das sich zu Gunsten Dom Pedro's erklaͤrt und deshalb in Stüͤk— ken gehauen worden seyn sollte, nicht zu bestaͤtigen. Das Eng⸗ lische Geschwaͤder vor Porto bestand aus der Fregatte „Stag!“ und den Kriegs-Sloops „Childers“ und „Nautilus /.
Ueber die (bereits erwahnte) Anti⸗FZehnten-Versammlung in Balyhale Irland), bei welcher der Vice-Lord-⸗Lieutenant der Graf— schaft den Vorsitz führte, meldet die Dublin Evening-Post Fol—
gendes: — „Hwei Stunden lang dauerte das Eintreffen einer im⸗
posanten Menschenmenge zu Fuß, zu Wagen und zu Pferde. Zwischen dem sortdauernzen Geschrei der Begrüßung hindurch hoͤrte man die Toͤne von Pfeifen, Trommeln und anderer Mustt. Die Einwohner jedes Distriktes hatten stch unter ihre respektiven KG . ö 6 311.42 1 *
Fahnen geordnet, von denen man Hunderte, theils Orange, theils
gruͤn, theils dreifarbig, flattern sah. Es hatten sich auch viele
Protestanten eingefunden, welche den Vorgängen mit großer Theil. nahme zusahen. Militair oder Polizei war nicht zu erblicken. Dies fand man ungemein vernuͤnftig. Auf einer Fahne sah
man einen sterbenden Irländer abgebildet, der einen sehr wohl-.
beleibten Geistlichen trug; auf einer anderen wear der Teufel als Auctions-Kommissarius dargestellt, der eine gepfändete Kuh zum Verkauf ausbot; auf der anderen
den Geistlichen, der gusrief: „Kein Gebot, kein Gebot!“ Auf unzähligen Fahnen sah nan das Bildniß O'Connells, mit den Inschriften; „Keine Zehnten!“ „Gönzliche Abschaffung!“ „Eine gerechte Neform oder Aufloͤsung!“ Eine Anzahl Edelleute, Paͤchter und Bauern aus der Gegend von Carrick ließen einen Sarg vor sich her tragen, um das Leichenbegäͤngniß der Zehnten darzustellen. Und es war auch eine wahre Irlaͤndische Leichenseier; denn Tausende hatten an diesem Tage 26 CEnglische Meilen zuruͤckgelegt und kehrten noch in derselben Nacht nach Hause zuruͤck, ohne viel— seicht einen Sixpence zu Erfrischungen in der Tasche gehabt zu ha— ben. Der Hberst Pierce Butler, Vice⸗Lord⸗Lieutenant der Grafschaft, war 28 Meilen weit hergekommen, um den Vorsitz zu fuͤhren, seinen Abscheu gegen das Zehnten-System dan den Tag zu legen und eine vollstaͤndige Reform oder die Aufloͤsung der Union zu verlangen. Da die Versammlung zu groß war, um von einem Husting Alles zu vernehmen, so wurde noch ein zweites Geruͤste errichtet, von wo herab die Redner zu dem Volke sprachen. Die Zahl der anwesenden Personen wurde auf nahe an 200,000 ge— schaͤtzt.“
dizorigen Dienstag wurde die Bill wegen Anlegung einer Eisenbahn zwischen London und Birmingham vom Ausschusse des Qberhauses verworfen, wegen des Zwanges, der dadurch ei— ner Menge damit unzufriedener Grundbesitzer, uͤber deren Ge— biet sie gezogen werden müßte, angethan werden wurde. Dieser⸗ halb wurde gestern eine Versammlung von Anderen, welche die Anlegung dieser Bahn beguͤnstigen, unter Vorsitz von Lord Wharn⸗ cliffe gehalten, deren einstimmig gefaßte Resolutionen, wie man hofft, bis zum nächsten Parlamente auch die Ansichten der jetzt damit nicht Einverstandenen fuͤr sich gewinnen werden.
Die Times spricht den Verdacht aus, daß einige Mitglie⸗ der des Ausschusses uͤber die Bank-Angelegenheiten diejenigen Mitglieder auf geschickte Weise zu entfernen suchten, welche durch Scharfsinn und genaue Untersuchung am meisten dazu beitrugen, die Fehler des alten Systems aufzudecken, um wo moͤglich den Freibrief der Bank unverändert noch in der jetzigen Session des Parlamentes erneuern zu lassen. Man bediene sich dazu auch des Mittels, solchen Mitgliedern Schwierigkeiten an den Orten, wo sie sich wahlen lassen wollten, in den Weg zu legen, um sie zu veranlassen, sich persoͤnlich an Ort und Stelle zu begeben, und sie . zu hindern, den Sitzungen des Ausschusses beizu⸗ wohnen.
nen, Dampfschiff Brocklebank“ segelte am 14ten d. mit einem Courier der Regierung am Bord nach Rotterdam ab und lief gestern Lam 17ten d. Mittag um 1 Uhr wieder in die Themse ein. Die Reise nach Rotterdam wurde in zwanzig Stunden zuruͤckgelegt; der Courier durfte in Betracht der Quͤa— rantaine⸗ Maßregel nicht ans Land steigen, seine Depeschen wur— den nach dem Haag geschickt, und der „Brocklebank“ soll ge⸗ stern bereits die 2 darauf mitgebracht haben. Nach einem Schreiben des Grafen von Villaflor vom 2bsten p. M., hatte Marquis von Palmella am 21. Juni das Ungläͤck, seinen aͤltesten Sohn, den Grafen von Calhariz, der hier erzogen Londoner Universität sehr auszeichnete,
warde und sich auf der durch den T zu verlieren.. .
Hier in London kommen sehr viele Cholerafaͤlle auch in den heren Klassen vor; so ist namentlich Lady Molyneux, eine Nichte der Herzogin von Neweastle, ein Opfer der Seuche ge⸗ worden. Viele Faͤlle haben sich in Hospitalern, Gefaͤngnissen, auch mehrere am Bord des Kriegsschiffes „Castor“ zugetragen.
33 Nieder lande.
Aus dem Haag, 20. Juli. Der Kaiserl. Russische Vice⸗ Admiral Graf von Heiden ist von hier nach Gröningen abge— gangen, um vonda aus seine Ruͤckreise nach Rußland anzutreten.
Aus Mastricht wird neuerdings geschrieben, daß ein Nie— derlaͤndischer Offizier, Lieutenant Wiesener, der sich mit einem anderen Offizier und seiner Frau uͤber Achen nach Mastricht be— geben, eine Stunde vor dieser Festung von den Belgiern festge— nommen worden sey und erst nach vielen Schikanen die Erlaub— niß erhalten habe, seinen Weg fortsetzen zu duͤrfen.
