nette und dergleichen, in Haͤnden gehabt haͤtte, wogegen die Röͤmisch-Katholischen weder mit einer Schutz- noch Trutzwaffe versehen gewesen seyen; er erklaͤrte ferner, daß, wenn die Oran⸗ gisten umgekehrt waren, wie er ihnen gerathen, kein Mensch ums Leben gekommen seyn wuͤrde, und sprach die feste Ueber⸗ eugung aus, daß es nur um der Hrangisten willen zu einem Tumult gekommen sey. Die Untersuchung dauerte zwei Tage, und die Jury faͤllte dann das Verdikt, daß MEnroe an einer ihm von einer oder mehreren unbekannten Personen am Kopf beigebrachten Wunde und M'CLullen an einer von einer unbe— kannten Person an der Brust erhaltenen Bajonett-Wunde gestor— ben sey. hen 22sten d. wurden zu Carrickfergus in Irland drei von den Haupt-Orangisten, die an der Prozession zur Lurgan am 12ten d. Theil genommen hatten, von einer Jury verhört und fuͤr schuldig befünden, jedoch eben so wie alle uͤbrigen bei jenem
Vorfall Betheiligten mit einer Warnung wieder freigelassen, weil
man nur den Gesetzen hatte Genugthuung leisten wollen.
In der Nacht voin 25sten d. brach ein bewaffneter Trupp in das Wohnhaus eines gewissen John Sullivan in Cregeens in der Irlaͤndischen Grafschaft Kerry ein, waͤhrend der Eigen— thümer abwesend war, und raubte seine Tochter; zwei Maͤnner blieben noch zwei Stunden nach der Entfernung . Kamera⸗ den in dem Hause zuruͤck, um die anderen Bewohner desselben am Laͤrmmachen zu verhindern.
Niederlande.
Aus dem Haag, . August. Der von Sr. Königl. Ho— heit bem Prinzen Friedrich ausgearbeitete Entwurf einer neuen Organisation der Armee ist beendigt und soll mit der Ausfuͤh—⸗ rung desselben der Anfang gemacht werden, sobald die Differen— zen mit Belgien ganz beigelegt seyn werden. . ;
Wöchentlich ein Mal findet auf der Achtschen Haide bei Eindhoben eine Vereinigung der Truppen aus dem Lager von
Oirschot und der leichten Artillerie⸗Brigade statt, wo in diesen
Tagen große Infanterie⸗, Kavallerie⸗ und Artillerie⸗Mandver aus— geführt wurden. Nach umlaufenden Geruͤchten werden die La— ger erst am 16ten d. M. aufgeloͤst und alsdann eine allgemeine Veränderung in den Kantonirungen der Truppen vorgenommen werden. Mit dem heutigen Tage beginnen die Uebungen der Artillerie in dem Feuern nach Schiffen.
Belgien.
Bruͤssel, 14. August. In der gestrigen Sitzung der Re— präsentanten⸗-Kammer erstattete Herr Fleussu, im Namen der Central-Section, Bericht uͤber das Budget des Justiz⸗-Mini— steriums. Es ging daraus hervor, daß man sich in der Central— Section mit der Frage beschaͤftigt hatte, ob es nicht zweckmaͤßig seyn duͤrfte, das Justiz-Ministerium ganz . und die Verwaltung dieses Departements dem General-Procureur beim Cassationshofe anzuvertrauen. Die Central⸗Sectlon erklaͤrte sich gegen diesen Vorschlag, in der Ansicht, daß in Ermangelung eines Staats-Rathes fuͤnf Minister nothwendig waͤren.
Die auf gestern anberaumt gewesene Sitzung des Senats konnte, da sich nicht die erforderliche Anzahl von Mitgliedern eingefunden hatte, nicht stattsinden.
Der hiesige Courrier meldete gestern, daß er in Bezug auf den von der Konferenz entworfenen Vertrag folgende Mit— theilungen aus London erhalten habe: „Der Koͤnig von Hol— land erlangt durch eine der Klauseln des Vertrages, daß die Schuld kapitalisirt wird; aber der Cours, zu dem, der Angabe nach, diese Capitalisation stattfinden soll, ist so übertrieben daß wir diefer Angabe nicht . fernerweitige Bestaͤtigung Glauben schenken koͤnnen. Der Zoll auf der Schelde soll nach dem Werth und der Beschaffenheit der Waaren und nicht nach dem Tonnen⸗ Gehalt der Schiffe bestimmt werden. Dieser Vertrag, der weit davon entfernt ist, alle Fragen zu loͤsen, stuͤrzt die Haupt.⸗Be— stimmungen des Traktates vom 15. Nov. ganz und gar um. Wir werden sehen, wie die Belgische Regierung denselben auf— nehmen wird.“ — Der ministerielle Independant widerlegt obige Angaben in folgender Weise: „Obgleich die Konferenz seit einem Monat wieder zusammengetreten ist, so sind doch die Arbeiten derselben noch nicht sehr vorgeruͤckt, und uͤber die Fra— gen, welche der Courrier fuͤr entschieden erklaͤrt, wird noch verhandelt.“ 24
Die Deputationen der verschiedenen Armee-Divisionen, wel— che sich nach Bruͤssel begeben sollen, um der Taufe des Kron— prinzen beizuwohnen, werden aus 6 Generalen, 208 Offizieren und 734 Unteroffizieren und Soldaten bestehen.
Antwerpen, 31. Juli. Gestern fruͤh inspicirten Ihre Königl. Hoheiten der Prinz Friedrich der Niederlande und der Prinz Karl von Preußen die auf der Schelde liegende Nieder— ländische Flotille.
Polen.
Warschau, 2. August. Vorgestern hielt der Fuͤrst Statt— halter eine Musterung uͤber die aus 150 Geschuͤtzen be— stehende Artillerie eines Armee⸗Corps ab, die bei . la⸗ gert, und bezeigte den Truppen seine vollkommene Zufriedenheit uber ihre treffliche Haltung und musterhafte Ausfuͤhrung aller Mandͤver.
