1833 / 265 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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berichtete sodann uͤber mehrere an dieselbe eingegangene Geschenke, Begrüßungen aus der Ferne, Einladungen fuͤr das nächste Jahr u. f. r, worunter eine besondere Stelle das Glüäckwünschüngs— Schreiben des hochloͤblichen Neograder Komitats in Ungarn ein⸗ nahm, das durch den Ober⸗Stuhlrichter dieses Komitats, Herrn Franz von Kubingt, uͤberreicht worden war. Zuerst destieg nunmehr die Rednerbühne Se. Exc. der Herr Freiherr Aleran⸗ der von Humboldt, welcher einen Vortrag hielt: über den Einfluß, den eine Richtung der modernen Literatur, Landschaftsmalerei und gu lt ur erotischer Gewaͤchse auf die Belebung des Natur⸗Studiums ausge übthaben. Der eigenthuͤmliche Geist, welcher diese Darstellung durchwehte und welcher das Rauschen der Palmen⸗Waͤlder in den Tropen⸗-Laͤn⸗ dern und die Wunder des suͤdlichen Himmels mit einer nur für einen Humboldt geschaffenen Kraft auf alle Hoöͤrer wirken ließ, machte den tiefsten Eindruck auf die ganze Versamm⸗ lung, und läßt sich hier nicht wiedergeben, um so weniger als der Zauber der Darstellung und des Ausdrucks in diesem Munde keine weitere Uebertragung züulaͤßt. Den zweiten Vortrag hielt Herr Pro⸗ fessar r. Wilsl brand aus Gießen, welcher uͤber die Bereitung von Zucker aus verschiedenen Ahorn-Arten, namentlich aus Acer pla la- noides (der auch bei uns einheimisch ist) und Acer saccharinum sprach, und auf die unberechenbaren Vortheile hinwies, welche die ser neue Industrie⸗Zweig fuͤr das Privat- und National-Vermdͤgen haben könnte, indem er darthat, daß der Ahorn⸗-Zucker eben so gut als der Rohrzucker, um vieles wohlfeiler, und zwar bei uns zu Lande bereitet werden koͤnnte. Nach einer kurzen Pause sprach Herr r Edler von Mayer aus Bucharest, Leibarzt des Groß-Spa⸗ tors der Wallachei, uͤber die Medizinal-Verfassung in diesem Fuͤrsten— thum, indem er auf die großen Verdienste aufmerksam machte, wel⸗ che der Kaiserl, Russische Praͤsident, Genergl von Kisselef, in die⸗ ser, so wie in anderen Beziehungen sich um die seiner wohl— thäͤtigen Wirksamkeit anheimgefallenen Laͤnder erworben hat. Den Beschluß machte ein allgemein ansprechender, und namentlich auch die Aufmerksamkeit des uͤbrigen Publikums, besonders der Da⸗ men, in Anspruch nehmender Vortrag des Herrn Professor Dr. Schulz aus Berlin, welcher, die Gesetze der Verdauung physiolo⸗ gisch entwickelnd, aus ihnen die vorzugsweise auszuwaͤhlende Essens⸗ zeit so glücklich herleitete, daß dem Schlusse seines Vortrages die Aufforderung, sich zu Tische zu begeben, unmittelbar folgen konnte, und diese erste allen Anwesenden gewiß höͤchst interessante Sitzung ge⸗ schlossen wurde. Ein gemeinschaftliches Mittagsmahl in dem von der verehrlichen Kaufmannschaft zu diesem Ende freundlichst bewil⸗ igten schönen Böorsensaal, woruͤber wir uns einen naͤhern Bericht vorbehalten, folgte auf die Feierlichkeit, nachdem zuvor die Vortrage zu der morgenden allgemeinen Sitzung angekuͤndiget worden waren. Zu erwähnen ist noch, daß schon am frühen Morgen die medizinisch— chirurgische Abtheilung der Versammlung zusammengetreten war und sich foͤrmlich konstituirt hatte, indem sie zuerst den Praͤsidenten, (Beh eimen Ober Medizinal-⸗Rath ꝛc. Herrn r Ru st zum Ehren Prasidenten, den Koͤnigl. Regierungs-Medizinal⸗Rath Herrn br. Ollenroth aus Bromberg zum zweiten Präsidenten, und die Dr. le Wentz ke aus Breslau und Kreis⸗-Physikus Fischer aus Oels

zu Scecetairen erwaͤhlte.

Zweite Sitzung.

