1831 / 338 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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belführt und dit Consumtion vermindert; daß die Verschiie gung der Kapitalien und die Verminderung der Consumtion den Han⸗ del und Gewerbfleiß lähmen; daß die Noth des Handels und Gewerbflelßes der arbeitenden Klasse ihren Lohn verkürzt; daß die arbeitende Klasse, da sie ihren Lohn nicht mehr im Verhält- nisse mit dem Preise der Lebensmittel findet, die Erhöhung des Tarifs verlangt; daß die Fabrikanten lieber ihre Werkstätten schließen, als mit Verlust verkaufen; eudlich, daß die Schließung der Werkstätten die Arbeiter zur Empörung treibt. Die Lyoner Ereignisse liegen sonach in der Ordnung der ewigen Gesetze.“

Briefe aus den westlichen Departements bis zum 2Z5östen mel⸗ den, daß dort vollkommene Ruhe herrsche.

Die Verhaftungen haben gestern und heute hier fortge⸗ dauert. Dem Mefsager des Chambres zufolge, ist ein Komplott entdeckt worden, das bei Gelegenheit der Lyoner Un⸗ ruhen zum Ausbruch kommen sollte. Gestern um 2 Uhr Nach⸗ mittags sind drei Kisten mit Patronen in Beschlag genommen worden; auch hat man die geheime Fabrik entdeckt, in welcher das Pulver verfertigt worden war. Alle Gegenstände, die nir Pulver⸗-Fabrication gedient haben, sind nach der Polizei⸗ Präfektur gebracht worden. Mehrere der Personen, gegen welche Verhafts⸗ Befehle erlassen worden, befinden sich auf flüchtigem Futze; unter ihnen befindet sich der General Dubourg,

Gestern Abend waren starke Abtheilungen Infanterie und Kavallerie an verschiedenen Punkten der Hauptstadt aufgestellt und zahlreiche Patrouillen zogen durch die Straßen.

Der Moniteur enthält eine vom 25sten d. M. datirte, ven dem Kriegs-Minister gegengezeichnete und aus 73 Artikeln bestehende Königliche Verordnung, wodurch der polhtechnischen Schule eine neue Organisation gegeben wird. Namentlich kehrt die Schule von dem Ministerium des Innern, dem sie unter der vorigen Regierung untergeordnet worden war, zu dem Res⸗ sort des Krie gs⸗-Ministeriums zurück; sie hat im Allgemeinen die Bestimmung, den Unterricht der mathematischen Wissenschaften, der Physlk, der Chemie und der graphischen Künste zu verbreiten und sonach Zöglinge für die Artillerie⸗ und die Ingenieur⸗-Schule, so wie für alle solche Zweige der Verwaltung zu ziehen, die eine ausgebreitete Kenntniß der physikalischen und mathematischen Wiffenschaften erheischen. Der Lehr-Kursus in der polytechni⸗ schen Schule dauert 2 Jahre.

Vorgestern war das diplomatische Corps bei dem Englischen Botschafter, Lord Granville, versammelt.

Es heißt, daß in diesen Tagen der Kammer ein Gesetz⸗Ent⸗ wurf vorgelegt werden wird, worin das Ministerium die proviso⸗ rische Forterhebung der Steuern nach dem bisherigen Fuße bis zum 1. April k. J. verlangt.

Die Gazette de France beschwert sich darüber, daß, nach⸗ dem bereits vor etwa vier Wochen vier Nummern ihres Blattes in Beschlag genommen worden, Herr v. Genoude, der verant⸗ wortliche Redacteur, noch immer nicht vor die Assisen geladen worden sey.

Straßburg, 25. Nov. Der Marschall Mortier ist diesen Abend hier angekommen, um das Ober-Kommando über die Zte und 5ste Militair-Division zu übernehmen.

Großbritanien und Frland.

Lendon, 29. Nov. Am 5. Dezember wird der Hof Brighton verlassen, um auf, einige Tage nach London zu kommen. Wie lange Ihre Majestäten alsdann später noch in Brighton verwei⸗ len werden, wird wahrscheinlich von der Aufnahme der Reform⸗ bill abhängen.

Die Herzogin von Kent hat gestern durch einen Courier aus Brüssel die Nachricht von dem Ableben ihrer Mutter, der ver— wittweten Herzogin von Sachsen-Koburg, erhalten.

Der Herjog von Cumberland hat mehrere Tage auf dem Landsitze des Grafen von Eldon zugebracht, wo sich eine sehr vor— nehme Gesellschaft zu einer Jagd⸗Partie versammelt hatte.

Der Kanzler der Schatzkammer hat an die Mitglieder des

Unterhauses das nachstehende Rundschreiben ergehen lassen; „Downing⸗Straße 22. Nov.

Mein Herr! Da das Parlament zur Abmachung von . auf Montag den 5. Dezember zusammenberufen woörden, so nehme ich mir die Freiheit, Sie um Ihre Anwesenheit zu ersuchen. Ich empfinde es, daß nach der sehr langen und ermüdenden Hesscd welche erst vor kurzem geschlossen worden, die Aufforderung an die Freunde der Reform⸗Bill, so bald wieder ihre Arbeiten vorzuneh⸗ men, ihren Eifer etwas hart auf die Probe stellt; ich hoffe jedoch, daß die Wichtigkeit des Anlasses ihnen eine vollstaͤndige Rechtferti= gung des an sie ergangenen Nufes seyn werde, Ich brauche Ihnen wohl nicht erst die Nothwendigkeit einer vollstaͤndigen Versammlun einleuchtend zu machen; vielmehr hege ich die zuversichtliche Hoff= nung, daß Sie so gefaͤllig seyn werden, sich bei dem Zusammentritte des Parlaments auf Ihrem Platze einzufinden. Ich habe die Ehre u. s. w. Alt horp.“

