1831 / 333 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

Allgemeine

reußische Staats-Zeitung.

M 3:33.

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liche Nachrichten.

ronik des Tages.

K . Des Königs Majestät haben den früher bei der Universität nnn Gottingen angestellt gewesenen Hofrath und Professo. Dr. Karl Friedrich Eichhorn zum ordentlichen Professor in der utistischen Fakultät der hiesigen Universstät zu einengen und ihm das Prädikat eines Geheimen Legations-Raths Allergnä— digst beizulegen, auch die hierüber sprechende Bestallung Kller— höchstselbst zu vollziehen geruht.

Durchgereist: Der Königl. Großbritanische Kabintts— Courier Kraus, über Paris von Londen ko¶mmend, nach St. Petersburg.

gsS⸗Rachrichten. Ausland.

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Pairs-Kammer. Sitzung vom 22. Rovember. Ein zahlreiches Publikum füllte schon bei guter Zeit die öffentlichen Tribunen, und die Pairs seldst hatten sich pünktlicher als ge— wöhnlich eingefunden. Auch waren sämmtliche Minister zuge— gen. Der Graf v. Raige court stimmte jzumächst für die Auf— nahme von 8 neuen Pairs, deren Papiere mittlerweile der be— treffenden Kommisslon zugegangen waren. Demzufolge wurden dieselben, nämlich der Herzog v. Bassano, die Grafen v. Bondy, v. Cessac, Gilbert-Desvoisins und v. Turenne, der Baron CEu— vier, der Baron Davillier und Hr. Lepoitevin mit den in der— gleichen Fällen üblichen Foörmlichkeiten eingeführt. Nachdem sie den verfassungsmäßigen Eid geleistet hatten, nahmen der Herzog v. Bassano und der Graf v. Cessac auf der vierten und fünften Bank diejenigen Plätze ein, die sie bereits wahrend der hundert Tage in der Kammer gewählt hatten; die übrigen gz Pairs setz— ten sich auf die letzte Bank am äußersten Ende des Saales. Die Minister der Finanzen und des Krieges brachten jetzt zuvörderst die 3 Gesetz-Entwürfe wegen des Reserve-Fonds der Bank, wegen der Rekrutirung der Armer und wegen des Avancements unter den Militairs ein. Sodann befiieg Hr. C. Périer die Rednerdühne, um der Versammlung den von der Deputirten⸗Kammer modifscirten 23sten Artikel der Charte vor— julegen. Er äußerte sich dabei im Wesentlichen folzendermaßen: „Es kann Ihnen nicht entgangen seyn, m. H, mit welcher Behutsamkeit die Minister des Königs dem Laufe der in der anderen TRKammer gepflogenen Berathungen gesolgt sind. Die Gründung einer Verfassung ist eine so schwöerige Aufgabe! Was mich betrifft, m. H, so kann ich mich, indem ich einen so hoch wichtigen Gegen— üand zur Sprache hringe, einer inneren Bewegung, die ich gern Ihnen Allen mittheilen moͤchte, nicht erwehren. Giebt es indessen ein unfehlbares Mittel, um die Verwickelungen, die eine, wenn auch noch so ernste, Erorterung darbietet, ju lösen, so bestebt es darin, daß man sich daruber mit einer Klarheit ausspricht, die Niemanden ei nen Vorwand zu der Vermuthung leihen kann, daß man geheime Abstichten naͤhre. Wir haben diese Pflicht bereits mit der größten Hingebung in der anderen Kammer erfuͤllt und sind um so mehr geneigt, in derselben auch hier zu beharren, als die seitdem gemachte Erfahrung unsere Sprache und unser Verhalten gerechtfertigt hat. Gestatten Sie mir daher, m. H, daß ich, nach dem Beispiele der Deputirten Kammer, von der naturlichen Reihefslge der Paragra— when des 2asten Artikels abgehe und mich vorweg mit der Haupt Frage, der Frage uͤber die Erolichkeit, beschaͤftige. Sie wissen, unter vwelchen Auspicien diese Frage aufgeworfen wurde, wie sie fast schon ntschieden war, bevor sie einmal zur Berathung gebracht wurde, wie endlich die Regierung sich gendthigt sah, einen Entschluß ju ʒjassen, den sie nach den Bestimmungen der Charte nicht laͤnger ver schieben konnte. Aber Sie wissen auch, wenn anders meine Worte bis zu Ihnen gedrungen sind, mit welcher zuruͤd haltung bas Ministerjum, indem es eine volitische Pflicht erfuͤhlte, seine per psonliche Meinung zu erkennen gab. Die Macht der Umstaͤnde mußte sehr groß seyn, um uns das Opfer vorzuschreiben, zu dem wir uns entschlosfsen haben; auch mußte der Gegenstand dieses Opfers uns sehr wichtig erscheinen, um uns zu der an die oͤffentliche Mei nung gerichteten ernsten Erklarung zu veranlassen. Die Regie— rung genügte sonach gleichzeitig der Gegenwart and der Zu— lunft, indem sie einerseits einem Wunsche entsprach, der sich ihr als ein National-Wunsch zu erkennen gab, andererseits aber die Kammer und das Land vor der Ueberraschung einer erkünstelten oder üͤbereilten Meinung zu bewahren suchte. Die Be— rathung selbst sollte das Uebrige thun. Von dem Augenblicke an, wo diese erdffnet war, machte das Ministerium es sich zur Hflicht, ganz aus dem Spiele zu bleiben, um sich das benzthigte Licht ju verschaffen und die freie Meinungs- Acußerung moͤglichst zu sichern. Sie werden nicht von mir erwarten, m. H, daß ich den Einfluͤste⸗ rungen einiger argwöhnischer Gemuther zuvorkomme, die den von uns gefaßten Beschluß dem Wunsche, am Staatsruder zu bleiben, zuschreiben mochten. Nicht aus dem Schoße einer Kammer, wie diese, koͤnnte ein solcher Gedanke hervorgehen, denn diese Kammer selbst waffnet sich bei der Pruͤfung einer sie so nahe angehen den Frage mit einer allzu großen Selbstverleugnung, als daß sich von ihr annehmen ließe, sie werde Maͤnner, dle ihrer Achtung werth sind, in dem Verdachte haben, daß sie bloß personliche Zwecke versolgten. Anderersceits erblicke ich in den Reihen dieser Versammlung Maͤnner, die mit deu dffent⸗ lichen Angelegenheiten allju vertraut find, als daß sie nicht wissen sollten, unter welchen harten Bedingungen man heutiges Tages Mi nister ist, und wie sonach die Beweggruͤnde des Handelns der Rath geber der Krone allein in der Erfüllung einer Pflicht gesucht werden konnen. Die Berathung hat gezeigt, daß das Ministerium das ein⸗ zige Mittel, das sich ihm darbot, um alle Hindernisse zu beseitigen, gewählt und daß es der Sache der Erblichkeit selbst gedient hat, indem es der Diskussion einen ruhigeren Charakter gab. Die Anndherung von Meinungen, die sich gewöhnlich feindlich gegenüberstehen, dies mal aber sich gegen die Absichten der Regierung verbanden, beweisit zur Genuͤge, daß die Minister die richtig: Mitte zwischen der Mei⸗ nung, die die Erblichkeit verwarf, und derjenigen, die ein Wahl⸗-Sy— stem verlangte, gewahlt hatten. Waͤhrend sonach die ubrigen Vedingun⸗ gen der Existenz der Pairie unversehrt aus dem Streite kervergegan gen sind, ist die Erblichkeit allein mit einer gewissen Einmith ig kel

