1832 / 101 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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sich erboten, die ganze zur unentgeltlichen Vertheilung unter die Armen noͤthige Quantitat Chlorkalk zum kostenden Preise

ertheilung wim heute auf den Mairieen und in saͤàmmtlichen

1 liefern. Dieses Anerbieten ist angenommen worden, und die Huͤlfs⸗Bureau's stattfinden. Das Ausweißen der Gefaͤngnisse

mit Kalkwasser hat begonnen; die Minister der Justiz und des

Handels werden heute die größeren Gefängnisse Behufs der zu treffenden ferneren Sanitaͤts Maßregeln besuchen. Aus dem Ge— faͤngniß von Saint-Denis sind, um zu große Anhaͤufung zu ver— meiden, 200 Gefangene nach Villers-Cotterets gebracht worden.

Die von vorgestern Nachmittag 4 Uhr bis gestern Nach⸗

mittag à Uhr erkrankten 201 Individuen sind in folgender Weiße unter die zwoͤlf Bezirke vertheilt: im 1sten Bezirk 3, im 2ten 2, im Iten 1, im Aten 6, im 5ten 3, im 6ten 15, im 7Tten 20, im dten 8 im gten 61, im 10ten 33, im 11Iten 12, im 12ten 27. In den Militair⸗Lazarethen sind 6 neue Cholerafaͤlle vor⸗ gekommen, 5 Soldaten sind gestorben; im Weichbilde sind 4 er⸗ krankt und 3 gestorben. Im Invaliden⸗Hotel find 9 erkrankt und 2 gestorben.

Ueber den gestern stattgefundenen Aufruhr der hiesigen Lum— pensammler meldet der Temps: „Gestern fruͤh fanden im Fau⸗ bourg St. Antoine, in den an den Markt Lenbir und den Platz Maubert graͤnzenden und in den nach der Bruͤcke des Hotel Dieu und der St. Michaels-Bruͤcke fuͤhrenden Straßen, ferner in den Straßen Mouffetard, St. Jasques, Copeau und der Um— gegend des Gefaͤngnisses von Sainte Pelagie Volks-AUuflaͤufe statt, deren Veranlassung folgende war: Vor einigen Monaten hatte eine Gesellschaft die Fortschaffung der Unreinigkeiten von den Straßen der Hauptstadt uͤbernommen; an die Stelle der bisherigen Schmutz⸗Karren, welche nur einmal des Tages durch die Stra— ßen cirkulirten, sollten leichtere Karren treten, die bei Tag und Nacht thaͤtig waͤren und alle Unreinigkeiten fast in demselben Augenblicke, wo dieselben auf die Straße geworfen worden, fortnaͤhmen. Die Subsistenz der in Paris lebenden 1000 Lum pensammler haͤngt aber daran, daß der Schmutz des Abends und des Nachts auf den Straßen liegen bleibe, damit sie die Lumpen und andere Abwuͤrfe, aus welchen sie Nutzen zie— hen, auflesen konnen; das neue Reinigungs-System zer— stoͤrte also ihren Erwerbszweig. Schon im Beginn des verslos¶— senen Monats, wo dasselbe in Ausfuͤhrung gebracht werden sollte, . es bei ihnen Gaͤhrung veranlaßt, und die Behoͤrde ver— chob aus Ruͤcksicht auf die Noth der armen Volksklasse die Einfuhrung desselben. Da die Cholera jetzt aber verdoppelte Reinlichkeit noͤthig macht, so hatte der Polizei-Praͤfekt an⸗ geordnet, mit dem 1. April das neue Shystem einzufuͤh— ren, und seit gestern Morgen cirkulirten die neuen Kar— ren in den Straßen. In den oben genannten Straßen, wo die Lumpensammler besonders wohnen, stuͤrzten einige Hunderte derselben, mit Stocken bewaffnet, uͤber die Karren her, spannten die Pferde ab, zertruͤmmerten und verbrannten die Karren. Fast uͤberall war das Unheil schon geschehen, als die bewaffnete Macht und die Polizei⸗Kommissarien herbeikamen, und die Ruhe— stöͤrer liefen aus einander. Man erzaͤhlt uns, daß viele im Fliehen ausriefen: „Aufmorgen! morgen ist der große Tag.“ Starke Piquets der Municipal⸗Garde patrouillirten, und Mittags war im Faubourg St. Antoine die Ruhe wiederhergestellt; in den anderen Vier— teln, wo ahnliche Unordnungen stattfanden, war dies hingegen noch nicht der Fall. Auf der St. Michaels-Bruͤcke wurde ein Karren in die Seine geworfen; im Faubourg St. Germain wa— ren die Lumpensammler mit Aexten bewaffnet, womit sie in wenig Minuten die Karren zertruͤmmerten; sie wurden von Frauen, die einen thaͤtigen Antheil nahmen, aufge— reizt. Gegen 4 Uhr hatten sich die uͤberall zuruͤckgeblie⸗ benen Ruhestoͤrer am Platze Maubert in großer Anzahl konzentrirt und hinderten die Circulation. Die Laden wurden in dieser Gegend geschlossen. Mehrere zogen nach Ste. Pelagie, um die Gefangenen zu befreien; die reitende Municipal⸗Garde eilte herbei und zerstreute sie; um 8 Uhr Abends war die Ruhe noch nicht wiederhergestellt. Diese fast saͤmmtlich betrunkenen Menschen beleidigten und bedrohten die an ihnen vor— uͤberkommenden Personen. Schon vorgestern hatten auf dem Platze Maubert einige Versuche stattgefunden; man woll— te den Gendarmen einen Deserteur entreißen, den diese nach dem Gefaͤngniß brachten.“ Die France Nouvelle fuͤgt hinzu; „Eine gestern in die Straße St. Jacques zuruͤckgetrie— bene Bande der Meuterer begegnete jungen Leuten, welche die uͤble Stimmung derselben benutzten, um sie nach Ste. Pelagie fortzuziehen; der Haufe wuchs unterweges durch die Individuen

an, die bei allen Straßenunruhen thaͤtig sind; 200 Ruhestoͤrer ungefaͤhr versammelten sich vor dem großen Thore des Gefaͤngnisses und suchten es zu sprengen. Die in vollem Aufruhr befindlichen Gefangenen zerstoͤrten waͤhrend dessen ein Geruͤst Und zerbrachen einen Rie— gel der inneren Thuͤre. Die in den Hof dringende bewaffnete Macht wurde mit einem Steinregen empfangen. Als nach der gesetzlichen dreimaligen Aufforderung die Gefangenen sich weiger⸗ ten, zu gehorchen, fielen vier bis fünf Schuͤsse, wovon ein Ge— fangener getoͤdtet wurde. Neun der Hauptmeuterer wurden fest⸗ genommen und nach dem Gefaͤngnisse la Force gebracht. Die vor dem Gefaͤngnisse befindlichen Gruppen zerstreuten sich sogleich.“

Auf den Bericht des Großsiegelbewahrers hat der Koͤnig den wegen eines Preßvergehens zu halbjaͤhriger Haft verurtheil⸗= ten Schriftsteller Eugen Desmares begnadigt.

