von Herrn Armand Carrel als einem der Herausgeber unter⸗ zeichnstt. Zwei andere Herausgeber sind die Herren Arnold Scheffer und Prosper Conseil. .
Im Laufe des vorigen Jahres sind auf den verschiedenen hiesigen Theatern 215 neue Stuͤcke aufgefuͤhrt worden, namlich 57 weniger als im Jahre 1831 und 43 weniger als im Jahre 1532. Von senen T5 Stücken kommen 4 auf die große Oper, 12 auf das Théatre-frangçais, 11 auf die komische Qper, 1 auf die Italiaͤnische Oper, 19 auf das Gymnase, 2 auf das Vau⸗ deville, 29 auf das Theater im Palais royal, 23 auf die Va⸗ ristés, 13 auf das Theater am Thore St. Martin, 12 auf das Théatre de la gaiets, 28 auf das Théatre de I(Ambigu co⸗ mique, 9 auf die Folies-dramatiques, 23 auf das Theater Mo⸗ liere und 9 auf das Pantheon.
Aus Cherbourg meldet man: „Die Ausruͤstung des Schiffes „Jupiter“ wird mit vieler Thaͤtigkeit betrieben. Au⸗ ßerdem ist der Befehl eingegangen, die Fregatten von 60 Ka— nonen „la belle Poule“ und „la Forte“, die noch im Bau be⸗ griffen sind, so rasch als moglich vom Stapel laufen zu lassen; man glaubt indeß, daß daruͤber noch einige Monate vergehen koͤnnen.“ r
Der Moniteur theilt nachstehendes Schreiben des Gene⸗ rals Desmichels vom 18. Dez. an den Kriegs-Minister mit;.
„Ich habe die Ehre, Ihnen uͤber die militairischen Ereignisse Bericht zu erssatten, welche bei Mostaganem zu Ende des Monats November und zu Anfang dieses Monats stattgefunden haben. Im Laufe des vergangenen Monats ersah Abdel-Kader, der mißvergnügt daruͤber war, daß die Medjaen den Markt von Mostaganem besuch⸗ ten, einen Araber aus jenem Stamme aus, dem er den Ober Befehl Rüber ein Streif-Corps anvertraute, das er dazu bestimmte, die Verbin⸗ dungen abzuschneiden, und die Zufuhren nach jenem Platz zu verhindern. Diefer Araber bediente sich einer sehr geschickten Taktik, indem er nur die Zufuhr derjenigen Lebensmittel erlaubte, welche den in der Stadt gebliebenen Mauren nothwendig waren. Es fanden meh⸗ rere Scharmützel zwischen jenem Streif⸗Corps und einigen Arabern statt, denen es gelungen war, die Wachsamkeit des Anfuͤhrers zu taͤuschen. In Folge eines Gefechtes, in dem sie einige Todte gehabt halten, zeigten sich die Leute Abdel-Kaders am 19 Nov. in der Hoffnung, sich zu raͤchen, in größerer Anzahl, als gewohnlich, guf den Höhen dͤst⸗= lich don Mostaganem. Der Oberst Fitz James entschloß sich darguf, einen Ausfall gegen sie zu machen. Er nahm 400 Mann der Garnison⸗ Truppen? und trieb die Araber bis nach einem Dorfe zuruͤck, wel⸗ ches der Stamm der Hachem verlassen hat, seit wir Mostaganem besttzt haben. Dieses Dorf wurde von einer Abtheilung des 4sten Bataillons des leichten Afrikanischen Infanterie⸗Regiments mit Sturm genommen; inan fand in demselben nur Vagabunden; un⸗ sere Soldaten hielten sich nicht auf, sondern verfolgten den Feind noch eine Strecke daruͤber hinaus. Nachdem sich die Kolonne einige Ruhe gegoͤnnt hatte, kehrte sie nach der Stadt zuruck, von den Arabern,“ die sehr entmuthigt schienen, nur schwach verfolgt. — Diefes Gefecht laͤhmte fuͤr einige Zeit den Eifer der Araber; da aber bald die zum Markte Kommenden ihre Klagen erneuerten, so entschloß sich der Oberst Fitz-James zu einem neuen Streifzuge. Am 15. Dez. Morgens verließ er die Stadt mit allen disponibeln Truppen, und nahm seine Richtung nach Nord -Osten gegen die in zelnen Stamme der Hachem. Nach dreistůndigem Marsche uͤber⸗ stel er einen dieser Staͤmme, der nach leohaftem Widerstande ver⸗ trieben wurde. Der Oberst Fitz James ertheilt der Mäßigung seiner Soldaten die groͤßten Lobsprüͤche sie haben das Eigenthum von Feinden respektirt, die einen so erbitterten und oft so barbarischen Krieg mit uns fuhren. — Als der Rückzug angetreten wurde, kehrten die Araber, ihrer Gewohnheit gemäß, zuruͤck, und begleiteten die Ko⸗ sonne über eine Stunde Weges mit Flintenschuͤsen Der guten Ordnung, mit welcher die Kolonne marschirte, hatten wir es zu danken, daß Riemand getödtet oder verwundet wurde. Die Trup⸗ pen rückten um 6 Uhr Abends wieder in Mostaganem. ein. Der Zberst Fitz James hofft, daß dieses Gefecht die Animositaͤt, welche uns der Stamm der Hachem bis auf den heutigen Tag bezeigt hat, etwas gedämpft haben werde.
Wegen des heutigen Neujahrs⸗Festes werden hiesigen Blatter nicht erscheinen.
Straßburg, 2. Jan. Der eingeleitete Prozeß gegen 13 Weinbauer zu Kolmar, welche des Aufruhrs bei den letzten Un— ruhen daselbst beschuldigt waren, wurde schon seit einigen Tagen vor dem Assisenhofe des Ober-Rheins verhandelt, und in der Siz zung vom 31. Dez. sind saͤmmtliche Angeklagte von der Jury freigesprochen worden. Diese erkannte in ihnen keinen der wirk⸗ lichen Anstifter der Meutereien vom 26. und 238. Okt. Nach Aufhebung der Sitzung war nichts im Stande, den lauten Bei— fall der Versa nmlung und der Haufen, die auf dem Platze zu— sammengelaufen waren, zu verhindern; die öffentliche Ordnung wurde aber nicht weiter gestoͤrt. Fuͤnf von den 13 Angeklagten wurden noch zuruͤckgehalten; sie sollen wegen ihrer Weigerung, den an sie ergangenen polizeilichen Aufforderungen zu genuͤgen, vor das Zuchtpolizei-Gericht gestellt werden.
morgen die
Großbritanien und Irland.
