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In einem Pariser Blatte heißt es: „Seit einiger Zeit sieht man an den Schaufenstern der hiesigen Kupferstich-Laͤden haufig Bildnisse Konig Karl's X., an denen das Publikum ruhig vor— uͤbergeht. Wie aͤndern sich die Zeiten! Vor zwei Jahren wuͤrde ein Volks⸗Aufstand dadurch veranlaßt worden seyn.“
Seit mehreren Monaten erscheint hier unter dem Titel „Handels⸗Archiv“ eine geschaͤtzte Zeitschrift, welche interessante Mittheilungen uͤber die Handels⸗Verhaͤltnisse Frankreichs und des Auslandes und Beitrage zur Kenntniß des Franzssischen Han⸗ dels⸗Rechts enthaͤlt. Der Herausgeber, Herr Henrichs, Attaché
beim Ministerium der auswaͤrtigen Angelegenheiten, hatte vor
einigen Tagen die Ehre, dem Koͤnige in einer Prlvat-A1Audienz den ersten Band jener Zeitschrift i uͤberreichen.
Das neue Trauerspiel von Casimir Delavigne, die Kinder Eduard's (des 1V. von England, welche Richard der III. um— bringen ließ), erregte bei der Mehrzahl der Minister Bedenklich— keiten wegen möglicher Beziehungen auf die jetzige Dynastie, und es wurden daher Schwierigkeiten gegen die Vorstellung erhoben. Das Stuͤck wurde im Manuskript dem Könige vorgelegt, der jene Besorgnisse durchaus nicht theilte. Nach der ersten Auf— führung schrieben Se. Maj. dem Verfasser folgendes Billet: „Neuilly, den 18. Mai, 1 Uhr Morgens. Ich mag nicht zu Bette gehen, ohne Ihnen, Mein lieber Delavigne, zu dem aus— gezeichneten Beifalle Gluͤck zu wuͤnschen, der Ihnen, wie Ich eben hoͤre, zu Theil geworden ist. So werden wir denn Beide eine angenehme Nacht haben.“ Das Stuͤck ist ubrigens nur eine schwache Nachahmung der großen Shakespearischen Tragoͤdie.
Der Courrier fran gais und der National enthalten Auszuͤge aus Privat-Briefen aus Athen vom 14ten und aus Nauplta vom 16. April, welche die Lage Griechenlands, keines weges in einem guͤnstigen Lichte darstellen. So wird hehauptet, man habe Amerikaner und Franken, die sich dort niederlassen
wollten, verfolgt. Die Municipal⸗Freiheiten, die selbst von den Tuͤr⸗
ken respektirt worden, habe die Regierung aufgehoben. Die Marine, so wie der Handel von Hydra, Spezzia und Ipsara liege gaͤnz— lich danieder, und die Matrosen gingen meistentheils nach Aegyp—⸗ ten, um unter Mehmed Ali zu dienen. Diese Briese sind in⸗ dessen offenbar in feindseliger Absicht gegen die neue Regierung und gegen alles Deutsche geschrieben, und man darf also den dar—⸗ in enthaltenen Notizen nicht unbedingt Glauben schenken.
Der Revenant ist nicht von dem Baron Genoude, wie einige Blaͤtter irrthuͤmlich gemeldet hatten, sondern von seinem bisherigen Redacteur, Herrn von Calvinont, angekauft worden.
Die Arbeiter in den Steinkohlen-Grußen von Anzin hat— ten vorgestern zwar noch nicht ihre Arbeiten wieder begonnen, indessen war keine neue Unordnung vorgefallen, und man hoffte, sie ohne gewaltsame Maßregeln zum Gehorsam und zur Ruhe zuruͤckzufuͤhren.
Die Grippe greift hier immer mehr um sich. Der Ga— zette médicale zufolge, sind vier Funftheile der hiesigen Ein⸗ wohnerschaft mehr oder weniger davon befallen.
Großbritanien und Irland.
London, 28. Mai. Heute, als am Geburtstage Sr. Ma— jestäͤt, wurde in aller Fruͤhe mit allen Kirchen-Glocken gelaͤutet. Um 1 Uhr wurden die Kanonen im Tower und im Park abge— feuert, und um dieselbe Zeit begann die Cour bei der Koͤnigin, wo die Mitglieder der Koͤniglichen Familie und die fremden Ge— sandten ihre Gluͤckwuͤnsche abstatteten. Die Vorbereitungen zur Illumination sind nicht so bedeutend, als im vergangenen Jahre.
Gestern war der Geburtstag des Prinzen Georg von Cum— berland, an welchem Se. Koͤnigl. Hoheit das 15te Jahr antrat. Der Konig, die Koͤnigin und saͤmmtliche hier anwesende Mitglie⸗ der der Königlichen Familie kamen nach Kew, um dem jungen Prinzen ihre Gluͤckwuͤnsche zu uͤberbringen.
er Herzog von Orleans traf gestern Nachmittag um 3 Uhr von seiner Reise nach Liverpool und Manchester wieder in Lon— don ein.
Der Kanzler der Schatzkammer ist hente von seinem Land— sitze in der Grafschaft Northampton wieder nach der Stadt ge— kommen, und hatte gleich nach seiner Ankunft eine Unterredung mit dem Gouverneur der Bank.
Der Konig wird morgen einen Geheimen-Rath halten, um den Bericht des Rekorders uͤber die zum Tode verurtheilten Ge— fangenen entgegenzunehmen.
Der Oberst Campbell ist zum diplomatischen Agenten am Hofe des Vice-Koöͤnigs von Aegypten, und Herr J. Thurburn zum Konsul in Alexandrien ernannt worden.
Gestern und vorgestern haben in der London Tavern Ver— sammlungen der Kaufleute, welche bei dem Westindischen Han— del interessirt sind, stattgefunden, in welchen Bittschriften gegen den Plan der Minister in Bezug auf die Westindischen Kolo— nieen beschlossen wurden. Die Versammlung war so angesehen und zahlreich, wie man sich keiner fruuͤhern der Art erinnert, und man glaubt, daß sie nicht ohne Einfluß auf den Plan der Mi— nister bleiben wird.
In Manchester hat eine Versammlung der angesehensten Einwohner stattgefunden, welche uͤber die Frage abstimmten, ob man die Kirchen-Steuer noch ferner bezahlen solle. Fuͤr die fer— nere Entrichtung der Steuer hatten in den ersten drei Tagen gä4, gegen dieselbe 1496 Personen gestimmt.
