Reichthum enthalt, und doch liegt in dem . Dargebotenen, dem Vernehmen nach, nur etwa der zehnte Theil von dem vor, was von den geistigen , , , . dieses stuͤndlich bewegten Gemuͤths, das sich am liebsten im raschen Augenblick der Eindrücke improvistrend erschloß, auf Schrift und Papter unabsichtlich übergegangen. Ihr Bild überdenkend, finden wir ihm Achnliches nur bei einem Manne wieder, der, wenig berühmt und zurückgezogen lebend wie sie, und, wie sie, allen dußeren Glanz der f . verschmäͤhend, auf gleiche Art durch ein maͤchtiges, nach allen Richtungen hingehendes Gelsteswogen und durch scharfes, geniales Sehen der Zeit, im per⸗ soͤnlichen Ümgange mit großen Vorkaͤmpfern auf dem Fages- Schau⸗ platz, einen unabweisbaren Einfluß auf das Allgemelne gewann. Dies war der in Paris lebende Graf Schlabrendorf, durch vielfach zusammenstimmende Charakter⸗Eigenthümlichkeiten ein gleichgearte⸗ tes Naturell, mit Rahel auch das Einsiedelische des Geistes, das Blitzende und Sebergrtige der Auffassung, und vor Allen Unluß und Mangel an eigener Darstellung und Aufseichnung des innerlich reich Geleßten und Gedachten, in einem üͤberraschenden Grade theilend.
Soll nun zunaͤchst, um diefen Charakter zu entwickeln, von dem die Rede sehn, was als Stufe erworbener und auf dem Grund der Zeit ausgeyorägter Bildung in einer solchen Ratur, wie Rahel, hervorrageno erscheint, so wird man hier Eiwas gewahr werden, das dem naͤchstgegenwaͤrtigen Tagesleben nicht mehr angehört, fon⸗ dern an eine frühere und vergangene Zeit Deutscher Biüldungs⸗e⸗
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streoungen bereits hinausdatirt. Die neunziger Jahre des vorigen Fahrhunderts waren das eigentliche literarische Ledensalter der Deut— schen. Alle Bildung war da wesentlich literarisch und mit philo— sophirender Gruͤndlichkeit f ge fel h in die gewoöhnlicheren Fa⸗ milienkreise schien ein geschaͤftiges Literatur⸗Leben eingedrungen, und man folgte von Messe . Messe den Entwickelungen der Schrift⸗ steller, mit der andere Völker nur ihren auf Eroberungen und Graͤnz— Erweiterungen ausgeschickten Feldherren nachzusehen pflegten. .
Es war die allgemeine Psingst⸗Feier der Rational-Literatur, die durch große Geister erst jetzt ihre Auferstehung erlebt hatte, und da regte, bewegte, tummelte und begeisterte sich Alles, was den Deut⸗ schen Namen trug, um als Festgaͤnger oder Kranzwinder mitzuer⸗ scheinen. Das Publikum bildete sich mit und nach seinen Schrift⸗ stellern;, und es war nichts Seltenes, daß begabte Maͤnner und Frauen ordentlich systematisch, nach dem Ideengang eines großen geliebten Dichters, den sie fast mit Nonnen⸗ Andacht zu ihrem Seelen-Braͤutigam erkohren hatten, sich in sich entwickelten. Es konnte wohl keinen fruchtbareren Bo⸗ den fuͤr tuͤchtige geistige Bildungen geben, als diese Zeit, und was aus ihr hervorgegangen, hat sich durch Gediegenheit, Reichtbum und innere Wabrhest vielgestaltet unter den Deutschen bethaͤtigt. Diese Zeit großer litergrischer FJdeen-Bewegung hatte vor Allen Rahel nicht nur erlebt, sondern miterzeugt und getheilt, als eines der tiefempfaͤnglichsten und mitfuͤhlenden Orggne der da⸗ maligen Periode, und mit ihrer scharfen Originalitaͤt alle Eindruͤcke . ihrer ,. Personlichkeit gewinnend, stellte sie so eine eltene, e w ge Bildung dar, die ign vorzugsweise, wie wenige, eine klassische nennen koͤnnte, wenn sich ihr nicht zugleich in der Art ihres Charakters etwas Groteskes und Wildbewegtes beige— mischt haͤtte. Sie war, in der Weise ihrer lebhaften Natur, im⸗ mer wie eine Thyrsus⸗Schwingerin der Zeit⸗Gedanken; sie waͤlzte, wie eine Prophetin, Vergangenheit und Zukunft in ahnender Seele, und sagte daraus fuͤr das Werden und Entwickeln der Dinge tiefe, lakonische Weissagungen vorher. So hat sie, immer den Blick auf das Ganzerichtend, aus diesem Manches vorausgedeutet, was im Einzel⸗ nen, in den Wendungen bedeutender Verhaͤltnisse und Individualitaͤten überraschend eingetroffen ist, und der dereinstige Entwickelungsgang eines . Talents war von ihr oft viele Jahre zuvor bis auf die leiseste Nuance erkannt worden. Was ihr aber diese Kuͤhnheit und Staͤrke des Sehens und Erkennens geliehen, war vornehmlich der große Zusammenhang, in dem Alles in ihrem Wesen gestanden, und aus dem heraus sie jede Einzelnheit der Erscheinung gleich geistig und allgemein zu beziehen gewußt. — —
Ünd diese so viel ünd tief erlebende Frau, in der sich die hoͤch⸗
