtheil und zur groͤßten Gefahr fuͤr das allgemeine Wohl und zum Umsturz der bestehenden Regierung; in Betracht, daß die Wohlfahrt und das Glück aller Nationen, naͤchst dem Schutze der gbttlichen Vorsehung, allein von der Befolgung und von der Macht der Gesetze abhaͤngt: in Betracht endlich, daß es Unser fester Entschluß ist, die Uns auf⸗ erlegte Pflicht, den offentlichen Frieden zu behuͤten, und die Gewalt, welche Bir zum Schutze aller Ünserer Unterthanen besihen, streng auszuüben, getreu zu erfuͤllen, und daß Wir daher entschlossen sind, die vben erwahnten boshaften und schaͤndlichen Handlungen zu un⸗ terdrücken haben Wir es nach der Ansicht Unseres Geheimen⸗ Rathes für angemessen erachtet, diese Unsere Koͤnigliche Proclama⸗ tion zu erlasen, wodurch Wir alle Unsere getreünen Un⸗ terthanen feterlichst warnen, gegen jeden Versuch, das Gesetz zu verletzen, auf ihrer Hut zu sehn und sich jeder Handlung zu ent⸗ halten, welche mit dem Frieden und der gesellschaftlichen Ordnung unvertraͤglich ist. Wir befehlen hierdurch allen Sheriffs, Friedens⸗= richtern, oberen Magistratspersonen von Städten, Burgflecken und Corporationen und Überhaupt allen Magistratspersonen in Groß⸗ brjtanien, auf eine wirksame Weise alle Tumulte, Aufstaͤnde, Ge⸗ waltthaäͤtigkeiten und Friedensbruͤche in ihren resp. Gerichtsbezirken zu unterdrücken und sogleich sorgfaͤltige Untersuchungen anzustellen, um die Anstifter und Veruͤber der oben erwahnten aufruͤhrerischen und schaͤndlichen Handlungen zu entdecken und vor Gericht zu stel⸗ len. Ferner ermahnen, verpflichten und befehlen Wir allen Unseren getreuen Unterthanen von jedem Rang und Stand ernstlich und feierlich, bei dem ersten Anschein oder der ersten Befürchtung aͤhnli⸗ cher Auftritte, wie die oben erwahnten, aufzutreten, wie es ih re Pflicht gegen Uns, ihre Ruͤcksicht für das ,, . In⸗ feresse und die Schuldigkeit gegen das Gesetz verlangt, indem sie durch thaͤtige Unterstuͤtzung und wirksamen Beistand den Beboͤrden beistehen, dem Gesetz gegen die Uebelthaͤter Ansehen zu verschaffen und ihre e . in dem Genuß ihres Eigenthums und in der Ausübung ihrer Rechte gegen jeden gewaltsamen, unge⸗ setzlichen und unconstitutionnellen Angriff zu beschuͤtzen. Gegeben an Uunserem Hofe im St. James⸗Palast, am 2ten Tage des Novem⸗ bers 18351 und im 2ten Jahre Unserer Regierung.“ ;.

Unmittelbas nach der Geheimeraths-Sitzung kehrte der Kö— nig nach Brighton zurück. Die Kabinets-Minister versam⸗ melten sich in der Wohnung des Grafen Grey in Downing— Street und hielten daselbst einen Kabinets-Rath.

Der Prinz Friedrich von Würtemberg ist wieder hier einge⸗ troffen. Se. Königl. Hoheit, der Herzog von Susser, hat die in der Nähe von Maidstone gelegene ehemalige Besitzung William Penn's, des Gründers von Pensylvanien, gekauft.

Der Präsident der Handels-Kammer, Herr Pewlet Thom⸗ son, ist nach Frankreich abgereist. Vorgestern ist hier ein Cou⸗ rier aus Brüssel mit der Nachricht angelangt, daß die Belgische Repräsentanten⸗Kammer die Friedens⸗Beschlüsse der Konferenz angenommen habe. .

Unser nach der Schelde gesandtes Geschwader ist, nachdem es von einem Sturm überfallen worden, zum größten Theile nach den Dünen zurückgekehrt. Ein Schreihen aus Deal vom 2ten d. M. enthält darüber Folgendes: „Gestern Abends sind hier von dem Geschwader aus der Nordsee die Fregatte „Imo⸗ gene“ und die Korvette Tweed“ und heute die Fregatten Cu⸗ racao“, „Galathea“, „Tribune“ und „Stag“, so wie die Brigg „Brisk“, angekommen. Die Flotte hatte, als sie der Holländi⸗ schen Küste fich näherte, einen schweren Sturm zu bestehen, in Folge dessen der Admiral signalisirte, daß jedes Fahrzeug für sich selbst zu forgen habe und nach dem Sammelplatz in den Dünen zurückkehren solle. Die drei Linienschiffe und der übrige Theil des Geschwaders liegen vor dem Galloper-Light vor Anker, wo⸗ hin heute Mittag die Brigg „Oxhn“ mit Depeschen für den Contre⸗Admiral Warren abgegangen ist.“

Vorgestern erschien Sir Charles Wetherell zum ersten Male wieder im Gerichtshofe des Vice-Kanzlers und empfing daselbst die Glückwünsche seiner Freunde wegen seiner wunderbaren Ret⸗— tung in Bristol. Es heißt, daß eine Special-Kommission dahin gesandt werden wird, um den Aufrührern den Prozeß zu machen.