Unter dem Vorsitze des Herrn Hunt fand gestern in Grays Inn⸗Road eine Versammlung von Personen aus den arbeiten—⸗ den Klassen statt, worin beschlossen wurde, eine Subscription zu eroͤffnen, um den Geschwornen, welche die Ermordung des Kon⸗ stablers Cully als einen „entschuldigungs faͤhigen Todtschlag“ be⸗ zeichnet haben, eine Medaille zu uͤberreichen.
Das Dampfschiff „Batavier“, welches, wie man glaubt, die vom Koͤnige von Holland ratificirte Präliminiar-Convention uͤberbringt, wird heute Abend spät oder morgen sruͤh hier erwartet.
Das Dampfschiff „Confiance“ ist von Porto in Falmouth eingetroffen, und bringt Nachrichten von sener Stadt bis zum 20sten d. M. mit. Sie enthalten wenig Neues, außer daß man dort allgemein glaubte, die Truppen Dom Pedro's wurden bald eine Bewegung vorwärts machen. Etwas Bestimmtes war in— dessen daruber nicht bekannt, da der General Solignac seine Pläne sehr geheim zu halten weiß. Am 16. Mai, dein Jahres- Tage der Porto er Revolution, warfen die Miguelisten viele Bomben in die Stadt, wodurch mehrere Haäͤuser bedeutend be— schäͤdigt wurden. Ganz besonders beklagen sich die Einwohner Porto s uber ein Geschuͤtz von kolossaler Größe, welches die Miguelisten auf einem Hügel bei Villa-Nova aufgestellt haben.
Briefen aus Lissabon vom 17Jten d. M. zufolge, wird daselbst Alles aufgeboten, um die Flotte in Stand zu setzen, bald in See stechen zu koͤnnen. Der Admiral Joao Felix hat seine Entlassung eingereicht; an seiner Stelle ist Admiral Joze Cor— reia zum Ober⸗Befehlshaber der Flotte ernannt worden. Das Schiff „Nassau“ soll in Vlang enen Agenten ans Land gesetzt haben, der Dom Miguel 30,009 Pfoö. Stlg. uͤberbringt.
Es sind Zeitungen aus New-York bis zum 1. d. M.
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eingegangen, welche mit Berichten uͤber eine große Feuersbrunst in NewYork angefuͤllt sind. Es wurden dabei gegen 50 Haͤu— ser in Asche gelegt, und 40 Pferde kamen in den Flammen um.
Die bisher unter dem Titel British-Traveller in Lon— don erschienene Zeitung hat sich mit dem Albton vereinigt, welcher letzterer nun den Titel Albion and British Tra— veller fuhrt.
Mit großem Beifall ist Mozart's „Zauberfloͤte“ von der Deutschen Opern-⸗Gesellschaft gestein auf dem Covent-Garden— Theater aufgeführt worden. Madame Schroͤder⸗-Devrient sang die Pamina, Herr Dobler den Sarastro, Herr Haitzinger den Tamino, Herr Meissinger den Mohr und Madame Stoll⸗Böhm die Koͤnigin der Nacht. Das Haus war außerordentlich gefüllt und der Beifall enthusiastisch. Da sich Alles jetzt zu den Ita— liäntschen und Deutschen Opern-Vorstellungen dräaͤngt, und die Englischen Theater sehr darunter leiden, so ist eine Mißstimmung der dadurch Benachtheiligten sehr begreiflich. Der Cou— rier enthält in dieser Beziehung folgenden Artikel: „Wir haben Briese von verschiebdenen Personen erhalten, welche ihre Glossen uber die heutigen Vorstellungen auf unseren drei Haupt-Theatern machen. Im Opernhause und in Covent-Gar— den werden Vorstellungen in fremder Sprache gegeben, und in Drury-lane singt eine fremde Sängerin (Madame Malibran). Unsere Korrespondenten fordern uns auf, das, was sie „bie Herabwuͤrdigung des National-⸗Drama“ nennen, zu tadeln, und uns gegen die fremden Vorstellungen auf unseren National-Thea— tern aufzulehnen. Was nun die Herabwuͤrdigung des National—
Dramas betrifft, so glauben wir, daß jede solche Herabwuͤrdigung nicht
den Theater⸗Direktoren, sondern dem Publikum zur Last zu legen ist. Niemand kann voraussetzen, daß die Paͤchter von Covent, Garden und Drury-lane von dem Wunsch geleitet werden, das Englische Drama aufrecht zu halten; das ist nicht ihre Sache; sie sehen nur auf Geld-Verdienst, und zu dem Ende fuͤhren sie dem Pu— blikum vor, was das Publikum sehen will. Wenn das Puhbli kum das National-Drama aufrecht erhalten will, warum schlaͤgt es dazu nicht den einfachsten Weg ein? Warum laͤßt es dle Deutschen und Italiaäͤnischen Opern nicht leer und besucht dage— gen die Vorstellungen unserer Landsleute? Die Direktoren wäͤr— den sich mit Vergnuͤgen diesem Geschmack fuͤgen, wenn er nur an den Tag gelegt wuͤrde. Man muß immer daran denken, daß die Leitung der Theater in England nicht Sache der Regierung, sondern eine Speculation von Privat-Unternehmern ist; und ihr Augenmerk ist daher nur darauf gerichtet, das launische Un— geheuer, Publikum genannt, zufrieden zu stellen, weil sich darauf der Gewinn der Spekulanten gruͤndet. Wir bedauern den Ver— fall des National⸗Drama, weil wir die Vorstellungen der Werke unserer dramatischen Dichter fuͤr geeignet halten, den Geschmack zu reinigen und eine gute moralische Wirkung hervorzubringen. Aber wir begreifen nicht, was die Theater-Unternehmer dabei thun konnen; und wenn das Publikum jetzt Shalespeare nicht sehen, sondern die Schroͤder und die Malibran hoͤren will, so darf man Herrn Bunn nicht tadeln, daß er dem Geschmack des Tages huldigt. Wir prophezeien indeß, daß diese Wuth nicht lange dauern wird, es ist mehr die Neuheit, welche überrascht, als das Verdienst, wodurch diese fremden Opern das Publikum anziehen. Nachdem es diese leichte fremde Speise eine Zeitlang gekostet und genascht haben wird, kehrt es ohne Zweifel zu dem nachhaltigeren Gastmahl der Vernunft, der Poeste und der Lei— denschaft unseres unsterblichen Shakespeare zuruͤck.“
Nieder lande.
