1832 / 10 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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sie bedeutender seyn, sobald erst der Augenblick dazu gekommen ist. Feden falls ist daher eine Hoffnung zur Verminderung der Volks⸗ länen vorhanden; doch können wir dieselbe nur verwirklichen, wenn wir mit Festigkeit und Vorsicht zu Werke gehen. Die Last der Ab⸗ gaben ist immer nur relativ; sie haͤngt von dem Reichthume des Landes ab. Frankreichs Reichthum nimmt aber taglich zu, und schon dadurch vermindern sich die Lasten. Zwel Din e richten ein Volk zu Grun⸗ de: Unordnung in den Finanzen und thörichte Unternehmungen. Was nun den ersteren Punkt anbetrifft, so gerrscht bei uns in dem Rech nungs⸗ wesen eine bewunderungswurdige Ordnung. Huͤten wir uns also vor Unternehmungen, die dem wohlverstandenen National⸗Interesse fremd sind. Wodurch ist unsere vorige Regierung in Schulden gerathen? Durch bie Milliarde für die Emigranten unz March den g, in Spanien. Was hat England in Schulden gestürzt? Ein Z3ojaͤhriger Krieg. Anstatt also Ausgaben zu machen, welche die Ehre und die Sicher⸗ heit der Nation nicht erheischen, wollen wir lieber darauf bedacht seyn, unsere Budgets, wenn auch nicht ö ermäßigen, doch auf ihrem en , Standpunkte zu erhalten; und bei der Wohl⸗ fahrt, die der Friede und eine gesetzliche Freiheit unserem schoͤnen Vaterlande versprechen, werden wir dann die jetzigen Lasten des Volkes nicht zu schenen brauchen.“ Laute Beifallsbezeugungen be⸗ gleiteten Hrn. Thiers, als er die Rednerbuͤhne verließ.

Paris, 2. Januar. Gestern um 11 Uhr Vormittags em⸗ pfingen der König und die Königin, umgeben von dem Kron⸗ prinjen und den Übrigen Prinzen und Prinzessinnen des König⸗ lichen Hauses, bei Gelegenheit des Jahreswechsels die Glück— wünsche der Minister und Marschälle, der Pairs⸗ und der Depu⸗ tirten⸗ Kammer, des Staats-⸗Rathes, des Cassations⸗, des Rech⸗ nungs⸗- und des Königlichen Gerichtshofes, des Rathes für den öffentlichen Unterricht, des Präfektur- und des Stadt-Rathes, des Civil⸗ und Handels-Tribunals, der Friedensrichter, der vier Klassen des Inststuts, des reformirten, lutherischen und tsraeliti⸗ schen Konsistoriums, der Gefängniß- und Ackerbau-⸗Gesellschaft, der Professoren der polytechnischen Schule, der Wechsel Llgen⸗ ten u. s. w. Um 2 Uhr wurden ju demselben Behufe die Ofsizier⸗Corps der Garnison und der National⸗-Garde vorge⸗ lassen. Um 5 Uhr empfingen Se. Majestät das diplomatische Corps, in dessen Namen diesmal nicht, wie bisher, der Päpst⸗ fiche Nuntius, sondern der Königlich-Sieilianische Botschafter, Fürst von Caftelcicala, folgende Anrede hielt: „Sire, wir haben die Ehre, Ewr. Majestät bei dem Eintritte des neuen Jahres den Glückwunsch der von uns repräsentirten Souveraine darzuhringen; sse hegen dle aufrichtigsten Wünsche für das Wehl Ewr. Majestät und Ihrer erhabenen Familie, so wie für das Glück Frankreichs. Mit dem glücklichen und friedlichen Frankreich sind die Ordnung, die Ruhe und das Glück aller übriger Staaten eng verknüpft. In dem verflossenen Jahre haben Ew. Majestät und die anderen Doönveraine Alles, was in ihren Kräften stand, gethan, um den Frieden, dieses vornehmste Bedürfniß der Civilisation, auf⸗ recht zu erhalten; ihre Bemühungen sind mit Erfolg gekrönt worden, weil auf allen Seiten der aufrichtige und feste Wunsch vorhanden war, die Schwierigkeiten zu beseitigen, die Hinder⸗ nisse zu besiegen. Das abgelaufene Jahr hat den Grund gelegt zu dem Frieden des beginnenden und aller darauf folgender. Zur Befestigung dteses großen Werkes werden Ew. Majestät, wir zweifeln nicht daran, denselben Eifer, dieselbe Sorgfalt, dieselben red⸗ lichen Absichten zeigen, von denen unsere Souveraine beseelt sind. Eine solche Aufgabe zu lösen, ist eben so lohnend, als

ehrenvoll. Genehmigen Sie die Weissagung, daß das Werk gelingen wird, und gestatten Sie uns noch, unsere ehrfurchts⸗

volle Huldigung und unseren persönlichen Glückwunsch hinzunn⸗ ftigen.“ Ver König erwiederte „Meine Herren, die Wünsche, ie Ste Mir im Namen der Souveraine, welche Sie bei Mir repräsentiren, für Mein Glück und das Meiner Familie, so wie für die Wohlfahrt Frankreichs, zu erkennen geben, rühren Mich tief. Ich freue Mich mit Ihnen, daß die Hoff— gungen, bie Ich Ihnen vor einem Jahre zu erkennen gab, in Erfüllung gegangen sind. Die Mitwirkung Ihrer Son⸗ veraine wirb, mit derselben Aufrichtigkeit, wie im ver⸗ flossenen Jahre, die Beharrlichkeit Meiner Bemühungen, Frankreich und Europa die Besestigung jener großen Wohlthat des allgemeinen Friedens, den Sie mit Recht das vornehmste Bedürfniß der Civilisation nennen, unterstützen; und Ich habe das feste Vertrauen, daß alle Staaten auch ferner im Schoße des Friedens das Glück und die Wohlfahrt finden werden, in deren Genusse sie zu sehen Mir so viel Freude gewährt. Ich danke Ihnen abermals, m. H., für alle die Gesinnungen, die Sie Mir Fersönlich aus drlicken. Der Moniteur enthält auch noch die Anreden der Präsidenten der Pairs⸗ und der Deputirten⸗ Kammer, des Großsiegelbewahrers an der Spitze des Staats⸗ Rathes, der Präsldenten des Cassations- und des Rech⸗ nungs⸗Hofes, so wie des Herrn Villemain, Vice⸗Präsiden⸗ ten des Königl. Rathes für den öffentlichen Unterricht, neh st den von Sr. Majestät ertheilten Antworten. Der Baron Pasquier äußerte im Namen der Pairs unter Anderem: „Die Palrs⸗Kammer überzeugt sich, Sire, daß ihre Pflichten gegen rankresch und gegen Ew. Majestät durch die ihr neuerdings ge⸗

