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30s von Orleans an den Seeretair des Herzogs von Bourbon, und erklaͤrte sich im Namen seines Herrn beauftragt, jede Theil nahme an der Insertion jenes Artikels zuruͤckzuweisen. Indeß fügte er am Schluffe des Schreibens hinzu, daß er sich die großen Vörtheile nicht verhehle, von denen ein solches Testament für die Jamilte Orleans feyn' würde, und daß es eine große Ehre füt ei— nen der Sohne diefes Hauses seyn wurde, den Namen Conde zu tragen. Der Herzog von Bourbon sagte damals in Bezug auf obigen Artikel, daß es augenscheinlich ein Plan wäre, den ihm die Familie zt⸗ seans unterschteben wolle, daß er aber keinesweges geneigt sey, darauf ein. zugehen — Dieses im Jahre 1826 fehlgeschlagene, Vorhaben wurde im Jahre 1829 mit größerem Eifer wieder aufgenommen, Frau von Feuchsres sah ohne Zweifel in dem Herzoge von Orleans die Quelle eines Patronats, das ihr ihre Stellung und ihr Vermögen sichern konnte! Sie entschloß sich daher, ihre Interessen mit denen des Herzogs von Orleans zu verbinden. Unterm (9. Mai schrieb sie an den Herzog von Bourbon einen Brief, worin sie ibn bat, den Herzog von Aumale zu feinem Erben einzusktzen, indem er ihr da⸗ Fur'h das Wohlwollen der Königlichen Familie und eine weniger ungiuckliche Zukunft sichern würde Sie setzte ihn in Kenntniß, daß ste dein Herzog von Orleans eine Abschrift dieses Briefes mit⸗ getheilt habe. Man fuͤhlt, in welche unangenehme Stellung der Herzog von Bourbon dadurch gerieth. Seine Erbitterung daruber geht aus einem andern Schreiben der Frau von Feuch res an ihn her⸗ bor, welches folgendermaßen lautete: „„Sie haben mir den Schritt, den ich gegen den Herzog v Orleans gethan habe, auf eine so harte Weise vorgeworfen, daß ich es jetzt fuͤr meine Pflicht halte, Ihnen auzuzeigen,
daß mich der Herzog v. Orleans heute Morgen besuchen wird, um Ihnen vor seiner Abreise nach England Lebewohl zu sagen. Ich bitte Sie, schlagen Sie es mir nicht ab, wie gewöhnlich bei mir zu sruͤhstücken? jener Besuch wird Sie auf diese Weise weit weniger in Verlegenhelt setzen. Sie ersparen dadurch eine schriftliche Ant— wort, und können es auch vermeiden, etwas Bestimmtes zu sagen. Sophic.““ — Man weiß nicht, ob der Herzog von Bourhon sich zu dem Besuche einfand; der nachfolgende Brief des Herzogs von Orleans an ihn laßt indeß fast daran zweifeln: „„Ich, kann dem Wunsche nicht widerstehen, Ihnen auszudrucken, wie sehr ich von dem für Sie so ehrenvollen Schritte geruͤhrt bin, den Frau von Feuchäres gegen Sie gethan, und von dem sie mich in Kenntniß gesetzt hat. Ich halte es fuͤr meine Pflicht, und für Pflicht gegen das Blut, das in unseren gemeinschaftlichen Adern ssießt, Ihnen zu erkennen zu geben, wie gluͤcklich es mich ma⸗ chen würde, wenn neue Bande dicjenigen noch enger knuͤpften welche uns schon auf so mannigfache Weise vereinigen, und wie stol; ich seyn würde, wenn eines meiner Kinder dazu bestimmt wäre, einen Namen zu tragen, der meiner Fa⸗ mille so theuer ist, und an den sich so viel Ruhm und so viele Erinnerungen knuͤpfen. Neuilly, 2 Mai 1829. Ludwig Philipp von Orleans ““ — Wie sehr auch der Herzog von BHöurbon widerstreben mochte, so ist es doch gewiß, daß Frau von Feucheres es unternahm, seinen Widerwillen zu besiegen. Seit dem Monat Mal 1829 hörten Personen in seiner ümgebung ihn oft sa— gen: „„Ich habe die ganze Nacht nicht geschlafen; man quaͤlt mich wegen dieses Testamentes. Wenn ich nicht testire, kann ich nicht ruhig leben.““ Ein anderesmal sagte er zu Hrn. von Surval, seinem Intendanten: „„Wenn ich Alles gegeben haben werde, so kann sich mein Leben in Gefahr befinden!“ Dessenungeachtet setzte man die Quaͤlereien fort Kann ein Greis immer widerste⸗ hen? Man entreißt ihn seinem Landsitze, und zieht ihn nach Pa⸗ ris, um diefes Testament zu machen. Diese Reise war durchaus nicht freiwillig, was wir noͤthigenfalls beweisen wollen. Auch in
Paris widerstand der Herzog noch. Um den Verfolgungen der
Frau von Feuchéres zu entgehen, glaubte er nichts Besse⸗ reß thun zu können, als sich an den Herzog von Orleans
selbst zu wenden, wie dies gus einem Briefe an den Letzteren her⸗
vorgeht, worin es unter Anderem heißt: „Die Angelegenheit, welche
uns beschaͤftigt, mein Herr, und die ohne mein Wissen und etwas
leichtsinnig von Frau von Feuchéres eingeleitet worden ist, und auf
