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lich über eine Million in milden Gaben, namentlich auch zur moralischen Verbesserung der freigelassenen Sträflinge, verwendet, und es sey kein Beispiel vorhanden, daß irgend Einer von denen, die auf solche Weise unterstützt worden, ein zweites Verbrechen begangen habe; auch ergebe sich aus den amtlichen Listen, daß, seitdem die freigelassenen Sträflinge Unterstützungen erhielten, die Zahl der Rückfälle mit jedem Jahre abnehme; er selbst kenne einen solchen Sträfling, der seit der letzten Revolution so in der öffentlichen Meinung gestiegen sey, daß er jetzt in der Gesell— schaft eine ehrenvolle Stelle einnehme und, hochbeglückt über die Achtung, deren er für sich, seine Frau und seine Kinder ge⸗ nieße, noch kürzlich geäußert habe, er sey vollkommen zufrieden in feinem Hauswesen, würde sich aber unbedenklich, sobald man erführe, was er einst gewesen, in die Seine stürzen. Hier sehe man also einen ehemaligen Verbrecher, in den das Gefühl der Ehre und die Liebe zur Tugend zurückgekehrt sey, — ein Resultat, das man allein der Wohlthätigkeit verdanke, die sich über ge⸗ meine Vorurtheile zu erheben wisse. Er könne hiernach die Re⸗ gierung nicht dringend genug auffordern, dem Beispiele jener ho—⸗ hen Person zu folgen, und zwar um so mehr, als es bekannt sey, daß unter 100 rückfälligen Verbrechern nur 10 sich neuer⸗ dings gegen Personen vergriffen, die librigen 90 aber bloße Dieb⸗ stäßle begingen, woraus sich hinlänglich ergebe, daß der Mangel allein der Beweggrund ihres Handelns sey; man könne mit Recht behaupten, daß die gegenwärtige schlechte Verwaltung in Bezug auf die Gefängnisse die rückfälligen Verbrecher nur begünstige; unmöglich könne dies anders in einem Lande seyn, wo Kinder mit den größten Verbrechern und abgefeimtesten Dieben zusammen eingesperrt würden; nichts thue dem Lande mehr Noth, als eine Aenderung in der lnlage der Gefängnisse, so daß die Gefangenen nach dem Grade ihrer Straffälligkest von einander getrennt wer—⸗ den könnten. Der Redner berief sich schließlich auf die von ihm selbst in Clermont (Departement der Oise) gestiftete Strafanstalt, wo eine so große Ordnung herrsche und mit solcher Milde ver⸗ fahren würde, daß unter 100 entlassenen Gefangenen nur 19 neue Vergehen begingen, wogegen in anderen Anstalten, wie j. B. in Bicetre und Poissh, von 100 Gefangenen, die ihre Strafe überstanden, 9g9g in die Recidive verfielen. — Der 22ste Artikel des Entwurfs andert den Tten des Strafgesetzbuches in folgender Weise: „Jeder Mordversuch, der durch Umstände, die von dem Willen des Urhebers unabhängig waren, mißlungen ist, wird wie der Mord selbst be⸗ trachtet.“ Der Antrag des Herrn v. Larochefoucauld, dem sich Herr Persil beigesellte, daß man in solchen Fällen die höchste Strafe nach der Todesstrafe eintreten lasse, wurde ver— worfen. Durch die Art. 23., 24. und 25. des Entwurfs wer— den die Art. 86., 87. und 9g1. des Strafgesetzbuches also modi— ficirt: „Art. S6. Jeder Angriff auf das Leben oder die Person des Königs, so wie auf das Leben oder die Person der Mitglie— der der Königl. Familie, wird mit dem Tode bestraft. Art. 87. Jedes Attentat, das dahin geht, entweder die Regierung oder die Thronfolge-Ordnung umzustürzen oder zu verändern, oder die Bürger gegen die Königl. Autorität zu waffnen, wird mit dem Tode bestraft. Art. 91. Jedes Attentat, das den Zweck hat, durch die gegenseitige Bewaffnung der Einwohner zum Bürger— kriege aufzureizen, oder Verheerung, Mord und Plünderung über eine oder mehrere Gemeinden zu bringen, wird mit dem Tode bestraft.“ Nach der Annahme des minder erheblichen 26sten Ar— tikels wurde dle Fortsetzung der Berathung auf den nächsten Montag verlegt, da die Sitzung des folgenden Tages hauptsäch⸗ lich den Petitions-Berichten gewidmet war.
Paris, 3. Dez. Die Regierung, so meldet der Moni— teur, hat gestern durch Estafette Depeschen vom Herzog von Orleans und vom Kriegs-Minister vom 30. Nov. empfangen; sie enthalten Details über die Revue, die der Prinz am 29. eine halbe Stunde von Lyon auf den Anhöhen oberhalb Calvire über die unter den Befehlen des General Roguet stehenden Truppen, m Ganzen ungefähr 7500 Mann stark, so wie über den Theil der Lyoner Nationalgarde abgehalten hat, der sich durch sein Verhalten an den Tagen des 71., 22. u. 23. Nov. auszeichnete. Der Prinz ging zu Fuß durch die Reihen der Truppen und be⸗ lobte im Namen des Königs diejenigen Militairs, welche sich besonders hervorgethan haben. Die Antworten des Königs auf die Adressen beider Kammern wurden den Truppen vorge— lesen und mit Begeisterung von ihnen aufgenommen. Nach der Revue defilirte das Corps vor dem Prinzen. Der Kriegs- Minister hatte für diese Musterung mehrere in Lyon zurück⸗— gebliebene Militairs herausberufen; dieselben wurden, mit Aus⸗ nahme Einiger, an denen ein nothwendiges Beispiel statuirt werden mußte, wieder in ihre Reihen gestellt. Eben so hatte der Marschall Soult die Zurücklieferung aller aus dem Lyoner Zeug⸗ hause entnommener oder einzelnen Posten und Soldaten gewalt— sam entrissener Waffen befohlen. Am 29. Nov. Morgens war mit dieser Operation der Anfang gemacht worden, welche sowohl von Seiten der Arbeiter, als der übrigen Einwohner-Klassen un⸗ gehindert von Statten ging und bis zum 2ten d. M., als dem für den Einzug des Primsen und der Truppen bestimmten Tage, deendigt seyn sollte. Nach beendigter Revue setzte der Kriegs⸗ Minister die Truppen von den ertheilten Belohnungen in Kennt— niß. Der Präfekt des Rhöne-Departements und die Maires von Lyon, Vaise, la Guillotiere und la Croix⸗Rousse machten dem Prinzen ihre Aufwartung. Höchst