sten Interessen bedeutender Zeitlaͤufe unaufhörlich zu einer schöpfe⸗ rischen Gedankenwelt begegneten, hatte gleichwohl das Darstellen und Aussprechen ihres Innern nicht nur zu keinem kuͤnstlerischen Beruf in sich ausgebildet, sondern vielmehr auffallend vernachlaͤs⸗ sigt und gering geachtet. Sie war ohne Zweifel inwendige Kuͤnst⸗ lerin und Dichterin, die immer ein werdendes Leben in sich bewegte und ausbaute, aber wie in vielen trefflichen Gemuͤthern die Poesie als eigentliche Lebenskraft bloß vorhanden scheint, ohne als Kunsttrieb selbst sich gluͤcklich aͤußern zu konnen, und wie sie als erstere bei weitem allgemeiner zum Großen und Edlen wirkt, denn als letzterer, so fuͤhlte sich auch Rahel nie zum Versuch kunstmaͤßigen oder absichtlichen Mittheilens ihrer Gedanken ge— drungen. Dagegen besaß sie einen eigenthuͤmlichen gewisser— maßen angebornen Hang, in Briefen sich auszusprechen, worin sie sich schon seit fruͤher Jügend lebhaft erging (ꝓgl. S. 530 ff), und in dieser Weise, die ebenfalls eine im vergangenen Jahrhundert be— sonders vorherrschende, jetzt ziemlich verfallene Sitte unter den Deutschen ist, hat sie die merkwuͤrdigsten Abdruͤcke ihres Geistes hin⸗ terlassen. Sie klagt und spricht oft darüber, daß sie eigentlich nicht schreiben könne, bei all ihrem richtigen Geschmack fur aͤsthetische Darstellung (vgl. den Brief an D. Veit, S. 955. ), aber wie sehr ihr auch dußere Unbeholfenheit oft in den Weg tritt, und auf eine seltsame Art selbst das Material ihre Ergüsse e n will, z. B. die Schreibfeder, die sie nicht selbst schneiden kann, und wo denn mitunter in aller Verlegenheit die Kammerjungfer mit der Scheere daran zurechtstutzen hilft, so daß ein abenteuerliches Werkzeug ent⸗ steht, das, eine gewaltsame Handschrift hervorbringend, die Brief— schreibende jedoch durch den Widerstand erst recht zu einem kuͤhnen Fluge der Mittheilung anzureizen scheint, kurz, wie auch des unguͤnstigen viel zusammentreffen mag, so hat doch Niemand je origineller geschrieben als sie. Indem sie nur rein die Gedanken aus sich abschreibt, und nach der unmittelbaren geistigen Empfaͤngniß hastig auf das Papier schleudert, wird sie in unruhiger Bewegung die großartige Worthildnerin, und mitten in dem Gefühl der Darstellungs-unfaͤhigkeit, das sie beschleichen will, erschafft sie Ausdrucke und Bezeichnungen, die wie eine fertige Mi⸗ nerva mit Helm und Schild aus ihrem Haupt hervorgegangen schei nen. Ohne irgend stilistische Motive bei sich zu kennen, schreibt sie doch, wie wenige Autoren, einen durch und durch eigenthuͤmlichen Stil, weil sie nur ganz sich selbst schrieb, und es herrscht eine so draͤngende, wogende, oft gewaltsame Gedanken⸗Gaͤhrung in ihrer Schreibart, daß man, so oft sie sich aͤußert, eine Pythia in Schweiß der Gee in, zu sehen glaubt. Auf der andern Seite scheinen dann auch , ch die innerlichst gebliebenen Gedanken nicht selten noch wie ohne Körper und Kleid aufzutreten, und ein dunkles Ele⸗ ment breitet sich geheimnißvoll ur n nn uͤber geistestrunkene Autsprüche hin. Dabei ist nicht die geringste Spur von Astentation in ihr, und ihrer Mittheilungsweife auch nur zu ahnen, und daß sie jedesmal lediglich den Zweck hat, sich so zu dußern, wie es gerade in ihr vorgeht, zeigt sich besonders dargn, daß sie im mer dieselbe ist, und in dersel— ben chargkteristischen Weise sich ausspricht, an wie verschie= dene Personlichkesten, und unter wie verschledenen Bedingungen sie auch Briefe schreiben mag. Bei der seltsamsten Origin alstaͤt kann man sie doch in gewisser Hinsicht naturlich nennen, und Jeder, der eine solche Natur versteht, muß beistimmen, wenn sie selbst ein mal ausruft; „Warum sollt ich nicht natuͤrlich seyn? Ich wuͤßte nichts Besseres und Mannigfalteres zu affektiren!“ —
Es sind vornehmlich dreierlei Perioden des Lebens und der Zeit, welche sich in dem aus ihrem Nachlaß Ausgewaͤhlten im . Wiederklang der vorherrschenden Eindruͤcke bemerklich machen. ist zuvörderst die bezeichnete litergrisch philosophische Stimmung der , ,. Jahre des vorigen Jahrhunderts, dann die mehr zur Theilnahmè an öffentlichen Lebens⸗Interessen erweckende Epoche der sogeannten. Deutschen e,, m,, Kriege, und demnaͤchst
die hierauf folgende, wir möchten sagen, in Friedens-Träg⸗
Dies
heit wissenschaftelnde Zeit Deutschlands, bis an die neuen politischen Bewegungen des Jahres 1830 heran, welche letz⸗ teren aber in den Briefen Rahehs aus dieser Hai, nur kurz und abgebrochen nach ihren Einflüͤssen auf sie angedeutet werden.