heren Beendigung sie so angelegentlich in mich dringt, ist mir un— nblich peinlich, Sie haben das schon wahrnehmen (onnen. Außer den traurigen Erinnerungen, welche dabei in mir aufsteigen, gestehe ich Ihnen, daß auch noch andere Beweggruͤnde mich abhalten, mich n Fiesem Augenblick damit zu beschaͤftigen. Man wird mich viel⸗ leicht in diesem Punkte der Schwachheit zeihen; aber ich rechne auf Sie, um diese, in meinem Alter und in meiner traurigen Lage sehr verzeihliche Schwaͤche, zu entschuldigen. Ich nehme Ihre Groetzmuth, Fhre Freundschaft fuͤr mich, und die Zartheit Ihrer Gefinnungen in Anspruch, auf daß ich nicht so gequaͤlt und beun— ruhigt werde, wie dies seit einiger Zeit der Fall ist. Ich erwarte es von Ihrer Freundschaft, daß es von Frau von Feuch dres erlangt reerde, daß sie mich uͤber diesen Gegenstand in Ruhe lasse. Von Ihnen hangt es ab, zwischen ihr und mir einen Zank, oder doch wenigstens einc Kälte zu vermeiden, die das Ungluͤck meines uͤbrigen Lebens gusnmachen würde““ — Der Herzog von Orleans antwortete so⸗ gleich darauf und sagte am Schlusse seines Briefes: „Ich werde mich sogleich zu Frau von Feu ch ores begeben, um Ihre Wuͤnsche zu erfüllen; und Sie koͤnnen Überzeugt seyn, daß, obgleich ich ihr, ie ich es muß, ausdruͤcken werde, wie dankbar ich und die Meini⸗ gen die Bemühungen anerkennen, die sie anwendet, um von Ihnen bas bͤffentliche Anerkenntniß Ihrer Gute fuͤr uns zu erlangen, ich ihr dennoch zugleich auch zu erkennen geben werde, wie sehr es uns Alen leid thun wurde, wenn Ihnen neuer Verdruß verursacht und die Ruhe in Ihrem Hause gestoͤrt wuͤrde. Ihr Schreiben legt mir die Verbindlichkeit auf, dieselbe zu ersuchen, nicht mehr mit Bitten in Sic zu dringen, sondern abzuwarten, was Ihnen von Ihrem Herzen und von Ihren Gesinnungen für diejenigen, welche mit Ihnen aus einem Blute stammen, vorgeschrieben werden wird.““ — Der Herzog von Orleans begab sich ohne Zweifel zu Frau von Feuché⸗ res; aber gelang es ihm, die Dame zu bewegen, von ihren Planen abzustchen? Nein, denn an demselben Abend fanden die heftigsten Auftritte zwischen dem Herzoge von Bourbon und der Frau von Feucheres statt. Am anderen Morgen sagte der Herzog: „„Ich habe nichts erlangen koͤnnen; ich muß mich darein ergeben; so fort zu leben ist nicht möglich.“ Neun Tage verflossen noch unter
Schwanken von Seiten des Herzogs. Am 24. August führten die
quälenden Bitten der Frau von Feuchres einc so. heftige Scene herbei, daß dadurch die nervose Aufregung des Prinzen bedeutend erhoͤht wurde und Huͤlfe herbei gerufen werden mußte, Vor diesen Zeugen sagte der Herzog: „„Ja, Madame, es ist abscheulich, mich wegen einer mir so unangenehmen Sache dergestalt zu verfolgen; Ste setzen mir das Messer an die Kehle, stoßen Sie es mir lieber gleich ins Herz““ Dennoch war der Fuͤrst nicht stark genug, solche
kraurige Stenen laͤnger zu ertragen. Er mußte nachgeben, und am an— heren Morgen, am 36. August 4323, unterzeichnete er das Testament. Itt das ein gulkiges Testament? War der Wille des Testators frei? Eine ab⸗ scheullche Scene, welche sich am 11. August 1329 in Chantilly zu⸗ trug, kann einen Begriff von den Gewaltthaͤtigkeiten geben, die man gegen den Herzog ausübte,. Man fand ihn am Morgen jenes Tages in seinem Zimmer, das Gesicht ganz mit Blut bedeckt. Er sagte zu seinem Pathen Aubry. „„Sie ist es, Frau von Feuché: res ist es, die mich geschlagen hat““ Gleich darauf aber that ihm diese Erklaͤrung leid, und er bat Aubry, Stillschweigen dar— Über zu beobachten. Dieser Auftritt kann dazu dienen, über die Bchandlungsweise, hie man gegen den Herzog in Anwendung brachte, und auch uber das furchtbare Drama, welches seinem Le⸗ ben ein Ende machte, Aufklaͤrung zu geben. Jenes Testament war seitdem immer der Gegenstand seiner Reue. Es war ohne Zweifel seine Absicht, die Verfuͤgungen, die ihm durch Hewalt entrissen worden waren, wieder zu vernichten; aber durch Gewalt ebenfalls erhielt man ihn in dem Zustande der Unterwürfigkeit. Es wird durch Zeugen erwiesen werden, daß der Herzog von Bourbon sich seit dem Monat Juli 1836 vreimal der furchtbaren Macht, welche Frau van Feucheres her ihn ausübte, durch bie Flucht ent;ztttn wollte. Seit tener
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Zeit ertrug er den Anblick jener Frau nur mit dem groͤßten Wi⸗
derwillen Es war ihm eine Marter, wenn sie ihm ihre, Gegen⸗ wart aufdrang. Dieser Zustand der Dinge, der keinen Zweifel uͤbrig lassen konnte, daß der Herzog, sobald er Freiheit dazu habe, seine testamentarischen Verfuͤgungen zuruͤck nehmen würde, endete mit der Katastrophe des 25sten Augüst, deren nahere Entwickelung ich mir vorbehalté. — Der Prinz Eudwig von Rohan, von der Existenz des Testamentes unterrichtet, hielt es fuͤr eine heilige, fuͤr eine unbe⸗ sfreitbare Pflicht, das Verbrechen, wofuͤr es die öffentliche Stimme erklärte, untersuchen zu lassen, und auf Rache zu dringen“
Die Sitzunz würde nach diesem Vortrage aufgehoben; über acht Tage wird die Sache wieder vorkommen und Herr Henne⸗ quin alsdann sein Plaidoyer fortsetzen.
