1834 / 13 p. 3 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

Man ist so ungerecht, sich eines Wer⸗ kes gegen mich zu bedienen, das ich mir vielleicht zur Ehre anrechnen darf. Ich habe es unter der Restauration, zu einer Zeit herausgegeben, wo alle Welt, selbst die Oppositieon, diese Rednerbühne nur bestieg, um undankbar gegen die Re⸗ volution zu seyn. Ich bin vielleicht der einzige Schriftstel⸗

Auflagen

Stande gebracht hat.

ler, der, nachdem er Minister geworden, vier eines Werkes, das er als Gpposttions, Mitglied geschrieben,

veranstaltet hat, ohne eine einzige Zeile darin zu streichen. Es ist noch jetzt ganz so erschienen, wie ich es anfaͤnglich geschrie⸗ ben habe,“ nnd lach diesem Text, den ich niemals verändern werde, weil er der Ausdruck meiner innersten Ueberzeugung ist, verlange ich beurtheilt zu werden. Man behauptet nun ser⸗ ner, wir besäßen nicht die Majoritaͤt. Niemals habe ich einer seltsameren, und nur die Achtung fuͤr die Kammer verhin⸗ dert mich, hinzuzufügen, einer. laͤcherlicheren Diskussion bei⸗ gewahnt. Man wollte einem Philosophen gegenüber die Be⸗ weglichkeit ableugnen, der Philosoph ging. Wir koͤnnten zwanzig Tage hinter einander streiten, so wurde unser Streit deshalb nicht weniger muͤßig und lächerlich seyn. Bei der er— sten Abstimmung werden Sie urtheilen. Einige Redner sind so weit gegangen, daß ste uns sogar ein System abgestritten haben und man frägt uns, worin denn dasselbe eigentlich bestehe 7 Es laßt sich in ein einziges Wort zusammenfassen, und dieses Wort heißt: Mäßigung. Dieses Wort, auf alle Dinge angewendet, hat die gluͤcklichsten Resultate herbeigefuͤhrt.““ Nachdem Herr Thiers darzuthun gesucht, daß die Regierung wirklich bei allen Gelegenheiten mit der größten Maͤßigung zu Werke gegangen sey, uͤnd es in dieser Beziehung besonders hervorgehoben, daß kein Todes-Urtheil wegen politischer Vergehen vollzogen worden sey, und daß man nur Prozesse gegen diesenigen Blaͤtter eingeleitet habe, welche die Dynastie angegriffen, ging er auf die Frage wegen der Wahl-Reform uͤber, und bemerkte in dieser Hinsicht Folgendes: „Diejenigen, welche eine Veranderung des

Wahl-⸗-Gesetzes verlangen, sind in ihren Ansichten sehr uneinig. Die Einen wollen ein allgemeines Wahh Recht, die Andern nur man die Zahlen vergleicht, es wie ein schreiendes Miverhãltniß aussieht, daß 32 Millionen Menschen durch die Stimmen von abzuhelfen, schlägt inan Ihnen vor, den Wahl⸗Census zu erm Köpfen, gleichviel, ob besteuert oder nicht, das Wahl⸗Recht zu verleihen; el die Zahl der Wähler um 20,000 steigen, Die Wahl⸗Arist oratie Nenschen von 26,000 regiert würden? Ich gehe noch weiter; Wahl Lensus auf 15h, ja auf 100 Fr. herabsetzten, so wuͤrde es 2 1518 e W —ᷣ 3 „Nilltonen von 50,006 Waͤhlern regiert werden. Glauben Sie aber (sich zu Herrn Odilon?Barrot wendend), auf diese Weise ĩ Das ehrenwerthe Mitglied wird höchstens etwas zufriedener, aber durchaus nicht ganz zufrieden seyn. (Anhaltendes Gelächter.) iffe ; r Wahl System beweisen nur daß das bestehende Gesetz ihnen nicht die Majoritaͤt giebt. (Beifaͤl⸗ liges Gelächter im Centrum.) enwerthe ? System, unser Betragen einer strengen Pruͤfung unterworfen. Wohlan! So mogen Sie denn mit uns erklaren, din Regie⸗ rüngs-Form durch eine andere ersetzt werde. Wir sprechen uns offen Und srei aus; thun Sie ein denn Glaubens-⸗Bekenntniß ablegt, so muß man es vollstandig thun. . Herr Odilon— Barrot: „Wir haben uns schon ausgespro⸗ Thiers: „Nun, dann beziehen sich meine Worte nicht auf Ste, lbenn Sie sich ausgesprochen haben.“ (Gelächter) foͤrderung; das ist in hohem Grade unparlamentarisch.“ Herr von Rumilly: „Wir sind nicht hier, um den Witzeleien des „Ich wurde mir ohne Zweifel eine Unschicklichkeit haben zu Schulden kommen lassen, wenn ich unsere Gegner ohne Veran⸗ Fragen der gesellschaftlichen Ordnung auszusprechen; aber sie selbst haben sich dazu erboten; ich hoffe doch, daß eine solche stem liegt vor Ihnen klar und bestimmt: Im Innern wol⸗ len wir die Freiheit der Presse, keine Ausnahme⸗Gesetze, überlassen wir das der Zeit; nach Außen hin wollen wir Maßi⸗ Jung und keine abenteuerlichen Unternehmungen. Dieses System ser Richter, wie der Ihrige ist.“ (Anhaltender Beifall im Cen⸗ trum Herr Mauguin verlangte das Wort, um einige begann damit, daß es keinesweges seine Absicht sey, wie der vo— rige Redner, durch witzige Wendungen die Lacher auf seine Staates handele, sey etwas Ernst wohl an seinem Platze. Er suchte dann darzuthun, daß die Behauptung des Ministers, System der Regierung die gluͤcklichsten Resultate geliefert habe, it der Thron-Rede und mit der Adresse der Kommission im lichkeit und von einem im Lande herrschenden Mangel an Ver⸗ trauen gesprochen werde. Hert Mauguin bestritt ferner, daß plieben fey; im Jahre 1831 habe er Krieg verlangt, und zetzt ey er der Verfechter des Friedens um jeden Preis. Auch bie aristokratische Tendenz des Kabinettes gelten lassen, daß Herr Thiers ein Mitglied desselben geworden sey. Zu ber Krisis gern einiger Plebejer bedient, um sich zu befestigen. Auch unter der Restaurgtion sey dies der Fall gewesen; weil auch Herr Thiers selbst aristokratische Gesinnungen; denn er sey einer der eifrigsten Verfechter der erblichen Pairie gewesen. emeinen, und dem Herrn Thiers insbesondere zu der ver— refflichen Meinung Gluͤck, die sie von sich selbst haäͤt— buͤhne, und suchte in einer kurzen, aber leidenschaftlichen Rede die Angriffe des vorigen Redners zuruͤckzuweisen, wobei er oft billtgung der beiden Seiten unterbrochen wurde. Im Wesent— ichen wiederholte er aber nur das bereits in seinem ersten Vor—

