1831 / 357 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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rufe, hinsichtlich der Kolonieen aber im 6äasten Artikel bestimme, daß diese nach einer besonderen Gesetzgebung verwaltet werden sollten. Mittlerweile habe sich im Schoße der Kammer mehr als eine Stimme dahin ausgesprochen, daß man die Haupt—⸗ Kolonien Frankreichs ebenfalls in dieser Kammer vertreten lasse. Ein von der Regierung ernannter Ausschuß habe sich mit die ser wichtigen Frage sofort beschäftigt und fle nach einer reiflichen Erörterung verneinend gelöst, und zwar sowohl aus moralischen, als aus materiellen Gründen. Zu den ersteren gehöre der große Unterschied zwischen den Bewohnern der Kolonieen und des Mutterlandes, so wie die Unmöglichkeit, worin die Kolonial⸗ Deputirten sich befinden würden, in der Wahl-Kammer den er— sorderlichen Kredit zu erlangen, um allen Bedürfnissen ihrer Kom— mittenten die gehörige Würdigung zu verschaffen. Zu den ma— teriellen Hindernissen rechne die Kommission die große Entfer⸗ nung der Kolonieen, namentlich derjenigen jenseits des Vorgebir⸗ ges der guten Hoffnung, und die Möglichkeit eines Seekrieges, der auf lange Feit jede Verbindung mit dem Mutterlande un⸗ terbrechen kͤnnè. Es würde hiernach, besonders bei einer Auflö— sung der Kammer, unvermeidlich seyn, daß die Kolonial-Dexu— tirten erst in Frankreich ankämen, wenn ihr Mandat bereits er— loschen wäre; jedenfalls würden sie aber immer erst mehrere Mo⸗ nate nach der Eröffnung der Sessson eintreffen können. Hierzu komme noch eine von Frankreich bereits gemachte schmerzliche Erfahrung, denn der Verlust von St. Domingo treffe ziemlich mit jener unglücklichen Epoche zusammen, wo Kolonial⸗Deputirte in der National⸗-Ver⸗ sammlung und späterhin im Konvente gesessen hätten. Aus allen diesen Gründen habe die Regierung keinen Anstand genom⸗ men, jeden Gedanken an eine solche Vertretung der Kolonieen zurückluweisen, und schlage statt dessen ein System vor, das, indem es dem Mutterlande, die Abfassung aller derjenigen Ge— setze, die ein allgemeines Interesse beträfen, vorbehalte, den Be⸗ wohnern der Kolonieen den Vortheil gewähre, zu der ihnen eige⸗ nen Gesetzgebung nach billigen Grundsätzen mitzuwirken; einen solchen Mittelweg glaube die Regierung in der Einsetzung eines Kolonial-Rathes mit Befugnissen, die von der Legislatur des Mutterlandes, so wie von der Königlichen Autorität, unabhängig wären, gefunden zu haben. Der Minister ging hierauf die ver— schiedenen Bestimmungen des aus 26 Artikeln bestehenden Ge— setz' Entwurfes durch und schloß sodann in folgender Weise: „Die Regierung bedauert, daß sie Ihnen einen Gesetz-Entwurf vorlegen muß, der nicht die Meinungen aller betheilig⸗ ter Parteien in sich vereinigt; sie glaubt inzwischen, daß ihre Arbeit alle diejenigen Vortheile darbietet, die man sich un⸗ ter den obwaltenden Umständen davon versprechen durfte. Wir verhehlen es uns nicht, daß die Kolonieen sich in einer schwieri⸗ gen und in jeder Beziehung kitzlichen Lage befinden, waren aber der Meinung, daß man nicht länger einen provisorischen Zustand fortbestehen lassen durfte, wodurch das Uebel vielleicht nur noch verschlimmert worden wäre. Im Uebrigen tröstet uns die Ueber⸗ zeugung, daß die Kammer in ihrer Weisheit bei der Erörterung der Kolonial-Gesetzgebung all' die Behutsamkeit zeigen werde, die ein so zarter Gegenstand erheischt; auch rechnen wir auf den gu⸗ ten Geist der Kolonieen, und nöthigenfalls auf die Repressiv⸗ Maaßtegeln, die der Regierung gegen die Feinde der öffentlichen Ordnung zu Gebote stehen. Die Kolonieen sind für Frank⸗ reich keinesweges gleichgültig; sie sind Glieder des gesell— schaftlichen Körpers, verschiedenartige, aber integrirende Theile des Landes. Lange hat man sie als Quellen der Macht und des Staats-Vermögens, als wichtige Handels⸗ Plätze, als vorgeschobene Posten zu unserer Verbindung mit den übrigen Welttheilen betrachtet. Wohl weiß ich, daß diese Ansich— ten heutiges Tages bestritten werden, und daß den Kolonieen auch ihrerseits der Mißkredit droht, der so wenig die Swysteme, als die Menschen verschont; wie groß indessen auch die Gleich gültigkeit für die Kolonieen seyn mag, so wird die Regiernng boch niemals vergessen, daß dieselben von einem durchaus Französisch gesinnten Volke, weiches mit unauflöslichen Banden an das Mutterland geknüpft ist, bewohnt sind, und daß sonach die Pflicht erheischt, den überserischen Franzosen, gleich denen des Konti⸗ nental-Gebiets, einen wirksamen Schutz zu verleihen. Die Re— gierung hofft, sich von dem Geiste der Gerechtigkeit, der die Kammern befeelt, eine unbedingte Zustimmung zu solchen An— sichten des Friedens und der Erhaltung versprechen zu dürsen; in dieser Erwartung legt sie Ihnen den nachstehenden Ge— setzcntwurf vor.“ Der Iste Titel des Entwurfs han— belt von der Kolonial-Gesetzgebung und den Befugnissen des zu errichtenden Kolonial-Rathes; der Ute von der Organisation des Kolonial⸗Rathes. Dieser soll für Martinique, Guadeloupe und Bourbon aus 30, für das Französische Guiana aber aus 16 Mitgliedern bestehen, die auf 5 Jahre gewählt wer⸗ den und alljährlich nur eine Sessson halten. Der Illte Titel betrifft die Wahl-Kollegien. Um Wähler zu seyn, muß man das 2hste Jahr zurückgelegt haben, in der Kolonie geboren oder 10 Jahre in derselben domieilirt seyn, der bürgerlichen und politischen Rechte genießen und an direkten Steuern in Marti⸗ nique und Guadeloupe 400 Fr., auf Bourbon 300 Fr., in Guiana aber 200 Fr. entrichten. Zum Mitgliede des Kolonial⸗Rathes kann jeder Wahlmann gewählt werden, der 30 Jahre alt ist und in Martinique und Guadeloupe 800 Fr., auf Bourbon 600 Fr. und in Guiana 400 Fr. an direkten Steuern zahlt. Der IVte und letzte Titel enthält diverse Bestimmungen. Namentlich sollen die Französlschen Niederlassungen in Ostindien, in Afrika und in St. Pierre und Miquelon nach wie vor mittelst Königlicher Verordnungen verwaltet werden. Nachdem dieser Gesetz Entwurf den Bureaus zur Prüfung überwiesen worden, wurden die Berathungen über das Avancement bei der Marine fortgesetzt und beendigt. Die letzten 5. Artikel (18 22) gaben durchaus zu keiner erheblichen Debatte Anlaß, und der ganze Entwurf ging zuletzt (wie bereits gestern erwähnt) mit 256 gegen 12 Stimmen durch. An der Tagesordnung war jetzt die Diskusston üher die der Regierung einzuräumende gesetzliche Besugniß, Waaren⸗Entrepots in veischie denen Städten an den Gränzen und im Innern des Landes errichten zu dürfen. Die Herren Dubois (von der niederen Loire), Varsavaux und Jay ließen sich wider den betreffenden Ge— setz-' Entwurf, die Herren Crignon⸗-de⸗Montigny und Che⸗ deaur aber zu Gunsten desselben vernehmen, worauf die Fortsetzung der Berathung auf den nächsten Montag verlegt wurde,.

