ö
„Bemerkungen uͤber die epidemische Brechruhr waͤhrend des Som⸗ mers 1335 in St. Petersburg, von Hr. Wolff. H. Das Wesen der Cholera wird hier in eine gonge ion e . ute nach dem inneren Heerde des Lebens, nach den Ganglien⸗Sys emen des Unterlcibes, der Brust und des Halses, erzeugt ö kosmisch⸗ tellurische Einflüͤsse, gesetzt und hierdurch die e r,, nn, so wie ihr Natur- Zweck erklaͤrt, so wie auch die diese Ansicht e⸗ staͤtigenden Seetions⸗-Befunde angegeben, Hierdurch motivirt nun ber Perfasser sein Heilverfahren. In den leichten Fallen die Hei⸗ lung den von der Natur verursachten Ausleerungen uͤberlgssend, gi terseützt er dieselben, wo sie fur, den gastrischen Zustand nicht ausreichen, durch milde Abfuͤhrmittel, durch Ableitungen nach ber Perspherie, und durch Befreiung des stockenden Blutlaufes Die depllrende ableitende Methode, mit ihren bekannten Mitteln, ist daher die Haupt-Indication, und es werden viele einzelne Erschei⸗ nungen mit den zu ihrer Beseitigung luͤcklich angewendeten Mit⸗ ein aufgeführt. Sonnenlicht und. Schwangerschaft giebt der Ver⸗ fasser als erfahrungsmäßige und, seiner Theorie nach, wegen ihrer ongestion befördernden Kraft, schädliche Mamente an, und bei der seßteren ist die Blut-Entleerung unentbehrlich, wie auch hier durch ben Kaiscrschnitt der Fötus oft noch nach dem Tode der Mutter su retten ist. Einen Beweis fuͤr das kongestive Leiden des Blutes in der Cholera findet der Verfasser in den haͤufigen kritischen Kongestiy⸗ Abscessen und in den nicht seltenen eigenthůmlichen Haut⸗AUusschlaͤ⸗ gen, weiche, den vibices und essera aͤhnlich, waͤhrend der Relanyg⸗ leszenz sich feigen, so wie endlich der Beleg fuͤr die Zweckmaͤßigkeit der vorgeschlagenen Behandlung durch eine beigefügte Tabelle über die Sterblichkeit und Genesung der Kranken in den 6 größeren Che⸗ lera⸗Hospitaͤlern, während der Hoͤhe, Mitte und Abnahme der Epi⸗ demie, geliefert wird. mice en em fh! Brechruhr, von Hofrath und Professor Dr. Sa⸗ lomon.“ In diesem Aufsatze, dessen Schluß noch fehlt, spricht der Verfasser zäerst die Nothwendigkeit aus, die verschiedenen Formen und Grade er Cholerafdlle, so wie die verschiedenen Zeitraͤume der Epidemie in ihrem Verlaufe zu sondern, weil nur hiernach eine rationelle Ichandlung und eine richtige Wuͤrdigung der Resultate erzielt wer⸗ den könne Seinen Erfahrungen zufolge, nimmt er 3 Grade oder Zeitraͤume der Krankheit an, die er nach einander als stadium irri- salsonis. skasmodicum, und karalyticum mit den entsprechenden Symp⸗ tomen schildert. Was die Pathogenie der Cholera betrifft, so nimmt der Verfaffer an? Dieselbe entfiehe durch ein Miasmg, welches primãr das Ganglien-System erethisch affizirt und, zugleich antagonistisch das Kapillargefaͤß System wie die peripherischen Hautnerven devrimirt, welches einerseits durch die Erscheinungen gerechtfertigt wird, andererseits den Schluͤsses zur richtigen Behand. lung giebt, da ein Specifikum nicht gebilligt werden köͤune und auch keines sich bewährt habe. Diesem gemaͤß stellt der Verfasser folgende 4 Haupt⸗Indicationen auf: 1) die Reizung des Ganglien⸗ Systemes und Ruͤckenmarkes zu heseitigen; 2) die verminderte Thaͤ⸗ tigkeit des Herzens und des arteriellen Systemes aufzuregen; 3) die unterdrückte Thaͤtigkeit der Haut und die unterdruͤckten Secretionen wieder herzustellen; 4) die Folgekrankheiten zu beseitigen. Im An⸗ fange der Krankheit fend es besonders 2 Mittel, die nie vernachlaͤs⸗ sigt' werden dürfen, weil sie die weitere Entwickelung des Uebels ganz hemmen oder dessen Heftigkeit wenigstens mildern koͤnnen, nämlich istens das Aderlaß und 2Aens ein Brechmittel.
Bei der unendlichen Fluth von Cholera-Schriften, die uns nach gerade die Lust rauben, jede neue Production zu durchlaufen,
wissenschaftliche Geist des Verfassers, die klare Ausführung einer, 1 a nicht ganz neuen, aber doch nirgend so durchgeführten Idee der Krankheit, die praktische Bekanntschaft mit dem Gegen⸗ sand und die hier gelieferten Resultate einer, wenn auch nicht sehr zahlreichen, aber doch glücklichen Erfahrung am Krankenbette haben mich sehr angesprochen. Wer ein wissenschaftliches Inter⸗ esse an der Materie nimmt, wird das kleine Buch nicht unbe— friedigt weglegen, wenn sich auch noch viel pro et contra reden läßt und sich die Ideen und, Vorschxiften des Verfassers noch in der größeren Praxis beslätigen müssen. Da ich das Manu⸗ skript schon vor einiger Zeit sah, so hatte ich Gelegenheit, zwei Cholera⸗-Fälle nach der Idee des Verfassers mit glücklichem Erfolg zu behandeln. . 83 ö * Oeffentlicher Dank. . Zur Abhuͤlfe der durch den Ausbruch der Cholera herbeigefüihr⸗ ten Roth, sind bei uns im Laufe des Monats Oktober d. J. folgende milde Beitraͤge eingegangen: 1) Von der Koͤnigl. Regie⸗ rungs⸗ Haupt ⸗Kasse in Minden 2) Von der Koͤnigl. Haupt⸗ Instituten und Kommu⸗ nal-Kasse in Merseburg 717 3) Von der Koͤnigl. Regie⸗ rung zu Erfurt 952 4) Von dem Hrn. Rendanten Ribbeck in Magdeburg . 358 5) Von der Koͤnigl Regie⸗ rungs- Haupt ⸗Kasse in Koblenz Kö 6) Von dem Koͤnigl Polizei⸗ Praͤsidium in Berlin . 2. 7) Von der Königl. Regie⸗ rungs- Haupt ⸗Kasse in Arnsberg, ; 8) Von dem Koͤnigl. Ober⸗ Praͤsidium zu Magde⸗ burg der Ertrag eines in Halberstadt veranstalteten Konzerts
S0 Rtl. 14 Sgr. 6 Pf. incl. 5Rtl. Gold.
