1831 / 345 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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Der unterzeichnete Marschall und Kriegs-Minisler verfügt hiermit kraft der ihm durch die Königl. Verordnung vom 24. Noobr, verliehenen Special-Vollmacht, und da er den Auftrag erhalten hat, die neuern Königl. Verordnungen vom 28. v. M., wodurch die Auflösung der National-Garde der Stadt Lyon, so wie der Gemeinden Guillotiere, Croix-rousse und Vaise im De— partement des Rhone anbefohlen wird, in Ausführung zu brin— gen: Art. J. die Königl. Verordnungen vom 28. Novbr, wegen gluflösung der National-Garde der Stadt Lyon und der Gemein⸗ den Guillotière, Croix-rousse und Baise im Departement des Rhone sollen dem Präfekten dieses Departements zugefertigt werden, damit er dieselben notificire und über deren Vollziehung wache. sen, Pistolen, Säbel, nen aller Art, die der National- Garde den gedachten Gemeinden angehörten, sollen einen Empfangschein des Artillerie- Direktors in haus der Stadt zurückgeliefert werden. Art. III.

und Munitio⸗ von Lyon und sofort gegen das Zeug⸗ Sohald die

Pulverkasten, Waffen

Gesetze vom 22. März d. J. gemäß, zu

der Reor jon der National-Garde der Stadt und der Ge— meinden geschritten werd Departements

lotiüre, Croi usse

eschlagen werden soll. Dezember 1831.

Der Marschall, Herzog von Dalmatien.“

Der Maire von Lyon hatte Tages zuvor die nachstehende

Proclamation erlassen: .

„Meine liehen Mitbuͤrger. Mit schmerzlich zerrissenem Gemuͤthe sehe ich mich berufen, die Leitung der Munieipal-Verwaltung wie⸗ der anzutreten. Welche traurige Ereignisse, welch unerhörte Leiden sind uͤber Euch gekommen! Die zweite Stadt des Reichs, die Haupt stadt des Suͤbens, Lyon, das von ganz Frankreich die Muster⸗Stadt genannt wurde, ist der Schauplatz der furchtbarsten Unordnungen gewesen. Ich suche mich zu uͤberzeugen, daß nicht die Hand eines Tyonesers sich mit den durch oͤffentliche Geruͤchte bezeichneten Ver⸗ brechen hefleckt hat; aber ist nicht das Gesetz verkannt worden? Sind nicht seine Organe auf eine gewaltthaͤtige Weise angegriffen wor⸗ den? Hat die ganze Einwohnerschaft gethan, was ihr oblag, um solchen Attentaten vorzubeugen? Ich empfinde nichtsdestoweniger einigen Trost, indem ich sehe, daß die Liebe zur Ordnung so schnell wieder an die Stelle des Umsturzes der Gesetze getreten ist. Lyoneser! Eure Vaͤter fielen im Kampfe gegen die Anarchie; Ihr hattet Euch derselben stets wuͤrdig gezeigt! Wer hat so ehren⸗ volle Ueherlieferungen aus Eurem Gevdaͤchtnisse verwischt? Ein gro⸗ ßer Theil von Euch hat nur durch treulose Rathschlaͤge verleitet werden koͤnnen; aber Eure so allgemein bekannte Rechtlichkeit reichte hin, um den Abgrund zu schließen, der unter Euren Fuͤßen geöffnet worden war. Seidenarbeiter! Der Vortheil jeder Fabrik ist we⸗ sentlich mit der Aufrechthaltung der oͤffentlichen Ordnung verbun⸗ den. Der Friede würde die Masse der Arbeit vermehrt und Euren Lohn weit uͤber Eure Hoffnungen hinaus erhoͤht haben. Die Ver⸗ wirrung, in welche unsere Stadt versetzt worden ist, hat Alles verdor⸗ ben. Sie hindert die Bestellungen, entfernt die Kaͤufer und kommt ohne Euer Wissen den fremden Fabriken zu Statten. Arbeiter aller Professionen! Ihr seyd alle auf gleiche Weise bei dem Gedeihen unserer Seidenfabriken betheiligt; denn sie sind es, die unserem Boden und unseren Besitzungen Werth verleihen. Arbeitsam, sparsam und aufgeklaͤrt, wie Ihr es seyd, warum bedach⸗ tet Ihr nicht, wie dringend nothwendig es ist, das Heiligthum der Gesctze aufrecht zu erhalten? Wird die Stimme dessen, den Ihr bisher mit Eurem Vertrauen beehrtet, nicht mehr von Euch ver⸗ nommen werden? Arbeiter! ich beschwoͤre Euch, kehrt so rasch als moglich zu Euren gewohnten Beschaͤftigungen zuruͤck. Ihr habt bereits angefangen, die Waffen zuruͤckzuliefern, die das Gesetz& Euch nicht anvertraut hatte. Fahrt mit dieser Auslieferung ohne Zoͤgern fort, und Ihr werdet einen großen Akt des Patriotismus begehen, indem Ihr jeden Vorwand zu inneren Streitigkeiten hinwegräͤumt. Mehrere von Euch haben sich um mich gesammelt, und wir wer⸗ den dem Erben des Thrones Worte des Bedauerns und der Reue uͤuber⸗ bringen Ich hoffe, daß diese Worte von einem Prinzen guͤnstig werden aufgenommen werden, dessen Guͤte Euch bekannt ist. Eure Behoͤrden werden nichts verabsaͤumen, um dahin zu wirken, daß Eurer Noth und den dadurch aufgeregten Leidenschaften viel zu Gute gehalten werde. Die friedlichen Burger moͤgen sich beruhigen! Unsere Thraͤnen werden noch lange fließen; aber unsere Leiden ha⸗ ben ihr Ende erreicht; die allgemeine Betruͤbniß druͤckt unser Be— dauern zur Genuͤge aus, und wir duͤrfen hoffen, daß jeder Ruͤck fall fortan unmoͤglich ist. Lyon, 1. Dez. 18531.