London, 29. Dez. Die gute Aufnahme, welche die Her⸗ ren Poulett Thomson und Phillips bei ihren Kommittenten in Manchester gefunden haben, giebt der Morning Chroniele u folgenden Bemerkungen Anlaß: „Die Gegner der Minister hell gegen die Abschaffung der Ernennungs-⸗BVurgflecken unter Anderem das einzuwenden, daß entweder nach jedweder Volks-Laune werde richten muͤssen, oder es würde ihr unmoglich seyn, Zutritt in's Parlament zu erhal— ten. Wir haben nun bereits einige Erfahrung von den Wir— kungen des neuen Spstems gemacht, und bis jetzt haben die Minister im Ganzen keine Ursache, den Erfolg zu beklagen. Da die Reform-Bill es erheischte, daß die Verwaltung die Mittel- Klassen auf ihrer Seite habe, so stand es in vollem Einklang mit dieser Bill, daß die Mehrheit der Verwal⸗ tungs-Mitglieder von großen Wählerschaften ins Parlament ge— sandt würde. Vor der Annahme der RNeform-Bill wurde es selbst vom Herzoge von Wellington zugegeben, daß keine Ver— waltung hoffen' dürfe, die Angelegenheiten des Landes mit Er⸗ folg zu leiten, wenn sie nicht den Beifall der einsichtsvollen Mit“ tel⸗Klassen habe. Es ist in vielen Hinsichten vom größten Nutzen, Daß Minister von Wählerschaften, die aus der Mittel⸗Klasse be⸗ stehen, zu Parlaments⸗-Mitgliedern ernannt und dadurch gensthigt werden, oͤfter mit denen zusammenzukommen, welche sie vertre⸗ ten. Die Minister erhalten auf diese Weise eine Gelegenheit, ihren Kommittenten und durch sie der Nation die Beweg— gruͤnde ihres Verfahrens darzulegen und zu erforschen, wie ihre Kommittenten, mit Ruͤcksicht auf die Zukunft, gesonnen sind. Der Eindruck, den sie bei ihren Zuhdrern zuruͤcklassen, kann als ein Merkmal von der allgemeinen Gesinnung der Nation angesehen werden. Da sich die Minister wie zwischen zwei Feuern be— sinden, namlich zwischen den Konservativen, die eine kleine, aber enggeschlossene Macht im Unterhause und eine, aller Reform und all? Veränderungen widerstrebende Majorität im Oberhause be— sitzen, und zwischen der großen Masse des Volks, welche die Reform als ein Mittel zum Zweck, das heißt zur Erlangung einer guten Verwaltung und durchgreifenden Verbesserungen in allen unseren Institutionen, betrachtet, so haben diese Commu—
jede kuͤnftige Verwaltung sich
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nicationen zwischen den Ministern und dem Volk nicht bloß den Rutzen, daß sie die Ersteren in den Stand setzen, zu sehen, was das Volk von ihnen erwartet, sondern sie dienen auch dazu, den Konservativen die Genugthuung zu verschaffen, daß die Mi— nister sich in der Nothwendigkeit befinden, fortwährend vorwaͤrts zu schreiten. Sie dienen dazu, das Minimum der Verbesserun— gen zu zeigen, womit sich das Englische Volk begnuͤgen duͤrfte. Die Konservativen muͤßten sehr thoͤricht seyn, wenn sie durch ein hartnaͤckiges Widerstreben gegen alle Verbesserun⸗ gen mit Gewalt eine Kollision herbeifüuͤhren wollten, die von den Ministern, wie sie sehen muͤssen, aufs sorgfaͤltig⸗ ste vermieden wird, die aber unfehlbar eintreten wuͤrde, wenn man dem Volke durchaus Trotz bieten wollte. Man wird ge— wiß zugeben, daß die einsichtsvolle und achtbare Klasse der Be⸗ völkerung von den Dreihunderten, die an dem, den Herren Pou— lett Thomson und Philips zu Manchester gegebenen Diner Theil nahmen, auf eine sehr ausgezeichnete Weise repraͤsentirt wurde. Von ihnen wird man nicht sagen konnen, daß sie nicht das größte Interesse an dem Wohl des Landes haͤtten. Die Meinungen und Ansichten einer solchen Versammlung verdienen also gewiß die höͤchste Beruͤcksichtigung von Seiten der Verwaltung. Der Vor⸗ sitzer der Versammlung, Herr Benjamin Heywood, ein ehemali⸗ ges Parlaments⸗Mitglied, äußerte sich zuvörderst folgendermaßen uber die Minister: „„Es scheint jetzt die Zeit gekom— men zu seyn, wo die Minister mit kuͤhneren und lebhaf— teren“ Schritten in ihren Anstrengungen fortfahren muͤs— sen (großer Beifall), und wo das Volk seine Forderun— gen an dieselben kraͤftiger und entschiedener geltend machen muß. Dies, denke ich, werden sich Minister und Volk zu Her— zen nehmen; aber ich bin auch uͤberzeugt, daß, wenn die Mirg⸗ ster aus falscher Furcht vor ihren Feinden mit Zaudern ober Schwanken zu Werke gehen, oder wenn das Volk die Minister bei ihren Kaͤmpfen im Stich laßt, der Sieg sehr bald auf Sei⸗ ten des Feindes seyn wird. (Hort, hoͤrt ““ Herr Heywood brachte sodann einen Toast auf die Minister Seiner Maje⸗ staͤt aus, mit dem Bemerken, daß das Land noch niemals eine Verwaltung gehabt habe, die so ganz das Vertrauen des Volkes verdiene, und dieser Toast wurde mit unbeschreibli— chem Beifall aufgenommen. Herr Poulett Thomson musterte in einem trefflichen und beredten Vortrage das Benehmen der Minister während der verflossenen Session und erörterte die Maßregeln, welche jetzt die