wahrscheinlich würde, wenn die Witterung dem Telegraphen erlaubt hätte, zu spielen, die Nachricht von dem Einzuge des Herzogs von Orleans bereits hier eingegangen seyn. Die Nachrichten von allen Punkten lauten fortwährend beruhigend. Die Post hat gestern telegraphische De— peschen aus Bayonne, Perpignan und Bordeaur mitgebracht, deren Weiterbeförderung in Tours durch das schlechte Wetter un— terbrochen worden war; sie melden, daß überall die größte Ruhe herrschte, und daß die von dem Ministerium durch den Telegra— phen nach den Departements gesandten Berichte über die Lyo— ner Unruhen allenthalben die beste Wirkung hervorgebracht hat— ten. In Perpignan war die Entwaffnung der National-Garde der Beendigung nahe. Auch die Nachrichten aus Nantes lauten gut; man hat befriedigende Briefe vom General Bonnet, denen zufolge dort Alles ruhig war.“ — Die Lyoner Zeitungen vom 30. Nov. enthalten eine Proclamation des Maires, worin den Einwohnern der Befehl des Kriegs-Ministers wegen Auslie⸗ serung der Waffen mitgetheilt wird. Am Schlusse derfelben heißt es: „Lyoner! soll ich Euch ein glückliches Wort des Prinzen mittheilen, welches seine ganze Gesinnung verräth? Als ich mich bei ihm beurlaubte, bemerkte er mir: „„Sagen Sie Ihren Ad⸗ ministrirten, daß, wenn ich als Franzose die schnelle Rückkehr der Ordnung wünsche, ich meiner Neigung nach Lyoner bin!““ Es lebe der König! Es lebe der Herzog von Orleans!“
Der Messager des Chambres erklart das an der gestri⸗ gen Börse, verbreitete Gerücht von in Nantes ausgebrochenen Unruhen für durchaus ungegründet, erwähnt dagegen in seiner zweiten Ausgabe einer bei dem Redacteur des in der genannten Stad; erschelnenden Ami de l' Ordre angestellten Haussuchung, bei
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1790 welchem man einige vierzig Medaillen mit dem Doppelbildniß des Herzogs v. Bordeaux und der Herzogin von Berry gefunden und in Beschlag genommen habe.
Ihre Kaiserl. Majestät die Herzogin v. Braganga ist vor— gestern glücklich von einer Prinzessin entbunden worden, welche in der Taufe die Namen Maria Amalia erhalten hat. Ueber die Entbindung, welche in Gegenwart der Gesandten von Bra— silten, Baiern und Schweden stattfand, wurde ein Protokoll auf— genommen und dieses von Sr. Majestät dem Herzoge von Bra⸗ ganga, von Ihrer Königl. Hoheit der verwittweten Herzogin von Leuchtenberg, Mutter der Hohen Wöchnerin, von der Infantin Donna Anna von Portugal, von den genannten drei Gesandten, dem Baron Athalin, den Grafen Montesquiou und Flahault, und Hrn. v. Vatimesnil, so wie von mehreren anwesenden Bra⸗ silianern und den bei der Entbindung thätig gewesenen Aerzten als Zeugen unterzeichnet. Bald nach der Geburt begab der Her— zog von Braganga sich nach Neuilly, um dieses glückliche Ereig— niß dem Könige mitzutheilen, der seinerseits einen Adjutanten absandte, um der hohen Wöchnerin Glück wünschen zu lassen.
Der durch seine Treue gegen Napoleon bekannte General— Lieutenant Graf Drouot, einer der neuen 36 Pairs, ist in Naneh plötzlich mit Tode abgegangen.
Der Temps sagt: „Die Kommissson der Pairs-Kammer ist eifrig mit dem Pairs-Gesetze beschäftigt. Die Lage dieser Frage ist folgende: Die Kommission ist getheilt; vorgestern wa— ren acht Mitglieder für den Gesetz-Entwurf der Deputirten— Kammer, jedoch mit Ausmerzung der Kategorieen; sechs wollten das Prinzip der Erblichkeit durch ein Amendement wieder hin— einbringen. Gestern hatten sich die Zahlen geändert, und die bei— den entgegengesetzten Ansichten zählten sieben Mitglieder gegen sieben. Diese Frage nimmt also eine unangenehme Wendung.“
Die hiesfigen Wanquiers Gebrüder Mallet, Ferrere-Laffitte, Fould und Fonld-Oppenheim benachrichtigen in den öffentlichen Blättern die Inhaber der unter dem Namen „Polnischer Sub— sidien“ bekannten Bons, daß sie von dem Grafen v. Jelski be⸗ auftragt wären, ihnen die für jeden einzelnen Bon gezahlten 375 Fr. gegen Zurückgabe desselben wieder auszuzahlen, da die früher beadsichtigte Anleihe jetzt zwecklos geworden sey.
Großbritanien und Frland.
London, 3. Dez. Da der König die Absicht zu erkennen gegeben hat, das Parlament in Person zu eröffnen, so wird sich Se. Maj. in Begleitung der Königin am künftigen Montag nach London begeben und daselbst bis Freitag verweilen.
In der bevorstehenden Parlaments-Session werden die Erz—⸗ bischöfe von Tuam, Ferns, Cloyne und Cork die Repräsentanten der Irländischen Geifstlichkeit im Oberhause seyn. Alle vier sind antireformistisch gesinnt.
In der Morning-Chroniele liest man: „Vor der Ab— stimmung über die zweite Lesung der Resorm⸗Bill im Oberhause versicherte man uns, daß eine Anzahl von Mitgliedern, welche hingereicht haben würde, die Majorität zu sichern, und an deren Spltze sich Lord Harrowby befand, dem Ministerium ihre Zu— stimmung zu den Grundsätzen der Bill zu erkennen gegeben habe. Jene Mitglieder wären damit einverstanden gewesen, daß eine wahrhafte Repräsentation an die Stelle der bloßen Ernennung trete, daß das Schema A genehmigt und den großen Städten Mitglieder gegeben werden sollen. Widersetzt hätten sie sich da⸗ gegen den Bestimmungen, daß London 8 Mitglieder erhalten, daß die Wahlberechtigungssumme auf 3 Sch. 6 D. wöchentlich (10 Pfd. jährlich) festzesetzt, und daß in den Grasschaften den Pächtern auf unbeflimmte Zeit das Wahlrecht gegeben werden solle. — Wenn dies die Ansichten einer Anzahl von Lords vor der Verwerfung der Bill waren, so können wir jetzt noch der Hoffnung zu einer erfolgreichen Unterhandlung Raum geben.“
Die Parlaments- Mitglieder treffen jetzt von allen Seiten hier ein. Von den Ministern ist nur der Marquis v. Lansdowne noch abwesend.
