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er im Innern beschaͤdigt und beraubt wurde.
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Dom-Kreuzganges wird von Manchen in diese Zeit gesetzt. Erzbischof Johann 1. „it — 1212) ließ im Innern des Dems manche Ve aͤn⸗ derung und Verschbucrüng anbringen, bei welcher Gelegenheit der h. Rock wieder aufgefunden wurde. Die Sakristei und mehrere Ka⸗ pellen im Kreuzgange gehören dem ten Jahrhundert an. Karl Kaspar Ferschbnerte den St. Nikolaus-Chor, und Erzbischof Johann Hugo ließ die dem Dom angehaͤngte Schatz Kammer erbauen. Weit bedeutender waren aber die Veranderungen, welche der Erjbischof Franz Ludwig unternahm. Der Dom hatte bei dem am 17. August 177 durch einen Blitz herbeigefuͤhrten großen Brande bedeutend gelitten und war seines bleiernen Daches beraubt, worden. Der Dom erhielt wieder ein neues Dachwerk, mit den Bildsaͤulen der Bischoͤfe Eucharius, Valerius und Maternus und der Kaiserin Helena geziert; der Fußboden, welcher sonst so tief lag, daß man beim Ein⸗ tritte in den Dom mehrere Stufen hingbsteigen mußte, wurde er⸗ hoͤht, und namentlich der Chor erhielt statt des Estrichs, womit er bis dahin bedeckt gewesen, gute Steinplatten; die Fenster wurden durchgehends vergroͤßert, um das Innere des Doms mehr zu erhellen, und vor dem Chöre wurden die Gewoͤlbe der beiden Seitenschiffe darchbrochen und erhoht, wodurch der Dom eine Kreuzform erhielt; die beiden Helenen-Thuͤrme wurden abgelegt und neu aufgebaut. Am 16. September [az wurde die Wiederherstellung des Doms sehr festlich gefeiert, und der bekannte Weihbischof Johann Mathias v. Eyß weihte an diesem Tage den hohen Altar zu Ehren der Apo⸗ stel Pster und Paul ein. . Der Dom hatte auch in der neueren Zeit noch andere widrige Schicksale, und wenn sie auch nicht so zerstoͤrend auf denselben wirk⸗ ten, wie einige der fruͤheren, so trugen sie doch viel dazu bei, daß Als der Fran zbsisch⸗ Marschall Crequi am J. August 165 die Schlacht bei Conz gegen die Verbuͤndeten verloren hatte, fluͤchtete er sich heimlich in die von den Franzosen besetzte und befestigte Stadt Trier. Die Sieger kehr⸗ ten jetzt ihre Waffen gegen diese Stadt. Cregui leistete aber bekannt⸗ lich cinen verzweifelten Widerstand und da ihm die Außenwerke der Stazt nicht Schutz genug mehr darboten, so suchte er innerhalb derselben Befestigungen anzulegen. Anfänglich wollte er einen festen Punkt an der Moselbruͤcke, in der seither sogenannten Schanze, bil⸗ den. Dann aber gab er diesen Gedanken guf und waͤhlte die Domkirche und ihre Umgebungen. Die nahe liegenden Haͤuser der Domherren wurden niedergerissen oder befestigt. Ringsum wurde ein breiter tiefer Graben aufgeworfen, den man mit Pallisaden umgab. Kanonen waren . aufgepflanzt. Der Dom nahm die Schaͤtze der Franzosen auf, und Menschen und Pferde hatten darin ihr Lager. Selbst am hohen Altare stand ein Pferd angebunden, das auf. demselben gefüttert würde. Alle Oeffnun en wurden, bis 69 zwei, vermauert; die eine war an der Ostseite, die andere aber nach dem Markte hin. Dies rettete den Marschall in⸗ dessen nicht; denn bald Cam s. September) verließen einige aufruͤh⸗ rerische Franzosen, welche fur sich, gegen des Marschalls Willen,
mit dem Feinde kapitulirt hatten, durch eine Bresche die Stadt,
und der Feind drang nun ein. Der Dom wurde ausgepluͤndert, aber nicht nur das Eigenthum der Franzosen, sondern auch die ver⸗ borgen gewesenen kirchlichen Gefäße wurden der Beute einverleibt.“)
Ein haͤrteres Schickfal traf den Dom, als die Franzosen im Jahre 174 die Stadt Trier besetzten. Die Domherren waren ge⸗ Füͤchtet, und der Dom, ven den Republikanern zu einem Fourage— Hiagajin benutzt, mußte manches Mifgeschick ert agen, wie wir bei den einzelnen Denkmaͤlern zu bemerken noch oft Gelegenheit haben werden. Wie man damals uͤberhaupt mit den Gegenstauden der Kunst umging, daruber darf man nur den sehr geschaͤtzten Trierer, Sandergd Muller Lin seinem Vortrage uͤber die Mißhandlung der Alterthuͤmer, Kunstwerke und wissenschaftlicher Gegenstaͤnde; Trier 1305, S. 23), befragen, der die Schuld nicht ö den Franzosen, als den Trierern selbst beimißt. .
Es thut Einem wehr, wenn man in unseren Tagen noch solche Erscheinungen sehen muß. Wie sehr sie auch dem nun heimgegan⸗ genen Müller das Herz ergriffen haben, sieht man aus dem gan⸗— jen Aufsgtz'r, in welchem er seiner Brust Luft zu machen sücht. Wenn ich jedoch einer mir als dußerst zuverlässig mitgetheilten Nachricht Glauben beimessen darf, so trifft der obige harte Vorwurf nicht vicke Trierer; denn es war hauptsaͤchlich nur Einer, der jene Bilderverstuͤmmlungen ausfuͤhrte. Indessen wird auch hinzugesetzt, daß er von heimlichen vornehmen Schurken fuͤr jede seiner jerstdren⸗ den Heldenthaten aus einem geistlschen Kelier eine Portion Wein erhalten habe. Manche Mißhandlung der Denkmaͤler und Bild— saulen ruͤhrt auch von den Franzosen selbst her. .
