1831 / 342 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

b ——

/ 6 68 5

*

wer ne der gm r.

Faubourg Saint⸗Antoine viel Aufsehen gemacht habe, vom Präsiden⸗ ten des Ministerraths beauftragt worden sey, mit dem Polizei⸗Präfek⸗ ten Herrn Viplen und dem Chef der Municipal⸗Garde, Herrn Carlier, darüber Rücksprache zu nehmen; von beiden sey ihm versichert worden, daß sie dieser Sache ganz fremd wären und sich ihr so⸗ gar bestimmt widersetzt hätten. Hierauf trat der Maire des Zten Bezirks, Herr Bouvatier, nochmals auf, um einen Theil seiner Aussage vom vorigen Tage zurückzunehmen; wenn man einen Fehler begangen, äußerte er, müsse man auch den Muth ha—⸗ den, ihn wieder gut zu machen; aus den Verhandlungen habe er erfah⸗ ren, daß er zu leichtgläubig und zu vertrauens voll gewesen sey. Seit dem 13. März seyen ihm mehrere Berichte des Inhalts zugekommen, daß die Arbeiter feindselige Absichten gegen die jungen Leute hegten; er habe diesen Berichten zu vielen Glauben geschenkt; in der Absicht, einem Konflikte zwischen beiden Theilen vorzubeugen, habe er die Arbeiter dringend aufgefordert, sich ruhig zu verhal⸗ ten, und hinzugefügt, daß er, um jedem Unglück vorzubeugen, sich nöthigenfalls selbst an ihre Spitze stellen werde. Am 14. Juli habe er seine Besorgnisse dem Obersten der Sten Legion mitgetheilt, und es sey ihm als ein geeignetes Mittel er⸗ schi6nen, dem Kampfe vorzubeugen, wenn er die Arheiter mit der Natlonal-Garde vereinige; dazu sey aber ein Unterscheidungs⸗ zeichen für die Arbeiter nöthig gewesen. Unruhig über das, was geschehen könne, sey er zu Gervais gegangen, damit dieser Sou⸗ chet kommen lasse, und allerdings habe der Letztere ihm gesagt, daß er auf der Polizei-Präfektur eine Fahne für die Arbeiter empfangen habe. „Man mag“, so schloß Hr. Bouvatier, „von dieser Aussage denken, was man will; ich fühlte das Bedürfniß, meln Gewissen zu beruhigen; dies ist jetzt geschehen.“ Die an di: Polizei⸗Präfektur erstatteten offiziellen Berichte über jene Er⸗ eignisse, deren Mittheilung der Assisenhof verlangt hatte, wa— ren von dem jetzigen Polizei-Präfekten verweigert worden, vas dem Vertheidiger des National, Herrn Odilon-Barrot, mu der Bemerkung Aniaß gab, wie traurig dieser Widerstand der Verwallungs⸗-Behörde gegen eine gerichtliche Requisition sey; die Ehre und Autorität des Gerichtshofes werde dadurch verletzt und der Lauf der Gerechtigkeit durch ein Veto der Verwaltung ge— hemuit. Diese Weigerung der Mittheilung amtlicher Berichte liber offenkundige Thatsachen berechtige die Vertheidiger zu dem stäͤrksten Verdachte. Nach beendigtem Zeugen-Verhör behauptete der General-Advokat, Herr Tarbé, in einem 2 stündi⸗ gen Reqnisitorium die Anklage, worauf Herr Odilon⸗Barrot für ken National und der Advokat Moulin für die Tribune plaidir— ten. Nach der Replik des öffentlichen Ministeriums und der Hegen-Replik der Vertheidiger trat Herr Vivien auf und er⸗ kläDtte, daß er die von dem General-Anwalte in Bezug genom— mene Soltdarität nicht annehmen könne, daß ihm die Entschul— digungen der Angeklagten als genügend erschienen, und daß sein Gewissen, welches ihn zur Einreichung der Klage veranlaßt habe, ihn jetzt auch eben so bewege, dieselbe zurückzunehmen. Nach dieser Elklärung, welche große Sensation in der Versammlung erregte, zogen sich die Geschwornen in das Berathungs-Zimmer zurück und sprachen, nachdem sie eine Stunde in demselben verweilt, die Geschäftsführer des National und der Tribune, Paulin und Bascans, von aller Anklage frei Der Temps äußert, dieser Prozeß fey eine Lehre, aus der die Regierung Nutzen ziehen möge.

Großbritanien und Frland.

London, 2. Dez. Ihre Majestäten erfreuen sich in Brigh⸗ ton einer vortrefflichen Gesundheit. Vorgestern gab der König zur Feier des St. Andreas-Tages ein großes Diner. Die Tafel bestand aus 68 Couverts.

Viscount Althorv gab am vergangenen Mitwoch seinen Kol— egen das erste Kabinets-Diner in Downing-Street.

Die Adresse an den König, als Antwort auf die Thronrede Sr. Majestät, wird im Oberhause von Lord Camperdown und I Unterhaufe von Lord Cavendish in Antrag gebracht werden.

Lord R. Seymour, ein Oheim des Marquis von Hertford, i n hohem Alter mit Tode abgegangen.

Graf Grey hat in die hiesigen Zeitungen eine Ehren⸗Erklä⸗ ang (inräcken lassen, die ihm der Banquier Hr. Henry Drum—

ond in Bezug auf einen Artikel ertheilt hat, welchen der Letztere

er an die Times eingesandt hatte. Vor einigen Tagen

ü nämlich in der City eine Privat-Versammlung von Ban— ülers und Kaufleuten statt, wo ein vergeblicher Versuch gemacht würde, eine der Regierung mitzutheilende Accomodation in Be—

guf die Reform-Bill zu treffen. Mit Hinsicht auf diesen

Bersuch erklärte Hr. Drummond in der Times daß die Lords Frey und Brouzham die Leidenschaften der Menge gegen die

Gesstlichen, so wie gegen die Pairs der Opposition, aufzuregen gesucht hätten, damit diese eingeschüchtert werden und der neuen Fonstitution ihre Zustimmung ertheilen. „Ich wünsche“, sagte Herr Drummond unter Anderem, „daß der Aristokratie die Yritische Macht verbleibe, weil auf diese Weise allein die Mo⸗ bestehen kann. Wird diese Macht auf eine andere Ein⸗

1.

uwerfen, Uder doch aufrichtig bedaure, den Grafen unabsichtlich gekränkt zu haben. Der Courier erwiedert auf die vielfachen Gerüchte, welche

in Bezug auf die vorzunehmenden Veränderungen in der Re— sommpbill im Umlauf sind, daß, wie er schon bei mehreren Gele⸗ nheiten erklärt habe, von dem Prinzip der letzten Reformbill

. 8e )*

auch nicht im geringsten abgewichen werden würde.

