1832 / 281 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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Fragen moͤchten nicht leicht zu beantworten seyn. In der That, wenn die Anstrengungen der Constitutionnellen sich darauf be⸗ schraͤnken, Porto zu halten, so haͤtten sie besser gethan, die Azo—⸗ ren nie zu verlassen. So wie es steht, zeigt die Entwaffnung der Bevölkerung dieser Stadt nur zu klar, daß man nicht auf ihre Mitwirkung rechnen kann. Von der bittern Feindseligkeit,

welche. beide Parteien beseelt, koͤnnen vielleicht nur die sich eine richtige Vorstellung machen, die an den in Portugal seit dem Jahre i820 statt gefundenen politi—

schen Ereignissen naͤhern Theil nahmen. Dom Miguels Armee besteht hauptsaͤchlich aus den Corps, die waͤhrend des Revolu— tions⸗Krieges in Brasilien gegen den Kaiser fochten, und die ihn einstimmig verwuͤnschen. Auch auf den Flotten finden wir Viele, die in Amerika auf entgegengesetzten Seiten fochten; wir finden z. B. den Capitain Crosbie, der jetzt dieselbe Stelle unter Sar⸗ torius hat, die er unter Lord Cochrane hatte, gegenuͤber dem fruheren Gegner desselben, dem Admiral Joao Felix, in dem al— ten Linienschiffe Joao Sexto“. Wenn wir uns erinnern, daß im Jahre 1823 Lord Cochrane in dem „Pedro Primeiro“ von 68 Kanonen, mit einer auserlesenen Mannschaft von 600 Bri— tischen Seeleuten, unterstuͤtzt von mehreren kleineren Schiffen, trotz seiner glanzenden Tapferkeit und vollendeten Geschicklich“ keit, nicht im Stande war, gegen das Portugiesische Geschwader. bestehend aus demselben „Joao Sexto“, 2 großen Fregatten und verschiedenen Korvetten irgend etwas Bedeutendes aus‘ zurichten, so erwarten wir gewiß nicht, daß Sartorius gelingen werde, was Lord Cochrane nicht gelang. Der Portugiesische Ad— miral, Joao-Felix, ist ein erfahrener und vortrefflicher Seemann, der sein Geschwader wohl bei einander halten wird, und da er der Partei Dom Pedro's bestaͤndig gegenuͤberstand, so hat seine Treue jede Probe bestanden. Dom Miguels Agenten in Eng land haben ihm zwei gute Dampfboote zugeschickt. Das Ueber—⸗ gewicht, das Sartorius bisher durch seine - Dampfschiffe hatte, it also neutralisirt, und sollte die Miguelistische Eskadre eine Schlacht wagen, so ist, wenn, die Schiffe nur mit ganz gewoͤhn— ssichem Talente und Muth fechten, ihre Uebermacht so bedeutend, daß Sartorius, mit all' seiner Tapferkeit und Geschicklichkeit, nur wenig Wahrscheinlichkeit des Sieges hat. Dom Pedro ist nun seit zwei Monatäß Herr der zweiten Stadt des Köoͤnig— reiches, und doch hat noch nicht Ein Individuum sich seinen Reihen angeschlossen, waͤhrend seine Truppenzahl durch Treffen, Krankheit und Desertion sich um 2000 Mann verminderte. Ohne daß irgend ein Parteigeist uns leitete, muͤssen wir offen agen daß der Kaiser persoͤnlich nicht populair in Portugal ist. Mit Recht kann dieses Land die Veranlassung aller Leiden, die es jetzt niederdruͤcken, ihm zur Last legen; dabel fuͤhlt es, daß seine polttische Laufbahn durch eben so dunkle Phasen bezeichnet ist, als die seines Bruders Miguel. Im Despotismus gewiegt und aufgewachsen, ist Dom Pedro mehr dem Worte als dem Herzen nach ein Liberaler; er hat ein hochfahrendes Wesen und einen Uebermuth, der sich gegen die geringste Schranke straͤubt, wahrend er die wesentlichste Eigenschaft eines Fuͤrsten Cha— rakterkraft voͤllig entbehrt; dies, vereint mit dem niedrigsten

Undanke, entfremdete ihm seine waͤrmsten Anhaͤnger und verlor

ihm zuletzt seine Krone. Dabei aber hat er eine wundervolle Thaͤtigkeit und fast herkulische Starke, eine Eigenschaft, die auf seine Tochter, die junge Koͤnigin Matia da Gloria, uͤberging, die, als sie noch ein kleines Kind war, die schwere Gamela (Bade— wanne) ihres Vaters mit ,,, aufheben konnte.“

Bei einer vorbereitenden ersammlung der Waͤhler von Roch dale ist der Beschluß gefaßt worden, daß man keinem Gewerb— treibenden oder Handwerker das Allergeringste mehr zu verdie— nen geben wolle, wenn er nicht dem Whig-Kandidaten seine Stimme gegeben habe. „Das ist“, ruft der Albion aus, „in der That eine Lehre! Hier sieht man ein lebendiges Gemälde der Vortheile jener oͤffentlichen Aufregung, welche aus allen Kräften dahinstrebt, das einst so bluͤhende und gluͤckliche Eng— land den Provinzen des katholischen Irlands an Elend gleich— zustellen. Dies Alles sind Folgen der Mittel, welche man an— gewendet hat, um die Reform-Bill durchzubringen, und wir fuͤrchten, daß der Zustand in vielen Distrikten noch schlimmer werden wird, ehe er sich wieder besser gestalten kann.“

Herr Braddyl, der in der Grafschaft' Durham als Kandi— dat auftritt, wurde von seinen Gegnern so heftig angegriffen, daß er sich veranlaßt fand, von zweien derselben persoͤnliche Ge⸗ nugthuung zu verlangen. Er schoß sich zuerst mit einem Herrn Bowlby, der ihn, nachdem er gefehlt, Und Herr Braddyl sein Pistol in die Luft abgefeuert hatte, eine Ehren-Erklaͤrung gab. Ein Gleiches that bei dem zweiten Duell Herr Hedworth Wil— liamson, nachdem mehrere Kugeln ohne Erfolg gewechselt wor— den waren.

