1831 / 354 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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ten mächtige

Ministers des öffentlichen Unterrichts die große dort errichtete Normalschule eröffnet worden.

Während es eine Zeit lang den Anschein hatte, als ob der Temps sich der Minister-Partei nähern, der Constiiutionnel da⸗ gegen wieder völlig in die Oppositions-Partei zurücktreten werde, sst jetzt der umgekehrte Fall eingetreten; der Constitutionnel neigt sich auf die Seite der Majorität der Kammer und wird ven dem Timps ohne Weiteres zu den ministeriellen Blättern gezählt.

Uuter dem Titel „le Mouvement“ erscheint hier seit kurzem ein neues Oppositions-Journal.

Der Ilssffenhof von Angers hat am 11ten d. einen Chouan, Namens Gacbonneau, zum Tode verurtheilt. Vor demselben

wird nächstens ein wichtiger Prozeß, edenfalls wegen

Arbeitern in die Wohnung des Maire und verlangte unter dro— hendem Geschrei Brodt und Arbeit, zerstreute sich indessen nach einigem Tumulte wieder, ohne weitere Excesse zu begehen. Der Malte erließ noch an demselben Tage eine Proclamation an seine Mutbür worm er sie warnt, sich nicht von Uebelgesinnten irre⸗ führen zu lassen, die sich des Mangels an Arbeit nur als Vor⸗ wand bedienten, um Unruhe und Unordnung zu stiften.

Ja Maͤrseille sind am 7ten d. M. die beiden Linienschiffe „Marengo“ und „Allgesiras“ und die Korvette „la Meuse“ mit

1800 Mann Landtruppen von Algier eingelaufen.

Großbritanien und Irland.

London, 13. Dez. Die Prinzessin Auguste heabsichtigt, den Winter über in Brighton zu bleiben. Der Herzog und die Herlogin von Gloucester bewirthen deimalen eine zahlreiche Gesellschaft in Bagshot.

Uxcber die Stunmung des Unterhauses in Bezug auf die

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. 4 r ,,. e x Reform Bill, äußert sich der Globe folgendermaßen: „Mehrere von den leitenden Mitgliedern des Unterhauses, welche sich der ein dem über 89 Personen Theil nahmen.

letzten Bill widersetzten, scheinen jetzt von der Nothwendigkeit der Resorm überzeugt und genelgt zu seyn, über die gegenwärtige Bill ein glinstigeres Urtheil, als über die frühere, zu fallen. Die Masjorität für die Minister wird sich daher, wie wir vermuthen, bedeutend vermehren. Sir Robert Peel, Herr Coker und Sir Charles Wetherell sind aber in ihrem Vorsatz nicht erschůttert worden; sie werden fortfahren, sich der Bill iu widersetzen, weil sie glauben, daß dieseibe dem Lande eine neue Constitution geben würde; und das alte Regierungs-System des Patronats und der Bestechung wirkt, nach Aufscht derer, welche den Nutzen daraus ziehen, gut genug. Sir Robert Peel brüstet sich mit den Diensten, welche er dem Lande in der Oppofition geleistet zu haben glaubt. Wir wollen nun zwar den Werth jener Dienste nicht unter su⸗ chen; aber wir können ihm versichern, daß das Land den Vor⸗ theil wohl anerkennt, ihn in einer Stellung zu sehen und zu behalten, die er hoffentlich noch recht lange Jahre zu seiner ei— genen und zur Zufriedenheit aller Parteien ausfüllen wird.“ Der Herald erstattet Bericht über mehrere Broschüren, die neuerlich in Bezug auf Reform erschienen sind. Eine derselben führt den Titel: „Was haben die Lords gethan; und was werden sie jetzt thun?“ Folgendes ist ein Auszug

daraus:; „Daß das Oberhaus ermächtigt war, die ihm vom Uncerhause zugesandte Bill zu verwerfen, wird kein Vernünfti⸗

gec leügnen. Die Macht, ein Recht oder ein Preivilegium aus— unben, verleiht demselben allein einen Werth; daß es aufhöet, einen Werth zu haben, wenn ihm die Freiheit, es auszuüben, ge⸗ nommen wild, ist ganz klat. Daher die natürliche und verzeih⸗

liche Eifersucht aller Männer, die man in der Ausübung ihrer Die Pairs wurden

Rechte und Privilegien zu beschränken sucht. aber vor einiger Zeit so betrachtet, als ob sie jeder solchen Eifersucht unzugänglich und den allgemeinen Regungen der menschlichen

Natur zur Beschützung und Vertheidigung ihrer Rechte nicht

unterworfen wären. Bas Betragen vieler edler Lords bei der neulichen Gelegenheit dürfte besonders darauf berechnet gewesen seyn, die verwegenen Angriffe auf ihre Prätogative zurückzuwei⸗ sen. Man kann sich in der That nicht einbilden, daß irgend ein Mitglied der Majorität günstig für die Bill gestimmt gewesen walt; im Gezentheil, Alle waren ihr mehr oder weniger, Einige auf eine unversöhnliche Weise, entgegen. Indeß gab es doch Mehrere, welche in der Ansicht, ob es angemessen sey, gegen die Bill zu stimmen, schwanlten, und es muß⸗ Beweggründe zusammentreffen, um die weniger heftigen und weniger betheiligten Gegner zu bestimmen. Die ungllicklichen Angriffe, deren wir oben erwähnt haben, brachten eine entgegengesetzte Wirkung hervor und neigten die Waage gegen die Bill. In jenen Angriffen wurde das Oberhaus mit viel zu wenig Achtung und in einzelnen Fällen mit entschiedener Ver⸗ achtung behandelt. Es war natürlich, daß Männer, mit so ho⸗ hem Ehrgefühl und mit persönlichem Muthe begabt, sich vor dem Verdachte entsetzen mußten, daß sse in der Austibung einer wichtigen öffentlichen Pflicht eingeschüchtert worden wären. Da wir fuͤr das Betragen der Lords vernünftigerweise ehrenvolle Be⸗ weggrlinde auffinden können, so müssen wir uns enthalten, ihnen andere zur Last zu legen. Viele edle Lords haben in der Opposition gestimmt, ohne deshalb den so ungerechter Weise auf Alle gewäh⸗ ten Haß zu verdienen. der Gerechtigkeit, sondern es ist auch ein sicherer Grund zur Hoff⸗ nang und jum Vertrauen für das Land. Rechtliche Männer sind immer bereit, einen Fehler einzugestehen und ein Unrecht wieder gut zu machen. Die ganze Lage der Dinge hat sich jetzt geändert. Die Lords haben ihre Rechte behauptet, sie haben ihr Fiasehen und ihre Prärogative zu schützen und dit Würde ihres Hauses auftecht zu erhalten gewußt; können sie mehr verlangen, um ihrer Ausicht von dem, was man ihnen schuldig ist, Genüge zu