. 2 ; Breslau, den 19. September 1833. Ur heutige Sitzung eroͤffnete Herr hr. Wansm ann, zur eit in Breslau, mit einem Vortrage uͤber die Natur und die ver⸗ schiedenen Arten des Stammelns, welche alle er einer gemeinschaft⸗ ichen Entstehung, zunaͤchst aus unrichtigem . der Ath⸗ mungs-Werkzeuge, zuschrieb, und diese Behauptung durch die merk⸗ ürdige Thatsache unterstützte, die allein schon als höchst wichtig hervorgehoben zu werden verdient, daß ihm in seiner reichen Er— fahnng kein einziger Fall vorgekommen sey, in welchem die Ent⸗ stehnng des Stammelns von einer Abnormitäͤt der Organe abgelei⸗ tet werden mußte Er sprach sich zum Schlusse ausführlich über seine von der Leigh'schen in mehreren Beziehungen wesentlich abweichende Heilmethode aus, durch welche er bereits die befriedi⸗ gendsen Resultate in verhaͤltnißmaͤßig kurzer Zeit erlangt zu haben versichecte. Herr Dr. Pulst aus Breslau berichtete sodann über einen im hiesigen Institute fuͤr Taubstumme beobachteten merkwürdigen Fall von simulirter Taubstummheit, welcher beson⸗ ders dadurch das allgemeinste Interesse erregte, daß so vollstaͤndig und hartnäckig durchgefuͤhrte Simulationen von so schwieriger Art bei jungen Individuen (einem Madchen von 14 Jahren) in der That nür sehr selten vorkommen. Die beigefügten allgemeinen und namentlich auch psychologischen Bemerkungen dienten dazu, diesem Vortrage den allgemeinsten und verdientessen Beifall zu sichern. Nach einer Pause sprach Herr Schauer, Inspektor in dem hiesigen vorghischen Garten, uber botanische Gaͤrten und deren Verwaltung, indem er auf die verschiedenen Zwecke, welche bei der Unterhaltung von derlei Instituten beabsichtigt und erreicht werden koͤnnen und sollen, hinwies und die Schwierigkeit bei deren Verwaltung sowohl, als auch die dazu nothwendigen Erfordernisse entwickelte. Herr Professor Dr. Göppert von hier, welcher schon seit langer Zeit wuech schwere Krankheit der von ihm mit so viel Gluͤck bearbeiteten Wissenschaft entzogen wurde, und auch durch diesen Umsßand verhindert war, selbst an der Versammlung Theil zu nehmen, da er gegenwärtig von Breslau abwe— send ist, hatte eine Abhandlung „uͤber die Einwirkung des Jobs, Broms, Chlors, der Saͤurs und Alkalien auf das Keimen der Pflanzen“ eingesandt, die durch Herrn Professor Scholz aus Bres⸗ lau vorgetragen wurde. Der Verfasser bewies in dieser Abhandlung, zu welcher er zunaͤchst durch Alezander von Hum boldt's Er— fahrungen angeregt worden war, daß die genannten einfachen Stoffe ein Befördern des Keimens nur dadurch, daß sie sich bei der Be⸗ rührnng mit den Saamen in Saͤuren verwandeln, nicht aber fuͤr sich herborbringen, so wie alle verdunnte Saͤuren mehr oder minder dasselbe Resultat zur Folge haben, wahrend die Alkalien das Keimen entschieden verhindern. Concentrirte Saure wirke natuͤrlich nur zerstösrend. Zum Beschluß zeigte der zweite Geschaͤftsfuͤhrer, Herr Medizinal⸗Rath r. Otto, den Eingang mehrerer noch an⸗ gelangten Gluͤckwunsch-Schreiben an, und herichtete demnaͤchst über die im Laufe dieses Morgens erfolgte Konstituirung der einzelnen Abotheilungen, welche bereits seit 8 Uhr versammelt gewesen waren. Die zoologisch⸗ anatomisch⸗ physiologische Abtbeilung hatte heschlossen, keinen bestaͤndigen Praͤsidenten zu waͤhlen, son⸗ dern zen Vorsitz der Reihe nach durch folgende Herren verwalten zu lassen fuͤr heut durch den Medizinal-⸗Rath Dr. Carus aus Dresden, morgen den 20. Sept. durch Herrn Ober⸗Medizinal⸗Rath r. von Froriep aus Weimar, den 21sten durch Herrn Professor lr. Retzius aus Stockholm, den 23sten durch Herrn Professor r. Wilbrand aus Gießen, den 24sten durch Herrn Geheimen Medizinal-Rath Dr. Ritgen aus Gießen, und den 2Zoösten durch Herrn br. Fitzinger aus Wien Zu Secretairen wurden ernannt: die Herren Professor Dr. e e. und r. Glog er, Beide aus Breslau. Die botanische Abtheilung waͤhlte zu ihrem Ehren-⸗Praͤ⸗ sidenten Herrn Robert Brown aus London, zu ihrem zweiten Prästzenten Herrn Professor Mickan aus Prag, zum Vice⸗Praͤsi⸗ denten den Herrn Kammer-Rath Waitz aus Altenburg, zu Secre⸗ taicen die Herren Dr. Endlicher aus Wien und Wimmer aus Rerslau Die mineralogisch⸗- geognostische Section erwählte zu rem Praͤsidenten Se. Excellen; den Herrn Grafen von Srceenberg aus Prag und Se. Excellenz den Herrn Freiherrn vor Humboldt, zwischen welche das Praͤsidium abwechseln wre, za ihrem Secretair den Herrn Prof. Dr. Glocker von hier. Die ohysikalisch⸗chemische Abtheilung ernannte ngch den verschiede⸗ nen Fächern, in welche dieselbe zerfällt, zu Praͤsidenten die Herren Profesporen Littron und Baumgartner aus Wien und Herrn hr. Reichenbach aus Blansko in Maͤhren, zu Seeretalren aber die Herren Professor Hr. Fischer und von Boguslawski, Beide aus Breslau. Ba die medizinisch⸗chirurgische Abtheilung, die jzahl⸗

reichste von allen, dieses Geschaͤft gestern bereits abgethan hatte, so

Gesch

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1090

tigen konnen, und selbige auch bereits mit sehr wichtigen Erdrte⸗ rungen begonnen., Zum Schlusse wurde angezeigt, daß in der naͤch= sten , Sitzung, am Sonnabend den 21. September, die Wahl des Versammlungsortes und der Geschaͤftsfuͤhrer fuͤr das kuͤnftige Jahr erfolgen solle, und außerdem wurden Vorträge von Sr. Exceslenz dem Herrn Freiherrn Lon Humboldt, von Herrn Medizinal⸗Rath. Be. Carus aus Dresden und Herrn Professor Zeune aus Berlin angemeldet.

Literarische Nachrichten.

Zeitschrift fuͤr Archivkunde, Diplomatik und Geschichte. Her—

ausgegeben von L. F. Höfer (Koͤnigl. Geheimen Archiv⸗ Rath und Geheimen Staats- und Kabinets-Archivar zu Berlin), Lr. H. A. Erhard und Fr. L. B. v. Medem (Königl. Archivaren der Koͤnigl. n, , ,. zu Muͤnster und Stettin). Hamburg 1833, bei Fr. Perthes. gr. 8. (Erstes Heft: Vl und 182 Seiten.)

„Die Erscheinung dieser Zeitschrift gehoͤrt zu den erfreulichen Zeichen des Aufschwünges, den ein wichtiges, ehemals wenig geach—⸗ tetes und ausgebildetes Studium, das des Archivwesens, heutiges Tages im Preußischen Staate gewonnen hat, und verdient es daher gewiß, in diesen Blaͤttern den sich dafuͤr interessirenden Lesern em— pfohlen zu werden.