einstimmun

verworfen worden, und die daruͤber , ,, . zweimalige Ab— stimmung muß auch den Unglaͤubigsten uͤberzeugt haben, daß die Frage schon im voraus allzu bestimmt entschieden war, als daß es von Seiten der Minister angemessen und nützlich gewesen waͤre, ich in einen so ungleichen Kampf einzulassen. Wir häben das Bewußt

seyn, daß wir ö gethan, was einerseits unsere personliche An⸗ sicht und andererseits die dͤffentliche Meinung von uns erheischæ ten, daß diese Kammer uns nicht den Vorwurf machen kann, wir hatten zu dem Ruine unserer Justitutionen beigetragen, daß wir vielmehr unsere Pflichten getreulich erfuͤllt haben. Um so fester ist das Vertrauen, mit dem wir uns Ihnen, meine Herren, gegen— uͤberstellen, um Ihren Beitritt zu dem von Ihnen begehr⸗ ten Opfer zu erlangen. Ich bediene mich des Ausdrucks Opfer, ohne zu befuͤrchten, daß Sie sich dadurch in Ihren hoch— herzigen Gesinnungen gekraͤnkt fühlen konnten. Wo es sich von dem Interesse des Landes handelt, da verschwindet bei uns Allen jedes persoͤnliche Interesse. Weit entfernt daher, an Ihre Selbst