Von dem „Renovateur“, einem unter dem Patronat des Herzogs von Fitz⸗James erscheinenden neuen Blatie, ist gestern die erste Nummer ausgegeben worden.

In Nantes sind am 29sten v. M. abermals zwei von Paris dort angekommene Kisten mit Pulver, die als Arzeneien enthal— tend bezeichnet waren, in Beschlag genommen worden.

Großbritanien und Irland.

London, 31. Maͤrz. Das Geruͤcht einer Pairs⸗-Creation scheint an Konsistenz zu gewinnen; in der That scheint die Zahl der Anhaͤnger des Ministeriums im Oberhause sich geringer zu stellen, als man vermuthete. Die Freunde der Lords Wharn⸗ cliffe und Harrowby scheinen auf die Art von Vertrag Verzicht geleistet zu haben, welcher fruͤher mit dem Ministerium abge— schlossen worden war. Sie finden die Bill zu liberal, und da die gewuͤnschten Amendements vom . nicht angenom⸗ men worden sind, so sollen sie entschlossen seyn, gegen die zweite , ,. zu stimmen. Man glaubt, daß das Ministerium mit dem Gedanken umgehe, den Lord Harrowby an der Stelle des Lord Durham in das Conseil eintreten zu lassen.

Ueber den heute Nachmittag gehaltenen Minister⸗Rath be⸗ merkt der Globe noch, daß es nichts Freimüthigeres und Ver— soͤhnlicheres geben koͤnne, als die in demselben vorgelegten Mitthei⸗ lungen des Grafen Orloff. Derselbe werde bei seinem Besuche in Windsor von dem Grafen Grey, dem Lord Palmerston und den uͤbrigen Mitgliedern des Kabinets begleitet werden.

Der Courier spricht in einem seiner neuesten Blaͤtter im

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beweisen, daß man aus denselben durchaus nicht auf ein allge— meines System des Widerstandes gegen die Regierung schließen koͤnne; er sagt in dieser Beziehung unter Anderem: „Es giebt in diesem Augenblick in Frankreich zwei der Regierung feindlich gesinnte Factionen: die Karlisten und die Republikaner; die eine reich und schlau, die andere kuͤhn und unruhig. Die Letztere kann nur durch eine angemessene Ausuͤbung der Gewalt niedergehalten werden. Die Vernichtung der erstern haͤngt n ch, von einem klugen Benehmen und von der illigen Mitwirkung anderer Regierungen bei Unterstuͤtzung der allgemeinen Sache der Ordnung ab. Es ist eine notorische Thatsache, daß die Personen, die die Karlistische Partei unter— stuͤtzen und aufrecht erhalten, in anderen Laͤndern und unter dem Schutze von Gesetzen wohnen, welche sie gegen die vergeltende Gerechtigkeit ihrer eigenen Staaten sichern und ihnen so gestat—⸗ ten, ihre Umtriebe fortzusetzen, die auf den Umsturz eines con— stitutionnellen Thrones gerichtet sind. Bis zu einer gewissen Aus⸗ dehnung muͤssen diese Personen fortfahren, den Schutz zu ge— nießen, der ihnen jetzt zu Theil wird; aber es ist mit Sicherheit anzunehmen, daß, wenn ihnen in jedem moͤg— lichen Fall von den Regierungen, deren Gastfreundschaft sie so schlecht belohnen, Beschränkungen auferlegt wuͤrden, ihre Intriguen nicht den . Theil des Unheils anrichten konnten, das sie jetzt zu Wege bringen. Ohne Ruͤcksicht auf die Frage, ob Ludwig Phil oder Heinrich V. der beste Koͤnig fuͤr das Heil der Nation seyn wuͤrde, so ist es doch vollkommen klar, daß die Regierungen Europa's fuͤr die Sache der Mensch— heit, fuͤr die Sache der Ordnung und fuͤr die Aufrechthaltung eines billigen und vernuͤnftigen Ansehens gegen republikanische Anarchie und gegen ein System der Pluͤnderung verpflichtet sind, den Umtrieben getaͤuschter und verzweifelter Maͤnner ent— gegen zu treten. Es ist daher die Pflicht aller Regierungen, welche den Anhaͤngern des verbannten Koͤnigs einen Zufluchtsort gestattet haben, nicht allein ihren Intriguen entgegenzuwirken,

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sondern dieselben auch auf alle moͤgliche Weise zu uͤberzeugen, daß sie, so lange die Franzoͤsische Regierung auf einem weisen und ehrenvollen Wege verharrt, sich jedem Versuch, den constitu— tionnellen Thron umzustuͤrzen, eher widersetzen als anschließen werden.“

Der Courier enthaͤlt Nachrichten aus Paris, wonach Hr. Uriarte von der Spanischen Regierung nach Madrid berufen worden sey, um uͤber Finanz-Maßregeln zu Rathe gezogen zu werden. Er habe am vorigen Dienstag seine Reise nach Madrid angetreten.

Die sterblichen Ueberreste Clementi's wurden gestern feierlich in der Westminster⸗-Abtei beigesetzt.

Der beruͤhmte Italiaͤnische Improvisator, Signor Pistrucci, ist kuͤrzlich auf einer Reise von Chichester nach Petworth, dem Landsitze des Grafen von Egremont, mit dem Wagen umgewor— fen worden und hat den Schenkel gebrochen.

Die Cholera hat sich nunmehr auch in dem Millbank-Zucht— hause gezeigt. Gestern starb daselbst ein Straͤfling von 24 Jah— ren nach 15stuͤndigen Leiden. Auch im Kings⸗-Bench⸗Gefäng⸗ nisse starb gestern eine Frau an der Cholera. Das Vorurtheil gegen die Cholera-Hospitaͤler ist hier noch immer so stark, wie beim Ausbruch der Krankheit. Die hiesigen Zeitungen fuͤhren viele Faͤlle an, wo Leute in den allerduͤrftigsten Umstaͤnden, und von Noth und Elend umgeben, bei einem Cholera-Anfall nicht zu bewegen gewesen sind, zu ihrer Fortschaffung nach dem Hos— pital, wo die Kranken mit der groöͤßten Aufmerksamkeit und Sorgfalt behandelt werden, ihre Zustimmung zu geben.

Niederlande.

