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vorgestrigen außerordentlichen Sitzung das Anerbieten des hie fi— gen Erzbischofs, sein Landhaus in Conflans zu einem Lazareth fuͤr die von der Cholera Genesenden einzuräumen, einstimmig abgelehnt, weil der Erzbischof es sich zür Bedingung gemacht hatte, daß die Leitung der Anstalt und die Vertheilung der Un⸗ terstuͤtzungen ihm uͤberlassen werde. = r ef nunmehr jenes Landhaus zu einem Lazarethe fuͤr die in der Gemeinde von Cha⸗ renton und deren Umgegend an der Cholera erkrankenden Personen eingerichtet; die barmherzigen Schwestern werden den Dienst als Pflegerinnen darin versehen. Der Erzbischof hat selbst die noͤthige Anzahl von Betten hergegeben, und die Anstalt ist bereits zur ö von Kranken geeignet.
In allen Provinzialstaͤdten werden von den Behoͤrden und Buͤrgern Fonds fuͤr die gegen die Cholera zu treffenden Schutz— maßregeln zusammengeschossen. Der Stadt⸗Rath von Bordeaux hat S9, 009 Fr. fuͤr diesen Zweck bewilligt.
In Saint-Quentin (Departement der Aisne) sind zwei Personen an der Cholera erkrankt; auch in Compiegne sind meh—⸗ rere Erkrankungen vorgekommen. .
Lord Granville ist heute Morgen nach London abgereist, um der Abstimmung uͤber die Reform⸗Bill im Aus schuß beizuwoh⸗ nen, wo Vertretungen durch Vollmacht, wie sie in den uͤbrigen Stationen der Parlaments Verhandlungen zulaͤssig sind, nicht gelten. Der Lord wird in kurzem hierher zuruͤckkehren. —
Die France⸗Nouvelte bemerkt in Bezug auf die gestri⸗ gen Kammer⸗Verhandlungen: „Die Unruhen von Grenoble sind wie die Lyoner und n eine unversiegbare Quelle, aus welcher die Opposition ihre Angriffe gegen die Regierung schoͤpft. Noch gestern hat Hr. Mauguin die traurige Erinnerung an die Unruhen des Isere⸗Departements zuruͤckgerufen. Geschah es vielleicht, um dieselben zu tadeln, um die Buͤrger zur Achtung gegen die Gesetze zu ermahnen, um die Ruhestoöͤrer zu entmu⸗ thigen und ihnen den Beistand eines dienstfertigen Anwalts zu entziehen: Nein! Herr Mauguin hat wiederholt, was er schön hundert Mal gesagt hat, er hat die Regierung angeklagt, weil sie den Aufstand unterdruͤckt, und fuͤr die Aufruͤhrer, die er in unschuldige Opfer verwandelt, Partei genommen. Der Redner der aͤußersten Linken hat uns keines seiner Lieblings-Argumente entgehen lasen. Wahrend er der Rechtfertigung der Behoͤr— den keinen Glauben schenken und das Resultat der Untersuchung abwarten will, hat Hr. Mauguin kein Bedenken getragen, alle gegen die Agenten der offentlichen Gewalt von den Grenobler Unruhestiftern aufgehaäufte Beschuldigungen im voraus als hin⸗ reichend erwiesen h betrachten. Nichts ist nach unserer Ansicht unpassender, als heftige Ersrterungen uͤber Ereignisse, die man nur unvollkommen kennt, und mit deren Aufhellung die Justiz⸗ Behöoͤrde beschäftigt ist; weil man uns aber dazu zwingt, so woi— len wir schwankenden Behauptungen sichere Thatsachen gegen— uͤberstellen.“ Hier folgt nun eine Darstellung der Grenobler Vorfaͤlle, nach welcher die Behoͤrden und das 3Z5ste Regiment als vollkommen gerechtfertigt erscheinen, und heißt es weiter: „Man verlangte, daß das Zöste Regiment die Stadt verlasse; man hatte dasselbe unverschaͤmter Weise herausgefordert, man war gegen dasselbe marschirt, hatte es mit Steinwuͤrfen ange⸗ riffen und sich des Hotels des Stabes bemachtigt. Dieses brave
gi nen hatte allen diesen aufruͤhreristhen Handlungen die noͤthige Haltung entgegengestellt; das wegen dieses edlen Wider standes gegen das 35ste Regiment aufgebrachte Volk verlangte laut dessen Entfernung. Die National-Garde, welche der Auf⸗— forderung des Praͤfekten keine Folge geleistet hattr, als es galt, sich zur Aufrechthaltung der Ordnung mit den Linientruppen zu vereinigen, sparte ihren Eifer fuͤr andere Pflichten auf, sie un⸗ terstuͤtzte die Aufruͤhrer in ihrer Expedition gegen die Garnison, der sie nach und nach alle Posten abnahm, sie vertheilte unter sich die Patronen des Arsenals, die gegen die Koͤnigliche Auto⸗ ritaͤt und die oͤffentliche Gewalt im Aufruhr befindlichen Burger herrschten in der Stadt als Gebieter; alle waren insurgirt, alle befanden sich offenbar in Rebellion. Diejenigen die in der National⸗Garden⸗ Uniform, nachdem sie sich der Munition be⸗ maͤchtigt, die Polizei durch die Besetzung aller Posten aufrecht erhielten, so wie die Municipal⸗Raͤthe, thaten vielleicht etwas Nuͤtzliches im Interesse der Stadt, aber beide verletzten die erste ihrer Pflichten, indem sie, wenn auch nur fuͤr einen Tag, ihren Beruf als Franzosen vergaßen und in einem ganz lokalen In— teresse die Bande, die sie an die große Familie knuͤpften, er. rissen, indem die einen vergaßen, daß sie die Waffen zur Ver⸗ theidigung der Gesetze, der Königl. Autoritaͤt und der öͤffentlichen Ordnung empfangen haben, die anderen, daß sie nicht nur die Erwaͤhlten ihrer Mitbuͤrger, sondern auch vom ganzen Lande be— auftragt sind, die Stadt im Namen des Koͤnigs zu verwalten, nicht aber, sie bei einem Aufstande zu unterstuͤtzen. Es ist aber unmoͤglich, in den Grenobler Ereignissen eine offene Insurrection zu verkennen.“ :
Das Offizier-Corps der National⸗Garde von Carcassonne hat gegen die von dem Praͤfekten des Departements, Vicomte Dejean, angeordnete Aufloͤsung protestirt, weil die National⸗Garde sich kein . habe zu Schulden kommen lassen und die Maßregel also willkuͤrlich fe,
Die Herren Raspail, Bonnias und einige andere wegen politischer Vergehen Verhaftete sind gestern aus dem Gefaͤngnisse Laforce nach dem weit gesunderen und geräͤumigeren Gefaͤngnisse in Versailles gebracht worden.