80 und auf Montag vertagt. Auf der Liste der Redner befinden sich nur noch die Herren Berryer und von Rumilly; aber zu verschiedenen Paragraphen der Adresse sind bereits Amendements eingereicht worden, so daß leicht noch mehrere Sitzungen auf diese Debatte verwendet werden duͤrften. Das Journaln des Deébats bemerkt in Bezug auf die obige Rede des Hrn. v Lamartine; „Das System des Hrn. von Lamartine hinsichtlich der Orientalischen Angelegenheiten weicht gaͤnzlich von dem ab, welches wir selbst uͤber jene große Frage aufgestellt haben. Seine Meinung und die unsrige treffen indeß in zwei Haupt-⸗Punkten uͤberein, daß nämlich der Untergang des Osmanischen Reiches unvermeidlich, und daß es unmöglich ist, dasselbe zum ausschließlichen Vortheile einer einzigen Europaͤischen Macht untergehen zu lassen.“ In einem Schreiben aus Bayonne vom 3isten v. M. heißt es: „Die Lage der Baskischen Provinzen wird mit jedem Tage bedenklicher. Die Madrider Post ist heute wieder ausge— blieben, und die Insurgenten-Haufen, die sich eine Zeit lang zersplittert hatten, fangen wieder an groͤßere Truppen, Theile zu bilden. Voörgestern kamen 3060600 Karlisten unter der Anfuͤhrung ihrer vornehmsten Chefs durch Leisa und schlugen den Weg nach Biscaya ein. Sie sollen zu dem Corps des Zabala stoßen, der, wie man sagt, die Absicht hat, einen Coup de main auf Bilbao zu machen. In Motrico, Guetarig und auf anderen Punkten an der Kußte haben sie bereits starke Contributionen erhoben, und täglich fallen Flintenschuͤsse dicht vor den Thoren von Bil⸗ bao. Diese Stadt ist gewissermaßen blokirt. Jaureguy steht bei Bergara; Valdes erschoͤpft seine Truppen in Hin- und Her— märschen; beide aber fuhren eher einen Defensiv⸗Krieg, um sich in dem Besitze der Städte und Landstraßen zu erhalten, als ei⸗ nen Vffensiv⸗Krieg, um die Insurgenten-Haufen zu erreichen und zu vernichten.“ In Barbantane, im Dept. der Rhone-Muͤndungen, haben am Bsten v. M. ernstliche Unruhen stattgefunden. Ein Frei— heitsbaum wurde vom Volke umgehauen und mehrere Liberale wurden gefährlich verwundet. In Lyon befuͤrchtet man eine Ueberschwemmung der Stadt, da der Rhone und die Sasne fortwaͤhrend im Steigen sind. Herr Gaillard, erster Exerziermeister der Truppen des Sul⸗ tans Mahmud, ist in Paris angekommen; der Zweck seiner Sen⸗ dung ist unbekannt.

Der Bey von Tunis läßt in diesem Augenblicke auf den Schiffs⸗Werften von Marseille Fregatte und 2 Korvetten bauen.

Großbritanien und Irland.

London, 4. Januar. Der Fuͤrst Talleyrand wird heute in Gefellschaft des Fuͤrsten und der Fürstin von Lieven, der Her— zogin von Dino und der Mademoiselle Pauline Perigord bei Ihren Majestaͤten in Brighton zu Mittag speisen und am Mon⸗ tage wieder nach London zuruͤckzukehren.

Im Globe liest man Folgendes in Bezug auf die Portu— giesischen Angelegenheiten: „Burch Berichte aus Lissabon vom z2sten v. M. erfahren wir, daß der Baron von Rumford am JI. Dezember mit einer Mission der Koͤnigin von Spanien von Madrid abgegangen war. Am (17ten traf er zu Santarem ein und bot die Vermittelung seines Hofes in Bemeinschaft mit Großbritanien an, indem er die Grundsaͤtze erlaͤuterte, welche diese Maͤchte als Basis dieser Unterhandlung angenommen zu sehen und wozu sie Dom Miguel 's Beitritt wuͤnschten. Der Baron bestand darauf, daß der Letztere ihm binnen 25 Stunden eine kate⸗ gorische Antwort ertheilen mochte. Diese Antwort lautete ab— schlaͤgig, worauf der Baron von Rumford, seinen Instructionen gemäß, seine Paͤsse verlangte und uͤber Elvas nach Spanien zuruͤckkehrte. Die Nachricht von dieser wichtigen Verhandlung langte ai 20sten oder 21sten in Lissahon an, und man erwartete am 2g3sten eine offizielle Anzeige davon in der Lissabonner Hof— zeitung zu finden. Auch hieß es in Lissaben, Dom Pedro würde diese Gelegenheit benutzen, um sein eigenes Beneh⸗ men dem seines Bruders auf eine kontrastirende Weise gegenuber zu stellen; er werde nämlich, glaubte man, die Ünterhandlungen über seine Abdankung zu Gunsten seiner Tochter unter der Bedingung, daß die Constitution von Neuem ins Leben traͤte, wieder aufnehmen: er werde sich bereit erklären, eine Amnestie zu erlassen, dieselbe auf alle diejenigen, die sich der neuen Ordnung der Dinge unterwerfen wollten, auszudeh⸗ nen Und die Beobachtung derselben durch die Sanctionirung und Ratificirung von Seiten der Nepraͤsentanten der Nation zu sichern; endlich, er werde in jede Anordnung willigen, die von ben beiden befreundeten Höfen von England und Spanien als Bedingung zur Herstellung der Ruhe und einer guten Regie / rung in Portugal vorgeschlagen werden moͤchte, insofern sie nur mit seiner Ehre uͤbereinstimme. Wenn, wie uns manche guͤnstige Geruͤchte und Symptome hoffen lassen, diesen vernuͤnftigen und mannlichen Erklärungen eine heilsame Veränderung in Dom Pedro's Raͤthen folgt, so ist die Nachricht von der Verwer— fung der Englisch-Spanischen Vermittelung durch Dom Mi— guel und von der Annahme derselben durch Dom Pedro als gleichbedeutend mit der endlichen Beilegung des Portugiesischen Kampfes, der Ruͤckkehr von Ruhe und Ordnung und der Her⸗ stellung von Donna Marig's durch nationale Institutionen da— heim ünd durch erneuerte feste und innige Buͤndnisse nach Außen hin gesicherter Koͤniglicher Autorität anzusehen.“