verlaͤugnung und Uneigennuͤtzigkeit zu appelliren, nehmen wir viel mehr nur Ihre Einsicht und Weisheit in Anspruch. Wir fuͤrchten vorgeblicht Hindernisse so weniz fuͤr Sie, als wir sie fuͤr uns ge⸗ fürchtet haben. Die Erblichkeit der Pairie mußte als eine politische Bürgschaft in Ihren Augen von hohem Werthe seyn; aber die Ruhe des Landes wird Ihnen noch mehr am Herzen liegen. Wie Sie, waren auch wir von dem Werthe der Erblichkeit durchdrungen; wie wir, werden auch Sie die Macht der Umstaͤnde anerkennen. Sie wissen, daß, wenn die ,,,, die Zukunft nie aus den Angen laffen sollen, sie auch die Gegenwart nicht aufdpfern dürfen; daß die Gewalt der Dinge oft maͤchtiger, als die Autoritaͤt der Grundsaͤtze und der menschliche Wille, ist: daß die Institutionen eines Volkes um sg wohlthaͤtiger auf sein (6lück und sein kuͤnftiges Schicksal wir⸗ ken, je mehr sie mit seinen Meinungen, jg mit seinen Vorurtheilen übereinstimmen. Richt in einer Kammer, wie diese, die das Heilig— thum so vieler gesammelter Erfahrungen ist, wird der verderbliche Wahlspruch siegen: Eher gehe die Verfassung, als ein Prinzip zu Grunde! Hiernach werden Sie es auch fur uͤbersiuͤssig halten, m. H, daß wir uns in eine theoretische Erorterung der Vortheile der Erblichkeit oder der Nachtheile ihrer Abschaffung einlassen, und zwar um so mehr, als sich nicht annehmen laßt, daß die in der anderen Kammer stattgehabten Berathungen nicht bis zu Ihnen gedrungen seyn sollten. Wahrend ich dort die Vortheile ber Erk⸗ sichkeit in dem Interesse der Freiheit selbst heraushob, wurde fie aus demselben Grunde von meinen Gegnern bekaͤmpft. Umsonst gab man all⸗ gemein zu, daß die Erblichkeit bei uns kein personliches Hrivilegium, sondern eine volitische Bürgschsst sey: die Feinde derselken beriefen sich ihrerseits auf das Interesse des Landes und den Geist der Ver— faffung, die einer solchen Buͤrgschaft nicht weiter bedürfen. Ist; se sagte man, die Erolichkeit nur cin im Namen und zum Besten des Staates verliehenes Vorrecht, so verlangen wir aus denselben (Gründen jetzt die Aufopferung desselbtn, indem die Beibehaltung der Erblichkeit, statt eine Buͤrgschaft für die bffentliche Ordnung und die Stabilitaͤt der Revraͤsentativ⸗ Regierung zu seyn, beide hin⸗ fuͤhro nur stoͤren und kompromittiren wuͤrde. Diese Gewalt der Dinge, m. H., ist es, die Sie mit uns anerkennen sollen. Der Geist der Regierung ist det naturliche Geist dieser Kammer, die oft be⸗ wiesen hat, daß sie ihn richtig verstehe. Sie werden diesem Geiste getren bleiben und nicht statt seiner dem Fastengeiste den Vorzug geben. Leider ist dieser Fehler von unseren gesetzzebenden Versammlungen mehr als einmal begangen worden. Der Kastengeist hat den Franzssischen Parlamenten niem̃als gefehlt, ostmals aber der (Geist der Regierung,; und dadurch haden sie, bei allen ihren Tugenden und ungeachtet ih

res Eifers für daz (Gemeinwohl, den Fortschritten der wahrhaft po

litischen Institutionen geschadet und zuweilen ihre eigene Gzistenz aufs Spiel gesetzt. Nichts Aehnliches ist von dieser Versammlung zu besorgen. Sie sind zu aufgellaͤrt, m. H., als daß Sie die Ehre eines politischen Körpers in der Unantastbarkeit seiner Privilegien suchen follten Es ist dies ein Begriff, oder vielmehr ein Vorurtheil aus fruͤherer Zest, das unserer Epoche nicht mehr zusagen kann. Die Ehre eines Staatskoͤrpers kann heutiges Tages nur noch in dem zuten und weisen Gebrauche seiner Macht, so wie in der Ueber

