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Belgien.
Bruͤssel, 8. Mai. Die Union erwiedert auf den (ge— stern mitgetheilten) Artikel des Moniteur: „Wir wuͤrden nicht mehr auf die Frage wegen der dem Herrn de Theux er— theilten Vollmachten zurückgekommen seyn, wenn der Moniteur uns nicht dazu aufforderte. Warum hat man dem Herrn de Theux nicht fogleich nach dem Mißlingen seiner ersten Schritte unumschränkte Vollmachten ertheilt? Warum verging sein Auf— enthalt in Bruͤssel unter Schwankungen, waͤhrend die Verthei— diger des Ministeriums die Meinung zu verbreiten suchten, daß er von Anfang an eine unumschraͤnkte Vollmacht gehabt habe? War es nicht natuͤrlich, daß er, nachdem er Bruͤssel zum zwei— tenmale verlassen hatte, sich weigerte, den neuen Auftrag an— zunehmen? Er hatte Gelegenheit gehabt sich zu uͤberzeugen, daß man nur mit Widerwillen seine Zuflucht zu ihm nahm. Der Moniteur sagt, daß es ungerecht seyn wuͤrde, den jetzigen Ministern das Fehlschlagen der zweiten dem Herrn de Theüx anvertrauten Mission zuzuschreiben. Dlese Mission ist aber gar nicht angenommen worben; warum hat man sie nicht einem anderen Mitgliede der Kammer angeboten, das viel— leicht nicht dieselben Ablehnungs- Gründe gehabt haben wuͤrde, wie Herr de Theur?“ — Ein anderes hie siges Blatt meint auch, die Regierung scheine bei ihrer Vertheidigung in dieser Angelegenheit von dem Gesichtspunkte auszugehen, daß in ganz
Belgien keinem anderen Manne als Hertn de Theux die Bil-
dung eines neuen Kabinettes anvertraut werden dürfe. Da dle Aufloͤsung der Repräͤsentanten Kammer fortwährend Gegenstand der Angriffe von Seiten der Oppositions Journale ist, und von ihnen als eine Beleidigung gegen die gesetzgebende Gewalt geschildert wird, so läßt sich der heutige Monitenr neuerdings auf eine ausfuhrliche Rechtfertigung jener Maßregel ein, und aͤußert sich unter Anderem folgendergestalt: „Als das Ministerlum unter schwierigen Umstaͤnden die beitung der oͤffent⸗ lichen Angelegenheiten übernahm, hatte es gehofft, in der Mit wirkung der beiden gesetzgebenden Kammern die Mittel ö finden, seine Aufgabe den Mnteressen des Landes gemäß zu erfüllen. Bei Eröffnung der Session erhielt sein Spstem der auswärtigen Po— litik in der That die Sanction des Senates; aber in der Re— präsentanten⸗Kammer wurde ihm nur eine sehr zweifelhafte Zustimmung. Die Minister, welche geglaubt hatten, sich vor einer Opposition zuruͤckztehen zu muͤssen, die weniger ohnmaͤchtig war, ste zu stuͤrzen, als ihnen Nachfolger zu geben, wurden genöthigt, die Verwaltung wieder zu ubernehmen. Sie schmeichelten sich, daß die Thatsachen, welche seit ihrem Ruͤck— tritte dazu beigetragen hatten, die Politik der Regierung zu rechtfertigen, endlich das Mißtrauen besiegen würden. Sie taͤuschten sich: die Sitzung vom 3. Aprit zeigte ihnen deutlich ihren Irrthum. — Seit jenem Tage war die Eintracht zwischen der Verwaltung und der Kammer augenscheinlich gestoͤrt. Um dieselbe wiederherzustellen, boten sich . Wege dar: die Auf⸗— ösung der Kammer oder die des Kabinettes. Die Minister konnten nicht wollen, daß ihre politische Exlstenz der Mitwir⸗ kung der Kammer als Hinderniß in den Weg trete; ihre Wahl war nicht zweifelhaft, sie schlugen dugenblicklich die Zusammen⸗ setzung eines neuen Kabinettes vor. Aber die zu diesem Zweck von der Krone gemachten äußersten Anstrengungen, deren Aufrich⸗ tigkeit nur von Boͤswilligen bestritten werden kann, fuͤhrten zu keinem Resultate. Als die Minister sich entschlossen, ihre muͤhseligen Functionen fortzusetzen, gaben sie eben so wohl dem Wunsche des Thrones, als der Gewalt der Umstaͤnde und der Stimme des Patriotismus nach; aber Jedermann sah ein, daß die Aufloͤsung der Kammer nunmehr eine Nothwendigkeit wurde. — Den Bestimmungen des 53sten und 5ästen Arttkels des Wahl⸗BSesetzes gemäß, mußte die Haͤlfte der Repraͤsentanten⸗ Kammer in diesem Jahre am zweiten Dienstag des Monats November ausscheiden. Der 18te Artikel desselben Gesetzes setzt die Ersatz⸗Wahlen fuͤr den ausscheidenden Theil der Kammer auf den Monat Juni fest. Aus der Zusammenstellung dieser Bestimmungen geht hervor, daß die nicht wieder erwaͤhlten Mitglieder hichtsdestoweniger fortgefahren haben würden, ein Mandat auszuüben, welches sie verloren gehabt haͤtten. inter gewöhnlichen Umstaͤnden existirt dieser Widerspruch nicht; die Sesston kann vor dem Monat Juni geschlossen wer— den, und die Wahlen finden dann in dem Zwischenraum von einer Session zur anderen statt. Die theilweise Erneuerung der Kammer hätte also das Nachtheilige gehabt, daß die Loͤsung wichtiger Fragen von dem Votum von Deputirten hätte abhaͤn— gen koͤnnen, welche aufgehört hätten, der Ausdruck der Gesinnun“ gen ihrer Kommittenten zu seyn; und das sind nicht blos, wie ein Journal gesagt hat, hypotherische Voraussetzungen; es wäre ohne Beispiel, daß alle ausscheidende Deputirte wiedergewählt würden. — Was die Wähler also einige Tage später fur die Hälfte ihrer Repraͤsentanten gethan haben wuͤrden, das thun sie jetzt einige Tage früher fur sammtliche. Ist da nun wohl ein Grund zur Klage vorhanden? — Es giebt einen Punkt, in dem die der Belgischen Nationalität zugethanen Personen uͤber— einstimmen — die Nothwendigkeit nämlich, die Entwickelung unserer auswärtigen Angelegenheiten zu beeilen, und der Lage Belgiens das zu nehmen, was sie in dieser Beziehung