Einige Denkmäler und Merkwürdigkeiten im Innern d
Bei dem Eintritte in den Dom stellen sich dem Auge zuerst ein mißgestaltetes Christusbild und ein beraͤuchertes Gemälde, die sogenanüten vierzehn Rothhelfer vorstellend, sehr unangenehm dar. Tritt man jedoch einige Schritte vorwaͤrts, so oͤffnet 6j das In⸗ nere des Doms dem üeugterigen Blicke, der, nachdem er aus den weiten Rdumen zurückgekehrt, sich nun nach einzelnen Gegenstaͤnden hinwendet, und fallt dann zuerst auf das in der Naͤhe stehende Mo⸗ nument des Erzbischefs Johann Hugo, womit ich die Beschreibung der . und Merkwuͤrdigkeiten im Innern des Doms be—⸗ ginnen will.
1. Der Altar der h. drei Könige.
Diesen⸗ wie den gegenuber stehenden h. Kreuz-Altar, ließ der Erzbischof Johann Hugs bei seinen Lebzeiten errichten. Der Weih— bischof Joh. Mathias 5. Eyß weihete diese Altäͤre am 24. April 1726 feierlich ein. Dieser marmorne Altar wurde, wie der Herr Direktor Wyttenbach bemerkt,“) zu Rom verfertigt und von da zur See über Holland hierhin gebracht. Diese Angabe gilt, meines Dafuͤr— haltens nur von dem weißen Altarblatte. Dieses brav gearbeitete marmorne Ältarblatt, die Anbetung der h, drei Koͤnige vorstellend, ist wohl das vorzuͤglichste Stuͤck von Bildhauerarbeit, so der Dom aufzuweisen hat. Man kann es daher auch nur sehr bedauern, daß frevelnde Haͤnde dieses schne. Bild verstuͤmmelten. In der neue—= sten Zeit hat man die beschaͤdigten Theile einigermaßen wieder her⸗ stellen lassen. Ger Metster ist nicht bekannt. Auf dem Altare be⸗ findet sich folgende einfache Inschrift;
18 ANNES HUGo Dei gratiʒa Archichiscopus Trevirensis, Princesis Eläctor.
Vor dem Altare ruht der edle Johann Hugs. Er stammte aus der Familie von Orsbeck zu Vernich, und würde am 15. Januar 1634 geboren. Von muͤtterlicher Seite war er ein Neffe des ver⸗ storbenen Erzbischofs Karl Kaspar von der Leyen. Im Jahre 1675 wurde er Bischof von Speyer, und bestieg am 25. Fuli 1676, nach—⸗ dem er schon vier Fahre Koadjutor seines Oheims gewesen, den krz⸗ bischsflichen Stuhl von Trier. Gutmuͤthig, gebildet und Deutsch gesinnt, war er würdig, der Nachfolger seines großen Vorgaͤngers zu seyn. Unter ihm kamen durch die Franzosen harte Schicksale über das Trierische Erzstift, weil er, treu dem Deutschen Reiche, nicht durch unzeitige Nachgiebigkeit den fremden Einfluß verstaͤrken wollte. Yer stürmischen Zeit ungeachtet, ließ er aus eigenen Mit— teln herrliche Gebaͤude aufführen, und wenn der Drang der Um— stande ihn auch verhinderte, die Wissenschaften so zu foͤrdern, wie er es selbst wünschte, so leistete er dennoch durch zweckmaͤßige An⸗ ordnungen, besonders in kirchlicher Hinsicht, recht Erne lich; Er half üherhgup', so viel er konnte, allein die Last, welche ibn und das Volk drückte, ließ als Frucht der bestgemeinten Bemühungen nur eine Ertraglichkeit nicht aber Wohlseyn hervorgehen. In rihi⸗ gen Zeiten würde unter des Fursten Vaterhand Gluck und Wohl⸗ fahrt des Volkes aufgeblüht seyn, und deshalb bleibt sein Andenken uns höchst verehrungswürdig. Er starb am 6. Januar 171.
Wenn man von Johann Hugo's Monumente weiter fortgeht, so gewahrt man rechts an der Wand einen alten, nun aber vermauerten Ausgang, welcher durch das sogenannte Paradieschen in die Kirche ü.
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Frodrom., Histor, Trev.- tom. II. pag. Sos. Wyttenbachs Versuch ei . schichte Lon Trier, 5tes Pandchen. . Fug kinn Gi ) Versuch einer Geschichte von Trier. 6tes Bändchen. Seite 20 f.
teriebenen Moͤnche, mit denen eine scheinbare Aussßhnung zu Stande
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L. F. fuͤhrte. Die uͤber der Thuͤre angebrachten Figuren zeugen von hohem Alterthume. . 2. Der Allerheiligen⸗AUltar.
An der dritten Saͤule ist der Allerheiligen Altar vom Erzbischofe Lothar v. Metternich errichtet worden. Er besteht aus feinem Sand— steine und ist ein Werk des Bildhauers Ruprecht Hoffmann, welcher dasselbe im Jahre i6l4 vollendete. Der Altar hat einige gute Baͤs—= rellefs, allein auch diese sind nicht ohne bedeutende Vertetzungen davon gekommen. — Der Erzbischof knieet im Ornate auf einem kleinen Vorsprunge. Die Platte, welche eine Inschrift erhalten sollte, ist noch frei. Brower theilt indeß eine Inschrist mit, und ich vermuthe, daß diese sich auf einer chernen Tafel befand, die ent— wendet und dann durch eine Schieferplatte ersetzt wurde. Vor die— sem Altare hat der Erzbischof seine Ruhestaäͤtte, welche er sich eben⸗ falls im Jahre 1614 hatte bereiten lassen. Bei dieser Gelegenheit wurde, wie schon oben bemerkt worden, der vor dem Home liegende Truͤmmer eines Saͤulenschafts zu Tage gefördert.