Aus dem Haag, 4. April. Wiewohl uͤber den Inhalt der bei der Regierung durch das Dampfschiff „Suriname“ ein⸗ gegangenen Depeschen noch nichts im Publikum bekannt gewor— den, so weiß man doch aus Privatberichten, die ein angesehener Mann aus London vom 1. April erhalten hat, daß nach wie vor die Gesammt⸗Ratification des diesseits fuͤr unannnehmbar erklaͤr— ten Londoner Konferenz ⸗-Traktates noch nicht erfolgt und daher eben so wie am 31. Jan. von neuem verschoben worden ist. In Amsterdam starb gestern Herr Jacobus Koning, der— selbe Gelehrte, der zuerst der Stadt Harlem die (allerdings mit vollem Recht von Mainz bestrittene) Ehre vindizirte, die Buch— druckerkunst erfunden zu haben.

Bruͤssel, 3. April. In der gestrigen Sitzung der Re— präsentanten⸗ Kammer wurde die Berathung uͤber das Budget des Finanz-Ministeriums fortgesetzt. Herr Coghen befand sich auf der Bank der Minister. Mehrere Reductions—⸗ Vorschlaͤge der Central-Kommission wurden ohne erhebliche De— batten angenommen. Am Schlusse der Sitzung zeigte der Praͤ⸗— sident an, daß Herr Osy einen wichtigen Vorschlag auf das Bureau niedergelegt habe und er deshalb die Kammer ' ersuche, sich morgen , in den Sectionen zu versammeln, um zu be— stimmen, ob derselbe verlesen werden duͤrfe.

Der Senat hat in seiner gestrigen Sitzung die allgemeine Berathung uͤber die Budgets der offentlichen Schuld, der Ju— stiz, der auswaͤrtigen Angelegenheiten und der Marine geschlossen. Herr Lefebvre-Meuret reichte einen Vorschlag ein, demzu— folge die Regierung aufgefordert werden sollte, Holland fuͤr die Kosten, welche die verzoͤgerte Annahme der 24 Artikel hervor— brachte, verantwortlich zu machen. Dieser Vorschlag wurde ei— ner Kommission von fuͤnf Mitgliedern zugewiesen.

Sir Rob. Adair hat gestern in größter Eile einen Courier mit Depeschen fuͤr Sir Chs. Bagot nach dem Haag gesandt. Der hiesige Courrier enthaͤlt Folgendes: „Man weiß, daß unser Kriegs-Minister sich an den Marschall Soult gewandt hatte, um zu erlangen, daß die Franzoͤsischen Offiziere, welche unseren Regimentern einverleibt sind, welche aber nur bis zum 6. April Dienste genommen hatten, von neuem zur Verfuͤgung unserer Regierung gestellt wurden. Es scheint jetzt, daß dieses Gesuch uns auf der Stelle bewilligt worden ist, und daß der Marschall Soult jenen Offizieren den Entschluß der Regierung durch einen Tagesbefehl anzeigen und ihnen in demselben zu— gleich vorstellen wird, daß unter den gegenwaͤrtigen Umstaͤnden ihre Pflicht und ihre Ehre erfordere, Belgien nicht zu verlassen.“ Nach Briefen aus Antwerpen haben die Hollander Terneu— zen, Axel uud die Insel Cadsand unter Wasser gesetzt.

Aus Namur schreibt man unterm 2. April: „Wir erfah— ren in diesem Augenblick, daß das hier in Garnison stehende 2te Bataillon der Antwerpener Buͤrgergarde Befehl erhalten hat, nach Luͤttich abzugehen. In Givet und der Umgegend befindet sich viel Kriegs- Material. Die Nord⸗Armee ist auf solche Weise kantonnirt, daß sie in sehr kurzer Zeit bedeutende Streitkräfte auf einem Punkte vereinigen kann.“

Der obere Gesundheits-Rath hat sich seit drei Tagen sehr oft unter dem Vorsitz des Ministers des Innern versammelt, uin diejenigen Maßregeln zu verabreden, welche das Erscheinen der

Allgemeinen uͤber die Emeuten in Paris und bemuͤht sich, zu

Cholera in Frankreich fuͤr nothwendig macht.

Bruͤssel, 3. April. Fortwaͤhrend finden hin im ganzen Lande Truppenbewegungen statt, deren Gesichtz die Hollaͤndische Graͤnze ist. Heute wurde hier in der der Stadt eine große Heeresschau gehalten, bei der der von der versammelten Menge mit großem Jubel begruͤßt m Dessenungeachtet ist jedoch die Stimmung im Allgemeinen kriegerisch; jeder wuͤnscht vielmehr, je eher um so lieber Ende des krankhaften Zustandes herbei, der nun schon ühe derthalb Jahre den Staat sowohl als alle Privat ⸗Interessn empfindlichsten Verlusten aussetzt. anzunehmen, daß unsere Regierung jetzt einen Angriffökri⸗ ginnen werde; sie will geruͤstet seyn, weil sie einen solchen von Holland befuͤrchtet, das wiederum aͤhnliche Be sorgnis gen uns zu hegen scheint; man wird unwillkuͤrlich an die des Papageno und des Mohren in der „Zauberflöte / en An die Aechtheit der Note, welche Pariser Zeitungen Grafen Orloff, als dessen schließliche Antwort an den Köhn Niederlande, unterlegt haben, wird hier allgemein gezweist Der Koͤnig scheint die Dimission des Finanz-Ministers K nicht angenommen zu haben; mindestens ist derselbe gestem der in der w n n, ,,. auf seinem ge wohn Platz auf der Ministerbank gesehen worden.

Deut f ch lan d.

Muͤnchen, 3. April. (Nuͤrnberger Korre sponde Morgen früh um r ühr wird Se. Maj. der König nag lien abreisen. Der Kabinets-Courier Brennemann hun in London erhaltenen Depeschen durch die Baiersche Geys schaft in Paris hierher gesandt, da er in Calais Quqgim halten mußte. In dem juͤngst versammelten Ministerrathe diese Depeschen den Gegenstand der Berathung gebildet Es verlautet, daß die Londoner Verhandlungen uͤber die chische Angelegenheit fuͤr unseren Prinzen Otto vollkommn friedigend ausgefallen sind. Man erwartet jetzt nur noh Seiten der Franzoͤsischen Regierung einige nahere Erklorn die in diesen Tagen von Paris eintreffen sollen. Die Sitzungen des neugebildeten Oberstudienrathes werden nit beginnen. Gestern hat der geheime Rath von Schellin Vorlesungen beendigt. Er wurde am Schlusse von seingn ditorium mit einem zweimaligen Lebehoch begruͤßt. Sein traͤge uͤber Philosophie der Offenbarung werden im nm Semester fortgesetzt. Schelling, der bekanntlich mit Gh sehr innigem Freundschaftsverhaͤltnisse stand, hat, wie schth her in der Sitzung der Akademie, auch in seiner Schluj sung dem Verlust des großen Dichters einige Worte dern rung gewidmet.