Aufmerksamkeit des Landes beschaͤfti⸗ gen, auf eine offene und freimuͤthige Weise. Sein Kollege, Herr Phillips, ist einer der hitzigsten Staatsmänner; er ist ganz Feuer und Flamme. „„Ich fuͤr mein Theil,““ sagte er, „Jwar sehr geneigt, die Herkulische Arbeit, die einem reformirten Parlament oblag, indem es den Augias-Stall von den unter einem fehler— haften Repraͤsentations⸗System aufgehaͤuften Mißbräuchen zu räumen hatte, ganz zu uͤbersehen, und hatte innigst gewuͤnscht, mich unter das Panier der jetzigen Verwaltung als Mitkaͤmpen aufgenommen zu sehen, mit kuͤhnem und entschlossenem Schritt von ihr gegen den Feind gefuͤhrt zu werden, um ihn in seinen festen Sitzen zu belagern und aus einer Reihe von starken Po⸗ sitionen im offenen Felde zu vertreiben. Aber, meine Herren, es scheint, daß ich zu heftig in meinen Wuͤnschen war; die Vorsicht und Politik, welche ich, als ein neu ausgehobener und ungeuͤbter Rekrut, nicht za würdigen wußte, bewog diejenigen, unter denen ich so gern gedient hatte, da Halt zu machen, wo ich nur ans Vorruͤcken dachte, und Waffenruhe zu halten, wo ich das Signal zum Angriff erwartete.““ Wenn Herr Phillips, bei all seinem Feuereifer, mit der ern— sten Verantwortlichkeit beladen wäre, Frieden und Ord— nung unter dieser großen Nation aufrecht zu erhalten, so wurde seine Sprache ohne Zweifel ein wenig gemaͤßigter seyn. Ein Herr Absalon Watkin wurde von dem Vorsitzer ausdruͤck— lich aufgefordert, seine Ansichten uͤber die Interessen der arbei⸗ tenden Klassen vorzutragen, und er hielt eine wirklich sehr ge— haltvolle Rede. Seine Schilderung von den schlimmen Folgen der Einfuͤhrung Irlaͤndischer Arbeiter in die Städte und Dorfer von England verdienen die ernstlichste Aufmerksamkeit. Das Ge— mälde, welches er von einem Dorfe entwarf, das durch die An— siedelung von Irlaͤndern von einem friedlichen und gluͤcklichen Zustande in Elend, Noth und Verbrechen gerathen war, bietet eine Lehre dar, die unsere Gesetzgeber hoffentlich nicht unbeach⸗ tet lassen werden.“
Der Portwein steigt hier noch immer im Preise, und was davon in der letzten Zeit ankam, wurde sogleich auf dem Ouai verkauft. Nachtichten aus Porto zufolge, hatten die dortigen Kaufleute an beide Portugiesische Prinzen das Gesuch gerichtet, daß man ihnen erlauben mochte, den Wein vom oberen Duero nach Porto zu befoͤrdern; Dom Miguel soll unter der Bedin⸗ gung, daß ihm ein kleiner Zoll, nämlich 8 Milreis von der Pipe, entrichtet würde, eingewilligt, Dom Pedro aber das Gesuch ab— gelehnt haben.
Nteder land e.
Aus dem Haag, 2. Januar In Breda ist am 39sten v. M. der Kommandant dieser Festung, General-Major Wilde— man, nach einer langwierigen Krankheit mit Tode abgegangen.
Aus den Provinzen gehen immer noch zahlreiche Berichte von den Deich-Durchbruͤchen und Ueberschwemmungen ein, die in Folge der letzten starken Regenguͤsse entstanden sind.
B elgten.
Brüssel, 2. Jan. Eine Königl. Verordnung bestimmt, daß die den Buͤrgern, welche sich durch glänzende Handlungen während der Ereignisse von 1830 auszeichneten, zuzuerkennende Decoration bestehen soll: 1) in einem eisernen Kreuze mit 4 Ar⸗ men: das Schild wird den Belgischen Lowen in Gold, umgeben von einem goldenen Reif, und auf der Kehrseite die Jahres— zahl 1830 fuͤhren; 2) in einer eisernen Medaille, welche auf der inen Seite den Belgischen Löwen mit der Umschrift: „Den Vertheidigern des Vaterlandes“, und auf der anderen Seite 9g Schilder mit den Wappen der g Provinzen des Königreichs; im Mittelpunkte dieser Schilder eine Sonne und die Jahres⸗ zahl 1830 mit den Worten; „Unabhängigkeit Belgiens“, als Um— schrift fuhren. Kreuz und Medaille werden an einem Bande auf der linken Seite der Brust getragen.
Eine große Menge Militairs, deren Urlaub gestern abgelau— fen war, hatten sich bei dem Platz-Kemmandanten gestellt, um zu ihren resp. Regimentern zuruͤckzukehren; allein in Folge der bewilligten Verlangerung des Urlaubs bis zum It Maͤrz wur⸗ den sie von Neuem in ihre Heimath entlassen. Diejenigen in— dessen, welche diese Verlangerung nicht benutzen wollten, wurden zu ihren Regimentern geschickt. ꝛ
Antwerpen, 1. Januar. In der vergangenen Nacht war das Wetter schrecklich; der Sturm hatte sich zwischen 4 und 5 Uhr mit einer furchtbaren Wuth erhoben. Die ö. aͤberschwemmte die Quais, und viele Keller stehen unter Was⸗
ser, ein Umstand, der sich seit langer Zeit nicht ereignet hat Um 9g Uhr Abends waren im Hafen viele Schiffe im Treiben, allein Alles ging gluͤcklich voruͤber. Ein Amerikanischer Drei master und eine Neapolitanische Brigg, welche an die Kuͤste zu kommen droheten, trieben wie durch ein Wunder in die Muͤn— dung unserer Bassins, wo sie heute Morgen wohlbehalten ein— liefen. Die Gewaͤsser der Polder sind sehr bedeutend gestiegen. Das schlechte Wetter dauert auch heute noch fort.
