, .
1 die Sr. Maj. des Kaisers Nikolaus von Rußland, von Karl Wichm ann (Ni. 876.) J .
2) die des höchfseligen Königs Friedrich August zu Sach sen, von Ernst Rietschel (Nr. S6, ), 6. erstere fuͤr Ne Ausfuhrung in Marmor, letztere fuͤr den Guß in Bronze, und zwar fuͤr kolossale Große, bestimmt. Bei , Ge⸗ lungenheit ist die Auffuassung dieser so aͤhnlichen Gegenstaͤnde höͤchst verschieden, und wir muͤssen von diesem gluͤcklichen Zusammentreffen
Vortheil zu ziehen suchen. J
Richt leicht wurde einem Kuͤnstler bei ideale Portrait-⸗Bildung mehr Gunst, als hier Herrn Wichmann zu Theil. Schon die Hoheit der Person, der Selbstherrscher aller Reußen, konnte dem Kuͤnstler einen Schwung geben; allein noch mehr kam ihm die an— geborent Majestaͤt der Haltung, das Bedeutende der körperlichen Er scheinung und eine so plastische und edle Bildung des Kopfes zu. Statten, daß nicht nur die Wahrheit mit den Anspruͤchen der Kunst in keinen - Konflikt tritt, sondern daß der Kuͤnstler nur natuͤrlich zu seyn brauchte, um ideal zu werden. Und zu diesem seltenen Vereine von Eigenschaften komnit noch die Jugendlichkeit und der Lorbeer, welcher von dieser Persoͤnlichkeit untrennbar scheint, so daß Wich⸗ mann nicht viel anders gestellt war, als einst Lysipp. Er erkannte auch sogleich die Fordersing seines Gegenstandes. Alles Kostum der Gegenwart warf er sort, ja alle Bekleidung, sich begnuͤgend mit nem einfachen, reichen Gewandstuͤcke, das Von der linken Schulter äber den Rücken hecabfaͤllt und den Schooß bedeckt, dagegen den inen Fuß fast bis an das Knie wieder frei laßt; auch schon in dem
nackten Gliederbau suchte er den Kaisek und den Helden auszudruͤk⸗— ken. Die Stellung, die er waͤhlte, ist zwar nicht vbllig neu, allein je ist türlich, schon, edel; entfernter wird wan erinnerr nn den sitzenden Mars in der Villa Ludovisi, in dem vielleicht etwas von
dem Werke des Skopas erhalten worden, naͤher noch an eine ⸗Dar— stellung desselben Gottes vom G. Schadow. Der Kaiser naͤmlich er— s hier mit brüden Handen auf sein Schwert gestuͤtzt, das kurze Schwert hat er links auf dem Sessel aufgestemmt, so duß dadurch zugleich eine schoͤne Wendung des sitzenden Koͤrpers von rechts nach links und bei aller Ruhe eine fär Entwickelung der Formen sehr vortheilhafte Bewegung entsteht! Hierdei ißt der Leib in mehr ru— hender, nicht gerade auf echter, sondern laͤssig gebogener Haltung ge— nommen, der Hals aber mit dem lorbeergekronten Haupte wie⸗— der mehr ehoben und vorgesteeckt, um spaͤhend hinaus zu, schauen,
gleichsam uͤber ein Schlachtfeld hing oder ist es vielmehr das
friedliche Her'schen und Wachen des Siegerz uber eitver⸗ breitete Volker? uͤr jetzt scheint die Miene hieruͤber hoch naht den rechten ufschluß zu geben, noch nicht die gewuͤnschte
Best mmtheit zu enthalten. Und wenn wir nün ferner noch eine Bemerkung wagen, so bevorworten wir sogleich, daß es sich hier nur um feinere Graͤnzen handelt. Die alten Kuͤnstler gaben ein gen threr, wee es heißt, leichtlebenden Goͤtter nicht ohne einen gewissen leisen Humor zuweilen eine gar bequeme, recht eigentlich muͤßige Haltung, zunaͤchst dem Bacchus, der z. B. den Arm uͤber den Kopf schlaͤgi, dann auch dem Apollo, und selbst der genannte sitzende Mars hat davon sein Theil, namentlich wie er mit En Armen sein linkes Knie umspangnt. Eben daher und in solchem Sinne scheint unser Kuͤnst— le die lassigere Haltung des eingebogenen Leibes genommen zu ha— ben; allein hiemit wieder will die späͤhende, fast lauschende Aufmerk⸗ samteit, die sich in der Stellung der Schultern, der Hebung des Halses und der Miene des Gesichts ausspricht, sich noch nicht zum besten vertragen. Wer spaͤht, der wird mehr den ganzen Leib er— beben, wer aber mit Behagen ruht, der wird minder festen Blickes binausschauen: man verlangt eine innigere Verschmelzung, mit wel⸗ cher das Ganze ohne Zveifel noch ungezwungener und zugleich doch auch majestaͤtischer erscheinen wird. Denn, um es frei jü ge⸗ siehen, so ist weder die eine noch die andere der jetzt streitenden In— ten tionen, weder die abgespanntere Ruhe, noch das angespanntere Schauen, dem Ausveucke der Majestaͤt recht angemessen, Majestaͤt
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eine bezaubernde Guͤte spricht aus allen diesen Zuͤgen und nament— lich aus dem redenden Munde, dabei ein so nachdenklicher, sinnen⸗ der Ausdruck, daß sich schon hier recht das feine Abwaͤgen zwischen Gerechtigkeit und Milde zeigt, welche Rietschel als personifizirte Gottheiten seiner Herrschaft um das Piedestal stellen wird. Wir haben die erstere davon im Thonmodell gesehen, und koͤnnen danach den Aufschwung des Sthls und aller Förmen eben so sehr ruͤhmen, als die jarte Empfindung, die namentlich auch aus der Gestalt der Milde hervorleuchten wird.