Zu Dubtin hatte am 2sten eine Versammlung des allge— meirien politischen Vereins statt, in welcher eine Korrespondenz zwischen dem Secretair derselben, Herrn Dwyer, und dem Staats-Secretair fuͤr Irland, Herrn Stanley, der sich in die— sem Augenblick in Dublin befindet, verlesen ward. Der wesent— liche Inhalt derselben ging dahin, daß Herr Dwyer den Herrn Stanley von einem Beschlusse der politischen Union in Kennt— niß gesetzt, in Folge dessen er als Secretair derselben ihn jetzt frage: welche Municipal-Abgaben gemeint seyen, wenn die Re⸗ form-Bill fuͤr Irland von Steuern rede, welche von dem Waͤh— ler entrichtet seyn muͤßten; wobei er zugleich wegen Dringlichkeit der Sache um schleunige Antwort gebeten, Herr Stanley ihm aber darauf erwiedert hatte, daß er keine politische Union kenne und sich in keine Korrespondenz mit dieser oder einer anderen Verbindung der Art einlassen werde. Diese Antwort war denn naturlich sehr uͤbel aufgenommen worden; indessen bequemte sich Herr Dwyer doch dazu, in seiner Eigenschaft als Wahlbe⸗ rechtigter sich noch einmal mit derselben Frage an' den Staaes-Secretair zu wenden, worauf er denn die gewuͤnschte Auskunft erhielt. r

Folgendes war fuͤr das mit dem Mai, Monate 1832 sich endigende Jahr das aus freiwilligen Beitragen gebildete Ein⸗ kommen der hastptsaͤchlichsten religioͤsen Gesellschaften Großbri— taniens und Irlands:

Britische und auswaͤrtige Bibel⸗Gesellschaft Si, 00 Pfd. St. Wesleyan methodistische Missions⸗Gesellschaft 8, 00) * Kirchen⸗Möissions⸗Gesellschaft . 53/09 Londoner Missions-Gesellschaft . .. . . .. 26h, Londoner Hibernische Gesellschaft .. . ... 9g, 000 Gesellschaft fuͤr Ausbreitung des Christen«

thumes unter den Juden ... ..... 11,000 * Britische und auswärtige Seemanns, und

Soldatenfreund⸗Gesellschaft ...... j Religioͤse Traktaten⸗Gesellschaft.. .. ... Gogh,, Irlaͤndische evangelische Gesellschaft. .... 3,000. Irlaͤndische Missions⸗-Gesellschast ... ᷣᷣᷣᷣ Schiffs, und militairische Bibel⸗Gesellschaft 2,100 * Gebet und Predigtbuch⸗Gesellschaft.. 2,709. Britische und auswaͤrtige Schul⸗Gesellschaft 2,500

am 28. August, letzteres am 8. September.

1126 Kontinental⸗Gesellschaft ... 2 1 1000 Pfd. St. Christliche Unterrichts-Gesellschaft .. ... 8 41 Gesellschaft fuͤr Kirchen-Gelahrtheit 440 = Sonntags ⸗-Schul⸗Gesellschaft . . . . . . .. Hi, 4 Londoner Itinerary-Gesellschaft. . . . . .. 890 9 Gesellschaft fuͤr Heilighaltung des Sonntags 240 =

Die Gesellschaft fuͤr die Fortpflanzung des Evangeliums in

fremden Welttheisen, die Gesellschaft fuͤr Ausbreitung religioser

Kenntniß unter den Armen, dis Baptistische Missions⸗-Gesellschaft und viele andere Institutionen von geringerer Bedeutung sind, da sie im Mai keine Jahres-Rechnungen machen, in obiges Ver— zeichniß nicht aufgenommen. Waren sie beigefügt, so wuͤrde in England der obige Betrag freiwilliger Beiträge zur Unterstuͤtzung religiöser Einrichtungen fuͤr allgemeine Zwecke jahrlich 300,036 Pfd. Sterl⸗ uͤbersteigen.

Ein Schreiben aus Nauplia vom Aten v. M. berichtet, daß das Britische Linienschiff „St. Vincent“, nebst den Fregat— ten „Barham“ und „Madagaskar“ (welche letztere bekanntlich seitdem zu Triest eingetroffen ist), daselbst vor Anker lagen. Der Zustand auf Morea war so traurig, daß sich die Offiziere nicht uber die Stadt hinauswagten.

Ueber die (gestern erwähnte) Unabhaͤngigkeits-Erklaͤrung der Einwohner der Insel Mauritius bemerkt der Albion: „Wir fuͤrchten, daß es nur dieses Funkens bedarf, um eine Feuers— brunst in unseren Westindischen Kolonieen zu erregen, da keine der fruͤher auf Mauritius an den Tag gelegten Bezeugungen der Unzufriedenheit einen so drohenden Charakter angenommen hat. er Augenblick der Krisis fuͤr die Interessen Englands nicht allein in Europa, sondern in fast allen Theilen der Welt sollte doch nicht gerade der Augenblick seyn, wo alle Minister sich von ihren Posten entfernen zu koͤnnen glauben.“

Am vergangenen Sonnabend kam in Falmouth der „Stan— mer“ von Bermuda und Halifax an. Ersteres verließ er Beide Plaͤtze sind frei von der Cholera, welche indeß in Kanada und vielen Thei— len der Vereinigten Staaten fortwährend herrscht.

Die neuesten aus Canton eingegangenen Handels-Berichte vom 8. Marz melden, daß man daselbst glaubte, die Ostindische Com— pagnie habe dem besondern Ausschuß Befehle zugesandt, keinen Weg einzuschlagen, der eine Kollision mit den Ehinesischen Behoͤrden zur Folge haben koͤnnte; und daß, wenn dem Handel ernstliche Hindernisse in den Weg gelegt würden, die Mitglieder des be— sondern Ausschusses lieber Canton verlassen sollten, als sich auf feindliche Demonstrationen einzulassen. Man erwartete in Can= ton zuversichtlich, daß das Parlament vor Erneuerung des Frei— briefes der Ostindischen Compagnie irgend etwas Bestimmtes festsetzen wuͤrde, um einer wiederholten Unterbrechung des Thee— handels vorzubeugen.