Die Tribune ist vorgestern, zum 40sten Male seit der Juli⸗ Revolution, mit Beschlag belegt worden.
Der bei Rimognes, Stunden von Mezières, gelegene Schiefersteinbruch ist am hten d. M. dergestalt verschuͤttet wor⸗ den, daß 3 — 400 Arbeiter, die gerade darin beschaͤftigt waren, eingeschlossen sind; es ist schleunige Huͤlfe dahin gesandt, und man hofft, saͤmmtliche Arbeiter zu retten.
Herr Washington Irving ist am 6ten d. in Havre ange— kommen, von wo er mit dem naͤchsten Paket-Boot nach New⸗— York abzugehen beabsichtigt.
Großbritanien und Irland.
London, S8. April. In diesem Augenblicke wird wiederum mit derselben Bestimmtheit, wie noch vor wenigen Tagen das Gegentheil, behauptet, daß keine Pairs⸗Creation stattfinden werde. Die Reform-Bill, wird hinzugefügt, wurde sogar auch im Aus— schusse des Oberhauses eine Majoritaäͤt fuͤr sich haben, die bei den verschiedenen Artikeln von 11 zu 1tz Stimmen variiren wurde. Nachdem die Bill dort einzeln dürchgenommen seyn wird, soll die weitere Diskussion bis nach dem Osterfeste ver— schoben werden.
In der gestrigen Times liest man: „Die Frage, welche
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indem der Sprecher Abbot darauf antrug, als die Bill in den Ausschuß gekommen war, daß die Klausel, welche die Katholiken ermaͤchtigte, in dem Parlamente zu sitzen, ausgelassen werden sollte. Dieser Antrag ging durch, und die Bill wurde naturlich darauf zuruͤckgenommen. Ohne Zweifel beabsichtigt man, einem so gluͤcklichen Beispiele zu folgen, sofern die Bill die zweite Le⸗ sung erhalt und zu jener 66 gelangt, auf welcher in den Ge— meinen die Kathöliken Bill des Jahres 1815 vernichtet wurde. Aber wird die gegenwartige Maßregel in der Sitzung des Jah res 1832 in den Ausschuß gelangen? Es ist in den letzten Ta— gen Mode geworden, hieruͤber mit einer gewissen Zuversicht zu sprechen. Auch findet inan nichts Widersinniges in der Annah⸗ me, daß die Minister eine Mehrheit fur die zweite Lesung ha—
auf bedacht sind, der Bill entgegenzuwirken.“
ferenz (vom 5ten d. M.), die bis 8 Uhr Abends dauerte, hat das Resultat ergeben, daß Oesterreich und Preußen nicht einsei⸗ tig ohne Rußland ratifiziren werden. Rußland wird anderer⸗ seits nie darein willigen, daß man zu Zwangs-Maßregeln gegen Holland schreite, und Holland duͤrfte zu dem Traktate, wie ihn England und Frankreich bereits ratifizirt haben, niemals gutwil— lig seine Zustimmung geben. Die Konferenz sagt zu Holland: „„Ratifizire erst, dann werden wir modifiziren““; doch Holland erwiedert: „„Erst modifizire man, und alsdann wird sich zeigen, ob ich zu ratifiziren vermag.““ Holland, indem es von seiner Ansicht nicht abgeht, weiß dabei recht gut, daß die Belgier jetzt, um den Frieden zu erzwingen, keine Feindseligkeiten beginnen werden, denn allein wurden sie den Angriff nicht wagen, und Unterstuͤtzung von Sei⸗ ten der Franzoͤsischen Regierung, die einen daraus leicht entsprin— genden allgemeinen Krieg fortwährend zu vermeiden sucht, haben sie fuͤr jetzt nicht zu erwarten. Sollten sie auch mit einem iso⸗ lirten Angriffe von Mastricht beginnen wollen, so bekaͤmen sie es dort mit einem Befehlshaber, General Dibbets, zu thun, der nicht minder unbeweglich zu seyn scheint, als der alte Chassẽ. Ueberdies ist diese Festung auf 6 Monate verproviantirt und in solchem Vertheidigungszustand, daß sie fast uneinnehmbar scheint. Sollte aber eine Armee in Holland selbst eindringen wollen, so wuͤrden die Hollaͤnder einen zwar fuͤr das Land selbst fuͤrchter— lichen, aber den Feind sicher vernichtenden Alliirten, naͤmlich die
rufen.“
; In 6 bis 7 Tagen erwartet man hier die Ruͤckkehr eines Couriers, den Graf Orloff vom Haag aus nach St. Petersburg gesandt hat.
Seitdem die Anzahl der Cholera⸗Erkrankungen hier so an— sehnlich abgenommen, hat auch das Schatzamt das im Dienste befindliche ärztliche Personal vermindert. Die Besoldung von Aufsehern und Waͤrtern, die zu diesem Zwecke angenommen worden, findet nicht mehr statt, doch hoͤrt die Behoͤrde deshalb nicht auf, den ihr bekannt werdenden Faͤllen die größte Sorgfalt zu schenken.
Niederlande.
Aus dem Haag, 11. April. Neuerdings sollen bei der Regierung Depeschen aus London eingegangen seyn, doch ist uͤber den Inhalt derselben noch nichts im Publikum bekannt ge⸗ worden. Man spricht von einem neuen Protokolle, wodurch der Termin zur Ratifications-Auswechselung bis zum 15. April ver laͤngert worden.