Der Hermelinmantel, der auf der rechten Schulter von starken Schnuͤren zusammengehalten wird, bedeckt als volle Masse den gan⸗ zen Korper bis dicht unter dem aufrechtstehenden Halskragen der Uniform; er laͤßt nur eben die rechte Hand heraus, die den Herr— scherstab haͤlt. Wahrend nun der Kuͤnstler im Ganzen erreichte, was der Kunst vortheilhaft ist, so blieb er hier doch der Natur und Zeit ganz treu und ließ es sogar an den Manschetten nicht fehlen. Rauch verschmaͤhte auch den Zopf nicht, den er in aͤhnlichem Falle über den Mantel herabhaͤngen ließ: Rietschel loͤste ihn in ein Buͤn? del freierer Locken auf, geiwviß eine nachahmungswerthe Auskunft. Der Stuhl, namentlich dessen hintere Lehne, zeigt reiche, sehpx ge— schmackvolle Ornamente, die Füße sind vorn Greife, hinten starke, aber einfüche Staͤnder; vielleicht wäre es fuͤr Abschluß des Ganzen noch zutraͤglicher gewesen, sie nicht offen zu lassen, sondern gleich— falls mit Sengmenten auszufuͤllen.
Gegenwaͤrtiger Entwurf im Gypzabguß hat Lebensgroͤße; er ist nur erst das Huͤlfzmodell zur kolossalen Ausfuhrung. Uns nun will duͤnken, daͤß, wahrend eine Status, wie die Wichmann'sche, ihrer ganzen Natur und Auffassung uach, durch kolossale Dimen⸗ sion nur sehr gewinnen kann, die vorliegende vielleicht eher verlie⸗
ren durfte, da hier Alles in dem Ausdrucke und zwar dem stillen Ausdrucke der Guͤte und Milde liegt. Das Kolossale verlangt ent— weder Ideal der Formen oder rinen imposanteren Ausdruck. ö Leider werden wir mit dem Kunstwerke igleich auch den Kanst ler aus unserem naͤchsten. Kreise verlieren; Leide gehen nach Hres den, und wir hatten viel ürsache, Sachsen noch mehr als das Kunst werk, den Kuͤmnstler zu heneiden, der zwar hier unter Rauch gebil—
det, aber dort geboren ist. . Gir.
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— 6 10 26
3 Die Schriften uͤben die orientalische Cholera sind zu einer solchen Fluth angewachsen, daß man sie nicht mehr uͤbersehen kann. Man
kann mit Recht sagen: pie Weltseuche hat einen Welt⸗Kon⸗
greß der Aerzte hervokgehracht, worin ein Jeder sich berufen und
berechtigt fühlt, seine Beobachtungen oder seine Meinung auszuspre,
chen uͤber einen Gegenstand, der so viel Neues, Raͤthselhaftes und „Unbegreifliches mit sich fuhrt.
Gewiß, wir muͤssen uns freuen uͤber diese allgemeine Aufregung und Theilnahme der Geister, und gewiß ist sie das einzige Mittel, Aufklaͤrung zu erhalten. Aber wer vermag alle diese Schriften, die sich schon auf viele Hunderte belaufen, zu lesen, und, was noch schwieriger ist, wer von der großen Menge des Erdichteten und Hypothetischen zu son⸗ dern? Wer vermag aus dem mannigfaltigen, verworrenen, oft sich widersprechenden Chaos der unzaͤhligen Stimmen das Ergebniß der allgemeinen Bergthung herauszufinden? — Und so bleibt der große Gegenstand noch immer in Dunkel und Verworrenheit liegen, und die, wohl noch nie in dem Grade dagewesene, gleichzeitige Bearbei
Nationen ist noch ohne feste Nesultate,b . Es wuͤrde daher ein großes Verdienst um die Wissenschaft, ja
y ziehen und Licht in das Dunkel zu bringen, seyn, wenn Jemand ie Muͤhe uͤbernaͤhme, alle Stimmen des großen Kongres⸗
aber ist das erste, wonach wir hier fragen muͤssen; sie erheischt auf der einen Seite mehr Haltung, auf der anderen mehr Abgeschlossen⸗ heit und, um mich des Ausdrücks zu bedienen, mehr Selbstgenuͤgen; eest so erwaͤchst Hoheit und Wurde, erst hierdurch werden die nack⸗ ten Formen das Ansehen der Nacktheit und Bloͤße verlieren und wahrhaft ideal werden. Desto mehr ist schon jetzt im Gyps fuͤr Lebendigkeit gethan; also wied das Werk, selbst bei unveränderter Uebertragung, im Marmor noch beltbter erscheinen, als in dem Ma— terial, das an sich todtere Flachen und mehr Leere darbietet. Al— lein wenn Einzelnes, namentlich das Gewand, schon jetzt in manchen Theilen fein und zierlich gearbeitet ist, so bliebe zu fuͤrchten, daß sich diese Eigenschaften im Stein noch erhohen mochten. Uebrigens 1oͤßs''t sich das Gewand natuͤrlich in ein Tuch auf; auch das stark Unterhöhlte einiger Falten wird seine, Wirkung nicht verfehlen; vielleicht aber waren neben dem freien Wurfe noch einfachere Massen und namentlich eine noch mehr im Sinne des Steins ge— dachte Struktur zu wuͤnschen. Das Schwert haͤtte der Kuͤnstler nicht vbllig in der Form des Kreuzes bilden durfen, und man wuͤrde seine Idee dabei auch noch verstehen. ö
Wir unsererseits sahen in dem Seltenen des Gegenstandes nur die Aufforderung, dem Kuͤnstler Alles zu sagen, was ihn zu ferne— rem Nachdenken uͤber seinen vortrefflichen Entwurf anregen kann; möge er eine Stimme der Gegenwart darum nicht minder hoͤren, weil er diesmal mehr als je far die Nachwelt arbeitet.