Der General Savary ist in der vergangenen Nacht nach Algier abgereist, um den Ober⸗Befehl über die dortige Militair⸗ Divislon zu übernehmen; der General Trezjel begleitet ihn als Chef des Generalstabes. Der General Trobriant übernimmt das Militair⸗Kommando in Oran. ö.
Der Messager des Chambres enthält Folgendes: „Eine telegraphische Depesche aus Bayonne vom 8. Dez. 14. Uhr Nachmittags zeigt an, daß der König von Spanien den Befehl gegeben hat, die 21 Regimenter der Provinlial-Milijen zu ent⸗ lassen, und daß mit Ausführung dieses Befehls bereits begonnen worden ist. Die Milizen, welche St. Sebastian und andere Gränzposten besetzt hielten, find aufgelöst und durch Linientruppen ersetzt worden.“ . .
Der Constitutionnel sagt in seinem Börsen⸗— Bericht: „Die Päpstliche Anleihe ist das Papier, was die Ausmerksamteir der Spekulanten am meisten in Anspruch nimmt. Niemals hat man so viel Frauen an der Börse gesehen, als jetzt; sie halten alle äußere Gänge und die geräumigen Gallerieen im oberen Stockwerk befetz. Ist es nun Frömmigkeit, die sie an die sen Ort führt, oder ganz einfach die Lust so wohl auf den Ablaß des Papstes als auf di Höhe seines Keedites zu spekuliren? Geld verdienen und seine Seele retten, das ist noch eine Operation, die der Mühe lohnt, sowohl für Christen und Juden, als für die Verehrer des Plutus. Auch haben sich alle Religionen der Coupons Gregors XVI. bemächtigt, so daß diese binnen drei Ta— gen um 12 bis 195 pCt. gestiegen sind.“ .
Die jungen Offiziere und Unterossiziere der Militair⸗ Schule von Saumur, welche einer Verschwörung gegen die Sicherheit des Staates angeklagt waren, sind von den dortigen Assisen frei⸗ gesprochen worden.
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Straßburg, 10. Dez. Die Lhoner Zeitungen sind heute Abend neuerdings ausgeblieben. — Die Generale Romarino und Langermann sind, da sie in ihren Pässen als Franzosen be— zeichnet werden, zur ungehinderten Fortsetzung ihrer Reise au⸗ torisirt worden. Dem General Sznayde (der früher oft Schneider genannt wurde) scheint, wie allen Polnischen Mili⸗ taitpersonen, die Reise nach Paris untersagt worden zu sehn.
Großdritantien und Frland.
London, 10. Dez. Die Morning-Chronzele sagt; „Die neue Reform-Bill wird unter anderen Veränderungen auch mehrere Vereinigungen enthalten, um die Waählerschaft kleiner Burgflecken zu vergrößern. So werden z. B. Warnham und Shaftesbury, Horsham und Arundel, Maidenhead und Marlow mit einander verbunden werden.“
Zu Liverpool wurde am Sonnabend eine Bittschrift gegen die Keform von 1400 Personen unterzeichnet. „Sir Franeis Burdett“, sagt Cobbett in seinem Register, „stellte sich an die Spitze der politischen Vereine, um das Gedeihen einer ächten Re— form zu verhindern, nicht um dieselbe zu befördern; da er aber dieses große Volks Bündniß nicht nach Belieben u leiten ver⸗ mag, zieht er seinen Namen davon zurück. Hr. Wakely und die Radikalen überwältigten ihn. Letzterer aber ließ sich durch Loro Melbourne schrecken und gab den Verein in White⸗Conduit⸗House auf, wofür ihn die Radikalen nun zur Rede stellen.⸗ .
Die Dublin Evening Post berichtet, daß in einer der letzten Versammlungen der Dubliner politischen Union heftige Angriffe gegen den katholischen Prälaten Dr. Doyle und geger Lord Eluncurty zur Sprache gekommen seyen. „Welch ein Un recht,“ sagt jenes Blait, „kann Dr. Doyle, ein Mann, der die schönste Zierde der Irländischer Nation und der katholischen Kirche mit Recht so theuer ist, begangen haben? Er hat sich angemaaßt,
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Vertrauen in die Regierung und in die Gesetzgebung zu setzen. Er hat
Thatsachen berichtet, er hat die Wahrheit gesagt. Er hat behauptet,
daß die Herrschaft der Unterdrückung täglich mehr nachlasse, und daß
das Reich der Gerechtigkeit nicht allein begonnen habe, sondern so weit
vorgeschritten sey, daß an ein Zurückgehen nicht mehr zu denken. Dies ist Dr. Doyle's Fehler. Ec hat ferner behauptet, daß die Gesetzgebung stets bereit sey, den Klagen des Irländischen Vol⸗ kes Gehör zu schenken. Das ist aber doch eine Wahrheit, wird der Leser sagen. Ja eben weil diese Behauptung eine Wahrheit ist, soll sie nicht aus einem Munde kommen, der ihr Ansehen verschaffen könnte; sie soll nicht von einem Manne ausgesprochen werden, dessen Wort in zweifelhaften Fällen eutscheidend seyn därfte. Besonders aber wird dem Dr. Doyle zur Last gelegt, daß er den Lord Anglesey einen Freund und Beschlitzer des Ir— ländischen Volkes nennt!“