eisten? Kaum irgend ein zureichender Grund zur Vertheidigung

derer angeführt werden, die noch länger Widerstand leisten?“ In einer anderen Broschüre, welche den Titel: „Schreiben an den Grafen von Harrowby über den gegenwärti— gen Stand der Reformfrage“ führt, heißt es. „Bis zu dem jftzigen Augenblick kann man von den Pairs, als von einer erhalilenden Versammlung, annehmen, daß sie eine gewissenhafte und hinsichtlich der Vorsicht eine verdienstvolle Rolle gespielt haben; durch welche Gründe aber eine fernere Opposition gerecht⸗ fertigt werden sollte, ist unbegreiflich, da man die gewiß Ueber⸗ zeuzung erlangt haben muß, daß das Volk von seinem Begehren nicht asstehen wird, und daß ein längerer Widerstand nicht möglich ist. Sellte es jetzt nicht die Pflicht jedes aufrichtigen Vaterlandsfreundes sehn, wenn selbst sein Urthtil den Reform⸗Beweisen widerstrebt, sich wenigstens von einem Streit zurückzuziehen, dessen Verlänge⸗ rung das Elend des Landes vermehren muß. Das Volk wird sinerseits Gesinnungen, welche es nicht billigt, zu ehren wissen. Es wird mehr als jemals eine Constitution lieben lernen, die sür jede Beschwerde Abhülfe und für jedes Bedürfniß ein Mit⸗ tel hat. Im Besltze eines mäßigen, aber wesentlichen Gutes, auf gesetzlichem Wege erlangt, wird es weniger geneigt seyn, sich

Dies zu glauben, ist nicht allein ein Akt

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18333 Veränderungen auszusetzen, und wird die thörichten Besorgnisse einiger Schreier Lüzen strafen.“

Der Eourler?* widerlegt die Behauptung, daß ein Vor⸗ schlag wegen eines Handels⸗Vertrages zwischen England und Frankreich gemacht worden sey; doch, fügt er hinzu, setzen Un⸗ terhandlungen wegen Erleichterung der gegenseitigen Handels⸗ Verbindungen im Gange gewesen.

Dont Pedro und seine Agenten haben 20, 0090 Mann auf verschiedenen Punkten zur Expedition gegen Lissabon gesammelt, wohin dieselbe unverzüglich segeln soll. Das Regierungs⸗Dampf⸗ boot, „Lord Blaineh“, segelte am Freitage mit 300 Rekruten für Dom Pedro von Liverpool nach Belle-Isle. Die Streit⸗ kräfte der Portugiesischen constitutionnellen Partei werden folgen⸗ dermaaßen angegeben: Landträppen auf Terceira und den übri⸗ gen Azorischen Insein, 6000 diseiplinirte, 2000 Rekruten, 2000 Fremde; die Marine besteht aus 1 Korvette von 26 Kanonen aus Rio-Janeiro, 1 Brigg von 18. 1 Schooner von 12 und dergl. mit 1 Travers-Kanone. Das übrige Geschwader be⸗ steht aus 1 Fregatte von 54 Kanonen, 1 dergl. von 44 und von Z6, 1 Kordette von 18, 1 Schooner von 6, und 3 Dampf⸗ böten mit 4 Monat Proviant, vom 14. Jannar an, und 5h00 Uniformen nebst 2 Monat Proviant für die Landtruppen. Ein Englischer General soll die Truppen befehligen; die Floite soll Lissabon und Oporto blokiren.

Einem Schreiben im Globe aus Porto zufolge, ist man daselbst sehr besorgt, daß die Expedition Dom Pedros zu hefti⸗ gen Excessen von Seiten der eifrigen Anhänger Dom Miguels, namentlich der Freiwilligen von Villareal, Anlaß geben dürfte. Man rechnet dafelbst in diesem Falle auf den thätigen Besstand

den Gefahren unsicherer

der beiden Englischen Kriegsschiffe im Duero, zur Beschüßung Man; wünscht aber, daß die Englischen Streitkcäfte in der Nähe jener den

des Lebens und des Eigenthums Britischer Unterthanen.

Stadt noch bermehrt werden möchten.

Gestern wurde in der London Tavern, dem witdererwählten Lord-⸗Mahor zu Ehren, ein großes Mittagsmahl gegeben, an Nachdem die Gesund⸗ der Königin, des Herzogs von Sussex und des Lors-Mahors ausgebracht worden waren, ergriff der Letztere das Wort, um seinen Dank auszudrücken. Mitten in seiner Rede wurde er durch eine Mitthtilung von außen unterbrochen

heiten des Königs,

und zeigte darauf der Versammlung an, daß in diesem Auzen⸗

blick Lord Russell dem Unterhause die Reformbill vorgelegt habe.

Diese Nachricht wurde mit dem lebhaftesten Jubel aufgenommen. Unter mehreren Toasts, die noch vorgeschlagen wurden, befand

sich auch folgender: „Mözen unnütze Sineluristen und verderbte

Beamten auf Schema A kommen!“

Herr Macauleh, Mitglied des Parlaments für Calne, soll zum Judge-Advocate, d. 1. Oberrichter der Armeen und Fiotten, ernannt werden.

Washington Irwing ist im Begriff, eine Reise nach seinem Vaterlande, Amerika, anzutreten, um seine Freunde zu besuchen, sen zu lassen, als es unter dem Herzog von Wellin ton der Fall

von denen er bereits mehrere Jahre getrennt gewesen ist.

In Cambridge ist der Versuch gemacht worden, das Post⸗ Bureau in die Lust zu sprengen. Man hatte schon mehreremale in dem Brieskasten Pakete mit Pulver und daneben Cigarren gefunden, die angezündet gewesen waren. her entweder durch Zufall oder durch Ungeschicklichkeit verfehlt worden. Auf Anzeige des Postmeisters wurde die ganze Um— gegend des Postgebäudes durch die Polizei auf das wachsamste beobachtet. Am 101en d. Abends näherte sich ein junger Mann dem Briefkasten, warf ein Paket und hierauf seime brennende Cigarre hinein und wollte sich eiligst entfernen, wurde aber so⸗ gleich festgenommen. Er heißt Brane und giebt sich für einen Studenten des Trinity⸗Kellegiums aus. Die näheren Umstände, welche zu dieser verbrecherischen That Anlaß gegeben haden, sind noch nicht ermittelt worden. In dem Paket befanden sich gegen 20 Unzen Pulver.