Lothar von Metternich wurde im Jahre 1548 geboren und folgte dem Erzbischofe Johgnn von Schdnberg, unler welchem
er schon thuäͤtig in der Verwaltung des Eezstists gearbeitet hatte, am Iten Juni 1599 auf dem erzbischoͤflichen Stuhle
nach. Er verschoͤnerte den Dom und ließ die große EGöloöcke dessel⸗ ben, welche sein Vorgaͤnger Richard von Greiffenklaw hatte gießen lassen, aufhaͤngen. Im Jahre 1614 begann er den Bau des Pa— lastes, aber er erlebte nicht mehr dessen Vollendunz, denn er stacb am 7. Sept, 1625. .
3. Denkstein des Erzbischofs Heinrich von Binstingen.
Das eigentliche Denkmal diesez Erzbischofs, wie auch der von ihm gestiftete St. Erasmus-⸗-AU—ltar, ist untergegangen. Nur ein uͤber— tuͤnchter Stein, welcher sich in der Wand, fast, dem Allerheiligen⸗ Altare gegenuber, befindet, erinnert noch an ihn. Die Inscheift darauf lautet wie folgt:
(1e Finstinga Presul fuit hie oriundus
Morihsus ei vika n illi suit orbe s‚cicundus.
Nobilis ienricus Treberis tibi sidqus amicug:-.
Cara tuis morhis, hanor et pax urhis et orhis.
RKertor erat magnis, devotis evstitit agnus.
lis pin vola däahat: lumidos tihi Suppeditahat.
Inse tihi aulas multas construxit et aulas,
Le hene datavit. tihi kortiʒa custra paravit.
Nune Tréevir plora. Dominum cum létibus gra,
Haod sihi solamen prestel Christus Deus. Amen,.
lic obiit sevto kal. Maji anna Domini lCCGLXXXVI.
Cujus anima redaicscai in hace.
Heinrich von Vinstingen (Fen6trange in Deutsch-Lothringen) war Vechant des Domkapitels zu Metz und gelangte auf eine etwas sonderbare Weise zum erzbischoͤssichen Stuhle von Trier. Der Ecz⸗ bischof Arnold von Isenburg war am 5. Nov. 1259 gestorben. Das Domkapitel schritt bald darsuf zur Wahl eines neuen Erzbischofs; allein es bildeten sich Parteien, von denen die eine den ÄArchidia— kon Arnold von Schleiden und die andere den Archidiakon Hein— rich von Bolanden waͤhlte. Da nun keiner von beiden zu Gunsten des anderen zuruͤcktreten wollte, so wandte man sich an den Papst. Vier Monate spaͤter als die Praͤtendenten kam auch Heinrich von Vinstingen ngch Rom, um die Angelegenheiten des neugewaͤhlten Bischofs Walter von Straßburg zu betreiben. Er hoͤrte von den Bewerbungen der heiden Trierer, und bald entstand in ihm der Wunsch, äus den sich ihnen entgegenstellenden Schwierigkeiten fuͤr sich selber Vortheil zu ziehen. Zu dem Ende machte er mit beiden die genaueste Bekanntschaft, schlich sich in ihr Vertrauen, entlockte ihnen manches Geheimntß, erwarb sich Freunde unter den Kardinaͤ⸗ len und trug nun der Curie Alles vor, was den Trierschen Gewaͤhlten nur immer schaͤdlich seyn konnte. Durch diese Kunstgriffe und andere viel⸗ geltende Mittel brachte er es dahin, daß die Wahlen der beiden Parteien es Trierschen Domkapitels durch Vermittelung der gewonnenen Kar— dinaͤle vom Papste Alexander V. vernichtet wurden. Damit jedoch der Zustand der Trierschen Kirche durch eine laͤngere Verwaisung nicht schlimmer werde, wuͤnschte der Papst die baldige Besetzung des erzbischoͤflichen Stuhls. Setzt war es Zeit fuͤr Heinrich von Vinstingen. Im exrkauften Besitze der Gewogenheit des Kacdinal⸗ Kollegiums war er der geeigneteste Kandidat, ünd der Papst weihete ihn wirklich am 15. November 1260 zum Eczbischose von Teier. Das Pallium wurde ihm aber jetzt noch nicht erteilt. .
Der Archidiakon Arnold von Schleiden, nicht eingeweiht in die Intrigue, schrieb die Ursache, warum er in Rom durchgefullen, dem Abte Theodorich von St. Matthias, welcher den Heinrich von Bolanden begleitet hatte, auf Rechnung und er sehnte sich nach Rache. Sich selbst zu schwach fuͤhlend, dieselbe zu befriedigen, suchte er den neuen Erzbischof mit ins Spiel zu ziehen. Er setzte namlich diesem in den Kopf, daß der Abt Theodorich dem Vinstin—⸗ gischen Geschlechte uberhaupt, dem Eczbischofé aber insbesondere sehr abhold sey, weshalb es zweckdienlich seyn durfte, ihn abzusetzen und aus der Abtei zu entfernen. Heinrich maß der Sache Glauben bei und begann im Jahre 1262 seine Angriffe auf die Abtei St Matthias, in zem er mit seinen Soldaten Krettnach und Nennich feindlich üͤbersiel. Die Moͤnche suchten Schutz und Huͤlfe bei dem Domkapitel, und als der Eczbischof die erhaltenen Ermahnungen unbegghtet ließ, so wurde die Sache zu Rom anhangig gemacht, ioo man schwere Anklagebunkte gegen ihn vorbrachte. Der Papst Ur— ban 15. verordnete eine Unkersuchung. Der Ebischof ließ sich aber dadurch in seinen Schritten gögen die Abtei so wenig auf⸗ halten, daß er jetzt nachdrüͤcklicher, als je, die Entfernung des Köts Theodorich zu bewirken suchte. Ihm wurde nun die Auzübung der erzbischbflichen Functionen untersagt. Dadurch wurde er aber nicht gebeugt, sondern nur heftiger gereizt. Der Abt Theodorich, der ünsaglichen Verfolgungen und RNeckereien muͤde, zog sich nach Lothringen zuruck. Der Erzbischof suchte nun den Moͤn⸗
chen einen neuen Peaͤlaten aufzüdringen. Diese wiesen den selben aber zuruͤck und appellirten nuch Rom. Nichtsdesto⸗ weniger wurde Wilhelm von Meisburg, ein unruhiger und