Nurnberg, 5. April. Der hie sige Korresponden det aus Ingolstadt, 2. April. „Nachdem Se. Majestaͤt der beschlossen hatte, das seit dem Tode des General⸗Lieutenqn Handel mit der Festungs-Bau-Direction vereinigte Inge Corps⸗Kommando wieder von derselben zu trennen und ing chen fortbestehen zu lassen, die Festungs-Bau⸗Direction aht Herrn Ingenieur-Oberst Beker zu uͤbertragen, ist helt neue Festungs⸗Bau⸗Direktor mit dem Herrn General⸗Lenn

v. Colonge als Uebergabs-Commissair hier angekommen.

vollzogener Uebergabe wird der Herr General-Major v. Sin als Kommandant des Geniewesens sich nach Muͤnchen beg Die Hindernisse, welche seit einem Jahr dem Festungsbäz den Weg gelegt wurden, scheinen nun gehoben zu seyn, und duͤrfte derselbe mit erneuerter Lebhaftigkeit wieder beginnen

Wiesbaden, 4. April. Se. Exeellenz der Hert von Anstett, außerordentliche Gesandte und bevollmaͤchtizt— nister Sr. Masjestaͤt des Kaisers aller Reußen bei dem Deutschen Bundestage, hatte gestern zu Bieberich die Ehrt, Durchlaucht dem Herzoge von Nassau die Hoͤchstdemselhen Sr. Kaiserl. Majestaͤt verehrten Insignien der großen Nuss Orden zu uͤberreichen.

Karlsruhe, 4. April. In der heutigen Karlsmh Zeitung liest man Folgendes: „Der Messager vom 30.9 enthalt eine Uebersicht der jetzigen politischen Verhaͤltnisse, h der Zustand Deutschlands und die Lage Badens auf eih' beruͤhrt werden, die eine Berichtigung nöthig macht. In Du land, sagt er, nimmt der Kampf zwischen dem Bundestz der Presse einen ernsthaften Charakter an, vorzuͤglich s Großherzog von Baden sich geweigert, den Beschluß von Frnf 9. vollziehen. Wir sehen nicht ein, was den Messager zu

ngabe berechtigen konnte, da der letzte Preßbeschluͤß des destages in Betreff der Unterdruͤckung der 3 Zeitungen ih den publizirt wurde. Die weitere Frage des Messager, l Großherzog sich durch die Karlsbader Beschluͤsse gegen deng verantwortlich gemacht habe, erledigt sich von selbst dutz Instruction uͤber das Preßgesetz vom 29. Febr. Wenn! der Messager ein militairisches Einschreiten des Bundes in sehen will, so koͤnnen wir diese Gespensterfurcht nicht g Aus seiner Ferne haͤlt er die suͤddeutschen Staats-Verhlt fuͤr so gefaͤhrdet, daß er noͤthig findet, Frankreichs Schith Einsprache fuͤr die Deutschen Fuͤrsten anzurufen, deren C rainetaͤt der Bundestag kraͤnken wolle. Wir brauchen dahllst zu bemerken, daß diese Ansichten auf irrigen Vorstellungen herhg

Oe st er re ch.

Wien, 4. April. Se. Kaiserl. Majestaͤt haben dem; sitzer der Koͤnigl. Ungarischen Septemviral-Tafel, Emerich fen Batthyäny, KK. wirkl. Kaͤmmerer und Administraktt Szalader Komitates, die Geheimerathswuͤrde zu verleihen g

Sch me ig Luzern, 30. Maͤrz. In der Sitzung der Tagsaung 26. d. wurde ein Schreiben des eidgenossischen Truppenkon danten im K. Basel, d. d. Liestal den 25. Maͤrz, verleseh, durch derselbe der Militaͤr-Aufsichtsbehörde die eber. h daß sich unangenehme Reibungen und Anstaͤnde ergeben kim wenn der Beschluß, daß nur ein Theil der im Kanton Bat tionirten Truppen entlassen werden solle, vollzogen werde. der hierauf stattgefundenen Umfrage erklaͤrte der Gesandt Basel: er habe hisher uͤber diesen Gegenstand nie ein stimmten Antrag gestellt oder uͤberhaupt nie mitgestimmt, h! aber, wenn sie heute eine. Mehrheit fuͤr die Fun er einer einstweiligen Occupation ausspreche, sich diese nung anschließen, jedoch mit dem bestimmten Vorbehg die Occupation sich auf die getrennten ir e, hesh Feiburg, Tessin und Glarüs sprachen sich fuͤr ein Fortdatier der Occupation aus, und somit waren, statt term 23. Maͤrz fuͤr dieselbe stimmenden 9 Staͤnde, 12 9 vorhanden. In einer ferneren Abstimmung wurde mit li men beschlossen, daß die Truppenzahl auf 3 Compagnieen terie und eine verhaͤltnißmaͤßige Anzahl Kavallerie kee e soll; die dermals im Kanton Basel befindlichen Truppen entlassen und einstweilen bis auf weitere Verfugung dic pen aus angraͤnzenden Kantonen abgeloͤst, die Aus

Es ist daher auch ch

hlusses 6 der eidgenoͤssischen Militair-Aufsicht-Behoͤrde agen werden.

ö. der Sitzung vom 27. Maͤrz schritt man zur Diskus— lber die Hauptfrage der Baseler Angelegenheiten, die Ga— tie der Verfassung des Kantons betreffend. Die Abstimmung zb folgendes Resultat: Fuͤr unbedingte Garantie der Verfas⸗— gstimmen 9 Stande; Uri, Schwyz, Unterwalden, Tessin, lis, Genf, Neuenburg, Graubuͤnden und Schaffhausen (Ba— behält sich das Protokoll offen). Fuͤr bedingte Garantie 8 inde: Zuͤrch, Solothurn, St. Gallen, Aargau, Appenzell, srgau, Bern und Luzern. Fuͤr einstweilige Trennung 5 nde, gegen Trennung 13 Staͤnde, fuͤr eine neue Abstimmung Stuͤnde.

Freiburg, 29. Maͤrz. Gestern Morgen sind noch zwei monen und 150 Mann von hier aufgebrochen, um zu den zestern abmarschirten Truppen zu stoßen, obwohl die Ge— nde Domdidier durchaus keine Vertheidigungs-Anstalten ge— zen. Man erwartet noch andere Truppen aus Deutschen Ge— nden, welche ihr Kontingent zu dem Aufgebot noch immer ft geliefert haben.