Paris, 17. Dez. Der Kaiserliche Russische Botschafter hatte gestern eine Privat-Audienz bei Sr. Majeflät.

Hr. C. Périer stattete gestern dem Kaiser Dom Pedro einen Besuch ab. .

Der Moniteur und die Gesetz- Sammlung promulgiren be⸗ reits das Gesetz wegen Erhebung der provisorischen drei Steuer⸗ Ziblftheile in den ersten drei Monaten des kommenden Jahres. ; Die Budgets⸗-Kommission, welche gestern fünf Stunden lang versammelt war, hat den Baron v. Schonen zu ihrem Be⸗

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richterstatter ernannt, nachdem, wie der Courrier frangais wissen will, Hr. Odilon⸗Barrot diesen Auftrag abgelehnt hatte. Das genannte Blatt findet diese Wahl unangemessen, da Hr. v. Schonen der mit der Liquidation der alten Civilliste beauf⸗ tragte Kommissarius ist. *

Dem Rattonal zufolge, hätte der Bericht des Marschall Soult über die Lyoner Ereignisse, dessen Mittheilung man in der heutigen Sitzung erwartet, zu einem lebhaften Streite zwi⸗ schen dem Marschall und Herrn C. Périer Anlaß gegeben, in dessen Folge der Erstere in seiner Arbeit einige Stellen habe streichen müssen, worin die dem Lyoner Aufstande vorangegangene Korrespondenz des Herrn C. Périer mit dem Präfekten Bouvier⸗ Dumolard indirekt getadelt wurde.

Die Gazette de France bemerkt in Bezug auf die ge—⸗ strige Nachricht des Conststutionnel, daß gleich nach dem Schlusse der jetzigen Sesston die nächste eröffnet werden würde: „Die ge⸗ genwärlige Kammer wird also zwei Sesstonen hindurch destehen. Wahrscheinlich wird sie nach diesen beiden Sessionen Alles ge⸗ leistet haben, was in ihren Kräften stand, und eine Erneuerung der Kammer für 1833 wird unvermeidlich werden. Diese dritte Kammer ist es, welche die Frage über die Auflösung der Gesell— schaft oder über eine völlige Wiedergeburt entscheiden wird.“

Die Gazette de France sagt ferner: „Der General— Prokurator in Caen hat in dem Prozesse des Journal de la Normandie 4 neue Geschworene, die der rohalislischen Meinung angehörten, zurückgewiesen. Der Präfekt hatte von einer Liste von 7 800 Wählern 200 Namen gewählt und von den 30 Namen, die nach dem Zufalle aus diesen 200 herausgenem—⸗ men wurden, hat das öffentliche Ministerium g beseitigt. Wir fragen, ob man die Freiheit nach einer durch den Liberalismus bewirkten Revolution in diesem Sinne versteht?“

Der Précurfeur de Lyon enthält folgende Angaben über das Herrn C. Périer zunächst umgebende Beamten⸗Personal: „An der Spitze seines Sekretariats, wo die Korrespondenz mit den Präfekten ausgearbeitet wird, steht Herr v. Haubersaert, des⸗ sen Einsicht und Geschäftstüchtigkeit noch nicht durch die Kennt— niß der Menschen und der Dinge gereift ist. Herr Karl Remu⸗ sat ersetzt diesen Mangel; sein etwas doctrinairer Sinn, seine Rechtlichkeit, seine feine Höflichkeit und sein schriftstellerisches Talent vtrleihen seiner Dazwischenkunft in mancher wichtigen Angelegenheit großen Werth. Herr Vitet, der Sohn eines Lhoner Arztes, ein kalter, aber bestimmter, fester und klarer Mann, gilt für den Verfasser der geschriebenen Reden des Präsidenten des Minister-Raths in der Kammer; er ist es auch, der das Portefeuille des Ministers mit den nöthigen Noten für die Dis— kussion versteht. Herr Bittmer erfüllt die schwierige Aufgabe, die Polemik der minifteriellen Blätter zu leiten, mit Geist und Scharfsinn, aber selten mit Glück; Herr Foudras endlich theilt der großen Maschine der hohen Polizei Bewegung und Leben mit; die Dienste, die er Herrn Périer leistet, lassen sich nicht abschätzen, weil sie geheimer Art sind; er scheint aber das ganze Vertrauen des Premier⸗Ministers zu besitzen und ist der Verthei— ler der geheimen Ausgaben des Ministeriums.“

Dem Moniteur zufolge, sollen die Infanterie⸗ und Ka⸗ vallerie⸗ Regimenter wieder auf den früheren Fuß gebracht und sonach die Kriegs⸗Depots aufgelöst werden.

Das Schloß und Landgut Rosny, welches bekanntlich der Herzogin von Berry gehörte, ist von einem Engländer für 2, 100 000 Fr. gekauft worden; das Schloß wurde ihm ganz nen meublirt übergeben. Die Herzogin v. Berry hat nur esnige Fa— milien⸗Gemälde und Kunst-Gegenstände fortnehmen lassen. Der reine Ertrag von Rosny wird auf 120,000 Fr. berechnet.

Die Lyoner Zeitungen vom 13ten d. bringen nichts Neues; die starke Garnison war Schuld, daß die Lebensmittel etwas im Preise gestiegen waren. Um die Stadt von der unbeschäftigten männlichen Bevölkerung zu befreien, hatte der Maire, Hr. Pru⸗ nelle, bekannt gemacht, er sey ermächtigt, freiwillige Meldungen für den Dienst in der Armer und für den Eintritt in die neuen nach Algier bestimmten Corps anzunehmen.

Die Gräfin v. Larochejacquelein ist nach England entflohen.

Der Messager des Chambres meldet, daß während der Durchreise des Herjozs von Orleans durch Nevers in dieser Stadt eine Karlistische Proclamation öffentlich angeschlagen wor— 2 Ii und daß die Polizei Nachforschungen nach den Thätern anstelle.