Die Irländischen Parlaments⸗Mitglieder haben die Absicht zu erkennen gegeben, sich nicht vor den Weihnachts-Feiertagen in London einfinden zu wollen. Die hiesigen Zeitungen äu— ßern sich darüber mit großem Unwillen und sind besonders ge⸗ gen Herrn O'Connell, der zu diesem Entschlusse Anlaß gegeben haben soll, erbittert. Die Times spricht sich folgendermaßen aus: „Was kann man vernünftiger Weise von einem Manne denken, der dem Volke in Dublin anzeigt, daß er sich nicht vor Weihnachten im Unterhause einfinden werde, weil seine Irländi⸗ sche politische Union mehr Ausmerksamkeit verdiene, als irgend eine Maaßregel im Parlamente!‘ Ist dies wirkliche Feind— schaft gegen die Reform? Nein; es ist Gleichgültigkeit gegen jede Maaßregel, welche nicht die Rachsucht und die Eitelkeit des Herrn O'Connell befriedigt. Wer erblickt nicht darin den Plan zu einer neuen Aufregung? Ein Theil von Herrn O'Connells jetzigen Einwendungen ist gegen die Wirksamkeit der neuen Ir— ländischen Reform⸗-Bill gerichtet; aber die eigentliche und un— verhehlte Bitterkeit seines Giftes ergießt er gegen den Secretair von Irland; der gelehrte Aufrührer sucht seinen Haß ge— gen Herrn Stanley nicht zu verbergen. Wir können nicht hinter den Vorhang schauen, um zu erfahren, durch welche per⸗ sönliche Beleidigung Herr Stanley sich die Feindschaft des Herrn O'Connell erworben hat. Herr O'Connell spielt jetzt nicht allein ein unwürdiges, sondern auch augenscheinlich ein ganz abgeschmacktes Spiel. Er kann dadurch, daß er die Aufmerksamkeit der ihm anhängenden leichtgläubigen Thoren unter dem Irländischen Volke auf andere Gegenstände lenkt, die Reformbill nicht stürzen. Er kann die Auflösung der Union weder mit dem Irländischen Pöbel allein, noch mit Unterstüz— zung der Geistlichkeit, ins Werk setzen. Alle aufrichtige und aufgeklärte Reformfreunde im ganzen Lande werden einen Mann verlassen, der bereit ist, eine große Sache selbstsüchtigen Dingen aufzuopfern.“

Am vergangenen Freitag wurde in Dublin ein Kapitel des St. Patricks-Ordens, unter dem Vorsitz des Marquis von An⸗ gleseh, gehalten.

Der Marquis von Downshire und die Grafen!

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von Elandlaͤff und Roden wurden mit der Ftitterwürde bes Sr⸗ dens bekleidet. . ;

In der zweiten Versammlung der politischen Union in Dubiin sprach man sich sehr heftig gegen die Königl. Procla— mation in Bezug auf die Associationen aus. Herr O' Con⸗ nell sagte unter Anderem: :

„Aus dem Auszug der Proclamatton, welchen ich gelesen habe, scheint mir hervorzugehen, daß dieselbe nur gegen bewaffnete po⸗ litische Unionen gerichtet ist; sollte irgend etwas Anderes gemeint seyn, so ware es eine ungesetzliche Proelamation. Man glaubt hier zu Lande, daß eine Proclamgtisn an und fuͤr sich selbst schon Ge⸗ walt habe; dies ist aber ein Irrthum. Eine Proclamatzon ist leeres Papier, so lange sie nicht guüf ein Gesetz begruͤndet ist Wenn ihr diese Bedingung fehlt, ist eine Proclamgtion ein Nichts und hat durchaus kesne Kraft. Es ist eine bloße Warnung gegen ein Ver⸗ brechen, welches, wenn es doch begangen wird, um so schaͤrfer be⸗ straft werden muß, weil man eben gewarnt worden ist. Wenn die Whigs um ein Haar breit weiter gehen wollten, wurden sie uͤber Bord geworfen werden. Das Englische Volk würde sich dem nicht unterwerfen. Sollte man etwa den Schluß ziehen wollen, daß die gegenwartige Versammlung durch jene a re angegriffen würde, so leugne ich solchts auf das Be immteste. Wir srnd nie⸗ mals cine bewaffnete Association gewesen und werden memals eine seyn. So lange das Gesetz die Bewaffnung verbietet, werden wir sie unterlaffen; obgleich die Zeit kommen durfte, wo der Konig und die Regicrung wuͤnschen möchten, daß das Volk zu ihrer und zu des Lanbes Vertheidigung die Waffen ergriffe. Bis jetzt ist dies nicht

esetzlich, und deshalb wollen wir uns nicht allein nicht bewaffnen, sondern nicht einmal daran denken.“ .

Man spricht in Dublin davon, daß die Anführer der Orange⸗ Partei entschlossen sepen, ebenfalls eine politische Union, als Op— position gegen Hrn. O'Connells Union, zu bilden. .

Ueber die Üntersuchungen in Bristol ist noch nichts Nähe— res bekannt, da bei Einleitung derselben keine Berichterstatter der Zeitungen zugelassen worden sind. Vorläuß befinden sich 110 Flufrührer, welche ihren Prozeß erwarten, in Haft.

Privatbriefe aus Lissabon vom 12. Nov. sprechen von der Bildung verschiedener Lager, von häufigen Truppenbewegun— gen und von der Absicht Dom Miguels, sein Hauptquartier in Rio do Mouro, 4 Stunden von Lissabon, aufzuschlazen. (Vg. den Art. Portugal.) Die disponiblen Streitkräfte an regu— lairen Truppen sollen aus 8000 Mann Infanterie, 1000 Mann Kavallerie und 2000 Mann Polizei-Soldaten bestehen. Außer—⸗ dem sollen die Königl. Freiwilligen zur Leistung des Eides auf— gefordert worden seyn, daß sie ihre Fahnen vertheidigen würden. Die öffentlichen Kassen sollen gänzlich erschöpft seyn. Der „Tagus“, welcher Lissabßon am 16, Nov. verlassen hat, bringt eine außerordentliche Beilage zur Lissäboner Hofzeitung mit, worin eine Ordonnanz Dom Miguels enthalten ist. Es wird darin den Kaufleuten von Lissabon, Porto und noch zwei ande— ren Städten eine gezwungene Anleihe von 240,900 Pfd. Ster⸗ ling auferlegt, die dazu bestimmt sind, zur Vertheidigung des Landes gegen Dom Pedro und dessen Anhänger verwandt zu werden. Diese Ordonnanz soll die Portugie sischen Kaufleute in die größte Bestürzung versetzt haben.