Unsere Blätter sind fortwährend mit kläglichen Berichten über Feuergbrünste, Handelsstockung in den Fabrikstädten, nament⸗ lich in Glasgow, Leeds und Manchester, angefüllt, so wie über die große Gährung, die in jenen Gegenden herrscht. Auch unter den Seidenwebern zu Bethual-Green und Coventiy herrscht eine bedenkliche Aufregung. Eine Deputation der letzteren Stadt hatte eine Unterredung mit dem Präsidenten des Handels⸗Bu⸗ reaus, Lord Auckland, um sich mit ihm wegen Erhöhung des Tagelohns zu besprechen; aber es soll zu keinem Resultate ge⸗ kommen seyn. Man erwartet eine große Weberversammlung auf Bethual-Green und besürchtet Störungen der Ruhe. Am niederschlagendsten lauten jedoch die Nachrichten aus Ir⸗ land, wo Mordthaten, Gewallthätigkeiten und Einbrüche an der Tagesordnung sind. Die Entrichtung von Kirchenzehnten ist durch anonyme Drohbriese an mehreren Orten bei Todesstrase untersagt. Bewaffnete Banden treiben sich in mehreren Graf⸗ schasten umher. Ein Herr Alexander, von einer großen Familie, der die Transportation einiger Banditen ausgewirkt hatte, die in das Haus seines Vaters eingebrochen waren, ist in der Stadt Gort auf offener Straße von einen Volkshaufen angefallen und nur durch den Beistand des Milltairs gerettet worden. Der Courier gesteht geradezu, die Lage Irlands sey der Art, daß, wenn nicht sehr schleunige und wirksame Maaßregeln zur Verbes⸗ serung getroffen würden, es durchaus unmöglich seyn würde, eine Konvulsson zu verhindern, die den Umsturz aller bestehender In⸗ stitutionen und vermuthlich die Trennung von England nach sich jiehen müßte. Das Ministerium beschäftigt sich übrigens sehr ernstlich mit dieser Angelegenheit.

Der Englische Agent zu St. Helena hat hierher gemeldet, daß das Schiff „Hannah“, welches am 29. Juli von China dort angekommen war, die Nachricht mitbringe, daß der Handel zwischen den Engländern und Chinesen wieder begonnen habe, und daß die Schiffe der Compagnie zu der gewöhnlichen Zeit von China absegeln würden; bis dahin aber war noch keines derselben zu St. Helena angelangt.

London, 13. Dez. Der lang ersehnte Tag ist end⸗ lich erschienen, und wir wissen nun, wie weit die Minister ihr Versprechen gehalten, daß die neue Reform-⸗Bill eben so kräftig seyn solle, als die, welche das Oberhaus verworfen. Im Wesent—

lichen ist sie es auch; d. h. sie beabsichtigt, wie jene, die Vermeh⸗

rung des demokratischen Einflusses, 1) mittelst der Wegnahme einer Anzahl Repräsentanten von den verfallensten Hrtschaften, 2) der Vertheilung dieser Mitglieder an die größeren Grasschaf⸗ ten und die bisher unvertretenen Städte, und 3) durch die Aus⸗ dehnung des Wahlrechtes selbst, sowohl in den Grafschaften, als in den Städten, unter eine ärmere Klasse von Personen, als his⸗ her im Allgemeinen das Wahlrecht besessen. Aber sie entzieht dieses Recht nicht denjenigen Personen, die in Corporationsstäd⸗ ten dasselbe durch willkürliche Priviligien erhielten, um es in den meisten Fällen notorisch zu mißbrauchen; die vorige Bill wollte es nämlich nur den jetzigen Freemen (wie man sie nennt) noch sür ihre Lebenszeit lassen, die jetzige aber läßt es ihnen

Der Zweck war da⸗

für immer. Lluch vermindert die jetzige Bill die Zahl der Ort— schaften, welche ihre beiden Repräsentauten verlieren sellten, um 5, und die, welche deren 2 einbüßen sollten, um 11, so daß of— fenbar der Opposition mehrere bedeutende Vortheile eingeräumt worden sind. Diese zeigte sich auch, wie unter solchen Un stän⸗ den zu erwarten war, getheilt; der eine Theil, mit Sir Robert Peel an der Spitze, welcher offenbar geneigt ist, eine Refoim, die nicht mehr zu verhindern ist, zu bewilligen, legt mehr Ge— wicht auf diese Veränderungen, als sie zu verdienen scheinen, und thut sich auf seine Opposition und die Verwerfung der vo⸗ rigen Bill vom Oberhause viel zu Gute, indem dadurch Gele— genheit gegeben worden, die Maaßregel um so vieles zu verein fachen und zu verbessern. Charles Wetherell ist, konnte in diesen Veränderungen nichts erkennen, was ihn bewegen könnte, seine Opposition zu vermindern. „Ich bin mit unserer Verfassung zufrieden“, rief Sir R. Inglis, einer der Repräsentanten der Univeisstät Oxford, und werde meine Einwilligung zu keiner Veränderung