Durch den Tod des Herrn Lamb ist ein Parlaments⸗Sitz fuͤr Dungarvon erledigt; da der Herzog von Devonshire dort große Besitzungen hat, so uͤbt derselbe auf die Parlaments⸗Wahlen da—⸗ selbst auch bedeutenden Einfluß aus. Bei den letzten Wahlen wurde die Partei der Repealer dort geschlagen, und man glaubt daher nicht, daß sie den Kampf noch einmal versuchen wird. Herr Ponsonby, der in Verbindung mit dem General-Anwalt von Irland bei den Wahlen der Dubliner Universität den Kan— didaten der Konservativ- Partei den Sieg streitig machte, wird sich, wie es heißt, zu dem Parlaments⸗-Sitz fuͤr Dungarvon melden.

Der Eapitain Hoppner von der Koͤnigl. Marine, einer der ausgezeichnetsten Seemaͤnner, der alle neuere Expeditionen nach den Polar-Gegenden mitmachte und zuletzt das daselbst verun⸗ gluͤckte Koͤnigl. Schiff „Fury“ befehligte, ist am 22sten v. M. nach langen Leiden, zu denen die Beschwerden auf jenen Reisen den Grund gelegt hatten, im Z0sten Jahre seines Alters mit Tode abgegangen.

Zu den (gestern mitgetheilten) Bemerkungen der Times uͤber die Zunahme der Bevoͤlkerung in den Vereinigten Staaten fuͤgt der Globe noch hinzu, daß die Sterblichkelt daselbst seit 40 Jahren fast um ein Drittheil abgenommen habe, denn im Jahre HTH sey unter 40 einer, im Jahre 1795 unter 45 einer, im Jahre 1801 unter 47 einer, im Jahre 1811 unter 52 einer und im Jahre 1821 unter 568 einer gestorben.

Belgien. Bruͤssel, 7. Januar. Vorgestern Abend ist der Herzog

Abstimmung dahin:

gestiegen. Der Kriegs⸗Minister ist gestern nach Namur ab⸗ gereist. . Antwerpen, 6. Jant ar. Am 30. Dez. waren die Be⸗ wohner der Flandrischen Kuͤste Zeugen schrecklicher Ungluͤcke⸗ „Zwei unbekannte Schisse gingen, nachdem sie dem furchtbarsten Wetter widerstanden, auf der Bank, genannt Paerde⸗Markt, mit Mann und Maus zu Grunde. Die ungluͤcklichen Mann— schaften kaͤmpften mit unerhoͤrten Anstrengungen gegen den Tod und mußten zuletzt unter fuͤr den Menschen unbesiegbaren Hin⸗/ dernissen erliegen. Die See, ungestuͤm und wuͤthend, wie man sie seit Menschengedenken nicht gesehen, hat Alles verschlungen. Am folgenden Morgen gewahrte man keine andere Spur eines so betruͤbenden Unglücks, als die Spitzen einiger Masten. Man vermuthet, daß die beiden Schiffe Amerikanische waren, allein man konnte keinen Beweis in dieser Hinsicht erhalten. Gestern Abend und noch heute unterhielt man sich hier von Unruhen, die in Utrecht ausgebrochen seyn sollten; es fehlte aber in dieser Beziehung durchaus an jeder authentischen Bestk⸗ tigung.

Den tr ch land

Dresden, 9g. Januar. Die erste Kammer beschaͤftigte sich in ihrer Sitzung vom zten b. mit der Berathung Über den Gesetz Entwurf wegen Entrichtung der Schlacht⸗Steuer. Der Ve richt Erstatter der Deputation bemerkte, wie dies Gesetz keintt⸗ weges die Einfuhrung einer sondern hauptsächlich nur den Namen und die Erhebungs- Formn einer in Sachsen schon sehr lange herkoͤmmlichen Abgabe veran⸗ dere. Glaube die Staats-Regierüng in Reform der indirck ten Abgaben das Mittel zu erkennen, um den Besch werd sber Druck der direkten Abgaben Abhuͤlfe zu verschaffen, liege auch hierin der Hauptgrund, weshalb eine Abänderung; empfehlen sey, welche den Ertrag der bisherigen Fleisch⸗Steuer erhoͤhn werde? Die Kammer ging zuvoͤrderst auf eine Diskussien ber di Prinzip⸗Fragen des Gesetzes ein, und entschied sich endlich dur ͤ daß beim Schlachten zum Hausbedarft ge ringere Satze, als beim Schlachten zur Bank stattfinden sollen, ferner daß beim Hausschlachten der Ochsen, Kuͤhe und Schweine in der Stadt und auf dem Lande die Schlacht- Steuer ven Stuͤck, ohne Ruͤcksicht auf das Gewicht, entrichtet werde, und endlich: daß beim Schlachten der benannten Thiere zur Bank die Steuer nach dem Gewichte zu entrichten sey. Das gap Gesetz wurde mit 19 gegen 8 Stimmen angenommen. An folgenden Tage setzte die Kammer ihre Berathung uͤber den Gesetz Entwurf wegen zweckmäßiger Organisation der Patrim' nial⸗Gerichte fort.

In der vorgestrigen Sitzung der zweiten Kammer stellt der Äbgeordnete Eisenstuck den Antrag, daß die Staͤnde ⸗Ver sammlung die hohe Staats-Reglerung ersuche⸗ entweder uͤber di geschehene Eidesleistung der katholischen Geistlichen in der Oben Lausitz auf die Verfassungs-⸗Urkunde beruhigende Mittheilung su machen, oder dafern dieselben diesen Eid noch nicht geleistet, det halb geeignete Maßregeln zu verfolgen, das Ergebniß aber noh der jetzigen Stände-Versammlung zu eroͤffnen. Nachdem dieset Antrag der dritten Deputation zugewiesen worden, ging man zu Tagesordnung uͤber, auf welcher sich die Berathung uͤber da Bericht der von der zweiten Kammer erwaͤhlten Deputation zu Begutachtung der Uebereinkunft uͤber die durch die Anwendum der Verfassungs-Urkunde des Königreichs Sachsen auf die Oben Lausitz bedingte Modification der Partikular-Verfassung diesn Provinz befand. ö

Munchen, 6. Jan. Bei Sr. Hoheit dem Erb⸗Großherpg von Hessen und seiner Durchlauchtigen Gemahlin hat gesten die Abschieds-Cour stattgefunden.