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Berlin, g. April. Se. Koͤnigl. Hoheit der Prinz Adal—

sst, wie aus Hamburg gemeldet wird, am ten d. M.

der Reise nach dem Haag daselbst eingetroffen und in dem sshause Alte Stadt London abgestiegen.

Nach Inhalt der im heute ausgegebenen Blatte der Ge— sammlung publizirten Allerhoͤchsten Kabinets-Ordre vom 28. hruar uͤber das Verfahren bei Einfuͤhrung der Staͤdte-Ord— Ing vom 49. Nov. 1808 in die mit derselben noch nicht ver— enen Staäͤdte des Koͤnigreichs Preußen und in die zum pro— szialständischen Verbande des Herzogthums Schlesien, der Graf— ssft Glatz und des Preußischen Markgrafenthums Ober-Lausitz hörenden Staͤdte ist dieselbe in allen denjenigen Orten ein— shren, welche auf dem Provinzial-Landtage im Stande Städte vertreten werden. Wuͤnscht die eine oder an— G der zu einem stäaͤndischen Kollektiv-Wahlverbande ge— fenden Staͤdte, daß die Staͤdteordnung bei ihr nicht einge— hrt werde, und ist solches zu genehmigen, woruͤber Se. Mej. ' die Entschließung vorbehalten, so soll sie auch in Hinsicht säindischen Verhaͤltnisse vom Stande der Staͤdte ausscheiden din den der Landgemeinen uͤbergehen. Die Verwaltung schr Städte wird jedoch bis z. weiterer Bestimmung in der stherigen Art fortgefuͤhrt. Auch solchen Orten, welche bisher ht als Staͤdte auf dem Landtage vertreten waren, werden Se. 65, wenn die Umstaͤnde sich dazu eignen, auf besonderen An— ig die Städteordnung verleihen, womit sie dann auch in Hin— ht der staͤndischen Vertretung zu den Staͤdten uͤbergehen. lle diejenigen Einwohner, welche nach der Staͤdte-Ordnung 6 Buͤrgerrecht u gewinnen haben und solches bei Einfuͤhrung 6 Gesetzes noch nicht besitzen, erhalten solches unentgeltlich. le Einwohner aber bleiben im Genusse der nach der Ortsver— ssung ihnen . zugestandenen Rechte, mit Ausschluß der htimm- und Wahlfaͤhigkeit, welche vom Buͤrgerrechte und von n §§. J und 84. der Staͤdte-Ordnung aufgestellten Erforder— ssen abhaͤngt. Da es fuͤr jede Stadt einer Feststellung der— igen Einrichtung bedarf, woruͤber die Staͤdte-Ordnung der hemeine die Wahl aus alternativen Bestimmungen vorbehalten é, so soll jede Stadt verpflichtet seyn, das im 5§. 51. der Staͤdte⸗ wanung bezeichnete Statut in der vorgeschriebenen Frist abzu⸗ ssen, wenn sich dasselbe auch nur auf die vorbehaltene Wahl solcher heüimmungen beschraͤnkt. Zugleich wollen Se. Majestaͤt in weiterung der im §. 49. der Staͤdte⸗Ordnung den Stadtge— einen ertheilten Befugniß dieselben berechtigen, durch das Etgtut in den Formen der Kommunal-Verwaltung diejenigen sbweichungen von den Vorschriften der Staͤdteordnung, welche e nach ortlichen oder sonst eigenthuͤmlichen Verhaäͤltnissen dem nterese ihres Czemeinewesens nothwendig oder nuͤtzlich erach— n, insoweit zu treffen, als dadurch die Selbststaͤndigkeit der hirgerschaft in ihrer Kommunal-Verwaltung, als das Haupt— rinip der Staͤdteordnung, nicht gefaͤhrdet wird. Dergleichen Ftgtute, worin die Bestimmungen der Staͤdteordnung modifi— in werden, sind jedoch zu Allerhoͤchst Ihrer unmittelbaren Be— ütigung vorzulegen.

In der Sitzung der geographischen Gesellschaft am 7ten hel wurde der groͤßte Theil der Zeit fuͤr oͤkonomische Bera— ungen und die Wahl der Beamten und neuen Mitglieder ver— hethet. Darauf trug Herr Professor Zeune die neueste Pro⸗ sneneintheilung von Brasilien aus der neuesten Reise des Hrn. zuptmann Kerst vor. Herr Professor Ritter uͤbergab der Ge— Alschaft als Geschenk des Hrn. Graberg de Hemso, Königl. Ichwedischen Konsuls in Tripolis, drei Abhandlungen und theilte nige Nachrichten uͤber die Versammlung der Naturforscher in hyserd mit. Herr Major von Oesfeld schenkte eine Ueber— sstemmungs-Karte der Gegend von Berlin im Jahxe 1830.

Nachrichten aus Halberstadt zufolge, ist daselbst der nig. Ober-Landesgerichts⸗Rath von Skrombeck in der Racht bam 30. zum 31. v. M., in Folge eines langwierigen schleichen⸗ n Fiebers, mit Tode abgegangen; am Zten d. ward derselbe serlich beerdigt. .

In Swinemuͤnde sind im ersten Quartal d. J. 44 Bchiffe von zusammen 1677 Lasten Groͤße eingelaufen. Darun— t befanden sich 4 Daͤnische, 2 Russische, 2 Schwedische, 1 Eng— liches und 33 Preußische. Beladen waren 39 und geballastet 5. Dagegen sind 63 Schiffe, von zusammen 6707 Lasten Große, md zwar 17 beladen und 45 mit Ballast, ausgelaufen. Dar nter befanden sich, einschließlich eines Preußischen Nothhafners, L Hanseatisches, 3 Ru sische und 59 Preußische.

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Cholera.

l en Paris und dessen Weichbilde erkrankten vom 31. vr; Nachmittags 4 Uhr bis zu derselben Nachmittagsstunde Fei. April 206 Individuen (23 Männer und 73 Frauen), ttarben 6 (46 Maͤnner, 2ss Frauen), Bestand blieben 315. ö Ganzen waren feit dem Äusbruche der Cholera 482 Indi vuen erkrankt und 167 gestorben.

Vermischte Nachrichten.

ö, , . 1812. a ouvion St. Cyr. (Schluß des gestern abgebrochenen Artikels.)

