kels einen anderen des Inhalts in Vorschlag gebracht hatte, daß man die vorige Dynastse nicht nur nicht verbanne, sondern viel⸗ mehr auch die im Jahre 1816 gegen die Napoleonische Familie ausgesprochene Verbannung zurücknehme. Nachdem Herr Ber⸗ rer darauf hingewiesen, wie man in der Kammer mehr oder weniger von der Nußlosigkeit, Unwirksamkeit, und. Gefahr der Proposition des Herrn von Bricqueville überzeugt sey, fuhr er also fort: „Meinem Amendement liegt dagegen ein großer erhabener Gedanke zum Grunde; der Sinn desselben läßt sich in den wenigen Worten geben: Keine Proseriptions⸗ Gesetze mehr! Auch ist er von den Rednern, die Sie von die⸗ ser Tribune herab gehört haben, trefflich aufgefaßt und entwik⸗ kelt worden. Ich berufe mich dieserhalb auf dasjenige, was Hr. Pages mit so viel Ades und Talent gesagt hat, so wie auf die beredte Stimme des Hrn. v. Martignac. Seit 40 Jahren wird unser Land von Revolutionen heimgesucht, und es ist Keiner un⸗ ter uns, der nicht irgend eine Rolle in denselben gespielt hätte. Warum wollte man also demjenigen, der die Abschaffung eines Proseriptions-Gesetzes vorschlägt, irgend eine geheime Absicht dabei unterlegen? Ist nicht alle Welt darüber einverstanden, daß dergleichen Gesetze einen gehässigen Charakter haben? Wird nicht das Bedürfniß einer Verschmelzung der Parteien im⸗ mer fühlbarer? und ist es nicht beklagenswerth, daß man über eine solche Versöhnung eifert und Besorgnisse des halb hegt? (Mehrere Stimmen: Jene Annäherung ist nur erkünstelt; man vereinigt sich bloß, um zu zerstören, und würde sich nach er⸗ rungenem Siege einen Krieg auf Tod und Leben machen!) Ich rundere msch hicht über diese Aeußerungen, vorzüglich wenn ich sehe, von welcher Seite dieses Saales sie ausgehen; es ist sehr nattirlich, daß die ministerielle Partei, ungehalten über die Hin⸗ dernisse, worauf sie stößt, sie den Leidenschaften derer beimißt, die ihre politischen Grundsätze nicht theilen. Deshalb bleibt es nicht minder wahr, daß die Partei, der ich angehöre, es auf⸗ eichtig meint. Man behauptet, daß, da wir stets einem anderen Pansere als die liberale Partei gefolgt, auch ein beständiger Krieg vischen uns herrschen müsse. Herr Viennet ist es, der diese und noch andere unvorsichtige Worte von der Rednerbũühne herab gesprochen hat. Ich mag mich nicht weiter darüber er⸗ kären, weshalb die Partei, der er angehört, über die angeb⸗ iche Allianz der beiden anderen so höchlich entrüstet ist: unge⸗ gt darf ich es aber nicht lassen, daß man einen Schrift⸗ sieller, der dieser Kammer fremd ist, wegen einer Broschüre gleich⸗ sam vor ihre Schranken ladet. Hätte man sich damit begnügt, diese Schrift zu bekämpfen, so möchte die Sache noch hingehen; ber man hat den Schriftsteller selbst angegriffen; man hat einen Nann verunglimpft, der zu einer Zeit, wo eine neue Regierung a Ausnahme-Maaßregeln ihre Zuflucht nahm und sich so weit vergaß, daß sie unschuldiges Blut in dem Graben von Vincennes versprützte, es vorzog, seinen Abschied zu nehmen, als zu solchen Verfügungen die Hände zu bieten; — einen Mann, der freiwil⸗ ig auswanderte, um nicht ein Zeuge der Unterdrückung seines Landes zu seyn, und der nach seiner Rückkehr auf die Gefahr, ein Vermögen und, was ihm über Alles theuer war, die Neigung verlieren, denen er sich hingegeben hatte, die Freiheiten d den Ruhm des Landes unablässig mit jenem Glanze ad jener Macht des Talentes behauptet hat, die Jedermann om zugesteht. Und nicht bloß die Meinungen dieses Mannes, auch sesne Person greift man jetzt an; oder wie soll ich es an⸗ ers nennen, wenn man Herrn von Chateaubriand dem Lande mit einer weißen Fahne in der Hand im Gefolge der Kosaken, Hrünröcke und Trestaillons schildert?“ Nach dieser Abschwei⸗ ug kam Herr Berryer auf den eigentlichen Gegenstand der De⸗ arte zurück. Wenn, meinte er, die vorige Dynastie jemals die Aussicht erlange, nach Frankreich zurückkehren zu können, so verde wahrlich ein Gesetz, wie das in Vorschlag gebrachte, sie t davon abhalten; man werde alsdann dieses Gesetz für un⸗ vollkommen erachten und nachträglich alle diejenigen mit darein die der verbannten Familie anhingen oder in dem Korrespondenz mit ihr ständen; und zuletzt der Wunsch eines Generals (Bertrand) in Erfül⸗ gehen, daß man dasselbe Gesetz in Frankreich ein— sühre, das in England zur Behauptung der Revolution zon 1683 angenommen worden sey, und wonach Jeder, der mit nem Stuart eine Nacht über unter einem Dache zugebracht, mit em Tode habe bestraft werden sollen. „Ich muß mich übrigens wundern“, fügte Herr Berryer hinzu, „daß dieser Wunsch von nem Manne ausgesprochen worden ist, dessen Name uns ein so schönes Beispiel der dem Unglücke bewiesenen Treue ins Ge⸗ bächtniß zurückruft. Nicht minder wahr bleibt es indessen, daß, enn man die Bahn der Proscriptionen einmal betreten hat, nan auf derselben nicht mehr still stehen kann. Ich wiederhole s daher: wenn die im vorigen Jahre erlassene Charte einer Er— klärung, wie die jetzt von uns verlangte, bedarf, so wird auch das Gesetz, das wir jetzt gehen, in der nächsten Session einer abermaligen Ausdehnung bedürfen. Hüten wir uns vor die sem verderb⸗ lichen Abwege. Ungeachtet des Lächelns, womit ein Theil dieser Ver⸗ sammlung meine Worte aufzunehmen scheint, sage ich nach meiner in⸗ uigsten Ueberzeugung: keine Profcriptions⸗Gesetze mehr! Dies ist der zdenstand meines Amendements, bei welchem ich beharre.