Der Cassationshof hat gestern auf den Antrag des General- Prokurators Herrn Dupin d. Aelt. das LAppellations⸗Gesuch des Redacteurs der Tribune, Herrn Marrast, von dem Urtheile des hiesigen Assisenhofes, das ihn wegen Diffamation des Herrn E. Pérler und des Marschall Soult zu 6monatlichem Gefängniß und einer Geldbuße von 3000 Fr. kondemnirte, verworfen.

Gestern wurden vor dem hiesigen Tribunale erster Instanz die gerichtlichen Verhandlungen in dem Prozesse, den die Prinzen von Rohan auf Anlaß des Testamentes des Herzogs von Bourvon ge— gen den Universal-Erben dieses Letzteren, Herzog von Aumale, und die Legatarin, Baronesse von Feuchêres, anhängig gemacht haben, fortgesetzt. Bei der Wichtigkeit des Gegenstandes holen wir aus dem von dem Advokaten Hrn. Hennequin in der Sitzung vom 9ten gehaltenen Plaidoyer (Vergl. Nr. 359 der Staats-Zeitung) noch Folgendes nach: Nachdem Hr. Hennequin bemerkt, wie der Herzog von Bourbon, der ewigen Quaͤlereien der Frau von Feucheres müde, sich am 39. Aug. 1829 endlich entschlossen habe, das ihm vorgelegte Testament eigenhaͤndig abzuschreiben und zu unterzeichnen, verlas er dieses Aktenstuͤck selbst. Nach dem Inhalte desselben setzte der Testator den Herzog von Aumale, seinen Pathen (vierten Sohn des jetzigen Königs), oder, falls dieser vor ihm mit Tode abgehen sollte, das j—ngste maͤnnliche Kind des damaligen Herzogs von Orleans zu seinem Universal-Erben ein und vermachte zugleich der Frau v. Feucheres ein Kapital von 2 Millionen Fr., ferner das Schloß St. Leu und das Gut Boissy nebst Dependenzen, den Wald von Mont⸗ moreney, die Domgine Mortfontaine, den Pavillon, den diese Dame im Palast Bourbon bewohnte, das ganze Mobiliar dieses Pavillons, endlich die zu ihrem Gebrauche dienenden Kutschen und Pferde. Durch eine letztwillige Anordnung bestimmte, der Herzog sein Schloß Ecouen zu einer milden Stiftung fuͤr die Kinder der Offi⸗ ziere des Condéschen Corps und der Vendze⸗Armee und beauftragte damit besonders die Frau v. Feucheres, „der ich“, sagte er, „hier⸗ durch einen neuen Beweis meiner Anhaͤnglichkeit und meines Ver⸗ trauens geben will.“ Endlich ersuchte er den Koͤnig Karl X, seine sterbliche Huͤlle in Vincennes neben der seines ungluͤcklichen Soh⸗ nes beisetzen zu lassen. Nach der Vorlesung dieses Testaments fuhr der Advokat also fort: „Ein Jahr darauf, am 26. August 183), starb der Herzog. Der Prinz Ludwig von Rohan war kaum von der Existenz des Testaments unterrichtet, als er es fuͤr seine heiligste Pflicht hielt, das Verbrechen zu konstatiren und dasselbe zu raͤchen. Er trat als Klaͤger gegen den Erben und die Legatarin auf. Was den Ersteren anbetrifft, so darf man sich daruͤber wundern, daß er sich so an passiv gehalten hat. Wohl weiß ich, daß seine Min⸗ derjaͤhrigkelt ihm zu Gute kommt; nichts desto weniger ist und bleibt die i, n,, . der ganzen 5 Orleans sehr bemerkenswerth. Doch mag ich mich nicht auf das Rechtsmittel des Perfalls stuͤtzen; nur aus dem moralischen Gesichtspunkte will ich die ganze Sache heleuchten; der Richter wird sich bald uͤberzeugen, daß das Haus

Orleans eben keine Ursache haben wurde, sich zu beklagen, wenn in die Oper begleitet hatten; das Gespraͤch sey auf jenes Ereigniß die Erbschaft desjenigen verlbre, den es ungeraͤcht gelassen ha gelommen, und der Prinz habe unter Anderem gesagt: „Der Herzog Was uns betrifft, so haben wir den Herzog von Bourbon schon ö. Berry war barsch, aber gut; er hat Niemanden etwas zu Leide einmal vor den Kriminalrichtern geraͤcht, und jetzt thun wir es zun gethan; ich liebte ihn sehr; er war der Waffengefaͤhrte meines Soh⸗ zweiten Male, indem wir die ümstoßung seines Tesiaments ver jes“ Nach einigen Augenblicken des Stillschweigens habe er hin⸗ langen.“ Um zu beweisen, daß eine solche Umstoßung zulaͤßig sen, lugefüͤgt: Nun wohl dar seine Kinder Waisen sind, so berief Herr Hennequin sich hier auf die dem Civil-Hoder orange vill ich Vaterstelle bei ihnen vertreten; sie sollen gangene, so wie die neuere Gesetzgebung. Sodann wies er im vor meine Erben seyn.“ Auch suchte der Anwalt aus den eigenen nus? die Grunde zurück, die sich etwa zu Gunsten des Er Briefen der Frau v. Feuch res zu beweisen, wie gut sie vorausge⸗ ben anfuͤhren lassen mochten, als z. B. seine Jugend und bi schen habe, welchen Widerstand sie mit ihren Planen bei dem Her⸗ Haͤrte, die darin liegen wurde, ihn, einen neunjährigen Prin zöge finden werde. Einen ferneren Heweis fuͤr die Unfreiwilligkeit zen, Gewaltthaͤtigkeiten entgelten zu lassen, denen er vollig des Herzogs von Bourbon beim Testiren fand er darin, daß in der fremd gewefen sey. „Waͤre der Herzog von,. Aumale, nich Mitte des Jahres 1829 ein Advokat des Hauses Orleans den Auf⸗ noch zu' unerwachsen“, dͤußerte der Redner in dieser Beziehung mag erhalten habe, ein Testament fuͤr den Herzog zu entwerfen; „um ber diefen Gegenstand befragt werden zu konnen, so wuͤrd' dieses sey ihm vorgelegt worden, ohne daß er es verlangt habe. er ohne allen Zweifel sagen: „„Ich mag nichts von einem Vermb⸗ Hr. Hennequin ging hierauf u den moralischen und physischen gen wissen, das mir auf solche Weise zugewandt worden ist; der Gewaltthaͤtigkeiten uͤber, die sich Frau v. Feucheres gegen den Her⸗ Name Condé ist schon; bedarf es indeß einer solchen Erbschaft, un jog erlaubt habe, um ihn zum Unterzeichnen des Testaments zu ihn wieder ins Leben zu rufen? Auf dem Wahlplatze will ich ein bewegen, und fuͤhrte folgende Aeußerung an, die der Herzog unter Eondé seyn, aber von dem Prinzen von Condé, Herzog von Bour⸗ Anderem gethan haben soll: „Wenn sie erlangt haben werden, was bon selbst verlange ich nichts, als die Aussicht, einst in die Fuß sie wollen, wenn ich ihnen Alles gegeben haben werde, dann wird