Ein in der Times enthaltenes Schreiben aus Bristol vom gestrigen Tage spricht sich junächst gegen die Meinung aus, daß dem dortigen Aufruhr irgend eine prämeditirte Absicht zum Grunde gelegen habe; derselbe sey vielmehr nur durch die un⸗ zeitige Ankunft des Sir Ch. Wetherell, der sich durch seine im Unterhause geschehenen Acußerungen in Bezug auf Bristol ver— haßt gemacht habe, veranlaßt worden. „Jetzt“, heißt es weiter in diesem Schreiben, „scheinen die Einwohner wie von einem grausenhaften Traume zu erwachen. Sie fragen sich, wie es möglich sey, daß solche Dinge vorgehen konnten, und Sch aam und LAerger verwischen fast den Eindruck, den die fürchterlichen Ereignisse zurückgelassen haben. Ju der That ist es kaum zu begreifen, wie es einem Häuflein unerwach sener Bösewichte, be⸗

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trünkener Hafen-NAUrbeiter und liederlicher Weibsbilder gelingen konnte, solche teuflische Ausschweifungen zu begehen, bei denen so viele Menschen das Leben einbüßten und mindestens 490,000 Pfd. Sterl. an Eigenthum verloren gingen, und die einen Schat— ten auf die moralische Würde der Englischen Nation werfen, deren döchster Stolz diese Würde immer gewesen ist. Die ge⸗ wöhnliche Orts-Polizei würde, wenn ste mit Verstand geleitet worden wäre, im Stande gewesen seyn, einen fürchterlicheren Tumult als den zu unterdrücken, der so schreckliche Folgen ge⸗ habt hat. Das Gesindel, von welchem das Grasschafts⸗-Gefäng⸗ niß angegriffen wurde, bestand kaum aus 1090 Personen, die noch dazu größtemheils unerwachsen waren. Selbst da, wo die Ver⸗ wiistungen am größten gewesen, waren die Plünderer nicht im Stande, einem gut geleiteten Angriffe langen Widerstand zu lei⸗ sten. Hätten die Konstablers beim Rathhause, statt in den Pö⸗ bel unnützer Weise einzudringen und ihn zu erbittern, eine feste gebieterische Stellung eingenemmen, so würde auch, wie man allgemein glaubt, die öffentliche Ruhe nicht weiter gestört wor⸗ den seyn.“ Der Mayor, dem in dieser Hinsicht sehr viele Vorwürfe gemacht werden, ist von der Bristoler Handels-Kam⸗ mer aufgefordert worden, sich zu rechtfertigen. Von dem gestoh⸗ lenen Gute ist der größte Theil schon wieder herteigeschafft und auf der Börse deponirt worden. Unter den der Theisnahme an der Plünderung verdächtigen Einwohnern besindet sich nicht Einer,

der eine Wohnung von 19 Pfd. jährlicher Miethe besitzt. Aus

Eoudon ist ein General angelangt, ber letzt das Milltair⸗Kemmann in Bristol führt. Llußer den Lmnien-Truppen befinden sich dasehh auch vier Detaschements der reitenden MNeomanrh von Sommerst⸗ shire. Der Verlust an Häusern allein, den die Stadt erlittn hat, wird auf 300,000 Pfund geschätzt. Der Brand wurde s einer Entfernung von 30 (Engl.) Meilen deutlich gesehen. g nahm durch den unglücklichen Ümstand überhand, daß ein grosg Spiritus-Lager in Flammen gerieth, so daß Ströme glühendt Lohe durch die Straßen wogien. Unter den Theilnehmern c diefen Gräuelscenen befindet fich, so viel man weiß, Niemam der nur irgend zu den besseren Klassen gezählt werden könntz allein das rohe Gesindel wird noch eine Zeit lang im Zaum halten werden müssen, da es gedroht hat, die Rateliffe⸗ Kir und das Haus des Predigers Wish, eines Anti-Reformers, verbrennen. Während der Unruhen wurde übrigens kein Unt schied zwischen Reformers und Anti-Reformers gemacht. Unt dem Pöbel befanden sich Brandstifter, die ziemlich weit hemp kommen waren.

