1833 / 60 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

Prenßistze Staats Zeitung.

Allgemeine

1sten Marz

Amtliche Nachrichten. Fröontk de Tages.

Des Königs Majestaͤt haben dem Kaufmann Johann Friedrich Lösch zu Breslau den Charakter eines ö

SGaths beizulegen und das daruͤber ausgefertigte Patent Aller,

höchstselbst zu vollziehen geruht.

Zeitungs-Nachrichten.

and.

Rußland.

St. Petersburg, 26. Febr. Se. Majestaͤt der Kaiser 6cben dem Fürsten Konstantin Radziwill und dem Grafen aver BPabawski, Adels- Marschaͤllen des Gouvernements Grodno, den Mmmerherrn⸗Schluͤssel verliehen. Die Wahl des Fuͤrsten Dolgoruki zum Adels⸗Marschall des Beurenements St. Petersburg ist von Sr. Majestaͤt dem Kaiser behiigt worden. . Der Graf Arthur von Choiseul-Gouffier, beim Militair— Häupernement von Wilna attachirt, ist zum Kaiserl. Kammer— unker ernannt worden.

Der General der Kavallerie, Graf von der Pahlen, ist nach.

Moskau abgereist. . Der auch als Dichter ruͤhmlichst bekannte Staatsrath Niko—

i Gneditsch ist am 15ten d. M. mit Tode abgegangen.

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Am 13. (25. Januar ist das gte Orenburgische Kosaken— kegiment, nach ehrenvoller Vollendung der Feldzuͤge gegen die Rirken und die Polnischen Insurgenten, nach Orenburg zuruͤck⸗ sehrt. Eingeholt von dem sogenannten Orenburgischen Kosa— wRegimente und der Generalitaͤt, ruͤckten die tapfern Krieger i wehenden Fahnen, die sie im letzten Tuͤrken-K „iege sich er— nrben, in die Stadt ein und verfügten sich in die Kosaken-Vor— kt, um in ihrer Heeres-Kirche der Vollziehung des Gottes— onstes beizuwohnen, dem Hoͤchsten fuͤr die gluͤckliche Beendi⸗ inz ihrer Waffenthat zu danken und seinen Segen auf das ge⸗ uigte Haupt des Monarchen zu erflehen. Die von dem Kai— ha when huldreich verliehene Ehrenfahne wird von nun an in n iche aufbewahrt. Nach der Messe lud der Befehlshaber es Orebburgischen Kosaken⸗-Heeres den Regiments-Eommandeur nnd Herres⸗Aeltesten Podurow und die Offiziere zu einem Fruͤh⸗ PHahle ein.

Polen.

Warschau, 24. Februar. Se. Kaiserl. Königl. Majestaͤt siben nunmehr, in Gemaͤßheit des 22sten Artikels des dem Koͤ— sgrech Polen verliehenen organischen Statuts, dem Admini— stins-Rath des Koͤnigreichs eine feste Organisation gegeben. Di hiesigen Blaͤtter enthalten nur die ersten Artikel der des— öligen Verordnung und behalten sich die vollständige Mitthei⸗ ng auf morgen vor.

Uehermorgen beginnt in dem Lokal der hiesigen Bank die fentliche Deponirung der Nummern der Serie der Partial⸗ Rbligationen von der Anleihe der 42 Millionen; die Verloosung ibst wird am 1. Maͤrz eben daselbst ihren Anfang nehmen.

Der Geistliche Theodor Kilinski hat es uͤhernommen, das

mn dem verstorbenen Geistlichen Starowolski unvollendet hin— tassene Werk: „Biographieen der Krakauer Bischöͤfe“, zu eendigen.

In dem hiesigen ophthalmischen Institut wurden im Ver— uf des vorigen Jahres 689 an Augenkrankheiten leidende Per— men geheilt.

Es ist hier plötzlich wieder Kaͤlte eingetreten; heute zeigt ü Thermometer auf 10 Grad.