Amsterdam, 28. Mat. Zu einem vorläufigen Frie⸗ den sind wir nun gelangt; das heutige Handelsblatt meldet in dieser Beziehung Folgendes: „Wir freuen uns, anzeigen zu koͤnnen, daß der Praͤliminar-Traktat, welchen der Reserendar Mazel aus London nach dem Haag uͤberbracht hat, am Montage den 27sten d. M. von Sr. Majestät ratificirt, und daß die Ra—⸗ tification noch selbigen Tages durch ein Regierungs-Fahrzeug
nach London uͤberbracht worden ist. Die Koöͤnigl. Genehmigung bezieht sich sowohl auf den erklärenden Zusatz-Artikel, als auf den Traktat selbst. — Es ist uns ferner angenehm, aus guter Quelle versichern zu koͤnnen, daß man unverweilt zu den Unterhandlun— gen uͤber den Abschluß eines Definitiv-⸗Traktates uͤbergehen wird, und man glaubt hoffen zu durfen, daß diese Unterhandlungen eine baldige und allgemeine Schlichtung der Belgischen Frage zur Folge haben werden.“ Die sechs Artikel des Traktates lauten im Wesentlichen also: 1. Frankreich und England verpflichten sich, das Embargo aufzu— heben. 2. Die Verhaͤltnisse zwischen den verschiedenen Parteien werden auf denselben Fuß hergestellt, auf welchem sie vor der n , Expedition im Monat November gewesen sinb. le Franzoͤsischen und Engltschen Geschwader kehren nach ihren respektiven Haͤfen zuruͤck. 3. Die kriegsgefangene Hollaäͤndische Besatzung der Antwerpener Citadelle wird aus Frankreich nach Holland zuruͤckgesandt. 4. Der Waffenstillstand zwischen Holland und Belgien dauert bis zum Abschluß eines Definitiv Traktates fort. 5. Die Schelde⸗Schifffahrt bleibt während dieser Zeit frei. 6. Die Fahrt auf der Maas wird unter Erlegung der Zölle nach Maßgabe des Mainzer Tarises gestattet. — So lauten die Ver— sionen der Englischen, Belgischen und Franzoͤsischen Blaͤtter; was nun den oben angefuͤhrten Zusatz-Artikel betrifft, so erklärt sich dieser durch eine in Holländischen Blättern befindliche Nachricht, welche uͤber den Abschluß des Praͤliminar-Traktates Folgendes sagt: „In dem am 2isten dieses Monats zwischen Herrn Dedel und den Herren Talleyrand und Palmerston un— terzeichneten Praͤliminar-Vertrage ist festgesetzt worden, daß so— fort nach Auswechselung der Ratificatlonen, die binnen 19 Ta— gen stattfinden muß, das Embargo auf Hollandische Schiffe in Englischen und Französischen Häfen aufgehoben, und den in Frankreich besindlichen Kriegsgefangenen die Ruͤckkehr nach ih— rem Vaterlande gestattet wird. Dagegen willigt unsere Regie— rung in einen Waffenstillstand auf unbestimmte Zeit, und in die freie Fahrt auf der Schelde bis zum Abschluß eines Definitiv— Traktats, zu welchem Ende sofort die Unterhandlungen, unter Mitwirkung der fuͤnf Maͤchte, erneuert werden sollen. Inbessen haben Frankreich und England noch das Hinzufügen cines er— laͤuternden Artikels verlangt, wodurch Holland sich verpflichte, auf keinerlei Weise das durch die Belgier besetzt gehaltene Gze— biet anzugreifen, und daß die Schelde-Schifffahrt bis zum Ab⸗ schluß eines Definitiv⸗Traktats von jeglicher Abgabe frei seyn solle. Herr Dedel hatte es uͤbernommen, die Zustimmung der Regierung zu diesem Zusatz⸗Artikel zu erwirken.“
Belgien.
Bruͤssel, 28. Mai. Der Köoͤnig ist gestern in Begleitung seines Vetters, des Fuͤrsten von Reuß-Lobenstein-Ebersoorff, nach Loͤwen abgereist, um die dort und in dem Lager hei Diest stehenden Truppen die Revue passiren zu lassen.
In Antwerpen haben wieder einige Unordnungen stattge— funden, indem man Personen, die auf der Straße weiße Huͤte
zeichen der Orangisten sey.
Deutschland. Dresden, 30. Mai. Der ersten Kammer wurde in,
riums an den Praͤsidenten von Gersdorf, die erfolgte Verla rung des dem Staats-Minister von Lindenau ertheilten ur n betreffend, vorgelegt. Dr. Großmann bemerkte hierauf; der Leipziger Zeitung sey eine Ankündigung hinsichtlich der laͤngerung des Urlaubs des Stages Mintsters von Lindenan schienen, die ihn sowohl wie alle Andern sehr schmerzlich gestim habe. Denn hauptsaͤchlich von Herrn von Lindenau sey die form unseres Staates ausgegangen, und er sey demnach auch nur! Mann, welcher im Stande wäre, sie nun bis an das bestim Ziel auszuführen. Traͤte er jetzt ab, so wuͤrde dies ein Verhl niß begründen, wie das zwischen dem Künstler und dem Kun werke, welches er unvollendet in der Mitte der Arbeit versn Es sey zwar nicht zu zweifeln, daß die ubrigen Herren Minss im Stande seyn würden, nachdem sie mit den Plan des Herrn von Lindenau, vertraut geworden, in seim Geiste fortzuarbeiten; allein ihn zu ersetzen, wurde nen eben so unmöglich seyn, wie den Kuͤnstler bei sein Kunstwerke. Jede Ergänzung sey mehr oder minder lüͤckenh⸗ und er wuͤrde sich daher erlauben, darguf anzutragen, daß Moj. der Koͤnig und Se. Königl. Hoheit der Mitregent un thaͤnigst gebeten werden sollen, alles Moͤgliche zu thun, um z baldige Ruͤckkehr des Staats-Ministers von Lindenau auf fn Weise zu erzwecken. Der Präsident wandte hiergegen (h
„Nach dem, was der Kammer hier mitgetheilt sey, könne auf eine Zuruͤckberufung des Herrn von Lindenau nicht antragen,