ausgelassener Mönch von St. Maximin, als Abt bestellt. Da die Mönche von St. Matthias kein Ende der Bedruckungen sahen, und auch von dem neuen Vorsteher uͤberfallen wurden, damit sie bei ei— ner heimlichen Auswanderung die Schaͤtze des Klosters nicht mit⸗ nehmen konnten, so wanderten sie mit den Reliquien des Apostel; Matthias in die Stadt. Der Papst erhob sich nochmals gegen den Erjbischof Heinrich, allein dieser trieb sein bitteres Gespötte, als ihm die Paͤpstlichen Briefe, welche er fuͤr unterschoben erklaͤrte, im Konvente der Dominikaner vorgelesen wurden. Er setzte hierauf den neuen Abt zu St. Matthias foͤrmlich ein und des Klosters Ruin war damit entschieden. Urban befahl aufs Neue, daß ven entflohe— nen Möonchen das Kloster wieder eingeraͤumt und daß der neue Abt zu St. Maximin in sorgfaͤltigem Verwahr eingesperrt werden solle. Auch gegen Heinrich wurde mit mehr Strenge verfahren. Am Ende kam es zu den Wassen, die aber dem Erzbischofe nicht guͤnstig wa— ren. Die ser sah nun wohl ein, daß sein offenbarer Trotz das Un⸗ heil nur aͤrger machen koͤnne, und suchte einzulenken, jedoch mehr in der Absicht, Zeit zu gewinnen, als das angerichtete Uebel wieder gut zu machen. Er entsetzte den aufgedrungenen Abt und wies ihn und seine Anhaͤnger aus dem Kloster, in welches hierauf die ver—
gekommen war, ungesaͤumt zuruͤckkehrten. Jetzt galt es nur noch, sich mit dem Romischen Stuhle wieder in ein gutes Einverstaͤndniß zu setzen. Um auch dieses zu bewirken, entschloß er sich zu einer Reise nach Rom, wozu ihn die Kardinaͤle, welche noch immer auf seiner Seite waren, sehr ermuthigten. In Rom angekommen, be— gann der Prozeß gegen ihn. Da aber die Vorakten verloren ge— gangen, so wollte der Papst sich diese durch den Abt von St. Mat⸗ thias uͤberschicken lassen. Dieser unternahm, unn die Akten- Samm⸗ lung recht vollst⸗andig zu machen, eine Reise an den Rhein; allein die Bruͤder Heinrich unb Thiethard von Pfaffendorf, Triersche Amt⸗ leute, fingen ihn auf und schlossen ihn in die Burg Thuron ein In Rom entstand der Verdacht, daß der Erzbischof die Gefangen— nehmung des Abtes veranlaßt hahe. Vom Papste daruͤber zur Rede
nichts. Der getaͤuschte
herbei.
uͤbrigen Lebens. dem Podagra behaftet, und wurde
Dome ein feierliches Begraͤbniß erhi
der nach Trier zuruͤckkehren lassen werde, Al und seine Genossen nicht in Freiheit gesetzt wurden. Heinrich wurde hier auf foͤrmlich suspendirt und in engeren Verwahr gebracht, dann vor Ge— richt gestellt und seines Amtes entsetzt. Der Romer Berngrd von Castint wurde Verwalter der Dideese Trier, Der bald erfolgende Tod des Part. fuhrte fuͤr den Erzbischof Heinrich eine guͤnstige Wendung der D Er benutzte die Wahlstreitigkeiten zu seiner Flucht. D — indeß sich nicht getraute, geradezu nach Trier zu gehen, so kehrt n „* 239
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zuletzt so fromm, daß
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Betrachtet man nun in dieser Geschichte die Art und W wie Heinrich von Vinstingen den erzbischoͤflichen Stuhl von R bestieg, seinen unbeugsamen, trotzigen Sin, sein unedles Verfmh gegen die Abtei St. Matthias, die Entwuͤrdigung seines hohen h tes, so sieht man, daß die Inschrift des Denksteins selbst, dann zh übertrieben erscheinen muß, wenn man auch geneigt ist, sich mit i Erzbischofe wegen seints Benehmens in seinen letzten Lebenzth
Er kam hierauf bei de
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durchaus nichts wisse. Die schleunigste Befreiung des Abtes wat ihm indeß zur strengsten Pflicht gemacht. Er versprach s, that aber apst erklrte ihm nun, daß er ihn nie wie— wenn der Abt Theodor
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er auf dem Schlosse Vinstingen ein, und bewirkte von hier Therm ih richs Freiheit. Mit diesem kam eine neue Suͤhne zu Stande, i aber nur dann Guͤltigkeit haben sollte, wenn die Rdmische Kun ker) sie bestaͤtigen würde. Heinrich begab sich deshalb im Jahre mn wieder nach Rom, und hier entschieden die von beiden Seiten waͤhlten Schiedsrichter, daß er dem Abte 106009 Pfund Triceische Waͤhrung als Entschädigung bezahlen solle— Fabste wieder zu Gnaden und zwischen ihm und dem Abte Then, rich entwickelte sich die innigste Freundschaft. Jetzt hatte Heme die lange verscheuchte Ruhe wieder errungen, sein Sinn war gehn chen, und friedlich und aussshnend war das Streben seines mn In der letzten Zeit war er außerordentlich m , . r cr ¶ ions Secretair, Grafen von Redern, den St. Wallfahrt nach Italien zu den Reliquien des h. Jodokus untern siden zu verleihen geruht.
Er erkrankte aber auf dem Wege und starb zu Bologna am, April 12363. Der Archidiakon Werner, welcher ihn auf dieser R begleitet hatte, ließ den Leichnam nach Trier bringen, wo ch
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auszusdhnen. Meteorologische Beobachtung. 1832 Morgens Nachmitt. Abends I Nach einmalpp 25. August. 6 Uhr. 2 Uhr.‘ 10 Uhr. Veobachtum dn, ,,. Luftdruck fz, 8* Par. 337,9 war. 337,5 par. uelltharme S2 nl. Luftwaͤrme. 9,89 R. 15,49 R. 1139 R. SFiußwärme 16,23 Thaupunkt. 7,90 R.. 4,4z 9 R. 7,22 R. Bodenwärme 127 Dunstsaͤttg. S6 pCt. 43 pCt. 8 pCt. Ausdunsiung 19 Wenne h heiter. heiter. Miederschlag 0. ii ,, W. W. OD. Abends sternhell, gg Wolkenzug. W. WSW. — wenig Thau. wem
Aus wärtig Amsterdam..