Die hiesigen Zeitungen enthalten Nachrichten aus Bogota bis zum 14. Aug. Darch ein Dekret des Vice⸗-Prä—⸗ sidenten ist die Armee um ein Drittheil reduzirt, und in den verschledenen Verwaltungszweigen sind bedeutende Einschränkungen vorgenommen worden. Die Provin; Pamplona hat den Ge— neral Santander zum Kongreß⸗Mitgliede erwählt.

Auf Anordnung des Lord-Kanzlers und des Erzbischofs von Canterbury sollen nächstens die werthvollen Douhletten des Britischen Museums öffentlich versteigert werden. Für den Er— trag will man diejenigen in dieser Bibliothek noch nicht befind⸗ lichen Werke anschaffen, welche von den Besuchern derselben in einem eigens dazu offen liegenden Buche als libri desiderati bezeichnet werden.

Nachrichten aus Caleutta zufolge, ist daselbst der Lord Bischof von Calcutta, John Mathias Turner, mit Tode abge— gangen. Er wurde am 8. Juli feierlich beerdigt.

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Aus dem Haag, 30. Nov. Von den Berathschlagungen der Sectionen unserer zweiten Kammer über den Gesetz⸗Ent⸗ wurf zur Erhöhung der Grundsteuer, sind jetzt die Protokolle im Druck erschienen Und an die Mitglieder vertheilt worden. Es geht daraus hervor, daß sich Viele gegen diese Erhöhung erklärt haben, weil sie der Meinung sind, daß es unrecht seyn würde, dem Grundeigenthümer allein eine solche Last aufzulezen; die für die Bedürfnisse des Staates aufzubringenden Steuern müßten vielmehr in eine durchaus allgemeine Form gebracht werden.

Dem Vernehmen nach, werden sich die Serctlonen der zweiten Kammer schon im Laufe dieser Woche mit Untersuchung des be— kannten Gesetz-Entwurfes wegen Erlangung außerordentlicher Mittel zur ferneren Führung eines im J. 1832 möglichen Krieges beschäftigen.

Hiesigen Blättern zufolge, ist nun die Abreise Ihrer Königl. Hoheiten des Prinzen und der Prinzessin Albrecht von Preußen auf den 7. Dez. bestimmt angesetzt.

Privat-Nachrichten aus London zufolge, wollte man wissen, daß zwischen vier Mächten der Konferenz und Belgien ein Ver— trag in Bezug auf die Schleifung eines Theils der Belgischen Fessungen abgeschlossen worden, nach welchem Menin, Ath, Mons, Philippe ville und Marienberg geschleift werden sollen.

Aus Herzogenbusch wird vom Asten d. gemeldet: „Die Abtheilungen von Kanonierbooten, welche vor Crevecoeur und St. Andres stationirt gewesen, sind nach dem Dordrechtschen Kil abgesegelt. Das Heer befindet sich noch in seiner konzen— trirten Stellung, und von einer Zerstreuung in Kantonirungen wird noch nicht gesprochen. Andererseits wird jedoch versichert, daß mit dem 1ssen Dez. einem Sechstheil der Bürgergarden Urlaub auf 14 Tage wird gegeben werden dürfen, und daß die übrigen Sechstheile in der Folge nach der Reihe gleichen Ur— laub erhalten werden.“

Zum erstenmale wieder seit dem Belgischen Aufstande ha⸗ ben wir direkt über Brüssel Nachrichten aus Paris so schnell wie früherhin (pom 26sten d.), allein nur durch Couriere.

Der Ertrag einer in Amsterdam zum Besten der Staats⸗ kasse gezogenen Lotterie von Kunstwerken, ist derselben nach Ab⸗ zug der Kosten mit 22,542 Fl. eingeliefert worden.

Brüssel, 29. Nov. In der gestrigen Sitzung der Re— präsentanten-Kammer war die Berathung über den Ent⸗ wurf der Untersuchungs⸗Kommisslon (S. Nr. 334 der St. Zeit.) an der Tagesordnung. Herr Blargnies war der erste Redner, der sich vernehmen ließ. Er sagte, daß das Volk, welches durch diese Versammlung repräsentirt werde, im vergangenen Monat August eine Beschimpfung erlitten habe, die um so mehr zu be⸗ dauern sey, da es der Gelegenheit, solche zu rächen, beraubt worden wäre. Das vorgeschlagene Gesetz bezwecke, den Belgi⸗ schen Namen in Europa wieder zu Ehren zu bringen; denn es