Die Tendenz der gedachten Zeitschrift ist im Allgemeinen be— trachtet eine zweifache; einmal geht sie dahin, die neue Srganisation, welche den int en Instituten des Archivwesens theils juͤngst zu Theil geworden ist, theils mehr bevorzustehen scheint, theoretisch zu vermitteln; demnaͤchst bezweckt die Zeitschrist aber auch, die Forschun⸗ sch aus dem reichhaltigen Material der Archive fuͤr die vaterlaͤndi⸗ che Geschichte und Alkerthums-⸗Kunde zu foͤrdern. Es sollen daher 1) die Archive in dieser periodischen Schrift zum Mittelpunkt von Untersuchungen gemacht werden, welche diese Institute von allen Seiten beleuchten, aus der Eigenthuͤmlichkeit derselben eine allge⸗ meine Norm fuͤr ihre Verwaltung und Behandlung herzuleiten, und so den Grund zu einer systematisch vollendeten Disciplin, deren Gegen⸗ stand das gesammte Archivwesen ist, zu einer „Arch iv⸗Wissen⸗ schaft“ zu legen. An diese theoretischen Entwickelungen sollen sich bistorisch⸗statistische Darstellungen des Archivwesens, sowohl ganzer Staaten und Lander, als einzelner Stiftungen und Corporakionen anschließen, die den ehemaligen und gegenwartigen Stand der Ar⸗ chive vor die Augen fuͤhren. Es sollen 2) die Geschichts-Quellen des Mittelalters, als der eigentliche Inhalt der Archive, sowohl nach ihren aͤußern (diplomatischen) Eigenthumlichkeiten untersucht, als auch ihrem innern Gehalte nach dargestellt, und zu dem Ende, ent⸗ weder zu selbststaͤndigen Abhandlungen verarbeitet oder in ihrer ur— spruͤnglichen Gestalt unveraͤndert, mitgetheilt werden.

Diesem in der Vorrede dargelegten Plane gemaͤß, zerfaͤllt auch der schaͤtzbare Inhalt des uns vorliegenden ersten Heftes gedachter Zeitschrißt in Beitrage: 1) zur Archiv-Wisenschaft (S. 1 52), woran sich die Schilderung des rathhaͤuslichen Archives der Stadt Stralsund vom Herrn Syndikus Hr A. Brandenburg (S. 76 101) anschließt; 2) zur Deutschen Geschichte des Mittelalters, wel— che in der angeblich Dagobertschen Stiftungs- Urkunde des Peters— Klosters zu Erfurt (mitgetheilt und behandelt S. 2 76 vom Hrn. Dr H. A. Erhard), in einem Calendarium Merseburgense (S. 101 151 von Herrn Direktor Dr. Hesse) und in einer Samm— lung von 17 aͤlteren Urkunden (S. 151 182) bestehen.

. Von vorzuͤglichem Interesse scheinen uns die Beitraͤge zur Ar⸗ chiv⸗Wissenschaft aus der Feder des als Archiv-Vorsteher und Ge⸗— schichtsforscher ruͤhmlichst bekannten Herrn Baron v. Medem fuͤr jeden Kenner und Freund des Archivwesens und der Geschichtsfor— schung zu seyn. Ver Verfasser stellt sich die Aufgabe, die Bedeu⸗— tung der Archive als Bedingung einer eigenthuͤmlichen Verwaltung aufzuzeigen, in den wr, = , welche hierdurch entstehen, einen logischen Zusammenhang nachzuweisen, und so zu einer systemati⸗ schen Darstellung alles die Archive Betreffenden zu gelangen: oder, naͤher bestimmt, den sachlichen Verband der sich auf diese Institute beziehenden Interessen darzulegen und eine systematische Srdnung in diesem nachzuweisen. Die Loͤsung dieser schwierigen Aufgabe ist eben der Zweck der Archiv ⸗Wissenschaft, deren kurzgefaßter Darstellung der Verfasser sich mit Sachkenntniß und Scharf⸗ sinn unterzogen hat. Aus den aͤltesten schriftlichen Aufzeich⸗ nungen der Vorzeit, in Verbindung mit denen, die einer spaͤtern Zeit angehbren, sehen wir 1) geschichtlich die Archive als Institute der Verwaltung mit der zwirefachen Beziehung auf die Vergangenheit und auf die Gegenwart hervortreten. Sie er⸗ scheinen aber zuerst bloß noch als eine Masse geschichtlichen Materia⸗ les, in welchem sich zwar unterschiede bemerklich machten, das jedoch als ein großes, ungetrenntes Ganze behandelt wurde und sich gegen die schriftlichen Verhandlungen der heutigen Verwaltung kenntlich abschloß. Sie standen ohne eine Acußerung ihrer wahren Bedeutsamkelt da, und ohne dem Staate den Nutzen zu leisten, welchen er von ihnen zu fordern berechtigt ist. ) Die hohe Bedeutung dieser Institute wird erst durch eine bestimmte auf jenes Material gerichtete Thaͤtigkeit sichtbar, welche das Geschaͤft der Archivarien ist, die, mit enn rr ift en zur Er⸗ fuͤllung ihrer Berufspflichten erforderlichen Kenntnissen und Faͤhigkei⸗ ten ausgeruͤstet, theils eine rein technische Thaͤtigkeit auf das Srd— nen, Bewahren und Erhalten, theils eine mehr theoretische auf die gedoppelte Art der Bearbeitung des archivarischen Stoffes zu richten haben, naͤmlich sowohl auf dessen wissenschaftlich-antiqguarische, als auf eine rein praktische, auf die Zwecke der Staats⸗Abministration sich bezie⸗ hende Bearbeitung. 3) Die gesammte Archiv-Verwaltung, wie sie sich aus dem Wesen der Archive und des Berufs der Archivarien ergiebt, ist demnach darauf gerichtet, die hohe Bedeutung und den Nutzen dieser Institute, sowohl in wissenschaftlicher als in prakti⸗ scher Hinsicht, darzulegen und zu vollstaͤndiger Anerkennung zu bringen. Dies muß zunaͤchst zu eigenthuͤmlicher und selbststäͤndi⸗ ger Stellung beguͤnstigen, die dem Archive und seinen Beamten unter den Instituten und Dienern des Staates angewiesen wird. Dazu mussen sich demnaͤchst alle Richtungen der Thaͤtigkeit der Ar— chiv Beamten vereinigen, mag dieselbe auf deren vornehmsten Gegen⸗ stand, die Sorge fuͤr die Integritaͤt des Ganzen und aller Theile des Archives, oder auf den Geschaͤftsgang bei den Archiven sich be— eden, da in der Verwaltung der Archlve Allez auf die Darstel⸗ ung und Verwirklichung ihres fuͤr die Staats -Verwaltung wie fuͤr die Wissenschaft uns é aͤtzbaren Werthes ankommt.