Folgendes ist die kuͤrzlich hier erschienene (bereits erwaͤhntt) Verordnung uͤber die Dauer der Universitaͤts-Studien: „Ludwiß von Gottes Gnaden Koͤnig von Bayern ꝛc. 1c. Nachdem Wil durch Verordnung vom Iosten v. M. den Fertbestand und di kuͤnftigen Verhaͤltnisse der IV. Gymnasialklasse geregelt haben finden Wir Uns nunmehr bewogen, bezuͤglich auf die Dauer da Universitäts-Studien zu verfugen, was folgt: J. Die Befreium von dem fuͤnften Studienjah e hangt in Zukunft von dem Nachwejs daruͤber ab, daß der die Befreiung Nachsuchende auch wirkltt in den 4 Jahren seiner Universitäts-Laufbahn in jeder Beziehun vollständige Reife für das Absolutorium vollstaͤndig erlangt hah⸗ II. Jedem Hochschuͤler, der die unter Ziffer III. Unserer Veron nung vom 73. Nov. v. J. vorgeschriebene Universitaͤts⸗Zwischt pruͤfung, oder die der letztern gleich geachtete Pruͤfung fuͤr da Liebertritt von dem Loceum an dle Universitaͤt mindestens mit de Ii. Fortgangs-Note bestanden, in seinen Studien die von Unser⸗ Staats-Ministerium im Innern für jedes Fach⸗Studium im W sentlichen zu bezeichnende Reihefolge eingehalten, und so wel Über seinen Fleiß rühmliche Frequentations„ als uͤber sein si liches Betragen ehrenvolle Senats- und Ministerial⸗Kommissiont Zeugnisse aufzuweisen hat, ist daher gestattet, sich nach Ablä des vierten Studienjahres zu der treffenden theoretischen Pruͤfun (theoretische Konkurs-Pruͤfung, Examen pro Gradu), oder wen seiner eine solche Pruͤfung nicht harren sollte, zu einer Absel torial⸗Pruͤfung zu melden. III. Letztere findet vor der betreffenden kultaͤt unter genauer Anwendung der in mehr erwaͤhnter Ziffer lll. Verordnung vom 23. Nov. v. J fuͤr die Zwischenpruͤfungen ertht ten Vorschriften statt. IV. Das Bestehen der theoretischen Fat Pruͤfung oder der Absolutorial-Pruͤfung, mindestens mit der Fortgangs-Mote, gewahrt von selbst die Befreiung von dem 5 Studienjahre, das nicht, ober mit geringerer Note stattgehab Bestehen der Aosolutorial-⸗Pruͤfung dagegen zieht die Pflicht vollstaͤndiger Erschoͤpfung des 5ten Studienjahres nach sich, ii beschadet des, den Senaten und Ministerial⸗Commissairen du⸗ Unsere Verordnung vom 235. November 1832 eingeräumten Rel tes, Absolutorien auch nach zuruͤckgelegtem 5ten Jahre bei waigen Zweifeln uͤber den Fleiß oder den Fortgang des betreff den? Stuͤdirenden von einer offentlichen Pruͤfung abhaͤngig machen. V. Bei den bereits mit Ablaufe des 4ten Ei diensjahres durch ein ausgezeichnetes amen pro Gru zum Absolutorium sich legitimirenden Medizinern gilt Jahr fortgesetzten Universitaͤts- Studiums, und ein die Jeit enisprechender Aufschub der Defension bei regeln ßigem Besuche des Klinikums, und hei fleißiger Rep⸗ tion wichtiger Kollegien, fuͤr das erste Jahr des hien ractici. VI. So wie Unser Streben uͤberhaupt dahin ge alle Oberflächlichkeit aus dem offentlichen Unterrichte zu verb nen, und den Studirenden Unseres Reiches die dem Deutsch stets eigenthuͤmliche Nachhaltigkeit und Gruͤndlichkeit der 5 bung zu bewahren, so ist auch Unser bestimmter Wille, die Absoluͤtorium bedingenden Pruͤfungen insgesammt mit der gt ten Genauigkeit behandelt, und selbe bei jedem einzelnen SJ direnden auf alle demselben vorgeschriebene, in der e fen fung nicht begrissene, Gegenstaͤnde erstreckt zu wissen. Inh sondere wollen Wir in dem, eine ganz besondere Reise erheisch⸗

eine Heralesetzung des Wahl-Census. Ich gestehe, daß, wenn 204,060 Menschen regiert werden sollen Um diesem Uebelstande ßigen, oder allen fähigen s durch letztere Maßregel wurde würde also aufgehört haben, wenn 32 Mill. en von? Wenn sie wirklich den is Gh, 000 neue Wähler geben. Es wuͤrden also dann die 32 er r f di ei V. Herkn Garnier-Pagks zufrieden zu stellen, so irren Sie sich. (Gelächter.) Die Angriffe einiger Mitglieder der Opposition gegen das jetzige Unsere ehrenwerthe Kollegen der Opposition haben unsere Meinungen, unser daß sie lieber tausendmal ihr Leben hingeben, als dulden wurden, daß die jetzige Gleiches; wenn man sein chen. Ich habe mich zwanzigmal ausgesprochen.“ Herr Herr Glais-Bizoin; „Das ist eine ganz unpassende Heraus⸗ Herrn Ministers zum Stichblatt zu dienen.“ Herr Thiers: lassung aufgesordert hätte, ihre offene Meinung uͤber die großen Freimuͤthigkeit ihnen nicht schwer werden wird. Unser Sy— und was die Ausdehnung des Wahl⸗-Rechtes betrifft, so verkünden wir von der Rednerbuhne herab, weil das Land un— Hunkte der Rede des Handels-Ministers zu widerlegen. Seite zu bringen. Wo es sich um die hoͤchsten Interessen des daß im Lande die schoͤnste Ordnung herrsche, und daß das Biderspruch stehe, indem darin von einer allgemeinen Unbehag— Herr Thlers seinen fruͤheren Meinungen und Ansichten treu ge— wollte es Herr Mauguin nicht als einen Beweis gegen allen Zeiten habe die Adels-Aristokratie sich in den Augenblicken man dadurch den Schein zu retten gehofft. Uebrigens hege Schließlich wuͤnschte Herr Mauguin dem Ministerium im All⸗ ten, S Herr Thiers bestieg darauf noch einmal die Redner— burch den Beifall des Centrums ermuntert, und durch die Miß— trage Gesagte. Die Sitzung wurde nach 6 Uhr aufgehoben,