In Scheveningen erkrankten vom 18ten zum 19ten d. M. an der Cholera 13 Personen, starben 2 und genas 1. In der hiesigen Residenz sind, so weit die Meldungen eingegangen, neuer⸗ dings 4 erkrankt und“ 3 gestorben. =
Unsere Zeitungen enthalten folgendes Schreiben aus Ankwerpen vom ten d. M.: „Unser Zustand ist jetzt beson⸗ ders traurig, da nun auch die Cholera unsere Mauern erreicht hat und täglich mehr Opfer wegnimmt. Auf die beruhigenden Bexichte unserer Zeitungen ist in dieser Hinsicht nichts zu geben, da diese aus Besorgniß, daß die fremden Kaufleute Furcht be— kommen, und daß die aus unserem Hafen kommenden Schiffe fuͤr angesteckt erklärt werden, den wahren Stand der Dinge nicht melden duͤrfen. Zu dieser uns vom Himmel auferlegten Geißel kommt nun noch die bestandige Furcht vor einem Bombardement; denn Alles sieht hier danach aus, als ob man die Kuͤhnheit ha—
ben wollte, die Citadelle anzugreifen, indem z. B. die Haͤuser
am Ende der Klosterstraße Und gegen die Esplanade zu abgebro— chen worden sind und man damit beschäftigt ist, eine verdeckte bomben feste Batterie gegen die Citadelle aufzuwerfen. Diese Batterien ist schon beinahe ganz vollendet, so daß die Moͤrser be— reits hinaufgebracht werden.“ ᷣ
Bruͤssel, 19. Juli. Als in der gestrigen Sitzung der Re— präsentanten-Kammer der Minister des Fnnern das Wort verlangte, um die Verordnung wegen Schließung der Ses— sion vorzuleseh, wußte sich Hr. Gendebien noch Gehör zu ver— schaffen und drang darauf, daß der Minister der quswͤrtigen Angelegenheiten noch einmal gehört werde, um von ihm zu ver⸗ nehmen, worin das Abweichen der Konferenz von dem ein)heschla— genen Weg, woruͤber sich Hr. Goblet in seiner Note vom 7. Juli
Seite sah man einen jammern⸗
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beklagte, denn eigentlich bestaͤnde. Dieser Antrag wurde von dem Minister des Innern, der die Sesston unverzuͤglich geschlos— sen sehen wollte, heftig bestritten und gab zu einer lebhaften Debatte Anlaß, in welcher mehrere Mitglieder dem Minister harte Vorwuͤrfe uͤber die unzeitige Schließung der Kammern machten. Da sich indessen mittlerweile Herr von Meusengere eingefunden und sich uͤber den Gegenstand des Streites hatte unterrichten lassen, bestieg er sogleich die Rednerbuͤhne und sagte: „Die Note des General Goblet vom 7. Juli, wurde mit erst am Morgen des Tages, wo ich der Kammer meinen Bericht abstattete, mitgetheilt. Es geht aus dieser Note hervor, daß die Konferenz am 6ten gewollt ha— ben kann, daß die Räumung des Velgischen Gebietes erst dann stattzufinden brauche, wenn man sich uͤber die anderen Punkte verstandigt habe. Ich kann aber setzt die Versicherung geben, daß Alles, was die Konferenz am 6. Juli beschlossen zu haben scheint, durch die Note des General Goblet vom folgenden Tage rückgängig gemacht worden ist, und daß, wenn neuere Akte der Konferenz existiren, sie von einem spaͤteren Datum als vom 15ten 8. seyn muͤssen; wenn ich etwas von denselben wuͤßte, so würde ich es fuͤr meine Pflicht halten, der Kammer Mittheilung davnn zu machen, — Herr Dumortier bemerkte, daß eine, in der Regel gut unterrichtete Bruͤsseler Zeitung anzeige, daß ein neues Protokoll vom 10. Juli erschienen sey, worin der König von Holland aufgefordert werde, die 24 Artikel zu unter⸗ zeichnen, das Belgische Gebiet aber nicht eher zu raumen brauche, bis ein definitiver Traktat abgeschlossen worden sey. Er muͤsse dem Minister ins Gedaͤchtniß zuruͤckrufen, daß er in diesem Hause erklart habe, zu den Waffen greifen zu wollen, wenn die Konferenz neue Konzessionen verlange, und daß ek auch von energischen Entschluͤssen in Bezug auf Herrn Thorn gesprochen habe. — Herr von Meulengere sagte, daß, wenn ein Protokoll vom 10. Juli existire und dem System der Regierung entgegen sey, so wisfe die Kammer, welcher Gebrauch davon gemacht werden wurde. Was Herrn Thorn betreffe, so wuͤnsche er gewiß eben so lebhaft wie der vorige Redner, daß derselbe bald aus seiner Gefangenschaft befreit werden moͤge, und er hoffe, daß diese Frage, wie alle uͤhrigen, bald ihre Erledigung erhalten wuͤrden. — Nachdem Herr Gendeöten noch einen vergeblichen Versuch gemacht hatte, dem Minister bestimmtere
Erklaͤrungen zu entlocken, wurde die Diskussion uͤber diesen Ge— genstand geschlossen, und der Minister des Innern verlas die Königl. Verordnung, mittelst welcher die Sesston fuͤr geschlos— sen erklaͤrt wurde, worauf sich die Versammlung sogleich trennte. Der Koͤnig ist heute in Begleitung des General Desprez nach Diest abgereist, um die dort und in Hasselt stehenden Trup' pen die Revtte passiren zu lassen. Antwerpen, 19. Juli. Der Buͤrgermeister der Stadt Antwerpen hat nachstehenden Auszug aus einem Schreiben des Platz⸗Kommandanten öffentlich bekannt machen lassen: „Ich bin ermächtigt, zu erklären, und ich beeile mich, es zu Ihrer Kennt— niß zu bringen, daß ich weder den Befehl erhalten noch irgend eine Absicht habe, die Feindseligkeiten wieder zu beginnen, wenn der Feind nicht Anlaß dazu giebt, und daß es, im Fall eines veraͤnderten Entschlusses von Seiten der Regierung, die erste Sorge des Koͤnigs seyn wuͤrde, die Einwohner und den Handels— stand der Stadt Antwerpen davon in Kenntniß zu setzen, damit dieselben alle Vorsichts-Maßregeln ergreifen konnten, um sich vor den Ereignissen zu schuͤtzen, deren Leitung uͤbrigens nicht mehr ausschließlich von dem General Chassé abhangt.“
Hier sind von vorgestern auf gestern 8 Personen an der Cholera erkrankt und 4 gestorben.