Unter amtlicher Rubrik melden die , . Zeitungen Folgendes: „Als die siegreichen Truppen Sr. Maj. des Kaisers und Koͤnigs nach dem e, ,. auf das linke Weichsel⸗Ufer im Jahre 1831 mit Unterdruͤckung des ausgebrochenen Aufruhrs und mit Wiederherstellung der aufgelösten Ordnung beschaͤftigt waren, gaben die Einwohner der Stadt Zdunska Wola in der Wosewodschaft Kalisch ihrerseits ein seltenes Beispiel von Treue und Aufopferung fuͤr den Thron. Kuͤhn den Plaͤnen der offentlichen Ruhestoͤrer Widerstand leistend, waren diese Einwoh— ner nicht nur unter den ersten, die mit Dankbarkeit und Sehn— sucht die Truppen Sr. Majestaͤt begruͤßten, welche damit beauf— tragt waren, dem Aufstande unverweilt ein Ende zu machen, sondern ergriffen auch noch freiwillig die Waffen, um jene in ihren Unternehmungen zu unterstuͤtzen, und besiegelten her un⸗ verbruͤchliche Anhaͤnglichkeit an den Monarchen mit ihrem eigenen Blut. Als sie am 19. September 1831 von einem Insurgenten⸗ Corps, das von Rache gegen sie brannte, überfallen wurden, blieben viele von ihnen als Opfer ihrer Hingebung auf dem Kampfplatz, viele trugen ruͤhmliche Wunden davon. ieser Um⸗ stand ist der Aufmerksamkeit des Monarchen nicht entgangen, und indem Se. Majestaͤt nicht nur allen denjenigen, die sich durch so ruͤhmliche Aufopferung auszeichneten, einen deutli—⸗ chen Beweis von Ihrer besonderen Huld geben, sondern auch das Andenken an diese That erhalten wollten, haben Hoͤchstdieselben 1) *. das Loos der Wittwen und Waisen aller am 19ten eptember 1831 gegen die Insurgen⸗
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ten untergelegenen Einwohner gesorgt und ihnen entweder eine lebenslaͤngliche Penston oder eine Unterstüͤtzung ein fuͤr allemal gewahrt; 2) an sechs derselben, die sich am meisten auszeichne⸗ ten, und die von der Gemeinde selbst als dieser Auszeichnung am wuͤrdigsten anerkannt wurden, Medaillen ertheilt, ünd zwar an Wilhelm Knoll eine goldene und an Julian Helmschroot, Gotthard Schiefner, Karl Pupe, Ar ;
Faustmann silberne; 3) anbefohlen, daß zur Belohnung fuͤr alle Einwohner von Zdunska Wola, die am 19, September 183 in dieser Stadt ansaͤssig waren, der Schatz des Koͤnigreichs 10 Jahre lang die Zinsen zahlen soll, welche diese von Grundstuͤcken an die Eigenthuͤmer derselben zu entrichten haben.“ .
Die Regierungs⸗Kommission fuͤr das Innere und die geistlichen und Unterrichts⸗Angelegenheiten hat folgenden Aufruf an den Lehrer⸗ stand erlassen: „Die traurigen Ereignisse der Revolution, durch die alle Zweige der gesellschaftlichen Wohlfahrt in ihrer Wurzel unter— graben wurden, mußten auch die Unterbrechung des Schul⸗-Un— terrichts zur Folge haben. Die Erfahrung zeigte die Nothwen⸗ digkeit, in dem allgemeinen System der öffentlichen Erziehung Veränderungen vorzunehmen, und das Erforderniß, dieselbe auf. einen angemessenern Weg zu leiten. Der neu angefertigte Lehr⸗ plan hat bereits die Allerhochste Bestaͤtigung Sr. Kaiserl. Koͤ— nigl. Majestaät erhalten, und soll vom 276. August d. J. an in Kraft treten. So wird also die Jugend zu den (hrem Alter gezie— menden wissenschaftlichen Beschäftigungen zuruͤckkehren, und der Lehrstand die auf ihr Wohl abzweckenden Arbeiten wieder beginnen. — Professoren und Lehrer! Die uͤber Euch wachende Behoͤrde wuͤnscht an denjenigen, die Ihr auf dem Wege der Sittlichkeit und Aufklärung fuͤhren werdet, Gottesfurcht, unbegraͤnzte Anhaäͤnglichkeit an den Thron, Gehorsam gegen die Regierung, Unterwerfung unter die Gesetze, Liebe zur Tugend und Ordnung, mit Einem Wort, alle Eigenschaften einer gereif— ten Bildung und religioös⸗sittlichen Veredelung zu erblicken. So wichtige Zwecke der öffentlichen Erziehung erheischen Eure ganze Hingebung, Eure Mitwirkung, kürz, Euren treuen Beistand. Ihr muͤßt die Pflichten eines Lehrers vollkommen kennen; weit entfernt also von den, unserem Jahrhundert so eigenen Verblen— dungen, mußt Ihr von der Wichtigkeit Eures Berufs ganz erfuͤllt seyn. Bemuͤhet Euch, in den jugendlichen Gemuͤthern die Grund⸗ saͤtze einer vorurtheilsfreien Rellgion, die Grundsaͤtze einer von dem Zeitgeist unbefleckten Sittlichkeit zu befestigen; bemuͤhet Euch, den Geist der Jugend mit Kenntnissen zu bereichern, ohne uͤberspannte Vorstellungen und schaͤdliche Tendenzen in ihm zu wecken. Wenn Ihr einzig auf dieser Bahn vorschreitet, werdet Ihr dem von der Regierung in Euch gesetzten Vertrauen wuͤr— dig entsprechen und deren Hoffnungen auf die Zukunft erfuͤllen, nabad sie in Folge Eurer Bestrebungen aus dieser Jugend der— einst dem Monarchen treu ergebene Unterthanen, tugendhafte Buͤrger und dem Lande nuͤtzliche Beamten hervorgehen sieht. Fuͤr das Euch geschenkte Vertrauen erwartet die Regierung von Euch makellose Treue und unausgesetzte Anstrengungen zum Besten des Gemeinwohls.“
Da in Folge einer Bekanntmachung des Administrations— Raths im Koͤnigreich Polen die Gymnasien und Kreisschulen mit dem 20. August nach einer neuen von Sr. Majestat genehmig—⸗ ten Organisation wieder eroͤffnet werden sollen, so wird durch die hiesigen Zeitungen die Liste aller neu ernannten Direk— toren, Inspektoren, Professoren und Lehrer zur öffentlichen Kennt— niß gebracht, und es werden die Letzteren aufgefordert, sich binnen 14 Tagen bei den respektiven Gymnasien oder Kreisschulen zur Uebernahme ihrer Lehrstellen einzufinden. Diese Liste nennt 9 Gym⸗ nasien, wovon zwei in Warschau, das eine von 8 Klassen im Kasi— mirschen Palast, das andere von 6 auf der Lissaer Straße, eines in Kielce von 6 Klassen, eines in Radom von 6, eines in Petri— kau von 8, eines in Lublin, eines in Lukow, eines in Lomza und eines in Plozk; ferner 22 Kreisschulen von 4 Klassen, wo— von 4 in Wgrschau, die anderen in Lowicz, Lenczyz, Wlozlawek, Pinczowo, Sandomir, Wonchozk, Kalisch, Wielün, Siergdz, Hrubieszowo, Opole, Siedle, Biala, Seyny, Szczuczyn, Pul— tusk, Zuromin und Skompe. Die Direktoren der 9 Gymna— sien sind Samuel Bogumil von Linde, Thomas Dziekonsky, Kolumban Zager, Vitalis Witkowski, Johann Siewielunski, Ignaz Neuburg, Ludwig Koncewicz, Georg Schmiedel und Paul Chrzanowski.