Aus Herzogenbusch schreibt man: „Unser Heer ist, dem Vernehmen nach, seit dem Anfange dieses Monats um ungefahr 20,000 Mann verstaͤrkt worden. Inzwischen hat es doch so we⸗ nig das Ansehen, als ob Krieg werden wuͤrde, daß wieder Ur⸗ laubs⸗Gesuche angenommen werden, waͤhrend man auch die Ein⸗ wohner der hiesigen Festung noch nicht aufgefordert hat, sich mit Lebensmitteln zu versehen.“
Bruͤssel, 10. April. Die Repräsentanten-Kammer hatte sich in ihrer gestrigen Sitzung noch mit einigen Nachtraͤ⸗ gen zum Budget des Finanz-Ministeriums beschäftigt und war eben im Begriff, sich zu trennen, als Herr Felix von Rerode der Kammer anzeigte, daß der Minister der auswaͤrtigen Ange⸗ legenheiten ihr eine Mittheilung zu machen habe. Die Sitzung wurde daher einige Augenblicke aufgeschoben, um den Minister zu erwarten. Als derselbe eingetreten war, erklaͤrte der P raäͤsi— dent, daß er, kraft des ihm durch das Reglement zustehenden Rechtes, erklaͤre, daß die Kammer sich in einen geheimen Aus—⸗ schuß verwandele. Alle Zuschauer mußten sich sogleich entfernen. Die hiesigen Zeitungen theilen über diesen geheimen Aus— schuß Folgendes mit: „Herr von Meulenaere ging in alle Details der diplomatischen Unterhandlungen seit dem Traktat vom; 15. November ein; er theilte darauf der Kammer die letzten Instructionen mit, welche er dem Belgischen Gesandten in London uͤbersandt hatte, und welche sich durch Wurde und
eine der Belgischen Diplomatie bisher nicht eigenen Festig⸗ keit auszeichnen. Endlich zeigte der Minister an, daß die
Ratificatlonen der drei Machte bis jetzt noch nicht ausgetauscht worden waͤren. — Man hat eine Stelle in der Rede des Hrn. von Meulengere bemerkt, in welcher er sagte, daß Hr. Casimir Périer kuͤrzlich in einer Unterredung mit Lord Granville, bei der Hr. . zugegen gewesen, auf die bestimmteste Weise die Absicht zu erkennen gegeben habe, zu einer definitiven Loͤsung der Belgischen Frage zu gelangen. Hr. von Talleyrand äußere sich in London ganz in demselben Sinne, und mehrere Schrei—⸗ ben des Hrn. van de Weyer bestätigten es, daß der Franzoͤsische Bevollmaͤchtigte bei der Konferenz mit Festigkeit und Aufrichtig⸗ keit zu Werke gehe. — In einem seiner Schreiben fuͤgt der Belgische Gesandte in London hinzu, daß der Graf Orloff in einer Versammlung der Konferenz erklaͤrt habe, daß feinem Souverain bis jetzt noch keine bestimmte Angaben über die unuͤbersteigliche Abneigung des Königs von Holland gegen irgend ein Arrangement auf Grundlage der 24 Artikel zugegangen waͤ— ren; daß er sich neue Verhaltungs-Befehle ausgebeten habe, nachdem er seinen Herrn von dem geringen Erfolg seiner Sendung nach dem Haag in Kenntniß gesetzt, Und daß er dieselben zum 190ten oder 12ten d. Mts. erwarte. Der Graf Orloff habe' der Konferenz die Hoffnung ausgedruckt, daß die Entscheidung sei⸗ nes Souverains einen neuen Beweis fuͤr seinen lebhaften Wunsch,
uns jetzt zunaͤchst vorliegt, ist die zweite Lesung der Reformbill— Bei fruͤheren Gelegenheiten wurde die zweite Lesung als die ent⸗ scheidende Stufe des ganzen Verfahrens betrachtet und als die— jenige, welche in beiden Haͤusern das Schicksal der dem Parla— mente vorliegenden Maßregel zu Ende brachte. Die Katholiken⸗ Bill des Jahres 1815 bildete eine Ausnahme von dieser Regel,
den Frieden in Europa aufrecht zu erhalten, abgeben wuͤrde. — Demnäͤchst theilte der Minister die Protokolle vom 31 sten Maͤrz und 5ten April mit (s. das gestrige Blatt der Staats⸗Zeitung) und schloß mit der Bemerkung, daß er dem Belgischen Bevoll⸗ mäͤchtigten in London neue Instructionen ertheilt habe, wodurch die fruͤheren bestaͤtigt, und im Namen der Belgischen Regierung erklaͤrt worden ware, daß sie keinem ferneren Aufschub zum Aus⸗ tausch der Ratificationen ihre Zustimmung ertheilen würde. — Mehrere Mitglieder bezeigten darauf ihre Zufriedenheit mit dem Benehmen des Ministers der auswärtigen Angelegenheiten, waͤh⸗ rend andere sich dahin äußerten, daß das Verfahren der drei
Maͤchte dahin zu deuten schiene, daß sie das Arrangement nicht
ben, welche aus denselben Personen besteht, die am meisten dar⸗
In einem Sonntagsblatte liest man: „Die letzte Kon⸗
Durchstechung der Deiche und die Ueberschwemmungen, zu Huͤlfe
unterschreiben wuͤrden, welches Belgien anzunehmen gezmn
worden sey, und daß daher die Regierung sich mit Thaͤtigket é geg
einem nahen Kriege vorbereiten muͤsse, weil die Entschen durch die Waffen das letzte Rettungsmittel aus dem gegenn gen Zustande seyn duͤrfte.“ 23 Die Regierung hat gestern von Givet die Nachricht q tens daß in Roeroy ein Mann an der Cholera gestorben i selbe hatte kurzlich erst Paris verlassen. Bruͤssel, 11. April. In der gestrigen Sitzum Repräsentanten-Kammer wurde die Wahl dez ⸗ Taintenier für Mons an die Stelle des Herrn Blargnü Kultig erklart. Alsdann brachte die Kammer das Büdgn Finanz-Ministeriums durch Annahme einiger Artikel, v noch einmal an die Central⸗Section zuruͤckgewiesen worden ia gaͤnzlich zum Schluß und ging alsdann zur Berathum Bubgets des Ministeriums des Innern uͤber. Der Emangipation zufolge, hat die hiesige Reni das Franzoͤsische Ministerium dringend ersucht, ihr einen 6 ral zu senden, dem der Oberbefehl uͤber die Belgische Mn anvertraut werden koͤnnte. ö Man sieht heute in Bruͤssel mit großer Spannung richten aus London entgegen, da man moͤglicherweise