Die Times weist neuerdings auf die Stockungen hin, die Handel und Fabriken durch Suspendirung der Reform-Maaßre⸗ gel erlitten hätten. In vielen Fabrikgegenden des Landes wür—⸗ den jetzt die Arbeiter, deren Webstühle müßig stehen, von den Fabrikherren entlassen. „Unser huldreicher Monarch“, fügt das genannte Blatt hinzu, „und seine Minister haben Alles ge⸗ than, was sse vermochten, um diesen Leidenszustand abzukürzen. Kaum sind sie mit der alten Bill zurückgewiesen, als sie auch be— reits mit einer neuen auftreten. Was koͤnnen sie mehr? Sollte in Bezug auf die neue Bill mit gleicher Animosität verfahren werden, wie es in Bezug auf die vorige geschah, sollten die wohl⸗ wollendsten und liberalsten Absichten abermals suspendirt werden

denn unmöglich wäre es, sie ganz zu unterdrücken so falle der ganze Erfolg dieses Unglücks auf das Haupt seiner Urheber!“

In Edinburg hat dse (gestern erwähnte) antireformistische Versammlung wirklich stattgefunden. Da die Versammelten doch ihr Sitzungs-Lokal sehr frühzeitig schlossen, so war das

2

ö , 2 *

86

große Publikum, das sich as die ergangene Einladung eingefun— den hatte, verhindert, einzutreten, und mehr als 5000 Menschen faßten nun unter dem Vorsitze des Advokaten Aytoun 6 Resolu⸗ tionen, die denen vollständig entgegengesetzt waren, welche die Anti⸗Reformisten (nach der gestrigen Mittheilung) in Vorschlag gebracht hatten. Mit dem Rufe: „Lange lebe König Wilhelm!“ ging das versammelte Volk ruhig aus einander.

Paganini ist einige Tage lang sehr krank gewesen, befindet sich aber jetzt besser und beabsichtigt eine zweite Reise in die Provinzen.

Dle Fabriken in Manchester liefern jetzt Baumwollenzeug zum Zeitungsdruck, das wohlfeiler als Papier ist.

Der Bath-Chroniele zufolge, ist der sogenannte Feuer⸗ könig Chabert in Bath an einer inneren Entzündung, die er sich durch das Verschlucken von Phosphor zugezogen haben soll, gestorben. Andere Englische Zeitungen berichten, daß Herr Chabert sich in Newyork befinde und nach wie vor Feuer und Gift verschlucke.

Die Emigrations-Kommissarien haben ein Cirkular erlassen, wodurch jedem in den gewöhnlichen Handwerken bewanderten Arbeiter, der nach Neu-Süd-Wales oder nach Vandiemens—⸗

land auszuwandern wünscht, ein Vorschuß von 20 Pfund Ster—

ling ausgezahlt werden soll. Jedoch wird dieser Vorschuß nur solchen Handwerkern bewilligt, die verheirathet sind und sich zur Mitnahme ihrer Feanen verpflichten.

Nachrichten aus Neu-Süd-Wales melden, daß von Sid— ney aus Truppen zum Schutze der Englischen Anstedler auf Neu⸗ Seeland abgesandt worden sind. Dieses Land, welches noch vor wenigen Jahren nur als die Heimath gräßlicher Menschen— fresser bekannt war, ist in einer unglaublich schnellen Entwicke⸗ lung begriffen. Außer anderen Beispielen von Civilisation, die man bei den Eingebornen bemerkt, hat besonders dort der Wall⸗ fischsfang eine außerordentliche Ausdehnung gewonnen. Die Schiffe, welche denselben betreiben, sind bloß mit Neu⸗Seelän⸗ dern bemannt, die mit der außerordentlichsten Unerschrockenheit eine ganz besondere Geschicklichkeit in Handhabung der Harpune verbinden.

In einem vom Hamburger Korrespondenten mitgetheisten Schreiben aus London vom 30. Nov, heißt es: „Unter den verbotenen Flugschriften befindet sich; „„George Ed⸗ mond's Englische Revolution, eine Adresse an die unrepräsentir⸗ ten Millionen““, deren herumwandernde Verkäufer durch die Pe— lizei verhaftet werden; sie verlangt freie Pressen ohne Stempel, Universal-Wahl und eine wohlfeile Regierung und erklärt die Revolution für bereits begonnen. Dieser Tage erschien die erste Nummer des auf Kattun gedruckten Sonntagsblattes, die Union, für 6 Pee. Es heißt darin, das Parlament werde versammelt, nicht um die Reform-Bill, sondern um die Unterdrückung der politischen Vereine zu bewirken und um das Land noch schlim— mer zu behandeln, als selbst Pitt und Castlereagh sich vermessen hätten. Graf Dundonald besser bekannt, als Lord Co— chrane Admiral von Griechenland, Chili, Brasilien ꝛc., hatte vorgestern eine Audienz beim Könige und bemüht sich, in seinen vorlgen Rang in der Englischen Marine wieder eingesetzt zu werden. Lady Mayo, die Gemahlin eines bekannten To— rys, befindet sich fortwährend um die Person der Königin in Brighton. Der Lord⸗Kanzler Brougham will jetzt Kirchspieis-Bibliotheken und Tagelöhner-Institute einführen und durch allgemeinere Erziehung jener Unwissenheit abhelfen, die er für die Ursache des Feueranlegens und ähnlichen Unfugs hält. In der Bank von England sind dermalen Kanonen aufgefahren, da die gewöhnliche Wache von einer Compagnie In— fanterie, die alle Abend vom Tower dahin marschirte, dem Gou— verneur nicht hinreichend schien, dieselbe zu bewachen. Dom Pedro's Schiffe sind nach Cadix ausklarirt und nach Terceira (wenn es wahr ist) bestimmt. Der Ex-Kaiser hat seine aus Brasilien geretteten Juwelen für 4 Mill. Fr. in Paris verpfän— det, wovon er 1,6500, 000 Fr. an seine Agenten in London remit— tirt hat, um den Abgang seiner Schiffe zu beschleunigen. Von Schaden-Ersatz ist freilich keine Rede, obschon, nach der Erklä⸗ rung des Königl. Anwalts, kein gesetzlicher Grund zu ihrer Be— schlagnahme vorhanden war. Auf Madeira soll eine Redbellion ausgebrochen, der Gouverneur getödtet und Donna Maria prokla— mirt worden seyn. Briefe vom 5. d. melden noch nichts davon. Das Linienschiff „Warspite“ von 76 Kanonen mit der Flagge des Admirals Baker, der „Talbot“ von 28 Kanonen, „Chil— ders“ und „Jasper“ von 18 Kanonen sind vom Cap der guten Hoffnung nach Isle de France abgesegelt, wo man Unruhen wegen der Gährung unter den Negern und der Abneigung der Französischen Kolonisten besorgte. Die Feindseligkeiten mit China machen die Errichtung eines See-Arsenals zu Trinco— male auf der Ost-Küste von Ceylon nöthig, welche Insel eine starke Besatzung hat und besser vertheidigt werden kann, als das kleine in der Sunda-Straße gelegene Singapore, welches frei— lich seiner Nähe wegen für Kriegeschiffe, die gegen China zu agiren bestimmt sind, angemessener ist. Man glauht allgemein, England werde eine der vielen an der Chinesischen Küste liegen— den Inseln in Besitz nehmen.“