Der Guardian enthaͤlt uͤber die Angelegenheiten der Ver— einigten Staaten nachstehenden Artikel: „Eine seltsame Art re— publikanischer Kriegfuͤhrung ist jetzt in den Vereinigten Staaten im Schwunge. So wie die Sachen jetzt stehen, ist das Wort „Vereinigt“ ein unpassender Ausdruck fur Staaten, die so ge— theilt sind, als entgegengesetzte Prinzipien, getrennte Interessen und innere Eifersucht es nur immer seyn koͤnnen. Die suͤdlichen Staaten drohen den noͤrdlichen mit einer wie O'Connell es nennen wuͤrde Aufloͤsung der Union. Die noͤrdlichen Stagten antworten mit der Drohnng, daß sie die Sklaverei ab— schaffen, und den Verbrauch des Zuckers, Rum's, Kaffee's und anderer Produkte des Suͤdens beschraͤnken wollen. Die beiden Parteien has⸗— sen sich mit einer Leidenschaft, von der wir kaum einen Begriff haben. Die Bewohner der suͤdlichen Staaten verbergen ihre Gesinnungen nicht im geringsten, und geben ziemlich deutlich zu verstehen, daß sie eine Trennung und ,, und selbst eine Art von Union mit England der laͤngeren Verbindung mit einer Partei vorziehen, die darauf ausgehe, sie ihres Eigenthumes zu berauben. Aber der Tarif ist nicht die einzige Frage, welche Nord-Amerika in diesem Augenblick aufregt. Die Erneuerung des Freibriefes der Bank ist dort eine weit fruchtbarere Quelle zur Uneinigkeit, als hier zu Lande. Der Praͤsident Jackson wird von den Zeitungen, die im Interesse der Bank schreiben, in so bitteren und feindseligen Ausdruͤcken angegriffen, wie sie bei uns nie zum Vorschein kommen. Andererseits klagen die Journale, welche im Interesse des Praͤsidenten schreiben, ihre Gegner der Bestechlichkeit an und machen ihnen den Vorwurf, daß sie die Bank aus eigennuͤtzigen und veraͤchtlichen Beweg— gruͤnden unterstuͤtzen.“

Berichten aus Rio-Janeiro vom 13. Juli zufolge, hatte die Frage, ob der Vormund des jungen Kaisers, Jose Bonifacio d'Andrada, den man fuͤr einen Anhaͤnger des gestuͤrzten Kaisers hält, von seinem Posten entfernt werden solle oder nicht, in der Deputirten-Kammer sehr heftige Debatten veranlaßt, in deren Lauf sogar von der Gallerie herab einem der Redner eine Kupfermuͤnze an den Kopf geworfen ward, was zur Folge hatte, daß seitdem Niemand ohne Karte Einlaß erhielt. Am 10. Juli wurde jener Vorschlag mit 45 gegen 31 Stimmen bejaht Und sollte spaͤter auch im Senate zur Verhandlung kommen. ö

Aus Australien sind in den letzten beiden Monaten neun Schiffe, alle mit Kolonial-Produkten beladen, angekommen, und noch sechs andere werden im Laufe dieses und des naͤchsten Mo— nats erwartet. In dem Briefe eines geachteten Hauses zu Syd⸗ ney, datirt vom 4. Mai, heißt es: „Die Aufmunterung, welche, wie wir hoͤren, die Regierung dem Auswandern nuͤtzlicher Hand— werker und Arbeiter zu uns gewaͤhrt, wird eine wahre Quelle des Reichthums fuͤr dieses Land werden, und deshalb auch hof— fentlich die Zahl der Ankoͤmmlinge immer mehr vergrößern; denn so wie Leute dieser Gattung in der Kolonie ankommen, so steigt der Werth unseres Eigenthumes und unserer Grundstuͤcke, indem es uns hauptsächlich an produzirenden Haͤnden mangelt; und in demselben Verhaͤltnisse, wie sie wichtig fuͤr uns sind, können sie ihrerfeits auf ein gutes und bequemes Auskommen rechnen. Trotz aller Unfaͤlle, die sich kurzlich zugetragen, schreitet die in— nere Entwickelung der Kolonie dennoch auf eine befriedigende Weise fort. Im vorigen Jahre sind 17 Schiffe von hier nach England befrachtet worden, und vermuthlich wird die Zahl der selben in diesem Jahre noch groͤßer seyn. Unsere Ausfuhren kommen den Einfuhren beinahe gleich, und was das Wichtigste ist, diese Thätigkeit kommt nicht nur den Aus- oder Einfüͤhren— den, sondern der ganzen Kolonie zu Gute.“

Die Allgemeine Zeitung enthaͤlt folgende Privat— Mittheilung aus London: „Die Aufmerksamkeit unseres Ka— binets wird, neben den wichtigen nahen, doch auch von den Er— eignissen in Syrien sehr in Anspruch genommen. Man fuͤrch- tet hier fuͤr die Existenz des Tuͤrkischen Reichs; die Englische Na— tion kann dessen Untergang nicht gleichguͤltig ansehen, da ihre Handels⸗-Interessen sehr beeinträchtigt wuͤrden, wenn Mehemed Ali sich der Herrschaft bemaͤchtigte Und der Einfluß Frankreichs auf den Orient zunaͤhme. Zeither war man gewohnt, daß in jenen Gegenden Alles nach unsern Wuͤnschen geschah, und daß ohne unser Dazuthun keine wesentliche Veranderung vorging;

setzt muͤssen wir zusehen, wie fast ausschließlich den Fran Monopole in Aegypten eingerumt werden, und nach ihren J schlaͤgen gehandelt wird. So lange die Wirksamkeit R

man dies Treiben unserer Handels-Nebenbuhler gleichguͤltig an hen, in der Ueberzeugung, daß aus einer unfreundscha ft Politik des in Aeghpten herrschenden Satrapen fuͤr uns h wesentliche Besorgnisse zu erwarten waren, da der enge &. in welchem sie sich drehte, wie die geographische Lage se Landes uͤberhaupt, welches allein durch seine Verbindung ͤ Syrien eine hohere Wichtigkeit erhaͤlt, es immer unwahrsch lich ließ, daß ein politisches System verändert werden sollte ; sen belebendes Prinzip von Konstantinopel aus geleitet n Nachdem aber die Aegyptischen Schaaren sich Syriens ben tigt haben, und Mehemed Ali, wenn er auch seine Erobern hierauf beschraͤnken sollte, eine unabhaͤngige Stellung erhaͤl ö man ihm ohne den Besitz Syriens wohl gönnen könnte, i um jeden Preis streitig machen muͤßte, wenn er auch nur Belehnung damit als Friedens-Bedingung vorschreiben wi so ist jeder Englische Minister verpflichtet, dahin zu ark daß der Friede im Oriente mit Aufrechthaltung' der Recht Sultans wieder hergestellt, Syrien von den Aegyptiern besn und Mehemed Ali höchstens mit einer ausgedehnteren Gen als bisher uͤber Aegypten belehnt wurde. Es wird schwer sn dies ohne thaͤtige Hulfsleistung zu bewirken, denn die Y scheint dem rebellischen Pascha nicht gewachsen, und eher in h Falle zu seyn, von ihm Gesetze anzunehmen, als ihm weh vorzuschreiben, und es ist leider weltkundig, wie s—ch unsere jetzige Administration sich zu Maßregeln entschließen ö. die irgend das Gepraͤge der Kraft und eines bestimmten ) lens an sich tragen; welchen Werth sie dagegen auf diploma Kuͤnste und Unterhandlungen legt. Deshalb fürchten viele ö sichtsvolle Maͤnner, die die Lage des Orients und den sinkenn