Oest. 55 Net S7 z. 48 40. JB
St. Petersburg Ilamburg 3 Mon 93. Silliec-hi Plandhriese S8. S3. Wien. 21. 58 Met. S7E5 Part. Ohl. ta h
. . Köohtg li che GS Montag, 27. Aug. Im Sch
von C. Blum. Koͤnigstadtesch
romantisch⸗komisches Volks⸗Maͤhr Musik von Kauer. .
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Paris, 70. Aug. Geskern
melt, um den Bericht uͤber ein
figen Arbeiten zur Vergroͤßerung nen des Terrains bestehen, so pir
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ihn zur Annahme der außerorden tersburg, so wie zu seinem spaͤte leben bewogen haben.
daß die Freisprechung der in. die
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sind, Presser einzuquartieren, zur
arbeite. * Von vorgestern auf gestern Cholera gestorben.
99. 109. Iproc. pr. compt. 69. 30. pr. compt. 81. 30. sin cour. 81. pr,. Free Belg. Anl. 774. 6 neues Anlehn Rothschild 100. 40.
Frankfurt a. M., 23. Aug 873. 4proc. 76 9. 765. 23 proc. Actien 1366. 1364. Part.“„Obl.
Warschau, 22 z Part. Oh. 342 Nuss. Assign. 181. il
1263. lznk- Actien 114533. . . o 524 2
ger, Lustspiel in 4 Abtheilungen, von F. v. Hollbein. Hin Der Spiegel des Tausendschoͤn, Burleske mit Gesang in 1
Neue ste Rachrichnen.
und die Schiffs-Taktik zu vernehmen. Der Minister der oͤffentlichen Arbeiten hat far die vin
von 13,000 Fr. angewiesen; da diese Arbeiten zunaͤchst im
darin fuͤr den kuͤnftigen Winter eine Quelle des Erwerbes fi Herzog von Mortemart wird, wie es heißt, nith eine Rechtfertigung seines politischen Benehmens erscheinen sen und darin auseinandersetzen, wodurch er am 29. Jul verhindert worden, sich des ihm von Karl X. gewordenen trages zu entledigen; auch wird er darin die Gruͤnde darlegen,
Aus WUngouléme wird unterm 16ten d. M. gestat
kelten Herren v. Beauregard und v. Lapiniére durch MM gen Gerichtshof einen heftigen Volks-Aufstand erregt hi, durch die Truppen und National-Garden mit Muͤhe unt di wurde, Die beiden Freigesprochenen mußten in einer Vt dung den Nachforschungen des aufgebrachten Volkes ent Mehrere Personen wurden verwundet.
Der in Nantes erscheinende Breton meldet, der Gel Lieutenant Graf v. Erlon habe den Befehl erhalten, die bon angenommene Maßregel, bei den Chouans, welche die V nicht ausliefern oder deren milttairpflichtige Söhne ahhhö
Aus dem Fort Ham wird gemeldet, daß Herr v. Pa net sich ganzlich von seinen Kollegen abgesondert habe und
1793. G. Holl. 5proc. Obl. v. 1832 83. Br.
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22. August. .
lzank- Actien 1134.
Anl. 973. Preuss. Präm. Scheine 10933. Poln. 110. 18. August. 8 *
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Nied. wirkl, Schÿld 4533. 58§ neue do. Sz, Kanz-Bils.f 68 Anl. 965 Kuss. (9. 1835) 974. do (v.) 1 Bi) 863. COest. 5 Ale. lla Iburg. 24 August.
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Amtliche Nachrichten. Jö
Se. Majestaͤt der Köͤnig haben dem Kammerherrn und Le— St. Johanniter—
Der Justiz-Kommissarius Taubenspeck in Neu-Ruppin um Justiz-Komnmissarius fuͤr die West-Priegnitz, mit An—
fung seines Wohnsitzes in Havelberg, bestellt worden.
ö Eingetretener Hindernisse wegen kann die Koͤnigl. Pfau en— nsel am Donnerstag den 30sten d. Me vom Publikum icht besucht werden, welches hierdurch zur oͤffentlichen enngtniß gebracht wird. Herlin, den 26. August 1832. Königl. Hof-Marschall-Amt. =
Angekommen: Se. Excellenz der Geheime Staats-Mini—
t,, Freiherr Wilhelm von Humhbohdt, von Magdeburg. Der Kaiserl. Russische General⸗Major und Chef der Inge—
ur-Haupt-Schule, Freiherr von Elsner, von Eger.
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Paris, 20. Aug. Se. Majestaͤt der Koͤnig ist gestern gegen
bend, wie angekuͤmdigt war, nach dem zwischen Dieppe und bbeville im Departement der Niederen Seine liegenden Staͤdt⸗ hen Eu abgegangen. J
Der Größsiegelbewahrer ist noch immer krank und seit
liner Ruͤckkehr von Compiêgne noch nicht in den Tuilerieen ge— hesen:
Auch der Minister des Innern ist von seinem Gicht— el noch nicht wieder hergestellt. ; Der Spaͤnische Botschafter hatte vorgestern eine lange Kon-
renz mit dem interimistischen Minister der auswaͤrtigen Ange—
heiten, Grafen von Argout. Der Präfekt des Seine-Departements ; Maires sind gegenwärtig mit den Vorarbéiten zur Entwer—
ng der Liste der für die mobile National-Garde tauglichen Reger beschaäͤftigt; zunaͤchst. sollen alle Burger von 20 bis 60 hchren gezahlt und dann die von 20 bis 33 Jahren, welche dem besetze zufolze zum hichtet sind, in die' Liste ein errägen werden. ö
Dienste in der mobilen National⸗Garde ver⸗
Gestern verein igtzn sich mehkere Deputirte von der Oppo— Tine andere Zusammenkunft, wahr—
dem ehemckigen Präfekten, Grafen von Floirac, statt, wo sich hieb anwesenden angesehensten Anhaͤnger der vorigen Dy— U 61 8
war im Marine⸗Ministetsmstie zeinfanden. Die Oppositions-Waätter fuͤllen heute den groͤßten Theil ih—
eine aus Contre-Admiraͤlen und hoͤheren Marine-Offizieren stehende Kommission unter dem Vorsitze des Ministers vestter Kolumnen mit Beschreibungen des festlichen Empfanges, der den Oppositions-Deputirten Odilon-Barrot, Coulmann und Koͤch—
neues Werk uͤber die Ein
von Grenoble die Sm
d die dortige arbeitende
tlichen Mission nach Ei! rn Zuruͤcktritte in das hir
Unruhen des Westens nh
uͤckzunehmen.