i

Amsterdam, 3. Dez. Die Begebenheiten zu Lyon ha⸗ ben in abgelaufener Woche zwar einigen Einfluß auf die Preise der Staatspapiere gehabt, jedoch nicht das anfangs erwartete Fallen ver⸗ ursacht Wiewöhl der Ablauf des Aufruhrs daselbst noch nicht mit Gewißheit bekannt ist, so giebt der preishaltende Stand der Fonds in Paris hieruͤber viel Beruhigung. Indessen stehen die Französi⸗ schen, Neapolitanischen und Spanischen Fonds immer noch ein paar Procent niedriger, als vorher. Einige der Hollaͤndischen Effekten, so wie Tresor-Billette und KͤproF freiwillige Anleihe, sind wegen der Aussicht, dieselben als Einzahlung bei einer neuen Anleihe anwen⸗ den zu konnen, etwas hoͤher gegangen. Gestern erschien an der Böͤrse eine Anzeige der hiesigen Polizei, daß Gruͤnde vorhanden waͤ—

ren, auf die cirkulirenden Russischen Coupons genau Acht zu geben;

es heißt, daß falsche Coupons vom 1. September 1831 in Umlauf sind, die von Bruͤssel hierher geschickt waͤren; dies hat einen unan⸗ genehmen Eindruck auf hiesige Boͤrse gemacht. Am gestrigen Ge⸗ treide⸗ Markt war es wieder nicht lebhaft; alter Weizen ging bei Kleinigkeiten zu vorigen Preisen ab; neuer rother war schwierig an⸗ zubringen. Preußischer Roggen erhielt sich bloß wegen weniger Vorraͤthe; fuͤr getrockneten konnten vorige Preise nicht bedungen werden. 125pfuͤnd. schoͤner weißbunter Polnischer Weizen galt 416 Fl, 1249fuͤnd. bunter 370 Fl., 127pfuͤnd. schoͤner rother Köͤnigsber⸗ er 360 Fl., 1329fuͤnd. Kubankaer bei Partien 305 Fl. Einzelne asten 118pfuͤnd. schoͤner alter Preußischer Roggen galt 295 Fl, I18pfüͤnd. Pommerscher 196 Fl., 121pfüͤnd. Libauer 295 Fl.; 32. 1039fuͤnd., neue Wintergerste 140. 169 Fl.; S2pfuͤnd. neuer feiner Hafer 168 Fl.

Brüssel, 3. Dez. In der gestrigen Sitzung der Reprä⸗ sentanten-Kam mer verlas einer der Secretaire nachstehendes Schreiben des Hrn. Leclereg:

„Meine Herren! Sie haben eine Untersuchung der Ursachen und der Urheber der Niederlagen im letzten Feldzuge anbefohlen

J ; 7 7 7 . .

und zu dem Ende eine Kommission ernannt. Ich bin zum Mis gliede derselben erwaͤhlt worden und habe inich diefer Wal nicht entzogen. Ich glaubte Ihnen diese Bereitwilligkeit schuld zu seyn, obgleich ich wohl fühlte, wie peinlich dieser Auftra sey, und welche Unannehmlichkeiten damit verbunden seyn duͤr ten. Ich hoffte aber, ö Wichtigkeit des Auftrages entsprechen wuͤrden. Sie hat anders daruͤber entschieden, indem Sie den Gesetz-Entwun Ihrer Kommission zuruͤckgewiesen haben. So groß auch mein Richtung für die Meinung der Mehrheit ist, fo muß ich doch meinigen so lange treu bleiben, bis mir nicht das Irrige in der selben dargethan worden ist. Ich war von der Unmöglichkeit uͤbe— zeugt, Ihrem Vertrauen wirksam zu entsprechen, wenn die Bestin mungen des Entwurfes nicht angenommen wuͤrden. Diese Ueber zeugung hat sich eben so wenig geandert, als die von der Gerech tigkeit und Verfassungsmaͤßigkeir jener Bestimmungen. Ich kam daher nicht laͤnger die Verantwortlichkeit für einen Auftkag uͤber nehmen, dem ich mich nur aus Pfiichtgefuͤhl unterzogen habe, um ich bin gezwungen, meine Entlassung als Mitglied der untersn chungs⸗Kommission einzureichen“

Auf ähnliche Weise sprach sich ein anderes Mitglied der Unten suchungs⸗-Kommisston, Herr Bourgeois, aus. Herr Chs. Re gier bemerkte, daß er zwar nicht wisse, ob noch mehrere Miß glieder der Kommission dem Beispiele jener Herren folgen wil den, er frage aber, ob die Kammer die Absicht hätte, die erlt digten Plätze neu zu besetzen? Es fand indeß über diesen Ge genstand keine weitere Erörterung statt. Herr Liedts erstat— tete hierauf im Namen der Kommission einen Bittschrifts-Be⸗ richt. Unter anderen bat Herr Adolph van Dremne in Brůss die Kammer, den Mitgliedern der Bonapartischen Famil den Aufenthalt in Belgien zu gestatten. Ueber dieses Ge such wurde zur Tagesordnung geschritten. Der Min ster des Innern legte demnächst einen Gesetz Entwurf über di Provinzial-Organisation vor, dessen Druck und Vertheilung an geordnet wurde. Am Schlusse der Sitzung wurde der Gestz Entwurf über die Ausfuhr von Waffen (wie bereits gestern ĩ

ö 6

1

daß die Mittel, ihn zu erfuͤllen, de

5

meldet) mit 446 Stimmen gegen 12 angenommen. Das Gest besteht aus 2 Paragraphen. Durch den ersten wird die Aut fuhr der Waffen erlaubt. Der zweite ermächtigt den König, dies Erlaubniß wieder zurückzunehmen, falls die Umstände solches er heischen sollten.

Herr Charles Lehon wird heute auf seinen Gesandtschaftt posten nach Paris zurückkehren.