seiner Handlungen nit den Wünschen und Inter- esstn des Landes bessehen Sprachen fuͤr das von Ihnen per langte Opfer nicht die wichtigsen Gründe, so würde allerdings ein Widerstand von Ihrer Seite ebensowohl eine Pflicht, als ein Akt hoher Weisheit seyn. Gewiß werden nicht wir jemals den Versuch machen, einen patriotischen Widerstand gegen die Aufwal

lungen der Faettonen, die im Namen des Lan des zu sprechen sich rühmen, zu entmuthigen. In dem vorliegenden Falle aber handelt ez sich, wie wir uns solches nicht verhehlen dürfen, von einer. allge

neineren und reelleren Meinung, als das bloße Geschrei der Faetio⸗ nen von einer Meinung, die sch vielleicht mit der Zeit andern wird, die aber in diesem Augenblicke besteht und anerkannt werden muß. Der aufmerksame Beobachter wird den verschiedenen Nuan

cen, die sich in dieser Beziehung allmaͤlis in den Kammern und dem Lande offenbaren werden, von Jahr zu Jahr, von Session zu Sefffon folgen. Die Grundgesehe eines Volkes können der, Kon⸗ trolle und der Sanetion der Zeit nicht entbehren. Das Beispiel un serer Nachbarn ist schon von Jedermann angeführt worden. Aber auch in Frankreich selbse dürfen wir nur auf die Veränderungen und Ver. vollkemmnungen hinblicken, die unusere Wahl Institutionen seit 15 Jahren sowohl in der Materie als in der FsSrm erfahren haben (hewiß werden wir unserem Vaterlande elne Erneuerung jener. allzu oft gemachten Versuche ersparen wollen, die feiner Inkitutlon gestatten, jemals zu wahrer Kraft und Dauer zu gelangen Ohne in

dessen zu neuen Reformen herauszufordern, zuͤrfen wir sie doch nicht im voraus der Weisheit kuͤnftiger Gesetzgeber unter sagen Hierauf bezog sich die in dem urfprünglichen Entwurfe enthaltene Klausel des Vor

behalts einer nochmaligen Revision der Organisation der Pairie. Die se Klausel ist indessen bescitigt worden, und wir haben auch nicht weiter au derselben bestanden, da es uns vor Allem darauf ankam, die Gegenwarr sicherzustellen. In dem Entwurfe, den wir Ihnen hiermit vorlegen, wird kein unmiftelbares Intercse des Staats gefährdet. Durch die Königliche Ernennung wird der fon die hen drtbigte Kraft. durch die unbeschrankte Zahl der Pairs behält der Mechanismus der Regierung seine Freiheit und Einheit. Das Kdnigthum und die Verfaffung, diese beiden Pfeiler des Staats, werden vor jedem di⸗ rekten Angriffe bewahrt. Auch hatten wir unter keinerlei Bedin

gung irgend eine wesentliche Verletzung derselben gelitten.“ Der Minister ließ sich hierauf in eine Beleuchtung der rerschiedenen Pa ; ragraphen des Gesetz⸗ Entwurfes, wie solche von der Deputirten Kammer antzzenommen worden sind, ein. Er bemerkte, daß, was das Prinzip der Ernennung durch den Konig und dasjenige der Unbeschraͤnktheit der Zahl der Pairs angehe, er es für, überflüͤssg halte, dieses wesentli che Vorrecht der Krone zu vertheidigen. Die von der Kammer auf

gestellten Kategorien anlangen? könne die Zeit allein den Nutzen perselben erweisen: indessen muͤse er doch besonders auf die (von zem Grafen v Mozbonrg berührende 21ste Kategorie, die von, den Steuerpflichtigen zu M00 Fr. ehe bjaͤhrige Diensizeit als Mitglieder

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Berlin, Donnerstag den 1sien Dezember