noch Pro—⸗ visorisches hat. Wenn man aber uͤber den Zweck einerlei Mei— nung ist, so ist man es keinesweges uber die Mittel. Hier be— ginnt eine ernste, gaͤnzliche Meinungs-Verschiedenheit, welche jetzt die eigentliche Frage fuͤr das Land ist. Die Einen, so sehr sie wänschen die Sache zu beendigen und entschlossen, keins der erworbehen Rechte aufzugeben, wollen doch nichts durch eine rechtmäßige, aber gefährliche Ungeduld verderben. Die Anderen, nur ihrer Ungeduld Gehoöͤr schenkend, ziehen es vor, um den Preis von Gefahren, uͤber deren fang sie sich wahr— ic taͤuschen, die Entwickelung zu übereilen. — An⸗ genommen, daß den Einen wie den Anderen an der Aus— fuͤhrung des Traktates vom 15. November gelegen ist, so ollen jene dieselbe durch die Mitwirkung unserer Verbündeten erlangen; sie setzen Vertrauen in diese Mitwirtung, seit sie der— selben die Raͤumung der Citadelle von Antwerpen und das Em— bargo auf die Hollaͤndischen Schiffe zu danken haben; sie wollen
nur dann erst an den Krieg denken, wenn nicht mehr auf jene
Mitwirkung zu zählen ist. , im Gegenthetl, wol⸗
len, daß man aligenblicklich zu energischen Mitte, das heißt doch wohl zum Kriege, seine ö soll; denn die Energie, wenn sie nicht der Krieg ist, gleicht in dem vorliegen— den Falle sehr stark einem Unsinn oder einer nutzlosen Prah—⸗ lerei. Sie wollen, daß than e hn ge, ergehen lassen Und bestimmte Termine festsetzen 4 =
Es gleßt Einige, die sogar verlangen, daß, wenn sene Termine abgelaufen wären, der Traktat vom 15. Nop als nicht mehr bindend be— trachtet, und also das einzige Band, welches uns an Europa knüpft, gewallsam zerrissen werden solle. — Man wurde Unrecht thun, die politischen Parteien, wie man es zu oft gethan hat, in Liberale und Katholiken zu theilen. Gegenwärtig glauben
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wir, muͤssen die Wähler nur zwei große Abtheilungen vor sich sehen, vor denen alle uͤbrigen Nuancen verschwinden: die gemaͤ⸗ ßigte Partei und die sogenannte energische Partei, welche man auch die exaltirte Partei nennen konnte. — Wir sind keineswe— ges der Meinung, daß es der gemäßigten Partei an Energie und Muth fehle. Es kann zuweilen noch Muth heißen, wenn man sein Leben leichtsinnig auf's Spiel setzt, aber es ist Verblendung, Thorheit und oft Verbrechen, wenn man die Existenz seines Lan— des aufs Spiel setzt. — Unsers Erachtens muͤßten die, der Belgi—⸗ schen Nationalitaͤt zugethanen Waͤhler ihren Kandidaten nur die Fragen stellen, ob sie zur gemaͤßigten oder zur exaltirten Partei gehoren.“
Freie Stadt Krakau.
Krakau, J. Mai. Die hiesige Zeitung meldet: „Ge⸗ stern ertheilte der dirigirende Senat dem Legations-Rath Herrn von Hartmann, als dem von Seiten Sr. Majestaäͤt des Königs von Preußen bei der hiesigen Regierung neu akkreditirten Re— sidenten, Aubienz. Indem Herr von Hartmann sein Beglaubi— gungs-Schreiben überreichte, wiederholte er muͤndlich die darin enthaltenen Versicherungen von den wohlwollenden Gesinnungen seines Monarchen gegen unser Land, welches niemals aufhören wird, sich Seines Schutzes zu erfreuen. Der Senats-Praͤsident machte sich zum Dolmetscher der allgemeinen Gefuͤhle der Regie⸗ rung und Einwohnerschaft der Republik und erklärte dem Herrn von Hartmann, daß dieses Land die huldvollen Ruͤcksichten seines Erhabenen Mitbeschuͤtzers zu schaͤtzen wisse, da es so zahlreiche Bewetse davon empfange, unter die es auch die Berufung so trefflicher und einsichtsvoller Maͤnner zu Repraͤsentanten des Erlauchtesten Monarchen zahle. Die Entfernung des Ge— heimen Regierungs-Raths Herrn von Forckenbeck, der sich unge— achtet seines erst kurzen Verweilens in unserer Mitte die allge— meine Achtung erworben hat, wird den Krakauern dadurch weni— ger schmerzlich, daß ihm noch eine hoͤhere Wuͤrde verliehen ist, indem er auf dem fuͤr ihn hoͤchst ehrenvollen und fuͤr uns äͤußerst erfreulichen Posten eines bevollmächtigten Kommissars zur Reor— ganisirung der Republik ein noch weiteres Feld hat, um zu un— serem Wohl beizutragen und die Wuͤnsche seines Monarchen, der fuͤr das Gluͤck der ihm von der Vorsicht zur Leitung anvertrau— ten Voͤlker so besorgt ist, genugend zu erfuͤllen.“
Die hiesige Schloß⸗Kirche zeichnet sich jetzt durch vier präch— tige Denkmaͤler aus neuerer Zeit aus, von denen zwei noch nicht ganz vollendet sind. Das Denkmal Wladimir sorloste, von Thorwaldsen, gehört zu den ersten Meisterwerken dieses Kuͤnst— lers Es besteht in einem Pledestal mit Basreliefs, auf dem sich die lebensgroße Statue des Grafen Potozki erhebt. Von den drei Thorwaldsenschen Skulptur-Werken, die sich in Polen befinden, wird dieses fuͤr das schoͤnste gehalten. Das zweite jener Denkmaͤler ist Koschtschiuschko'os Grabmal von Fr. Lanei, ein Sarkophag im antiken Styl, einfach, kräftig und erhaben, aus einheimischem Stein verfertigt; es steht dicht neben dem Gewölbe, in welchem die irdischen Ueberreste Johann's III. ru— hen; der Sarkophag ist mit den schoͤnsten Basreliefs verziert; uber demselben erhebt sich eine Lampe, deren Flamme unsichtbar und verborgen ist und das ganze Grab mit einem magischen Helldunkel erfullt. Die Kapelle der Graͤfin Wonsowitsch, deren Bau noch nicht vollendet ist, ebenfalls von Fr. Lanci, ist ein Grab⸗Gewoͤlbe in Gothischem Styl. Außerdem ist eine Grab⸗ Kapelle fuüͤr den Grafen Arthur Potozki so eben begonnen worden.
Deutsichlan d.