Im Observateur de Hainaut liest man: „Das 2 und Ite Aufgebot der Bürger-Garde von Mons ist durch den Festungsdienst so ermüdet, daß sie den festen Entschluß zu er, kennen gegeben haben, die Wachen nicht mehr zu beziehen. Ma hat sich deshalb veranlaßt gefunden, die von ihnen ö, Posten durch das 1ste Aufgebot der Lütticher Bürger-Garde be setzen zu lassen.“

Das Journal d' Anvers spricht sich wiederholentlich gegen das Vertheidigungssystem aus, welches man für die Stadt Ant werpen in Anwendung gebracht hat, und sagt unter Anderem, „Wir haben immer die Nothwendigkeit von Vertheidigungt Maaßregeln zugegeben, so lange sich dieselben auf Vertheidigun und Bewaffnung der Stadt nach den Kriegsgebräuchen beschrän— ken. Aber die Eintheilung der Stadt in fünf verschanzte Lager welche Verbrennung und Zerstörung alles Eigenthums herben

**

.

gänglich nöthig macht. Unsere Feinde selbst Besetzung der Stadt Antwerpen, deren ste durch den B sitz der Citadelle Herr sind, für unnöthig gehalten; dem sonst hätten sie dieselbe bei der letzten Invasion mit di größten Leichtigkeit erobern können.“ Ueber das Verhältns ju Holland heißt es in demselben Artikel: „Die Europäische Pr litik hat unser Geschick bestimmt; und da die Unabhängigkes Belgiens durch die fünf Mächte anerkannt und garantirt worden ist, so gestehen wir, daß wir an dle Möglichkeit einer Wiedtt aufnahme der Feindseligkeiten von Seiten Hollands nicht gu glauben können. Der König von Holland wird der Europäischen Einstimmigkeit nachgeben müssen. Und welches Resultat sollt auch eine solche Erneuerung der Feindseligkeiten liefern, da un sere organisirten Streitkräste sich auf Frankreich, als auf einc mächtigen Bundesgenossen stützen? Es existirt daher in dem gt genwärtigen Zustand der Dinge auch nicht der geringste Anschein zu einem Kriege. Holland könnte dazu nur durch eine in En ropa eintretende Veränderung, die auf die Politik des Norden Einfluß ausübte, veranlaßt werden. Unter den jetzigen Verhäht nissen aber werden die großen Mächte einig bleiben, weil ihr In teresse es erheischt.“

Schweden und Norwegen. ;

. Stockholm, 29. Nov. Der König hat ein neut Reglement für die Bergung der gescheiterten Schiffe und Effe ten und für die Erstattung der dadurch veranlaßten Kosten en

aber haben di

*

Handelsstand ergeben hat. Das neue äußerst freisinnige Reg! ment hat den Zweck, die gescheiterten Schiffe so viel wie möglit

zu retten, ohne daß Jemand Gewinn daraus ziehen kaun. D

Assekuranten übergeben werden. Im Fall der Abwesenheit ein solchen Commissionairs muß der Gouverneur der Provinz d Effekten verwahren lassen, bis deren Eigenthümer sich melde Die Kosten müssen genau berechnet werden, und der Schiffbri⸗ chige ist nicht verpflichtet, ein Mehreres zu bezahlen. Di Wachsamkeit an unseren Küsten gegen die Einschleppung de Cholera dauert mit derselben Strenge fort, und die bewaffnete⸗ Fahrzeuge kreuzen, der vorgerückten Jahreszeit ungeachtet, noc

immer. Die Mannschaften haben indessen weder von der Kält; noch von dem schlechten Wetter viel zu leiden; sämmtliche Ma trosen sind auf Befehl des Königs mit wollenen Leibbinden ver sehen und alle mögliche Vorsichts-Maaßregeln für die Erhaltun ihrer Gesundheit getroffen worden. Diejenigen von ihnen, welch

in offenen Schaluppen detachirt sind, haben mit Pelm gefütterl Stiefel und Mäntel erhalten, und denen, welche die Wache ver sehen, wird warm gemachtes starkes Bier gereicht. Diesen An orbnungen ist es ju verdanken, daß die schlechte Jahres zeit den Schiffsmannschaften bis jetzt noch nicht geschadet hal und daß sich nur wenige Kranke unter ihnen befinden. Wenn die Kälte anhält, so werden die Küsten-Gewässen bald mit Eis bedeckt seyn und die Wachtschiffe in die Häfen ju»

rückkehren können. Dem amtlichen Berichte des Gefundheits⸗

Kollegiums zufolge, sind im verwichenen Jahre 68,000 Personen

(

*.

trag in Kraft getreten.

Maͤrz 18530, verheißen. und bis dahin, daß diese , ,, ju einem definitiven Abschlusse gelangt seyn werden, soll fuͤr

schweigische Enklaven besondere Vorsorge getroffen werden. fen sagt wohl noch der Inhalt des §. 2 den gegenwartigen Beduͤrf⸗ nissen uͤnd befonders denen des Herzogthums Braäunschweig zu, indem er verfuͤgt: „Auch wollen beide Staaten baldigst, und ohne die Ausfuͤh⸗

=

lassen. Seit langer Zeit hatte eine Gesellschaft das Recht . pachtet, sich ausschließlich mit der Bergung der an den Schwe dischen Küsten gestrandeten Schiffe zu beschäftigen und die C bühren dafür zu beziehen. Nachdem aber der Kontrakt dies Gesellschaft abgelaufen, hat die Regierung es nicht für angeme⸗ sen erachtet, ihn zu verlängern, weil er sich als lästig für de

geretteten Effekten müssen der gemeinschaftlichen Obhut des näc⸗ sten Zoll-LJmtes und des Commisssonairs der Befrachter oder di

im ganzen Königreiche die Schutzblattern eingeimpft worden, also einahe 9000 mehr, als im vorigen Jahre. Die thätigsten Im— pfer und Impferinnen haben, wie gewöhnlich, Belohnungen er— halten. Der Preis des Getreides ist seit einigen Tagen ge— sunken und wird im nächsten Monate noch mehr sinken, wenn die Branntwein-Brennerei aufgehört haben wird. Ein Getreide— Mangel ist nicht mehr zu fürchten. Der Beschluß des Königs, die Fabrication des Branntweins vom 1. Januar 1832 an zu verbleten, wird wesentlich zu diesem günstigen Resultate beitra— en. Auch sind bereits mehrere Sendungen Korn und Gerste aus dem Auslande eingeführt worden. Vor geraumen Jah— ren hat der König in den Bädern von Ramlosa einen Fonds sür den Unterhalt kranker Llrmen gestiftet, welche dieselben besu— chen. Dieses Kapital ist seitdem durch mehrere Geschenke des Kronprinzen und vermögender Privatleute bis auf mehr denn 10, 000 Reichsthaler angewachsen und erlaubt alljährlich einer großen Anzahl von Armen den Gebrauch dieser Bädec. In die⸗ sem Jahre sind 239 Arme in den genannten Bädern von den Zinsen dieses Kapitals unterstützt worden, und außerdem hat eine

große Anzahl Unbemittelter sowohl die Bäder als die ärztliche

Hülfe unentgeltlich benutzt. . Gotha, 7. Dez. Die hiesige Zeitung enthält folzen— des Schreiben aus Braunschweig vom (sten d.: „Mit dem heutigen Tage ist der zwischen unserer Regierung

und der des Koͤnigreichs Hannover am 7. Oktober abgeschlossene und am 2hsten desselben Monats ratifieirte vorlaͤufige Handels⸗Ver—