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eines General-Ceonseils oder einer Handels-Kammer verlange, hin— weisen: er trage nicht ausdrücklich auf die Verwerfung dersel⸗ ben an, eben so wenig könne er aber durch sein Stillschweigen die Vorurtheile gegen die großen Eigenthuͤmer billigen, die aus dem Geiste jenes Amendements hervorzuleuchten schienen. Nach einer kurzen Pause fuhr der Minister in folgender Weise fort „Dielleicht, m. H, hat ein kurzlich stattgefundenes Sreigniß, auf welches sie mir eine fast nicht zu vermeidende Anspielung vergeben werden, ich meine die der Krone angerathene letzte Paics-Promo— tion, der Kammer gezeigt, daß die Minister aus mehrfachen Ruͤck—⸗ sichten einer übermäßigen Ausuͤbung dieses verfassungsmaͤßigen Rech tes Schranken zu setzen wußten. Vielleicht hat man in diesem zwei⸗ ten Gebrauche, welchen die Krone von ihrer hohen Praͤrogative ge macht hat, die beste Erklaͤrung und die sicherste Buͤrgschaft fuͤr unsere Grundsaͤtze und den von uns in dieser Hinsicht er— theilten Rath gefunden. Es handelt sich in der That hier nicht um eine bloße Majoritaͤts- Frage; denn jede patriotische Maaßregel ist einer Majorität in dieser Kammer gewiß: es liegt darin vielmehr eine schönende Achtung Ihrer persönlichen Hochher zigkeit, die dem Beschlusse der Kammer mehr den Charakter der Hin gebung, als den eines rein legislativen Aktes gegeben hatte. Man hat gefühlt, daß die Hinzufügung nationaler Namen zu den in die ser Bersammlung bereits glaͤnzenden, die mit den letzteren das Ver— dienst, ein erworbenes Recht aufzuopfern, nicht theilten, dem Skru tinium eine Sanction ertheilen wurde, die nicht bloß den Stempel einer hoöchherzigen Uneigennuͤtzigkeit an sich truͤge. War es àberdieß nicht angemessen, die in dieser Kammer entstandenen Läcken wenigstens theilweise auszufuͤllen und der Berathung, so wie dem Abstimmen uber eine Institution von so großer Wichtigkeit, die Mitwirkung einer größeren Anzahl einsichtsvoller Maͤnner zu sichern? Ihre Ehre, die bereits im vorigen Jahre die Entscheidung über eine Frage jarter Natur der Weisheit des Koͤnigs anheimgestellt hatte, die aver in diesem Fahre, wo die Charte in voller Kraft und Wirk— samkeit steht, geusthigt ist, sich selbst über eine Sie persdͤnlich an— gehende Frage auszusprechen, Ihre Ehre hat unsere Absicht be griffen, und die von dem Könige getroffenen Wahlen haben, wir wa gen es ju sagen, Lieselbe in Ihren Augen vollends gerechtfertigt. Was unt betrifft, m. H., se glauben wir bei dieser Gelegenheit der Franzsfischen Pairie vielmehr eine ihrer würdige Huldigung darge bracht, als ihrer Unabhängigkeit und ihrem Glanze den mindesten Gintrag gethan zu haben. Unser Gewissen sagt uns, daß dem Zart gefühle des Fhrigen Genuͤge geleistet worden ist. Im Beginn mei⸗ nes Vertrages habe ich Ihnen mehr eine Uebersicht der Lage der Dinge und des Zustandes der Gemüther in Bezug auf die bevorste— hend? Berathung, als eine thegretische Ererterung der sich darg! knüͤpfenden Prinzipien gegeben Der Grund liegt darin, daß es sich hier, in der That, mehr um das Faktische, als um das Raisonne ment handelt Aus diesem Gesichtspunkte wird auch FIhr Patriotismus die Sacke betrachten. Sic sind, m He vergönnen Sie mir es zu sagen, in einer jener schwierigen und entscheidenden Lagen, in denen die Staatsgewalten ihre ganze Geschicklichkeit und Weisheit entwickeln muͤssen. Fedesmal, wenn von einer der Staatsgewalten große Opfer verlangt werden, fehlt es nicht an Leuten, welche dieselbe durch das Wort „Zugeständnisse“ abzuschrecken und fie zu überreden suchen, daß ihre Ebre wie ihre Sicherheit ihr gebiete, fich zu opponiren eben so wenig fehlt es aber andererseits an Beispielen, welche vor der Gefahr dieses Widerstandes warnen. Man kann bekanntlich seine Macht durch Zugestandnisse, wie durch Verweigerungen, verlieren: Sache der Klugtzeit ist es, die