Der Maire der Stadt Lyon, Mitglied der Deputirten⸗Kammer,

Prunelle.“

Bei der Revue, die der Herzog von Orleans am 2ygsten

v. M. in Rillieux über die Truppen hielt, welche die Lyoner Garnison gebildet hatten, befand sich der Commandeur eines Ba⸗ taillons des 13ten Regimentes, der, ohne den Aufrührern Wider— stand zu leisten, seinen Truppen Befehl gegeben hatte, die Waf⸗ fen zu strecken. Nachdem der Kriegs-Minister ihm einige Fragen liber sein Benehmen vorgelegt hatte, wandte sich der Herzog von Orleans mit folgenden Worten an ihn: „Dieser Degen ist Ih— nen gegeben worden, um, selbst mit Gefahr Ihres Lebens, die Befehle zu vollsiehen, welche Ihnen übertragen würden; Sie haben sich des Dienstes in den Französischen Armeen unwürdig gemacht. Entfernen Sie sich.“ . Das Journal des Débats berichtet Folgendes über die Berathungen der Kommission der Pairs-Kammer: „Man ver⸗ sichert jetzt, daß die Kommission nur über die Erblichkeit ganz getheilter Meinung sey. Sieben Mitglieder verfechten unerschüt⸗ terlich die Erblichkeit, während die sieben anderen dieselbe aufge— ben. Theilen beibehalten worden. Dieser Gegenstand wird also nicht Anlaß geben, daß das Gesetz wieder in die Deputirten⸗Kammer zurückkehre. Wird die Erblichkeit dazu Anlaß geben? ist durchaus nicht wahrscheinlich. Diese Frage ist, politisch betrachtet, durch eine bedeutende Majorität der Deputirten— Kammer und durch die Handlungen der Regierung entschie— den worden. Die Kommission, indem ste sich nicht spricht und zwei verschiedene Ansichten darlegt, wird, wein man will, die Pairs⸗Kammer nur um so unparteiischer entscheiden lassen. Das Resultat ist darum nicht weniger gesichert. Als Privileglum ist die Erblichkeit verloren; wird sie eines Tages als Freiheit neu erstehen? Wir wünschen es, ohne es zu hoffen. Das sicherste Mittel aber, um diese Meinungs-Veränderung zu hindern, würde seyn, wenn man jetzt hartnäckig in einem Kampfe ohne wahrscheinlichen Erfolg und ohne Zweck beharren wollte.“ Der Courrier fran gais bemerkt, daß der junge Fürst von

der Moskwa bis jetzt der Pairs⸗-Kammer noch nicht die zu seiner Aufnahme erforderlichen Papiere eingereicht habe, wohl aber, daß bereits unterm 23. v. M. eine von der Marschallin Ney und vier Söhnen unterzeichnete Bittschrift dem Justiz⸗Minister

alls⸗

ertheil te

Art. II. Alles Geschütz, so wie alle Flinten, Büch⸗

r Art. IV. Der Präfekt des Rhone-⸗ ist mit der Vollziehung des gegenwärtigen Be⸗ schlusses beauftragt, der in der Stadt Lyon und in den Gemein-

6 16 ind Vaise vublizirt und öffentlich Gegeben im Hauptquartier zu Bal-⸗

Brüssel, ist

Was die Kategorieen betrifft, so sind dieselben von beiden

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Dem Temps zufolge, hat die Kommissson der Deputirten⸗ Kammer, welche mit Fefistellung der Civil-Liste, beauftragt ist, ihre Arbeiten beendet. Die Summe derselben würde anscheinend nur 12 Millionen betragen, sich aber durch einige Neben-Einnah— men auf 17,800,000 Fr. belaufen.

Der Herzog Karl von Braunschweig ist, aus Bayonne kom— mend, am 26ssen v. M. in Montpellier eingetroffen und hat, nach einem Aufenthalte von wenigen Stunden, die Reise nach Nizza fortgesetzt, wo er, wie es scheint, den Winter über zubrin— gen wird. , .

Das Journal des Déhats berichtigt die vor einigen Tagen gegebene junge Königin Donng Maria dahin: daß die Kugel, die in ih⸗ rer Nähe durch das Fenster gedrungen, zufällig von einem ver— botenen Schießstande in einem benachbarten Garten ausgegan— gen seh. . . Im heutigen Blatte des Monitenrs liest man ein Schrei— ben des Präsidenten der Deputirten-Kammer, worin dieser dem Redacteur jenes Blattes anzeigt, daß er 3 neuere Briefe von der Hand des Generals Drouot gesehen hade, wovon nament— lich der eine ihn zu der Hoffnung berechtige, daß die von meh— reren Blättern verbreitete Nachricht von dem Tode des Generals zu Nanch ungegründet sey. Auch der Constitutionnel wi— derlegt jenes Gerücht, fügt jedoch hinzu, daß der General, der bereits seit geraumer Zeit auf einem Auge blind sey, jetzt des Au— genlichts gänzlich beraubt zu werden besorge. Die France nou— velle giebt mittlerweile bereits einen Nekrolog.

Herr Lacretelle hat bei der hiesigen Unwersität vor einem zahlreschen Auditorium seinen Geschichts⸗-Kursus wiederum eröffnet.

Der Graf Roman Soltyk, ehemaliger General der Artillerie

bei der Polnischen Armee, ist in Paris eingetroffen. Das heutige Blatt der Tribune ist wiederum konßiszirt wor— den. Ein hiesiges Journal berechnet, daß seit der Juli— Revolution 260,000 Zeitungsblätter auf der Post in Beschlag genommen worden simnd, und daß dadurch dem Publikum ein Verluft von 10,400 Fr. an Stempelkosten und 13,000 Fr. an Postporto, welches immer schon vor der worden, erwachsen ist

Gestern wurde hier auf dem Boulevard Mensch verhaftet, der angeblich die Abenddlätter bot, dabei aber rief: „dies sind die nähern Details der Proela— mation Napoleons II. an unsere braven Kameraden in Lyon!“

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Straßburg, 5. Dez. Die ehemaligen Polnischen Generale

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Romarino, Langermann und Schneider sind geftein hier ange—

kommen und von ihren Freunden unter den lebhaftesten Aeuße⸗

rungen der Freude und Theilnahme empfangen worden.

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findet sich noch hier, wiewohl es gestern mit

daß Se. Königl. Hoheit in der heutigen Nacht wieder zur Ar— mee abgehen würde. Am gestrigen Geburtstage des Prinzen hat die Parade der Schutterei, auf dessen ausdrückliches Ersuchen, nicht stattgefunden; doch hat sich die Theilnahme der hiesigen

Aus dem Haag, 7. : 2 Bestimmntheit hieß,

Einwohner durch Erleuchtungen und andere Festlichkeiten kund Bei Hofe wurde ein großes Mustkstück aufgesührt, das

egehen. . Ehren und mit dem Namen der Schlacht von Löwen von dem Mustik-Direktor des 10. Infanterie⸗Regiments komponirt ist.

Es findet hier seit einigen Tagen ein sehr lebhafter Courier— Wechsel statt, was eben so, win die wieder aufgeschobene Abreise Sr. Königl. Hoheit des Prinzen von Oranien, zu unzähligen Gerüchten Anlaß giebt, von denen jedoch keines eine sonderliche Glaubwürdigkeit besitzt.