Se ue f hl nn .
Kassel, 28. Juli. (Aus dem Schwaäͤbischen Merkur.) Die bekannte Drohbrief-Geschichte, welche unter der Regie— rung Sr. K. H. des Kurfuͤrsten so viel Aufsehen in Deutschland machte und so viele Nachforschungen, Untersuchungen und Ver—
haftungen veranlaßte, ohne daß das Geringste daruͤber ins Reine gebracht wurde, ist seit Kurzem wieder in frisches Anden— ken gekommen. Der so lange Zeit hindurch wegen dieser Sache auf der Festung Spangenberg als Staats-Gefangener verhaftete und jetzt wieder auf freiem Fuß befindliche vormalige Ober⸗Po⸗ lizei⸗Direktor von Manger hat sich bei dem von einer außeror— dentlichen, vom Kurfuͤrsten angeordneten, Untersuchungs-⸗Kommis⸗ sion uͤber ihn gefaͤllten Urtheil nicht beruhigt, sondern ist gegen— waͤrtig hier anwesend, um seinen Prozeß mit Eifer fortzusetzen und vor das Ober-Appellations-Gericht zur Entscheidung zu brin⸗ gen. Seitdem dessen Sachwalter, der hiesige Ober⸗Gerichts⸗An— walt Scheffer, von einer Reise nach Koln zuruͤckgekehrt ist, erzählt man sich, daß es demselben gelungen, dem eigentlichen When, dem wahrhaften Urheber des beruͤchtigten Drohbriefes auf eine sichere Spur zu kommen, und daß man erstaunen wird uͤber das Resultat seiner Entdeckungen. Es werden Namen als verwickelt in diese Angelegenheit genannt, welche jetzt zum Theil in bedeutendem Einfluß im Lande stehen. Man glaubt, diese Sache werde, wenn sie an das Licht kommt, große Aufschluͤsse uͤber die schon seit lange mit Konsequenz verfolgten Umtriebe einer gewissen Partei geben. — Man versichert mit Bestimmt— heit, daß das Urtheil des Ober-Appellations-Gerichts uͤber den hiesigen Polizei⸗Direktor Gießler in wenigen Tagen erfolgen und durch dasselbs das des hiesigen Ober-Gerichts bestaͤtigt werden werde. — Se. K. Hoheit der Kurprinz wird im Laufe dieser Woche sich nach dem Bade Hofgeismar begeben und von da in Begleitung der Graͤfin Schaumburg die Reise nach den Baͤdern von Pyrmont und Nenndorf antreten.
Dresden, 1. August. In der Sitzung der ersten Kammer vom 27sten v. M. ging ein Gesuch des Pfarrers Preußer zu Langhennersdorf ein, welcher sich im Namen eines mit seinen drei Kindern an verschiedenen Orten zur Schau ge— stellten Bokenees von der Insel Celebes um dessen Befreiung aus den Haͤnden der ihn herumfuͤhrenden Europäerin verwandte. Die Kammer beschloß, auf die Versicherung eines ihrer Mit— glieder, daß sich auf einem zwischen dem Bewohner von Celebes und seiner Begleiterin zu Amsterdam abgeschlossenen Kontrakt des⸗ sen Schaustellung grunde, diese Eingabe ohne Weiteres zu den Akten zu nehmen. Man ging hierauf zur Tagesordnung, auf
Anton Linke und Johann
welcher sich zunaͤchst die Schluß-Berathung uͤber das 6 Nach Erledigung noch zur Eroͤrterung vorgelegenen Punkte fand die Haupt,
wegen der Staats-Angehoͤrigkeit befand.