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Dresden, 2. Januar. In der Sitzung der zweiten Kammer vom 2isten v. M. wurde die Petition des Abgeord— neten von Koͤnneritz, um Aufhebung der Verpflichtung zu Lei— stung von Post-Vorspann, zur Berathung gezogen. Die uͤber diesen Gegenstand berichtende Deputation bemerkte, wie aus den von der Regierung erhaltenen Mittheilungen hervorgehe, daß dieselbe gegenwaͤrtig damit beschaͤftigt sey, ein Post-Vorspann Ne— gulativ zu entwerfen, welches zum Zweck habe, eine ungleiche Zuziehung und Ueberlastung der Spannpflichtigen zu beseitigen; weshalb die Deputation sich der Meinung erklärte, daß der An— trag auf gaͤnzliche Aufhebung der Verbindlichkeit zum Post-Vor, spann im Aligemeinen nicht zu unterstuͤtzen sey. Der Abgeord— nete Runde aͤußerte sich gegen diese Ansicht, und gegen den Zwang, welcher durch jene Verbindlichkeit einzelnen Staats⸗Buͤr⸗ ger wiederfahre. Andere Mitglieder machten dagegen die Schwierigkeiten bemerklich, welche der Aufhebung der in Rede stehenden Verpflichtung entgegen wären. Der Staats⸗-Minister v. Lindenau bemerkte: Drei Veranlassungen seyen es zunaͤchst, die in Sachsen ein ungewoͤhnliches Pferde-Beduͤrfniß herbeifuͤhr— ten: die Leipziger Messen, der Besuch der Boͤhmischen Bader, und Reisen Fuͤrstlicher Personen; wenn bei solchen Ge— legenheiten an kleinen pferdearmen Orten zuweilen funf zig und mehr Pferde uͤber den gewoͤhnlichen Dienst er— fordert wuͤrden, so werde es meistens eine Unmoͤglichkeit seyn, diese anders, als durch gezwungene Vorspanns-Verbindlich= keit herbeischaffen zu koͤnnen. Daß aber im Post-Dienst keine Stockungen eintreten, daß den Reisenden kein Grund zur Unzu— friedenheit gegeben werde, und Sachsen in der Gute seiner Post⸗ Einrichtungen nicht hinter dem Nachbar-Lande zuruͤckbleiben moͤze, das muͤsse man eben so sehr wuͤnschen, als es gewiß sehr uner— wuͤnscht seyn wuͤrde, das Reisen in Sachsen erschwert und die alten Klagen uͤber Saͤchsische Posten wieder erneuert zu sehen. Allein zu einer solchen ungestöͤrt puͤnktlichen Aufrechthast' ng des Post⸗Dienstes sey Zwangs-Verhindlichkeit zur Pserde Stellung unentbehrlich, die denn auch in ganz Dentschland, ja viel icht, mit wenigen Ausnahmen, auf dem ganzen Europaischen Konti— nent bestehe. Aber auch abgesehen von dem allgemeinen In— teresse des Staates fuͤr Aufrechthaltung eines puͤnktlichen Pot— Dienstes sey derselbe auch durch Vertrage dazu verbunden, denn das schoͤne gemeinnuͤtzige Institut der Eilwagen koͤnne in Deutsch— land nur durch Verträge aufrecht erhalten werden. Auch diese Eilwagen fuͤhrten zuweilen ein außerordentliches Beduͤrfniß von 260, 30 und mehr Pferden herbei, dem durch gezwungenen Vor⸗ spann entsprochen werden muͤsse, da der Staat die Erfuͤllung von Staats-Vertraͤgen der Willkuͤr und den Zifaͤlligkeiten einer freien Konkurrenz nicht uͤberlassen uͤrfe. Aus diesen Grunden, und darum, weil Sachsen durch eine ungewisse und mangelhafte Post-Einrichtung in ein Mißverhäͤlmniß zu allen Nachbar-Staaten treten wuͤrde, und weil die sichere und rasche Befoͤrderung der Poststuͤcke und der Reisenden fuͤr ein gewerbe— und handeltreibendes Land, wie Sachsen, von zu hohem Werthe sey, ais daß nicht dafuͤr der einzelne Staatsbürger eine doch nur seiten und ausnahmsweise eintretende läͤstige Pflicht gern uͤber⸗ nehmen sollte, muͤsse er die gesetzliche Aufhebung der bestehenden Verbindlichkeit zur Post-Vorspann fuͤr bedenklich halten. Die Kammer erklaͤrte sich endlich einstimmig mit dem angefuͤhrten Deputions-Gutachten einverstanden. — In ihrer Sitzung von Z0sten v. M. beschaͤftigte sich die zweite Kammer mit der Be— rathung eines Berichtes ihrer ersten Deputation, den Gesctz— Entwurf uͤber die Verbindlichkeit der Gemeinden, zur Verpfle⸗ gung ihrer in die Landes-Heil- und Versorgungs-Anstalten auf genommenen Armen beizutragen, betreffend.
Muͤnchen, 31. Dezember. Der Staats-Minister, Mini ster der Finanzen, Freiherr v. Lerchenfeld-Aham, mehrjaͤhriger Koͤnigl. Bayerischer Gesandter am Deutschen Bundestage, hat wahrend der Abwesenheit des Freiherrn v. Giese das Porte⸗ feuille des Ministeriums des Koͤniglichen Hauses und der aus— waͤrtigen Angelegenheiten uͤbernommen.
Ein Schreiben aus Muͤnchen (in der Leipziger Zeitung) hatte neulich behauptet, der Abgeordnete zur Stande⸗Versamm lung, Kaufmann Heinzelmann aus Kaufbeuren, habe sich ei— nem gegen ihn erlassenen Verhafts-Befehle durch die Flucht ent— zogen. Das Handelshaus Heinzelmann erklärt nun in oͤffent— lichen Blaͤttern jene Nachricht fuͤr verleumderisch, mit der Be— merkung, daß Herr Heinzelmann schon vor acht Wochen mit ei— nem Königl. Bayerischen Ministerial-Passe in Handels⸗-Geschaͤh⸗ ten ins Ausland gereist sey.
Munchen, 2. Jan. Se. Majestaͤt der Koͤnig haben am Neujahrstage dem General-Post-Direktor von Lippe den Civil— Verdienst-Orden eigenhaͤndig umgehaͤngt.
Se. Hoheit der Erb-Großherzog von Hessen-Darmstadt wird sich nebst seiner Gemahlin noch 14 Tage hier aufhalten. giebt die Gesellschaft des Museums den Neuvermahlten einen glaͤnzenden Ball, eben so uͤbermorgen die des Frohsinns. Beide Gesellschaften bestehen aus der Elite des Publikums.
Speyer, 31. Dez. Kreises enthalt ein Reskript der Kreis-Regierung, wodurch hin—
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Das neueste Amtsblatt des Rhein⸗
sichtlich des Verkehrs innerhalb des Graͤnz-Kontroll-Bezirks bis
auf weitere Verfuͤgung einige Erleichterungen gewährt werden. Von der Nachweisung uͤber die bereits geschehene Verzollung
sind sonach befreit: 1) Gegenstaͤnde, von denen der Eingangs;
Zoll den Tarifsatz zu 5 Fl. pr. Centner nicht erreicht, bis zut
Quantität von 25 Pfunden einschließlich; 2) Gegenstände, die
mit einem Eingangs-Zoll von 5 Fl. Ctr. belegt sind, bis zu Pfunden einschließlich; 3) Gegenstaͤnde, die mit einem Eingangs Zoll von mehr als 5 bis zu 2h Fl. incl. pr. Ctr. belegt sind, bis zu 6 Pfd. einschließlich; 4 Gegenstaͤnde, die dem Zoll-Ansatze über 20 Fl. pr. Ctr., unterliegen, bis zu 2 Pfd. einschließlich; und insbesondere Tuche bis zu 8 Ellen einschließlich; Seiden !! Baumwollen-, Wollen- und Leinenzeuge bis zu 18 Ellen ein, schließlich; — Illis indessen nur, wenn es fuͤr den Haus-Bedarf bestimmt, und in unverpacktem Zustande ist.
Stuttgart, 4. Jan. Des Koͤnigs Majestaͤt haben dem Prinzen Friedrich von Wuͤrttemberg und dem Herzog Paul Wilhelm von Württemberg den Friederichs-Orden, dem Fuͤrsten von Löwenstein⸗Wertheim-Freudenberg und dem Grafen von Schaesberg - Thannheim das Großkreuz des Kron-Ordens, und
dem diesseitigen Geschaͤflstraͤger am Koͤnigl. Preußischen Hofe,
Major Freiherrn von Linden, das Rltterkreuz des Kron⸗Ordens verliehen.