von Orleans hier eingetroffen, und im Königlichen Schlosse ab,

hen Fache der Arznei⸗Kunde, das Examen pro Gradu mit hi

neuen Steuer zum Zweck habe,

stem Ernste behandelt sehen, und Wir vertrauen dem Eifer und bem Pflichtgefuͤhle Unserer Professoren, daß sie Unseren vaͤter⸗ lichen Absichten mit pflichtmaͤßigem Eifer entgegen kommen, und das Zeugniß erlangter Reife fuͤr das Absolutorium nur bei wirk⸗ lich vorhandener Durchbildung ertheilen werden. Unser Staats⸗ Ninisterium des Innern ist mit dem Vollzuge gegenwärtiger Anordnung beauftragt. Muͤnchen, den 13. Dezember 1833. Ludwig. Fuͤrst von Oetting en-Wallerstein.

Die 38 ersten Unterzeichner der Rhein-Bayerischen Protesta— tion gegen die Bundestags- Beschluͤsse vom 23. Juni 16) wa— ren, mit Ausnahme des Buͤrgermeisters Muͤller von Gerhards—⸗ hrunn, durch das Zuchtpolizei-Gericht zu Kaiserslautern im Au⸗ ust v. J. zu einer Gefaͤngnißstrafe von 1 Monat verurtheilt worden. Gegen dieses Straf-⸗Erkenntniß legten sowohl die Ver— urtheilten, als auch die Koͤnigl. Staats-Behoͤrde, welche auf

dfͤhrige Gefaͤngnißstrafe angetragen hatte, Berufung ein. Am 3h. Dez. wurde nun die Sache in der Appell-Instanz zu Zwei—

hruͤcken verhandelt. Anwalt Golsen fuͤhrte fuͤr saͤmintliche an⸗ wesende Beschuldigte die Vertheidigung. Die Staats⸗Behoͤrde, welche die Beschuldigten in Kategorieen eintheilte, trug fuͤr die einzelnen auf Zuerkennung dreimonatlicher bis zweijähriger Ge⸗ fangnißstrafe aͤn. Man war auf das Urtheil, dessen Spruch auf den 3. Januar vertagt wurde, sehr gespannt.

Aus Rhein-Bayern schreibt man: „Die Zoll-A emter atten die letzten Wochen her weit mehr zu thun, als bisher, insbesondere duͤrften in dem kurzen Zeitraum der letzten 14 bis 20 Tage bedeutend mehr Kolonial⸗Waaren verzollt worden seyn, gls die ] Jahre uͤber, während deren die Mauth im Rhein-Kreis eingeführt ist; der Erschwerung des Schleichhandels und der Aussicht eines erhoͤhten Eingangs Zolls hat man dieses Resultat beizumessen.

Der bekannte Schriftsteller, Professor Julius Max Schottky,

ist zu Botzen mit Tode gbgegangen. In oͤffentlichen Blättern liest man: „Der verstorbene Feuerbach hatte den Weg gebahnt, der gegruͤndete Hoffnung gab, zur Entschleierung des Geheimnisses wegen Kaspar Hauser u fuͤhren. Der Nuͤrnberger Magistrat beauftragte zwei dasige hol oatn, diesen Weg zu verfolgen. Sie waren von ihrer Reise, die sie zu diesem Zweck unternotnmen, zuruͤckgekehrt, und das Resultat ihrer Nachforschungen war von der Art gewesen, daß man an der Entdeckung fast nicht mehr zweifelte. Es war aber noͤchig, um Alles vöͤilig zu konstatiren und zur Gewißheit zu bringen, Hauser selbst an rt und Stelle zu schaffen, damit ir dort, wo er aller Vermuthung nach fruͤher in der Gefangen— schaft zugebracht, die Lokalitaten mit eigenen Augen wieder er— kenne. So war, wie man behauptet, die Lage der Sache, als Hauser durch Meuchelmord aus der Welt geschafft wurde.“

Das Handelshaus Cramer in Nuͤrnberg hat mit einer Schuldenlast von 500,009 Fl. fallirt.

In der hiesigen Zeitung liest man: „In Deutschland scheint noch nirgend ein eigentlicher Winter eingetreten; dagegen blühen schon durch den größten Theil von Suͤd- und West⸗ Deutschland die Aepfel, und Mandelbaäͤume, und die Fruͤhlings— Blumen kommen zum Vorschein.“

Bretten C(ùůn Badischen), 4. Jan. In der stuͤrmischen Nacht vom 31. Dez. auf den 1. Jan. brach in unserer Stadt ein Feuer aus, das, da der Sturmwind wahrend des Brandes die Feuer, und Rauchwolken unter einem steten Gluthregen von Funken quer uͤber die Stadt jagte, die ganze Stadt einzuaͤschern drohte. Durch die angestrengteste Arbeit der hiesigen Buͤrger und unserer wackern Nachbarn wurden wir vor groͤßerem Un— gluͤck bewahrt; zwei Häuser und 11 Scheunen wurden einge— zschert. Aber, nicht genug mit diesem Ungluͤck, brach in der darauf folsenden Nacht auf der andern Stadtseite abermals in einer Scheune Feuer aus, und auch diesmal verbreitete sich die Flamme, vom Winde beguͤnstigt, uͤber mehrere Scheunen, Die Ängst und der Schrecken der von voriger Nacht abgegrbeiteten Menschen war unbeschreiblich; doch auch diesmal bewährte sich unter Gottes Huͤlfe der Segen der Menschenkraͤfte. In unge— faͤhr acht Stunden war das Feuer geloͤscht, aber auch wieder 1 Haus, 5 Scheunen, 1 Heuhaus und Remise, 4 stark beschaͤdigte Gebäude ungerechnet, ein Schutthaufen. Noch während dieses zweiten Brandes traf Se. Koͤnig! Hoheit der Großherzog in unserer Mitte ein. Seine Anwesenheit erfuͤllte die Bewohner mit inniger Freude. Um die geängstigten Gemuͤther bei den umlaufenden Geruͤchten von Brandstiftungen zu beruhigen, lie⸗ ßen Se. Koͤnigl. Hoheit eine Abtheilung Dragoner hierher be— ordern.

Darmstadt, 3. Jan. Der an die Stelle des Freiherrn von Arens zum Kanzler der Landes-Universitaͤt ernannte Mini— sterial⸗Rath Dr. Linde ist gestern nach Wien abgereist.