, 2 * ö.
In Summa Rö Rtl. 8 Sgr. 3 Pf. inel. 45 Rtl. Gold. Bis Ende September d. J. sind nach unserer Be⸗ kanntmaͤchung v. 3. Ok⸗ . tober d. J. eingekommen 10,8144 263 ⸗ 3
also uͤberhaupt 15,5054 Rtl. 27 Sgr. 5 Pf inel. 3608 Rtl. Gold.
und außerdem 1 Centner Weizengries. . — Indem wir dieses erfreulich: Ergebniß welches uns in den Stand gesetzt hat, das durch die Cholera Personen und Familien zu mildern, niß bringen, erfuͤllen wir zugleich die wohlthuende Pflicht, den men⸗ schenfreundlichen Gebern und
bindlichsten Dank abzustatten Danzig, den 5. November 1831.
Konigl Preuß. Regierung. Abtheilung des Innern.
herbeigefuͤhrte Elend vieler hierdurch zur offentlichen Kennt—
Allen, welche auf diesen guͤnstigen Erfolg eingewirkt haben, im Namen der Verungluͤckten den ver⸗
hoffe ich bei meinen geehrten Kollegen Entschuldigung zu fin⸗ den, wenn ich es mir herausnehme, dieselben auf eine so eben bei Herrn Reimer hierselbst herausgekommene Schrift des mir ganz unbekannten Herrn Dr. Schlesinger „Ueber die sperifische Behandlung der Cholera ꝛc.“ aufmerksam zu machen. Der
lungshauses
Der Banquier Herr Levin Argns hierselbst, Chef des Hand⸗ unter der Firma: Gebruͤder Arons, und Mitglied un⸗
serer Corooration, ist von der in Folge eines Zusammentreffens un⸗
gluͤcklicher üumstände ihm Schuld gegebenen Theilnahme an einer
widergesetzlichen Handlung, durch ein rechtzskraͤftiges Erkenntniß dei hiesig'n Königlichen Stadtgerichts, unter Niederschlagung der Un terfuchungs-Kosten, vollig freigesprochen, und wird demzufolg 6 den Versammlungen unserer Bbrse wieder, wie fruͤher, The nehmen. . ⸗
Wir finden uns um so mehr veranlaßt, dies zur oͤffentlicht! Kenniniß zu bringen, als wir bei dem von dem Herrn Levin Arons 'stets bewährten vortheilhaften Ruf nur mit Widerstreben dem Gedanken an die Moͤglichkeit der Wahrheit der ihm gemachten Beschuldigung Raum gegeben haben. J
Berlin, den 6. Dezember 1331. ;
Die Aeitesten der Kaufmannschaft von Berlin.
Auswärtige Börsen. Amsterdam, 2. Dezember. ö
Nieder]. wirkl. Schuld 39483. Kangz-Billets 153. 6proe. Anl. vn]
42 Nill. 878. Oesterr. 5proc. Metall. 85. Russ. (von 1 37) 90 IlIamburg, 5 Dezember. (
Ban .
. .
Oesterr. 5proc. Metall. Ss à S5. 4proc. 77 à 763. Actien 1129 3 1127. Russ. Engl. Anl. 83 à 33. Holl. v. 18 853 * z. Ban. S2. Poln. 115.
Loudon, 309. November.
Zproc. Cons. S5.
Paris, 30. November.
Fproc. Rente 95. Zproc. 68. 70. 5proc. Neap. Sl. 25.
wien, 2. Dezeimher.
5proe. Netall. S. 4proc. IS83. Loose zu 100 FI. 1771 Oblig. 129. Bank- Actien 1140.
Königliche Scaunusptele. ö Donnerstag, 8. Dez. Im Schauspielhause: Zum ersten male wiederholt: Frauen-Freundschaft, Lustspiel in 1 Akt, fr nach dem Französischen des Lafitte, von Angely. Hierauf: Frein nach Vorschrift, Lustspiel in 4 Abtheilungen. . Freitag, 9. Dez. Im Opernhause: Zum erstenmale: D umgeworfenen Wagen, komische Oper in 2 Abtheilungen, su nach dem Französischen von E. Blum. Mustk von Bomeldien Hierauf: Das Schweizer-Milchmädchen, Ballet in ?2 Abtheilun gen. (Dlle. Therese und Fanny Elsler werden hierin tanzen)
Königstädtisch ers Theater. ‚ Donnerstag, 38. Dey. Das Donauweibchen (Erster Theih romantisch⸗komisches Volksmährchen mit Gesang in 3 Akten.
ö
KNRackkSCHREIETC.