Muͤnchen, 6. Mai. Die hiesige Zeitung berichtet: „Mehrere oͤffentliche Blaͤtter haben beretts eines ruhestoͤrenden Vorfalles zu Neustadt im Bayerischen Rhein-Kreise, der dabei stattgehabten thatlichen Mißhandlung des Buͤgermeisters und des hierauf erfolgten Einmarsches eines Königl. Bayerischen Ba— taillons Infanterie von der Garntson zu Landau in den eben genannten Ort Erwähnung gethan. Wir können diesen Nach— richten jetzt hinzufuͤgen, daß die Königl. Regierung des Rhein— Kreises sich bewogen gefunden hat, diese militairische Execution nach 3 Tagen wieder von Neustadt ab und in ihre Garnison zuruͤckgehen zu lassen, da nicht allein die oͤrtliche Polizei⸗Behsorde, fondern auch die gesammte Buͤrgerschaft von Neustadt in einer ehrfurchtsvollen Eingabe an die hoͤchste Kreis-Behoͤrde sich fuͤr Aufrechthaltung der öffentlichen Oednung und des Ansehens der gesetzlichsn Autoritäten in dieser Stadt verburgt, ihre Entruͤstung über den von einigen Idividuen im trunkenen Muthe began— genen Frevel einmuͤthig an den Tag gelegt und nachgewiesen hat, daß die angemessenen und genügenden Maßregeln, um ahnlichen Excessen fuͤr die Zukunft vorzubeugen, bereits getroffen wor— den seyen.“
Dem Nuͤrnberger Korrespondenten zufolge, wird der bisherige Präsident des Appellations-Gerichts von Landshut, Freiherr v. Hörmann, an die Stelle des Freiherrn v. Lerchen— feld, der das Ministerium der Finanzen uͤbernimmt, zum Koͤ— nigl. Bayerischen Bundestags⸗Gesandten ernannt werden.
Stuttgart, 8. Mai. Die hiesige Zeitung enthaͤlt folgende Erklaͤrung und Danksagung: ; .
„Obgleich die wichtigsten Gruͤnde mich bestimmen, die mir zu⸗ gedachte Ehre, der Abgeordnete der hiesigen Stadt bei der naͤchsten Staände⸗Versammlung zu seyn, unbedingt und ohne Ruͤcksicht dar⸗ auf, was die uͤber das aktive Wahl⸗Recht einiger Wahl⸗Maͤnner ein⸗ geleitete Untersuchung fuͤr einen Erfolg haben mag, abzulehnen, so sehe ich mich doch verpflichtet, denjenigen hochachtbaren Buͤrgern der hiesigen Stadt, welche, ohne zrgend ein Zuthun von meiner Seite, für meine Wahl sich interessirt, und dadurch mir einen so großen Beweis von Achtung und Vertrauen gegeben haben, meinen gefuͤhltesten Dank hiermit öffentlich abzustatten. Den 6. Mai 1833.
Der Ober⸗Tribunals-Praͤsident v. Bolley.“
Karlsruhe, 7. Mai. Zur Hohen Freude Sr. Koͤnigl. Hoheit des Großherzogs, der Großherzoglichen Familie und des gesammten Landes ist, diesen Mittag um 1 Uhr, Ihre Hoheit die Frau Markgräfin Wilhelm von einer gesunden Prinzessin gluͤcklich entbunden worden. Die Hohe Woͤchnerin und die neu— geborne Prinzessin erfreuen sich des erwuͤnschtesten Wohlseyns, und Alles berechtigt zu den schonsten Hoffnungen fuͤr ein geseg— netes Gedeihen.
Hannover, 9. Mai. Wie man vernimmt, sind nunmehr die Erkentnisse gegen die zu Celle in Haft befindlichen Inqui— siten D. D. König und Freitag wirklich erfolgt. Beide sollen des Verbrechens des Aufruhrs schuldig befunden und, neben der Remotion von der Advokatur, zu einer zehnjährigen Zuchthaus— Strafe, so wie zu Erstattung der Untersuchungs-Kosten, verur—
theilt seyn.
Dresden, 8. Mai. In der Sitzung der ersten Kammer am 3ten d. M. wurde der auf der Tagesordnung befindliche Bericht der ersten Deputation über das Dekret vom 28. Januar 1833, den Entwurf eines Gesetzes uber den Handels-Gerichts— Prozeß betreffend, zur Berathung gezogen. Der Referent in dieser Angelegenheit, Buͤrgermeister Wehner, trug von der
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Rednerbuͤhne aus das Dekret, den Gesetz- Entwurf und die da gehörigen Motiven vor, und da Niemand im Allgemeinen etm über das Gesetz zu erinnern hatte, ging man sosort zur Ben thung uͤber bie einzelnen Paragraphen uͤber. bei der durch Namens-Aufruf bewirkten Abstimmung der gan Gesetz⸗ Entwurf einstimmig angenommen. — Auf der Tagegg nung stand ferner der Bericht der vierten Deputation über m.
rere eingegangene Gesuche um Unterstuͤtzung zum Aus wn
dern nach Nord- Amerika. Der Schluß- Antrag bin vom Buͤrgermeister Ritterstädt verlesenen Berichts 9 dahin, den Gegenstand der dritten Deputation zuzuweisen, mit dieselbe ihn in nahere Erwägung ziehe und sich gutachf daruͤber ausspreche, ob und in welcher Weise deshalb ein sj discher Antrag an die Regierung zu bringen sey. Dr. De trich fand dlesen Antrag um so angemessener, als der Genn stand mit mehreren anderen der dritten Deputation bereits sh wiesenen in der engsten Verbindung stehe. Der Abgeorbn v. Ziegler sprach den Wunsch aus, daß dabei gehörig erwog werden moͤge, ob es nicht zweckmäßiger sey, dasjenige, waz
Auswanderungslustigen beabsichtigten, im Lande durch Par
lirung und Urbarmachung unkulttvirter Flachen zu erreichen, h durch mit weit geringeren Mitteln dasselbe zu gewinnen sz duͤrfte. Dem abgegebenen Gutachten der Deputation trat bah die Kammer einstimmig bei.