“ er General Bertrand fand sich durch den letzten Theil der Rede des Herrn Berryer veranlaßt, zu seiner Rechtfertigung das Dort zu ergreifen. Das gedachte, in England erschienene Ge⸗ J, meinte er, sey gar nicht so grausam gewesen, als es auf den eren Anblick scheine, denn man habe es immer nur buchfstäblich zeaommen, so daß J. B. die Engländer die sich nach Italien degeben, in der Regel den Kardinal von Jork besucht hätten und vor diesem zu Tische gezogen worden wäten; nur hätten sie sich chütet, die Nacht in seinem Palaste zuzubrengen. Er selbst Bertrand) habe 8 — 10 Monate auf Elba und 6 Jahre auf Hankt⸗Helena zugebracht, ohne auch nur eine eimige Nacht mit Napoleon unter einem Dache zu schlafen. Eben so lasse sich wohl auch annehmen, daß in Holyrood die Wohnung vorigen Königlichen Familie nicht so groß sey, daß zremde darin übernachten könnten. Herr Bertrand wollte sich noch weiter über die Revolution von 1688 auslassen, man rief ihm indessen von allen Seiten zu, daß er als hinläng⸗ lich gerechtfertigt erscheine. Gleichwohl wollte er die Tribune nicht verlassen, so daß dem Präsidenten nichts übrig blieb, als die Versammlung zu befragen, ob sie den General noch ferner hören wolle, oder nicht. Die Entscheidung fiel zwar bejahend aus; da indessen Herr Debelleyme ausdrücklich auf die Tages⸗ ordnung antrug, mehrere Deputirte auch Hin. Bertrand ange⸗ legentlichst ersuchten, auf das Wort zu verzichten, so verließ die⸗ e endlich die Tribune und machte auf derselben Herrn Chara⸗ naue Platz, der hierauf das Amendement des Hrn. Berrher auf das destimmteste zurückwies, während Hr. Tavernier sich in einer sehr ausführlichen Rede ju Gunsten desselben verneh⸗ nen ließ. Nach ihm ergriff Hr. Gutzot das Wort. Obgleich s herelts 55 Uhr war, so wären doch, in der Erwartung seines
Portrages, die Bänke der Deputirten, so wie die Tribunen, noch
Horer 11 erer zit
*grelsen,
Verdachte einer
1726
vollständig besetzt. Herr Guizot erklärte zuvörderst, daß er dem Amendentent des Herrn Bertyer beitreten würde, wenn dasselbe sich darauf beschränkte, die Proscriptions-Maaßregeln zu verwer⸗ fen; denn er stimme mit den Herren Pages und von Martignae vollkommen in der Ansicht überein, daß Maaßregeln dieser Art unnütz, wo nicht gefährlich wären. Die Juli⸗ Revolution habe durch die Gesetzlichkeit gestegt, sie könne also auch nur auf ge⸗ setzliche Weise die Kron⸗Prätendenten und die Hoffnungen der felndlichen Parteien bekämpfen. Nicht in Ausnahme⸗Maaßregeln, sondern in dem vollständigen Einklange mit den allgemeinen Interessen und Gesinnungen Frankreichs beruhe die Kraft der Juli⸗Revolution, deren eigenthümlicher Charakter es sey, daß sie nicht einer be— sonderen Partei, einem Privat⸗Interesse, sondern den allgemeinen Ansichten und Interessen Frankreichs den Sieg verschafft habe; sie könne daher auch auf die Sympathie der Nation rechnen und, wenn es Noth thue, den Beistand aller moralischen und materiellen Kräfte Frankreichs in Anspruch nehmen; sie bedürfe also keiner Proscriptions-Maaßregeln. Er wundere sich, fuhr der Redner fort, wenn er von manchen Personen und sogar von ei—⸗ nigen seiner Freunde Besorgnisse über die in den parlamentari— schen Reden und in den Zeitungen überhand nehmende Freiheit, so wie über die immer größere Kühnheit der Gegner der Juli⸗Re⸗ volutlon, äußern höre; dies sey eine Bedingung des jetzigen Zuftandes, in die man sich fügen müsse; man müsse sich gewöh⸗ nen, mißfällige, ja selbst drohende Aeußerungen anzuhören. Die Restauration habe Manuel wegen einer von ihm auf der Red⸗ nerbühne gethanen Aeußernng aus der Kammer gestoßen; die jetzige Reglerung dagegen sey bestimmt, sich von feindseligen Sa⸗ lons, wie der der Frau von Stasl unter Napoleon, umgeben zu sehen und von der Rednerbühne herab noch beleidigendere Worte, als diejenigen Manuels, zu hören. Darum aber, weil man Proscriptions⸗Maaßregeln vermeide, sey man noch nicht ge— nöthigt, auf den Gebrauch der würdigeren Waffen zu verzichten, die in der Wahrnehmung der allgemeinen Interessen des Landes lägen. Eine Menge von Coterieen intriguire unter dem Schutze der allgemeinen Freiheit gegen die Juli⸗Revolution; das Einzige, was man ihnen entgegenstellen müsse, sey eine. gute Verwaltung und die Macht der allgemeinen Interessen, deren Organ die Deputirten-Kammer sey. Der von der Kommission vorgelegte Entwurf sey nichts Anderes, als der Ausdruck dieser allgemeinen Interessen und eine Wiederholung dessen, was die Juli⸗Revolutlon vollbracht habe. Der erste Theil des Entwurss sey der gesetzliche Ausspruch der durch die Juli-Revolutien ent⸗ schiedenen Trennung Frankreichs von dem älteren Zweige der Bourbonen und der Rapoleonischen Dynastie; der zweite Theil siberlasse alles Uebrige, was nicht die Ausschließung dieser beiden Dhnastieen betreffe, dem gemeinen Rechte. Was den älteren Zweig der Bourbonen betreffe, so habe Frankreich sich ge⸗ gen denselben nichts vorzuwerfen; es habe an den partiel— len Aufständen und Verschwörungen gegen Ludwig XVIII. und Karl X. nicht Theil genommen, sondern so lange gewartet, bis es die Ueberzeugung gehabt, daß der ältere Zweig der Bour⸗ bonen die Charte, die er selbst octroyirt, nicht auch als Gesetz für sich anerkenne; diese Ueberzeugung habe Frankreich durch die Juli-Verordnungen gewonnen und sich hierauf von dem älteren Zweige der Bourbonen losgesagt. Die Juli-Revolution gehöre feiner der Parteien an, die seit fünfzehn Jahren die Restau⸗ ration bekämpft hätten, sondern dem ganzen Lande. Zu ver⸗ wundern sey es daher, wenn einzelne Personen diese Revolution als ihr Werk in Anspruch nehmen wollten, und wenn noch neu— lich in der Kammer geäußert worden, daß ein ehren— werthes Mitglied derselben vier und zwanzig Stunden lang iber die Krone von Frankreich zu verfügen gehabt habe. (Alle Blicke wandten sich bei diesen Worten auf den Platz des Generals Lafayette.) Es sey eine Anmaßung des einzelnen J⸗ dividuums, wenn es glaube, so große Ereignisse geleitet zu ha— ben; die Vorsehung thue das Meiste dabei. Die Menschen leg— ten allerdings die Hand ans Werk, ihre