die Verlängerung des ihm ertheilten Urlaubs wegen anhaftenl— Unpaͤßlichkelt erfoljt sey. Herr von Ziegler machte die Kan
ten des Staats-Ministers von Lindenau im Publikum verbreite habe. Bestaͤtige sich aber dies Geruͤcht, so wuͤrde es weh an seinem Platze seyn, wenn die Kammer ihn um die Nicklehr j den Staats-Dienst ersuchen wolle.“ Dr. Großmann Pujg hierauf: „Durch die in der Leipziger Zeitung gescht Ankuͤndigung sey dieses Bedenken allgemein erregt won, und sie schiene allerdings auf eine moͤgliche Nich twiederkehr n selben hinzudeuten.“ Herr von Carlowitz bemerkte: er glilh, es liege in den Händen des Koͤnigs, bei der Vorlegung der G setze einen Minister zu senden, weschen er wolle. Er halte nig dafür, daß den Ständen das Recht zustehe, zu verlangen, hn dieser oder jener Minister anwesend sey. Ueberhaupt sch wohl der Stellung der hohen Kammer am wenigsten angemst sich mit Geruͤchten zu beschaͤftigen, welche im Publikum irt ten. Dr. Klien äußerte: da es gewiß sey, daß die Kammer Beziehung auf die Angelegenheit, welche Minister der Koͤntz waͤhlen wolle, um sie in die Versammlung zu senden, h Sprache zu fuhren habe, so glaube er, daß es nur in dem G geschehen koͤnne, daß die Kammer ihr Bedauern daruͤber spreche, einen Staats-Minister dieser Art noch laͤnger von entfernt zu sehen, und den Wunsch daran knuͤpfe, daß, m der Herr von Lindenau wieder zu Kraͤften gelangt seyn wa derselbe die Fuͤhrung und Leitung der Geschäͤfte wieder ii nehmen moͤchte, und daß er durch die Gnade Sr. Majestäͤth Königs und Sr. Koͤniglichen Hoheit des Prinzen regenten veranlaßt werde, bald moͤglichst wieder zurich kehren. Der Minister von Zezschwitz aͤußerte: der &cn und der Prinz Mitregent theilten den Wuͤnsch der Kammer, Minister von Lindenau bald zuruͤckkehren zu sehen; der Kam sey offen die Verlaͤngerung des Urlaubs mitgetheilt worden, n dasselbe Vertrauen, auf welchem diese Mittheilung beruhe, we auch fernerhin stattfinden; einen besonderen Wunsch auszusp chen, erscheine daher nicht noͤthig. Secretair Hartz bemerh er koͤnne sich nicht uͤberzeugen, daß es dem Sinne und dem W kungskreise der Kammer fremd sey, den Wunsch Aller auc drucken, daß Herr von Lindenau bald wieder zuruͤckkehren mo Er stimme daher fuͤr den Antrag, daß dieser Wunsch ausgesw chen werde. Se. Königl. Hoheit Prinz Johann aͤußerte: 6 bald von dem Ausdrucke eines Wunsches die Rede sey, er bei. Die Kammer beschloß darauf einstimmig, ein Antwo Schreiben dieses Inhalts, worin sie ihr Bedauern uͤber die se dauer des Uebelbefindens des Herrn von Lindenau, und! Wunsch ausdruͤcke, daß es Seiner Majestät dem Koͤnige Seiner Königlichen Hoheit dem Prinzen Mitregenten geftl moͤge, einen so geachteten StaatsCdiener bald wieder in st Stelle eintreten zu lassen, einzureichen, und ferner ein Schref an Herrn v. Lindenau selbst in der Art, wie es bereits von zweiten Kammer geschehen, abgehen zu lassen. — Unter mi ren Mittheilungen aus der Registrande kam darauf eine stellung eines gewissen Kampf zu Buchholz, als angebli Beauftragter der Posamentirer zu Annaberg und Buchhosz, Vortrag, welche das Gesuch um Unterstuͤtzung zur Auswa rung nach Nord-Amerika enthaͤlt. Buͤrgermeister Reiche, senstuck bemerkte, daß der Bittsteller, so viel er wisse, ! Vollmacht habe, es moͤchte also auf diesfallsige Legitimatio drungen werden; worauf das Mitglied Rostitz und Jaͤnch dorf dafuͤr hält, daß die Sache zuruͤckgewiesen werden m Dr. Großmann ist der Ansicht, daß dlese Eingabe nicht si zuruͤckzuweisen sey, da die Bestimmung getroffen worden, §. 118 der Landtags-Ordnung der mildesten Interpretation terllegen solle. So viel ihm bekannt, sey von Einzelnen auswandern wollten, bereits Bestimmung uͤber ihre im oder August erfolgende Abfahrt getroffen worden. Die Kan erklärte sich jedoch durch Stimmen-Mehrheit fuͤr die soßn Zuruͤckweisung.
Weimar, 27. Mai. Se. Köoͤnigl. Hohelt der Grohht haben den nachbenannten, mit Zustimmung des letztversam gewesenen Landtags beschlossenen nenen Gefetzen die landes che Sanction ertheilt, als: 1) uͤber die Erbfolge ohne ö ment und ohne Vertrag; 2) uͤber die Aufhebung des sogem ten Hennebergischen Rechtes; 3) uͤber die Heimath s⸗Vethäͤltn 4) zur Verbesserung des Prozeß⸗Verfahrens; 5) uͤber die . zung der Gerichtsbank; 6) uͤber die Gebuͤhren der Sachmi 7) zur Entscheidung einiger Rechtsfragen; 8) uͤber die Ein zung des Feldgewerbes bei der direkten Besteuerung; 9 ä cherstellung des Eigenthums an den auf den Inhaber la li Staatsschüld- Urkunden des Großherzogthums; 10) übe bei Errichtung bei Fideikommissen und ahnlichen Stlftung! beobachtende Form; 11) die Verbuͤrgung der Frauen betiis 12) die Aufhebung der Guͤtergemeinschaft unter Eheleuten
das Verfahren bel Uebertragung des Eigenthums an n lien betreffend; 14) uͤber Ernäͤhrungs-Vertraͤge; 16) . dische Wahl Ordnung; 16) allgemeine Sportel⸗ und Gebt Taxe fuͤr die Gerichts- und Verwaltungs⸗Behoͤrden; h ö
trag zur Juden-Ordnung vom 20. Juni 1823,
Goctetdienst ⸗Ordnung.
rer gestrigen Sitzung eine Mittheilung des Gesammt· Min
mer auf das Gerücht aufmerksam, welches sich von dem Ahn n
Dreßburg, 23. Mai.