Dresden, 9. Mat. In der Sitzung der zweiten Kn mer am ten d. M. uͤbersandte das hohe Gesamint⸗-Meinistenm ein Allerhoͤchstes Dekret, d. d. 1. Mai, nebst einer Beilage, treffend ein allgemeines Straf-Gesetz wegen der Vergehun gegen Gesetze und Verordnungen uͤber indirekte Staats Abgah und eröffnete dabei, daß der Finanz-⸗Rath Wehner der het fenden Deputation die deshalb noͤthigen Erläuterungen gehn werde. Die Kammer beschloß, diesen Gegenstand der ersten d putation zu uͤberweisen. — Auf der heutigen Tagesordnung san die Berathung uͤber den Gesetz-Entwurf, die Ehen unter Po nen evangelischen und katholischen Glaubensbekenntnisses unh religioͤse Erziehung der Kinder, betreffend. Die Abgennhneten Axt, Haase und Sachße hatten sich als Sprecher über zn Gesetz⸗Entwurf im Allgemeinen einschreiben lassen. Der Eisp verbreitete sich zuvörderst uͤber den im Gesetz-Entwurfe geln gemachten Grundsatz, daß namlich die reltgiöse Erziehung h Kinder aus gemischten Ehen sich in der Regel nach der y fession des Vaters richten und von dieser abhängen solle. Vg träge der Eltern seyen zwar nachgelassen, jedoch nicht geforn sondern in den freien Willen derselben gestellt. Diesen Gum satz, alle Kinder in der Regel in der Confession des Van . erziehen, bezeichnete der Redner nicht nur als
eschränkung, sondern zugleich als eine Verletzung eines theuersten und heiligsten Rechte des Menschen, seiner Getz sens-Freiheit, denn die religioͤse Erziehung eines Kin muͤsse doch in jedem Falle als eine Gewissenssache der Elten der Mutter eben so gut als des Vaters, angesehen wenn, Wenn nun aber doch, wie dies in einer gemischten Ehe n anders seyn koͤnne, der eine Theil der Eltern sein natürs Recht, die religiöse Erziehung des Kindes zu bestimmen, g geben muͤsse, weil dasselbe nicht in zwei verschiedenen Konfes nen erzogen werden koͤnne, so bleibe, wenn Härte und Unbtl keit vermieden werden solle, nichts Anderes übrig, als der A weg des freien Vertrages zwischen den Eltern. Ing Grundsatz scheine ihm aber auch serner deshalb sehr bedenkt weil er dem der Roͤmisch-katholischen Kirche eigenthumlig Streben nach Vermehrung und Ausbreitung ihrer Glaub genossen geradezu in die Hande arbeite. Denn wie st wuͤrde es nicht, wenn einmal dieser Grundsatz gesetzlich ses stellt wäre, in Zukunft seyn, wandernde Handwerks⸗Gen len von katholischer Konfession im Vaterlande zurück zu ten, ja wohl gar solche herbeizuziehen, ihnen die Erh gung des Heimathsrechtes zu erleichtern, und so in Kun eine bedeutende Anzahl von Familien zu begränden, deren g der sämmtlich, wenn auch von protestantischen Müttern gebot doch dem Schoße der Roͤmisch-katholischen Kirche zugest wurden. Daß aber die Bemuhungen der katholischen Pr ganda nicht ohne Frucht blieben, duͤrfte sich wohl aus dem e lich raschen Zunehmen der katholischen Bevölkerung Sach seit ungefähr 100 Jahren, so wie aus dem Umstande deutlich weisen, daß in den letztverflossenen Jahren an 5 Orten E sens, wo sonst dergleichen nicht existirten, wie zu Zwickau, C nitz, Freiberg, Pirna und Meißen, katholtsche Parochial-Küt entstanden seyen. Der Viee⸗Präsident Dr. Haase äußerte darauf ganz in demselben Sinne, wie der vorige Redner, auf der Abgeordnete Sachße sich uͤber den vorliegenden Ga stand vernehmen ließ. Er bezeichnete es als bedenklich, Trauung, wie im Gesetz⸗Entwurfe geschehe, dem Geistlichen Parochie des Bräutigams gegen dle allgemeine Regel zu lassen, und die Erziehung der Kinder nach der Konfession des ters zu bestimmen, erstens weil nach der Erfahrung weit mehr kat sche Männer protestantische Frauenzimmer heiraihen, diese aber gendͤthigt seyen, sich mit dem Bräutigam an dessen katholischen o rer zu wenden, was Letzterer nicht unbenutzt lassen wuͤrde, Erziehn Vertrage zum Vortheil seiner Kirche einzuleiten. Und miü die Kinder in der Konfession des Vaters erzogen werden, wuͤrde die Zahl der katholischen Bekenner auf Kosten der y stantischen Kirche aus demselben obgedachten Grunde sechr wachsen. Die Erlaubniß, Vertrage uͤber die Erziehung der der aus gemischten Ehen in der einen oder der andern Kw sion abzuschließen, konnte hingegen der protestantischen noch nachtheiliger seyn, indem die katholischen Priester den B stuhl benutzen wurden, um die Eingehung eines Vertrags Vortheil ihrer Kirche herbeizuführen. Auf diese Motive n reichte der Redner schließlich mehrere von ihm verfaßte Am ments zu den einzelnen Paragraphen des fraglichen Gesetz⸗ wurfs. Der Abgeordnete von Mayer erklärte, die Gh nicht theilen zu koͤnnen, welche die vorigen Redner ausgg chen haͤtten. Der Sprecher suchte darauf zu beweisen, daß Staat aus moralisch-religiͤsen Gruͤnden die fraglichen Veth gegen das Gesetz verbieten duͤrfe, und diese überwiegenden rallschen Gruͤnde seyen in den Motiven zum Gesetz-⸗Enth ausfuhrlich angegeben. Dieselben Motive aber, welcht Gesetz hervorgerufen haͤtten, spraͤchen gegen jede Erlaubt Verträgen gegen das Gesetz. Er erkläre sich daher fur Gesetz⸗ Entwurf, insoweit die Religion des Vaters bei gem! Ehen die Entscheidungs⸗Norm fuͤr die Erziehung sammj Kinder abgebe; gegen den Gesetz⸗Entwurf aber, insowest
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diese gesetzliche sichere Entscheidungs-Norm abaͤndernde Ven hi
fuͤr zulaͤssig erklaͤrt würden. Es betrat darauf der Abgenh Eisenstuck als Referent in dieser Angelegenheit die din bühne, und äußerte: Vier Nedner haͤtten gegen den Gesc. wurf und das Deputattons-Gutachten gesprochẽn. Er offen gestehen, daß die drei Ersteren durch ihre Reden hl so fester uͤberzeugt hatten, daß das Gesetz nothwendig seh... Gründe seyen aber politischer Art, nie duͤrfe jedoch die 6
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hronfolge in
die Politik vorwalten lassen. Es scheine ihm, daß die 7 Redner die Sache zu sehr ins Schwarze 3 urch den Gesichtspunkt verrückt hatten. Wenn einer der
Sobann wun *. angefuͤhrt habe, daß in Sachsen 10090 Katholiken leb—
so foͤnne doch fuͤr die Protestanten unmoglich die große Ge—
: vorhanden seyn, wie man sie beschrieben habe. Der letzte Red⸗
h zwar mit dem Grundsatze einverstanden gewesen, daß Konfession des Vaters bei der Erziehung der Kinder zu ent— eiden habe, allein er habe auch ausgesprochen, daß Ver— ge hagegen nicht guͤltig seyn sollten. Es sey jedoch bedenklich, unte über die hetligsten Interessen zu verbieten; das Prin— de Rechtsfreiheit muüͤsse immer feststehen. — Nachdem hier⸗ ohe kurze Besprechung daruͤber stattgefunden, ob uͤber das nn oder uͤber die einzelnen §§5. des Gesetz⸗ Entwurfs, dessen hang und §. 1 der Referent verlas, abgestimmt werden solle, te zuvoͤrderst der Abgeordnete Roux darauf aufmerksam, wichtig es sey, sich das hier vorliegende Prinzip vor Augen ellen, und er nicht wisse, ob alle Deputirte so gesinnt waͤ— „um eine klare Ueberzeugung von diesem Prinzip zu haben. Falle waͤren nicht erschienen, um die Sonderinteressen eines des andern Glaubens zu vertreten; sie waren Volks-Vertre— und. die Katholiken haͤtten gleichen Anspruch auf ihren huz. Er trage daher auf Vertagung der Debatte an. Auf Erinnerung des Hr. Haase, daß ein mit dem vorliegenden enstande in Verbindung stehendes Schreiben der katholischen stlichkeit eingegangen sey, welches man nicht wohl unbeachtet in könne, verliest auf Antrag des Dr. Haase und des Ab— hrdneten Ziesche der Abgeordnete Eisenstuck den hierher ge— lgen Theil dieses Schreibens, worauf die fernere Berathung fr den fraglichen Gesetz-Entwurf bis zur naͤchsten Sitzung
Fgesetzt wird. ui Sch wenz.