Aus den ubrigen Abhandlungen des vorliegenden ersten Hef

tes der Zeitschrift heben wir noch die musterhafte Schilderung des rathhaͤuslichen Archives der Stadt Stralsund hervor. Lehrreiche Vortizen uͤber die Einrichtungen, welche in der fruͤhesten Zeit die Stelle eines Archives vertraten, gehen der Geschichte seiner Gruͤn⸗ dung und Erweiterung voran, worauf eine ausfuhrliche Darstel= lung seiner gegenwartigen dͤußern und innern Einrichtungen und seiner gesammten Verhaͤltnisse folgt, mit scharfsinnigen Bemerkun⸗

9 uͤber Archiv⸗ und , d w, de, uberhaupt begleitet. Die

ahl der Akten dieses staͤbtischen Archives wird auf 15 bis 20,400 Volumina, die Faseikel derselben ungerechnet, angeschlagen. Die Zahl der bis jetzt geordnet vorliegenden Urkunden betragt 1443, wo= von die 98 aͤltesten aus dem dreizehnten, 4696, aus dem vierzehnten . sind eine reiche Quelle fuͤr die Geschichte und Ver—⸗ irn der Stadt und fuͤr die aͤltere Pommersche und Ruͤgensche chte uͤberhaupt. ĩ Der Umfang dieser Ankündigung der vorgenannten Zeitschrift er⸗ laubt es nicht, noch die werthvollen historischen Abhandlungen und die Urkunden (worunter 15, von den Kaifern und Königen Otto L II. und III., Heinrich II. III. und 1V. ausgestellt, Merseburg und Magdeburg betreffen, die 17te aber den Aufruf des Papstes Kle⸗ mens 1IV. zu einem Kreu zuge nach Asien vom 16. August 1255 ent⸗

hält) naher zu charakterssiren, womit das erste Heft ausgestattet

ist. Auch gesteht Ref, ofen, daß ihm dieser Theil des Inhalts we⸗ . erfreute, als der erstere. Es fehlt keinesweges an tüchtigen

tschriften, die ehe historisch. Mitthellung mit Dank anneh=

nahme an den Bestrebungen derselben und an lebhaften

teresst füͤr das Fortbestehen der vorhandenen. Von Vermehrung dieser fan, er Theilnahme und dieses Interesses, ist zu ze eine das Daseyn der andern untergraben wird, ohne sig

eine dauernde Existenz dadurch zuzusichern. Dagegen ist zie

tung, welche unsere neue Zeitschrift auf die wissenschaftlihh

handlung des gesammten Archivwesens, einschließlich der matik, sich beigelegt hat, durchaus neu und zettz und wird dadurch r tur ausgefuͤllt. Wissenschaftliches sowohl als praktisches esse hat heutiges Tages in den meisten Europaͤischen z die Aufmerksamkett der Regierungen auf das Archivwess gelenkt und die Forderung einer neuen Organisgtion geltend , Daß damit theils noch zurückhaltend 9e theils sehr langsam vorgeschritten wird, daran scheint vor schuld zu seyn der Mangel wissenschaftlicher Behandlunzz Archivwesens, so wie oͤffentlich ausgesprochener und in Ben e rn Ansichten uͤber jenes wichtige Unternehmen, unz ffentlicher Mittheilungen uͤber die Versuche, die in einzelnen ten, Provinzen, Staͤdten u. s. w. zu dem Ende gemacht! sind, Diesem Mangel nun, hoffen wir, wird die angekuͤndig schrift in einer so zufriedenstellenden Weise abhelfen, als ei

enguen Archiv- Kenntniß der erfahrenen Beamten, von h olche herausgegeben wird, und insonderheit von der Mit des Hrn. Geheimen Rathes Höfer nur zu erwarten ist, um schon das vorliegende erste Heft solche men,, voll rechtfertigt. Riedel.

Meteorologische Beobachtung. 1833. Morgens Nachmitt. Abends Nach einm 21. Sept. 6 Uhr. 2 Ühr. (0 Uhr. Beo bach

. . 337, Par. 337, 3 * Par. 336. 6 6 Quellwarme 8 ustwaͤrme,. 9,« R. 10,70 R. I 9,2 0 R. . Thaupunkt 3.50 R. 7, . R. h N. Hlufwarme in 5 pCt. 64 pCt. gI pCt. Bodenwarme / i. . ,, ludans. ho ** O SDO. PHꝛiederschlsss

Wolkenzug

Auswärtige Börsen. Ams tar dam. 17. September.

Niederl. wirkl. Schuld 48 . 4. Ausgesetzte SchK ln, Bill. 211. 63 Anl. 102. Neéab. —. Oesterr. 914. Preu mien- Saeheine 895. Russ. (v. 1828) 1005. (v. 1831) 911. 3 665. 33 do. 413.

London, 17. September.

Cons. aut Ahrerhn. Ss. 4. Belg. vd. Columh. 24. In J4. Griech. 38. 53 Holl. Sd, 4. 2183 499, 49. Mer. Part. I6. 753. Russ. 1023. Regentsch--Script. 10z. 2. 3 41. à 42.

Wien, 17J. Septeml,er.

53 Mat. 921. 43 do. S25. Bank- Actien 11943. Part. -(

Loose zu 160 FI. 1963.

Königliche Schauspiele. Montag, 23. September. Im Schauspielhause: steins Tod, Trauerspiel in 5 Abtheilungen, von Fr. v. C (Herr Grua: Max Piccolomini, als Gastrolle.)

König städtisches Theater.

Montag, 23. September. Zum erstenmale: Lin Itulslhn Sprache) Semiramis, Oper in 2 Atten, Musik van n Die neuen Decorationen: Der Tempel des Belus, Und bie sicht von Babylon, sind von Herrn Roller. (Dlle. Sabine nefetter: Semiramis, als Gastrolle.)