Sigmaringen, 30. Dez. Das hiesige Wochen—⸗ blatt enthält folgende, vom 23sten Dezember v. J. datirte Ver— ordnung: „Wir, Karl von Gottes Gnaden souverainer Fuͤrst von Hohenzo llern-Sigmaringen ꝛc. z0, Wegen einer Zoll-Ver— einiaung mit dem Preußisch-Hessischen Zoll-Vereine sind in Berlin weitläufige Verhandlungen gepflogen, und Zoll-Vereini— aungs-Verträge mit den Kronen Preußen und Sachsen, dem Furfürstenthurm und dem Großherzogthum Hessen, und den sammtlichen in einen gemeinsamen Zoll-Verband getretenen Staaten abge schlossen worden. Wir sind diesen Verhandlungen und Verträgen provisorisch und insoweit beigetreten, als Wir Uns hierfuͤr mach Maßgabe der fruͤheren Vertrage von 1824 und 1828 in Beziehung auf den Tit. V. §. 52. der Verfassungs⸗ Urkunde noch verbunden erachten. Dem zufolge verordnen und verfuͤgen Wir, daß die Bestimmungen der provisorischen Zoll— Ordnung, wor nber eine besondere Verordnung nachtraͤglich erge⸗ en wird, mit dem 1sten k. M. Januar auf allen Zoll⸗Staͤtten des Fuͤrstenth ums einstweilen und so lange in Wirkung treten sollen, bs bei dem bevorstehenden Landtag wegen der Zoll-Ver— altnisse und der Vereinigung daruͤber uͤberhaupt die weiteren Berathungen 1nd Schlußfassungen auf verfassungsmaͤßigem Wege zu Stande gekommen sind.“
— — Frankfurt a. M, 4. Januar. Die Schwankungen in den Coursen der Staats Effekten waren waͤhrend dieser Woche nicht bedeutend. Ungegngchtet des Jahresschlusses und der Haupt-Liquida— tion für Ende Dezember blieben Desterreichische und Hollaͤndische Fonds fast u m vweraͤndert, und die Ausgleichungen fanden nicht die fieinste Schwierigkeit. Man glaubte zwar ziemlich allgemein, die couranten Fonds⸗Gattungen wuͤrden am Ultimo weichen, indem viele Verkaufe auf diesen Termin stattgefunden hatten, nicht weni⸗ ger auch anse hnliche Pnramien-Geschaͤfte abliefen, allein es trat nichts Sibrendes eim, weil sich das bagre Geld, der große Hebel des Ef⸗ fetten Handels, in Ueverfluß zeigte. Viele Kapitalisten gaben auf Depot und, Prolongation starke Summen zu bis 4 pCt, oder fißen Papiere gegen baar ankaufen, Der Mangel an essektiven Stücken wurde unter solchen Verhaltnisen sehr fuͤhlbar und hin⸗ derte jedes Weichen der Notirungen. Die Ergebnisse der Abrech⸗ nung waren grnnstig fuͤr die Spekulanten aufs Steigen. Die 3proc. Metalliques be sserten sich vom 1. bis 31. Dezember um 11 pPCt. die proc. um i lz pCt., Actien um 35 Fl. p. Stuͤck, 23proc. Inte— grale um z v Ct., 5vro's Hollaͤndische Abligationen um 11 pCt.: Spanische 5p roc. Rente stand am Schlusse des Monats a pCt. hö her als zu Anfang desselben; bei der zproc Rente war die nominale Differenz 5 v Ct. Saͤmmiliche mit einer Lotterie verbundenen Staats Papiere haben ebenfalls merklich angezogen; Partiale gingen von 13 3 auf 1331, die 19 Fl. Loose von 191 auf 2M, die Varm— staͤdtschen von 635 auf 64, Preußische Praͤmien-Scheine von 511 auf 32 und Polnische Loose von 6it auf 634. — Im neuen Jahre und PMonat ist noch wenig gemacht worden; Tie Course von aus. wärt? kamen unverandert, und es fehlte an Auftragen zum Kauf oder Verkauf So beieben die Courfe fast ohne Variation und ste— hen heute wie folgt: 3proFe Metallques 5s!, 4proc. 85 “, Actien ia3tz, Integrale n. — Im Wechsel⸗ Geschaͤft ist nichts Neues vorgefallen; Ain sterdam K. S. war zu 151 gesucht; Wien, Berlin, Aussburg ülieben gefragt; fuͤr London 2 Monat Dato zahlte man last; Diskont o-Papier ist wenig am Platz: es wird zu A1 3 3péCt.
au gekauft.
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Wien, 1. Jan. Ihre Majestaͤt die Kaiserin besuchten am 21sten Dezember, in Begleitung Ihrer Masjestaͤt der juͤn⸗ gern Königin von Ungarn und der Erzherzogin Sophie, das hiestge Invaliden-Haus und besichtigten daselbst die Zimmer der Invaliden ⸗Mannschaft, so wie die uͤbrigen Lokalitaͤten und Anstalten des Hauses, als: die Kirche, wo Allerhöͤchstoieselben eine kurze Andacht verrichteten, den Bilder-Saal, das Hospital, die Interimal⸗Versorgungs-Anstalt, die Apotheke, die Kanzleien und die Bibliothek. Allerhöͤchstdieselben erkundigten sich mit huldvoller Au fmerksamkeit nach den bestehenden Einrichtungen, kosteten das Mittags-Essen und sprachen mehrere Invaliden und ihre Ang ehoͤrigen mit der dem Allerhoͤchsten Kaiserhause eigenen Herablassunz. Ihre Majestät geruhten sodann, Aller— hoͤchstselbst die Waisen-Kinder des Invaliden-Hauses in der Religion und im Rechnen zu pruͤfen, und sich deren Schrif⸗ ten vorlegen zu lassen, worauf die Allerhoͤchsten Herrschaften nach einem amderthalbstündigen Aufenthalte mit Bezeigung Ih— res Wohlgefailens das Haus, begleitet von den Segenswuͤn— schen derjenigen verließen, welche hier durch Kaiserliche Gnade fuͤr lange umd treugeleistete Militair-Dienste, den Rest ihrer Tage sorgenfrei und mit Befriedigung ihrer Beduͤrfnisse verle— ben, und den en in ihrer Zurückgezogenheit noch die Allerhoͤchste Aufmerksamkert und Huld zu Theil wird.