botene und loyal von ihr angenommene neue Stellung gewisserma⸗ sen noch größer als bisher geworden sind. Um sie zu erfüllen, wird ie Kainmier die dazu benöthigte Kraft aus ihren Erinnerungen, aus dem sse beseelenden Gefühle der Ehre, so wie aus ihrer uner⸗ sch ütterlichen Hingebung für die National⸗Freiheiten, flir die Bewah⸗ rung der öffentlichen Ordnung, für das Vaterland und für den Fürsten schöpfen, dem dieses Vaterland sein Schicksal anvertraut hat.“ Der König antwortete im Wesentlichen Folgendes: „Diese Gesinnun⸗ en siad der Kammer würdig und entsprechen den Erwartungen ber Nation. Ich theile mit Ihnen die Hoffnung, ja, ich möchte sagen die UUeberzeugung, daß das große Opfer, welches die Pairs⸗ ämmer mit eben so viel Seelenadel als Hingebung gebracht hat, den Beweggründen, die ihr dasselbe eingaben, entsprechen, d. h. daß dieses Opfer den Staatsgewalten die vorzüglich in jetzi⸗ ger Zelt so nöthige Einigkeit erhalten, daß es durch die Staͤr⸗ fung der Verfassung den Gang der Regierung befestigen und der Nation beweisen wird, wie sehr sie Recht hatte, als sie auf den (Edelsinn und die Hochherzigkeit der Pairs⸗-Kammer rechnete / Dem Prässdenten der Deputirten-Kammer erwie derten Se, Maj. nter Anderen: „Ich erkenne, wie Sie, alle die Vortheil, die der Friede uns bietet; Niemand hegt aufrichtigere Wünsche für die Bewahrnng desselben, als Ich, und Sie wissen, daß Ich ihn wiemalsg durch Opfer erkauft haben würde, die mit der National⸗ Ehre und den Interessen des Volkes unverträßlich wären. Was di. Wünsche betreffen, die Sie Mir für das Glück und die Wohlfahrt Frankreichs, gestützt auf eine 53. Volljiehung der Charte, zu erkennen geben, so geselle Ich Mich denselben von ganzem Herzen bei. Ich habe die Krone in der Hoffnung auge nommnen, daß es Mir gelingen werde, dieses schöne Ziel zu er⸗ reichen. Die Kraft, die Ich aus Ihrer Mitwirkung schöpfe, wid Mich bel der Erfüllung dieses großen Werkes unterstützen.“ Von den hiesigen Blättern smd heute nur der Moniteur,

die Gäjette de France, die Quotidienne, der Courier de 1 Europe, die Revolution und der Globe erschienen. Der Redatteur des

tutionnel, ihre Börsen zu füllen.

zurückgekehrt.

odesart des Herzogs von Bourbon angetragen und ten hatte, die Urheber dieser Denkschrift vor dem Zuchtpolizei⸗Ge⸗ richte zu belangen. Der Anwalt suchte nunmehr darzuthun, daß der Herzog von Bourbon sich selbst das Leben genommen habe, weil er nach der Juli Revolution nicht zum zweiten Ma⸗ le habe auswandern wollen und doch andererseirs seine der neuen Regierung gegebene Zustimmung bereut und sich gewisserma⸗ ßen geschaͤmt habe Karl X. im Ungläck verlassen zu haben. Als Beweis für diese Behauptung las Hr. Lavaux zunaͤchst ein Schrei⸗ ben des Hrn. von Guesnay, eines der Freunde des Prinzen, vor, worin dieser erklart, daß er im Juli 1835, stuͤrmische Tage voraus⸗ sehend, den Herzog von Bourbon mehrmals aufgefordert habe, Frankreich zu verlassen und im Auslande bessere Zeiten abzuwarten, und daß der Herzog anfangs auch diesem Plane geneigt geschtenen habe. Ferner las der Advokat die bei der Instrueticn von den Her⸗ ren Pregeaut, Belzuna, der Frau von St. Aulaire, Frau v. Cha⸗ bannes, dem Abbé Pelier, Hrn. von Shoulot u. s. w. gethanen Aussagen vor, welche saͤmmtlich dahin Küͤbereinstimmen, daß der Prinz nach den Juli⸗-Ereignissen in tiefe Schwermuth versunken sey, daß er oft geseufzt und Thraͤnen vergossen und das Schick sal Karls X, so wie die zukunft des in eine zweite Revolution fortge⸗ rissenen Vaterlandes, laut beklagt habe; dazu kam die Besorgniß, daß man seine Schloͤsserpluͤndern und daß sogar seine Person vor der Wuth des Volkes nicht sicher seyn werde; von diesen Gedanken gequaͤlt, habe der Prinz oft gesagt, es ware besser fuͤr ihn, wenn er todt waͤre. Bald brachen auch im Schlosse von Saint⸗-Leu unter den Umgebungen des Prinzen Zwistigkeiten aus. Die Herren v. Pre⸗ geant, Belzuna, Shoulot und der Abbé Pelier, höͤchst royalistisch gesinnte Maͤnner, wollten ihn zu einer zweiten Auswanderung be⸗ wegen, Hr. v. la Villegontier hingegen hegte gemaͤßigtere Gesinnun⸗ gen. Oft entstand zwischen ihnen in Gegenwart des Herzogs, der darüber sehr betruͤbt zu feyn schien, Streit. Außer diesen inneren Spaltungen trug noch mehreres Andere dazu bet, die Schwermuth des Herzogs zu vermehren und ihm das Leben zu verleiden. So wurde ihm . B. gerathen, sich nicht mehr Bourbon, sondern nur noch Condé zu nennen; mit Widerwillen sah er in St, Leu die dreifarbige Fahne , und als ihm der Abbé Pelier am 4. August meldete, das Schloß von St. Cloud sey geplündert wor⸗ den, gab der Herzog durch einen schmerzlichen Ausruf die Besorghiß kund, daß seine Schloͤsser gleiches Schigsal erfah⸗ ren würden. In der Furcht, die Leidenschaften des Volkes gegen sich aufzuregen, sah er sich sogar gendͤthigt, einen Theil sei⸗ ner Jagd⸗Equipagen abzuschaffen. So trug Alles dan bei, seine Seele immer duͤsterer zu siimmen, und als die Königliche Familie von diesem Gemuͤthszustande des Prinzen benachrisptigt wurde, machte die Koͤnigin ihm am 21. August einen Besutch, um seine Besorgnisse zu beschwichtigen und einige Ruhe in seinen geaͤngste⸗ ten Geist zu bringen. Am 25. August, seinem Namenstage, war der Herzog, nach der Aussage der Herren von Chabannes und Surval und der Abbés Briant und Letellier, noch trauriger als sonst, und diese Stimmung erhöhte sich am 26sten, dem Tage vor seinem Tobe. Um 8 Uhr Morgens hörte sein Kammerdiener Manoury star⸗ kes Geraͤusch in dem Zimmer des Prinzen; er trat ein und sah, wie derselbe die Thuͤr hinter Frau von Feucheéres zumachte, indem er ihr sagte: „Lassen Sie mich in Ruhe.“ Der General Lambot hat ausgesagt, daß, als der Herzog sich beim Abendessen mit ihm und Hertn vön Cosss unterhielt und von den Ereignissen des Tages die Rede war, er aufs neue seine Besorgnisse aͤußerte und die Unterhaltung mit den Worten abbrach: „Dieser Gegenstand ist zu traurig; man muß bei Tische nicht davon sprechen.“ Als Frau von Feuchéres den Herzog an demselben Abende erinnerte, daß er noch uber zwei bei ihm elngegangene Bittschriften zu entscheiden habe, wollte er dieses Geschäft nicht auf den folgenden Tag verschieben, sondern ließ so⸗ gleich Lichter anzünden, üm dasselbe abzumgchen. Als der Herzog um 11 Uhr schlafen ging, machte er, der Aussage eines Dieners zufolge, allen Leuten seines Hauses ein Zeichen des Abschiedes, wel⸗ ches sonst nicht in seiner Gewohnheit war und die Dtienerschaft in Verwunderung setzte. Am 28. Aug. um 8 Uhr Morgens, als der Stunde, wo 6 befohlen hatte, daß man ihn wecken moge, klopfte der Kammerdiener Lecomte, um diesen Befehl des Gebieters zu voll⸗ zieben, an die Thur des Schlafzimmers, die er verschlossen fand; als keine Antwort erfolgte, entfernte sich der Kammerdiener wieder, welcher glaubte, der Prinz schlafe noch fest; inzwischen kam auch der Leib⸗ arzt, Dr. Bouy, an und kehrte mit Lecomte zurück, um den Prin⸗ zen nochmals zu wecken; als sie auf wiederholtes Klopfen noch feine Antwort erhalten, werden sie stutzig, eilen zu dem ersten Kam⸗ merjunker, Hrn. v. la Villegontier, und da sie diesen nicht mehr zu Hause finden, zu Frau v. Feucheres, die noch im tiesen Schlafe lag; sie lassen sie wecken und erzaͤhlen ihr das Vorgefallene; sie steht auf, das Stillschweigen des Prinzen erweckt die lebhaftesten Be⸗ sorgnisse in ihr, und sie befiehlt, die Thuͤre des Schlaf⸗Zim⸗ mets zu erbrechen; dies geschieht; die beiden Kammerdiener Manoury und Lecomte treten in das Zimmer und finden den Prinzen an den oberen Riegel eines der Fenster mit⸗ telst . an einander geknuͤpfter Schnupftuͤcher aufgehangen. Der Leichnam hing nicht vollkommen, indem die Spitzen der Zehen den Boden berührten; der Koͤrper war kalt, die Augen halb ge⸗ schloffen, Arme und Beine steif, die Zunge geschwollen; die Kleider bes Prinzen, so wie das ganze Zimmer, wären in der vollkommensten Ordnung; , Schritte vom Leichnam stand ein Stuhl; das Bett war eingebrückt, der Prinz schien also einige Zeit darin gele⸗ gen zu haben. Bald war im Schlosse Laͤrm geworden und verbrei⸗ tete sich von hier aus durch die ganze Ortschaft; der Maire kam und nahm über den Zustand des Orts, des Leichnams und der Kleider ein Protokoll auf Der Dokltor Bouy gab in einem Be⸗ richte sein Gutachten dahin ab, daß der Herzog, um sich zu erhaͤn⸗ gen, auf einen Stuhl , sey und diesn dann umgeworfen habe. Der jetzige Konig schickte drei Aerzte mit dem General⸗ Prokurator Bernard nach St. Leu, die nach einer genauen Unter⸗ uchung der Oertlichkeit, der Kleider und nach der Section des Leichnams einstimmig der Meinung waren, daß der Prin durch Strangulation gestorben sey, und daß, da das Zimmer von innen verriegelt gewe⸗ fen, also Niemand in dasselbe habe eindringen koͤnnen, da ferner