Billets zu dieser Vorstellung, Parterre und Gallerit ausgenommen, sind im Billet-Verkaufs-Bureau, Burg Nr. 7, zu haben. Montag verkauft, und findet der Eintritt auf letztere pri Uhr statt.

Die Textbuͤcher werden in Italiänischer und De Sprache an der Kasse zu haben seyn.

Preise der Plaͤtze: Ein Platz in den Logen und im kon des ersten Ranges 1 Rthlr. zꝛc.

Neueste Nachrichten.

Paris, 16. Sept. Am Freitag Abend hatten der schall Lobau, der Herzog von Treviso, die Botschafter un sandten von Rußland, . Sardinien, Hesterreich, Belgien und den Vereinigten Staaten und die Generale Dariule und Jacqueminot nach einander bei Sr. M. in St. Audienz. Sonnabends kamen JJ. MM. und Madame! nach den Tuilerieen, der Koͤnig arbeitete mit dem Pri des Minister-Raths und mit den Ministern der aush Angelegenheiten und der Justiz, ertheilte dem Grafen n les Audienz und kehrte gegen Abend nach St. Cloud woselbst der Paͤpstliche Nuntius von Sr. Majestaͤt e wurde. .

Das Journal de Paris enthalt folgende auf auf lichem Wege empfangene Mittheilung aus Bayonn lh Ereignisse in Portugal: „Aus Depeschen, welche voz Konsuln von Madrid erhalten haben, soll hervorgehen, am 5. September zwischen den Truppen Dom Mint Villaflors zu einem sehr ernstlichen Kampfe gekommen ssn der Vortheil auf Seiten der Letzteren blieb. Die cons nellen Truppen, heißt es, kehrten unter freudigem 3u ganzen Bevoͤlkerung nach Lissabon zuruͤck. Diese Nach durch einen Courier uͤberbracht worden seyn, der von? an Herrn Addington zu Madrid abgefertigt wurde.“

Herr Dupin der Aeltere wird in den eren tober in Paris zuruͤck erwartet. Es heißt, daß näͤchst Schrift von demselben unter dem Titel: „Parlamentars schichte der drei letzten Jahre“ erscheinen werde, die ßende Satyre seyn und viele merkwuͤrdige Aufschluͤss ten soll. Der Tribune zufolge, haͤtte der Herzog von Brös Koͤnige von neuem seine Entlassung angeboten, sie sey angenommen worden. z

Heute schloß proc. Rente pr. Compt. 12. 5. 102. 15. Zproc. pr. compt. J5. 50. sin Cour. i Neap. pr. Compt. 91. 40. sin our, 91. 59. hrt perv. 65! Z3proc. do. 405. 5proc. Belg. Anl. db Roͤm. 90.

Frankfurt a. M., 19. September. Desterr. öpttz⸗ 93 . 93 14. 4proc. 833. 833. 2zproc. 5173. 1pros. Bank? zctien 1167. IEi5. Part? Dol. 7. Eu Fl. ig. Br. Hoil. proc. Gbl. v. 1832 90 . 9onm.

591. Br.

Redacteur Cottèl. n ——

1*

rt von Zeitschriften, ohne salespn ad

eine wesentliche Lücke in unserer

Parquet-Stehplaͤtze werden jedoch ern

AlIgemeine

Preußische Staats- Zeitung.

Berlin, Dienstag den 24st September

Amtliche Nachrichten.

Kronik des Tages.

Se. Majestaͤt der Koͤnig haben dem Föoͤrster Riebe zu Infenn, im Regierungs-Bezirk Potsdam, das Allgemeine eichen zu verleihen geruht. Ge. Königl. Majestaͤt haben den bisherigen Land- und fgerichtz Direktor von Hausen in Schwelm zum Di— des Land- und Stadtgerichts in Wesel Allergnädigst zu nen geruht,. Se. Königl. Majestaͤt haben dem Land- und Stardtgerichts— vr Eallenberg zu Dorsten den Charakter als Justizrath

gnaͤdigst zu verleihen geruht.

Der bisherige Justiz-Amtmann Rintelen zu Ruͤthen ist ustiz-⸗Kommissarius, mit Beilegung der . en Justiz⸗Aemtern Fredeburg, Berleburg und Eslohe, dem gerichte zu Eslohe und dem Patrimonial⸗-Gerichte zu Ober— n, mit Anweisung seines Wohnsitzes in Grafschaft, und sch zum Notar im Bezirke des Koͤniglichen Hofgerichts zu berg ernannt worden.

Im Bezirke der Königl. Regierung ju Stralsund ist der Predigt⸗Amts-Kandidat Bernhard ard Julius Alexander Klehmet an die Stelle des bebenen Ac. Zander zum Pastor in Semlow, im Franzbur— Freise, ernannt worden.

Angekommen: Se. Durchlaucht der General der Infan— General-Adjutant Sr. Masjestaͤt des Kaisers von Rußland Staats-Minister des Kaiserlichen Hofes, Fuͤrst Wol—⸗— sky, und

Ee Erlaucht der Vice⸗Admiral und General⸗-Adjutant Sr. estt des Kaisers von Rußland, Fuͤrst Mentschikoss, von 6öden.

Zeitungs ⸗Nachrichten.

Ausland.