— Im NMuͤrnberger Korrespondenten liest man: „Der auf sein en Guͤtern in Boͤhmen verstorbene regierende Fuͤrst Joseph zu Schwarzenberg war einer der edelsten Maͤnner der Monarchie. So wohlgeordnet sein Haushalt war, so wenig kam
es ihm in den Sinn, in seinen Kassen große Geld-Summen
aufzustapeln. Er huldigte dem Grundsatze: die Reichen mußten das Geld unter die Leute bringen, damit die Armen welches zu verzehren haben. Er pflegte daher nur einen Jahres⸗-Ertrag sei— ner Revenüen als Reserve zuruͤckzulegen, um in dringenden Faͤlä len und Gefahren seinen Unterthanen und andern Huͤlfsbedürf— tigen schnell beistehen zu koͤnnen. Ein Staats oder Hof-Amt hat er nie annehmen wollen, weil er gewohnt war, einige Mo— nate des Jahres bei seinen Unterthanen in Böhmen zu verle— ben, welchen seine Anwesenheit stets mannigfaches Gute brachte uns manches Leiden milderte. Nie gestattete er, daß Einer der— selben wegen rrückstaͤndiger Steuern gepfaͤndet wurde. Gewoͤhnlich erließ er eine Hälfte, und gewaͤhrte langsichtige Raten fuͤr den Rest, die er dann mieistens auch, wenn die ersten ordentlich entrich— tet wurden, nachsah. Keiner seiner Beamten wurde des Dien— stes entlassen; die Familien der Verstorbenen bedachte er groß— muͤthig und auf ihre Lebenszeit. Zu Frauenberg, wo der edle Fürst starb, fand man in einem Codicill die Worte: „Seit zweihundert Jahren blieb bei meinen Ahnen die Ent— lassung eines Dieners eine unerhörte Sache; damit sie es auch ferner blelbe, verpflichte ich meinen Sohn und Erben, alle meine Beamte und Diener in ihren bisherigen Bezuͤgen und Pensionen beizubehalten, und die Dienstleistenden im allerschlimm⸗ sten Falle mit ihrem vollen Gehalte in den Ruhestand zu versez— zen.“ Seine Mußestunden widmete er nuͤtzlichen Vereinen, uber welche er das Protektorat uͤbernahm; namentlich verliert die Pensions-Anstalt fuͤr Wittwen und Waisen an ihm einen wohl— wollenden Fürsorger; doch hat dieselbe Hoffnung, der setzige Majorats-Herr, Fuͤrst Adolf, in den Grundsaͤtzen des Vaters erzogen, werde das Protektorat dieser Humanitäts-Anstalt an— nehmen. Der verstorbene Fuͤrst Joseph war zur Zeit der Ver— mählung Napoleons mit Marie Luise in Paris, und bekannt— lich verlor seine Gemahlin, die Fuͤrstin Pauline, bei einem Balle, den sein Bruder Karl, damals Oesterreichischer Bot, schafter am Franzoͤsischen Hofe, dem Kaiser⸗-Paare gab, bei
31 dem Brande des Tanz- Salons ihr Leben in Ausuͤbung der hei—
ligsten Mutterpflicht, welche sie zur Rettung ihrer Tocht ᷣ F ̃ Tochter in die Flammen trieb.“ geih ch
Schweiz.
Bern, 31. Dez. (Schweizer Blatter.) Durch den Franzoͤsischen Gesandten wird denjenigen fluͤchtigen Polen, wel— che die Bittschrift an den Koͤnig der Franzosen um Autorisation zur Ruͤckkehr nach Frankreich unterschrieben hatten, angezeigt daß ihnen dieselbe nunmehr gestattet sey, und daß sie ihre Pajs⸗ J Reisegeld auf der Gesandtschafts-Kanzlei abho⸗ en koͤnnten.
Der große Rath in Schaffhausen hat sich, dem Antrage des
kleinen Rathes gemäß, uͤber die Art der vorzunehmenden Bun— des-Revision folgendermaßen ausgesprochen: Schaffhausen wuͤn⸗ sche weder einen Verfassungs-Rath noch eine Tagsatzung zur Fortsetzung der Bundes-Nevision, sondern eine alle Stände ein⸗ fach repraͤsentirende Konferenz, die das letzte Bundes-Projekt zur Grundlage ihrer Berathungen waͤhle. Sollten die meisten Stände eine Tagsatzung vorziehen, so wolle man sich auch diese gefallen lassen. Vor einigen Tagen wurde von dem großen Rathe von Ba— sel die bisherige Handels- und Gewerbs-Abgabe fuͤr das Jahr 1834 bestätiat. Diese Abgabe besteht darin, daß jeder Kauf⸗ und Geschäftsmann z pCt. von dem Brutto-Betrage seiner Ver⸗ kaͤufe (wenige ausgenommen, die auf z reducirt sind) entrichten muß, er mag bei diesen Verkaͤufen gewinnen oder verlieren.