van Resultate der Sitzung des Oberhauses vom gten d. My richtet werden kann. I Herr Behr, Belgischer Gesandter bei den Vernn Staaten, tritt heute die Reise nach seiner Bestimmung an Herrn Chs. von Brouckere ist die Stelle des Eihls⸗ verneurs in Luͤttich angeboten, welche er indeß abgelehnt se — In einem von der Hannoverschen Zeitung y theilten Schreiben aus Bruͤssel heißt es Unter And „Wenn wir von unseren militairischen Zuruͤstungen sprechtn vergesse ich, zu erwaͤhnen, daß die Belgier keinen Genen Chef haben. Zwar wird im Falle des Kriegs der Kön Kommando in Person uͤbernehmen; aber diese Bravnll, ganz zu seinem ritterlichen Sinne paßt, ist in politischer ] sicht zu tadeln. Denn erstens, auch das Risiko fuͤr sein son abgerechnet, muß der Chef des Staates, der fuͤr diese lungen nicht verantwortlich ist, auch keine so große Vn wortlichkeit uͤbernehmen, wie die des Ober Befehls einer im Felde. Zweitens, ist mit einer neuen Arme und mit einigen erfahrenen Offizieren der Erfolg problematisch, um Niederlage wuͤrde ihn in der Achtung seines Volkes setzen. Wir haben zwar den Franzoösischen General Des Chef des Generalstabes mit 39 anderen Franzoͤsischen Off eines niederen Rangs, aber jener General ist mehr durh Organisationen, als durch seine Thaten im Felde beruͤhmt. andere Franzoͤsische General Evain hat zwar den höͤchsten als Berechner und Verwaltungs-Fuͤhrer, auch wurde von geruͤhmt, daß er Napoleons Artillerie organisirt habe, ahn hat seit 25 Jahren kein Pferd bestiegen. — üedbrigens ¶ ßen wir einer vollkommenen Ruhe. Seit des Königs n in diesem Lande haben wir nicht die geringste Spur von reizung. So sehr auch unser Handel stockt, und obgleich . des Budgets auf 89 Millionen Gulden sich belaufen ungeachtet des allgemeinen Leidens der mittleren Klasse, der on leute und der Gewerbe, dennoch hat sich das Volk mit hn dernswuͤrdiger Geduld benommen, und der Geist des In nismus hat jetzt seinen Grund verloren. Dies mag nun hh der sehr großen Popularitaͤt des Koͤnigs zuzurechnen seyn, sich mit bewundernswuͤrdiger Klugheit und Takt benommen hat selbst von den eifrigsten Anhängern des Hauses Oranien gl wird, theils aber auch dem entschiedenen Uebergewichte der hint tholischen Partei, welche aus Furcht vor fernerer Ausbrehing liberalen Grundsatze, wie sie die Partei der Bewegung verstehtz f sich gegen Alles setzt, was nur einer Verbindung mit Framnh ahnlich sieht, und folglich einen großen Einfluß anwendet, die Unabhaͤngigkeit Belgiens und die Macht des Monarch verstaͤrken. — Alles, was wir beduͤrfen, ist ein Ministerium vielmehr Männer, kräftig genug, es zu bilden. Charst Brouckere, der mit allen seinen Fehlern ein Mann von gl Talenten ist, fiel als Opfer des Parteigeistes. Der Fran General Evain versieht inzwischen die Functionen eines rij ministers, wahrend Felix von Merode die Unterzeichnung ii nimmt. De Meulenaere ist eine Person von gewohnlichen 35 keiten, von wenig politischer Erfahrung, ohne moralischen M und obgleich er in friedlichen Zeiten und bei einer lange bez deten Regierung ohne große Schwierigkeiten fortkommen lit so ist er doch nicht im Stande, mit den Anforderungen der Zenn mit der Hpposition in den Kammern sich zu messen. Das wil ᷣ nicht viel bedeuten, da die auswaͤrtigen Verhaͤltnisse von Böh naturlich sehr beschraͤnkt und denen ihrer Nachbaren groͤtenls untergeordnet seyn muͤssen; allein die wichtigsten Personen h den die Minister der Finanzen und des Innern seyn. Vin nen wird das Wohl des Landes und die Liebe zum Könige haͤngen. Die Herren Theux und Coghen besitzen aber än Eigenschaften, welche Staatsmaͤnner im Kabinet oder im Gu auszeichnen. Der Eine ist ein sehr achtbarer pr , neur, und der Andere ein hoͤchst ehrenwerther Kau mann; es ist ein großer Unterschied zwischen den niederen Pflichten in Praͤfekten und der Reorganisation eines neuen Königreich ö ein großer zwischen der Abschließung eines guten Handb Neapolitanischen Papieren oder in Pernambuco⸗Baumwol: . der Fahigkeit, die größten Geldsummen fuͤr den Stagtobedaßs! der geringsten Beeintraͤchtigung der Steuerpflichtigen , fen. Um aber doch den Ministern Gerechtigkeit widerfa 21 lassen, sie haben schweres Spiel. Alles ist neu. Die Hestigleth Parteigeistes, eine Folge jeder großen Staats Erschiltzg un sn⸗ zer ungewisse Zustand der politischen und Handels, Verhäihf legen ihnen unaufhoͤrlich Hindernisse in den Weg und 6. den ruhigen Gang der Regierung. Außerdem wuͤthet jene , nach falschen Ersparungen, die, wie alle modige politische ; ten, auf ungesunde Theorieen gegruͤndet ist, und die 8 schende Leidenschaft fuͤr Popularität, hier fo gut als in 9 reich und England. Der Geist des Herrn J. Hume sche . uͤber die Kammern ausgegossen zu haben, er ist aber ein ⸗
der Finsterniß. Sie thun Alles, was sie koͤnnen, um dit r
nister durch die erbaͤrmlichsten Ersparnisse zu laͤhmen; a .
werden in ihrem Leben doch wohl noch lernen muͤssen, ö. keine richtige Ansicht ist, die Herabsetzung der Steuern
7 * 2 8 . el eine so starke Verminderung des Gehaltes der Regierungehe ten zu bewirken, daß sie alle Menschen von Brecht gg, scheuchen und die offentlichen Aemter dadurch in die H Y rer bringen, die keinen Anstand nehmen, durch indirekte
derungen sich das zu verschaffen, was sie auf geradem und bh ;
maͤßigem Wege nicht erlangen konnen.“
Schweiz.