Schweden und Norwegen.
Stockholm, 18. Juli. Se. Majestaͤt der Koͤnig geden— ken, wie man vernimmt, am 28sten d. in Christiania einzutreffen, und haben fuͤr die Zeit ihrer Abwesenhéit aus Schibeden in Stockholm eine Regierung unter Votsitz des Kronprinzen an— eordnet. ; —ͤ ö Se. Koͤnigl. Hoheit der Kronprinz begab sich am 15ten d. auf der Königl. Jacht „Esplendian“, nebst Lord Bloomfield und
in den Stockholmer Scheeren, die zu Uebungen dorthin gekom— men war.
Auf dem letzten Wollmarkte in Norrkoͤping sind nur 16,000 Pfd. Wolle verkauft worden. n ö [
Deutscchland.
Hannover, 21. Juli. In der ersten Kammer der Staͤnde⸗ Versammlung kam am 18ten d. das (letzthin von uns mitge—
destags-Beschluͤsse vom 28sten v. M. zur Berathung, und es
ward nach desfallsiger Diskussion beschlossen, dasselbe lediglich ad zeta zu nehmen. Sodann ward mit der zweiten Berathung des siebenten Kapitels des Staats-Grundgesetzes fortgefahren, und es wurden die Paragraphen 21 bis 26 theils unverandert, theils mit den bei der ersten Abstimmung beliebten und resp. mit eini⸗ gen neuen Abaͤnderungen in der Fassung angenommen. — In der folgenden Sitzung Cam 19ten) wurden auch die Verhand— lungen uͤber die beiden letzten Paragraphen (27 und 28) been— digt und deren Redaction festgestellt.
In der zweiten Kammer der Staͤnde⸗Versammlung wurde an erstgedachtem Tage ebenfalls mit der zweiten Berathung uͤber das siebente Kapitel des Staats⸗-Grundgesetzes weiter fortgeschrit—⸗ ten, uß es wurden die Paragraphen 22 bis 28, unter Bestaͤti⸗ gung der diesfälligen fruͤheren Beschluͤsse, und was insbesondere den letztgedachten 5. anlangt, mit einer geringen Aenderung in der Fassung, angenommen. Eine bei der Verhandlung uͤber den §. 28 von dem Abgeordneten Meyer Hemachte Aeußerung, Daß es ihm noͤthig scheine, in dem die geheimen Ausgaben betreffenden letzten Theile desselben die Verantwobtlichkeit der Minister zu erwaͤh⸗ nen, und die daran von einem anderen Mitgliede geknuͤpfte Bemer— kung, daß in auswaͤrtigen, namentlich in Englischen Blaͤttern, vor einiger Zeit von Unterhandlungen in Betreff der Reformbill die Rede gewesen sey, die der Hannoͤversche Minister Sr. Majestaͤt zu London mit auswärtigen Höfen gepflogen haben solle, gab dem Beh. Kabinets-Rath Rose zu der Erklaͤrung Anlaß, daß die desfallsigen Angaben der öffentlichen Blaͤtter unwahr und erdich— tet senen. — Nachdem hierauf eine Petition verschiedener Ein- wohner von Münden um Verwendung fuͤr die Goͤttinger Staatsgefangenen vorgelegt und an die fuͤr diesen Gegen⸗ stand bereits ernannté Kommission verwiesen worden war, schritt man zur dritten Abstimmung uͤber das 7. Kapitel des Staats⸗-Grundgesetzes, wobei dann der §. 1 ohne Berathung ge⸗ nehmigt wurde, hinsichtlich des 2ten 5. aber eine ausfuͤhrliche Debatte entstand, indem zunaͤchst der Geheime Kabinets-Rath Rose bemerklich machte, daß durch die bei der zweiten Abstim— mung (in Abwesenheit des Herrn ꝛc. Rose) demselben gegebene veraͤnderte Fassung der Sinn der Königl. Bestimmungen ganz veraͤndert worden sey. Schließlich ward der §. theilweise in ver—
aͤnderter, theilweise in der urspruͤnglichen Gestalt angenommen.
anderen auslaͤndischen Offizieren, auf einige Tage zu der Flotte
theilte) Ministerial⸗Schreiben vom 16ten d. in Betreff der Bun— ;
In den Sitzungen vom 19ten und 20sten wurde die h . des fraglichen Kapitels, und zwar bis zum §. 19, gesetzt. ⸗
m, 21. Juli. Der hiesigen Zeitung folge, ist in Freyburg unterm 16ten d. von Seiten des Gem deraths und Buͤrgerausschusses eine Bekanntmachung ergan— in welcher es heißt: „Den bestehenden und längst bekam Verordnungen zuwider, haben in neuester Zeit dennoch oͤffenn Versammlungen stattgefunden, und es sind solche, dem Ve men nach, wieder neuerlich angeordnet. Nach einem min Stafette eingetroffenen hohen Ministerial-Erlasse sind dern Versammlungen, dann alle Aufzuͤge, Nachtmusiken, Fackeh und unter welchem Namen immer dergleichen Feierlichkeiten kommen moͤgen, bis auf weitere Weisüngen wiederholt und bedingt mit dem Androhen untersagt worden, daß im Falle Nichtbefolzung dieser Verfügung oder irgend einer Wide lichkeit mit aller Strenge des Gesetzes verfahren, und die Sg ßung der hiesigen Hochschule wuͤrde ausgesprochen werden.“
Spanien. ö
— — Madrid, 13. Juli. Der Infant Don Fran de Paula ist mit seiner Familie von hier nach Andalusien g reist. Heute Nachmittag um 6 Uhr kam ein Kurier aus sabon hier an, der am Ilten 8. von unserer dortigen Gesa schaft abgefertigt worden ist und die Reise von (iner Haupt zur anderen in 66 Stunden zurückgelegt hat. Bald darauf breitete sich in der Stadt das Geruͤcht von der Landung Pedro's bei Porto. Der Inhalt der Depeschen des diesseij Gesandten soll im Wesentlichen folgender seyn: Am htend, habe man ein bedeutendes Geschwaäder mehrere Meilen weit dem Vorgebirge Carvoeiro bemerkt, eiß Fahrzeug desselben mit einer in den dortigen Gewaͤssern kreuzenden Kriegs-z ohne Flagge parlamentirt, und gleich darauf habe das schwader die Richtung nach dem Kap Mondego gen men. Am 10ten Abends sey in Lissabon ein von kommandirenden Generdl der Provinz Beira an den Kn Minister abgefertigter Courier angekommen, mit Depsh worin jener melde, daß am Sten ver Tages -An mehrere Schiffe der Expeditions-Flotte Dom Pedro's di Bord derselben befindlichen Truppen ohne Hinderniß ge hätten, wahrend mehrere andere Schiffe sich auf der hohe gehalten, was den Glauben veranlasse, Dom Pedro an einem anderen Punkte eine zweite Landung bewirken seine Truppen also in zwei Operations-Corps theilen. Der richt des Generals schsieße mit einer ausführlichen Angabe von thm zur Vertheidigung der Stadt Coimbra und dern vinz in Uebereinstimmung mit dem Militair-Kommandanten Provinz Minho getroffenen Maßregeln und druͤcke die Boa niß aus, daß sich in diesem Theile des Koͤnigreichs einige zirke fuͤr die⸗Sache Dom Pedro's erklären moͤchten; zugleich er darin um Verstäͤrkung, da sich mehrere Abtheilungen royalistischen Freiwilligen theils in das Innere des! des zuruͤckgezogen hatten, theils auf dem Marsche Porto waͤren. Der Portugiesische Kriegs-Minister begab nach dem Empfange dieses Berichts sofort zu Dom Migleel Cachias. Beim Abgange des Kuriers von' Lissabon herrscht dieser Stadt zwar Ruhe, doch fing das Geruͤcht von der! dung Dom Pedro's allmaͤlig an, sich zu verbreiten, und em große Sensation. Die Regierung hoffte, durch die von iht troffenen Anordnungen Ruhe und Ordnung aufrecht ch halten. Mehrere in der Unigegend von Lissabon stehende, M menter hatten Befehl zum Aufbruche nach Coimbra erha Bald nach Ankunft dieser wichtigen Depeschen fertigte der nister der auswärtigen Angelegenheiten, Graf Alcudia, diese durch einen Eilboten an den Koͤnig nach St. Ild ephonspo wo Se. Majestaͤt neuerdings einen Gichtanfall im rechten gehabt haben. ö
z Turkei.