Die Londoner Zeitungen versicherten, Sir Franeis Bur⸗ dett sey von dem Könige zur Tafel gezogen worden; die Brigh— toner Blätter aber läugnen es. Er steht gut bei den Ministern angeschrieben, weil er seinen Namen von dem politischen Vereine zurlickgenommen hat, aber, wie men wissen will, nicht so gut beim Könige. Vorgestern hielt der Rath des hiesigen politischen National⸗Vereins eine Versammlung, in welcher der neuste Schritt des Sir Francis Burdett sehr bitter getadelt wurde. Es ging eine Resolution durch, daß, im Fall die Reform-Bill abermals verworfen würde, eine Bittschrift wegen Verweigerung des Bud— gets an das Unterhaus gerichtet werden solle,
Zu Bilston gab es vorgestern unruhige Auftritte. Die Koh— lenarbeiter empörten sich wegen der Verringerung ihres Tageloh— nes und erbrachen das Gefängniß, aus welchem sie zwei Perso— nen frei ließen. Die Behörden trafen sogleich Maaßregeln, lie— ßen Konstabler vereidigen und Militair beordern. Weit ernst— licher schlldert ein Schreiben aus Birmingham diese Auftritte. Auch zu Wednesbury, Oldbury und Tipton sind die Kohlenarbei— ter aufgestanden und durchziehen zu mehreren Tansenden das flache Land, wo sie die übrigen Arbeiter zwingen, sich ihnen an— zuschließen. Sie haben einen Wagen mit Lebensmitteln geplün— dert, das Gefängniß zu Oldbury erbrochen und 26 Personen be— freit. Zuletzt schlugen sie die Richtung nach Wolverhampton ein, wo man ernstliche LAuftritte befürchtete. Heute wird versichert, die Regierung habe beruhigendere Nachrichten aus Bilston erhalten.
In Irland fährt O'Connell fort, die Vereine mit großer Energie zu betreiben. Er nennt das Kabinet des Grafen Grey ein feiges Ministerium und scheint sich an die Proclamationen nicht kehren zu wollen.
Die Lord-Lieutenants der einzelnen Grafschaften Irlands haben Instructionen erhalten, keinen praktistrenden Anwalt, kei— ne Zollbeamten und Geistliche, ausgenommen nur in Fällen äußerster Nothwendigkeit, als Friedensrichter zuzulassen.
An die Stelle des verstorbenen Sir Geo. Nayler ist Herr Ralph Bigland zum ersten Wappenkönig des Hosenband-Ordens ernannt worden.
Die Feuersbrünste auf dem Lande dauern auf eine schauder— erregende Weise fort; ein Mann, Namens Lear, wurde m Glo— cester verhaftet, wo er bekannte, daß einer seiner Mitverbrecher Je, weniger als vierzehn Feuer in jener Grafschaft angelegt hätte.
Die Herren Osyh und Rittweger, welche in besonderen Auf— trägen der Belgischen Regierung nach London kommen, sind vor— gestern in Dover gelandet.
Die Herzogin von Kent hat der Gesundheits-Behörde für das Kirchspiel von Kensingten die Summe von 50. Pfd. Ster— ling üdersandt.
Admiral Knowles starb am Montag im 78sten Jahre seines Alters. Er war einer der Helden, die Gibraltar vertheidigten, und kommandirte den „Goliath“ in der Schlacht von St. Vincent.
Nachrichten aus Kalkutta zufolge, ist die Aussicht für die
Indigo-Ernte, wegen der heftigen Regengüsse und des vlstliche ] Die Preise von Salpeta Beförderung seines eigenen Vortheils am zweckmaͤßigsten erachtet.
Steigens des Wassers, sehr schlecht. sind daselbfst bedeutend in die Höhe gegangen.
Die Berichte aus Bombay gehen bis zum ten Aug. E —
hatte daselbst einige Besorgniß über die neuen Bestimmunge in Bezug auf die Ausfuhr des Opiums geherrscht. rung hat indeß angeordnet, daß die Bestimmungen des vorige Jahres beibehalten werden sollen. — Die Cholera hat in Bar, bara große Verwüstungen angerichtet. Die Bestürzung der Ein wohner war so groß, daß sie in allen Richtungen aus der Stah geflohen sind. Als Einige von der Mannschaft des „Nautilus“ durch die Straßen gingen, war ein M einzige lebende Person, die sie antrasen.
In Rio-Janeiro haben Unruhen im Theater stattgefun den, welche zu Herbeiziehung der bewaffneten Macht Anlaß ga— ben, und bei denen einige Personen unis Leben gekommen sehn sollen. Es scheint indeß keine politische Tendenz dabei zu Grund— gelegen zu haben.
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Aus dem Haag, 4. Dez. In der gestrigen Sitzung de zweiten Kammer der Generalstaaten kamen wieder meh rere Bittschriften aus verschiedenen Provinzen gegen die in dem neuen Einnahme-Budget in Antrag gebrachten Besteuerungen des Torfs, der Seife ü. s. f. ein und wurden an die Bittschrif ten-Kommisston überwiesen; im Namen der letzteren berichteten hierauf die Herren van Hemert und van Swinderen übt einige von Seifensiedern und Torfmoor-Besitzern der Provinzen Holland, Geldern, Friesland u. s. w. eingereichte Petitionen ge gen die Belastung der Seife und des Torfs. Die Kammer be schloß die Niederlegung aller dieser Bittschriften auf das Nach weis-Bureau und den Druck der beiden Kommissions-Berichtz,
worauf die Sitzung, ohne Anberaumnung des Tages der nächsten
Zusammenkunft, aufgehoben wurde.
Ge, KR H. — kommen.
Vom Marine-Departement ist der Befehl ergangen, daß von jetzt ab bis zu Ende des Monats Februar alle der Quaram taine unterworfene Schiffe, die sich vor der Maas und der soge— . guten Rhede zeigen, nach dem Texel gewiesen werden ollen.