Luzern, 4. April. Nachdem (wie bereits n, . 5 große Rath dieses Kantons in seiner Sitzung vom 31 . das von den Gesandten der Staͤnde Zürch, Bern, Luzern,
lde
len, Aargau, Thurgau und Soluthurn entworfene Konkordat tgenseittge Garantie der Verfassungen mit Gtimmenmehr⸗ angengmmmen, wurde am folgenden Tage von den dissenti⸗ hen 30 Mitgliedern eine Verwahrung gegen diesen Beschluß, er die katholische Religion gefährde, die Bundesakte und die sweraͤnetaͤt des Luzernischen Volkes zerstoͤre, zu Protokoll ge⸗ n. Auch im Grsßrath des Kantons Solothurn wurde am smn v. M. das Konkordat der Gesandten der sieben Staͤnde 62 gegen 34 Stimmen angenommen; jedoch mit dem Vor— ite, daß diese Ratification nur dann gelte, wenn auch alle e sechs Staͤnde dieselbe aussprechen. Italien. Ein von der Allgemeinen Zeitung mitgetheiltes Schrei⸗ aus Cham bery vom 4. April meldet, daß alle dasige Buch⸗ Eer und Buchhaͤndler von der Regierung vorbeschieden wor— 1shen und man ihnen bekannt gemacht habe, daß sie kuͤnftig le Druck- und Verlagsfreiheit haben sollten, wenn sie vorher sih verspraͤchen, nichts Politisches, Neligidses und Literari⸗ fois Licht zu foͤrdern, was durch beunruhigende, aufregende beleidigende Tendenz das Mißfallen der Negierung hegruͤn⸗ stznnte. — „Es wird (sagt jenes Schreiben weiter) viel nder Ausfuͤhrung des alten Plans gesprochen, Turin durch Inlegung eines großen befestigten Lagers fest und unangreif— machen. Suͤdlich lehnte sich dies Lager an den Po, öst⸗ über an die Doire, auf den Anhoͤhen wurden uͤberdies schuͤz⸗ e Forts angelegt, Die Ausfuͤhrung dieses schon fruͤher vom zen Köoͤnige gebilligten Plans haͤtte den großen Vortheil, daß öch jedes politische System Sardiniens unterstuͤtzt und ge⸗ n wurde, denn die Haͤlfte unserer Armee koͤnnte in einem zen Lager eingeschlossen werden, und sie schuͤtzte die Haupt⸗ n gegen jeden Feind, moͤchte er von Westen oder von Osten men. Man ksnnte sogar, ohne eine Partei zu ergreifen, de Armeen nach Italien vordringen lassen, um 'ich erst spä— nach Maßgabe der Umstaͤnde, fuͤr eine oder die andere zu ‚sren.“ ö — Bologng, 1. April. Die fruͤheren Besorgnisse, daß ite verwickelten Verhaͤltnisse nur durch Krieg zu löͤsen seyn wen, haben sich dermalen zwar bedeutend gemindert, aber die ze wegen einer zu dauernder Ruhe und Ordnung fuͤhrenden sgestaltung der Dinge besteht nicht nur in unverringerter shhtigkeit fort, sondern man kann sich sogar nicht verhehlen, der Zustand des Staats-Körpers seit Jahresfrist weit be— stiche und die Heilung der Uebel, an denen er leidet, viel biiger geworden ist. Die Provinzen sind verarmt, und die mnclliegenden Lasten fallen um so schwerer, je mehr in Folge lhruhen und Schwankungen der Verkehr in Stocken ge— hen müßte, wie sich unter Anderem daraus ergiebt, daß der ichtzoll von den in die Haͤfen des Kirchenstaates eingebrach— Gütern, der im Jahre 1828 313,555 Skudi betrug, sich von sjr zu Jahr, und zwar im verwichenen um 45,034 Skudi, indert hat. Mißmuth und Unzufriedenheit ist eine natuͤr— Ie Folge dieses Zustandes. Hierzu kommt nun der verlaͤngerte ssenthalt der fremden Truppen, der den ohnedem so sehr ge— bächten Staats-Schatz noch mehr erschöpfen muß. Und doch nicht abzusehen, wie ohne alle fremde Militair-Macht die öͤf— liche Ruhe, dieses erste Erforderniß eines gesicherten Zustan— und somit auch der etwa vorzunehmenden Reformen, auf— t erhalten werden koͤnnte. Was nun aber die Reformen der rfassung betrifft, so werden solche von Seiten der aufgereg— provinzen in einer solchen Ausdehnung verlangt, daß sie nuͤr fer völligen Veranderung des bisherigen Regierungs⸗-Systems sawilligen staͤnden. Kann man aber wohl erwarten, daß die hung sich so leicht dazu verstehen werde? Und welche Schwie⸗ ien liegen den in Frage stehenden Veraͤnderungen — bei nes auf nichts Geringeres, als auf eine voͤllige Saͤkularisi⸗ der Regierung ankommen durfte — entgegen! Schwierig⸗ un, in deren Hinsicht sich nur diejenigen täuschen konnen, e die Gestaltungen ihrer Einbildungskraft fuͤr eben so leicht sihrbar zu halten geneigt sind. Ein jeder einigermaßen Be— hene wird dagegen gewiß nicht in Abrede stellen, daß es eine scheure Aufgabe fuͤr die Regierung ist, aus den vorhandenen maten ein neues festes Gebaͤude der Ordnung und allgemei— Wohlfahrt aufzuführen. — In Bezug auf die hiesige l-Verwaltung ist man im Publikum nicht minder zu nen geneigt, als in Ansehung der Staats“ Verhaͤlt⸗ im Allgemeinen. Der Kardinal Albani, heißt es, nit personen umgeben, welche das Vertrauen ihrer Mit— Her nicht genießen; dies und ein beharrliches Widerstreben siben gegen gewünschte Neuerungen koͤnne nur schlimme Fol⸗ Fön. — Die Entrichtung der Zwangs, Anleihe ist inzwi⸗ lertagt und somit wenigstens für den Moment eine Er— rung gewaͤhrt worden. — Die neuesten Vorgaͤnge im Her— shum Modena erregen lebhafte Besorgnisse; die Verhaftun⸗ dauern fort, und nachdem bei den Haussuchungen nach ge⸗ n gehaltenen Waffen dergleichen nirgends gefunden worden . die Polizei eine Belohnung von 100 Zechinen auf die ann, solcher Waffen ausgesetzt. Die Wachen im Herzogl. . sind verdoppelt; manche Personen haben es fuͤr rath sam snten, heimlich die Stadt zu verlassen.
Tur te i säanstöͤntin opels 2. Maͤrz. Der Moniteur Otto— ., „Der Titel eines Dieners der heiligen Orte ist g gen, auf welche der Sultan vorzuͤglich stolz ist. Ein lee! eobachter aller Pflichten, die ihm die Ausuͤbung der . auferlegt, erstreckt er seinen Schutz nicht allein auf die den i er. Muselmaͤnnischen Gesetzes, sondern auch auf er. sahrlich nach Konstantinope kommen, haben bei Sr. Ho— an, wohlwollende Unterstuͤtzung gefunden. . tisicationen bei ihrer Ankunft und werden wahrend ihres
6 . oer n eng n den Namen Konstanti— c zugsweise von Muse 6 ,. , so lange 3. R Muselmaͤnnern bewohnt ist,
Et mit Einbruch der Nacht wird es lebendig.