stinimung uͤber die Annahme des Gesetzes statt, welche Namens-Aufruf mit 28 Stimmen gegen 1 erfolgt Der zweite Gegenstand der heutigen Tagesordnung
die fortgesetzte Berathung Dr. Crusius aͤußerte sich in Betreff der ihm die Billigkeit dafuͤr zu sprechen scheine, dies Blatt Gemeinden auf Kosten des Staats zugehen zu lassen; es der Aufwand dadurch nicht bedeutend vermehrt werden, ja schon bis jetzt viele Gesetze gratis erhalten hatten. Das
glied v. Po fern bem erkte dagegen: Man moͤge ja die
der Staats-Verwaltung und die auf das Budget zu nehm Ausgaben nicht ohne Jaoth vermehren; den Gemeinden p
durch die nach Maßgabe des Gesetzes eintretende verändenl blicationsweise bedeutende Kosten erspart, und sie könnten um so eher einen geringen Preis entrichten, als sie kunft Sammlung vollstaͤndig erhielten. Auch in anderen Stagig
ten die Gemeinden die Sammlung der Gesetze zu bezahlen,
Staats⸗Minister v. Zeschau äußerte darauf, daß allerdin Ausfall, der schon jetzt die Gesetzsammlung verursache, nit bedeutend sey; es seyen zu diesem Behufe 500) Rthlr. in
get in Ansatz gebracht worden, und wolle man den Gemeingg das neue Gesetzblatt unentgeltlich geben, so wuͤrde das einenl tenden Mehraufwand erfordern. Die Regierung habe es daher maͤßigen Pre von 18 g Gr. beschraͤnkt. Das Amendem Dr. Erusius wurde darauf von 80 gegen 11 Stimmen verm Zu §. 10 hatte die erste Deputation der zweiten Kam den zweiten Satz des Paragraphen folgende Fassung vn gen: „Es bleibt jedoch der Orts-Hbrigkeit uͤberlassen, ein meh rere der an einem Orte besindlichen Gast- und Schenk? oder auch selbst den einzigen des Orts, von dieser Oblih (das Gesetz-Blatt zu halten) zu entbinden, wenn wegen gels an Verkehr oder aus anderen erheblichen Gruͤnden de vorstehender Bestimmung nicht ganz erreicht werden n Die zweite Kammer hatte sich bei der Plengr-Beratstiu
Stimmen-Mehrheit für den Wegfall des Janzen Pnnnn erklart. Den in der zweiten Kammer angefuͤhn ten Grün nehmlich dem, daß es als ein nicht rechtlich beg rundete erscheine, wenn man den Gast- und Schenk-Wirtizen di pflichtung auferlegen wolle, das Gesetz- und Veroronüäng enn eignen Mitteln sich anzuschaffen, stimmte die erste Den dw ersten Kammer bei, und wunschte, daß die erste Kam ebenfalls fuͤr den Wegfall des Paragraphen erklären möoͤge Referent fuͤhrte an, daß das Auslegen ber Gesetze in Sche Gasthaͤusern zu einer unziemlichen Kritik derselben führen auch den Besuch oͤffentlicher Orte noch vermehren duͤrske, besonders aber, daß man die Gast- und Schenk⸗Wirthe den nicht ohne Unbilligkeit zwingen koͤnne, Behufs der Pull der Gesetze einen Aufwand aus eigenen Mitteln zu machen, Fuͤrst v. Schoͤnburg, sich auf das Beispiel anderer E berufend, schlug vor, wenn man Bedenken trage, die here cessionirten Gast⸗ und Schenk⸗Wirthe mit einer neuen Last schweren, mindestens bei Ertheilung neuer Concessionen o schaffung und Auslegung des Gesetzblattes zur Pflicht zu n Der Koͤnigl. Commissair Hr. Gunther beinerkte, der Zu vorliegenden Gesetzes, namentlich des vierzehntägigen Alsh sey, daß, wenn ein Gesetz erscheine, man sich mit dem sel kannt machen koͤnne. Man habe geglaubt, man muͤsse terchanen entgegenkommen, so daß sie da, wo sie sich zu meln pflegten, das Gesetzblatt fänden. Die Versammlum Gemeinde geschaͤhen aber entweder in der Kirche oder an lichen Orten. Daß die Bekanntmachung in Kirchen m
send sey, davon habe man sich uͤberzeugt; es blieh
nur die oͤffentlichen Orte, die Gast- und Schenkhauset Dagegen sey angefuͤhrt worden, daß sowohl den Wir durch eine unbillige Belastung auferlegt werde, als au Auslegung zu unerwuͤnschten Diskussionen Veranlassum wuͤrde. Er halte beides fuͤr nicht so bedenklich, und h letztere betreffe, so muͤsse man die Nuͤtzlichkeit einer Sah wegen des Mißbrauches, der etwa entstehen konnte, aufg lassen. Man konne doch nicht voraussetzen, daß ein Gest ches mit den Vertretern des Volkes berathen worden seh,
der Mißbilligung ausgesetzt sey; in aufgeregten Zeiten s
geschehen, daß eine unerwuͤnschte Diskussion veranlaßt
aber man muͤsse nicht annehmen, daß dies die Regel sen,
habe im Gesetz-Entwurfe die naͤmliche Anordnung bench
welche in Preußen bestehe, und es sey ihm nicht bekannt
den, daß eine Besorgniß dieser Art sich gezeigt haͤtte.
Praäsident stellte darauf die Frage, ob nach dem Vn
der Deputation §. 10 ganz in Wegfall gebracht werden
Dies wurde von 15 gegen 14 Stimmen verneint. C
sodann der zweite Theil des Paragraphen in der Weise,
die Deputation der zweiten Kammer vorgeschlagen, mit
men gegen 1 angenommen, und fand darauf der gn
ragraph unter den beliebten Abänderungen einhellige
Nach kurzer Eroͤrterung der folgenden Paragraphen wind
nächst das ganze Gesetz mit 3 Stimmen gegen 2 angem
Munchen, 31. Juli. Se. Hoheit der Herzog! am 25. Juli Nachts 1 Uhr, und die Frau Herzogin Hoheit mit dem Prinzen Wilhelm gestern Mittags in stein eingetroffen. ⸗