Oesterreich.

Wien, 4. Jan. Der Koͤnigl. Bayerische Staats-Minister, Freiherr von Gise, ist aus Muͤnchen, der Koͤnigl. Wuͤrttember— gische Minister der auswaͤrtigen Angelegenheiten, General-Lieu— tenant Graf von Beroldingen, aus Stuttgart, und der Groß⸗ herzogl. Badische Staats Minister und Prasident des Staats“ Ministeriums, Freiherr von Reizenstein, aus Karlsruhe hier an— gekommen. ö

Prag, 9. Jan. Gewitter im Spaätherbste oder wohl gar in den Winter⸗-Monaten gehoren ohne Zweifel mit zu den seltenen Natur-Erscheinungen. Ein solches erfolgte in der Nacht vom 30. auf den 31. Dez. in einem bedeutenden Umkreise von Prag, welches von vielen Bewohnern Prags, namentlich aber auf der Koͤnigl. Sternwarte, vom Augenblicke des Entstehens bis zum Ende mit aller nur moͤglichen Aufmerksamkeit beobachtet wurde. Der schnelle Barometerfall von mehr als einer Linie in der ge— ringen Zwischenzeit von 7 bis 19 Uhr Abends des oben erwaͤhn⸗ ten Tages, verkuͤndigte einen nahe bevorstehenden Sturm, der auch schon um 11 Uhr plotzlich erfolgte, und mit geringen Unterbrechun⸗ gen bis 3 Uhr Morgens mit einer ungeme nen Heftigkeit anhielt. Die Luft war dabei schwuͤl (denn das Thermometer zeigte noch 6 Grade Reaumur), ungemein elektrisch, und schon vor Mit ternacht glich die ganze Atmosphäre einem heftig Wellen schla⸗ genden Feuer-Meere. Nach Mitternacht aber sah man deutlich

litze, die den ganzen sudlichen Himmel durchkreuzten, begleitet von heftigen Donnerschlägen. Bei jedem Schlage sah man be— deutende Bewegungen in den Wolken; es folgten Hagel und ein Gußregen, so daß das Orbrometer (Regenmesser) 2 Linien Wasser gab, worauf die Heftigkeit des Gewitters nachlicß, und um 125 uhr Morgens Prags Umgegend verließ. Dabei ver— dient bemerkt zu werden, daß das Thermometer zur Zeit, wo man keinen D*, mehr wahrnahm, 3 Grade mehr, also 9 Grade n Warme zeigte, ohne daß ein zweites Gewitter er— olgte.

Triest, 27. Dez. Hier erhob sich am zweiten Weihnachts— feiertage, den 2sz. Dez, gegen 1 Uhr Nachmittags plotzlich nach vorhergegangenem vollkommen ruhigem und heiterem Wetter ein

l

wuͤthender Nord⸗Mord⸗West⸗Sturm, welcher vier Stunden hin durch bis gegen 5 Uhr Abends unausgesetzt tobte, und unter den im hiesigen Hafen liegenden Kauffahrtei-Schiffen von allen Flaggen und den K. K. Kriegsschiffen eine unglaubliche Verwir— rung anrichtete, wobei jedoch letztere, namentlich die K. K. Kor— vette „Lipsia“ und die Bombarde „Constanza“, unversehrt blie, ben, und nur den Paket-Goeletten „Sphinx und „Vigilante“ ein Unfall begegnete, welcher jedoch ohne große Beschädigung ablief. Letztere, welche namlich einige Augenblicke vor dem Ausbruche des Unwetters von Venedig angekommen war, und kaum Zeit gehabt hatte, die Anker fallen zu lassen, wurde von einem Windstoß an die „Sphinx“ getrieben; beide Schiffe

wurden jedoch durch die raschen und geschickten Ma⸗ noͤvers der beiderseitigen Mannschaften schnell auseinan— der gebracht, so daß die Beschädigungen nur unbedeu—

tend waren und die „Vigilante“ schon am Neujahrstage ihre Fahrt nach Korfu und Patras als erstes Packetboot wird antre— ten koͤnnen, wohin, wie bekannt, von Anfang dieses Jahres an alle vierzehn Tage regelmäßig eine Dampf⸗-Packetfahrt von Ve— nedig aus stattfindet. Den Angaben uͤber den durch gedachten Sturm am (t. Dezember im Hafen von Triest angerichteten Schaden zufolge, welche von Seiten des dortigen unter dem Namen „K. K. DOesterreichische Lloyd“ bestehenden Marine— Auskuünfts-Bureau erhoben worden sind, gingen folgende Fahr— zeuge theils zu Grunde, theils wurden solche mehr oder minder schtwer beschaͤdigt. Ganz zu Grunde gingen 10 Trabaccoli, Pie— leghi und Brazzere, wovon sieben mit Holz und drei mit Ge— traide beladen waren. Zehn Schiffe büßten ihre Schaluppen ein; 'tz Schiffe wurden theils im Rumpfe, theils im Tauwerke mehr oder minder stark beschaͤdigt, worunter die K. K. Oester— reichischen Kausfahrer „léAmmirabile“, „Virtuoso“, „Pruden— tissimo“, „Rigenerato“, „Clementina“, „l'Angelo Gabriele“ „Conte Ortenburg“, „l Innocente““, „l'Antioco“, „Nardino“, „I Albula“, das Smyrnaer Packetboot „Rondinella“, das Tra— baccolo „Maria Luise“ ꝛc.; drei Griechische Schiffe, ein Eng— lisches, ein Hannoversches, ein Belgisches und ein Daͤnisches Schiff wurden ebenfalls stark beschaͤdigt.

Schweiz.

Seit einiger Zeit haben viele Jesuiten Freiburg verlassen. Alle Belgische Jesuiten, sowohl im Uechtlande, als in Wallis, sind nach ihrer Heimath berufen worden. Dadurch haben die Kloͤster oder Kollegien zu Sitten, Brieg und Freiburg mehrere ausgezeichnete Lehrer verloren. Selbst die Franzosen erhielten Befehl, nach Frankreich zuruͤckzukehren, wo sie oͤffentlich lehren, obgleich sie nicht gesetzlich als geistliche Corporation anerkannt sind. Auch mehrere der bedeutenderen Familien sind von Frei— burg abgereist, darunter die Herzogin von Blacas mit ihren Soͤhnen.

Spanien.