Wie anders war Rietschels Aufgabe; der Friedsinnigere Herk⸗ scher eines kleineren Landes, überdies in hoͤherem Alter und bereits abgeschieden. Nun fordert das lebendige Andenken der Zuruͤckgeblie⸗ benen, daß gerade der letzte Eindruck festgehalter werde, also das hoͤchste Alter, das erreicht wurde. Wer sollte dies nicht natuͤrlich sinden, nur fragt sich, ob man dem Satze volllge Allgemeinheit ein⸗ raͤumen duͤrfe. Eine Ausnahme, glauben wir, macht sich da von selbst, wo einer welthistorische Bedeutung den letzten persbnlichen Eindruck weit uͤberwiegt, wie es etwa mit unserem großen Friedrich der Fall seyn wuͤrde. So moͤgen wir denn hier der Frage wenig⸗ stens nicht ausweichen, ob, wenn es gilt, die Erscheinung dieses großen Heros gegenstandlich zu verewigen, nicht etwa selbst die Po— pularitaͤt seiner Gestalt als „der alte Fritz“ kunstmäͤßiger der Dar⸗ stellung seines vollen Feuergeistes nachgesetzt werde, mit dem er der Genius und Beweger seiner Zeit war, und immerdar der Schutz geist unseres Vgterlandes seyn wird.
In solcher Kollision befand sich Rietschel eigentlich nicht, auch
ließen sich die ruhigeren, stilleren Eigenschaften, welche vorzuͤglich
hervorzuheben waren, ihrer Natur nach besser mit einem vorgeschrit⸗
tenen Alter vereinigen, Es ist unrecht, dem Kuͤnstler etwas zur Last zu legen, was hieraus unvermeidlich folgt. Einer durchaus
idealen Auffassung war der Gegentand nicht guͤnstig, denn zumal
mit dem vollen Bart ist dem Greisenalter Alles genommen, was ihm in der Plastik Würde und Hoheit der Formen sichern konnte. Noch mehr erheischt dies Alter Bekleidung; aͤber mit sicherem
Gefühl blieb Rietschel ganz bei dem modernen Kostum; schon in
der gegebenen Tracht des Haares lag hier die Entscheidung, welche bei einer Aenderung den Charakter des Gesichts unggestaltet, in der Beibehaltung aber jede idealere Auffassung der Formen vereitelt hatte. Wir sagen „der Formen“, denn an idealer Behandlung überhaupt hat es der reichbegabte Kuͤnstler nicht fehlen lassen; aber er war hier mehr auf ein Ideal des Lausdrucks gewie—⸗ sen, und, wie wir ihn kennen, so befand er sich hier ganz auf sei⸗ nem Gebiet. So hat denn Rietschel, in vieler Ruͤcksicht weniger
egünstigt als Wichmann, dennoch ein wahres Kunstwerk von gro
ßer Trefflichkeit geschafen, ganz aus Einem Geiste hervorgegangen,
in allen Theilen delebt und empfunden.
In der Rechten haͤlt der sitzende, wuͤrdevoll in den Stuhl ge⸗ lehnte König den Herrscherstab, die Linke stuͤtt er auf ein großes Buch. Wir sind gar nicht ver Meinung, daß eine Rolle das Buch besses vert zeten haben wurde, denn sie gehort in eine ganz andere Sohcre, sie gehört zu e,, Formen, zum Nackten, zum mehr Stylisirten. Hier dagegen schickt sich das Buch zur Ausführlichkeit des modernen Kostums, und seine Ansehnlichkeit hilft der Wurde des Ganzen vortrefflich auf. Aber in der gelinden Neigung des Kopfes liegt eine so hingegebene Uebung des friedlichen Herrscheramts,
ten abgesondert wird), daß sie nicht Meinungen, sondern nur
yses. zu sammeln und daraus die End-Resultate der Erfahrung,
in welchen die Meisten übereinstimmen, uͤher die wichtigsten Punkte der Aufgabe zusammenzustellen — mit einem Worte, eine Gene ral-uebersicht des Ergebnisses der gesammten Erfah— rung uͤber die Cholera zu liefern. Schon eine bloß histori⸗ sche Zusammenstellung der Thatsachen wurde von großem Werthe seyn. ) ]
Dieses Beduͤrfniß fuͤhlend, und von dem Wunsche beseelt, durch dessen Befriedigumg die Wissenschaft zu foͤrdern, hat sich die medi— zinische Geseilschaft von Berlin entschlossen, es zum Gegenstande ei⸗ ner Preis-Aufgaberzu machen, und zwar in folgendem Sinne und folgenden Fragen;
1 ö . ; 9 . 1) Ist die orientalische Cholera elne neue Krankheit?“
27 Ist sie von TRaßen mitgetheilt, oder erzeugt sie sich oᷣrtlich von selbst?
Y Im erstẽn Falle, welches sind die Wege ihrer Mit- theilung und Verbreitung? Migasmatische, Fortpflan⸗ zung? Oder persoͤnliche Anste ckung? oder Beides zugleich?
4) Welches ist die von dun meisten Aerzten am wirk⸗— samsten befundene und durch die geräüngste Mortalität bewahrte Heilmethode?
Die Gesellschgft wünscht, daß einer oder mehrere Gelehrte ver⸗ eint diese Arbeit üͤbernkhmen, und zwar in der Art, daß sie alle uͤber diese Hauptpunkke in Rußland, Polen, Deutschland, England und - Frankreich⸗ ergangenen Stimmen sammeln, doch nur von sol— chen Aerzten, die die Krankheit selbst gesehen und beob— achtet haben (woducch ein großer Theil der erschienenen Schrif—
Erfahrungen aufnehmen, und daß sie über jeden der vier aufge— stellten Punkte die darin faktisch begruͤndeten Resultgte herauszie— ben, und in dem, allerdings vorkommenden Falle der sich widerspre— chenden Erfahrungssaͤtze, die Majoritaͤt der Zahl uͤber das Resultat entscheiden lassen als den einzigen Weg, der in Sachen der Erfah— rung und Naturforschung anwendbar und entscheidend ist.