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Neapel, 21. Dez. In Bezug auf die gestern gemeldete Begnadigung der beiden Majestaͤrs⸗Verbrecher berichtet jetzt die Allgemeine Zeitung folgendes Nähere: „Der Prozeß der Verschwöͤrer gegen das Leben des Königs ist seit Kurzem been— digt. Ancelotti und Rossarol, Ersterer Lieutenant, der Andere Korporal im ersten Garde-Regiment, wurden zum Tode verur— theilt, sieben Andere, worunter ein gewisser Valentini, Kauf— mann und Eigenthuͤmer, erhielten die Freiheit, stehen aber un— ter polizeilicher Aufsicht. Rossarol, Sohn eines ehemaligen Ge— nerals in Neapolitanischen Diensten, der im Exil in Korfu starb, ein verwegener, uͤberspannter junger Mensch, fuͤr den sich indeß der Koͤnig besonders interessirt hatte, war die eigentliche Triebfeder des meuchlerischen Komplotts. Im irrigen Wahne der Koͤnig stehe seinem Avancement entgegen, faßte er den Entschluß, ihn am Tage der feierlichen Parade von Piedigrotta am 8. Sept. iz? zu ermorden, und verband sich zu diesem Endzwecke mit Romano, einem andern Serganten, und Ance— lotti, einem alten gedienten Lieutenant. Der Plan schlug fehl, und Nassarol, uͤberzeugt, fuͤr ihn sey keine Rettung zu hoffen, schloß sich mit seinem Kameraden Romano in ein Zim— mer ein, lud zwei Pistolen, und bewog den ungluͤcklichen Juͤng⸗ ling, seinen verzweifelten Vorschlag anzunehmen. Auf ein ge— gebenes Zeichen feuerten Beide auf einander; Romano blieb auf der Stelle, Rossarol wurde bloß schwer verwundet, und nach einer langwierigen Kur wieder hergestellt. Im Gefaͤng— nisse wußte er sich Gift zu verschaffen, aber auch hier rettete ihn schleunige aͤrztliche Huͤlfe Am 13ten d. war der fuͤr die Execution bestimmte Tag. Schon am fruͤhen Morgen begeg— nete man den Geistlichen, welche mit ihren Geldbuͤchsen um— herwanderten, um fuͤr die sante messe dei poveri condan— ti Beitrage zu sammeln. Zehn oder zwölf Bataillons aus den Garnisonen von Neapel und Nola gezogen, bildeten einen Halbkreis um die Blutbuͤhne. Die geringe Theilnahme des hiesigen Volkes an dergleichen Schauspielen ist eine auffallende Erschinung. Auch diesmal erblickte man im Verhaͤltnisse zu der großen Bevoͤlkerung nur wenige Zuschauer, die ernst und schweigend den Zug mit den Augen verfolgten. Rossarol betrat das Schaffot mit festem Schritte, surchtlos und frei umher schauend. Ancelotti konnte sich kaum aufrecht erhalten; an ihm sollte das Urtheil zuerst vollzogen werden. Schon hatte er die letzte Stufe der Guillotine betreten, als ploͤtzlich General Sal⸗ luzzo, der Adjutant des Koͤnigs, mit einem Begnadigungs— Schreiben Ferdinands hervortrat. Der Jubel war allgemein, und der Ruf: „vviva Ferdiuando! evviva il Ré!“ kam aus vollen Herzen.““
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Madrid, 21. Dez. Die hiesigen Zeitungen enthalten nachstehendes Dekret der verwittweten Koͤnigin vom 13. d. M.: „Der Zustand, in dem sich das Koͤnigreich in Folge der von dem Factionsgeist in einigen Provinzen erregten Empoöͤrungen befin— det, und die finsteren Machinationen, die von Menschen, welche sich nur inmitten einer Anarchie gluͤcklich fuͤhlen, angewandt werden, um die Bevoͤlkerung in Aufregung zu erhalten, indem sie die Grundgesetze dieser großen und alten Monarchie und die geheiligten Rechte der Thronfolge ihrer Könige, welche den dauerhaftesten und kraͤftigsten Schutz des Reichs bildet, unablaͤssig bekaͤmpfen, noͤthigen Mich, darauf Bedacht zu nehmen, das Ver— fahren, die Art des Urtheils und die Strafe fur Verbrechen des Hochverraths, uͤber die bis jetzt nur nach unzusammenhaͤngenden, meistentheils fuͤr gewisse Zeiten und Umstaͤnde erlassenen, sehr verschiedenartigen und zu einer schnellen Aburtheilung und Un— terdrückung von Verbrechen dieser Art ganz unzureichenden Ver— fuͤzungen gerichtet wird, durch ein besonderes Gesetz festzustellen. Bei dleser Lage der Dinge und da Ich den lebhaften Wunsch hege, daß selbst in dem Falle, wo es zur Sicherung der oͤffentlichen Ruhe und Ordnung nöͤthig werden duͤefte, zu außerordentlichen Maßregeln zu greifen, die Angeklagten alles erforderlichen Schutzes genießen inoͤgen, so wie, daß, so schnelle und strenge Gerechtigkeit auch geübt werden mag, doch niemals die Verleumdung mit der ge— setzmäßigen Angebung verwechselt werde, und daß es dem Rache— geist nicht gelinge, sich mit den Mltteln zu bewaffnen, die ihm die bürgerlichen Unruhen stets darbieten, um die Unschuld hin— zuopfern und den Frieden der Familien zu stoͤren, befehle Ich im Namen Meiner erhabenen Tochter Isabella II. und in Ue— bereinstimmung mit dem Gutachten des Minister-Raths: Art. 1. Daß unverzuͤglich eine Kommission gebildet werde, die Mir so bald als möglich einen Gesetz- Entwurf vorlegen soll, in welchem sie eine ganz deutliche und klare Definition von den Verbrechen des Hochverraths zu geben und die Strafen fuͤr die verschiede— nen Grade derselben, so wie die Gerichtshoöfe, welche daruͤber zu entscheiden haben, und das dabei zu befolgende gerichtliche Verfahren zu bezeichnen beauftragt ist. Art. 2. Die Kommis⸗— sion wird Mir zugleich, als integricenden Theil des Gesetzes, die Strafen vorschlagen, welche uͤber die mit den Waffen in der Hand ergriffenen Rebellen zu verhängen seyn durften, wobei sie die Gesetze und Koͤniglichen Verordnungen aus den Jahren 1825 und 1330 uͤber diesen Gegenstand zu Rathe zu ziehen hat. Art. 3. Sie wird Mir auch die bei der Anwendung der Am— nestieen, welche die Militair, oder Civil-⸗Behoͤrden zu bewilligen von Mir ermächtigt worden sind, zu befolgenden Regeln in Vor—
schlag bringen. Art. 4. Es sollen der Kommission dle in Ministerien des Krieges und der Justiz uber . , ,. vorbereiteten Arbeiten nebst allen Aktenstuͤcken aus fruͤherer Zeit, die sie zur Beleuchtung der zu ordnenden Punkte fuͤr noͤthig haͤlt, verabfolgt werden. Art. 5. Ich ernenne zum Praͤsiden— ten dieser Kommission den General-Lieutenant Staatsrath Don * X. Venegas; zu Mitgliedern: Don R. Lopez Pelegrin, Don M. Genaro Villota, Don P. Bailin, die Fiskale Don J. J. Delirado und Den J. M. Tienfuegos, und zum Secretair Don A. Gallegos. Ihr habt Euch danach zu achten. (Gez. Die Königin. An Don A. R. Zarco del Valle.“
In dem oben genannten Blatte liest man auch fol⸗ gende. Nachricht: „Einer Depesche des Gouverneurs von Alt— Castilien vom 15. Dez. e g, hat Merino, aus Castilien flie⸗ hend, wo seine Plaͤne fehlgeschlagen sind, und wo es keinen ein— zigen Aufruͤhrer mehr giebt, mit 138 oder 20 Reitern seinen Weg nach Portugal genommen. Die Truppen jenes Generals und die von den Generalen Morillo und Rodil befehligten Corps waren an der Gränze von Portugal aufgestellt und hielten die Zugaͤnge besetzt; auch hatte man einige Detaschements abgefer— tigt, um sich Merino's zu bemächtigen.“
are.