Brüssel, 4. Dez. In der gestrigen Sitzung der Reprä sentanten-Kammer legte der Mmister des Innern einen Gesetz-Entwurf folgenden Inhalts vor. „Die permanenten De putationen der Provinzial⸗Staaten und die Behörden, welche in einigen Provinzen jene Deputationen ersetzen, werden ermäch— tigt, die Budgets der Ausgaben und der Mittel und Wege füt das Jahr 1832 anzufertigen.“ Dieses Gesetz wurde ohne Diß— kussion von den 63 anwesenden Mitgliedern einstimmig angt— nommen. Demnächst erstattete Hr. Lebegue im Namen det Central-Section einen Bericht über den Vorschlag des Hrn. Na thomb, in Betreff der den Beamten in den abzutretenden The len der Provinzen Limburg und Luxemburg zu bewilligenden Entschädigungen. Er trug darauf an, die Erörterung jenes Vot schlages bis nach Abschluß des Friedens-Traktates zu vertagen, Dieser Antrag wurde dahin modificirt, daß die Vertagung auf unbestimmte Zeit angenommen wurde. ö
Die hiesigen Zeitungen enthalten ein Schreiben au Ruremonde vom 1. Dez., worin es heißt: „Seit einigen Tagen finden hier höchst betrübende Vernichtungs-Scenen statl Alle Bäume auf unseren Spéziergängen, die eine Zierde de Stadt waren, sind jetzt umgehauen. Bas Volk hatte es sich in den Kopf gesetzt, sich auf Kosten jener Alleen Brennholz zu ven schaffen, und hat in den letzten zwei Tagen diesen Plan vollkom
men ins Werk gesetzt. Keine Behörde hat es auf sich nehme
dädchen von 5 Jahren di
eine Arbeit und sein Kapital so anzuwenden, wie er es für die
s muß dem allgemeinen Wobl daran liegen, daß er einen solchen zebrauch davon macht. Er weiß besser, als die Regierung es wis⸗ nkann, was zu seinem Nutzen gereicht; und da die meisten Men—
Die Rien . hen, wenn sie gehdͤrig beschuͤtzt werden, geneigt sind, ihrem Vor⸗
heil zu folgen, so muß eine solche Anwendung ihrer Thaͤtigkeit und ihrer Kapitalien die groͤßte Vermehrung des Gemein⸗ wohls zur Folge haben. Man vergesse nicht, daß es sich aus— schließlich um die Anwendung des Kapitals handelt. Geschaf⸗ sen kann dasselbe durch einen Akt der Gesetzgebung nicht werden. Die Macht der Regierung beschraͤnkt sich darauf, es von cinem Gegenstande auf einen anderen zu uͤbertragen. Sie entzieht gewissen weniger beguͤnstigten Interessen dasjenige, was sie allein zem anheimgiebt, zu dessen Beschuͤtzer sie sich aufwirft. Eben so unwahr ist es, daß ein solches System der Arbeit groͤßere Beschaͤf⸗ tigung gewahrt. Sein Einfluß beschraͤnkt sich auf eine bloße Ver⸗ änderung in deren Gebrauch. Gesetze, welche großmuͤthiger Weise eine besondere Art von Arbeit beschuͤtzen, knnen nicht fuͤr eine Aufmunterung des Amerikanischen Gewerbfleißes ausgegeben wer⸗ den, insofern sich derselbe auf mannigfache Gegenstaͤnde erstreckt. Solche Gesetze beguͤnstigen nur eine einzelne Klasse; und da die Großmuth nicht von der Regierung gespendet, sondern aus der Tasche der einzelnen Individuen entnommen wird, so geschieht eine Beguͤnstigung, die man einer einzigen Gattung von Arbeit wider— fahren laßt, auf Unkosten aller anderen. Nur dasjenige Verfahren der Gesetzgebung, welches Amerika's Kapital und Arbeit der un— eingeschraͤnkten Verfugung derer anheimstellt, welche das eine be— ö und von der anderen Gebrauch machen, kann den Namen
eines „Amerikanischen Systemes“ sich beimessen. — Der Eingriff der Regierung in die dem Einzelnen zukommenden Rechte, seine Arbeit und sein Kapital auf die Art anzuwenden, welche er fuͤr die seinem eigenen Vortheil angemessenste halt, traͤgt also nothwendi⸗ ger Weise dazu bei, die Summe der Erzeugnisse zu vermindern; pder, mit anderen Worten, die Summe der Heduͤrfnisse und Bequemlichkeiten des Lebens, deren die Gesellschaft genießt, wird in jedem Fall verringert. Wollten daher alle Nationen das System des freien Handels annehmen, fuͤr welches wir kaͤmpfen,
die Volker in Eintracht und Frieden mit einander zu verbinden, so wuͤrde zweifelsohne das Wohl Aller befoͤrdert werden. Von dieser Seite des Gegenstandes koͤnnte nur noch die Frage aufgeworfen werden, ob durch Annahme einer engherzigen Politik von einer oder mehreren Nationen die Anderen dergleichen Beschraͤnkungen in ihrem Interesse erwiedern muͤssen. Die befriedigende Antwort liegt wohl sehr nahe. Die Behauptung, daß ein freier Handel unter allen Natio- nen uͤberwiegende Vortheile gewahrt, beruht auf folgendem Grundsatz. Die allgemeine Freiheit, welche dadurch bewilligt wird, traͤgt am mei⸗ ssen dazu bei, die moralischen und physischen Kraͤfte einer Nation von Grund aus zu entwickeln und sie dazu anzuwenden, wozu sie am besten geeignet sind. Dieser Satz muß seine Wahrheit bei je⸗ der Nation bewaͤhren, welche Politik auch immer von Anderen be— obachtet werden mag. Diejenige Nation, welche zu Absperrungs⸗ Maaßregeln ihre Zuflucht nimmt, steht in ihrer Gesetzgebung sich selbst im Licht, indem sie die natuͤrliche und vortheilhafteste An⸗ wendung der Kapitalien hindert. Insofern sie hierdurch eine an⸗ dere Nation von einem langbesuchten oder wuͤnschenswerthen Markt ausschließt, veranlaßt sie freilich auch bei dieser Nation eine Hem— nung der naturlichen Kanaͤle ihres Kapitals. Aber kann wohl die Abhuͤlfe dann in einem Vergeltungs-System von Seiten der Ge— setzgebung bestehen? in einem von der letzteren Nation angenomme⸗ nen noch großeren Beschraͤnkungs-System? Wenn es wahr ist, daß ein Absperrungs-System fuͤr die sich dessen bedienende Nation ver⸗ derblich ist, hoͤrt es dann auf, verderblich fuͤr die andere Nation zu seyn, weil die erstere unrecht gehandelt hat, und weil es auch fuͤr diese verderblich ist? Wenn wir diese Ansichten auf die Kornge— setz' Großbritaniens anwenden und deren Wirkung auf uns in Be⸗ richt ziehen, so ist es wohl einleuchtend, daß ein angebliches BVergeltungs-System, welches die produzirende Thaͤtigkeit unseres eigenen Volkes hemmt, welche Wirkung es auch auf jene Nation ausüben mag, nothwendiger Weise die Uebel, die wir selbst zu er—
tragen bestinimt sind, vermehren muß.“ In Bezug auf den Waarenpreis, als Folge des Tarifs, äu—⸗
der Prinz von Oranien ist wieder hier aun dem Geist des Christenthums gemäß und dazu geeignet waͤre,
wollen, diesen Verwüstungen Einhalt zu thun. Heute Morgen gert fich der Anti-Tarif⸗Verein in seiner Adresse folgendermaßen:
erst ist es zahlreichen Abtheilungen von Bürgergarden gelungen, die Ruhe einigermaßen wiederherzustellen.“
Schweden und Norwegen. Stockholm, 29. Nov. Aus den Reichstags-Protokollen
von 1786 erhellt, daß der Branntweins-Verbrauch in Schweden
damals sich auf 5, 100,000 Kannen belief.
tum schon zu wenigstens 22 Millionen Kannen an.