Bern, 6. Mai. Der Regierungs—⸗-Rath ließ juͤngsthin ein ttzeichniß aller in der Stadt wohnenden Personen, weiche bei laß des September-Laͤrmens vom vorigen Jahre in Untersu— ung gezogen worden waren, ausfertigen, lithographiren und saͤmmt— hen Behörden und Beamten agustheilen. Zugleich erging der sihl an den Regierungs⸗Statthalter, diese Leute, ungefahr 200) det Zahl, von denen noch kein Einziger richterlich beurtheilt ist, 6 der Stadt zu entfernen. Seit 3 Wochen wird die Expul—
successiv betrieben. In Abtheilungen von 10 bis 20 wer—
sie vor den Regierungs-Polizei-Direktor Waat beschleden, b ihnen der Befehl eroͤffnet, auf unbestimmte Zeit Stadt, oder, nn sie kantonsfremd sind, das Land zu raͤumen. Auf dlese Weise ha⸗ schon uͤber 50 Handwerker Familie und Erwerb zuruͤcklassen ssen; die Familien fallen groͤßtentheils der milden und huͤlf— hen Hand der Stadt anheim. — Die im Kanton sich auf— stenden Polen konnten auf vieles Zureden bewogen werden,
unmittelbar mit dem Franzoͤsischen Botschafter in Verhin— ng zu setzen, aber die Unterhandlung soll an ihren ungereim— Forderungen gescheitert seyn. Es heißt, sie haben verlangt,
Frankreich sie erst wieder zuruͤckrufe, worauf sie dann ihre dingungen eingeben wuͤrden. Inzwischen sollen in der Stadt tn Zusammenkuͤnfte zwischen einzelnen Polnischen Offizieren, alen Mitgliedern der Reglerung und Neuenburgischen Auf— hrern stattfinden.
Die im Kanton Solothurn sich aufhaltenden Polen, un— ahr 30 an der Zahl, haben am 1. Mai denselben verlassen d sich nach Wangen im Kanton Bern begeben; hier wurden hurückfewiesen. In olothurn wieder angelangt, theilten sie Sagts-Rathe den erhaltenen Befehl mit, welcher nach drei—⸗ shöger Berathung beschloß, daß es bei dem früheren Beschluß, h Polen aus dem Kanton weist, sein Verbleiben haben ft, und daß er ihnen keine Huͤlfsgelder bewilligen tonne. — r Staats-Rath von Freiburg, an den sich die in Seignelegier mdichen Polen um Gewaͤhrung eines Zufluchts-Orts und eini—
eldhuͤlfe gewendet haben, soll ihnen als Antwort 400 saken zugesendet haben. — Die Regierung von Uri hat in wiederung des die Polen betreffenden Keeisschreibens dem Vor— erklärt, daß diese Angelegenheit ihrer Bedeutung und Folgen Ben nicht bloß dine Kantonal-Angelegenheit seyn ksnne, und demnach vom Vorort verlangt, daß er den Stand Bern durch tznete Schritte dahin vermoͤge, die Ruͤckkehr der Polen nach ankreich zu bewirken.
St. Gallen, 3. Mai. Es verbreitet sich das Geruͤcht, daß kostrennungen im Kanton Schwyz und Basel und die Zer— kelung der Kantons- Stimmen leicht zur Folge haben koͤnnte, F auch der Kanton St. Gallen sich in 5 Lanödestheile auflöͤse: arganz, Toggenburg, Rheinthal, Fürstenland und St. Gallen, ( dadurch die Regierung, wie in Appenzell, wohlfeiler wuͤrde. Die Tagsatzung in Zuͤrich konnte in ihrer Sitzung vom 2. kai wieder zu keinem Beschluß gelangen, weder uͤber die Polen, 7 die Garantie der Verfassung der sogenannten Basel—
aft.
Spanien.
Madrid, 25. April. Durch eine von dem Minister des nern unterzeichnetes Dekret vom 23sten d. M. ist die Gene⸗ Post⸗Direetion ermaͤchtigt worden, zur Vollendung der im zu begriffenen großen Straße von hier nach Valencia eine lei von drei Millionen Realen zu machen.
Der Kriegs- Minister hat gestern ein neues Rundschreiben die General⸗Capitaine gerichtet, worin er wiederholt einschaͤrft, Parteien mit größter Wach samkeit zu bevbachten und die hzl. Freiwilligen, wenn deren Ergebenheit gegen den Köoͤnig t vollkommen sicher ist, zu entwaffnen. In mehreren Doͤr— m der Gebirge Arragoniens haben sich Karlistische under gt.