Der Courier sagt: „Einem unserer Kollegen scheint unsere gestern ausgesprochene Behauptung, daß die Zögerung der Por—⸗ fugiestschen Constitutionnellen ihrer Sache schädlich sey, große Freude gemacht zu haben. Wenn wir diese auch nicht theilen, so müssen wir doch, da es uns um Wahrheit zu thun ist, wie⸗ derholen, daß Dom Pedro schon vor drei Monaten hätte in den Taso einlaufen müssen. Er würde dann in zwei Tagen das vollbracht haben, worauf er jetzt vielleicht zwei Monate zubringen muß. Man darf aber daraus nicht abnehmen, daß wir für das endliche Resultat jener Expedition besorgt wären. Dom Pedro wurde vor 4 Monaten von einem Manne in seiner Umgebung, der früher eine hohe Stelle in Portugal bekleidete und großen Einfluß daselbst hat, aufgefordert, seinen Angriff ohne Zeitverlust zu be— ginnen. „„Gebt mir, Sire,“ sagte er ihm, „Eure Proclama— tion, worin Ihr allen denen, welche die Sache Dom Miguels verlassen, vollkommene Verzeihung versprecht, und ich verpflich!e mich, zu landen und dieselbe in den Straßen von Lissabon änzu— schlagen. In zwei Stunden werde ich nach dem Tajo zurückkeh⸗ ren, und Portugal wird frei seyn.““ Dieser Rath wurde ver— worfen; nicht weil es Dom Pedro an persönlichem Muth sehlte, er besstzt dessen eher zu viel, als zu wenig, sondern anderer und schlechter Rathschläge halber. Die Constitutionnellen haben jetzt gegen eine bedeutende Armee und gegen eine besestigte Stadt zu kämpfen, und ihr Unternehmen wird schwieriger und gefährlicher; aber wir fürchten nicht, daß es deshalb mißlingen werde.“
Briefen aus Lifsabon vom 27sten v. M. zufolge, zählte Dom Miguels Heer nicht weniger als 60,900 Mann, die Poli⸗ zei⸗ Soldaten und die Feeiwilligen mitgerechnet. Inzwischen be⸗ anden sich hiernnter nur 5000, auf deren Freite die hbestebend—
Regierung zählen konnte. Die Kanonengieß rei in Lissabon war in voller Thätigkeit und wurde von D. Miguel täglich besucht. Aus Portsmouth schreibt man, daß Admiral Warren das Kommando der Flotte in den Dünen aufgegeben habe und seine Flagge am Bord der „Isis“ von 50 Kanonen aufziehen werde, um nach Afrika zu segein. Der „Revenge“ von ä Kanonen, Capt. Mackay, geht nach Lissabon. Ein Portuglesischer Kriegs—⸗ schooner wurde in Portsmouth ausgebessert und segelte am Dienstage nach Spithead, woselbst er auf die anderen Schiffe von Donna Maria's Expedition wartet. Lieutenant Cookson mit einem Detaschement Marine-Soldaten segelte in der Kriegs brigg „Brisk“ nach Afrika, um eine Kolonie am Flusse Gambia anzulegen und dadurch den Sklavenhandel auf der Insel St. Maria zu verhindern. ( J Der Desterreichische Botschafter, Fürst Esterhazh, wird sich, wie man vernimmt, nach Paris und Wien begeben. Es wird versichert, daß die Reise nichts mit der Politik zu schaffen habe, und daß der Fürst bloß wegen Privat-Angelegenheiten dahin gehe.
Baron Wessemberg bleiht an seiner Stelle als Geschäftsträ—
ger hier.
ö Hr. Sheil will dem von Lord Melbourne angezeigten mini⸗
steriellen Antrage wegen eines Comité in Betreff der Irländi—
schen Kirchenzehnten zuvorkommen und hat zwei darauf bezüg—
liche Resolutionen zum 20. d. angekündigt. Herr Paganini hat in Brighton ein Konzert gegeben, wobei
keine Unruhen, wie man sie wegen der erhöhten Preise fürchtete, vorgefallen sind.
Die Unruhen unter den Kohlenarbeitern dauern leider noch immer fort. Große Haufen derselben zogen in Wolverhampton ein, und da es gerade Markttag war, bemächtigten sie sich vieler Lebensmittel. Mehrere Läden und Fleischbuden wurden geschlos⸗
sen und einige Kohlenböte versenkt. Die bewaffnete Gewalt stellte die RKuhe her; allein bis jetzt ist keiner der Arbeiter au
sein Geschäft zurückzekehrt. Oberst Brereton, der während der Unruhen zu Bristol be⸗
fehligte, ist in Folge der Ergebnisse der daselbst niedergesetzten
Militair-Kommission auf Befehl des Lord Hill, Oberbefehlsha—
bers der Armee, arretirt und soll zu Bristol vor ein General⸗
Kriegsgericht gestellt werden. . . Die Brandstiftungen erftrecken sich jetzt von einem Ende
Englands zum anderen, und an mehreren Punkten treiben dit Missethäter ihr Unwesen mit Pulver und kinstlichen Zündstoffen,
Erst kürzlich wurde eine Baumwollenspinnerei zum Werthe von
14,000 Pfd. auf diese Weise in Asche verwandelt.
Llus den amtlichen Listen geht hersor, daß in Zeit von 2 Jahren in und um London 70,000 Personen Schulden halber verhaftet worden sind. Die dadurch verursachten Gerichtskosten
belaufen sich auf mehr als eine halbe Million Pfund Sterling.
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Aus dem Haag, 12. Dez. In der gestrigen Sitzung der zweiten Kammer der Generalstaaten wurde ein von einer Königl. Botschaft begleiteter Gesetz-Entwurf vorgelegt, in Folge dessen das Gesetz vom 5ten Nov. 1830 wegen Zügelung und Bestrafung aller Versuche von Unruhestistern, so wie das vom lsten Dez. 1830 über das gerichtliche Verfahren in solchen An⸗ gelegenheiten, auf ein Jahr erneuert wird, indem die Umstände noch nicht der Act verändert seyen, daß eine Erneuerung dieser Gesetze als nutzlos und unzweckmäßig angesehen werden könnte.
— Neuerdings wurde darauf eine Anzahl von Bittschriften ge gen die prosekticten Steuer-Erhöhungen überreicht. Ueder an—
dere Petitionen wurde der Bericht der Kommission erstattet,
aus welchem hervorgeht, daß sich namentlich der Landbau sehr
bitter über die neuen Lasten beschwert, die ihm auferlegt werden
sollen, und das neue Finanz-Shstem als noch für nachtheiliger für den Landbau darstellt, als das frühere System des Mini— sters Gogel gewesen.