Die Agramer Zeikung meldet in einem Schreiben Ragusa⸗ vom 20. Juni, daß der fluͤchtig gewordene Hauptm und MNusselim der Bosnischen Rebellen, Achmet-Begh Ru begovich, von Trebizne in das dasige Lazareth aufgenommen mit ihm die ganze rebellische Partei in der Herzegowinä verschwunden anzüsehen sey. „Ueberhaupt (heißt es weiter) fen wir chit Gewißheit melden, daß der allgemein sichtbar sene Geist der Empöͤrung in Bosnien und in der Herzegoh sich allgemach legt und die gute Ordnung dergestalt wicherlt daß der Handelsverkehr in diesen Provinzen in ein neue ben tritt.“ ö. = 3
Vereinigte Staaten von Nord-Amerika,
NewYork, 20. Juni. In Folge der Raͤubereien, w von den unter dem Oberbefehl des „schwarzen Falken“ befindlt Indianern begangen werden, und ihrer Siege uͤber die Mil hat der Kriegs-Secretair dem Oberbefehlshaber der Armer Vereinigten Staaten den Auftrag ertheilt, in der Gegend Chicago 10090 Mann regulairer Truppen zu konzentriren. Diviston soll aus den Garnisonen von den Ufern des Me und der Seen bestehen; der General Scott wird dieselbe ligen und einen Feldzug gegen die Indianer unternehmen sind Maßregeln getroffen worden, um die kuͤrzlich von Kongreß genehmigte Aushebung von leichter Kavallerie 9 vollstaͤndigen, und dieses Corps soll sich unverzuͤglich in M setzen. Der General Scott ist befugt, von den dem Kriegt platz benachbarten Staaten so viel Milizen zu fordern, ah Umstaͤnde erheischen moͤchten. „Der Operationsplan/, heij im Globe, „besteht in einer kombinitten Bewegung der von Generalen Scott und Atkinson befehligten Truppen, die von Chi und vom Mississippi aus aufbrechen, die Indianer von Seiten angreifen und sie auf diese Weise in die Enge tn sollen. Der General Scott hat den Befehl, ihnen nicht Ruhe zu vergoͤnnen, bis auch nicht ein einziger Indianer! auf dem oͤstlichen Ufer des Mississippi befindlich ist. Sie se saͤmmtlich wieder uͤber den Fluß zuruͤck und sich in die ihnen gewiesenen Distrikte begeben.“ ͤ
Folgendes ist der wesentliche Inhalt der von dem S angenommenen Bank⸗Bill, wie der Rational⸗-Intellig cer ihn mittheilt: „Art. 1. Das Privilegium der Bank! auf 15 Jahre erneuert, vom 3. Maͤrz 1836 an gerechnet, ches der Termin ist, wo das bisherige Privilegium erlischt. 2. Die Bank⸗Direktoren koͤnnen 2 oder auch mehrere Bin ernennen, um die Bank⸗Billets unter 100 Dollars zu unten nen; diese Billets sollen denselben Werth haben, als we
9
Art. 3. Die Bank darf kein Billet und keinen Wechsel uͤbe niger als 50 Dollars ausstellen, ohne ausdruͤcklich darauf zn, zeichnen, daß die Realisirung von Seiten der Bank, die daß pier im Umlauf gesetzt hat, erfolgen soll. Art. 4. Die
und alle ihre Beamten sollen die Billets oder Wechsel der
von dem Praͤsidenten und dem Kassirer le, ,, vi he
It der
Vereinigten Staaten, wo sie auch zahlbar seyn mögen, als sung annehmen. Art. 5. Die Bank darf, außer ihren Com— s und Hypotheken, kein Grundeigenthum länger als 5 hin— einander laufende Jahre besitzen. Art. 6. Die Bank nicht mehr als 2 Hälfsbanken in einem und demselben at errichten oder unterhalten. Art. 7. Die Bank soll waͤh⸗ , des Zeitraums von 15 Jahren den Vereinigten Staaten lich fuͤr die Bewilligung ihres Privilegiums eine Summe 260,000 Dollars zahlen. Art. 8. Der Kongreß kann nach zten Marz 1836 ein Gesetz erlassen, um zu verhindern, die Bank ein Billet zum Belauf von weniger als 20 Doll tebe oder im Umlauf erhalte. Art. 9. Der Kassirer soll lich dem Secretair des Schatzamtes ein Verzeichniß der sk-Actionaire einreichen, und wenn der Schatzmeister irgend s einzelnen Staats es fordert, so muß auch ihm eine Liste fnigen Burger dieses Staats, welche Actionaire der Bank eingereicht werden.“
Brnsi lien.