Das Londoner Konferenz-Protokoll Nr. 48, das sich auf die Theilung der Niederländischen Schuld bezieht (und dessen Inhalt wir in Nr. 309 der Staats-Zeitung mitgetheilt haben), ninimt auf ein Schreiben der Niedeeländischen Bevollmächtig— ten und auf zwei Verzeichnisse Bezug, welche demselben beige— legt waren. Unsere Blätter bringen nun dieses Schreiben und die fraglichen Verzeichnisse, von denen das eine den Be⸗ trag und die jährlichen Zinsen der Schuld anzeigt, welche seit der Vereinigung Belgiens mit Holland durch das vereinigte Kö— nigreich der Niederlande kontrahirt worden sind, und das andere den Betrag der Summen enthält, welche für den Dienst der ganzen Niederländischen Staatsschuld in Gemäßheit der von der Generalstaaten bewilligten Budgets erforderlich sind. den diese Aktenstücke ebenfalls mittheilen. . .

Brüssel, 6. Dez. In der heutigen Sitzung der Reprä— sentanten-Kammer legte der Minister des Innern sein Bud— get für 1832 vor. Die gewöhnlichen Ausgaben belaufen sich im Ganzen auf 6,505,000 Fl. Der Justiz-Minister legte setz Entwurf über die Naturalisation vor.

Das Journal de Liege enthält Folgendes: „Die letzten Nachrichten, welche die Regierung erhalten hat, sind Ler Lirt, daß man mit Vertrauen in die Zukunft blicken kann. Die sische Regierung geht damit um, den kommerziellen Wohlstand Frank— reichs und Belgiens neu zu beleben.

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Herr Coghen, unser Finanz⸗ Minister, ist damit beschäftigt, alle Verordnungen zu sammeln, wel— che auf die Modification des Belgischen Zoll-Tarifs Bezug ha— ben können. Herr Belliard hat ihn im Namen der Französi⸗ schen Regierung dazu aufgesordert, welche, wie er hinzugefügt hat, sich beeilen wird, neue Handels-Verbindungen auf einer breiten und liberalen Grundlage vorzuschlagen.“

Man versichert von neuem, daß das große Hauptquartier Mecheln nach Brüssel verlegt werden wird.

Die Französischen Generale Picquet und Nempde bereiten zur Rückkehr nach Frankreich vor. Der General Grundler ist bereits dahin zurückgekehrt.

Herr Sel, Secretair bei der Französischen Gesandtschaft in von seiner Mission nach dem Haag zurückgekehrt. Ein anderer Secretair derselben Gesandtschaͤft ist gestern Abend mit Depeschen nach dem Haag abgegangen.

Herr Engler ist an die Stelle des Hrn. Lacoste zum Sena— tor flir Brüssel erwählt worden. Eimige Blätter legen einen Werth auf diese Wahl, weil Hr. Engler Protestant ist.

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Schweden und Norwegen.

Stockholm, 2. Dez. Vorigen Sonnabend war Staats— rath unter Königl. Vorsltz, wobei Graf Lagerbjelke seinen Sitz im Conseil einnahm.

In der Sitzung der Baukbevollmächtigten am Montage wurde endlich die langwierige Frage über eine Anleihe dadurch beseitigt, daß der letzte Vorschlag der betreffenden Kommission mit großer Mehrheit verworfen ward. Man will nicht bezweifeln, daß es mit dem Vorschlage zur Silberlieferung eben so ausfallen werde, und das Publikum scheint damit im Ganzen auch zufrieden zu seyn.

. darlsruhe, 7. Dez Se, Königl. Hokeit der Gre stherzog

Nachricht von einem Mord-Versuche auf die

* 1 ö ö 3 j Beschlagnahme bezahlt St. Martin ein

11 Deen D zum Kaufe aus⸗

Augenblicke nicht viel benutzt werden, zu

Der Prinz von Oranien be⸗

inen Ge—

Die Franzö⸗

haben der zwölsjährigen Susanne Reisacher, letzthin gemeldet, durch die merkwürdige Rettung zweier im Rheine Verunglückten ausgezeichnet hat, außer der großen gol— denen Verdienst-Medaille und der aus Staats-Kassen ihr ver— liehenen 200 Fl., auch noch aus Höchst Ihrer Privat-Kasse 300 zl, mittelst huldreichen Schrelbens demilligt.

Frankfurt a. M., 8. Dez. Ein Privatschrelben aus Lyon vom Zten d. M. äußert sich über den an diesem Tage erfolgten Emzug des Herzogs von Orleans folgendermaßen: „Nachdem es in den letzten Tagen hier ziemlich ruhig gewesen war, die National-Garde auch allmälig wieder die Uniform an— gelegt und die Wachen bezogen hatte, fingen die Linientruppen

welche sich, wie Nonate, wieder in ihr Vaterland zuruͤck. von Silistria und anderen Orten empfanden äer, da hre. h

sich, wieder dahin zurückzukehren.

Sultan ergriff, um dieses Auswandern

in der Nacht vom 1sien auf den 2ten an, die äußersten Posten zu besetzen, und schliefen in den Vorstädten. Gestern hieß es allgemein, der Prinz würde hereinkommen, aber erst heute Mor— gen gelangte man durch eine öffentliche Bekanntmachung zur Gewißheit, und um 12 Uhr Mittags rückte denn wirklich das ganze Armee-Corps, die Infanterie unter Trommelschlag und mit fliegenden Fahnen, die Kavallerie mit gezogenem Säbel, die Ar— tillerie mit brennenden Lunten ein. Von der Seite von Saint— Clair kamen drei Regimenter, worunter auch das 6b6ste, so wie die Dragoner, die sich am 2isten aus der Stadt hinausgeschlagen hatten. Von der Pariser Seite durch Vaise rückte der Herzog von Orleans mit dem Mar— schall Soult und dem Generalstabe, an der Spitze von 3 Regimentern Infanterie, 2 Regimentern Jäger zu Pferde, ei— nem Lanciers-Regiment, einer Artillexie-Abtheilung und 2 Regi— mentern National-Garde aus der Umgegend ein. An der Bar— rière von Vaise hielt der Prinz au und haranguirte das Volk. Er sprach mit vieler Leichtigkeit und großem Nachdruck. Nach Beendigung seiner Rede erscholl ein lautes: Vive le Duc! Der ganze Eimug glich übrigens der Einnahme einer eroberten feindtichen Stadt und hatte etwas sehr Imposantes. Auch regte sich keiner der ODuvriers, und Alles ging ruhig von Statten. Es mögen, im Ganzen genommen 6000 Pferde eingerückt seyn; d bleiben um die Stadt herum schaft wird nicht einquartiert, wahrscheinlich daß die Leute mit den Ouvriers zusammentreffen, entweder würden sie sich von diesen berücken lassen, 5 daher fentliche Gebäude die in diesem AMnfnahme vorzu— die NKotunde auf Ob Soult mit Milde oder mit Strenge verfahren: er sind die Mei— nungen noch getheilt; nach der gestern von ihm erlassenen Pro— clamation zu schließen, ist jedoch das Let das Wahrscheinli⸗ chere. Auch haben bereits mehrere Ve ngen ftattgefunden. Eine andere sehr wichtige Maaßregel ziesigen Einwoh— digt wurde, ist