geden.“ Natürlich wollen die Minister nicht zugeben, daß ste die

Rathschläge ihrer Gegner befolgt haben; doch gestattet Lord Al— thorp, daß sie in Kleinigkeiten Veränderungen gemacht, wodurch sie die Opposition zu entwaffnen gehofft. Hunt, welcher die Ge— sinnung des gemeinen Volkes auszusprechen vorgiebt, versicherte, daß diesem jede Veränderung gleichgültig wäre, die nicht jedem großjährigen Manne eine Wahlstimme gewähre und das Unten⸗ haus auf mehr als ein Jahr wahlbar mache; doch die Herren Hume, Lord Ebrington und Andere, welche gewöhnlich die Mei nungen der Mittelklassen vertheidigen, erklärten sich mit den gemachten Veränderungen, als cas Prn ip der vor— her vorgeschlagenen Resorm nicht verletzend, vollkemmen zu— frieden. Die Minister scheinen dies selbst kanm zu glau— ben, indem Lord Jehn Russell in seiner Eiöffunngs⸗— Rede, Grafen Grey emschuldigend, sagte: wenn dieser ver— sprochen, daß die neue Refermbell ganz so kräftig seyn solle, als die alte, so habe er das Versprechen unter der Bedingung gege— ben, daß er die höhere Pflicht, die Rechte des Königs und des Oberhauses nicht zu verletzen, dabei beobachte, eine von fal— schem Gesichtspunkte ausgehende Vertheidigung, weil (wie die Morning-Chronicle richtig bemerkt) dies voraussetzen ließe, daß Lord Geey in der vorigen Bill jene Rechte wirklich verletzt habe, was er doch gewiß nicht zugeben wird. Am unzusriedensten zeige ten sich die Irländischen Minglieter, weil nach dem neuen Plan die Vertreter Englands nur 13 Mitglieder verlieren und 8 da— von an Schotttand und nur 5 an Irland gereren werden sollen, so daß die Gesammtzahl bliebe, wie bisger, und Jeland die Hoffnung abgeschnitten wäre, sich nach und nach eine größere einza hlRepräsentan⸗ ten zu ertrotzen. Dies st eigentlich Wasser für O'Connells Muhle (denn die ütrigen Irländer müssen sich doch nach seiner vluüleitung bewegen), und er wird sich nun für berechtigt halten, wieder nach Herzens— lust das Land zu agitiren. Es fragt sich nur, ob Graf Grey geneigt seyn dürste, ihn so der Regierung über den Kopf wach—

war. Um aber aufs Unterhaus zurück ukemmen: dse Bill wu de ohne Opposttion zum erstenmal gelesen; und Feeitag schen soll die zweite Verlesung vorgenommen werden. Da man aber er— wartet, daß die Debatten zum wenigsten 2 Nächte dauern wer— den, so wird das Haus sich auch Sonnabend versammeln. So— bald die zweite Lesung geschehen ist, wird sich das Parlament bis zum 7. Januar vertagen und dann sogleich in Ausschuß zu

den einzelnen Klauseln der Bill schreiten, die wohl wahrschein⸗

lich lange vor Ende des Monats ins Oberhaus kommen wir? Diejenigen liberalen Zeirungen, welche die Partei der Minister ergriffen haben und im Allgemeinen ziemlich genau die Gesin— nungen der Mittelklassen aussprechen, erklären sich mit der Bill ziemlich zufrieden, und so läßt sich hoffen, daß auch diese es seyn werden und die so lange bestrittene Frage endlich zu einer güt— lichen Auszleichung gebracht werde. Sobald wir eine Bekehrung unter den gemäßigten Tories im Unterhaus finden, dürfen wit auch ähnliche Bekehtungen im Hause der Lords erwarten. Die Cholera macht zu Sunderland Fortschritte; aber da dabei die Todessälle nicht häufiger sind, aus juvor, und sehr viele der An— gegriffenen genesen, so rechnet man wohl mildere Ruhrzufälle mst darunter. Die Bergknappen in zwei nördlichen Graf— schaften haben fast alle, um größeren Tagelohn zu ertrotzen, auf— gehört, zu arbeiten, und durchziehen die Gegend in großen Hau— fen, so daß man genöthigt gewesen ist, Truppen gegen sie zu versammeln.

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Aus dem Haag, 16. Dez. Die Regierung hat sich, in Folge der von der Zweiten Kammer der Generalstaaten erhobe— nen Bedenken, veranlaßt gefunden, Gesetzes über die im Jahre 1832 zu erhebende Grundsteuer zu veranstalten, und der veränderte Gesetz- Entwurf ist der Zweiten Kammer bereits vorgelegt worden.

So wie vor kurzem im Finanz-Ministerium, hat jetzt auch im Ministerium des Junern eine neue Ocganisation stattgefun—

den, in Folge deren ungesähr 20 Beamte, unter denen sich 5

geborne Belgier befinden, aus dem Ministerium geschieden sind. Aus Breda vom gestrigen Tage wird geschrieben: „Seit einigen Tagen wird hier wieder vom Vorrücken unserer Truppen gesprochen; zwar ist Grund vorhanden, dies für ein leeres Ge— rücht zu erklären, doch bemerkt man in der That, daß seit kur— zem eine größere Bewegung unter unseren Truppen stattfindet. Die Utrechter Zeitung meldet aus Curagao vom 1. Nov., daß sich daselbst sehr viele Bolivier aufhalten. meistens sind es Ossiziere, unter denen sich 6 Generale befinden, und zwar sämmtlich Anhänger des verstorbenen Bolivar. Von Curagao haben viele Auswanderungen nach Venezuela stattgesunden, doch sind die Israeliten, die sich etwa 100 an der Zahl darunter be⸗ fanden, und die ihren Wohnsitz in Coro aufgeschlagen hatten, wo sie einträglicheu Handel trieben, wieder nach den Niederlän— dischen Besitzungen zurückgekehrt, weil der fanatische Pöbel in Coro einige Israeliten nächtlicher Weise in ihren Häusern über⸗ fallen und ermordet hatte.

Der Altonaische Merkurius meldet in einem Schreiben aus Amsterdam vom 13. Dez.: „Obgleich die ge⸗ strigen Mittheilungen an die Kammern im Haag, die einige, wenn gleich vielleicht keine vollständige, Auskunft über die Ant— wort des Königs an die vermittelnden Mächte geben dürften, mir noch nicht zu Gesicht gekommen sind, so glaube ich doch die Haupt⸗— punkte dieser Antwort, weil aus sehr guter Quelle geschöpft, als authentisch angeben zu können. Der König verweigert die Au— nahme der 24 Artikel; jedoch ertietet er sich zur Anerkennung des

Königs Leopold und zur Entwaffnung und Einstellung der Rü⸗ .

stungen, wenn man folgende Modificationen will eintreten lassen: Daß die Grämslinie dergestalt verändert werde, das die Fahrt von Süd⸗Wil⸗ lems⸗Kanal gänzlich auf unserem G uns und Roden bleibe. Daß dem Könige als Herzoge von Luxemburg Frist gelassen werde, über