Am 1. Nov. hielt Hr. Hunt seinen Einzug in Manchessn Er wurde schon eine Meile vor der Stadt von einer grog Menge Volkes, lediglich aus den niedrizsten Klassen bestehrm empfangen, unter deren Geleise und Geschrei er in die Stat einzog. Von den anständig gekleideten Leuten auf den Strasg wurde er mit Zeichen der Verachtung und des Mißfallens anf genommen. Auf dem großen Platz angekommen, bestieg Hun ein daselbst errichtetes Gerüst, um den Pöbel zu haranguiren. 6 begann seine Rede mit den Worten: „Ich fange damit an, di Lebehoch's vorzuschlagen; nicht für den König, nicht für die K nigin, nicht für die Torhs, nicht für die Whigs, nicht für z Bischõfe sondern für das Volk!“ Dieser Eingang fan bei seinen Zuhörern großen Beifall, welche die in Anth gebrachten Lebehochs mit bedeutendem Geräusch exekutirten Nachdem die Ruhe einigermaßen wieder hergestellt war, sehn Hunt seine Rede fort und ergoß sich in die bittersten Klagn iber das Ministerium und über die Reform-Bill, welche letzten seiner Ansicht nach, den arbeitenden Klassen auch nicht den alln geringsten Vortheil gewähre, Die Lendoner Zeitungen ständen ij Solde der Whigs, und sie hätten größtentheils den besonderen An trag, ihn (Hunt) angreifen, und dies aus keinem anderen Grund als weil er sich der arbeitenden Klassen aunehme. Da das Wu ter nicht sehr günstig war, so unterbrach sich Hunt mitten in seinn Rede und sagte: „Da die guten Parlaments⸗-Mitgzlieder rar sind, ! setze ich meinen Hut auf, um mich nicht zu erkälten.“ Schließ lich tadelte der Redner noch Herin O'Connell, daß er ein Am angenommen habe, konnte aber des hierbei entstehenden lautn und allgemeinen Gemurres halber diesen Gegenstand nicht aut führlicher erörtern, sondern fand sich lieber veranlaßt, iu erkläten daß er eigentlich Herrn O'Connell nicht so sehr tadele, inden derselbe vielleicht glaube, in seiner neuen Lage dem Lande bessen Dienste leisten zu können. Die Masse geleitete hierauf du Herrn Hunt nach seiner Wohnung und ging dann ruhig an einander.

Der für die Stadt London ernannte Gesundheits-Rath verschiedene Anordnungen in Bezug auf bessere Reinigung da Straßen und Lüftung der Häuser erlassen. Die Kirch spielt⸗ Beamten werden aufgefordert, dazu beizutragen, daß sich in Volke keine ungegründete Besorgnisse verbreiten, indem da Gresundheits-Zustand in der Stadt nach wie vor gut sen.

Niederlande.

Aus dem Haag, 6. Nov. In der gestrigen öffentlich Sitzung der zweiten Kammer der Generalstaaten ist nichts un allgemeinem Interesse verhandelt worden. Ein neues Mitglit Hr. Boddaert, wurde vereidigt, und mehrere Bittschriften gen einige im Budget vorzeschlagene Steuern kamen sun Vortrage. .

Vom September 1830 bis zu demselben Monat des läh fenden Jahres hat die ordentliche Staats⸗Einnahme 286,463 26 CEts. weniger, die außerordentliche aber Z36,527 R. 283 CEts. mehr betragen, als im Budget veranschlagt wön den war.

Nach dem an der diesseitigen Gränze von Nord-Braban gelegenen Dorfe Reusel sind dieser Tage einige Belgische Uhl nen gekommen, nachdem sie sich überjeugt hatten, daß keine Ho länder dort lägen. Sie ließen sich Einiges dort reichen und gin gen dann wieder ab.

Sämmtliche vor kurzem abgesegelte Niederländische Krieht schiffe sind nun nach Vliessingen zurückgekehrt. Die se Festum die nächstens eine Besatzung von 4 5000 Mann erhalten with wird von allen Seiten bedeutend verstärkt und mit schweren Ge schützen versehen.

Brüssel, 5. Nov. Durch eine Königl. Verfügung von Aten d. ist an mehreren Orten die Errichtung von Gesundheit Kommissionen angeordnet worden. ö

Der Belgifche Moniteur enthält Betrachtungen bt den politischen Zustand Europa's und sucht zu erweisen, daß g gründete Luesicht zur Erhaltung des allgemeinen Friedens von handen sey. Am Schlusse dieser Betrachtungen heißt es: „Um auch Belzien ist gezwungen worden, Opfer zu bringen, den edt⸗ sten Gesinnungen Stillschweigen aufzuerlegen und lastigen Br dingungen seine Zustimmung zu ertheilen. Die Konferenz ha von uns, im Interesse von Europa, welches um jeden Preis n bestehenden Ungewißheit ein Ende machen will, die Annahm eines Friedens-Traktats verlangt, dessen Artikel sie diktirt hat. Wk haben einiges Recht, uns zu beklagen; denn wir erkennen die Anh kennung theuer, welche uns die Mächte zusichern. Aber es galt diu Frieden, es galt selbst die Existenz Belgiens und so haben wir um einer traurizen Nothwendigkeit fügen müssen. Aber die Opfw, denen wir uns unterzogen haben, sind ein Beweggrund mehh um die Regierung anzuregen, den Weg ausgedehnter Verbes rungen einzuschlagen, damit jene Opfer weniger auf uns lasfet Darauf muß jetzt die öffentliche Aufmerksamkeit und die Thätiß keit der Regierung gerichtet seyn. Die Presse muß es sich j besonders angelegen seyn lassen, alle gemeinnützliche Maaßregeh zu bezeichnen und auf deren Ausführung zu dringen. Das ah langend, was die Konferenz in Bezug auf unsere auswärtigel Verhältnisse festgesetzt hat, so beschaftigt besonders die Frage wi gen der Abzugswege die meisten Gemüther. Man fürchtet di Hindernisse, welche, wie man glaubt, Holland unserer kommen ziellen Eutwickelung entgegenstellen wird. Wenn man aber be denkt, daß die Mächte, die den Frieden erhalten wollen, ein In teresse dabei haben, in Belgien keinen Keim des Mißvergnn gens bestehen zu lassen, welcher früher oder später einen Au bruch herbeiführen müßte, der neue Europäische Unruhen vel anlassen könnte, so muß man auch annehmen, daß Mächte sich nicht darauf beschränken werden, den Friedens: Tral tat schriftlich zu , . sondern auch für die strenge Ausfitl rung desselben Sorge tragen werden. Und übrigens ist unstt Handel für Deutschland so vortheilhaft, daß wir seiner aufrichti gen Mitwirkung bei dieser Gelegenheit versichert seyn können. in⸗