Wir fuͤhlen ganz dir Schwierigkeit der Arbeit, die wir dem Ver— fasser auflegen, aber wir vertrauen seiner Liebe zur Wissenschaft, um die er sich dadurch ein großes und dauerndes Verdienst, erwerben wuͤrde, daß sie ihm den Muth und die Ausdauer geben wird. Auch wird kein wissenschaftlicher Auszug der Schriften, sondern nur die Angabe der faktischen Resultate verlangt.
So wenig wir glauben, eine solche Arbeit belohnen zu koͤnnen, so wird doch ein Preis von 50 Dukaten auf die beste Bearbeitung ausgesetzt. Die Preisschriften werden vor dem Monat April des Jahres 1833, in Deutscher, Franzdͤsischer oder Lateinischer Sprache und mit versiegeltem Namen des Verfassers, an die Direktoren der Gesellschaft, entweder Staatsrath Hufeland oder Praͤsident Ru st eingesandt.
Die Direction der medizinisch-chirurgischen Ge⸗
sellschaft.
* ß * Cholera.
In Achen ist vom 28. auf den 29. Sept. weder ein neuer Erkrankungs⸗ noch ein Sterbefall angemeldet worden. Von den in ihren Wohnungen behandelten Kranken ist seit dem 28sten eine Person. genesen.
In Rostock waren
erkrankt, genes., gestorb., Bestand.
vermag darin das Wahre, faktisch Begruͤndete,
tung eines medizinischen Gegenstandes von Seiten aller eivilisirten
das einzige Mittel, aus dem reichen Schgtze der nun vorliegenden Erfahrung fuͤr den Gegenstand und die Wissenschaft bleibende Fruͤchte
Jer e5. Okliober 1832.
Amll. Eonds- und Geld- Cours-Zeltel. (Pre sB6. (h
I, re d.. 0. IX. bre MJ St. Schuld - Sch. 4 1 94 3 10ztsir. Ptandhir. 4 in Ü- Pr. Engl. Anl. 18 5 — f03 IPomnn Pfandbr. 4 1953. Pr. Engl. Anl. 22 55 — 103 Kur- u. Neum. bo. 4 105. Pr Engl. Ovl. 30 4 88 873 Schlesische do. 4 i106 Kurm. Obl. m C. 4 921 — . Rkst C. d. K- u. N — 561 Naum. Int. Sch. do 4 9227 1 — Beh. d. K- u. N. — 57 - Beêrl. Stadt-GQhblig. 4 95 — . künigsli. da? 414935 — ö l bianeer do 41 — WM 943 loll. vollv⸗. Duk. — 18 * Danz, do. in Th — 54 — Eier do,. — 19 . Werspr. Pbfandhr., 4 76 J. — Friedrichsd r. — 153 ö Grosshz. Pos. do. 4 1 999) — Disconlo,. .... — 4 4
— . *
1 29 ? A us wärtig e Amsterdam, 30. September. ͤ Nied. wirkl. Sch. 42. 58 neue. do. 3807 38 Span. 29.4 53 do lfamlerræg, ö. Okthmær. Oest. 58 Met. S7z. 48 do. 757. Bank-Actien 1136. Preuss. Präm. Scheine 10913. Poln. 1113.
Börsen.
Kuss. Engl
Königliche Sch. auspiele.... Sonnabehd, tz. Okt. Im Schauspielhäuse: Der Ge fange
theilungen. « Zu dieser Vorstellung werden Schauspiẽlhaus-Billets,
Mittwoch bezeichnet, verkauft.
Sonntag, 7. Okt. Im Opernhause: Gebruͤder Foster, d
Das Gluͤck mit seinen Launen, Charakter-Gemälde in 5]
theilungen. ö
Im Schauspielhause: Ouverture du ilfmnlsre sran ais La'reprise de rhéobald, g: Le retour de KussiB, vanden en 1 aete, par Seribe. 27 La première repräsentation Le Chaperoh, vaüdeville nog veau en 1 acte, par Sershe Loéë, ou: L'amant prété, vaudeville comique en 1 ie par Scribe.
Die einggangenen« Meldungen um bestimmte Plaͤtze zud Franzoͤsischen Vorstellungen sind moͤglichst beruͤcksichtigt worn und koͤnnen die Billets im Billet-Verkaufs-Bureau Sonnabe den 6ten d. M., von Morgenseg Uhr an bis Sonntag,! ten, Mittags 2 Uhr, in Empfang genommen werden.
In Charlottenburg: Zum erstenmale: Der Knopf am Fin rock, Lustspiel in 2 Abtheilungen, von C. Schall. Hierauf: Unschuldige muß viel leiden, Lustspiel in 3 Abtheilungen. einstudirt. ) ö.
v
; Koönißstäadtisches Theater. ö Sonnabend, 6. Okt. Das diamantene Krrkz, Original spiel in 2 Akten, von. Deinhaͤrdstein. Hierauf, zum erste wiederholt: Der Bethlehemitische Kindermord, drainatisch mische Situationen aus dem Kuͤnstlerleben, in 2 Akten, L. Geyer. Neuceste Nachrichten.
Paris, 29. Sept. Der Koͤnig ertheilte vorgestern Englischen Botschafter und den Gesandten von Hessen⸗K und Baden, so wie dem Baron Mortier, Privat Audienzen
Durch eine Koͤnigl. Verordnung vom 20sten d. M. hüt Kriegsschule von Saint-Cyr eine neue Organisation erhalten
Herr Arago ist von seiner Reise durch das suͤdliche fin reich hierher zuͤruͤckgekehrt. ⸗
Der General v. Rumigny ist nach Lille abgegangen, um Kommando uͤber die fruͤher von dem General Hurel konm dirte Infanterie-Brigade zu uͤbernehmen.
General Baudrand ist von Bruͤssel hier angekommen.
Bis gestern Abend war im Hotel des Spanischen Bat ters noch keine außerordentliche Nachricht aus Madrid c gangen.
Das hiesige Zuchtpolizei-Gericht verurtheilte gestern dM putirten Audry de Puyraveau wegen Eroͤffnung einer üphth lichen Guͤter-Lotterie zu zweimonatlichen Gefaͤngniß und fl Geldstrafe von 200 Fr. und ordnete außerdem die Konficht der drei von ihm ausgespielten Guͤter an.