trugen, unter dem Vorgeben mißhandelte, daß dies ein Pars Ztuttgart, 27. Mat. Gestern Mittags 12 Uhr geruh⸗
„ne Königl. Maj. einer Deputation der Kammer der Ab— ö Audienz zu ertheilen, um die von der Kammer vo— dreffe aüf die Thron, ede bei Cröffh ung des gegen, ö kandtages entgegen zu nehmen. Der Alters⸗Praͤsident anner, Regierungs Direktor v. Rummel hatte die Ehre, dresse vorzutragen; dieselbe ist folgenden Inhalts: pr, Königl. Majestaͤt treues Volk hat, Höchstihrem Rufe do, n uns scine Vertreter für diesen ordentlichen Landtag ab⸗ . Zu unseren ersten Pfichten gehört es, Allerhöͤchsidensel⸗ e die baldige verfassungsmäßige Einberufung der Staͤnde Kpollst zu danken. — Die vorige Kammer der Abgeordneten uts die Dankgefüthle, mit welchen sie der Mittheilung der gekündigten Gesetzes⸗ Entwürfe entgegensah, ausgesprochen; mchr finden wir ins aufgefordert, gie Huld Ewr. Koͤnigl. it ju verehren, welche so inanche auf dem letzten Landtage ewordene Wuͤnsche, noch che sie vor den Thron gebracht wur⸗ Eachtetund deren Erfüllung] vorbereitet hat. Wir zaͤhlen hierher die En, welche für das Gesetz uͤber das Gemeinde; Brurger⸗ und Beisitz⸗ fit die Gewerbe-Ordnung, die Forstvolizei⸗ Hesetze und die ö. tber den Straßenogu von Allerhoͤchstdenselben angeordnet — Nit gleichem Dankgefuͤhle erkennen wir die gegebene rung huldvöller Beachtung der aus unserer Ersghrung her⸗ henden Verbesserungs Vorschlaͤge. Einen guͤnstigen Erfolg r Herufsthaͤtig?eit glauben wir zunaͤchst durch ernstes Streben mmer festerer Begründung des Vertrauens zuischen Regierung Etönden zu sich ern. Niemand fühlt das Bedurfniß dieses Ver⸗ sötttfer, als die Vertreter Ihres Volkes, und keinen waͤrme— Bunsch legen wir an das Herz Ewr, Majestaͤt, als den, daß Richkdieselben nie den reinen, uns alle bese⸗lenden Willen miß⸗ pnßgen, treu unserem Eide das unzertrennliche Wohl des Königs Eizaterlandes zu wahren. Wir erkennen die Nothwendigkteit, bei ölaufe der dernaligen Etatz⸗ Periode das Finanz⸗Geseßz fuͤr die lol⸗ triode und die damit zusammenhaängenden Gesetzes⸗Entwuͤrfe ; ü berathen, und freuen uns der Erleichterungen, welche Ent Majestaͤt biederes und treue Volk hiergus hervorgehen — Mit Ewr. Koͤnigl. Majestat finden wir in strenger Voll⸗ ng und Aufrechthaltung der Verfassung den einzigen sicheren an welchem sich die Fluthen einer bewegten Zeit sen, und unter dessen Schutze Recht, buͤrgerliches Gluͤck, jung und Eintracht ruhig und friedlich gedeihen. — Königliche Majestaͤt Selbst waren es, welche ini Bunde mit f Volke diesen Schutz gegen jede Willkür, von welcher Seite men moͤge, gewaͤhrt haben. In Rückblick auf die Erfahrun— bon siebenzehn Jahren sind wir lebhaft überzeugt, daß Ew. gliche Majestaͤt waͤhrend Ihrer Regierung immer nur das Ihres Volkes im Auge gehabt haben. Nie wird dieses Volk esßen Willen seines Königs für seine Begluͤckung, nie die Seg⸗ m so mancher Einrichtung vergessen, mit welchen unser Vater⸗ ndern Staaten voranging. Die E-wartung von dem Geiste unserer andlungen, welche Ew. Majestaͤt zu erkennen geben, bezeich net eine nung, die, wie wir uns innig bewußt sind, in unser aller Herzen lebt. dem Boden der Verfassung unter der rastlosen Pflege Ewr. l. Majestt und dem gewissenhaften Mitwirken der Staͤnde ndes immer reich lichere Fruͤchte entsprießen, und moöͤge dadurch ler Hoffnungen erfuͤllt werden, welche Allerhoöͤchstdieselben fuͤr sreues Volk in Ihrem vaͤterlichen Herzen tragen! In tiefster rcht Ewr. Koͤnigl. Majestat allerunterthaͤnigst treu gehorsamste her der Abgeordneten.“ Be. Majestaͤt der Koͤnig erwiederten der Deputation hier— olgendes: „Stets gewohnt, die Aeußerungen der Dank⸗ Meines treuen Volkes mit Wohlwollen aufzunehmen, hne Ich sie heute als Ausdruck der Kammer der Abgeord— nit besonderem Vergnügen. Vollziehung unserer Verfas⸗— ud strenge Handhabung unserer bestehenden Gesetze sehe „me Sie, als das einzige und bewährteste Mittel an, die sjungen derjenigen zu vereiteln, die das Vertrauen des zu schwaͤchen und die Eintracht der Regierung und der ie zu stoͤren suchen. Lassen Sie Mir den Glauben, daß in diesem so wichtigen Zeitpunkte Meiner unter goöͤttlichem 4 bisher gluͤcklich gefuͤhrten Regierung Ich auf die treue nglichkeit und den guten Geist der Kammer der Abgeord— mit Zuversicht rechnen kann.“
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Bien, 28. Mai. Se. K Majestät haben dem Koͤ— Bayerischen Feldmarschall, Fuͤrsten von Wrede, das Groß— des Koͤnigl. Ungarischen St. Stephans-Ordens verliehen. Das Nuncium mit dem Entwurf nterthaͤnigsten Repräsentation, als Antwort auf das letzte iche Koͤnigl. Reskript vom 16. April l. J., und des Arti— lber die in Form eines freiwilligen Angebots angenommene ndlichkeit der Reichsstaͤnde, die Diurnen der Komitats— tirten fuͤr diesmal aus eigenen Mitteln zu bestreiten, wurde, em auch die in Lateinischer Sprache abgefaßte Repraͤsenta— am 20sten d. M im Cirkel berichtigt war, an demselben in der 49sten Reichstags-Sitzung bestätigt und an die atentafel gesandt. Da dieselbe auch sogleich einstimmte,
beide Tafeln Nachmittags um 5 Uhr in einer gemisch— Sitzung zusammen, in der die Repraͤsentation verle— bersiegelt und zur Ueberreichung an Se. K. K. Majestaͤt dert wurde. In der Cirkular-Sitzung am 21 sten nahmen ßtaͤnde das Zte Renuncium der Magnaten uͤber die Reli— Beschwerden in Berathung, und faßten den Entschluß, jen zu ersuchen, daß sie die letzthin im 3Zten Nunzium ih— zoörgelegten Gruͤnde punktweise erwägen und ihre Zustim— geben moͤgen. Am 22sten d. ist der 7te Artikel des Ur— Operats, uͤber die herrschaftliche Gerichtsbarkeit und vom al-Prozeß, in Diskussion genommen worden. Vorlaͤusig ed sich die Meinung dahin, daß die Gerichtsbarkeit der n⸗Stuhle in allen Fragen zwischen der Herrschaft und unterthanen gänzlich aufzuheben sey und nur Prozesse, die le Unterthanen untereinander oder fremde Personen fuhren, enselben verhandelt und geschlichtet werden sollen.
tali en. Turin, 21. Mal. Der König hat dem Intendanten Luigi rio, Mitglied der hiesigen Akademie der Wissenschaften und Loͤnigl. Kommisston für das Sturium der vaterlaͤndischen lichte, einen literarischen Auftrag nach der Schweiz und schland ertheilt. . Der ehemalige Bischof von Straßburg und Erzieher des gs v. Bordeaux, Monsignor Tharin, ist von Florenz hier . 66 . ᷣ Neapel, 15. Mai. Der General-Lieutenant gro ist am Jten d. M. hierselbst gestorben. .