9. heutige Hof⸗-Zeitung enthalt einen langen ralsonniren⸗
rtikel, iworin sie einige Bemerkungen der Gazette de 1 über die jetzige Ordnung der Dinge in Spanien zu n sucht; am Schlusse dieses Artikels heißt es: „Die
6 de Frange sagt, unsere Regierung sey noch in eini— aer hungen, befangen. Wir erwiedern, daß die Plane der ö . Regierung folgende sind: 1) das Prinzip der Koͤ— gl. , und des nnn, Gesetzes der direkten einer ganzen Kraft aufrecht zu halten. 2) In raus wärtigen Beziehungen ihre eigene 9. keine 69) i he gerathene Politik zu befolgen, die in Uebereinstimmung 1 Einverständniß und den gegenseitigen Interessen der * — ö und sich auf die genaue Erfuͤllung aller in Kraft . ertraͤge gründen wird. 3) Die Eintracht aller Spa— denen. ufuͤhren. 4) Die Ueberbleibsel unserer unheilvollen g 2 beseitigen und die Wissenschaften, Kuͤnste und Gewerbe n zu ö. Reformen zu begunstigen. 5) Endlich allen Anspruͤ⸗ * *. ö . welche erforderlich sind, um den Namen einer 1iglen n ri hmlichen Regierung zu verdienen. Wenn bei ei— ö uf Ich. ar diese n Taͤuschungen
; l ngs sagen, daß die Regie ; lajestaͤt sie mit Dewh if, gh n, J. .
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In der Nacht vom 16ten auf den 17ten 8. M. sind in der Provinz Murcia, die im Jahre 1829 von einem furchtharen Erdbeben heimgesucht wurde, und namentlich in den Städten Karthageng und Hrihuela und den Dörfern Almoradi und Tor— y n, . den , n gefühlt worden. Auf
nig en der gegenuͤberltegenden Afrikanis .
166 ,, i . ö ettan chen Kiste in
ariser tter melden aus Madrid vom 25. ril: Der Infant Don Carlos soll erklart haben, er , ö. digungs-Cid gegen die erstgeborne Tochter des Königs micht leisten. Vor der Hand wird nur der Infant Don Sebastian mit seiner Gemahlin aus Lissabon hierher zuruͤckkehren. Der Hof hat seine Reise nach Aranjuez aufgeschoben; man sagt, J. Naj. die Koͤnigin befinde sich abermals in gesegneten Umständen. Die Generale Larruel und Plasencta, der Oberst Lasanna und der Oberst-Lieutenannt Nunes Arenas haben vorgestern den Befehl erhalten, Madrid zu verlassen; zu den Reif: Anstalten wurden ihnen nur 24 Stuͤnden gestattet?“
Grtechenlan d.
ö Die Allgem eine Zeitung berichtet aus Triest vom 30. April. „Die Schuld der langsamen Fahrt des hier ange⸗ kommenen Grtechischen Dampfschiff3s „Hermes“ (Merkur) soll besonders an dem Umstande liegen, daß die Maschine, von 40 Pferdekraft, zu schwach fuͤr die Größe des Schiffs ist. Es hatte 2ß Mann Equipage und 4 Reisende an Bord; der Capi⸗ ain heißt Karl Blum. Bei seiner Abfahrt herrschte in ganz Vriechen land die vollk'emmenste Ruhe. Es waren Organisations⸗ Dekrete fuͤr die Land⸗Truppen und bie Seemacht erschienen, und man erwartete eines uber die Eintheilung des Landes. Der be— ruͤchtigte Theodor Griva, der zur Zeit der Anarchie mit bewaff— neter Hand in Missolunghi eindrang und dort die aͤrgsten Graͤuel verübte, war zu Nauplia verhaftet worden, es ist ihm aber mit Hufe seines Bruders gelungen zu entfliehen. Wasso Balgaro, ahnlicher Verbrechen schuldig, haͤlt sich in Maina ver— borgen. Petrobet Mauromichali ist zwar in Nauplia, aber un⸗ ier Polizei⸗Aufsicht. Auch Admiral Miaults befindet sich in Nauplia, aber in Ruhestand versetzt. Koͤnig Otto hat die bei— den hoͤchsten Staats⸗-Aemter seines Reichs, die eines Genera— lissimus der Land-Armee und eines Qber-Admirals der Flotte, selbst uͤbernommen. Es werden zwei Truppen-Corps, ein regu— laires und ein irregulaires (Jaͤger) organißsirt; letz teres behaͤlt die Griechische Kleidung. Man sast, Zavellas und Kolokotroni der jun geg wurden sich unter den zu ernennenden Anfuhrern befinden. Zugleich hat die Regierung besohlen, die Werbung fuͤr alle Waffen. Gattungen ihrer regulgiten Truppen in Bayern fort— zusetzen. Konig Otto, der die groͤßte Popularität genießt, reitet taglich in der Umgegend von Nauplia fpazieren.““““*
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. Berlin, 13. Mat. Da das Auswandern aus verschiedenen Ge⸗ genden Deutschlands nach Amerika seit einiger Zeit aufs Neue be— ginnt, so hat die K. Regterung zu Koblen; sich hierdurch hewo⸗ gen gefunden, unterm 2ten d. M. eine Bekanntmachung zu er⸗ lassen, worin die Kreis- und Orts-Behöcden nicht bloß auf die beskehenden Verordnungen, in Bezug auf die Bewilligung von Pässen Reisegeldern ü. s. w., sondern zugleich auf das Gesetz voin 30. Januar 1820, wonach denen, welche Preußische Unter⸗ thanen zur Auswanderung zu verleiten suchen, eine Gefaängniß⸗ Strafe von 1 Monat bis 2 Jahren droht, mit der Aufforde— rung auftnerksam gemacht werden, in Fällen, wo Auslaͤnder sich
solcher Anreizungen und Verführungen schulbig machen sollten,
. sofort zu verhaften und der richterlichen Behörde zu uͤber⸗
— In der Land ⸗ Armen⸗Anstalt zu Neu-Stettin sind im Laufe des vorigen Jahres 163 Personen eingeliefert und da— gegen 173 aus derselben entlassen worden, so daß, da am 391. Deiember 1831 91 Individuen in der Anstalt verblieben, sich am. 1. Januar d. J. noch 85 in derselben befanden. Die Un— terhaltungs⸗Kosten beliefen sich im Ganzen auf 7513 Rthlr.
— Im verflossenen Jahre sind von Hamburg in Magde— burg 654 Fahrzeuge angekommen, die C680, 157 Centner Kauf⸗ mannsguͤter gelaben hatten. Abgefertigt wurden nach Hamburg 101 und nach Sachsen 42 Fahrzeuge; außerdem sind aher noch eine bedeutende Anzahl von Eibkähnen mit Kaufmannsguͤtern blaß durchgegangen, deren Ladungen dem Betrage nach“ nicht näher angegeben werden koͤnnen. Am Packhofe zu Magdeburg Ringen ein 44,60 Centner Waaren zu Lande und 725,05 Gentner dergleichen zu Wasseß. Versendet wurden von' da 36,559 Ceniner zu Lande und 146,343 Centner zu Wasser. Die Haupt-Artikel der beim Packhof in Magdeburg im Jahre 1832 eingegangenen Waaren sind 116,144 Eentuer Zuꝑcker, 7, 65 Intr. Kaffee, S9, 654 Entr. Twist, 63,586 Entr. Baumwolle, 131825 Cntr. Syrup, 11,338 Ente. Reis, 9715 Cntr. Kandis, y. Entr. Wein, 20,4010 Entr. Rosinen, 19,332 Cntr. Korin⸗ Ih uber 3 Pfeffer, 1678 Ente. Piement, 19,190 Cntr. Ei ich, 11,593 Entr. Farbeholz und 5ßll Entr. Haute und Jelle. kö Assekuranz⸗Gesellschaft in Magdeburg hat im Jahre 1832 nur 2090 Rihlr. an Schaden zu vergüten gehabt.