„Es wird als ein starker Beweggrund fuͤr die Fortdauer des bestehenden Tarifs hervorgehoben, daß derselbe dazu beigetragen habe, ein Sinken der Preise zu bewirken. In der That sind diese seit 1816 heruntergegangen, und unsere Gegner behaupten, es sey dies in Folge einheimischen Wetteifers geschehen. Ein kurzes Nach⸗ denken aber wird das Truͤgerische dieser Behauptung darthun. Das Sinken der Preise ist allgemein gewesen, sowohl ruͤcksichtlich der
Der betreffende Aut , , , ,. è . 0 . 85 . Aut von dem Zoll-Tarif nicht beguͤnstigten, als der beguͤnstigten Arti schuß des Reichstages von 1829 gab aber das fabrizirte Quan zel. 6, 1 n,. 6
Also kann es nicht aus diesem Grunde entstanden seyn. Zie—
Ginge ( hen wir nun noch in Betracht, daß dieses Sinken der Preise uͤber—
in gleichem Schritte fort, so würde das daraus entstehende Elen) all stattgefunden hat, im Auslande sowohl, als bei uns, und dort
unübersehlich. In unseren nördlichen Provinzen, besonders in
Wesiboth rifs, in einem noch weit hoͤheren Grade, als hier.
nicht nur in einem gleichen, sondern, als natuͤrliche Folge des Ta— Unter den Ur⸗
nien, fangen die traurigen Folgen des diessährigen Mißwachses sachen, welche digses Resultat hervorbrachten, bieten sich zunaͤchst
nun an, sich zu zeigen, zumal seit dem Verunglücken mehrern Getreideschiffe und der eingetretenen Winterzeit.
Aus dem Silber-Einkauf der Bank dürfte nun, sehen nach, für dieses Jahr nichts werden.
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Kassel, 4. Dez. Die Gesetzsammlung enthält eine lam desherrliche Verordnung vom 16. Nov., worin, zur Vollziehum
des mit dem Königreiche Preußen und dem Großherzogthum
Hessen abgeschlossenen Zollvertrags und zur Bewirkung der er
wei sehr hervorstechende unseren Blicken dar, der verminderte orrath namlich des Umsatzmittels der Welt, und die erstgun⸗ liche Vervollkommnung, welche in die verschiedenen Arten der Pro⸗—
allem An duction eingefuhrt ist. Die Kosten des Produzirens sind geringer; ö. 9
der Werth des Geldes hat verhaͤltnißmäßig zugenommen. Kann man sich also uͤber den Erfolg wundern? Nehmen wir zum Bei— spiel die baumwollenen Waaren; 3 Tarifs im Preise gesunken. chem, sondern noch in hoͤherem Grade im Auslande statt, und der Grund liegt sehr nahe. Die Ursachen, welche dieses Resultat her— vorbrachten, wie oben angegeben, haben anderwaͤrts auf das Her—
abbringen der Preise ihre volle Kraft ausuͤben können. Hier ist
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J . J j N 74 j r 1 9 ö 4 ö 2 32 . 8 forderlichen Uebereinstimmung in der Verwaltung der indirekten ihre Wirkung durch Kolliston mit dem Einfluß des Tarifs beschraͤnkt
Steuern, angeordnet wird, daß die bisher den Finanz-Kammen übertragene obere Leitung dieser Verwaltung mit dem 1sten I— nuar k. J. auf eine dem Finanz-Ministerlum unmittelbar ur tergeordnete Steuer-Direction übergehen soll. ,
— — Konstantinopel, 10. Nov. Die Tärkische Flott heftigen Sturmes einige Beschädigungen erlitten. Sobald d Kapudan Pascha, der sich schon seit einigen Tagen in Konstar tinopel aufhielt, davon Nachricht bekam, schiffte er sich auf dem Dampfschiffe ein, um sich zu seiner Flotte zu begeben. Er if gestern wieder in den Hafen von Konstantinopel eingelaufen und hatte seine Fregatte im Schlepptau. — Am hten d. Mt, ist die erste Nummer der hiesigen Zeitung unter dem Titel Ottomanischer Monitenr in Französischer Sprache erschie— nen; die Türkische Uebersetzung befindet sich auf einem be son— deren Blatte. — Den Aussagen einiger Reisenden zufolge, is der eine Mörder des Grafen Capodistrias, der sich in da Haus des Französischen Gesandten geflüchtet hatte, auf Verlan— gen des Senates den Lokal-Behörden ausgeliefert worden. Man soll ihn verurtheilt haben, erst die rechte Hand zu verlie— ren und dann erschossen zu werden.
Vereinigte Staaten von Nord-Amerika.