Was Rahel's Verhältniß zur Deutschen Literatur zuerst am bedeutsamsten erscheinen laͤßt, war ihr fruͤhes Erkennen Göthe's und der universalen Bedeutung seiner Poesie. Gleichguͤltigkeit, Mißverstand und Feindfeligkeit das, was der große Dichter fuͤr den Aufgang der Deutschen Nationgl⸗Pgesie gewirkt, noch fast allgemein zu verdunkeln und niederzuhalten strebten, hatte sie, ein junges Madchen, in der Stille schon die umfassendsten Studien seiner Werke gemacht, und in ihren naͤchsten Lebenskreisen mit entschiedener Begeisterung und Einsicht die Macht und Kunst—⸗ Vollendung seines Genius verkündigt. ͤ
Sie war es eigentlich, welche durch Ausbreitung seiner Dichtergroͤße im Privatleben die nachmalige enthusiastische Anerkennungs⸗Periode fuͤr Goͤthe hatte vorbereiten helfen (vergl. S. 2.) und selbst nach dem wenigen Aphoristischen, was sie von ihrem Verstaͤndniß nieder⸗ schreibend mitgetheilt, könnte man sie wohl den groͤßten Kenner der Goͤtheschen Werke in ihrem feinsten Zusammenhange nennen, der gelebt hat. Zu bedauern bleibt, daß sie nie eine ausgefuͤhrte kriti= sche Darstellung des Dichters, in den sie sich so mit ihrer ganzen Natur hineingebacht, uͤber sich vermochte, da sie hier in gewisser Hinsicht das Hoͤchste der Beurtheilung zu leisten im Stande gewe⸗ sen wäre. Wie tiefgefaßte und in schaͤrfste Beziehungen gestellte Ansichten sse überhaupt von der Ausuͤbung der Kritik hatte, geht vor⸗ nehmlich aus einem ihrer Briefe vom Jahre 1794 hervor, worin sie die vielbesprochene Rezension Schiller's über Matthisson, die allerdings ein großer ideglistischer Irrthum war, schon damals auf das lebhaf— teste zu annihiliren sucht, „O Lgokoon, o Lessing! hab' ich nur denken konnen. Wenn der was Allgemeines sagte, so bestimmte er was, setzte er was fest (freilich hat er sich zu Tod' geaͤrgert!) — wenn der reeensirte, tadelte er, wenn er tadelte, gab er die Ursachen an. — Man macht so viel Laͤrm von dieser Recension, und als ob sie so schwer ware; ich habe eben keine so hagelneue Ideen darin gefunden. Die Vergleichung der Dichtkunst mit der Malerei, und also auch die fernere Anwendung des Landschafts Malers und Ge⸗ schschts Malers ist mir gar nicht aufgefallen, und ist, duͤnkt mich, hündertmal in Lessing vorgekommen den wollen sie mit aller Ge⸗ walt ve gad n weil seine Recensionen (denn viele seiner Werke, und besonders Labkoon, kommen mir wie. Recensionen der Kuͤnste vor) nicht so sentimental waren, und er nicht immer das Genie re⸗ eensirte, analisirte, das hohe Menschliche heraussuchte, und bewies, daß das Genie ein Genie ist; — sondern das Kunstwerk vornahm, aufstellte, mit Gruͤnden tadelte, oder fuͤr das alte Lob welche zeigte, den Forderungen sichere Graͤnzen steckte, und mit richtendem Blick und enthusigstischem Beifall das Genie sie erreichen sah, und seine Genialitaͤt in Ruhe ließ.“
Inzwischen war der literarische Eudaimonismus der Deutschen durch den ernsten Drang der weltgeschichtlichen Ereignisse allmaͤlig auch aus seinem suͤßen Frieden aufgeschreckt worden. Die erste Reihe der Franzdsischen Revolutions-Jahre schien noch kaum einen tiefer greifenden Funken der Unruhe in die ge⸗ sellschaftlichen Zustaͤnde Deutschlands geworfen zu haben; man aͤstetisirte, philosophirte, unterhielt sich nach wie vor behaglichst, und politisirte nich t; und in den Briefen Rahels aus dieser Periode ist auch nur von Literatur, von innerem und geistigem Leben die Rede. Die Revolution steht in der Ferne nur wie ein brennender Komet, den man als ganz absonderliches Ungethuͤm noch außer Zusammen⸗ hang mit der uͤbrigen Welt⸗Ordnung erachtet; man bezieht sie nur gar aͤußerlich als etwas ,, Es erdrdͤhnten jedoch ald auch die Grundvesten der alten traͤumerischen Germania, das laͤngstverwelkte Reichsverband zerriß, und ein universaler Eroberungs⸗ Krieg, in den sich die Franzoͤsische Revolution aufgeldst hatte, drang umgestaltend auch uͤber die Deutschen Graͤnzen. Da wurden neue Interessen lebendig, und ein neues ihr fruͤher nie bewußt geworde— nes Gefuͤhl macht sich auch in Rahel geltend, das der Vater⸗ landsliebe. Sie verkündigt diese in einem schoͤnen Gleichniß von sich: „O, ich habe es nie gewußt, daß ich mein Land so liebe! Wie Einer, der durch Physik den Werth des Bluts etwa nicht kennt; wenn man's ihin abzieht, wird er doch hinstuürzen!“ Das Jahr 1813 ruft sie auch in ihrem Kreise zur thaͤtigen Theil⸗ nahme an den oͤffentlichen Angelegenheiten heraus; sie zeigt sich un⸗