weder an dem Leichnam noch an den Kleidern sich eine Spur von Gewalt finde, man annehmen muͤsse, diese Todesart sey eine frei⸗ willige gewesen. Einen neuen und überzeugenden Beweis fuͤr den Selbstmord fand der Anwalt in einigen von dem Prinzen geschrie⸗ benen Zeilen, die man in dem Kamine des Schlafzimmers zerrissen

unter einer Menge verbrannter Paptere fand; man setzte die ein⸗ zelnen Stücke wieder zusammen und fand folgenden Inhalt: „St. Feu gehbrt Eurem Könige Philipp; pluͤndert und zuͤndet weder die⸗ ses Schloß noch das Dorf an. Fügt Niemanden Leides zu, we⸗ der meinen Freunden, noch meinen Leuten. Man hat Euch in Bezug auf mich getaͤuscht. Ich habe nur noch zu sterben,

letzteren Blattes hat an den Constitutionnel, der die Nachricht verbreitet hatte, daß die Chefs der Sekte der St. Simonianer als Betrüger gerichtlich belangt werden würden, eine ziemlich ener⸗ gische Protestation gerichtet; er behauptet darin, während die St. Simonianer in allen ihren Handlungen nur das Gemeinwohl bezweckten, sey das einzige Streben der Redacteure des Consti⸗

Herr Cottu, der bekanntlich seit der Juli-Revolutien als Emigrant in der Schweiz und in England lebte, ist hierher

Am verwichen en Freitag wurden die Verhandlungen in dem Prozesse oͤber das Testament des Herzogs von Bourbon vor dem hiesigen Tribunale erster Instanz fertgesetzt. Der Anwalt der Ba⸗ ronesse v. Feuchères, Advokat Lavaur, fuhr in seinem vor acht Ta⸗ gen abgebrschenen Plaidoyer zu Gunsten seiner Klientin fort, nach⸗ dem er auf Ünterdrückung der von den Fuͤrsten v. Rohan bekannt 8 Denkschrift uͤber die Kriminal⸗Untersuchung wegen der