Das in Rio-Janeiro erscheinende Blatt „la Veridad“ wilt ein aus Angra vom 11. Mai d. J. datirtes Schreiben Kaisers Dom Pedro an seinen Sohn, Dom Pedro II., wor⸗ s heißt: „Mein Sohn, Geliebter meines Herzens, ich habe von Paris aus geschrieben, so oft ich Gelegenheit dazu hatte; wird mir eine solche abermals durch ein «direkt nach Rio endes Schiff dargeboten, die ich nicht unbenutzt voruͤbergehen n will. Mein Befinden ist gut, ich bin aber mit einer gro⸗ und ruhmvollen Unternehmurnz sehr beschaͤftigt, namlich mit r Erpedition, an deren Spttze ich mich stellen' werde, um die annei umzustoßen, die Herrschaft des Gesetzes und das Pal— un der Freiheit, die constitutionnelle Charte, wiederherzu stel⸗
die ich, als König von Portugal, der jetzt so e .
Portugiesischen Nation gegeben habe. Nachdem ich zu inch Gunsten auf die Bräsilianische Krone verzichtet, um Blut meiner Mitbuͤrger nicht vergießen zu lassen, mußte mich an die Spitze der Portugiesischen Sache stellen, sie die der Menschheit, der Freiheit und Deiner Schwe⸗ ist und ich außerdem durch die constitutionnelle Charte n war, waͤhrend der Minorennitaͤt Deiner Schwester die entschaft zu uͤbernehmen. Diese Regentschaft habe ich am d. M. uͤbernommen und in meinem Manifeste erklaͤrt, daß deselbe fortfuͤhren werde, bis - die Kortes, die ich unverweilt mmnenberufen werde, entschieden haben, ob ich die Ausuͤbung srAutoritaͤt fortsetzen soll oder nicht. Bis jetzt habe ich die icht eines Vaters gegen meine Tochter und die eines freien mmnes gegen die Menschheit und die Freiheit erfüllt. Ich nsche, daß Dich dieses Schreiben gesund und in Deinen Slu— fottgeschritten finden moͤge; ja, mein geliebter Sohn, es ist Dich hoͤchst nothwendig, um das Gluͤck Brasiliens, Deines lichen und meines Adoptiv⸗Vaterlandes, zu machen, daß Du h durch Kenntnisse und Sitten wuͤrdig machst, uͤber die ion zu herrschen; denn, geliebter Sohn, die Zeit ist vor⸗ t, wo man die Fuͤrsten ehrte, weil, sie Fuͤrsten sind.
sse Sprache von meiner Seite entspringt aus den Prinzipien,
lenen ich mich stets bekannt habe, und von denen ich mie ab, n werde. Ich hoffe, daß Du meinen Du siehst daraus die Theilnahme, die ich als Dein Vater Freund fuͤr Dich und als Freund Brasiliens auch fuͤr mein häp⸗Vaterland hege, welches ich gut regiert 2 wuͤn⸗ Lebe wohl, geliebter Sohn, empfange den egen Dein m und Deines über Deine Abwesenheit betruͤbten Freundes. Dom Pedro, Herzog von Braganza.“
Columbien.
Ot Courrier des Etats-uUnis chthaͤlt folgende Bemet⸗ ngen ber den General Santander: „Als wir die Erwählung General Santander zum Praäͤsidenten von Neu; Grengda beten, außerten wir die schoͤnsten Hoffnungen in Folge dieses mnisses, welches wir als eine gluͤckliche Vorbedeutung fuͤr die fügen Schicksale dieses Sud-Ameriranischen Staats bezeich⸗ Nie zweiundzwanzigjahrige politische gaufbahn dieses fflers, die Talente, welche er in administrativer Hinsicht ent⸗ ie und sein unerschuͤtterlicher Patriotismus sind sichere Bur für den sreisinnigen und festen Gang, den seine Regierung hunter den schwierigsten Verhaͤltnissen behaupten wird. Ge— sl Santander ist aus Cucuta in Neu-Grenada gebuͤrtig. Er ab sich in fruher Jugend nach Bogota, um seine Erziehung ibst zu beendigen; er war noch mit seinen juristischen Stu—
beschaͤftigt, als die Revolution von 1810 ausbrach, an der so wie die ganze Jugend seines Vaterlandes, thäͤtigen Theil jn Kurze Zeit nachher trat er als Ünter,Lieutenant in Dienst
Unabhangigkeits⸗ Armee. Im Jahre 1517 begann der Bur, hrieg zwischen den Provinzen, die auf ein Bundes— stem drangen, und der Hauptstadt, die sie einer Tentral— gerung unterwerfen wollte. Santander kaͤmpfte in den Rei— ler Bundesgesinnten. Im Jahre 1813 schloß er sich an die n Brlwar befehligte Armee und erhielt das Kommando von fut. In den Jahren 1814 und 13815 war er Unter⸗Befehls⸗ ber der Rord⸗Arme?è von Neu⸗Grenada, und im Juni 1816, Eurthageng von Morillo blokirt wurde, erhielt C5 den Ober,
ber die Truppen von Magdalena. Er war Chef des rralsabes, als die Spanier in Bogota einruͤckten. Santan—
g sich damals nach den oͤstlichen Ebenen zuruͤck, wo er bis
nkunft des General Paez den Ober⸗Befehl fuhrte. Im
l8i8 trat er wieder in Bolivar's Armes ein, die gegen „na, Barcelona und Cumana operirte. Er wurde zum un Chef des Generalstabes ernannt, welchen Posten er so hebekleibete, bis ihm das Kommando der Casanaveschen Armee,
degen Bogota marschiren sollte, übertragen wurde. Im hee 1819 stand er an der Spitze der Avant-Garde der Unab— igkeite⸗ Armee, die unter Bolivars Befehlen Neu-Grenada ute. Von 1513 bis 1813 nahm der General Santan— n allen Feldzügen des Unabhängigkeitskrieges Theil, we zweimal verwundet und zeichnete sich an den Tagen . ngostura de la Grita, Lomapelada, Carrsllo, Cachivi, Ya— Lalabozo, Sombrero, Lapuerta⸗Ortis, Rencon de los Foros, mmer, Vergas und VBohaca durch glaͤnzende Thaten aus. eit dem Jahre 1810 dachte dieser Offizier nie mehr daran, k Spaniern zu unterwerfen oder die Felder zu verlassen,
einige Patrioten fuͤr die Freiheit kaͤmpften, es moge
n Independenten gehen, wie es wolle. Bolivar ernannte Seneral Santander im Jahre 1819 zum interimistischen Praͤswdenten von Reu Grönaba. Der Kongreß von Guyana * diese Ernennung, und Santander verblieb bis zum j es Jahres 1821 in diesem Amt; dann ernannte ihn' die luirende Versammlung von Eucuta zum Vice-Praͤsidenten Columbien. Er führte während Bolivar's Abwesenheit bis Jahre 1835 das Ruder der Republik. Mit diefem Jahre Zeitraum der ersten Magistratur abgelaufen, und der
tral Santander wurde bei der neuen Wahl von dem in den
Brief aufmerksam lesen
823