ter den andern mildgesinnten Frauen Berlins, die damals an dem Altar des Vaterlandes die herrlichsten Pflichten der Weiblichkeit ausuͤbten, geschaͤftig in der Pflege und Erquickung verwundeter Krieger, und uͤbertrifft alle so sehr an Eifer, daß sie, krank geworden, ihr Bureau sogar vor ihrem Bett aufschlaͤgt, um an demselben Jaͤger und Sol⸗ daten zu empfangen und mit Rath und Trost zu entlassen. (Vgl. S. 265.) Ja, sie hat im Namen der Frauen, die sich zur Stiftung eines Lazareths vereinigten, einen Aufruf an das Publikum verfaßt, der in den Zeitungen verbreitet werden sollte. (S. 240) Unter allen aͤußeren Anregungen dieser Jahre verliert die begeisterte Frau doch nie den innersten metaphisischen Faden des verwirrten Welt⸗Zu⸗ standes aus der Seele, und sie schreibt im Februar 1816 an ihren Bruder Ludwig Robert folgendes wunderbar im Geist Gesehene: „Danleder liegen die Menschen aus allen Ecken Europass; aus allen Ecken habe ich sie abgehsrt, und hoͤre sie sich beklagen, sehe sie sich unbehaglich fuͤhlen, rücken und klimmen; Alle, die nur nicht ganz gemein, ganz roh, ganz plump steigen und gewinnen, ohne Zweck, aus Prahlsucht und Lüge, ganz nach Außen. Meiner Natur Spinnen ist nun, das, was mich quaͤlt, bis zu seinem Ursprunge hin zu verfolgen, daß heißt, bis an die Graͤnze seines Verstaͤndnisses. Ich verstehe nun der Welt Gewirre und ihren jetzigen Zustand so: Es fehlen zu den bedeutend vielen kleinern — Detall⸗Erfindungen moͤcht' ich es nennen — Entdeckungen des Menschenwitzes, wodurch er nun seit den neuern Jahrhunderten seine Sinn-Organe gluͤcklich enug erganzt, sich die Außenwelt dienstbarer, die gänze Erde be⸗ annter und kleiner gemacht hat, einige große Erfindungen und An⸗ nahmen, wie sonst es einmal muͤssen Ehe, Menschen⸗Gemeinden mit Gesetz Erfindung, die zehn Gebote u. dgl. gewesen seyn. Das Alte, Einfache, damals große Erfundene reicht durchaus nicht hin. Der Einzelne ist maͤchtlger in seinem Sinn und Geist, reicher vorgebil⸗ det, als das Gesammte, das ihn regieren soll, und es, ohne Respekt, Bewunderung, Meditgtion einzufloßen, nie kann. Hiermit meine ich bei weitem nicht die Regierenden; sondern das Regierende, wel⸗ ches hoͤher, in Intelligenz, Erhabenheit und Erfindung seyn muß, als die, welche regiert werden, wenn solche regiert werden konnen. Ich bin gewiß, wo viele Menschen als Voͤlker zu— sammen waren, fanden sie sich ungefähr, aber nur sehr ungefaͤhr, in solchem Zustande, wie wir, kurz vor einer der großen Ersindun— gen, die man auch Offenbarungen nennt. Nichts aber, was wir aus den Büchern und Sagen kennen, kommt, duͤnkt mich, dem jetzigen Zustande der Erde gleich! Alte gebildete Voͤlker hatten Sdülen zu Graͤnzen der Welt, Hoͤhlen zür Hoͤlle, schoͤne Inseln und Berge zum Olymp; nannten andere Volker Barbaren, wollten dies und nahmen sie zu Sklaven. Jetzt aber, wo die ganze Eede bereiset, gekannt, Kompaß, Teleskop, Druckerei, Menschenrech te, und wer weiß, was Alles erfunden ist, in vierzehn Tagen allenthalben a n, wird, was allenthalben geschehen ist, und doch die Ur-Be— uͤrfniss, Nahrung, Vermehrung, das höhere und hoͤhere Wollen fortexistiren, wie soöllen die alten Sitten- Erfindungen noch vorhal⸗ ten (nicht das Beduͤrfniß nach Sitte, fuͤr welches erfunden oder etztdeckt werden muß) Daran, glaube ich, krankt die jetzige Welt; so mannigfaltig ausgebildet, groß und aligemein war diese Krank⸗ heit noch in keinem unz bekannt geworbenen Zeitpunkt, obgleich sie nur nach und nach diese Ausbreitung gewinnen konnte, wozu eine ewige Anlage da war.“ Th. Mundt.
Auswärtige Börsen.
Ams kerdam, 1J. Oktoher. Niederl. wirkl. Schuld 4663. Ausgesetzte Schuld 1. Kanzs kill. 195. 63 Anl. 102. Neap. — Oesterr. S9. Preuas. Prä-
desie. Zu einer Zeit, wo
1
mien - eheing 813. Russ. (r. 1828) g9z. (. 1831) 83. 3
5223. 33 do. 343. , ' Antwerpen, 16 Oktober. 90 3 91. Met. SI 32 3. 583 Span. 513. 53.
Belg. Zinsl. 15 Nœap. S6. Frankfurt a. M., 19. Oktober.
Oesterr. 58 Metall. 923. 923. 48 823 821. 213 50. 6. Br. Bank- Actien 1420. 1416. par ᷣsñ 1351. Br. 1 FI. 197). G. Holl. 58 Obl. v. 1832 S88ᷓ3. S8 . Poln. Lon 58 Span Rente in Amsterd. negoc. 54. 33 do. perp. 345. Warschau, 18. Oktober. —
Pfandbr. 90]
Russ. Assign. 1841. 185. Paris, 16. Oktoher.
538 Rente pr, compt. 10. 5. fin cour. 106. 15. 33 pt.
J2. — sin our. J2. 16. 58 Neap. Pr. eompłi. S6. 90. ssn?
— 58 Span. perp. 548. 38 d6. 353. 53 Belg. —. 53 ha
Berliner Börse. Den 22. Oktober 1833.
Amtl. Fonds. und Geld- Gours - Vettel. (Preusi : Dir e,, 7, ,
ö St. Schuld- Sch.; 963 963 ö. Pos. do.
Pr. Eng]. Anl. 18. Osipr bfandbr. Pr. Engl. Anl. 22. bomm. do.
Pr. Engl. OhlI. 30. Kur- u. Neum. do. Prim. Sch. d. Seeh. Schlesische do. Kurm Ohl. m. I. C. Kkst. I. d. K.- u. N. Veum. Int. Sch. da. L. Sch. d. K. u. N. Berl. Stadt- Ohl — Königab. do. lloll. vollw. Duk. Neue do.
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552
Meteorologische Beobachtung.
Morgens Nachmitt. Abends Nach einm 6 Uhr. 2 ühr 10 Uhr. Beo bachtu
336, 7 9 Par. 337,« ar 337,5 o? Par. Quellwarme 8 90 9
ig, —ĩ o 3 ) ( * . Flußwaärme 7,
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heiter; heiter. Ausdünst. O, o
Niederschlag 0.
WSW. W. Uhr war der Luftdruck: 3354,67 0“
1833. 21. Oktober.
Luftdruck. . Luftwaͤrme Thaupunkt Dunstsaͤttg. Wetter.... Wind ..... Wolkenzug
Am 20sten Abends 10
SW.
Königliche Schau spiele.
Mittwoch, 23. Okt. Im Schauspielhause: Mulier! in ecelesia, oder: Die kluge Koͤnigin, historische Tragi“ die in 3 Abtheilungen, von E. Raupach. Hierauf: Fran Vorstellung des Herrn Alexander, aus Paris: Ruses de las, piöce en Jwacte et en prose, traduit de l'anglais. Alexander. Personnages: Furlough. capitain anglais. Pl alderman. Nicolas, doniestique de l'aldérman. Mistriss bil Miss Flirtilla, fille de l'alderiman. (Obige fuͤnf Charakteren von Herrn Alexander allein, ohne Mitwirkung einer Person, dargestellt.)