Türkei.
3 Moniteur Ottoman vom 27. April enthaͤlt folgende , uͤber die jetzige Lage der Orientalischen Angele— 14 Tic i et der politischen Ereignisse in den letzten Wochen ade lohitehr Ittemmgn einige Zeit lang Stllischweigen. In a, w. die Deffen lich eit nur noch ein schuͤchterner Ver⸗ kee neff mit der Zeit kühner auftreten kann, da ist ihr Be⸗ ihr Nutzen und ihre Fortschritte bewegen sich in
631 weislich ,, Graͤnzen. Das eben ist die Bedingung der besseren Institutionen, daß sie, um zu wachsen und zu gedeihen, nicht schon in ihrer Wiege die Kraft des Mannesalters haben duͤr— fen. — Jetzt, bei ruhigeren Verhaͤltnissen, können wir das, was in dem Zeitraum, den wir ohne eine Betrachtung verstreichen ließen, vorgefallen, in gedraͤngter Uebersicht zusammenstellen. Nach der Schlacht von Konieh bedurften beide Theile der Ruhe; ein faktischer Waffenstillstönd war die Folge der gegenseitigen Ver⸗ luste diefes blutigen Tages, an dem sich die Tapferkeit der Musel⸗ manner in ihrem herrlichsten Lichte zeigte. Denn es waren ja die Kaͤmpfenden von beiden Seiten Muselmaͤnner. Dieser Gedanke rührte das Herz des Sultans; das Unheil dieses inneren Krieges uͤberwog jede andere Ruͤcksicht, und Halil Pascha wurde nach Aegyp⸗ ten gesandt. Er war Ueberbringer von Vorschlaͤgen, auf welche augenblicklich der Friede haͤtte folgen muͤssen. Indeß wurde derselbe noch nicht abgeschlossen. Zu Alexandrien betrachtete man ohne Zweifel das Ungluͤck und die kuͤnftigen Folgen dieses Kampfes zwischen den Sohnen Eines Glaubens und Resches nicht aus dem— selben Gesichtspunkte. Der Russische General⸗Lieutenant Mura— wieff, dessen Mission nach Aegypten der des Halil Pascha schon vor⸗ hergegangen war, kam von dort zurück, ohne daß er die Wuͤnsche seiner Regierung, die auf eine schnelle Herstellung des Friedens im Osmanischen Reiche zielten, hatte erreichen konnen. — Ihrahim, nachdem er eine Zeit lang zu Konieh verweilt und Verstärkungen empfangen hatte, ruͤckte von dieser Stadt gegen Kiurtahia vor ünd schob Streif⸗Corps in die umliegenden Provinzen. Er bedrohte also zugleich alle Theile Natoliens. — Bis dahin hatten die großen Maͤchte Eunropa's, mit Ausnahme Rußlands, den Angriff Mehmed Ali's und seine eren Erfolge mit gleichgüͤltigen Augen angesehen. Die dffentliche Meinung kuͤmmerte sich nur wenig darum; aber ihre wenigen Aeußerungen uͤber diese Angelegenheit zeigten doch, daß sie die Sache des Sultans mehr beguͤnstigte, als die seines Gegners, und daß diesmal die Empoͤrung keinen hoch⸗— herzigen Beweggrund darbot, der die Publieisten zur Vertheidigung derselben haͤtte aufregen konnen. Nichtsdesioweniger verhielten sich die Kabinette, welche man besonders als Repraͤsentanten der fort⸗ schreitenden Civilisation bezeichnet, ganz gleichguͤltig, weil sie mit Angelegenheiten beschaͤftigt waren, die sie wahrscheinlich fuͤr drin⸗ gender hielten. — Rußland, welches mit einem großen Theil der Graͤnzen des Osmanischen Reichs in Beruͤhrung steht, konnte diesen Kampf nicht mit derselben Gleichgültigkeit an— sehen. Bei der Invasion in Syrien hatte der Kaiser be⸗ reits seine Gesinnungen an den Tag gelegt, indem er seinen Konsul aus Aegypten abberief. Spaͤter, als Natolien mit Krieg uͤberzogen wurde, erließ er ein Manifest, worin seine Absich— ten dargelegt waren. Den Befehlen des Kaäisers von Rußland ge⸗ maͤß, ging die erste Flotten ⸗Division aus dem Schwarzen Meere bei Konstantinopel vor Anker; es geschah dies wenige Tage nach der Ankunft des Französischen Botschafters, Admirals Roussin. Die ernsten Folgen, welche ein fortdauerndes Vordringen Ibrahims nach sich ziehen konnte, erregten die Aufmerksamkeit aller an der Spitze der Europaͤischen Angelegenheiten siehender großen Kabinette. Der Franzdsische Botschafter ging gleich nach seiner Ankunft bei seinen Bemühungen von einem Zweck der Erhaltung aus; er wollte durch Verbuͤrgung des Friedens die Gefahren eines neuen Angriffs und damit zugleich die Nothwendigkeit einer, ihrer Natur nach, im⸗ mer politischen Verwickelungen unterworfenen bewaffneten In— tervention beseitigen. Der Admiral Roussin wurde hierin von dem Großbritanischen Bevollmaͤchtigten zu Konstantinopel unterstuͤtzt. Aber ihre Entschlossenheit und ihr großer Einfluß vermochten den—⸗ noch zu Alexandrien eben so wenig, wie fruͤher die Mission des Russischen Generals. — Wahrend der Unterhandlungen dieser bei⸗ den Repraͤsentanten mit Aegypten bemaͤchtigte sich in Smyrna, ei⸗ ner unbefestigten und von friedlichen Handelsleuten bevölkerten Stadt, ein Agent Ibrahims, der vorgab, daß er durch ein bereits im Marsch begriffenes Truppen-Corps unterstuͤtzt werde, der obersten Gewalt. Die Botschafter von Frankreich, England und Oesterreich befahlen ihren Konsuln zu Smyrna, ihre Flaggen herunterzuneh⸗ men. Diese Demonstration reichte hin, um die Usurpation zu stuͤrzen, und der Bevollmaͤchtigte des Sultans trat seine Functionen wieder an. Dieses Ereigniß hat zur Genuͤge bewiesen, was ein solches Einverstaͤndnlß, eine solche gemein⸗ schaftliche Erklaͤrung der groen Maͤchte einige Monate fruͤ—⸗ her vermocht haͤtte, um diesen Landern den Frieden zu sichern und Europa, das sich so lebhaft dafuͤr interessirt, zu beruhigen. Damals hatte ein kraͤftiges Wort Alles zur Ruhe gebracht; jetzt muß man seine Zuflucht zu Waffen und Flotten nehmen, und zu all dem krie⸗ gerischen