Zukunft ist in der That nicht so bedenklich, als man sich ein hergnügen daraus gemacht hat, sie zu verkünden; man wird anche trübe Prophezeiung zurücknehmen müssen. Wenn die segierung sich dem ihr gewordenen Auftrag gewachsen zeigt; wenn E fich es beständig angelegen seyn läßt, dem Lande die materiel— n Verhesserungen zu verschaffen, welche seine Lage erfordert; zenn alle Bürger ihre Zwistigkeiten aufgeben und ssch zu einem migen Zwecke, das Wohl des Vaterlandes zu besördern, verei⸗ gen, so kann Belgien noch glückliche Tage erleben.“

Am 253sten v. M. haben in Antoing, im Distrikt Tournah,

Bidersetzlichkeiten gegen die öffentliche Gewalt stattgefunden. m Tage, wo die Ziehung durch das Loos im 1sten Alufgebot er Bürgergarde stattfinden sollte, bildete sich gegen 9 Uhr Mor— ens ein zahlreicher Haufe vor einem der Säle des Stadthau— und beklagte sich laut über die Ungerechtigkeiten, welche bei x Ziehung, und namentlich bei der Ausmusterung, stattfänden. z die Gendarmerie sich näherte, um den Haufen zu zerstreuen, wurde sie von allen Seiten mit Steinwürfen empfangen, und bei Gendarmen wurden, gefährlich verwundet, zu Boden ge— tick. Der Magistrat befahl nun den Truppen, anzugreifen, nd die Ruhestörer wurden darauf, nachdem Einer von ihnen ge— jdtet und Mehrere verwundet worden waren, auseinanderge⸗ leben. Auch in Gilly, im Distrikt von Charleroi, sind erust— che Unruhen vorgefallen. Das Volk wollte daselbst den Zie— sangssaal stürmen, und hatte ein Theil der Bürgergarde zu dem nde gemeinschaftliche Sache mit ihm gemacht. Nur mit vieler n emng gelang es der Gendarmerie, die Ruhe wieder her— ellen. / Einem unverbürgten und nicht wahrscheinlichen Gerüchte zu— äge, hätte das Haus Rothschild der Belgischen Regierung an— fboten, eine Anleihe mit ihr zu 80 pCt. abzuschließen. Man wg, daß in diesem Fall die Obligationen der gezwungenen An— he von 12 Millionen bei den, Abgaben von 1832 an Zah⸗— sgöstatt angenommen werden würden.

Der General Belliard und Hr. van de Weyer haben gestern nterredungen mit dem Könige gehabt.

Gent, 4. Nov. Das Bataillon der Lütticher Bürger⸗ zarde, welches bisher kasernirt war, ist heute in die neue Cita— elle verlegt worden.

Es scheint, daß die Maaßregel, eine Armen-Taxe aufzule— n, von unserem Magistrat gänzlich aufgegeben worden ist. han hat, um den zahlreichen Nothleidenden zu Hülfe zu kom— en, zu einem gesetzmäßigeren Mittel seine Zuflucht genommen. le Mitglieder des Wohithätigkeits⸗Bureaus werden heute in Begleitung einiger Geistlichen von Haus zu Haus gehen, um nterschriften zu freiwilligen Beiträgen einzusammeln.

Deutsch lan d.

München, 6. Nov. Auch die Bürgerschaft von Wasser— tg hat, nach dem Beispiele der hiesigen und anderer Stadt— meinden des Königreichs, Sr. Majestat dem Könige die Ge— nungen treuer Ergebenheit in einer besonderen Adresse darge⸗ zt, an deren Schlusse es heißt: „Mögen auch Manche, mit schmerzen sagen wir es, den Beispielen aus der Ferne huldi— mund nicht so ganz im Sinne des getreuen Baierschen Vol⸗ denken, reden und handeln, wir Bürger Wasserburgs werden z vom Üngestüm der Zeit nicht hinreißen lassen, uns ist die lerhöchste Person Eurer Königl. Majestät und das bestehende in jeder Beziehung heilig und unverletzlich. Unerschutter— hn der Liebe, Treue und Anhänglichkeit an Eure Königliche sasefät und fest im Vertrauen an die erprobte Weisheit ünse⸗ E Regierung, erkennen wir die getroffenen und zu treffenden erfügungen, als aus dem besten Herzen fließend, ohne Partei⸗ d Selbstsucht an, jeder leiseste Wink Eurer Königl. Majestät, eicher nur zu unserem Besten führn kann, wird uns über sdöschwüre seyn; den ausgesprochenen Grundsatz einer weisen bharsamkeit empfangen wir jedoch ohne Beschränkung der lerhöchsten Person im Wohlthun und im Glanze des Hofes d des Staates mit ewigem Danke, und in der nach den shenden Staats⸗Grundgesetzen geregelten Freiheit der Mei⸗ ugen wollen wir leben und wirken. Obgleich gering an Zahl, sch den Bärgern der Haupistadt an Fürst- und Vaterlandsliebe scht nachstehend, bitten wir, uns Alllerhuldvollst denselben an⸗ meihen und uns mit diesen als die beharrlichen Verfechter Baierns sendjährigen Throns Allergnädigst anzuerkennen.“