Der Nuͤrnberger Korrespondent schreibt an chen vom 28. Juli: „Der Koöͤnigliche Hof wird, ng dem Volksfeste hei Nurnberg beigewohnt, sich nach B den, wo große Jagden stattfinden sollen, begeben, un Septembers wieder hier eintreffen. — Das seit der z Entstehens fast alljaͤhrlich durch ein frohes Ereigniß in niglichen Hause Bayern ausgezeichnete Oktober⸗-Fest zu ; wird diesmal durch die Vermaͤhlung der , ft ‚ verherrlicht werden. Se. Hoheit der Erbgroßherzog unh Darmstadt wird Ende Septembers hierher kommen, lh vorigen Jahre vom Koͤnige Otto bewohnten oͤstlichen Ri Königl. Residenz beziehen. — Die Griechischen Fra welche durch den Zugang sehr vieler Soldaten und Unt vom vierten Jaͤger-Bataillon in Landshut juͤngst eine Zuwachs bekamen, werden nach Laufen, Tittmonning, li und in das geraͤumige Kloster nach Polling translocirt, neu Zugehenden und den an anderen Werbe⸗Plaͤtzen bereill ] benen Platz zu machen. — Fuͤr Errichtung der Ottos Kiefersfelden, d. h. an jener Stelle, wohin Koͤnig Otnn schlafend uͤber die Bayerische Graͤnze gekommen war, eint Weges zuruͤckmachte, um dort von Vaterlande Abschiz men, sind beim K. Landgerichte Rosenheim an freiwilll trägen schon uͤber 009 Gulden eingegangen. — in Aibling, von den Frauen Bayerns, zum Andenken an
uͤber den Gesetz-Entwurf, Bekanntinachung der Gesetze und a nnn, n,,
Verben des zu gruͤndenden Gesetz und Verordnungs-Blattes,
ses Abschiedes der Koͤnigl. Mutter von dem geliebten zu errichtende Monument sind ebenfalls schon bedeutende je deponirt; der Grundstein dazu wird ain 15. Oktbr., amenstage J. Maj. der Koͤnigin, gelegt werden. Um n Ert zu verewigen, wo der Königliche Vater den schei⸗ Sohn zum letztenmale umarmte, läßt ein Patriot eine von hler ein Denkmal aus eigenen Mitteln errichten.“
rlsruh e. 1. August. Aus den Berathungen der er— mmer uͤber die einzelnen Paragraphen des Zehnt⸗Ge⸗ über welche die Diskussion in der zwanzigsten Sitzung eröffnet worden war, theilen wir noch im Wesentlichen es mit. Der Regierungs Commissair Staatsrath Re— bemerkte unter Anderem: Der Umstand, ob und wie ats-Kasse im gegenwaͤrtigen Augenblick den Ausfall der
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ne hier gar nicht in Betracht kommen. t-Steuer sey bisher von der sogenannten Landrente abge— sorden, diese werde durch die Zehnt-Abloͤsung erhoht, und höhung werde somit in der Folge jenen Steuer-Ausfall und hierin liege der Grund des von der Regierung vor— nen Steuer-Abzugs. Der Fuͤrst zu Färstenberg pie der Rechts-Ungleichheit vorzubeugen oder abzuhelfen doch offenbar in Zukunft zwischen den jetzt zehntfreien zehntfrei werdenden Guͤtern entstehe, welche letzteren als⸗ ohl zehnmal besser daran waͤren, als die ersteren? wor— Ministerial-⸗Rath Regenauer erwiederte, daß da— nödie Nevision der Guͤter-Anschlaͤge zu sorgen ha— rde. Der Geheime Rath von Berg prach sich nderem dahin aus: Der Zehntpflichtige uͤbernehme im
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lik der Zehnt-Abloͤsung die Zehntgefaäll-Steuer nicht, er
also durch den Steuer-Abzug einen Vortheil, der ihm buͤhre. Eine Revision
der . gewordenen Grundstuͤcke aus ganz andern
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möglich, wenn einmal die Staatsschuld und die Pen⸗ ast in ein richtiges Verhaͤltniß mit den Kraͤften des Lan— sett werde. Auf gleiche Weise sey eine Einkommens— mmer noch im Reich der Moglichkeiten, wo alsdann ine doppelte Besteuerung fur die Zehnt-Berechtigten ein— duͤrstt. Der Ministerial⸗Rath Regenauer nahm darauf das Wort, um auf mehrere dem Regierungs-Entwur fe e Einwendungen zu antworten. Er sagte: Wenn man es widerstreite dem Gefuͤhl, daß Einer dem Andern bezahle, so sey dies gerade der Fall, wenn die S'ieuer nicht am Roh-Er trage abgezogen werde. Wofern aber in der That ruer Abzug gegen das Gefühl anstoßen wuͤrde, so mußte n Gleiches bei jedem Verkaufe steuerbarer Objekte, 38 B. hauses, behaupten, denn auch da trage der Kaufen dem sfer eine Steuer ab. Uebrigens gleiche sich am Ende Alles aus, indem der Eine heut Käufer, morgen Verkaͤufer, mit Steuerpflichtiger, morgen wieder Berechtigter fey— seyen die Domainen nicht, wie behauptet worden, steuer— ndern sie seyen steuerpflichtig, wie jedes andere Gut, nur 1e zur Vereinfachung der Administration die Steuer nicht bar ab. Man habe sodann bemerkt, der Steuer ⸗Abzug icht gebilligt werden, weil der ZehntHerr zugleich bei jung auf einen zu erwartenden Mehr⸗Ertrag' des Zehn— sichte, allein es verschwinde dabei auch fuͤr ihn die Aus— erhöhte Zehnt-Lasten. Was das Verschwinden des Objekts betreffe, so bestehe dieses Steuer- Gbsekt uten Theil des Ertrages, z. B. eines Ackers, und dieser Theil bleibe, so wie Niemand den Acker wegzutragen z ja er steige vielmehr mit dem Werth des Ackers bei pachsen der Kultur. — Praͤlat Huͤffell außerte: Als dieser Sache wolle er nichts weiter, als die Frage auf⸗ wer denn bei der Zehnt-Abloͤsung hauptsaͤchlich gewinne? twort sey; offenbar nicht die Berechtigten; sonst wuͤrden it beiden Händen danach greifen; es gewaͤnnen die Pflich⸗ jabei, und gewannen diese wirklich, so sey es ganz klar, auch vor allen Dingen die Steuer zu tragen haͤtten. habe selbst der so scharfsinnige Vertheidiger des Regierungs⸗ rfes zur Halfte zugestanden, indem er von einer in der Folge n Ausgleichung gesprochen. Es existire sonach dermalen eine chheit, indem den Berechtigten, die ohnehin schon verlieren, noch den Steuer-Abzug eine besondere Last zufiele. Jeden⸗ ürfe den Geistlichen und Lehrern die Steuer nicht in Ab— bracht werden, da sie diese bisher nicht, sondern eine Klas⸗ euer entrichtet haͤtten. Freiherr von Goͤler sagte: Er man habe den Steuer-Abzug nur deshalb vorgeschlagen, m Ablosungs-Fuße, den man in seinem zwanzigfachen Be— ür zu hoch halte, indirekt beizukommen uns sihn zu ver⸗
tigkeit. Hierauf erwiederte der Staathsrath Nebenius: ehrt widerspreche es gerade der Gerechtigkeit, wenn man