Wenn in dem ersten 8. desselben festgesetzt wird, daß einige auf gewissen Straßen durch das Königreich Han— nover nach Braunschweig gelangende Handels-Gegenstaͤnde bei einer Wieder-Ein- oder nochmaligen Durchfuhrung in und durch das Föͤnigreich Hannover doch nur einen einmaligen Eingangs- und Ausgangs⸗-Zoll entrichten sollen, so kann man sich dabei des Gedan⸗ kens nicht enthalten, daß bei den nahen Beziehungen, welche sowohl zwischen den Regentenhaͤusern, als auch den Bewohnern beider Laͤnder, Fattfinden, wenn man auch auf ein gemeinsames Deutsches Vaterland nicht Ruͤcksicht nehmen will, fuͤr nach Braunschweig durchgehende Handels-Artikel gar keine Ein- und Ausgangs⸗Zöͤlle, mindestens aber nicht beide, genommen werden sollten. Noch mehr aber erstaunt man, wenn man zum 5. 5. gelangt, welcher so lautet: „Die in dem s. J enthaltene Bestimmüng kommt, hinsichtlich der zum Verblei—

2

ben im Hanndverschen Gebiete bestimmten Gegenstaͤnde, auch nur

ann zur Anwendung, wenn à dieselben in Quantitaͤten von min⸗

destens 200 Pfd., die Weine aber in Gebinden von mindestens Ohm, versandt werden und b. die Versendung an Hannbversche Faufleute und Gewerbtreibende, insofern Letztere die Gegenstaäͤnde zu ihrem Gewerbe gebrauchen, geschieht.“ Trotz dem aber scheinen beide Regierungen von der Ruͤtzlichkeit ihres gegenseitigen Abkommens fuͤr ihre beidersettigen Landes⸗Einwohner in einem hohen Grade uͤber⸗ zeugt zu seyn, denn im 7.5. wird festgesetzt, daß so wenig Braunschweig ohne Einverstaͤndniß Hannovers, als Hannover ohne Einverstaͤndniß Braunschweigs, einem fremden Zoll-System beitreten sollen. Im Uebrigen wird die Beschleunigung der Unterhandlungen uͤber die Einfuhrung eines gleichmaͤßigen und gemeinschaftlichen Eingangs⸗— Ausgangs- und Verbrauchs-Abgaben-Systems in Hannover und Braunschweig, auf den Grund des Eimbecker Vertrags vom 27.

as Amt Thedinghausen und andere im Hanndverschen gelegene Braun⸗ Am mei⸗

rung der unter ihnen beabsichtigten zoll- und Steuer-Verbindung zu erwarten, sich über Abgaben -Erleichterung oder Befreiung füuͤr die nothwendigsten Lebensmittel, verschiedene Produkte der Natur,

des Ackerbaues und der Viehzucht, so wie fuͤr einige Produkte des Gewerbfleißes, gleichmaͤßige Besteuerung des Branntweins und des

Biers, uͤber Maaßregeln zum Schutze der inlaͤndischen Bergwerks⸗

rodukte, über einige spezielle Transit-Verhaͤltnisse, uͤber gemein⸗ schaftliche Maaßregeln gegen den Schmuggel-Handel zum Schutze der in beiden Staaten bestehenden Zoll- und Steuer-Einrichtungen und über Einrichtungen wegen des Zoll⸗ und indirekten Steuer⸗ wesens auf dem Harze oder einzelnen Theilen desselben verstaͤndi⸗ gen.“ Allein bei der Ueberzeugung, daß in so engen Graͤnzen selbst die groͤßte gegenseitige Liberglitaͤt zu keinem erfreulichen, Allen zu⸗ sagenden, Resultate fuͤhren konne, herrscht dennoch großes Mißver⸗ gnuͤgen im Publikum, und dieses wird auch durch die sehr wahrschein⸗ lich gemachte Kunde vermehrt, daß die vorstehende Conzention,

falls der Eimbecker Vertrag vom 15. Mai 1327 nicht zur Ausfüh⸗ rung kommen sollte, bis zum 1. August 13839 in

Wirksamkeit blei⸗ ben? von diesem Zeitpunkte an aber, nach einer beiden Theilen zustehenden Kuͤndigung und Aufhebung, der Kasselsche Vertrag vom 14. Sktober 1829 Ebei dem jetzigen Verhaͤltnisse eine wahre Anti⸗ quitäͤt) bis zum Ablaufe des Jahres 1849 eintreten werde; denn was konnte wohl mehr, als diese Vorausbestimmungen, ein bebarr— liches und verderbliches Isolirungs⸗-System an den Tag legen?“

Leipzig, 7. Dez. Nachdem in diesem Jahre der zweite

Theil des Wurzner Brückenbaues durch Herstellung der Mühl⸗

graben-Brücke mit den dazu gehörigen Dämmen und Abfahr⸗ jen bewirkt worden ist, wurde die Passage über gedachte Brücke am 6ten dieses eröffnet, und es fehlt nun zur Vollendung des Ganzen noch die dem Vernehmen nach im künftigen Jahre auszuführen beschlossene Herstellung der Land- und Fluthbrücken mit ihren Dämmen, um auch über das zwischen der Muldenstrom⸗ Brücke und der gedachten Mühlgraben-Brücke inne liegende, der Inundation ausgesetzte, Terrain eine zu jeder Zeit wasserfreie Passage zu sichern. Die dieses Jahr zur Ausführung gelangte, in gerader Li⸗ nie mit der Wurzner Vorstadt, der Crostipall genannt, über den Mühlgraben führende, Brücke besteht aus einem kolossalen, zwi⸗ schen steinernen Widerlagen eingespannten, 690 Ellen im Lichten weiten Bogen, welcher aus 12 Kurven, jede von sechsfach über einander gebogeuen 8 Zoll starken Hölzein gebildet, zusammen— gesetzt ist:; bel Constructson dieses Bogens, so wie bei den im vorigen Jahre erbauten gleich weit gespannten 3 Strombrücken⸗ bogen, hat der Landbaumeister Königs dörffer, welcher die Leitung dieses Baues zu besorgen hat, mit bedeutendem Vortheil die ungemeine Tragkraft eingespannter gebogener Hölzer benutzt, ohne sich von den Unfällen schrecken zu lassen, von welchen die in Baiern nach gleichem Prinzip von gebogenen Hölzern hergestell⸗ ten weit gespannten Bogen betroffen worden sind.