Der andere Theil, deren Organ Sit

eine neue Redaction des

die Abtretung mit den Deutschen Bundesstaaten zu unterhan⸗ eln und sich ihrer Einwilligung zu versichern. Daß der in en Actikeln Belgien auferlegte Theil der Schuld nicht in Ren— , soudern in Kapital, so viel Renten gebend, bestimmt werde, also nicht für 2 Siücke 2 pt. Interessen tragende Obliga⸗ höonen 5pCiige gegeben werden dürfen. Daß Holland nicht 1igemuthet werde, den Belgischen Staat an dem Ueberschusse heil nesmen zu lassen, den die Liquidation des Syndikais ab⸗ werfen könnte, wenn demselben nicht zugleich die Verbindlichkeit miserlegt würde, auch den etwanigen Schaden mitzutragen. as endlich die Schifffahrt auf den Flüssen und Kauqdlen be— teffe, so wünsche der König darüber noch zu unterhandeln, er— kläre sich aber bereit, den Belgiern in dieser Hinsicht größere Fortheile, als den übrigen Nationen, einzuräumen. Der Schluß deser Antwort soll wurdig und kräftig lauten.“

Brüssel, 15. Dez. In der gestrigen Sitzung der Re⸗ hräsentanten-Kanmmer erstattete Herr Legrelle im Namen er Central-Sertion Bericht über den Gesetz Entwurf, die neue snleihe von 48 Mllionen betreffend. Die Section trug durch ß Simmen gegen 1 auf die dinnahme des Gesetzes an. Herr Feanne war der Meinung, daß es nicht nothwendig sey, eine d bedeutende Summe zu leihen. Der gegeuwäctige Zustand her pontischen Lingelegenheiten lasse hoffen, kaß man bald werde ü besseren Bedingungen Geld bekommen können und sich noch u nich! an fremde Kapitalisten werde zu wenden brauchen. sehe nicht ein, warum man sich jetzt schoön darauf vorbereiten süsse, die Lasten zu bezahlen, welche durch einen Teakrat uusedlegt worden wären, dem Holland noch icht beige⸗ retten sey. Herr Angillis stellte, dem Mmister folgende tagen: 1) Od es ihm nicht möglich sey, noch einige Monate mit dem Abschluß der Anleihe zu zögern, in— Dem sich die Umstände bis dahin hoffentlich günstiger gestalten würden? 2) Ob sich die Anleihe nicht im Inlande kon— wahren lasse? 3) Ob über die Art und Weise und der die Zeit per Rück ahlung schon etwas festgesetzt worden sey? Der gi—⸗ hanz⸗Minister erwiederte: „Was die erste Frage betrifft, so ist hie Nothwendigkeit einer Anleihe allgemein anerkannt, weil es Unmöglich ist, den Bedürfnissen des Staats auf eine andere Weise u genügen. Es sind, wie Sie wissen, im laufenden Jahre deutende Ausgaben gemacht worden, und wir haben jwet An⸗ leihen zurückzubezahlen. Die jweite Frage anlangend, so ant⸗ horte ich darauf, daß es in dem wohlverstandenen Interesse des andes liegt, fcemde Kapitalien in Apspruch zu nehmen. In Bezuz auf die dritte Frage, ist es unser Plan, jährlich 1 pCt. des Fapitals ju amortistren. Uebrigens ist es nicht die Absicht der Regierung, sozleich eine Anleihe für den ganzen Betrag von 48 Millionen zu kontrahiren. In dem gegenwärtigen Augenbick würde lese Summe unnütz seyn, und die Regierung wird sich nur dann au veistehen, wenn entweder sehr günstige Bedingungen ge—

acht werden sollten, oder wenn dieselbe voraussehen könnte, spätere politische Umstände den Abschluß einer Anleihe un⸗ nöglich machen dürften. Der Zinsfuß wird nicht hoher als p pCt. seyn.“ Hr. Lardinois erklärte, daß er die Nothwen⸗ ligkeit nicht einsehe, eine bedeutende Anleihe zu machen. Bei sner so greßen Summe sey die Konkurrenz geringer; er würde tztehen, Schatzkammerscheine auszugeben, worin ihm der J i⸗ sanz-Minister deipflichtete, aber zugleich bemerklich machte, zur Ausgabe solcher Scheine der Kredit eines Kredites schon est begründet seyn müsse. Herr Ch. von Brouckere be⸗ merkte, daß die Anleihe sowohl zur Abtragung der Schuld, s zur Erhaltung der Armee auf dem Kriegsfuße, nothwendig eh. Das System des Königs von Holland bestehe darin, unter ben Waffen zu bleiben. Dieser Monarch hoffe, daß Belgien urch finanzielle Bedrängniß gezwungen werden würde, zu ent⸗ ö zaffnen; deshalb müsse eine Linleihe abgeschlossen werden. Von * anderen Seite sey es auch im Interesse der Finanzen noth⸗ wendig. Man müsse den Kredit im Auslande herst: und ies ioönne nur durch eine Anleihe geschehen. Hr. Julien rückte die Hoffnung aus, daß der Traktat ratisicirt werden würde, äsdann sey die Anleihe unnütz; worauf ihm indeß Hr. von Bronckere erwiederte, daß auch selbst im Fall der Ratisication Hon Seiten der Mächte an die Entwaffnung noch nicht gedacht erden könne. Nachdem noch ein Amendement des Hrn. Marhw, her darauf antrug, die Anleihe öffentlich zu versteigern, verworfen borden war, wurde der ganze Entwurf (wie dereits gestern ge— eldet) angenommen. Der Präsident zeigte hierauf der Ver⸗ sammlung an, daß die Central-Section es für zweckmäßig erachte, n Bericht liber das Budget des Kriegs-Ministers im geheimen bomité abzustatten. Zu dem Ende wurde ein solches auf den olgenden Tag angesetzt. In seiner heutigen Sitzung hat der Senat die Gesetz⸗ ntwürfe liber die Anleihe von 48 Millionen und über die Zölle uf Eisen einstimmig angenommen. Der König wird an seinem morgenden Geburtstage S000 Brodte unter die Armen vertheilen lassen.