Pläne, ihre Inter⸗ essen und ihr Wille seyen dabei wirksam, aber kein Einzelner leite ein solches Ereigniß oder könne es nach seiner Willkür ver⸗ ändern. „Man behandelt uns,“ so schloß Herr Guizot seinen Vortrag, „wie Kinder, wenn man uns glauben machen will, dfe Juli⸗Revolution werde keine Dauer und keine Zukunft haben; wenn eine Revolution nicht von Dauer ist, so war sie nicht rechtmäßig und nicht national, die unsrige aber ist nach un⸗ serer Ueberzeugung beides und wird also auch von Dauer seyn; wir können den Wahlspruch der ersten Kirchenväter auf die christ⸗ liche Kirche: erit perpetua“, auf die Juli⸗Revolution auwen— den. Das Amendement des Herrn Berryer erkennt das Recht in unserer Juli-Revolution nicht an und hält sich nur an das Faktische; es will also weder die eine Dyna⸗ stie, noch die andere ausschließen. Wir aber, die wir die moralische Ueberzeugung von unserem Rechte haben, wir be⸗ trachten die Sache anders. Aber eben darum müssen wir in dem vorliegenden Gesetz-Entwurfe selbst den Schein von Proscriptions⸗ Maaßregeln vermeiden; die Kron⸗-Prätendenten, die Parteien und deren Lügen müssen wir durch die Freiheit der Debatten, durch die Oeffentlichkeit und durch die Verbesserung unserer Ge setze de⸗ kämpfen. Statt die Gesetze zu schärfen, müssen wir sie viel⸗ mehr milder machen und mit unseren Sitten in Einklang setzen. Am wenigsten aber haben wir unsere Gegner jetzt zu fürchten, wo sich der allgemeine Zustand des Landes augenscheinlich ver⸗ bessert und der Wohlstand sich wieder aufzunehmen beginnt. Wem verdanken wir dieses Resultat? Der Beharrlich⸗ keit, mit welcher die Regierung auf der Bahn sortge— schritten ist, welche sie sich seit der Juli-Revolution vorge⸗ zeichnet hat, so wie der Beharrlichkeit, mit welcher diese Kammer die Anstrengungen der Regierung unterstützt hat.“ — Nachdem Herr Guizoöt seinen Vortrag beendigt hatte, wurde über das Amendement des Herrn Berryer abgestimmt und das⸗— selbe fast einstimmig verworfen; nur etwa 12 bis 15 Deputirte erhoben sich zu Gunsten desselben. Am folgenden Tage sollte die Berathung fortgesetzt werden.
Paris, 17. Nov. Der König ertheilte gestern dem Kaiserl.
Russischen Botschafter, Grafen Pozzo di Borgo, eine Privat⸗ Audienz; auch unterzeichneten Se. Maj. gestern den Ehe⸗Kontrakt des Herrn Pozzo di Borgo, eines Neffen dieses Botschafters, mit der Tochter des Herzogs v. Crillon.
Der heutige Moniteur publizirt das Gesetz, wodurch dem Ministerium des Handels und der öffentlichen Arbeiten für die Fortsetzung des Baues des neuen Sitzungssaales der Deputirten⸗ , . ein Supplementar-Kredit von 500,000 Fr. eröff⸗ net wird.
Das Journal des Débats, welches bisher über die neueste Broschüre des Vicomte v. Chateaubriand gegen die Brie⸗ quevlllesche Proposition gänzlich geschwiegen hatte, sieht sich durch den (in der obigen Sitzung der Deputirten⸗Kammer) von Herrn Vlennet gegen Herrn von Chateaubriand gemachten Ausfall zu folgenden Bemerkungen veranlaßt: „Ein Zwischenereigniß von
der seltsamsten Art, das die gestrigen Debatten liber den Britqua n die Meinung der Kommission, daß das Ob ᷓ villeschen Antrag unterbrach, hat einen höchst schmerzlichen Ein Srusscl nicht ferner vom e ,. w druck auf uns gemacht. Ein Mann, dessen Genie den Ruhm suchte den Nutzen eines solchen Instituts anschaulich zu machen unseres Jahrhunderts ausmacht, ein Mann, dem Niemand einen Eben so wollte er, im Widerspruch mit der Kommifffon daß das erhabenen Geist und einen edlen Charakter absprechen kann, und Cheater auch fernerhin einen Zuschuß vom Staate erhalte. Es dessen große Dienste die Freiheit anerkennen muß, wenn sie sich nich soll jedoch der Theater-Vtrwaltung die Bedingung gestellt wer— der schreiendsten ndankbarkeit schuldig machen will, dieser Mann 6 den, für ausgezeichnete Künstler zu sorgen. Für die den Uni⸗ in der Kammer heftig beschimpft worden; er war nicht zugegen, um sihh zersitäten, dem Schul⸗Unterricht und anderen Zweigen zu bewil vertheidigen zu können. Herrn Viennet steht eine Tribune si igenden Unterstützungen behielt sich der Redner sein Votum bis nach Gebote, Herr v. Chateaubriand hat keine mehr. Wir sagen ü geschlossener Diskusston vor. Herr H. von Brouckere erklärte mit Schmerz: Herr Viennet, der librigens ein rechtlicher Mann, zäß er die Ansicht des vorigen Reduers, in Benig auf die wis⸗ ein guter Bürger, ein muthvoller Deputirter ist, hat gestern ge senschaftlichen und Vergnügungs-AUnstalten, nicht theile. Der gen alle Gesetze der Schicklichkeit verstoßen: gegen die parlamen zustand der Finanzen mache es zur Pflicht, sich auf die unum— karische Schicklichkeit, indem er aus der Rednerbühne einen singlich nöthigen Ausgaben zu beschränken und die übrigen Kampfplatz für Persönlichkeiten, und zwar gegen einen Abwesen. uf bessere Zeiten zu verschieben. Man ferdere 19 600 den, machte; gegen die Schicklichkeit als Bürger, indem er h f. zur Möblirung der Hotels der Minister; ein ., Beispiel von jener politischen Undankbarkeit gab, liber die er sh ter Antrag sey unter den jetzigen Umständen ganz unver⸗ selbst manchmal beklagt hat; gegen die Schicklichkeit als Geleht chlich. Herr Gendebien beklagte sich im 2lllgemeinen über ter, indem er vergessen hat, daß es eine Ehre für ihn ist, ein ie Hast, mit der man bei Untersüchung der Budgets zu Werke Ehre, auf die er stolz seyn solite neben Chateaubriand in dr sehe und namentlich jetzt, ohne alle vorhergegangene Unter⸗ Franjösischen Akademie zu sitzen. Wenn man die Ansichten eint sichung, Aenderungen vornehmen wolle, die offenbar zum Nach⸗ Mannes, wie Chateaubriand, nicht theilt, wenn man glaun, heil des Ganzen gusfallen müßten. Man beatzsichtige, dir Ober⸗ daß er irrt, se muß man, entweder schweigen oder inn ufsicht über