In der gesttigen Sitzung der Kammer der Abgeord— tten begann die Berathung über die Anträge, die Verhältnisse israelitischen Glaudensgenossen betreffend. Alle Redner, ohne nahme, sprachen sich für die Aufhebung der Ausnahmegesetze gen die Juden aus, welche die nämlichen Pflichten und Lasten, se die anderen Staatsbürger, trügen; es müsse daher der in

Verfassung ausgesprochene Grundsatz: „Gleichheit vor dem cet“, auf sie angewendet werden. Die mosaischen Gesetze hen rein, gut und moralisch und der Meineid mit den größ— mStrafen bedroht. Die Juden seyen zu der Zeit ihrer Selbst— indigkeit ein gewerbfleißiges, tapferes Volk gewesen. Die hfere, hartnäckige Vertheidigung von Jerusalem sey mit der mn Saragossa zu vergleichen. Die Ueberlegenheit im Handel ihre daher, weil sie kein Eigenthum erwerden könnten, mithin Vermögen beständig disponibel in der Tasche hätten. Man Ü ihnen die Zersplitterung erlauben, indem man ihnen die An⸗ ssgmachung erleichtere, so wie den Ankauf von Grund⸗Eigen⸗ um. Dadurch, und wenn man sie unbedinzt emancipirt, werde r Schacherhandel, welchen sie so häufig trieben, immer mehr wnehmen. Ein Volk, das seit 1300 Jahren heimathlos herum— t, überall unter dem größten Druck lebe, müsse, in morali— her Hinsicht, tief sinken. Um gleicher Ursachen willen mache m den Christen im Orient die nämlichen Vorwürfe, welche n die Juden erduldeten. In Frankreich, wo sie alle staats⸗ itgerliche Rechte genössen, habe der Mmister den israelitischen laubenggenossen öffentlich das schönste Zeugniß gegeben. Ihre tlgion soll fernerhin nicht mehr, wie bisher, ihnen zum Fluch eichen. Nach Beendigung der Debatten faßte die Kammer henden Beschluß: „Se. Majestät den König im versassungs⸗ 7 Wege zu bitten, vor LAllem eine genaue Reviston der ber die Verhältnisse der jüdischen Glaubensgenossen bestehenden trordnungen vornehmen und den Entwurf eines auf Beseiti⸗ ing der gegründeten Beschwerden der Judeuschaft und die Er⸗ cherung? ihrer bisherigen bürgerlichen Verhältnisse zielenden Ge⸗ hes den Ständen des Reichs vorlegen zu lassen.“

Kassel, 8. Nov. Der am 5ten d. M. von dem Land⸗ gs⸗Commissair der Stände-Versammlung vorgelegte Entwurf her allgemeinen Städte- und Gemeinde-Ordnung für Kurhes⸗ ͤ ehr. aus drei Büchern und 182 Paragraphen. Das erste

di uch, welches allgemeine Bestimmungen enthält, ist in vier Ab⸗

Hnitte getheilt. Der erste Abschnitt begreift die Grundlagen

Gemesnde⸗Verfassung. Jede Gemeinde soll neben der vorlie⸗ nden Gemeinde⸗-Ordnung Statuten erhalten, welche die genaue sistellung aller Punkte, hinsichtlich deren im Gesetze Verschie⸗ nheiten innerhalb gewisser Eränzen nachgelassen sind, oder hin—