Madrid, 24. Dez. Die verwittwete Koͤnigin hat in die⸗ sen Tagen zwei Mal das Koͤnigl. Konservatoriüm der Musik mit Ihrer Gegenwart beehrt. Das letzte Mal wurde Sie von den Infanten Don Francisco de Paula und Don Sebastian, so wie von deren Gemahlinnen, begleitet. Die Schuͤler und Schuͤlerinnen des Konservatoriums trugen beide Mal die aus— gezeichnetsten Musikstücke aus beliebten Italiaäͤnischen Opern vor.

Der diesseitige Gesandte in Neapel, Don Jose Alvarez de Toledo, ist aller seiner Ehrenstellen entsetzt worden, weil er sich bisher geweigert hat, Donna Isabella II. als Königin anzu— erkennen.

Der Bischof von Tortosa, Don Victor Saez, der im Jahre 1823 das Amt eines Staats-Ministers bekleidete, ist von der verwittweten Königin wiederum an den Hof berufen worden.

Der General Martinez de San Martin ist an die Stelle des Grafen von Cuba zum General-Capitain von Valencia er— nannt worden.

Der fruͤher gegebenen Nachricht, daß der Direktor der Amortisations-Kasse Don Jose Fontagut Gargollo auch an die Stelle des Don Gaspar Nemisa zum Direktor des Koͤniglichen Schatzes ernannt worden sey, wird jetzt widersprochen, da beide Direktoren fortwaͤhrend in ihren respekriven Aemtern fungiren.

Unterm 1sten d. M. ist an die General⸗Capitaine der Pro— vinzen die Ministerial Verordnung ergangen, daß sie sich saͤmmt— liche Waffen, die nicht zum unmittelbaren Schutz der Einwoh— ner dienen, von denselben sollen abliefern lassen, um sie an einem sichern Orte aufzubewahren.

Der General-Capitain von Valencia berichtet, daß sich be— reits sehr viele Individuen bei ihm gestellt, die von der unter dieser Bedingung angebotenen Amnestie Gebrauch machen wol—

len. In Morella allein soll sich die Zahl derselben auf 200 belaufen.

Die Hof-Zeitung bringt zur oͤffentlichen Kenntniß, daß der Administrator der Zehnten in der Discese Cuenca, Don J. A. Atienza, 1900 Arroben Zwieback fuͤr das Heer dem Staate zum Geschenk gemacht, und daß die Koͤnigin diese patriotische Handlung mit vesonderer Huld anerkannt habe.

Unsere Zeitungen enthalten noch mehrere Details uͤber die (kuͤrzlich erwaͤhnte) Aussahrt der Königin nach Quitapesares. Der Muth und die Standhaftigkeit, welche die Königin bei der augenscheinlichen Gefahr bewiesen, worin sich dieselbe befand, als die vorgespannten Maulthiere auf dem mittlerweile gefallenen zollhohen Hagel ausgleiteten und den Wagen beinahe in einen Abgrund gefuͤhrt haͤtten, wenn er nicht durch einen zufallig im Wege stehenden Holzwagen aufgehalten worden waͤre, erregte die Bewunderung der Landleute, die sich um den Wagen der Koͤnigin versammelten und ihr ein lautes Vivat brachten,

Dem Vernehmen nach, waͤre der Insurgenten-Chef Villalobos mit drei anderen Anfuͤhrern in Villar de Ciervos, als er eben nach Portugal sich begeden und die Graͤnze uͤberschreiten wollte, gefangen genommen worden.

Von Valladolid ist ein Kavgllerie-Detaschement unter der Anfuͤhrung eines Sohnes des Generals Quesada zur Verfol— gung des Pfarrers Merino aufgebrochen, der sich, wie man vernommen hatte, mit 18 seiner Leute nach Portugal begeben wollte.

In Madrider Blattern liest man: „Von Zabza la Maysr (an der Portugiesischen Graͤnze) wird geschrieben, daß Dom Miguel Requisitlonen von Blei, Eisen, Arznei- und Le— bensmitteln fur sein Heer habe ergehen lassen, das gegenwartig nur noch aus 70060 Mann bestehen soll, die mit vielen Entbeh⸗ rungen zu kämpfen hätten, so daß Offiziere und Soldaten fort— wahrend desertirten. Was den Praͤtendenten betrifft, so erfah⸗ ren wir, daß er sich, aus Besorgniß vor einem Ueberfalle, mehr in das Innere von Portugal begeben hat. Bei ihm befinden sich einige Spanische Offiziere, 40 Portugiesische Reiter und der Ex-General Moreno.“

Am heiligen Dreikonigs-Tage werden hier in beiden Thea— tern Maskenballe stattfinden,

hale 266 Schreiben aus San Seba stian vom 38. Dez ent— . och folgende nähere Details uͤber das am »isten desselben Monats bei Guernicag vorgefallene Treffen: „In den letzten Tagen war eine aus 400 Mann von dein Regiment von Chin— chilla bestehende Kolonne der Koͤniglichen Truppen von Vilbao ausgeruͤckt, um sich nach Guernieg zu begeben. Diese Kolonne bemächtigte sich unterweges der Familie des Ins̃urgenten-Chefs Zabala, die aus einem Sohn und zwei Töchtern bestand, und bewahrte sie als Geiseln, in der Absicht, sie ge— gen Butron, Lapeira, Epalza und Andere, die auf der Ueberfahrt von Plencia nach Bilbao in Gefangenschaft gerathen waren, auszutauschen. Zabala zog sich an der Spitze von 600 Mann zuruck und gab bei'm Anruͤcken der Kolonne allmaͤlig seine Positionen auf; zu Guernice angelangt, entschloß er sich, von den großen Vortheilen, die dleser Punkt darbietet, Ge— brauch zu machen, stellte seine Truppen in der Hotel de las Juntas und auf den Balkonen rings umher, so wie in den be— nachbarten Gebaͤuden auf. Das Regiment von Chinchilla, bis

dahin an keinen Widerstand gewohnt, begann den Kampf mit großer Kuͤhnheit, obgleich es von Strapatzen ermat—