den öffentlichen Unterricht einem Bureau-Chef an— mit der Achtung bekämpfen, die man dem Genle und dem be fmöertrauen; auf einem solchen Wege würde Belgien, in Bemng rühmtesten Schriftsteller des Jahrhunderts schuldig ist. Am wi uf den öffentlichen Unterricht, noch weiter hinter den andere ñ nigsten aber darf man einen Abwe senden beschimpfen, der nich Nationen zurückbleiben, als dies jetzt schon der Fall sey. Eben erwiedern kann; man darf nicht unsterbliche, dem Lande und za s müsse er sich dagegen aussprechen, daß man den Admini— Freiheit geleistete, Dienste vergessen und eben so wenig, wel srator und den Inspektor der Gefängnisse abschaffe und die un— man ein ze armselige klassische Verse geschrieben hat, über de mitelbare Llufsicht üder dieselben den Bureaus anvertraue. Da—⸗ romantische Prosa des Hrn. von Chateaubriand mit Gerin. egen glaube er, daß man ohne Nachtheil vier Abtheilungen schätzung sprechen; dies ist ungerecht und lächerlich zugleich.“ jm Departement des Junern aufheben könne, da die Beamten Der Haondels⸗Minister hat den Bau eines Justi⸗ Palastn nicht wüßten, wie sie ihre Zeit tödten sollten; auch die Bureau— und eines Gesängnißhauses in Lille genehmigt; die Kosten sir Foßen und die Ausgaben flir Heitzung und Beleuchtung schienen diese Bauten sind auf 380, 000 Fr. veranschlagt. , zcheutenden Einschränkungen unterworfen werden zu können. Lord Durham, Schwiegersohn des Lord Grey und Mitgli Der Redner sprach sich am Schlusse ebenfalls gegen die gefor— des Englischen Ministeriums, ist von Brüssel hier augekomme, rte Summe zur Möblirung der Hotels aus. Herr von Nachrichten aus Ar vom 10ten d. M. mifolge, sind G Neu lenaere fand sich dadurch zu der Bemerkung veranlaßt, Spanischen Flüchtlinge, die sich am ten d. M. ohne Wissen de iiß das Hotel des Ministers des Innern bisher zu elnem Hospi⸗ Französlschen Behörden nach der Gränze begeben hatten, in de al gedient und daß es natürlich Kosten verursacht habe, das⸗ Nacht vom Tten auf den Sten d. in Livia, eine kleine, 1 Stund klbe zu seiner ursprünglichen Bestimmung wieder einzurichten. von Puycerda gelegene, Ortschaft in Spanien, eingedrungen, ho Nachdem sich noch mehrere Redner hatten vernehmen lassen, ben das dortige Zoll-Bureau erbrochen und die Kasse mit sl hurde die Diskusslson auf morgen vertagt. Fr. mit fortgenommen; mit Tagesanbruch kehrten sie in die Ben Der Belge sagt: „Wir hatten aüs der Emancipation an— schluchten der Pyrenqen zurück, und man weiß nicht, welche i gzeigt, daß, nach Eingang neuer Depeschen von London, welche tere ö sie genommen. ö hen Frieden als gewiß schilderten, die Armee eint rückgäungige Die Zahl der' Departemental⸗-Blätter hat sich seit der Jul Bewegung machen würde. Diese Nachricht ist nicht ganz rich⸗ Revolution um das Doppelte vermehrt und beläuft sich jezt a z. Wir wissen aus guter Quelle, daß der General Desprez nahe an 300. m m,, Jö r e, . vorgeschlagen hat, weil 3 . t äs Anschaffen der Le ensmittel wegen der schlechten Wege fast GSroßdritanien und Irland. möglich wurde. Der Votschlag hat aber bis jetz noch nlcht London, 16. Nop. Unter den Vorschlägen, welche den ie Königl. Genehmigung erhalten.“ Parlamente in der nächsien Sesslon vorgelegt werden sollen, b. Die Emancipgtisson bemerkt ihrerseits, daß die von ihr Zeitung zufolge, auch der Antrag, Eisen ezebene Nachricht über die rückgäugige Bewegung der Atmee nach Birmingham um ind über die Veranlassung dazu vollkommen richtig sey. Sie ; ; e. we sich nur darin geirrt, daß sie Lier als den Ort angegeben Ein hlefiges Blatt meldet, daß das Gerücht von eingabe, wohin sich die eine Division zurückziehen würde; es sey Ministerial⸗ Veränderung, besonders in der City, immer mehr Grum es LSjwen. Es hieße, den General Despre) beleidigen, wenn gewinne. In vielen Klubs sind Wetten eingegangen, daß disssan annähme, daß er den Wiederbeginn der Feindseligkeiten für Veränderung vor Weihnachten stattfinden werde. szlich halte und doch darauf antrüge, daß ein Theil der Ar— Der Sun sucht aus den Vorfällen in Bristol zu beweisn n nach Mons oder Charleroi verlegt würde. daß sich das Amt eines Richters nicht gut mit dem eines Gese⸗ gebers vereinigen lasse, da der Erstere jeder politischen Parteiun — — Brässel, 18. Nov. Die gestern mitgetheilte Nach⸗ scht von einem Traktate, den Hr. van de Weyer mit den Be—
fremd seyn müsse, was man von einem Parlaments⸗Mitglith nicht füglich erwarten könne. „lmächtigten der fünf Höfe abgeschlossen haben soll, war in freu⸗ Sir Charles Wetherell soll in einem Danksagungs⸗Schttj ger Eile noch vor der wirklichen Unterzeichnung dieses diplomatischen ben, welches er an einen Freund in Bristel gerichtet hat, gein kienstückes hierher gemeldet worden, doch scheint sie sich voll⸗ ßert haben, daß er nie wieder nach Bristol kommen wurde. zmmen zu bestätigen, wiewohl unsere heutigen Zeitungen noch Ein Schreiben aus Durham sagt, daß man vor wenige ichts darüber berichten. Belgiens Unabhängigkeit würde Tagen, nahe bei Wynward-House, wo der Marquis von Lom durch von den fünf Mächten, als Erwiederung der seinerseits donderry mit seiner Familie sich gegenwärtig aufhält, eine P' bolgten Annahme der 24 Artikel, anerkannt seyn, vom Könige son versteckt gefunden hat, die mit zwei geladenen Pistolen be er Niederlande erwartet es demnächst die Anerkennung seiner waffnet war. Da der Gefangene sich weigerte, irgend eine Au Felbstständigkeit, die, so unabhängig wir, der That nach, kunft über sich oder sein Vorhaben zu geben, so ist er zu strh. ich seyn mögen, erst dann eintreten kann, wenn der neue Staat gem Gewahrsam gebracht worden. ö feinen definitiven Gränzen konstituirt ist und seine Schwingen, k Hewerbfleiß, Landbau und Handel, ungehindert wieder regen kann.