Der Einbruch in ein mächtiges Reich muß jeherzeit als ein be—

sthen penlliches Kinlernchmen betrachtet werken, wind nich? bie F ffentliche

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Meinung gleich nf engt durch auffallend guͤnstige Ereignisse be⸗ schwichtigt wird. Fuͤr Napoleon war es wichtiger, als je, mit einem namhaften Siege zu debutiren- was ihm nicht schwer werden konnte, . es ihm gelang, den Feind an der Graͤnze festzuhalten. Der solirte Vormarsch des Vordertreffens auf Wilna, wodurch die Haupt⸗ Magazine im Ruͤcken des Feindes bedroht wurden, war sonach ein doppelter Mißgriff, weil es demselben den schicklichsten Vorwand zum eiligen Rückzuge gleichsam aufdrang und ihm zu gleicher, Zeit die Gelegenheit darbot, ohne Gefahr züvor noch eine Schlacht zu wagen. Unbegreiflich ist es, daß die Russen, unter Begünstigung einer Flanken⸗Dperation durch Bagration von Biglystock aus, nicht gil bei dem uͤbereilten Anmarsch der Franzöͤsischen Armec . en Niemen es versucht hatten, den Uebergang uͤber den Fluß durch ein rasches Atempo⸗Mandver streitig H machen, und daß dagegen ihre konzentrirte Haupt⸗Armee die vortheilhafte Aufstellung an der Wilia ohne Noth so rasch aufgab, wodurch die beabsichtigte Verein gung mit Bagration sehr leicht haͤtte vereitelt werden koͤnnen.

Man sagt, daß Napolcon von diesem, durch den General Bar⸗ lay im Voraus beschlossenen Operationzplane unterrichtet gewesen sey; um so leichter waͤre es gewesen, die angemessenen Maßregeln ju ergreifen. Barclay fuhrte die erste West-Armee in solcher Hast rückwärts, daß man Russischerseits gendthigt war, die Magazine u verbrennen, das verschanzte Lager von Brissa, ia selbst die Fe⸗

ung Duͤnaburg aufzugeben, zu deren Eroberung Napoleon bereits den Belagerungs⸗Appargt angeordnet hatte. Bies war unndthig und gefaͤhrlich fuͤr die Russen; sie haͤtten besser gethan, Bagration einen Vorsprung nach Borissow zu lassen und dic erste Armec eines⸗ theils auf Drissa, anderentheils hinter die Ula und Beresina (gegen Botscheikowo und Borissow) zu dirigiren.

Murat erhielt den Auftrag, mit einer großen Kavallerie⸗Masse die erste Armee zu verfolgen; Dävoust, mit seinem fuͤr diesen Zweck zu . Corps, den Befehl: Bagration von Barelay abzuschnei⸗

en; spaͤter wurde Konig Jerome der letzteren Armee in den Ruͤcken Eesender, In der Hauptsache wurde der großartige Zweck dieser Operation verfehlt, weil das wesentliche Erförderniß des Gelingens, namlich die Uebertragung der Rolle von Davoust (der sich allein in der n Direction befand) auf die großere Masse des Hee⸗— res, nicht beliebt wurde und weil zu gleicher Zeit Napolcon mit der Garde und einer großen Truppenmasse zwanzig Tage in Wilna mit Paraden, Revuen und Diskussionen uͤber die Polnische Conföderg⸗= tion verlor. So gab sich gleich in der Mitte des Juli der erste Akt des Feldzuges als eine in jeder Art verfehlte Operation zu er⸗ kennen; Napoleon erfocht keinen Sieg, Bagration gewann den nöͤ— thigen Vorsprung zur Vereinigung mit Barelay; Krankheit, Man⸗ 6h. Erschbpfung und Unordnung gn schon jetzt an, sich auf eine

edenkliche Weise fuͤhlbar zu machen, und Napolcon selbst schien uͤber den unbehaglichen Debuͤt den anfaͤnglichen Geschmack an der . Unternehmung bereits in erheblichem Maße verloren zu

aben. Auf die Nachricht oder Vermuthung, daß Barclay beabsichtige, von der Dwing aus Murat anzugreifen, wandte sich Napoleon guf Glubokhoe. Jener jedoch, um sich mit Bagration, der uͤber Bo⸗ bruisk auf Mohilew marschirte, wo moglich bei Orscha zu vereini⸗ gen, zog ez vor, dem letztern auf dem rechten Dwina⸗Ufer entgegen⸗ zugehen. Napoleon ereilte ihn auf diesem Seitenmarsche in der Ge⸗— end von Witebsk. Barklay hielt Stich; Napolcon verlor drei

age im Tatoniren und Rekognosziren und verschmaͤhte am vierten Tage unter guͤnstigen Umstaͤnden die Schlacht. Auf die Vachricht von , , mißlungenem Angriff auf Davoust bei Mohilem (wodurch die beabsichtigte Vereinigung bei Orscha vereitelt wurde) zog Barelay ab in der Nacht. Nöch waͤre es moglich gewesen, sich zwischen beide Armeen zu werfen; aber Napoleon rastete dreizebn Tage in der Gegend von Witebsk, und Barclay traf bei Smolensk mit Bagration glücklich zusammen. Dit Hoffnung, mit entschiede⸗ ner Uebermacht jede der beiden Russischen West-Heere einzeln zu schli n war nun fuͤr immer verloren.

llerdings beruhte dieses Verweilen bei Witebsk nicht ganz auf

freiwillig gewaͤhltem Entschlusse. Die Truppen bedurften einiger Rube und das, was sich mittlerweile in den lanken der Franzoöͤsi⸗ schen Haupt⸗Armee . eine ernste Beruͤcksichtigung. f