— — Frankfurt a. M., 4. Dez. Die neuesten Nach richten, die man hier direkt mit der Post aus Lyon über Stra burg hat, gehen bis zum 29sten Abends, an welchem Tage de Herjog von Orleans und der Marschall Soult noch nicht in di Stadt eingerückt waren.
Frankfurt a. M., 4. Dez. Oesterr. 5proc. Metgll. 8 4proc. 773. G. 2Iproc. 457. 1proc. 20. B. Bank⸗Actiem 13) Partial⸗Sbl. 1273. G. Loose zu 1001. 176. Poln. Loose 573.
Paris, 1. Dez. 5proc. Rente pr. conipt. 965. i cour. 96. 40. Zproc. pr. compt. 70. 5. sin cour. 70. 35. pro Neap. 82. 5proc. Span. fin cour. 59.
Redacteur John. Mitredacteur Cottel. — m, zedruckt bei A. W. Hayn.
* 2 em me,,
D —
Bekanntmachungen.
Cie ge nation. .
Der Dienstknecht Hans Chpist lan Henning, am 24. September 1702 geboren, wescher Fie Feldzüge von 185 initgemacht hat, auch aus denselben zurückgekehrt ist, seit dieser Zeit aber keine Nach- richt von sich gegeben hat, wird sowohl fuͤr seine Person, als auch dessen unbekannte Erben und Erbnehmer hierdurch vorgeladen, in
dem auf ; ; den 28. Mai 1332, Vormittags 11 Uhr,
euf dem Rathhause hierselbst anberaumten Termine, sich entweder schriftlich oder persoͤnlich zu melden, und die weitere Anweisung, in Nichterscheinungsfalle aber ju erwarten, daß er als verschollen für todt erklärt und sein Vermoͤgen seinen legitimirten Erben aus⸗ geantwortet werden wird.
Neustadt a. d. Dosse, am 13. Juni 1831.
Das von Klitzingsche Patrimonialgericht zu Rehfeld.
Renle Sopraintendenza de' ůTeatrise Spettacoli in Napoli.
Lattuale appalto de Reali Tearri di Napoli S. Carlo e Fondo, condouo dal SiLsnor D. Domenico Barbaja, termina col Sabato di Passione del 1833. Dovendosi percid devenire ad una novella nipresa, il Principe di Ruffano Sopraintendente de Teatri e Spete- tacoli per incarico ricsvuto da S. E il Miuistro degli affari Interni ice vera da ora a tutto Marzo 1832 le offerte per lappalto de' detti LTæeatri dalla Pasqua di RKesurrezione del 1833 in poi.
Quindi chi volesse assumere Lindicata impresa potrà diriggere l'offerta, franca di posta, di unita alle debite cautele al detto So- praintendente nel Segretariato della Reale Sopraintendenz a dei Teatri, sito nel Real Teatro dal Eondo.
Da ver, zwischen der Koͤniglichen Intendantur der Schauspiele zu Neapel und dem zeitigen Unternehmer der Theater „St. Carlo und Fondo“, Herrn Dominieus Barbaja bestehende Contract den Sonnabend der Charwoche 1833 ablaͤuft, und gedachte Theater aufs eur verpachtet werden sollen: so ist der Fürst v. Ruffano, Gene⸗ ral-Intendant der Schauspiele, von Sr. Exeellenz dem Minister des Junern beauftragt worden, von jetzt an bis ult. Maͤrz 1832 die Gebote der Pachtlustigen fuͤr die Zeit von Ostern 1833 ab in Empang zu nehmen. Hierauf Reflektirende haben demnach ihre Bedingungen nebst erforderlicher Gewaͤhrleistung bei dem gedachten marendanten, in der Geheimen Kanzellei der Königl. Intendontur der Schauspiele im Theater del Fondo zu Neapel, portofrei einzu⸗ reichen.
Literarische Anzeigen.
Empfehlungswerthe Werke aus dem Verlage von C. F. Amelang in Berlin, Bruderstraße Nr. 14, welche auch in allen Buchhandlungen des In⸗ und Aus⸗ landes zu haben sind: j . . Beneke, Dr. Fr. E, Grundsaͤtze der Civil- und Criminal—⸗ Gesetzgebung, aus den Handschriften des englischen Rechts⸗ gelehrten Jeremias Bentham, herausgeg. von Etienne Dumont, Mitglied des repraͤsentativen Rathes von Genf. Nach der zweiten, verbesserten und vermehrten Auflage fuͤr , bearbeitet und mit Anmerkungen. 2 Thle. gr. 8ro. 3 J gr. Bihel, die, oder die ganze Heilige Schrift des Alten und Neuen
*.
Allgemeiner Anzeiger für die
Testaments, nach Dr. M. Luthers Uebersetzung. In jwei ver— schiedenen Stertotyp⸗Ausgaben: a) auf schöoͤnstem engl. Druck⸗ papier in gr. Spo. mit Luthers Bildniß gestochen von Meno Haas 1 Thl. 25 sar. . ;
b) auf weißem Druckpapier in 860. ohne Kupfer 224 sgr
Dreist, S. C., der Catechismus Lutheri, ausfuͤhrlich er— klaͤrt in Fragen und Antworten, we auch mit Spruͤchen und Liederversen versehen. Ein Handbuch beim Cattchisiren. Svo. Vierte verbesserte Auflaqe. 10 sgr. ,
Hollefreund, C. Az. Königl. Dekonomie-Kommissarius und vormaliger General-Paͤchter des ehemaligen Königl. Domainen⸗ Amts Muͤhlenbeck). Theoretisch-praktische Anleitung zur gruͤnd— lichen Kenntniß und vortheilhafcen Ausuͤbung der Landwirth— schaft. Fuͤr angehende Landwirthe. 2 Theile in gr. Svo. Mit 3 Kupfertafeln 1 Thl. 15 sar.