Donnerstag, 24. Okt. Im Opernhause: Der Kau von Venedig, Schauspiel in 5 Abtheilungen, von Shak (Herr Grua: Bassanio.)
Es wird ersucht, die bereits zu dieser Vorstellung ge , n n, gegen Opernhaus⸗Billets umtaust assen.
Köoöͤnigstädtisches Theater.
Mittwoch, 23. Okt. Zehn Jahre aus dem Leben einn oder: Boͤse Rathschlaͤge, Melodrama in 6 Abtheilungen, dem Franzoͤsischen des Scribe, frei bearbeitet von Fr. En
Donnerstag, 24. Okt. Des Adlers Horst, romantist sche Oper in 3 Akten, von K. v. Holtei; Musik vom . Glaͤser. (Mad. Schodel: Rosa. Dlle. E Maria.
Freitag, 25. Okt. Die Beutelschneider, oder: „N ich gleich gedacht“, Posse in 1 Akt, nach einer wahren ? aus dem Leben des beruͤchtigten Cartouche, von Pr. Hierauf: Schneider Fips, oder: Die gefaͤhrliche Nachba Lustspiel in 1 Akt, von Kotzebue. Zum Beschluß: Der decker, komische Gemaͤlde in 5 Rahmen, von L. Angely.
Markt⸗-Preise vom Getraide.
Berlin, den 21. Oktober 1333 Zu Lande: Weizen 2 Rthlr., auch 1 Rthlr. 10 Sgr. s Sorte) 1 Rthlr. 7 Sgr. 5 Pf.; Roggen 1 Rthlr 7 Sai auch 1 Rthlr. 4 Sgr.; große Gerste 25 Sgr. 6 Pf., auch 3 kleine Gersfe 23 Sgr. Fi. Pf, auch 25 Sgr. 9 Pr. Hafer) Pf., auch 2) Sgr; Erbsen 2 Rthlr; Linsen 2 Rthlr. 16 Zu Wasser: Weizen (weißer) 2 Rthir, auch 1 Rthlr. ! 6 Pf. und 1 Rthlr. 15 Sgr.; Roggen 1 Rthlr. 8 Sgr. If, 1 Rthlr. 5 Sgr.; große Gerste 25 Sgr. 6 Pf; Hafer 23 Eg. auch 21 Sgr. 5 Pf; Erbsen (schlechte Sorte) 1 Rthlr. 06 Sonnabend, den 18. Oktober 1833. Das Schock Stroh 7 Rthlr. 23 Sgr, auch 6 Rthlt.! 6 Pf; der Centner Heu 1 Rthlr. 5 Sgr., auch 20 Sgr.
Redacteur Cottal. — mm
Gedruckt bei A. W. Hahl
Preußische Staat
Allgemeine
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* Berlin, d e m =. nm . 2 ö — — 2 — —
Donnerstag den AZasen
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s- Zeitung.
Oktober
K— wr d s — — — —— — —
Amtliche Nachrichten. Kronik des Tages.
Des Koͤnigs Majestaͤt haben den Justiz-Rath Weissen— zum Ober-Landesgerichts-Rath Allergnaͤdigst zu ernennen t, und wird derselbe bei dem Ober-Landesgericht zu Stet—
intieten.
— ——
Im Bezirke der Koͤnigl. Regierung zu Danzig ist der Predigt⸗-Amts-⸗Kandidat Maximilian drich Braunschweig zu der erledigten Pfarrstelle in fund Klein-Zuͤnder, im Danziger Werder, und der Kan- (CL. Neineß zu der erledigten Pfarrstelle in Rheinfeld, rreise Karthaus, ernannt worden; ü Köslin ist der Kandidat des Predigt-Amts, Matthey, angelischer Prediger in Zirchow bei Stolp angestellt worden; u Minden ist die durch den Tod des Pfarrers Weiß— zu Corvei, Kreises Hoͤxter, erledigte Pfarrstelle daselbst sitherigen Pfarrer zu Albaxen, Franz Schroder, und rch den Tod des Pfarrers Muͤller zu Werl, Kreises Wie ück, erledigte dortige Pfarrstelle dem bisherigen Pfarrer zu kunitz, Ferdinand Mumpro, verliehen worden; u Muͤnster ist der bisherige Vikar Enbergs zu Glad⸗ zum Pfarrer daselbst ernannt worden.
Ibgereist: Der Großherzogl. Mecklenburgisch-Strelitzsche iche Geheime Rath, von Dewitz, nach NeuStrelitz.
Zeitungs ⸗Nachrichten. Ausland.
Rußland.