Wahl-Versammlungen vereinigten Volk nochmals zu demselben Posten berufen; diese Wiedererwaͤhlung bewies zur Genuͤge, wie beliebt er sich durch seine Verwaltung gemacht hatte, und welch' hohe Meinung man von seinem Patriotismus und seinen Talen⸗ ten hegte. Wir können hier nicht naͤher auf das Detail der da⸗ maligen wichtigen Arbeiten des General Santander und auf die Fortschritte eingehen, die er in der inneren Landesverwaltung, im oͤffentlichen Unterricht, im Ackerbau, in der Binnenschiffahrt und in der National-Industrie bewirkte. Seine Landsleute wußten seine Verdienste zu schaͤtzen, indem ihre Dankbarkeit ihn jetzt zur höchsten Wurde in ihrem Staat beruft. Zu der oben genanuten Zeit kehrte Botivar mit seiner Bolivischen Verfassung, die er sein politisches Creds nannte, aus Peru zuruͤck. Aber kaum wurde dieselbe bekannt, als die Nation die groͤßte Abneigung dagegen kundgab. Bolivar kehrte sich daran nicht, und nun be— gann ein furchtbagrer Krieg zwischen der Armee und der Nation, die an der im Jahre 1821 vorirten Verfässung von Cucuta festhielt. Durch Hinterlist und Gewaltthaͤtigkeiten behielt Bolivar die Ober— hand, ließ sich zum Diktator ausrufen, schaffte die alte Constitution ab und entzog dem General Santander die Vice⸗Praͤsidentur. Diese Absetzung geschah keinesweges mit dem Willen der Nation, denn im Jahre 1818, als der Konvent von Ocana zusammenberufen wurden, wählten 5 Provinzen den General Sahtander zu ihrem Deputirten. Man betrachtete ihn damals als das Haupt der liberalen Partei, welche die zahlreichste war. Schon fur die kon⸗ stituirende Versammlung des Jahres 1821 war er zum Deputir⸗ ten ernannt worden; doch konnte er damals dieses Amt nicht annehmen, weil er die Verwaltung von Columbien fuͤhrte. Eben so ward er wieder im Jahre 1831, als er von seinem Vaterlande entfernt war, zu dem Konvent berufen. Um sich der Person Santander's, dessen Ansichten und Beliebtheit ihm hinderlich waren, zu entledigen, ernannte ihn Bolivar zum Gesandten bei den Vereinigten Staaten. Der Rath seiner Freunde bewog ihn, diesen Posten anzunehmen, s
t und er schickte sich eben an, nach dem Orte seiner Bestimmung abzugehen, als die Verschwoͤrung des 25. September i828 ausbrach. Nun wandte man alle Mit⸗ tel an, um ihn als in diese Sache verwickelt darzustellen; man machte ihm den Prozeß und verurtheilte ihn zum Ton, ohne ihm eine Rechtfertigung zu gestatten; doch wagte man es nicht, diesen Ausspruch zu vollziehen, aus Furcht, die öffentliche Mei— nung zu empören, die sich von allen Seiten zu Gunsten des Verurtheilten aͤußerte. Die Todesstrafe ward in Verbannung er— mäßigt; kaum aber war er zu Carthageng angekommen, als man ihn unter dem Vorwand neuer Anschuldigungen in ein festes Schloß einkerkerte, wo er 8 Monate zubrachte. Die Furcht, daß Santander in jener Provinz zu viel Anhänger haben moͤchte, bewog den Diktator spaͤterhin, ihn nach Venezuela in eine an— dere Festung bringen zu lassen, die von einem Gene⸗ ral kommandirt wurde, den man fuͤr Santander s per⸗ sonlichen Feind hielt; dieser aber benahm sich gegen ihn mit einem Edelmuth und einer Hochherzigkeit, wie? sie einem braven Militair geziemen. Endlich erhielt General Santander die Erlaubniß, nach Europa abzureisen. Er landete in Ham— burg und wurde dort, so wie nachher in Deutschland, Frank— reich, Italien und England, nicht wie ein wie ein ungerecht verfolgter Patriot aufgenommen. Als die Nation, empoͤrt uͤber Bolivars Anmaßungen, die ihr gewalt— sam aufgezwungene Regierung vernichtet hatte, wurde auch Santander wieder zuruͤckberufen, um an dem großen Werk der Wiedergeburt seines Vaterlandes Theil zu nehmen. Der Kon— vent von Neu-Grenada hat ihn zum Praͤsidenten dieser Repu— blik ernannt. Alle, die ihn kennen, sind uͤberzeugt, daß seinc Bemuͤhungen allein darauf gerichtet seyn werden, in jenem Theiß von Amerika die Herrschaft der Gesetze wiederherzustellen und seinen Mitbuͤrgern den Genuß einer freisinnigen . zu gewaͤhren.“ 0
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Berlin, 25. Juli. Aus Potsdam schreibt man: Unverkenn— bar sind die Fortschritte, welche in der landwirthschaftlichen Kuitur durch die Spezial⸗Separationen, durch die Freimachung der Bauern und die Aufhebung der fruͤheren staͤdtischen Privilegien herbeigefuͤhrt werden. Durch die Separation ist der Boden des Gutsbesitzers und des Bauern frei geworden; nichts beschraͤnkt sie, ihn aufs beste zu benutzen. Die Anlegung von Brennereien setzt den Gutsbesitzer in Stand, einen bedeutenden Viehstand zu halten und den Boden stark zu düngen. Dabei koönnnt ihnch so wie den Bauern der Futterkraͤuterbau zu Huͤlfe. Der Guts— besitzer geht in der rationellen Landwirthschaft vor, der Bauer folgt allmälig nach. Dadurch, daß Letzterer durch Auf— hebung der Unterthaͤnigkeit und Abloͤsung der Dienste Herr sei⸗ ner Kraͤfte geworden, ist er in Stand gesetzt, den frei geworde⸗— nen und in sein Eigenthum uͤbergegangenen Boden aufs fleißig⸗ ste zu bearbeiten. Dies thut er auch. Er ist fleißig und spar⸗ sam, bezahlt Schulden und sammelt Kapitalien. Außerdem klei⸗ det er sich auch besser als sonst und faͤngt selbst an, sich besser zu möͤbliren. Das starke Branntweintrinken findet sich haupt—⸗ saͤchlich nur unter den Tageloͤhnern. Die Bauern verheirathen ihre Kinder meist unter sich; der Bauernsohn, welcher das Gut erhaͤlt, sucht sich eine Bauerntochter mit einigem Vermoͤgen, oder erheirathet sich, wenn er das vaͤterliche Gut. nicht erhält, einen Bauerhof. Hin und wieder wird eine halbe Hufe abgezweigt, um den zweiten und dritten Sohn zu dotiren. Sts bleiben moͤglichst im Dorfe oder in der Nachbarschaft; sie lieben es nicht, sich in der Ferne anzusiedeln. Diejenigen, welche im Militair ihre dreijährige Dienstzeit zurückgelegt haben, zeichnen sich vortheilhaft vor den übrigen dus. Sie sind verstandiger, haben mehr Kultur und Gewandtheit, sind an Ordnung und Gehorsam gewoͤhnt, sie werden von den Gutsbesitzern und Domainen⸗-Peamten gern in Dienst genommen. Die Madchen lernen jetzt weit mehr in der Schule als sonst, Schreiben, Lesen, Rechnen. Ueberhaupt zeichnet die juͤngere Generation sich vortheilhaft vor der aͤlteren aus.