Netto, Fr. Wilh., (Doctor der Phile sophie und Lehrer an der Koͤnigl. allgemeinen Kriegeschule und beim Königl. Cadetten⸗ corps zu Berlin). Vollstaͤndiges Handbuch der gesammten hoͤ⸗ hern und niedern Vermessungs kunde; nebst Beschreibung der neuesten Erfindungen und Entdeckungen in derselben; oder vollstaͤndige Anleitung jum militairischen und oͤkonomischen Aufnehmen, fuͤr Offiziere, Forsibediente, Bergleute und Feld⸗ messer. Erster Theil. Beschreibung und Abbildung der Werkieuge, nebst den Grundlehren der Vermessungskunde. Svo. Mit 6 Kupfertafeln in Quer⸗Folio. Geheftet 2 Thl.
Zweiter und letzter Theil. Syn. Mit 6 Kupfertafeln in Quer-Folio und einem Beispiele der Anordnung und Be— rechnung eines trigonometrischen Dreiecktnetzes in Quarto. Geheftet 3 Thl. ;
Neumann, W. (Prediger in Koͤthen), Cypressen. Eine Sammlung von Todes? Erinnerungen und Grabschriften, nach den Altersstusen und Lebens-Verhaͤltnissen der Verstor⸗ benen geordnet. Svo. Mit allegorischem Titelkupser. Elegant geheftet. 2ö sar.
Reuscher, J. F. A3, (Doctor der Philosophie und Direktor des Gymnastums in Cottbus), Lehrbuch der Geschichte der Voͤl— ker und Staaten des Alterthums; nebst allgemeiner An— gabe der Hauptquellen zur Beföoͤrderung eines zweckmaͤßigen Stu— diums der alten Geschichte. Zum Schr!- und Privat-Ge⸗ brauche. 56 compreß gedruckte Bogen in gr. Zyo. 2 Thl.
Sachs, S., (Königl. Regierungs-⸗Bau⸗Inspeetor). Vollstaͤndiger Unterricht in der Anfertigung der Bau-Anschlaͤge, nebst Darstellung einer neuen Form, nach welcher dieselben kuͤrzer, übersichtlicher und zuverlaͤssiger ausgearbeitet werden konnen. Zum Gebrauch fuͤr Baumeisier und Bau⸗Unternehmer, so wie auch fur Jeden, der das Veranschlagungs⸗-Geschaͤft aufs leich⸗ teste und gruͤndlichste erlernen will. gr. Svo. Mit einer Kupfer⸗ tafel. 3 Thl. 22 sar. .
Thum m el, Dr. C. E., (praktischer Arzt in Berlin), Medizi⸗ nisches Hausbuch zur Huͤlfe bei vorkommenden Krankheits⸗ faͤllen fuͤr Jedermann; insbesondere fuͤr Landbewohner und Landwundaͤrste. Alphabetisch geordnet. Nebst einem diaͤteti⸗ schen Woͤrterbuche. gr. 8. Mit Titelkupfer und Vignette. Sauber geheftet 1 Thi. 20 sar.
Wilm sen, F. P., Lehrstoff und Lehrgang des deutschen Sprach-unterrichts in Maͤdchenschulen. Ein Handbuch fuͤr Lehrer und Lehrerinnen. Svo. 224 sgr. ᷣ
— — — Deutsches Lesebuch zur Bildung des Geistes und ,,. fuͤr die Schule und das Haus. gr. Svo. 21 Bogen. 20 sgr.
— . Die unterrichtskunst. Ein Wegweiser fuͤr Unkun⸗
Prenßis
en Staaten. dige, zunaͤchst fuͤr Lehrer in Elementarschulen. gr. Sro. Dritte vermehrte und verbesserte Auflage. 1 Thl. .
— — — Die ersten Verstandes⸗ und Gedaͤchtniß⸗Uebun⸗. gen. Ein Handbuch fuͤr Lehrer in Elementarschulen. Svo. Dritte vermehrte und verbesserte Auflage. 20 sgr.
So eben ist bei Fr. August Leo in Leipzig erschienen und .
in allen Buchhandlungen, (in Berlin bei E. S. Mittler, Stech⸗
Parl. .
neue hinzugefügt, die jetzt der Jte und gte werden.
Allgemeine
Preußische Staats-Zeitung,
Berlin, Freitag den gten Dezember
.
1831.
2 . ö — /
Amtliche Nachrichten. Kronik des Tages.
Be. Majestät der König haben dem Seconde-Lieutenant von Garssen J. des 30sten Infanterie⸗Regiments den Rothen Adler-Orden vierter Klasse und dem Husaren Großmann des 5sten Husaren-Regiments das Allgemeine Ehrenzeichen zu ver— leihen geruht.
*
Zeitungs-Nachrichten. Aœuslanv.
r n lre ich.