Frankfurt a. M., 5. Dez. Es sind hier Privat⸗ Briefe aus Lyon bis zum 30. Nov. Abends eingegangen. Sie besagen Folgendes: „Auch heute ist der Herzog von Orleans noch nicht in die Stadt eingerückt. Die Lage der Dinge hat viel⸗ mehr keine erwünschte Wendung genemmen. Die Aufnahme, welche die Deputirten der Seidenarbeiter im Hauptquartiers des Marschalls Soult gefunden, und wonach diese von Hrn. Soult mit strengen Worten angelassen und mit dem Bemerken: „Wir wer⸗ den uns in Lyon sprechen i“ zurückgewiesen worden seyn sollen, hat hier keinen guten Eindruck gemacht. Gestern ist eine Proclamation an dle Seidenarbeiter erschienen, worin dieselben aufgefordert werden, die Waffen niederzulegen, indem nur dann der Herzog von Orleans in die Stadt einrücken wolle. Die Arbeiter scheinen indeß hierzu nicht geneigt zu seyn, vielmehr fanden heute wieder an mehreren Orten? Zufammenrottungen statt, auf Perrache von 3 400 M.

3

; . 1794 und in der Rothkreuz-Vorstadt von 18900 M., die, anstatt die Waffen zurückzugeben, vielmehr aus dem Zeughause noch 2 Wagen voll holten. Es hat sich unter den Arbeitern das Gerücht ver— breitet, daß der Marschall Soult geäußert habe, er wolle, wenn die Arbeiter Widerstand leisteten, die Rothkreuz⸗Vorstadt schleifen. Der friedliebende Bürger besorgt sehr, daß die Gemüther hierdurch nur zu neuen Gewaltthätigkeiten angeregt werden möchten.“ Frankfurt a. M., 5. Dez. Aus der im heutigen Blatte der Ober⸗-Post-⸗Amts-⸗Zeitung sortgesetzten Schilderung der Lyo⸗ ner November-Tage, nach den Briesen eines jungen Frankfurters, geben wir (in Verfolg der gesteigen Mittheilung) Nachstehendes: „Hier wurde ich abermals durch ein furchtbares Geschrei: aux armes! aux armes! unterbrochen. Es blieb aber bei einigen Flin— tenschuͤssen, die nach dem ersten Schreck einer ganz anderen Besorg⸗ niß Raum ließen Ein Dienstmaͤdchen kam herauf und erzaͤhlte, wie sie glaube, daß man im Begriff sey, ans Pluͤndern und ümbringen zu gehen. Es kam aber zuni Glück nicht dazu. Jetzt (Sonngbend, 26. Nov.), wo ich dies schreihe, lasse ich di, aufgeregte Sprache bei Seite, denn die Gefahr ist fuͤr den Augen Mt vorbei, und ich bin in Sicherheit. Wo In Chamelet, in Fer Naͤhe von Sattendras, bei Freunden. Ich sitze an einem traulichen Kaminfeuer, das mir freundlicher leuchtet, als die Flamme angezuͤndeter Haͤuser, und we⸗ niger blitzend, als der Glanzstrahl eiserner Mordschluͤnde. Ich kann ruhiger reden und klarer erzaͤhlen, was vorfiel; und doch draͤngt sich noch so dicht und bedeutens Begebenheit auf Begebenheit, daß ich zweifle mit einem geordneten Bericht . Ende kommen zu koͤnnen. Durch manche Gefahr gegangen, in vielen mir neuen Sensationen, habe ich das nie zuvor Gesehene vor Augen gehabt und einen Schatz von Erfahrungen gesammelt, der mich in den drohendsten Lagen in den Stand en kann, zu sagen: ai passé par lä. Jetzt, wo die Momente des Schreckens und der bangen Voraussicht vor— uber sind, bin ich fast zufrieden, all, dies mitgemacht zu haben. Aber ich dachte anders, als um mich die Kugeln pfiffen und unsere Ohren vom Geschrei: au Rhone les rentiers! au Rhine les commis! betaͤubt wurden. Ich komme nun zuruͤck auf den Nachmittag des 22. Nov. Nachdem ich die Stadt durchlaufen und uͤberall die dro⸗ henden Anstalten geschaut hatte die in Bereitschaft stehenden Kanonen die Reihen der Dragoner die schlagfertigen Linien⸗ Truppen, nachdem mein Ohr der Schüsse zur Genuͤge vernom⸗ men, ging ich zu L, um da zu essen. Es ist dies auf dem (Quartier Sl. Clair, außerhalb der Barriere, und gehört dieser Theil der Stadt eigentlich schon zur Crotr-rousse. Es dürfte sich kein Garde- Natio⸗ nale da sehen lassen, ohne zu Boden gerissen zu werden. L, der am Morgen im Feuer gestanden, erzaͤhlte uns viel von Allem, was vorgefallen war, von all den Todten und Verwundeten, die schon weggebracht worden, von der rasenden Vertheidigung der Ouvriers, die, hinter Ecken und Steinen hervorschießend, kaum ihren Mann fehlten, Ich blieb bis gegen 8 Uhr, sah dann noch zu, ob das Bureaulokal gut verwahrt und fest ge⸗ schlossen sey, lief durch einige Straßen, die auf Befehl der Munizi⸗ palitaäͤt beleuchtet waren, machte mich durch die Haufen von Arbei— tern, nahm einen kleinen Umweg durch die Felder, um nicht auf die Posten zu stoßen, und kam gluͤcklich bei K. auf Croais-rausse an. Wir bereiteten uns nun zur Vertheidigung vor, indem wir unsere Flinten und Pistolen sehr scharf, in Ermangelung von Kugeln, mit dickem Schrobt luden. Da hatten wir nun auf einmal den verwe⸗ genen Einfall, den Neugterde uns eingab, uns heraus zu wagen und ein wenig die Lage der Dinge in Augenschein zu nehmen. Oben an der Boucle, vierzig Schritte von K's Haus, stand ein . Juet Dragoner und Nationalgarden, die, arme Teufel, schon seit 9g uhr Morgens die Stelle hatten, ohne einen Bissen genossen und einen Augenblick geruht zu haben, Ungefaͤhr 199 Schritte weiter in der grande rue fingen die Barrikaden an, von schlagfertigen Ouvriers besetzt, die sich auf den Moment freuten, wo sie ihre Flinten ein we⸗ nig erhitzen sollten. Diese nun wollten wir jetzt in Augenschein nehmen, um sagen zu konnen, wir sind vor den. Barrikaden gewe⸗ sen und wissen, wie das Ding aussieht. Also schlichen wir uns durch das Piquet durch und avancirten kuͤhn gegen die Barrikaden. In