tapfen feiner Vorfahren treten zu koͤnnen.““ Nach dem bishen nielleicht mein Leben in Gefahr seyn.“ Auch erwaͤhnte er eines Gesagten erscheint der Herzog von Bourbon als ein Mann, da Gespraͤchs des Herzogs mit seinem Zahnarzte. Als dieser ihm den nicht freiwillig, sondern getrieben von der hoͤchsten Noth und, un Rath ertheilte, sich aus den Banden der Frau v. Feucheres frei sich endlich Ruhe zu verschaffen, testirt hat. Kaum hatte er seing ju machen, habe der Prinz erwiedert: „Mit 71 Fahren aͤndert letzten Willen unterzeichnet, als er von der Herzogin von Orlean man schwer seine Gewohnheiten; Sie werden wohl schon eine Fliege und deren Schwaͤgerin Danksagungsschreiben erhielt. Der Herzü geschen haben, die in ein Spinngewebe geraͤth und von der Spinne ertheilte darauf folgende Antworten, wovon die Konzepte, die E immer dichter umschlungen wird; dies ist meine Lage.“ Nachdem hier sehen, von der eigenen Hand der Frau von Feuchéres korrigit herr Hennequin mehrere der bereits im ersten Theile seines worden sind. „„An die Herzogin von Orleans, den 3. Scyt 183 Plaidoyers vorgekommenen, auf Gewaltthaͤtigkeiten hindeuten⸗ Madame, ich empfinde einen tief gefühlten Dank (Frau von Feuchert den Umstaͤnde wiederholt und durch zahlreiche Aussagen und hatte diefe Worte also geaͤndert: ich empfinde ein wahres Vergnügen Thatsachen zu beweisen gesucht, daß die Frau von Feuchè⸗ Über die liebenswürdigen Dinge, die Sie mir wegen der zu Gunsten ihre res die unertraͤglichste Tyðsrannei uͤber den Prinzen ausgeuͤbt, Kinder getroffenen Bestimmungen sagen Frau von Feuchres träh deß, sie alle ihr verdaͤchtige Personen aus seiner Umgebung mir auf Ihnen zu erkennen geben, wie sehr das Andenken, di entfernt, und daß die taͤglich zunehmenden Quglercien den Prinzen Sie ihr schenken, sie rührt. (Frau v. F. hatte statt dessen geseht endlich kurz vor seinem Tode zu dem Entschlusse gebracht, zu ent- wie sehr Ihre neue Guͤte sie ruͤhrt Wahr ist es, daß sie in die fliehen, weshalb er seinem Intendanten befohlen, 1 Million Fr. ser Sache eine Waͤrme gezeigt hat, die mich die Hindernisse, welch] und die Diamanten in Bereitschaft zu halten, las er nochmals 42 sich der Beendigung derselben entgegenstellten, schnell hat uͤberwin— Rrtikel vor, in denen er die Unguͤltigkeit des Testaments zu bewei— den lassen . „„An Mademoiselle d'Orleans, 3 Sept. 183 sen suchte, und trug auf die Annullirung desselben an. Die Ver— Alle die schoͤnen Dinge, die Sie mir wegen der zu Gunsten unsen handlungen werden uͤber acht Tage fortgesetzt und zunachst die Ad⸗ lieben kleinen Pathen getroffenen Bestimmungen sagen, rühren mich vokaten des Herzogs von Aumale und der Baronesse von Feucheres, sehr. Wenn ich mich nicht laͤnger mit Ihnen unterhalte, so ge herr Ph. Dupin und Herr Lavaux, gehoͤrt werden.

schieht es, weil dabei betruͤbende Gedanken in meiner zerrisseng

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ß Ich , mich sonach ,. onen di ersicherung u. s. S. Randnote, Frau von Feuchares ist sehr er ; /. i. k i g n nnn f., Sie ihr 3 sie . ö. Aus dem Haag, 19. Dez. Das hiesige Dagblad, auf, Ihnen ihren ehrerbietigen Dank dafür auszudräden“ velches die in Bezug auf die Ratification des Belgischen Trak— „Sie érsehen hieraus“, bemerkte Herr Hennequin, „wie sehr Fran tates umlaufenden (vorgestern von uns erwähnten) Gerüchte mit⸗ von Feucheres bemuͤht gewesen ist, in die Briefe des Herzogs ihræ theilt, bemerkt dazu: „Ob diese Berichte in jeder Hinsicht Namen mit einfließen zu lassen; ihr Zweck wurde dadurch qe mit der Wahrheit übereinstimmen, wird von Einigen bezweifelt, reicht, das sehnlichst gewünschte Patronat wurde ihr zu Thel doch scheint es auch gewiß, daß sie nicht ganx ohne Grund sind; n, . . en m ,,,, man will jetzt auch hier am Orte davon unterrichtet seyn, daß n . estrigen S . hte Hr. Henne ein Plaidoyn „ft; ; ĩ 1 fort Er fahr 3 Beweise fuͤr seine Behauptung an, daß da— gunstige Nachrichten aus Rußland eingegangen sind. Testament vom 30. Aug. 1825 kein Akt des freien Willens des He „Brüssel, 18. Dez. In der gestrigen Sitzung der Re⸗ zogs von Bourbon, daß vielmehr sein Wille ein ganz entgegengtn präsentanten-Kammer legten die Herren Robaulrx und e , ih, . 6 3 . Feuche res ihm das , Seron folgenden Vorschlag auf das Bureau nieder: „Vom ewaltfam abgedrungen habe. „Es ist schwer“, dußerte er unter Anderem . 412*95 ̃ ,,, 33 2 nn,, als die des Herzogs v. Orlean⸗ ir Juli 1832 an wird in jeder Gemeinde des Königreichs we⸗ ind des Herzogs d. G ; , er, ,,, 6 4 nigstens eine Elementar-Schule errichtet, in welcher der Unter—⸗ d des Herzogs v. Bourbon ihr ganzes Leben hindurch waren. Erziehung 236 t ; Vergnügungen, politische Ansichten, Kriegsdienst, Exil, Gesinnui— ucht auf Kosten des Staates ertheilt wird, und durchaus kein gen bei der Ruͤckkehr nach Frankreich, kurz Alles bietet den staͤrk Beitrag von den Schülern verlangt werden darf.“ Dieser Vor⸗ sten Kontrast dar. Von diesem wichtigen Gesichtspunkte aus be schlag ist den Sectionen zugewiesen worden. Der übrige Theil trachtet, muß es gewiß auffallen, daß der Herzog von Bourbon sei der Sitzung wurde durch Bittschrifts⸗-Berichte ausgefüllt. nen Erben und Nachfolger freiwillig in einer Familie gesucht w Das ganze Material des Lagers bei Diest ist jetzt öffentlich ben sollte, deren Gesinnungen und Gewohnheiten so sehr von de verseigert worden. Die hiesigen Zeitungen schlagen die

seinigen verschieden waren. Der Gegenpartei wuͤrde es aller ursprünali d auf 1. sich w , ö 5 ö rüngli oste 1 31 = 8d her dings sehr gelegen seyn, wenn eine zwischen den Herzogen von ur p ünglichen Kosten auf, 130,090 l. an und, versicheyn, 226