Aufwande, der niemals fuͤr den Beschuͤtzer wie fuͤr den Beschützten ohne Nachtheil bleibt, und manchmal den Frieden, den er herstellen soll, erst recht kompromittirt. — Eine troͤstende Wahr⸗ heit jedoch ergiebt sich aus diesem Allen, naͤmlich daß jetzt die großen Maͤchte von einem gemeinsamen Gedanken, von dem, das Ottomanische Reich aufrecht zu erhalten, geleitet werden. Man kann wohl uͤber die anzuwendenden Mittel verschiedener Meinung seyn, man ist uͤberdies durch die verschiedene geographische Lage zu verschiedenartigem Handeln gendͤthigt, aber das Ziel ist dasselbe, Bewahrung und Aufrechthaltung der Euro⸗ paͤischen Ordnung, um die es sich bei dem Ausgange dieses von der Pforte nicht veranlaßten Buͤrgerkrieges handelt. Der Sultan, bei dem das Interesse der Zukunft jede andere Ruͤcksicht überwiegt, hat in dem Tewdschihat (der Ernennungs-Liste) das unwider⸗ rufliche Maß der Zugestaͤndnisse festgestellt, zu denen er sich entschlossen. Wenn sis dem Reich den Frieden nicht wieder— geben, so wird man von Neuem zu den Waffen seine Zu— flücht nehmen muͤssen. Ohne Zweifel werden dann die Kabinette im Angesicht einer Opposition, die nur durch Gewalt zu beugen ist, nicht von dem Prinzip abweichen, welches sie aufgestellt haben, und fuͤr das sie sich jetzt in Bewegung setzen. Die bfentliche Mei— nung Europa's, die des Sultans Laufbahn nicht ohne Interesse he—⸗ gleitete, sieht die Lage der Pforte in richtigem Lichte; es ist eine rein defensive Lage, die eben deshalb nicht nur die schuͤtzende poli⸗ tische Theilnahme erregt, welche jeder inoffensive Staat fuͤr die an— deren hegt, sondern auch jene menschliche Theilnahme, welche die Gesellschaft demjenigen spendet, der sich muthvoll vertheidigt. Die dffentliche Meinung hat sich also entschieden; nun ist die Reihe aun den Kabinetten, ein Gleiches zu thun; moͤgen sie die Rechte, Opfer und Absichten gegen einander wagen; Eurgpa ist Schiedsrich— ter in dieser Sache, und die Pforte fuͤrchtet den Erfolg nicht.“
Griechenland.
In dem Briefe eines der Sache vollkommen kundigen Frem— den in Nauplia heißt es uͤber das jetzige Griechische Ministe⸗ rium: „A. Maurokordato für die Finanzen, ist anerkannt die erste Kapazität von Griechenland; Jakobaky Rhizo, wenn auch der Erfahrung in Schulsachen ermangelnd, doch durch wis— senschaftliche Bildung und Ehrenhaftigkeit des Charakters fur das Kirchen- und Schulwesen mehr denn ein Anderer geeignet, und Einsicht in die Gebrechen der Capobistriansschen Justiz— Verfassung seines Postens mächtig; aber das wichtige Mini— sterium des Innern, durch einen früheren Privat⸗-Secketgit von
gersohn von Konduriotis, und das des Aeußern durch einen Mann besetzt, der durch Mangel an Charakter sich selbst um Ansehen und Einfluß gebracht hatte, erwarten noch erst die ihren Aufgaben gewachsenen Maͤnner, die hier Jeder bezeichnet, der Land und Leute kennt. Das Ministerium, wie es jetzt ist, ist kein Ganzes, es ist gebrechlich in wesentlichen Theilen, es ware noch im Stande, in ruhigen Zeiten die geordneten Dinge zu fuͤhren, laͤßt aber in diesen verworrenen oft sich selbst, das Land und die im Stiche, welche darauf bauen, und von diesem
Baume Fruͤchte erwarten, die er nicht tragen kann. Das ist um
so schlimmer, weil man hier sehr bald sich die Frage vorlegte, ob denn die Regentschaft selbst, in Bezug auf Grundsaͤtze und Ansichten, durchaus aus Einem Gusse bestehe. Die Parteten, die sich diese Frage natuͤrlich in ihrem Sinne beantworteten, suchen nun durch die Luͤcken, welche die centrale 3 der Minister laͤßt, sich zwischen die Mitglieder der Regentschaft zu schieben, und sich so festzusetzen u. s. w.“ — „Glauben Sie nicht“, heißt es in einem andern Schreiben, „daß wir durch einen Zauber stab beruͤhrt worden sind. Wir sind noch die Alten, und vorzuͤglich ist die Kolokotroni-Capodistrianische Partei, ungeachtet einzelner Uebergaͤnge zur Sache der Regentschaft, noch in ihren zahlreichen Mitglledern durch feste Bande zu gemeinsamen Zwecken verbun⸗ den, und arbeitet, ihre Ansichten, Grundsaͤtze und Bestrebungen der neuen Regierung aufzulegen und dadurch die Macht fuͤr sich zu gewinnen, die mit Andern zu theilen sie nicht gewohnt sind, und die auf andern Wegen zu gewinnen sie keine Hoffnung ha— ben. Um dahin zu gelangen, schreiten sie durch den in die Mitte der Regentschaft selbst gebahnten Weg fort, und haben auch schon Seitenwege gefunden und geoͤffnet. Durch kluge, systematisch vorausberechnete Mansver feht man sie in Banden getheilt heute bei diesem, morgen bei jenem der Mächtigen, so daß dieselben Individuen nach Verlauf von vielen Tagen erst wieder bei der— selben Person zum Vorschein kemmen, und auf dem Grunde fortbauen, den die Bundesgenossen fruͤher gelegt haben. Man hat wahrgenommen, daß sie da, wo sie Anklang finden, uͤber dieselben Individuen und Sachen dieselben Ansichten und Ur— theile dafüͤr oder dagegen vortragen, und dadurch bei ihren Be— schuͤtzern die Meinung begruͤnden, daß sie in diesem kuͤnstlichen Gewebe besonderer Partei-Urtheile die oͤffentliche Meinung ver— nehmen. — Nichts bleibt uns also, als die Hoffnung, daß we— nigstens die Mehrzahl der Maͤchtigen hier bald klar sehen, die Netze, mit denen man die neue Macht umspinnt, zerreißen, und daß jene Maͤnner, wie sie wollen, den offenen, entschieden rasch— foͤrdernden, nationalen Gang finden werden.“
Meriko.