Sie ist aus dem

Grunde beschlossen worden, weil viele der Ouvriers National— Gardisten sind und sich auf diesen Umstand stützen, um die Aus⸗ lieferung der Gewehre zu verweigern. Jetzt müssen alle Waffen hirausgegeben werden, und wo es nicht geschieht, erfolgen polizei⸗ liche Recherchen. Die gestrige Nummer des hier erscheinenden Précurseur ist auf der Post in Beschlag genommen worden. Es soll sich darin ein Schreihen des Präfekten an den Redacteur des Journal des Débats befinden, worin Hr. C. Périer und der General Roguet kompromittirt werden.“

12,000 Mann Infanterie und der Rest und die ÄArtillerie-Parks stehen. Die eingerückte Mann⸗ ne,, . den, denn oder es

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Perrache, den Justiz-Palast, die Börse u.

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Die Allgemeine Zeitung meldet in einem Schreiben aus Wien, vom 1. Dez.: „Man fährt hier mit den Militair— Beurlaubungen fort und vermindert auch das Kriegsmaterial; ein großer Theil des Geschützes ist in die Zeughäuser zurückge— führt und die Bespannung theils nach Ungarn zur wohlfeileren Verpflegung geschickt, theils verkauft worden. Ueberhaupt sind in atlen Administrationszweigen große Ersparungen im Werke. Der Präsidial-Gesandte des Deutschen Bundestags, Frhr. von Münch-Bellinghausen, wird hier erwartet.“

. .

Das Odessaer Journal enthält folgende Bemerkun⸗ gen über den politischen Zustand Bulgariens:

„Die Bulgaren haben, nach ihrer Unterjochung durch die Tuͤr ken, noch Manches beibehalten, was an ihre ehemalige Freiheit er innert, besonders in dem gebirgigen Theile des Landes, welcher anfangs seine eigenen Wojewoden hatte, von denen die einzelnen Bezirke verwaltet wurden. Aber nach und nach bemaͤchtigten sich die Tuͤrken aller Gewalt, und obgleich den Wojewodschaften auch in der Folge noch dieser Name verblieb, so wurden sie doch von Tuͤrken, unter dem Titel von Wojewoden, verwaltet. Man kann die Bulgaren in politischer Hinsicht in zwei Theile scheiden. In dem ebe— nen oder Nieder-Bulgarien und in den Ajanlyks, wo die Mahomedani⸗ sche Bevdlkerung der Bulgarischen gleichkommt oder sie theilweise noch uͤbersteigt, lassen sich die Tuͤrken aus der niederen Volksklasse haͤufig Excesse gegen die Einwohner zu Schulden kommen. Diese Gewalt— thaͤtigkeiten gehen meistentheils aus dem Fanatismus hervor, den ihnen eine falsch verstandene Religidsitaͤt einfloͤßt, oft aber auch aus der Unmoͤglichkeit, in welcher der Ajan sich befindet, aus eige— ner Kraft Menschen im Zaum zu halten, deren Charakter so unru hig und deren Leidenschaften so heftig sind. Andererseits giebt aber auch die Handlungsweise der Christen oftmals Veranlassung zu diesen Gewaltthaͤtigkeiten. Die Bulgaren der Ebrne sind von den Bulgaren des Gebirges durchaus verschieden. Der groͤßere Theil derselben ist der Trunkenheit ergeben. Sie sind betruͤgerisch, zanksuͤchtig, stets zur Empoͤrung, zum Straßenraub, ja zuͤweilen auch zum Diebstahl geneigt; dieses letztere Laster wird in dem gan— zen Ottomanischen Reich aufs tiefste verabscheut. Freilich haben diese Bulgaren auch mehr Gelegenheit zu Handeln mit den Tuͤr⸗ ken; denn ihre Felder, ihre Wiesen, ihre Waldungen sind entweder gemeinsames Gut oder graͤnzen doch nahe an die der Tuͤrken. Außerdem sind sie, wegen der Naͤhe der Russischen Graͤnze, genoͤ—⸗ thigt, die Festungen mit Lebensmitteln zu versorgen, Frohndienste zu thun, Transportfuhren herzugeben, welches Alles nicht verfehlen kann, zwischen ihnen und den Tuͤrken Feindschaft zu erregen. Dessenungeachtet befinden sich diese Bulgaren in einem bluͤhenden Zustande. Die reichsten Paͤchter in den Doͤrfern sind Bulgaren, und Viele von ihnen genießen bei den Tuͤrken das groͤßte Ver⸗ trauen. In den Staͤdten sind die angesehensten Einwohner, die Kaufleute, die Werkmeister, fast Alle Bulgaren. Die Einfachheit der Verwaltung, die Freiheit des Handels und die Geringfuͤgigkeit der Abgaben, in Vergleich mit anderen Laͤndern, erleichtern ihnen die Mittel, einige Ungerechtigkeiten von Seiten der Ajans zu er⸗ tragen. Indessen giebt es viele Beispiele, daß diese Chefs auf ge— gruͤndete Klagen der Einwohner abberufen wurden. Mit einem Wort, die Bulgaren sind an den Geist der Tuͤrkischen Regierung gewohnt und derselben geneigt. Die letzten Ereignisse geben den Beweis davon. Es hatten naͤmlich eine große Anzahl dieser Bulgaren, durch Motive persoͤnlicher Rache oder durch religiösen Fanatismus hingerissen, wahrend des Feldzuges von 1829 bei ihrer Re⸗ gierung gerechten Verdacht erweckt; und um die Folgen davon zu vermelden, fölgten sie den Russischen Truppen nach Bessarabien, der Melden un der Wallgchei. Mach ihrer Ankunft in dsesen beiden

Dum sich uͤber die Mittel zur Verbesserung faͤndigen. Die Verhaͤltnisse der Bulgaren des Hochlandes zu den