2 4 4 2 j e 6 8 4 ö) 95 j Wüsank und bon! Bourbon? vestandelte Eintracht und Freun der jetzt daraus gelöste Betrag die Summe von 2500 Fi. nicht

schaft, wenn eine Vergessenheit des Vergangenen bewiesen werde bersteige. konnte, weil dies eine guüuͤnstige Einleitung zur Vertheidigun

e e n d.

des Testaments abgeben wurde. Wir wollen aber sehen, ! . sich in den von dem Herzoge von Bourbon hinterlassnn Karlsruhe, is. Dez. Der Präsident Föhrenbach Korrespondenzen beider Haͤuser Beweise einer offenen Freun stattete in der 156sten Sitzung am 13. Dezember Bericht ab

iber das Schicksal, das einige Adressen in der ersten Kammer getroffen. Der Abgeordnete von Itzstein äußerte bei dieser Ge⸗ legenheit wiederholt den Wunsch, daß seine Motion über die

ekruten-Aushebung noch auf diesem Landtage erledigt werden 6 Hieraüif wurde die Diskusston über das Ausgabe-Budget rtgesetz. Das Landgestüt war der erste Gegenstand der erhandlung. Gegen das Verlangen der Regierung, für die nstalt jährlich 69, 320 Fl. in der laufenden Budget-Periode zu erwilligen, da die bisher jährlich auf das Gestüt verwendeten ö6, 9000 Fl. nicht hinreichend erschienen, erhod sich eine ziemlich allgemeine Opposition. Die Verlegung der Anstalt nach Dur— lach, welche die Regierung ebenfalls in Vorschlag gebracht, wurde verworfen, und es wurde sogar der Wunsch für die gänzliche Auf— hebung des Gestüts laut. Auf den Antrag der Kommisston, 50,006 Fl. jährlich zu verwilligen, äußerte der Geheime Rath v. Rüdt, daß diese Beschränkung unmittelbar die Aufhebung der Anstalt nach sich ziehen müsse, da 8, 000 Fl. das Muimum seyen, mit welchem e Kosten derselben bestritten werden könnten. Mehrere Anträge, die von verschiedenen Abgeordneten ausgingen, sielen ebenfallé durch, und man schlug endlich, der Extreme in den Ansätzen müde, ei⸗ nen Mittelweg ein, indem man 56,900 Fl. für jedes Jahr der bevorstehenden Budgetpexriode, auf den Vorschlag des Abgeord⸗ neten Martin, bewilligte. Unter dem Rubrum: Verschiedene und außerordentliche Ausgaben beim Ministerium des Innern, für welches der neue Finanz-Etat 16,400 Fl. ver— langte, während die Kommission nur 11,000 Fl. in Antrag brachte, wurde gleichfalls ein Mittelsatz von 12,000 Fl. von der Kammer begutachtet. Der Tagesordnung gemäß, stattete der Abgeordnete Hoffmann Bericht ab über den Beschluß der ersten Kammer in Betreff des Neubruchzehnten. Der Antrag der Kommission ging erstens dahin: das Recht, den Zehnten von Neubrüchen zu deziehen, die erst entstehen, gänzlich aufzuheben; 2) für die noch

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schaft und Versoͤhnung auffinden lassen. In dieser Korresponden finden sich Briefe des Herzogs von Orleans uͤber Sachen der Etz quette; beide Prinzen naͤmlich, der Herzog von Orleans sowohl q der Herzog von Bourbon, wollten sich den Vorschriften der Et quette nicht unterwerfen, die ihnen der aͤltere Zweig der Bou nen auferlegt hatte; so weigerten sie sich z. B., wenn Theater he Hofe war, in den Seitenlogen neben der Königl. Loge zu ersché nen, waͤhrend fremde Fuͤrsten in die Koͤnigl. Loge selost Zutritt hat ten. Der Herzog von Orleans benachrichtigte den Herzog ru Bourbon zwar jedesmal von den Beschluͤssen, die er bei dergleich Bedenklichkeiten der Etiquette gefaßt hatte, um eine Uebereinstim, mung der Handlungsweise zwischen beiden Seitenlinien hervorsh bringen. Diese Schreiben beweisen aber noch keine vertraute Freund schaft zwischen beiden Haͤusern.“ Hr. Hennequin ging hierauf einer zweiten Klasse von Briefen uͤber, welche Verwandtschafts⸗-An gelegenheiten betreffen. Aus einem Schreiben vom Mai 18h, geht hervor, daß der Herzog von Bourbon darein gewilligt hattt eine Pathenstelle bei der Taufe des Herzogs von Aumale anzun men, zugleich aber auch, daß die Baronesse von Feucheres dama noch keinen Zutritt in das Orleanssche Haus hatte, was sogar nige Kaͤlte in der Korrespondenz mit dem Herzoge von Orleans Folge hatte. Herr Hennequin machte darguf aufmerksam, wie am fallend es sey, daß Frau von Feuchèeres, die 132 noch nicht ein mi Zutritt in die Orleanssche Familie hatte, waͤhrend sie doch den Königl. Hofe bereits vorgestellt war, im Jahre 1829 so außerordem liches Interesse fuͤr dieselbe Familie bezeigt habe. Ein zweites vo dem Anwalt citirtes Schreiben war eine Antwort des Hen zogs von Bourbon auf ein Billet des Herzogs von Orleans worin dieser dem Prinzen anzeigte, daß er in dem Wunsche ihn nach langer Zeit wieder einmal zu sehen, an einem he stimmten Tage mit seinem aͤltesten Sohne sich in Saint Ka einfinden würde; jene Antwort war indessen so lakonisch ausgefch len, daß Frau von Feuchsres das Konzept dazu korrigirte und ein verbindlicheren Schluß hinzufuͤgte. Nachdem Hr. Hennequin dar zuthun gefucht, daß weder in diesen, noch in anderen nachgelasseng Briefen des Prinzen Zeichen eines näheren, vertrauteren Verhaͤl niffes zwischen ihm und dem Hause Orleans zu finden waͤren, ful in den Freijahren befindlichen Güter diese Freijahre um 3 Jahre er fort: „Der Herzog von Orleans und der Herzog von Bourbe ju verlängern; 3) Se. Königl. Hoheit den Großherzog in einer waren gewissermaßen die Repraͤsentanten, zweier entgegengesetzt, besonderen Adresse zu bitten, den Kammern ein Finanzgesetz vor— politischer Systeme. Das Haus Cond« hielt an den Grundsaͤtzn le uu lasse ch ; se Zebnte j en 6 , , gen zu lassen, nach welchem die Zehnten, die von den Domai⸗ en 6 . , ,, , mn, n . ein nen zu beziehen sind, aufgehoben werden. Der Finanz-Mini⸗ pien der Verfassung von 1791. Um eine Annaͤherung zwischen bel⸗ si ö . ; ö den zu Stande zu bringen, lud Frau v. Feuͤchéres den' Herzog v Or Ieh, von Böck) erhob seine Stimme gegen diese Anträge, leans im Okt. 1827 zu dem von dem Herzog v. Bourbon veranstaltetel welche er ein Extcutionsmittel nannte, das man der Regierung Hubertugfesfe ein. Als Letzterer dies erfuhr, du erte er mehrmals in gegen die erste Kammer in die Hand zu geben gesonnen sey; ein den bestimmtesten Ausdrücken, wie unangenehm ihm die Gegen, solcher Umweg erinnere an Abwege. Herr von Rotteck, der wart des Herzogs von Orleang seyn werbe. Wahrend der Prin nebst den Abgeordneten Beck, Welcker, Duttlinger, Mittermaier also aus seiner geringen Theilnahme fuͤr das Orleanssche Han u. Ll. die Beschlüsse der Kommission vertheidigte, entgegnete auf kein Hehl machte, zeigte er bei jeder Gelegenheit seine Anhaͤnglich, je geri f ö ; s