äh vorbehal⸗

Lebt wohl auf ewig. (gez) Prinz von Bourbon.“ unten standen die or? „Ich verlange, in Vincennes neben nem ungluͤcklichen Sohne beerdigt zu werden.“ Obgleich das h bunal von Pontoise entschieden hatte, daß der Prinz sich selbst en leibt und daß also gegen Niemand eine gerichtliche Untersuchn einzuleiten sey, wurde dennoch bald auf den Antrag der Prinz von Rohan eine neue Instruction angeordnet; zugleich erschien g Schrift, betitelt: „Appellation an die öffentliche Meinung in R treff des Todes des Prinzen von Conde“, worin die Gegen⸗Pam alle Indieien des Selbstmordes zu entkraͤften suchte. Herr Lavqgh ging jetzt die von den verschiedenen Behörden aufgenommenen Pn tokolle und die zweite gerichtliche Instruetion im Detail durch, die von der Gegen-Partei aufgestellten Behauptungen zu widen gen und den Selbstmord darzuthun; zum Beweise dafuͤr, daß i dem Gedanken an den Selbstmord nicht fremd gewesen s uͤhrte er eine Aussage des Herrn Shoulot an, nach welcher der P im Jahre 1815, waͤhrend der hundert Tage, in der Vendée n Plan gehabt habe, sich das Leben zu nehmen, um aus seiner schm. rigen Lage herauszukommen. Daß der Prinz gerade diese Tode ewaͤhlt, hat einer seiner Kammerjunker, Hr. von la Villegontz ehr natuͤrlich gefunden, da er keine Pistolen gehabt und es nie gewagt haben würde, welche zu fordern, da er ein Gewehr wegn seiner Wunden nicht habe brauchen können, und da der Degen g iu unsicheres Todeswerk eug sey. Nachdem Hr. Lavaux aus die ganzen Darstellung der Verhaͤltnisse die Folgerung gezogen, daß: Ermordung des Prinzen eine bloße Erfindung und also von Gegenpartei nicht als ein Grund der Nichtigkeit des Testamem geltend gemacht werden könne, entkraͤft ete er am Schlusse die von Hu Hennequin in dessen Plaiboyer für die Prinzen v. Rohan als wahr gestelltelussage eines Dieners, „Frau v. Feucheres habe den Prinzen sog gemißhandelt, und der Letztere habe namentlich am 10. August ig

stige Frau, seht, wie sie mich zugerichtet hat, ich kann nicht me mit ihr zusammen leben;“ dadurch, daß Aubry, von dem der Au sagende jene Aeußerung des Prinzen gehort haben wollte, das Gan gelaͤugnet und diese Erklarung vor Gericht eidlich erhaͤrtet hat Ueber acht Tage werden die Verhandlungen fortgesetzt werden.

Großbritanien und Irland.

London, 31. Dez. Sir Hudson Lowe war vorgestern it Kolonie amte beschäftigt.

Der heutige Courier enthält den nachstehenden Artikel „Die Berathschlagung, die gestern im auswärtigen Amte m Bezug auf die Entscheidung der Konferenz gehalten wurde, wa wie wir vernehmen, eine der wichtigsten, welche stattgefunder seitdem die Repräsentanten der fünf Mächte zum ersten Ma zusammentraten. Bald nachdem die Berathung beendigt wa wurden von Lord Palmerston Couriere nach Berlin und Wi mit der Instruction abqJesandt, mit der größtmöglichen Schne ligkeit zu reisen, damit, wie wir vernehmen, die Antwort nog vor dem 15. Jan. hier eintreffe. Unsere Leser werden sich etsn nern, daß der 15. Jan. der durch Protokoll zur Auswechse lun der Ratificationen des vorgeschlagenen Friedens-Traktates zi schen Holland und Belgien festgesetzte Tag ist.“

Das Dublin Freemans Journal sagt: „Wir habe mehr als einmal auf die Llehnlichkeit zwischen Belgien und land aufmerksam gemacht; der Courier hat eben so oft unft Darlegungen zu widerlegen gesucht; aber es ist ihm nicht gelun gen. In der Armee, auf der Flotte, in den Zöllen, in de Aecise, im Senate, auf den richterlichen Bänken, in den Cy richtshöfen, zu Hause und in den Kolonieen, in jeder Richtun und in jeder Lage des Lebens nirgends hat das Irländist Volk dieselben Rechte, Privilegien und Vorzüge, wie die Englch länder und die Schotten. Dies wiederholen wir mit reislit ster Ueberlegung. Viellcicht beliebt es dem Courier, wen er unsere Behauptung wieder bestreiten sollte, seine prch lenden Angaben durch eine kleine Thatsache oder einn kleinen Beweis zu belegen; sonst werden dieselben Irland keine Wirkung hervorbringen.“ Der Courier a wiedert darauf unter Anderem: „Wir werden dem Freeman sth verbunden seyn, wenn er die Parallele zwischen Belgien und J land förmlich aufstellen will; wir versprechen, sie dann Punt für Punkt genau zu erörtern. Was die Behauptung betriff daß die Irländer nicht dieselben Rechte und Vorrechte wie d Engländer hätten, so wiederholen wir, daß in unserem Lande kei

irgend einem Posten ausgtschlossen worden ist. Wenn wir Za hätten, die Armee⸗, Flotten⸗ und Zoll-Listen durchzugehen, würde uns der Beweis leicht seyn, daß die Irländer ihren geht rigen Antheil an Ehren und Aemtern haben. Füär jetzt wolle wir ung mit der Frage begnügen: was für ein Landsniann ma der frühere Ober- Befehlshader was der letzte Premin Minister der Fürst von Waterloo? Als das dankbare Vater land dem Besieger Napoleons Ehren und Belohnungen votitt gab es da weniger, weil der Mann ein Irländer war? Als erster Minister der Krone wurde, gab seine Geburt Anlaß it irgend einer Einwendung? Was war der verstorbene Marqul von Londonderry? Ein Minister und ein Irländer; und wun es ihm schwieriger, emporzukommen, weil Irländisches Blu in seinen Adern floß? Und sind nicht in diesem Augenblick! der Armee und auf der Flotte, in der Kirche, an der Batg und auf den Gerichtsbänken im Verhältniß der Bevölkeru eben so viel Irländer, als Engländer? Möge der Freemg hierauf antworten und dann noch behaupten, daß wirklich ein Parallele zwischen Belgien und Irland zu ziehen sey.“

Fortwährend treffen Nachrichten über Feuersbrünste in dau Provinzen ein. In der Umgegend von Manchester allein betrc)h der durch Brand angerichtete Schaden während des vergangemz Monates 100,000 Pfund Sterling.

Der Courier enthält folgenden Auszug aus einem Schütß ben aus Napoli di Romania vom 22. Nov.: „General Chmnt und ein Französischer Offizier, welche am 19. d. M. von hier ch reisten, um sich nach Argos zu begeben, wo sich der Nationg Kongreß versammelt, wurden untertzeges von ungefähr 20 Man von Kolokotroni's Bande, die schon zwei Tage im Hinterhalt g legen hatten, um die Ankunft der Reisenden in Argos zu ven hindern, angehalten. Der Englische Resident in Griechenlan hat sogleich eine Erklärung über dies gegen zwei achtung werthe Bürger beobachtete Verfahren verlangt. Da die B hörde nicht im Stande war, jene eigenmächtige Handlung zu im schuldigen, so hat sie dieselbe untergeordneten Agenten zur Le gelegt. Kolokotreni's Bande ist nach Argos zurückzekehrt, mn

treffen wird. Die Beschwerden des Englischen Residenten hy ben indeß zu Nachforschungen Anlaß gegeben, aus . hervo zugehen scheint, daß Kolokotroni und Augustin Capodistrias durt diese Verletzung des Völkerrechtes beabsichtigten, den Gente Church von Arges entfernt zu halten, weil sie seinen Einflt auf verschledene Griechische Anführer, die seit 20 Jahren untt ihm gedient haben, fürchteten.“

Die hiesigen Blätter enthalten Nachrichten aus Lim

3 6 9. Sept. Die Prohibitiv⸗ Gesetze waren fortwährend i B Kraft.

nden? ich meinen Vaterland Glück und Gedeihen wünsche. Europa.