St. Petersburg, 15. Oktober. Am Sten d. M. besuch— de. Majestaͤt der Kaiser das auf der Rhede von Kronstadt iner Reise um die Welt zuruͤckgekommene militairische sport-⸗Fahrzeug „Amerika“. Allerhoͤchstdieselben haben dar— srch einen Tages-Befehl vom 9. d. dem Capitain⸗ Lieutenant nischenko, und den uͤbrxigen Offizieren des genannten Fahr— Ihre hohe Zufriedenheit mit der am Bord wahrgenom⸗ Srdnung, so wie mit dem Erfolg der Reise bezeugt. Mannschaften des Schiffes ist zugleich eine besondere Aller— Gratification bewilligt worden. Der Kommandant der Festung Modlin, General-Major tillerie, Schulmann il., ist zum Kommandanten der Festung ge, an die Stelle des General-Masors Baron Roͤnne Ill., nt worden, welcher Letztere dafuͤr die Kommandantur von in erhaͤlt. ; In Brailow wurde am 1. (13.) Juli, als am hohen Ge— este Ihrer Majestaäͤt der Kaiserin, im Beiseyn des bevoll-⸗ igten Vorsitzers der Diwane der Fuͤrstenthuͤmer Moldau Vallachei, General-Adjutanten Kisselew, der Grundstein des st zu errichtenden Monuments zum Andenken an die Ge— rt Sr. Majestaͤt des Kaisers bei der Belagerung dieser ng, und an die Eroberung derselben durch die Russischen ben, unter der Anfuͤhrung Sr. Kaiserlichen Hoheit des fuͤrsten Michael Pawlowitsch, feierlich gelegt. Vom 1sten Januar 1834 an soll die, einige Zeit unterbro— zewesene, Herausgabe des Journals des Ministeriums offentlichen Unterrichts wieder erneuert werden. Inhalt desselben wird folgender seyn: 1) Alle das Mini— betreffende Ukasen und Verordnungen, und am Anfange jeden Jahres eine allgemeine Uebersicht der Wirksamkeit Ministeriums im letztvergangenen Jahre. 2) Literatur, nschaften und Kuͤnste. 3) Nachrichten von den gelehrten ilten und Lehr-Instituten in Rußland. 4) Nachrichten ahnliche Anstalten im Auslande. 5) Geschichte der Auf— ng und buͤrgerlichen Civilisation. H) Allerlei vermischte richten, als: von neuen schriftstellerischen in- und außerhalb and erscheinenden Werken, von neuen Entdeckungen, Er— ngen u. s. w., von Begebenheiten, welche auf die Wissen— en und das Schulwesen einen Einfluß haben koͤnnen. Von R Zeit sollen dem Journal Zeichnungen, Karten u. s. w., uf den Inhalt Bezug haben, beigefuͤgt werden. Vier Hefte B Journals werden einen Band, und drei Bande eine s- Lieferung ausmachen. — Offizielle Akten, die Arbeiten Professoren aller Russischen Universitaͤten, die besten aus- schen Journale, und zuletzt die zum Ressort des Ministe— s des öffentlichen Unterrichts gehörenden Archive und Bi⸗— heken sind die Quellen, aus denen die Redaction dieses rnals ihre Materialien schoͤpfen will; sie behaͤlt es sich aber auch Privat-Mittheilungen entgegen zu nehmen, wenn
Verstaͤrkungen. stand in wuͤrde
reichen Heeres beduͤrfen, um dieses Feuer zu dampfen. —
gendermaßen:
dieses Schiff und dessen Fuͤhrer ein eigenes Schicksal zu wal— ten, denn schon im Fruͤhsahr dieses Jahres gerieth es am 27. Juni an der Kuͤste unserer Insel unweit des Zereler Leucht— thurms mit Verlust eines Mastes auf das daselbst befindliche Riff, von welchem es durch die Huͤlfleistung der Zoll-Graͤnz— wache abgebracht wurde.“
Franhreis ch.
Paris, 16. Okt. Der Koͤnig arbeitete gestern in St. Cloud mit den Ministern des Innern und der auswaͤrtigen An— gelegenheiten.
Aus Bayonne schreibt man vom 1sten d.. „Heute ver— breitet sich hier das Geruͤcht, daß die Verbindung mit Vittoria von Hernani ab unterbrochen sey, und daß die Truppen unter
dem Befehl des General Castanos bedeutende Verluste erlitten
hatten. Anderen Nachrichten zufolge, haͤtte sich der genannte General noch auf kein Gefecht eingelassen, sondern erwartete Es ist sehr zu befuͤrchten, daß der Auf— Navarra weiter um sich greifen wird, und dann der Zustand bedenklich werden. Denn wenn es den Mißvergnuͤgten der Provinzen Alava, Biscaya und Navarra gelaͤnge, sich der insurrectiönnellen Bewegung von Gui— puzkoa anzuschließen, so wuͤrde es ohne allen Zweifel eines el tan
fuͤrchtet, daß die Post aus Madrid heute nicht ankommen werde. Der Handel hiesiger Stadt mit Spanien ist gaͤnzlich unterbro— chen. Man wagt nicht, etwas dorthin abzusenden, bevor man
nicht den Ausgang der jetzigen Krisis kennt.“
Der Temps aͤußert sich in seinem heutigen Bulletin fol— „Das Ministerium, welches sich aus offentlichen Denkmaͤlern, aus Kanaͤlen und Eisenbahnen eine schoͤne Ver— schanzung gegen die öoͤffentliche Meinung zu erbauen gedachte, welches denen, die von Freiheit reden wuͤrden, mit Industrie antworten und sich durch die Forderung neuer, außerordentlicher Millionen gegen oͤkonomische Vorschlaͤge vertheidigen wollte, das Ministerium ist durch zwei wichtige und nicht vorher bedachte
Ereignisse ganz außer Fassung gebracht worden. Auswaͤrts der
Tod des Koͤnigs von Spanien, und im Innern die verschiede— nen Wahlen aller Grade, denen sich die Verwaltung unterwerfen muß. — Das Ministerium tritt heute in seinen beiden halb— amtlichen Blättern auf und sucht sich etwas Muth einzufloͤßen. Dem Journal de Paris sind die inneren Angelegenheiten uͤber— tragen. Bei Annaherung der Departemental-Wahlen und der Zusammenberufung der Kammern bemuͤht es sich, die politische Frage auf seine Weise hinzustellen und sie auf die Wahl Reform zu beschraͤnken, als ob der ganze Streit zwischen dem Lande und den Ministern nur darin bestaͤnde, ob gewissen Capacitäͤten das Wahl⸗Recht verliehen werden solle oder nicht; als ob die vergan— gene Verwaltung und die kuͤnftigen Plaͤne derjenigen, die uͤber das Geld und die Ehre Frankreichs n schalten haben, gar nicht mit zur Sache gehoͤrten. Andererseits sucht das
2 des Debats, den Blick mit sichtlicher Angst auf die Boͤrse .
gerichtet, die Ereignisse in Spanien àà lu hausse zurecht zu legen, und giebt sich im Namen der Regierung, in Ermangelung von Energie, den Schein der Sicherheit. Dem genannten Blatte zufolge, geht in Spanien Alles vortrefflich. Herr von Bourmont ist nur nach Estremadura gegangen, um das Vergnuͤgen einer Quarantaine zu genießen, und sich dann, den Befehlen der Regentin gemaͤß, ruhig einzuschiffen. Da das ministerielle Journal doch einmal im Zuge war, Alles im glaͤnzendsten Lichte darzustellen, warum hat es da nicht auch gleich die Unterwerfung des Don Carlos in Person angekuͤn— digt? Das waͤre eben so leicht zu glauben gewesen. Reicht es hin, daß man die Spanischen Fonds zum Steigen ge— bracht hat, um die Angelegenheiten der Koͤnigin zu bessern?