z ) , , . ich, jene Aeußerung des Finanz-Ministers: Umwege führten doch keit an das Haupt des aͤlteren Zweiges; Gleichheit der Grundsaäßt . . und Gesinnungen, vor Gibraltar geschlossene Waffen⸗Brüͤderschaft, e. . zum Ziele, Abwege vom Ziele fort, und wem Gleichheit des Geschicks, Erinnerungen aus der Zeit der Verba, . gerade Weg verschlossen sey, der dürfe sich nicht scheuen, den nung, alles dies knüpfte ihn an Karl X“ Hr. Hennequin fuͤhrti Imweg einzuschlagen. Der ganze Kommissions⸗ Antrag wurde hterduüf mehrere Arußckungen bes Herzogs an', woraus! er zu be. endlich mit großer Stimmen⸗-Mehrheit angenommen. In der weisen! suchte, derselbe habe sein Vernebzen den Kindern des Her. 157sten Sitzüng der zweiten Kammer am 14. Den theilte Herr zogs von Berry zugedacht gehabt; so seh er eines Tages nach der von Rotteck den Kemmissions⸗ Bericht über die Rückäußerung Geburt des Herzogs von Bordegur bei einem Spaziergänge 9 der ersten Kammer in Betreff der Herrenfrohnden mit. Die 66 kette gn, dn . . e en Offiziere beg gn , Differenz in den Beschlüssen der zweiten und ersten Kammer

am Abende der Ermordung des Herzogs von Be . bezog sich auf die Entschädigung der Frohndeberechtigten, indem

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jene den zehnfachen, diese, mit Uebereinstimmung der Regierung, den zwölffachen Jahresbetrag für die persönlichen Herrenfrohnden in Vorschlag brachte. In der Besorgniß, daß bei fortgesetztem Beharren auf den minderen Ansatz der Entschädigung dies Gesetz sich für diesen Landtag ganz und gar zerschlagen würde, trat die Kom⸗ mission dem Gutachten der ersten Kammer bei und erfreute sich bei der Abstimmung ihres Vorschlages einer unerwarteten Ma⸗ joörität, indem nur 11 Abgeordnete, worunter Herr von Itzstein, von dem früher beschlossenen Satze des zehnfachen Ertrages nicht abgingen. In derselben Sitzung theilte auch Herr von Rotteck, noch vor dem Beginn der Tages⸗-Ordnung, zwei Dank-Adressen von Freiburg mit 342 und von Lahr mit 484 Unterschriften der Kammtr mit, in welchen für die würdevolle Verwahrung der vaterländischen Sonverainetät gegen etwanige befürchtete Ein—⸗ griffe durch die Erneuerung der Karlsbader Beschlüsse gedankt wurde. Auch in der 158sten Sitzung wurde vom Abgeordneten Rindeschwender eine Dank⸗Adresse gleichen Inhalts mit 132 Unterschriften der Kammer überreicht.

Luxemburg, 17. Dez. Im hiesigen Journal liest man: „Die Verhandlungen des Deutschen Bundestages vom 9g. Sept., welche durch die öffentlichen Blätter bekannt geworden sind, enthalten, in der den Bevollmächtigten Oesterreichs und Preußens ertheilten Autorisation, eine Ausnahme zu Gunsten des Deutschen Gebietes in Luxemburg, das zum Deutschen Bunde gehört; und zwar soll dieser Gebierstheil unter keinem Vorwande ausgetauscht werden können. Dennoch hat die Lon⸗ doner Konferenz es nicht für nöthig gehalten, die deutlichen und bestimmten Erklärungen in jener Vollmacht vom 9g. Sept. wei⸗ ter zu e , sie hat Belgien den größten Theil der Kan⸗ tone Messanch, Ärlon und Fauxvillers zugewiesen, welche mit dem, dem Großherzog zugesprochenen, übrigen Theil zusammen das Deutsche Gebiet ausmachen. Der auf diese Weise losge⸗ rissene Theil enthält eine Bevölkerung von 18 bis 19,900 See⸗ len, welche in 30 bis 35 Gemeinden, in einer Ausdehnung von 3 Stunden in der Breite und wenigstens 8 Stunden in der Laͤnge, vertheilt sind.“

Hanau, 20. Dez. Nach einer zweimonatlichen Abwesen⸗ heit find Se. Königl. Hoheit der Kurfürst gestern früh im er—⸗ wünschtesten Wohlsein wieder hier eingetroffen. Se. Königl. Hoheit haben zu Wilhelmsbad Ihre Wohnung genommen.

Hannover, 20. Dez. Auf der Landes⸗-Universstät Göt⸗ tingen befanden sich nach der am 30sten v. M. veranstalteten Zählung 913 Studirende, und zwar:

Landeskinder. Ausländer. Zusammen.

der Theologie Beflissene .. 170 62 232 Mnrigpruden 208 146 354 Medizin 4 106 70 176 Philosophie ꝛct.. 81 70 151

5565 315 913

Gegen voriges Semester sind, der Heimath nach, 6 Landes⸗ Kinder und 1 Ausländer, zusammen 7 weniger; nach den Fakul⸗ täten 3 Theologen weniger, die Juristen in gleicher Zahl, 30 Mediziner weniger und 26 Philosophen mehr vorhanden,

Leipzig, 22. Dez. Unsere heutige Zeitung enthält einen sehr günstigen Bericht über den Gesundheitszustand der hiesigen Einwohner vom Zten bis zum 17ten d. M. und macht dazu die Bemerkung: „Die Ursache dieses ausgezeichnet zünstigen Zu⸗ standes der epidemischen Constitution scheint in der außerordent⸗ lich milden Beschaffenheit der Witterung zu liegen. Das Ther⸗ mometer fiel während dieses ganzen Zeitraumes nicht ein einzi⸗ ges Mal bis auf den Gefrierpunkt und erreichte öfters des Mit⸗ tags 11 12 Grad. Der Rasen grünte wie im Frühling, Veil⸗ chen und Aurikeln blühten, es zeigten sich einzelne Maikäfer und die graue Bachstelze (Motacilla hoasula), welche die hiesigen Gegenden im Monat Oktober zu verlassen und erst im März wieder zurüchukehren pflegt, wurde in Flügen von 8h bis 100 Stück gesehen.“

Schweiz.