sind hier 28 Personen ah
— Heute schloß 5proc. Rente pr. compt. 99. 5. fn . sitlichen Empfang gefunden.
sin conr. 69. 35. 5proc. 35. Hproc. Span. Rent proc. Roͤm. Anl. 81. )
Oesterr. hproc. Metall.
157. 1proc. 19). Br. fag. , wobse zn il Poin. Lobse
Redacteur
gestellt, gab er sich den Anschein, als wenn er von dieser Sache
Cottel. Gedruckt bei A. W. Han
lin der
des wal
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in Straßburg am läten d. M. zu Theil geworden ist, so
wie mit den Toasts, Reden und Geßenreden, die bei dem von
Straßburger Buͤrgerschaft veranstalteten Festmahle gehalten
svurden. Besynders heben die bezeichneten Blaͤtter die Rodde
* ⸗ . 23 Herin Bakrot hervor, der alle gezen die gegenwärtige Ber— tung von der Opposition vorgebrachten Beschwerden rekapi—
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üulirte, sich fuͤr die Aufhebung der Centralisation in der Ver— waltung erklaͤrte und mit einem Toast auf die Stadt Straßburg. ind den Elsaß schloß. — Die Gazette de France bemerkt lber dieses Ereigniß: „Der Niederrheinische Courier könnunt
heute mit einem Supplemente zu, worin alle Details des
ts in den Belagerungs-Zustand zu versetzen, die Kammer sofort
Dort
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Vorgestern fand die Einfuͤhrung der neugewaͤhlten Mitglie⸗
ler des hiesigen Handelsgerichts statt; der Praͤsident desselben, zerr Aubé, gab in seinem bei dieser Gelegenheit gehaltenen
rage eine Uebersicht von den im verflossenen Jahre von dem
ribunale erledigten Geschäften; es erhellt daraus, daß seit dem August v. J. in ihm entschleden worden sind; vom August 1830 bis dahin
25,250 Sachen vor das Gericht gebracht und
belief sich die Zahl der Prozesse bis quf 42,000; jene bedeu— Abnahme zeigt sonach, daß die durch die Juli-Revolution in
90 und die zwoͤlf hiesi⸗
Berlin, Dien stag den 28 sten
den Handelsverhaͤltnissen hervorgebrachte Erschuͤtterung sich seit einem Jahre gelegt hat; die Zahl der seit dem August vorigen Jahres ausgesprochenen Banterotte ist um die Haͤlfte geringer gewesen, als im vorhergegangenen Jahre; sie beträgt nämlich nur 413. Da die Hauptstadt 55,060 patentirte Kaufleute besitzt, so ergeben sich auf 40) Kaufleute nicht einmal drei Bankerotte. Obgleich das Journal des Deébats vor einigen Tagen erklärte, es habe nichts zu sagen und werde also schweigen, so scheint es dennoch seitdem seinen Entschluß geändert zu haben; denn es enthaͤlt heute einen ziemlich langen raisonnirenden Arti— kel, in welchem es der Gazette de France den Fehdehandschuh hinwirft, und der um so weniger mit Stillfchweigen uͤbergangen werden darf, als er gewiß nicht unbeantwortet bleiben wird. „Es giebt ein Blatt“, so beginnt dieser Artikel, „das sich mit einer wahrhaft komischen Selbstgefaälligkeit bewundert und sich Schmeicheleien sagt; dieses Blatt ist die Gazette, deren Selbst— vertrauen durch nichts erschuͤttert wird. Wenn man die Gazette hort, so, hat sie allein seit zehn Jahren in der Verwirruͤng un— serer Verhaͤltnisse klar gesehen, sie allein immer Recht gehabt. Beson— ders aber seit der letzten Revolution, seit den Juli-Verordnungen und dem Sturze der vorigen Dynastie triumphirt die Gazette und erstaunt uͤber ihre eigene Weisheit. Niemals erhielt Jemand mehr Schlaͤge und war dennoch zufriedener, als sie. Was auch geschehen mag, ob friedliche oder kriegerische Nachrichten eingehen, ob die Vendée aussteht oder sich ruhig verhaͤlt, ob ein Kandidat der Gazette, dessen Erwaͤhlung sie als gewiß vorher verkuͤndet hat, mit großer Stimmenmehrheit“ durchfaͤllt oder siegt, ob die richtige. Mitte oder die Opposition Fortschritte im. Lande macht, aus Allem zieht die Gazette den Bewels, daß sie Recht hat. Sie hat Recht gegen die Debats, gegen. den National, gegen die. Quotidienne, Recht gegen Freunde und Feinde; ja, was noch mehr ist, Alles arbeitet der Gazette in die Haͤnde: Legitimisten, Repubtikaner oder Constizutionnellgesinnte, alle foͤrdern die Sache der Gazette; sie hat nichts zu thun, als unsere Artikel in ihr Blatt aufzu— nehmen und die wenigen Worte hinzuzufügen: „„Hieraus folgt, daß die Gazette Recht hat, und daß ihre Prinzipien allein Frank—
n auf die Vergangenheit zuruͤckblicken und sehen, ob dieses Blatt sich wirklich zu ruͤhmen Ursache hat. Hat es nicht unter Herrn von Villéèle, Herrn von Martignac, Herrn von Polignac Recht gehabt? Unter Herrn von Villéle, der die Waͤhlunterschleife, die Censur, das Sakrilegiums-Gesetz und das Gesetz der Liebe und der Gerechtigkeit vertheidigt hat? J
reich reften und beruhigen koͤnnen.““ Wir wollen ein wenig
Ist nicht durch alles dies die Restauration in der Liebe des Volkes wunderbar befesttgt worden? Man erinnere sich des gen Eindrucks, den das Erst— geburtsrecht und die Censur vor den Wahlen von 1827 hérvor— brachten. War die Aufloͤsung der Pariser National-Garde nicht