Morgen oder übermorgen wird unser Minister Herr Versiolk
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van Soelen neuerdings den Generalstaaten einige Mittheilungen in Bezug auf den Stand unserer auswärtigen Angelegenhei—⸗ ten machen. Ihre Königl. Hoheiten der Prinz und die Prinzessin Albrecht
von Preußen haben vorgestern Abends spät, nach einem viermo⸗ natlichen Llufenthalte hierselbst, die hiesige Risidenz verlassen, um nach Berlin zurückzukehren.
An der Börse von Amsterdam sind heute die Course etwas
gewichen, weil sich das (unverbürgte) Gerücht verbreitet hatte,
daß die Belgier einige Feindseligkeiten begonnen hätten, uin sich wieder des Kapitalen-Dammes (in Staats-Flandern) zu be— mächtigen.
Brüssel, 11. Dez. In der gestrigen Sitzung der Sena— toren-Kammer wurde Herr Engler als Senator sür Brüssel
15 Stimmen gegen 14 angenommen. Hr. Vilain XAllIlI. er— stattete Bericht im Namen der Kommission, welche beauftragt worden war, über die Art und Weise zu entscheiden, wie der Senat dem Te Deum am 165. Dez. beiwohnen sollte. Er trug auf die Ernennung einer Deputation von 6 Mitgliedern an, de— nen sich die beiden Quästoren und die Mitglieder des Bureaus zugesellen solltren. Hr. Beytz fragte den Präsideuten, oh ihm offiziell angezeigt worden sey, daß der König der Feierlichkeit bei⸗
wohnen würde? Der Präsident erklärte, daß der Graf von Aerschot diese Versicherung ertheilt habe. Herr v. Aerschot
meinte, daß, selbst in dem Falle, daß der König der Feierlichkeit nicht beiwohne, man doch wohl der Vorsehung Dank für ein für Belgien so glückliches Ereigniß, wie der Ahschluß des
Friedens, abstatten könne. Hr. v. Gorge-Legrand äußerte die Besorgniß, daß man hier ein übles Beispiel fefistelle. „Wir werden“, sagte er, „einer Feierlichkeit des katho= lischen Kultus beiwohnen; da aber alle Religionen, der Verfas⸗ sung gemäß, frei sind, so können uns auch die Bekenner anderet
Rellglonen zu einer ihrer Feierlichkeiten einladen. Werden wir dann auch dieser beiwohnen?“ Herr Beytz äußerte: „Wir leben unter einer Constitution, welche die Gleichheit aller Religionen
ausspricht. Wenn Sie sich zu einer Feierlichkeit des katholischen Kultus begeben, so verfallen Sie in die Religion der Majorität. Sie entscheiden daher heute, wenn Sie jener Feierlichkeit bei—
wohnen, daß das Vorrecht der Religion der Majorität noch im— mer besteht. (Unterbrechung.) Verzeihung, meine Herren, ich bin auch ein guter Katholik; aber wenn uns nur der Vorsteher der
Kirche einladet und wir nicht wissen, ob der König gegenwärtig seyn wird, so halte ich es für passend, uns nicht hinzubegeben.
Die Frage, ob jedenfalls eine Deputation dem Te Deum bei⸗
wohnen sollte, wurde hierauf durch 17 Stimmen gegen 13 be⸗ jahend entschieden. Der Senat vertagte sich darauf bis zum künf⸗ Streitkraͤft on dem Verlauf des m 19. Mai
tigen Dienstag.
Gestern hielt der König eine große Revue über die hiesg⸗ (Garnison und stellte dem Kürassser-Regiment eigenhändig ein⸗
Hahne zu,
Die schleunige Rückkehr des Herrn Osy von London ist Uuch den Tod seines Vaters veranlaßt worden. Ueber den Zu— der Unterhandlungen wegen der Anleihe verlautet noch Ichts Näheres.
Man beschäftigt sich, den hiesigen Zeitungen zusolge, ht eifrig mit den Vorarbeiten zur Anlegung einer Eisenbahn spischen Antwerpen und den Rheinprovinzen. Mehrere Inge— eure befinden sich an Ort und Stelle, um Pläne aufjuneh— e ganze Arbeit soll dem Könige in den ersten Tagen us Januar vorgelegt werden.
ö
Das Großherzogl. Staats—⸗
nd Regierung s-Blatt enthält folgende Ltebersicht der Stu—
lenden auf den Landes⸗-Universitäten Heidelberg und Freiburg: Im Sommer-Halbjahre studirten:
9. Auf der Universität Heidelberg:
Ausländer.
nen, und di
Karlsruhe, 10. Dez.
Inländer. Zusammen. Theologen... .. Juristen . ( Mediziner, Chirurgen u. Pharmaccuten .. KRKameralisteen. Philologen und sophen....
Auf der Universttät Freiburg: Ausländer.
Inländer. Zusammen. ) Theologen Mediziner, und zwar:
2. Eigentl. Mediziner
h. höhere Chirurgen.. „niedere Chirurgen d. Pharmaceuten ..
h Philosophen w
Schwei
Auf den Fall abermaliger Anrufung der unde s-Hülfe von Seiten der Regierung Neuenburgs, bestellte tr eidgenössische Kriegsrath auf Einladung des Vororts b einem neuen Truppen-Kommandanten den eidgenössischen hbersten Ulrich Planta, aus dem Kanton Graubündten, der die eisung erhielt, auf ersten Befehl der (in Neuenburg zurück— seibenden) Herren Repräsentanten sich ebenfalls dahin zu bege— In und das Kommando der allfällig aus den schon bezeichneien Kantonen aufzubietenden Truppen zu übernehmen. serungen von Bern, Freiburg und Waadt ersucht der Vorort is Veranlassung des Aufenthaltes der Insurgenten-Häupter in
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dortigen Gegenden, auf alles Vorf ĩ
zrfallende ein wachsames Auge zu halten und Zusammenkünfte nicht zu dulden, die den ö. waltthätigen 1imsturz der bestehenden gesetzlichen Ordnung in dem eidgenössischen Mitstande bezielen könnten.
mea me- , der , e, em dae e eee n e e.