Außer der von dem schismatischen Abbé Chätel gegrlnen sogenannten Franzoͤsisch-katholischen Kirche kuͤndigt ein gem Roch, der sich Doktor des Gesetzes und Apostel des Evangelll nennt, die Eroͤffnung einer sogenannten constitutionnellen Kn von Frankreich an.
Der in den Zeitungen vielgenannte Indische Bramine! mun ist in Calais angekommen. ö
— Heute schloß 5proc. Rente 9g5. 80. Zproc. 68. Neap. 81. proc. Span. 553. Hproc. Belg. Anl. 771. Nu Anlehn von 1832 96. 89.
Frankfurt a4. M., 2. Okt. Oesterr. Hproc. Metall.! 8776. 4proc. J 3. br. 21 proc. 459 Br. Iproc. 19]. 19. Actien 13653. 1561. Part? Obi. 1765. 1253. Loose zu ill! 179. G. Holl. 5proc. DObl. v 1832 813. B. Poln. Loose hör
Redacteur Cottel.
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bis zum 22. September 663 238 385 30 23. ⸗ 3 12 1 24. ⸗ 14 J 1 25. ö 1 — 1 26. ⸗ 2 5 9 27. ö! 1 — 9 28. ( 3 1 9 29. ö . 1 1 — 13 668 261 394 13
Gedruckt beit A. WB. Han
In Guͤstrow waren erkrankt, genes., gestorb., Bestzn bis zum 23. September 31g 167 411 I9 2 ⸗ ö 7 8 t 25. ö . 10 6 4 26. = J 8 7 4 27 ' 3 5 6 9 28. = 9. 5 4 29. ö . .. 4 5 30. ' . 9 . lz 2 71 206 149 1 Meteorologische Beobachtung. 1832 Morgens Nachmitt. Abends Nach einmalt⸗ 4. Oktbr. 6 uhr.“ 2 Uhr. 10 uhr. Vcobachtun Luftdruck. 336, 8 Var. zb. Par. 5ß / o Bar. Quelswarme 80 ,,,, ,, . Thaupunkt S, 38 o R. 8, 8 o R. 80 R. Fluß iärme . Dunstsaͤttg. 90 pCt. 51 pCt. 75 pCt. Bodenwärme 11,1 Wetter ... truͤbe. heiter. heiter: a m , Wind .... — S. S. / S. Ausdünstung 41 Wolkenzug — S. S. Niederschlag 0. JJ
Lustspiel in 1 Akt. Hierauf: Der Zeitgeist, Possenspiel in ?“
Allgemeine
Prenßischt Staats-Zeitung.
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Berlin, /// // / / /// // / /
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Sonnet ag den 7iin Oktober
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Amtliche Nachrichten.
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Des Koͤnigs Majestaͤt haben den bisherigen ersten Krimis sichter, Landgerichts Rath Siber, zu Luͤbben, zum Direk— zes dertigen Inquisitoriats zu ernennen geruht.
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* Im Bezirk der Königl. Regierung u Posen ist der bisherige Kommendarius an der katholi⸗ é Parochial-Kirche in Parkowo, Jo seph Klawinski, als srrer an dieser Kirche bestaͤtigt worden. GBGekgnn tm ach ung. Vom 2ten k. M. ab besteht zwischen Hamburg und Londen zweite direkte Post⸗Verbindung mittelst Dampfbootes, wel— 5 Dienstags sowohl aus Hamburg, als aus London abgefer— ird. K ö 4 e rend der Jahres-Zeit, welche die Dampfschifffahrt ge— fh, geht mithin kuͤnftig das Dampfboot nach Londog . Dienstag ) Abends Freitag . amburg ab, und wird . ; an denselben Tagen hh aus London abgesandt. - Zur Befoͤrderung mit detn Dampfboote nach London muß Koörrespondenz aus Berlin abgehen: ; Sonntag Mittwoch ) Abends, gegen die auf diesem Wege aus London kommende Korrespon⸗
; Senntag fruh Berlin eintrifft.
NVuttwoch Berlin, den 3. September 1832. General⸗Post⸗Amt.
Zeitungs-Nachrichten.
9
8 nsrel
29. Sept. Der Graf v. Peyronnet hat vor einigen en in Ham zwei heftige Anfaͤlle von Schlagfluß gehabt, die völlig lähmten, doch besindet er sich wieder außer Gefahr. Die Gazette de France sagt: „Der Herzog von Bör— lux tritt heute sein dreizehntes Jahr an. Am 29. Sept. 1320 wach Ludwig XVIII., Heinrich Dieudonné in den Armen hal⸗ nd, vom Balkon der Tuilerieen herab, folgeitde Worte, die alle herzen ruͤhrten: „Meine Freunde, Eure Freude verhundertfacht ie meinige; uns Allen ist ein Knabe geboren; er wird Euch lie— en, wie ich Euch liebe, wie alle die Meinigen Euch lichen.“
Die Blätter von der Nord⸗-Graͤnze melden von einigen Cons ntrations- Bewegungen der Nord⸗Armee. Das Hmuptquartier es Marschall Gerard wird in Valenciennes seyn. Die 10,000 lann starke Division des General Sebastiani liegt in der Um— gend von Lille. — .