„uf den letzten Warschauer Maͤrkten zahlte man fuͤr den M Reggen 124 141 F1, Weizen 18 24 Fl., Gerste a 11 Fl. und Hafer 6 8 Fl.

Krakau, 21. Febr. Die hiesige Zeitung meldet in tim offiziellen Theil: „Gestern ertheilte der dirigirende Se— it den Geheimen Regierungsrath Herrn von Forckenbeck, der * br. Majestat dem Könige von Preußen, dem Erlauchten

Fiächützer dieses Gebiets, zum Residenten bei der hiesigen sthierung ernannt ist, die Antritts, Audienz. Herr von Forcken— Et überreichte seine Beglaubigungs⸗Schreiben, und versicherte den Dchat, im Namen seines Erlauchten Monarchen, der wohlgeneig— in Gesinuungen Hoͤchstdesselben fuͤr die Republik Krakau.“

Frankreich.

babärts, 2t. Febr. Im Laufe der gestrigen Debatten der aan len Kammer uͤber das Budget des Ministeriums der sücwärtigen Angelegenheiten, sprach Herr Mauguin sich etwa ; sclzen der Weise aus: . langer Zeit hat das Ziel der Französischen Diplomgtie ö ben, die Vertraͤge von 1315 und mit ihnen den Frieden ht iu schalten; ob sie damit recht oder unrecht gethan, will nf indntscheiden, und eben so wenig mag ich so oft erörterte sch aa nme bieder in Anregung bringen? Die Thatfachen sind in ageschlossen; dies müssen wir

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lieg und Frieden? rache gekommen,

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ie Opp ostrion . Revolution vers heil unserer Armer

der Krieger von Austerlitz und Marengo bewiesen hät;

derselben dachte; erst im November 1830 erhoben sich politische De⸗ batten, und es wurde von der Regierung dee Organisirung einer Armee verlangt. Diese Debatten erfolgten auf eine Thron⸗Rede des Königs von England, in welcher fein dselige Gesinnungen gegen Frankreich durchblickten. Seitdem ist . Opposition bestandig ange⸗