sey nothwendig, die wirklichen Ursachen der Unglücksfälle des vorige] Feldzuges genau kennen zu lernen. Die Kammer habe, kraft des 40sien Art, der Constitution, das Recht der Untersuchung; um aber von diesem Rechte Gebrauch machen zu können, müsse sie auch d Macht haben, Zeugen vorzufordern, die Vorlegung der nöthigen Aktenstücke durch Befehl erzwingen zu können, Strafen gegen die nicht erscheinenden Zeugen auszusprechen, u. s. w. Das Ün tersuchungsrecht sey die Ergänzung des Repräsentativ-System welches auf der Oeffentlichkeit beruhe. Eine strenge Uaatersiichun ; müsse den Fleck verwischen, der auf der National-Ehre hafte; 4 stimme daher für die Berücksichtignng des obigen Emwurses Herr H. von Bronckere sprach sich gegen die Borschläge den Kommission aus, indem er dieselben für zwecklos und uneonst! tutionnell erklärte, und sagte unter Anderem: l „Ich habe fruher schon behauptet, daß eine Untersuchung uͤhe unsere Niederlage im August zu keinem Resultate fuͤhren wuͤrd⸗ denn wir Alle iennen die Ursachen derselben. Blindes Vertraue in die Zukunft, Mangel an Voraussicht und Ordnung, Talentlosig keit der meisten Chefs, Nachlaͤssigkeit bei Vertheilung der Leben mittel, das sind die Ursachen unserer Unfälle. Wenn man nun diess durch eine Untersuchung noch besonders festgestellt haben wird, sins wir dann um einen Schritt weiter gekommen? Die Untersuchuns ist aber nichtsdestoweniger angeordnet worden, und die Kammer zu diesem Zwecke eine Kommission ernannt. Diese ist aber, wa leicht vorauszusehen war, gleich anfangs auf Hindernisse gestoßen weil über die Art und Weise ihres Verfahrens kein Gefetz existirt. Die Kommission haͤtte unter diesen Umstaͤnden, der Verfassung ge maͤß, der Kammer uͤber diese Schwierigkeit Bericht erstatten mir sen; statt dessen hat sie es fuͤr passender gehalten, gleich selbst eh Gesetz zu entwerfen, welches sich, wohl zu merken, nicht allein uh die anbefohlene Untersuchung, sondern über alle kuͤnftige Untersu chungen ausspricht. Dadurch hat sie ihre Befugnisse offenbar uͤber schritten; will man mir darauf erwiedern, daß dies nur in der Form gefehlt sey, so bemerke ich, daß ein solcher Fehler in der Form nich! geduldet werden kann, da er einen Vorgang konstituiren wurde, de spaͤterhin von den uͤbelsten Folgen seyn kann. Abgesehen aber von dem Verstoße gegen das Reglement, so ist auch der Entwurf an siöh selbst der Art, daß daruͤber zur Tages-Ordnung geschritten werde muß. Wie könnte die Kammer Vorschlaͤge in Erwaͤgung ziehen. welche darauf abzielen, eine Kommission mit uͤbertrieben ausgedehn⸗ ten und ganz unconstitutionnellen Rechten zu bekleiden und der ver fassungsmaͤßigen Regierung gegenuͤber gewissermaßen eine neue Re gierung zu errichten Wenn man die von vielen Personen ausge sprochene Meinung, daß die Kammer uͤber jeden Gegenstand eln Untersuchung anordnen kann, gelten lassen will und nun bedentt daß eine Kommission das Recht haben soll, jeden offentlichen Beam ten vorzuladen und ihn so lange von Erfuͤllung seiner Pflichten al zuhalten, als es ihr beliebt, daß ferner kein Aktenstuͤck irgend eines Ministeriums oder irgend einer Behoͤrde ihr vorenthalten werden darf, und daß sie im Stande seyn soll, die ausbleibenden Zeugen mit Strafen zu belegen, welche bis auf 1990 Fl. fur jeden Tag stel⸗ en konnen, so frage ich, ob dies etwas Anderes heißt, als die g setzgebende Kammer in den Stand setzen, sich aller Gewalten i bemaͤchtigen? Das ist aber offenbar nicht der Zweck des 40sten Ar tikels der Verfassung. Man darf diesen Artikel nicht anders all im Zusammenhange mit der ganzen Constitution betrachten und kan daher das Untersuchungs- Recht auch nur auf solche Gegenstaͤndi ausdehnen, welche zum Bereich der Kammer gehören. Weiter ge hen zu wollen, hieße, meiner Ansicht nach, die Eonstitution verlen zen und der gesunden Vernunft Gewalt anthun.“ Herr Barthelemy trat der Ansicht des vorigen Redner! bei und meinte, daß eine Untersuchungs-Kommission, mit so aus gedehnten Vollmachten versehen, wie der vorliegende Entwun sie vorschlage, leicht zu einem Comité des öffemlichen Wohle wie solches aus der ersten Französischen Revolution hervorgegan gen sey, führen könnte. Nachdem sich noch mehrere Redner hal ten vernehmen lassen, erklärte der Präsident, daß die Liste des Redner erschöpft und die Diskussion deshalb geschlossen h Diese Erklärung erregte einen großen Tumult; obgleich Nit mand mehr sprechen wollte, so hbestanden doch mehrere Mitglic⸗ der darauf, daß man die Diskusston noch nicht schließn solle. Der Präsident befragte die Versammlung, und diess entschied auch wirklich, daß die Debatte fortgesetzt werden solle. Da sich indeß kein Redner meldete, so ergriff Hen Leclercg als Berichterstatter der Kommission das Woll und sagte unter Anderem: „Europa ist Zeuge unserer Zu rüstungen zum Kriege, unseres Enthusiasmus für die Freihel gewesen; es hat gehört, wie wir uns im voraus des Siege rühmten und mußte sehen, wie die Holländer vor den Thoren unserer Hauptstadt slanden. Was würde es sagen, wenn wi jetzt, nachdem wir über Verrath geschrieen und eine Untersuchun anbefohlen haben, diese Unterfuchung, welche uns mit den wah ren Ursachen unserer Niederlage bekannt machen soll, aufgeben Sie haben die Kommission beauftragt, jenen Ursachen nachzu forschen. Wie soll sie aber diesem Auftrag nachkommen, wem sie ihr ein Gesetz verweigern, welches allein sie dazu in Stam setzen kann. Wer den Zweck will, muß auch die Mittel woh len.“ Die Sitzung wurde um 3 Uhr aufgehoben und di Berathung auf morgen vertagt. . Die Herren Osh und Rittweger reisen, wie man sagt, heut Ie, . ab, um wegen der Anleihe für Belgien zu unter handeln. ö.