Frankreich. Mr is, 16. September. Die Gesammt⸗Summe der Ge— fe welche der König, die Koͤnigin und die Prinzessin Ade— he bei ihrem Aufenthalte in Rouen den dortigen Kranken- und nen-Anstalten gemacht haben, beträgt 10,8096 Fr. Außerdem der König in den von ihm besuchten Fabriken Geschenke 500, 6 und 1200 Fr., je nach der Zahl der Arbeiter, ver— lassen. Im Temps liest man: „Zwei Blaͤtter, die Gazette de e und die Tribune, sind abermals und zu gleicher Zeit in chlag genommen worden. Die Gazette forderte in dem in— snirten Artikel Ludwig Philipp . als General⸗Statthalter Koͤnigreiches alle steuerpflichtige Franzosen zusammenzuberu— und ihnen die Anerkennung Heinrich's V. vorzuschlagen; die hune machte Ludwig Philipp sein Recht auf das Koͤnigthum sig und warf ihm die Nichterfuͤllung seiner Versprechungen Wir unsererseits glauben, daß Ludwig Philipp durch den nsch der Nation Koͤnig ist, und sind uͤberzeugt, daß Frank— h weder eine Republik, noch die Alt-Franzoͤsische Constitution rt will. Aber gerade, weil wir diese Ueberzeugung en, begreifen wir nicht, warum das Ministerium die anders— nden Journale mit solcher Erbitterung verfolgt. Die ver— enen drei Jahre haben der oͤffentlichen Meinung ein sicheres hl ihrer selbst und ein klares Bewußtseyn ihres eigenen lens gegeben; man lasse daher die oͤffentliche Meinung die essen der Gazette und die Protestationen der Tribune beur— len, wie es ihr gut duͤnkt. Die Minister verkuͤndigen laut, nkreich genehmige nicht nur einstimmig das Koͤnigthum und Verfassung von 1830, sondern auch das ministerielle System; lassen die Anreden der Beamten an den Konig auf dessen se nach Cherbourg, als den Ausdruck der allgemeinen Gesin— , in den Moniteur aufnehmen, kurz, sie glaüben, eine große britat fur sich zu besitzen. Warum verfolgen sie also die sfreiheit, wenn sie fur ihre eigene Macht gar keine Gefahr ächten? Und zwar wählt man den Tag nach der Ruͤckkehr Königs fuͤr diese neue Maßregel der Strenge, um ihm einen weis des Dienst-Eifers und der Wachsamkeit zu geben. Diese echnung ist aber falsch; die Beschlagnahme zweier Zeitungen ii cschent, das dem Koͤnige bei seiner Ruͤckkunft angenehm Der Herzog von Orleans wird zu Anfang der naͤchsten iche das Lager von Saint-Omer besuchen , das unmittelbar ch seiner Abreise abgebrochen werden solt. as Journal des Debats sagt: „Die von uns gestern tzetheilten Nachrichten uber das am stein d. M. vor Liffabon tigefundene Treffen waren durch den Telegraphen von Bayonne ther gelangt. sTgen die Details eingehen, die in den Depeschen enthalten d, welche der Courier, der die Nachricht in Bayonne zuruͤck⸗ ö a gg., Vielleicht erhalten wir bis dahin auch neuere liefe über England. Alle Details, welche einige Blätter ge⸗ heben sind bis auf das einzige Faktum eines am 5ten nder, constitutionnellen Armee abgeschlagenen n , unge⸗ . Die Quotidienne hingegen sagt: „Wir be— uschen ei der Behauptung, daß die Regierung aus der Pyre— npfan a binse viel positivere Nachrichten, als die Geruͤchte 365 hat, die sie seit zwei Tagen bekannt macht., Uebri= se Han, us Diesen verstümmelten Angaben eine wichtige That— * Ae daß nämlich die Königliche Armee, die man als 8 sung begriffen schilderte, das Feld bis vor den Tho— issabon behauptet, wenn sie ncht bereits im Besitz

Wahrscheinlich werden erst morgen oder uͤber⸗

eines Theiles dieser Hauptstadt ist. Was die Pedroistischen Truppen betrifft, die unter dem Beifall-Ruf der Einwohner nach Lissabon zuruͤckgekehrt seyn sollen, so fragen wir, warum sie, wenn sie siegreich waren, ihre Vortheile nicht verfolgten?“ Der Courrier fran gais bemerkt: „Die Anhaͤnger Dom Mi— guels verkuͤnden, daß alle Vorposten Dom Pedro's bereits am aten nach Lissabon zuruͤckgeworfen, und daß am 5ten Abends eine der Vorstaͤdte Lissabons mit solcher Gewalt von den Miguelisten genommen worden, daß Dom Pedro am 6ten fruͤh einen Waf⸗— fenstillstand bis zum 7Jten Mittags verlangt habe, um zu unter— handeln. Da die Depesche durch den Telegraphen eingegangen ist, so kann die Regierung allein mehr wissen, als der Moniteur gemeldet hat, und wenn die Quotidienne nicht in das Geheim— niß des Telegraphen eingeweiht ist, so begreifen wir nicht, auf welche Autorität sie ihre Nachrichten begruͤnden will. Dennoch muß bemerkt werden, daß die telegraphische Depesche sich etwas guͤnstig fuͤr Dom Miguel auslegen laßt; denn wenn auch der Angriff Bourmonts zuruͤckgeschlagen worden ist, so geschah dies doch nicht kraͤftig genug, um ihn zum Ruͤckzuge zu noͤthigen, da man am 7Tten eine Erneuerung des Kampfes erwartete. Da die Armee Dom Miguels sich noch immer im Stande befand, ihre Angriffe zu wiederholen, so blieb die Lage Dom Pedro's, trotz des von bn errungenen Vortheils, ziemlich kritisch. Wahrschein— lich wird das Schicksal von Lissabon am Sten oder gten entschie⸗ den worden seyn.“

Der General Solignac, der gestern eine Audienz beim Koͤ— nige hatte, soll eine Mission nach Madrid erhalten.

Vor einigen Tagen sind eine Menge junger Legitimisten, die sich zu dem Herzog von Bordeaux begeben, durch Lyon ge— kommen. Auch aus andern Departements wird die Abreise vor— nehmer Royalisten gemeldet.

Herr Berryer ist am gten d. in Toulouse angekommen, wo seine politischen Freunde ihm zu Ehren ein Gastmahl veranstal— teten. Spaͤter sollte ihm eine Serenade gebracht werden; die Polizei noͤthigte aber die Musiker, die sich bereits vor seiner Wohnung eingefunden hatten, sich zu entfernen. Am 11ten reiste Herr Berryer wieder ab.