Deputirten-Kammer. In der Sitzung vom 30. Nov. legte juvörderst der Handel s-Minister zwei neue Gesetz-Ent— würfe vor, wodurch das Departement der Loire zur Erhebung einer außerordentlichen Steuer und die Stadt Toulouse zur Er— öffnung einer Anleihe für die Ausführung verschiedener Straßen— und anderer Bauten ermächtigt werden sollen. — Der Graf von St. Crieg berichtete hiernächst sehr ausführlich über den schon vor geraumer Zeit vorgelegten Gesetz⸗ Entwurf wegen des Tran— sits und der in verschiedenen Hafenstädten anzulegenden Waaren⸗ Entrepots. Er bemerkte, daß die Kommisslon im Allgemeinen dem Prinzipe und dem Zwecke des Gesetzes beipflichte, jedoch
einige Modificationen desselben für nothwendig halte. Hiernächst ließ er sich in eine nähere Erörterung über die vorgenommenen
Aenderungen ein, wobei er hinsichtlich des 1sten und 2ten Arti⸗ kels den Beitritt der Komm'issson dahin erklärte, daß der Tran⸗ sit aller nicht verbotenen Waaren hinführo, ohne Ausnahme, sowohl zu Lande als zur See, über alle dazu bestimmte Zoll⸗ Stätten erlaubt seyn müsse. Bisher durften gewisse nicht ver— botene Waaren gar nicht transstiren; für andere war der Transit nur über eigens bestimmte Zoll⸗Llemter gestattet. Der Zte Ar— tikel enthält die wesentlichste Neuerung; nach dem Inhalte dessel⸗ ben soll die Zahl der bisher bestandenen Häfen und Gränz⸗Qoll⸗ Aemter für die Durchsuhr der zum inneren Verbrauche verbote⸗ nen fremden Waaren vermindert, die Wieder-Ausfuhr dieser Waaren aber auf allen Punkten gestattet seyn. Gegen diese letztere Bestimmung war von Seiten verschiedener Fabrik⸗Städte rekla⸗ mirt worden, so daß die Kommisston sich veranlaßt gesehen hat, die Zoll-Aemter Zuidcoote, Behobia und Perpignan von der Zahl derer auszunehmen, über welche die Wieder-⸗Aus⸗ fuhr der gedachten Waaren stattfinden darf. Die Artikel 4, 5 und 6 handeln von den Verpflichtungen des Kauf—
manng-Standes bei der Anmeldung der zum Fransit bestimm—
ten Waaren und von den für Contraventionsfälle festgesetz⸗ ten Strafen. Zu diesen Artikeln hat die Kommission zwei Die Artikel 9 — 165 enthalten einige minder erhebliche Nebenbestimmungen.
Im 1I7ten Ärtikel wird den Städten Marseille, Bayonne, Bor⸗
deaur, Nantes, Havre, Boulogne, Calais und Dünkirchen die Befugniß ertheilt, Entrepots verbotener Waaren anzulegen. Der Berichterstatter bemerkte, daß diese Nomenklatur zu groß serz, und trug darauf an, die Häfen Boulogne und Calais wieder von der Liste zu streichen. Nach einigen Bemerkungen über die
. Artikel 18 — 24, die bei den Berathungen näher zur Sprache
kommen werden, schloß Hr. von St. Crieq in folgender Weise: „Die letzten 3 Artikel des Entwurfs (29, 30 und 31) betreffen die Stadt Sttaßburg. Durch die beiden ersteren wird das dieser Stadt bereits im Jahre 1803 bewilligte Entrepot, sowohl hin⸗
söchtlich der Menge und der Natur der aufzustapelnden Waaren,
Anziehenden der Handlung herrscht der Reiz einer bluͤhenden, oft hinreißenden Dietion, wie sie nur schon bekannten und geachteten Schriftstellern zu Gebote steht. Wir halten es fuͤr unsere Pflicht,
die Lesewelt auf diese historische Unterhaltungsschrift aufmerksam .
zu machen.
Taschenbuͤcher auf das Jahr 1832, . welche in der Buchhandlung Duncker und Hum blot, Franzoͤst⸗ sche Straße Nr. 204., zu haben sind: .
Forget me uot, London. 4 Thl. — PFriendship's Offering. Lon- don. 4; Thl. — Anekdosen⸗Almanach; herausgegeben von K. Muͤchler. 11 Thl. — Berliner Kalender 1 Thl. — Cornelia. 27 Thl. — Kurlaänder's dramatischer Almanach. 11 Thl. — Musen⸗Almangch. Leipzig. 14 Thl. — Penelope. 15 Thl. — Goth. geneal. Taschenbuch. 1 Thl. — Taschenbuch der Liebe und Freundschaft. 14 Thl. — Taschenbuch ohne Titel. 1 Thb Urania, (mit einer Novelle von L. Tieck). 2 Thl. — Vesta.
Wien 37 Thl. — Vielliebchen von A. v. Trom litz. 2 Thl.
— Wintergruͤn; herausgegeben von G. Lotz. 14 Thl
Von Dr, Martin Luthers kleinen Katechismus mit hinzug fuͤgten, den Inhalt zerlegenden und erklaͤrenden Fragen und Antworten, und auserlesenen, darauf hinweisenden Bibel- und Liederversen u s. w., herausgegeben vom Superintendenten Backe in Wollin, 5 ist die 11te Auflage erschienen. Preis, mit Vorwort... . a ,,, 37 sgr. in Parthieen von 25 Exemplaren ohne Vorwort 2 Thl. 27 sgr. Von demselben Verfasser ist erschienen: . Lese- und Erweckungsbuüch aus Dr. Martin Luthers kleinen Katechismüs; eine Erweiterung des kleinen K⸗ techismus, fuͤr Lehrer und Andere, 10 sgr. ö. Saͤmmtlich zu haben beim Verfasser so wie bei Ludwig Oehmigke in Berlin, Burgstraße Nr. 8. . .
In Berlin bei Duncker und Humblot, Granzoͤsisch . Straße Nr. 26 a.), und in Stettin bei Morin ist zu haben: ö. Aux le ctenurs, par M. de Chateaubriand. 5 sgr.
Fortsetzung und Vertheidigung seiner letzten wichtigen Schrift:
De la nouvelle proposition relative au bannissement de Charle X
(preit beider Schriften 25 sgr).
et de sa famille.
ls hinsichtlich der Dauer des Stapelrechts, weiter ausgedehnt.