Schimmer der Laden verkuͤndet, daß der nächtli
z „daß der nächtliche . ausfuͤllen soll, welche die Ruhe des Te, in den beer here gebracht hat. Tausende von Leuchten in den lungs cn, selche die Auf allen Puntten befindlichen Ver, hat de ohe besuchen, bilden gewissermaßen ein! oͤffentliche Il⸗
A nl ersetzt wird; denn ein solches System ist hier noch nicht fuͤr noͤ⸗ thig befunden worden, wo die s rr, Bevölkerung sich in
ihre Wohnungen zuruͤckzieht, sobald die Stunden der Arbeit
voruͤber sind, und sie nicht eher wieder verläßt, als am folgenden
Morgen, wenn die Geschäftszeit beginnt. Nun werden auch
die Geschäfte am Abend verhandelt, und die Haͤuser der vor—
nehmsten Beamten sind von allen den Individuen bela—
gert, die von ihren Pflichten oder Interessen dahin ge—
rufen werden, und die bei Tage nicht Zugang fanden.
Dieses Gemaͤlde ist belebt, malerisch, aber es trägt den Charak⸗
ter des stillen Ernstes der Muselmänner; man findet auf den
Straßen Menschenmassen und (ebhafte Bewegung, aber keinen
Ärm; es ist noch immer die Ruhe der Nacht, nur nicht ihr Dunkel, nicht der allgemeine Schlaf, den ihr Nahen gewoͤhnlich
schon so zeitig uͤber diese friedlichen Stadttheile verbreitet, Um den Palast des Seraskier Pascha hat seit zehn Jahren Alles eine andere Gestalt angenommen. Die engen Zugaͤnge, die unregelmaͤßig an einander gedraͤngten Haͤuser haben geraͤumigen, geradlinigen und von geschmackvoll und uͤbereinstimmend einge— richteten Laden eingefaßten Straßen Platz gemacht. Der Platz der Moschee des Sultan Bajazet ist der Mittelpunkt dieses soö zweckmaͤßig verschoͤnerten Stadtviertels, welches jetzt den lachend⸗ sten und reinlichsten Anblick gewahrt und eine sehr gesunde Lage hat. Der Sorgfalt des General⸗-Gouverneurs von Konstantino⸗ pel verdankt man diese wichtigen Verbesserungen, er ist an den sei⸗ ner taͤglichen Beaufsichtigung vorzugsweise untergebenen Orten mit dem Beispiel vorangegangen, wie man durch regelmaͤßigen Bau gesunde Wohnplaͤtze erhalt, wahrend man doch bei den neuen Bauten von der wohlfeilen Einfachheit und von dem Landesge⸗ schmack, der ihnen einen besonders anmuthigen und eigenthuͤm⸗ lichen Charakter verleiht, nicht abzuweichen braucht. In einer Ecke dieses Platzes befinden sich drei Buden, welche kurz vor Anbruch des Ramazan vollendet wurden; sie sind mit vorzuͤgli⸗ chem Geschmack eingerichtet und verziert. Kaufleute haben sich sogleich darin niedergelassen. Zwei davon hatten sich mit einer Menge Englischer und Franzoͤsischer Luxusartikel versehen; die dritte enthielt prächtige Gefaͤße eines Tabackhaͤndlers; denn der Ta— back ist hier ein bedeutender Handelsartikel, und der Verkauf desselben ist von einer gewissen Nettigkeit und Eleganz, von einer Art gesuchter Koketterie begleitet, wie man sie in den christlichen Laͤn—⸗ dern an den finsteren und eingeraäͤucherten Orten, wo jenes Er— zeugniß verkauft wird, nirgends antrifft. Waͤhrend des Ramazan hat der Sultan fast täglich das schoͤne Stadtviertel des Eski— Serail besucht; von diesem Augenblick an wurde dieser Theil der tagliche Sammelplatz einer zahlreichen Menschenmenge, die, von der Anwesenheit des Herrschers herbeigelockt, sich behaglich auf dem großen Platz des Sultan Bajazet und in den benach— barten breiten Straßen umherbewegte. Se. Hoheit ruhte bald in dieser, bald in jener der drei Buden aus uͤnd ließ sich dort uber den Zustand der Stadt, uͤber den Preis der Lebensmittel, uͤber den Reichthum der Maͤrkte und uͤber Alles, was die Be— voͤlkerung und namentlich die aͤrmere Klasse betrifft, genauen Bericht erstatten. Der Sultan geht dann ohne Bedeckung ein⸗ her, bloß von einigen Hausbeamten begleitet; der Erste der⸗ selben macht sich an der Spitze des Zuges durch ein pracht⸗ volles Arabisches Roß bemerklich, das er mit großer Grazie lenkt. Ein Herrscher, der sich nicht mit Bewaffneten umgiebt, ein Reformator, der sich so sorglos mitten unter fein Volk mischt und in einen Kaufladen niederläßt, wo das Volk um ihn her sitzt, beweist, daß er seinen Handlungen vertraut, und daß er Gutes zu wirken und zu denken überzeugt ist. So oft der Sul— tan einen seiner gewohnlichen Plaͤtze in dem neuen Stadtviertel einnahm, sah man schon lange vor seiner Ankunft Reihen von Wagen, mit Frauen angefuͤllt, in der Straße an den drei Bu— den auf und ab fahren. Sie folgten sich in gehoͤriger Ordnung und fuhren immer wieder voruͤber, so daß die darauf befindlichen Frauen der Reihe nach und mit Muße die Zuͤge desjenigen be⸗ trachten konnten, von dessen Kuͤhnheit und Festigkeit ihre Einbil⸗ dungskraft lebhaft eingenommen ist; eine jede schien ihn mit einem Gemisch von Vergnuͤgen und Hochachtung zu betrachten, welches den seltsam vereinten Charakter der Begeisterung und Furcht— samkeit trug. Gegen Ende des Ramazan wollte der Sul— tan eine langere Reihe von Stunden dem Aufenthalt unter diesem Volk widmen, das einen Monat hindurch bei seinem sedesmaligen Erscheinen mit gleichem Andrang ' herbeigestroͤmt war. Um zehn Uhr Abends nahm er daher an dem unteren Fenster des Taback⸗ Magazins Platz. Die Erleuchtung war ausgewaͤhlter als sonst; die Einwohner hatten von seinem Vorhaben Kunde und sich an diesem Abend beeifert, Alles so festlich als moͤglich einzurichten. Die Garde hatte den Befehl erhalten, zu musiziren, und fuͤhrte mehrere Symphonieen aus. Ungeachtet elner heftigen Kaͤlte blieb das Fenster, an dem sich der Sultan befand, geöͤffnet. Eine unzaͤhlbare Volksmenge erfuͤllte die Straßen mit feierlichem Still⸗ schweigen, wodurch hier nicht Kaͤlte, sondern Hochachtung sich kund giebt; und es war leicht zu bemerken, daß, wenn der Ge— brauch eine Unterbrechung desselben erlaubt haͤtte, enthusia⸗ stisches Freudengeschrei und rauschender Vivatruf sich aus allen Gruppen der Muselmaͤnner und Rajahs in der Um— gegend erhoben haͤtten. Der Sultan wird vom Volke geliebt; er weiß es und schaute mit Theilnahme und Wohlgefallen auf die ihn umgebenden Volksmassen. Erst um 2 Uhr Morgens brach er auf und kehrte in seinen Palast zuruͤck. Diese Schil⸗ derung ist nicht der Ausdruck einer offiziellen Eingebung, son⸗ dern die gewissenhafte Darstellung von Thatsachen, welche die mit der Redaction dieses Blattes beauftragten Europaͤer beobachtet haben.“
Griechenland.