klagt worden, sie habe gefagt, mn, wolle den Krieg; wis haben aber diese Beschuldigung steis zirnhfchiesen und die Ereignisse selbst haben spaͤterhin gezeigt, daß eine solche Behauptung unrichtig ge⸗ wesen waͤre. Die Belagerung der Citadelle von Antwerpen hat ei⸗ nen großen Einfluß auf die Politik der Europaäͤischen Kabinette ge⸗ habt, indem sie gezeigt, daß nach dem Ausdrucke, dessen sich ein geistreicher Redner in der gestrigen Sitzung bediente M das Fran⸗ zoͤsische Kabinet eine Art von Festig keit besitze; waͤre diese Festig⸗ keit vollstaͤndig gewesen, so wurden sdir auch einen noch gröoͤßern Er⸗ folg erlangt haben. Diese Festigkelt ist es, welche die Sppositfson bestaͤndig Verlangt hat, wir haben den Ministern immer zugerufen: „Seid fest, zeigt Muth, Europa wird den Krieg zu vermeiden suchen, denn es will keinen Krieg!“ Wie können uns darüber nur freuen, daß unsere junge Armes sich als eine wuͤrdige Nachfolgerin in . nur haͤtten wir gewuͤnscht, daß zu dieser Expedition eine guͤnstigere Jahreszeit gewahlt worben ware; der Feldzüg haͤtte, statt im November, zwei Monate fruͤher unternommen werden sollen, unsere Truppen wür- den alsdann ein trockeneres Terrain und einen heiterern Himmel gefunden haben. Auch haͤtte ich gewuͤnscht, daß ein anderer Marsch befolgt worden waͤre; ich sehe j. B. nicht ein, warum unser Heer nicht vorruͤckte, um die Hollaͤndische Armee im Zaume zu halten, und warum man nicht der Belgischen Armee die Eroberung ihres genen Gebiets überließ. Das Belgische Heer würde in diesem Falle jetzt über keine Demuͤthigung klagen koͤnnen, Belgien würde seine Unabhaͤngigkeit mit seinein eigenen Gelde bezahlt haben und wir wuͤrden 45 bis 50 Millionen Fr. weniger auf unserm Budget haben. Dennoch muß man einraͤumen, daß die Expedition die Ab⸗ neigung der Europaͤischen Kabinette vor einem Kriege bewiesen hat. Aber eben so muß man anerkennen, daß, wenn wir jetzt eine ruhigere Zukunft vor uns haben (ob dieselbe von langer Dauer seyn wird, will ich nicht entscheiden), der Grund davon in zwei Ereignissen liegt, die durch, zufall und nicht durch den Einfluß unserer Biploö— matie herbeigeführt worden sind; das erste is die Englische Reform, das jweite der Krieg im Orient, der die Aufmerksamkeit Europg's fuͤr den Augenblick von den Angelegenheiten des Abendlandes ab— gelenkt hat. Sind aber die Vortheile, die uns die Erpedition nach Antwerpen gebracht hat, so groß, als man solches beßauptet? Die Schelde ist fuͤr uns noch geschlossen, die schwierige Luxemburgische Angelegenheit ist noch unerledigt. Ich führe dies nur zum‘ Pe— weise dafuͤr an, daß wir noch micht alle Schwierigkeiten uͤberwun— den haben; ich hoffe indessen, dn wir sie überwinden werden, da man uns versichert, daß alle Kabinette von Achtung und Freund⸗ schaft fuͤr Frankreich erfuͤllt sind; und weil man unz eine so allge⸗ meine Liebe zum Frieden ankuͤndigt, so hoffe ich, der Kriegs-Mi⸗ nister werde uns ein diesen friedlichen Gesinnungen angemessenes Budget vorlegen. Es fragt sich aber, wie theuer wir diesen Frieden erkauft haben, und wenn sich nun ergäbe, daß wir ihn mit dem Verluste von Verbuͤndeten erkauft, die uns einst schaͤdlich werden Foönnten, so wuͤrden wir keine Ursache haben, den Ministern zu den von ih

nen erlangten Resultaten Gluͤck zu wuͤnschen.“ Der Redner schil⸗ derte nun im weiteren Verlaufe seines Vortrages die Gefahren, von denen, seiner Meinung nach, Frankreich von dem Centrum und dem Norden Europa's aus, bedroht werde. In den Maͤchten diefer bei

den Theile von Europg wollte er cine Tendenz erblicken, sich auf Kosten und zum Nachtheile Frankreichs auszudehnen, wahrend die

ses seit 1315 Festungen und Gebiets Theile verloren habe, die zur Vertheidigung seines Territoriums unerlaͤßlich nothwendig seyen. „Ich erklaͤre es,“ fuhr er fort, „jede Politik, welche zugiebt, daß die Maͤchte des Centrums und des Nordens von Europaͤ gegen uns vorruͤcken, verwundet Frankreich im Herzen.“ Herr Mauguin be— leuchtete nun die Macht Rußlands, den Einfluß Oesterreichs auf die Italianischen Staaten und Preußens Ansehen in Deutsch

land; er schilderte, wie leicht es diesen drei vereinigten Maͤchten seyn wuͤrde, im Norden über Luxemburg und im Süden über Lyon in das Herz Frankreichs vorzudringen. Zu dieser großen Gefahr komme noch, daß Frankreich seine beiden Bundesgenossen, die Schweiz und Belgien, verloren habe. Die erslere suche man Frankreich zu entfremden, und das letztere sey suͤr neutral erklärt, werde also im Falle eines Krieges nicht mit Frankreich kaͤmpfen koͤnnen. Ich weiß, so schloß Herr Mauguin, welche Huͤlfsquellen der Vertheidigung Frankreich in dem Muthe seiner Buͤrger hat und daß wir einen Krieg nicht zu fuͤrchten brauchen. Ist aber eine Politik, die sich im mer nur mit dem naͤchsten Tage beschaͤftigt, die sich heute glücklich preist die gestrigen Hindernisse überwunden zu haben, die stets den Krieg fuͤrchtet und den Frieden wuͤnscht, ist diese Rolle Frankreichs würdig? Lassen Gie uns die uns gebührende Stelle wieder einneh— men; ich sage nicht, daß wir uns unbesonnen in einen Krieg stur