Man hatte bisher versaumt, die Hen en , der Russischen Suͤd⸗ armee in Volhynien unter Tormassow gehbrig ins Auge zu fassen. Durch dessen Ueberfall der Sachsen bei Köbryn wurde man auf eine unangenehme Weise an die Existenz dieser Armee erinnert; die Oester= reicher wurden mit den Sachsen vereint und gleichmaͤßig auf der entgegengesetzten Seite das zweite und sechste Corps unter Oudinot, der Russischen Nordgrmee (Witgenstein und Steingall bei Polotsk an der Duͤng gegenuͤbergestellt. Tormassow kam 14 Tage zu fruͤh, um seiner Dl fie einen entscheidenden Nachdruck und ünberechen⸗ baren Einfluß zu geben. Barclay, wie früher gegen Murat von der Duͤng aus, machte auch jetzt gegen die Cantonnements der Franzoͤsischen Hauptarmee eine unerhebliche Offensivdemonstration, welche rasch erwiedert, zum letztenmal ein vereinzeltes Zusammen-⸗ treffen mit der ersten Russischen Armee haͤtte moͤglich machen konnen, Es unterblieb auch diesmal, weil Napolcon beschlossen hatte, erst bei Smolensk (— oder Samarkand, wie er es in seltsamer Distraction zu nennen pflegte) seinen Gluͤcksstern auf die Probe zu stellen. Statt je⸗ doch entweder zwei Tage zu warten, bis der Feind, in der Gewohnheit des Ausweichens, die Stadt geraͤumt haben wuͤrde, oder wie es natuͤrlich und vortheilhaft gewesen waͤre, sich auf dem rechten Ufer des Dniepr bei Valontina (wo nur ein abgesonderter Schlachthaufe einem schwie⸗ rigen und blutigen Gefechte preisgegeben blieb) das Schlachtfeld zu waͤhlen; Wurrchrit Napoleon den Fluß, opferte eine Menge von Menschen in dem Kampfe gegen die mit starken Mauern versehene Stadt und gab dem Feinde die Gelegenheit, die Schlacht nach Be⸗ lieben abzubrechen und sich so einer r che, Niederlage ohne Behinderung zu entziehen. So endigte ber zweite Akt des Feld⸗ zuges mit einer ansehnlichen Einbuße von Menschen, mit einer be⸗ beütend unguͤnstigeren Combination der strategischen Verhaͤltnisse als zuvor, ohne etwas Anderes dabei gewonnen zu haben, als den bis hierhin durchlaufenen Raum. Dies waren allerdings schwere Ver⸗ fuͤndigungen gegen den Genius der Keiegskunst; aber was nun folgt, ist noch vön ganz anderer Bedeutsamkeit. Noch ließ sich al⸗ lem Bisherigen eine vortheilhafte Scite abgewinnen, wenn man jetzt beim Eintrstt des Herbstes, die klimatische Eigenthuͤmlichkeit des Kriegsschauplatzes würdigend, Halt machte in der Höhe von Smo⸗ lensk, um den von Hunger, Mangel und Entkraͤftung hart mitge⸗ nommenen, Truppen die dringend noͤthige Erholung zu goͤnnen, das Ergebniß der Ernte in Magazine zu sammeln, Polens unabhaͤn⸗ gigkeit zu proklamiren, seine politisch militairische Organisation ins Leben zu rufen, sich den vorlaͤufigen Besitz des hesetz⸗ ten Landstriches durch Befestigungen und Unterkunften fuͤr die Truppen zu sichern, und solchergestalt sich cine neue solide Basis fuͤr die weitere Fortsetzung der Operationen zu schaffen.

Nachdem durch den Marsch nach Smolensk die anfaͤngliche Operationsrichtung auf Petersburg aufgegeben worden, war das Be⸗ lagerungsprojekt von Riga von untergeordneter Wichtigkeit; wesent⸗ licher waͤre es gewesen, die Flankencorps an der Duͤna und am Prypiaͤt auf solche Weise zu verstaͤrken, daß sie den Angriffen von Witgenstein und Cziezakof unter allen Umstaͤnden zu widerstehen ver⸗ mochten. Sodann aber mußte man, anstatt Alles . der einen Straße von Moskau ohne Unterlaß immer weiter nach Osten vorzuschieben, die Ueberzeugung gewinnen: daß durch ein bloßes e , , ,. Erreichen und Heßhrn⸗ dieser einen Hauptstadt kein bleibendes und über den Ausgang des Krieges entscheidendes Resultat errungen wer⸗ den koͤnnte; daß man dagegen aber auf diesem so ohne Maß vorliegen⸗ den Punkte leicht in ahnliche Verlegenheiten gerathen konne, als dor= einst der kuͤhne Schwede auf, seinem äbenteuerlichen Marsch nach Pultawa; folglich, daß da der Rückweg von der Mos⸗ kwa aͤn den Dniepr vor Eintritt des Winters nicht durchzu— setzen gewesen seyn wuͤrde) nichts , ,, n. uͤbrig blieb: alt ach mit der Hauptmacht in Polen zu etabliren und Rur eine hinlänglich starke Masse als Avantgarde gegen Moskau vorzusenden,

die sich nach den Ümstaͤnden jederzeit auf jene Hauptmacht wieder repliiren konnte.

Die truͤgerische Hoffnung, vom Kreml aus den Frieden diktiren ju konnen, trieb Napoleon unaufhaltsam vorwärts. Der letzte Glanzblick des Glückes erschien ihm wie ein schnell verlbschendes Meteor auf der Wahlstatt von Mozaisk. Zwei Tage lang bot ihm der Feind die Stirn zur Schlacht, aber, wie es schien, Napoleon zur ungelegenen Stunde. Eine ruck ficht lo⸗ ju Ende gefochtene Vernichtungsschlacht mochte ihm, nach dem bereits verloren gegan⸗ ,. numerischen Uebergewicht, zu bedenklich erscheinen; eine Be⸗ rohung der feindlichen Ruückjzugslinie auf Moskau oder Kaluga, welche durch ein Flanken Mandver zu erreichen gewesen seyn moͤchte, würde höchstens den Russischen Feldherrn vermocht haben, sich weiter ruͤckwaͤrts ein anderes Schlachtfeld zu suchen, wodurch fuͤr Na⸗ polen wie derum nichts gewonnen war. Dennoch schickte sich dieser zwar zur Schlacht an, aber ohne die sonst gewohnte unermüdliche und 9 enwaͤrtige Thaͤtigkeit. Gleichsam , n, der Gravitaͤt des Voͤl⸗ ergebieters die Rolle des Feldherrn dei Seite setz end, begnuͤgte er sich mit den primitiven Anorpvnungen zur Schlacht, und ohne sich vom Fuß⸗ volk der Garden zu entfernen, nahm er sich kaum die Mühe, die darin durch Gegenmandver des Feindes erheischten Modificgtionen zu treffen. Der fuͤr beide Theile gleich moöͤrderische Kampf haͤtte vielleicht ein fuͤr die Franzosen in vollem Maße befriedigendes Ende 1 koͤnnen, wenn Napoleon sein vielbeguüͤnstigtes, mit großem lufwande unterhaltenes Eliten⸗Corps haͤtte wollen mit in die Wag⸗ schale legen. So aher gab ihm der Gegner a verzweifelter Gegen⸗ wehr zwar das Schlachtfeld preis und legte selbst seinem weiteren Vormarsch kein Hinderniß in den Weg; aber dieser Gegner war keinesweges vernichtet, erdruͤckt oder auscinandergesprengt, sondern er wich in kaltble tir Ordnung erst ruͤckwaͤrts, dann zur Seite aus und üherließ Napoleon den eitlen und bald nur allzutheuer gebüßten Triumph, von der alten Koͤnigsburg der Czaren im Selbst⸗ gefuͤhl eines Tamerlan oder Dschingis Chan herabzuschauen.