sich ruͤhmen darf? Hat man vergessen, mit welchem Eifer die Gazette durch Beleidigungen alle diejenigen Mitglieder ihrer eigenen Partei, die nur im mindesten die Charte und die Frei— heit liebten, zur Opposition hinuͤbertrieb? Wahrlich, wenn die Gazette nicht Alles gethan hat, so hat sie doch viel gethan; das muß man zugeben. Nach trefflicher nahm sie sich unter dem Ministerium Martignac. Hatte doch dieses abscheuliche Mini— sterium es unternommen, die' tiefen Wunden, welche die vorige Verwaltung der Restauration geschlagen, zu heilen, das Vertrauen wiederherzustellen und den Thron der Bourbonen mit dem Lande zu versoͤhnen. Bei jeder von Hrn. v. Martignacevorgeschlagenen Maßregel der Versoͤhnung erhob die Gazette ein entsetzliches Geschrei. Wie? Keine Censur mehr, keine Wahl-Unterschleife mehr? Die Monarchie ist in den Haͤnden der Empoͤrer. Die Gazette wußte wohl, daß man ihr in den Tuilerieen ein williges und ängstli— ches Ohr lieh, uns waͤhrend Herr v. Martignac den Rest feines edlen Lebens im Dienste der n,. aufopferte, fand er bei Hofe nur Mißtkauen und Aerger. Die Opposition der Kammer ware nichts, die Opposition der Tuilerieen war Alles. Der q. August trat ein, die Gazette erhielt den Lohn ihrer Muͤhe; das Versoͤhnungswerk, dessen Gelingen die Gazette so sehr gefuͤrchtet hatte, scheiterte; eine Revolution war vor der Thuͤr, woraus, wie man sieht, folgt, daß die Gazette vollkommen Recht hatte. Jetzt kommen die schoͤnsten Tage der Gazette; jetzt strahlt ihre Klugheit in vollem Glanze. Sie fuͤhrte die Restaura— tioh in einen Engpaß, aus dem dieselbe nur durch einen Staatsstreich herauskommen konnte. Bis dahin hatte man geglaubt, die Kammern haͤtten eine berathende Stimme; sie- sollten jetzt nur noch eine konsultative Stünme haben; bis dahin hatte man geglaubt, ein onstitutionneller König muüsse, wenn er verständig handeln wolle, seine Minister nicht alls der Minoritaͤt wahlen. Jetzt hieß es, der König kann seine Minister wahlen, wo er will. — Aber das Land wird Widerstand leisten. — Die Armeen ist auf unserer Site; jetzt ist die Zeit, zu wagen und der Sache ein Ende zu machen. Wir wollen endlich einmal uber den Liberalismus Recht erhalten; das Land wird lieber Alles dulden, als eine Revolution wagen; der Sieg ist uns gesichert. — Auf diese Weise hat die Gazette die Juli— Verordnungen herbeigefuͤhrt, die eine Folge der Ernennung des
Polignacschen Ministeriums waren. Eine Revolution brach aus; in 3 Tagen wurde der Thron Karls X. umgéworfen. Man ur— theile nun: hat die Gazette ihre Zeit und ihre Muͤhe nicht gut angewandt? Hat sie nicht hundert Mal Recht gehabt?“ ö Der Nouvelliste meldet: „In der Nacht vom 12ten auf den 13ten hat sich in Nimes auf dem Spaziergange, der „Cours neuf“ genannt, ein Kampf mit Steinwuͤrfen zwischen den ver— schiedenen Parteien angehoͤrenden Einwohnern dieses Stadtvier— tels entsponnen. Ein auf diesem Spaziergange stehender Posten des 30sten Linien-Regiments eilte herbei, um der Unordnung ein Ende 9 machen; ein Individuum wurde dabei töͤdotlich verwun— det. Flinten bewaffnet gewesen waren; einige Militairs behaupten, es sey auf die Truppen geschossen worden, hierauf habe ein Ser— geant und ein Voltigeur feuern zu muͤssen geglaubt; nur das Gewehr des Letzteren sey losgegangen. Das verwundete Indi—
auch ein Meisterstuͤck, dessen die Muster⸗Verwaltung der Gazette.
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nan will wissen, daß unter den Ruhestoͤrern mehrere mit h
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viduum soll ein National-Gardist seyn, der einen Bajonettstich erhalten hat. Die Truppen waren entruͤstet daruber, daß man sie mit Steinwuͤrfen angegriffen hatte.“
Den neuesten Nachrichten aus der Vendée zufolge, waͤre dort Seitens des Ministeriums der Befehl eingegangen, die Zwangs-Einquartirungen aufzuheben. Der Breton, ein in Nantes erscheinendes Blatt, . sich uͤber diesen Gegenstand folgendermaßen: „Wir erfahren auf das bestimmteste, daß der General-Lieutenant Graf Drouet d'Erlon den Auftrag erhalten hat, die seit einiger Zeit getroffene Anordnung, wona bei den⸗ senigen Chouans, die die Auslieferung ihrer Waffen verweiger⸗ ten, so wie bei den Eltern der widerspaͤnstigen Militairpflichti= gen und in die Wohnungen der fluͤchtig gewordenen Theilnehmer an den Unruhen im Westen, Presser eingelegt wurden, zuruͤckzu— nehmen. Hier wird also eine an sich zwar strenge, aber fuͤr die Ruhe des Landes und die Sicherheit der Patrioten ersprießliche Maßregel, bloß um einem elenden Geschrei ein Ende zu machen, wieder eingestellt. Warum treten die Minister, wenn sie doch uͤberall nur Beweise ihrer Schwaͤche geben wollen, nicht lieber ihren Platz an energischere und tuͤchtigere Maͤnner ab, die zur gehoͤrigen Zeit einen nützlichen Entschluß zu fassen und ihn trotz aller Gegenrede zu behaupten wissen, sobald er dem Lande frommt und von demselben einmuͤthig gebilligt wird.“ Die Gazette de France meint, der Breton räume durch diese Ansicht ge— wissermaßen ein, daß die jetzige Regierung im Westen nicht an— ders als durch den Terrorismus aufrechterhalten werden könne. Das Linienschiff „Suffren“ und die Korvette „Créole“ sind mit Marine-Truppen am 15ten d. M. aus Toulon in Brest angekommen. .