zen sollen, wenn aber unser Kabinet, und es braucht dies nur zu wollen, jene Stelle eingenommen haben wird, so wird Europa ken— nen lernen, was Frankreich ist und wir werden nicht immer bloß fuͤr den naͤchsten Tag, sondern fuͤr eine lange Zukunft auf den Frie⸗ den rechnen konnen. (

Herr Guizot, der sosort zur Widerlegung des vorigen Redners auftrat, bemerkte, daß es ihm schwer seyn werde, dem— selben in seinem Vortrage Schritt vor Schritt zu folgen. Zwei Haupt⸗Gedanken walteten darin vor, naͤmlich die Frage uͤber Krieg und Frieden, und allgemeine Betrachtungen uͤber den ge⸗ genwaͤrtigen Zustand von Europa. Hinsichtlich des ersteren Punktes wuͤrde er nur wiederholen koͤnnen, was schon tausend— mal in der Kammer gesagt worden sey, und er ziehe es daher vor, hieruͤber gaͤnzlich zu schweigen.

Was den jweiten Punkt betrifft, fuhr der Minister fort, so macht es mich in der That verlegen, wie ich dem vorigen Redner antworten soll, wenn er behguptet, die ubrigen Europäͤischen Maͤchte waͤten unaufhörlich bereit, uͤber Frankreich herzufallen. Wenn sich die Lage von Europg seit dem Jahre 1830 veraͤndert hat, was ich nur in Bezug auf Belgien zugehe, so ist diese Veraͤnderung offen⸗ bar zu unserem Vortheile ausgeschlagen, und eben so wenig wird irgend Jemand in Abrede stellen, daß seit der Juli⸗Revolution guch Frankreichs Einfluß stets im Zunehmen gewesen ist; und diesen Ein⸗ fluß haben wir erlangt, ohne uns den Wechselfaͤllen eines allgemei⸗ nen Krieges auszusezen Man kann also in Wahrheit behaupten, daß wir nicht bloß in materieller, sondern auch in moralischer Hin⸗ sicht bei den etwaigen Aenderungen in der Lage von Europg nur gewonnen haben. Dieses Resultat ist gerade das Gegentheil von dem, wat der vorige Redner uns verkuͤndigt hat. Wenn derselbe in die Zulunft sehen will, und uns die Möglich keit eines spaͤteren allgemeinen Angriffs vorhaͤlt, so glaube ich ihm fuͤglich die Ant⸗

wort hieraus schuldig bleiben zu können. Dergleichen Combinatio⸗ nen eignen sich meines Erachtens nicht zu einer Debatte. Sollten sie sich jemals verwirklichen, sollten jemals wahrhafte Gefahren un⸗ ser Land bedrohen, so wuͤrde das Volk sich dem angreifenden Theile muthig entgegenstellen und in der Energie seinc? Regierung die Hülfsmittel finden, die diese bisher in ihrer Langmuth und Vorsicht gefunden hat.