Brüssel, 29. Nov. Die geschärften Polizei⸗Ma regeln, deren ich in meinem letzten Schreiben gedachte, werden jetzt auch auf alle Fremde und Reisende ausgedehnt, und man scheint nicht ohne Grund zu besorgen, daß sich Emissarien im Lande befinden, die unseren Fabrikstädten das Schauspiel, wel ches jetzt die zweite Stadt Frankreichs darbietet, nicht bloß durch rhetorische, sondern auch durch klingende Argumente als nachah mungswerth empfehlen wollen. Herr von Lamberts-Cortembach Civil⸗-Gonverneur von Ost-Flandern, hat alle Octs-Behörden sel nes Verwaltungs⸗Bezirks aufgefordert, (ägliche Bürgergard Patrouillen durch die ganze Provinz zu senden, um Stad und Land vor möglichen Unordnungen zu schützen. sichtlich der Reisenden ist die strenge Paß-Ordnung vonn Jahre JV. der Französischen Republik wieder erneuert worden schwerlich wird sich diese jedoch auf die unzähligen Bettla anwenden lassen, die truppweise das ganze Land durchziehen, un die einerseits, weil die Regierung sie nicht anders zu beschäft? gen oder zu ernähren weiß, von ihr geduldet werden, andererseit! aber durch ihre imposante Anzahl dem Landmanne solche Furch einflößen, daß er sie nicht ohne reichliches Almosen von sich läßt Beim Anblicke dieser Leute glaubt man sich in der That in di schöne Zeit von 1789 zurück versetzt, wo die noch nicht von der Französischen Revolution säkularisirten und von Napoleon vol lends geleerten Kloster⸗Schätze die Schmarotzerpflanze der Vage bunden, Bettler und Taugenichtse im üppigen wohlthätigen Ge— deihen erhielten. Die Rückkehr vieler Mönche und Orden, de— ren unkontrollirte Niederlassung von unserer Constitution ge— stattet wird, trägt ebenfalls dazu bei, jene von dem Journal des Flandres, dem Courrier de la Meuse und anderen Geistesgenossen des Abbé de la Mennais so seht gepriesenen Erinnerungen in die Wirklichkeit zu übertragen, und selbst die Freiheitsbäume, die viele Flandrische Dorf-⸗Ge

meinden unk Stäbte ges ihren Heillgenbildern aufgepflanzt haben, rufen den Kreur-Retzolutionnair van der Noot und seine traurige Zeit ins Gedächtniß zurück. In Mecheln und anderen Orten hat, charakteristisch genug, die große Laterne, die sonst den Markt erleuchtete, einem solchen Freiheitsbaume weichen müssen; Licht und Ordnung sind freilich Dinge, die in dem Systeme unserer Freiheit ęprediger keinen Platz finden. Die Aufgabe jeder guten Europäischen Regierung unseres Jahrhunderts scheint zwar eben die Verbreitung des Lichts und die Erhaltung der Ord— nung zu seyn; die unsrige ist jedoch durch den Art. 17 der Bel— gischen Verfassung verbunden, unsere öffentliche Aufklärung den fröres ignorantins zu überlassen und den Jesuiten die Ordnung anheimzustellen, die der Staat etwa gesonnen wäre, durch eine störende Kontrolle in den Volks-Unterricht zu bringen. Der König kann beim besten Willen nichts zur Bildung seines Volkes thun, und eben so, wie in den Straßen seiner Städte, wird Leopold auch auf der Bahn der Regierung manchen un— nützen Umweg machen müssen, um nicht etwa auf und an ei— nen Freiheits baum zu stoßen, der neben einem heiligen Schrein auf— gepflanzt ist. So lange solche Sinnbilder einer nur halb begrif— fenen und ordnungslosen Freiheit im Lande sich befinden, wird der Belgische Thron auch den Glanz nicht erlangen können, der der Königl. Würde unumgänglich nöthig ist, wenn sie den Segen ver— breiten soll, der an ihre göttliche Institution sich knüpft. Das Geschlecht der Demagogen, das in Belgien einen alten Ur— sprung hat und hier niemals aussterben wird, betrachtet je—⸗ nen Baum als seinen Stammbaum, der den Vortheil vor jedem anderen hat, daß er wirkliche Aeste und Zweige trägt, an und mit denen ein ruchloser Pöbel seinen Uebermuth zeigen kann. Hier giebt es weder ein Gesetz, das, wie jetzt in England, die Verzweigung politischer Vereine, deren Dasein und Grundsätze dem Staate gefährlich werden können, verbletet, noch eine De— putirten⸗Kammer, die, wie jetzt in Frankreich, durch Ansehen und Einstimmigkeit die Regierung gegen einen bewaffneten Aufstand in Schutz nehmen kam. Während sich täglich neue mit einan— der in Verbindung stehende Vereine bilden jetzt unter dem Vorwande, die flüchtigen Polen zu unterstützen, wobei alte verschollene Namen, wie van Halen, Quiroga und Andere, wie⸗ der zum Vorschein kommen zeigt sich in unseren beiden Kam— mern das lebendigste Bild der Hohlheit und Leere, das weder dem Gesetze, noch der Legislatur selbst Achtung zu erwerben ver⸗ mag. Einige unserer Blätter, die Geist genug besitzen, sich auch außerhalb der breitgetretenen Spur schaaler Raisonnements und Oppositionen zu bewegen, sinden in der Zusammensetzung unserer Kammern einen reichen Stoff zu treffenden Bemerkungen. Na— mentlich macht sich das Journal der Provinz Lüttich durch Briefe aus Brüssel bemerklich, die, unstreitig von einem Deutschen oder von einem Franzosen mit Deutscher Bildung herrührend, mit ächtem, ich möchte fast sagen, Jean Paulschem, Humor unsere Helden des Tages (oder vielmehr des vorigen Jahres) in ihrer ganzen Nichtigkeit darstellen. Der jetzt der Kammer zur Berathung vorlie— gende Antrag der Herren Gendebien, Blargnies und ihrer Freun— de auf Untersuchung der Ursachen, welche die schimpflichen Nieder— lagen des August herbeigeführt, giebt diesem Korrespondenten

mu der durch einen ergötzlichen Vergleich recht anschaulich gemach—

ten Bemerkung Anlaß, daß, wenn bis jetzt noch hin und wieder geglaubt worden, unsere Niederlage sey dem unerwarteten Ueber— falle der Holländer und der Unerfahrenheit unserer Truppen bei⸗— zumessen, die Untersuchung den Erfolg haben würde, diese Mei⸗ nung zu widerlegen und unsere Feigheit, so wie unsere eitele Großprahlerie, auf das unwidersprechlichste darzulegen. Mehrere Deputirte, wie die Herren H. v. Brouckere, Barthelemw, Fallon und unser jetziger interimistischer Minister des Innern, Herr de Theux haben darum auch gegen den Antrag der Untersuchungs— Kommission gesprochen, der vorläufig dahin lautet, daß dieselbe zur Einsicht aller Archive und Aktenstüicke, so wie zur Verneh⸗— mung von Zengen u. s. w., autorisirt werde. Man sieht in der heutigen Sitzung der Rezräsentanten⸗Kammer der Erledigung der Debatte über diesen Antrag entgegen und hat noch so viel Vertrauen zu dem Einsehen der Majorität, daß man die Ver— werfung einer Prozedur erwartet, die nur den alten Skandal von neuem erwecken könnte.