Nichtabzug der Steuern erhohen wollte, Ueberdies kenne ü Zehnt-Ablssungs⸗-Gesetze anderer Staaten, aber kein ein- ws einen solchen Nichtabzug der Steuer gestatte. heidelberg, 1. Aug. (Mannheimer Zeitung.) Seit fügen gewinnt das Geruͤcht Glauben, der des Mords an ziden jungen Menschen Verdaͤchtige habe die That mit ntänden eingestanden. Die beiden Getsdteten sehen mit bet im Streit begriffen gewesen. Er habe abzuwehren ge—
den Sattler allein nur treffen wollen, aber aus Versehen
hei der Dunkelheit der Nacht auch den Schuhmacher ge— Niemand kann leugnen, daß diese Methode, Streit nach unseren Gesetzen eine mehrjährige Zuchthausstrafe olge hat. srankfurt a. M., 3. Aug. Se. Durchl. der regierende „von Sachsen-Koburg-Gotha ist vorgestern unter dem Na— tines Grafen von Rosenau hier angekommen, und im Gast— m Weidenhof auf der Zeil abgestiegen. dier eingegangene Privat-Nachrichten aus Gießen wider— en durchaus den Gerüchten von angeblich in der Nacht vom auf den 21sten v. M. daselbst stattgehabten unruhigen Auf— Hoch haben neuerdings dort wieder Verhaftungen stattgi— k funf Personen, zwei Bürger und drei Studenten, wurden Auch hat man' mehrere geschriebene Anzettelungen gefun⸗
in Folge welcher ein Gefangenwaͤrter kompromittirt und in⸗
t worden seyn soll; auch wurden mehrere Gefangene, die
. auf etwa 12 Personen belaufen, in andere Lo⸗—
ken versetz
Schweiz. Der große Rath von Aargau beschaͤf— dem Bundes ⸗Entwurfe. War schon
zürich, 26. Juli Juli. ich ani 23sten mit
steuer und die Art und Weise seiner Deckung beruͤcksich⸗ Der Zehnte mit
der Grundsteuer werde nicht so— Sitonde kommen, und in diesem Fall geschehe die Er⸗ 33 * Anbahnung
Wenn ferner, wie angefuͤhrt worden, eine Vermin— der Grundsteuer nicht so schnell zu erwarten sey, so sey „wegen in gerichtliche Untersuchüng; man
. Halte, 13 immer besser gestellt. Dies widerstreite aber geradezu allen Grundsaͤtzen der er gen
awiderspreche es 1 ihren Beistand im Falle der Roth zu' res E statuirte Entschaͤdigungs-Kapstal auf indirektem Wege di 5 doth zu rechnen.
1 nnn, 3 , F. Ut Amnestie zugesichert wird. eine sehr eindringliche und ans Leben gehende ist, heit mehrere Anordnungen in Bezug auf dle innere Organtsckion
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fruͤher der Ausgang der diesfälligen Berathung zweifelhaft, so konnte nun, nach dem, was in den Kantonen Luzern und So lothurn sich zugetragen, an eine unbedingte Annahme des Ent— wurfes kaum mehr gedacht werden. Vier Meinungen kamen Auf— die Bahn. Fuͤr Annahme des Entwurfes sprachen nur drei Mitglieder, und nicht mehr als zwoͤlf stimmten da— fur. Troxler trug auf Verwerfung des neüen Bundes an, und auf BVeranstaltung einer „Konferenz“, um eine neue Rebision einzuleiten. Ungeachtet ei diese Meinung in weimaligem Vor— trage mit Lebhaftigkeit verfocht, stimmte ach einzig noch der bekannte Fischer von Merischwanden fuͤr dieselbe, , Es blie— ben nun noch ae Meinungen übrig, die wesentlich nicht von einander abwichen. Beide gingen guf Fortsetzung der Revi— sions⸗ Arbeit; wuͤrde diese von der Mehrheit der Stande abge⸗ lehnt, so sollte nach der einen Ansicht die Gesandtschaft einfach referiren, nach der andern die Verwerfung des Bundes- Ent— wurfes ausgesprochen werden. Fuͤr die erstere Meinung stimm— ten 115, fuͤr die letztere 34 Mitglieder. Die speciellen Punkte auf welche sich die Abaͤnderungs-Begehren des Standes Aarga beziehen sind durchweg solche, worauf dieser Stand schon bei der Instruction uͤber den Luzerner Entwurf gedrungen hat, wie z. B. die Qualificationen der Eidgenossenschaft als eines Bun⸗ des⸗Staates, ein der Bevoͤlkerung und den Leistungen der Kan— tone augepaßtes Repraͤsentations-Verhältniß u. ö Die 9m 2lsten d. M. gehaltene General-Versammlung des politischen Dereins des Kantons Zuͤrich wurde, theils wegen der schlechten Witterung, theils wegen der überhand nehmenden Theilnahmlo⸗ sigkeit und Gleichgültigkeit Vieler, nur von 50 bis 100 Perso— nen besucht, und fuͤhrte, wegen der Meinungs; Verschiedenheit, die unter den Fuͤhrern des Vereins herrschte, zu keinen entschei⸗ denden Resultaten. Auch in anderen Kantonen sinkt das Ansehen dieser Vereine je laͤnger je mehr. — In einigen Ortschaften des Bezirks Einsiedeln haben Versammlungen stattgefunden, um die 1 einer Wiedervereinigung mit dem alten Lande Schwoz zu berathen. Eilf Abgeordnete wurden zu diesem Ende nach Schwyz gesandt. Nach ihrer Rückkehr geriethen sie des— r : rich glaubt aber, es werde ihnen nicht so uͤbel ergehen, da ein großer Theil des Landvolks besonders in den an das alte Land Schwyz graͤnzenden Thaͤlern, ihre Gesinnungen theilt. Wegen ähnlicher Voͤrfaͤlle ist auch durch die Behoͤrden des Bezirkes Pfaͤffikon eine Untersuchung eingeleitet worden.
— —
D n.
Turin 25 Juli. Die Gazetta Piemontese enthaͤlt einen ausführlichen Artikel zur Widerlegung der von Franzoͤ⸗ sischen Blaͤttern verbreiteten Geruͤchte, daß die Theilnehmer an der unlaͤngst entdeckten Verschwoͤrung der gewohnlichen Gerichts—⸗ barkeit entzogen und vor neue außerordentliche Tribunale gestellt worden, und daß das Verfahren der letzteren geheim und will—
küuͤhrlich gewesen sey.
Neapel, 22. Juli. Das Giornale del Regno delle due Sicilie meldet erst in seiner heutigen Nummer die An— kunft der Herzogin von Berry in Palermo. Die Beschreibung, welche dasselbe davon giebt, stimmt mit den bereits bekannten Details uͤberein, und wird hinzugefügt, daß die Prinzessin von dem am Ufer versammelten Volke mit großer Freude einpfangen worden sey. j
Turkei.