Nan erwartete im Allgemeinen wenig Zuführen an Einige Artikel, besonders alle Arten von Seideumaarer

Gesict mit Blut bedeckt gehabt und zu Aubry gesagt: „Die ga h

Beispiel vorhanden ist, daß Jemand seiner Geburt halber vnn

man glaubt, daß General Church heute ebenfalls daselbst ein h

egen daher im Preise. Die gesetzgebende Gewalt in Mazat⸗ reit dem Beispiele anderer benachbarter Staaten gefolgt und at allen Fremden das Recht, Handel i treiben, entzogen. Unsere letzten Nachrichten aus Bahia gehen bis zum 22. bovember. Es herrschte daselbst zu jener Zeit die vollkommenste

uhe. Niederlande.

Aus dem Haag, 4. Jan. In der gestrigen Sitzung der welten Kammer der Generalstaaten wurde die Ver⸗ andlung über die beiden Gesetz-Entwürfe zur Deckung der au⸗— rrordentlichen Ausgaben des Jahres 1832, die in Folge her Fortdauer des Krieges entstehen könnten, eröffnet. Nicht eniger als 18 Redner, und zwar die Herren Frets, de Bor⸗ Es, Hofstede Luyben, Donker Curtius, van Boe— us, van Wickevort, van Hemert, Fockema, van dam Repelaer, Beelaerts, de Jonge, van Nes, ßarin, Luzac van Sytzama und op den Hooff, so wie serdem der Finanz-⸗Min ist er, ließen sich in mehr oder niger ausführlichen Vorträgen über den Gegenstand verneh— n. Die Vertheidiger des Gesetz-Entwurfes haben im Allge— beinen angeführt, daß es Pflicht sey, die Regierung unter den zenwartigen Umständen zu unterstützen, damit die Ehre, Frei⸗ st und Unabhängigkeit von Nord-Niederland behauptet jerden; es würde unverantwortlich von den Generalstaaten hn, wenn sie der Regierung Subsidien verweigern und ihr adürch Hindernisse in den Weg legen wollten; überdies dem Könige, dem Grundgesetz zufolge, das Recht zuerkannt, ber Krieg und Frieden zu entscheiden und Traktate abzuschlie⸗ en; das vorliegende Gesetz verlange von den Generalstaaten nur nen Kredit, und es sey deren Pflicht, dem Könige Vertrauen s schenken, damit Höchstderselbe in den Stand gesetzt werde, f dem dereits eingeschlagenen Wege die National-UWnabhängig⸗ it auch ferner zu behaupten. Sämmtliche Redner erklärten sich ssch bei dieser Gelegenheit gegen die von der Konferenz vorge⸗ hlagenen 24 Artikel, und Einige waren der Meinung, daß deren nnahme einer Ausstoßung Niederlands aus der Reihe der nabhängigen Staaten Europas gleichkommen würde; des⸗ alb müfsfe man eben so gegen feigherzige Feinde, als egen eizennützige Freunde auf der Hut seyn. Die⸗ nigen Redner, welche gegen den ersten Gesetz-Entwurf sprachen, rklirten sich deshalb doch nicht für die 246 Artikel, vielmehr wa⸗ en auch sie eigentlich dafür, daß der Regierung der verlangte kredit zur Behauptung der Rechte des Landes zu bewilligen h, nur mochten sie sich nicht mit den Mitteln einverstanden er⸗ lcren, durch die (dem zweiten Gesetz- Entwurf zufolge) die Aus⸗ aben gedeckt werden sollten, weshalb sie sich für verpflichtet jelten, vorläufig auch gegen den ersten Gesetz-Entwurf, welcher le außerordentlichen Anggaben des Marine- und Kriegs⸗Depar⸗ ements überhaupt feststellt, zu stimmen. Dieser erste Gesetz⸗ ntwurf wurde inzwischen von einer Majorität von 44 gegen 4

Stimmen angenommen, und wird sich die Kammer in ihrer heu⸗

gen Sitzung mit dem zweiten beschäftigen.

Se. Königl. Hoheit der Prinz von Oranien ist gestern früh bieder nach dem Hauptquartiere der Armee abgegangen.

Durch die Fürsorge Ihrer Kaiserl. Königl. Hoheit, der Prin⸗ essin von Oranien, ist in Scheveningen eine Schule für den Un⸗ ercicht in weiblichen Handarbeiten errichtet worden. Etwa 30 nge Mädchen aus den unbemittelten Volksklassen nehmen be⸗ eits Theil an diesem Unterrichte, den die Prinzessin auch da⸗ wach zu ermuntern sucht, daß sie die Schule hin und wieder mn ihrem hohen Besuche beehrt.

Dem Dr. Hempel in Berlin ist als Zeichen der Zufrieden⸗ helt Sr. Maj. mit den von demselben in Vorschlag gedrachten hülfsmitteln zur Behandlung der Cholera-Kranken, die zweite froße silberne Medaille zuerkannt worden. Die erste silberne Medaille wurde dem hiesigen Dr. Kiehl zu Theil, dessen in Vorschlag gebrachte Vorrichtungen von Seiten des Ministeriums des Innern allen Provinzial⸗-Gouverneuren, für den Fall des 'lusbruchs der Cholera, zur Benutzung in öffentlichen Anstalten mpfohlen worden sind.

Antwerpen, 3. Jan. Das hiesige Journal sagt: „Der König ist heute Nachmittag um 4 Uhr in unseren Mauern ingetroffen. Möge er hier die Wahrheit finden, die zu verneh⸗ nen er so würdig ist, und welche gewisse Leute ihm verhergen, im ihren Ideen und ihrem Ehrgelze den Sieg zu verschaffen. Wir hegen die Hoffnung, daß die Orts⸗Behörden und diejenigen Einwohner, welche die Ehre haben werden, dem Könige zu na⸗ hen, ihm unsere Leiden, den Druck unserer Laslen und das Elend der mittleren Klassen unverholen darstellen werden.“

Brüssel, 3. Jan. Der König ist heute früh nach Ant— werpen abgereist, wird aber bereits morgen Abend zurück er⸗ partet.