Der Nation al spricht die Ansicht aus, daß das Duͤßinsche sinisterium mit Hindernissen zu kampfen haben wuͤrde, die ihm 6 RGieren unmöglich machten. Herr Dupin werde sich durch in Redner Talent auf der Tribune zu Heftigkeiten hinreißen en, welche die Majoritäͤt verletzen und die Regierung kom— mmittiren wuͤrden; denn ihm fehle eine der wesentlichsten Eigen⸗« haften eines Ministers, Zuruͤckhaltung. Die Doctrinairs ihrer— iz wurden ihm Schwierigkeiten bei Hofe zu' bereiten suchen md zuletzt mit der Opposition gegen ihn stimmen; kurz, die Beschichte des Ministeriums Martignac werde sich erneuern, das uch die Vereinigung der Rechten und Linken gestuͤrzt worden sey. kise man die Kammer auf, so werde man durch neue Wahlen me aͤhnliche erhalten; es sey nur ein Mittel vorhanden, diesem zustande ein Ende zu machen, eine Parlaments-Reform; an eine fiche sey aber unter der setzigen Kammer nicht zu denken. Den— nuch sey eine solche nothwendig und werde auch fruͤher oder spaͤ— u stattsfinden. Wenn die Kammer muthig genug zum Beginn siner Parlaments-Reform waͤre, so muͤßte sie, nach dem Rathe kus National, zunaͤchst der Charte einen Artikel hinzufuͤgen, sodurch der Nation das ihr zustehende Recht einer Revision der derfassung verliehen wuͤrde. Eine besondere Versammlung mußte unn mit dieser Revision beauftragt werden, nach welcher Lein
Paris
harteikampf mehr vorhanden seyn werde; denn alle Parteien nirden dabei repraͤsentirt und also genoͤthigt seyn, sich der Ent— shedung der Masorität zu unterwerfen.
Die Gazette de France erwiedert auf den gestrigen An— if des National: „Der National greift heute, wir wissen
nit, auf welche Veranlassung, die ganze Stellung der Gazette und vertheidigt gegen dieselbe das Benehmen Lafayette 's in in, Juli-Tagen. Wir danken dem National dafuͤr, daß er Prinzipien und Thatsachen wieder zur Sprache bringt, die bei um Kampfe mit einem solchen Gegner nur gewinnen konnen. lnsere Raisonnements beruhen, nach dem Dafuͤrhalten des Na— ürnal, auf faktischen Irrthuͤmern und auf Sophismen, und dies knne, meint er, nicht anders seyn, da die von uns vertheidigte Zache eine schlechte sey. Beruhen unsere Raisonnements wirk— ich auf Sophismen und faktischen Irrthuͤmern, so ist unsere Sache allerdings schlecht, sind aber unsere Raisonnements richtig und die von Uns in Bezug genommenen Thatsachen wahr, so it unsere Sache gut; denn nur die Sache des Irrthums ist äine schlechte, die der Wahrheit aber eine gute. Lassen wir also ndere daruͤber entscheiden und eine Diskussion nicht mit der e urtheilung des Gegners beginnen. Der National meint, afayette und Odilon⸗-Barrot haͤtten, indem sie erklaͤrten, „es sey u spät“, keine Entthronung, sondern nur ein geschehenes Fak— m ausgesprochen und seyen nur die Organe des souverainen
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Volkes gewesen. Hat aber nicht Lafayette die Handlung, die wir ihm vorwerfen, selbst verdammt, wenn er in der Erklaͤrung
der Menschenrechte sagt, kein Individuum, keine Fraction des Volkes koͤnne allein die souveraine Gewalt ausuͤben?
Wer hinderte damals Lafayette, der im Besitze der Gewalt eines Diktators wax, die Nation uͤber die Vorschlaͤge Karls X. zu befragen? Was xriskirte er dabei, wenn diese Vorschlaͤge verworfen wurden! War nicht eine provisorische Regierung vor— handen und wuͤrde die National-Garde nicht die öͤffentliche Ord— nung aufrecht erhalten haben, bis die Nation entschieden hatte? Lafahette sprach also kein geschehenes Faktum aus, sondern er nahm es auf sich, ein Faktum zu vollbringen, bevor die Nation davon Kenntniß nehmen konnte,?
Der Constitutionnel spricht mit großer Heftigkeit von den Intriguen der Doetrinairs, die wieder in vollem Schwunge seyen, um eine Ministerial⸗Combination zu Stande zu bringen, deren Hauptstuͤtze Herr Thiers seyn' sell, während man Herrn Dupin mit der Praͤsidentschaft der Deputirten⸗Kammer abfinden wolle. Das Publikum solle sich indessen beruhigen, der Koͤnig werde sich nicht zu einem so gefährlichen Schritte verleiten las sen. — Das Journal du Eommerce will wissen, der Mar— schall Soult wolle unte der Bedingung, daß er Praͤsident des Minister⸗-Raths werde, in den Eintritt des Herrn Guizot in den Minister-Nath willigen; auch Herr Thiers werde ⸗ eintreten, Herr Guizot werde das Innere und Herr. v. Montalivet die auswärtigen Angelegenheiten uͤbernehmen. Nur ein Punkt sey gewiß, naͤm— lich das Ausscheiden des Grafen Sebastiani, der nach Rom gehen wolle. .
Der Temps macht auf Anlaß der gestrigen Beschlagnahme der Gazette de France die Bemerkung, daß die Verfolgung gegen. die periodische Presse nie heftiger gewesen sey, als jetzt, obgleich die Blaͤtter jetzt gemaͤßigter waren, wie jemals. Vor der Juli— Revolution sey die periodische Presse den Parteien voraus geeilt, jetzt aber muͤsse man die Heftigkeit in den Parteien und in der Regierung suchen, waͤhrend die Sprache der Presse eine ruhige sey.