In einem von Nord-Amerikanischen Zeitungen mit— getheilten Schreiben aus Mexiko vom 15. Maͤrz heißt es: „In Vera⸗Cruz ist die Nachricht eingegangen, daß die Asiatische Cho—⸗ lera unter den Einwohnern von Guatimala große Verheerungen anrichtet. Der groͤßte Theil der Truppen des 1sten Bataillons war ein Opfer der Krankheit geworden. In San Cristoval de las Chiapas und in Tabasco hatte sich die Epidemie noch nicht gezeigt. — In Mexiko herrscht jetzt ununterbrochener Frieden. Alles deutet auf eine schoͤne Zukunft hin, und wenn nur die neue Verwaltung die Angelegenheiten so zu leiten versteht, wie Herr Pedraza, so koͤnnen wir auf Fortdauer des Friedens, der Ruhe und verfassungsmaͤßigen Ordnung rechnen. Die Feinde der Freiheit haben in den letzten Wochen mehrere äͤußerst heftige Broschuͤren verbreitet, die jedoch gluͤcklicher Weise keine andere Wirkung hatten, als daß sie die schlummernde Thatkraft der sieg⸗ reichen Partei weckten, und daß diese feierlich erklaͤrte, sie werde nicht den geringsten Eingriff in ihre Rechte dulden, und sey entschlossen, den zuͤgellosen Hochmuth der Aristokraten zu demuͤthigen. Diese Letzteren fuͤrchten sich so sehr vor dem Ge— neral Santana, daß sie, da sie ihn zum Praͤsidenten gewahlt und sich aller Macht zur Verhinderung der auf den 1. April festgesetzten Zusammenkunft des Kongresses benommen sehen, nun zu dem aäͤußersten Mittel ohnmäͤchtiger und rachsuͤchtiger Parteien gegriffen und Meuchelmoͤrder gedungen haben, die dem wuͤrdigen General den Dolch ins Herz stoßen sollten; aber Alles umsonst; tausend Augen wachen über seinem Leben, und der , , selbst scheint ihn in Schutz zu nehmen. Die Regierung legt uͤbrigens
der Presse nicht die geringsten Fesseln an, sondern läßt ihr ganz
freien Spielraum, sogar gegen sie selbst. Die hin und wie— der auftauchenden schwachen Angriffe auf das Verfahren Pedraza's beweisen, daß selbst seine Feinde nichts Wesent⸗ liches an ihm auszusetzen haben. Der Gouverneur des Staats Durango, Herr Elorriaga, hat ein Dekret der Legislatur bekannt gemacht, wonach in der Hauptstadt dieses Staats ein Rechts-Kollegium errichtet werden soll. Der Geist— liche Manuel de San Juan Crisostomo hat von dem Minister der geistlichen Angelegenheiten die Erlaubniß erhalten, zwei Jahre in den Vereinigten Staaten zuzubringen, um daselbst die Orientalischen Sprachen zu studiren. Er wuͤnscht dieselben ken— nen zu lernen, um, wie er sagt, seiner Provinz dadurch zu nuͤz⸗ zen, und glaubt, sich die Kenntniß derselben in den Vereinigten Staaten von Nord-Amerika leichter erwerben zu koͤnnen. Sein Wunsch ward ihm gewahrt, weil er ein sehr talentvoller Mann ist. In Mexiko wird eine Ausgabe des „Don Quixote“ ver⸗— anstaltet werden, die zwei Realen kosten soll. Senor Castro ist an die Stelle des Senor Roo zum Secretair fuͤr die bevorstehende Kongreß⸗Session ernannt worden.“
Vereinigte Staaten von Nord-Amerika.
New⸗York, 1. Mai. Die Auswanderungen aus den Vereinigten Staaten nach der Afrikanischen Kolonie Liberia ha— ben in der letzten Zeit wieder sehr zugenommen.
Gestern fand hier eine furchtbare Feuersbrunst statt, die sich durch mehrere Straßen verbreitete und beim Abgange des Paket— boots noch nicht vollig geloͤscht war.
Ein hiesiges Blatt sagt: „Die neuen Republiken von Amerika erfreuen sich jetzt groͤßerer Ruhe, als jemals seit dem Beginn ihrer Revolution. So viel wir wissen, finden jetzt nir— gends milttairische Operationen oder Ruͤstungen statt, mit einzi⸗ ger Ausnahme der jahrlich wiederkehrenden Zwistigkeiten an den Graäͤnzen von La Plata mit den räͤuberischen Indianer ⸗Stäm⸗ men. Einer unsicheren Privat⸗Nachricht aus Central-Amerika zufolge, die gestern in dem Mercantile Advertiser stand, wären die Provinzen Leon und San Salvador von dem Bunde abgefallen; da jedoch von keinen militatrischen Maßregeln die Räde ist, so werden hoffentlich die dortigen Einwohner eben so wenig zum Kriege geneigt seyn, wie in den anderen neuen Staa— ten. Uebrigens bezweifeln wir die Authentieität dieser Nachricht
und Klonares fuͤr die Justiz, durch Europäische Bilöung
Koletti, das Ministerium der Marine durch einen Schwie⸗
noch sehr, denn ganz kurzlich von dort angelangte Briefe melden nichts der Art. Friedens-, Freundschafts, und Handels Ver— träge und Plaäͤne zur Beförderung von Ruhe und Eintracht sind jetzt statt gegenseitiger Eifersucht und Anfeindung an der Tages— ordnung, und gewiß werden alle Staaten eine so guͤnstige Gele⸗ genheit benutzen, um sich nach außen und innen zu konsoli— diren.
Fü lng d.
Berlin, 2. Juni. Wir geben hier nach dem Militair— Wochenblatte den Zten Beitrag zur Geschichte des Jahres 1813, die Bildung der Landwehr in den Provinzen Ost- und West— Preußen und Litthauen betreffend. Es ist ein Schreiben des Ober-Landhofmeisters von Auerswald an den i,, Fuͤrsten von Hardenberg, und lau— tet also:
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