tet war, und obgleich ein anhaltender Regen ihre Gewehre fast unbrauchbar gemacht hatte. Die Insurgenten, in uͤber— legener Anzahl und gut gedeckt, begruͤßten sie mit einem Angriff, dessen sich die Christinos nicht versehen hatten. Der Baron del Solar de Espinosa, Oberst des Regiments von Chinchilla, ruͤckte mit einem Theil seiner Kolonne vor, stuͤrzte sich in die Straßen, und da er nicht mehr zuruͤckkonnte, um sich mit dem Gros der Kolonne, das er hinter sich gelassen hatte, zu vereinigen, so drang er immer weiter vorwaͤrts, ohne dem Kampfe gewachsen zu seyn. Er zog sich mit ungefahr 106 der Seinigen nach Bermes zurück, und am folgenden Tage um 5 Uhr Morgens erschten er in Bil⸗ bao, wo die groͤßte Bestuͤrzung herrschte, weil man daselbst in dem Glauben stand, daß die ubrigen Truppen verloren wä— ren. Aber dem war nicht so. Das Gros der Keloune hatte sich in einige Haͤuser auf Flintenschußweite von Gucrnieg zuruͤck⸗ gezogen, wo es sich behauptete, seinerseits ebenfalls der Meinung, daß die Avant-Garde gänzlich aufgerieben sen. Beide Theile blieben so die Nacht hindurch stehen, und am folgenden Morgen mit Tages⸗Anbruch räumte Zabala, obgleich er den Kampfplotz behauptet hatte, die Stad: Guernica und zog sich nach Arteaga ungefaͤhr eine Meile weiter auf der Straße nach Lequeitio zu— ruͤck. Die Kolonne von Chinchilla besetzte nun sogleich das Ho— tel de las Juntas. Die Einwohner von Guernica verließen, von Schrecken erfüllt, die Stadt, wo nur einige Weiber zuruͤck— blieben. Jeder fluͤchtete sich, wohin er konnte. Die Zahl der Todten beläuft sich von beiden Seiten auf 40 bis 50 Mann, aber die Zahl der Verwundeten und Gefangenen ist auf beiden Seiten sehr groß. Am Montage marschirten der Oberst Iri— arte und der Oberst des Regiments von Chinchilla mit Ho0 Mann nach Guernica. An demselben Tage langte der Ober. General Valdes mit 2500 Mann zu Durango an, und am sten passirte er Munisqueta auf dem Wege nach Guerniea. Zabala befand sich noch zu Arteaga, aber er war unwillig darüber, daß mehr als 500 der Seinigen in ihre Wohnungen zurückgekehrt waren, um das Weihnachtsfest zu feiern.“ ;

Vereinigte Staaten von Nord-Amerika.

Washington, 9. Dez. In der Sitzung des Senats am hten d. M. wurde der Jahres-Bericht des Schatzmeisters der Vereinigten Staaten und eine lange Auseinandersetzung von dem Secretair des Schatzamts in Bezug auf die Entfernung der Deposita aus der Bank der Vereinigten Staaten vorgelegt, wodurch jedoch kein neues Licht auf den letzteren Gegenstand ge⸗ worfen wurde, außer daß es darin hieß, der Secretagir besitze kraft der ihm übertragenen allgemeinen Gewalt, als Haupt des Schatz-Departements, auch die Befugniß, darauf zu sehen, daß die offentlichen Fonds sicher untergebracht würden, und das Ge⸗ setz, welches der Bank ihre Privilegien verleihe, habe ihm nur die fruͤher besessene Gewalt reservirt, ihm aber keine neue zuge⸗ theilt. Und er sagt ferner, daß die Verpflichtung, die Gruͤnde anzugeben, weshalb er die Deposita aus der Bank habe entneh⸗. men lassen, keine Beschraͤnkung seiner allgemeinen Gewalt sey, weil das Recht des Secretairs, den Depostten ihren Platz anzuweisen, nothwendigerweise stets der Konteolle des Kongkresses unterliegen muͤsse. Nach Verlesung dieses Berichts zeigte Herr Benton an, daß er die Absicht habe, einen Antrag auf Anen— dirung der Constitution mit Hinsicht auf die Prasidenten, Wahl einzubringen. Auch legte derselbe folgenden Antrag auf die Ta— fel des Hauses nieder: „Beschlossen, daß der Schatzamts-Se— cretair beauftragt werde, dem Senat 1) ein Berzeichniß der Geld⸗ Summen, die sich am Ende jedes Monats und jedes Jahres seit Errichtung der Bank der Vereinigten Staaten bis auf den gegenwaͤrtigen Augenblick in diesem Institut befanden, 2) die Durchschnitts-⸗Summe dieser Fonds für jedes Jahr, und 3) die Zurchschnitts-Summe derselben fuͤr die ganze Zeit vorzulegen.“

Die United States Gazette sagt, ein Zweig der Cen— tral-Bank zu Savannah sey plötzlich mit Ein forderungen zum Beiauf von 356,0 606 Pfund bestuͤrmt worden, habe aber augen— blicklich den ganzen Vetrag in baarem Gelde ausgezahlt.

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Berlin, 12. Januar. Des Köoͤnigs Majestaͤt haben zum Neubau des Predigerhauses in Reinsdorf Regierunas- Be zirts Merseburg) ein Gnadengeschenk von 12 Nthlt; zu bewil⸗ ligen geruhet. Desgleichen haben des Köntgs Mae tät der Gemeinde zu Vesser (Regierungs-Bezerks Erfurt! zum Neu bau ihres Schulhauses ein Gnadengeschenk von 70 Rihlr, sowie der evangelischen Gemeinde zu Holtbach besselben Regierungs⸗— Bezirks, zur Anschaffung einer klemen Org'l für ihre Kirche ein Geschenk von 56 Rihlr. zu bewilligen geruhet.

Der in Er furt bestehende Frauen Verem hat aus der Ver⸗ loosung seiner schoͤnen Handarbeiten einen Ertrag von mehr als zu Rihir. gewonnen und diesen zu einer Weihnachts- Sende far die Armen der Stadt verwendek, indem davon theils Winter— bekleidung fuͤr die Armen angeschafft, theils besahrte uns kranke Nothleidende unterstuͤtzt werden sind. Der Verein, an welchem einige 30 Frauen aus den hoheren Standen Theil nehmen, ge— reicht der Stadt überhaupt zur Zierde. In Sommer monat— lich, im Winter wöchentlich versammeln sich diese Frauen, um

emeinschaftlich fuͤr die Armen zu wirken und an arbeitsfahrse Frme Arbeit auszutheilen, zu welchem Ende eine Nähe Schule für arme Madchen mit ihm verbunden ist.

Aus dem Ober-Bergischen meldet man Folgendes: „Auch bei uns hat sich unter der Leitung des Professors Kauf⸗ mann zu Bonn ein landwirthschaftlicher und industrieller Verein fuͤr die Kreise Wipperfuͤrth, Gummersbach und Waldbröl gebil⸗ det. Die erste Versammlung fand am 3. Janüar zu Gum mers.

bach unter dem Vorsitze des erwähnten atadsmechen eh rer?

n lan d.

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