Der Lieferant Lepage, 29 Jahr alt und Iuli-Ritter, und der Arbeiter Courtan, 17 Jahr alt, erschienen gestern unter der Anklage der Theilnahme an dem Aufstande vom 5. und 6. Juni vor der zweiten Section des hiesigen Assisenhofes. Aus den Prozeß-BVerhandlungen, die den ganzen Tag uͤber bis Abends um 6 Uhr dauerten, ergab sich folgender Thatbestand: „Am. Abend des 5. Juni wurden die Waffen-Laͤden der Herren Gou— baud, Lemoine und Merville zu wiederholten Malen von. den Insurgenten angegriffen. Der Letztere war so klug gewesen, die werthvollen und die gefährlichen Waffen zu verbergen, und uͤber⸗ ließ den Aufruͤhrern nur Kinder-GSäbel von Griechischer Form und Theater-Degen und Dolche von Holz, die mit einer duͤn— nen Metallplatte überlegt waren, zur Beute. An der Spitze des einen der Insurgenten-Haufen stand Lepage in der Uniform eines National-Gardisten, mit einem Säbel , mn und den Juli⸗-Orden tragend. Eine Coinpagnie National⸗Gärde kam an und umringte den Waffen-Laden, wurde aber im Ruͤcken von einem andern Insurgenten-Haufen angegriffen; ein Theil der in dem Laden Eingeschlossenen entfloh und nur die beiden Angeklagten blieben in den Handen der National-Garde.“ Lepage versicherte zu seiner Rechtfertigung, Niemand konne mehr als er dem jetzigen Systeme ergeben seyn; er habe eine Schrift zu Gunsten der Regierung geschrieben, deren Dedication die Koͤnigin angenom— men und wofuͤr sie ihm durch ihren Srxretair, Herrn Oudard, habe danken lassen; er habe sich in Uniform zu dem Leichen-Be— gaͤngnisse des General Lamarque begeben und sey auf dem Heim— wege on einigen Kameraden in ein Kaffeehaus gefuhrt worden, wo ihm geistige Getraͤnke den Kopf etwas benebelt haͤtten; in diesem Zustande sey er in die Mitt eines Insurgenten-Haufens geralhen und mit diesem nur darum mitgezogen, weil man ihn auf seine Weigerung fuͤr einen Polizei „Spion erklärt und ihm gedroht habe, ihm seinen Säbel und Orden zu nehmen. Da sich auch aus den Zeugen-Aussagen gegen keinen der beiden An— geklagten etwas ergab, so wurden dieselben von den Assisen frei— gesprochen. — Die erste Section desselben Gerichtshofes be— schäftigte sich gestern mit dem Prozesse von sechs Indivi— duen, die am tz. Juni Morgens in der Naͤhe der Passage du Saumon verhaftet wurden, wo die Insurgenten sich in einigen Häusern konzentrirt und die ganze Nacht hindurch auf die Truppen geschossen hatten; unter ihnen befand sich ein Mitglied des Vereins der Volksfreunde, ein Drucker der Tri— bune, ein Schneider und ein Bäͤckergeselle. Die Angeklagten behaupteten saͤmmtlich, sie seyen von den Insurgenten gezwungen worden, ihnen zu folgen und haͤtten an dem Aufstande durchaus keinen Theil genommen. Die Verhandlungen dauerten bis Mit— ternacht und endigten damit, daß die Bruͤder Roussel, deren ei— ner Drucker der Tribune, der andere Schneider ist, und der Ta— geloͤhner Petet zu Fjaͤhrigem Gefaͤngniß verurtheilt, die drei an— deren aber fteigesprochen wurden. Die drei Kondemnirten wur— den dafuͤr, daß sie nach dem Ausspruche des Urtheils ausriefen: „Es lebe die Republik! Tod den Tyrannen! Bald werdet Ihr uns in den Barrikaden wiedersehen!“ noch außerdem zu 1monat— lichem Gefaͤngniß verurtheilt.
Das Zuchtpolizei-Gericht von Loon hat Herrn Bouyer-Fore, einen der Commissaire des dem Herrn Barrot gegebenen Ban— quets, der von einem der Redacteure des Courrier de Lyon, Herrn Bonnand, wegen einer Real-Injurie belangt worden war, zu zwettaͤgiger Haft und einer Geldstrafe von 690 Fr., und Bonnand, der die Thäͤtlichkeiten erwiedert hatte, ebenfalls zu 60 Fr. Geld— buße ohne Gefaͤngniß verurtheilt.
Aus Lyon wird vom 25sten d. M. gemeldet: „Das pa— triotische Banquet, welches Herrn Garnier⸗-Pags zu Ehren hier
Die in Marseille erscheinende Gazette du Midi vom Alsten d. M. ist in Beschlag genommen worden.
Aus Algier wird vom 19ten d. M. geschrieben: „Die Zahl der kranken Soldaten nimmt mit jedem Tage zu; sie be— lauft sich heute auf 000; die Nachlaͤssigkeit der Verwaltung ist zum Theil Schuld daran, das Militair,-Lazareth liegt in einer hoͤchst ungesunden Gegend, und lange Zeit ermangelte es der nöͤthigsten Gegenstände; noch jetzt giebt es Kranke, die kein Bett haben und in der druͤckendsten Hitze unter hoͤlzernen Barraken liegen, den laͤstigen Insekten und der ungesunden Luft ausgeseßzt Auch in Bona ist die Zahl der Kranken bedeutend, und es fehlt dort noch ganz an einem Lazareth; die Kranken liegen in der Stadt zerstreut, wodurch ihre Verpflegung sehr erschwert wird. In Oran dagegen ist die Besatzung bei weitem besser daran, und die Zahl der Kranken viel geringer. Das hiesige Civil-La— zareth ist gut gelegen, mit großem Kosten⸗-Aufwande gebaut und kann hundert Betten fassen. In den letzten Tagen war die Hitze unerträglich; der Wind wehte fortwährend aus der Wuͤste. Die in der Stadt begonnenen Arbeiten werden nicht beendigt, der Handel geht langsam, uͤbrigens leben wir ziemlich ruhig. Am Aten 8d. M. ist das neue Kriminal-Gericht installirt worden und hat seine Functionen begonnen. Die Direction der hiesigen Ko— lonial-Verwaltung hat eine Bekanntmachung erlassen, wonach Kolonisten nur unter der Bedingung in Algier zugelassen wer— den, wenn sie beweisen koͤnnen, daß sie mit Subsistenzmitteln fuͤt⸗ mindestens ein Jahr vom Tage ihrer Ankunft an versehen sind, da die Verwaltung weder an Geld noch an Lebensmitteln Unterstuͤtzungen gewaͤhren kann.“
Grroßbritanten und Irland.