Herr de Potter hat folgendes Schreiben an den Redacteur es Messager de Gand erlassen:

„Mein Herr! Ich habe vor 10 Tagen ein Schreiben an Ihren herrn Finanz Minsster gerichtet (6. das gestrige Blatt der Staats⸗ zeitung), welches auf eine Angelegenheit Bezug hatte, die eine anz perfoͤnliche für mich war. Ich habe am Schlusse desselben be⸗ herkt, daß ich es durch die öffentlichen Blaͤtter wuͤrde bekannt ma⸗ hen lassen, und die Gründe dazu auseinandergesetzt. Zu dem onde schickte ich die Abschrift jenes Briefes an den Belge, unter allen Journalen dasjenige, was mir bisher am liberalsten, in ser wirklichen Bedeutung des Worts, und am unabhaͤngigsten schien. sch glaubte, daß ich, da' Ihre Revolution in Intriguen und Raͤu⸗ reien, in Unterschleife und Betruͤgereien ausgeartet ist, denen, die ch gute und wahre Patrioten nennen, eine Gelegenheit geben

döäürde, ihre Sache deutlich von der Sache derer zu trennen, die urch ihr gieriges Jagen nach Aemtern und Gehalten und durch bre revolutionnairen Rdubereien den Belgischen Namen geschaͤndet, hie Freihcit unpopular gemacht und mit dem bffentlichen Schatze hen ünterhalt des Volkes verschlungen haben. Ich babe mich zetdͤuscht Ich nehme daher meine Zuflucht zu Ibnen und ditte Bie um Aufnahme des gegenwärtigen wie des fruheren Briefes n Ihr Blatt. Paris, 12 Dez 1851. (gez) de Potter.“

Heute ist die erste Nummer der neuen (oereits erwähnten) Zeitung, unter dem Titel: „Memorial Belge“, erschienen. ils Mitglieder des Redactions-Comité nennt man die Herren ebeau, De aur, Kauff man, Felix von Merode und Vilain XllII, nd als Ober? Redacteur Herrn Faure. Die Tendenz der Zei⸗ ung ist, wie in dem Prospektus gesagt wird, die Meinung der Mehrheit in den beiden Kammern zu repräsentiren.

Deutschland.

Karlsruhe, 1. Der. In der 143sten Sitzung der weiten Kammer wurde, nach Resestigung mehrerer Petitionen, Die Die kussion über den 42sñten Titel des Entwurfs der Prozeß⸗ Adnung, welcher die Verfahrungsweise dei der Vollstreckung der recution enthält, eröffnet. Ueber einzelne Punkte erhob sich

sigen Sr.

1839

eine lebhafte Debatte, je nachdem man sich einerseits

Wunsche leiten ließ, die Gesetze der . ,. ken , , ner mögzlichst zu berücksichtigen, andererse ts von dem Streben geführt wurde, die Rechte des Gläubigers vollkommen in Kraft zu setzen. 86 dem, was sich als positives Resultat aus der dop— pelseitigen eleuchtung des Gegenstandes ergab, gehörte unter Auderem der beifällig aufgenommene Antrag des Abgeordneten Rettig von Karlsruhe, wonach die Execution gegen Angehörige eines fremden Staates auf rechtskräftige Urtheile des ausländi⸗ schen Gerichts nur nach Vernehmung des Beklagten statt—⸗ finden darf. Auf die Anzeige des Abgeordneten Beck in der 144sten Sißung am 26. Nov., daß der Bericht über das Preß⸗ gesetz theilweise fertig zur Verlesung vorliege, beschloß die Kam⸗ mer alsbaldigen Druck und Vertheilung desselben. Sodann wurde zur Fortsetzung des Budgetberichts uber die Ausga— ben geschritten und junächst die Oekonomie des katholischen Kultus zum Gegenstande der Berathung gemacht. Nach kurzen Debatten, dite sich über einzelne Posten erhoben, wurden zu der Dotation des Erzbisthums, welche sich auf 26 312 Fl. beläuft, noch 6000 Fl. für die Bischöfliche Kanzlei, 560 Fl. für die Unter⸗ haltung kirchlicher Gebäude und 1680 F1. als Eutschädigung für früher abgetretene Fonds bewilligt. Für den evangelischen Kul⸗ tus wurde (der Etat des Prälaten einschließlich mit 10960 31.) die Summe von 16,296 Fl. angesttzt. Am 28. Nov. be⸗ rieth man sich in der 145sten Sitzung über die Translocation der Heidelberger Irren⸗Anstalt nach einem freier und gesunder gelegenen Land-Orte. Darauf nabmen mehrere Artikel der Pro⸗ zeß⸗Ordnung dit Thätigkeit der Kammer in Anspruch. In der folgenden Sitzung, am Taze darauf, berichtete Herr von Roͤtteck über die Rückäußerung der ersten Kammer in Betreff des Gesetzegz, das die Verantwortlichkeit der Mmister in Anre⸗ gung gebracht hatte. Ju Bezug auf ten 6. Artikel desselben erhieit das Gutachten der eisten Kammer, unter den für das Versehen eines Ministers angesettzten Strafen Verbannung

und Tod zu streichen, die Zustimmung der zweiten Kammer.

Im Tten Artikel war früher das Begnaͤdizungsrecht, welches der Regent, der Verfassung gemäß, auszuüben erkrästigt ist, von der Kammer der Abgeordneten beschränkt worden. Nach dem Be⸗ schlusse der ersten Kammer sollte jedoch diese Beschränkang weg— fallen, und somit bedurfte dieser A tikel einer nochmaligen ge⸗ nauen Prüsung. Der Staatsrath Winter erklärte jede Beschrän⸗ kung der Fürfilichen Machtvollkommenheit für durchaus verweirf— lich, weil einestheils das Begnadigungsrecht, das nach der Ver⸗ fassung dem Fuͤrsten unbedingt zustände, die schönste Zierde