Provinzen kehrte eine große Menge derselben nach Verlauf einiger

Auch viele Bulgaren n bald Reue dar— verlaßen hatten, und beeilten E ͤ „Nur diejenigen blieben in der Moldau und Wallgchei, welche sich durch ihr? Gewaltthaͤtig— eiten zu sehr kompromittirt hatten. Die Magßregeln, welche der

tan um Aus n zu hemmen, beguͤnstigten veifelsohne diese schnelle Ruͤckkehr nicht wenig. Es an gen

daß sie ihre Wohnsitze

Uians zur strengen Pflicht gemacht, binnen 6 Monaten auf keine seise die Wohnungen, Gaͤrten oder irgend ein anderes

2 3 tsitz )

Fer Bulgaren, die ihre Wohnorte verlassen hatten, , ,, in dem Fall, daß sie vor diesem Zeitpunkt zuruͤckkaͤmen, sollte ihnen Alles unversehrt wieder zugestellt werden. Diese Verfuͤgung wurde purch die Reise des Hussein⸗Aga, Ajan von Jambol, der unter dem Vorwande, Ankäufe zu machen, nach Bucharest kam, in den Fuͤrstenthüͤmern allgemein bekannt. Er verbreitete außerdem das Heruͤcht, daß man Deputirte aus den Bulgaren ernennen werde, ihres Schicksals zu ver—

Türken sind ganzlich von jenen verschieden. Sis bilden gewisser⸗ maßen einen nationalen Korper, der sowohl durch die Kraft seines zusammenhaltens, als durch den kriegerischen Geist der Einwohner, so wie durch deren Maͤßigkeit, Arbeitsliebe, Puͤnktlichkest und Ge⸗ pissenhaftigkeit in Erfuͤllung uͤbernommener Verpflichtungen, Ach— gebietet. Die Ajans und Wojewoden, von denen ( sie werden, verfahren mit ihnen wie mit ihren Glau— Genossen, wohl uͤberzeugt, daß die ihrerseits streng von der wuͤrde, den Bulga⸗ J. ein Tuͤrken den -so, wie in den benachbarten Land— . : niederzulassen; aber die Furcht, dieses kriege—⸗ nische Volk in seiner Ruhe zu stoͤren und es zu bewaffneter Ver— theidigung in seinen unzugänglichen Zufsuchts-Orten zu reßen, gt sie stets bewogen, darauf zu verzichten. Die unter dem Namen Disch⸗Parassi und Oisch Chaki bekannten Rechte, deren die Turken sich m Servien und anderen Gegenden so oft bedienten, sind den Bulgaren mnbekannt geblieben. —Die Dehlys und Janitschare n, so wie dic anderen Fäͤrken, hatten namlich die Gewohnheit, auf ihren Reisen, beson? Urs in Servien und Qber-Griechenland, die Nacht bei einem Fhristen zuzubringen. Sie aßen und tranken sich dort voll und tt. Am folgenden Tage oder nach Verlauf einiger Tage, wenn Er Türke im Begriff war, weiter zu reisen, forderte er den Disch— sarassi oder das Zahngeld. „Bezahle mir“, sagte er, „dafuͤr, daß h mir die Zaͤhne an Deinem Brod abgestumpft habe.“ Der Disch“ Fhaki wurde bezahlt, wenn der Reisende ein Pferd bei sich hatte. Un r dem jetzigen Sultan, und vorzüglich in den letzten Zeiten, kam dieser rbarische Gebrauch zuerst allmäͤlig in Abnahme. Beim Abschluß des siedens im Jahre 1829 zog der beruͤchtigte Karadschanem mit ei— Em Theil seiner Truppen von Schumla gegen Rustschuk. Zwei siner Dehly-Baschas ließen sich von einem reichen Bulgaren in r Umgegend von Rasgrad den Disch-Parassi zahlen. Als der sascha von Rasgrad, Kutschuk-Achmet, dies erfahren hatte, ließ er me Elenden ergreifen, ihnen die Zaͤhne ausbrechen und sie vor bradschanem bringen. Der Erfolg davon war ein Streit zwi— en diesen beiden Anfuͤhrern, worauf die beiden Schuldi— n enthauptet wurden; uͤberdies verwehrte Kutschuk Achmet m Karadschanem unter mancherlei Vorwaͤnden den Einzug in ustschuk, und dieser war genoͤthigt, sich mit seinem Detaschement dem Ufer des Lom zu lagern. Die Bulgaren der Ge— Ege zeichnen sich vor ihren Landsleuten auch durch einen gewissen rad von Bildung aus. Sie haben Schulen, beschaͤftigen sich mit Fktuͤre, besonders von historischen, aber auch von anderen Werken, iu Buda in Slavonischer Sprache gedruckt werden: sie erfreuen ß, vornehmlich unter den gegenwaͤrtigen Verhaͤltnissen, einer imschraͤnkten Gewissens-Freiheit und leben in Frieden unter einer nden Regierung. Nach dem Kriege begann man selbst an meb— ten Orten nene steinerne Kirchen zu erbauen, was früher streng boten war. Ein einziger Umstand beunruhigt sie und facht sweilen ihre Leidenschaften an, der Wunsch naͤmlich, das Echt einer eigenen Gerichtsbarkeit genießen zu duͤrfen. Ue⸗ gens verhielten sie sich waͤhrend der ganzen Zeit, wo die Russt— en Truppen Sophig, Wratza, Schtbka, Gabrowa, Tyrnowa und ndere Plaͤtze besetzt hatten, vollkommen ruhig. Die Bulgaren freuten sich ausschließlich des Rechts, Waffen zu tragen, welches bis zum Jahre 1821 behaupteten. Um diese Zeit ließen sich Ei— e von ihnen die nachher zu Bucharest in der Wohnung des chai⸗Bey Achmet, Seraskiers von Silistria, im Jahre 1829 ver— stherischer Weise umgebracht wurden zumal in Nieder-Bulga— sin, von dem beruͤchtigten Bim⸗Bascha Sawa verfuͤhren, der im hre 1317 von einem gewissen Galati, einem Ephoren der Hete— sen, den Auftrag erhalten hatte, in diesem Lande Verbindungen Esiften, um mit der Verschwoͤrung in Uebereinstimmung zu han— In,. Es gelang dem Sawa, Mehrere zur Theilnahme an diesem Esstande zu bewegen. Er versicherte den Bulgaren, daß er sich Mter dem Schutz und mit der Einwilligung Rußlands, ja unter m Befehl eines seiner Generale, orgaͤnisire. Die leichtglaͤubi⸗ Bulgaren gingen in die Falle; und als im Jahre 121 der rst A. Ypsilanti mit seinen Heteristen in Bucharest anlangte, ihm aus verschiedenen Orten von Sliwno, ö Bazar und Chadschi-Michalaki-Tscharobad— glu von Philippopolis. Sie wurden spaͤter ohne Erbarmen Sistoff niedergemetzelt, mit Ausnahme des Ersten, den ein Fieber Simnitza zuruͤckhielt, von wo er auf die Nachricht von dem un— siklichen Schickfal' seiner Gefährten nach Kronstadt floh. ein Sohn, der nach Europaͤischer Sitte erzogen ist, spricht kehrere Sprachen. Im Jahre 183) wurde er von den Bulga⸗ die nach der Wallachei auswanderten, als Deputirter ab— ssindt. Die oben genannten Deputirten hatten insgeheim äs Nöͤthige vorbereitet, um bei Sistoff schnell uͤber die Donau En zu koͤnnen, sie ergriffen die gehörigen Maaßregeln, um adieses Punktes zu bemeistern, und uͤberbrachten außerdem Unterschriften einer großen Menge von Leuten, welche an die— n Unternehmen Theil nehmen wollten. Aber schon damals hatte Mianti seine Plaͤne geandert. Stolz verweigerte er ihnen die sobrtderte Summe von 10,400 Tuͤrkischen Piastern, deren sie zum nn ihrer Operationen bedurften; er jagte sie spaͤter sogar fort, zer Drohung, daß er sie bei seiner Ankunft in ihrem Lande en lassen werde, wenn sie nicht selbst unmittelbar nach ihrer sickehr die Insurrection organistren wurden. Da diefe Zu— nmenkunft bekannt wurde, so waren die Tuͤrken von Al⸗ unterrichtet. Die ungluͤcklichen Deputirten erkannten ih⸗ n Irrthum leider zu spät. Kaum hatten sie die Donau n Simnitza nach Sistoff pafsirt, als sie Alle umgebracht wurden. ter erfuhren mehrere Einwohner Bulgariens ein gleiches Schick⸗ sey es, daß man Grund zum Verdacht hatte, oder nicht, und nachher wurde die ganze Bevölkerung entwaffnet Gegen⸗ stig ist das Recht, Waffen zu tragen, nur noch einigen erprob— Maͤnnern gestattet. Zu jener Zeit wurde auch das Reisen zu de verboten. Indeß bezog sich diese Maaßregel vorzugsweise die Bulgaren der Ebene. Denn in Sber-Bulgarien erlaubt n einer großen Anzahl, unter verschiedenen Vorwaͤnden, Waffen fragen, besonders aber denen, welche unter den Tuͤrkischen Trup⸗ zu dienen pflegen, wenn Mannschaften gegen die Albanesen oder snier ausgehoben werden. Diese kriegerischen Familien sind den ken selbst sehr wohl bekannt.“