. zn meinem gestrigen Schreiben habe ich darzuthun versucht, daß die Aus dem Haag, 19. Nov. Zur Feier des Geburtstazt
den . on Holland bisher noch nicht angenommenen 24 Artikel ent— Ihrer Majestät der Königin fand gestern auch eine große wa eder von den Stipulationen der früher von Holland genehmigten Fade sämmtlicher hier befindlichen Truppen, bestehend aus Schne Protokolle vom 20. und 27. Jan. gar nicht abweichen, indem terei zu Fuß und zu Pferde, Jäger und Artillerie, statt. Dl R jum Theil nur den allgemeinen Bestimmungen der letzteren Königs Majestät, begleitet von Höͤchstihren Söhnen und Enkel
zegleitet von ; fe besondere Anwendung vorzeichnen, oder, wo sie abwei⸗ so wie von Sr. Königl. Hoheit dem Prinzen Lllbrecht von Pttn mn, der Art verändert sind, daß Holland keinen Grund zu wirk— zen und einem sehr anfehnlichen Generalstabe, geruhten, di
her Unzufriedenheit haben kann. Wenn demnach hier in Brüs⸗ Truppen in Augenschein zu nehmen. behauptet wird, daß Hollands Nicht-Annahme der 24 Artikel Der Feldmarschall Prinz von Oranien hat unterm läten (
, : enn it in deren Abweichung von den Protokollen Nr. 11 und 12 einen Tagesbefehl an das Heer erlassen, in welchem er auf di Hen eigentlichen Grund hat, so ist man geneigt, dieser Behaup— vielen bei ihm eingegangenen Gesuche um Verleihungen te i
ihm ei esuc ng Glauben beizumessen. Holland, so wird hier hinzugefügt, Orden auf die Statuten des militairischen Wilhelms ⸗ Orden
J 3 äide auch die Protokolle Nr. 11 und 12 nicht angenommen haben, aufmerksam macht und die Offiziere und Soldaten, welche An enn seiner Annahme nicht der entschied ene Protest des Belgischen sprüche zu haben glauben, auffordert, diese Statuten zu be henj⸗
r ational⸗Kongresses gegen das Protokoll v. 20. Jan. vorangegangen
gen und sich nach dem Kriegs⸗Reglement zu richten. zcre, und wenn nicht die Vollziehung dieser Protokolle, haupt⸗ Brü ssel, 18. Nob. In der gestrigen Sitzung der Re ichlich wegen der ungleichen Schulden-Theilung, als etwas höchst präsentanten-Kammer trug Herr Destouvelles datals snwahrscheinliches sich dargestellt hätte. Die Annahme dersel⸗ an, daß man sich unmittelbar nach Erledigung des jetzt an da in ist daher auch eben so wenig, als Hollands Feldzug im Au⸗ Tagesordnung befindlichen Gezenstandes mit einem Vorschla sst d. J., eine Handlung, durch die es aus seiner ruhig zu— beschäftigen möge, den er zu machen gedenke, und der zum Zwel hauenden, Alles von der Zeit selbst erwartendtn, Politik her⸗ habe, die Einziehung der Beiträge zur gezwungenen Anleshe i üütrat. Mit einer noch zu keiner früheren Zeit erlebten Schnel⸗ den Provinzen Limburg und Luxemburg zu suspendiren. keit hatte im vorigen Jahre der Lauf der Exreignisse einen blůü⸗ Lebau bemerkte, daß es dazu gar keines besonderen Gesetzes . nden Staat aufgelöst; die beiden, freilich von jeher sich absto⸗ dürfe. Die ausübende Gewalt würde, wenn sie die Dringlic nden Hälften des Königreichs der Niederlande wurden durch keit einer solchen Maaßregel einsähe, dieselbe aus eigenem An ne, wenn auch nicht ganz unvorbereitete, doch erst durch eine triebe ins Werk setzen. Hr. Destouvelles erwviederte daraus sschütterung von außen zum Ausbruch gebrachte Revolution daß er vor der Sitzung den Herrn Finanz-Minister um Auftli lig von einander getrennt. Die Trennung selbst fand in Bel⸗ rung über diesen Gegenstand ersucht und dieser ihm geantwort! in so vielen Beifall, daß man sich für dle Revolution begei⸗ habe, daß der Art. 112 der Conftitution der Regierung nicht erlaube, dr stte, durch die sle herbeigeführt worden war; man vergaß, Erhebung irgend einer Abgabe zu suspendiren. Die Kammer beschloß s. die Scheidung auch auf gesetzlichem Wege hätte gesche— daß sie sich nach dem an der Tagesordnung befindlichen Gegen n können, und ließ sich von Priestern und Demagogen, stande mit dem Vorschlage des Herrn Destouvelles beschäftlzel n Helden des Tages, in blindem Enthusiasmus leiten. werde. — Hierauf begann die Berathung über das Budget de holland erkannte bald, daß hier die Sprache der Vernunfz tau⸗ Ministeriunis des Innern. Die Anträge des Ministers lauteten n Ohren predige und die Gewalt nur von neuem einen Wider- dahin, daß er ermächtigt würde, über die aus früher bewllligteß ind reizen würde, den allein zu besiegen es sich damals noch Krediten verbleibenden Üüeberschüsse verfügen zu können; daß ihm ir ju schwach hielt. Es nahm daher den von der Konferenz außerdem süir das 4te Trimester 2, 0900 E16 Fl. 31 6. bewillis trgeschlagenen Waffenstillstand an und betrieb, während es den und daß ihm erlaubt würde, die auf dem Budget des Finanz⸗-Min eignissen und dem vorher berechneten allmäligen Verrauchen sters befindliche Summe von 483,206 Fl. für Steuer⸗ Ausfälle jn h Enthusjasmus in Belgten zusah, seine eigenen Rüstungen. demselben Zweck auf sein Budget übertragen zu dürfen. Hr. Marhpergebens erließ die Konferenz ein Protokoll nach dem anderen; bemerkte, daß die Summe von 18,000 Fl., welche für Reise⸗ und t National⸗Kongreß lehnte jede Vermittelung ab, durch die er Aufenthalts- Kosten für die Mitglieder der Provinzial Staaten ange, . eben errungen Unabhängigkeit verletzt zu sehen glaubte. Das setzt worden sey, gestrichen werden müsse, da die Staaten sich n htotokoll vom 20. Jan., das am 29. Jan. in Brüssel eintraf, diesem Jahre gar nicht versammeln würden. Dagegen hestritz ar mit allen daran sich knüpfenden Bedingungen bereits am
findet sich, der Hof bahnen von London nach Greenwich, nach Sonthhampton zu errichten.