New⸗NYork, 19. Okt. In der Adresse, welche der Anti— Tarif⸗Verein an die Nation erlassen hat, heißt es unter Anderem: „Wir sind die Anwalte des freien Handels. Der Beweisgrund, wodurch derselbe unterstützt wird, beruht auf einem unwiderlegli⸗— chen Satz. Es ist namlich unbestreithar Jedermann dazu berechtigt
worden. Die Reduction ist also bei uns natuͤrlicher Weise auf einem Punkt stehen geblieben, den man ermittelt, wenn man den Zollbe— rag zu dem Preise des eingeführten Artikels hinzufuͤgt. Demnach st das Sinken der Preise hierselbst nicht durch den Tarif, son— ern trotz dem Tarif erfolgt, und vielmehr durch letzteren verzoͤ—= ert worden. Ohne dieses Gesetz koͤnnte man den eingefuͤhr⸗ en Artikel, der in dem Verbrauch des Landes den Platz des
z * j e 2 . . 2 24 s einhe t e de er eit niedrigeren Preise welche sich im Meer von Marmora befand, haf im Zolge eine inheimischen behaupten wuͤrde, zu einem weit niedrigeren Preis
rhalten, als wir ihn gegenwartig bezahlen, und die Differenz, elche jaͤhrlich mehrere Millionen Dollars betraͤgt, wuͤrde der Ge⸗ sellschaft erspart werden. Es kann kein Zweifel daruͤber stattfinden, daß die Preise aller Bequemlichkeiten, deren einheimische Production durch die Auflegung eines Zolles auf einen fremden Artikel aͤhnli⸗ cher Art erzwungen wird, um so viel steigen, als deren Zoll betragt, gerade so viel, als noͤthig ist, um den fremden Artikel zu verdrän; gen, oder daß dieser hohere Preis dem Verbrauchenden zur Last allt, und daß der Verlust, welchen die Nation durch dieses Begün— sigungs-System erleidet, fast jener Differenz des Preises gleich— kommt.“
. Die Brigg „Pegasus“, welche am 1. Sept. von Bahia absegelte, hat die Nachricht mitgebracht, daß daselbst kurr vor ihrer Abfahrt eine Revolution ausgebrochen war, welche unter den Einwohnern große Besorgniß erregte. Doch war es noch zu kei⸗ nen ernstlichen Excessen gekommen, und an dem Tage, wo die
zrigg absegelte, war dem Anschein nach Alles wieder ruhig, in⸗ deß befürchtete man, daß ein Theil der Truppen, welcher gegen die bestehende Regierung eingenommen ist, sich zur Ausrufung einer Republik anschicke, in welchem Fall gewiß große Verwir⸗ rung und vieles Blutvergießen erfolgen würde. Wegen die ses unruhigen Zustandes lagen denn auch alle Geschäfte in Bahia
danieder; ein großer Ueberfluß von Amerikanischen Produkten
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sie sind seit der Vollziehung des Aber dasselbe findet nicht nur in glei
war am Platz, fand aber keine Käuser; an Geld war gänz— licher Mangel und kein Vertrauen vorhanden.
Inland.
Berlin, 19. Dez. Die Magdeburger Zeitung pu—
blizirt das nachstehende Allerhöchste Kabinetsschreiben:
„Es ist Mir sehr erfreulich gewesen, aus Ihrem Bericht vom 26sten v. M. zu ersehen, mit welchen bedeutenden Sum⸗ men die drei Regierungs-Bezirke der Provinz Sachsen dem durch den Ausbruch der Cholera in Damig hülfsbedürftig ge⸗ wordenen Theile der Einwohnerschaft dieser Stadt zu Hülfe gekommen sind, und wie kräftig die Wohlthätigkeit der Ein— wohnerschaft von Magdeburg sich gezeigt hat, als auch sie von dieser Krankheit heimgesucht wurde. Ich beauftrage Sie da⸗ her, den Beifall, mit welchem Ich diesen hülfreichen Sinn anerkenne, zur öffentlichen Kenntniß gelangen zu lassen. Eben so erfreulich hatte Ich schon vor dem Eingange Ihres Berichts die Anzeige von dem Beitrage erbalten, den die Friedens— Garnison von Magdeburg, das 26ste und 27ste Infanterie⸗ Regiment, zu gleichem Zweck gesammelt und abgeschickt hat, und Ich habe auch diesen Regimentern Meinen Beifall zu erkennen gegeben.
Berlin, den 3. Dezember 1831.
Friedrich Wilhelm. An den Staats-Minister v. Klewiz.“
Se. Excellenz der Herr Geheime Staats-Minister v. Klewiz 6. demnächst durch die genannte Zeitung Nachstehendes
ekannt:
„Wo das Königliche Wort Selbst so huldvoll und herzer— hebend spricht, da ist es freudiger Beruf, dieses Allerhöchste Wort Selbst zur allgemeinen Kunde zu bringen!
Ich war so glücklich gewesen, Sr. Majestät unserem Aller— gnädigsten Könige und Herrn anzeigen zu können, daß zur Un— terstützung der von der Cholera betroffenen nothleidenden Familien
1) für die Stadt Danzig in der ganzen Provinz Sachsen g797 Rthlr. 14 Sgr. 8 Pf., worunter 263 Rthlr. Gold befind⸗ lich, und zwar
4300 Rthlr. 27 Sgr. 4 Pf. im Magdeburgischen Re⸗ gierungs⸗Bezirke,
3094 Rthlr. 6 Sgr. 3 Pf. im Merseburger Bezirke,
2302 Rthlr. 11 Sgr. 1 Pf. im Erfurtischen Bezirke ge⸗ sammelt worden;
2) für die Stadt Magdeburg, deren Einwohner und Gönner mit 9816 Rthlr. 5 Sgr. 11 Pf. zu Hülfe geeilt sind, und hierunter sich aus eigener Zuneigung die unserer Stadt so befreundete Friedens-Garnison, das 26ste und 27ste Infan⸗ terie⸗ Regiment, mit 31g Rthlr. 11 Sgr. angeschlossen hat, die Sammlung für Magdeburg aber noch nicht beendigt ist und selbst durch Geschenke weiblicher Kunstarbeiten sich noch ansehnlich vermehren wird.
Das Anerkenntniß dieses hülfreichen Sinnes — den darüber von Sr. Königl. Majestät der Provinz Sachsen und der Stadt Magdeburg zugesicherten Beifall bringe ich, Allerhöchst dazu er⸗ mächtigt und beauftragt, hierdurch zur öffentlichen Kenntniß.
Magdeburg, den 6ten Dezember 18361.
Der Geheime Staats-Minister v. Klewiz.“
— Nach Inhalt einer in der Achener Zeitung enthalte— nen Bekanntmachung des dasigen Magistrats vom ten d. hat der Herr General-Major und interimistische Divisions-Comman⸗ deur, v. Thile, in einem Schreiben ähnlichen Inhalts, wie das von ihm an die dasige Regierung gerichtete (vorgestern von uns mitgetheilte), dem Magistrat und der Bürgerschaft noch insbeson⸗ dere seinen Dank für die gastfreundliche Aufnahme der ihm un⸗— tergebenen Truppen ausgesprochen. Der Magistrat hat demsel— ben darauf erwiedert, wie das bisherige gute Einverständniß zwi— schen dem Militair und den Einwohnern dem musterhaften Be— tragen der Truppen, so wie seiner und der übripen Herren Com— mandeure steten freundlichen Sorgfalt, vorzüglich zuzuschreiben sey, dieses auch von der dasigen Bürgerschaft anerkannt werde und bei derselben eine angenehme Erinnerung zurücklasse.