Portugal.

Die Times theilt nachstehendes Schreiben aus Lissabon vom 12. Nov. mit: „Vor zwei Tagen kam hier ein Expresser aus Madrid an, welcher die Nachricht überbrachte, daß Dom Pedro von Paris abgereist sey. Sofort wurde dieserhalb eine Sitzung des Staats⸗Rathes zusammenberufen. Unsere Regie⸗ rung trifft alle Anstalten, um den erwarteten Feind mit Nach— druck zu empfangen. Die Generale, welche das Heer befehligen sollen, sind bereits ernannt; man bemerkt darunter die Ge— nerale Povoas und Barbacena, von denen der Letztere den Ober-Befehl führen soll. Nur die Polizei⸗Macht soll hier verbleiben; alle übrige Truppen werden nach der Küste abgehen, die von Cascaes bis Figuera bewacht

vwerden soll, was für unser Heer keine kleine Aufgade seyn wird.

Das Hauptquartier soll in Rio do Mouro aufgeschlagen werden. Gestern ist auch Befehl ertheilt worden, die in Belem befindli— chen Geschütze nach Cascaes zu bringen. Den Truppen der Artillerie find ihre verschiedenen Stellungen mit der strengsten Weisung, sich gut zu benehmen, angewlesen worden. Der Gesundheits-Zustand hier zu Lande ist seit kurzem nicht der beste, und an beiden Seiten des Tajo haben die herrschenden Fieber viele Opfer hinweggerafft. In Villa-Franca sind bei einer Be— völkerung von 6066 Menschen deren 5 600 seit karzem gesior— ben.“ (Vergl. den Art. London.)

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Das Journal de St. Petersbourg meldet aus Kon— stantinopel vom 30. Oktober: „Die prächtige Gala⸗Fquipage, so wie das dazu gehörige Gespann von 8 Pferden aus den be⸗ rlihmtesten Russischen Stutereien mit ihrem Geschirr aus rothem goldgestickten Maroquin, welche einen Theil der von Sr. Majestät für den Sultan Mahmud bestimmten Geschenke ausmachen, tra— fen am 14. (26.) September in sehr gutem Zustande in Kon⸗ stantinopel ein; dem Kaiserl. Marstall-⸗Beamten, Herrn Jermo⸗ loff, war der Auftrag geworden, diese Geschenke zu begleiten, und er hat den Transport unversehrt bewerkstelligt. Da der Reis⸗ Efendi von der Ankunft desselben vorläufig benachrichtigt wurde, so hatte der Sultan für Hrn. Jermoloff und die ihn begleitenden Personen eine große, nahe an seinem Sonimer⸗Palast an den llfern des Bosporus belegene Wohnung anweisen lassen, woselbst die Türkischen Autoritäten wahrend seines dortigen Aufenthalts ihn fortwährend mit allen Bedürfnissen versorgten und ihm, so wie seinem Gefolge, die ausgezeichnetsten Aufmerksamkeiten bezeigten. Die Ueberrei⸗ chung aller Geschenke an die vom Sultan zu deren Entgegen⸗ nahme bestimmten Personen fand am 6. (18.) Oktober in dem neuen an den Ufern des Bosporus erbauten Kaiserlichen Palast

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in Gegenwart Sr, Eycellenz des außerordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Ministers Sr. Majestät bei der Ottomanischen Pforte, Herrn von Butenieff, statt. Der Sultan, der ihnen ei⸗ nige Tage vorher inkognito einen Besuch abstattete, hatte ver⸗ sprochen, bei der Uebergabe zugegen zu sehn; aber er wurde durch den Empfang von Depeschen über die Einnahme von Bagdad, die ihm an demselben Morgen zukamen, daran verhindert. Der Geschmack, der Reichthum und die Vollendung der in den Werk⸗ stätten des Kaiserl. Hofes zu St. Petersburg gearbeiteten Equi⸗ page und Geschirre, die Schönheit der Pferde, mit einem Wort die Pracht und der Glanz aller von Sr. Maj. dem Kaiser von Rußland. übersandter Geschenke setzten alle Türkische Würden⸗ träger, die der Ueberreichung beiwohnten, in das lebhafteste Er— staunen; die Kutsche, ihr Gespann und Geschirr nahmen vor— züglich ihre Aufmerksamkeit in Anspruch. Der Ober-Stallmeister des Sultans konnte nicht müde werden, die Pferde zu betrach— ten und zu wiederholen, daß er deren niemals so schöne und stattlich gewachsene gesehen habe. Herr Jermoloff und seine Un— tergebenen wußten sich durch ihr ausgezeichnetes Benehmen die Hochachtung der Turken und das Wohlwollen des Sultans mu gewinnen, welcher Letztere ihnen mehrere Beweise von seiner Freigebigkeit erzeigte. Herr Jermoloff hat von demselben eine sehr reiche Tadatière zum Geschenk erhalcen.“

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Berlin, 5. Dey. Auf die Nachricht von dem Ableben des Erzbischofs v. Borowski haben (wie die Königsberger Zei⸗ tung meldet) des Königs Majestät Allerhöchst zu bestimmen ge⸗ ruht, daß zum Andenken an die Verdienste dieses seltenen Man⸗ nes das von ihm getragene Erzbischöfliche Kreuz und die ihm verliehen gewesenen Orden in der Königsberger Schloß⸗Kirche aufbe⸗ wahrt werden sollen.