den Gängen sah man Ouvriers mit Flinten lauern, an den Fenstern oben standen wurffertige Weiber, und selbst von den Daͤchern her⸗ unter blickten drohende Gesichter. So ruͤckten wir in der Mitte der wenig Zutrauen einfloßenden Thuͤrposten bis unmittelbar vor die Barrikaden, wo auf dem Boden uͤberall zerbrochene Bouteillen zer⸗ streut waren, damit die Dragonerpferde sich beim Antrappen ver⸗ wundeten. Nun aber hieß es? qui vive! relirez- vous! Wir rie⸗ fen: amis! und fragten, ob wir passiren koͤnnten. Zur Antwort aber erhielten wir das gewisse Anschlagen der Gewehre, wie wenn angelegt wuͤrde. Da machten wir denn rechtsum aber ohne Praͤ⸗ eipitatlon ganz ruhig jedoch in der Erwartung einer Ladung in den Ruͤcken ünd zogen uns gegen das Piquet zu⸗ rück; hier aber auch wurden wir mit dem zuruͤckweisenden qui, vive! empfangen, und man machte Miene, uns nicht passiren zu lassen. Da waren wir denn huͤbsch in der Klemme ich machte mich aber an die hungrigen Dragoner fing ein. Ge⸗ spraͤch mit ihnen an bedauerte sie und machte sie allmaͤlig so kirre, daß sie uns durchpassiren ließen. Die Nagtional-Garden aber widersetzten sich, schrieen: arrétezcles, ce sont des mouchards, arrné— tees“ und wollten absolut uns fest halten lassen. Wir beseitig⸗ ten aber die Gewehre und machten uns durch. Zum Gluͤck war es eine pechschwarze Nacht und der Weg zu K's so unheimlich dunkel, daß Keiner wagte, uns zu verfolgen. Sie schrieen zwar; boursuivez- ies! arréte- les! es blieb aber beim Schreien. Bei K waren wir guter Dinge und aßen tuͤchtig zu Nacht, weil man nicht voraus wissen konnte, wann man wieder essen wuͤrde Von Zeit zu Zeit lauschten wir, ob man keinen Laut vernehme; es war aber Alles ruhig. Bloß die Patrouille der Dragoner un⸗ terbrach hier und da die Stille. Gegen 12 Uhr verrammel⸗ ten wir die Thuͤren, stellten die Gewehre zurecht und legten uns angekleidet aufs Bett. Die Nacht blieb ohne Stbrung. Um 6 Uhr wurden wir durch den Laͤrm der Milchweiber geweckt, die auf der Croix - rousse angekommen waren, nicht durchgelassen wurden und nun zuruͤckkehren mußten. Wir machten noch einen Versuch, uns gegen die Barrikaden in die Grande rue zu wagen, wurden aber zu— ruͤckgestoßen und gingen nun an einem anderen Punkt herunter. Es war Alles so ruhig, daß wir fest glaubten, die Sache sey zu Ende, noch dazu, da wir am Abend vorher noch erfahren hatten, man habe von beiden Seiten Parlamentairs geschickt und sey nun in ÜUnterhandlung begriffen. Auf dem Qunj t, Clair waren freilich überall Suvriers Gruppen mit drohenden Gesichtern, jedoch an den Barrieren wurde man nicht aufgebalten, obgleich die Linientruppen daselbst Barrikaden gemacht hatten.“ .

Frankfurt a. N, 4. Dez. Die Schwankungen, welche die Effekten Course, vornaͤmlich zu Paris und Amsterdam, erfuhren, haben im Laufe der letzten Woche Stand der Notirungen heroorgebracht. So wurden auf den zu Pa ris in Folge der Lyöner Unruhen eingetretenen Ruͤckfall der Rente namhafte Posten Oesterreichischer, Hollaͤndischer und anderer Papiere zum Verkauf, sowohl gegen bagr, als auf Lieferung, ausgeboten, wodurch die Course herüntergedruͤckt wurden. Die Spekulanten aufs Fallen benutzten die Konjunktur aufs beste und es gelgng ihnen, durch' starkes Sfferiren, eine ziemliche Flauheit im Geschäft herbeizu⸗ fuͤhren. Diese Operation glaubten sie auch um so leichter durchzu⸗ setzen, als der Uebernehmungstag ganz nahe war, und man anneh⸗ men durfte, die Lyoner Revolte werde manchen Papier⸗Inhaber zum Losschlagen bewegen. Doch ergab sich im Resultat, daß die Papiere gleich am ersten Tage der Woche in den Voͤrmittagsstunden ihren niedrigsten Standpunkt erreichten; man verkaufte proc. Metalliques zu 851, 4proc. zu 751, Bank-Actien zu 152, Integralen zu 33. Zur Boöͤrsenzeit vernahm man, daß durch Courier schon wieder höhere Renten- Eourse von Paris gekommen seyen, auch die dasigen Speku⸗ santen bereits von dem panischen Schreck, der die zoroc— Rente auf 65 . 70 geworfen hatte, zurückgekommen waͤren. Diejenigen unserer

Geschaͤftsleute, welche auf die am Tage vorher eingelaufenen schlim⸗

N A1I23uS Ogoiw 1604

dem Zwischenraum war Alles dunkel und furchtbar still. Nur in

ben zu konnen 11 pet, Praͤmie gegeben. rischen und Darmstaͤdtschen Fonds, obgleich etwas offerirt, hielten e fest im Cours. Polnische Loose waren in kleinen Posten ge .

auch hier Veraͤnderungen im

und charakteriftisch vorzutragen.

men Nachrichten hin bedeutende Verkdufe auf den nahen Ultimo gemacht hatten, waren nun gendthigt, sich wieder zu decken, und mußten sich daher entschließen, rasche Ankäufe zu steigenden Preisen zu machen. Die Unternehmungslust der Haussiers erwachte von neuem und ansehnliche Betrage von Effekten wurden abgeschlossen. Aus dieser Bewegung resultirte ein Steigen von 1 3 16 pEt. auf die

5⸗ und 4proc. Met. von 26 Gulden pr. Stuͤck bet den Bank⸗Actien, von pCt. bei den Integralen. Die Nachfrage nach allen Fonds⸗Gattun⸗ gen blieb lebhaft und nahm am AÄbrechnungstag noch zu, da zur Kuͤndigungsstunde sich herausstellte, daß die effektiven Stücke zum Circulätionsbedarf nicht hinreichten, die Spekulanten also, welche auf Ultimo Versprechungen gemacht, ihrer Verlegenheit nur durch Opfer entgehen konnten. Ein Beweis mehr von dem Mangel an effectiven Stuͤcken ist, daß man spet. 4 4pct pr. Ultimo Dezember um * pCt. billiger als pr. Comptant haben konnte. . von Effecten von guten Haͤusern Gelder zu bis 47 pet. fuͤrs Ja r 9 und zu Ende des Monats November, so findet man, daß die peku

ferenz zu ihren Gunsten betragt bei den Metalliques I bis j pCt., bei den Bankactien 45 Fl. pr Stuͤck, bei den Partialen S pCt. Neapolitanische Obligationen hoben sich von 716 auf 133 und Spa⸗ nische hei Aguado von 52 auf 35. pr. Stuck, Hessische um 5 Fl. besser. Erdffnungscours und Preußische Staatsschuldscheine stiegen von 3 auf 95. Die 23pet. Integralen hingegen erlitten einen Ruͤckfall von 1 pCt. Im weitern Verlau mehr oder weniger stationair. stunde bereitwillige Kaͤufer zu Metalliques, Actien, Partialen und Integralen. Praͤmien auf letzteres Effect waren vorzuͤglich gesucht.