MöIn Burg (Neg. Vez. Magdeburg) sind im vorigen Jahre auf 235 Stuͤhlen 19, H, 0 Stuͤck oder 572, Ellen Tuch, die einen Werth von etwa 763,000 Rthlr. haben, fabricirt worden. In. * albe a. d. S. wird weniger Tuch, als Fries, Flanell und Toiting gefertigt. Letzterer und die wollenen Decken, die daselbst sabrieirt werden. sind von vorzüglicher Gute, und der Ab satz , gh In Salzwedel belaͤuft sich das jährliche Fa— Fteattens / Guan iim auf beinahe 15, 000 Stuck Tuch. In Quedlinburg waren in vorigen Jahre S9 und in A schers⸗ leben 193 Stuͤhle im Gange. Die chemische Fabrik in Schönebeck erweitert ihre Unternehmungen fortdauernd und macht bedeutende Geschäfte in Schwefel, Salz, Salpeter saͤure und Glaubersalz, welches Behufs der GlasFabricatlon in gro— ßen Quantitäten nach Böhmen versendet wirv. Die Consum⸗ tion des raffinirten Brenn- Oels vermehrt sich und die Zahl der Oel⸗Muͤhlen waͤchst jaͤhrlich. Die bedentendsten Oel⸗Raffinerieen sind in Tangermünde, Altenplatow, Althaldensleben, in ber Su, den burg, in Kalbe a. d. S. und in Quedlinburg. Die Schroot⸗ Fabriken in Altenplatow und Tangermünde haben fortwährend bedeutenden Absatz. Die Fabrik von Zuͤndhütchen in Schöne— heck hat sich erweitert und die Metall? Fabriken in Thale und Ilsenburg machen Fortschritte.
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Ein Preußisches Musikfest in den Mauern der alten ehrwürdi⸗ gen Marienburg ist gewiß ein herrlicher Gedanke, und er soll ver⸗ wirklicht werden! Am 2. Juni d. J. wird ein solches Fest in dem= selben herrlichen Remter gefeiert werden, in welchein vor Jahrhun⸗ derten die Ritter und Gehbtetiger des Ordens, wenn sie Hon ihren Kriegs-Reisen heimgekommen und die Stunden des Gottesdienstes be— endigt waren, sich der Erholung, der Freude und dem Spiele hin⸗
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gaben. Wie aber die Gegenwart in ihren Erscheinungen und Er— eignissen dem Freunde des geschichtlichen Alterthums nie vorüher⸗ geht, ohne ihm die klangvollsten Saiten aus dem Lebensspiele der Vergangenheit, auch selhst laͤngst entschwundener Jahrhunderte in Tönen der Erinnerung wieder näher zu bringen, so hat ein Freund des einst so großartigen geschichtlichen Lebens im Mitterstagte Preußen in dem Mai- Hefte der Preußischen Propinzial-⸗Blaͤtter einige Worte über die Marienburg niedergelegt, die es wohl werth sind, ihrem wesent⸗ lichen Inhalte nach weiter gelesen zu werden, als has Bereich der Verbreitung dieser Blatter geht, zumal da sie mit dem bevorstehen⸗ den Musikfeste in verwandter Beziehung strhen. „Der Gedanke“, so beginnen diese Worte, „welcher die Marienburg aus dem Staube schmachvoller Entweihung wieder emporrichtete, war unfehlbar tie⸗ fer und ernster, als etwa der bloße Wunsch eines Kunstfreundes, der in ausgezeichnetes Denkmal Dentscher Baukunst nicht untergehen lassen wollte“ Allerdings ist die Marienburg ein Denkmal der Baukunst, welches auch bloß als ein folches, in solchem erhabenen Geiste und in einer so großartigen Idee aufgefaßt und ausgeführt, in jeder Beziehung wuͤrdig gewesen wäre, dem ihm drohenden Un⸗ tergange entrissen zu werden, denn selhst als Kunstwerk steht sie in threr eigenthümlichen Art einzig und unerreicht da. Aber die hochehrwürdigen. Mauern bedeuten mehr und schließen mehr in sich, als waz ihre hohe Kunstwuͤrde in sich faßt. Man darf einen großen Theil der Welt durchwandern, ohne einem Denkmale zu begegnen, an und in welchem die Geschichte und die Kunst sich so innig durchdrungen und umschlungen, gleichsam wie vermaͤhlt haben. „Oer Sonnenglanz einer großen gehaltvollen Vorzeit“, sagt unser Verf., „umstrahlt zauberisch die alten Mauern der Hochmei⸗ ster⸗Burg; die Erinnerung an das tiefeingreifende Leben und Wirken einer ernsten, hedeutenden Vergangenheit spricht mahnend aus den großartigen Formen des ehrwürdigen Gebaͤudes. Die Umgestaltung eines heidnischen Landes in ein christliches, die Begruͤndung eines Deutschen Lebens am Ostsee-Strande, die Grundlage der Verfassung und Sitte des heutigen Preußenvolkes, Alles fuͤhrt die Erinnerung auf die Marienburg, wie auf Einen großen Brennpunkt, zuruck, Hier walteten die Fuͤrsten des Ordens, der mit seinem Schwerdte den Acker furchte, auf welchem christlich⸗Deutsches Leben empor— bluͤhen sollte, und mit seinem starken Kreuzes-Schilde die Stuͤrme ab— wehrte, die der jungen Pflanze Gefahr drohten; von hier ging der maͤchtige Wille aus, der mit reißenden Strömen kaͤmpfte und ihnen fruchtbre Fluren abgewann, der Staͤdte gruͤndete und Boͤr⸗ fer baute, und den edlen Geist Deutschen Buͤrgersinnes und freier Bildung wohlthaͤtig verbreitete. Hier waltete und herrschte eine Reihe von großen und vortrefflichen Fuͤrsten, deren Helme Lor⸗ beer und Oelzweig in gleicher Schoͤnheit umkraͤnzen; hier ruht Win⸗ rich von Kniprode von jeinem ruhmvollen Tagewerke aus; hier schlaͤft der edle, verkannte Plauen in dem stillen Grabgewolbe, das seine Heldenfaust vor Polnischer Entweihung schirmte. Und staͤnde die Marienburg, mit Kuͤnstler-⸗Angen betrachtet, auch nicht fo herelich und schoön da, als jetzt, unterschiede sie sich durch keine großartige Eigenthuͤmlichkeit, durch keine Bewunderung erregende Kuͤhnheit, von andern Bauwerken des Mittelalters, — schon als geschichtliches Denkmal haͤtte sie es verdient, wiederhergestellt und erhalten zu werden. Ja, auf ihre Wiederherstellung und Erhaltung zu dringen, waͤre Pflicht fuͤr Jeden gewesen, dem die wahren Quellen eines in⸗ nern und innigen Volks-Lebens nicht fremd geblieben. Ein Volk ohne Zeschichte ist kein Volk und hoͤchstens mlt einem seelenlosen, nur pflanzenartig lebenden Körper zu vergleichen. Die Geschichte des Volkes ist sein Leben, ja mehr als dieses, seine Seele.