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sichtlich beren auf die Statuten verwiesen ist, umfassen und in⸗ soweit bloß der Bestätigung ber Rigierung bedürfen; ausnahms⸗ weise können die Statuten auch Abweichungen von dem Gesetze enthalten und bedürfen alsdann der mit Zustimmung der Land⸗ stände erfolgenden landesherrlichen Bestätigung. Der zweite Ab⸗ schnitt handelt von der Bildung der Gemeinden und deren Um⸗ fang. Jeder Theil des Landes, mit Einschluß der Domainen⸗ und Rittergüter u. s. w., muß zu dem Bezick einer Gemeinde gehören. Der dritte Abschnitt handelt von den Mitgliedern der Gemeinden. Alle selbstständige, in der Gemarkung Wohnsitz⸗ recht habende Personen sind Gemeinde⸗-Glieder und haben ent⸗ weder 1) bloß Einwohner⸗Recht, oder 2) Beisitz-Recht, oder 3) in den Städten Bürger-Recht, so wie in den Dörfern Nach⸗ bar-Recht. Jedes neue Gemeinde-Glied muß in der Regel ein in den Statuten jeder Gemeinde möglichst gering zu bestimmen⸗ des Einzugs-Geld entrichten. Der 4te Abschnitt spricht von der Ober⸗Aufsicht des Staats. Ueber „diejenigen Leistungen, welche zum Zwecke der, der Leitung und Fürsorge der Staats-Regie— rung unterliegenden, öffentlichen und sich zugleich als örtlich dar— stellenden Einrichtungen, namentlich des Kirchen-, Unterrichts-, Acmen- und Polizei-Wesens, erforderlich sind“, wird in beson— deren Gesetzen das Nöthige angeordnet werden; bis dahin aber bleiben die bisherigen Gefetze und Einrichtungen in Kraft. Das Gemeinde⸗Vermögen ist den Staats-Kassen gegenüber als Pri⸗ vat⸗Vermözen zu betrachten und darf in keinem Falle als Staatsgut behandelt oder unter die unmittelbare Verwaltung der Staats-Behörden gezogen werden. Das zweite Buch (85. 37 bis 130.) enthält die Städte-Ordnung. Der erste Abschnitt der— selben handelt von den Mitgliedern der Stadt-Gemeinden, deren Rechten und Pflichten. Der §. 37. lautet: „Nur Bürger dür—⸗ fen in den Städten a) ein zünftiges Gewerbe, oder Bierbraue— rei, oder Branntweinbrennerei, oder Handel irgend einer Art, mit Ausnahme des Trödel- und Höker-Handels, oder Wechsel— Geschäfte, oder eine Fabrik, oder Gastwirthschaft betreiben; h) an der Wahl der Stadtraths-Glieder und des Bürger-ALAusschusses Theil nehmen, oder als solche gewählt werden. Der Innbegriff aller dieser Besugnisse macht das volle Bürger-Recht aus; der Verlust der unter h. genannten beschcänkt es auf das Minder— volle.“ Im §. 40. werden von dem Erwerbe des Bürger⸗-Rechts diejenigen ausgeschlossen, welche entweder nach §. 67. der Ver—⸗ fassungs-Urkunde nicht bei den Landtags⸗Wahlen konkurriren kön⸗ nen (wegen entehrender Vergehen, Kuratel und Konkurs; nur das Alter ist statt des Z0sten Jahres auf die Volljährigkeit ge— setzt), oder einen anstößigen Lebenswandel führen.

Finlt n.

Neapel, 21. Okt. Die neueste Zeitung von Palermo enthält folgenden offiziellen Artikel: „Palermo, 13. Okt. 1831. Die ganze Bevölkerung dieser Hauptstadt, in ihrer gewöhnlichen Ruhe gestört, am Leben und in ihren Glücksgütern bedroht und getroffen von der schweren Beleidigung, zu einer schimpflichen Unordnung aufgefordert worden zu seyn, war äußerst begierig, die Urheber des unsinnigen Attentats am Abend des ersten Sep⸗ tembers zu kennen, und beobachtete mit einer ganz ungewöhnli— chen Ungeduld die Schritte der Polizei. Dieser aber war es schon, bevor noch ein Monat verging, gelungen, beinahe alle die⸗ jenigen zu entdecken und der bewaffneten Macht zu überlie— fern, auf welche die öffentliche Aufmerksamkeit in dieser Hin⸗ sicht gerichtet war. Der Commissair Tamajo, in seiner Eigen⸗ schaft als Beamter der gerichtlichen Polizei, unermüdlich unter den Augen des General-Direktors derselben arbeitend, sam—⸗ melte die Beweise ein und suchte die Fäden des ver⸗ rätherischen Gespinnstes zu entwirren. Dreißig Individuen befanden sich schon in den Händen der Justiß, mit In— begriff von fünf derselben, die der Mitwissenschaft des Ver— brechens und eines sfiräflichen Stillschweigens darüber beschul— digt waren. Andere funf, in starkem Verdachte begriffen, hiel⸗ ten sich noch verborgen, und fernere sechs, gegen die man noch keine so klare Anzeigen hatte, um ste den Gerichten zu über⸗ antworten, verblieben in polizeilicher Haft, zur Vervollständigung der schon angefangenen Untersuchung. Indem sich nun die Sa⸗ chen in diesem Zustande befanden, hat Se. Königl. Hoheit der Prin Statthalter, von der ihm von Sr. Majestät ertheilten Machtvollkommenheit Gebrauch machend, durch einen Beschluß vom Zten d., mit Beiziehung des General-Prokurators des Kö— nigs beim hiesigen großen Ciwil-Gerichtshofe, als Gerichts⸗-Per— son, eine Militair⸗-Kommission ernannt, um die als Theilnehmer der Unordnungen vom 1. Sept. Beschuldigten zu richten, und zugleich die Kompetenz der Kommisston zu diesem Behufe aus— gesprochen. Hierauf sind derselben schon am aten d. die zahlrei⸗ chen Akten des hierüber von dem genannten Commissair instruir⸗ ten Prozesses übergeben und die JIß Individuen, von denen 30 in gerichtlicher Haft sich befinden, zu deren Verfügung gestellt worden, und sie beschäftigt sich nun mit Eifer und Thätigkeit, die ihr auf— getragene Rechtsermittelung zu beendigen, Die Kommission sst folgendermaßen zusammengesetzt: Präsident: der Major von Bourcard, Berichterstatter: Hauptmann Patierno, Richter: die Hauptleute Lepore und Pepe; ferner emige Subalternen. Zu Supplementarrichtern sind der Hauptmann Adessa, der Pr. Lieutenant de Montaud und der Sec. Lieutenant Messina er— namt.“ Die Lava des Vesuvs, die sich schon sehr vermin⸗ dert hatte, hat nach einem ziemlich starken Ausbruche in der Nacht vom 15ten d. angefangen, wieder stärker zu fließen.