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1 , In der Residenzstadt Berlin waren erkr. genes. gestorb. Bestand bis zum 9. Dez. Mittags 2228 816 1405 Hinzugek. bis zum 10. Dez. Mittags ö 1
Bis zum 10. Dez. Mittags Summa 2229 816 1406 Hirruntr sind vom Militair 35 18 17 In ihrer Wohnung wird 1 Person behandelt, in den Hos— pitälen besinden sich 6. Ju Potsdam sind seit dem 18ten November keine neue 'rankheitsfälle an der Cholera vorgekommen. Regierung s-Bezirk Breslau. In Sreslau waren erkrankt genesen gestorben Bestand bis zum 3. Dez. 1288 528 679 81 Hinmgek. v. 3. bis 7. Dez. 7 27 3 58
Summa 1295 68 58 Darunter Militair 36 22 1. = In der Stadt Oels hat sich seit dem 16. Nov., in der Stadt Köben seit dem 2Zösten kein Cholerafall weiter ereignet. In Königsberg waren erkrankt genesen gestorben Bestand Bis zum 2. Dezember 2lg9l 855 1314 22 Hinzugek. am 3. e l 3 2 18 . ⸗ 2 ⸗ 1 19 ö 2 ⸗ 17
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Gumma 2194 860 1317 17 Ausbrüche der Cholera sind bemerkt: Regierungs⸗Bezirk Bromberg. Kreis Wongrowitz, in Morakowo, Wymystow, Ry— bo wo und Klein⸗Laskowniee bis zum 3). Nov. Regierungs⸗Bezirk KʒKönigsberg. Kreis Wehlau, in Taplaken am 30. Nov. Kreis Heils— berg, in Workaim am 25. Nov, Regterungs-Bezirk Gumbinnen.
Kreis Darkebmen, in Eßerningken am 14. November.
Kreis Ragnit, in Wedereitischken am 18. Nov. Kreis
Sensburg, in Stadt Sensburg am 13. Nov.
In Hamburg sind vom 7 — 8 Dez. 3 Personen erkrankt, 5 genesen und 3 gestorben.
Literarische Nachrichten. Geschichte der Deutschen Reformation, llpp Marheineke. Dritter Theil. Bei
Humblot. ; - Fuͤr die Besitzer und Leser dieses vor kurzem in einer neuen
von Dr. Phi⸗ Duncker und
Auflage erschienenen Werkes bedarf es wohl nur der Anzeige, daß
jetzt auch die Fortsetzung in einem dritten Bande erschienen ist. Da eine Kritik dieses Werkes und seines Unterschiedes von aͤhnsichen hier nicht am rechten Orte wäre, begnügen wir uns mit wenigen Hin⸗ deutungen guf den wesentlichsten Fnhalt, so weit er von allgemeinem Interesse ist.
Die Geschichte der Reformation ist in diesem Bande um ganze 6 Jahre weiter, vom Jahr 15630 — 1540, fortgeführt. Obgleich n der Geschichte dieses Zeitraumes, seit Uebergabe der Augsburgi⸗ schen Konfefsion, die Kirchenverbesserung einen allgemeineren Cha⸗ rakter annimmt und dagegen die Geschichte Luthers zuruͤcktritt, so ist doch durch reichliche Auszüge aus seinen Schriften und Briefen dafuͤr gesorgt, daß man diese hochinteressante Persoͤnlichkeit nicht aus den Augen verliert und man freut sich immer, wenn er in seiner Originalitaͤt und Derbheit wieder hervortritt, so wie es dem Geiste der damaligen Zeit gemaß ist. Denn in diese uns ganz und leben dig zu versetzen, ist die erklaͤrte Absicht des Buches. Im Vergleich mit der neueren Zeit glaubt man sich oft in ein Zauberland ver— schlagen, wenn man sieht, mit welchen Interessen sich die damalige Politik und gLehrerwelt vornaͤmlich und angelegentlich beschäf⸗ tigte. Obwohl es zuweilen ins Kleinliche ünd Skrupuldse da⸗— mit ging, kann man doch den tiefen und edlen Kern dieser Verhandlungen nicht verkennen. Man konnte sich doch sagen, fuͤr etwas Dauerndes und Bleibendes zu arbeiten: denn auf sener we— sentlichen Grundlage stehen wir noch immer. Die Churfuͤrsten von Sachsen, der Landgraf Philipp der Großmuͤthige, gegen das Ende dieses Zeitraums guch der Churfuͤrst Joachim IJ. von Brandenburg, stehen hier besonders in schönem Lichte. Wer kann es ohne Ruͤh— rung lesen, was der Landgraf sichtbar eigenhaͤndig an seine Raͤthe zu Augsburg schreibt, da Philipp Melanchthon zu viel nachzugeben schien und die Staͤdte Nuͤrnberg u. a zu wanken anfingen: „Zeigt den Staͤdten diese meine Handschrift und sagt ihnen, daß sie nicht Weiber seyen, sondern Maͤnner; es hat keine Noth; Gott ist auf un= seren Seiten; wer sich gern fuͤrchten will, der fuͤrchte sich. In kei⸗ nem Weg verwilliget, daß man die Zwinglischen mit Gewalt daͤm— pfe, noch verjage oder uͤberziehe. Denn Christus hat uns nicht be— rufen, zu vertreiben, sondern zu heilen. Greift dem vernünftigen Weltweisen, dem verzagten, ich darf nicht wohl mehr sagen, Philippo in die Wurfel.“ Qder wenn spaͤter der Churfuͤrst von Sach sen an Luther schreibt: „Diejenigen, welche ihn (Luthern) und andre evan—
elische Prediger für Urheber der Gefahr und Unruhe ausgeben, eyen solche Leute, die Gott und sein Wort gering schaͤtzen und de⸗ nen nichts daran liege, ob sie unter dem Papst oder Tuͤrken lebten.