London, 29. Sept. Die Bevollmaͤchtigten der fuͤnf Hoͤfe versammelten sich gestern Nachmittag zu einer Konferenz im aus— waͤrtigen Amte. Vorher hatte der Hollaͤndische Gesandte reine Unterredung mit Lord Palmerston gehabt.
In der Times lirst man: „Die Aufregung hinsichtlich der Hollaͤndischen Frage besteht noch theilweise in der City; heute herrscht indessen die Meinung vor, daß auf keinen Fall ein uͤber⸗ eilter Schritt gethan. werden wird. Daß die , zu ei⸗ nem Angriff sowohl zu Lande als zu Wasser bereit sind, leuchtet wohl Jedem ein; aber die Ueberzeugung, daß die Franzoͤsische Regierung in dieser Angelegenhelt nach Anleitung des Engli⸗ schen Kabinettes handelt, ist eine Art von Buͤrgschaft fuͤr die Handels⸗-Interessen, daß sie auf eine Weise geleitet werden wird, die den allgemeinen Fwüeden in Europa keiner Gefahr aussetzt. Aus diesem Gründe ist auch der Fonds-Markt seit einigen Ta— gen ungleich fester.“ «. . 3.
In einem in der Chronica constitusional do Porto enthäͤlkenen Tages⸗Befehle vom gten Sept. fordert der Gouver!“ neur dieser Stadt, Bernardo de Sar Norra, die Einwohner auf, falls der Feind bis in die Ringmauern von Porto eindrin gen sollte, die Haͤuser und die Straßen zu vertheidigen, wie. solches vor zwei Jahren in Paris und Bruͤssel geschehen sey. Die noͤthigen Waffen sollen den Einwohnern vom Platz-Major geliefert werden.
Das Paketboot „Firebrand“, welches die letzte Post aus nalta vom 12ten d. M. brachte, hatte am 20sten d. in Cadix angelegt und eine große Bewegung unter den Einwohnern be— merkt, da sich das Dekert wegen Aufhebung des Frei-Hafens seiner Vollziehung naͤherte. Besorgniß fuͤr die Ruhe der Stadt.
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John Russell, als Anerkennung seiner außerordentlichen Ver— dienste um das Land, das Ehren-Buͤngerrecht zu perleihen.
Die hiesigen Zeitungen theilen nun verschiedene Zeu— gen-Aussagen vor dem (bereits mehrfach erwaͤhnten) Ausschuß zur Untersüchung der Angelegenheiten der Londoner Theater mit. Die Erklärungen des beruͤhmten ⸗Schauspielers Edmund Kean durften wohl die interessantesten seyn. Es folgen nachstehend einige der ihm vorgelegten Fragen und darauf von ihm ertheil ten Antworten: Fr. Glauben Sie, daß das Monopol der pa— tentirten Theater den Schauspielern und namentlich den sich erst ausbildenden Schauspielern nachtheilig ist? — Antw. Wenn die Masse der Schauspieler gemeint wird, so glaube ich, daß es ihren Interessen nachtheilig ist; aber ich bin der Meinung, daß alle wirkliche Talente bei den beiden Königl. Theatern Platz finden. — Fr. Wenn Sie aber z. B. bei Drury Lane engagirt sind, und es zeigte sich ein Schauspieler, den das Publikum Ih en an Talent gleichstellte, wurde es nicht hart fuͤr diesen seyn, wenn sich ihm kein Feld oͤffnete? — Antw. Ganz gewiß; aber es staͤnde ihm ja dann Covent⸗Garden offen. = Fr. Dadurch wuͤrde al lerdings zwei großen Schauspielern ein Feld geoͤffnet seyn; aber angenommen, es zeigten sich fuͤnf oder sechs ausgezeichnete Talente, was wuͤrde aus den uͤbrigen werden? — Antw. Sie muͤßten ihr Gluͤck versuchen. — Fr. Wo faͤnden sie aber Gelegenheit, im hoͤheren Drama aufzutreten? — Antw. Der Gelegenheiten giebt es jetzt unendlich viele. Man findet nur nicht Talente ge— enug, um alle Theater zu versorgen. — Fr. Aber auf keinem dieser Theater, mit Ausnahme der beiden großen, darf das hoͤhere Drama aufgefuͤhrt werden? — Antw. Sie naͤhern sich demsel— ben so sehr, daß fast kein Unterschied mehr ist. — Fr. Wird, ausgenommen in Drury-Lane, Covent-Garden und Haymarket, noch auf einem anderen Londoner Theater Richard 111. aufze fuͤhrt? — Antw. Ich habe diese Relle, wie fast alle übrigen Shakespearschen Helden, auf dem Koburg-Theater gespielt. — Fr. Wußten Sie, daß Sie dadurch in eine gesetzliche Strafe verfielen? — Antw. Daran habe ich niemals gedacht. — Sie kennen also die Gesetze in dieser Beziehung nicht? Antw.
F L.
gegeben werden soll, ist auf den J. Oktober anberaumt. Da man besorgt, man werde nicht Theilnehmer genug finden, so sind Billets in den Kaffeehaͤusern zu 3 Fr. das Stuͤck deponirt. Herr Garnier-Pages soll sich sehr unzufrieden uͤber die Reise des Herrn Barrot geaͤußert haben, der, nach seiner Ansicht, das heilige Feuer der Republik in den Herzen der Lyoner ausgeloͤscht
Nein. — Fr. Sind Sie dafuͤr, daß das hoͤhere Drama auf den kleineren Theatern gespielt werde? — Antw. Das kann ich wirklich nicht sagen; die großen Theater befinden sich fast in einem bankerotten Zustande. — Fr. Wenn Sie mit Ihrem Ta lent vielleicht seit 10 Jahren bei einem dieser Theater engagirt gewesen waren, glauben Sie, daß Sie dem drohenden Unter
habe. Herr Pages glaubt, dasselbe wieder anfachen zu koͤnnen.“
gange derselben haͤtten vorbeugen koͤnnen? — Antw. Es wuͤrde
Doͤr« Magistrat von Plymouth hat beschlossen, dem Lord“
Man war daselbst nicht ganz ohne *
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