Gestern Abend ist wieder ein Courier bei der Englischen Hesandtschaft eingetroffen. Er hatte London am 3isten v. M,. beriasen. An demselben Tage hat das auswärtige Amt daselbst Courlere an fast alle Englische Gesandtschaften in Europa ab⸗ gesandt; es blieben nur noch zwei zur Verfügung des Ministers der auswärtigen Angelegenheiten.

Der König hat in den letzten Tagen bedeutende Quantitä— ten Steinkohlen an die Armen vertheilen lassen.

Die Emancipation meldet, daß der General Belliard heute wieder in Brüssel eintreffen werde.

In einer seiner letzten Sitzungen sprach der oberste Militair⸗ Herichtshof in Brüssel den Lieutenant Argout, der der In subor⸗ dination angeklagt worden war, nicht allein frei, sondern erklärte zuch in seinem Ürtheil, daß der Oberst Buzen den obenerwähn⸗ en Offizier auf eine leichtsinnige und unüberlegte Weise ange⸗ chuldigt habe. Der Kriegs⸗-Minister hat hierauf ein Schrei⸗ ben an den Oberst Buzen erlassen, worin er sich mißbilligend

der jenes Urtheil ausspricht und am Schlusse sagt: „Ich er⸗ mächtige Sie nicht allein, durch Tagesbefehl bekannt machen zu assen, daß Ihr Betragen bei jener Gelegenheit von mir gebilligt worden ist, sondern auch hinzuzufügen, daß der König mich be⸗ sauftragt hat, Ihnen seine gan besondere Zufriedenheit für den Eifer und die Thätigkeit zu erkennen zu geben, welche Sie von der Zeit an, wo die Stadt Antwerpen in Belagerungszustand menden ist, bis zu diesem Augenblick an den Tag gelegt 4 en. .

Deutschland.

Kassel, 4. Jan. In einer von dem Kurfürstlichen Finanz⸗ Ministerlum an die Bewohner der Provinzen Fulda und Hanau erlassenen Bekanntmachung in Bezug auf die neuen Zoll-Verhält⸗ nisse, werden dieselben unter Anderem benachrichtigt, daß unver⸗ züglich eine Bekanntmachung über die großen Ecleichterungen im Verkehr nachfolgen wird, die in Beziehung auf das Königreich aiern dis zu vollständig bewirktem Unschlusse schon jetzt, und zwar nicht allein in Folge des am 27. Mai 1829 zmwischen dem Königreiche Preußen und dem Großherzogthume Hessen einerseits

jedoch nicht glauben,

und den Königreichen Baiern und Würtemberg andererseits ab⸗ geschlossenen Handels⸗Vertrags, sondern auch in Folge weiter ein⸗ e. Vereinbarung zu noch größerer Verkehrs⸗Freiheit, deren lusführung von einer Benachrichtigung der Königl. Balerschen Staats⸗Regierung über die ihrerseits zu dem Ende getroffenen Anordnungen abhängt, eintreten werden.

Schweiz. . Lausanne, 30. Dez. Der Staats-Rath des Kantons Waadt hat für angemessen befunden, die hierher geflüchteten Neu⸗ chateller Insurgenten Bourquin, Gabrel und die beiden Renards aus dem Kanton fortzuweisen; dieselben sind in Folge dessen vor⸗ gestern von hier nach Frankreich abgegangen.

Figl n.

Bologna, 29. Dez. Seit dem Beginne der revolu⸗ tionnairen Unruhen in hiesiger Gegend ist eine solche Unjahl von Flugschriften und Flugblättern erschienen, die den Zweck hatten, Beschwerden gegen die Verwaltung zu führen und Reformen zu verlangen, daß sie sich endlich nothwendig alle wiederholen muß⸗ ten. Ueberdies waren alle diese Schriften anonym, obgleich man die Verfasser von einigen derselben mit ziemlicher Gewißheit an⸗ gab; sie konnten daher nicht den Effekt machen, wie wenn sie von namhaften Personen hergerührt hätten; desto allgemeineres Aufsehen hat dagegen eine Schrift gemacht, welche in Form ei⸗ ner Adresse, unter dem Titel „der stellvertretende General-Kom⸗ mandant der Bürgergarden der Stadt und Provinz Bologna an Se. Eminem den Kardinal Staats⸗Secretair Thomas Bernetti“ und mit Patugzis (des Befehlshabers) Unterschrift ver⸗ sehen, vor wenigen Tagen erschienen ist. „Der Grund des allgemeinen Mißvergnügens (heißt es darin) seyen die zahlreichen, durch eine wenig vorsehende Regierungs-⸗-Ver⸗ fassung veranlaßten Uebel und der Mangel jener weisen Grund— Resormen, die man oft verheißen, aber nie gewährt habe.“ Der Befehlshaber der Bürgergarden, denen unter gegenwärtigen Um⸗— ständen der Schutz und die Aufrechthaltung der Ordnung anver⸗ traut sey, halte es für seine Pflicht, in ihrem Namen dem Throne ihre Gesinnungen und Wünsche mit ehrfurchts voller Frei⸗ müthigkeit vorzulegen. Es gebe im Römischen Staate nur zwei klassen, Klerus und Volk; der Herrscher werde ohne Zustim⸗ mung des Volkes von Kardinälen gewählt, die hinwiederum durch die Willkür des Herrschers zu ihrer Macht gelangt seyen, und in deren Händen sich alle obere Staatsämter mit unum⸗ schränkter Gewalt befanden. Wegen ihrer Unkenntniß der Ge— schäfte, denen sie vorstehen sollten, seyen sie ganz in die Hände der geringeren Beamten gegeben, die ihres schlechten Gehaltes und ihrer fast allgemeinen Verdorbenheit halber keinen Anstand nähmen, die Gerechtigkeit selbst zu verrathen und zu verkaufen, weshalb denn der Ruin aller Zweige der Verwaltung entweder von dem Haupte oder den Gliedern ausgehe. Daher die lange Reihe von Intriguen und Corruption in gewagten Verpachtun— gen, überschwenglichen Steuer⸗-Tarifen, unüberlegten und schädlichen Privilegien und Patenten, beschwerenden Auflagen, verderblichen Theilungen der Verwaltung u. s. w., wobei Handel, Industrie, individuelle Thätigkeit und die öffentliche Sittlichkeit zu Grunde gehen müßten. Adelige, Gutsbesitzer, Künstler, Kaufleute, Ge⸗ lehrte sobald sie nicht zum Klerus gehörten bildeten mit Knechten und Bettlern eine einzige und letzte Klasse im Staate,