Die Allgemeine Zeitung meldet in einem Schreiben aus Konstantinopel vom 10ten Jult; „Der Graf Orloff so ll bereits wieder eine neue wichtige Mission von seinem Sou⸗— vergin erhalten haben. Man weiß, daß er in den letzten Jahren von dem Russischen Kabiner oft als Unterhaͤndler ge⸗ braucht wurde. Die hier von ihm geleiteten Unterhandlungen verlangten unstreitig großen diplomatischen Takt und festen Cha⸗ rakter, Eigenschaften, die er in hohem Grade zu besitzen scheint. Ibrahim Pascha hat in seinen neuen Standquartieren sorg⸗ faͤltig Alles zur Bequemlichkeit seiner Soldaten einrichten lassen. Die Desertion hatte in der letzten Zeit in der Aegyptischen Ar— mee sehr uͤberhand genommen. Die harte Behandlung der Sol— daten mag dazu viel beigetragen haben. Die Bastonade ist bei den Arabern noch voͤllig uͤblich; die Bemuͤhungen der Fran⸗ zoͤsischen Offiziere, sie abgeschafft zu sehen, waren bis— her fruchtlos. — Aus Griechenland hat man die erfreu⸗ ichsten Nachrichten. Es herrscht vollkommene Ruhe, und der Landmann beschaͤftigt sich eifrig mit dem Anbau des Bodens; auch fangen die wohlhabenden Klassen schon an, Geschmack an Europäischen Sitten Und Bequemlichkeiten zu finden. Die Be— ziehungen der Pforte zu Griechenland sind sehr freundschaftlich, und haben sich seit dem ungluͤcklichen Kriege mit Mehmed Ali Die Pforte scheint, sonderbar genug, Ver— trauen gegen die Griechen zu gewinnen, und sie nicht mehr als rebellische Ottomanische Unterthanen zu betrachten, sondern auf
dre Bis jetzt k dieser Beistand nur unbedeutend seyn; aber mit der 34 an Griechenlands Kraͤfte sich entwickeln, und der Sultan wird viel— leicht die Huͤlfe der Griechen gegen die nämlichen Aegyptier an= sprechen koͤnnen, welche vor sechs Jahren fuͤr ihn gegen die Griechen ins Feld zogen.“ t .
ö Stolaez, 10. Juli. Der Anordnung unseres Wesirs Ali⸗Pascha, zufolge, fand vor einigen Tagen in Mostar ein Versammlung der Musselims, der Aeltesten und anderer Nota— beln saͤmmtlicher Distrikte der Herzegowina statt, in welcher ih⸗ nen der Großherrliche Firman borhelesen wurde, wodurch Ali— Hascha zum Wesir dieser Provinz ernannt und eine allgemeine Der Wesir traf bei dieser Gelegen—
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des Landes und die Beduͤrfnisse bes Augenblicks. So wurde unter anderm die Bildung eines bewaffneten Eorpés, das stets zum Marsche fertig seyn soll und die Erhebung einer außerordent— lichen Steuer von sieben Millionen Piaster von allen Rasah's und Tuͤrkischen Grundbesitzern angeordnet, die Kopf-Steuer hin— gegen von 21 auf 15 Piaster reöucirt und auf das maͤnnliche Geschlecht beschraͤnkt, Das Paschalik der Herzegowina ist in 19 Distrikte getheilt.“ t
Griechenland.
Nauplia, 10. Juni. Die Athena meldet die Einnahme der an der aͤußersten Graͤnze Thessaliens gelegenen Stadt Zeituni durch die Bayerischen Truppen in folgender Weise: „Die Tuͤr— ken wollten durchaus die Festung Zeituni behalten, sahen sich aber ploͤtzlich umringt und wurden dadurch gensͤthigt, sie nach einigen Stunden zu uͤbergeben. Anfangs wagten sie nicht, ihre Religion auszuuͤben und auf die Minarets zu steigen; als aber der Bayerische Kommandant die Tuͤrkischen Notabeln zu sich kommen ließ und ihnen erklaͤrte, daß unter dem Konig Otto alle Ünterthanen in ihrer Person, ihrem Eigenthum und ihrer Religion beschuͤtzt wuͤrden,
und daß alle gleiche Rechte hatten, riefen die Tuͤrken aus: Allah, Allahor, Allah ist mächtig, er beschuͤtze den Konig. Hierauf ent— fernten sie sich voll Dankbarkeit und begannen noch an demsel— ben, Tage ihre öffentlichen Gebete in den Moscheen. Das ganze Griechische Gebiet, mit Einschluß der Festungen Zeituni, Athen, Karanapa, Enrieb und Karysto sind jetzt in den Händen der Köoͤnigl. Truppen.“ —
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Berlin, 6. Aug. Ueber die Art und Weise, wie die va— e Feier des dritten August in Stettin begangen wor den, meldet man von dort Folgendes: „Nachdem das Fest scho am Vorabend vom s des de n ff in e , durch 3 Kanonenschüsse und zer Mirternacht von den Pio⸗ nieren der hiesigen Garnison n Kanonensalven, Be ,,, des Eintritts Sr. Masestat des Königs in das Gäste 'ebensjahr, eingeleitet worden, degann die Feier selbst am Mo gen des Tages mit einem oͤffentlichen Gottesdienste ier großen Parade auf dem vor der Stadt belegenen Exercir'— Platze, wozu sich eine unzählige Menge von Zuschauern eingefunden hatte. Ein allgemeines Vivat, ausgebracht von dem Komman— danten der Stadt und Festung, General-Lieutenant und Divi— sions⸗-Commandenr Herrn von Zepelin, beschloß unter dem Don— ner von 191 Kanonenschuͤssen dieses militairische Schauspiel. Gegen Mittag fand die Legung des Grundsteins zu dem neuen Voͤrsen-Gebäude in Gegenwart der höoͤchsten und hohen Mile tair- und Civil-Behoͤrden, des Ober-Buͤrgermeisters, der Vor steher der Kaufmannschaft u. A. statt. Nachdem diese sich im großen Saale des dem Bauplatze gegenuͤberliegenden Rathhauses versammelt hatten, ward die geschichtliche Ur— kunde den Bau betreffend, vorgelesen uünd“ dann mit dem Verzeichnisse der uͤbrigen fuͤr den Grundstein bestimmten, in nächster Beziehung zu der Geschichte unseres Vaterlandes und der kaufinännischen Corporation stehenden Gegenstände, wor— unter namentlich die Bildnisse Sr. Majestaͤt des Königs und Ihrer Königl. Hoheiten des Kronprinzen und der Kronprin— zessin in Eisen, so wie vaterlaͤndische Muͤnzen aus der näͤchst vergangenen Zeit, in eine zinnerne Kapsel gelegt und diese ver— schlosßen. Hierauf begab sich der Zug nach der Baustelle, wo der Vorsitzende der Boͤrsen⸗Bau⸗-Kommission, Herr Kaufmann