der Krone bleiben müsse, anderentheils die Minister, deren An⸗ klage oft nur das Werk einer momentanen, leizenschaftlich ge—⸗ stimmten, Partei sey, ein Opfer dieser Leidenschaftlichkeit werden könnten, wenn der Regent nicht vermittelnd und versöhnend da— zwischen träte. Dennoch wurde von der Kammer eine Mo-ifica⸗ tion in der Form abgefaßt, wonach dem Regenten das Begna⸗ digungsrecht nur im Fall eines vom Gericht selbst ausgehenden Antrages justeht. Hierauf erhob sich der Abgeordneie von Rotteck, um der Regierungs-Kemmission zu eröffnen, daß er in einer der nächsten Sitzungen um Auskunft über den Sinn der letzten Bundestags-Beschlüsse und deren Rechts⸗Verbindlichkeit für Baden zu bitten beabsichtige. Zugleich knüpfte er hieran die Frage in Betreff der Aechtheit der in öffentlichen Blättern er⸗ schienenen Adre sse der Fürsten v. Lowenstein, in welcher dieselben ihren beharrlichen Entschluß, durch Aufhebung des Zehnten auf keine Weise eine Beschränkung ihrer rechtskräftigen Forderungen zu⸗ lassen zu wollen, offenkundig an den Tag gelegt hätten. Der Staatsrath Winter entgegnete, daß er von der Kammer die Umgehung der ersten Anfrage wünsche, da deren Beantwortung unangenehme Erörterungen herbeiziehen könnte; und wenn, in Bennig auf die jweite Frage des Herrn von Rotteck, eine Lldresse der Fürsten von Löwenstein, was nicht in Abrede zu stellen sey, der Regierung überreicht wäre, so könnte und müßte es guch lediglich Sache der Regierung seyn, darauf die gebührende Ant⸗ wort erfolgen zu lassen. Hiermit ließ sich die Kammer beruhi⸗ gen, obschon Herr von Rotteck sein Gesuch um eine nähere Er⸗ öeterung noch einmal vorbrachte. In der 147sten Sitzung der jweiten Kammer am 30. Nov. wurde eine Reihe verschiedener Bittschriften über lokale Interessen erledigt. Die Anzahl sämmt⸗ licher bisher eingereichter Petitionen, von denen 21 das Gesuch um Presffrtiheit enthielten, beläuft sich bereits auf 1500. Frankfurt a. M., 16. Dez. JJ. KK. HH. der Print und die Prinzessin Albrecht von Preußen sind heute, aus dem Haag kommend, hier eingetroffen und im Hotel de Russte ab⸗

gestiegen. Spanien.

Madrid, 30. Nov. Der König ist noch nicht so weit wieder hergestellt, um bei Hofe empfangen ju können, die Königin dagegen befindet sich im erwünschtesten Wohlseyn. Se. Maj. haben vermittelst eines dem hohen Rathe und der Kammer von Kastlilien mitgetheilten Dekrets, den Infanten Don Sebastian de Borbon y Braganʒa für volljährig erklärt, und scheint es, daß dieser Prim bestimmt ist, sich mit der Prinzessin Amalia von Neapel zu vermählen. Die Haupt-Einkünste der Bessltzungen dieses Infanten beruhen auf dem Mahoraigo In⸗ fantazgo, welches die dem Groß⸗Priorat des Ordens de San Juan justehenden ansehnlichen Kommenden in sich begreift. Als Groß-Prior des Ordens zieht Don Sebastian gegen 100,000 Piaster jährlicher Einkünfte. Die Stiftung dieser Dotation fand zu Zeiten Karls III. statt, welcher seinen jüngeren Sohn, den Infanten Don Gabriel (und dessen Nachkommen), zum Gran Prior des Ordens San Juan ernannte, weshalb diese Würde auch nach des Letzteren Tode auf dessen Sohn Don Pe⸗ dro überging, von welchem sie dessen ebenfalls einziger Sohn Don Scehasfian geerbt hat. Die noch lebende Mutter des In⸗ fanten ist die älteste Tochter des verstorbenen Königs von Portu— gal, Joao VI., Donna Maria Teresa, Prinzessin von Beira. Der bisherige Chef der Polizei und zugleich Richter erster In⸗ stanz (teniente Corregidor), Don Maria Doneel, ist abgesetzt und der Oberst Leal in ersterem, so wie der Advokat Norzagaray (ein sehr redlicher Mann) in leßterem Posten, sein Nachfolger ge⸗ worden. Doncel, welcher dagegen zum Regente der Audiencia von Mallorca ernannt worden war, hat solches abgelehnt. Der Prinz Anglona, 1weiter Sohn der verwittweten Herzogin von Ossuna und Gräfsn von Benavente, hat, da seine Mutter seit ungefähr drei Wochen täglich ihrem Hinscheiden entgegengesehen, die Erlaubniß erhalten, auf 14 Tage nach Madrid kommen zu dür⸗ fen. Als Militair und Staatsrath hat er seine traltirten consli= tutionnellen Gessnnungen in den Jihren 18 0 b6 1823 hinläng⸗ lich beurkundet, weshalb er auch seit 1823 aus Spanien entfernt leben mußte. Man wirft ihm vor, daß er sich ju allen Zeiten sehr undankbar gegen den König, der ihn mit Gnaden ⸗Beseu⸗ gungen überhäuft hatte, bewiesem. hake. Der bisher am hit⸗= Hofe akkreditirt gewesene Königl. Nieder ändische Gesandte, Dedel, wird nächstens Madrid verlassen und Hr. Grovestius

SEystem, welches

als interim stischer Geschäfteträger hier erwartet. Der bishe⸗ rige erste Gesandtschafts⸗-Jatroducteur, Graf Canillas, ist gestor⸗ ben und Hr. Villalba, ehemaliger Königl. Spanischer Legatiots⸗ Secretair in Paris, zu seinem Nachfolger ernannt worden. Vor einigen Tagen ließ der Framsöstsche Geschäftsträger das neue Französische Wappen über der Thür des hiesigen Feanzösischen Botschafts⸗-Hotels (so wie solches bei den fremden G sandt⸗ schaften hier Sitte ist) befestigen. Da sich der Pöbel zahlreich auf dem Platze, wo das Hotel gelegen ist, einsand und Miene machte, sich handgreifliche Demonstrationen zu erlauben, so wur⸗ den 17 Mann Garde⸗Soldaten dahin geschickt, welche auch wah⸗ rend einiger Tage dort Wache hielten, und solchergestalt wurde die Ruhe nicht gestört. Auf alle gebleichte, ungebleichte, gestreifte, gefärbte und andere bunte Gewebe von Hanf und Flachs ist ein neuer Zoll von vier Maravedis pro Vara bei de⸗ ren Einfuhr in Spanten gelegt worden, dergestalt, daß außer dem bereits bestehenden bestimmten Einfuhr⸗Zoll diese nene An flage noch z. B. auf jedes Stück Platillas Rehales n Crudas 10 Sgt., auf jedes Stiick Bretañß as 2 Sgr., Ruanes 13 Sge., jedes Stück Creas 135 Sgr. u. s. w. beträgt. Die Räuher⸗ banden im Lande vermehren sich ungemem. Zwei der von Se⸗ villa nach Madrid gehenden Diligencen sind kürzlich von der