von der Bürgergarde in Betracht gezogen worden; es gäbe kei⸗ nen Bürger, der nicht das Bedürfniß fühle, seine persönliche Frei⸗ heit und seinen Besitz sichergestellt zu wissen. Alle klagten des— halb, beides von veralteten, durch eine Umahl von Reskripten, Bullen und Constitutionen unaufhörlich modificirten und verän⸗ derten, Gesetzen abhängig zu sehen. Sie beklagten überdies die zum allgemeinen Nachtheile gereichende Hinderung des Handels und das in die Länge Ziehen der Prozesse, wobei die Wider— sprüche der verschiedenen Urtheile gar kein Ende nähmen. Frei⸗ heit, Ehre und Leben der Bürger seyen in die Gewalt der Rich⸗ ter gegeben; man sey nicht gesichert vor den Nachstellungen eines Feindes und der Verleumdung eines Boshaften, indem beide ieichten Zugang zu den Gerichtshöfen fänden. Traurige Folge dieser leglslativen Systeme seyen das Verschwinden des geraden Sin⸗ nes und der Sieg der Umschweife, der Ausflüchte, des Egolsmus, der Feigheit, des Mißtrauens und der Heuchelel. Deswegen sey die Bevölkerung mißvergnügt und der Päpftlichen Herrschaft müde; dies sey der einzige Grund, weshalb sie auch jetzt, bei aller Liebe und Verehrung für ihren erhabenen Herrscher, bewegt, unruhig und ungeduldig auf neue Institutionen und Resormen gespannt sey. Durch das Edikt vom 5. Juli wäce nichts gewonnen; die Macht des Klerus werde dadurch nicht im geringsten beschränkt, und dem Volke seyen nur einige Schein⸗ Freiheiten zugestanden worden; überdies fey es zu bedauern, daß man sich immer eine Pforte für doppelte Auslegungen offen zu halten suche. Wenn die Frage sey, weshalb man die Annahme der neuen Civil- und Kriminal⸗Verfassung, der es nicht an Berbesserungen einiger Ge⸗ setze fehle, verweigert habe, so diene zur Antwort; weil man mit Bedauern sehe, daß das verhaßte Inquisitions⸗-Gericht in allem seinem Umfange beibehalten, daß eine Unzahl spezieller Gerichts⸗ höfe angeordnet, daß die natürliche Gränze zwischen der bür⸗ gerlichen und geistlichen Jurisdietion schlecht bestimmt, das Gerichtswesen weder rasch noch ökonomisch, das Verlegen der Projesse nach Rom nicht abgeschafft und für die Verantwortlichkeit der Ankläger und. Denunzianten und die. Entschädigung ungerecht Verfolgter schlecht gesorgt, so wie der Verleumdung und Ungerechtigkeit die Straße offen gelassen worden sey. Deshalb wolle man lieber den alten, wenn noch so fehlerhaften, Coder bis zu einer vollständigen Reform beibehalten, als den neuen ungenügenden annehmen. Auch klage die Bür— gergarde dringend über die fortwährende i, . schon vor dem 4. Febr. so bedrückenden Abgaben, deren Bezahlung jetzt unmöglich sey. Zugleich bewege es sie schmerslich, daß noch so viele achtungswerthe Männer von ihren Familien getrennt in der Fremde schmachteten, weil sie auf den einstimmigen Zuruf des

liche Ordnung und Sicherheit zu schutzen. Man dürfe deshalb

gen der des Gehorsams zerstört, welche treue Un⸗ man die edlen und großmüthigen Eigenschaften desselben und halte sich für überzeugt, daß er sein mehrmals gegebenes Versprechen ber Verbesserung ihrer Lage erfüllen werde. Dieses könne ge sche⸗ hen durch eine allgemeine und wirkliche Amnestie ohne Ausnahme und Befschränkung, durch die Zusammenberufung von Wahl= Kollegien, welche Kommisslonen ernennen sollten, um sich mit einem Fundamental⸗Gesetz nach Art anderer Staaten, nenen Ge⸗

setzüchern für das Civil- und Kriminal⸗Gerichtewesen, den Han⸗ del, den Ackerhau, die Militair-Verfassung und Polizei und mit neunen Grundsaͤtzen für die öffentliche Verwaltung und die Finan⸗

die Bedürfnisse seines Volkes sorgen und es auf solche

die von der Regierung vergessen und ihrem Geschicke überant- wortet seyen. Auch die Normen der Privat⸗-Interessen seyen

zen zu beschäftigen, welche letztere für die Liquidation und die Sicherung der Staatsschuld, gleiche Vertheilung der Abgaben und Zölle und Abschaffung des Unwesens der Bevorzugten und Beanznahmten Sorge tragen sollten. „In dieser Zusammen⸗ stellung“, schließt die Adresfe, „wird Ew. Eminenz die Gesmnun⸗ n der Bürgergarde, welcher ich vorstehe, vereinigt finden. Möge w. Eminenz dieselben gütig aufnehmen und bei Ueberreichung an den erhabenen Herrscher ihn versichern, daß es die Wünsche nicht nur der Bewohner der Provinz Bologna, sondern der übri⸗ gen Legationen, vielleicht auch der anderen Theile des Staates sind. Durch gütige Gewährung derselben wird er ,. .

eise

von Herzen dankbar und vollkommen ruhig machen.“

Vereinigte Staaten von Nord-Amerika.

Botschaft des Präsidenten. Nachdem der Präsident

in seiner Botschaft (s. das gestrige und vorgestrige Blatt der Staats⸗

Zeitung) die Beziehungen der Vereinigten Staaten zu Großbritanien,

Frankresch, Schweden, Dänemark, Spanien, Neapel und Por⸗

tugal beleuchtet hatte, fuhr derselbe in der Darstellung der au s⸗

wärtigen Angelegenheiten folgendermaßen fort:

„In, unseren Verhaͤltnissen zu den anderen Mächten Europa's

hatten wir glücklicherweise keinen Anlaß zu einer Erdrterun über

Ersatz für erlittene Ungerechtigkeiten. Unsere politischen Verbin

dungen mit dem Rufsischen Reiche sind von der liberalsten Art.