Cholera.
In der Residenzstadt Berlin waren e erkr. genes. geftorb. Bestand bis zum 1sz. Dez. Mittags 2236 820 r r ; ö. Hinzugek. bis zum 17. Dez. Mittag; 3 1 10
Bis zum 17. Dez. Mittags Summa 2239 825 1409 10
3 , 9 vom Militair 35 18 17 ⸗
In ihren Wohnungen werden behandelt 2 Personen, in d Hospitälern 8. . . ö Regierung s-Bezirk Potsdam.
In der Woche vom 4. bis 10. Dezember sind nirgends Cho— lera⸗ Krankheit fille vorgekommen; von den früher in Bestand verbliebenen 4 Kranken sind 2 gestorben und 2 genesen, so daß am 10. Dezember sich gar kein Cholera-ranker mehr vorfand.
Regierungs-Bezirk Breslan.
. . ; ; Nach den bis zum 10. Dezember reichenden Berichten fan⸗ den sich an diesem Tage, außer in Breslau, nirgends mehr;
Cholera⸗Kranke vor. In Königsberg waren erkrankt genesen gestorben Bestar Bis zum 8. Dezember 2205 ⸗ Shi ; 6 ö . Hinzugek. am g. —⸗ 1 1 ĩ 10. ⸗ ö ö 11. 4 2 l 12. r =
1
Summa 2210 871 1324 Ausbrüche der Cholera sind bemerkt:
. Regierung s-⸗Bezirk Posen.
Kreis Samter, in Sokolnik, am 28. November. Kreis Krotoszyn, in Kobylin, am 27. Nov. Außer in diesen beiden Orten fanden sich am 10. Dez. nur noch in 11 Orten Cholera— kranke vor: ihre Zahl betrug uberhaupt 49. Vom 3. bis 10. Dez. waren 35 Personen neu erkrankt, 15 gestorben, 23 genesen.
Regierung s-Bezirk Bromberg.
Kreis Chodziesen, in Wyszyn, am 29. Nov. Kreis
Schubin, in Slupowo, am 2. Dez; in Vorwerk Labischin, Neudombie, am 3. Dez.; in Lysinin, am 11. Dez. Regierungs-Bezirk Königsberg.“ Kreis Roͤssel, in der Stadt Bischofsburg, am 9. Dez. w nnn, ,
Die Englische Regierung hat das Gesuch des Magzistrats und der Kaufmannschaft von Sunderland wegen Abschaffung der Quarantaine abgeschlagen, jedoch dieselbe von 15 auf 10 Tage herabgesetzt und Neweastle, North⸗ und South-Shields in die— selbe Kategorie gestellt.
.
der in Berlin angemeldeten Cholera-Erkrankungsfaͤlle in dem Zeitraume vom 30. August bis 1. Dezember 1831. (Aus dem Tagebuche uͤber das Verhalten der bösartigen Cholera in Berlin.
s ka r itsfalle: Namen E nen vor Krankheitsfälle
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Nach den statisti⸗ schen Nachrichten waren Anfangs 1831 in jedem Reviere.
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Summa. ..
Bom 39. Aug. bis 1. Nov. waren dagegen
nur Erkrankungen vorgekommen in Häu— H
vereidigt. Alsdann schritt man zur Abstimmung über das Gesetz,
welches die Ausfuhr der Waffen erlaubt; dasselbe wurde mit
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506 171 5 ) ö
Im Monat November ... 22 101
wee e, mer
1 In den Cholera-Heilanstalten ... . . ...... . ö Y In der Kottwitzschen Beschäftigungs-AUnstalt, mit ungefhr ...... ... 600 Bewohnern 52 Im Arbeitshause, mit ungefähr ...... ...... .... —⸗
Im Neuen Hospitale, mit ungefähr . ...... .. . .... ..... In den Wülknitzschen Häusern .. ...... ...... ..... .. .. i . 6 6 w 6 , , 2 J 5 , . ) Eckrankungsfälle, bei denen die Wohnung des Erkrankten nicht angegeben. ......
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J .
v. 30. Aug. mithin vom
im Monat
Außerdem sind Erkrankungsfälle angemeldet. bis or, ,, B30. Aug. bis
1. Nov. 1. Dez.
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Summa Hierzu obige
Summa aller bis zum 1. Dezember angemeldeter Erkrankungsfällen. NB. Im Friedrichs⸗Waisenhause mit 255 Kindern ist bis zum 1. Dezember noch kein Erkrankungs fall angemeldet.
Literarische Nachrichten.
latte der Staats-Zeitung
(Schluß der im gestrigen B — dem Schreiben des Ge⸗
abgebrochenen Auszüge aus 6 nerals Chlapowski.)