1727
1. Febr. mit Ungestüm und unter heftigem Protest zurückgewie⸗ sen; das vom 27. Jan. war damals noch gar nicht eingetroffen und mithin schon, bevor es an seine Adresse gelangte, den Absendern remit⸗ tirt. Holland, überzeugt von der Unæansführbarkeit der in Rede stehen⸗ den Protokolle, suchte die ganze Konferenz an seine Politik zu binden
indem es am 18. Febr. den Protokollen Nr. 11 und 12 beitrat. Die Belgier sahen sich dadurch allein den fünf Mächten gegen⸗ übergestellt; ihr Trotz erhielt, wie jeder große Ziweck, der mit den kleinsten Mitteln erreicht werden soll, den Anschein des Lächerli—
chen und, wie die bald hervortretenden, allen Gewerbfleiß des Lan—
des lähmenden, Resultate der Revolution die Hineingejogenen ihr abwendig machten, so entjog ihr die Lächerlichkeit, der sie sich bloßgestellt sahen, selbst einen Theil ihrer begeistertsten Leiter
Der Enthusiasmus war bereits verraucht, als die Wahl des Prinzen Leopold von Sachsen-Koburg zum Könige der Belgier ersolgte, und da Holland, unwillig darüber, daß der von ihm sehr richtig gewürdigte Trotz der Belgier doch die 18 Artikel zur Folge gehabt, seinen zehntägigen Feldzug eröffnete, konnte es einerseits seines Erfolges gewiß seyn, wie es ande— rerseits auch wohl vorher wußte, daß es an der Wieder— Eroberung der abgefallenen Provinjen von Frankreich und dem— nächst auch von der ganzen Konserenz, die, wenn sie anders han— delte, ihre Ehre und ihre Würde verletzt hätte, gehindert werden würde. Seinen eigentlichen Zweck erreichte jedoch Holland; es erhöhte sein eigenes moralisches Ansehen in Europa und machte den Trotz seiner Gegner noch lächeclicher. Es hatte ferner da— durch gezeigt, daß nicht bloß von den Revolutionnairen eine Stö⸗ rung des Europäischen Friedens gefürchtet werden dürfe, sondern daß man, um ihn erhalten zu sehen, auch den Freunden der Ordnung genugthun müsse. In seine Gränzen zurückgekehrt, wollte es dem ferneren Gange der Exeignisse wieder in frühe⸗ rer Weist ruhig zusehen und erwarten, od sich daraus nicht von selbst ein günstigeres Resultat gestalte, als ihm von der Londoner Konferenz gewährt werden kann. Nicht also sind es, wird hier behauptet, die 24 Artikel, die Holland zurück— weist, sondern die Abmachung überhaupt, die förmliche Anerken— nung ist es, die es nicht bewilligen mag. Es will, wird hinzu— gefügt, seine zahlreichen Freunde in Belgien durch keine defini— tive Erledizung der Streitfrage ganz einschüchtern. In der That würde auch die Orangistische Partei den Beitritt Hollands zu den Londoner Beschlüssen nur mit Schrecken erfahren. Alber kann sie, wird sie etwas thun, wodurch für Holland ein ganz anderes Resultat, als das der Konferenz⸗Protokolle, herbeigeführt wird? Das ist eine andere Frage. Nicht verkennen läßt sich, daß sich im Lande das Bedauern des von der Revolntion ver⸗ drängten glücklichen Zustandes mit jedem Tage mehr ausspricht; ich habe bereins in früheren Briefen zu erweisen gesucht, daß es nicht bloß eine Partei, sondern die große Masse sey, die sür die Anstifter der Revo⸗ lution entweder alles Interesse verloren hat, oder sie wohl gar ihcen Widerwillen unverholen empfinden läßt. Wie groß aber auch die Anzahl dieser Revolutions-Verächter seyn mag, ihr Wi— derwille wird sich doch nicht leicht bis zum Beginnen einer Contre— Revolution steigern. Die Ruhe, der Friede sind ihnen im Laufe der vor- und diesjährigen Ereignisse zu lieb geworden, als daß sie dieselben durch neue Erschütterungen, wie sie in jenem Falle unvermeidlich seyn würden, wieder auf das Spiel setzen sollten. Den Wunsch, den Frieden erhalten zu sehen, der allein im Stande ist, die Wunden eines Landes zu heilen, wahrhafte Reformen in der Gesetzgebung herbeizusühren und neben der Pflege desstn, was den Menschen adelt, des Sinnes für Kunst und Wissen— schaft, die Lebensspender: Landbau, Gewerbfleiß und Handel, zu befördern, theilt mit dem übrigen Europa auch das Belgische Volk; nicht also von einer einzelnen Macht, sondern von allen Europäischen Mächten gemeinsam, wie ste zur Erhaltung des Friedens sich vereinigt haben, erwartet Belgien die Bestimmung über seine Zukunst.