Zugestäͤndnisse, welche ins Verderben stürzen, von denen zu unterscheiden, welche retten, und der gegen waͤrtige Augenblick ist, zweifeln Sie nicht daran, einer von denen, wo zur rechten Zeit gegebene Bürgschaften sichere Unterpfäͤnder der Rettung sind. Wir stehen am Abende einer Revolution, welche, ne—⸗ ben vielen anderen nationalen Gesinnungen, vornehmlich eine Liebe zur gesellschaftlichen Gleichheit wieder erweckt hat, die schon lang⸗ der leidenschaftliche Wunsch Frankreichs war, ein Wunsch, dessen zu weites Umsichgreifen man allerdings verhindern muß, den man aber nur in Schranken haͤlt, wenn man ihm ein Zugeständniß macht. Indem man die vernünftigen Forderungen einer Revolution befriedigt, gewinnt man um se mehr Kraft, ihren unbilligen Forderungen zu widerstehen. Vornehmlich verdient die Fuli⸗-Revolutien, daß man gegen sie mit dieser Loyalitaäͤt, dieser Klugheit verfahre; denn, wenn sie einen ganz eigenthüͤmlichen Charakter trägt, der sie in der Geschichte einst aus= zeichnen wird, naͤmlich den, nicht das verechnete Erzeugniß einer gebeimen Verschwöͤrung, sondern der hochherzige Aufschwung eines RNationalgefühls, nicht die Geburt blinden Hasses gegen die Regir rung, sondern die eines tiefen Unwillens uber die Verletzung der Gesetze und der Eide gewesen zu seyn, seo ist es der von ihr geschaf. fenen Staatsgewalten würdig, diesem edlen Ursprunge durch eine aufrichtige Pölitik zu entsprechen. Die Vergleichung der Handlun« gen der jetzigen Staatsgewalten mit den fruheren muß das Gehässige der vorüdergehenden Uehelstaͤnde dieser Revolution auf diejenigen juräckwerfen, welche, nachdem sie dieselben herbeigeführt ihr jetzt zie Uebel Schuld geben, deren Urheber sie selker sind. Wir pärfen uns nicht schmeicheln, obne den Beistand der Zeit alle Wuͤn sche befriedigen, alle Schmerzen Fillen zu konnen: aber schon Lie durch die deßnitive Konstituirung der Gewalten der Zukunft verlie hene Sicherheit ist ein großer Schritt zur Beruhigung der Gegen wart. Wie groß auch die Vortheile der Srblichkeit seyn mögen, das Opfer derselden wird durch die gluͤckliche Vollendung unserer Re— präsentatip Menarchie aufgewogen werden. Ueberzengen Sie sich— m. H daß hieran dem Lande am meisten gelegen ist, und Sie werden nicht Anstand nehmen, wenn auch nicht ohne inneren Schmerz, an dieses große Werk die letzte Hand anzulegen. In un serer Zeit das Gute, das man bald thut, auch immer das Beste. dlicken Absichten und von Franzdsischen Gesinnungen beseelt, ie Regierung, von den Kammern unterstuͤtzt, die Wohlfahrt aus der vollstaͤndigen Organisation der Staatsgewalten, 3z der bevorstehenden Berathung hervorgehen wird, entwickeln wissen. Selbst wenn das Land sich uͤber das, was in politischer Hinsicht seinen Interessen am angemessensten ist, getduscht haben sollte, so belehrt man es vielleicht nur dadurch eines Besseren, daß man ihm nachgiebt. Was die Pairie selber anbelangt, so wird die Gegenwart ihr wiedergeben, was sie von ihrer Zukunft aufgeopfert hat. Denn wenn dieser politische Akt sie von den fruheren und den kuͤnf tigen Geschlechtern trennt, so wird er sie dafuͤr an die Spitze der jetzigen Generation und der nenen Ordnung der Dinge stellen; sie wird an wahrhafter Kraft wiedergewinnen, was die Abschaffung der Erblichkeit ihr an Glanz gergubt hat. Eine neue Aera wird mit dieser nationalen Inanguration fuͤr die Pairie beginnen. Ver⸗ trauen wir dem ehrerbietigen Stillschweigen der Nation, das ein unwiderleglicher Beweis des Fortschreitens der oͤffentlichen Vernunft und der Erkenntlichkeit der Buͤrger füuͤr zehnjähri ge Dienste ist, welche die Pairie unseren Freiheiten geleistet hat und aufs neue leisten wird. Erlauben Sie dem Ministerium, meine Herren, sich weniger dazu Glück zu wünschen, daß es diese Frage von den Schleiern, mit denen die Leidenschaften sie zu um⸗

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