Znlan d.

Berlin, 11. Nov. Aus Krefeld vom J. d. M. wird ge— meldet: Gestern wurde uns das Glück zu Theil, unseren Durch— lauchtigsten General-Gouverneur, Se. Königl. Hoheit den Prin⸗ zen Wilhelm von Preußen, mit Höchstdessen erhabener Familie in unserer Mitte zu fehen. Ihre Königl. Hoheit kamen um 6 Uhr Abends hier an, wurden von den hiesigen Beamten, der Ge ist⸗ lichkeit und den angesehensten Einwohnern empfangen und er— laubten auch, daß mehrere Damen und die Vorsteherinnen des Frauen⸗Vereins vorgestellt wurden. Zu der Abendtafel geruhten Ihre Königl. Hoh. die Beamten, die Geistlichkeit und mehrere Vorgesiellte zuzuzlehen. Den heutigen Morgen widmeten Höchstdieselben dem Se⸗ henswürdigen unserer Stadt. Besondere Aufmerksamkeit schenk⸗ ten die Höchsten Herrschaften den Seiden⸗Manufakturen und lie⸗ ßen sich mit den Einzelnheiten dieser für unsere Gegend so wich⸗ tigen Industrie genau bekannt machen. Nach einem Diner, wel⸗ ches Ihre Königl. Hoheiten im Hause des Herrn Friedrich von der Lehen anzunehmen geruht hatten, reisten Höchstdieselben ge⸗ gen 3 Uhr nach Köln zurück.! Während der leider so kuren Anwesenheit des Hohen Fürstenpaares konnte die ungünstige Wit⸗ terung die Aeußerung der Freude, wie die der Anhänglichkeit an unser erhabenes Königshaus, nicht zurückhalten; Beleuchtung und Gesang begrllßten die Ankunst JJ. K,. HH., und Lebehoch be⸗ gleitete jeden Ihrer Schritte. So groß der Ruf von würdevoller Herab⸗ lassung war, welcher dem Höchsten Besuche voranging, so kann doch nur

bersenige sich einen Begriff ven dem alle Herzen einne hmenden Wesen dleser Fürstlichen Familie machen, 6 ihre lien , Nähe zu Theil geworden. Des Prinzen General⸗Gouverneurs Königl. Hoheit überzeugten sich, daß hier in jeder Brust ein wahchaft Preußisches Herz schlägt, und die gnädigen Aeußerun⸗ gen über die Gestnnungen, welche Höchstsie dei uns angetroffen, sind uns um so erfreulicher gewesen, weil wir das Bewußtseyn hegen, zu unseres weisen und kräftigen Königs treuesten und er⸗ gebensten Unterthanen zu gehören.

Die Versammlung des Vereins für Gewerbfleiß vom Monat November war hauptsächlich der Berathung über die Preis-Aufgaben fürs künftige Jahr gewidmet. Nächstd em kam zum Vortrage das Vermächtniß des Hrn. Fabriken-Kom⸗ missions⸗Raths Weber zur Gründung einer Broughamschen Schule; ein Vorschlag des Hrn. Professor Lehmus zur Construt— tion eines oberschlächtigen Wasserrades; der Vorschlag eines Un—⸗ genannten zur Gründung eines Actien-Verems, um die Stahl— Fabrication der Grafschaft Mark zu befördern; ein Schlußbericht der Abtheilung für Chemie ilber die unauglöschliche Tinte des Hrn. Markwordt; eine Mittheilung des Hrn. Hof⸗Tischlers Se⸗ vening über dichte Fenster, durch Zeichnüngen und Modelle er— läutert; eine Mittheilung des Hrn. Seiden-Fabrikanten Lehnerdt, einen Schützen zum Eintragen von Pferdehaar, Stroh, Fisch⸗ bein als Einschlag in Gewebe betreffend; eine Mittheilung des Hrn. Hauptmanns r. Meyer, die Schwedischen Steinpan pen, so wie seine Abhandlung über die Fabrication und Brauchhar—⸗ keit eiserner und bronzener Geschütze betreffend; eine Mittheilung des Hin. Grafen Henkel von Donnersmark über die in Leipzig gegründete Handels-Lehr-Anstalt; des Prosessors Palmsiedt über die Gewerbeschule in Gothenburg. ;

Aus Naum burg schreibt man: Der vor einigen Mo⸗ naten hier verstorbene Domherr von Ampach, der als Kunst⸗ freund auch außerhalb Naumburg geschätzt und gekannt war, hat in seinem Testamente verschiedene gemeinnützige Legate ge⸗ macht und unter Anderem einen Fonds von 1000 Thlr. zur Er⸗ richtung eines Bürger-Rettungs-Instituts ausgesctzt. Feiner hat derselbe die Zinsen eines namhaften Kapitals zur Unterstützung würdiger Dienstboten beflimmt, eine Summe von 1000 Thhr. zur besseren Beleuchtung der Domfreiheit und eine andere Sum⸗ me zur Instandsetzung des Gottesackers für den genannten Tyhell der Stadt Naumburg angewiesen. Der städtische Gottesacker ist bereits seit mehreren Jahren durch die Behörde sehr sreund⸗ 49 . worden und eine wahre Verschönerung der

tadt.