Polen.
Warsch au, 20. Nov. Die hiesige Allgemeine Zeitung meldet: „Eine aus den angesehensten Bürgern der Stadt Warschau bestehende Deputation hatte gestern zugleich mit dem Stadt⸗ Präsidenten die Ehre, Sr. Kaiserlichen Hoheit dem Großfürsten Michael vorgestellt zu werden und demselben eine mit zahlreichen Unterschriften der hiesigen Bürger versehene Adresse zu ü errei⸗ chen, in welcher zunächst für den Schutz und die Wohlthaten, deren sich Warschau neuerlich von Sr. Kaiserlichen Hoheit dem Großfürsten zu erfreuen gehabt, die unbegränzteste Dankbarkeit ausgesprochen und unter Bezeugung der tiefsten Huldigung und Ehrerbietung die unterthänigste Bitte angebracht, wurde, daß Se. Kaiserl. Hoheit, da Sie die Früchte des unseligen Aufruhrs, so wie den Schmerz und die schwer zu heilenden Wunden des Landes in der Nähe gesehen, sich bei dem mächtigsten und groß— müthigsten Monarchen für die um Gnade Flehenden verwenden möge. Se. Kaiserl. Hoheit gerubten mit der Ihnen eigenen Güte, diese Deputation und die Ihnen überreichte Adresse aufs hüldvollste anzunehmen.“
Heute, am Namensfeste Sr. Kaiserl. Hoheit des Groß für⸗ sten Michael Pawlowitsch, verließ Höchstderselbe am frühen Morgen die hiesige Residenz, um sich nach Kauen i begeben.
Unterm 1sten d. M. hat die provisorische Regierung folgende Bekanntmachung erlassen: „Im Namen Sr. Maj. Nikolaus I., Kaisers aller Reußen, Königs von Polen :c. ꝛ6. ꝛc. setzt die provisorische Rezierung des Königreichs Polen auf den von dem Mitgliede der Regierung und Dirigirenden der Abtheilung für die Justiz gemachten Antrag hiermit fest: Art. 1. Die Aus⸗ fertigung der während der Revolution abgefaßten Urkunden und erlaffsenen Dekrete, die mit einer Executions⸗-Klausel versehen, aber nicht im Namen des Monarchen gegeben werden sind, haben keine exekutive Gewalt. Art. 2. Die Gerichts⸗ schreiber, Landschafts-Kanjelei-Regenten und Notarien sind er⸗
mächtigt, den Parteien, sobald sie es verlangen, neue Aus ferti⸗ das 9 lche Dienstleistung des Secretairs anginge, der seine Stelle al⸗
gungen nach der vor der Revolution bestehenden Form zu er— theiken, und nur auf den Grund solcher Ausfertigungen können Dekrete und Urkunden von den Executions-LAemtern vollzogen werden. Diese neuen Ausfertigungen werden, außer dem eigent⸗ lichen Datum der Urkunden und Dekrete, auch das Datum ih—⸗ rer gegenwärtigen Ausstellung enthalten. Der Regierungs⸗Kom⸗ missson der Justiz wird hiermit anbefohlen, diese Verordnung zu vollziehen und in das Gesetzbuch einzurücken.“ ; Die provisorische Regierung hat den Staatsrath Matt haus Lubowidzki zum General-Direktor des Departements für In⸗ dustrie und Kunst in dem Ministerium des Innern und der Po⸗ lizei, den Prokurator Glaß zum stellvertretenden Appellations⸗ Richter und den Assessor Reman Ostromencki zum stellvertretenden Schreiber beim Appellations⸗-Gericht ernannt. 1 h ; Da die Ober- Direction des landschaftlichen Kredit⸗Vereins in Erfahrung gebracht hat, daß die Pfandbriefe und Coupons, auf denen die Worte Duplikat oder Triplikat stehen, Schw ierig⸗ keiten im Cours unterworfen sind, so bringt sie zur öffentlichen Kenntniß, daß, dem 123sten Artikel des Reichtztags⸗Gesetzes zu⸗
folge, die Duplikate und Triplikate von Pfandbriefen anstatt der beschädigten oder aus irgend einem Grunde zum Austausch ein⸗ gereichten und von der LOder⸗-Direction schon amortisieten Pfand⸗ briefe, so wie auch, in Folge des Art. 124., anstatt der vernich⸗ neten oder gestohlenen Pfandbriese, hinsichtiich deren, ungeachtet der desfallsizen Bekanntmachungen, sich Niemand bei der Ober— Direction emeldet, ausgegeben werden. Jedes Duplikat oder Triplikat ist daher eben so gültig, als der ursprüngliche Pfand— brief, hat dieselbe hypothekarische Sicherhelt, trägt die gesetzli— chen Zinsen und kann, sobald es weißer und nicht gelber Farde ist, zur Verlosung eingereicht werden.
Dle Russischen General⸗Majore Schtscherbatoff, Gerbel und Weymer sind von hier abgereist, der Erstere nach St. Peters⸗ burg und die beiden Letzteren nach Kauen. Unter den in den letzten Tagen hier angelangten Personen befinden sich die Russi⸗ schen Generale Grakln, aus Plozk, und Dellingshausen, aus Breslau, der Graf Johann Jezierski, aus Dresden, die Ge mahlin des ehemaligen Finanz-Ministers, Fürstin Luvecka, und die Generalin Blumer, der Fürst Karl Lubecki, aus Breslau, der Graf Joseph Ledochowski, aus Siedlee, der Oberst Slupecki, aus Falencin, und der Oberst Gostkowskt, aus Lublig.
Nach dem Zeugniß der hitsigen Aerzte ist in den letzten zwei Tagen hier Niemand von der Cholera befallen werden.
Die Holländischen Dukaten werden jetzt hier mit 19 F1. 20 Gr. — 29 Fl., die Russischen Assignationen mit 78 . Polnischen Pfandbriefe mit 8́7 — 89 Fl. und die Partial-Obli— gationen mit 360 Fl. bezahlt.
Auf den letzten Warschauer Märkten zahlte man für den Korzez Roggen 25 — 27 Fl., Weizen 321 —= 36 FJl., Gerste 22 —– 25 Fl. Hafer 13 —=16 Fl.; für die Klafter Holz 22—– 24 Fl, für ein Stück Rindvieh 6—– 14 Dukaten.