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C. Muͤller, einige auf das Bauwerk und auf den zur Grund— steinlegung gewahlten Festtag bezuͤgliche Worte sprach und der Werkmeister die zinnerne Kapsel in den Grundstein einsenkte. — Zu Mittag hatten sich zur Feier des Tages in mehreren Privat⸗ Zirkeln und an offentlichen Orten Gesellschaften zu Fest— mahlen vereinigt, bei denen uͤberall die herzlichste Freude herrschte. Mehrere Gärten waren mit eintretender? Dunkelheit geschmack— voll erleuchtet. Spaͤt am Abend wurde, ungeachtet die Witte— rung nicht ganz guͤnstig war, auf den jenseits der Oder belege— nen Wiesen ein von den Pionieren angefertigtes Feuerwerk ab— gebrannt, an dessen Schlusse in einem großen Tempel Ler ge— kroͤnte Namenszug Sr. Majestät, umgeben von 63 Lichtern, im Brillantfeuer erschien. Sofort wurde von der unzähligen Volksmenge das: „Heil Dir im Siegeskranz!“ angestimmt, welches, begleitet von den saͤmmtlichen Mustk-Corps in den nahe gelegenen Gärten, in ein weitschallendes Lebehoch en— digte. Daß auch die Freuden des Tanzes von dem Feste nicht ausgeschlossen waren, versteht sich; namentlich hatten die Pio—
niere einen großen Ball veranstaltet und zur Bestreitung eines
Theils der Kosten bis zu diesem Tage eine Gratification von 200 Rthlr, aufbewahrt, welche ihnen, als Anerkenntniß ihrer verdienstlichen Bemuhungen bei Loͤschung des in der hiesigen Zuckersiederei am 109. Juni d. J. entstandenen Feuers (Nr. 162 der Staats-Zeitung) von der Direction der Ssederei zu Theil geworden war. — Auch die Wohlthaͤtigkeit bezeichnete diesen Tag auf eine würdige Weise, indem unter Anderen ein hiesiger acht— barer Kaufmann dem Herrn General-Lieutenant von Zepelin und dem Herrn Ober-Buͤrgermeister Masche einem Jeden 209 Nthlr. mit dem Wunsche der Verwendung für Nothleidende des Militairs und des Civilstandes uͤbersandt hatte.
In Magdeburg fand am Aten zur Vorfeier des Allerhoͤchsten Geburtstages Gymnastum eine mustkalische Auffuͤhrung statt, welche sich zahl— reicher Theilnahme ersreute. Am Morgen des Festes wurde wie gewoͤhnlich eine glanzende Parade der Garnison, verbunden mit einem feierlichen Gottesdienste, bei dem Fort Scharnhorst abge⸗ halten. Zu Mittag hatte sowohl der General der Infantekie und kommandirende General des äten Armee Corps, Herr von Jagow, als auch der Herr Geheime Staats-Minister von Klewiz, ein Jeder in seiner Wohnung, die ersten Militair-, Civil- und städtischen Behoͤrden zu einem Festmahle eingeladen, bei welchem sich die heißesten Segeyswuͤnsche aller Stande für das Wohl Sr. Masestäͤt des Koͤnigs vereinigten. Fuͤr das großere Publi⸗ kum wurde die Freude des Tages leider durch unguͤnstiges Wet— ter gestoͤrt, so daß unter Anderem auch ein fuͤr den Abend vor— bereitetes Feuerwerk erst am folgenden Tage abgebrannt werden konnte.
— In Halle wurde bereits am Vorabende des festlichen Tages in dem Haupt-Saale der Frankeschen Stiftungen von Seiten der Lateinischen Schule ein Vokal-Konzert, verbunden mit einem Deklamatorium, aufgefuͤhrt. Am 3. August selbst fand im Hoͤrsgale der Universitaͤt die ubliche akademische Feier statt, die der Professor Dr. Meyer mit einer Lateinischen Rede über die Hoffnungen der Universitaͤten Deutschlands eroͤffnete, worauf die Vertheilung der fuͤr die dortigen Bewerbungs⸗-Schrif ten ausgesetzten Preise erfolgte. Die Deutschen Schulen des Waisenhauses begingen das Fest durch Gesang, Rede und Praͤ⸗ mien-Vertheilung. Ueber das in Halle garnisonirende Fuͤsilir— Bataillon des 3esten Infanterie-Regiments, an das der Doin— Prediger Dr. Nienaͤcker eine Anrede hielt, wurde eine Parade abgehalten; auch die Zöglinge der Frankeschen Stiftungen, die einen Theil ihrer Freistunden militairischen Exercitien widinen paradirten. Bei festlichen Mittagsmahlen, unter welchen ein von dem Regierungs-Bevollmaͤchtigten bei der Universitat, Geh' Reg.⸗Rath Delbruͤck, gegebenes Diner die akademischen und meh rere andere Behörden, ein anderes aber das Offizier Corps vei— einigte, so wie in frohen Kreisen, die in den Nachmittagsstunden und am Abend veranstaltet waren, fanden Überall treue Herzen sich in heiterer Geselligkeit zusammen. In den Lokales der Freimaurer⸗Loge und der städtischen Schuͤtzen-Gesellschaft wurden Vaͤlle gegeben, die eben so glaͤnzend als zahlreich besucht waren. Die Redaction des Halleschen Kuriers hat der neuesten Num— mer ihres Blattes zur Erinnerung an den 3. August 1770 einige die Geburt und die Taufe Sr. Maj. des Königs betreffende Auszüge aus den Halleschen Zeitungen vom 7, 1. und 1 August 1770 vorgedruͤckt. ö ᷓ — In Wittenberg begannen die Festlichkeiten des dritten August mit einer großen Parade des dortigen Militairs, der
dieses Monats auf dem Dom⸗
ein Gottesdienst in der Schloß- und Garnison-Kirche folgte,