Bern, 16. Dez. In der letzten diesjährigen Sitzung des großen Rathes vom 3. Dez. wurde noch beschlossen: 1) Es solle für den reformirten Landestheil eine auf den Neujahrstag von den Kanzeln zu verlesende Proclamation erlassen werden, um das Volk auf die große Wohlthat aufmerksam zu machen, daß un⸗ sere Staatsreform in Vergleichung gegen andere Lander, wo des— halb Ströme von Blut vergossen wurden, so glücklich vellbracht worden sey, und dasselbe aufzumuntern, in christlichem Sinn ge⸗ genseltiger Versöhnung gemeinschastlich dahin zu streben, daß Einigkelt, Baterlandsisebe und reger Gemeinsinn zu Förderung des Guten immer mehr Wurzel fassen möchten. 2) Der Herr Bischof soll ersucht werden, für den katholischen Landestheil ein Mandat in gleichem Sinne zu erlassen.

Spanien.

Madrid, 8. Dez. In der Nacht vom 30. Nov. zum 1sten Dezember verließen zwei Schaluppen, welche 50 bis tjo Spanische Aufrührer am Bord hatten, die Bahen Gibraltar, indem der Gouverneur dieser Festung ihnen dort den Aufent⸗ halt nicht länger gestatten wollte. Man wußte nicht, welche Richtnng dieselben genommen, als man durch Berichte der be⸗ waffneten Küsten-Böte in Erfahrung brachte, daß sie ösilich segelten; die eben erwähnten Küsten⸗Böte folgten ihnen und drängten sie dergestalt, daß sie auf einem Punkt zwischen Ma⸗ laga und Marbilia sich an die Küste warfen und unter Auf⸗ steckung der dreifarbigen Fahne und dem Ausrufe: „Es lebe die Freiheit!“ bei Frangirola an das Land stiegen. Der Gouver⸗ neur von Malaga, 66. Moreno, hatte inzwischen, von jener Expedition in Kenntniß gesetzt, die nöthigen Maaßregeln ergrif⸗ fen, um jenes Haufens hereft n werden, und wirklich gelang

In Königsberg waren erkrankt genesen gestorben Bestand

bis zum 15. Dezember 2211 876 1324 11 Hinnigek. vom 15. bis 19. Dey. 3 4 1 9 Summa 2214 880 1325 9

Ausbrüche der Cholera sind bemerkt: Regierung s⸗Bezirk Breslau. Kreis Wohlau, in Prolnisch⸗Dorf am 12 Dezember. Reg ierungs-Bezirk Gumbinnen. Kreis Angerburg, in Pieszarken am 3 Dez Kreis Sensburg, in Schimonken am 3 Dez. Kreis Ragnit, in Ballandzen am 2. Dezember

Literarische Nachrichten.

Aus der neuesten Broschüre des Herrn von Chateaubriand, welche am 21. Nov. d. J. in Paris imter dem Tites: „An die Leser“ erschienen ist, theilen wir Nachstehendes mit:

„Der Vorschlag, den ich bekaͤmpft hatte, ist durch die Vertre⸗ ter der Nation angẽnommen worden; aber die Verletzung des Ban—= nes (Karls X. und seiner Familie) wird nicht mehr mit dem Tode bestraft. So modifizirt, erscheint mir derselbe unnuͤtz oder auf eine sentimentale Weise grausam; denn am Ende befindet sich die To⸗ desstrafe doch darin verborgen. Man muß das Urtheil der Herren Pairs abwarten! Auf meine Broschuͤre sind zahlreiche Entgeg— nungen erschienen. Unter den Personen, welche geschrieben ha⸗

ben oder, wie man sagt, noch schreiben werden, bemerke ich den Namen des einzigen Geschaͤftsmann es, und. Red⸗ ners, den die Quasi-Legitimitͤt von der Anti- Legitimität sich geliehen hat, eines Mannes, doppelt begabt mit dem Talente