Die Expedition des Generals Chlapowski bis zu dessen Verei⸗ dem Gielgudschen Corps bietet in ihren D überall nur kleine Scharmützel und wie er sie erwartet hatte, bedeutende Es wird daher hinreichen, ⸗ ne kurze Uebersicht zu geben. Chlapowski von Fienzopol ab, mit einer 100 Mann
etails wenig nteressantes dar; Vorposten zefechte; nirgends fand er, e Litthauischer Insurgenten. Zuges nur ei geht Genera olonne von 500 Mann des 1sten Uhlanen- Regiments, ͤ em isten äager-Infanterse⸗-Regiment, 2 Stücken reitet nder Artie
rie und 100 Instructeur-Offizieren und Unteroffizieren, um gegen
Lida zu marschiren, wo er angeblich die Litthauischen Insurgenten antresken oll. Von den Garden unbemerkt und durch eine Anhöhe edeckt, langt er am 2tsten zu Mien an der Gränze an, wo ihm die
Bauern aus der Umgegend Lebensmittel herbeibringen. Dann nimmt er die Stadt Bransk mit dem daselbst befindlichen Magazin, zu dessen Bewachung nur ein kleines Detaschement von den Russen
zuruͤckgelassen ist, eben so Bielsk, wo sich nur 199009 Rekonvalescen⸗ ten bestnden. Die Brücke über die Narew zwischen Bielsk und Bialystock findet er schon abgebrochen und ersieht daraus, daß dic Russen nun Nachricht von seinem Marsch haben muͤssen. Er wen⸗
det sich in die Bialowieser Haide, wo die Forsthuüter, welche die
Verbindung zwischen den Insurgenten von Litthauen und denen
von Rmoblesten und zholbynsen unterhielten, von dem General Lin=
den mit 600 Mann Jufanterie, 160 Pferden und 2 Kanonen eng eingeschlossen sind. Es kommt zu einem hartnaͤckigen Gefecht bei dem Dorfe Bialowies, wobei die Polen ein Geschuͤtz erobern; al⸗ lein die Communication mit den Forstwaͤchtern ist nicht mehr zu bewerkstelligen, und erst am folgenden Tage erreichen den General Chlapowski zu Massiewo/ wohin er über Narewka sich gewendet hat, 200 derselben. Er laßt sie zur Bewachung der Narewbruͤcke gegen die aus der Stadt Narew anruͤckenden Garde⸗Koösaken zurüͤck. Bei Gryzki vereinigt sich der General Tyszkiewiez, Litthauischer Gutsbesitzer von Swis⸗ locz, mit Chlapowsküs Kolonne. Man geht nun, unter Verbrei⸗ tung des Geruͤchtes, als wolle man sich gegen Slonim wenden, unweit Rossy uͤber den Niemen. Da hierdurch die Garnison von Grodno in Allarm gebracht wird, so cilt General Chlapowski, nach Lida zu kommen; die aus 40) Mann nebst 2 Kanonen bestehende Besatzung dieser Stadt sucht er herauszulocken und nimmt sie saͤmmtlich gefangen, mit Ausnahme eines Artillerie-Offiziers, wel— cher entkonmt und nach Wilna eilt, um den dortigen Gouverneur von dem Vorgefallenen zu benachrichtigen, Ein Angriff, der sodann gegen ein im Walde bei Lida belegenes Schloß, welches von einem Ruf sischen Infanterie⸗Bataillon und einigen Hundert Eirkassischen Kosa⸗ ken gedeckt ist, nißlingt, und General Chlapowski ist gendthigt, sich links zu wenden; er marschirt auf Myto und gedenkt, bei Troki Insurgenten anzutreffen. Ueber Orany, Steokliszki und Uzugast langt er in Kitowizki an, wo sich der Fuͤrst Gabriel Oginski mit ihm vereinigt, der ihm am folgenden Tage zu Gabrielow 10090 Insurgenten und 190 Wilnger Studenten zufuͤhrt. „Nach der Lage der Dinge“, faͤhrt der Verfasser nach Schilderung der vorhergegangenen Bege benheiten fort, „wie ich sie zu dieser Zeit in Litthauen vorfand, sah ich ein, daß ich zu spaͤt dort angelangt war. In Litthauen wie in
Samogitien waren alle Aufstaͤnde schon erstickt, alle nur irgend be
deutende Staͤdte in Besitz genommen; und uͤberall, wo die Litthauer cine Waffenschmiede zur Anfertigung von Piken eingerichtet hatten, war Alles zerstoͤrt worden, indem man mit der Stuͤckgießerei zu Worny den Anfang machte Außerdem erfuhr ich, daß betrachtliche
Stereitkraͤfte aus Weiß-Rußland (Witepsk) unter Tolstoi anlang—
ten, und daß der Gouverneur von Liefland, Pahlen, noch andere organisirte. Ich hoͤrte ferner, daß die Litthauische Garde ⸗Division auf Merecz losruͤcke, und daß saͤmmtliche Streitkraͤfte in etwa 19 Tagen im Stande seyn wurden, sich zu vereinigen. Deshalb beschloß ich, Alles, was noch von Insurgenten in Samogitlen übrig war, an mich zu ziehen, Wilng zu umgehen und gegen Minsk und Mozyr zu mar schiren, wo Alles zum Aufstande bereit war; aber die unvermuthet= Richtung, welche die Gielgudsche Division, den General Sacken
nach Kauen verfolgend, genommen hatte, aͤnderte diesen Plan.