Konstanti nopel, 10. Dez. (Oesterreichi 2 ach ter.) In Erwiederung der Medaillen und . . Se. Hoheit der Sultan den Generalen, Offizieren und der Mannschaft des im Bosporus stationirt gewesenen Kaiserl. Russi— schen Huͤlfs-Torps sowohl als der hiesigen Gesandtschaft und eini⸗ gen hohen Staats-Beamten des Innern ertheilt hatte, ließen Se. Majestät der Kaiser von Rußland zum Andenken an die Epoche der Allianz mit der Pforte einige Medaillen in Gold und Silber prägen, die nebst anderen kostbaren Geschenken fuͤr das Ottsmanische Ministerium unlängst hier angekommen und durch die Kaiserl. Russische Gesandtschaft der Pforte übergeben worden sind. Von diesen Medaillen, auf deren einer Seite der Vaeznnenszug des Kaisers Nikolaus und auf der andern die Jahrzahl 1833 geprägt ist, sine zwei von Gold und sehr reich in Brillanten gefaßt, fuͤr den Seraskier und fuͤr Fewzi Achmed Pascha bestimmt. Vier ahnliche, doch etwas geringer an Werth, wurden fuͤr den Groß-AÄAdmiral, Tahir Pascha, fuͤr den Chef der Artillerie, Halil Pascha, für Ferit Achmed Pascha und fuͤr den Kommandanten der Dardanellen, Mehmed Pascha, uͤbergeben. Ueberdies sind goldene Medaillen fuͤr das Offizier-Corps und 1200 silberne fuͤr die Mannschaft des Tuͤrkischen Corps, welches in der Naͤhe des Russischen ge— lagert war, bestimmt. Der Groß—-Wesir erhielt einen kostbaren, mit Brillanten verzierten Sabel; der Seraskier und Fewzi Achmed Pascha, außer den oben erwahnten Medaillen, reiche, mit Brillanten besetzte Dosen, von welchen die fuͤr den Seras— kier bestimmte mit dem Portrait, die fuͤr Achmed Pascha mit dem Namenszug des Kaisers geziert ist. Säammtliche Pforten— Minister wurden mit Dosen beschenkt, die nach Maßgabe ihres Ranges mehr oder minder reich mit Brillanten besetzt sind und den Namenszug des Kaisers tragen.
Am Tten d. M. hatte der Kaiserl. Russische Gesandte, Hr. von Butenieff, welcher sich mit Urlaub nach St. Petersburg begiebt, seine Abschieds-Audienz beim Sultan, und wurde von Sr. Hoheit mit der groͤßten Auszeichnung empfangen. Hr. von Butenieff uͤbergab bei diesem Anlasse dem Sultan vollstaͤn⸗ dige Uniformen, die er von Seiten des Kaisers fuͤr die jungen Ottomanischen Prinzen erhalten hatte, welche Letztere Se. Ho— heit sogleich rufen ließ, um ihnen dieses Geschenk in Gegenwart des Hrn. Gesandten einzuhändigen. Hr. von Butenieff hatte auch die Ehre, Hrn. von Ruͤckmann als provisorischen Ge— schäftsträger dem Sultan vorzustellen, welcher Umstand ohne Beispiel und nur durch die besonders freundschaftlichen Verhalt⸗ nisse motivirt ist, welche gegenwärtig zwischen der Hohen Pforte und dem Kaiserlich Russischen Hofe obwalten. Der Sultan sprach sich mit großer Zufriedenheit uͤber die Dienste dieses Ministers aus, welcher so wesentlich zur Begruͤndung des jetzt y,, guten Vernehmens zwischen beiden Hoͤfen beige— ragen.
Der zum Kaiserl. Russischen General-Konsul in Alexan— drien ernannte Oberst, Herr von Duhamel, ist auf einem Russischen Kriegs-Fahrzeuge von Odessa hier angekommen, und gedenkt unverzuͤglich nach seiner Bestimmung abzureisen.
Am Iten d. M. kehrten die Commissaire, welche im Ein— verstaͤndniß mit der Turkischen Regierung von Seiten der Ge— sandtschaften von Rußland, Großbritanien und Frankreich nach Samos abgeschickt worden waren, um die Einwohner dieser Insel zur Unterwerfung aufzufordern, unverrichteter Dinge in diese Hauptstadt zuruck, da der Logothet dieser Insel, Lykurg, welcher seine Widerspenstigkeit und die einiger Wenigen seines Anhanges fuͤr die allgemeine Stimmung ausgiebt, sich hartnäckig weigerte, der an ihn ergangenen Aufforderung Folge zu leisten.
So eben läuft eine Franzoͤsische Kriegs-Brigg in den Bospo— rus ein, und scheint die Richtung gegen Therapia zu nehmen.
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Berlin, 7. Januar. In Pillau sind im Laufe des ver— flossenen Jahres 378 Schiffe angekommen und 381 Schiffe mit 17,903 Last ausgegangen. Von den angekommenen Schiffen waren Preußische 118, Niederlaäͤndische 68, Nordische 66, Daͤni— sche 35, Englische 25, Hannoversche 25, Schwedische 12, Ham— burger 7, Oldenburger 5, Russische 4, Amerikaner 2, diberse 27, und es waren von diesen 378 Schiffen 289 beladen und zwar 107 mit Haͤringen, Thran und Fischen, 104 mit Stuͤck— gut, 241 mit Salz, 54 mit verschiedenen Waaren. Unter den ausgegangenen Schiffen waren 65 mit Ballast; von den bela— den ausgegangenen uͤbrigen Schiffen gingen g3 nach Helland 80 nach England, 49 nach Norwegen, 22 nach Frank reich ꝛc. In Königsberg halten 7 Schiffe, in Memel 33 und in Pillau 26 Schiffe Winterlage. Die bedeutendsten Waa— ren, die ausgefuhrt wurden, waren: Asche 7530 St., Bor— sten 4721 St., Flachs 142,733 St., Flachsheede 17, 72 Se Federn 2224 St., Garn 5552 St., Hanf 46,318 St., Hanf heede 1673 St., Häute und Felle 2154 St., Holz 417 Last Leinsaat zi77 L., Hestuchen 33,177 St., Sei ' gs 45 E., Psigu— men 3079 St., Roggen 2658 L., Wicken 87 L., Weizen 19s E. und 14,385 Stein Knochen; dagegen sind seewaͤrts eingefuhrt rohe Baumwolle 658 Eentner, Kaffee Ctz 2 Etr., Dach Und Mauersteine 6556 Ctr., Eisen 00 Ctr., Häringe 45969 Ton— nen, Steinkohlen 10,095 Ctr., Porter 3068 Etr., Rosinen und Korinthen 1355 Ctr., Rum 1828 Ctr., Thran 676 Etr Wein 13,169 Ctr., roher Zucker 29, 6tzg Ctr., raffinirter Zucker . Enn Thee 239 Centner. — Der ungefähre Bestand vom lagernden Getraide und Waaren in Königsberg am Schluz des Jahr. s 1833 war Weizen 6000 Last, Roggen 45660 L., Gerste D6 E.,