Uebrigens kann man gegen r willig haben. Vergleicht man den Stand der Course zu

anten aufs Steigen im Ganzen gut operirt haben. Die Dif

Badische Loose gingen um 23 Fl. Polnische Loose schlossen zum

der Woche bliehen die Notirungen och fanden sich zu jeder Boͤrsen⸗

3 wurde auf starke Posten um solche medio Januar zu 103 ha— Die Preußischen, Baie⸗

In Betreff des Wechselhandels ist zu bemerken, daß Ham⸗ burger, Wiener und Augsburger Briefe fortwaͤhrend in allen Sich⸗

ten begehrt waren und mitunter uͤb er die notirten Course bezahlt

wurden. Das Gesuch nach Berliner Valuta hgt nachgelassen. Die Devisen auf die uͤbrigen Plaͤtze behaupteten sich im Course. Der Disconto schwebt zwischen 3 und 33 pCt.

3

Berlin, 9. Dez. In den Plenar-Sitzungen der Königli— chen Akademie der Wissenschaften sind in den Monaten Oktober und November d. J folgende Abhandlungen gelesen worden:

Am 20. Okt.: Hr. Ru dolphi, Untersuchungen über die Brüste der Säugethiere.

Am 27. Okt.: Hr. v. Savigny, von dem Schutz der Minderjährigen bei den Römern oder von der Lex plaetoria.

Am 3. Nov.: Hr. Horkel, einige Bemerkungen über das Genus Najas Linn.

Am 10. Nov.: Hr. Böckh, über einige Inschriften von Thera.

Am 17. Nov.: Hr. Brandis, Verzeichniß der Handschrif— ten des Aristoteles, die sich in der Vatikanischen Bibliothek be— finden. Mit einem Vorwort von Hrn. Bekker.

Am 24. Nov.: Hr. Weiß, über das Staurolythsystem, als abgeleitet aus dem regulairen Krystallsystem.

Aus Münster wird gemeldet: „Am 26. Nov. d. J. beobachtete man zu Sögel, im Herzogthum Aremberg, folgendes sonderbare Phänomen: Gegen halb 10 Uhr Abends zeigte sich in der Richtung nach Südwest eine sich von den übrigen Ster— nen durch ihre wachsende und abnehmende Größe und Helle, auch durch die größere Annäherung zur Erde, unterscheidende Fenerkugel, welche (dies kann jedoch auch Täuschung seyn) dem Anscheine nach Funken von sich warf. Diese Erscheinun, dauerte bis gegen 107 Uhr, wo ste, wechselsweise in dit Höh und herunter schwebend, endlich mit einem elektrischen Knalle, der aus der Ferne deutlich vernommen wurde, sich in drei Thelle zertheilend, mit einem rothen Lichte niedersank.“ ;

Händels Israel in Aegypten. Gestern gab die hiesige Sing-Akademie, unter Leitung des Hrn. Professor Zelter, im ersten ihrer diesjährigen Konzerte Händels Israel in Aegypten; ein Werk, das jetzt fast 100 Jahre zählt, aber noch immer in frischer Jugend blüht. Denn selbñ die Arien, welche von der heutigen Weise am meisten abweichen, sind, im Verhältniß zum Ganzen betrachtet, gerade durch ihre einfache und doch originelle Form in hohem Grade zweckmäßig und angemessen. Doch liegt der Nachdruck allerdings weit mehr auf den Chören. Einige derselben zeichnen sich alls durch die großartigsten überraschendsten Harmonien, andere durch die höchste Einfachheit der Modulation; beide bringen gleichmäßig die edelste und ergreifendste Wirkung hervor. . ö. So viel wir wissen, ist dies Oratorium noch nie in Berlin gegeben worden; da es aber, wie jedes ächte Kunstwerk, hei öf— terem Hören gewinnt, so hoffen wir, daß sich (zu Ehren unserer Stadt und unseres Landsmannes) Gelegenheit zu einer Wieder holung finden werde. Was die Aufführung anvetrifft, so bestätigte sich von neuem, daß man in ganz Europa keine Anstalt für Vokalmusik auch nur von fern mit der hiesigen Sing-Akademie vergleichen kann, venn die z. B. in Venedig, Neapel und Paris erscheinen dage— n höchst unvollkommen und kleinlich. Es ist ein neues Verd ie daß man ächte Muslk durch diesen Verein jetzt auch in größerem Kreise kennen lernt, und wir hoffen, daß die Zahl der 3 ih örer nicht hinter der im vergangenen Jahre zurückbseiden wirs. Auch die Solostimmen genügten der Erwartung, insbeson— dere aber fühlen wir uns gedrungen, bei dieser Gelegenheit Fru lein von Schätzel mit größtem Lobe zu erwähnen. Sie hat dle sehr schwere Arie so trefflich und so in der rechten Weise gesun— gen, daß nichts zu wünschen übrig blieb, und durch choralmäßiges Anschlagen und Aushalten einzelner Töne, so wie durch runden vollen Triller erwiesen, daß ste nach zwei entgegengesetzten gleich nothwendigen Richtungen, gründlich ausgebildet sst. fast alle heutige Sängerinnen nur wenige neuere Meister ein— seitig ehren, hat sie es durch rastlose Uebung ihres angebornen Talents dahin gebracht, die ganze Reihe der Tonsetzer von Se— baftian Bach und Händel bis Weber und Rossini angemessen . Nicht allein das Publikum ge⸗ winnt durch diese vielseitige ächt künstlerische Thätigkeit, sondern Fräulein von Schätzel selbst muß auf diesem Wege eine so viel umfassendere Kenntniß und so tiefere Liebe ihrer Kunst erworben haben, daß sie dieselbe um keiner Nebenrücksicht willen jemals in den Hintergrund stellen und hoffentlich bald aus Glucks Händen den Kranz sür Spiel und Gesang empfangen wird. ; v. Rr.

Während

Der Ehrenpokal, welchen (wie bereits in dieser Zeitting er— wähnt worden) die Kaufmannschaft zu Danzig dem Bötte Barchewitz aus Schmiedeberg, dem alle dortige Behörden rat rende und ehrende Beweise ihrer Anerkennung selger nuhreich eu Thätigkeit während der Cholera-Epidemie zu geben werte ferten,

e

̃ .