Hoͤrt man auf, vor Kaͤlte zu zittern, wenn man den Thermo⸗ uͤber die Straße gehen koͤnnten, sich jedoch bei einbrechender
meter durch die Warme des eigenen Athems zum Steigen ge— bracht hat? — Wir wollen damit nicht eben behaupten, daß die Nachrichten aus Spanien im hoͤchsten Grade beunruhigend sind; aber die Parteien ruͤsten sich offenbar zu einem Buͤrger— kriege, der in Biscaya und Navarra schon ausgebrochen ist. Waͤhrend Zavala, das Oberhaupt der Apostolischen, mit seiner Armee gegen Eybar und Bergara marschirt, will die Jugend der ,, Guipuzkoa zu den Waffen greifen, um unter Jau— reguy (el Pastor) die Hoffnung einer Constitution und die Koͤ—
nigin Isabella zu vertheidigen. — Ueberall regt sich die Geist⸗
lichkeit. Die Franziskaner von Bilbao befestigen ihre Gebaͤude, und
die drei zehn Kloͤster, welche die Plaga Mayor in Valladolid um- geben, sind fuͤr alle uͤbrigen in der Stadt ein Signal zum Auf“
stande. Die Kloͤster werden zu gleicher Zeit Festungen im Fall eines Kampfes, und Gefaͤngnisse fuͤr die entgegengesetzte Partei. Inmitten dieser Verwirrung in den Spanischen Provinzen se— hen wir wohl Koͤnigliche Freiwillige, Constitutionnelle und An— haͤnger der Koͤnigin sich bewegen und zu den Waffen eilen; wir lesen Proclamationen der General-Capitaine; aber wir bemerken nirgend eine Thaͤtigkeit der Regierung, oder einen von der Re—
E dem Zwecke des Journals entsprechen. gentin gegebenen Impuls. Allerdings vereinigen die General⸗Capi⸗
Aus Arensburg wird geschrieben: „Unlaͤngst hatten hier das sonderbare, ja uUnbegreifliche Schauspiel, bei rem stillem Wetter, Vormittags um 11 Uhr, zwischen sburg und der zehn Werst entfernten Insel Abro, das aus R kommende, mit rohen Häuten, Flachs und Hanf beladene
liche Schiff „Blaier“, bestimmt nach Neweastle, gefuͤhrt
Schiffer Thompson, sich festsegeln zu sehen. Gluüͤcklicher— gelang es der thaͤtigen Bemuͤhung des hiesigen Handels— s C. F. Schmid, nach zweitägiger Arbeit das Schiff mit Tadung unversehrt ins Fahrwasser zu kringen, so daß es am September wiederum in See ging. Welche nautische Ansich⸗ den Schiffer zu einer solchen Abweichung vom gewoͤhnlichen * vermocht haben, ist nicht zu begreifen, da derselbe auf al— Ser Karten zwischen der Inf Abro und der Kurlaͤndischen ö ng hegt ist, der vielen Untiefen und Riffe wegen, welche en Abro und Oesel, besonders bei niedrigem Wasserstande,
hhiffen gefaͤhrlich werden koͤnnen. Ueberhaupt scheint uͤber
taine in den Provinzen die militairische, richterliche und administra—⸗ tive Behoͤrde in ihrer Person, und jeder von ihnen bildet einen von der politischen Gewalt fast unabhaͤngigen Regierungs-Mittelpunkt. Diese Chefs sind zwar fast alle der Königin ergeben, und man kann ihnen ohne Gefahr ein unbeschraͤnktes Zutrauen schenken; aber es handelt sich hier doch um einen Krieg. Die apostolische Partei wird sich bald uͤberall, wo sie nur irgend auf einen Er— folg rechnen kann, ganz vortrefflich verstaͤndigen; und die Regen— tin darf daher ihre Streitkraͤfte nicht auf allen Punkten des Spanischen Gebiets zerstreut stehen lassen. Dies hieße, den Sieg ihrer Partei dem Zufall anheimstellen. Was die 30,990 Mann betrifft, die sie, wie es heißt, von der Franzoͤsischen Re— gierung verlangt hat, so kann sie auf dieselben nicht sicherer rechnen, als auf einen Zufall!“
Die Paͤpstliche Regierung soll ein neues Anlehn von 3 8 * Roͤmischer Thaler bei dem Hause Rothschild gemacht aben.
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Großbritanien.
Großbritanien und Irland.
London, 16. Okt. Der Lord-Kanzler wird, dem Verneh—
men nach, nicht vor dem 2. November, dem ersten Tage der Michaelis-Sessionen, aus dem Norden von England nach Lon don zuruͤckkehren. Ueber die Maßregeln, die das Englische Kabinet mit Hin— sicht auf Spanien zu ergreifen gedenkt, weiß man noch nichts Gewisses. Die Morning-⸗Post warnt noch immer vor jeder Intervention und raͤth dem Ministerium, besonders die Franzoͤ— sische Regierung zu bewachen. Der Spektator dagegen meint, Frankreich moͤge thun, was es wolle, die Pflicht der Englischen Regierung sey es, wenigstens fuͤr England auf jeden Fall den Frieden zu erhalten, und das Hoͤchste, was sie thun konne, sey, einige Schiffe nach Spanien zu schicken, um Britisches Eigen— thum vor den Unfaͤllen des Krieges zu schuͤtzen.