Ueber die Unruhen in Angoulsme meldet das Journal des Débats nach einem Privat-Schreiben von dort vom 16ten d. M.: „Unsere gewohnlich so ruhige Stadt ist der Schauplatz ernster Ereignisse gewesen, deren Hergang folgender war: Der Prozeß der Marquise von Larochejacquelein hatte nach viertaͤgi— gen Verhandlungen mit der Freisprechung der beiden Angeklag— ten, der Herren von Beauregard und von Lapinièere, geendigt; bei diesem unvorhergesehenen Ausgange (denn man hatte eine mehr oder weniger strenge Verurtheilung erwartet) brach das Rachegeschrei der Menge, die bis dahin nur mit Muͤhe hatte ruhig erhalten werden koͤnnen, mit Gewalt los. Ein Haufe der Ruhestoͤrer drang nach der Thuͤr und griff das dort stehende Truppen-Detaschement mit Steinen an, das sich nach der Ka— serne zuruͤckzgg und mit der bei dem Gefaͤngniß aufgestellten schwachen Truppen⸗-Abtheilung vereinigte. Von 300 Mann Na— tional Garden waren kaum 50 Mann noch gegenwaͤrtig; die ubrigen waren, weil sie den Unwillen der Menge theil— ten, nach Hause gegangen. Der Praͤfektur-Rath Rivaud und der Oberst der National-Garde stellten sich an die Spitze dieses schwachen Pelotons und ließen hinreichende Streit kraͤfte zur Bewachung des Justizpalastes und zur Beschuͤtzung der beiben Vendéer zuruͤck; diese wurden durch eine Verkleidung den Nachsuchungen, die nach ihnen angestellt wurden, entzogen und spaͤter bei eintretender Dunkelheit fortgeschafft; ein Burger beschuͤtzte großmuͤthig ihre Flucht, indem er sie eine halbe Stunde weit von der Stadt ö Als bei einem zweiten Angriffe auf den 2 ie oͤffentliche Ruhe ernstlich gefaͤhrdet wur— de, fand die National-Garde sich wieder ein und bildete mit den Truppen eine Masse, die imposant genug war, um die Plaͤne der Nuhestoͤrer zu vereiteln, die sich nun uͤberallhin zerstreuten. Kein Ruf gegen den Koͤnig und die Regierung wurde vernommen, sondern nur Geschrei der Rache gegen die Chouans; unter den Verwundeten befinden sich der Adjunkt des Maire und einer der Richter. Die vollkommenste Ruhe ist zuruͤckgekehrt. Der Praͤ— fekt, Herr Larregny, der abwesend war, ist in 6 Stunden vom äußersten Ende des Departements angekommen. Eine strenge Untersuchung ist angeordnet; bereits sind 15 Personen verhaf— tet worden.“
Das Memorial bordelais berichtet, daß am gten d. M. in Armendarits, einer Ortschaft im Baskischen Lande, ernsthafte Unruhen stattgefunden haben, zu denen die Ankunft einiger Steuer-Beamten und Gendarmen Anlaß gab, welche die dort vorhandenen gesetzwidrigen Tabak⸗Psianzungen zerstoͤren wollten; die Einwohner trieben die Agenten der Behoͤrde mit Flinten— schuͤssen Heugabeln und Sensen zuruͤck.
Der National enthalt in seinem heutigen Blatte eine Uebersicht der in der vorigen Session von den verschiedenen De— putirten eingebrachten Gesetz-Vorschlaͤge und das Reglement betreffenden Propositionen.
Das hiesige Tribunal erster Instanz hat erkannt, daß gegen den Professor der Geschichte an dem Gymnasium Ludwigs des Großen, du Rozoir, der nach dem Aufstande des 5. und 6. Juni verhaftet wurde, aber bereits seit einem Monat auf sein Ehren— wort in Freiheit gesetzt worden ist, kein Anlaß zu einer gericht— lichen Verfolgung vorhanden sey.
Die Gazette de France aͤußert: „Man glaubt, der große Wahlkampf in England werde am 7. Oktober stattfinden. Um dieselbe Zeit werden wahrscheinlich auch die Franzoͤsischen Kam- mern zusammenberufen werden. Alles verkuͤndigt fuͤr den Herbst eine große Bewegung in der inneren Politik der großen Staa— ten Europa's.“
Der ehemalige Major Guillemot ist wegen seiner Theil
nahme an dem Aufstande der Vendee von dem Königl. Gerichts. hofe zu Rennes zur Deportation verurtheilt worden.
Großbritanten und Irland.
London, 21. Aug. Der Courier sagt: — „Heute ist der Geburtstag unseres gnaͤdigen Monarchen. Der 8 at einen anderen Tag festgesetzt, wo das Volk von Großbrita= nien allsaͤhrlich sich in oͤffentlichen Bezeigungen der Anhaͤnglich- keit fuͤr seinen Koͤnig vereinigt; aber die Feierlichkeiten, welche den heutigen Tag auszeichnen, druͤcken, wenn auch mit weniger aͤußerlichem Pomp, doch mit nicht geringerer Aufrichtigkeit die
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