Aus Danzig vom I0sten November schreibt man: Je mehr die durch die Cholera verursachten Wunden noch in ihren Folgen schmerzen, desto tröstender und auftichtender hat das nachstehtnde, vom Magistrat bekannt gemachte, allergnädigste Ka⸗ binetsschreiben Seiner Majestät, unseres Llllverehrten Königs, auf die Gemüther gewirkt, die ehrfurchtsvollsien dankbarsten Gesin— nungen für die in demselben ausgesprochenen huldreichen Aeuße⸗ rungen erregt und einen Eindruck gemacht, welcher auch auf alle, die als edle Menschenfreunde ihre rege Theilnahme an dem Schicksale der Stadt bekundet haben, eine gleiche Wirkung zu verursachen nicht verfehlen kann. Das Allerhöchste Schreiben lautet:

„Da die Stadt Danzig und ihre Vorstädte, wie Ich aus der Mir erstatteten Anzeige ersehen habe, von der Cholera nunmehr befreit sind, so kann Ich es Mir nicht versagen, den sämmtlichen Orts-Behörden und Einwohnern Meine besondere Zufriedenheit über die ausdauernden Anstrengungen, mit wel— chen sie in einer verhängnißvollen Zeit die ihnen auferlegte harte Prüfung ertragen, und über die musterhaften Gesinnungen, welche sie in standhafter Ausführung der gesetzlichen Vorschriften und in lobenswerther Erhaltung der öffentlichen Ordnung und Ruhe unter mannigfachen Beschränkungen und Entbehrungen bewiesen haben, zu erkennen zu geben. Ich beauftrage den Magistrat, diefes Anerkenntniß ihrer treuen Pflichterfüllung der Stadtverordneten-Versammlung und den übrigen Kom⸗ munal⸗-Behörden, so wie der gesammten Stadtgemeinde bekannt zu machen und sie Meines fortdauernden Wohlwollens zu versichern.

Berlin, den 20sten November 1831.

(gez.) Friedrich Wilhelm.“

Die Königsberger Zeitung enthält nachstehende Be⸗ . des kommandirenden Generals des ersten Armee⸗

orps:

„Se. Majestät der König haben mir unter dem 6ten d. M. Allergnädigst zu eröffnen geruht:

daß Se. Maj. der Kaiser von Rußland den Unteroffizieren und Soldaten der auf das Königlich Preußische Gebiet Schutz suchend übergetretenen Polnischen Corps der Generale Güielgud, Rohland, Chlapowski und Rybinski völlige Amnestie und freie Rückkehr in ihr Vaterland zugesichert haben.

Injwischen hat Se. Maj. der Kaiser von Rußland auch aus Moskau den Allerhöchsten Kaiserlichen Gnaden-Ukas vom 20. Okt. c. zu erlassen geruht, welcher nach einer von dem Fürsten von Warschau, Grafen Paskewitsch von Erivan, mir gewordenen Erklärung vom 33. Nov. c. den sämmtlichen Pol— nischen Unteroffizieren und Soldaten, welche 'sich nach Preußen Schutz suchend begeben haben, die freieste Rückkehr nach ihrer Heimath gestattet, ohne daß dieselben weder über ihr früheres Benehmen, noch über ihre politischen Meinungen in irgend einer Art zur Rechenschaft gezogen werden sollen, da die Unteroffiziere und Soldaten sich in keiner der Ausnahme⸗-Kategorien befinden, welchen Se. Maj. der Kaiser die Amnestie zu verweigern sich

in dem erwähnten Kaiserlichen Ukas Allerhöchst bewogen ge⸗

funden haben.

Auf Grund dieser vorstehenden Erklärungtn Sr. Maj. des Kaisers und des Fürsten von Warschau, durch welche das künf— tige Schicksal der Unter-Osffiziere und Soldaten, die sich in den Königl. Preußischen Schutz begeben haben, sicher gestellt wird, befehlen Se. Majestät der König von Preußen die Rückkehr sämmtlicher Unteroffiziere und Soldaten nach Po— len und haben mich Allergnädigst zu beauftragen geruht, den Abmarsch derselben unverzüglich anzuordnen.

Unter-Offiziere und Soldaten aus dem Königreiche Polen! Haltet Euch daher in den Tagen nach dem 10. Dezemder zum ÄAlbmarsch bereit; gebt diesen Befehlen Sr. Majestät des Königs unweigerlich Folge und macht durch einen ordnungsmäßlgen Ab⸗ marsch, so wle durch ein Betragen, demjenigen gleich, welches Euch bisher so rühmlich ausgezeichnet hat, Euch der ferneren Gnade Eures wohlwollenden Beschützers, meines erhabenen Kö— nigs und Herrn, würdig, der Euch gastfrei aufgenommen und sich für Ener zukünftiges Schicksal lebhaft interessirt hat.

In Begleitung weniger Königlich Preußischer Truppen wer— det Ihr den Rückmarsch zur Gränze antreten, woselbst angekom⸗ men, Ihr, den mir gewordenen amtlichen Eröffnungen zufolge, von einlgen Kaiserlich Russischen Offizieren mit Reisegeld verse— hen werden sollt, um in Eure Heimath zurücksukehren.

Unter-Offiziere und Soldaten aus dem Königreiche Polen! Kehret mit Vertrauen auf die Gnode und Milde Eures glorreichen Monarchen und Kaisers nach Eurem Vaterlande zurück und macht jetzt von der Euch bewilligten Amnestie Gebrauch, da die Ver⸗ weigerung der Rückkehr als Widersetzlichkeit angesehen werden müßte üuͤnd Euch der Wohlthaten derselben wahrscheinlich für immer verlustig machen würde.

Die Kaiserlich Russischen Unterthanen aus dem Gouverne⸗ ment Wilna c. verbleiben vorläufig unter dem Schutze Sr. Majestät des Königs bis zu den üer sse noch zu erwartenden

udheren Gestimmungen jurllck und werben n den Umgebungen von Labiau gesammelt werden. Königsberg, den 28. November 1831.