Ich schrieb an den General Dembinski, der vor Kauen stand, er moge den General Gielgud ersuchen, so bald als moglich rechts von Kauen uͤber den Riemen zu gehen, um die Garnison von Wilna zu uͤberfallen, ehe noch die Garde⸗-Division und Tolstot dort anlangten. Aber er antwortete mir, daß General Gielgud ihm schon dreimal den Befehl zugefertigt habe, links zu marschiren, und daß sie am Iten Juni Gielgudischken passiren wurden, um auf Key⸗ dany loszuruͤcken. Auf diese Nachricht marschirte ich nach Janow, wo ich uͤber die Wilia ging und bis Seyny vordrang, indem ich meinerseits die Befehle des Generals Gielgud einholen wollte, da derselbe mein Vorgesetzter war. Als ich ihn von der Lage der Dinge unterrichtete, war er damit einverstanden, daß wir sogleich Wilng uͤberfallen sollten, um die aus 3600 Mann bestehen— de Garnison, mit der sich noch 2009 Mann vom Sackenschen Corps vereinigen sollten, was man nicht mehr zu hindern ver— mochte, unverzuͤglich anzugreifen. Der Sberst Szymanowski sollte mit 1000 Mann nach Samogitien marschiren, die zerstreuten In⸗ surgenten dort zusammenzichen und sich Polangens bemaͤchtigen Wie groß war aber mein Erstaunen, als ich zu Czebischken, wo ich die Wilia passirt hatte, den Befehl erhielt, nur auf der Seite von Ponary eine Demonstration gegen Wilna zu machen, waͤhrend der General Dembinski auf der noͤrdlichen Seite ein Gleiches thun sollte. Ich antwortete sogleich, daß ich gewiß in allen Faͤllen ge⸗ horchen würde, bemerkte aber, daß eine Demonstration zu nichts fuͤhren koͤnne, und daß man den Feind, ohne eine Minute zu ver⸗ lieren, angreifen muͤsse, wenn wir nicht selbst innerhalb 4 Tagen angegriffen werden wollten; und ich sagte dem General Gielgud, daß ich am folgenden Tage seine Ankunft mit der Division vor der Position von Ponary erwartete, wo man wahrscheinlich den Zugang zu Wilna vertheidigen werde. Mit Ungeduld sah ich Gielgud's An⸗ kunft entgegen; die Zeit verstrich; die Russischen Garden waren schon auf der Hohe von Troki und sollten nach zwei Tagen in Wilna seyn. Ich hatte ein Streif⸗Corps von 2909 Mann Infanterie und 2 Pe⸗ lotons vom I1sten Uhlanen⸗Regiment nach Troki abgeschickt, um uberall mich zu sichern und stets uͤber den Marsch des Generals Kuruta mit der Garde -Division Nachrichten einzuziehen, und ich sah mit großer Freude, daß derselbe, obgleich viermal so stark als ich, mit der größten Vorsicht heranruͤckte; da ich nun wußte, daß er mit Wilng in Communication stand, weil man von dort aus ein kleines Bataillon abgeschickt hatte, um ihn auf der Seite von Troki zu decken, so schloß ich daraus, daß man in Wilna mich fuͤr sebr stark hielt. Ich hatte taͤgliche Verbindungen mit dieser Stadt, und obgleich alle junge Leute dieselbe verlassen hatten, um sich unse— ren verschiedenen Corps anzuschließen, so gelangte man doch dazu, sich noch einer Anzahl von 500 zu versichern, wel⸗ che die Brücken abbrechen und es verhindern sollten, daß in Wilna nicht für den Fall, daß wir uns der Position von Ponary bemaͤchtigten, die Pulver- und Waffen Vorraͤthe ver
nichtet wurden. Ponary wurde ohne Unterlaß befestigt, waͤhrend der General Gielgud 5 Tage verlor und mich so lange in der ge⸗ faͤhrlichsten Lage ließ. Dies war so offenkundig, daß eine Deputa⸗ tion von Offizieren zu mir kam und mir vorschlug, den General Gielgud zur Niederlegung des Oberbefehls zu zwingen. Erschreckt durch dies Beispiel der Jusubordination, drohte ich ihnen, sie vor ein Kriegsgericht zu stellen. zwar konnte ich ihnen die Fehler Gielgud's nicht abstreiten, aber ich sagte ihnen, daß es vielleicht besser waͤre, in einer Unternehmung zu verungluͤcken, als ein Beispiel von Unei
nigkeit unter uns zu geben. Ein Litthauer bot sich indeß an, auf jeden Fall abzugehen, um dem Generalissimus Vorstellungen zu machen: und da man mir von allen Seiten die furchtbare Unordnung schil
derte, welche der General Gielgud in seiner Division hatte einret
ßen lassen, so gestattete ich Jenem, auf gut Gluͤck abzurcisen. End
lich langte der General Gielgud an; jedoch zu spaͤt. Die Divisien Kuruͤta war ebenfalls angelangt und bereits zu Ponary aufgestellt. Die Tete der Tolstoischen Kolonne sollte am folgenden Tage in Wilna einrücken. Das Debouch« von Ponary nach der Kapelle war sehr befestigt und mit 2 Kanonen gespickt, welche von 40 an—⸗ deren unterstützt werden konnten. Aber General Gielgud, von Ei
genliebe verblendet, sagte zu mir: „„Ich will nicht zuruͤckweichen,““ indem er hinzufügte, daß ich mich bei der Armee durch den Vorschlag die
ses Angriffes belsebt gemacht haͤtte. Ich gab ihm mein Ehrenwort, daß ich auf solche Weise niemals den Ober⸗Befehl annehmen wuͤrde, und daß
ich mich ihm zu gehorchen und ihn aus allen Kraͤften zu unterstuͤtzen verpflichtete. Man kam demnach uͤberein, daß unsere Kolonnen, so bald die erste Anhöhe genommen waͤre, sich nach rechts bewegen soll ten, so daß unser linker Fluͤgel sich auf der großen Straße befaͤnde. Ich fah jetzt jene ungluͤckliche Diviston heranrücken, voller Ent⸗ schlossenheit, aber bereits an einen ordnungslosen Marsch gewöhnt; der dritte Theil der Soldaten bestand aus Litthauern, die mit Jagd⸗ flinten bewaffnet waren; der groͤßte Eifer belebte sie, aber sie ver standen noch nicht einmal, Reihe und Glied zu halten.“ Der Ver fasser giebt nun eine ausfuhrliche Beschreibung von dem bekannten Treffen vor Wilna, aus der wir Folgendes herausheben; „Die erste Anhöhe wurde von unseren Tirailleurs genommen; die Russen hat⸗ ten daselbst nur ein einziges Bataillon und 4 Geschuͤtze, wahrschein lich in der Absicht, uns heranzulocken. Wir befanden uns vor der Kapelle, die uns noch durch ein wohl besetztes Gehoͤlz verborgen war zwei große Straßen fuhrten dorthin, die, auf welcher wir marschirten, und die von Troki kommende. Der General Gielgud, welcher sein Tirailleurs und eine Infanterie⸗Kolonne auf unserem rechten Flü⸗ gel debolichiren sah, Dielt sie för Feinde er alaubte gicht, das ans
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