Nach Briefen im Morning-Herald ware die Ruhe in Madrid sehr gefaͤhrdet, wenn gleich das Ungewitter nur noch aus der Ferne drohe. Ueberall herrsche die tiefste Stille und scheinbar die groͤßte Apathie. Alle Klassen der Bevoͤlkerung, die nicht in direkter Verbindung mit dem Hofe ständen, fuͤrchteten sich, auf irgend eine Weise ihre Gesinnung fuͤr oder wider die Regierung laut werden zu lassen. So habe man bis jetzt noch keine loyale Aeußerung der Freude, noch kein aufwieglerisches Wort der Unzufriedenheit vernommen; die Parteien staͤnden sich stillschweigend gegenuͤber und beobachteten einander. Die Aposto— lischen und Karlisten bildeten eine einzige Faction; sie hatten sich dasselbe Ziel gesteckt; „Thron und Altar“ sey ihr Motto, und diese beiden Worte wirkten magisch auf die Bevoͤlkerung. Sie hatten außerdem die Reichthuͤmer der Geistlichkeit und die Bajonette der Koͤnigl. Freiwilligen zu ihrer Disposition, und nichts sey so gefaͤhrlich, daß sie es nicht wagen sollten. Auf der andern Seite hätten die Liberalen und die Constitutionnellen, die Republikaner, die Christinos und die der jungen Königin aufrichtig ergebenen Royalisten keinen einzigen von all' den Vor— theilen und koͤnnten durchaus nichts unternehmen ohne die Hülfe der Regierung; diese aber und die Anhänger der Koͤnigin hiel— ten sich fuͤr ganz sicher und daͤchten gar nicht daran, daß die Karlisten etwas unternehmen koͤnnten. Dennoch koͤnne dies jeden
Augenblick geschehen.
Der Courier meint, das Manifest der Koͤnigin von Spa— nien spreche die Gesinnungen der großen Mehrheit der Spanier aus, denn die Nationen beduͤrften jetzt der Ruhe, nicht des Buͤrger-Krieges, um Verbesserungen im Innern vorzunehmen.
Die heutige Times schenkt der vom Globe gegebenen Nachricht, daß Herr von Cordova, Spanischer Botschafter in Lissabon, auf die Kunde von Ferdinands Ableben sogleich an Lord W. Russell geschrieben habe, um ihm anzuzeigen, daß Don
Carlos nach Estremadura abgegangen sey, vollkommenen Glau—
ben, meint jedoch, die Instructionen des Lords waͤren schwerlich fuͤr diesen Fall berechnet gewesen. Der mit dem erwähnten Briefe nach Lissabon abgesandte Courier soll, nach der Times, so lange von den Miguelistischen Vorposten angehalten worden seyn, bis Don Carlos Zeit gehabt, in Spanien einzutreffen. Ueber den Aufenthalt des Infanten Don Carlos lauten die Berichte in den hiesigen Zeitungen sehr verschieden. Dem einen zufolge, hätte sich derselbe am 5ten d. noch zu Thomar, 5 bis 6 Leguas von Lissabon, befunden. In seinem City⸗-Artikel laͤßt ihn der Courier schon am 4àten d. von Thomar nach Spa— nien aufbrechen. Andere Berichte lassen ihn zu Anfang d. M. im Palaste Ramalhao bei Eintra, wieder andere in Toimbra
seyn, von wo er auf die Nachricht von Ferdinands Tode nach
Madrid geeilt waͤre.
Ein Privat-Schreiben aus Bilbao vom Ften d. in der Times meldet, die Englaͤnder haͤtten auf Anrathen ihres Kon— suls die National-Kokarde angesteckt, unter deren Schutz sie sicher
Dämmerung zu Hause halten mußten. Die Anhaͤnger der Koͤ— nigin waren saͤmmtlich gefluͤchtet oder verhaftet. Sehr unbedeu— tend schildert die Morning Post die dortigen Vorfaͤlle, als eine bloße Aufwallung des Gefuͤhls. Das Ganze wird ein Saynete (Intermezzo) genannt, welches von 309 Koͤniglichen Freiwilligen aufgeführt worden sey, bloß aus Groll gegen die Behoͤrden, von denen sie fruͤher entwaffnet worden, und die Franziskaner hatten, als die einzigen Moͤnche in der Stadt, ihre Rolle mitgespielt.
Auch der Courier behauptet, die Berichte uͤber die Storung der Ordnung in Biscaya seyen uͤbertrieben, weil sie nur durch Franzoͤsische Reisende uͤberbracht worden. „Daß die Moͤnche von Bilbao“, meint dieses Blatt, „die Fahne des Aufruhrs aufgesteckt, daß sie Don Carlos proklamirt, daß sie ihren Kreuz zug im Namen der Inquisition begonnen, ist sehr wahrschein—
lich; aber gesetzt auch, ganz Biscaha waͤre der Sache des Don
Carlos guͤnstig, so wuͤrde doch dies eben nicht viel beitragen, die Frage uͤber die Thronfolge zu entscheiden. Wir glauben nicht, daß Englands Schicksal durch einen Aufstand in den Ge— birgen von Wales oder in den Schottischen Hochlanden ent— schieden werden konnte; und Biscaya steht ungefähr in eben dem Verhaͤltnisse zu Spanien, als die Hochlande zu Die Bevoͤlkerung von ganz Biscaya betragt (nach Laborde) 300,909, die von Spanien 10 Millionen, so daß jene Provinz, deren Einwohner von den uͤbrigen Spa— niern in Sitte, Sprache und Recht verschieden sind, ungefahr den Z0sten Theil des Koͤnigreichs umfaßt. Wenn es daher Don Carlos nicht gelingt, Madrid auf uregen und die reichen Pro— vinzen des Suͤdens und Westens für sich zu gewinnen, und wenn er nicht Herr der Armee ist, so werden die Franciskaner-Moͤnche von Bilbao ihm nimmermehr die Krone aufs Haupt setzen.“ Die Nachricht der Gazette de France, der Infant Don Carlos, weit entfernt, dem liberalen Prinzip feind zu seyn, beabsichtige vielmehr die uralten mit so großer Macht begabten Cortes von Arragon wiederherzustellen, wird von der Tim es fuͤr ganz wider— sinnig erklaͤrt.
Die Morning-Post macht sich uͤber die Voreiligkeit lu—
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