. Bertin, 12. Dez. Aus Mockrau im Konitzer Kreise (West⸗ Nußgen wird unterm 8. 8d. M. gemeldet Am 30. Okt, wurde

1799

die Einweihung der durch die Gnade Sr. Majestät unseres All⸗ verehrten Königs hierselbst nen erbauten evangelischen Kirche feier⸗ lich begangen. Wenn in irgend einer Gegend unseres Vater⸗ landes, so war die Erbauung eines Gotteshauses in der hiesigen dringendes Bedürfniß. In tiefen Waldungen zerstreut, auf 4 bis 5 Meilen von den evangelischen Kirchen entfernt, befand sich die hiesige Gemeinde schon seit vielen Jahren in kirch licher Hinsicht in dem rath- und hülflosesten Zustande. Unser thenrer König, dessen Vaterherz alle seine Unterthanen mit gleicher Liebe umfaßt und auch den geringsten unter ihnen, den Bewohner unfruchtbarer Steppen, nicht ausschließt, Er hat auch hier an dem sonst dunkeln Orte, das Licht der Wahrheit ange ündet Möge also auch unser Gotteshaus noch späten Geschlechtern als ein schönes Denkmal der frommen und wahrhaft landes æäterli— chen Gesinnung unseres geliebten Königs dastehen, möge es zum dauernden geistlichen Segen der hiesigen Gemeinde gereichen

und in ihr stets die kindlich dankbare Gesinnung gegen ihren

treuen Landesvater und seine spätesten Nachkommen

wecken und erhalten. ; 9

6 4. In der Residenzst Berlin waren * r 65 enzstadt Berlin waren eckt. gents. geslorb bis zum 11. Dej. Mittags 2230 818 13907 Hinzugek. bis zum 12. Dej. Mittaas Bis zum 12. De). Mittags Summa D356 33 Hierunter sind vom Militair 35 18 Die Kranken befinden sich in den Hospltälern. In Tilsit hat die Cholera seit dem J Dez. aufgehört.

In Hamburg ist vom 9. zum 10. Nov. Einer erkrankt,

6 sind genesen und 3 gestorben.

Die Königlich Hannöversche Landdrostei zu neburg hat unterm 5ten Dezember die Elb-Insel Neuhoff, Amts Wilhelnis- Amts Harburg, die Elb-Insel wie den Ort Bardo⸗

wick, Amts Winsen a. d. Luhe, für cholerafrei und völlig gesund

burg, die Elb-Insel Altenwerder, 65M 3 1 2 2 z Wilhelmsburg, Amts gleiches Namens, so

erklärt, so daß daselbst Gesundheits-Atteste wieder ausgegeben

werden können.

Aus Dresden vom 6. Dez. gemeldet: In Falge der neuen Beobachtungen über die Ansteck!naskraft der 2Alsiati⸗ schen Cholera ist die bisherige, theils zwanzigtägige, theils zehn⸗ tägige, Kontumazzeit für den Landweg auf die Hälfte herabgesetzt worden. Für Reisende, Vieh-Transporte ode? Waaren, welche zu Lande aus angesteckten Orten kommen, ift sie daher jetzt nur noch auf zehn Tage, für die aus einer verdächtigen Gegend (dem dreimeiligen Umkreis eines angesteckten Ortes) Rommenden auf fünf Tage bestimmt, wobei die Zeit des Aufenthalts und der Reise in unverdächtigen Gegenden angerechnet wird'

In St. Petersburg ist am 28. Rov. wieder eine Per— son von der Cholera befallen worden und am Morgen des 29sten gestorben. ö

vird

Aus Kronstadt vom 25. Nov. meldet die St. Peters⸗

burgische Zeitung: Die hier aufs neue ausgebrochene Cho— lera hat, Gott sey gedankt, gänzlich aufgehört. bis zum 20. Nov. war die Zahl der Choiera-Kranken auf den hier im Hafen liegenden Kauffahrteischiffen folgende: ; Auf Englischen. . 27 erkrankt, g gestorben, 18 genesen. ⸗Amerikanischen 16 8 2

Bei dem unterzeichneten Vereine sind fernerweit, vom 23sten November bis heute, an milden Beitragen eingegangen:

a) Durch die Königl. Regierungs-Haupt-Kaͤse din Koͤln, aus der fortgesetzten Sammlung im dortigen Regierungs-Bezirke: 225 Rthlr. h) von dem Hochloͤbl. Offizier-Eorps dez 3ten Ba⸗ taillons (Schievelbeinschen) gten Landwehr-Regiments 41 Rthlr. 15 Sgr.; e) der Verkaufs-Preis fuͤr ein dem Bereine geschenktes Oelgemaͤlde, mit 5 Rthirn ; zusammen .. 271 Rthlr 15 Sgr.