Man hat uͤber den Brand von Moskau sehr verschiedene Ur⸗ theile gefaͤllt; eine Ansicht stellt ihn dar als heroische Großthat, als den Gipfel des Patriotismus, die andere betrachtet ihn als einen Akt der Barbarei. Aus dem militgirischen Gesichtspunkt er— scheint er jedenfalls als ein ohne Noth und zwecklos , tes Opfer, da auch ehne diese n, . die Franzbsi⸗ sche Armee schon wegen gänzlichen Fouragemangels dort nicht äus—⸗ zudauern vermochte. Es blieb ihr nichts uͤbrig als ein verzweifelter Ruͤckzug verzweifelt: weil er, gleich am Tage nach der Ankunft freiwillig begonnen, in dieser Jahreszeit, in diesem Lande, im Ange⸗ sicht des Feindes, mit einer so großen Masse von Menschen und Kriegs—⸗ geraͤth, dennoch unausfuͤhrbar gewesen waͤre. Jedenfalls bedurfte man dazu mehrerer Straßen, und da die einzige, welche die erforderlichen Sübsistenzmittel darbot, durch den Flankenmarsch des Feindes ge— sperrt war, wurde es unerläßlich, durch inen entschiedenen Sleg sich gleich anfangs Bahn zu brechen. Wie viele Lobredner daher auch die Schlacht von Borodino gefunden hat, so kann man in ihr dennoch, reiflich erwogen, ebenfalls nur ein uͤberfluͤ siges, gefaͤhrlich es und theuer erkauftes Wagstuͤck erkennen. Ein fruͤher begonnener Rückzug auf Kaluga hatte Moskau gerettet und würde oͤhne das Blutopfer von Borodino Napoleon den rr bereitet haben.

Der Eis. von Mozaisk, unentschieden, welche Maßregel er ergreifen, welchen Weg er einschlagen an, bruͤtete lang in dum⸗ pfer Unentschlossenheit, bevor er sich in das Unvermeidliche ergab. Nicht sowohl der Mangel an Munition, wie man behanptet hat, sondern die Ueberzeugung von dem moralischen und phy sischen Zu⸗ stande seines Heers entschted ihn, die Schlacht zu vermeiden. Aber vergebens hatte er gehofft, durch eine dem Könige von Neapel gegen die verschanzte Stellung von Tarutino aufgetragene Demonstra—⸗ tion, den Feind an der Nara festzuhalten und so ihm einen Vor- sprung abzugewinnen. Es gelang dies um so weniger, als man beim Abmar 9 das Mittel der Gewaltmaͤrsche verschmäͤhend, noch ein gewisses Dekorum zu beobachten und durch gemessene Bewe⸗

ungen das, was Allen klar geworden, zu verbergen bemuüͤht war. utusow versaͤumte bei Malojareslawetz, seinem Angriff auf den Vice= Koͤnig den gehbrigen Nachdruck zu geben. Bei Gonczerowo stand das Franzdͤsische Heer zum letztennigl in gesammelter Masse dem Feinde gegenuͤber; ein genialer Entschluß, energisch gusgeführt, hätte noch Manches besser fuͤgen können; gber es gedrach dazu an Schnell⸗ kraft und Muth. Ohne Plan und fast willenlos befand sich Napo⸗ leon nach einigen mißlungenen Versuchen, sich von der beim Vor⸗ marsch betretenen Qperattong⸗-Linie loszumachen, dennoch in der Richtung guf Mozaisk. Hiermit war der Nimbus verschwun⸗ den, der seine Gegner erschreckt, sein eigenes Heer begeistert hatte. Anstatt durch Mortier gedeckt, die leidige Masse von Gepaͤck, Nichtkombattanten und . Geschuͤtz auf der großen Straße ihren Weg fortsetzen zu laͤssen und fo, von allem Ballast hefreit, mit dem kämpffaͤhigen und streitlustigen Theile des Heeres, Tenophons Beispiel befolgend, den Ausweg Über Jukhnow, Masalsk und Serpins! zu erzwingen, eilte er mit seiner Barde und Junot voran und uͤberließ den Rest des Heeres am Tage von Wiasma ohne Weisung und Leitung seinem Schicksale und ber Obhut unter sich K. Unterfeldherrn.

Was sich nun zutrug, ist bekannt genug und weniger ein Ge— , der Kritik, als des Mitleides. än der Beresina wurde

apoleon geendet haben, wie so viele Tausende, die mit ihrem Hel— denblute den Boden Rußlands duͤngen, wenn Kutusow ven standen haͤtte, seine vertheilten Streitkraͤfte auf eine den Lokal- Verhaͤltniffen angemessene Weise zusammenwirken zu lassen. Eine schmale Pforte blieb geöffnet, und Napoleon fuͤr feine Person lebte wieder auf in Paris. Der Tadel, der diese Flucht trifft, waͤre gerecht, wenn Na— poleon das Talent der defensiven Kriegfuͤhrung in gleichem Maße besessen haͤtte, wie das des gewaltsamen Angriffs; so aber erscheint 64 ö. Akt der Selbstverlaͤugnung und als eine Auskunft der eit.

Berliner Börse. Den g. April 1832.

Amtl. Fonds- und Geld- Cours Zettel. (Prei s-. Cour.)

7 ff f Geld. 7 7

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St. Sehulq - Sch 4 94 933 96tpr. Pfandhrf. 41 9 1 1 hr. Engl. Anl 18 5 i015 bomm. Pfandbrf. 4 tin 1031 kr. Engl. Anl. 25 191 Kur- u. Neum. do., 4 106 Pr. Engl. Obl. 30 4 87 S7 Sehlesische do. 4 i059 kKurm. dbl. m. I. 6. 4 92 kkst. C. d. K.- u. N. Jeum. Int. Sch, d). 4 823 II. Sch. d. K- u. N. 5673 Berl. Stadt- Obl. 4 94 ; Königsbg. do. 4 g93

Elbinger do. 44 94 Holl. vollw. Duk. 183 Danz. do. in Ih. 35 Neue dito. 199 Mestphr. Plandbr. 4 977 Triedrichsd'or .. 13 15 Gross ha. Pos. do. 4 1 98 Diseonto ..... —1 3 4

Nicht Amtliche Cours - Notizen.

Berlin, 9. April. End 6 Oest. 53 Met. 914. 43 do. —. D 795. ö . 6

do. Holl. (1831) 913. Poln. Pshr. 49. B; t J ö Nied. virkI. Sci. a7 i ss eri ai. gane gn? 3 J,, ,. 3 1 ms terdam. 4 ir . . 44 9 Nied. wirk]!. Sch. 41 ., KanzcBill. itz; l. 92. 589 . Gar. Sz fie Cü. . , fes, gn si, fs s Ks ene de. Hamburg 3 M 6 n r , 31. Mara. ; on. 93. Silber- 1 2 1. Ser. 8d83. dite 3. Ser 33 er- Rubel 67 Kop. 55 Inseriptionen

Wien. 4. April. 58 Met. 873. Part. Obi. 1223. 1148.