Nach einer Erwiederung des Herrn Mauguin, worin derselbe namentlich auf das drohende Buͤndniß Rußlands, Preu⸗ ßens und Oesterreichs, wie er es nannte, aufmerksam machte, bestieg Herr Odilon-Barrot die Rednerbuͤhne:

Seit unserer letzten Revolution, äußerte er, haben sich die ent— gegengesetztesten Meinungen uͤber unsere Verhaͤltnisse jum Auslande offenbart. Einerseits glaubt man, daß unsere Revolution sich mit dem gegenwartigen Züstande von Europa versshnen, und daß diese Versoͤhnung sich mit der Zeit und durch diplomatische Unterhand= lungen bewirken lassen werde; andererseits, daß das Prinzip einer im Namen der Volks⸗Herrschaft unternommenen Revolution ein im= merwaͤhrender Grund der Feindseligkeit n , Frankreich und den uͤbrigen Europaischen Mächten sein müsse. Aut diesen beiden Meinungen ergiebt sich, daß man einerseits das unbedingteste Ver— trauen zur Erhaltung des Friedens hegt, andererseits das unbeding⸗ teste Mißtrauen in die Absichten der fremden Maͤchte setzt. Eine Debatte über die Frage, wer von beiden Theilen Recht habe, würde uns zu nichts fuͤhren, wir wurden nur zweien Armeen gleichen, die sich gegenseitig beobachten, ohne daß es zu einer Entscheidung kömmt. So viel scheint mir gewiß zu seyn, daß die Traktaten von 184 und 1815 Frankreich aufgedrungen worden sind; ihnen verdankten wir damals die Wiedereinsetzung des aͤlteren Zweiges der Bourbonen, zu deren Unterstuüͤtzung eine Besatzung in Frankreich gelassen wurde; ihnen verdankten wir es, daß unfere nördliche Gänze mit einer Linie von Festungen umgeben wurde, welche der Herzog von Wel⸗ lington alljährlich zu inspiziren hatte. Durch die Juli Revolution ist nun ein Theil dessen, was uns damals aufgedrungen wurde, um⸗ gestoßen worden, wir haben uns von den uns angelegten Fesseln befreit, sind die eigenen Herren in unserem Lande geworden, undunmdglich köyn⸗ nen wir daher noch die Politik von Traktaten anerkennen, wodurch ein Interventions Recht geheiligt wird. Wir wollen diefe Drak= taten ehren, insoweit sie die Gebiets-Begraͤnzungen betreffen; was dagegen die durch dieselben eingeführte Politik betrifft, so ist sie bereits der That nach durch die Juli⸗Revolution vernichtet worden. Dies ist unser Glaubensbekenntniß. Soll ich jetzt noch auf deni nigen Theil der Rede des Herrn Guizot antworten, worin dieser behauptet hat, daß sich seit dem Jahre 1ss0 in dem übrigen Europa keine Veraͤnderung zugetragen habe, und daß unsere il nee, , tion mit jedem Tage an moralischer Kraft gewinne! Hierauf be⸗ merke ich, daß, wenn dies letztere der Fall ist, das Verhalten der Regierung daran wahrlich keine Schuld hat; man muß diese Tendenz vielmehr dem unuͤberwindlichen Hänge aller Nationen nach Freiheit und Aufklaͤrung beimessen; sie wird allmaäͤlig immer mehr und mehr hervortreten, und Alles, was wir von der Regierung verlangen, ist, daß sie ihr keine Hemmnisse in den Weg lege. Der Redner schloß mit einigen Bemerkungen uͤber den gegenwaͤrtigen Zustand von Polen.

Der Handels-Minister Herr Thiers erwiederte den Oppositiong⸗Rednern im Wesentlichen Folgendes:

„Ich finde es ganz naturlich, daß die Mitglieder der die zwei Jahre hindurch die seltsamsten Singe, die jedoch nie ein= getroffen sind, vrophezeit haben, sich jetzt zu rechtfertigen und darzu⸗— thun suchen, warum jene Prophezeiungen nicht eingetreten sind. Alle Welt weiß, daß die Opposition uns unaufhörlich zugerufen hat, die Regierung sey über ihee Lage verblendet und glaube an den Frieden, wahrend der Krieg unvermeidlich sey. Der jetzige Zustand vsn Eu⸗ ropa beruhigt aber selbst die Opposition, welche fomit eingesteht, daß sie sich geirtt hat. Der ehrenwerthe Herr Mauguin behauptet hin⸗ gegen, die Opposition habe sich nicht nicht nur nicht geirrt, sondern die Regierung verdanke, wenn sie etwas (tzutes gethan habe, dieses den Ermahnungen der Opposition, Energie zu zeigen. Herr Mau. guin taͤuscht sich aber, wenn er glaubt, bas Minitrrium habe nach den Eingebungen der Opposition gehandelt. Die Regierung war der Ansicht, daß zwei Prinzipien neben einander bestehen könn“ ten, ohne einander zu bekaͤmpfen, und daß dieselben nach einem vierzigjaͤhrigen Kriege das Beduͤrfniß fuͤhlten, sich zu dulden und gegenseitig Zugestaͤndnisse zu machen. Diese Sprache fuͤhrte die Regierung; man schenkte ihren Worten Glauben, und von dem Au⸗ genblicke an ward der Friede möglich. Durch' ein solches System ward die Ruhe und zugleich auch die Freiheit gesichert. England billigte dieses System; waͤren wir aber nach der Juli ⸗Revolution in fremdes Gebiet eingefallen, um die Rhein Graͤnze wieder ju ge⸗ winnen, so wuͤrde England nicht auf Frankreichs Seite getreten, sondern ein Torn⸗Ministerium wuͤrde dort ans Ruder gekommen seyn, und wir wurden einen allgemeinen Krieg herbeigeführt haben. Man hat von einer Tripel-Allianz gesprochen; ist diese aber hervor= getreten, als wir die Citadelle von Antwerpen einnahmen? Das Verdienst unseres Systems gehört uͤbrigens nicht den Ministern allein an; sie schöͤpften ihren Rath aus einer hoheren Quelle und in dem Muthe einer hoͤhern Person. (Herr Odilon⸗Barrot Es ist un- parlamentarisch, den Namen des Königs in die Debatte zu mischen.) Ich wuͤrde Unrecht haben, wenn ich die personliche Meinung des Königs uͤber einen Gegenstand, bei welchem irgend eine Verant— wortlichkeit im Spiele gewesen waͤre, citirt haͤtte' wo es sich aber darum handelt, wem das Verdienst einer Handlung zukomme, da kann man den König nennen; ja, ich wiederhole es, als di⸗ Regie rung den Entschluß faßte, die Expedition nach Antwerpen zu un— ternehmen und das große Geheimniß über Krieg und Frieden mit Kanonenschuüssen zu enthüllen, da folgte sie ihrer eigenen Eingebung und der perssnlichen Ansicht des Königs. (Herr Odil on Bar⸗ rot Diese Erklarung ist noch unvarlamentartscher und verfassungs.⸗ widriger. Eben so ungegründet ist die Besorgniß, die Herr Mauguin uͤber die gegenwartige Lage Frankreichs in Euröpa geaͤußert hat. Wenn man annehmen konnte, daß alle Lander, welch Frankreich begraͤnzen, feindlich gegen uns gesinnt sind, so waͤre allerdings die Gefahr schr roß; allein diez ist nicht der Fall. Anders betrachtet Herr , , rot die Sache; er sagt, die Verträge von 181 feyen nicht bloße Graͤnz⸗Bestimmungen, fondern sie enthielten ein- politische Constitu⸗ tion Euryopa's, in Folge deren Frankreich unter dem Haufe Bour— bon in seine Graͤnzen von 1792 zurückgedraͤngt worden sey und die Verpflichtung übernommen habe“ n . geschleifte Festungen nicht wieder zu erbauen, wahrend es selbst von einer Kette fremder Festun⸗ . eingeschlossen werde. Ware dies in der That die volitische Con- stitution Europas, so würde Jeder einrdͤumen muüssen, daß die Juli⸗ Revolution für Frankreich von großem Nutzen gewesen ist; denn jene Kette von Festungen ist durch die Trennung Belgiens von Hol⸗ land gebrochen worden, und Frankreich konnte jweimal ungehindert

Opposition,