des Redners und des Schriftstellers, dem ich schon zu einer Zeit, wo die Politiker meiner Ansicht ihm wenig geneigt waren, den verdienten Zoll der Lobspruͤche zu ertheilen so gluͤcklich gewesen bin. Ich wuͤnsche mir mehr als jemals Gluͤck dazu, gerecht gegen das Verdienst gewesen zu seyn; wenn dieses auch mein Gegner ge⸗ worden und mit seinen jungen Lorbeern meine welken Palmen ver— draͤngt. Ich kenne diese verschiedenen Schriften nur aus den Anzeigen in den oͤffentlichen Blattern, zwei ausgenommen, weil die Verfasser derselben mir die Ehre erzeigt haben, mir solche zu—⸗ zusenden. Man fordert mich von allen Seiten auf, meinen Tad⸗ lern zu antworten; ich enthalte mich dessen aus folgenden Grün den: Meine Arbeit ist gut oder schlecht; ist sie gut, so wird sie sich von selbst vertheidigen; wenn sie schlecht ist, so werden alle meine Anstren⸗ gungen ihren Fall nicht verhindern. Ist es meine Person, die man ver⸗ folgt? Das verzeihe ich. Man behaupte, ich sey ohne Genie, ohne Geist, ohne Talent, ohne Logik, ohne Kenntnisse; ich raͤume es ein. Ich bitte nur, mir immer wahre Dinge nachzusagen, mir nicht z B. die „Geheime Not er zuzuschreiben; denn ich bin nicht der Ver⸗ fasser dieser Schrift. Ohne indeß eine Broschuͤre zur Vertheidigung meiner Broschure schreiben zu wollen, glaube ich mich doch zu ei—⸗ nigen kurzen Bemerkungen verpflichte Man macht großen Laͤrm von ich weiß nicht welcher angeblichen Verbindung zwischen meinen, den sogenannten Karlistischen, und den sogenannten li⸗ beralen oder revolutionnairen Meinungen. Verstaͤndigen wir uns daruͤber. Seit dem Beginn der Restauration habe ich nicht aufgehört, die offentlichen Freiheiten zu verfechten; die Preß⸗ freiheit ist mir vielleicht einigen Dank schuldig; sie ist, der aufrichtigen Liebe halber, die ich ihr widmete, der Hauptgrund meiner Ungnade unter der Regierung der Legitimität gewe⸗— sen. Alle Leute, welche die Nationalrechte vertheidigten, be⸗ fanden sich damals auf meiner Seite; ich ging, wie heute, mit den Revolutionnairs. Was ist denn also in meiner Stellung so neu? Ich habe unter der Restauration stets für die Ehre Frankreichs ge—⸗ laͤmpft. Ich wollte, daß die Legitimitaͤt sich treu den Institutio⸗ nen der Charte anschließen mochte, und ich fuͤhlte außerdem, daß sie einer Taufe des Ruhms bedürfe; dieser Idee habe ich große Opfer gebracht Wohlan! Auch in diesem System der Ehre und des Ruhms traf ich mit den Revolutionnairen zusammen. Die Freiheit und die Ehre Frankreichs im Innern, Ungohaͤngigkeit nach außen, das sind die beiden Punkte, in denen Karlisten und Revo⸗— lutionnairs uͤbereinstimmen. Ueber diesen gemeinschaftlichen Grund⸗ satz großherziger Ansichten leben wir in Frieden und erwarten die Befreiung des Vaterlandes aus den zweideutigen Handen des juste misien. Ich habe die Karlisten und Revolutionnairs als Cotterie bezeichnen hßren. Sonderbgre Cotterie derer, welche wei große Gebietsabtheilungen in Frankreich inne haben: Ost und stordost, Westen und Suͤden! Aber es giebt ein halb Dutzend Leute, die, in den hoben Regionen einer gewissen politischen Er⸗— ziehungssucht sich gefallend ünd bewundernd, mit den niederen Sterblichen sich nur durch jene Verachtung, welche die Kette zwi⸗ schen ibrer unendlichen Seligkeit und unserem veraͤchtlichen Nichts bildet, in Verbindung setzen koͤnnen; wir muͤssen uns glücklich schaͤtzen, daß sie sich so weit herablassen, uns mit einem Namen zu beehren, den sie eigentlich tragen und verdienen. Ein anderer Einwurf heißt: „Ihr gebt die Erblichkeit Heinrichs V. zu und ruft zugleich die Souverainetaͤt des Volkes an; welch' ein Wider⸗ spruch ““ Durchgus nicht. Es sind ja nicht meine Ideen, welche ich aufstelle, es sind die Eurigen. Ich ergreife Enre Waffen, ich folge Euch auf Euer Gebiet. Ihr argumentirt aus der Sou— verainetaäͤt des Volkes zu Gunsten der Julitage, die Ihr noch uͤber— dies entstellt habt. Anstatt Euch mit diesen Gruͤnden abzuweisen, antworte ich Euch: Es sey! Aber dieses Volk, hinter das Ihr Euch verschanzt, ist nicht um Rath gefragt worden, Auch ich bin ein Theil dieses Volkes. Ich gebe Eurem Auserwählten meine Stimme nicht, und so lange mich die gesetzlich festgestellte Mehrheit der Na— tion nicht verurtheilt, so lange werde ich Eure politischen Institu⸗ tionen nicht anerkennen. Wenn die Quasi- Legitimitaͤt, wse sie es bis heute gethan hat, die Volks-Spuverainetaͤt verleugnet, so frage ich sie, kraft welches Rechts sie uͤber die Krone verfugen konnte? In diesem Falle kehrt Heinrich V. ganz natuͤrlich zuruͤch, sowoh! dermoͤge seines erblichen, als vermöge seines in der Charte von 1814 ausgesprochenen constitutionnellen Rechtes. Die ministerielle Regierung der Wahl- Monarchie hat die Konseguenzen der Juli tage nicht durchgefüͤhrt. Sie ist jetzt im Besitz der Macht weder durch den Ruhm, noch durch die Erbfolge, weder durch die Zustimmung eines National⸗Kongresses, noch durch die Gewalt der Nothwendigkeit, welche zwar einen Augenblick bestehen konnte, doch jetzt nicht inehr vorhanden ist. Ich verlangte im Jahre 1331 die Appellation an das Volk, um das legitime Köͤnigthum, wie man sie im Jahre 1793 verlangte, um den legitimen Koͤnig zu richten;

es ihm auch, ihn in einem Pachthofe, wo er eine feste Stellung genommen hatte, einzuschließen und ihn den Sten d. M. früh um 3 Uhr nebst dem Unführer des Haufens, dem Ex-General Don Fozé Maria Torrijos, einem bekannten Rebellen-Chef, zu Ge⸗ fangenen zu machen.

ü

2

Cholera.

In der RKesidenzstadt Berlin waren erkr. genes. geslorb. Bestand

bis zum 23. Dez. Mittags 2244 823 1415 6

Hinzugek. bis jum 24. Dej. Mittags 1 2 5

Bis zum 24. Dez. Mittags Summa 2246 824 1417 5 Hierunter sind vom Militair 35 18 17 ö

Die Kranken befinden sich in den Hospitälern. In Breslau waren erkrankt genesen gestorben Bestand

bis jum 17. Dej. 1304 614 688 Hinzugek. v. 17. bis 21. Dez. * 2 * 2 Summa 1304 616 688 ö! Darunter Militair 36 22 14

in beiden Faͤllen hat man sie verworfen Waͤhrend ich die Schwaͤ⸗ chen der Wahl⸗Monarchie bezeichne, traͤgt ste selbst Sorge, diesel ben noch zu vermehren Die Quast⸗ Legitimität, sogar die Fehler der Legütmstaͤt nachäffend, hat im November 1331, bei Gelegenheit der Pagirie, aͤhn liche Verordnungen, wie die des Juli 183), erlassen; und sie hat doch nicht einmal einen Artikel 44 der Charte zu ihren Gunsten auszulegen. Wird man ihr die Auflagen bezahlen, welche von den neuen 7 votirt worden sind? Wird sie ihre Barrika⸗ den haben? Bestndet sich das Schiff Karls NX. noch in Cherbourg? Man hat auf den Artikel einer Englischen Zeitung (der Times, hinge. wiesen. Ich suche den Ursprung jenes Artikels nicht, obgleich es mir leicht seyn wurde, den selben aufzufinden. Wer mit der Englischen und Franzdsischen Sprache vertraut ist, weiß, daß es einen Ideen— w eine gewisse Art des Ausdrucks giebt, die sogleich den Ünter— chied zwischen den beiden Nationen erkennen laßt. Wie dem aber auch sey, man fragt mich in jenem Artikel und sagt: „„Haben Sie sich nicht erböten, nach Holyrood zu kommen, und iss Ihr Anerbieten nicht zuruͤckgestoßen worden? Haben Sie nicht an die

rien von Berry geschrieben, als sie durch Genf kam, hat sie ch nscht geweigert, Sie zu seben und Ihren Brief anzunehmen?.“ Dies wurde eine Art von Anklage seyn, der ich mich rühmen foönnte; ich bin schon ofter von Königlicher Hand verletzt worden;

öfter noch aher hahe ich auf die Gunstbezeigungen des Hofes verzichtet,

* 12 . ; 68 * 1

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