— — Warschau, 21. Nos. Wir dürfen noch heute der Bekanntmachung des Kaiserl. Amnestie⸗Dekrets für Polen ent— gegensehen. Dasselbe wird wesentlich zur Beruhigung der Ge— müther beitragen. — Se. Kaiserl. Hoheit der Großfürst sind gestern früh von hier nach Riga, dem Hauptquartier der Garden, abgegangen. — Der Geistliche Szyndlarski, einer der Haupt— theilnehmer an den in der Nacht des 15. August hier begangenen Verbrechen, ist in der Provinz verhaftet worden.
Deutschland.
— — Karlsruhe, 9g. Nov. Ueber die Berathung der zweiten Kammer, welche vor einigen Tagen in Betreff der Sponheimer Sache zu einer geheimen Sitzung zusammentrat, läßt sich erst später ein bestimmtes Resultat vermelden. Dem Gerüchte zufolge, will die Kammer weder zu einer Gebiets-Llb— tretung, noch zu einem Austausche mit Baiern ihre Stimme ab— geben, und es steht bei dermaliger Lage der Dinge nun zu er— warten, wiefern Baiern diesen Shen nd wird wollen beruhen lassen. — In der 130sten öffentlichen Sitzung der zweiten Kam⸗ mer bestieg, nach der Ueberreichung mehrerer Petitionen und Adressen, der Abgeordnete Asch bach die Rednerbühne, um der Tagesordnung gemäß seinen Antrag in Bezug auf die Einfüh⸗ rung des Verfassungs-Eides zu begründen. Nach demselben soll von allen Staatsbürgern, mithin auch vom Militair und unter
diesem mindestens vom Offizier-Corps, neben dem Huldigungs— Eide auch der Eid auf die Verfassung und die Erhaliung derfel⸗ ben geleistet werden. Einstimmig wurde der Druck der Motion beschlossen; von allen Seiten erscholl ein Beifallsruf, als Herr Aschbach den Rednerstuhl verließ. — Der Hr. Prästdent Föhren— bach berief sodann den Abgeordneten Buhl zur Erstattung des Koinmissions-Berichts über die Bittschriften mehrerer Alt-Badi— schen Ortschaften (8pfingen, Mergen u. a.), deren Gesuch die Befeeiung von den aus dem vorigen Jahrhundert herrührenden Kriegs-Contributionsgeldern und die Entschädigung für die seit⸗ her gezahlte Steuer betraf. Hr. Müller suchte in einer weit⸗ läufigen Auseinandersetzung darzuthun, daß diese bloß lokale Con⸗ tribution nicht allein undillig, sondern sogar verfassungswidrig sey, und Herr Marget behauptete, sein Wahlbezirk habe allein mehr als 30, 000 Fl. auf diese Weise zu viel gezahlt. Nach dem Be— richte der Kommission, der man im Allgemeinen beipflichtete, daß der Betrag der Steuern vom 1. Juni 1830 zurückzuzahlen sey, beliefe sich diese Summe auf 163,000 Fl. Endlich ward das Gutachten des Abgeordneten von Rotteck, die ganze Sache der schon bestehenden Landschaftsschulden⸗Kommission zur Berücksich— tigung zu überweisen, allgemein angenommen. Sodann eroffuete der Präsident die Fortsetzung der Diskussion über den von dem Abgeordneten v. Ibstein erstatteten Kommissions-Bericht in Be— treff des Ausgaben-Budgets. Die verlangten 1900 Fl., welche auf Rettungs-Anstalten bei Fenersgefahr verwendet werden soll— ten, wurden von der Kammer bewilligt. Während der Verhand⸗ lung über den Artikel, der die Verpflegung unehelicher Kinder betraf, bei welcher der Adgeordnete Magg Gelegenheit nahm, über das steigende Sittenverderbniß und die unheilstiftende Er— ziehung der vaterlosen Geschöpfe seine klagende Stimme zu erhe⸗ ben, entfernten sich einige Personen plötzlich von der Gallerie; vielleicht schlug ihnen bei diesem argumentum ad hominem das Herz zu laut! Uebrigens beschränkte die Kammer die Forderung des Budgets von 25,000 Fl., nach dem Antrage der Kommis— sion auf 2tz, 000 Fl. In Betreff der Landes- Kulturkosten be⸗ schränkte die Kommissson den Budget-Ansatz von 12,000 Fl. auf 7000 Fi. für 1831 und auf 5000 Fl. für 1832. Dieser Antrag erlitt von vielen Seiten lebhaften Widerspruch. Besonders sprach Herr v. Rotteck mit warmem Eifer gegen eine übel angewandte Sparsamkeit, die hier, wo es sich um die Verbesserung der land— wirthschaftlichen Produkte handele, gegen sich selbst gekehrt, den eigenen ökonomischen Vortheil zerftören würde. Der Redner be— antragte sogar die vom Budget geforderte Summe von 12,900 Fl. ohne das Gehalt des Direktors vom landwirthschaftlichen Vereine, das sich auf 2490 Fl. beläuft; und was die unentgelt⸗
lerdings für ein Ehrenamt betrachten müßte, so würde der Be⸗ griff eines Ehrendienstes durch eine zeitliche Honorirung keines weges aufgehoben. In gleicher Weife erklärte sich der Staats— rath Winter gegen die Schmälerung der besagten Sum— me; es sey durchaus zweckwidrig, der Regierung bei ei— nem Verwaltungszweige die Hände zu binden, der eben das Beste des Landmannes und das Gedeihen seiner Wirksam— keit deträfe. Die Lieferung roher Natur-Erzeugnisse genüge durchaus nicht mehr, — äußerte ebenfalls beipflichtend der Ab⸗ geordnete Rutsch mann, der sest der Abwesenheit des Land— wirthschafts-Direktors die Geschäfte desselben verwaltet, — es handele sich um Veredlung der Produkte zu Gegenständen des Handels, und weil es bei der steigenden Uehervölkerung der acker⸗ bautreibenden Klasse wesentlich darauf ankäme, der ndustriösen Thätigkeit durch Eröffnung neuer Wege und neuer Ziele in die Hände zu arbeiten, so hieße es in der That, durch Erzielung des kleinen Vortheils sich den größeren, die Zukunft umfassenden,
verscherzen, wenn man die auf die Landeskultur⸗Kosten zu ver⸗
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