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Wissenschaftliche Nachrichten.
Ueber die Völkter⸗Wanderung. Von R. v. L. (Fortsetzung des im V 3, abgebrochenen Artikels.) . Attila.
War seit mehr als einem halben Jahrhundert von Seiten der Hunnen zur Vernichtung weder der Göthischen noch der Roͤmischen Macht etwas Energisches und Positives unternommen, so war wie⸗ derum auch von beiden Gegenßarteien, keine nachdrürcklicht Venn“ staltung getroffen, um ihrer Macht Einhalt zu thun, das Verlorene wöederzugewinnen, oder cine dereinst. von dorther neu bqhrobende Gefahr abjuwenden. — Um die Zeit als Bglamir, von den Alanen unterstützt, den Don überschritt, war Kagiser Valens, der zu den Gothischen Fuͤrsten seit langer in friedlichen Verhaͤltnissen stand, im Hrient beschäͤftigt. Er gestand ihnen zum Theil wenigstens in Moͤsien und Thracien eine Freistatt zu, wohl weil er hofte, von
solchem Zuwachz an ruͤstigen Streitern mancherlei Vortheile zu ziehen, und weil es eben so unklug und gefaͤhrlich gewesen waͤre, sie durch die Verweigerung zur Verzweiflung zu bringen und am Ende als Verbuͤndete der Hunnen die Donau uͤberschreiken zu sehen. Durch das gewissenlos felndselige und gehaäͤssige Benehmen seiner Fraͤnzbefehlshaber kam es jedoch alsbald zu Haͤndeln der ernsthafte⸗ sten Art. Nicht nur seine eigenen Truppen, sondern felbst die ihm von Hratian, dem zu Trier residirenden Beherrscher des Abendlan⸗ des, gesendeten Hülfsheere wurden in wiederholten Treffen von den Gothen, welche Hunnische und Alanischr Schaaren in ihr Intereffe
ju ziehen gemußt hatten, in die. Flucht geschlagen, und als Valens endlich in Person von Antiochien herbeikam, buͤßte er das Leben in einer Niederlage ein, welche der ungluͤckflichen Schlacht von Canna gleichgegchtet ward. (373. n, Chr. bei. Adrianopel.) Dies vermoch⸗ ten die fluͤchtigen gedemuͤthigten Reste der Gothischen Macht; was würde aus Byzanz geworden seyn, wenn es nit ihrer ungetheilten durch so viele andere Voͤlker verstäͤrkten Maffe haͤtte den Kamyf bestehen muͤssen! Unaufhaltsam drangen die erzuͤrnten Sieger bis nach dem Pelzponnes vor, ganz Griechenland ward grausam ver⸗ wuͤstet, selbst Konstantinoyel belagert, doch widerstanden die Staͤdte dem regellos wuͤthenden Angriffe. Jetzt bestieg Theodos der Große den Ostroͤmischen Thron, und nach zwei Ighren war es ihm gelun⸗ gen, die Gothen zu versohnen und einzelne Hunnenschgaren, die sich in ihrem Gesolge vorgewagt, zu Paaren zu treiben. Atha⸗ narich, sticbt in Koönstantinopel wenige Tage nach dem Frie⸗ densfesie. Auf. Gratian folgte in Abendlande 333) der iüngete Vglentinlän, -der, von den Älemännen in Rhätten be= draͤngt, erst einen Einfall ber Hunnen in Alemanien, dann ihren Ruͤckzug theuer hatte erkaufen müssen. Gleichzeitig mit ihm trat
Proskribirter, sondern
der Usurpgtor Maximus auf, anfangs von Theodosius anerkannt, dann zu Gunsten des bald von ihm vertriebenen Schwagers Valen⸗ tinian mit Krieg überzogen. Die Gothen waren besiegt oder ge⸗ wonnen, oder in Fehden mit Gepiden u. s. w. verwickelt, die Hun⸗ nen eifrig und folgsam mit Theodos. So kam der alte Zwiespalt unter den Gothisch⸗Vandalischen Stammen in dieser Perlode nicht nur den Römern trefflich zu Statten, sondern diente auch zur voll⸗ endeten Befestigung des neuen Hunnischen Reichs. Im letzten Jahre seiner Regierung noch gelangte Theodos, nach Ueberwaͤltigung des von Arbogast, dem Moͤrder Valentins, auf den Thron gehobenen Gegenkaisers Eugenius, zur alleinigen Herrschaft des gesammten Rbinischen Reichs, hamit es von nun an e393) fuͤr immer gesondert bleibe. Haͤtte er einen, auch nur ihm ahnlichen, dem schwierigen Zeitlauf gewgchsenen Nachfolger hinterlasfen, wie möchte so Män⸗ hr ganz anders geworden seyn! Unter seimen schwachen, noch fast inmündigen Söhnen und deren raͤnkevollen sich gegen eit g uͤberli⸗ stenden und anfeindenden Reichsverwesern aber ging Roͤmisches An= sehen, Uebergewicht und Selbststaͤndigkeit vollends verloren, zumal sich fuͤr sie in dem kriegstuͤchtigen Alarich, der anfangs ihr gemein⸗ samer Oberbefehlshaber in Illrien gewesen, dann Kͤnig aller im Römischen Reiche angesiedelten Westgothen geworden war, ein so gefaͤhrlicher Gegner erhob. Waͤhrend Afrika vom Westreiche abfiel, andere Ostgothische Heerfuͤhrer (Gainas, Trigibikd u. s. w.) im Drient hausten, Üͤberzog er (396) die Europaͤischen Provinzen des Ostreiches mit Krieg, pluͤnderte ganz Griechenland und den Pelo⸗- ponnes und brachte selbst, nachdem Arkadien, argletigem Rathe folgend, die von Stilico aus Itnlien herbeigkfnhrie Hülfe abgewie⸗ sen hatte, fast alle Städte in seine Gewalt. Honorius, um sich Bundesfreunde zu gewinnen, raͤumte (398) mehreren German ischen und Sarmatischen Voͤlkerschaften Wohnsitze in Noricum, Rhaͤtien, Pannonien und Dalmatien ein. Zwei Jahre spaͤter (400) fiel nichts⸗ destoweniger Alarich in Italien cin und suchte es in dreijährigen Kriegen heim, wahrend Alanen fuͤr die Römer kaͤmpften, Alleman⸗ nen und Burgunder Noricum und Vindeliclen, die Hunnen Asien verheerten, Britannien abfaͤllt und durch Saͤchsische Seeräuber ge— brandschgtzt wird, Fast gleichzeitig (101) fällt ein anderer Gothen? fuͤhrer, Gaͤmas, der sich nach mißlungenem Perfuch, das Ostreich zu stuͤrzen, über die Donau zurückgezogen, im Kampfe mit dem