Einfluß Englands in jenen Gegenden kennen, daß wir, won f Portugal, aller Vortheile beraubt werden, die wir in so hon

Maße besaßen und theilweise noch besitzen, wenn ein gleih⸗ Benehmen gegen Mehemed Ali eingehalten wird, wie man gen Dom Miguel, heobachtete. Der Vice-Koͤnig, der unsen n

litischen Interessen gut zu beurtheilen versteht, Und von den i umgebenden Fremden erfährt, was seinem eigenen Scharssm entgeht, verhaͤlt sich außerordentlich behutsam. Er weiß, wasn Besitz Syriens fuͤr ihn fuͤr einen Werth hat, beürtheilt aber in richtig die daraus fuͤr England erwachsenden Nachtheile, und i sich nicht leichtsinnig die größte Seemacht zum Feinde machen. Io halb spricht er von Versoͤhnung, Ausgleichung, Unterwerfung, wo der Sultan ihn mik diesein Lande belehnen wolle, und gelobt a dann der Pforte fuͤr die Folge Treue und Gehorsam. Er wu de weniger Ruͤcksichten nehmen, die Sprache des Siegers fi ren, seine Eroberung und Unabhaͤngigkeit gegen einen so u maͤchtigen Feind, wie der Sultan, ohne Schonung geltend m chen, ware er nicht in die hoͤhere Politst eingeweiht word und ahnete er nicht das Mißvergnuͤgen des Englischen Kabintk Daher will er langsam, aber sicher fortschreiten, und mit wen ger Aufsehen eine Eroberung begruͤnden, die ihn in Kurzem

dem maͤchtigsten Herrscher im Oriente und gesuchtesten All ten Frankreichs machen wird, nachdem die Franzoͤsische Imu strie bereits in Aegypten einheimisch geworden, der Besih Il giers aber, der in Paris fuͤr immer beschlossen zu seyn schast die engste Freundschafts-Verbindung zwischen Frankreich und 1 gypten gebietet. Unsere Minister scheinen von &r— Richtigh dieser Bemerkungen uͤberzeugt, und in mehreren Unterredung welche Lord Palmerston uͤber die Ereigüͤlsse in Syrien . hat, soll er sich dahin geaͤußert haben, daß sie von grösn Wichtigkeit waren und ein Einschreiten Englands noͤthig mu chen konnten.“ * ĩ

Rieder lande. mNnen gab.

Aus dem Haag, 3. Okt. Ihre Koͤnigl. Hoheiten drei Prinzen, Soͤhne des Prinzen von Oranien, sind vorgesttn Abend hier angeksmmen und haben das vom Könige vor ein ger Zeit angekaufte ehemalige Gebäude der Niederlaͤndischt Handelsgesellschaft bezogen. Gegen den 10ten d. M. wird Ih

Kaiserl. Hoheit die Prinzessin von Oranien in dieser Residn

erwartet. .

Der diesseitige Gesandte bei den Nord⸗Amerikanischen Fin staaten, Herr Bangeman— Hurgens, durch dessen Sorgfalt Theil der der Prinzessin von Vranien gestohlenen Diaman wieder aufgefunden wurde, ist in den Adelstande erhoben worn

Der Kardinal von Latil, Almosenier St. Maj. Karls 1 ist vorgestern mit dem Dampfboote aus London komma um seine Reise nach Graͤtz fortzusetzen

Aus Middelburg wird unterm 1sten d. M. geschrieben „Gestern ist hier Befehl eingegangen, die Festung Vliessingh

immer mehr zu befestigen und alle disponible Truppen dahin senden. Das Hauptquartier des General-Lientenants de Kt

ist heute nach Breskens verlegt worden.“

Im Amsterdamer Handelsblatte liest man: „Na Briefen, die ein sehr achtbares hiesiges Handels-Haus aus Lm don erhalten und uns wohlwollend mitgetheilt hat, ist von den Niederlaͤndischen Bevollmaͤchtigten der Konferenz in ihrer et zung vom 20. September eine Note eingereicht worden, worm, wie auch ats anderen Berichten erhellt, auf Fortsetzung der ll terhandlungen auf dem Fuße der Gegenvorstellungen dom Iln und Juli gedrungen wird. Die Konferenz hat diese Note i Erwägung genommen und in ihrer Sitzung vom̃ 25sten din diesseitigen Bevollmächtigten folgende Fragen gestellt; 1) J der Niederlaͤndische Bevollmächtigte mit den nöthigen Vollm ten und Instructionen versehen, um mit dem Belgischen d vollmächtigten, unter Vermittelung der Konferenz, einen D nitiv-⸗Traktat zwischen Hollaüd und Belgien zu schließen und unterzeichnen? 2) Ist der Niederlaͤndische Bevollmächtigte br reit, mit den fuͤnf Hoͤfen und mit Belgien einen, die 2 Artikel ven 14. Okt. 1831 enthaltenden, Vertrag zu schließen? 3) Ist der Nied laͤndische Bevollmächtigte autorisirt, den Territorial⸗Bestimmungen, so wie dieselhen in den 26 Artikeln vom 11. Oktober 1831 t hen, beizutreten? 3) Wuͤrde der Niederlaͤndische Bevollmaͤchtigt in dem Traktate, den er bereit ist, mit Belgien zu schließen, de Prinzip zulassen, daß die Schelde-Schifffahrt für die Schiffe a ler Nationen frei seyn, ünd daß die Schiffe keiner Ausladum noch Untersuchung ihrer Ladung unterworfen werden sollen, sohh dern nur einem maͤßigen Tonnengelde, ohne Unterschied d Flaggen? 5) Ist der Niederlaͤndische Bevollmächtigte bereit, in dem beabsichtigten Vertrage den Belgiern die Fahrt auf de Binnen-Gewaͤssern zwischen der Schelde und dem Rhein gegen einen Zoll zu sichern, der die Taxe nicht uͤbersteigt, die von de! Ufer Staaten fuͤr die Nhein-Schifffahrt stets nach Verhaͤltmi der Entfernung festgestellt worden ist? 6) Wird derselbe Ve vollmächtigte die Fassung des Art. 11 unter den 2 Artie vom 14. Okt. 1831 annehmen? 7) Wenn der Art. 12 von den * Artikeln wegfallen sellte, welche Verguͤtigung würde dann die Niedel⸗