* * *

Cholera. In der Residenzstadt Berlin waren erkr, genes. gestorb. Bestand bis zum 10. Nov. Mittags 2091 695 1333 63 Hinzugek. bis zum 11. Nov. Mittag 8 8 5 58

Bis zum 11. Nov. Mittags Summa 2099 703 1338 58 Hierunter sind vom Militair 31 12 15 4 In ihren Wohnungen werden behandelt 38 Personen, in den , 20. n Potsdam waren erkr. genes. gestorb. Bestand. bis zum 5. Nov. 39 8 30 1 Hinzugek. vom 6. bis 9. Nov. 1 1

1 Summa 40 9 31 ‚. darunter Militair 2 1 . In Königsberg waren erkrankt genesen gestorben Bestand . bis zum 3. November 2028 ; 7 ; 1214 he hinzugek. am 4. ' 8 1 4 44 a 12 6 49

= Summa 2048 2. 43 Ausbrüche der Cholera sind bemerkt: . Regierungs⸗Bezirk Koͤnigsberg.

Landkreis Königsberg, in Heiligen walde, Hohen hagen, Amalienhof und Friedrichsstein bis zum 3. Nov. Kreis Gerdauen, in der Stadt Norden burg am 1. Nov.

Regierung s⸗Bezirt Danzig. Kreis Berent, in Demlin am 23. Okt. ; Regterungs⸗-Bezirk Bromberg. Kreis Wongrowitz, in Prufice und Briesen am 30. Okt. Regierungs⸗-⸗Bezirk Frankfurt.

Kreis Königsberg, in der Stadt Koͤnigsberg am 9. Nov. . der Stadt Neuwedel hat die Cholera seit ze 14. Okt. vollkommen aufgehoͤrt.

n

In St. Petersburg sind in den Tagen vom 28. bis 31. Okt. 9 Pers. erkrankt, 11 genesen und 10 gestorben.

In Hamburg sind vom Sten bis gten November 16 Per— sonen erkrankt, F genesen und 3 gestorben. Zu der (gestern mit⸗ getheilten) Zahl der Tages vorher eikrankten Individuen sind, nach der Boörsenhalle, noch 6 hinzuzufügen, welche nachträglich angemeldet worden. Die Zahl sämmtlicher bisher Erkrankten ist demnach 741, davon sind 213 genesen und 385 gestorben, 143 aber noch in ärztlicher Behandlung. =

Im neuesten Blatte des Altonaer Merkur liest man Fol⸗ gendes aus Altona vom J. Nov.:

„Wir erhalten eine Mittheilung aus Wandsbeck vom 6. Nov, in welcher ein achtbarer Mann seine Stimme gleichfalls warnend gegen die uͤbertriebene Cholerag⸗Furcht erhebt, die durch die Abweh—⸗ rungs-Mittel, zu denen sie hier und da verleitet, verderblicher ge⸗ worden sey, als die Krankheit selbst. Aus Mangel an Raum koöͤn⸗ nen wir nur das Thatsaͤchliche daraus anführen: „Ein ganzer Mo— nat ist nunmehr verlaufen,“ heißt es in dem Aufsatze, „seit in Hamburg die Cholera ausbrach. Keinen Augenblick hat der Verkehr zwischen unserem Orte und der großen Nachbar= stadt aufgehßrt. Ja, Dank sey es unseren Behörden, auch nicht eine einzige Vorkehrung, nicht cine einzige beschraͤnkende Ver= fuͤgung hat uns genöthigt, unsere Verbindungen aufzuheben, oder unsere (öeschäfte anders zu besorgen, als in jener Zeit, wo die Stadt ruͤcksichtlich des Gesundheits- Zustandes fuͤr un verdächtig galt. Hun derte von Menschen kamen täglich zu uns beraus, Hunderte gingen, fuhren, ritten von hier hinein. Milchkgrren und Wagen, theils von hier, theils aus den uns zunaͤchst liegenden Dörfern, durch— fuhren tagtäglich alle Quartiere, alle Straßen, verkauften in jedem Hause, wo ihre Waare Abnehmer fand. Waͤscher, deren es bekannt⸗ lich viele im Orte giebt, holten nach wie vor gin Fuder Leih⸗ waͤsche heraus und lieferten sie gereinigt ihren Kundleuten zurück. Unsere Aerzte, die in Hamburg Cholera-Kranke besucht und berührt hatten, traten in derselben Kleidung ohne alle Vorkehrung in den Kreis ihrer Angehbrigen, ihrer Freunde und Patienten. i, wahl haben wir bei einer Bevölkerung von 3009 Seelen in reichlich Wochen nur einen inn hn Cholera⸗Fall erlebt. Und selbst dieser Fall, wo zwar besondere Digposition und Diaͤtfehler, aber keine Ge⸗ meinschaft mit Erkrankten, sich nachweisen laßt, muß die Furcht vor , . mindern, indem nicht nur saͤmmtliche Mitglieder der Fa⸗

milie völl 34 und geblieben, sondern auch Mobilien und sogar das Bett des Verstorbenen ohne Nachtheile benutzt worden sind. Die⸗

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