Der letzte Artikel endlich soll den am 31. März in Mainz un—⸗ terzeichneten Rheinschifffahrts-Vertrag, insoweit derselbe Frank⸗ reich angeht, in ein Gesetz verwandeln. In diesem Vertrage, aus dem von unserer Seite die Stadt Straßburg die wesentlichsten
. Vortheile zieht, sind gegenseitige Zugeständnisse gemacht worden;
nach einer reiflichen Erwägung derselben haben wir uns überzeugt,
daß das Französische Interesse dabei auf das sorgfältigste wahr—
genommen worden ist. — Dies sind, m. H., die Bemerkungen,
die ich Ihnen im Namen der betreffenden Kommission machen soll; wir schlagen Ihnen die Annahme des Gesetz-Entwurfes mit
den oben angedeuteten Amendements vor, denen das Ministerium bereits seine Zustimmung ertheilt hat.“ — Ein sehr lebhafter Streit entspann sich über die Frage, wann dit Berathung über diesen Gegenstand beginnen solle. Einige Deputirte verlangten, daß man sich gleich nach Erledigung des Entwurfes über das Straf-Gesetzbuch damit beschäftige, andere, daß man die Dis⸗ kussson bis nach dem Budget verlege. Nach vielem Hin- und
. Herreden kam man endlich dahin überein, den Zeitpunkt der Er—
öffnung der Berathung vorläufig noch gar nicht zu bestimmen. — Die Versammlung setzte hierauf ihre Debatte über die beabsichtigte Reform des Strafgesetzbuches fort. Die Kommission hatte dar— auf angetragen, in den im Art. 84a, 94 und 124 des Strafgesetz⸗ buches bestimmten Fällen die Strafe der Deportation durch le⸗ benslängliche Festungsstrafe zu ersetzen. Dieser Vorschlag wurde nach einer unerheblichen Diskussion, an der sieben Redner Theil
ö nahmen, angenommen. Die gedachten drei Fälle sind folgende:
1) wenn Jemand durch feindselige Handlungen dem Staate eine Kriegserkldrung zuzieht, die den Krieg zur Folge hat; 2) wenn Jemand die öffentliche Macht requirirt, um sich der gesetzlichen Aus hebung der jungen Mannschaft zu widersetzen; 3) wenn Je—
mhand eine Verabredung zwischen den Civil⸗- und Militair-Be⸗
hörden zu dem Zwecke zu Wege bringt, sich den bestehenden Ge⸗ setzen oder den Befehlen der Regierung zu widersetzen. Der 9gösste Artikel des Strafgesetzbuches verfügt, daß diejenigen Individuen, die irgend einer aufrührerischen Bande angehören, ohne jedoch das Kommando bei derselben zu führen, deportirt werden sollen. Der Berichterstatter schlug vor, hier die Strafe der Deportation durch Zwangs⸗Arbeit auf Zeit iu ersetzen. Die⸗
ser Antrag gab zu einer lebhaften Debatte Anlaß. Der Graf Delaborde bemerkte, ein politisches Verbrechen dürfe nie einen gewöhnlichen zur Seite gestellt werden; bei großen Verschwörun— gen gegen den Staat sey die Todesstrafe die allein angemessene; jeder Verschwörer werde diese Strafe auch der Schmach vorzie⸗ hen. Auch Hr. Parant tadelte es, daß, nachdem man bereits vorweg erklärt, die Deportation solle hinführo bloß durch Fe— stungsstrafe ersetzt werden, die Kammer jetzt wieder auf die Zwangs-⸗A1rbeit zuriickkommen wolle. Der Groß siegelbewah— rer bemerkte, aufrührerische Banden brauchten nicht immer einen politischen Zweck zu haben, und man könne da— her bei der Anwendung der Strafe immer einen Unter— schied machen. Der Graf Portalis fand es natürlich, daß ein Verbrecher, der die gesellschaftliche Ordnung habe umstürzen wol— len, dafür mit lebenslänglicher Zwangsarbeit büße, unna— türlich aber, daß ein Individuum, das eine Zeit lang diese schimpfliche Strafe zu erleiden gehabt, der Gesellschaft zurückge— . werden solle; er gebe unbedingt der lebenslänglichen Fe—
ungsstrafe den Vorzug vor der Zwangsarbeit auf Zest. Als es hierauf zur Abstimmung kam, blieb ein erster Abstimmungs⸗Ver⸗ such zweifelhaft, eben so ein zweiter, so daß zum Namens— Aufruf geschritten werden mußte. Das Resultat desselben war, daß der Antrag der Kommission, in dem oben an— gegebenen Falle die Deportation durch Zwangsarbeit auf Zeit zu ersetzen, mit einer Majorität von 13 Stimmen (153 gegen 140) verworfen wurde. Statt dieses Antrages verlangte der Graf Delaborde jetzt, daß man an die Stelle der Deportation das Maximum der Festungsstrafe auf Zeit, Hr. Mértlhou dagegen, daß man die lebenslängliche Fe— stungsstrafe eintreten lasse. Eine Abstimmung über diesen letzten Antrag bot abermals einen Zweifel, und es mußte daher von neuem mittelst Kugelwahl abgestimmt werden, worauf der Vor— schlag des Hrn. Mérilhou mit 167 gegen 117 Stimmen ange—⸗ nemmen wurde. Der 189st. Artikel des Straf-Gesetzbuches verfügt die Deportation 3, den Staatsbeamten, der die öf⸗ fentliche Macht gegen die Ausfhrung eines Gesetzes, einer Ver—⸗ ordnung oder eines gerichtlichen Befehls, so wie gegen die Er— hebung einer gesetzlichen Steuen requirirt und anwendet. Die Kommission wollte für diesen all die Deportation durch das Maximum der Strafe der Reküsion