S8 3 * ) , . des 6 Koͤnigs sich nicht uͤber die Graͤnzen Aegyptens erstreckte, 89 )

Les Gewisses bekannt.

sche Regierung Belgten dafuͤr anbieten? 8) Nimmt die Nieder

. Regierung die Art. 13 und 14 in Betreff der Schuld an, se dieselben in den 24 Artikeln stehen, mit Ausnahme der gewordenen Veraͤnderung des Datums? 9) Falls zur saeinandersetzung des Tilgungs-Spndikats bro forma uͤberge— gen wird, welches wuͤrde dann die Schadlosstellung seyn, die Niederlaͤndische Bevollmaͤchtigte Belgien fuͤr den diesem Lande der Liquidation, wenn dieselbe stattfindet, zukommenden Theil, ubieten autorisirt ware? Alle diese Fragen sind am sol— en Tage (26. Sept.) von dem Baron van Zuylen van Nye—

beantwortet worden; uͤber den Inhalt seiner Antworten ist

Die meisten von ihnen werden ver— hhlich aus den fruͤhern Unterhandlungen uͤber die letzten Nie— sändischen Gegen vorstellungen geschoͤpft seyn; doch hoffen wir, c denselben wohlwollenden Freund in den Stand Hesetzt zu den, spaͤter unsern Lesern einige nahere Angaben daruͤber shheilen zu konnen.“

ö Belgien.

Bruͤssel, 3. Okt. Der Koͤnig, die Koͤnigin und der Her— ron Orleans sind vorgestern Abend um, 11 Uhr, wieder in cken eingetroffen. Der Herzog setzte sogleich seine Reise nach mnkreich fort. ö

Herr de la Neuville, General-Intendant der Nord-Armee, Herr Prevost von Vernois, Fremzoͤsischer Ingenieur⸗Gene⸗ s„sind gestern in Bruͤssel angekommen und im Hotel Belle— abgestiegen. K .

Der Independanteenthaͤlt Folgendes: „Die Berichte aus unkreich sprechen von einer schnellen Konzentrirung der Fran— iscen Streitkraͤfte an unserer Graͤnze, und die schleunige Ab— se des Herzogs von Orleans laßt einen energischen Entschluß in Seiten des Kabinets der Tuilerieen vermuthen; aber wir sben die energischen Entschluͤsse Frankreichs so oft von heute morgen aͤndern sehen, daß wir noch immer Anstand nehmen, glauben, daß Alles, was geschieht, etwas Anderes sey, als eeitle Demonstration, die auf die Beendigung unserer Angelegen⸗ sten keinen Einfluß haben wird. So lange Belgien nicht den rsüuch macht, seine Angelegenheiten selbst zu ordnen, ist keine envolle Losung des Streites mit Holland abzusehen.“

unsere Blätter sind mit Berichten uͤber den glänzenden spfang angefuͤllt, der den aus Bruͤssel mit den Ehren⸗Fahnen ückkehrenden Deputationen in ihren resp. Provinzen zu Theil worden ist.

Schweden und Norwegen.

Stockholm, 2. Okt. Des Koͤnigs Majestaͤt sind am 29sten M. in Nykoͤping angelangt, wo Sie, von Norrkoͤping zu hiffe kommend, und nachdem Sie der Einweihung des neuen a-⸗Kanals beigewohnt hatten, von den Civil- und Militair— choͤrden der Provinz, so wie von einem Detaschement junger irger zu Pferde empfangen und mit Jubel begruͤßt wurden. nds war die Stadt Nokoͤping glänzend erleuchtet. Nachdem Majestäͤt am Sonntage (3(. September) dem Gottesdienste zewohnt hatten, setzten Hoͤchstdieselben Ihre Ruͤckreise nach Hauptstadt fort, wo Sie heute eingetroffen sind und wo

ebenfalls Anstalten getroffen hatte, um den Monarchen freu⸗ su empfangen. An der aͤußersten Zoll-Barriere waren zwei ge— ackvolle Pyramiden errichtet, wo Se. Majestaät zuerst von R Anzahl junger Buͤrger zu Pferde eingeholt wurden. Der smandant, der Buͤrgermeister mit dem Magistrat und die flichkeit von Stockholm waren Sr. Majestaͤt ebenfalls ent— sngegangen. Der Ober⸗-Statthalter hielt im Namen der Buͤr— schaft der Hauptstadt eine Anrede an Se. Majestaͤt, in welcher die lebhafte Freude der Einwohner uͤber die gluͤckliche und ersehnte Ruͤckkunft des Koͤnigs mit herzlichen Worten zu er— g Se. Majestaͤt antworteten darauf in der gewohn— eben so herablassenden als wuͤrdigen Weise. Ueberall, wo e. Masestaͤt daxauf durch die Straßen der Stadt bis zum nnigl. Schlosse kamen, gab sich die ungeschmuͤckteste Freude zu ennen; viele Gebaͤude waren verziert und Abends war die ad erleuchtet.

Durch eine, Koͤnigl. Proclamation vom heutigen Tage ist annt gemacht worden, daß Se. Majestät nach Ihrer Ruͤck— pft von dei Reise⸗ nach Norwegen die Regierung des Landes derum Selbst uͤbernommen haben.

Ihre Majestäͤt die Königin, die dem Koͤnigl. Gemahl bis srrkoͤßing entgegengeeilt war, ist bereits wieder am 29sten v. 'im Koͤnigl. Lustschloß Haga angelangt.

Ein Soldat von jedem der Regimenter, die mit am Goͤta— mal von dessen erstem Beginne an gearbeitet, hat der Eroͤff— nge Feierlichkeit beigewohnt. ö

In Karlskrona sollen zwei armirte Dampfschiffe gebaut, und

Maschinerieen dazu in den beiden beruͤhmtesten Werkstaäͤtten 6 landes, namlich die eine in Motala, die andere bei Herrn hen verfertigt werden.