Der kommandirende General des Königlich

Preußischen ersten Armee Corps. (gez.) v. Krafft.“

In der Sitzung der hiesigen geographischen Gesellschaft vom Iten Dezember hielt Hr. Mädler einen Vortrag über das Verhältniß der Heiterkeit und Trübheit der Atmosphäre, wie es aus den hiesigen Beobachtungen sich ergiebt. Herr Krohn trug eine Abhandlung über die Puharri, Bewohner der Radschmahalberge am Ganget, vor. Darauf sprach Herr Professor Zeune über die zehn Gebote des Buddhisten, nach einem Katechismus, den Herr Professor Neumann aus Canton mitgebracht hat. Herr Professor Ritter legte ß L. v. Buch's neue Karte der In⸗ sel Teneriffa so wse Mac-Gregor's Beschreibung der Kanari⸗ schen Inseln vor und theilte einige Notizen aus W. Gells Un⸗ tersuchungen über die eykopischen Mauern in Griechenland und Italien mit. Herr Julius Curtius gab einige Nachrichten Über die Slaven in den nördlichen Provinzen der Europäischen Türkei. Herr Geh. Rath Dr. Hoffmann sprach über die Ge⸗ setze der Sterblichkeit, welche die Erfahrung der letzten zehn Jahre für den Preußischen Staat ergiebt, wozu Herr Dr. Ju⸗ llus Bemerkungen über den allgemeinen Gesundheitszustand je—⸗ ner Periode mlttheilte. Herr Major O'Etzel legte das dritte Heft der Karten und Pläne zu Ritters Erdkunde vor, und dasselbe, so wie die ersten beiden Hefte, zur Bibliothek der Ge⸗ sellschaft, welche, so wie mehrere andere Geschenke des Herrn Major von Oesfeld, mit Dank entgegengenommen wurden. Mehrere neu erschienene geographische Werke und Karten wur⸗ den zur Ansicht mitgetheilt.

Berichtigung. Im vorgestrigen Blatte der Staats⸗Zei⸗ tung, Artikel Berlin, S. 1763, Sp. 3, Z. 28, 29, 6 und 41, lese man statt „Serrot“ und „Serregaur“: „Perrot“ und „Perregaur“.

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Die Zahl der Genesenen vom 3. auf den 4. Dezember war gestern auf ( angegeben worden; es ist aber in diesen 24 Stun⸗ den nur 1 genesen. Das Versehen rührt daher, daß die früher, nach Auswels unserer vorgestrigen Randnote, als cholerakrank an⸗ gemeldeten 3 Personen gestern unrichtigerweist unter die Zahl der Genesenen mit aufgenommen worden sind, weshalb auch eine unrichtige Angabe des wirklichen Bestandes (18 statt 21) erfolgen mußte. Um jeden Zweifel über die gemachten Angaben zu beseitigen, lassen wir hier noch einmal die Zahl der seit dem 1. Dezember Erkrankten, Genesenen und Gestorbenen, nebst dem jetzt verbleibenden Bestande, folgen:

In der Residenzstadt Berlin waren

erkr. genes. gestorb. Bestand bis zum 30. Nov. Mittags 217 786 1396 35 . 2 25 1 3 26 2 1 21 ; 1 21 hiernach Summa 2224 800 1403 21 Hinzugek. bis zum 5. Dez. Mittags 13 1 3.

Bis zum 5. Dez. Mittags Summa 2224 813 1404 J Hierunter sind vom Militair 35 18 17 =

In ihren Wohnungen werden behandelt 3 Personen, in den Hospitälern 4.

Regiernngs⸗Bezirk Potsdam.

Vom 2osten bis 26sten November sind Krankheitsfälle an der Cholera vorgekommen in den Kalkbergen bei Rüdersdorf, in Oderberg, Welsow, Angermünde, Spandau, in den Bergen vor Havelberg und im Forsthaust Modderlack daselbst. Im Ganzen sind in dieser Zeit 40 Personen erkrankt, 17 gestorden, 15 ge⸗ nesen; heftig ist die Krankheit nur in Oderberg, wo 16 Personen krank verblieben. Rathenow, Stütz kow und Retzow sind rein und unverdächtig erklärt worden. Ueberhaupt sind im Regierungsbezirk Potsdam bis zum 26sten November

erkrankt genesen gestorben Bestand 963 352 ö88 23 In Potsdam waren erkr. genes. gestorb. Bestand. bis zum 19. Nov. 51 9 40 2 Finzugek. vom 19. Nov. bis 3. De. 2 ö. ö.

/// / Summa 51 11 10 ? darunter Militair 3 1 2 '? In Magdeburg waren erkrankt genesen gestorben Bestand bis zum 30. Nov. 575 222 346 7 hinzugek. v. 30. Nov. b. 3. Dez. 2 2 . 9

Summa 577 224 346 Darunter Militair 50 97 22 1 In Stettin waren erkr., genes. gestorb. Bestand. bit zum 30. November 365 11 249 3 Hinzug. vom 30. Nov. bis 3. Dey. 2 2 .

Summa 367 113 251 3 Darunter Militair 41 10 29 2 In Tilstt smid erkrankt genesen gestorben Bestand. bis zum 28. Nov. 398 179 g 1 darunter Militair 37 17 20 e mmm n,,

Den bis zum 1sten (13.) November d. J. bei dem Mini— sterium des Innern zu St. Petersburg eingegangenen Nach— richten zufolge, betrug die Zahl sämmtlicher in den Gouverne— ments Astrachan, Wilna, Wolhynien, Witebsk, Woronesch, Grodno, Jekaterinoslaw, Esthland, Kasan, Kaluga, Kiew, Kur— land, Liesland, Minsk, Mohileff, Moskau, Olonetz, Orenburg, Podolten, Pultawa, Rjäsan, Suratoff, Smolensk, Taurien, Tula, Cherson, Bessarabsen, Bialystock, Kaukassen und Don an der Cholera Erkrankten zusammen 5607, wovon dle meisten, nämlich 317, in Witebsk.

Den Londoner Zeitungen bis zum 29. Nov. (Mor⸗ gens) zufolge, erkrankten in Sunderland in den drei Tagen vom 24. bis 24. November an der gewöhnlichen Cholera 14 und an der bösartigen 17; es genasen 14 und starben 13 Personen.

In Hamburg sind vom 2. zum 3. Dez. 2 Perfonen er⸗ krankt, 1 genesen und 2 gestorben.

In Lüneburg ist, den Hannöverschen Nachrichten zufolge, seit dem 25. Nov. bis zum 29. kein Erkrankungsfall vorgekommen. Eine früher erkrankte Person ist gestorben, die übrigen in der Behandlung gebliebenen Cholera⸗Kranken waren am 29. Nov. sämmtlich genesen. Im Alten Lande, zu

Borstel, ist wieder eine Person gestorden. In den übrigen