ersetzen, — ein Vorschlag, der zuletzt angenommen wurre, obgleich Herr Portalis bemerkte, daß, wo kein Mnimum, es auch kein Maxi⸗ mum geben könne. In den in den Artikeln 33, 200 und 205 des Strafgesetzbuches bestlmmen Fällen wird die Deportation durch Festunzsslease auf Zeit „setzt. Nach einigen Bemerkun⸗ gen des Hrn. v. Batimesnil über die Nothwendigkeit, die wichtige Frage wegen der Beibehaltung oder Abschaffung der bürgerlichen Todes⸗Erklärung vorläufig und bis zu einer Reform des Civil-Gesetzbuches selbst unentschieden zu lassen, wurde die Fort⸗ setzung der Berathung auf den folgenden Tag verlegt. — Vor der Aufhebung der Sitzung kündigte der Präsident noch an, daß eine neue Proposition auf das Bureau niedergelegt worden sen. Diese Proposstion rührt von Hrn. Berryer her und beabsichtigt eine gänzliche Umschmeljzung des Wahl-Systems. Die Gazette de France theilt sie ihren Lesern bereits ausführlich mit. Der Antrag besteht aus 16 Artikeln; nachstehendes ist der wesentliche Inhalt derselben: „Die 459 Mitglieder der Kammer werden von Kommunal-Versfammlungen gewählt, in denen jeder Franzose, der das 21ste Jahr zurückgelegt hat, im Genusse seiner bürgerlichen und politischen Rechte ist und irgeud eine direkte Steuer (gleichviel von welchem Betrage) zahlt, Zu⸗ tritt hat. Ausgenommen allein sind Dienstboten, so wie Banke⸗ rotirer, die nicht in ihre früheren Rechte wieder eingesetzt worden sind. Niemand darf seine politischen Rechte gleichzeitig in zwei Kommunen ausüben. Die Kommunal-Versammlungen ernen⸗ nen die Wähler in dem Verhältnisse von 1 zu 100 aller anwe— senden oder nicht anwesenden Bürger. Jeder, der in die Liste der Kommunal-Versammlung eingetragen ist, kann auch zum Wähler ernannt werden. Die also ernannten Wähler versam⸗ meln sich, nach der Bestimmung des Königs, an dem Hauptorte ihres Bezirks, um ihrerseits die Deputirten zu ernennen. Nie⸗ mand darf zum Deputirten ernannt werden, der nicht das 2oöste Jahr zurückgelegt hat und in eine der Listen der Kommnual— Versammlungen eingetragen ist. Sowohl in den Kommunal⸗ Versammlungen, als in den Wahl-Kollegien, ist jedes geheime Abstimmen verboten.“ Man ersieht hieraus, daß Herr Berrher jedweden bestimmten Wahl- oder Wählbarkeits-Census verwirft.
Paris, 1. Dez. Vorgestern hatten die Botschafter von Oesterreich, Rußland und Sardinien, der Herzog von Bassano und der Baron Pasquier Privat-1Audienzen beim Könige. Ge⸗ stern ertheilten Se. Majestät dem Kurfürstlich Hessischen Mini⸗ ster-Residenten, Herrn von Riviere, eine Prioat-Audienz und empfingen demnächst die Lyoner Deputirten Gautier und Caze—⸗ nove, die von dem Präsldenten des Minister-Raths Sr. Masje⸗ stät vorgestellt wurden.
In der heutigen Sitzung der Deputirten-Kammer brachte der Finanz⸗-Minister einen Gesetz Entwurf ein, wodurch die pro—⸗ visorische Forterhebung der Steuern für das 1ste Quartal des nächsten Jahres verlangt wird. .
Der heutige Moniteur enthält keine neueren Nachrichten aus Lyon, sondern bemerkt nur, daß, wenn das schlechte Wetter fortfahre, die telegraphischen Mittheilungen ju verhindern, man erst morgen, am Ten, neuere Nachrichten erwarten darf, da die Lyoner Post, welche heute hier eintreffen wird, nur Nachrichten vom 29sten mitbringen kann. An diesem Tage war der Herzog von Orleans und der Kriegs-Minister, wie aus der gestrigen De⸗ pesche des Letzteren aus Trevoux erhellte, noch nicht in Lyon ein⸗ gerlickt. — Der Präfekt des Rhone ⸗Departements erließ am 258sten auf die Nachricht von der nahe bevorstehenden Ankunft des Herzogs von Orleans folgende Proclamation: „Lyoner! Legt Euere Trauer ab und zieht Euere Festkleider an. Se. Königl. Hoheit der Herzog von Orleans kommt in unsere Stadt, dem Regenbogen gleich, welcher das Ende des Gewitters
verkündet. Mögen die letzten Spuren Eurer furchtbaren Zwie⸗ tracht verschwinden und möge die Einmüthigkeit Eures Beifall— rufs dem Prinzen zeigen, daß Ihr in Eueren traurigen Verir— rungen Euere ganze Liebe zu der Dynastie bewahrt habt, deren Erhebung auf den Thron Ihr durch Euren Muth unterstütztet. Es lebe der König!“ — Tages zuvor hatte der Präfekt den Ein— wohnern das Schreiben des Barons Delaitre, Verwalters der Krongüter, mitgetheilt, worin dieser im Auftrage des Königs für 640,000 Fr. Calso nicht für 1 Million, wie das Journal des Débats gemeldet hatte) seidene Möbelstoffe bestellt. — Die
Mairie warnt in einer Bekanntmachung vom 27. die Einwoh—
ner vor gewissen Individuen, die, ohne dazu beauftragt zu seyn, von Haus zu Haus gingen und Sammlungen für die nothleidenden Arbeiter anstellten, und fordert die Bürger auf, ihre milden Gaben in die Hände der auf dem Stadthause be— findlichen Sektions-Chefs der Arbeiter selbst oder in die der Notare niederzulegen.