Das Gesundheits-Amt in Karlskrona machte nach angestell⸗ EUntersuchung am 21. September bekannt, daß die daselbst

tzekommenen Erkrankungen keine Cholera-Faͤlle gewesen.

h nn.

Muͤnchen, 2. Okt. Se. Maj. der Koͤnig wird am naͤch— Freitag hier erwartet; man spricht von einer Beleuchtung Stadt an diesem Tage.

Fur den Empfang der Griechischen Deputation werden be— ö die noͤthigen Vorbereitungen getroffen. Dem Geruͤcht zu— it, soll die Griechische Regentschaft nunmehr definitiv ernannt fund aus Sr. Exc. dem Staatsminister Grafen Arman— , Staatsrath v. Maurer und dem Generalmajor v. Heideg— sestehen; der geheime Legatiansrath v. Abel ist zum Staats— ernannt, und wird der Regentschaft beigegeben.

Nurnberg, 30. Sept. Die weltlichen Mitglieder der hie— sprotestantischen Kirchen-Gemeinde haben bei Sr. Koͤniglichen gestt eine allerehrfurchtsvollste Bittschrift wegen der Gene— Shnode eingereicht. Im Beginn derselben heißt es: „Die munterthaäͤnigst unterzeichneten weltlichen Mitglieder der hiesi— protestantischen Kirchen-Gemeinde halten sich fur verpflichtet, w einen Gegenstand sich allerehrsurchtvollest zu äußern, welcher sten Grade als wichtig erscheint, da die Freiheit ihres nubens bedroht, eines ihrer heiligsten Rechte gefährdet ist. ttauend auf die, eben so duldsamen als gerechten, Gesinnun— Ew. Königl. Majestaͤt machen sie von der Befugniß Ge— juch, welche durch die F. §. 52 und 53 des Allerhoͤchsten Edik— vom 26. Mai 1818 uͤber die aͤußeren. Rechtsverhaͤltnisse der * des Koͤnigreichs in Beziehung auf, Religion und kirch⸗ . lsellschaften, deren Genossen gestatter ist, den landesfuͤrst⸗ ** chutz gegen beschwerende Handlungen der geistlichen Ge⸗ f 6 und deswegen unmittelbar gn Ew. Koͤnigl. Ma— zu wenden.“

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Aschaffenburg, 2. Oktbr. (Aschaffenburger Zei— tung.) Der Magistrat mit dem Kollegium der Gemeinde⸗Be— vollmächtigten im Gesammt-Vereine der ganzen hiesigen Buͤrger— schaft wurde gestern Nachmittag durch eine besondere Audienz begluͤckt, in welcher die staͤdtischen Behoͤrden fuͤr den gnaͤdigsten Aufenthalt JJ. KK. Majestaͤten hier und fuͤr die Verlegung des Appellations⸗Gerichtes fuͤr den Unter⸗Main⸗Kreis in die hiesige Stadt, so wie fuͤr die allerhuldvollsten Troͤstungen der Armen und Nothleidenden ihren allertiefsten Dank als wahre treue Unterthaͤnen darbringen durften. Gestern Abends hatte hierauf ein schoͤnes imposantes Buͤrgerfest statt, mit dem die Reihe der verschie⸗ denen Feierlichkeiten schloß, in welchen sich seit der Ankunft des viel zu fruͤh fuͤr unsere Wuͤnsche von uns scheidenden Herrscherpaares der unbegraͤnzte Enthustasmus der hiesigen Stadt so herzlich als smnig aussprach. Bei Anbruch der Nacht versammelten sich saͤmmtliche Landwehrmaͤnner und uͤbrigen Buͤrger in der uͤber der Bruͤckz gelegenen Weiden-Anlage, um einen von Sr. Maj. dem Koͤnige Allergnaͤdigst erlaubten großen Fackelzug nach dem Koͤnigl. Residenzschlosse zu veranstalten. Bald wogte ein von mehr als 1600 Fackeln gebildetes Feuermeer laͤngs dem Main— Ufer, der Koͤnigl. Residenz gegenuͤber, durch das Dunkel der

Nacht der Stadt zu. Unter dem Spiele der Landwehr-Bataillons—

Musik eröffnete den imposanten Zug die sammtliche Landwehr— mannschaft in Uniform; in ihrer Mitte prangten die flammenden Zuͤge zweier Transparentschriften, welche den bewaͤhrten Wahl— spruch der Aschaffenburger ausdruͤckten.: Liebe und Treue. Hierauf folgten, unter dem Schalle der hiesizèn Militair— Musik, in langen Reihen saͤmmtliche uͤbrige Buͤrger, an die sich ein Theil der braven Einwohner der benachbarten Gemeinde Damm mit ihrem Vorsteher, so wie 130 Arbeiter der Dessauer— schen Buntpapier-Fabrit unaufgefordert anschlossen. Auf dem Schloßplatze angelangt, brach der ganze Feuerzug in ein dreima— liges Lebehoch aus, in das sich der enthusiastischste Jubelruf der ubrigen unzähligen Volksmenge einmischte. Unbeschreiblicher Ju— bel erfuͤllte ununterbrochen die Luft, als hierauf der Zug, bei dem Spiele der beiden Musik-Corps, sich unter dem Schloß— Balkon hin, auf welchen das allverehrte Koͤnigspaar mit der Königl. Familie getreten war, um die reinen Herzensguͤsse des freudentrunkenen Volkes zu empfangen, durch den Schloßhof bewegte, waͤhrend die schoͤne Witterung dieser naͤchtlichen Feier besondere Wuͤrde verlieh.