Hierzu der, nach der Bekanntmachung vom 23sten v. M, verbliebene Bestand mit 214 10 Pf

Summg . . 272Rthlr. 9 Sgr. 10 Pf. Davon haben bei der heutigen Verthei— . theilung erhalten.

1) Das Königl. Ober-Praͤsidium zu Stet⸗ tin 50 Rtl.

2) Die K. Regierung zu Marienwerder... 72

3) Der Magistrat zu Deutsch⸗Eylau . . 100

4) Der Magistrat zu Braunsberg.. .. 50

9 Sgr. 10 Pf

. macht obige 272 Rthlr. 9 Sgr. 10 Pf. Berlin, den 8. Dezember 1831. Im Namen des Vereins zur Erleichterung der durch die Cholera entstandenen Noth in den bstlichen Provinzen Preußens: v. Auerswald. v. Boyen. Fraͤnkel. Friefe. Koͤhler. Muhr. Poselger.

In der freudigen Hoffnung, den Mitteln des Vereins zur Unterstätzung und Erziehung der in Folge der Cholera verwaise— ten Kinder einen Zuwachs zu verschaffen, sind die unterzeichne—

ten Frauen zusammengetreten, um theils Erzeugnisse weiblichen

2 1

Kunstfleißes, theils andere ihnen zum Besten der Waisen zuge— kommene Spenden der Mildthätigkeit der Einwohner Berlins zum Kauf anzubieten. Die Anzeige des oben bezeichneten Vex— eins vom 3. Dezemher C. in diesen Blättern ist folg geblieben. meinte Absicht zur That geleitet werden. In der Wohnung des Präsidenten Rust, Französische Straße Nr. 42, im ersten Stock, wird einschließlich vom 15ten bis 20sten d. M., in den Stunden von 11 bis 3 Uhr, ein Lokal geöffnet seyn, in

welchem die gesammelten Gegenftände, aufgestellt und geordnet,

für Rechnung der hülfsbedürftigen Waisen, deren der Verein sich annimmt, verkauft werden.

Das Gelingen unseres Zwecks legen wir in die Hände des wohlthätigen Publikums und laden dasselbe freundlichst hiermit ein, zu kaufen.

Dem so oft erprobten Wohlthätigkeitssinn unserer verehrten Mit⸗ bürger wird es hoffentlich nicht widerstreben, wenn ein Eintritts⸗ geld von 5 Sgr. für die Person gesammelt wird. Die in der Anzeige vom 3. Dezember (. angekündigte Versteigerung des von mehreren Gelehrten und Künstlern, auf welche Deutschland stolz ist, reich ausgestatteten Stammbuches, wird am 20sten um 2

Uhr stattsinden. Möge dag mst Hiebe hegannene Norhaben recht Mielen das

Vom 6. Okt.

nicht ohne Er⸗ Mit desto lebhafterer Zuversicht soll die wohlge—

Bestand

schöne Gefühl gewähren: Wohlthun gehöre zu den höchsten Le— bensgenüssen! „Berlin, den 12. Dezember 1831.

Präsidentin Rust. Wittwe A. Baudouin. Bangquier Ma— riane Mendelss ohn. Kriegsräthin Krahmer. Justizräthin Langerhpans. Justizräthin Bode. Nathalie Werner. Justizräthin Marchand.

Literarische Nachrichten.

(Fortsetzung der gestern abgebrochenen Auszüge aus dem Schreiben des Generals Chlapowski'

2 leber den Beginn der militairischen Opergtionen unter dem Oberbefehl des Fuͤrsten Michael Radziwill dußert der General Chla— powski sich unter Anderem in folgender Weife: „Mit einer Armee, deren Effektiv⸗ Bestand sich nur auf 20,800 Mann Infanterie und So0 Mann Kavallerie belief, mit Inbegriff der neüen Aushebun— gen, sollten wir gegen das Russische Reich zu Felde ziehen. Die Armee war in denselben Stellungen geblieben, welche sie beim An— fang der Revolution gerade eingenommen hatte, also ohne Schlacht⸗ orͤnung, ohne irgend einen Kriegsplan, belaͤstigt von Offizieren, die unter der Russischen Verwaltung reich geworden waren; die Magazine ohne neberlegung eingerichtet und vielmehr so verthet“, daß sie eher dem Feinde nuͤtzen konnten. Radziwill freilich war nicht im Stande, dies Alles zu organisiren; überdies mangelte es an Zeit, und Niemand würde damit zu Stande gekommen leyn. Da erschien die Proclamation Diebitsch's und kuͤndigte das nahe bevorstehende Einruͤcken der Russischen Truppen an. Man that noch immer nichts, so daß die Üühlanen-Division, die allein von unserer ganzen Kavallerie eine tuͤchtige Reserve hätte bilden konnen, sich auf den Vorposten abmattete und in den Un— tergang stuͤrzte Endlich langte die Rachricht vom Einruͤcken der Rußen au; man ließ uns in der Nacht aufsfuchen, und die Briga⸗ den wurden vertheilt. Die, welche mir zu Theil wurde, bestand aus dem aten ühlanen-Regiment, nebst den Krakusen gus Lublin, zu Siedlee. Als ich dort anlangte, fand ich Alles in der größten Unordnung, die Disciplin in der volligsten Aufloͤsung, aber die Truppen bon Kampfbegier brennend; man' hatté geglaubt, das Gros des Russischen Heeres wuͤrde uͤber Pultusk anrücken, und unsere Armee machte eine Bewegung nach dieser Richtung hin; so schlecht war man unterrichtet Man hatte sich indeß Mittheilungen zu verschaffen gewußt, und die Nachrichten kamen uns fast' wider Willen unserer Chefs zu. Bald erfuhr man, daß der Mar⸗ schall seinen Weg uͤber Wysokie-Mazowieckie genommen hatte; er ging uͤber den Bug und ruͤckte uͤber Wengrow nach dem Lim vor, wo der General Skrzynecki das erste Züsammentreffen hatte Siedlee waren einige Pisolenschuͤsse mit den Kosaken gewechselt worde; wir erhielten den Befehl, uns von Siedlce zurückzuziehen. Ich glaube, dieser Befehl ging vom General Zymirski aus, denn man wußte nicht eben recht, unter wessen Befehlen man stand. So viel ist gewiß, daß er mir durch den General Czyzewski zukam. Ich erwähne dieses Umstandes, um zi zeigen, wie sehr man unter der Diktatur Alles vernachlaͤssigt batte, und wie schlecht unsere ohnehin schon nicht zahlreichen Streitkraͤfte vertheilt waren. Waäh⸗