Die Gazette de France commentirt heute den vorgestri⸗ gen Artikel des Moniteurs etwa in folgender Weise: „Dem Mo— niteur zufolge, sollen die Lyoner Begebenheiten den Beweis ge— liefert haben, daß die Regierung stark sey und den Bedürfnissen Frankreichs genüge. Jene abscheulichen Unruhen sollen eine neue Bestätigung der aus der Juli⸗Revolution hervorgegangenen Dhnastie seyn, denn, so sagt man, die Arbeiter haben sich nicht gegen die Regierung, sondern bloß gegen das Elend, in dem sie schmachten, empört. Das Ministerium darf sich in der That Glück wünschen; nicht die Regierung, sondern bloß das Prinzip derselben hat einen Stoß erlitten; denn wie man auch jene be⸗ klagenswerthen Exreignisse betrachten mag, so viel ist gewiß, daß die Lyoner Fabriken unter der vorigen Dynastie blühten und daß die Arbeiter ihr Auskommen hatten; eben so gewiß bleibt es, daß in Folge der Juli⸗Revolution das Vertrauen erschüttert, die Konsumtion vermindert, der Gewerbfleiß gelähmt worden ist.
Was sich in Lyon zugetragen hat, wird gewiß von keinem Frau—
man indeß in diesen Be⸗ gebenheiten den Sieg irgend einer Meinung erblicken, so würde es gewiß nicht diejenige seyn, die da behauptet hat, daß die Juli⸗Revolution die öffentliche Ordunng in Frank— reich befestigen und die moralische und materielle Wohlfahrt der Nation vermehren werde; es wäre vielmehr diejenige, die bestän⸗ dig gesagt hat, daß der Umsturz des Grund⸗-Prinzips der Gesell⸗ schaft auch die moralische Ordnung und die Wohlfahrt des Lan— des im Innern wie nach außen hin untergraben müsse. Die Rohalisten können fich jetzt füglich auf die Worte beschränken: Sehet und richtet! Man untersuche nur sorgfältig den Grund der Lyoner Unruhen. War der Tarif über das Arbeitslohn nicht von dem Präfekten bestätigt worden? Sagt uns der Moniteunr nicht, ausdrücklich, daß die Regierung den Tarif nicht annullirt, sondern sich darauf beschränkt habe, den Präfekten dahin anzu— weisen, daß er die allmälige Abschaffung desselben auf gütlichem Wege zu erlangen suche? Waren hiernach die Arbeiter nicht be— rechtigt, die Vollziehung des Tarifs zu verlangen? Hatten die Fa— hrikherren, indem sie fich dessen weigerten, den Arbeitern nicht das Insurrections-Recht, — das Prinzip unserer Regierung, zu— erkannt? Haben diese nicht unter dem Schutze dieses Rechtes gefochten und gesiegt? Welche gewöhnliche Gesetze könnte man alse wohl gegen sie anwenden, und wie kann der Moniteur noch von der Nothwendigkeit sprechen, die stattgefundenen Auftritte zu ahnden? Hiernach müßte man erst die Juli-Rexolution ahnden. Wo die natürlichen Folgen dieser Revolution Luftritte gebären, die durch die allgemeinen Gesetze des Landes nicht be⸗ straft werden können, da scheint uns eine Zusammenberufung der gesammten Nation in Primar-Versammlungen nöthiger, als je, wenn anders man nicht will, daß ähnliche Scenen sich immer wieder erneuern sollen.“
Der Précurseur de Lon vem 2sten meldet: „Der Präfekt, Herr Chapert, der aus dem Departement des Gard in das des Goldhügels versetzt worden, ist heute durch Lyon ge kom— men; er hat Nismes und das südliche Frankreich in vollkomme⸗ ner Ruhe verlassen. Unterweges traf er die ganze National⸗ Garde des Dröͤme⸗-Departements an der Gränze des letzteren unter den Waffen versammelt. Auch die National⸗Garde des Isere⸗Departements ist in Masse aufgestanden und kann in we⸗ nigen Stunden in Lyon seyn. Die Linien⸗Truppen aller an— gränzenden Departements sind auf dem Marsche nach Lyon und werden in der Umgegend der Stadt in Echelons aufgestellt wer— den. Auch die Artillerie von Auxonne hat Befehl, vorzurücken. Gestern Abend war in allen Stadtvierteln die Besorgniß vor Brandstiftungen verbreitet, und die meisten Hausbesitzer ließen die nach der Straße gehenden Keller-Oeffnungen verschließen, weil es hieß, die Brandstifter wollten ihre Brandkugeln durch diese in die Häuser werfen. Die Quelle dieser, allem Anscheine nach ungegründeten, Gerüchte ist unbekannt.“
Man wird sich erinnern, daß bei den Unruhen, die im Dezember 1829 in Chili stattfanden, das Haus des diesseitigen General-Konsuls in Sant Jago von einem bewaffneten Haufen geplündert wurde. Der Moniteur meldet nunmehr, daß die Chllische Regierung dieses Attentat gegen das Völkerrecht bestraft und sich in einigen freundschaftlichen Konferenzen mit dem Be⸗ fehlshaber des Französischen Geschwaders in der Südsee, Herrn
zosen gebilligt werden; wollte
du Camper, zur Zahlung einer Entschädigung an den diesseltigen
Konsul verstanden habe.
Gestern wurde ein Beamter der hiesigen Polizei⸗Präfektur verhaftet, welcher der Theilnahme an einem Karlistischen Kom⸗ plotte angeklagt ist; man fand einen Dolch bei ihm.
Der amtlichen Zeitung für den öffentlichen Unterricht zufolge, hat sich ergeben, daß von den im vorigen Jahre ausgehobenen 294,975 Rekruten 12, 806 nur lesen, 121,979 lesen und schreiben und 153,535 weder lesen noch schreiben konnten; über die übrigen 7460 fehlten die Angaben.
Depeschen aus den westlichen Departements vom 28. Nov. zufolge, herrscht in diesen fortdauernd die vollkommenste Ruhe.
In der gestrigen Sitzung des hiesigen Assisenhofes wurd das Feugen⸗Verhör in dem von Herrn Cas. Pêrier und dem ehe⸗