Frankfurt, 3. Okt. In der Ober-Post-Amts-Zei— tung liest man: „Das Journal, de Francfort enthaͤlt einen Korrespondenz-Artikel von einem Reisenden aus Warschau vom 2lsten v. M., woraus abermals aufs Deutlichste erhellt, wie übertrieben und fuͤr die Russische Regierung gehaͤssig die meisten Mittheilungen in fremden Blattern Über das Koͤnigreich Polen abgefaßt sind. So sagt ein oͤffentliches Blatt, die Bevoͤlkerung der Stadt Warschau habe am 29. Nov. 1830 150,000 Seelen betragen, zahle aber jetzt nur noch 60,9000. Diese Behauptung ist jedoch grundfalsch, indem nach richtigen statistischen Angaben

im Jahre 1830 die Stadt Warschau 132.000 Bewohner, sczt aber nur deren 126,000 hat. Krieg, Auswanderung, Cholera haben also der. Stadt nur 12,000 Menschen ent— zogen. Wenn ferner derselbe Journalist behauptet, daß man in den Hauptstraßen Warschau's nur selten Polen treffe, sondern nur Russen und Juden, so ist dies eben so falsch, wie sich Jedermann selbst uͤberzeugen kann. Die Theater sind gewohnlich sehr befucht und wurden dies Jahr selbst nicht einmal während der Hundstage, wie

Was die so viel besprochene und so grell in Schatten gestellte Wegfuͤhrung der Kinder be— trifft, so besteht das Wahre darin, daß sich der Kaiser der in den Straßen von Warschau umherirrenden, durch Krieg und Cholera ihrer Eltern beraubten Kinder, etwa im Ganzen 300 an der Zahl, annahm, und in die schon laͤnger mit Rußland vereinten Polnischen, Provinzen bringen ließ, um sie zu einem kuͤnftigen Beruf erziehen zu lassen. Vor der Revolution wuͤrde diese That als ein Akt der Großmuth gepriesen worden seyn; setzt wird dieselbe mit den schwaͤrzesten Farben als eine That der emporendsten Barbarei und Grausamkeit von unruhigen Revo— lutions-Predigern den leichtglaͤubigen Voͤlkern vorgespiegelt. In Betreff der so zahlreich geschilderten Confiscationen verdient mit voller Wahrheit bemerkt zu werden, daß im ganzen Koͤ—

vordem gewoͤhnlich, geschlossen. .

nigreich Polen noch nicht eine einzige vollzogen worden ist, sondern bisher nur provisorische Sequestrationen eingetreten sind. Von den vielbesprochenen zerstreuten Banden in Lit—

thauen ist keine Spur vorhanden. Die Provinzen Podolien, Volhynien und Litthauen genießen der tiefsten Nuhe; der Land“ mann bestellt ruhig seine Felder und man stoͤßt auf den weiten Landstraßen auf keinen einzigen Raͤuber. Folgende Stelle eines fremden Blattes ist eine Probe, wie man frech zu luͤgen im Stande ist: „„Io Polnische Rekruten, die in den Russischen Neihen zu dienen sich weigerten, wurden neulich in die Scheu— nen der Stadt Konskie eingesperrt. Man zuͤndete dieselben end—

lich an; viele kamen in den Flammen um; andere wurden, als

sie die Flucht ergreifen wollten, niedergehauen; 300 von ihnen gelang es, sich in die benachbarten Wälder zu fluͤchten, wo sie wie wilde Thiere gehetzt werden und vor Hunger umkom— men.““ Diese plumpe Luͤge uͤbersetzt sich in die Sprache der Wahrheit folgendermaßen: Das Feuer ergriff zufallig eine Scheune, worin eine Anzahl Rekruten uͤbernachtete; mehrere benutzten die Unordnung und entwischten, allein keiner wurde weder verwundet noch verbrannt und die Eskorte hatte nicht noͤthig, sich ihrer Waffen zu bedienen, um Ruhe und Ordnung zu erhalten.“

Schwerin, 2. Okt. Dem einstweiligen Beduͤrfnisse eines Schauspielhauses abzuhelfen, schreitet der Bau des fuͤr diesen Zweck neben der Reitbahn aufzufuͤhrenden Gebaͤudes sehr rasch von statten, und wird dasselbe schon in kurzem vollendet seyn. Es wird in einem ziemlich geraͤumigen Umfange nur leichtweg von Holz gebaltet und erhalt eine doppeltet Bretterwand; auch wird darin eine Reihe Logen angebracht, so wie einige heizbare Zimmer fuͤr die Garderobe und Restauration eingerichtet werden. Sehr weit zuruͤck ist dahingegen noch der Bau des eigentlichen Schauspielhauses, welcher, in einem großartigen Stile ausge— fuͤhrt, wohl erst in einigen Jahren vollendet seyn durfte. In⸗ dessen wird immer fleißig daran gearbeitet, und sieht man die Grundmauern schon bedeutend aus der Erde hervorsteigen.

Den offiziellen Berichten zufolge, hat die Cholera in der Stadt Warin und im Rostocker Stadtdorfe Riekdahl voͤllig aufgehoͤrt, und sind beide Orte schon unterm 28sten v. M. wie“ der fuͤr rein und unverdaͤchtig erklaͤrt worden. Dasselbe ist auch der Fall in dem Lauenburgschen Graͤnzdorfe Kl. Zecher, wo sich ebenfalls in mehr denn 19 Tagen die Krankheit nicht weiter gezeigt hat. Dagegen ist aber im Dorfe Stuülow, Domanial— Amt Doberan, die Cholera ausgebrochen, und daselbst am 21. September ein Arbeitsmann an derselben erkrankt und gestorben.

Hamburg, 5. Oktober. Der hiesige Korrespondent ußert: „Wir koͤnnen unseren Lesern aus guter Quelle ver⸗

sichern, daß alle bisher über die Anlegung einer Chaussee zw. schen Hamburg und Luͤbeck verbreiteten Geruͤchte und Angaben irrig sind, und daß, wenn die Koͤnigl. Daͤnische Regierung auch schon laͤngst diesen Gegenstand in Erwaͤgung genommen hat, noch kein definitiver Beschluß gefaßt worden ist.“

8 c welgz—

Genf, 12. Sept. (Allgemeine Zeitung.) Die vor— sichtise und besonnene Haltung unserer Regierung, welche in der Schweiz jetzt doppelt wohl thut, hat sich neuerdings wie— der in mehreren Abstimmungen Genfs bei der gegenwartigen Tag— satzung dargethan. So trug in der 37. Sitzung der Tagsatzung am 4. September Luzern durch Hrn. Eduard Pfyffer darauf an,; daß der Kanton Neuchatel aufgefordert werden solle, seine