Der Courrier de la Grace (die offizielle Regierungs⸗ Zeitung) vom 29. Febr. meldet: „Die Minister⸗Residenten von Frankreich, Großbritanien und Rußland haben Sr. Excellenz dem Praͤsidenten der Griechischen Regierung (Aug. Capodistrias; gestern das Protokoll vom 19. Januar d. J., welches von den Bevollmächtigten der drei Maͤchte (die den Traktat vom 6. Juli 1827 geschlossen haben), in Bezug auf die Angelegenheiten von Griechenland, zu London unterzeichnet worden ist, amtlich zuge⸗ fertigt. — Dieses Protokoll lautet folgendermaßen:
Protokoll der Konferenz, welche am 19. Jan. 1832 im Bureau der auswaͤrtigen Angelegenheiten zu London stattgefunden hat. — Anwesend die Bevollmächtigten von Frankreich, Großbritanien und Rußland. — Die zur Konferenz versammelten Bevollmaͤchtigten von Frankreich, Großbritanien und Rußland sind, nach reiflicher Prü⸗— fung aller der ihnen zugekommenen Nachrichten in Bezug auf den Zu⸗ Fand, worin sich Griechenland nach der Miffethat besrndet, durch welche dieses Land seines Praͤsiden ten beraubt wurde, Kber folgende Grundlagen uͤbereingekommen, welche geeignet sind, den Minister⸗Residenten in Grie⸗ chenland und den Befehlshabern ber See⸗ und Landstreitkraͤfte der drei Maͤchte zur gemeinschaftlichen Norm zu dienen: 1) In dem Augen⸗ blicke, wo obbesagte Residenten und Kommandanten leses Protokoll erhalten werden, hurfte die National⸗Versammlung zu Argos ohne Zweifel ihre Verfügungen bereits getroffen und ein? proßtsorische Regierung bestaͤtigt oder errichtet haben. Diefe solchergestalt mit
allen gesetzlichen Formen errichtete Regierung wird von den Nesi⸗ denten und Kemmandanten der See und Land Streitkraͤfte der drei verbündeten Höfe als provisortsche Natihnal-Regierung von Grie⸗ chenland anerkannt werden. 2) Die Residenten und Kommandan⸗ ten der See und Land Streitkräfte der drei Höfe sollen in der der⸗ selben gebührenden Achtung und n mit ihrem Beispiele vorangehen. — 3) So wie die drei Maͤchte berechtigt sind, zu ver⸗ langen, daß eo chf, e n er Fand, nach Voörschtift der Ge setze mit Milde, Unparkellichteit und in der Absicht regiere, allen den Zwistigkeiten und Handeln, welche in letz terer Zeit in Griechen⸗ land geherrscht haben, ein Ende zu machen und sie in Vergessenheit zu versenken, so haben auch die Residenten und Militair⸗- wire Ma⸗ rine⸗Befehlshaber der drei Höfe durch ihr Benehmen, durch Ueber⸗ redung und durch den mit ihrer Steilung und ihrem Charakter ver⸗ n npften Einfluß zur Bewirkung der Ruhe ünd des allgemeinen Gehor⸗ sams im ganzen umfange des Geiechischen Staates beißütrggen, sich jeder Parteilichkeit zu enthalten und, so viel von ihnen abhangt, der pro⸗ visorischen Negierung das erforderliche Ansehen zu sichern. 4). Die⸗ selben muͤssen sich von dem Grundsatze überzeugt halten und davon ausgehen, daß es zur , des Friedens in Griechenland, zur 6 n der Wiederkehr der Anarchie, welche, bevor die drei Höfe ins Mittel traten, das Land an den Rand des unterganges gebracht hatte, durchaus und unbedingt nothwendig sey, daß das vollkom⸗ menste Einvernehmen unter ihten obwalte, und daß in so kritischen und schivierigen Augenblicken dieser Einklang allein sie in Stand zu setzen vermag, sich der ihnen ahyertraliten wichtigen Pflichten ju entledigen, 55 Eine von diesen Pflichten, worauf die drei Höfe in dem Traktat vom 6. Juli 1827 ihr Haupt-Augenmert gerichtet hat⸗ ten, war die Zerstsrung der Seeräuberei in den Gewaͤssern von Griechenland, welcher mit allen moglichen Kraͤften gesteuert werden sollte. — Die Befehlshaber der in jenen Gewaͤssern befindlichen Escadren der drei Höfe durfen kein Fahrzeug, ohne Auznghme, passiren lassen, wofern es nicht mit den von Seiten der kompetenten Behörde ausgefertigten gehbrigen Paͤs⸗ sen und regelmäßigen Schiffs- Papieren versehen ist, welche, was sich von selbst versteht, von derselben nach Vorschrift der Ge⸗ setze und den in Griechenland geltenden Normen dieses Verwal⸗ tungs -Zweiges abgefaßt seyn muͤsren. 6) Die Konfexenz hat sich mit den im ö der provisorischen Regierung von Griechenland gemachten Forderungen um Geld-unterstuͤtzungen beschaͤftigt, welche Unterstuͤtzungen auf Rechnung der Anleihe verabfolgt werden sollen, deren Garantirung fuͤr den Friechischen Stagt die drei Höfe sich vorbehalten haben. — Es ist beschlossen worden, dieses Ansuchen den drei Hofen vorzulegen, und ing: ist übereingekommen, daß Jedem davon freistehen solle, diejenigen Vorschuͤsse zu leisten, deren, nach seiner Ansicht, die Regierung von Griechenland dringend be= darf, und daß er die Konferenz von dem Betrage der bereits abge⸗ schickten Unterstuͤtzungsgelder in Kenntniß zu setzen habe. 7) Mitt⸗ lerweile wird dieses Protokoll der provisorischen Regierung mitge⸗ theilt werden; die Residenten der drei Höfe sind autörisirt, bekannt zu machen, daß die Konferenz mit der Wahl eines Souvergins be⸗
schaͤftigt ist, und daß sie hofft, ber diesen Punkt unverweilt inz Reine zu kommen. (unterz Talleyrand. Palmersten. Lieven; Matuszewicz.“
Inland.