Ein in der Geschichte der ersten Franzoͤsischen Revolu— tion oft genannter Mann, Merlin von Thionville, Mit— glied der gesetzgebenden Versammlung, des Konvents und des Raths der Fuͤnfhundert, ist vorgestern, in Folge einer langwie⸗ rigen Krankheit, der seit einigen Monaten Laͤhmung hinzugetre⸗ ten war, hierselbst mit Tode abgegangen. In den Revolutions— Kriegen kämpfte er mehreremale an der Spitze der Armeen und zeichnete Ney und Kleber aus, die unter hin dienten und von ihm befoͤrdert wurden. Er trug viel zum Abschluß des Baseler Friedens bei und zog sich seitdem ins Privat⸗Leben zuruͤck, bis er im Jahre 1814 aufs Neue gegen die Verbuͤndeten kaͤmpfte. Unter der Restauration als Koͤnigs-Moͤrder verbannt, kehrte er nach der Juli⸗Revolution nach Frankreich zuruͤck.

Der Historien⸗Maler Auvray, einer der besten Schuͤler des Baron Gros, ist vor einigen Tagen, 33 Jahr alt, an einem Brust⸗Uebel gestorben.

Der Staatsrath Degerando, Mitglied des Instituts, ist im Auftrage der Regierung gestern nach Wien abgereist.

Der Zwist zwischen den hiesigen Zimmerleuten und den Un— ternehmern der verschiedenen, von der Regierung angeordneten Bauten ist noch immer nicht geschlichtet; die von den ersteren gestellten Bedingungen sind so unbillig, daß sie nicht angenom— men werden koͤnnen. Inzwischen werden die Arbeiten theils durch Sapeurs, theils durch Tischler und andere verwandte Handwerker fortgesetzt, die mit dem bisherigen Tagelohn zufrie⸗ den sind. Auch in den hiesigen Zucker-Raffinerieen sind die Ar— beiter zu Coalitionen zusammengetreten.

Gestern Nachmittag wurden auf dem Marsfelde, in Anwesen⸗ heit der Herzoge von Orleans und Nemours, des Praͤfekten und einer großen Anzahl von Zuschauern, die Pferde⸗Rennen um die beiden von dem Koͤnige und dem Herzoge von Orleans ausge— setzten Preise von resp. 6000 und 3060 Fr. abgehalten. Den ersteren trug die Herrn Rieussec gehoͤrende Stute „Georgina“, den letzteren ein Pferd des Lord Seymour, der „Ernest“, davon.

Herr Audry de Puyraveau hat in die offentlichen Blaͤtter ein Schreiben einruͤcken lassen, worin er mehrere ihn persoͤnlich

betreffende Angaben in dem von dem Advokaten Pepin heraus—

gegebenen Buche „Heu aus de règue“ berichtigt, und zugleich seine Verdienste um die Juli-Revolution darzuthun sucht. Un— ter Anderem erzählt er, daß er in den drei Juli Tagen 4509 Bajonnette unter das im Aufstande besindliche Volk habe ver— theilen und aus den in seinem Hause vorhandenen Bleiplatten Kugeln habe gießen lassen, so wie, daß er es vornehmlich gewe— . die von Karl X. gesandten Unterhändler zuruͤckgewie— sen habe.

Das Journal des Débats entwickelt die Nothwendig— keit einer Revision der Zoll-Tarife, welche noch immer die Han¶— dels-Verbindungen zwischen Frankreich und Belgien hemmen. „Keine auf einer bloßen Gleichmaͤßigkeit der Gesinnungen be— ruhende Allianz“, sagt dasselbe unter Anderem, „kann zwischen zwei Voͤlkern von langer Dauer seyn, wenn sie nicht zugleich auch durch eine Regulirung der beiderseitigen Interessen, bei welcher jeder von beiden Theilen seine Rechnung findet, befestigt wird. Die mannigfachen Bande, durch welche die natuͤrliche Eintracht zwischen Belgien und Frankreich noch enger geknuͤpft

worden ist, wuͤrde nicht lange ihre Festigkeit behalten, wenn man beide Laͤnder in einer feindlichen Stellung durch strenge Zoll— Gesetze erhalten wollte, die der einzige Weg sind, auf wel— chem heutzutage Nationen in tiefem Frieden noch einander be— kriegen konnen.“

Das seit der Juli-Revolution als Aufenthaltsort der politi⸗ schen Gefangenen beruͤhmt gewordene Gefaͤngniß Sainte⸗Pelagie war vor 1793 ein Kloster und wurde damals wegen seiner Ge— räumigkeit in einen Kerker der Revolutions⸗-Opfer umgewandelt. Unter der Restauration sollte es seiner fruͤheren Bestimmung

wiedergegeben werden und es wurden zu diesem * bereit Arbeiten darin ausgefuͤhrt, welche eine Million Fr. kosteten.

In Dijon ist eine Subseription zu einem Denkmal suͤr Carnot eroͤffnet worden; an der Spitze der zu diesem Zwecke zusammengetretenen Kommission steht der Deputirte Hernoux.

Die in Boulogne eroͤffnete Subscription fuͤr die drei Schiff— bruͤchigen der „Amphitrite“ hat bereits 5000 Fr. eingetragen; ein aus Engländern und Franzosen gebildeter Ausschuß ist mit der Vertheilung dieses Fonds beauftragt. Der Englische Ma— rine⸗Capitain Chads befindet sich gegenwärtig in Boulogne, um eine Untersuchung uͤber den Schisßbruch einzuleiten.

Der Marschall Clauzel wird am 20. d. M. in Marseille erwartet, wo er sich nach Algier einschiffen will. Mehrere ange— sehene Personen, worunter auch einige Deputirte, wollten ihn Anfangs dorthin begleiten; es scheint indessen, daß sie auf diesen Plan verzichtet haben, wozu wohl das immer noch umlaufende Geruͤcht von einer Aufloͤsung der Kammer beitragen mag. Es haben sich mehrere Gesellschaften reicher Kapitalisten gebildet, die den Marschall in seinen Unternehmungen in Bezug auf die Ko— lonisirung von Algier unterstuͤtzen wollen.