Lonstitution mehr mit, dem Bundbes-Vertrage in Einklang zu

setzen. Solothurn, Aargau und sogar Waadt billigten diesen Antrag. Der Genferische Deputirte Rossi aber erwiederte nach

einer sehr klaren historischen Tarstellung der Ereignisse, und mit kluger Beruͤcksichtigung der in Neuchatel vorherrschenden Stim— mung fuͤr die gegenwärtige Verfassung und politische Stellung: „Neuchatel sey als Furstenthum in den Schweizer Bund auf— genommen worden, es muͤsse also auch als Fuͤrstenthum darin bleiben; wolle man es jetzt zur Veränderung seiner Constitution in, dem angegebenen Sinne auffordern, so wuͤrde dies dort kurz— weg abgeschlagen werden, und dies duͤrfte der Tagsatzung nur neue Verlegenheiten zuziehen, zu solchen Schritten sey uͤberdies ewiß jetzt nicht der Augenblick in der Schweiz.“ In diesem

otum erkennt man politische Reife und rechtliches Halten an den Traktaten. Alle gutdenkende, sich nicht bloß in schoͤnen Wor— ten und klingenden Phrasen gefallende, sondern mit Ernst des Vaterlands Stellung erwaäͤgende Schweizer, die nicht uͤbersehen, was jetzt in Bern, Basel, in Schwyz und in, den Ur-Kantonen vorgeht, diese Schweizer haben sich sehr uͤber Genfs Votum gefreut; dagegen wird es von manchen demokratischen und dema— gogischen Blaͤttern hoͤchlich getadelt werden, da ihnen die Be— sonnenheit unserer Regierung, ihre verstaͤndige Bewegung, die ein wirklicher Fortschritt zum Bessern und zur wahren Freiheit ist, schon lange als ein Hinderniß ihres Treibens ein Dorn im Auge scheint.

8 nan d.

Berlin, 8. Okt. In der Sitzung der geographischen Ge— sellschaft am 6ten d. M. trug Herr Wilhelm Beer eine Ueber— sicht der Resultate vor aus einer Dissertation Letronne's, das

Grabmal des Osymandias in der Thebais betreffend. Herr Lr. Lowenberg las eine Abhandlung uͤber die Ur-Bevoͤlkerung Amerika's und die daruber vorhandenen Hypothesen. Herr

Geheimer Rath Dr. Lichtenstein gab dazu einige Bemerkungen, und theilte dann mehrere Notizen uͤber den verstorbenen Rei— senden, Sellowv, und dessen Verdienste um Naturgeschichte, Geognosie und Geographie mit. Herr Dr. Friedenberg gab eine berichtigende Notiz uͤber den Upas aus Olivier und legte das Werk dieses Ve l fer uͤber Java vor. Herr Major von Oesfeld schenkte zur Bibliothek die neu erschienene Nr. 133 der Reimannschen Karte von Deutschland, enthaltend die Gegenden von Oels und Polnisch Wartenberg; außerdem noch Denis Spezial-Plan der Gegend um Mannheim. Mehrere neu er— schienene Werke wurden zur Ansicht vorgelegt.

In den Swinemuͤnder Hafen sind im Laufe des Septembers 92 beladene und 18 geballastete Schiffe eingegan⸗ gen; a9 beladene und 17 Schiffe mit Ballast, unter ersteren 29 Preußische, verließen den Hafen. Die Haupt-Einfuhr-AUrtikel bestanden in 109,337 Pfd. Asche und Pottasche, gZ77 Pfd. Farbe— holz, 14,535 Tonnen Heringe, 5397 Ctnr. Oel, 27,851 Etnr. Talg, 9gä77 Ctnr. Wein, 6500 Ctnr. rohen und 11,054 Etnr. raffinirten Zucker. Von den exportirten Artikeln verdienen Er— waͤhnung: 28,0038 Kubik-Fuß eichenes Schiffsholz, 494 Ring Stabholz, 4248 Scheffel Weizen, 12,386 Scheffel Roggen und 3885 Ctnr. roher Zink.

In Die Haͤfen des Regierungs-Bezirks Stralsund sind im Laufe des vorigen Monats 88 Schiffe ein- und 50 aus denselben ausgelaufen, mit welchen letzteren unter Anderem 939 Wispel Getreide verschifft wurden.

M. * ,

A

In Achen sind vom 2Wauf den 3. Okt— zu den im Be— stande verbliebenen 8 Kranken 4 neu Erkrankte hinzugekommen;

es starben ü und 1 genas, so daß noch 7 in der Behandlung

blieben. (In Mühlheim a. d. Ruhr sind am 2. sonen an der Cholera gestorben, neue vorgekommen. ö

Okt. 2 Pe r⸗

Die Cholera hat in Lubeck fast ganz aufgehört, so daß das Sanitäats-Bureau Ceine Anstalt, wo man sederzeit schnelle Huͤlfe aller Art, Arzt, Waͤrter, Trager u. s. w. erhalten konnte hat aufgehoben werden konnen.

Meteorologische Beobachtung.

i, Nachmitt. Abends Nach einmaliger 6 Uhr. ͤ 2 Uhr. 10 Uhr. Beobachtung.

1832 7. Oktbr.

Luftdruck. 331 war. 35, Par. 336. o Par PNuellwarme 8, R.

Luftwäaͤrme 109,9 R. 13, 0 R. T7, 0 R=.

Thaupunkt 9, R. J,7 0 R. 4,0 0 R Flußwarme 10,00 R. Dunstsaͤttg 92 pCt. 64 pCt. I6 pCt. Botenwarme 1, R Wetter truͤbe. truͤbe. löl Bind SSB. WSB. k Wolkenzug . W. U Niederschlag 0.

Berli ner

Den S. OktobMer 1832. .

Amil. Fonds- und Geld- Cours- Zeltel. (Preis ss. Cour.)

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HI. Mr. CGe⸗

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St. · Schuld . Sch.] ] I g a4 934 I OSthr. Pfsaundbr. 4 ö ö Er. Engl. Anl. 18 5 103 Pommn. Psandbr. 4 1051

Pr. Engl. Anl. 2 5 103 Kur- u. Neum. do. 4 1051

Er. Engl. Obl. 30 4 88 S7 Schlesische do., 4 io ö. Kurm. Gbl. m. 1 C. 4 93 Rksgt. C. d. .- u. N. 56 Deum. Int. Sch do 4 927 I. Sch. d. K. u. N. 3571 ö Berl Stadt- Ohlig. 4 6 95 45 Königs. do. 4 931

Elbinger do. 4 Q 947 Holl. voll. Duk. 186 Danz. do. in Th 34 Vene lo. 19 nf Pfandhr. 4 N Friedrichsd'or. . 13 134 Grosshz. Pos. do. 4 9979 Disconto. . . . . 1— 41— 3

Erkrankungen aber nicht

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