Wir erfreuen uns aller der beguͤnstigtsten Nation bewilligter Schiff=

fahrts- und Handels⸗Vortheile; aber es war der Politik jenes Rei⸗

ches noch nicht angemessen oder wunde auch vielleicht aus anderen

Rücksichten noch nicht fuͤr zweckmäßig befunden, jenen Privilegien

durch einen Handels-Vertrag Dauer und Gegenseitigkeit zu verlei⸗ hen. Eine Krankheit verhinderte unseren Bevollmaͤchtigten, der im verflossenen Jahre mit ueberreichung eines Vorschlages zu einem solchen Ärrangement beauftragt war, in St. Peters⸗ burg zu bleiben; und da die Aufmerksamkeit jener Regierung waͤhrend des ganzen Zeitraums seit seiner Abreise von dem , . in welchen sie verwickelt war, in Anspruch genommen wurde, so wurde sicherlich durch seine Gegenwart nichts zu erreichen gewesen seyn, Es wird naͤchstens ein Bevollmächtigter ernannt werden, so⸗ wohl um diese wichtige Angelegenheit zu Stande zu bringen, als um die Beziehungen der Freundschaft und des guten Vernehmens aufrecht zu erhalten, von denen wir von Sr. Kaiserl. Maj. und De⸗ ren Kaiserlichem Vorgaͤnger auf dem Throne so mannigfache Ver⸗ sicherungen und Beweise erhalten haben. Der Traktat mit Desterreich eröffnet uns einen wichtigen Handelsverkehr mit den Erbstaaten des Kaisers, dessen Werth bisher wenig erkannt und da⸗ her nicht genugsam gewürdigt worden ist. Waͤhrend unser Handel vermoge dieses Traktats in den Süden Deutschlands Zuggug findet, wird durch diejenigen, welche mit den Hansestaäd⸗— ten und Preußen abgeschlossen wurden, und durch andere noch in der Unterhandlung schwebende dem Unternehmungsgeist un⸗ serer Kaufleute jenes große Land im Norden gebͤffnet; ein Land, reich an allen Materialien zu einem eintraͤglichen Tauschhan del, voll von aufgeklaͤrten und gewerbfleißigen Einwohnern, einen bedeu⸗ tenden Rang in der Europaͤtschen Politik einnehmend, und dem wir so viele schaͤtzenswerthe Buͤrger verdanken. Zur Auswechse= lung der Ratificationen eines mit der Pforte abgeschlossenen Trak⸗ tats war der zu unserem Geschaͤftstraͤger an jenem Hofe bevollmaͤch⸗ tigte Abgesandte beauftragt. Bei seiner Ankunft waren einige Schwierigkeiten entstanden; doch zur Zeit der Abfertigung sein er letzten offiziellen Depesche hielt er dieselben fuͤr beseitigt und glaubte alle Aussicht auf eine schnell zu bewerkstelligende Auswech⸗ felung zu haben. Hiermit endigt die zusammenhaͤngende Ueber⸗ sicht, wie ich dieselbe von unseren politischen und kommerziellen Verhaͤltnissen in Europa zu geben fur zweckmaͤßig hielt. Ich werde mich auch fernerhin, so viel in meiner Macht sicht, bemuͤhen, durch Traktate, begruͤndet auf die Prinzipien der vollkommensten Gegen⸗ seitigkeit der Interessen, dieselben zu befestigen und zu erweitern, einen ausschließlichen Vortheil weder fordernd noch bewilligend, aber, so weit meine Macht es gestattet, die Thaͤtigkeit und Industrie un⸗= ferer Mitbuͤrger von den Fesseln befreiend, die ihnen von auswaͤrti⸗ gen Beschraͤnkungen aufgelegt werden konnten.“

Die Botschaft geht nun zu den außer-Europäischen Ländern üher und verweilt besonders bei den neuen Staaten des ehemals Spanischen Amerika. Zunächst heißt es:

„Mit China und Ostindien besteht unser Handel in seiner gewohnten Ausdehnung fort und hat durch den Kredit und die Ka⸗ pitalien unserer Kaufleute eine großere Erleichterung erhalten, in⸗ dem Wechsel an die Stelle von baarer Zahlung getreten sind. Eine herausfordernde Beschimpfuug hat in jenen Meeren stattgefunden; man hat einen unserer Kaufleute, die in einem Hafen von Suma— tra an dem Pfefferhandel Theil nehmen, ausgepluͤndert, und da die Seeraͤuber, welche diese That veruͤbten, zu Volksmmen gehörten, deren gesellschaftlicher Zustand von der Art ist, daß die ge⸗ wöhnliche Verfahrungsweise zwischen chvilisirten Nationen hier nicht befolgt werden konnte, so fertigte ich sogleich eine Fre⸗ gatte ab mit dem Befehl, augenblickliche Genugthuung fuͤr die er⸗ littene Unbill und Schadenersatz fur die Beeintraͤchtigten zu for⸗ dern. In unseren Verhaͤltnissen zu den unabhangigen Staaten von Amerika sind seit meiner letzten dem Kongreß gemachten Mit⸗ theilung wenig Veraͤn derungen vorgegangen. Ueber die Ratisication eines Handels-Vertrages mit den Vereinigten Republiken von Me⸗ riko ist schon eine Zeit lang in deren Kongreß bergthschlagt wor⸗ den, doch war die Sache bei dem Abgang der letzten uns zu⸗ gekommenen Depeschen noch unentschieden. Zweifelsohne lag der Grund zu dieser Verzögerung in den unheilvollen buůͤr⸗ gerlichen Unruhen, welche daselbst vorherrschten; da indessen, dem Vernehmen nach, die Regierung jetzt zur Ruhe gelangt ist, so werden wir hoffentlich die Ratifieation des Vertrages und ein Ar⸗ rangement hinsichtlich einer Demarcation der gegenseitigen Graͤnz⸗ linien bald empfangen Zu gleicher Zeit ist zu beiderseitigem Vor⸗ theil ein wichtiger Handelsverkehr mittelst Karavanen von St. Louis in dem Staat Missouri nach den inneren Provinzen von Mexiko eröffnet worden. Dieser Handel wird auf seinem Wege durch die Laͤnder der Indianer von Truppen der Vereinigten Staa—= ten geschuͤtzt werden, denen es erlaubt worden ist, die Karavanen über unfere Graͤnzen hinaus bis zu einem bestimmten Theil des Mexikanischen Gebiets zu geleiten. (Fortsetzung folgt.)

Jen lan Hg.

Berlin, 9. Jan. In der Sitzung der geographischen Gesell⸗ schaft am 7. Jan. machte Hr. Dr. Reinganum eine Mittheilung über den gegenwärtigen Zustand der Wissenschaften in Spanien nach Fau⸗

Volkes sich schweren Pflichten unterzogen hätten, um die oöffent=

als wären in den Provinzen jene Gesinnun⸗

und und r terihanen ihrem Herrscher schuldiz seyen; im Gegentheil kenne

rös neuesten Nachrichten. Herr Professor Zeune sprach über des Direktors August Schrift: Ueber n,, ö. Ge n und übergab die Schrift Namens des Herrn Verfassers der Ge— sellschaft. Herr Krohn theilte einige Notizen über die Diö⸗ cese von Kalkutta mit, wozu Hr. Professor Neumann mehrere Mittheilungen machte. Letzterer gab außerdem Notizen über den Grafen Vidua und dessen Reisen und Untersuchungen in Asslen. Es werden Nachrichten über dessen literarischen Nachlaß von der Gesellschaft gewünscht. Herr Major von Oegfeld gab eine Er⸗ läuterung eines Meilen⸗Maaßstabes für die Größe der Preu⸗ ßischen Meile in den Maaßstäben der vorzüglichsten Karten

und übergab der Gesellschaft ein Exemplar desselden, nebst einem Blatte der Fortsetzung von Reimanns Karte von Deutschland. Herr Professor Deve gab dann über die Kältepole der Erde einige Notijen. Herr Professor Neumann trug zuletzt eine