Hunnenfürsten Uldin; und bald nach der Schlacht von Placentia,
die Italien fuͤr jetzt von Alarich befreit, betritt (495) der kuͤhne Abenteurer Radagais den Kampfplatz. Wahrend die Hunnen in Böhmen, Maͤhren, Schlesten, bis zur Ostsee hin beschaͤftigt sind, ein verbuͤndetes Her von Quaden, Vandalen, Sarmaten, Alanen, Gepiden, Herulern, Burgundern, Alemannen uͤber den Rhein zieht und ganz Gallien verwuͤstet, fuͤhrt dieser Radagais eine andere Ko— lonne nach Italien. Stilico, der ihm mit einem Heer von Gothen, Alanen, Hunnen entgegenzieht, wendet zwar auch diesen Sturm ab; aber unterdessen bildet sich in der Schweiz und dem Eisaß ein trans— rhenanisches Alemannien, Burgunder setzen sich erst in der Pfalz, dann spaͤterhin im ganzen nachmaligen Sber- und Nieder⸗Burgun fest; Vandalen, durch Beider üchermacht seitwärts geschoben, nach⸗ dem sie im Kampfe mit den ihnen feindlich gegenübertrekenden Fran⸗ ken ihren König Gedegisel eingebüßt, ziehen mit Sucven und Ala— nen uͤber die Pyrcnaͤen und unterwerfen sich binnen zwel Jahren auz Spanien. Im Todesjahre des Arcadius (498) versucht nun llarich, dem der Schwager Ataulph aus Sber-Pannonien ein Huͤlfs⸗ heer von Alanen und Hünnen chf hrt, . drittenmale sein Heil in Italien. Sein Gegner Stihico faͤllt als Opfer der Kabale; ver⸗ gebens ruft auch Hoiorius der nach Ravenna flüchtet) 10, 900 Hunnen und die Besatzungen Dalmatiens zu seiner Ret ung herbei; der Schaukaiser Attalus macht gemeine Sache mit den Gothen, 410 wird Rom erobert und zen g ertz doch findet Alarich, nachdem er ganz Suͤd⸗ Italien verwüstet, in Begriff, nach Afrika uͤberzusetzen, in Kalabrien den Tod. Sein Nachfolger Athaulf, Gemahl der nachmaligen Kaiserin Plaeidig, laͤßt sich willig finden zur Raͤumung der Apenninischen Halbinsel; er wendet sich (413) nach der Prozence, dehnt sich bis uͤber die Pyrenden aus und wird nun bis 422 in fortwährende Kaͤmpfe mit den anderen bereits in Spanien herrschenden Barbaren verwickelt. Diese Unfaͤlle, welche das Westreich betrafen, retteten das Ost— von einer großen Gefahr, die ihni aus einer Verbindung Äla— richs und Stilicos etwachsen sollte. Mit Ausnahme eines von Ul— din nach Thracien und Mösien (40) unternommenen Streifzugs genießt das Ostreich von 4058 — 42 unter den friedlichen Regierun gen des Anthemiüus, der Pulcherig und Theodos 1j. einer fast unun= terbrochenen Ruhe, höchst erwuͤnscht, um innere Wunden zu heilen, (so wenig als die zehnjaͤhrige Pause in Ita— ̃ Noth und Gefahr gründlich abzuhalten, oder die Herrschaft uͤber den Gang der großen Begebenheiten zu gewin— nen. Die Römer lebten von einer Tagesnoth zur anderen. Ihre ganze politische Weisheit bestand in der ö. Maxime der Ankoni nen; emil germandos contra, germands. Sie fangten kein anderes Heil und keinen anderen Alsweg als Zwietracht und gegen seitige Aufreibung ihrer Nachbarn. Der kurzsinnige Eigennutz Daltscher und Slavischer Barbgren kam den Wünschen der Hunnen dienfam entgegen, und so blieben Romer wie Germanen nur Instrumente der sich in Pannonien immer drohender entwickelnden Hunnischen Macht, die sich bei groͤßerer Geisteskraft und Charakterstärke hier oder da so leicht und einfach hätte abwenden lassen. Freilich ist der Tadel nicht schwer, wo man dem Kampf mit den durch Art, Zahl und Verkettung übermöchtigen ümständen und einer im Zeitgeist begründeten verkehrten Richtung nicht faktisch gegenuͤbersteht; dem allseitigen Unswesen jener Zeit zu steuern, mochte die Kraͤfte des Be⸗ sten uͤbersteigen. Göthe hat wohl recht der Einzelne vermag we— nig, wie groß er sey, wenn sich nicht Viele ihm anschließend in guͤnstiqger Stunde zum Rechten vereinen.“
reich
aber nicht zureichend lien), um die aͤußere
Schon Gratign hatte sich verleiten lassen, die Hunnen durch Niederlassungen in Pannonien abzufinden. Rufin, nach Theodosius
Tod, lockte sie in seiner großen Verlegenheit, ließ sich in Traktaie ein und öffnete ihnen die Provinzen und böͤsen Geheimnisse des Reichz; Auch der Hof von Ravenna gewöhnte sich in seiner Rath und Muthlosigkeit immer mehr, sie unter die Leibgarden aufzuneh—⸗ men und sie als entfernte noch unschaͤdliche Freunde zu betrachten. Uldin hatte gegen Radagais den Ausschlag gegeben, und um seinen
Föeund, den Vandglensohn Stilico an den? Nbmmern zu rächen, einen Pluͤnderungszug uͤber die Dongu nach Thraeien unternommen.