Das Memorial des Pyrensées meldet: „Seit einigen Tagen herrscht in unseren Gegenden eine kalte und regnerische Witterung, von einem eisigen Nordwest-Winde begleitet. Der Wein, der die schoͤnsten Hoffnungen gab, kann nicht zur Reife gelangen und wird an Qualitaäͤt dem vorjaͤhrigen nachstehen. Man schreibt dieses kalte Wetter dem Schnee zu, der so unge— wohnlich fruͤh in den Pyrenäen gefallen ist. Die Fremden in unseren Baͤdern eilen fort. Der Sammelplatz der reichen Rei— senden ist jetzt Pau, wo mehrere bereits ihr Winter-Quartier aufgeschlagen , und Bagneres, das in einem kleineren Maßstabe die Vergnuͤgungen und die glaͤnzende Gesellschaft der Hauptstadt darbietet.“

Straßburg, 16. Sept. Zu den wohlthaͤtigsten Verord— nungen unseres Ministeriums des Innern gehoͤren die Verfuͤ⸗— gungen, welche Kinder betreffen, die unter 16 Jahren alt sind und wegen Vergehen zu einer Gefaͤngniß-Strafe verurtheilt werden. Nach unserem peinlichen Gesetzbuche koͤnnen bei den Assisen die Geschworenen und bei den Zuchtpolizei-Tribunalen die Richter erklaͤren, daß der junge Verbrecher ohne Unterschei—⸗ dungskraft gehandelt habe; dann ist die Strafe gering. Nach Aushaltung derselben wurden bis jetzt die jungen Sträflinge bis zu ihrer Volljährigkeit in sogenannte Verbesserungs-Haäͤuser gebracht, die eigentlich keine andere als die Zuchthäaͤuser waren, wo die jungen Leute, mit abgefeimten Verbrechern vermengt, oft nur allzuschnelle Fortschritte auf der Bahn des Lasters mach ten; nün sollen sie Bauern oder . in Kost gege⸗ ben werden. Unsere Stadt ist auf eine ruͤhmliche Weise den menschenfreundlichen Gesinnungen des Ministers zuvorgekommen. Seit mehreren Jahren besteht hier eine ere zur Ver— besserung junger Straͤflinge. Sie hat es durch ihre Verwen— dung dahin gebracht, daß wahrend der Strafzeit in den Gefaͤng— nissen solche junge Knaben und Maͤdchen von den aͤlteren Zuͤcht— lingen abgesondert werden, und einen zweckmaͤßigen Unterricht erhalten. Sobald ihre Strafzeit voruͤber ist, werden sie fuͤr irgend ein nuͤtzliches Gewerbe in die Lehre gethan; Commissaire der Gesellschaft bewachen fortwährend das sittliche Betragen der— selben, und statten der Gesellschaft von Zeit zu Zeit Bericht ab. Vor Kurzem hielt diese Gesellschaft ihre zehnte öffentliche allge— meine Versammlung. Man sieht bei diesen Versammlungen im— mer 10 bis 12 aus dem Kerker entlassene Knaben und Mädchen, die wohlgekleidet sind, und zu den besten Hoffnungen berechtigen.

Großbritan ten und Irland.

London, 17. September. Die seit langer Zeit schwebende Frage wegen des Baues einer National-Gallerie ist nun end— lich entschieden und der urspruͤnglich dazu gewählte Platz beibe— halten worden. Vorigen Mittwoch hatte der Architekt Wilkins die Ehre, dem Könige im St. James-Palast seine Plaͤne und Entwuͤrfe vorzulegen, und Se. Majestaͤt billigten dieselben voll— kommen. Am folgenden Morgen wurden schon die Anstalten zum Baue getroffen, und die Grundsteinlegung wird näͤchstens beginnen. Zuerst soll der oͤstliche Fluͤgel ausgebaut werden, da— mit die von dem Parlament fuͤr die Nation angekaufte Gemaälde⸗ Sammlung, wovon jetzt Kopieen in Stahlstich herausgegeben werden, darin aufgestellt werden kann. Naͤchsten Fruͤhling soll dann das Hauptgebäude folgen, und den Bau des westlichen Fluͤgels, in welchem die National-Bibliothek aufbewahrt wer— den soll, wird man wahrscheinlich erst naͤchsten Herbst beginnen.

Folgendes ist die (gestern erwähnte) Adresse, welche die Deputation der in England wohnenden Portugiesen der jungen Koͤnigin von Portugal uͤberreicht hat:

„Senhora!

Wir erscheinen in unserem eigenen und in saͤmmtlicher in Lon— don anwesender loyaler Portugiesen Namen vor Ew. Majestaͤt, um Ihnen den Tribut unserer Gluͤckwuͤnsche darzubringen, und die seier⸗ lichen Eide unserer Treue zu erneuern, welche wir nie vergessen noch geschaͤndet haben. Ew. Majestaͤt stehen im Begriffe, Portugal, die 6 des erhabenen Hauses Braganza, wieder zu sehen; dies einst so blühende Portugal, jetzt durch die Uunthaten einer Üüsurpation und eines wütbenden Despotismus zerfleischt und in einen Haufen von Truͤmmern verwandelt. Sie werden dort die hoch herzige Stadt Porto erblicken, die es vielleicht nur ihrer großeren Beharrlschk.it und Ausdauer verdankt, daß sie gluͤcklicher als einst Rumantia und Sagunt gewesen ist. Allein wir Portugiesen erwarten Vieles von den vortrefflichen, naturlichen Anlagen, dem Charakter und dem tiefen Gefuͤble unserer Königin, die durch eine Schule unverdienter Leiden gegangen ist. Unsere Hoffnungen best aͤrken sich, wenn wir erwaͤgen, daß Ew. Majestaͤt in Erfüllung Ihrer erhabe nen Bestimmung durch die Weisheit der, in Gemaͤßheit der consti— tutionnellen Charte, durch die Eortes vertretenen Ration, werden unterstuͤtzt werden. Jene Charte, wir Alle haben sie zu veriheidigen i. als das koöͤstlichste Kleinod, welches uns von Ihrem er abenen Vater, dem Wiederhersteller unserer Freiheit, erkheilt wer— den konnte. Sie ist das festeste Bollwerk des Tbrones Ew. Mase— staͤt mit der Charte würde Ihr Thron fallen, den nur sic allein auf⸗ recht zu erhalten vermbgen wird. Senbora! Es kann Ihrer eige⸗ nen Wahrnehmung nicht entgangen seyn, wie gluͤcklich die Staaten sind, welche nach eonstitutlonnellen Gesetzen regiert werden;

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