sehr zahlreichen Bande des Räuber⸗Chefs Gosé Maria bestohlen

worden. Ein in der Diligence besindlicher Bischof wurde auf eine den Spanischen Räuber ungemein charakteristrende panto⸗ mimische Weise gejwungen, den Räubern, nachdem sie ihm Al— les, was er von Werth bei sich hatte, genommen, seinen Segen zu ertheilen. Während die eine Hälfte der Räuberbande näm— lich den Segen empfing, hatte die andere ihre Büchsen auf ihn angelegt, welche sie sodann ihren Kamtraden gaben, um sie ab— zulösen und um ssch ebenfalls zum Empfange des Segeus vor

dem Bischof auf die Kniee werfen zu können, In der Ge—

gend von Xerez ist ein reicher Mann, Namens R vera, don sei⸗ nem Landsitze von Räubern entfährt, als jedoch sein Sectetair mit der verlangten Summe von 500h Pasienn Lösegeld sich auf der hierzu bezeichneten Stelle eingefunden hatte, nicht mehr vor— gefunden worden, und befürchtet man nach den letz en Nachtich⸗ ten, daß, da ein Kavallerie⸗Detaschement von Sevilla gegen die Räuber ausgesandt worden war, diese die Gegend, wo sie sich bisher aufgehalten, verlassen und, um nicht entdeckt zu werden, den 314. Rivera ermordet haben.

Vereinigte Staaten von Nord-Amerika.

New-⸗ork, 9. Nop. Bei dem Staats⸗Departement ju Washington ist die offizielle Nachricht eingegangen, daß die R gierung ven Columbien ein Dekret erlassen hat, wonach in Be⸗ zug, auf die Zollgebühren von Waaren, die nach Columbien ein— geführt werden, die Gesetze von 1826, mit Beiseitsetzung derje⸗ nigen von 1827, 1878 und 1819, wieder in Kraft treten.

Eine hiesige geographische Gesellschaft hat ein historisches, geographisches und statistisches Tableau der Vereinigten Staaten herausgegeben, worin Alles zusammenzestellt ist, was sich in ir— gend elner Hinsicht auf dieses Land bezieht. In ß Kolummen abgetheilt, gewährt dasselbe in der größimözlichen Ordnunz eine Uebersicht von der Geschichte der Vereinigten Staaten, von de— ren Unter-Abtheilungen, Bevölkerung, Produkten, Regiernngs— Form u. s. w. Das Werk ist mit großer Sorzfalt verfertigt und soll von großem Interesse seyn.

Brasilien. =

Der Monitenr meldet in einem Privatschreiben aus Pernambuco vom 1sten Nov.: „Die Ruhe ist jetzt wieder hergestellt, und man sucht die geplünderten Läden wieder auf ihren alten Fuß zu bringen. Der Regierung ist es gelungen, einen Theil der gestohlenen Waaren wieder zu erlangen; diesel— ben werden aber aus den Magazinen der Regierung wieder ent— wandt, sobald sie in dieselben gebracht worden sind. Die be⸗ raubten Personen rechnen daher nicht mehr darauf, wieder in den Besitz ihrer Waaren zu gelangen. Die Feamsosen und de⸗ ten Eigenthum können hier nur durch Kriegsschiffe wuksam be⸗ schützt werden, und diejenigen, welche Frankreich bisher hier un— terhalten hat, haben den ihnen gewordenen schwierigen Aufteag trefflich ausgeführt.“

Columbien.

Nord⸗Amerikanische Blätter enthalten folgende Nach⸗ richten aus Carthagena bis zum 24. und aus Bogota bis zum 11. Sept. „Die Landenge von Panama ist wieder zur Ruhe zurückgekehrt. Der Oderst Herrera hatte in dreien Treffen die von Alzurn und Luis Urdancta befehligten Truppen geschla— gen und ließ diese beiden Anführer nebst 21 ihrer Mitschuldigen, die in seine Hände gefallen waren, erschit ßen. Der Oberst Haud, Kommandant des Hafens und der Citadelle von Chagres, den man als den Urheber der Verschwörung bezeichnet, soll ebenfalls erschossen worden seyn. Vermittelst Dekrets vom 1. Sept hat der Vice⸗Präsldent eine große Reform in der Armer, dem Ministerium und den verschiedenen davon ressortirenden Verwaltung s;zweigen vor⸗ genommen. Er scheint strenge Sparsamkeit in dieselben einfüh⸗ ren zu wollen. Ein Beschluß vom 27. Aug. erklärt alle für längere Dauer bestimmte Llkte der Verwaltung des Generals Raphael Urdaneta für null und nichtig; derselbe Beschluß an⸗ nullirt auch alle Ernennungen zu Civil⸗Aemiern, die unter der genannten Regierung vorgenommen wurden. Der Jahrestag der Schlacht von Santuario ist am 27J. Ang. zu Bogota von den unter den Befehlen des Generals Espina stehenden Truppen gefeiert worden. Die Regierung Ecuador's erklärt in einer offiziellen, aus Quito datirten Depesche, daß die Gesiunungen und Grundsätze der Regierung von Bogota mit den idrigen ganz übereinstimmten, und daß von jetzt an zwischen beiden die un⸗ auflöslichste Verbindung bestehen solle.“

5 an t i.

Der Courrier des Etats-Unis meldet aus Jaemel: „Der hiessge Handel ist für denjenigen, welcher ihn ehrlich be⸗ treiben will, wenig ergiebig, well die Ausfuhr der Landes⸗-Erzeung⸗ nisse mit der gegenwärtigen Einfuhr nicht im Verhältniß steht. Dles rührt vorhüglich von dem unglücklichen Gels⸗System her, verbunden mit zu weniger Sorgfalt, die man gegen die Einfüh⸗ rung künstlicher Mittel anwendet, da diese doch keinen anderen Erfolg haben können, als daß die Lande gprodukte dadurch weit über ihren Werth im Preise gesteigert werden; das Uebel hat dabei noch nicht fein Bewenden, denn mit Hülse dieser Mittel gelaugt man häufig dazu, durch Taschenspielerkünste die Lebens⸗ mittel zur Aufspeicherung in der Stadt aufzukaufen, wohin die Einwohner dieselben bringen, um ihrer Schulden sich damit ju entledigen; daraus folgt dann, daß die Kaufleute, denen diese Per sonen schuldig sind, nicht bejahlt werden, und daß das emyfanzene Geld auf das Land wandert und nicht mähr wieder zu Tage kömmt; ein eben so schädlich, als entmuthigend ist, sowohl

für den arglosen Unzlücklichen, der einen reellen Werth für seme