“ Oder wenn die genannten Fuͤrsten unter einander uneinig sind, wie weit man im Nuͤrnberger Religionsfrieden gehen soll. Merkwuͤrdig ist auch der leidenschaftliche Haß gegen die Evangelischen, den Herzog Georg bei jeder Gelegenheit hervorbrechen laßt, und das angelegentliche Be— muͤhen, womit er die Fuͤrsten von Anhalt von der evangelischen Seite wieder wegzuziehen sucht. Bei dieser Gelegenheit kommt S. 22 eine sehr bestinmte Beziehung auf die neueste Zeit vor und auf das edlere Bemuͤhen, ein Anhaltisches Fuͤrstenhaus im evangelischen Glauben zu stͤrken und vor dem Abfall davon zu bewahren. Nur zu kurz ist des Landgrafen hoͤchst interessanter, kuͤhner Zug nach Wuͤr— temberg und das Graͤuelwesen der Wiedertaͤufer zu Muͤnster beschrieben. Ein auffallendes Gegenstuͤck zu der Vereinigung der beiden evangelischen Kirchen in unserer Zeit kommt in der Geschichte der Wittenbergischen Konkordia vor. Es schei⸗ net deutlich hindurch, daß der Herr Verfasser das Dogma, worauf man damals hielt, nicht gern aus dem Spiel gelassen sieht. Auf das wahre Verständniß der Denkart und Handlungs⸗ weise des Churfuͤrsten Joachim I., von Brandenburg, welcher bekanntlich noch sehr auf Verbindung der evangelischen Lehre mit den Gebrduchen der alten Kirche hielt, wirft die Bemerkung nicht geringes Licht, welche wir Seite 521 lesen: „Betrachtet man das ganze Verfahren des Churfuͤrsten weniger aus dem bestimmten Ge⸗ sichtspunkt der evangelischen Kirche und dem naͤchsten Landesinteresse derselben, als vielmehr aus den Zwecken eines großen teutschen Fur sten, der dabei doch das Seelenheil seiner Person und Unterthänen nicht aus den Augen verlor, so erkennt man leicht, daß der Chur— fuͤrst dadurch in allgemeiner und umfassender Weise dem Evangello bienen, die Reformation in dieser Gestalt und Modergtson durch ganz Teutschland verbreiten und sie um so mehr allgemein annehm— licher machen wollte, als er denen, deren es viele gab, die von den wesentlichen Wahrheiten der evangelischen Kirche uͤberzeugt, noch an den aͤußerlichen Gebraͤuchen hingen, an diesen eine Handhabe lassen und darreichen wollte, an welcher sie mit der Zeit um so sicherer der reinen gehre und Wahrheit sich wuͤrden bemaͤchtigen koͤnnen. Diesen wahrhaft großen Gedanken auszufuͤhren, der dazu— mal, wo die kirchlichen Verhaͤltnisse noch erst in ihrer Bildung be— griffen waren, noch wirklich ausführbar war, fuͤhlte der Churfuͤrst, im Vorgefuͤhl der ganzen Bestimmung seines Hauses, sich um so mehr berufen, je weniger er schon von der anderen Seite als Partei angesehen, noch nicht dem Schmalkaldischen Bunde beigetreten war Daher es denn auch kam, daß er sogleich auf dem folgenden Reichs— tage als Vermittler und Unterhaͤndler angenommen ward.“ Um von der Weise der Darstellung eines zugleich höoͤchst interessanten In halts eine Probe zu geben, waͤhlen wir die Beschreibung des ansmu— thigen Momentes, da der Paͤpstliche Legat in Wittenberg mit Luther zusammenkommt, um ihn zu dem Konzilium einzuladen. „Verge—⸗ rius“, heißt es hier S. 390 — 3953, „kam darauf unter chuͤrfürstli⸗ chem sicheren Geleit von Halle mit 21 Pferden und 1 Esel am . November in Wittenberg an, der Landvoigt empfing ihn mit aller Ehrerbietung und fuͤhrete ihn auf das Schloß zur Herberge: am fol— genden Tage fruͤh Morgens wuͤnschte er mit Luther zu sprechen und dieser wurde zum Fruͤhstuͤck bei dem Legaten eingeladen. Es war dies einer der seltsamen Auftritte und Abwechseluͤngen, welche Menschen so ganz verschiedenen Berufs und Standes in der Welt zusammen
wird der Legat denken; ei der Teufel! und hat so viel Ungluͤcks ausgerichtet, was wird er dann noch thun?
arm, daß Ihr sie bekehret. Da sagte Luther: Das will ich nicht thun; aber das kann wohl geschehen, daß ich ihnen ein gut Kapitel lesen werde und lasse sie fahren. ö stieg er mit Buggenhagen auf den Wagen und fuhr zu dem Lega—
das sind ben, daß er
, Den Sonntag fruͤh schickte Lut0her eilends zu seinem Bar dier. Als dieser kam, sprach derselde: Herr Doktor, wie kommt's, daß Ihr Euch wollt so fruͤhe barbieren lassen? Da antwortete Lu— ther: ich soll zu des heiligen Vatens, des Papstes, Botschaft kom—= men, so muß ich mich lassen schmuͤcken, daß ich jung scheine, so ist der Luther noch so jung
Nachdem ihn dann Meister Heinrich barbiert hatte, zog er seine
besten Kleider an, hing auch sein guüͤlden Kleinod um den Hals. Da sagte Meister Heinrich: Herr Doktor, das wird sie aͤrgern. Lu— ther sagte: darum thue ichs auch . ; nug geärgert, man muß mit den Schlangen und Fuͤchsen also haͤn— deln und umgehen.
Sie haben uns mehr denn 9e
sen. Da antwortete der Barbier: nun, Herr Dok— tor, so gehet hin in Gottes Frieden und der Herr sey mit Euch,
Und als Luther solches geredet hatte,
ten auf's Schloß, und als sie dahin führen, lachte er und sprach: da fahren der deutsche Papst und Kardinal Pomeranus, Gottes Gezeag und Werke. Im Schloß ließ er sich ange— f da wäre. Ya wurde er eingelassen und empfangen und er empfing sie wieder, aber nicht mit so herrlichen Titeln, wie man vorzeiten Paͤystliche Legaten zu empfangen pflegte. Von der Unter: redung ist aufbewahrt, daß vom Konzilio zu reden angefangen ward, da sagte Luther; es ist nicht eur Ernst, daß ihr ein Konzflium hal— ten wollet; es ist nur eur Spott, und wenn ihr gleich ein Konzi— lium hieltet, so wurdet ihr doch nichts handeln, denn von Kappen, Platten, Essen und Trinken und dergleichen anderem Narrenwerz und um anderer unnuͤtzer Dinge halhen, die wir vorhin wohl wissen und deß gewiß sind, daß es nichts ist. Aber von dem Glauben und Rechtfertigung, auch anderen nuͤtzlichen und wichtigen Sachen, wie die Glaäͤubigen möchten im eintraͤchtigen Geist und Glauben siehen. da gedenket ihr nicht einst zu handeln; denn es waͤre das nicht fur euch. Wir sind durch den heiligen Geist der Dinge aller gewiß und bedürfen gar keines Kontzilit, sondern andere arme Leute, so durch cure Tyrannei unterdruͤckt werden: denn ihr wisset nicht, was ihr glaubet. Nun wohlan, habt ihr Lust dazu, so machet eins; ich will,
Siehe, da