Berlin, 16. April. Eine Anzahl von Landwirthen in der Umgegend von Regenwalde, Reg. Bez. Stettin, deren Zahl sich bereits auf 35 beläuft, hat (nach dem Pommerschen Pro— vinzialblatte) einen landwirthschaftlichen Verein gebildet, dessen Bestreben — wie der Entwürf zu den Statuten lautet 23 dahin gerichtet seyn soll: „den Flor des Ackerbaues im Kreise des gemeinsamen Wirkens moͤglichst zu heben und selbigen auf jede den Mitgliedern zu Gebote stehende Weise lohnender zu machen. Um ihren Zweck zu erreichen, wollen sie sich nicht bloß auf diejenigen Punkte e rere. welche unmittelbar auf die Vermehrung der Production und Veredelung der Produkte Be⸗ zug haben, sondern sie wollen gleiche Sorgfalt auch der Befoͤr— derung der Fabrication und des Absatzes ihrer Produkte widmen; kurz, sie wollen zum Gegenstande ihres Forschens und Wirkens alles dasjenige ergreifen, was den allgemeinen Wohlstand beföoͤr⸗ dert und dadurch mittelbar oder unmittelbar auf ihr spezielles Interesse einwirkt.“ Zum Praͤsidenten des Vereines ist der Hr. v. Buͤlow gewaͤhlt.
Gartenbau ⸗Verein.
In der 196ten Versammlung des Vereins zur Beförderung dis Gartenbaues in den Koͤnigl. Preußischen Staaten am 8. April d. J. verlas zuvorderst der Secketasr das Protokoll von der vorigen Siz⸗ ung wonaͤchst von dem Direktor des Vercins vorgetragen wurden
ie Mittheilungen des Erfurter Gewerbe⸗-Vereins in der intereffan⸗ ten Uebersicht seiner Leistungen wahrend des letztverflossenen Jahres, nebst einem Berichte des doͤrtigen Apothekers Herrn Biltz uͤber die bon demselben angestellten Versuche der Opium⸗Bereitung durch Auspressen und Auskochen der unreifen Mohnköpfe und Stengel, wovon jedoch ein guͤnstiges Resultat nicht erzielt, vielmehr der Schluß gezogen worden, bei der früherhin von Seiten des 6 ten Gewerbe- Vereins höchst erfolg'eichen angewendeten Methode des Anritzens der Mohnköpfe beharren zu müssen; die von dem Justij rath Herrn Burchardt zu Landsberg 4. d. W. eingesandten Kkberaus vollstaͤndigen Beitraͤge zur Geschichte der Kultur der Haselnuͤsse und ihrer Sorten, worim unter Anderem Nachricht gegeben wird von zwei wegen ihrer ungewöhnlichen Groͤße merkwürdigen Haselnuß⸗ baͤumen von denen der eine in Frankfurt . M. der andere in Pfortz heim stand; ersterer hat an Höͤhe und Breite fast den hoch ten Eichbaum üuͤber⸗ troffen, seine ganze Hoͤhe war 8 Werkschuhe, selne Dicke im Stamme so stark, wie vier Maͤnner im Leibe feyn mochten, und seine Aeste bilde⸗ ten ein so breites Dach, daß Kaiser Leopold J. an seinem Wahltage itzo darunter Tafel gehalten; Reichardt sagt in seinem Land⸗ und Gartenschatze Thl. 2 S. 144, daß er diesen Baum im Jahre 1736 selbst gesehen habe, also 79 Fahre späͤter, nachdem der Baum jene außerordentliche Große erreicht hatte; der Hasel nußbaum in Pfortz⸗ heim war so dick, als drei wohlgewachsene Manner. Hr. Prediger Helm machte der Versammlung Mittheilung über eine in den An— nales de kinstitut koyal Hortseole de Framont beschriebenen, seit einiger Zeit in Frankreich uͤblich gewordenen, Methode des Pfropfens von krautartigen und Stauden und Ranken Gewachsen (Grejse herhncée), die sowohl hinsichtlich ihrer leichten Ausfuͤhrung als we⸗ gen ihres ungemein guͤnstigen Erfolges allen Praktikern sehr zu em— pfehlen ist und durch die Verhandluͤngen des Vereins weiter mitge⸗ theilt werden wird. Der Hr. Geheime Medizinalrath Link knüpfte daran den Vortrag einer durch den Koͤnigl. Preuß. Gesandten am Toskanischen Hofe, Hrn. Baron v. Martenz, eingesandten Abhand⸗ lung des botanischen Gärtners Hrn. Piccioll in Florenz uͤber eine neue Methode des Ablaktirens, die sich von dem bisher allgemein üblichen Verfahren dadurch unterscheidet, daß der zu ablaktirende Zweig nicht an seinem Stamme gelassen, sondern abgeschnitten und nach bekannter Weise zwar an den zu veredelnden Stamm befestigt, mit dem untersten abgeschnittenen Theile aber in eine mit 6. f, halb angefuͤllte Flasche oder in ein sonst dazu geeignetes Behaͤltniß geleitet, dieses Gefaͤß an den veredelten Stamm befestigt und daran erhalten wird, bis der Zweig angewachsen ist. Die von dem Hrn. Verfasser hervorgehobenen Vortheile dieser Methode sind erheblich
gen um alle Beruͤcksichtigung zu verdienen. Ferner gab Herr Link Nachricht von dem Cingange der Uebersicht ber Arbeiten und Veraͤnderungen der Schlesischen Gesellschaft fur vaterlandische Kul⸗ tur zu Breslau im Jahre 1831, deren interessanter Inhalt einem spaͤt'ren Vortrage vorbehalten blieb. Noch erswähnte der Direktor ein ** von Hrn. Kaufmann Rupprecht in Mittelwalde eingesandten
noch unbestimmten Saͤmereien gzus Caraccas, deren versuchsweise