Siedlee besetzt hielt, empfing ich unter Anderem einer Be⸗

rend ich fehl, der einen ganzen Bogen lang war und die Marschroute fuͤr alle Regimenter einzeln bezeichnete, ohne der Brigaden und Divi— konen irgend Erwaͤhnung zu thun. Wir befanden uns Tiner Armee von so, O60 Mann gegenuͤber, die auf uns losruͤckte, und die gänzliche Unkunde unseres Generalstabes erregte mir ein schmerzlich es Seufzen und ließ mich in jedem Augenblick die einzelweife Ver⸗ nichtung der Polnischen Armee befürchten, so daß es den Ansch ein haben wurde, als hatte dieselbe gar nicht kämpfen wollen. Doch es kam anders; der Soldat, der Subaltern⸗-Offtzier und gewiß auch der groͤßere Theil der Ober -Offiziere wollten sich schlagen; dieser allgemeine Wille behielt die Oberhand und bewirkte, daß, ungeach—⸗ tet unserer ganz dem Zufall uͤberlassenen Mandver, der daraus ent⸗

stehenden Unordnung und den vereinzelten ruͤckgaͤngigen Bewegun—⸗ gen, doch überall, wo der Feind sich zeigte, Stand gehalten warde. Der Marschall Diebitsch hatte gewiß sicher? Kunde über unseren inneren Zustand und uͤber die Armee und hoffte, daß die Verwir— rung darin bald Eingang finden wurde. Nach der Anordnung un⸗ serer Mandver zu urtheilen, hatte er auch guten Grund zu diesem Glauben. Hierdurch allein laͤßt sich sein langsames Vorrücken ge— gen unsere zerstreuten Kolonnen erklaren, so wie seine Kanongden aus sehr, großen Entfernungen, worauf Einige unserer Generale unsere Artillerie- Offiziere zu antworten nöthigten, um doch sagen zu können, daß man sich geschlagen habe. Der Feind und deffen Anhänger unter uns hofften zweifelsohne, daß es fuͤr unsere mili⸗ tairische Ehre hinreiche, wenn man einigemale gegen einander ka nonirte, und daß ein Arrangement sehr bald moglich werden wurde, da die Armee von der Unmöglichkeit uͤberzeugt waͤre, gegen die auf uns anruͤckenden Massen einen Kampf zu bestehen“ Der Verfasser erwahnt hierauf kurz der Affaire des Generals Dwer nicki bei Stoczek, der beiden hitzigen Gefechte bei Stanisla— wow und Okuniew, welche die Generale Skrzyneckt und Szem⸗ be. wie es heißt, mit Eifer und Neigung geliefert, und' der beiden minder lebhaften Gefechte bei? Kälufzyn ! und Minsk, welche der General Zymirski wider seine Neigung zu bestehẽn ge⸗ habt, endlich der beiden Treffen bei Grochow und' Wawr am 15. und 21. Februar, wo die Streitkraͤfte der Polen zuerst vereinigt waren. Ueber die naͤchstfolgende Schlacht bei Groͤchow laßt sich General Chlapowski weitlaͤuftiger aus und bemerkt darüber unter Anderem Folgendes: „Am 25. Februar wurde jene Schlacht ge liefert, zu welcher die oͤffentliche Meinung zwang, ohne daß sie jedoch gestattete, das Defilee zu pafstren, uͤm bei wel tem vortheilhafter auf dem anderen Weichsel- ufer zu kam pfen, wo der Feind gendthigt gewesen waͤre, seine? Streit kraͤfte zu theilen. Diese Schlacht wird in der Kriegs- Ge schichte merkwuͤrdig bleiben, zunaͤchst schon darum, well man noch nie erlebt hat, daß eine Armee, wenn sie eine Schlacht liefern wollte, sich vor einer Bruͤcke, die in jedem Augenblick ab gebrochen werden konnte, in der Defensive aufstellte; aber man war

nun einmal gezwungen, eine Schlacht zu liefern, weil, nachdem man Zeit verloren, keine Vorbereitungen getroffen und dabei keinen Angriff im Sinn gehabt, die Armee durchaus nicht dahin zu brin

gen war, sich ohne Schwerdtstreich zuruͤckzuziehen. Ueberdies ver— land der Fürst. Radziwill nichts von den mil itatrischen Sperationen, und General Chlopicki beschraͤnkte sich darauf, zu aͤußern, daß, hier oder dort, jeder Ort zum Tode gut sey, da doch einmal Jedermann feß dazu entschlossen scheine. Diese Schlacht wird noch das Merk— würdige darbieten daß man wohl schon viele erlebt hat, wo schlecht lommandirt würde, hier aber wurde gar nicht kommandirt. Der Fur ta ziwill blieb vor Praga und sah von Allem, was vorging, durchaus Nichts der General Chlopicki befand sich vor jedem Ba— taillon, welches ins Feuer ging; und Beide schickten sich gegensei— tig die Offiziere zu, welche von Seiten ihrer Chefs um Befehle ersuchten. Was die Kavallerie anbetrifft, so habe ich Grund, zu glauben, daß ein flußreiche Leute sie wirklich zu demoralistren fuchten; so oft wechselte man mit derZusammenstellung der Brigaden, was selbst noch am Abend vor der Schlacht geschah. Ich konnte nur mit Muͤhe mein 4tes Uhlanen⸗Regiment behalten, mit dem ich bereits hinlang⸗ lich bekannt war. Am 25sten war die Kavallerie so schlecht ver— theilt, daß es auf der Linie zum Schutz der Infanterie Bataillone fuͤr den Fall, daß die feindliche Kavallerie wahrend der augenblick lichen ruͤckgaͤngigen Bewegungen, welche dieselben mehrmals machen mußten, debouchirt haͤtte, gaͤnzlich daran fehlte. Man hatte mich mit 2 Schwadronen auf den aͤußersten rech ten Fluͤgel der ersten Linie geschickt Ich hatte die beiden ersten Schwadronen dazu genommen, da die letzten beiden am 19ten hei einer Charge gegen die Infanterie 85 Mann

verloren hatten. Der General Skrjhneclt ließ mir sagen, sch

möchte ihm Kapallerte zuführen, dert er unnmqänglich bedgrs.

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