“ Nur dieser Gedanke kann es gewesen seyn, der das große Unternehmen wagte, die Marien⸗ burg von entstellendem Wuste zu reinigen und das Ehren-Senkmal der Vorzeit vor den Augen des Volkes wieder klar und herrlich hin ustellen. Fragt man älso; warum und wozu ist die Marienburg in ihrer Reinheit und alten Herrlichkeit wieder hergestellt? so darf man, um die Antwort zu sinden, nicht lange und aͤngstlich nach den bewegenden Ursachen und 3wecken suchen. Es war eine schwer druckende Zeit, eine Zeit voll Angst und Kummer, vol ungluͤck und Verlust vorangegangen; Preußen war auf eine Weise gehengt und daniedergeworfen, wie kaum in der neuern Geschichte ein anderes Land; aber das Volk hatte sich ermannt, hatte unter rastlosen Muͤ hen und Qpfern seine Befreiung erwirkt, es war dem fremden ueber— waͤltiger siegreich bis in seine Hauptstadt nachgefolgt. Da kehrte es ruhmbekraͤnzt wieder heim; es legte die bluütigen Waffen nieder und bedurfte und suchte eine höͤheré geisttge Erfrifchung und Er— Juickung. Die zwei schoͤnsten Guter, S ein Volk besitzen kann, seine Kuünst und feine Geschichte, boten sie ihm dar, und was diese darboten, fand in allen Herzen des Volkes Anklang und Aufnahme. Wenn sonst der Mensch geneigt ist, große Verluste in zeit lichen Gätern durch Sparesi und 3Zasammenhalten gern wiedeh zu ersetzen und Jgeue Erwerbe in den erschoöͤpften Schatz zu legen, so durfte es in Preußen, wenige Jahre nach jener schweren Duldungs⸗ Zeit, nur der Aussprache des Gedankens: Das National-Denk— mal des Landes, die Marienburg, koͤnne wieder zu ihrem alten Glanze und ihrer einstigen Herrlichkeit emporgehoben werden, um alle Stande des Volkes fuͤr das Unternehmen bereit zu sinden, weil in allen Standen das Beduͤrfniß geistiger Erfrischung durch die Kunst rege geworden war und bls diesen Tag rege grblieben ist, wovon die seit einigen Jahren begonnene Kuünst-Ausstellungen in Königsberg, und selbst das neue bevorstehende Mustkfest in ben Mauern Marienburgs hinlaͤngliches Zeugniß sind. Der Gödanke also, die Marienburg wieder herzustellen, mag in eines Mannes Geist zuerst wie ein Blitz aufgeschlagen seyn aber er entzuͤndete sogleich das ganze Volk und er war alsbald der Gedanke aller Staͤnde. . Aber auch in seiner Geschichte suchte Preußens Volk neue geistige Erfrischung. Was war vor der Erreftungs-Zeit die Geschichte Preußens? Nichts weiter, als, in der einen Gestalt, in der sie erschienen war, ein Amalgam gutmüthig und wohlmeinend zusammengestellter Bruchstuͤcke, gleichsim nur einzelne Skizzen aus dem gesammten Lebensbilde des Bolkes, oder in der andern Gestait, in der sie vorlag, ein vielfach mit Thegterphrasen und einigen gro⸗ ßen Knall-Effekten durchwebtes Thegterstuck in vier Auffügen, wor— in der Ritter⸗Orden die Haupt- Rolle des Wutherichs zu spielen be= stimmt worden war. Ganz richtig sagt daher der Verf. der erwaͤhn ten Abhandlung; „Erst die Marienburg hob die Geschichte des Vol— kes aus ihrem Dunkel und ihrer Entstellung empor.“ Die He— schichte des Vaterlandes, bis dahin nur das Eigenthum einiger Lieb— haber und einiger Gelehrten, sollte, wie es sich gebührt, Gemeingut des Bolkes werden. Der edle Sinn, welcher in diefem Volke lebt und in des Vaterlandes Drangsal zur heiligen Opferstamme auf⸗ loderte, die Preußenz Feinde verzehrte und Thron und Land im er? neuten Glanze strahlen ließ, dieser Sinn war ez werth, daß er durch die Geschichte sich begreifen lernte und unvergaͤngliches Lehen gewonne. Stand die Marienburg erst wieder in Pracht und Herrlichkeit da, so rief sie zur Frage auf nach ihrer Bedeutung, und die Geschichte ließ guf,die Antwort nicht warten. Sie mußte erzählen, Sun de, das Volk mit liebender Aufmerksamkeit zuhören? würde, ließ sich nicht bezweifeln. Die alten Mauern wurden lebendig und , . selbst von Großthaten der Vorzeit. Mit Heidengestalten füllte sich die Hallen und Gemaͤcher der Burg, und durch zogen ch . breit das Land, um selbst in die dunkelste Dorffchüls* den Glan ruhmvoller Vergengenheit erwärmend hinein bringen und bie . zen der Knaben mit Liebe zum heiligen Boden des, r, ., . entzünden. Noch ein höheres Ziel sollte erttrebt werden n! eigenes Verschulden, wie durch die Uungunst des Geschickes, ausein- ander gerissen, sanden das dͤstliche und das westliche Preußen Jahr⸗ hunderte lang sich, fremd und getrennt gegen über! gn senem̃ war das ursprüng iche Deutsche Leben gesichert, in diesemm aber wurde es durch sklavischen Geist mehr und mehr beengt und erdrückt. Des unsterblichen Friedrichs Hand vereinte wieder, was nie harte geschie' Ren werten sollen. Aber die lange Getrennten hatten? ihres Ursprunges vergessen und sich als aͤchte Bruder zu betrach⸗— ten verlernt. Als zwei Provinzen standen die Lande, die doch nur ein Land sind, um ihres Königes Thron. Der Sstpreuß legte sich gern den ehrenden Namen „altpreuße“ bei, um sich